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Stelzbockausgabe 10

Date post: 23-Mar-2016
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Stelzbockausgabe 10
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10. Ausgabe Magazin der United Supporters Luzern gratis Stadion Allmend, 13. Juni 2009. Der FCL hat soeben den FC Lugano 5:0 besiegt und schafft somit den Ligaerhalt auf eindrückliche Art und Weise. Der Jubel kennt keine Gren- zen. Doch in den Gesichtern der vielen Zuschauer sieht man auch Wehmut. Nach 75 Jah- ren schliesst die Allmend ihre Tore. Das Stadion, indem der FCL seine grössten Siege feiern konnte, aber auch bittere Nie- derlagen einstecken musste, muss einem Neubau weichen. Als Übergangslösung steht uns während den nächsten 17 Mo- naten das Emmenbrücker Ger- sag zur Verfügung. Die Sport- anlage wurde rechtzeitig auf den Saisonstart in mühsamer Arbeit NLA-tauglich gemacht. Fluch oder Segen? Nach drei Heimspielen lässt sich eine erste Bilanz ziehen: Die Sportanlage erfreut die FCL- Fans mit ihrem besonderen Charme und scheint auch un- sere Mannschaft zu guten Leis- tungen anzuspornen. Doch wird das auch in Zukunft so bleiben? Oder wird uns die Spass am Gersag vergehen? Heute ist der FC St. Gallen zu Gast im Gersag. Für unsere «Freunde» aus der Ostschweiz ist es das erste Spiel in der Zen- tralschweiz nach ihrer Zeit in der NLB. Und für den FCL ein weite- res Highlight im Übergangsstadi- on. Die Espen, die sich nach ihrer Tour durch die Provinzsportplät- ze gewohnt sind in kleinen Stadi- en zu spielen, schnappten dem FCL am vergangenen Samstag den zweiten Rang weg. Unsere Aufgabe ist es heute, die Mann- schaft 90 Minuten zu unterstüt- zen, damit wir uns wieder vor St. Gallen klassieren können. Stadion Gersag: Ausverkauft!
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10. Ausgabe Magazin der United Supporters Luzern gratis

Stadion Allmend, 13. Juni 2009. Der FCL hat soeben den FC Lugano 5:0 besiegt und schafft somit den Ligaerhalt auf eindrückliche Art und Weise. Der Jubel kennt keine Gren-zen. Doch in den Gesichtern der vielen Zuschauer sieht man auch Wehmut. Nach 75 Jah-ren schliesst die Allmend ihre Tore. Das Stadion, indem der FCL seine grössten Siege feiern konnte, aber auch bittere Nie-derlagen einstecken musste, muss einem Neubau weichen. Als Übergangslösung steht uns während den nächsten 17 Mo-

naten das Emmenbrücker Ger-sag zur Verfügung. Die Sport-anlage wurde rechtzeitig auf den Saisonstart in mühsamer Arbeit NLA-tauglich gemacht.

Fluch oder Segen?

Nach drei Heimspielen lässt sich eine erste Bilanz ziehen: Die Sportanlage erfreut die FCL-Fans mit ihrem besonderen Charme und scheint auch un-sere Mannschaft zu guten Leis-tungen anzuspornen. Doch wird das auch in Zukunft so bleiben? Oder wird uns die Spass am Gersag vergehen?

Heute ist der FC St. Gallen zu Gast im Gersag. Für unsere «Freunde» aus der Ostschweiz ist es das erste Spiel in der Zen-tralschweiz nach ihrer Zeit in der NLB. Und für den FCL ein weite-res Highlight im Übergangsstadi-on. Die Espen, die sich nach ihrer Tour durch die Provinzsportplät-ze gewohnt sind in kleinen Stadi-en zu spielen, schnappten dem FCL am vergangenen Samstag den zweiten Rang weg. Unsere Aufgabe ist es heute, die Mann-schaft 90 Minuten zu unterstüt-zen, damit wir uns wieder vor St. Gallen klassieren können.

Stadion Gersag: Ausverkauft!

HerausgeberDas vorliegende Magazin ist eine Publikation der United Supporters Luzern, 6000 Lu-zern. Online: www.us-luzern.ch

BildnachweisBilder werden mit freundlicher Genehmigung von footbal-lislife.ch.vu, amade.ch und fcl.fan-fotos.ch abgedruckt.

DruckAuchli DruckRomantica6106 WerthensteinTel: 041 490 20 83Fax: 041 490 22 83

[email protected]

KontaktWir freuen uns über je-des Feedback! Mit einem E-Mail an unsere [email protected] oder in unserem Fanlokal «Zone 5» am Bundesplatz kannst du mit uns Kontakt aufnehmen.

SpendenDas Magazin wird in eh-renamtlicher Arbeit pro-duziert und kostenlos ver-teilt. Beiträge zur Deckung unserer Aufwendungen sind jederzeit herzlich willkommen.Spenden nehmen wir ger-ne per Überweisung mit Stichwort «Stelzbock« anUnited Supporters 6000 Luzern, RaiffeisenbankRegion Stans, Konto-nummer 94453.59, Clea-ring 81223, Postkonto60-7178-4, IBAN CH61 8122 3000 0094 4535 9 entgegen.

Impressum Bilder vom Saisonstart

2 Stimmung auf den Rängen

Optisch ansprechender Auftritt beim letzten Spiel gegen YB.

Der Dank der Spieler galt in Bellinzona den Fans.

«Alli Händ ue!» im Spiel gegen Xamax.

Editorial

Liebe FCL-Fans

Der Abstieg wurde abgewendet, die Allmend würdig verabschie-det und die Sommerpause ist schon wieder vorbei. Auch im Exil wird der Stelzbock weiterhin erscheinen. Das Übergangs-stadion Gersag ist dann auch Thema im ersten Stelzbock der neuen Saison. Eine Spielzeit, die einst unter dem Motto «Vi-sion 2010» angekündigt wurde und den FCL zu neuen Glanz-zeiten führen sollte. Den Sieg im U-U-UEFA Cup können wir zwar vergessen (schon alleine weil dieser Wettbewerb jetzt Europa League heisst), dafür stehen wir in der Liga so gut da wie seit Jahren nicht mehr. Der Traum geht weiter...

Nach den Interviews mit David Zibung und Alain Wiss widmen wir zum dritten Mal einem FCL-Spieler kostbaren Platz im Stelz-bock. Roli Schwegler spricht mit uns über Kunstrasen, Ge-gentribünensupport und vieles mehr. Leider wurde Roli wieder einmal vom Verletzungspech eingeholt. Da das Interview vor dem verhängnisvollen Match gegen Basel stattfand, war die erneute Verletzungspause aber nicht Bestandteil des Ge-sprächs. Gute Besserung, Roli.

Jetzt wünsche ich allen Le-sern viel Spass mit dem neuen Stelzbock.

René SchwarzentruberPräsident USL

Roli Schwegler im Interview

Der Seetaler ist einer von vie-len Luzernern im Team des FCL. Der zurzeit verletzte In-nenverteidiger sprach mit dem Stelzbock über das besondere Verhältnis zum FCL und über seine Beziehung zu den Fans. Auf Seite 4 geht es los.

Geisterspiele

Geisterspiel gab es in der Schweiz schon viele, doch zum ersten Mal ist der FC Luzern an einem Heimspiel betroffen. Dass dies aber keine Pause für uns Fans bedeuten muss, er-fährst Du auf Seite 13.

Oldschool mit Maré

In unserer Rubrik blicken wir auf Spiele in den guten alten Zeiten zurück. 1989 spielte der FCL als Titelverteidiger gegen den heutigen Gegner St. Gallen. Dass dies nicht nach Wunsch verlief, steht auf Seite 12.

Stadion Gersag

Der Abscheid von der geliebten Allmend fiel schwer. Doch Zeit zum Trauern blieb keine. Der FCL spielt seit dieser Saison im Gersag. Fluch oder Segen? Ein Augenschein findest Du auf den Seiten 10 und 11.

Inhaltsverzeichnis 3

Weitere Themen:

Ausgesperrt: Wie ein Stadionverbot das Leben verändert Seite 8Capos Wort Seite 15Im Block: a.b.w. stellen sich vor Seite 15

4 Roli Schwegler im Gespräch

Roli Schwegler kam über den Umweg GC von Hochdorf zu Luzern. Im Interview erzählt er unter anderem wie er den Um-zug ins Gersag erlebte.

Roli, du bist als 15-Jähriger bereits von deinem Stamm-verein Hochdorf zu GC ge-wechselt. Warum bist du nicht im Nachwuchs vom FCL gelandet?

Roli Schwegler: Als ich in der U15-Nati spielte hatte ich ge-hofft, dass irgendwann der FCL bei mir anklopfen würde, was aber nie geschah. Ich war in der U15 damals der einzige Spieler, der noch bei einem Dorfverein spielte. Zuvor hatte ich in der Innerschweizer Auswahl auch fast nur mit Spielern von den grossen Vereinen Kriens und Luzern zusammen gespielt. Als ich dann von GC das Ange-bot bekam Nachwuchsprofi zu werden, musste ich es einfach

annehmen.

Warum bist du nach zehn Jahren in Zürich 2007 in die Innerschweiz zurückge-kehrt?

Ich habe mich bei GC schon wohl gefühlt. Aber sie haben eine Umstrukturierung vorge-nommen und Hans-Peter La-tour zurückgeholt. Da war für mich klar, dass ich nicht bei GC bleiben wollte, da ich einige Pro-bleme mit ihm hatte. Man war nicht ganz ehrlich zu mir und hatte mir falsche Hoffnungen gemacht. Es fand kein Konkur-

renzkampf um die Plätze

statt, die Aufstellung war be-reits gemacht bevor man sich durch Trainingsleistungen hät-te in die Mannschaft spielen können. Dem wollte ich gleich aus dem Weg gehen, weil ich wusste, dass ich nicht einer seiner Lieblingsspieler war. Der Kontakt mit Luzern hatte schon seit März bestanden, aber erst nach dem letzten Saisonspiel war der Wechsel dann fix. Es ist natürlich auch so, dass ich schon als kleiner Junge in der Allmend die Spiele schauen ging. Ich wählte dann den Um-weg über GC, was eine super

Zeit für mich war. Aber es ist schon schön wieder hier zu sein und in der Heimat zu spielen.

Anfangs der letzten Saison lief es dir unter Sforza und Morinini nicht mehr gut. Erst als Rolf Fringer kam ging es wieder aufwärts.

Ich muss dazu sagen, dass ich bereits in der Rückrunde 2008 unter Sforza als rechter Vertei-diger spielen musste. Aber ich wurde als Innenverteidiger ge-holt und fühle mich dort auch

«Stimmung treibt uns zu Höchstleistungen an»

Will Rasen statt Plastik: Roli Schwegler, hier in Neuenburg.

Roli Schwegler im Gespräch 5

am wohlsten. Unter Sforza und Morinini musste ich immer auf der Seite spielen, Fringer hat mich dann wieder in die Mitte gesetzt. Dort wurde ich jetzt auch immer eingesetzt und dort spiele ich auch am besten. Ich bin kein rechter Verteidiger, ich bin keiner der die Aussen-linie entlang rennt und Flanken schlägt, dafür habe ich ande-re Qualitäten. Ich bin eher der Typ, der aus der Mitte heraus organisiert, der Kopfball- und Zweikampfstark ist, das kommt mir als Spielertyp viel mehr ent-gegen.

Findest du es dann nicht unverständlich, dass Fringer Seoane als gelernten Mittel-feldspieler in der Innenver-teidigung spielen lässt und ihr zu dritt um den letzten freien Platz kämpft?

Nein, überhaupt nicht. Ich ver-stehe mich super mit Gerry, wir passen sehr gut zusammen und haben die gleiche Idee vom Fussball. Es kommt nicht darauf an, ob er früher im Mit-telfeld gespielt hat, heute kann man wirklich sagen, dass er ein Innenverteidiger ist. Dann strei-ten wir uns halt zu dritt um den letzten freien Platz. Solange es ein offner und fairer Kampf ist, ist das kein Problem und der Beste wird sich durchsetzen.

Was sind deine Ziele für die-se Saison?

Primäres Ziel ist sicher, den Klassenerhalt früher klar zu machen als letztes Jahr. Es war zwar eine grosse Party und ein geniales letztes Spiel und es war auch toll dass wir die Allmend so verabschieden konnten, aber es wäre schon

schöner wenn wir uns etwas weiter nach vorne orientieren könnten. Für mich persönlich ist klar, dass ich unbedingt Stamm-spieler sein möchte und mit meinen Leistungen im letzten halben Jahr habe ich auch bewiesen, dass ich auf meiner Stammposition schwer zu ver-drängen sein werde… Ohne dass die anderen etwas ma-chen (schmunzelt).

Du bist nicht nur ein knall-harter Verteidiger sondern kannst auch in den Medien austeilen. Unvergesslich ist bei vielen Fans noch das Fernsehinterview nach ei-nem Match in Zürich, als du dem Reporter vor der Ka-mera davongelaufen bist. Was pflegst du für einen all-gemeinen Umgang mit den Medien?

Man muss schon sehen, dass die Medien einfach dazu gehö-ren. Aber was ich nicht leiden kann, ist unsachliche Kritik und Reporter, die provozieren wol-len, dass man etwas Falsches sagt. Im angesprochenen Fall war es so, dass ich das Gefühl hatte, dass dieser Mensch kei-ne Ahnung von Fussball hatte und unqualifizierte Fragen stell-te und dann laufe ich lieber da-von als mich zu einer Aussage hinreissen zu lassen, die mir selber schaden könnte. Es müsste schon ein Mitein-ander sein zwischen Spielern und Presse. Aber man verkauft natürlich eine Zeitung besser wenn man von einem Skandal zu berichten weiss, als wenn al-les heile Welt ist. Mit dem muss jeder Spieler umgehen können, denn gross ändern kann man daran nichts.

Wie ist der Umzug ins Ger-sag für euch Spieler? Diese Übergangszeit ist halt ein Muss, dafür haben wir dann später ein super Stadion. Aber wir haben natürlich sehr gerne in der Allmend gespielt, hier sind wir zu Hause. Die Fans werden uns sicher unterstützen, ob wir jetzt in der Allmend oder im Gersag sind. In Emmenbrücke ist alles noch ein wenig kleiner und enger, da kann es vielleicht noch eine bessere Stimmung geben. Und das brauchen wir auch. Wir sind eine Mannschaft die von Emotionen lebt, von Zweikampfstärke und der Fun-ke muss von uns auf die Zu-schauer und wieder zurück auf den Platz springen und dann kann das eine gute Sache wer-den im Gersag.

Macht es für dich einen Un-terschied, ob sich die Fan-kurve wie in der Allmend auf der Seite oder hinter dem Tor befindet wie im Emmen-brücke?

Es ist natürlich schade, dass sich die Fankurve jetzt nicht mehr auf der Seite befindet. Das fand ich in der alten All-mend ganz geil, da spürte man während 90 Minute die Laut-stärke und die Choreos sahen beim Einlaufen klasse aus.

Wie stark nimmst du als Spieler denn die Fangesän-ge und Details der Choreo-graphien war?

Es ist schade, dass wir nicht genügend Zeit haben um die Choreos genau anzuschauen. Wir laufen ein und haben nur kurz Zeit um rüber zu schauen, die genauen Details kann man

sich leider nicht merken. Das ist schade, denn wir Spieler wis-sen, was für eine grosse Arbeit hinter diesen Aktionen steckt und ihr organisiert ja fast je-den Match etwas. Da habe ich wahnsinnig Freude daran. Die einzelnen Gesänge kriegen wir nicht im Detail mit. Wir neh-men die Stimmung gesamthaft war und diese treibt uns zu Höchstleistungen an, wie z.B. beim 5:0 in der Barrage gegen Lugano.

Wie hast du den Knallerwurf gegen Lugano miterlebt, was ging dir in diesem Mo-menten durch den Kopf?

Ich hatte Angst gehabt und war auch wütend. Wir waren heiss auf dieses Spiel und sind gut in die Partie gestartet und dann darf es nicht sein dass eine sol-che Aktion uns den Ligaerhalt

kosten kann. Das war wie ein Genickbruch für uns und ich hatte einfach gehofft, dass der Schiedsrichter die Partie nicht abbricht. Der Abstieg wäre eine Katastrophe für den Verein und die ganze Innerschweiz gewe-sen.

Noch ist nicht klar ob im neuen Stadion auf Kunst- oder Naturrasen gespielt wird. Was wäre dir lieber?

Auf jeden Fall Naturrasen. Wir sind eine Naturrasenmann-schaft, die von Zweikampf-stärke lebt und nicht durch aussergewöhnliche technische Fähigkeiten brilliert. Schau dir die Ergebnisse unserer Spie-le in Bern auf Kunstrasen an. Da haben wir immer verloren und einige Kanterniederlagen kassiert. Nur einmal haben wir gewonnen und das war auf

Naturrasen, als El Idrissi das entscheidende Tor geschossen hat.

Du bist jetzt 27 und hast bei Luzern noch einen Ver-trag bis 2010, welche Ziele möchtest du in deiner Karri-ere noch erreichen und wür-de dich auch das Ausland noch reizen?

Ich fühle mich in Luzern sehr wohl, wir haben eine tolle Mannschaft und eine tolle Fan-gemeinschaft. Als ich vor zwei Jahren nach Luzern kam sah ich, dass hier noch einiges in den Kinderschuhen steckte. Ich war mir von einem grossen Verein wie GC schon anderes gewohnt. Aber hier geht es step-by-step vorwärts und ich kann mir sehr gut vorstellen, meinen Vertrag noch um einige Jahre zu verlängern. Als junger

6 Roli Schwegler im Gespräch

«Es macht mir grosse Freude meinen Sohn aufwachsen zu sehen.»

Fussballer hatte ich natürlich auch den Traum vom Ausland. Jetzt bin ich 27, ich weiss nicht ob diese Türe irgendwann noch aufgeht. Dass müsste man dann anschauen, aber ich muss nicht mehr unbedingt ins Ausland. Ich fühle mich wohl hier und auch meine Familie hat sich super eingelebt.

Du bist als Kind bereits in der Allmend auf der Tribüne gestanden. Wenn du nicht Profi geworden wärst, hät-test du den FCL dann weiter als Fan begleitet?

Ja sicher. Ich hätte bei Hoch-dorf weiter Amateurfussball ge-spielt und wäre als Fan an die FCL Spiele gegangen. Fussball gehört einfach zu meinem Le-ben und ich bin auch jetzt noch FCL-Fan.

Du giltst als ausgesproche-ner Familienmensch, wie verbringst du deine Frei-zeit?

Ich habe einen Sohn, der ist jetzt drei Jahre alt und ich verbringe meine Freizeit grösstenteils mit meiner Familie. Als ich noch jünger war, so mit achtzehn, zwanzig, bin ich schon noch öf-ters ausgegangen. Jetzt macht es mir grosse Freude, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und meinen Sohn aufwachsen zu sehen.

Du geniesst bei den Fans ein gutes Standing und pflegst einen sehr offenen Umgang mit dem Luzerner Publikum. Wie wichtig ist es dir, eine persönliche Beziehung zu den Fans zu besitzen?

Es ist sehr wichtig, denn wir

brauchen jeden einzelnen Zuschauer. Ich habe mir mit sechs, sieben Jahren selber Autogramme der Spieler geholt und das nimmt man natürlich für seine Karriere mit. Wenn wir Freundschaftsspiele haben dann nehme ich mir auch Zeit um die Fans zufrieden zu stel-len und Autogramme zu geben. Wenn ihr wisst, dass die Jungs auf dem Platz für euch rennen und wir wissen, dass ihr 90 Mi-nuten für uns singt, pushen wir uns gegenseitig zu Höchstleis-tungen.

Wie sehen deine beruflichen Pläne nach deiner Spieler-karriere aus?

Ich möchte gerne Trainer wer-den. Ich habe jetzt bereits das C- und das B-Diplom gemacht und es wäre schön wenn ich auch nach meiner aktiven Kar-riere mit Fussball Geld verdie-nen könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, später in einem Büro zu arbeiten, ich stehe lieber auf dem Feld und versuche das, was ich erlebt habe, während meiner Karriere an die jungen Spieler weiter zu geben. Ich habe als Jugendspieler bei GC zwar das Bürofachdiplom gemacht, aber ich möchte später nicht unbedingt wieder ins Büro. Deswegen habe ich gedacht, ich mache einmal das Trainerdiplom (lacht).

Wenn du Trainer wärst, wo würdest du dann deine Schwerpunkte setzen und was würdest du im Vergleich zum aktuellen Trainingsbe-trieb ändern?

Das ist schwierig zu sagen. Man muss immer schauen, was

für Spielermaterial vorhanden ist. Mit Zürich spielst du sicher einen anderen Fussball als mit Vaduz. Meine Philosophie ist sicher viel Ballbesitz, offensiv spielen und viele Tore erzielen, dabei aber auch defensiv solid stehen. Diesen Spagat versu-chen wir auch dieses Jahr wie-der umzusetzen. Es ist schade, dass wir bisher nur wenige Zu-züge hatten, denn wir hätten das Kader denke ich noch et-was verstärken sollen, wir sind noch nicht optimal besetzt.

Bist du in der Kabine einer der Lautsprecher oder lässt du lieber andere reden?

Ich bin schon einer, der öfters etwas sagt, denn wir haben nicht so viele Spieler, die bereits grosse Erfahrungen im Fussball gesammelt haben. Gerry Seoa-ne ist sicher so einer und auch Dave Zibung ist ein Führungs-spieler. Aber Dave ist halt Goa-lie und die konzentrieren sich lieber etwas mehr auf sich. Es braucht immer einige, die das Heft etwas in die Hand nehmen und zu diesen Spielern zähle ich mich schon.

Wenn du einmal verletzt oder gesperrt sein solltest, könn-test du dir dann vorstellen, anstatt auf der Haupttribü-ne zu sitzen, dir ein Spiel in der Fankurve anzuschauen?

Das haben wir bei GC früher gemacht. Wenn ein Spieler verletzt oder gesperrt war, ist er mit dem Fancar an die Aus-wärtspartie gefahren und hat sich das Spiel mit den Fans zusammen angeschaut. Das fand ich eine gute Sache, das könnte ich mir in Luzern auch vorstellen.

Roli Schwegler im Gespräch 7

8 Ausgesperrt!

Ein ehemaliger Ausge-sperrter berichtet, wie er über zwei Jahre mit einem Stadionverbot lebte.

«Es war im Frühling 2006, ein nebliges Mittwochabend-Spiel gegen Wil stand auf dem Pro-gramm. Beim Betreten des All-mend-Stadions wurde ich von den Securitas raus gepflückt und in ein enges, dunkles Käm-merchen unter der Haupttribü-ne geführt. Man erklärte mir, dass ich fortan keine Fussball-spiele mehr besuchen dürfe. Stadionverbot (SV). Für zwei Jahre. Für mich brach eine Welt zusammen.Ein blauer Rauchtopf wurde mir zum Verhängnis. Fortan war ich von meiner bisherigen Lieblings- und Hauptfreizeits-beschäftigung ausgeschlos-sen. Anfangs war ich total am Boden. Der FCL befand sich mitten in der Meisterschafts-Endphase – und ich musste draussen bleiben. Der FCL stieg auf – ich war nicht dabei. Es war echt hart. Doch mit der Zeit lernte ich damit um zu ge-hen. Zumal einige Gegebenhei-ten mein Leben als Stadionver-bötler enorm erleichterten: Zum einen traf das gleiche Schick-sal in den folgenden Monaten auch andere Kollegen. Ich war somit nicht mehr alleine «draus-sen». Zum anderen formierte sich aus eben diesen Kollegen, weiteren Leidesgenossen und sonstigen FCL-Fans, die der Idee angetan waren, eine kleine aber feine Supporter-Truppe zu bilden. Diese unterstütze fortan für eineinhalb Jahre die U21

des FC Luzern und begleite-te sie an ihre Auswärtsspiele. Fernab von Plastik-Arenen, Al-koholverboten und zunehmen-der Repression/Medienhetze konnten wir unseren Fanatis-mus und unsere Leidenschaft trotz Stadionverbot wieder ausleben. Der Spielplan führten einem auf Fussballplätze wie in Laufen und Münsingen, aber auch in altehrwürdige Stadien wie der Basler Schützenmatte (Old Boys) oder dem Stadion Brühl in Grenchen. Nicht we-nige dieser kultigen Ausflüge und Spiele werden allen Anwe-senden wohl noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben. Und zudem macht es Freude zu se-hen, wie sich Spieler, mit denen man damals nach Spielende noch eins «schnupfte» oder die einem auch mal ein Tablett Bier spendierten, heute in die erste Mannschaft kämpfen.

Am TV mitgezittert

Natürlich blieb man aber auch der ersten Mannschaft weiter-hin verbunden, allerdings nahm der Kontakt zu den anderen FCL-Fans doch etwas ab. Ein Lokal wie die Zone 5 fehlte und somit auch die Begegnungs-zone ausserhalb der Spieltage. Nichtsdesto trotz verfolgte man aber so viele Spiele wie möglich am TV. In unserem damaligen Stammpub, der «Fischbar», schauten wir uns die Partien auf Teleclub an, zumeist recht feuchtfröhlich. Im Gegensatz zu den Spielen, die man in der Kurve miterlebt, bekommt man als TV-Zuschauer auch etwas mit vom Geschehen auf dem Spielfeld. An ein Spiel kann ich

mich dabei noch sehr gut er-innern. An das Cup-Halbfinale gegen den FCZ: Nie habe ich an einem FCL-Match mehr ge-litten. Im Stadion kann man sich bei solchen Zitter-Partien mit Support relativ gut ablenken, vor dem Fernsehgerät gestaltet sich dies ziemlich schwierig. So nervös wie in der Schlussphase dieses Cup-Fights war ich noch nie. Und als Paquito das 3:2 erzielte, flogen in der Wohnung unseres Gastgebers fast die Tischgarnituren vom Balkon. Allerdings mussten wir nicht alle FCL-Partien via TV verfolgen: Unser – ziemlich lasch formu-liertes – Stadionverbotsschrei-ben verbot uns beispielsweise den Besuch von Cupspielen gegen 1.-Liga-Teams nicht. Dies allerdings mehr in der The-orie denn in der Praxis, wurden Einzelne von Polizei oder Si-cherheitschef doch meist trotz-dem nicht ins Stadion gelassen. So ergaben sich – im Nachhin-ein fantastische – Supporte von ausserhalb des Stadionzaunes, wie z.B. beim Spiel in Biasca, bei welchem ein Teil der Fans-zene den Match aus Solida-rität mit den an diesem Spiel unrechtmässig Ausgesperrten ebenfalls draussen verfolgte.Ansonsten habe ich mich fern gehalten von den Spielen der ersten Mannschaft. Ich war zwar ab und zu kurz vor den Stadiontoren, um eine Cho-reo zu bestaunen, habe aber nie probiert, illegal ein Spiel zu schauen. Deswegen fuhr ich eigentlich auch nie mit an Aus-wärtsspiele. Ein einziges mal in den zweieinhalb Jahren stieg ich allerdings trotzdem in einen

Das Leiden vor dem Fernseher

Ausgesperrt! 9

Extrazug, jenen nach Sion. Die Chaos-Zugfahrt bereitete eine Menge Spass und ich und ein Kollege konnten das Spiel von ausserhalb des Tourbillons, so-gar halbwegs mitverfolgen.

SV wegen EM verlängert

Zweieinhalb Jahre? Ja, denn mein SV wurde künstlich um ein halbes Jahr verlängert, da-mit ich auch während der Euro 08 noch ausgeschlossen war. Einen Tag nach dem EM-Finale in Wien endete es. Damit sollte wohl verhindert werden, dass ich an der Heim-EM irgendwel-che Spiele «verrandaliere» oder ähnliches. Allerdings wurde dieses Ziel etwas uneffektiv an-gesteuert. Mein Stadionverbot war an Nati-Spielen nämlich gar nicht gültig (ein weiteres In-diz meiner SV-Soft-Version). Ich habe dann kurzfristig zwar ein Spiel besucht, lies das mit der Randale aber trotzdem sein. Zu Beginn der letzten Saison wurde mein Verbot wieder auf-gehoben. Die Vorfreude auf die

Rückkehr war riesig. Obschon mir die Zeit mit Stadionver-bot rückwirkend gar als eine schöne und positive Erfahrung in Erinnerung bleibt und ich die LU21-Fahrten, «Fischbar»-Abende sowie die diversen Hopping-Trips ins Ausland ge-nauso genoss, wie die zusätzli-che Zeit für andere Kollegen/in-nen und Projekte/Vereine, fällt einem doch ein sehr grosser Stein vom Herzen, wenn man endlich wieder zurück in die Kurve darf. Getrübt wurde und wird die Rückkehr in die NLA-Stadien allerdings durch die vielen un-begründeten und teilweise lä-cherlichen Stadionverbote aus Biel und vom SFV/HC Biasca. Ansonsten hat sich während meiner Stadionabstinenz nichts Grundlegendes verändert. Der Kern der Kurve blieb derselbe, ergänzt durch eine neue, junge Generation FCL-Fans. Die Leis-tungen auf dem Feld bleiben eine Wundertüte wie eh und je und auch der offizielle FCL

schafft es nach wie vor gekonnt, mit schöner Regelmässigkeit ins Fettnäpfchen zu treten. Neu sind Auswärtsfahrten und –stadien. War ich mir aus NLB-Zeiten Endlos-Carfahrten mit Kuhdorf-Atmosphäre oder Päs-sefahrten-Charme gewohnt, so fährt der Extrazug heute meist binnen ein, zwei Stunden vor den neuen, schmucken und eintönigen Arenen ein. Auch die Medien-Berichterstattungen haben sich gewandelt. War es der hiesigen Presse vor weni-gen Jahren noch keine Zeile wert, wenn ganze Kreisel im Flammen-Inferno verendeten, so pflastern heute Becherwürfe die Titelseiten gleich für mehre-re Tage voll. Und doch habe ich seither kein Spiel verpasst und freue mich zu Beginn jeder Ar-beitswoche bereits wieder aufs Spiel vom kommenden Wo-chenende, auf den USL-Apéro in der Zone 5, auf das Singen und Johlen im Fanblock und das Feiern und Liiren auf der Heimreise.

Hinter Gittern: In Biasca solidarisierte sich ein Teil der Szene mit den Ausgesperrten.

10 Stadion Gersag

Bald wird auch die Haupttribüne der Allmend in Schutt und Asche liegen.

«Geniesst die Zeit im Gersag!»

Sportlich läuft im Gersag alles rund. Doch wie sieht es aus fantechnischer Sicht aus? Und auf was muss man sich als FCL-Fan in den nächsten 17 Monaten gefasst ma-chen? Ein Augenschein.

Der Abschied an diesem Juli-Abend wog schwer. Niemand konnte so recht begreifen, was genau geschieht, als nach dem Schlusspfiff des Barrage-Rück-spiels das Spielfeld gestürmt wurde und die Souvenirjagd begann. Mittlerweile stehen vom alterwürdigen Allmend-Stadion nur noch Einzelteile der Tribünen. Vieles wurde schon abgeschlissen. Für uns bleibt

der Blick nach vorne und die Zukunft im Emmenbrückner Stadion Gersag.Die ersten Heimspiele haben bereits einen Einblick gegeben, was uns während der Über-gangszeit erwartet. Wer keine Saisonkarte hat, benutzt bes-ser den Vorverkauf. Stehplatz-Tickets sind rar und werden in den meisten Spielen wohl ausverkauft sein. Ein gutes Omen, denn in einem gutge-füllten Stadion singt und hüpft es sich einiges schöner, als in einem halbleeren. Dass die Stehplatztribüne nicht mehr so hoch und nicht mehr gedeckt ist, fordert aber jeden einzelnen tatkräftig mitzusingen, damit die Mannschaft den Support auch wirklich spürt. Apropos Tribünendach: Den einen graut

es schon vor dem ersten Spiel bei strömendem Regen. An-dere sehen diesem Szenario lockerer entgegen.

Organisation klappt bestens

Durch den Umzug nach dem GC-Spiel scheint nun auch der Supporterblock seinen Platz gefunden zu haben. Der ak-tuelle Platz neben dem Tor er-möglicht es dem Capo, auch die Fans auf der Längsseite zum Singen mitzureissen. Der Standort des Supporterblocks hat einen weiteren Vorteil. Der Bierstand, die WCs und die Essensstände sind relativ nahe. Um sich eine Bratwurst und ein Bier zu holen, muss man sich also nicht mehr so weit durch die anderen Zuschauer durch-drängen, wie das noch auf der

Stadion Gersag/Fan-Kurven 11

Allmend der Fall war. Anstehen muss man aber trotzdem noch. Zumindest in der Pause. An-ders sieht es vor dem Stadion aus. Ist man frühzeitig vor Ort, vergehen keine zehn Minuten und man kann das Innere des Gersags betreten. Auch nach dem Spiel gelangt man zügig zurück in die Innenstadt. Der Bahnhof und die Bushaltestelle sind in der Nähe.

Der Tipp aus Bern

Optisch vermag der Gersag auch zu gefallen. Wenn man bedenkt, wie die Sportanlage vor wenigen Monaten noch aussah, wurde ganze Arbeit geleistet. Die Gegentribüne ist überraschend gross und die

Zone 2 wurde ebenfalls mit ein paar wenigen Stufen erweitert. «Solo Gersag. Hammer Stadi-on…» lässt sich zum Beispiel im FCL-Forum lesen. Auch nach den Spielen hörte man viele positive Stimmen. Ein Umstand, den ein befreundeter YB-Fan auf Anfrage durchaus nachvollziehen kann. Die Young Boys mussten, wie auch der FC Basel und Neuchâtel Xa-max, ebenfalls ins Exil. Als das alte Wankdorf abgerissen wur-de, spielten die Berner ganze vier Jahre im Stadion Neufeld. «Die Zeit im Neufeld war einfach genial. Klar vermissten wir zu Beginn das alte Wankdorf und freuten uns auf das neue Stadi-on, doch wir wussten, dass die-

se Zeit einmalig bleibt», gab er zu Protokoll. An die FCL-Fans hat er einen gut gemeinten Rat: «Geniesst die Zeit im Gersag. So nah am Spielfeld und der eigenen Mannschaft werdet ihr im neuen Stadion nicht mehr sein. Freut euch also über die Exil-Saison.»

Gelungener Einstand und er-freuliche Aussichten. Die Zeit im Gersag wird hoffentlich so kultig, wie jene der Berner im Neufeld. Dazu braucht es aber die Mithilfe jedes einzelnen FCL-Fans. Singt, hüpft und feu-ert unsere Mannschaft pausen-los an. Nur so kann der viel er-wähnte «Hexenkessel Gersag» entstehen.

Seit Jahresbeginn hüllen die «Donne di Lucerna» ihre Kurven in einheitli-chen Stoff. Wer steckt in diesen Shirts?

«Wir lernten uns etwa vor zwei Jahren kennen. Denn in dieser Zeit wurden die Frauen strikt aus dem Supporterblock ge-schickt und so ergab es sich, dass neben dem männlichen Block neu eine Art ‹kleiner Frau-enblock› entstand. Wir merkten schnell, dass wir in etwa die gleichen Interessen am Fuss-ball teilten und besuchten von nun an die meisten Spiele zusammen. ‹Frauen und Fussball, das passt nicht.› Diesen Spruch mussten wir uns immer wieder anhören. Doch dies hat uns nicht davon abgehalten, weiterhin die Spiele zu besuchen. Denn wir fahren

an die Spiele wegen der Stim-mung, der Freude am Fussball und der Liebe zum Verein. Dies haben wir auch oft bewiesen, egal ob beim Choreo-Basteln, Unterschriften sammeln oder bei anderen Aktivitäten, wir sind überall anzutreffen. Und genau dieses Engagement von uns hat dazu geführt, dass man uns Frauen im Block kennt und wir auch von fast allen akzeptiert werden. Denn auch wir Frauen gehören zur Kurve.

Keine Berührungsängste

Vor etwa einem Jahr entstand dann das erste Mal die Idee ei-nes Zusammenschlusses von uns Frauen. Der schlussendli-che Name ‹Donne di Lucerna› entstand aber erst anfangs die-ses Jahres und das auch eher zufällig. Wir sehen uns aber nicht wirklich als eine Gruppie-rung, sondern einfach als eine

Clique fussballbegeisterter Frauen. Etwas, das wir in der Kurve auch oft vermissten, ist, dass es im USL-Shop keine Kleidungs-stücke für Frauen gibt. Deshalb haben wir uns in diesem Jahr auch selbst frauentaugliche Oberteile kreiert und wurden auch nicht selten von anderen Frauen darauf angesprochen. Dieses Jahr wollten wir uns auch am USL-Turnier mit den Männern messen. Bis jetzt ist es aber bekanntlich noch nicht dazu gekommen.»

Donne di Lucerna

Zusammenschluss der Aussenseiterinnen

12 Oldschool mit Maré

In dieser Kolumne erin-nern sich Zeitzeugen, wie es in den goldenen Jah-ren wirklich war. Diesmal mit einer Geschichte aus dem Herbst 1989.

«Unser heutiger Gegner aus der Ostschweiz ist der älteste Fussballclub des Landes, mit dem neusten Stadion respek-tive der neusten Arena. Spie-le gegen die St. Galler waren immer schon heftig umstritten, beide Clubs kennen sich her-vorragend mit Hochs und Tiefs aus, weshalb man auch beide Anhängerschaften als entspre-chend treu und heissblütig bezeichnen kann, was sich ja auch schon bei gewissen Auf-einandertreffen herauskristalli-siert hat.

Rang drei in greifbarer Nähe

Diese Rubrik befasst sich aber nicht mit der Gegenwart, son-dern mit einem Spiel, welches der FCL im Herbst 1989, no-tabene als Titelverteidiger, in St. Gallen absolvierte. Damals besuchte man Auswärtsspiele noch mit der Familie. Ein Be-such in der Ostschweiz war im-mer mit ganz vielen Emotionen verbunden, schliesslich stam-men die Eltern meines Vaters, die in der einstigen Protestan-tenstadt erzkatholisch waren, aus dieser Stadt. Spiele im Espenmoos wurden immer mit einem Grosselternbesuch ver-bunden, der FCL diente quasi als Zückerchen für die Enkel-kinder aus der Innerschweiz. Im Herbst 1989 kam man mit besonders breiter Brust nach

St. Gallen, denn der FCL reiste als aktueller Titelverteidiger in die Olmastadt: Einen Umstand, den es vorher und nachher nie mehr gegeben hatte. Wir durften in der legendären Kurt-Furgler-Kurve Platz nehmen, praktisch inmitten von Ost-schweizer Promis à la Kurt Felix und Paola, allerdings ohne die versteckte Kamera. Der FCL spielte in den roten Dresses mit dem grauen ‹Siehe LNN›-Balken. Die Affiche galt als besonders reizvoll, schliesslich waren die St. Galler gerade das Team der Stunde, während sich der FCL nach einem miesen Saisonstart langsam wieder aufrappelte und wie die Grün-Weissen um die Tabellenspitze kämpfte. Bis zur 2. Hälfte sah alles prima aus, denn Martin Müller hatte unser Team mit 1:0 in Führung geschossen, was für den FCL zwischenzeitlich wieder Rang drei in der Tabelle bedeutet hätte.

Fanlager nicht getrennt

Die Stimmung bei den rund 700 mitgereisten Luzerner Fans, welche sich wie auf der All-mend in der Mitte der Gegen-gerade befanden, war bestens. Man wähnte sich wie an der Fasnacht: Pauken, Trommeln, Trompeten, die FCL-Anhän-ger hatten den Laden im Griff. Pyroshow gab es keine, eben-so waren die beiden Fanlager nicht voneinander getrennt. Doch dann rutschte ich immer weiter in meinen unbequemen Holzsessel hinein, denn nie-mand geringerer als Ivan ‹der Schreckliche› Zamorano, der neue Superstar der Liga, kehrte das Spiel praktisch im Allein-

gang. Er krönte seine Leistung mit einem Fallrückzieher, das Espenmoos tobte, die südame-rikanische Armada mit Mardo-nes, Rubio und Raschle hatte zugeschlagen und Regisseur war niemand geringerer als Roger Hegi. Ja, genau der, wel-cher auf der Hülle der legendä-ren FCL-Kassette mit dem Lied ‹FC Lozärn› zu sehen ist. Die Partie endete mit 3:1 für die Es-pen und auf der Tribüne musste ich mir etwelche dumme Kom-mentare wie ‹jetzt habt ihr den neuen Meister gesehen› anhö-ren (natürlich nicht auf Hoch-deutsch, dass wäre ja noch akzeptabel gewesen, sondern in diesem seltsamen Dialekt). Die Niederlage war bitter, weil jede Niederlage gegen meine Verwandten doppelt so schwer wog und danach, als es noch Kaffee und Kuchen gab bei den Grosseltern und meistens auch noch die Wiederholung im Fernsehen geguckt werden musste, enorm mühsam war.

In der drittletzten Runde die-ser Saison 89/90 war der FCL wieder in der Ostschweiz zu Gast und dieses Spiel endete wenigstens 1:1, Torschütze ein gewisser Sigi Gretarsson. Die-ses Unentschieden reichte dem FCL zu einem UEFA-Cup-Platz, währenddem der vermeintliche neue Meister St. Gallen in der Finalrunde einbrach und sich nicht für die internationalen Plätze qualifizieren konnte. Am Schluss, dachte ich als heran-wachsender Teenager, gewann trotzdem die Gerechtigkeit und die drolligen Sprüche der Olmastädter entpuppten sich zum Glück als Mumpitz.»

Als Titelverteidiger im Espenmoos

Geisterspiele 13

Keine Pause für die Fans

Dem FCL droht ein Spiel vor leeren Rängen, was kein Novum im Schwei-zer Fussball ist. Um das Team trotzdem zu unter-stützen, sind Ideen ge-fragt.

Das grossartige Spiel vom 13. Juni 2009, bei welchem unsere Elf die zweitklassigen Luganesi mit einem furiosen 5:0 abfertigte und zurück ins Tessin schickte, besiegelte den Klassenerhalt. Damit war die mehrmonatige Zeit des Leidens vorüber und die Allmend würdig verabschie-det worden. Doch bereits an besagtem Tag war klar, dass die letzten Stunden in unserem Stadion ein Nachspiel haben

würden: Der Knaller, der nach dem 1:0 neben dem Linienrich-ter explodierte, veranlasste die Disziplinarkommission der SFL, gegen den FCL ein Geisterspiel und eine Busse über 20‘000 Franken zu verhängen. Trotz des umgehenden Rekurses, den der FCL eingelegt hatte, droht uns im Gersag nun ein Spiel vor leeren Rängen.

Erstes Geisterspiel in Sion

Sollte es soweit kommen, wä-ren wir nicht die ersten, denen so ein Urteil aufgebrummt wür-de. Geisterspiele wurden be-reits in verschiedenen Fussball-ligen der Welt ausgetragen. So auch in der Nationalliga A: Das erste Geisterspiel in der höchs-ten Schweizer Spielklasse fand 2001 zwischen Sion und Ser-

vette als Wiederholungsspiel statt. Neben dem Genfer Goa-lie Eric Pédat war im Tourbillon eine Knallpetarde explodiert. Die von der Liga verhängten Stadionsperren sollen gemäss Odilo Bürgy, Präsident der Dis-ziplinarkommission, gewisser-massen einen erzieherischen Zweck erfüllen. Geisterspiele wurden und werden dann ver-hängt, wenn sich auf den Rän-gen schwerwiegende Verstösse gegen die Stadionordnung und das Gesetz ereignen. Man er-hofft sich bei der Liga dadurch, dass Fans, die nichts mit dem Vergehen zu tun hatten, die Fehlbaren beim Gesetzeshüter melden.Der FCL selber spielte bisher einmal vor leeren Rängen: Am 23. Juli 2008 musste der FC

Die Zürcher Spieler bedanken sich bei den vor dem Stadion stehenden Fans.

14 Geisterspiele

Blick vom Stuttgarter Fernsehturm auf das Waldau-Stadion.

Zürich das erste seiner zwei Geisterspiele im Letzigrund austragen. Grund dafür waren die Zürcher Fackelwürfe Ende der Saison 2007/2008, die sich beim Auswärtsspiel im Basler St. Jakob-Park ereignet hatten. Die Begründung für das Urteil war, dass der FCZ für die Vor-fälle haftete, weil er im Vorfeld etwas dagegen hätte unterneh-men können.

In solchen Situationen gilt es, kreativ zu sein: Die Zürcher Südkurve rief in den Tagen vor dem Geisterspiel dazu auf, sich auf dem Parkplatz vor der Ost-tribüne zu versammeln, um dort den Match auf Grossleinwand zu verfolgen und die Mann-schaft direkt vor dem Stadion zu unterstützen. Das Aufstellen der Grossleinwand wurde zwar

nicht bewilligt, aber die Zürcher erschienen mit Leitern an be-sagtem Ort und konnten sich dank der Bauweise des neuen Letzigrunds, die einem die Luft um die Ohren bläst und sonst einer guten Stimmung eher schadet als nützt, etwas Sicht und Gehör verschaffen. So lief Mannschaft der Zürcher nach dem Schlusspfiff in Richtung Osttribüne und bedankte sich bei den Fans, die den 1:0-Sieg mit Fackeln feierten.

Lebensgrosser Kaiser

Auch Fans anderer Klubs, die von einem Geisterspiel betrof-fen waren, liessen sich etwas einfallen. So grillierten die Bas-ler während ihrer Geisterspiele 2006 hinter der Muttenzerkur-ve und in Stuttgart verfolgten einige Fans der Kickers einen

Match von einem benachbar-ten Fernsehturm aus. Zudem stellten sie einen lebensgros-sen Franz Beckenbauer im Ki-ckers-Dress auf die Stufen der Gegengerade, um dem Stadion während den 90 Spielminuten wenigstens ein bisschen Leben einzuhauchen.

Unterstützung erwünscht

Deshalb: Ein Geisterspiel für die Liga muss für uns nicht zwin-gend auch eines sein! Hätte sich die Sache auf der Allmend schon etwas schwieriger ge-staltet, so ist das Gersag si-cherlich nicht das schlechteste Stadion, um unsere Mannschaft von ausserhalb zu unterstützen. Sollte Luzern bald wirklich für ein Spiel den Geistern überlas-sen werden, lasst sie uns laut-stark und farbenfroh vertreiben!

Im Block/Capos Wort 1514 Geisterspiele

Leidenschaft der Kurve mittragenIn dieser Rubrik stellt sich abwechselnd eine ande-re Gruppe vor. Die a.b.w. sind das Produkt von Ra-gazzi Lucerna.

«Bereits in jungen Kinderjahren verfolgten wir die Spiele des FC Luzern auf der Allmend. Vier heutige Mitglieder standen be-reits damals zusammen auf der Tribüne. An einem Heimspiel im Herbst 08 entdeckten wir das Angebot ‹Ragazzi Lucerna› der Fanarbeit Luzern und nahmen an mehreren Auswärtsfahr-ten teil. Im Verlauf dieser Aus-wärtsfahrten lernten wir weitere

gleichgesinnte Fans kennen. Schon bald wurde uns klar, dass es nicht nur einfach ‹Fans› gibt, sondern auch organisierte, aktive und kreative Supporter am Werk sind. Mittlerweile zu neunt beschlossen wir eine ei-gene Gruppierung zu gründen, welche die Leidenschaft und

Kreativität der Kurve mitträgt.Nicht nur vom Fussballspiel waren wir begeistert, sondern auch von der Stimmung im Block wurden wir völlig mitge-rissen. Die Sucht nach Blau und Weiss wurde immer grös-ser und so konnte der Name der Gruppierung nur addicts (die Süchtigen) blue white heis-sen, kurz a.b.w. Innerhalb kurzer Zeit wurden Aufkleber und Pullover kreiert, Doppelhalter, Fahnen und Za-unfahne gemalt. Durch leiden-schaftlichen Support und krea-tive Beteiligung an jedem Spiel, konnten wir addicts schnell in die Fanszene integrieren.

Das Luzern-Virus verbreiten«Der Umzug ins Gersag ist auch für uns Capos eine grosse Umstellung. Da der Stehlplatz-bereich nun aus weniger Stufen besteht, die Zone 2 in die Brei-te gezogen wurde und wir jetzt sogar ‹um die Ecke› stehen, fällt es uns schwerer, per Megaphon die ganze Kurve zu erreichen. Auch das ‹FCL›-Echo muss ganz neu abgestimmt werden, da sich der Supporterblock und die ehemalige Lumagtribüne nicht mehr unmittelbar neben-einader befinden. Für einen funktionierenden Support ist es deswegen umso wichtiger, dass ihr gut auf die Capos und die Trommel hört, damit die Lie-der gemeinsam und nicht ver-zerrt gesungen werden.

Andere Fans animieren

Immer wieder sehen wir einzelne Personen in der Kurve, die eine grosse Bereitschaft zeigen, ihre

Mannschaft lautstark und vol-ler Emotionen unterstützen zu wollen. Allerdings verstummen viele Personen, wenn der Ne-benmann nicht auch mitsingt. Dabei gibt es eine viel bessere Variante: Reisst euch gegen-seitig mit! Zeigt Emotionen, geht ab, singt, hüpft, klatscht und steckt die Personen um euch mit dem Luzern-Virus an. Habt keine Angst, auch einmal die einzige Person zu sein, die eine Zeile singt, wenn ihr damit wieder andere Fans zum Sup-porten animieren könnt. Auch wir steigen nach jedem Spiel schweissnass und ausgebrannt vom Zaun, aber dieser Zustand ist es Wert, wenn man weiss, 1901 Prozent für seine Farben gegeben zu haben. Und wenn jeder bereit ist, diesen Einsatz zu geben, wird unsere Kurve stärker sein als je zuvor. Es braucht jede Stimme!

Auswärts waren unsere Auf-tritte diese Saison bisher sehr bescheiden, was oftmals einen ganz einfachen Grund hatte: Wir standen zu verstreut im Gästeblock rum. Die Lösung: ‹Zäme schtoh›. Damit wir auch auswärts unsere Mannschaft lautstark unterstützen können, müssen alle support-willigen Fans zusammen stehen, um gemeinsam Emotionen zu entfachen und unsere Mann-schaft nach vorne zu treiben. Habt also keine Angst, ein paar Schritte näher zum Capo zu stehen, dann wird Luzern auch auswärts als Einheit auftreten können.

Danke für euer Gehör und eure Unterstützung, gemeinsam und lautstark für Luzern.»

Eure Capos

16 Neues Mitgliedschaftsmodell

Als USL-Mitglied profitieren und unterstützenSechs gute Gründe spre-chen für eine Mitglied-schaft bei den United Supporters Luzern. Neu ist das Vorverkaufsrecht für Shopartikel.

1. USL-Mitglieder unterstüt-zen eine aktive Fankultur

Luzern ist bekannt für seine grossartigen Choreografien. Doch um diese zu ermögli-chen, sind wir unter anderem auf Spenden in Form von Mit-gliederbeiträgen angewiesen. Je mehr Mitglieder wir haben, desto grösser ist die Freiheit bei der Gestaltung der Choreografi-en und umso eindrücklicher wird das Ergebnis. Als USL-Mitglied ermöglichst Du die tolle Atmos-phäre beim Einlaufen der Spieler, die alle im Stadion geniessen. Ausserdem vereinfachen die USL mit der Organisation von Extrazügen und Carfahrten die Unterstützung des FCL an den Auswärtsspielen.

2. USL-Mitglieder stärken die Position der USL im Kampf um die Rechte der Fans

Eine aktive Fankultur ist auf Frei-heiten angewiesen. Die USL set-zen sich deshalb dafür ein, dass der Genuss eines Fussballspiels nicht durch unnötige Einschrän-kungen getrübt wird. Unter an-derem setzen wir uns für Steh-plätze im neuen Stadion oder für faire Preise bei Auswärtsspielen ein. Die USL sind politisch neutral,

aber nicht apolitisch. Aus diesem Grund haben wir diesen Frühling das Referendum gegen den aus unserer Sicht problematischen Beitritt zum Hooligan-Konkordat ergriffen.

3. Als USL-Mitglied hast Du keine Verpflichtungen

Als Mitglied übernimmst Du kei-ne Pflichten. Du kannst gerne mithelfen wenn Du möchtest, verlangt wird das aber von kei-nem Mitglied.

4. USL-Mitglieder geniessen finanzielle Vorteile

Neben der Gewissheit, eine aktive Fankultur zu fördern, bietet die USL-Mitgliedschaft auch direkte finanzielle Vorteile: USL-Mitglieder erhalten diverse Getränke während den Apéros in der Zone 5 zu vergünstigten Preisen. Ebenfalls proftierst Du von einer Preisreduktion auf Artikel im USL-Shop. Premium-Member geniessen zusätzliche Vorteile: Da unsere Shop-Artikel in geringer Auflage erscheinen, erhalten Premium-Member neu ein Vorkaufsrecht.

Bestellungen im USL-Online Shop werden gratis zugestellt. Ausserdem gewähren die USL den Premium-Member einen Preisabschlag auf Carfahrten und einen Mengenrabatt bei den Getränkeverkäufen im Extrazug.

5. USL-Mitglied kann jeder werden

Das typische USL-Mitglied gibt es nicht. Deshalb ist jeder will-kommen, dem der FC Luzern am Herzen liegt. USL-Mitglie-der stammen aus jeder Alters-kategorie und in jeder Zone des Stadions, auf den Steh- als auch auf den Sitzplätzen.

6. Eine USL-Mitgliedschaft ist ihren Preis wert

Bereits ab 50 Franken ist es möglich Mitglied zu werden. Wer von allen Vorteilen profitieren möchte, wird Premium-Mitglied für 100 Franken. Für Schüler un-ter 16 Jahren sind verbilligte Mit-gliedschaften möglich: Bereits für 30 Franken wirst du Mitglied, für 70 Franken sogar Premium-Mitglied.

Mitglied werden - So einfach geht es: Anmelden kannst du dich ganz einfach in der Zone 5 oder über unsere Website: www.us-luzern.ch. Bei Fragen stehen wir dir gerne zur Verfügung: Wir freuen uns zudem über jede/n, der/die sich zusätzlich bei uns engagie-ren möchte. Einfach eine E-Mail an [email protected] sen-den.


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