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Stelzbockausgabe 16

Date post: 18-Mar-2016
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Stelzbockausgabe 16
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16. Ausgabe Magazin der United Supporters Luzern 22. Mai 2011 Der heutige Tag ist für den FC Luzern und seine Fans ein spezieller. Einerseits braucht unsere Mannschaft heute unbedingt drei Punkte, um die Chance auf die Europa League zu bewah- ren. Andererseits ist es das letzte Heimspiel vor dem Umzug ins neue Stadion. Dieses wird uns Fans viele neue Möglichkeiten der Blockgestal- tung bieten, aber auch die negativen Aspekte des kommerziellen Fussballsgeschäfts mit sich bringen: Verkauf des Stadionnamens, Cash Card, eine optische und akustische Werbeflut, etc. Auch deswegen werden wir versuchen un- sere neue Heimkurve so zu gestalten, dass wir mit lautem Support und einer blau-weissen Fanwand unsere Mannschaft anfeuern können und genügend Freiräume für unsere Fankultur bewahren können. Heute muss jeder Fan aber zuerst im Gersag nochmals alles geben, damit wir nächste Saison auch auf europäischer Ebene wieder mit unserem Verein angreifen können. Jetzt heisst es nochmals zwei Spiele singen, schreien, Fahnen schwingen und am Ende hoffentlich zwei Mal als Sieger vom Platz gehen. Noch zweimal alles ge ben! «neuen Allmend» Alles zur ab Seite 8
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Page 1: Stelzbockausgabe 16

16. Ausgabe Magazin der United Supporters Luzern 22. Mai 2011

Der heutige Tag ist für den FC Luzern und seine Fans ein spezieller. Einerseits braucht unsere Mannschaft heute unbedingt drei Punkte, um die Chance auf die Europa League zu bewah-ren. Andererseits ist es das letzte Heimspiel vor dem Umzug ins neue Stadion. Dieses wird uns Fans viele neue Möglichkeiten der Blockgestal-tung bieten, aber auch die negativen Aspekte des kommerziellen Fussballsgeschäfts mit sich bringen: Verkauf des Stadionnamens, Cash Card, eine optische und akustische Werbeflut, etc. Auch deswegen werden wir versuchen un-

sere neue Heimkurve so zu gestalten, dass wir mit lautem Support und einer blau-weissen Fanwand unsere Mannschaft anfeuern können und genügend Freiräume für unsere Fankultur bewahren können. Heute muss jeder Fan aber zuerst im Gersag nochmals alles geben, damit wir nächste Saison auch auf europäischer Ebene wieder mit unserem Verein angreifen können. Jetzt heisst es nochmals zwei Spiele singen, schreien, Fahnen schwingen und am Ende hoffentlich zwei Mal als Sieger vom Platz gehen.

Noch zweimal alles geben!

«neuen Allmend»Alles zur ab Seite 8

Page 2: Stelzbockausgabe 16

2 Impressum

ImpressumHerausgeberUnited Supporters LuzernOnline: www.us-luzern.ch

BildnachweisMit freundlicher Genehmigung abgedruckt von:footballislife.ch.vuamade.chfcl.fan-fotos.ch

DruckAuchli DruckRomantica6106 WerthensteinTel: 041 490 20 [email protected]

KontaktWir freuen uns über jedes Feedback! Mit einem E-Mail an unsere [email protected] oder in unserem Fanlokal «Zone 5» am Bundesplatz kannst du mit uns Kontakt aufnehmen.

SpendenDas Magazin wird in ehrenamt-licher Arbeit produziert und kostenlos verteilt. Beiträge zur Deckung unserer Aufwendun-gen sind jederzeit herzlich willkommen.Spenden nehmen wir gerne per Überweisung mit Stichwort «Stelzbock» anUnited Supporters 6000 Luzern, Raiffeisenbank Region Stans, Kontonummer 94453.59, Clearing 81223, Postkonto 60-7178-4, IBAN CH61 8122 3000 0094 4535 9 entgegen.

Eindrücke zum Saisonende

In St. Gallen: Trotz strömendem Regen Feuer und Flamme für Luzern.

Luzern zu Gast im Letzigrund bei GC.

Ianu und Yakin auf Bärenjagd in Bern.

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3Inhaltsverzeichnis

Editorial

Liebe FCL-Fans,

Mit der heutigen Partie endet das zweijährige Gastspiel des FCL in Em-menbrücke. Es war eine aufregende und meistens erfolgreiche Zeit für un-sere Mannschaft und unsere Kurve. Es gab grosse Siege, wunderbare Cho-reos und einige skurrile Geschichten. Wir wollen in der heutigen Ausgabe einen Blick zurück auf diese Zeit, vor allem aber auch einen Blick nach vorne, zu unserem neuen Stadion in der Allmend werfen. Teilweise ganz ernst, teilweise mit einer Prise Ironie.

Dies tun wir mit zwei vielversprechen-den Neuzugängen in der Stelzbock-Redaktion, die wir ablösefrei für unser Heft verpflichten konnten. Herzlich willkommen in Team, Jungs.

Für uns Fans heisst es in den letzten zwei Saisonspielen nochmals alles ge-ben für die mögliche Europa-League Qualifikation. Wir wollen uns heute zudem würdig aus dem Gersag verab-schieden und müssen darum noch-mals voll aufdrehen und unsere Mannschaft nach vorne treiben.

Die heutige Partie ist auch das letzte Heimspiel für João Paiva. Ohne seine Tore hätten wir vor zwei Jahren den Klassenerhalt wohl nicht geschafft. Im Namen der USL danken wir dem por-tugiesischen Goalgetter für seinen Einsatz für unseren Verein und wün-schen ihm alles Gute für die Zukunft. Obrigado, João!

Ebenso geht unser Dank an Rolf Frin-ger und Petar Aleksandrov, Elsad Zverotic und, falls sein Vertrag tatsäch-lich nicht verlängert wird, an Christo-phe Lambert.

Und nun wünsche ich euch viel Spass beim Lesen.

René SchwarzentruberPräsident USL

Ob zu Hause oder auswärts: Wenn der FCL-Fan das Stadion betritt steht dort bereits seit vielen Jahren Betreuer Heinz in seiner gelben Weste. Wr haben zum Interview geladen und berichten auf den Seiten 18–21.

Im Interview: «Cordon-Bleu-Heinz»

Cash Card

Allmend für immer

Im neuen Stadion kann nur noch bargeldos mit der Cash Card an den Verpflegungs-ständen eingekauft werden. Einen satirischen Beitrag zur neuen Bezahlkarte gibt es auf den Seiten 12 und 13.

Goodbye Gersag

Nach dem Verkauf der Na-mensrechte spielt der FC Luzern zukünftig in der Swissporarena. Warum aber weiterhin von der Allmend gesprochen werden soll erfahrt ihr auf den Seiten 8–10.

Nach zwei Jahren im Emmen-brücker Exil kehrt der FCL nach Luzern-City zurück Ein Rückblick auf die besten Momente im Gersag bringen wir auf den Seiten 4–7.

Capos Wort: Der Grappa-Capo tritt ab, Seite 14

Stadionfresko: Werde ein Teil des neuen Stadions, Seite 11

Klartext am Donnschtig: «(k)ein Spielball» Seiten 16 u. 17

Oldschool mit Maré: Der Flaschenwurf ’89, Seite 15

Postkarte aus Como: Auswärts in Salerno, Seite 22

Zone 5 und USL-News, Seiten 23 u. 24

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4 Gersag-Rückblick

Tag 1 nach Allmend

Am 26. Juli 2009 trat der FC Luzern zum ers-ten Mal im Exil-Stadion an und gewann das Spiel gegen die Grasshoppers vor 7’145 Zu-schauern mit 2:1. Erst in der letzten Spielmi-nute gelang es Renggli per Fou-lelfmeter den entscheidenden Treffer zu erzielen. Ein Sieg der allerdings von einer groben Un-sportlichkeit überschattet wurde... Zum Ereignisablauf: Um 14.30 Uhr öffnen sich die Tore zum Stadioninnern. Noch ahnt niemand etwas von der sich an-bahnenden Katastrophe. Gleich-zeitig werden an den Verpfle-gungsständen bereits die ersten Getränke ausgeschenkt. Wo-möglich ist der Täter bereits vor Spielbeginn im Besitz der Tatwaffe, einem Plastikbecher. Als Vallori in der 81. Minute den Ausgleich für die Zürcher erzielt überstürzen sich die Ereig-nisse: Nach einem Angriff der Hoppers über die Hüetli-Club-Seite (!) hat es der Täter auf GC-Debütant Enzo Ruiz abgesehen. Aus dem Hinterhalt wirft er präzise einen halbvollen Plastikbecher auf den Uru und trifft diesem wuchtig am Kopf. Ruiz fällt augenblicklich zu Boden. Die Szene erinnert an einen blutigen

Bud Spencer & Terence Hill Film. (Genauso filmreif waren übrigens auch die diversen Nachahmer-Videos, welche in den Folgewo-chen auf Youtube hochgeladen wurden) Der Zürcher muss anschliessend vom Platz getra-

gen werden. GC-Trainer Sforza legt umge-hend Protest ein. Dieser wird vom Verband später aber unglaublicherweise nicht gutge-heissen. Der Schütze muss seinen Angriff von langer Hand geplant und den Wurf zuhause perfektioniert haben. Ein unglücklicher Start für die SicherheitsverantwortlichenFür weiteren Gesprächsstoff sorgten die Git-ter zur Sektorenbegrenzung. Die Fans im Gäs-tebereich erkletterten während des Spiels die Zäune, woraufhin sich der FCL nachträglich

Ein Stück FCL-Geschichte

Enzo Ruiz vom Bierbe­cher nieder­gestreckt.

Zum letzten Heimspiel im Exil bringen wir eine Zusammenfasung der besten Gersag­Momente. Ironie nicht ausgeschlossen.

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überlegte jene, entgegen der Reglemente der Liga, mit Stacheldraht abzuschirmen. Der Ver-ein entschied sich nach Kritik schlussendlich die Zäune lediglich zu erhöhen.Das erste Spiel blieb glücklicherweise eine Ausnahme an Gewaltexzessen. Die Zeit in Emmenbrücke verlief insgesamt, innerhalb und auch ausserhalb des Stadions, ruhig. Wohl auch deshalb, weil selbst am Mitt-wochsspiel gegen den FC Thun ein Wasser-werfer bereitstand...

«Hügeli»

Bereits nach den ersten beiden Heimspielen wurde die Wiese neben dem Mooshüsliwald von nicht wenigen liebevoll mit «Hügeli» be-zeichnet. Es lud auch diejenigen ein das Spiel-geschehen live mitzuverfolgen, die sich kein Ticket mehr ergattern konnten oder deren Sonntagsspaziergang zufällig am Stadion vor-beiführte. Gegen die Young Boys versperrte

zuerst ein Provisorium und einige Spiele spä-ter riesige Fahnen des neuen Stadion-Spon-sors die Sicht aufs Spielfeld. Für diese Mass-nahme waren natürlich «Ordnungs- und Si-cherheitsgründe» verantwortlich und keine Trotz-Reaktion des FCL aus Missgunst gegen-

über der nicht zahlenden Kundschaft, wie man meinen könnte.Von noch kürzerer Dauer (nämlich einmalig) war das fürs Public-Viewing errichtete Zelt un-mittelbar neben dem Restaurant «s’Rossmoos». Die Verantwortlichen rechne-ten für das YB-Spiel mit einem Zuschaueran-sturm, welcher das Fassungsvermögen des Stadions sprengen würde.Gerade der Gästesektor war damals für Liga-Verhältnisse zu klein. So wurde er im Hinblick auf das Basel-Heimspiel von 410 auf 640 Plätze ausgebaut. Im gleichen Schritt wurden auch im Heimsektor weitere 270 Plätze zur Verfügung gestellt, womit das Stadion Ger-sag neu eine Kapazität von 8’700 Zuschauern erhielt; rechtzeitig zum dramatischsten und torreichsten Spiel in der Ära Gersag!

Tore für 3 Spiele

Vor der Begegnung herrschten wohl in bei-den Fan-Kreisen ähnliche Erwartungen ge-genüber der bevorstehenden Partie. Als FCL-Anhänger geht man generell mit gewissen Sorgen an Spiele, an denen der Gegner FC Basel heisst. Und nachdem letzterer nach sie-ben Minuten bereits das zweite Mal in Füh-rung lag wurde diese ungute Gefühl weiter bestärkt. Auch auf den erneuten Ausgleich von Renggli antwortete der FC Basel mit dem dritten Führungstreffer. Nach 79 Minuten stand es deshalb 3:2 gegen Luzern. Und ob-wohl der bisherige Spielverlauf zu hoffen liess, glaubte niemand mehr ernsthaft an ei-nen Ausgleich oder gar die Wende. Genau in der Phase als der Stimmungspegel des Heim-publikums Richtung Ernüchterung zeigte, brachten Yakin und Ianu mit ihren beiden Treffern Luzern erstmals in Führung. Auf den Rängen gab es kein Halten mehr und der Tor-jubel war wohl noch ins tiefste Entlebuch hör-bar. Der Luzerner Anhang lag sich in den Ar-men und einige wohl sogar dann noch, als

Gersag-Rückblick

Freie Sicht aufs Spielfeld vom «Hügeli» neben dem Stadion.

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6 Gersag-Rückblick

Intensive Gartenarbeit

Obwohl das Stadion Gersag während zweier Jahren Heimstätte des FC Luzerns war, stand die Allmend-Baustelle stets im Fokus aller In-teressierten. So traf die Vereinsführung, die für viele Fans unpopuläre Entscheidung im neuen Stadion auf Kunstrasen zu spielen. Ob der Gersag-Rasen, welcher jeweils mit gröss-ter Anstrengung von «katastrophal» zu «ka-tastrophal, aber bespielbar» präpariert wurde, Einfluss auf die vorläufige Wahl hatte, wurde allerdings nie bekannt. Die Wetterbedingun-gen zu Beginn der Rückrunde 2010 kamen dem sonst schon lädierten Grün auch nicht wirklich entgegen. Um den Rückrundenstart nicht zu verzögern musste das Spielfeld vom Schnee befreit werden und ein tarnfarbener Acker als Unterlage dienen.

Hinausgezögert hatte sich allerdings der Spielbeginn beim Spiel gegen den FC Basel.

Weil die Partie aufgrund der Programmge-staltung des Schweizer Fernsehens zu ei-ner ungewohn- ten und unfreundlichen

Zeit (12.45 Uhr) angesetzt wurde, damit Fussball und

Ten- nis nicht miteinan-der kollidierten, protes-

tierten die Basler Fans mit Hunderten

aufs Feld geworfenen Tennisbällen. Die meis-

ten Zuschauer amüsier-ten sich ab dem Treiben auf und ne-

ben dem Platz und nach einigen Mi-nuten wurde dann auch diese Partie angepfiffen.

Alex Frei mit dem 4:4 das Freudenfest zu zer-stören schien. In der Nachspielzeit wagte es Streller gar noch den entscheidenden 5:4-Sie-gestreffer für den FC Basel zu erzielen. Selten waren Frust und Freude so nahe bei einander.

Schlechtes Pflaster

Ähnlich torreich waren die beiden Partien ge-gen die Aarauer Adler. Keine Mannschaft sah in Emmenbrücke schlechter aus als sie. Mit 6:0 und 4:0 wurden Benito & Co. regelrecht zurück ins Rüebliland geschossen. Böse Zun-gen behaupten noch immer, dass der steile Fall des FC Aarau auf die Partien im Gersag zurückzuführen sei. Doch auch in den meis-ten anderen Exil-Spielen hagelte es Tore. Ge-nauer: 126 in nur 36 Pflichtspielen (79:47). Ein überdurchschnittlicher Wert für die An-zahl Tore pro Partie, sogar für Schweizer Ver-hältnisse. Gewinnt Luzern die heutige Partie gegen Zürich wäre dies der 21. Sieg (6 Remis, 10 Niederlagen). Eine durchaus positive Heimbilanz die massgeblich am Wintermeister-Titel beteiligt war und im neuen Stadion hoffentlich noch besser aussieht.

Product Placement

Weniger spektakulär, aber dennoch für Aufmerksamkeit sorgte Dave Zi-bung im Spiel gegen den FC St. Gal-len. Stolz präsentierte er bereits im Frühling 2010 den heimischen Fans den neuen Hauptsponsor für die Saison 2011/2012. Ihm sei ver-ziehen, dass er den Zuschau-ern im Eifer des Gefechts den falschen Finger entge-genstreckte und die Medien mit einem Mini-Skandal versorgte.

Zibungs Finger zeigt den Weg.

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7Gersag-Rückblick

Zahlen und Fakten der Ära Gersag

(ohne das heutige Spiel gegen den FCZ)

• 36 Spiele• 126 Tore (79:47)• 3.50 Tore/Spiel• 276’843 Zuschauer• 89.3% Auslastung• Der höchste Sieg: 6:0 gegen Aarau• Die meisten Tore: 4:5 gegen Basel

Europapokal

Im Gersag gar nicht stattfinden konnte hinge-gen das Europapokal-Heimspiel gegen den FC Utrecht. Es genügte den internationalen Standards leider nicht. Leider auch deswegen, weil die grandiose Stimmung im entscheiden-den letzten Heimspiel gegen YB (5:1) und das Auswärtsspiel in Holland einiges hätten er-warten lassen. Eine interessante und unvergessliche Zeit en-det heute. Hoffentlich mit einer erneuten Eu-ropacup-Qualifikation. Zwar können sich Zu-schauer und Spieler über die moderne Arena in Luzern freuen, allerdings werden sie sich wohl nie wieder so nahe wie im Gersag sein. In keinem Schweizer Stadion konnte man das Geschehen in den letzten bei-den Spielzeiten näher mitver-folgen. Wo andernorts Leicht-athletikbahnen den Zuschauer vom Spielfeld trennen setzte man im Gersag auf ein (an ei-nigen Stellen sehr) weitma-schiges Netz. Wir sagen Danke und verabschieden uns vor einem ehrlichen und schlichten Fussballsta-dion!

Basler Protestaktion mit Tennisbällen gegen den frühen Spielanpfiff.

Auch die Europa­League­Quali wurde im Gersag erreicht.

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8 «Allmend für immer»

«Allmend» vs. «Swissporarena»

Nach dem Verkauf des Stadion­namens spielt der FC Luzern für mindestens zehn Jahre in der Swissporarena. Es gibt aber gute Gründe, weiterhin von der Allmend zu sprechen.

Nach 75 Jahren in der altehrwürdigen Allmend und zwei Jahre Gastspiel im Gersag, wird der FC Luzern auf die kommende Saison hin nun seine neue Heimat beziehen. Und obwohl der Neubau an der exakt gleichen Stelle stehen wird wie die alte Kultstätte, hat der Name All-mend (vorerst) ausgedient. Neu wird der FCL nicht mal mehr in einem Stadion, sondern in einer Arena auflaufen: In der Swissporarena. Denn auch in Luzern hat die Kommerzialisie-rung mit allen ihren hässlichen Seiten Einzug gehalten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Natürlich bedeutet die eine Million Franken, die der Namensverkauf des Stadions dem FCL jede Saison über zehn Jahre hinweg in die Ta-sche spült, einen beträchtlichen Anteil am Ge-samtbudget des Vereins. Und natürlich gibt es mittlerweile weit schlimmere Arten des Spon-sorings, die ein Fussballfan heute zu erleiden hat (von Werbedurchsagen bei Eckbällen bis

zum Verkauf des Vereinsnamens). Und den-noch geht mit dem Verlust des Stadionnamens Allmend auch ein Stück Tradition verloren.

Einige Fans würden an dieser Stelle einwen-den, dass die alte Allmend, die Allmend mit der „Meischter-Scheffi“ und der Stehrampe auf der Gegengerade, die Allmend mit all ihren Fussballschlachten und Feierstunden nun oh-nehin Geschichte sei. Dass der Neubau mit sei-nen VIP-Logen und Cash Card-Bezahlsystem nichts mehr mit der Tradition des alten Stadi-ons zu tun hat und der Name Allmend nur der mittlerweile abgerissenen Heimstätte des FC Luzern gelten soll. Diese Argumente haben durchaus ihre Richtigkeit. Doch bedeutet die Erhaltung des Namens Allmend auch gerade die Erhaltung der Tradition und der Geschichte des alten Luzerner Stadions.

Fan-Proteste gegen Namensverkauf

Bereits früh war klar, dass der FCL dem Beispiel von St. Gallen folgen und den Namen des neuen Stadions verscherbeln würde. Am 14. Dezember 2008 meldeten sich deswegen be-reits die Luzerner Fans zu Wort und taten per

Fan­Protest der Luzerner gegen den Verkauf des Stadionnamens.

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9«Allmend für immer»

Spruchband ihre Meinung kund (Allmend: Tra-ditionen sind wichtiger als alles Geld der Welt). Und sogar die Basler Kurve zeigte sich per Spruchband bei ihrem ersten Gastspiel im Ger-sag solidarisch (Dr Name verkauft - d`Allmänd begrabe, ihr diend nur em Fuessball schade). Dass diese Unmutsbekundungen den Namen Allmend nicht erhalten konnten war indes klar. Nun spielt der FCL zukünftig also in einer Arena, die nach einem Dämmstoff-Hersteller benannt ist. Doch unterscheidet sich die Ge-schichte hinter dem Namen Swissporarena doch zentral zu anderen Namenverkäufen, beispielsweise in Deutschland, wo der Stadion-name bei vielen Vereinen alle paar Jahre neu an die meistbietende Firma verhökert wird. So hiess das Hamburger Volksparkstadion ab Juni 2001 zuerst AOL Arena, dann HSH Nordbank Arena und mittlerweile spielt der HSV in der Imtech Arena. In Frankfurt ist der Name sogar soweit Programm, dass die Fans seit 2005 in die Commerzbank-Arena pilgern müssen um die SG Eintracht spielen zu sehen. In der Schweiz hatte in den obersten beiden Spiel-klassen bisher erst St. Gallen die Namensrechte verkauft und spielt seit 2008 in der AFG Arena. Im Vergleich zu Luzern steht dort das neue Sta-dion aber nicht an der gleichen Stelle wie das ruhmreiche Espenmoos. Zwar ohne Firmenna-men, aber dennoch dem seit dem Wunder von Bern 1954 europaweit bekannten Namen Wankdorf entrissen, steht das Stade de Suisse in der Landeshauptstadt. In Basel, Genf, Zürich und Neuenburg wurden die Namensrechte der Neubauten ebenso wenig an Sponsoren ver-

kauft wie beim FC Thun, der nächste Saison ebenfalls in ein neues Stadion einziehen wird.

Der Mann hinter Swisspor

In Luzern steht hinter dem Namen Swisspor-Arena zumindest ein Mann, dessen jahrelange Verbundenheit mit dem FCL hinreichend be-kannt ist. Bernhard Alpstäg gründete vor bald vierzig Jahren in Steinhausen seine erste Fabrik, heute ist das Unternehmen europaweiter Branchenleader. Als langjähriger Geschäfts-partner von FCL-Präsident Walter Stierli ent-stand vor allem durch die Fussballbegeisterung

seiner Tochter das Interesse Alpstägs für den Leuchtenstädter Fussballclub. (Eine ausführli-che Story über Alpstäg und die Swissporarena gibt es in Ausgabe 22 des Fussballmagazins ZWÖLF.) Walter Stierli erkannte die Chance auf einen hohen Geldsegen und konnte seinem Freund Alpstäg den Einstieg in den Luzerner Fussballclub schmackhaft machen. Es gäbe aus Fansicht sicherlich schlimmere Varianten. Man

Auch die Basler Anhänger zeigten ihren Widerstand gegen den Kommerz.

Bernhard Alpstäg, Inhaber Swisspor.

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10 «Allmend für immer»

stelle sich nur vor Stierli wäre mit dem im Kan-ton Zug wohnenden Daniel Vasella befreundet und wir würden ab nächster Saison in der No-vartis-Arena spielen.

Nennt es weiterhin «Allmend»!

Dass Fussballstadien besonders im deutschsprachigen Raum auf dem Papier zunehmend ih-ren ursprünglichen Namen be-raubt werden ist die eine Seite. Die viel schlimmere ist aber, dass in einigen Städten die neuen Namen in den Alltagssprachgebrauch der unkritischen Stadiongänger Einzug gehalten haben. So hört man beispielsweise in München be-reits Menschen in die „Double-A“ gehen, wenn sie ein Spiel in der Allianz-Arena be-suchen. Die Umbenennung eines Stadions, besonders wenn es eine solange Ge-

schichte und so viel Tradition besitzt wie die Allmend, ist im Grundbuch verkraftbar. Dass heisst aber noch lange nicht, dass dies auch in der Alltagssprache stattfinden soll. Es soll deshalb weiterhin von der All-mend die Rede sein und nicht von einer

Arena, die in zehn Jahren eventuell bereits einen neuen Namen trägt. Denn schliesslich steht das Sta-dion immer noch auf dem Gebiet der Luzerner All-

mend.

Wenn ihr also ab nächster Sai-son gefragt werdet, was ihr am

Wochenende so macht, dann antwor-tet, ihr geht «zum Fussball», «in die neue Allmend», «ans FCL-Spiel», «ins Stadion», aber sagt bitte nicht, ihr geht «in die Swissporarena». Denn an diesem Ort steht in unseren Herzen für immer die Allmend.

Basel St. Jakob ab 22.25Sursee an 23.10Luzern an 23.29

Alli Uf Basel!– Basel den Meistertitel versauen –

Mittwoch, 25. Mai 2011

FC Basel – FC Luzern

Luzern ab 17.41Sursee ab 17.59Basel St. Jakob an 18.56

Extrazug Abfahrtszeiten:

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11Stadion-Graffiti

Stadion-Fresko: Werde ein Teil des neuen Stadions!

Verewige Dich auf dem überdimen­sionalen Stadion­Fresko der United Supporters Luzern. Mit 100 Franken bist Du dabei.

Als sichtbares Zeichen unserer Fankultur ge-stalten die USL im Innenraum des neuen Sta-dions die hintere Wand der gesamten Nord-kurve. Auf einem überdimensionalen Sta-dion-Fresko, das sich von Block B1 bis Block B4 erstreckt, wird die Geschichte des

FC Luzern und unserer Fanszene dargestellt.

Auch Du kannst ein Teil dieses riesigen Graffitis werden!

Wer die Aktion mit einer Spende von 100 Franken unterstützt, wird mit seinem Namen für immer ein Teil des neuen Stadions wer-den. Besonders attraktiv: Vor- und Nachna-men aller Spender werden in edle Metall-schilder eingraviert, welche ins Stadion-Wandbild integriert werden.

Mehr Infos über die Aktion, sowie die Bestellmöglichkeit für Dein per-sönliches Namensschild findest Du auf

www.us-luzern.ch

Hinter der neuen Heimkurve wird das Stadion­Graffiti platziert.

Basel St. Jakob ab 22.25Sursee an 23.10Luzern an 23.29

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12 Cash Card

Die Cash Card bringt NUR Vorteile und zwar für ALLE. Alles andere ist billige Polemik!

Nachdem es der sandige Allmend-Boden dem FC Luzern leider verun-möglicht hat, einen Plastikrasen in die neue Swissporarena einzubauen, gelingt es dem FCL nun umso ein-drucksvoller, mit der Einführung von Plastikgeld europaweit Massstäbe in Sachen Modernität, Professionalität und Fanfreundlichkeit zu setzen.

Die Migros-Cash Card muss europaweit – nein: weltweit! – als einzigartig angesehen werden, weil ihrem Konzept nicht wirt-schaftliche Interessen zugrunde liegen, son-dern einzig der Wunsch des FCL-Verwal-tungsrats, den Fans etwas Gutes zu tun.

Vorbei sind die Zeiten, als man als FCL-Fan vor den Verpflegungsständen (neu: Foodboxen!) in kilometerlangen Staus feststeckte, das halbe Spiel verpasste und sich beim Bezahlen grün und blau ärgerte, dass das flink gezapfte Bier schal und die in Sekundenbruchteilen be-reitgestellte Wurst kalt wurde, weil es der gichtgeplagten Kassendame wieder einmal partout nicht gelingen wollte, das Rückgeld aus dem selbstgehäkelten Portemonnaie zu klauben. Völlig zu Recht jubiliert VFFC-Präsi-dent Stefan Wermelinger im Blick: „Endlich nicht mehr anstehen, das ist doch super!“

Nicht genug loben kann man die Tatsache, dass FCL und Migros keine Mühen gescheut

haben, Kinderkrankheiten, die bargeldlose Bezahlsysteme in anderen europäischen Sta-dien noch teilweise aufweisen, mit konse-quentem Blick auf die Bedürfnisse der Fans auszumerzen. Während andernorts den Fans die Auszahlung der Kartenrestbeträge unnö-tig schwer gemacht wird, indem die Rückver-wandlung von virtuellem Kartengeld in reale Scheine im Stadion nur an wenigen Orten unter Inkaufnahme langer Wartezeiten mög-lich ist, wird es diesen Ärger in Luzern nicht geben: Denn den Catering-Verantwortlichen gelang es auf wegweisende Art, unkompli-zierten Pragmatismus mit dem selbstlosen Dienst am Kunden zu verbinden. Sie entschie-den kühn, dass die Auszahlung von Restbe-trägen in Luzern grundsätzlich nicht möglich sein wird. Keine Auszahlung von Restbeträ-gen = keine lästigen Wartezeiten. Eine simple aber wahrhaft geniale Gleichung!

Und überhaupt: Restbeträge wird es auf der Migros-Cash Card sowieso kaum geben. Da-für wurde mit einer fairen und fanfreundli-chen Preisgestaltung gesorgt. Da man auf die Cash Card nur jeweils 10 Franken oder

Kartenglück für FCL-Fans

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13Cash Card

ein Mehrfaches davon laden kann, und das Bier neu Fr. 5.50 kosten wird, hat man be-reits nach der Konsumation von zwanzig Bie-ren (Kostenpunkt: lächerliche 110 Franken) sein Kartenguthaben erstmals voll ausge-schöpft. Nur unwesentlich komplizierter wird der Fall, wenn man zum Bier auch noch etwas essen will. Laut Ernst Bischofsberger, Mathematikprofessor an der ETH Zürich, wird man in diesem Fall mindestens 440 Franken auf die Cash Card laden müssen, um nach der Konsumation von 35 Bieren à Fr. 5.50, 20 Bratwürsten à Fr. 6.50, 16 Schüb-lig à Fr. 7.00 und einem Hotdog à Fr. 5.50 sein Guthaben zum ersten möglichen Mal restlos aufbrauchen zu können.

Hell begeistert von der Cash Card zeigt sich auch Beat Hensler. Vor allem die Tatsache, dass man sich die Pre-Paid-Karte in einer Migros-Filiale aufladen muss, wenn man im Stadion lange Wartezeiten vermeiden will, freut den obersten Luzerner Polizisten: „Mir ist es lieber, wenn sich die FCL-Fans

vor dem Match in einer Migros aufhalten, als wenn sie sich mit anderen Chaoten auf der Strasse die Köpfe einschlagen!“

Einen weiteren Vorteil, dem in der bisheri-gen Diskussion bedauerlicherweise viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde, strich FCL-CEO Thomas Schönberger an einer in-ternen Aussprache mit FCL-Fans heraus: „Die Cash Card hat auch hygienische Vor-teile. Man denke nur an die Schweineg-rippe!“ Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man sich als FCL-Fan auch während der nächsten Pandemie, die bestimmt wie-der zehntausende unschuldige Menschen-leben dahinraffen wird, beruhigt ins Sta-dion begeben darf. Ab der Saison 2012/13 sollen die Kosten für die Cash Card denn auch von der Krankenkasse übernommen werden.

Einziger Wehrmutstropfen in dieser einzig-artigen Erfolgsgeschichte: Die Auswärts-fans können nur beschränkt von den un-zähligen Vorteilen dieser phänomenalen Karte profitieren, weil das rückständige Bargeld unbegreiflicherweise nicht voll-ständig aus dem Auswärtssektor verbannt werden konnte. Als Entschädigung für diese Ungerechtigkeit dürfen sich Aus-wärtsfans dafür über Eintrittskarten zum sensationellen Schnäppchenpreis von 33 Franken freuen.

So sieht die neue Cash Card aus.

Die Innenansicht der neuen Allmend.

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14 Capos Wort

Mit dem heutigen Heimspiel und dem Saisonabschluss in Basel nächste Woche geht eine Ära zu Ende. Zum letzten Mal wird in diesen Spielen der Mann als Capo für die Kurve agieren, ohne den es die Luzerner Fanszene in ihrer heuti­gen Form wahrscheinlich nicht geben würde.

Nach fast einem Jahrzehnt gibt René das Mega-phon endgültig an seinen Nachfolger weiter und tritt als dienstältester Capo in Luzern ab. Zeit für eine kurze Würdigung.

René ist zweifellos das, was man im positiven Sinne als fanatisch bezeichnen kann. Unermüd-lich trieb er jahrelang die Luzerner Fankurve mit dem Megaphon in der Hand an, versuchte auch in den aussichtlosesten Momenten den Glauben an den Sieg unserer Mannschaft zu bewahren. Er motivierte und dirigierte den Luzerner Anhang auf der Stehrampe in der Allmend und in den Gästesektoren an jedem Ort in der Schweiz. Als Fan, der bereits in den turbulenten Krisenjahren des FCL an jedem Spiel dabei war, genoss er bei jungen und alten Fans, Kutten und Ultras glei-chermassen Respekt. Er trägt grossen Verdienst, dass die Luzerner Fanszene im Stadion als Einheit auftritt und mit immer neuen und kreativen Lie-dern die Mannschaft lautstark zum Sieg treibt. Für viele junge Fans war und ist er zurecht ein grosses Vorbild und verkörpert Eigenschaften wie Enthusiasmus, Respekt und Leidenschaft wie kaum ein Zweiter in der Leuchtenstadt. Den alten Luzerner Fantraditionen bewusst und gleichzeitig mit dem Willen der damals kaum mehr existenten aktiven Fanszene neues Leben einzuhauchen, schaffte es René wieder einen

lautstarken, singwilligen und innovativen Fan-block anzukurbeln.

Der Job als Capo ist bestimmt kein einfacher und oftmals auch undankbar. Schliesslich bedeutet es auch mal einzelne Kanon-Gesänge zu stoppen, damit die ganze Kurve wieder laut und gemein-sam unsere Farben antreiben kann. Auswärts sitzt er oft auf einem unbequemen, oder wie in Aarau gar sehr spitzigen Zaun, um den Überblick über die ganze Kurve zu bewahren. Und nicht selten ist er nach dem Spiel ausgepowert und heiser. Umso mehr gebührt René grösster Respekt, dass er dieses Amt so lange ausübte.

René war mehr als nur ein Vorsänger. Der „Grappa-Capo“ war Respektsperson, Vorbild, für viele von uns eine Art Inventar der Luzerner Fan-szene. Auch nach persönlichen Schicksalsschlä-gen stellte er sich wieder in den Dienst der Kurve. Er führte neue Lieder ein, die zu Gassenhauern wurden, konnte im entscheidenden Moment laut werden oder übermotivierte Gemüter beruhigen und trat allen Luzerner Fans immer mit Respekt entgegen. Nun gibt er das Megaphon an die nächste Generation weiter. Wir danken René für seinen jahrelangen Einsatz als Capo und freuen uns auf viele weitere gemeinsame Jahre, in der wir alles für unsere Farben geben werden.

Der dienstälteste Capo tritt ab

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15Oldschool

Wir schreiben den Frühling 1989, das Jahr, welches mit dem Eisernen Vor-

hang Schluss machte und den FCL zum ers-ten und bisher einzigen Meistertitel führte. Unser Team hatte bisher eine unglaublich gute Saison gespielt, einzig die reichen Zür-cher Grasshoppers (ja die waren damals noch richtig reich) und überraschender Weise die AC Bellinzona (mit Kubi und Ma-puata) vermochten in der ersten Saisonhälfte mitzuhalten. Sion war in Lauerstellung, der FC Basel und der FC Zürich, man stelle sich das heute vor, waren in der Versenkung der NLB verschwunden. Der FCL verlor in der Meistersaison zuhause nur zwei Spiele, den Cup Achtelfinal gegen GC und das Hinrun-denmatch gegen die Berner Young Boys.

Genau dieses YB war an diesem Tag auf der Allmend zu Gast. Das Spiel fand unter der Woche statt, bei besten äusserlichen Bedin-gungen. Rund 10‘000 Fans waren im Stadion, davon bloss ein paar wenige aus Bern - da-mals regierte noch der SC Bern in der Haupt-stadt. Mein Onkel genehmigte sich neben mir ein Bierchen, wie gewohnt aus der Fla-sche. Das Spiel begann schwungvoll, YB hatte in der Finalrunde nichts mehr zu verlie-ren, der FCL wollte die hervorragende Ambi-ance in der Stehhalle nützen und weiter vorne weg marschieren. Gesagt getan, der FCL ging durch Peter Nadig in Führung, et-was später glichen die Young Boys durch Kö-zle aus. Zur Halbzeit stand es 1:1. Was da-nach folgte war nichts für schwache Nerven. Die Berner gingen dank einem Doppelschlag mit 1:3 in Führung. Nichts desto trotz wurde die Mannschaft von den Rängen weiter fre-

netisch nach vorne gepeitscht. Und dies mit Erfolg: Foul im Strafraum, Wehrli übernimmt die Verantwortung und verkürzt auf 2:3. Mi-nuten später der Ausgleich durch Topskorer Nadig, 3:3! Die Fans aus dem Häuschen, sollte nun gar noch der Sieg drin liegen? Es blieb beim alles in allem in Ordnung gehen-den 3:3. Beklagen wollte sich darüber nie-mand im Allmendrund, war doch in der 50. Minute beim Stand von 1:1 fast das Spiel ab-gebrochen worden! Was war passiert?

Plötzlich sackte der Linienrichter vor der Stehhalle zusammen! Ein Flaschenwurf! Das erscheint heute als unglaublich, aber damals gab es, notabene zum letzten Mal auf der All-mend, Bier aus der Glasflasche! Friedel Rausch, der Meistertrainer, war aus-ser sich, wild mit den Händen gestikulierend zeigte er seinen Unmut über diese Aktion aus der Fankurve. Für damalige Luzerner Verhältnisse war das etwas ganz Neues. Fangnetze für Wurfgeschosse waren nur auf dem Hardturm bekannt. Der Partie drohte der Spielabbruch, aber der Linienrichter mit dem Namen Manser erholte sich relativ schnell vom Schock, es wurde weiterge-spielt! Der eigentliche Wurf war später in der Teilaufzeichnung (unsäglich kommentiert von Peter Hürzeler, der darf dies auch heute noch!) nicht zu erkennen.

Die brodelnde Allmend erlebte immer wieder ein paar zum Teil sehr ausgefallene Wurfge-schosse (Eimer, Kaugummis, Bierbecher, Böl-ler), dies sollte die letzte Flasche gewesen sein. Folgt was Neues im neuen Stadion? Wir hoffen es NICHT!

Der Flaschenwurf ’89Das letzte Mal Bier aus der Flasche.

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«Wohär hesch dä Schäiss?»

Klartext am Donnschtig

Zukünftig lädt die Klartext-Crew «an jedem zweiten Donnerstag im Monat» zwei Vertreter des Vereins (Spieler, Trainer, Funktio-näre) zur Plauder-Runde an den Bundesplatz. Für viele FCL-Fans wird der Anlass zum festen Be-standteil des Monatskalenders. In kurzweiligen, da interessanten und offenen Gesprächen erhal-ten die Zuschauer Einblicke und Erkenntnisse in und von Spielern oder Trainern, die sie sonst nir-gends erhalten. Immer wieder sind die Interview-Gäste gar er-staunt, von wo die Moderation die teils ganz privaten Fragen her hat. Stellvertretend für viele zu-erst baffe Gesichter auf den Fan-talk-Sesseln brachte es Daniel Gygax bei der 7. Auflage auf den Punkt: «Wohär hesch dä Schä-iss?» seine ver- und bewun-dernde Reaktion. Genau diese, tiefgründig recherchierten, Fra-gen und die bemerkenswerte Vorbereitung des Moderators kam beim Publikum wie den Gäs-ten sehr gut an. Da konnte man auch die, schon fast dazugehö-renden, Technik-Pannen prob-lemlos verkraften. Sie waren über 11 Abende genauso Bestandteil des Fantalks, wie die etwas an-mächeligen Fragen des wahr-scheinlich ältesten Stammgastes,

die originellen Abschluss-Games und die fantastischen Videobot-schaften und Strasseninterviews. Rundum gelungene Anlässe, bei denen Petar Alexandrov zwar eine eher unglückliche Europa-cup-Los-Fee mimte, Gygax und Fanger dafür nach höchster Tisch-Knigge Jogurt verspeisten und das Duo Hakan Yakin / Alain Wiss den Fans zeigte, dass so-wohl «Alt» wie «Jung» nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der N64-Konsole feinste Fussball-techniker sind. Doch nicht nur unterhaltungstechnisch war der Anlass wegweisend. Er hatte auch ganz realpolitischen Ein-fluss: Der Klartext am Donnschtig trägt massgeblichen Anteil da-ran, dass im neuen Fussballsta-dion auf der Allmend nun doch auf Naturrasen getschuttet wird. War er es doch, welcher bei Wal-

ter Stierli durch das Pflanzen ei-nes Stücks Rasen die Liebe zum natürlichen Grün reanimierte und den FCL-Präsidenten seine Ent-scheidung zur Spielfeldunterlage korrigieren liess.

Seit dem 11. Klartext am Donnschtig vom 3. Februar 2011, mit Rolf Fringer, der als erster Ver-treter ein zweites Mal zu Gast war, und Heinz Kost, welcher den Besuchern der überfüllten Zone 5 im Anschluss an den Talk eine Freibier-Runde spendierte, blieb es still um das Format. Weder im März noch im April oder Mai wurden FCL-Vertreter in der Zone 5 empfangen. Was ist passiert?

Über die Schriften und den Äther des hiesigen Medien-Monopolis-ten verbreitete der FC Luzern am Dienstag, 15. März 2011 öffent-

Donnerstag, 12. November 2009, gegen 22 Uhr in der Zone 5: Ein vermummter Nelson Ferreira aka Supernello­Ultrà und der Fischerhüetli­ Träger Paiva alias Hüetli­Club­João rappen sich durchs Sing­Star­Battle. Die Besucher des gut besuchten Lokals johlen und lachen. Der erste «Klartext am Donnschtig» geht mit dem traditionellen «Gäste­Game» dem Ende entgegen. Die anwesenden Fans sind begeistert vom neuen Format. Unkonventionell, direkt und fannah ist er, der neue FCL-Fantalk.

Renggli und Prager zu Gast an einem Fantalk.

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17Klartext am Donnschtig

lichkeitstauglich die Meldung, dass er, aufgrund einer «Leucht-petarden-Aktion» (Pyroshow ohne Zwischenfälle) der eigenen Anhänger beim Heimspiel gegen GC darauf verzichte, die ange-kündigten Spieler für den Fantalk freizugeben. Der FCL verunmög-lichte somit, dass die 12. Aus-gabe stattfinden konnte.

Die Entrüstung bei den Fans über diese völlig sinnbefreite Mass-nahme war und ist gross. Denn dieser Entscheid zeugt von kei-nerlei Wertschätzung gegenüber den Initianten. Der Klartext am Donnschtig wurde missbraucht, um der Öffentlichkeit vorzugau-

keln, man «tue etwas gegen diese Chaoten». Einmal mehr hat unser eigener Verein Fans, die sich in intensiver und engagierter Weise für den FCL aufgeopfert haben gegen eine «Image-Ak-tion» bei Leuten, denen der FCL rein gar nichts bedeutet, ausge-spielt. Doch mit diesem Manöver hat der FC Luzern ein Eigentor geschossen. Der Fantalk ist, zu-mindest vorerst, tot. Den wohl erstklassigsten aller FCL-Promo-Anlässe gibt es nicht mehr. Ge-rade weil die Fragen kritisch, die Antworten ehrlich und die Talks damit authentisch blieben, waren sie beste Werbung für Spieler wie Verein. Werbung notabene, die

«Der „Klartext am Donnschtig“ ist im Frühling 2011 zum Bauernopfer geworden. Weil im

Verwaltungsrat Machtlosigkeit herrschte. Weil der Fantalk zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort stattfinden sollte. Und weil man sich bewusst dazu entschieden hat, mehrere Leute zu bestrafen, ohne dass sie in irgendeinem Zusammenhang zum VR-Ärgernis stehen. Einmal mehr hat man beim FCL eine rasche, spektakuläre Massnahme gesucht, an-stelle sachlich und nüchtern eine Differenzierung vorzunehmen.

Leider verunmöglicht dieses Vorgehen eine seriöse, umfassende Vorbereitung, wie wir sie schon mehr-fach praktiziert haben, um diesen Anlass in seiner unnachahmlichen Art durchzuführen. Dieser Umstand hat mich persönlich dazu bewogen, die Moderation abzugeben.

Besonders in Fankreisen (weit über die aktive Szene hinaus) und in meinem persönlichen Umfeld hat das enorm viele Reaktionen ausgelöst. An dieser Stelle möchte ich mich dafür bei jedem einzelnen bedan-ken. Die aufmunternden Worte, das entgegenge-

brachte Verständnis und nicht zuletzt die Kompli-mente waren ein echter Aufsteller und eine Bestäti-gung für das, was wir in den letzten Monaten auf-gebaut haben.

Ein herzliches Dankeschön gilt allen Zuschauern (auch wenns kitschig klingen mag: Ihr seid wirklich das beste Publikum der Welt!), allen Talkgästen (Prä-sident, Trainer, Spieler), meinen Kritikern im Hinter-grund, der Filmcrew, dem Zone 5-Team, den „Fra-geeinschickern“, den Ideengebern und allen weite-ren, die aktiv zum Gelingen beigetragen haben. Ganz besonders möchte ich mich bei den Organisa-toren, den Fanarbeitern und meinem Co-Moderator bedanken. Ohne Eure Hilfe hätten wir das nie zu-stande gebracht!

Die gute Nachricht zum Schluss: Der Fantalk ist noch nicht ad acta gelegt. In naher Zukunft wird bekannt-gegeben, ob und wie die Reihe weitergeführt wird. Ich hoffe, man trifft Euch alle wieder vor Ort und der FCL wird dem Anlass die Wertschätzung entgegen-bringen, die er auch wirklich verdient – es wäre in seinem eigenen Interesse. See you!»

Einer der Moderatoren zum Klartext-Ausfall und seinen ganz persönlichen Konsequenzen

der FCL für relativ bescheidenen Eigenaufwand erhielt. Egal, wer auf den beiden Interview-Stühlen sass, ihre Sympathiewerte bei den anwesenden Fans schlugen durch die Decke. Kein anderer Anlass hat den Spielern und Funktionären des FC Luzerns so viel Anerkennung beschert. Man hat einander kennen und schät-zen gelernt. Das erzeugt Nähe, das gibt Verbundenheit - das wichtigste Gut eines Fussball-clubs. Der offizielle FCL hat dieses PR-Zugpferd stillos und unüber-legt (wie so oft) abserviert. Jetzt heisst das Aushängeschild dies-bezüglich halt wieder Dani Frank. Viel Glück…

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18 Interview

Deutscher Meister in gelber Weste

Die Rede ist nicht von Borussia Dortmund, sondern von Heinz Oppliger, der seit 2003 bei unserem Fussballclub Luzern als Fanbetreuer im Einsatz ist. Im Inter­view erzählt uns der hauptberufliche Koch von anfänglicher Skepsis, unflätigen Jungs und Hühnerhaut in Utrecht.

Heinz, du bist seit 2003 beim FCL während der Spiele in und vor den Fansektoren tä-tig. Wie hat das alles ange-fangen?

Heinz Oppliger: Im Jahr 2002 bin ich von Zermatt nach Luzern gezogen. Weil Fussball schon im-mer meine Leidenschaft war, lag es nahe, dass ich Spiele des FCL besuchte. Ein Jahr darauf suchte der FCL freiwillige Fanbetreuer, worauf ich mich gemeldet und beim FCL mit dieser Aufgabe be-gonnen habe. Zuerst bin ich während der Spiele am Spieler-eingang gestanden. Als nach ei-nem halben Jahr von der Liga vorgeschrieben wurde, dass von nun an die Klubs auch Leute an den Auswärtsspielen für diese Aufgabe bereitstellen müssen, fragte mich Peter Fleischli an, ob ich diesen Job übernehmen würde. Alois Burch und ich ha-ben dann begonnen, das Aus-

wärtsteam der Fanbetreuer auf-zubauen.

Du benutzt den Begriff «Fanbetreuer» für die Um-schreibung deiner Tätigkeit. Ist es also falsch, wenn man dich aufgrund deiner leucht-gelben Weste als Ordner einstuft?

Heinz: Ja, wir sind nicht Ord-ner, sondern Fanbetreuer.

Mit welchem Auftrag seid ihr denn als Fanbetreuer vor Ort?

Heinz: Unser Auftrag lautet, zu den Fans zu schauen. Das heisst, dass wir ihnen bei Fra-gen oder Probleme zur Seite stehen oder auch bei heissen Situationen einschreiten, um durch Kommunikation mit den betreffenden Fans die Lage zu entschärfen.

Wie läuft euer Tag ab, wenn der FCL ein Auswärtsmatch bestreitet?

Heinz: Wir besammeln uns, je nach Länge des Anfahrtswegs, mehrere Stunden vor Matchbe-ginn und machen uns mit dem Büssli auf den Weg. Dabei ist eine Trinkpause mit einberech-net. Fixpunkt ist jeweils zwei Stunden vor Matchbeginn, dann müssen wir vor dem Stadion für die Instruktionen des heimischen Sicherheitschefs bereit sein. Da-nach teilen wir uns auf: Einige schauen, dass es vor dem Sta-dion ruhig bleibt, andere vertei-len sich im Stadion. Während des Spiels sind wir dann im Gästebe-reich verteilt. Sobald der Abpfiff erfolgt ist, warten wir, bis sich der Block geleert hat und schauen danach, dass die Cars zügig abfahren können. Manch-mal helfen wir da ein bisschen nach. Wenn die Fans die Heim-reise angetreten haben, ist unser Arbeitstag beendet und wir kön-nen ebenfalls mit unserem Büssli nach Luzern zurückreisen.

Du bist hauptberuflich Koch und übernimmst die Aufgabe des Fanbetreuers als Freiwilli-genarbeit - der Anreiz dafür ist folglich nicht ein finanziel-ler. Was bewegt dich dazu, in deiner Freizeit diesen Job zu machen?

Heinz: Für mich ist der FC Luzern das Ein und Alles, sonst könnte ich diese Aufgabe gar nicht

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19Interview

Mike Hauser, den höchsten Si-cherheitsverantwortlichen.

Färbte das zwischenzeitlich doch sehr angespannte Ver-hältnis der Fans zu Daniel Ry-ter auch auf euch ab?

Heinz: Wir haben schon ge-merkt, dass die Fans teilweise auf ihn nicht gut zu sprechen waren. Die Fans kamen jeweils zu uns, so dass wir die Vermittlerrolle übernahmen. Allfällige Ent-scheide haben aber unsere Vor-gesetzten getroffen, weil das in ihrer und nicht in unserer Verant-wortung lag.

Es war zu vernehmen, dass du von Mike Hauser als hauptverantwortlicher Fan-betreuer abgesetzt wurdest, weil «die Fans dir auf der Nase herumtanzen konnten». Ist dir das zu gute Verhältnis zu den Fans zum Verhängnis geworden?

Heinz: Nein, das stimmt nicht. Dass ich ein gutes Verhältnis zu den Fans habe, ist wahr, das soll auch so sein. Allerdings hatte ich schon länger Knieprobleme, was dazu führte, dass ich mich in ge-wissen Situationen zurückhalten musste. Das ging so nicht - im Notfall musst du den Kopf hin-halten können. Wir haben uns deshalb auf diesen Schritt geei-nigt und festgelegt, dass ich wei-terhin meine Aufgabe im Fanbe-treuungsteam wahrnehme.

Was hast du für Erinnerungen an deine ersten Auswärts-spiele mit dem FCL?

wahrnehmen, schliesslich gibt man pro Wochenende einige Stunden seiner Freizeit dafür her. Ich mag meine Aufgabe sehr, deshalb will ich sie auch weiter-hin machen.

Bekommt ihr als Fanbetreuer überhaupt etwas mit vom Match?

Heinz: Ja, wir bekommen relativ viel mit vom Spiel selber. Aber was mindestens genau so schön ist, ist die Stadionatmosphäre.

Blicken wir ein paar Jahre zu-rück. Anfänglich war über alle Fankreise hinweg die Skepsis gegenüber den neuen Fanbetreuern recht gross. Wie hast du das in Erinne-rung?

Heinz: Als Alois und ich damit begonnen hatten, hatten wir ei-nen sehr schweren Stand, das stimmt. Wir wurden nicht ernst genommen, wenn wir etwas sagten, und die Fans entgegne-ten uns oft, dass wir ihnen gar nichts vorzuschreiben hätten. Mit der Zeit aber lernten wir uns gegenseitig kennen. Den Fans wurde bald klar, dass die zwei Typen am Spielfeldrand, die die ganze Zeit in den Block anstatt aufs Feld schauten, nicht dafür da sind, sie zu überwachen, son-dern für sie da zu sein. Im Laufe der Zeit hat sich dies verbessert, weil durch viele gemeinsame Ge-spräche an den Spielen ein ge-genseitiges Vertrauen entstehen konnte.

Wie hat sich eure Tätigkeit bis heute verändert?

Heinz: Vor allem nach dem Auf-stieg in die NLA 2006 wurde das Fanbetreuer-Team aufgestockt. Zu NLB-Zeiten reisten wir prak-tisch immer mit Privatautos an die Auswärtsspiele, heute hat das Auswärtsteam sein eigenes Büssli, um geschlossen anzurei-sen. Obwohl wir damals schon viele Fans an den Spielen hatten, spielte man in viel kleineren Sta-dien. Mit den steigenden Zu-schauerzahlen ging auch eine grössere Verantwortung unserer-seits einher.

«Für mich ist der FC Luzern das Ein und Alles»

Dein erster Vorgesetzter war Peter Fleischli. Heute ist Marcel Hodel Sicher-heitschef, der Daniel Ryter in dieser Funktion abgelöst hat. Wie hast du die Zusammenarbeit mit ihnen erlebt?

Heinz: Wir hatten und haben immer ein gutes Verhältnis zu allen drei Sicherheitschefs, weil man in jedem Fall mitein-ander reden konnte. Dasselbe gilt auch für den Vorstand

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20 Interview

Im Vorfeld zum vom Schwei-zer Fernsehen übertragenen Heimspiel gegen Basel im letzten November warfen die Basler zweimal eine ordentli-che Anzahl an Tennisbällen aufs Spielfeld, die unter an-derem von den Fanbetreuern weggeräumt wurden. Wart ihr über die Basler Absichten informiert und darauf vorbe-reitet?

Heinz: Ja, da ist schon durchge-sickert, dass etwas in der Art pas-sieren könnte, zumal die Basler eine solche Aktion bereits zuvor einmal in Bern geboten hatten. Wir waren jedenfalls mit Keh-richtsäcken und Kübeln vorberei-tet, um möglichst rasch darauf reagieren zu können. Es wurden auch zusätzlich Leute auf den Rasen beordert, um schneller fürs Zusammenlesen bereit zu sein.

Heinz: Besonders schön war im-mer die Reise nach Baulmes. Da gab es ein geniales, kleines Res-taurant, wo wir jeweils sensatio-nell gegessen haben. Auch Fans schauten in diesem Restaurant vorbei und fragten: «Was esst ihr denn da?» - «Wir essen Pferde-Entrecôte.», antworteten wir. Darüber lachen Alois und ich auch heute noch, wenn wir in Erinnerung an die Fahrten nach Baulmes schwelgen.

Dein Spitzname lautet «Cordon-Bleu-Heinz». Woher rührt das?

Heinz: (schmunzelt) Wir kehr-ten halt auf Auswärtsfahrten immer ein und haben oft Cor-don Bleu gegessen. Weil dies demzufolge meist die Antwort auf die Frage war, was wir ge-gessen hätten, entstand dieser Spitzname und auch das Lied «De Heinz wott es Cordon Bleu». Wenn du dann auf dem Rasen stehst und hundert Leute dieses Lied singen, ist das schon sehr eindrücklich. Das sind wirk-lich schöne Momente.

Dass du im Gästeblock auch schon zu erzieherischen Massnahmen gegriffen hast, ist bekannt. Kannst du uns die Geschichte vom geklau-ten Sandwich erzählen?

Heinz: Ja, das war an einem saukalten Tag in Meyrin. Ich war wie immer im Gästeblock und habe gesehen, dass einer ein Sandwich vom Essstand hatte mitgehen lassen und sich damit zurück in den Block stellte. Dar-auf bin ich zu ihm hingegangen

und habe ihm gesagt, dass er mit mir zum Kiosk kommen und das Sandwich bezahlen solle oder ich ihn andernfalls aus dem Stadion schicken würde. Er be-zahlte das Sandwich und die Sache war abgehakt, ohne dass andere davon erfahren mussten. Zu ihm hatte ich in der Folge ein gutes Verhältnis, er hat sich auch für diese Tat bei mir ent-schuldigt.

War die Kommunikation stets deine bevorzugte Me-thode, um Probleme mit den Fans anzugehen?

Heinz: Ja, dadurch habe ich und auch meine Kollegen viel erreicht. In gewissen Situatio-nen haben Fans auch erkannt, wenn sie vielleicht einmal falsch reagiert haben. Reden war und ist ein geeignetes Mittel, um Dinge zu klären.

Heinz markiert Präsenz am Spielfeldrand.

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21Interview

eins A. Die Momente nach dem Abpfiff des Spiels waren etwas vom Schönsten, was ich in mei-ner FCL-Zeit erleben durfte.

Im Sommer steht der Umzug in die neu gebaute Allmend an. Wie sieht deine Zukunft im neuen Stadion aus?

Heinz: Das ist zum jetzigen Zeit-punkt noch nicht vollständig ge-klärt. Zurzeit haben wir wö-chentlich Sitzungen, an denen die zukünftige Funktion der ak-tuellen Fanbetreuer bestimmt wird.

Als 800 Leute dieses Lied anstimmten, hat

es mich nur noch gefroren.

Klar ist, dass es neu Leute geben wird, die wie in den grossen Sta-dien in Basel oder Bern über das ganze Spiel hinweg am Spielfeld-rand stehen und den Fanblock beäugen.

Ich selber werde sicher weiterhin in einer Art Fanbetreuung im Sta-dion tätig sein, damit ich und auch meine Kollegen den Fans erhalten bleiben und sie weiterhin zu uns kommen können, wenn es ein Problem gibt. Weil mich Mar-cel Hodel im Heimteam der Fan-betreuer haben will, werde ich zukünftig am Wochenende et-was häufiger meinem Beruf als Koch nachgehen. Was genau meine Aufgabe im neuen Stadion sein wird, sollte in nächster Zeit kommuniziert werden. Auf jeden Fall aber bleibe ich dem FCL und seinen Fans treu.

In der Ausgabe 3 des Stelz-bocks hast du den «Undercover»-Award für eine heikle Mission erhalten. Weisst du noch, wie es dazu kam?

Heinz: Daniel Ryter, der dama-lige Sicherheitschef, beauftragte mich damit, bei einem informel-len Treffen einer USL-Delegation mit der FCL-Vereinsleitung in der Nähe zu sein, quasi als Absiche-rung, weil ich die Fans kannte und ein gutes Verhältnis zu ihnen hatte.

Wenn du zurückblickst, was sind spontan die schönsten Erlebnisse, die du mit dem FCL gehabt hast?

Heinz: Als wir im Frühling 2006 bei YF Juventus kurz vor dem NLA-Wiederaufstieg standen, bekamen wir vom Sicherheits-chef die Anweisung, dass sich die Polonaise der Fans nur bis zu einer gewissen Grenze bewegen durfte. So sind wir also wie die Verrückten mit der Polonaise auf und ab gegangen, stets bemüht, dass sie den Punkt X nicht über-schreitet. Das war wirklich köst-lich, wie wir eine Halbzeit lang mit den Fans auf und ab gerannt sind.

Was für brenzlige Situationen fallen dir aus deiner FCL-Zeit ein?

Heinz: In Sion wurden einmal Flaschen und andere Gegen-stände als Wurfgeschosse be-nutzt, als ich mitten im Getüm-mel stand. Ein von einem FCL-Fan geworfenes Gitter traf mich

und brachte mir ein paar blaue Flecken ein. Am schlimmsten kassiert habe ich jedoch in Sankt Gallen, als ich von der Polizei eine Ladung Pfeffer einstecken musste. Dies kam, weil ich zwei, drei Fans zurückgehalten hatte,

Am schlimmsten kassiert habe ich in

Sankt Gallen.

die auf ein Gitter klettern woll-ten. Trotz meiner leuchtgelben Weste zückte ein Polizist übereif-rig den Pfefferspray und deckte meine beiden Augen mit ordent-lich Pfeffer ein. Das war schon relativ schlimm, nur dank der Sanität konnte ich bald die Heim-reise antreten.

Als Mann mit gelber Weste im Stadion ist es ein seltener Fall, einen eigenen Fange-sang zu haben. Weisst du noch, wie und warum das Lied «Heinz wird deutscher Meister» entstanden ist?

Heinz: Bei einem Gespräch mit Fans war einmal meine Fussball-zeit als Senior in Deutschland das Thema. Ich bin dort mit dem Hamburger SV Deutscher Meis-ter geworden, was einige zur Kreierung dieses Gesangs inspi-rierte. Als wir bei der Blocksperre nach dem Europacup-Spiel in Utrecht auf den Auslass warte-ten und 800 Leute dieses Lied anstimmten, hat es mich nur noch gefroren. Das geht einem wirklich durch Mark und Bein, wenn dein Song da ertönt. Die Stimmung, die die Fans in die-sem Stadion verbreiteten, war

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22 Postkarte aus Como

Unsere Freunde aus Como berich­ten von ihren Erlebnissen in der zu Ende gegangenen Saison.

Die Fussballsaison für Como ist bereits abgeschlossen. Ein Jahr ruiniert durch

den Fanpass, welcher leider die Leiden-schaft für den Fussball tötet und dem be-reits angeschlagenen Fussball in Italien noch mehr schadet. Aber wir Como-Fans haben nicht aufgegeben und werden nie aufgeben. Zum Beispiel wurde uns der Transfer zum letzten Auswärtsspiel nach Sa-lerno ohne Grund verboten (1. Mai 2011), wir haben aber trotzdem die Auswärtsfahrt auf uns genommen  und konnten  trotz der Sperrung ins Stadion gelangen (siehe Foto).

Die Fussballsaison in Como verlief genau

Comaschi in Salerno trotz Hindernissen.

umgekehrt wie die des FC Luzern. Nach ei-ner schlechten ersten Saisonhälfte, in der wir auf dem letzten Platz standen, konnten wir uns noch auffangen und erreichten in der Rückrunde die Playoffs.

Wir Fans aus Como werden auch diesen Sommer wieder Proteste gegen den Fan-pass machen und hoffen diesen abzuschaf-fen. Wir werden auch in der nächsten Sai-son alles geben und für Como kämpfen damit wir es in die Serie B  schaffen.Ich grüsse   alle lieben Freunde aus Luzern und ich kann es kaum erwarten und bin stolz bald die neue Allmend besuchen zu können. Ich freue mich jetzt schon auf un-vergessliche Erlebnisse wie ich sie schon in der alten Allmend erleben durfte.

Hopp Luzern & Como

Trotz Verbot auf Auswärtsfahrt

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Verlangerung bis 02.30 Uhr

mit DJ Matula

Freibier ab 15 Uhr(ein Fass - es hed solangs hed)

SaiSonabSchlUSS

ab 15 Uhr Grill & champions league Final live

auf Grossleinwand und TV im Gartli

Sa, 28. Mai 2011

am bundesplatz


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