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Der Kurier aus dem Jenseits

Date post: 04-Jan-2017
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Mac KinseyBand 7Jake RossDer Kurier aus dem Jenseits1. Teil

Die glhenden Futritte auf der Treppe waren die erste Warnung.Die Hexenblumen vor der Tr die zweite.Aber Miriam hoffte, doch noch in ihre Wohnung zu gelangen zu den Zaubermitteln, damit sie gewappnet war.Doch sie hatte den Boten des Bsen unterschtzt. Die Schwarzwelt hatte ihr schon den Kurier aus dem Jenseits geschickt, und der hatte seine Falle aufgestellt.Er war nicht gekommen, um sie nur zu warnen.Er wollte sie gleich mitnehmen. In die Abgrnde der Schwarzwelt.Miriam war voller Unruhe. Da war etwas, sie sprte es. Es betraf sie, niemand sonst. Sie erschauerte. Das Unbekannte war grausam, unheimlich und bse.Sie hob den Kopf und schaute ber das Menschengewimmel in der Berwick Street hinweg. Wie jeden Tag war Markt. Fliegende Hndler und ansssige Geschftsleute hatten ihre traditionellen Stnde aufgeschlagen und ihre Waren ausgelegt.Es wurde gefeilscht und gelacht, geschimpft und geschoben. Viele Londoner kamen auf der Jagd nach einer gnstigen Gelegenheit. Und viele Touristen wollten das unglaubliche Gewhl auf Londons ltestem nicht organisierten Markt mit eigenen Augen sehen.Das Unbekannte steckte irgendwo in dieser Menge.Es war ihr nahe. Es machte ihr Angst. Es war strker als sie. Sie sprte die Macht. Der wolkenverhangene Himmel hatte eine unerklrliche Rtung angenommen. Genau ber der Strae.Ausgeschlossen, dachte Miriam. Das kann nicht sein!Ein Mann stie gegen sie, murmelte eine Entschuldigung und folgte ihrer Blickrichtung.Unheimlich, nicht wahr? sagte er. Seit zwanzig Jahren komme ich auf den Markt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Als htte jemand die Wolken angezndet.Kopfschttelnd quetschte er sich weiter.Da auch andere diese unheimliche Erscheinung der rtlich glhenden Wolken sahen, beruhigte Miriam keineswegs. Sie sah eigenartige Zusammenballungen. Und dann mitten drin ein schwarzes Loch wie das Tor zur Unendlichkeit.Sekunden spter verschwand dieses Bild, der Himmel war wieder grau und glatt und trostlos. Er versprach, einen soliden englischen Nieselregen. Miriam fhlte sich schutzlos. Sie prete den Einkaufskorb an sich und kehrte zu dem Haus am Ende der Berwick Street zurck, in dem sie wohnte. Sie ging immer schneller. Schlielich rannte sie.In ihrer Wohnung war sie sicher vielleicht. Dort hatte sie ihre Zaubermittel zur Hand.Hier drauen war sie dem Unheimlichen ausgeliefert.Atemlos hastete sie ins Haus.Da !Es war schon da. Es war vor ihr ins Haus gelangt.Auf den Holzstufen der Treppe prangten glhende Fuabdrcke. Sie sprte die grauenvolle Hitze.Und dennoch verbrannte das Holz nicht.Es waren wirklich die Abdrcke von Fen und nicht von Schuhen.Miriam zitterte vor Entsetzen.Die glhende Spur fhrte hinauf, aber nicht wieder herab.In der ersten Eingebung wollte sie fliehen. Aber sie wute, da sie dann gar keinen Schutz mehr hatte. Sie mute hinauf in die Wohnung, mute versuchen, etwas zu retten.Sie achtete ngstlich darauf, nicht die glhenden Abdrcke zu berhren.Mit wildklopfendem Herzen langte sie oben an und erstarrte.Die Spur der Abdrcke endete auf dem schbigen Flur.Und vor ihrer Tr lag ein Strau fremdartiger stinkender Blumen.Hexenblumen!Die Botschaft des Todes! Ein Gru aus der Schwarzwelt!Das Jenseits hatte ihr eine grauenvolle Nachricht bermittelt, und irgendwo lauerte der Kurier.Vielleicht wollte er sie gleich mitnehmen.In die grauenvollen Abgrnde der Welt der absoluten Dsternis, aus der es keine Wiederkehr gab.Miriam schwankte zwischen Panik und wilder Auflehnung. Sie hatte geahnt, immer wieder, durch die Jahrhunderte, da es einmal so kommen knnte. Da die Kreaturen der Schwarzwelt darauf sinnen wrden, sie eines Tages heimzusuchen und wegzuholen. Fort in das entsetzliche Reich der Verdammnis.Dazu war sie nicht bereit. Weder jetzt noch spter. Sie wollte nicht.Hatte sie sich denn nicht klug aus den Machtkmpfen und dem Geznk der Schwarzweltwesen herausgehalten?War sie nicht immer bemht gewesen, auf dem schmalen Grat zwischen gut und bse zu bleiben?Vielleicht war es ein Fehler.Es hatte nicht an Versuchen gefehlt, sie fr die eine oder andere Seite zu gewinnen, Aber sie war standhaft geblieben. So hatte sie es einst am Stein von Llanwellyn gelobt, als sie die Hexenweihe empfangen hatte.Nicht hei noch kalt, nicht wei noch schwarz, nicht gut noch bse!Die damals mit ihr den feierlichen Schwur ablegten, waren lngst aus ihrem Gesichtskreis verschwunden. Verschollen im Strom der Zeit.Miriam wute, was das bedeutete. Sie hatten den Schwur gebrochen und waren verschlungen worden von den Kerkern der christlichen Hexenjger, vom Feuer der Scheiterhaufen, vom Wasser der Flsse, worin sie die Hexenprobe htten bestehen sollen.Und von den finsteren Mchten der Dmonenwelten.Es hatte keinen Unterschied gemacht, ob jene von damals Anhnger des weien oder des schwarzen Zaubers geworden waren. Sie waren verschluckt worden. Mit Haut und Haaren.Der feierlich beschlossene Bund der Hexen von Llanwellyn hatte nicht einmal die Regierungszeit der angelschsischen Knige berlebt. Er hatte schon zu existieren aufgehrt, bevor die Normannen das Land eroberten und ihre eigenen Knige auf den Schild hoben.Neid und Migunst hatten ihn zerstrt. Und der Griff nach der Macht.Denn viele Hexen hatten sich den Herrschern verdingt, hatten den Bann ber Gegner gesprochen und gettet. Fr Gold und anderen weltlichen Lohn.Die Nacht von Llanwellyn hatten sie vergessen.Die Macht des Steines hatte sie dafr ins Nichts gestoen und dem selbstgewhlten Schicksal berlassen.Miriam hatte nie jene Nacht Vergessen. Auch nicht den Schwur, der ihr auferlegte, keinem Herrn und keiner Herrin zu dienen, sich nie zu beugen, stets gerecht zu sein.Zu gewissen Zeiten war es ihr sehr schwer gefallen, diese Bedingungen zu erfllen.Sie hatte Hhen erlebt und Tiefen und war durch manche Hlle gegangen, aber sie war standhaft geblieben.Dafr hatte sie das lange Leben errungen. Es konnte ewig whren wenn sie wollte.Ihre wilde Auflehnung siegte ber Furcht und Panik. Sie starrte auf die Hexenblumen.Frieden zu halten, hatte sie einst gelobt. Und das Geheimnis des Steines zu bewahren.Wenn aber die Mchte der Schwarzwelt nach ihr griffen, so war es ihr gutes Recht, sich zur Wehr zu setzen.Wie ein Opfertier stillzuhalten, hatte sie nicht geschworen.Sie spannte alle Sinne an.Der unirdische strenge Gestank der Hexenblumen wirkte betubend.Er lie sie die dsteren Dimensionen der Schwarzwelt ahnen, aber er legte ihre alarmierten Sinne lahm.Der Kurier aus dem finsteren Jenseits war nahe, doch sie konnte die Richtung nicht bestimmen.War er in eine Nachbarwohnung eingedrungen, um sie in einem Moment der Unaufmerksamkeit leichter berrumpeln zu knnen?Hatte er sich Zugang zu ihrer Wohnung verschafft und lauerte dort hinter der Tr?Sie stand wie festgeschmiedet.Ihr Herz klopfte wie rasend, der Blutandrang zum Kopf lie sie die Gegenstnde doppelt und dann verschwommen sehen.Die Blumen! sagte ihre innere Stimme. Vernichte die Blumen!Das war ein guter Rat, aber wie sollte sie die Blumen vernichten?Wenn sie sie berhrte, war es um sie geschehen.Sie sprte die Kraft der Zerstrung, die von ihnen ausging.Die tdliche Gefahr richtete sich nicht nur gegen sie, sondern gegen jedes Lebewesen, das die Hexenblumen anfate.Wenn ein Mitbewohner des Hauses vorbeikam und sie aufhob nein, es drfte nicht geschehen.Hinter einer Tr ertnte ein Rcheln.Miriam versuchte, den betubenden Einflu abzustreifen. Aber der Geruch wurde durchdringender und schien jeden Winkel des Treppenhauses auszufllen.Sie wich zurck.Unten im Treppenhaus qukte eine Kinderstimme. Sie wandte den Kopf, schaute in die Tiefe.Die glhenden Fuabdrcke auf den hlzernen Treppenstufen waren verschwunden.Ein Trick, um vorzutuschen, das Unheimliche sei verschwunden, htte sich zurckgezogen.Eine Falle!Und Miriam sa darin.Sie hatte sich nicht die Stellen gemerkt, an denen die glhenden Tritte gedroht hatten. Jeden Augenblick konnten sie wieder sichtbar werden.Dann verbrannten sie alles, was auf ihnen stand.Wie zher Nebel umwallte es ihre Sinne und drohte sie vllig unwirksam zu machen oder gar abzutten.In einer einzigen gewaltigen Anstrengung, in die sie ihre ganze Hexenkraft hineinlegte, streifte sie den Einflu der bsen Mchte ab.Zitternd fand sie sich am Boden kauernd wieder.Die Gegenwehr hatte ihr alles abverlangt. Im ersten Moment konnte sie nicht einmal sagen, wie lange sie schon kauerte. Dann hrte sie die weinerliche Kinderstimme von unten.Also nicht lange.Aber das machte die entsetzliche Gefahr nicht geringer.Und wenn das Kind die Treppe heraufkam?Nur das nicht! scho es Miriam durch den Kopf. Was kann das unschuldige Kind dafr?Sie erhob sich, und dabei fiel ihr Einkaufskorb um.Geistesgegenwrtig stellte sie den Korb so vor die Blumen, da der Strau verborgen war falls ein Hausbewohner vorbeikam und vielleicht meinte, er msse sich nach den fremdartigen Blten bcken.Miriams ganze Sorge war in diesem Augenblick, das Unheil von den Menschen fernzuhalten, die ihre Nachbarn waren. Sie durften nicht hineingezogen werden in diesen Raubzug der Finsternis.Der Korb war berhaupt die Lsung!Gedankenschnell kippte sie ihn, ergriff ihren abgetretenen Schuhabstreifer und fegte die Hexenblumen in den Henkelkorb.Der schlimme Geruch drohte sie erneut zu betuben. Sie wehrte sich mit allen Krften und murmelte einen Zauberspruch. In keltischer Sprache, wie sie noch in den abgelegenen Bergdrfern von Wales gesprochen wurde.Sie merkte, wie der bse Bann nachlie und an Kraft verlor.Das Kindergeplapper drang lauter an ihre Ohren. Dazu das Klatschen eines Balles, der gegen die Wand geworfen wurde.Sie hastete hinab. Sie hielt sich ganz auen an der Wand.Sofort flammten die glhenden Tritte wieder auf.Ihr Herz krampfte sich zusammen.Es war doch eine Falle, sie hatte richtig vermutet.Wre sie mitten auf den Stufen gegangen, wre es schon um sie geschehen gewesen.Sie wute nicht, was die Schwarzwelt fr sie bereithielt. Sie hielt es fr durchaus denkbar, da der geringste Kontakt mit den glhenden Abdrcken sie verbrannte und ihre irdische Existenz beendete. Und da der Kurier ihre Seele packte und mit sich fortri in die schwarze Welt.Oder da sie von der Glut des Bsen derart gezeichnet wurde, da die Menschen sich von ihr abwandten und sie aus ihrer Gemeinschaft ausstieen.Oder da sie gar auf der Stelle in ein Wesen der Schwarzwelt verwandelt wurde.Die Ballgerusche signalisierten ihr, da das Kind immer noch spielte. Am Geplapper erkannte sie Ginny. Die Kleine war sicher wieder ohne Aufsicht.Ginnys Mutter arbeitete in einem verrufenen Lokal am anderen Ende der Strae und brachte manchmal Mnner mit, die fr eine halbe Stunde blieben. Ginny wurde solange vor die Tr geschickt.Der Vater war Trinker und trieb sich lieber in Soho herum. Immerhin warf er in der Zeit nicht alles in der Wohnung durcheinander. Das passierte meist erst, wenn er nicht gengend eingeschttet hatte und mit beginnendem Katzenjammer heimkam. Dann brllte er und fhrte sich auf, und oft schlug er auch die Frau und die Kleine.Miriam schaute bers Treppengelnder, ngstlich bemht, nicht den glhenden Abdrcken zu nahe zu kommen.Ginny verlor gerade den Ball, als er von der Wand zurcksprang und sie zu tolpatschig zufate..Der Ball hpfte auf den schmutzigen alten Fliesen und sprang auf die Treppe. Ginny setzte ihm nach.Miriam stockte der Atem!Sie wollte rufen, einen Schrei ausstoen, doch die Kehle war ihr wie zugeschnrt.Jetzt sah Ginny die glhenden Abdrcke von Fusohlen eines zweibeinigen Wesens. Verwundert blieb sie stehen. Der Ball war jetzt ganz und gar unwichtig.Da war etwas Neues, und das interessierte sie sehr. Ihre kindliche Neugierde war geweckt.Der Ball hpfte zweimal auf den Holzstufen und sprang dann zurck in Richtung Haustr. Ginny verschwendete keinen Blick an ihn. Sie steckte einen Daumen in den Mund, und mit der anderen Hand fingerte sie nach dem untersten Fuabdruck.Nicht Ginny! stie Miriam mhsam hervor. Ihre Stimme krchzte wie die einer alten Hexe.Ginnys Hand zuckte zurck. Die Kleine hob den Kopf und blinzelte in das dstere Licht des Treppenhauses. Tante Miam? fragte sie unsicher.Miriam konnte sie noch nicht sagen. Sie bog sich auch andere Namen passend fr ihre Kinderwelt zurecht.Ginny hol den Ball! Miriams Stimme klang flehend.Aber dafr hatte die Kleine kein Ohr. Sie streckte den Arm aus und zeigte auf die rotglhenden Abdrcke. Da da! sagte sie mit wichtigem Ernst.Miriam lste sich aus der schrecklichen Erstarrung.Nur jetzt keinen Fehler machen! Verhindern, da die Kleine mit dem Feuer der Dsternis in Berhrung kommt! dachte sie und bemhte sich, ihre Stimme ganz unbekmmert klingen zu lassen: Das ist hei, du verbrennst dich, das tut sehr weh. Hol den Ball.Mit fliegenden Schritten hastete sie weiter die Treppe hinab. Es sah nicht so aus, als wollte Ginny gehorchen.Miriam kam gerade bis zum nchsten Treppenabsatz. Noch eine Treppe trennte sie von Ginny. Eine lcherliche Entfernung und doch eine ganze Ewigkeit.Denn aus der bekritzelten Wand lste sich ein schauriges Wesen und versperrte ihr den Weg.Der Kurier aus dem Jenseits! Der Bote des Entsetzens!Er hatte sie doch berlistet.

*

Wir hatten sichere Informationen, da Peter Woods, der untote Inspektor von Scotland Yard, nicht in den Katakomben umgekommen war, wo Graf Dracula seine neue Gefolgschaft um sich geschart hatte und wo ich diese Horde des Schreckens ausgeruchert hatte mehr oder weniger.Ausgeruchert traf auch nicht den Sachverhalt. Ausgeblitzt hatte ich die Bande. Mit zwei Tageslichtbomben, die mir die Klempnerabteilung unseres Hauses zusammengebastelt hatte.Tageslicht ist fr Vampire und sonstige Blutsauger tdlich.Aber bestimmt wirkungslos, falls jemand auf die verwerfliche Idee kommen sollte, sich selber so eine Bombe zusammenzuwerkeln und in das Finanzamt seines Wohnbezirkes zu werfen, wo ja auch Blutsauger sitzen sollen.Auer einem Mordsschrecken bei den Staatsdienern kommt bestimmt nichts dabei heraus.Und beim Werfer eventuell das Lustgefhl, da er die als uerst sehaft verschrienen Leute bei der Behrde wenigstens einmal in Aufregung und hastiger Bewegung sieht.Unmittelbar bevor ich die beiden Bomben geworfen hatte, war mir Graf Dracula entwischt. Er hatte sich buchstblich dnne gemacht.Und bei Woods hatte ich sogar erwartet, da er die zwei Lichtblitze unbeschadet berstand. Denn er war am hellen Tag durch London kutschiert und hatte meine Freundin Kathleen Burke und ihre Verkuferin Joan Masters entfhrt.Vorbergehend zumindest.Ich hatte die beiden Mdchen gerade noch aus den Katakomben befreien knnen, bevor Dracula und seine Gefolgschaft eine Blutorgie mit und an ihnen feierten.Woods jedenfalls konnte sich gefahrlos dem Tageslicht aussetzen.Da ich mir das nicht blo im Kopf zusammenreimte, bewiesen die Nachrichten. Im Stadtteil Belgravia, der eine ziemlich noble Gegend ist, war Woods zweimal gesehen und erkannt worden.Und zwar von Leuten, die bis vor wenigen Wochen noch seine Kollegen beim Yard gewesen waren.Ich konnte also ausschlieen, da es sich um die Spinnerei von nervsen Leuten handelte.Auf die Jungens vom Yard konnte man sich verlassen. Auch wenn sie mit den Zhnen geknirscht hatten, als ich ihnen dargelegt hatte, da und warum Woods nun ein Untoter war und eine tdliche Gefahr fr jeden Menschen darstellte. Aber immerhin war es in die Kpfe hineingegangen, und das war schlielich die Hauptsache.Woods war aber nicht nur untot. Er besa darber hinaus Vampireigenschaften. Und das war schlimm.Weil ich kein Mittel kannte, mit dem ihm beizukommen war.Drei Kugeln hatte ich ihm vermacht, als er mich in Bram Stokers ehemaligem Haus in der Hardwick Street Nr. 35 droben im Stadtteil Finsbury angegriffen hatte.Die Kugeln hatte er verdrckt wie andere Leute warme Brtchen.Die zwei Tageslichtbomben hatte er ebenfalls unbeschadet berstanden.Ich wute nur, da er vor Feuer Respekt hatte.Bei meinen Nahschssen nmlich hatte sein Hemd zu glimmen begonnen, und das hatte ihn derart aufgeregt, da mir die Zeit blieb, aus dem Haus zu trmen. Durch die verschlossene Haustr und durch eine vorgenagelte Bretterwand.Eine elegante Darbietung war es gewi nicht gewesen. Aber ich war davongekommen, ohne da Woods mir seine Zhne in den Hals schlagen konnte oder sonstwie meine Gesundheit beeintrchtigt hatte.Falls ich ihm je wieder begegnete, wrde er auf der Hut sein. Vor allem wrde er mich nicht so dicht herankommen lassen, da ich ihm in des Wortes wahrster Bedeutung einheizen konnte.Den Tip mit dem Feuer hatte ich an die Jungens vom Yard weitergegeben. Die Frage war nur, ob sie genug Geistesgegenwart bewiesen, ihn mit Feuer zu bombardieren.Es sah eigentlich nicht so aus.Denn zweimal hatten sie ihn in Belgravia gesichtet, und zweimal hatte es zu einem Feuerwerk nicht gereicht Was nur bewies, da Woods nach wie vor eine Menge auf dem Kasten hatte. Wie schon zu der Zeit, als er noch ordentlicher Inspektor war.Auf der Fahrt nach Whitehall mute ich unentwegt an den Burschen denken. Warum trieb sich Woods jetzt in Belgravia herum?Hatte er dort einen neuen Unterschlupf gefunden? Bereitete er dort einen neuen Schlag vor? Oder war es nur ein Ablenkungsmanver?Ich hatte ihm und Dracula, seinem Meister und Frsten aller Blutsauger, gehrig zu schaffen gemacht. Sie waren nicht gut auf mich zu sprechen.Ich konnte nicht ausschlieen, da sie etwas gegen mich einfdelten.Darum traute ich dem Braten auch nicht so recht.Vielleicht sollte ich meine ganzen Bemhungen auf Belgravia konzentrieren. Denn da ich weiter hinter ihnen her war und da ich speziell Woods das Handwerk legen wollte, konnten sie sich denken. Der Mann war mit seinem Inspektorenausweis vom Yard unterwegs, mit seiner Dienstwaffe und er verfgte inzwischen ber schreckliche Eigenschaften.Und wenn ich Dracula stellen konnte, kniff ich auch nicht. Der Blutgraf war eine weit grere Gefahr. Er sammelte Gefolgsleute. Den Beweis hatte er in Finsbury geliefert.Sein erstes Heer war vernichtet hoffentlich.Ich war berzeugt, da er ein zweites aufstellte. Und da ihm Woods fleiig zur Hand ging.Fr Dracula hielt ich noch eine Tageslichtbombe bereit die dritte, die zu werfen ich in Finsbury keine Gelegenheit mehr gehabt hatte.Ich hoffte, da sie die Wirkung hatte, die ich mir versprach. Und da er mir wirklich wieder ber den Weg lief.Auch ihn wollte ich fr alle Zeiten vernichtet wissen.In Whitehall angekommen, war die Unruhe immer noch nicht von mir gewichen. Deshalb rief ich Kathleen an.Sie war schon in ihrem Hauptgeschft in Covent Garden und machte Umsatz.Sag mal, bist du jetzt erst aus dem Bett gefallen? erkundigte sie sich mitrauisch. Es geht auf den Mittag.Das war bertrieben. Jetzt war es kurz nach neun Uhr.Es geht immer auf den Mittag, rechnete ich ihr vor. Auerdem ist Morgenstund aller Laster Anfang. Wo wohnt Joan Masters?Zunchst hrte ich nur ihr hartes Atmen. Ich sehe den Sinn deiner Frage noch nicht, Mac, aber sie ist verlobt, klrte sie mich dann auf.Woran du immer gleich denkst! Woods ist aufgetaucht, und ich denke mit Schrecken daran, da Dracula deine Verkuferin unbedingt zu seiner Braut machen wollte. Vielleicht hat Woods wieder den Auftrag, sie einzufangen. Wie schon einmal.O Gott, das darf doch nicht wahr sein! Kathleens Stimme drckte Aufregung und Sorge aus. Sie wohnt in Tottenham. Wir mssen ihr helfen.Selbstverstndlich. Deshalb rufe ich ja an. Und sei du auch auf der Hut. Du bist schon einmal auf Woods hereingefallen. Er geistert in Belgravia herum. Vielleicht ist das eine Finte. Arbeitet Joan noch in deiner Filiale?Sicher, Mac. Sie ist eine hervorragende Kraft.Hol sie da weg, es wre mir eine groe Beruhigung. Nimm sie in dein Hauptgeschft, und wenn es irgendwie geht, soll sie bei dir oder bei einer Freundin in der City schlafen und vorerst aus Tottenham wegbleiben. Und wenn euch irgend etwas nicht geheuer vorkommt, dann schlagt Alarm.Das versprach sie, und ich war eine Winzigkeit erleichtert. Woods wurde die beiden Mdchen nicht noch einmal bertlpeln.Als ich den Hrer auflegte, sah ich einen Zettel. Er war halb unter den Apparat geschoben. Mit dem Zeigefinger fischte ich ihn hervor.Die Handschrift kannte ich. Steil, spitz und scharf wie Barbara Hicks und ihr geschliffenes Mundwerk.Sie hatte mir den Zettel hingelegt. Der Chef wnschte mich zu sehen Sir Horatio Merriman. Dringend.Das hatte Barbara zweimal unterstrichen.Der Chef mute warten. Erst war noch ein Anruf bei Scotland Yard fllig. Ich mute wissen, ob man Woods schon wieder gesehen hatte. Sir Horatio war nicht halb so gefhrlich wie Woods. Auerdem wurde ich mit ihm besser fertig. Er hlt nmlich groe Stcke auf mich. Was ich von Woods nicht unbedingt behaupten wollte.Die Freunde vom Yard waren unheimlich nett, und Woods hatte sich weder gestern abend noch in der vergangenen Nacht gezeigt.Ich atmete auf. Nicht, weil ich mich vor einem Treffen mit Woods gerne gedrckt htte, sondern weil ich mich auch mal um meine andere Arbeit kmmern mute.Schlielich arbeite ich beim Geheimdienst, und was da so anfllt, lt sich nicht mit der linken Hand im Vorbergehen erledigen. Whrend der letzten Wochen hatte ich mich aber fast nur noch mit Geister- und Dmonenjagd abgegeben, sozusagen auf hheren Befehl, und auf meinem Schreibtisch hatte sich einiges angesammelt.Ich hatte den Grnen Tod gejagt. Mit einigem Erfolg, wie ich behaupten mchte.Ich hatte den Zirkel der Suchenden gesprengt, den Meister unschdlich gemacht, der mit dem schwarzen Amulett einer italienischen Frstin Tod und Entsetzen verbreitete, und einen Unschuldigen vor einer Anklage wegen Mordes vor dem Old Bailey bewahrt.Und ich war um ein Haar Lady Spencer zum Opfer gefallen, die nichts anderes als ein grausamer Dmon war und unter dem Keller ihres Hotels tote Seelen zuhauf sammelte.Wenn ich an den Berg von Leichen dachte, den ich da weggerumt hatte, packte mich jetzt noch das Grauen.Dabei war das schon ber eine Woche her.Ich knllte Barbaras liebevolle Nachricht zusammen und tat sie in die groe Ablage in den Papierkorb. Dann genehmigte ich mir eine Zigarette und arbeitete die Akte Fettauge Zubinassian durch, damit sie ans Justizministerium und ans Amt fr Auswrtiges gehen konnte. Zubinassian war ein Doppelagent gewesen, er hatte fr uns und fr den KGB gearbeitet. Und er war dem Grnen Tod zum Opfer gefallen.Seine berreste und die einiger anderer armer Teufel hatten wir im Schmelzofen einer Glashtte verbrennen lassen. Um sicherzugehen, da die grnen Skelette nicht wieder zu verderbenbringendem gespenstischem Leben erwachten.Den Bericht ber diese Vorgnge hatte ich mit Sir Horatio abgesprochen. Barbara Hicks und die zweite Sekretrin vom Chef, Sheila Green, hatten ihn getippt.Barbara hatte mich dabei angesehen, als htte ich eigenhndig den Grnen Tod erfunden und in die Welt gesetzt.Dabei war ich vllig unschuldig. Er war ein Urdmon. So jedenfalls hatte sich Miriam ausgedrckt, die Hexe aus Soho, die ich um einen guten Rat angegangen hatte.Entsprechend vorsichtig hatten wir den Bericht formuliert. Wir konnten dem Justizminister und dem Auenminister ja nicht offiziell mit einem Dmon kommen.Die htten sich sehr gewundert. Vielleicht htten sie uns sogar nach Blondsdale geschickt, wo es eine Anstalt fr Leute mit akuten Nervenleiden gibt und solche, die allgemein nicht auf geistiger Hhe waren.Als ausbruchsicher wird Blondsdale obendrein gerhmt.Ich versprte wenig Neigung, dies nachzuprfen.Der Abschlubericht war astrein und unverdchtig. Ich zeichnete ihn ab und klemmte ihn unter den Arm.Als ich ins Vorzimmer meines Chefs trat, sah mich Barbara Hicks an, als htte ich mich am Kronschatz vergriffen und wrde die Beute noch in den Taschen herumtragen. Dann zelebrierte sie einen Blick auf ihre Armbanduhr.Friede sei mit Ihnen! sagte ich grinsend. Ihr Fernschreiben hat mich soeben erreicht.Barbara guckte verkniffen. In der entgegengesetzten Ecke des Raumes hielt sich die schwarzhaarige Sheila geistesgegenwrtig die Hand vor den Mund.ber Fernschreiben wurden derzeit in Whitehall eine Menge grimmige Witze gemacht. Exakt seit dem Tag, als die Amerikaner die Insel Grenada berfallen hatten.Grenada gehrte nmlich zum Commonwealth, trotz seiner strammen Linksorientierung, so absurd es auch klingt. Und Staatsoberhaupt von Grenada ist unsere Queen.Als die Amerikaner mit ihren Kriegsschiffen vor der Insel auftauchten, setzte der Gouverneur ein Fernschreiben ans Auenministerium ab und schlug Alarm.Blo hatte das Auenministerium hier in London lngst eine andere Telexnummer. Entweder hatte der Gouverneur diese verlegt, oder sie war ihm nie mitgeteilt worden, was wahrscheinlicher war.Jedenfalls landete seine Alarmnachricht bei einer Plastikfabrik hier in der Stadt. Diese verstndigte zwar sofort das Auenministerium, aber das reagierte erst nach vier Tagen.Seitdem wurde krftig gespottet, und fr jede Panne mute ein fehlgeleitetes Fernschreiben herhalten.Der Karikaturist vom Sunday Express hatte dem Auenminister gar empfohlen, den Commonwealth-Staaten wieder die bewhrten Brieftauben zur Verfgung zu stellen. Die seien selbst aus den entlegensten Winkeln der Erde schneller in London als eine Telexbotschaft.Der Minister war verschnupft, wie man so hrte.Und Barbara Hicks war es auch. Weil zu ihren Aufgaben gehrt, den Terminkalender vom Chef in Ordnung zu halten.Wie ein Zerberus wachte sie darber, da die bestellten Leute auch pnktlich zur Stelle waren.Ich wedelte ihr freundlich mit der Zubinassian-Akte zu und marschierte zu Sir Horatio hinein.Ihre vernichtenden Blicke brannten in meinem Rcken und zogen mir die Haut zwischen den Schulterblttern zusammen.Morgen, Sir Horatio! Hier habe ich den jugendfreien und druckreifen Abschlubericht, sagte ich forsch, bevor er eventuell auf die Idee kam, mir einen Vortrag ber Pnktlichkeit zu halten.So? machte er und warf einen Blick auf die Akte, die ich ihm auf den Tisch schob. Ja, sehr schn. Er war nicht bei der Sache, ich sprte es mit allen Fasern.Er strich ber seinen grauen Schnurrbart. Der war gepflegt, da gab es nichts zu streichen.Die Sache gefiel mir immer weniger. Wenn der Chef zum Schnurrbart griff, war das ein sicheres Zeichen dafr, da ihm ein greres Problem auf Seele und Magen drckte und da er mich ausersehen hatte, ihn von diesen Beschwerden zu befreien.Jetzt rckte er auch noch die Brille zurecht.Und dann fixierte er mich.Die Hardwick Street macht von sich reden, Mac, sagte er in einem unberhrbar gereizten Ton.Ich zuckte zusammen. Auf meine Eingebungen war doch Verla! An die Hardwick Street hatte ich keine gute Erinnerung. Sir Horatio brigens auch nicht. Dort hatte ihn ein Ghoul attackiert, und schlielich hatte ihn auch noch Joan Masters fr ein Monster gehalten.Inwiefern, Sir? Unser Freund Dracula wird sich doch nicht wieder huslich eingerichtet haben?Erwhnen Sie diesen Namen nicht mehr, Mac, ich habe noch die Nase voll! Seine Stimme klang noch viel gereizter. Gestern haben in der Hardwick Street Baggerarbeiten begonnen. Bedeutungsvoll hob er die Brauen.Das freut mich, Sir, die Gegend hat eine Sanierung dringend ntig.Er schaute mich an, als wollte er mich auffressen. Es ist fraglich, ob die Gegend je saniert wird. Am Sptnachmittag tat sich dort pltzlich die Erde auf, der Bagger strzte in das Loch. Als man ihn mit viel Mhe herauszog, fanden die Arbeiter seltsame versteinerte Wesen. Mchten Sie mir dazu etwas sagen?Besser nicht, Sir. Mir schwant etwas.Mir auch, mir auch! witterte er. Das waren Ihre Lichtbomben! Diese grauenvollen Kreaturen wurden nicht Vernichtet, wie Sie gesagt haben, sie sind nur versteinert. Zum Teil hngen sie im Gestein festIch habe gehofft, sie wren vernichtet, korrigierte ich ihn. Sind bei dem Zwischenfall Menschen zu Schaden gekommen?Zum Glck nicht, aber es hat auch so gengend Aufregung gegeben. Die Polizei hat die Baustelle abgesperrt, die Arbeiten sind bis auf weiteres eingestellt. Mac, die Dinger mssen weg! Ich habe gestern den ganzen Abend versucht, Sie zu erreichen.Das klang ganz schn vorwurfsvoll.Auch ein Geisterjger hat ein Anrecht auf Privatleben, Sir. Lieber Himmel, wie stellen Sie sich vor, die versteinerten Wesen verschwinden zu lassen?Lassen Sie sich etwas einfallen! Fragen Sie doch diese diese Frau aus Soho, vielleicht wei sie ein Rezept. Und schauen Sie sich vor allem den schaurigen Ort an. Wenn ich alles richtig verstanden habe, sehen die Gestalten aus, als knnten sie jederzeit zum Leben erwachen.Er meinte Miriam Seilers, die Hexe. Und gut reden hatte er auch.Zum Teufel, ich hatte die ganze Zeit ein dummes Gefhl gehabt. Jetzt wute ich, warum. Gegen Dracula hatte ich nur einen Scheinsieg errungen, wie es aussah.Ich malte mir lieber nicht aus, was passierte, wenn die Schreckgestalten, die ich durch die beiden Lichtblitze vernichtet glaubte, zu gespenstischem Leben erwachten.Solange sie versteinert blieben, bestand ja kein Anla zur Sorge. Aber ich wute nicht, ob ihr jetziger Zustand ein endgltiger war oder ob Draculas satanische Krfte ausreichten, sie mit neuem Leben zu erfllen.Bei Woods klappte es jedenfalls. Ich war berzeugt, da der untote Inspektor fr den Frsten der Blutsauger unterwegs war. Die brteten etwas aus.Ich rckte die Krawatte zurecht. Ich bin schon unterwegs, Sir. Wrden Sie bitte in Erfahrung bringen, wo sich der nchstgelegene Steinbruch befindet?Was wollen Sie denn damit?Notfalls lassen wir die versteinerten Kreaturen durch einen Steinbrecher und durch ein Mahlwerk sausen und als mehlfeines Pulver aus groer Hhe ber dem Meer abstreuen.Ideen haben Sie! Er blickte dster.Die mu man in Ihrem Haus schon haben. Diese Antwort konnte ich mir nicht verkneif en.Statt sich aufzuregen, fhlte sich Sir Horatio geschmeichelt. Ich bertrieb nmlich nicht. Sobald er mir einen zwielichtigen Auftrag aufhalste, mute ich mir pausenlos Tricks und absonderliche Manahmen einfallen lassen, die in keinem Agentenhandbuch aufgefhrt waren.Jedenfalls kmmern Sie sich um die steingewordenen Schreckgestalten und um sonst berhaupt nichts. Und lassen Sie sich keines dieser Wesen abschwatzen. Die Sache hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, zwei Museen sind am Erwerb der Steinwesen interessiert.Ich bin entzckt, versicherte ich. Aber meine Stimme klang alles andere als das.Lgen Sie nicht, ich bin ein christlicher Mensch! ermahnte mich Sir Horatio.Sir, wir sollten vielleicht beide nicht schwindeln, schlug ich ihm vor, denn wenn er etwas nicht wahr, dann christlich. Das wute ich genau.Er hstelte und schaute in Richtung Tr.Ich verstand. Die Audienz war beendet.Aber ich konnte nicht behaupten, da ich darber froh war. Sir Horatio hatte mir eine riesige Verantwortung aufgebrdet.Mein Einfall mit den Lichtbomben war doch nicht so genial gewesen, scheint's.Ich verkrmelte mich ins Vorzimmer. Es roch anheimelnd nach Tee. Ich hoffte, da eine Tasse davon fr mich brig war.Barbara Hicks legte gerade den Telefonhrer auf und schaute mich verblfft an. Dabei hatte ich noch kein Wort gesagt.Das verstehe ich nicht, meinte sie murmelnd und mehr zu sich, und zu mir sagte sie: Haben Sie Ihren Wagen in der Werkstatt, oder reisen Sie neuerdings mit Chauffeur?Falls Sie damit Ihrer zarten Freude Ausdruck verleihen, ich sei irgendwo gegen einen Baum gefahren, mu ich Sie enttuschen. Mein Wgelchen schnurrt zuverlssig wie Omas Nhmaschine. Ich bin damit hergefahren. Und einen Chauffeur kann ich mir bei den Bezgen nicht leisten. Warum?Sie musterte mich wie einen Tunichtgut, der ihrer Sittlichkeit zu nahe gekommen ist.Weil eben Ihr Wagen vorgefahren ist. Darum.Ich hatte keinen bestellt. Aber ich versprte ein ungutes Gefhl.Oder hatte Sir Horatio veranlat, da ich mit einem Wagen vom Service rauf zur Hardwick Street in Finsbury fuhr?Er hatte kein Sterbenswrtchen davon gesagt. Das htte er aber, denn er kannte meine Abneigung gegen die Uraltlimousinen, die uns zur Verfgung standen. Man sa darin so sicher wie in einem Panzerschrank und genauso unbequem.Wer hat denn angerufen? fragte ich Barbara.Die Torwache. Man hat den Wagen passieren lassen.Kathleen hatte mich schon zwei- oder dreimal abgeholt, aber sie war nie durchs Tor gekommen. Sie hatte drauen warten mssen.Einen Moment lang dachte ich, sie wre drunten. Weil etwas mit Joan Masters war. Aber ich hatte vorhin erst mit ihr telefoniert. In der kurzen Zeit konnte sie niemals hiersein. Das war ausgeschlossen.Mit einem Griff hatte ich Barbaras Telefon in der Hand und rief den Sicherheitsposten am Tor an.Kinsey hier. Ihr habt gerade einen Wagen hereingelassen. Angeblich fr mich. Wer fhrt ihn?Ein Mann vom Yard. Er hat sich legitimiert. Sagte, er msse Sie holen, Kinsey. Ist was nicht in Ordnung?Mein Magen schlug Falten, mein Blutdruck schnellte hoch. Wie heit er?Erst hrte ich nur ein hartes Schnaufen. Dann sagte der Posten etwas kleinlaut: Wei ich nicht. Er zeigte den Ausweis, und der war echt. Da war die Sache fr mich in Ordnung.Woods! Ich war ziemlich sicher, da der untote Inspektor diesen Streich eingefdelt hatte. Es gehrte schon eine ziemliche Portion Frechheit dazu, bis in unser Hauptquartier vorzudringen. Oder er mte sich sehr sicher fhlen.Wollte Woods mit mir verhandeln? Im Auftrag von Dracula? Oder war das eine neue Gemeinheit der finsteren Mchte, denen er angehrte?Ahnte man, da ich wegen der freigelegten versteinerten Kreaturen etwas unternehmen wrde?Mglich, da Woods das zu verhindern suchte.Bei ihm war ich auf, alles gefat.Falls der Mann es sich anders berlegt und fortfhrt, halten Sie ihn nicht auf, verstanden? schrfte ich dem Posten ein. Unternehmen Sie nichts, das er als Angriff oder Bedrohung auslegen knnte.Ja, aberIch legte auf und schnitt dem Posten das Wort ab. Hoffentlich war er klug und richtete sich nach meinen Anweisungen.Sheila Green hatte die Teekanne in der Hand, bereit, mir ein Tchen einzugieen. Sie schaute entsetzt. Sie und Barbara hatten etliche meiner Geisterjagdberichte getippt und waren keine ahnungslosen Mdchen mehr.Sogar Barbara war sprachlos, und das wollte bei ihr eine Menge heien.Woods mglicherweise, sagte ich ergrimmt. Bewahren Sie die Ruhe und vor allem Stillschweigen, ich kmmere mich um ihn. Sheila, halten Sie mir den Tee warm.Ich versuchte ein Lcheln, aber ich wollte schwren, da eine ziemlich verunglckte Grimasse daraus wurde.Lebensmde war ich nicht.Ich sprintete aus dem Vorzimmer und sauste mit dem Aufzug zu unseren Technikern hinab.Statt lange Erklrungen abzugeben, griff ich mir eine Butangasdose mit aufgeschraubtem Ltbrenner aus einem Regal und prfte durch Schtteln, ob auch noch Inhalt vorhanden war.Das war der Fall. Gengend jedenfalls, um Woods gehrig das Fell zu verbrennen. Nur mit Feuer war er zu beeindrucken. Das wute ich sicher.Auf Experimente konnte ich mich jetzt nicht einlassen.Zwar hatte ich schon gehrt, da man mit geweihten Silberkugeln ganz achtbare Erfolge gegen bse Geister und Dmonen erzielen konnte, aber wenn ich Miriams zaghafte Hinweise interpretierte, konnte man damit nur solchen Wesen etwas anhaben, die ihre Existenz seit Einfhrung des Christentums erlangt hatten. Fr die waren geweihte Silberkugeln wirksam. Mglicherweise.Ich blieb in diesem Punkt skeptisch.Denn erstens konnte man, wenn man einem Dmon gegenberstand, nicht erst lange Ermittlungen ber seinen Ursprung und sein Alter anstellen.Zweitens waren Dmonen und Kreaturen der Finsternis sehr wandlungs- und anpassungsfhig, das konnte ich mit geschlossenen Augen beschwren.Drittens war ihnen die Gefahr, die von geweihten silbernen Kugeln drohte, ohne Frage bekannt, und sie konnten sich dagegen wappnen. Denn in ihrem Bemhen, ihre Herrschaft auf die Welt der Lebenden auszudehnen und uns zu unterjochen oder auszurotten, waren sie uns an Hinterlist und schlauer Heimtcke haushoch berlegen.Und viertens mitraute ich silbernen Kugeln einfach aus dem Grunde, weil jeder, der etwas Kleingeld brig hatte und eine Taschenkanone besa, sich silberne Kugeln gieen lassen konnte oder sie selber anfertigte und mit etwas Geschicklichkeit gegen fabrikmige Projektile auf den Patronen austauschte. Und jemand, der die Silberkugeln weihte, lie sich auch finden.Mit anderen Worten htten, falls es so einfach war, die Geschpfe der Finsternis weltweit eine erdrckende Streitmacht gegen sich stehen.Fr derart naiv hielt ich sie nicht. Und nicht fr so leicht verwundbar.Ich will gar nicht abstreiten, da mit Silberkugeln schon achtbare Erfolge gegen die finsteren Wesen errungen wurden und da das auch in Zukunft mglich war. Aber das konnten logischerweise nur Einzelsiege sein. Und Zufallstreffer.Dann nmlich, wenn so ein grausiges Geschpf unvorsichtig war und seinen menschlichen Gegner fr einen ausgemachten Idioten hielt. Oder wenn es sich um ein Geschpf handelte, dessen Fhigkeiten nicht besonders ausgeprgt oder mangelhaft waren.Auch das gab es, glcklicherweise.Und davon hatte ich schon profitiert, das will ich nicht verschweigen.Aber ebensooft waren mir dmonische Geschpfe auch entwischt, bevor ich sie vernichten konnte. Und ihnen in ihr Reich der Dsternis zu folgen, war mir nicht mglich.Ich versprte dazu auch keine Neigung.Fr Woods reichte hoffentlich die Gasdose aus. Ich klemmte sie mir unter den Arm und berzeugte mich, da ich auch mein Feuerzeug in der Tasche hatte.Die schnste Gassprhdose ntzte mir nichts, wenn ich keine Flamme erzeugen konnte.Darfs sonst noch etwas sein? fragte mich bissig einer unserer Techniker und schielte auf die Gasdose. Bedienen Sie sich nur, wir haben hier ja neuerdings einen Supermarkt. Jeder kommt reingelatscht und nimmt sich was aus dem Regal!Ja, ist mir auch schon aufgefallen, sagte ich und lchelte ihn an, Ihr Selbstbedienungsladen ist bestens sortiert.Ich empfing die Strme seiner unfreundlichen Gedanken. Er wnschte mir die Hlfte der gyptischen Plagen an den Hals.Ich war schon auf dem Weg nach oben und konnte es ihm nicht verdenken. Mit ausgefallenen Sonderwnschen hatte ich die Jungs schon ganz schn genervt.Jene Bomben hatten sie fr mich herstellen mssen, die bei der Detonation die Komponenten des Tageslichtes freisetzten. Aus den geheiligten Labors hatte ich vor geraumer Zeit auerdem eine Gieereiwerkstatt gemacht, als ich aus einem alten Henkersbeil einen Knig-Salomon-Spiegel zusammengeschmolzen hatte.Sie hatten wirklich keine Ursache, mir freundlich gesinnt zu sein.Auf ihre empfindsamen Erfinderseelen konnte ich allerdings keine Rcksicht nehmen. Zuviel stand auf dem Spiel.Ich flitzte zum Ausgang, als wollte das Gebude hinter mir zusammenkrachen.Mir zog es die Haut zusammen, als ich sah, was fr ein Wagen fr mich vorgefahren war.Ein dsterer schwarzer Leichenwagen!Und als makabre Drohung hatte man einen Sarg ausgeladen und vor den Eingang gestellt.Der Deckel war einladend geffnet.Ich bekam weiche Knie, pirschte mich aber dennoch nher. Mit fliegenden Fingern fischte ich das Feuerzeug aus der Tasche und hielt es bereit.Wenn Woods glaubte, mich auf diese Weise bertlpeln zu knnen, hatte er sich geschnitten.Ich wollte ihm schon den Anzug zusammenlten, da ihm die Zhne klapperten.Als ich in den Sarg sehen konnte, scho eine grliche Gestalt daraus in die Hhe und strzte sich auf mich.Und vom Tor her hrte ich ein satanisches Gelchter.

*

Miriam prallte zurck.Das Wesen war eine Ausgeburt der Scheulichkeit.Zwar hatte es eine menschenhnliche Gestalt angenommen, aber die Hexe hatte nie eine grauenhaftere Gestalt gesehen.Die Kreatur ging auf nackten Fen. Fingerlange Krallen wuchsen aus den Zehen. Stinkende Lumpen schlotterten um etwas, das Gebein und Fleisch sein sollte.Auf einem gedrungenen Oberkrper mit einer Fabrust klebte halslos ein kopfhnliches Gebilde mit abstehenden spitzen Ohren.Eine Wucherung, gro und dick wie eine Rbe, sollte die Nase darstellen.Darber blitzten zwei eng beisammenstehende Augen. Miriam konnte den hhnischen Triumph darin erkennen.Die Fetzen, die nackten Fe, die Rbennase, alles war grau. Sogar die Augen.Die Hexe erschauerte und dachte an einen Gehenkten, wie sie frher landauf, landab an den Galgen geschaukelt hatten, bis sie irgendwann herabfielen.Wie so einer sah das Wesen aus.Unter der Rbennase zog sich eine Kerbe waagerecht durch das abstoende Gesicht wie mit einem Messer hineingeschnitten.Die Kerbe zuckte und klaffte weit auf.Ein rundes schwarzes Loch tat sich auf der Mund.Das Wesen hatte keine Zahne, sondern scharfe Knochenleisten. Zwischen denen schob sich eine dicke schwarze Zunge heraus.Pestilenzartiger Gestank wehte Miriam an.Und Hitze. Hllenhitze.Das Wesen verstrmte sie in einem solchen Mae, da es die Hexe verwunderte, weshalb die schlotternden Lumpen nicht schon in Flammen aufgegangen waren.Wo das dmonische Wesen aus der Wand getreten war, glhte eine Flche in den Umrissen der Gestalt wie die Krallenfuabdrcke auf den Treppenstufen.Miriam machte eine abwehrende Geste.Das Wesen gab Gerusche wie Donnergrollen von sich. Der Lrm drhnte durch das Haus.Verschreckt nahm Ginny unten am Fu der Treppe den Daumen aus dem Mund und begann zu weinen.Lauf weg, Kleines! rief Miriam verzweifelt. Lauf doch! Hol den Ball! Spiel auf der Strae!Ginny reagierte berhaupt nicht.Das Dmonengesicht verzog sich, die schwarze Zunge wurde wieder sichtbar. Mit einer schweren holpernden Stimme sagte das Wesen: Du magst diesen kleinen Menschen, ich spre es. Du hast dich berhaupt mit den Menschen angefreundet, Hexe. Das macht es uns leichter.Wieder klang ein unheimliches Grollen aus der Gestalt.Miriam hatte Angst wie nie zuvor in ihrem langen Leben. Sie verlor fast den Verstand. Haltsuchend klammerte sie sich an das abgegriffene Treppengelnder.Was willst du? Wer bist du? Ihre Stimme war wie ein Hauch und ohne Kraft.Likkat werde ich genannt, grollte das Wesen. Likkat, der Schreckliche. Der Kurier der Schwarzen Welt. Ich bin ausgesandt, dich zu holen!Nein, nein!Vor Miriams Augen begann sich alles zu drehen.Sie wute, da sie an der Schwelle zur Ohnmacht stand.Nur das nicht, hmmerte es in ihrem Kopf! Ich mu es durchstehen, ich mu mich wehren! Die Schwarzwelt hat kein Anrecht auf mich! Niemals!Doch, ich bin zur Stelle, und ich habe noch nie einen erfolglosen Gang in diese Welt gemacht. Ich werde dich mitnehmen, jemand wird deinen Platz einnehmen. In deiner Gestalt. Aber es wird ein Geschpf unserer Schwarzwelt sein.Die Schreckensgestalt tappte vorwrts und streckte die Hnde nach der Hexe aus.Pelzige graue Pranken waren es. Mit langen krummen Krallen. Zu einem Bren htten sie besser gepat.Dieser plumpe Angriff und die Drohung, einem Wesen der Schwarzwelt ihre Gestalt zu verleihen und an ihre Stelle zu setzen, schleuderten Miriam in die Wirklichkeit zurck.Sie verdrngte die Furcht. Sie verbannte die drohenden Nebel der Ohnmacht.Kmpfen mute sie.Gegen die Finsternis. Wehren mute sie sich. Sonst versank sie auf ewige Zeiten in den Abgrnden der Schwarzwelt.Geh zum Teufel! schleuderte sie Likkat entgegen. Krtengift es brenne dich! Schlangenblut es fresse dich!Mit den Hnden machte sie beschwrende Gesten dazu. Und dann spuckte sie Likkat mitten in das Rbengesicht.Der Kurier der Schwarzwelt zuckte zurck, als sei ein Eisblock seinem heien Krper zu nahe gekommen.Seine Rbennase quoll auf und glhte in einem unwirklichen Feuer.Seine grauen Augen sprhten Blitze.Ginny konnte nur die Hlfte von dem sehen, was geschah, aber sie verga vor kindlicher Verwunderung zu weinen.Dafr wurde oben im Haus eine Tr aufgerissen, eine rauhe Mnnerstimme wetterte wegen des Krachs.Miriam spuckte noch einmal die Schreckgestalt an. Die Hnde des Schwarzweltkuriers rieben wie Irrwische auf den Augen. Die Hexe hatte gut gezielt.Dann wandte Miriam blitzschnell den Kopf. Mr. Hollings war bereits verstummt. Vom Entsetzen geschttelt, starrte er ins Treppenhaus herab und hielt sich krampfhaft am Flurgelnder fest.Gehen Sie hinein schnell! rief sie ihm zu.Hollings wankte und prallte gegen das morsche Gelnder. Einen entsetzlichen Augenblick lang befrchtete die Hexe, der Mann knnte ohnmchtig werden oder das Gelnder zerbrechen und herabstrzen.Aber Hollings war besser beisammen, als es aussah.Was was ist das? fragte er krchzend und mit einer gnzlich fremden Stimme.Ein Dmon. Ein Bote aus dem Jenseits! stie Miriam hervor.Hollings kniff fest die Augen zu, schttelte den Kopf, da seine unordentlichen Haare noch mehr flogen, und brummte: Dmon Jenseits Mann, mu ich aber noch besoffen sein!Er ri die Augen weit auf.Der Kurier aus der Schwarzwelt war zwei Schritte zurckgetaumelt. Mit dem Rcken berhrte er die glhende Wand. Die Lumpen gerieten nicht in Brand.Miriam sah, da er mit dem Rcken sogar in die Wand eintauchte. Sie hoffte, wnschte, da er sich zurckzog.Aber ihre magischen Hexenkrfte schienen nicht ausgereicht zu haben, ihn in die Flucht zu schlagen.Sie peinigten ihn nur. Und sie stachelten seine Wut an.Wieder lie er ein Grollen ertnen. Und dann stie er ein so gewaltiges Brllen aus, da Ginny fast hinfiel und Mr. Hollings mit einem einzigen gewaltigen Sprung oben in seiner Wohnung untertauchte.Likkat deckte einen pelzigen Unterarm ber das monsterhafte Gesicht, schwankte vorwrts und griff suchend in der Luft herum.Miriam konnte ihm knapp ausweichen.Likkat erwischte das Holzgelnder und schlo die Krallenfinger darum.Der armdicke Handlauf zerknickte wie Stroh und lste sich zerbrselnd zwischen den Fingern auf.Der Kurier merkte, da er nicht sein ausersehendes Opfer gefat hatte, sondern unbelebte Materie.Er brllte grauenhaft auf und wirbelte herum.Durch diese blitzschnelle Bewegung schnitt er Miriam den Weg ab, die eben die letzte Treppe hinabhasten wollte.Sie prallte gegen ihn. Genauso schnell sprang sie zurck.Likkat nahm den anderen Arm herunter und machte eine Zangenbewegung, um die Hexe zu umfassen.Aber die war schon aus seiner Reichweite.Durch die Hexenkraft hatte sich das, was Miriam ihm ins Gesicht gespuckt hatte, in etwas Beiendes, tzendes verwandelt. Seine Dmonenfratze kmpfte immer noch damit. Sie sonderte es ab und lie es abtropfen.Die Rbennase glhte nur noch schwach und bildete sich auf ihr normales Ma zurck.Ich mu es noch einmal versuchen, scho es der Hexe durch den Sinn. Es mu lnger wirken! Ich brauche Zeit, um in die Wohnung zu gelangen! Ich mu ihn hinhalten!Als knnte Likkat ihre Gedanken empfangen, wirbelte er herum und kehrte ihr den Rcken zu.Ein Frohlocken erfllte sie. Sein Gesicht war empfindlich, vielleicht sogar verwundbar. Er getraute sich nicht, es ihr lnger zugewandt zu lassen.Ihre heftige Freude schlug in blankes Entsetzen um, als sie fast zu spt seine wahre Absicht erkannte.Er tappte die Treppe hinab und hinterlie neue glhende Abdrcke. Dazu lachte er grollend und schaurig.Und am Fu der Treppe stand Ginny.Jetzt erst begriff Miriam.Der Bote der Schwarzwelt wollte sich der Kleinen bemchtigen und ein Druckmittel in die Hand bekommen.Im Haus wurden Stimmen laut. Das grollende Drhnen und das schaurige Gebrll hatte die Bewohner aufgeschreckt, die auf Lrm sonst eher gleichgltiger reagierten. Dieser Krach war ihnen aber zuviel.Tren wurden aufgerissen.Dann trat lhmende Stille ein.Und dann gellten Entsetzensschreie auf.Selbst auf der Strae waren sie trotz des Betriebes drauen zu hren. Ein Mann stie die Haustr auf und stie gegen Ginnys Ball.Und im selben Augenblick ging die Tr zu der Wohnung auf, wo Ginny daheim war. Die Mutter der Kleinen stand mit weniger als einem Nichts am Leib im Rahmen. Hinter ihr zeigte sich ein verstrtes Mnnergesicht. Es war nicht das von Ginnys Vater.Die Frau stie einen ordinren Fluch aus.Dann erst sah sie das Wesen aus einer anderen Welt. Ihre wsten Worte endeten wie abgeschnitten. Sie wurde leichenbla und taumelte zurck.Nur der Mann bei der Haustr erfate die Situation nicht. Er kam aus der Helligkeit. Im Flur war es eher dster. Seine Augen gewhnten sich nicht so schnell an die Umstellung.Er sah nur die kleine Ginny und hrte sie aufschreien.Und dann nahm er eine Gestalt auf der Treppe wahr. Zu undeutlich, um sich dabei etwas zu denken.Was geht denn hier vor? fragte er scharf. He, Kleine, nun hab dich mal nicht so sei still! Er kniff die Augen enger und kam nher.Dann blieb er stehen. Jetzt sah er etwas, das ihm nicht gefiel.Ginny schwieg nicht, sie schrie erbrmlich.Vielleicht reizte das den Mann. Jedenfalls machte er eine rgerliche Handbewegung, schaute aber nur die grauenhafte Gestalt an.Sind Sie verrckt geworden, kleine Kinder zu Tode zu erschrecken? knurrte er. Nehmen Sie die alberne Maske ab, sonst lernen Sie mich kennen!Ein grausiges Gelchter quoll aus Likkat schwarzem Mund. Er tappte die Stufen hinab. Nichts hielt ihn auf.Mister um Gottes willen, fliehen Sie! rief Miriam. Er hat keine Maske er ist das Bse! Ein Dmon!Dmon? Ha, wohl alle verrckt geworden, was? Der Mann schob Ginny beiseite. Ich werde Ihnen zeigen, Lady, was er ist! Dmon, so ein Schwachsinn!Nicht, Mister! Miriam rief es beschwrend. Er hat Hexenblumen vor meine Tr gestellt! Wer sie berhrt, ist des Todes! Er ist aus der Wand hier getreten! Und sehen Sie doch die Stufen! Sie glhen und verbrennen doch nicht. Fort mit Ihnen schnell!Dem Mann kam nun doch einiges seltsam vor. Er blieb stehen.Mitrauisch legte er den Kopf schief. Hier wohnen nicht zufllig lauter Verrckte, he? Was ist mit den Stufen? Ich sehe nichts.Die Glut! rief Miriam. Sie sprte, da der Mann etwas plante. Seine Gedanken formten sich.Sie meinen das komische Licht da? He, was ?Seine Worte endeten.Likkat hatte sich ohne erkennbare Vorbereitung abgeschnellt. Wie eine riesige magere Krte segelte er auf den Mahn zu.Seine vorschnellenden Krallenhnde zerfetzten den Mann in einem Augenblick.Hilferufe und schrille Entsetzensschreie lieen das Haus erzittern.Der Kurier des Bsen hatte gemordet. Er drehte sich um, berst mit Blutspritzern. Gierig leckte seine schwarze Zunge die dnnen grauen Lippen.Seine Hnde hoben sich.Ginny wich vor ihm zurck.Halt! rief Miriam. Nicht das Kind nur das nicht.Likkat lachte hhnisch. Dein gutes Herz, was? Das strt uns schon lange. Du hilfst diesen sterblichen Seelen und weit es nicht. Schon immer hast du das getan. Und du gibst Ratschlge. Ein Feind ist uns erstanden. Durch deine Schuld. Er kmpft gegen uns, er stellt uns nach, er droht uns mit Vernichtung. Du hast ihm geholfen. Hexe dein Leben oder das dieses Kleinen Menschen! Wie willst du es haben?Miriams Gedanken drehten sich wie rasend.Sie hatte geholfen? Sie wute nicht, wann es gewesen sein sollte.Ein gutes Herz? Das hatte sie, das stimmte.Ratschlge? Die hatte sie Mac Kinsey gegeben, dem Mann mit den besonderen Fhigkeiten. Aber auch nur sehr versteckt und wenn sie genau gesprt hatte, da er keine Vorteile fr sich im Sinn hatte, sondern den Menschen helfen wollte.Bedenkenlos hatte er auch ihr geholfen. Am Beginn ihrer seltsamen Bekanntschaft. Und er hatte nicht erst gefragt, wer und was sie war. Oder hatte sich einfach abgewandt.Sie wute, da Kinsey gegen die Mchte des Bsen kmpfte. Sonst kannte sie keinen.Also meinte Likkat ihn.Er wird auch dich jagen, sagte sie. Er wird dich vernichten.Du hoffst es. Der Kurier lachte selbstgefllig, und seine Rbennase hpfte im Takt. Aber es wird keine Spur von mir geben. Und er wird gar nicht erst die Jagd beginnen. Wir haben eine Pakt geschlossen. In unseren Welten gibt es ganz besondere Freunde von ihm. Denen haben wir ihn versprochen. Sie werden sich seiner annehmen. Sie werden ihn vernichten.

*

Die Fallen sind schon gestellt. Er wird hineintappen, und die Vampire und Untoten, die Ghouls und Schemen, die Geister und rachesuchenden Seelen werden sein Ende bejubeln. Wir haben mit dem Frsten der Blutsauger diesen Vertrag geschlossen.Den werdet ihr nicht halten! Ihr haltet nie einen Pakt! rief die Hexe.Vielleicht doch, vielleicht nicht, wer wei? Likkat lachte listig. Wieder glitt seine schwarze Zunge ber den Mund. Blut schmeckt nicht bel. Komm her, Hexe! Ich befehle es. Oder ich nehme diesen kleinen Menschen mit. Aber ich komme wieder.Miriam schlo fr Sekunden die Augen.Es war zu spt, sie kam nicht an ihre Zaubermittel in der Wohnung heran. Likkat hatte den richtigen Zeitpunkt genau abgepat. Und mit der kleinen Ginny hatte er ein Druckmittel in der Hand, dem sie nichts entgegensetzen konnte.Wozu er fhig war, hatte er auf grausame Weise gerade gezeigt. Er verschwendete nicht einmal einen Blick an den Mann, den er buchstblich zerfetzt hatte.Likkat, hre mir zu! sagte sie mit bebender Stimme. Ich komme.Darauf warte ich. Ich habe mehr Geduld mit dir, als ich haben drfte. Voran, komm her!Miriam schlo die Augen bis auf schmale Schlitze.Sie mute sich diesem Unhold aus dem Jenseits stellen. Daran fhrte kein Weg vorbei.Aber nicht zu den Bedingungen der Schwarzwelt. Zu ihren eigenen.Der Kurier wrde die Existenz ihrer Seele auslschen, und ein Wesen jener unvorstellbaren Welt wrde in ihrer Krperhlle Platz nehmen und fortan als bse Miriam Schlechtes tun.Wenn sie auf Likkats Befehl einging.Tat sie es nicht, nahm er Ginny mit sich fort und kehrte wieder. Oder er bemchtigte sich der vor Entsetzen starren Menschen dieses Hauses.Diese Gefahr mute sie abwenden. Die zuerst.Weglocken! hmmerte es in ihrem Kopf. Du kannst es! Denke an den Hexenschwur! Die Macht ist dir gegeben! Nur hast du sie niemals angewendet! Du hast das magische Wissen der Druidenpriester mitbekommen. Setze es ein, jetzt ist die Zeit gekommen!Sie zgerte, sie dachte auch an Kinsey, den die Mchte der Schwarzwelt an die Kreaturen einer anderen jenseitigen Welt und an den Frsten aller Blutsauger verschachert hatten.Noch hatten sie ihn nicht, wenn sie Likkat richtig verstanden hatte. Es waren erst die Fallen gestellt.Vielleicht konnte sich Kinsey selber helfen. Er hatte sich zu ihrem Erstaunen immer wieder aus bedrohlichen Situationen gerettet. Auch ohne ihr Zutun.Wenn sie vielleicht einen starken Gedankenstrom zu ihm aussandte? Er hatte jene Gabe, die nur wenigen beschieden war. Er konnte gedankliche Botschaften empfangen.Nein! Sie durfte es nicht. Likkat besa auch diese Fhigkeit.Sie sprte, wie er frmlich darauf lauerte, ihre Botschaft aufzufangen, die nicht fr ihn bestimmt war.Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen.Likkat und die anderen Bewohner der Schwarzwelt wuten ber sie und Kinsey bestens Bescheid. Sie kannten sogar ihre kleinen Geheimnisse!Das Spren der unvorstellbaren Macht der Schwarzwelt lie sie noch einmal erschauern.Dann konzentrierte sie sich auf das magische Wissen, das so lange in ihr geschlummert hatte. Es war anders als die Hexenkraft mchtiger, unheimlicher. Furchteinflend. Aber es war nicht bse.Sie dachte an die anderen, die damals den Bund mit beschworen hatten.Die Furcht griff mit eisigen Klauen nach ihrem Herzen.Warum hatten die sich nicht aus den Kerkern retten knnen? Warum waren sie nicht von den Scheiterhaufen entkommen? Oder dem Schwert oder einem heimtckischen Dolch entgangen?Sie haben den Schwur gebrochen und den Bund verraten, sagte ihre innere Stimme. Sie waren nicht stark genug, sie wollten Hexen sein, aber sie waren nicht wrdig! Sie wollten nur Macht und Ansehen und Reichtum und ein faules Leben! Verschwende keinen Gedanken an sie, denn sie sind lngst zu Staub geworden! Sie haben den Bund vernichtet, aber seine Macht ist geblieben. Sie besteht bis ans Ende der Zeit! Wage es, habe den Mut!Ein fremder Zug war pltzlich da und lie sie nicken.Es war nicht die Kraft der Schwarzwelt und der bse Einflu von Likkat.Es war der uralte Druidenzauber.Er wirkte durch die Zeiten.Miriam fate Zutrauen. Ihr wild klopfendes Herz schlug wieder langsamer, ihre Angst wurde weniger.Der alte Bund! Der Schwur in einer mondlosen Nacht, die doch so hell war, als wrden tausend Lichter brennen! Der Stein auf dem Berg, und ringsum die schwarzen schweigenden Wlder!Es war unendlich lange her, aber sie erinnerte sich, als sei es erst gestern gewesen.Und jetzt wute sie, wo sie Zuflucht fand. Wo auch Ginny sicher war. Und wohin sie Likkat locken mute, damit er nicht Tod und Verderben ber die Bewohner dieses Hauses brachte.Der Stein von Llanwellyn war die Zuflucht!Vielleicht war dort der Druidenzauber noch so stark, da sie Likkat sogar vernichten konnte. Oder da es ihr zumindest gelang, ihn in die Schwarzwelt zurckzuschlagen.Und wenn es nicht der Zauber war, dann vielleicht eine der magischen Waffen, mit denen die Priester damals gegen die Unholde und Dmonen der Nacht gefochten hatten.Sie waren vergraben worden. Damit man sie verga wie die Dmonen auch.Aber die Dmonen waren auf dem Vormarsch, und die Waffen waren nicht zur Hand.Stein des Bundes Fels der Kraft, sprach Miriam langsam und laut. Ihre Stimme fllte das Haus. Die Leute lsten sich aus der furchtbaren Erstarrung, in die sie der grauenhafte Tod des Mannes gestoen hatte.Und Likkat zuckte wie unter Peitschenhieben zusammen. Sein Rbengesicht nahm einen wachsam-lauernden Ausdruck an, seine grauen sprhenden Augen blickten mitrauisch und fast in der Erwartung einer berraschenden Entwicklung.Er sprte irgendwie, da ihm die Dinge aus den Krallenhnden glitten.Er hob die Arme zum Schlag, bereit, auch die kleine Ginny in Stcke zu fetzen wie den Mann.Du Hexenbastard! Er brllte schrecklich auf und wandte keinen Blick von Miriam. Wage es nicht sonst lasse ich es diese alle hier ben!Miriam lie sich nicht bluffen. Sie sprte seine Unruhe. Sie merkte, wie er seine Schwarzweltkrfte ganz auf sie konzentrierte.Und sie sah auch die Wirkung.Das Glhen in der Wand erlosch. Die rotglhenden Fuabdrcke verblaten zusehends. Dann waren auch sie ausgetilgt.Nur der Mann blieb tot. Er wrde auch nie wieder lebendig werden.Likkat ich stehe bereit, sagte Miriam. Ich fordere dich zum Kampf heraus!Du mich? Der Kurier des Bsen lachte unsicher. Du forderst die Schwarzwelt heraus.Du bist ihr Stellvertreter hier, du wirst mit mir kmpfen mssen, so ist es nun mal. Am Stein von Llanwellyn, Likkat! Vergi es nicht!Sie sprte die Kraft, die sie mit einem Schlag durchdrang. Es war, als wrde Feuer durch ihre Adern rinnen.Kein vernichtendes Feuer, sondern das Hexenfeuer der Kraft.Sie wute, ohne da ihr es jemand sagte, da sie nun unvorstellbare Dinge vollbringen konnte.Sie wnschte sich hinab zu Ginny, ber der die tdlichen Krallenklauen schwebten.Und sie befand sich schon unten.Sie streckte einen Arm nach der Kleinen aus und zog sie an sich.Und Likkat konnte es nicht verhindern.Er krmmte sich nmlich und ri die Krallenhnde zum Kopf. Und er hielt sich die abstehenden spitzen Ohren zu.Whrend schon feine Nebel Miriam und die kleine Ginny umtanzten, begriff die Hexe, da Likkat sehr wohl den Namen Llanwellyn kannte und um seine Bedeutung wute.Er war Gift fr ihn.Aber Likkat wrde kommen.Die Nebel wurden dichter, wogten heftiger. Der Zauber bte seine Macht aus.Miriam konnte nichts mehr aufhalten.Sie hatte sich mit Ginny zur Zuflucht gewnscht. Dorthin waren sie gleich unterwegs.Sie fhlte sich befreit und erleichtert.Am Stein von Llanwellyn sehen wir uns wieder! rief sie Likkat zu.Er krmmte sich noch mehr und stampfte mit den nackten Fen auf.Der Erfolg stachelte Miriam auf. Da der uralte Zauber wirkte, war wie ein Rausch. Sie sprte ein nie gekanntes Prickeln.Visionen von Macht und Gre taten sich vor ihr auf.Und entsetzten sie.So waren die Mithexen der Verlockung erlegen und elend zugrunde gegangen. Sie hatten nicht nur die Visionen gehabt, sie hatten auch nach Macht und Gre gegriffen.Miriam lschte die Visionen aus.Aber einen Triumph konnte sie sich nicht versagen.Sie wnschte, da der Zauber ber Likkat kam und ihn hinauskatapultierte. Weg von den Menschen hier im Haus. berhaupt hinaus aus der Stadt. Irgendwo hin!Sie dachte auch, da es fr alle besser war, wenn es ihn zurckstie in die Schwarzwelt. Und wenn er nie wiederkehren konnte.Aber so mchtig war der alte Zauber nicht.Sie sprte, wie etwas von den unsichtbaren Pforten der Schwarzwelt zurckprallte und sich gegen sie zu richten drohte.Ihr Wunsch brachte sie in hchste Gefahr.Der Nebel, der auch schon Likkat einzuhllen begann, zog sich zurck.Sogar die Schwaden, die Ginny und sie umwogten, wurden dnner und drohten sich aufzulsen.Sie konzentrierte sich wieder auf den Stein von Llanwellyn und da der Zauber sie und die Kleine sicher zur Zuflucht geleiten mge und den Kurier des Bsen hinausschleuderte in die Welt.Mit einem grausigen Schrei ri es Likkat fort.Von einem Augenblick zum anderen.Dann nahm der Nebel Miriam und Ginny auf. Weich und sanft.Und sie versprten beide kein bichen Angst dabei.

*

Mit einem Satz rckwrts rettete ich mich aus der Reichweite der entsetzlichen Gestalt, die aus dem Sarg hochschnellte.Mir blieb fast das Herz stehen.Ich bildete mir ein, schon eine Menge gesehen zu haben, was nicht von dieser Welt war. Aber ich merkte, da ich in dieser Beziehung ein Waisenknabe war.Das Ding war nicht Ghoul noch Vampir, nicht Monster noch Untoter. Es hatte aber von all diesen Schreckgestalten etwas.Und es war flink wie der Teufel.Dazu nervte mich noch das teuflische Gelchter.Aus den Augenwinkeln sah ich Woods. Er kam aus Richtung Tor. Er war es, der dieses nervenzerfetzende Gelchter ausstie.Im Bruchteil einer Sekunde ahnte ich Unheil. Was hatte er dort zu suchen gehabt?Ich htte die dstere Vorstellung, da ich gar nicht mit dem Sicherheitsposten telefoniert hatte, sondern mit Woods selber. Und da der Bursche nur die Stimme verstellt hatte, um mich herunterzulocken.Ich prallte gegen Widerstand und flog auf den Rcken, da ich frchtete, mir kmen die Wirbel einzeln zur Jacke vorne heraus.Die Stufen!An die hatte ich nicht gedacht.Sie fhrten zum Haupteingang hinauf und waren eine ntzliche Konstruktion, aber mich brachten sie in Not.Ich kriegte kaum Luft und sah das grauenvolle Wesen herantoben. Es gab Laute von sich, bei denen mir meine sprlichen Snden in einem Augenblick einfielen.Ich hob die Arme und machte das Kreuzzeichen.Eine Wirkung sah ich nicht. Das hatte ich fast befrchtet.Das Wesen warf sich auf mich.Ich rollte mich keuchend im allerletzten Moment beiseite und hoffte, da sich die Kreatur das Genick brach, falls es eines hatte. Oder sonst etwas.Aber selbst mit diesem bescheidenen Wunsch war es Essig.Das Ding sah aus wie halb verfault und fast verschimmelt und rollte genau mir hinterher.Wenigstens stie es sich zweimal krftig den rsselartig ausgestlpten Mund an den Stufen an.Das war es aber auch schon.Mir sa der Schreck noch in den Knochen, und die Angst kam jetzt dazu.Das Wesen war schneller als ich. Dagegen war ich eine lahme Ente.Es war im Handumdrehen heran und bekam mich am Hosenbein zu packen.Mit einem Laut, der unangenehm triumphierend in meinen Ohren klang, schnellte es hoch und zerrte mich hinter sich her.Ich lag auf dem Rcken und wurde ber den Boden geschleift.In diesem Moment wnschte ich, da mir die hllische Migeburt lieber die Hose vom Leib zog, als da sie mich zu dem Leichenwagen schaffte oder in den Sarg stopfte.Halbnackt in Whitehall herumzuhpfen darber kam ich hinweg. Das war ein Zustand, der vielleicht ein paar Minuten whrte, bis ich jemand eine Ersatzhose abgeschwatzt hatte.Tot aber war ich eine ganze Ewigkeit.Vorausgesetzt, Woods und Dracula hatten nicht andere Plne mit mir und lieen mich als Untoter meinem Chef auf die Nerven gehen.Die Hose hielt, sehr zu meinem Leidwesen.Meine Befrchtung, das schauderhafte Wesen mit dem Rsselmaul wrde mich in den Sarg einpacken, war unbegrndet. Ich sah schon den schwarzen Leichenwagen auftauchen.Damit also wollten die zwei mich fortschaffen.Wenigstens hatte ich das Feuerzeug und die Gasdose nicht verloren.Ich fummelte den Ltbrenner auf und hrte das ausstrmende Gas zischen. Ein lieblicheres Gerusch hatte ich selten vernommen.Ich knipste das Feuerzeug im Gasstrom an und verbrannte mir tchtig die Finger, als eine unterarmlange Flamme aus dem Brenner scho.Jetzt war es mir egal, wie grob der grausige Gehilfe von Woods mit mir umging. Ich hatte Feuer. Ich hielt es in der Hand.Woods sah natrlich, was ich trieb.Er blieb stehen. Sein Gesicht verzerrte sich in unbndigem Ha. Ich hatte ihn schon einmal ausgetrickst, als er mich schon sicher beim Wickel zu haben glaubte, und jetzt hatte ich ihn wieder geschlagen.Sein Verhalten bewies mir auch, da Feuer wirklich eine wirksame Waffe gegen ihn war. Die einzige wahrscheinlich.Er rief etwas. Seine Stimme schnappte ber.Sein entsetzlicher Gehilfe fuhr herum.Die Schleifpartie ber unseren Hof war nicht gerade angenehm, aber sie hatte mir Zeit gegeben, zu Atem zu kommen. Die Schmerzen lieen auch nach. Die im Kreuz jedenfalls.Die in der verbrannten Hand begannen dafr jetzt erst richtig.Aber ich war so wtend ber die Hinterlist, da ich schon auf zweihundert war, bevor ich noch ruckartig beide Beine heranri.Ich wollte mein Hosenbein aus dem Griff des schrecklichen Wesens befreien.Blo verkalkulierte ich mich schon wieder.Es lie nicht los.Es wurde seitlich gegen mich gerissen, torkelte, trat mir auf die Beine und fiel auf mich.Ich rollte mich gar nicht weg. Ich hielt ihm die heie Gasflamme entgegen.Und es kippte mit dem hlichen Rsselmaul genau hinein.Im nchsten Moment dachte ich, es zerreit mir die Trommelfelle, so kreischte das Wesen auf. Hoch, schrill, peinigend es gab gar nicht die richtigen Worte fr das Gerusch.Schneller als ein Augenzwinkern zuckte die Kreatur aus dem Flammenstrahl. Aber ich bewahrte die Ruhe und den berblick. Ich lie mich nicht irritieren.Ich richtete die Flamme auf den Kopf des Wesens.Sofort stank es wie brennende Dachpappe.Aber der Kopf stand nicht in Flammen.Wenigstens hatte ich die Genugtuung, da das Wesen wegzuckte und das Gewicht von meinen Beinen verschwand. Die taten weh, als seien sie gebrochen.Und jetzt erst ging mir auf, wie schwer der Gehilfe von Woods berhaupt war.Grer als ich war er nicht. Aber mindestens dreimal so schwer.Ich kmpfte die Furcht nieder. Ich wute nicht, was und wer dieser unheimliche Gegner war. Kein Mensch, das war sicher. Aber sonst nichts.Mit der Flamme wedelte ich der Gestalt hinterher.Vom Boden aus war das ein ungnstiges Vorhaben. Mir fehlte Bewegungsfreiheit und Reichweite.Ich bi die Zhne zusammen und versuchte, auf die Fe zu kommen.Woods sprintete heran. Ich hielt ihm die Flamme entgegen. Er brauchte sich nicht die Schwachheit einzubilden, er bekme mich jetzt spielend.Mit mir hatte er jedoch gar nichts im Sinn. Nicht in diesem Moment jedenfalls.Seinem Gehilfen hatte ich gehrig die Glatze verbrannt, und dem galt seine ganze Sorge.Der Kerl oder war es eine Sie? schien fr ihn von groem Wert zu sein. Das Ding kreischte immer noch in den hchsten Tnen.Ich kam nicht hoch. Meine Beine waren ohne Kraft und Saft.Ich beguckte sie entsetzt Sie standen nicht irgendwo unnatrlich ab. Das lie mich hoffen, da sie nicht gebrochen waren.Es mute mit dem Wesen zusammenhngen, das daraufgestrzt war. Eine Macht vielleicht, die mich lhmte.Woods beugte sich ber seinen Gehilfen, packte ihn und schleppte ihn wie einen Sack Kartoffeln zu dem Sarg.Mir sprangen fast die Augen aus dem Kopf.Er stauchte die Kreatur in die schwarze Kiste, knallte den Deckel drauf und klemmte sich den Sarg mhelos unter den Arm.Ich dachte, ich spinne.Der Sarg hatte sein Gewicht, und der Gehilfe war ein schwergewichtiger Brocken, und doch jonglierte Woods damit, als htte er eine Zigarrenkiste unter dem Arm.Er ri die Hecktr des Leichenwagens auf und stie den Sarg hinein.Dann kam er auf meiner Seite am Fahrzeug entlang.Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Er mute vor Wut und Enttuschung doch bald platzen. Mit der Flamme folgte ich seinen Bewegungen.Er griff mich nicht an. Er starrte nur dster her, und seine Bimale, die ich damals schon an seinem Hals gesehen hatte, leuchteten rot und warnend.Und dann drehte es mir fast den Magen um.Ich entdeckte Blut an seinem Mund. Frisches Blut. Er hatte getrunken. Und ich wute, wo.Am Tor. Er hatte den Sicherheitsposten berlistet. Er hatte seine Gier nach warmem Blut gestillt.Sie sind ein ernstzunehmender Gegner, Kinsey, alles was recht ist, sagte er langsam. So macht es auch mehr Spa, Sie zu jagen. Ich bin der geborene Jger, ich werde immer auf der Lauer liegen.Ich werde auch nicht schlafen, solange ich Sie unterwegs wei, Woods! schleuderte ich ihm entgegen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich Sie vernichtet habe. So grndlich, wie noch nie ein Gegner vernichtet wurde. Und Ihrem Auftraggeber knnen Sie dasselbe bestellen. Ich sehne die Stunde herbei, in der ich ihm gegenberstehe.Er verzog den Mund zu einem grausamen Lcheln. Bilden Sie sich auf Ihre Bomben nicht zuviel ein. Sie konnten uns nur einmal damit berraschen. Jetzt sind wir gewappnet. Es waren doch Bomben, nicht wahr? Ich htte daran denken mssen. Nicht umsonst haben Sie eine Erfinderabteilung in Ihrem Haus hier, und nicht umsonst nennt man Sie den Sprhund vom Secret Service. Wir bekommen Sie doch noch in die Hand, Kinsey, und dann wnschen Sie, niemals geboren zu sein.Darauf knnen Sie lange warten! keuchte ich und versuchte, meine Beine zu gebrauchen.Es klappte noch immer nicht, und Woods verzog amsiert das Gesicht.Das ist eine Spezialitt von Nobal, damit lhmt er seine Opfer. Schade, da er nicht Ihren ganzen Krper getroffen hat.Er bedauerte es wahrhaftig, ich hrte es auch am Tonfall.Nobal? Welchen armen Teufel haben Sie und Dracula zu diesem Wesen umgestaltet? Der Teufel soll Sie dafr holen!Nobal war schon immer so. Er ist ein Geschpf unserer Welt und hat seine Vorzge. Nur Feuer mag er nicht.Das gab Woods zu. Zum Henker, der Kerl verstrmte eine Sicherheit und berheblichkeit, die mir nicht gefiel. Gerade, als htte er noch ein dickes As im rmel stecken.Sie aber auch nicht, sagte ich chzend und zielte mit der sprlichen Flamme auf ihn. Leider stand er viel zu weit entfernt.Eine Schwche, zugegeben, Kinsey. Aber ich werde auch diese noch berwinden. Und Nobal bestimmt auch. Wir erleben derzeit einen groen Lernproze, wir eignen uns tglich neue Fhigkeiten an. Bald sind wir mchtiger als die ganze Menschheit zusammen.Und Dracula ist der groe Lehrmeister, oder irre ich mich?Es war nicht nur persnliche Neugierde, die mich das fragen lie.Wenn Woods und seine grauenhaften Genossen wirklich immer neue Fhigkeiten erwarben, waren sie uns in der Tat bald ber.Dann hatten wir nichts mehr zu bestellen.Mit einer groen Geste wies Woods meine boshaften Worte zurck. Er ist der Frst, er braucht nicht zu lernen. Das tun wir, seine treuen Diener.Bravo, Woods, ich sehe schon, Sie haben sich auch keine bessere Welt eingetauscht! Die Kleinen lt man schuften, die Groen faulenzen. Wo ist der Unterschied?Darauf wute er keine Antwort. Ich hoffte nur, er dachte ber meine Worte nach. Aber groe Erwartungen knpfte ich nicht daran.Er war drben in einer anderen Welt. Und er verbreitete hier das Bse und machte Jagd auf Beute.Er lachte glucksend und leckte sich die blutverschmierten Lippen ab. Dann ging er zum Wagenschlag und ffnete die Tr.Statt jedoch einzusteigen, wandte er sich um. Mit einem lustvollen Grinsen sagte er: Wir erwischen Sie. Irgendwann. Sie knnen nicht immer wach sein, Sie haben hinten keine Augen. Und Sie brauchen nicht mehr auf Hilfe zu rechnen.Hilfe? Mit Ihnen werde ich allein fertig und wische Londons Straen mit Ihren berresten auf, wenn es berhaupt welche gibt.Mein Zorn erbaute ihn. Er schob lssig die Hnde in die Hosentaschen.Seine Jacke ffnete sich. Ich sah das Hemd mit dem Loch, das ich ihm damals bei meinen Nahschssen hineingebrannt hatte.Er htte es wenigstens wechseln knnen, dachte ich. Andererseits, wozu sollte sich ein Untoter ein neues Hemd anziehen, wenn das alte ruiniert war?Untote waren nicht mehr eitel, die verfolgten andere Ziele.Ich meine die alte Hexe aus Soho, Kinsey. Mit der sind Sie doch befreundet. Sie hat Ihnen geholfen. Hier ein Wort, dort ein Fingerzeig. Jetzt ist sie schon auf dem Weg in die Schwarzwelt, und von dort gibt es keine Wiederkehr. Wir haben mit der Schwarzwelt einen Pakt geschlossen. Die Hexe den Schwarzwesen, Sie fr uns. So lautet die Abmachung. Das Weib wird uns nicht noch einmal ins Handwerk pfuschen. Und Sie werden keine Hinweise und Fingerzeige mehr erhalten. Begreifen Sie jetzt, wie sehr Sie schon am Ende sind?Das ist eine gottverdammte Lge! brllte ich. Es htte nicht viel gefehlt, und ich htte ihm in einer unbeherrschten Reaktion die Gasdose an den Kopf geworfen. Aber dann war ich schutzlos, Rechtzeitig besann ich mich.Er redete von Miriam. Mir wurde bang. Ich frchtete um sie.Von der Schwarzwelt hatte sie einmal gesprochen. Das wute ich genau.Aber sie hatte das Thema nicht vertieft, sondern war auf andere Dinge gekommen. Und ich hatte nicht so unhflich sein wollen, sie auszufragen.Woods verzog angewidert das Gesicht. Mein lsterlicher Fluch bereitete ihm offensichtlich krperliches Unbehagen.Ganz so lernfhig und gewappnet, wie er sich herausgestellt hatte, war er doch nicht.Er hatte starke Worte gemacht. Aber warum sollte er nicht trommeln? Das gehrte bei ihm offenbar auch zum Handwerk.Eine Lge, Kinsey? Wir haben kein Interesse an der Hexe. Warum sollte ich also lgen? Sie hat Ihnen geholfen, Dmonen des nachtschwarzen Reiches zu bekmpfen, zu vernichten oder zurckzuschlagen. Fr jenes Reich ist sie zu einer groen Gefahr geworden. Und Sie sind sozusagen ihr verlngerter Arm. Sind Sie so naiv, zu glauben, die Schwarzwelt wrde unttig bleiben? Er lachte bse. Dann hob er knapp die Hand. Bis bald, Kinsey. Jedem das, was er verdient.Jetzt stieg er ein.Ich knirschte mit den Zhnen vor Wut.Da hatte ich ihn zum Greifen nahe und konnte doch nichts ausrichten. Scotland Yard und ich suchten ihn fieberhaft, und dreist kam er mit einem Leichenwagen in Whitehall vorgefahren und brachte sogar noch einen schaurigen Gehilfen im Sarg mit.Nicht nur, da ich mich verhhnt fhlte Woods gab sich, als htte er nichts zu befrchten.Er zog die Wagentr zu. Der Anlasser surrte, dann schnurrte der Motor etwas kurzatmig an.Als sich der Leichenwagen in Bewegung setzte, rann es wie Feuer durch meine Beine.Mir blieb fast das Herz stehen.War das der Bann von Nobal? Kam jetzt die Wirkung mit voller Wucht? War ich fortan ein Krppel, der im Rollstuhl sitzen mute?Ich wagte die Beine nicht anzusehen.Aber meine Wut und die Versuchung waren bermchtig.Ich schaute hin.Die Beine waren noch dran. Ich bestand in einem Stck.Vorsichtig wagte ich eine Bewegung.Ich stie einen Freudenschrei aus.Die Beine gehorchten mir. Ich konnte sie bewegen, sie gehorchten den Befehlen.So schnell es ging, stand ich auf. Der Wagen war schon zwanzig Schritte entfernt. Ich hatte noch die brennende Gasdose in der Hand.Aber was konnte ich an dem Leichenwagen schon in Brand stecken, wenn ich sie hinterherschleuderte? Gar nichts. Blech brennt nun einmal nicht. Und die Heckklappe war geschlossen.Ich stand torkelnd und schwankend. Der Rcken tat weh, die Beine zwickten.Woods fuhr schwungvoll eine Kurve. Die Rder schmierten Gummi auf das Pflaster des Hofes. Das Kreischen der gequlten Reifen klang fast so unangenehm wie die Gerusche des schrecklichen Nobal.Die Reifen!Verdammt, Woods war ein Untoter, aber kein Geist. Und das Auto war doch kein Geisterauto!Wozu hatte ich die Automatic im Schulterholster stecken?Blitzschnell drehte ich das Gas ab, lie die Dose fallen, steckte das Feuerzeug ein und angelte die Pistole heraus.Noch befand sich der Leichenwagen vor dem Gebudeflgel, in dem unser Archiv untergebracht ist. Falls ich danebenscho, klatschten die Kugeln gegen die Mauer und winselten nicht zum Tor hinaus und in den Verkehr auf der Strae hinein.Ich ging leicht in die Knie, fate die Waffe mit beiden Hnden und zielte ber den gestreckten rechten Arm.Man nennt das die Combat-Stellung. Sie erlaubt ein extrem sicheres Schieen. Weil man schon ein Nervenbndel sein mu, um einen Schu zu verreien.Die Rder radierten noch einmal, und dann war ich im Ziel.Ich drckte zweimal ab und zerscho den linken Vorderreifen.Das verblffte Gesicht von Woods wendete sich mir zu. Er sa rechts, umklammerte das Steuer und versuchte, den Leichenwagen in der Richtung zu halten.Aber das Fahrzeug brach aus.Statt vom Gaspedal zu gehen, drckte Woods noch mehr auf die Tube.Der Leichenwagen schleuderte herum und prallte gegen das Wachhaus am Tor. Blech kreischte, in der Mauer klaffte ein Loch, Mrtelstaub quoll heraus.Und die Hecktr sprang auf.Ich rannte humpelnd los. In meinen Beinen schienen Millionen Ameisen zu ungemtlicher Betriebsamkeit erwacht zu sein.Der Leichenwagen krachte jetzt auch noch mit der gesamten linken Seite gegen die Mauer vom Wachhaus.Aber Woods kriegte ihn irgendwie frei. Er gab Gas, das Fahrzeug scho schrillend und kreischend an der Wand entlang. Die Hecktr schlug nach hinten.Und dann purzelte der Sarg heraus und blieb auf dem Deckel liegen!Mir richtete es Smtliche Haare auf.Nobal, das schaurige Wesen, lag in dem Sarg!Und Woods haute ab und lie mich mit seinem Gehilfen allein.Eine Verfolgung des Leichenwagens war sinnlos.Woods raste auf die Schranke zu, durchbrach sie, da die Splitter bis auf die Strae flogen, und tauchte im Verkehr unter. Ich hrte das wtende Hupkonzert, das er auslste.Verbissen schaute ich auf meine Automatic. Dann steckte ich sie zurck. Mit ihr konnte ich gegen Nobal nichts ausrichten.Aber mit der Gasflamme!Ich humpelte zurck, holte die Dose und setzte sie in Betrieb.Die leise fauchende Flamme von mir weggerichtet, nherte ich mich dem Sarg.Ich hrte Stimmen, ziemlich aufgeregte, und Schritte. Aus allen Richtungen. Der unbeschreibliche Krach und meine beiden Schsse hatten den Service alarmiert. Es geschah ja nicht alle Tage, da quasi mitten in der Hhle des Lwen herumgeballert wurde.Zurckbleiben! schrie ich, ohne den Blick vom Sarg zu nehmen.Stehenbleiben! befahl eine Stimme von irgendwo her.Eine andere rief erklrend: Das ist Kinsey, der Dmonenschreck! Ich werde verrckt was will er mit dem Sarg?Das wute ich selber noch nicht. Es kam auf Nobal an.Er war drinnen im schwarzen Kasten. Ich hrte ihn rumoren.Mit einem Fusto kippte ich den Sarg um.Der Deckel wurde von innen abgesprengt. Das grauenhafte Ding scho in die Hhe genau in meine Flamme hinein.Ich hrte Entsetzensschreie im Hof und aus Fenstern.Und mir gellten die Ohren wieder vom Kreischen des Wesens.Nobal hieb kraftvoll nach der Flamme. Der Luftzug wehte sie aus der Richtung.Ich ging sofort nher heran und heizte ihm ein.Er brllte grauenhaft und duckte sich.Ich zwang ihn mit der heien Flamme noch tiefer. Hinein in den Sarg. Und dort verbrannte ich ihn.Es war eine widerliche Arbeit.Ich konnte sie nur zu Ende bringen, weil ich mir sagte, da Nobal kein Lebewesen in unserem Sinne war. Er war in einer anderen Welt geschaffen worden. Nur zu dem Zweck, Tod und Vernichtung und Grauen unter die Menschen zu bringen.Mitleid war fehl am Platze.Er begann mit einem Schlag zu brennen. Von Kopf bis Fu. Als htte er eine Metamorphose durchgemacht und bestnde nun aus leicht entflammbarem Material.Ich sah auch, wie er sich krperlich vernderte. Die Gliedmaen lsten sich.Blasen quollen auf und zerplatzten im Feuer.Vor dem unbeschreiblichen Gestank und dem schwarzen Qualm mute ich zurckweichen.Aber ich blieb in der Nhe. Bereit, nachzuhelfen, falls der Auflsungsproze ins Stocken geriet.Die Innenauskleidung der schwarzen Kiste stand in hellen Flammen. Auch das Holz geriet jetzt in Brand.Nobal mute lngst tot sein. Oder das, was diesem Begriff gleichkam.Doch obschon er sich fast aufgelst hatte, gellten noch immer seine Schreie aus dem Feuer. Und seine Teile bewegten sich.Gerade, als wollten sie sich noch einmal zusammenfgen.Ich atmete keuchend und dachte an Flucht.Denn ich stellte mir vor, da er schon wieder ein anderes Wesen war, wenn er wirklich aus dem Sarg kletterte. Ein Wesen, dem auch Feuer nichts mehr anhaben konnte.Die einzelnen Teile schlugen und zuckten.Der Sarg brach auseinander.Und jetzt sah ich, da die Flammen Nobals berreste rasend schnell aufzehrten.Die Gliedmaen zerfielen zu hell glhender Asche.Der Kopf folgte, diese grauenhafte Kugel ohne Haare, Ohren und Nase.Und nun verglhte der Torso.Ein Windhauch strich darber hin, wirbelte den Rauch gegen das Archivgebude und lie die Aschehaufen zusammenfallen.Die Sargbretter brannten weiter, das lackierte Holz knackte.Ich drehte die Gaszufuhr ab und lie die Schultern hngen.Es war geschafft.Nobal war vernichtet.Aber Woods war die Flucht geglckt. Und er hatte hier ein Opfer gefunden.Ich sprte Tonnenlasten auf mir, aber ich trottete los. Hin zum Wachhaus am Tor.Von der Strae waren Passanten herzugekommen. Sie beguckten verwundert die abgebrochene Schranke und das Loch in der Mauer.Hinter mir knallten Schritte auf dem Pflaster. Kollegen eilten herzu. Sie hielten sich aber erst einmal beim verbrennenden Sarg auf.Ich hatte einen kleinen Vorsprung und stieg einfach durch das Loch in das Wachhaus.Mauersteine und Mrtelbrocken waren hereingeschleudert worden. Staub trieb noch herum. Tapetenfetzen und Plne waren von der Wand gefetzt.Suchend schaute ich herum.Und der eine Blick gengte auch schon.Neben seinem Stuhl lag der Sicherheitsbeamte.Er war wei, seine Haut wchsern, fast durchsichtig. Am Hals prangte ein klaffendes Bimal. Woods hatte ihn ausgesaugt bis auf den letzten Tropfen Blut.Ich stieg schwerfllig ber die Mauersteine hinweg und hob den Telefonhrer ab. Mit zitterndem Finger tippte ich Sir Horatios Nummer.Er hob ab, als htte er auf einen Anruf nur gewartet.Sir, Kinsey hier, meldete ich mich. Woods hat zugeschlagen. Hier bei uns. Der Wchter am Tor.Was? Dann folgte Stille. Und dann sagte er keuchend: Dann war das eben der Krach?Auch, Sir. Woods liebt makabre Spae. Er war mit einem Leichenwagen hier und wollte mich abholen. Zur Verstrkung brachte er ein Wesen aus einer anderen Welt mit. Geschossen habe ich, wenn Sie das meinen.Sind Sie in Ordnung, Mac?Seine Sorge um mein Wohlbefinden tat mir gut.Ich schon, Sir. Der Sicherheitsposten am Tor nicht. Woods hat ihn also, er ist tot. Aber Woods hat Vampireigenschaften, und die pflegen auf die Opfer berzugehen. Der Tote wird mglicherweise als gefhrlicher Blutsauger wiedererstehen.Das ist nicht wahr! keuchte Sir Horatio in den Apparat.Doch, Sir, ich wei, was ich sage. Wir mssen ihn in flieendes Wasser werfen. Stellen Sie Leute dafr ab, ich brauche Hilfe. Allein schaffe ich es nicht.Flieendes Wasser? Wozu?Das vernichtet ihn. Wir drfen kein Risiko eingehen. Fr Gefhle und Piett ist jetzt kein Platz.Ich hrte ihn stoweise atmen. Dann sagte er: Ich kmmere mich darum, Mac. Ich komme selber runter.Ich legte auf, schlo die Tr von innen und hockte mich vor das Mauerloch, damit niemand hereinkroch.Was geschehen war, war schlimm genug, Es hatte auch genug Aufregung gegeben. Den wilden Spekulationen im Haus durfte nicht noch neue Nahrung geliefert werden.Eine Menge Leute hatten Nobal gesehen, das unbeschreibliche Wesen.Die Kollegen konnten nicht mehr abstreiten, da es Dmonen gab. Nur htte ich auf diese Art Wahrheitsbeweis fr die Existenz der dunklen Mchte gerne verzichtet.Drauen kamen Kollegen.Mac, sind Sie da drinnen?Ich knurrte, mir war nicht nach Ausknften zumute.Zwei bckten sich und schauten herein. Sie sahen mich kauern. Das beruhigte sie offensichtlich.Die Gesichter waren noch vom Schrecken gezeichnet. In den Augen erkannte ich, da die Mnner das Grauen gesehen hatten, aber noch immer nicht begreifen konnten.Geht da besser weg, sagte ich grob, als noch andere kamen.Minuten spter erschien Sir Horatio. Ich bestimmte drei Kollegen, die mir zur Hand gehen sollten. Ich kannte sie als unerschrockene Leute.Aber die Furcht packte sie, als ich sie und den Chef hereinlie und einen Blick auf den Toten werfen lie.Woods hat ihn umgebracht, sagte ich mit belegter Stimme. Er wird als Blutsauger umgehen und selber Opfer finden. Wir schaffen ihn runter zur Themse und versenken ihn im Wasser.Aber ein Begrbnis wandte ein Kollege ein.Vampire bekommen kein Begrbnis. Und falls doch, brechen sie ihr Grab auf. Nur Wasser vernichtet sie. Das drfen die Angehrigen aber nie erfahren. Ich meine, sie sollen das Begrbnis haben. Was im Sarg liegt, ist unsere Sache. Der Tote mu weg. Auf der Stelle. Woods und seine Gesellen bereiten etwas vor. Wir knnen nicht warten, bis wir wissen, was es ist.Sir Horatio berwand zuerst das Grauen.Mac hat recht, also helfen Sie ihm, Gentlemen.Mit grauen Gesichtern gingen die Kollegen, um einen Transportbehlter herbeizuschaffen.Der Chef machte eine knappe Kopfbewegung. Was ist das fr ein Feuer im Hof?Da habe ich den Gehilfen von Woods vernichten knnen, Sir. Ein grliches Ding, Sie werden noch in allen Ausschmckungen davon zu hren bekommen. Es hat Zuschauer gegeben.Das auch noch! Seine Achseln sanken herab. Hoffentlich knnen wir den Vorfall vertuschen.Das ging nun mich nichts an, das war allein seine Angelegenheit.Mssen unbedingt drei Mnner mit Ihnen kommen? fragte er pltzlich. Das sind noch mehr Zeugen und Zuschauer.Sir, wenn ich die Leiche in die Themse gleiten lasse, mu ich abgeschirmt werden. Was glauben Sie, was es fr einen Aufruhr gibt, wenn ich dabei erwischt werde! Die Zeitungsleute strzen sich wie die Aasgeier auf die Sache. Ich sehe schon die Schlagzeilen Secret Service-Agent lt Leiche in der Themse verschwinden!Es berlief Sir Horatio eiskalt. Er schttelte sich.Malen Sie das nicht auch noch genlich aus, Mac! sagte er ergrimmt und strich den Schnurrbart glatt, der sich gestrubt hatte. Wissen Sie, als ich Sie noch nicht kannte und wir keine Dmonenbekmpfungsabteilung hatten, war das Leben viel beschaulicher.Das mchte ich bezweifeln, Sir. Darf ich Sie vielleicht an die Affre Kim Philby erinnern, mit allem Respekt?Sein Gesicht wurde grau. Ein sicheres Zeichen dafr, da seine Magengeschwre rumorten, die er angeblich mir verdankte. Jedenfalls warf er mir das zuzeiten vor.Die Affre Kim Philby war das traurigste Kapitel des Secret Service.Philby war der Vorgnger vom Chef gewesen, er hatte die Abteilung Aufklrung Ost geleitet und war vom russischen KGB gekauft worden.Philby hatte als oberster Bo alle Nachforschungen nach den undichten Stellen im Service unterdrckt. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb.Als seine Enttarnung unmittelbar bevorstand, entwischte er mit zwei Helfern nach Ruland. Die Krone und England hatten einen Skandal allererster Gte.Natrlich begann danach das groe Sthlercken. Eine Menge Leute wurden abgesgt, und dem Vernehmen nach ging es zu jener Zeit beim Service und in etlichen Ministerien zu wie in einem Tollhaus.Ausgerechnet jene turbulente Zeit wollte mir Sir Horatio als beschauliches Leben verkaufen. Das war lcherlich. Und das begriff er auch.Jedenfalls wute er nichts zu erwidern.Meine drei zurckkehrenden Kollegen machten eine grundstzliche Diskussion auch unmglich.Sie hatten einen lnglichen Kunststoffbehlter aufgetrieben. Aber sie trafen keine Anstalten, den blutleeren Sicherheitsposten hineinzuschieben.Was ist? fragte ich.Ich ich kann's nicht, gestand einer der Kollegen, und die beiden anderen nickten. Wenn er blo richtig tot ist, was dann?Das war eine irrsinnige, aber doch begrndete Frage.Habt ihr nicht gesehen, was im Hof passiert ist?Sie schttelten wie auf Kommando den Kopf.Jetzt kam ich wiederum nicht mit. Ich nahm sie ins Gebet. Und es stellte sich heraus, da gerade sie auer dem verbrennenden Sarg nichts gesehen hatten. Nur gehrt.Das war ihnen zuwenig.Ich entschlo mich zu einer radikalen Aufklrungskampagne. Manchen Leuten mute man mit dem Knppel kommen und nicht blo mit dem erhobenen Zeigefinger.Einen Spiegel! verlangte ich.Sir Horatio schaute irritiert, und wie die Kollegen mich anblickten, waren sie davon berzeugt, da ich nun vollends einen Sprung in der Schssel hatte.Vampire spiegeln sich nicht, klrte ich auf. Durch den Bi hat Woods ihn zum Vampir gemacht. Ich wei nicht, wie es funktioniert, ich wei nur, da es klappt leider. Die Vampire, die ich kenne, haben aber alle schon mal in der Erde gelegen. Vielleicht findet eine Art Erweckung statt. Das wre hier noch nicht der Fall. Wir mssen es auf einen Versuch ankommen lassen.He, wollen Sie eine Art Beschwrung auffhren? knurrte mich einer der Kollegen an. Das Unbehagen stand ihm ins Gesicht geschrieben.Ich kann mich beherrschen, ich bentige nur einen Spiegel.Einer fate sich ein Herz und ging, um einen Spiegel zu holen.Ich wuchtete den Sicherheitsposten vom Boden hoch und setzte ihn in seinen Stuhl. Zugegeben ich kenne Arbeiten, die angenehmer sind.Aber hier konnte ich nicht lange herumfackeln. Ich mute beweisen, was ich khn behauptet hatte. Und ich durfte mich nicht zu lange damit aufhalten lassen.Woods verfolgte ein finsteres Ziel. Darum hatte er mich mit dem Leichenwagen holen wollen.Ich sollte aus dem Verkehr gezogen werden.Weswegen, das glaubte ich auch zu wissen.Wegen der versteinerten Schreckgestalten droben in Finsbury. Die schienen doch noch zu etwas ntze zu sein. Ich sollte keine Mglichkeit bekommen, die Steingestalten zu zerstren.Der Kollege kehrte mit einem Spiegel zurck.So, jetzt gehen Sie seitlich hinter dem Toten in die Knie und schauen Sie an seinem Kopf vorbei in den Spiegel. Ich nahm ihm diesen ab. Wenn ich mich irre, sehen Sie zwei Gesichter Ihres und das des Toten. Wenn nicht das habe ich schon gesagt.Ich hielt den Spiegel in der richtigen Position.Der Kollege ging in die Hocke.Und prallte zurck.Und? fragte ich. Es war Absicht, da meine Stimme kalt und scharf klang.Nur ein Gesicht, stie er keuchend hervor. Meines!Die anderen wollten das natrlich berprfen. Auch Sir Horatio.Nach dieser Demonstration verfgte ich ber sehr willige Helfer. Niemand stellte mehr Fragen.Sir Horatio verlie bleich das Wachhaus. Er sah angegriffen aus.Beschafft einen Wagen und ladet ihn ein, wies ich die Kollegen an.Wollen Sie uns mit ihm allein lassen?Bin gleich zurck, knurrte ich.Ich hatte noch etwas zu erledigen. Ich stieg noch einmal zu unseren Technikern und Erfindern in die Labors hinab.Erstens bentigte ich einen leistungsfhigeren Flammenwerfer. Mit Woods war ich noch nicht fertig. Und er nicht mit mir.Zweitens brauchte ich einen angespitzten Pflock. Aus Eiche oder Mistel.Denn die schlimmste Arbeit kam noch.Ich mute den getteten Sicherheitsbeamten pfhlen.Um sicherzustellen, da er nicht als Blutsauger umging.Dann mute ich mich um die steingewordenen Gestalten Draculas kmmern, bevor Sir Horatio explodierte.Und ich mute zusehen, ob ich Miriam helfen konnte. Von der Schwarzwelt hatte ich keinen blassen Schimmer, aber vielleicht konnte ich gerade deshalb etwas ausrichten.Die Galle kam mir hoch.Da hatten Dracula und die Mchte der Schwarzwelt ja einen feinen Handel miteinander gemacht. Teilten uns einfach auf. Verfgten ber Miriam und mich.Das Geschft wollte ich ihnen versalzen, soweit es in meiner Macht stand.Und wenn es das letzte im Leben war.

*

Das Nest war so winzig, da es nur auf gepflegten Karten zu finden ist. Twyn-Llanan heit es, liegt nrdlich von Swansea in der Landschaft Brecon und ein paar Meilen jenseits des Black Mountain, der sich ber zweitausend Fu hoch erhebt.Das ist genau die Gegend, die im Ruf steht, der finsterste Winkel von Wales zu sein.Nicht nur der dunklen Wlder wegen.Den L


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