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Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. A. Daigeler
Dienstort: BG-Unfallklinik Ludwigshafen
Abt. Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie
Retrospektive Analyse von 45 Patienten mit suizidaler Selbstverbrennung
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Kathrin Hüllmann
aus Paderborn
2010
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Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla Referent: PD Dr. med. A. Daigeler Koreferent: Prof. Dr. med. L. Steinsträßer Tag der mündlichen Prüfung: 30.11.2010
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 6 1.1 Die Verbrennung 6
1.1.1 Definition und Epidemiologie 6 1.1.2 Verbrennungsursachen 6 1.1.3 Pathophysiologie der Verbrennung 7 1.1.4 Bestimmung der Verbrennungstiefe 9
1.1.4.1 Verbrennungen ersten Grades 10 1.1.4.2 Verbrennungen zweiten Grades 10 1.1.4.3 Verbrennungen dritten Grades 10
1.1.5 Oberflächenbestimmung 11 1.1.6 Therapie der Verbrennung 12
1.1.6.1 Präklinische Versorgung 13 1.1.6.2 Primärversorgung durch den Arzt 13 1.1.6.3 Weitere Versorgung 14
1.1.7 Versorgung der Verbrennungswunde 14 1.1.7.1 Nichtoperative Therapie 15 1.1.7.2 Operative Therapie 15
1.1.8 Langzeitfolgen der Verbrennung 17 1.2 Der Suizid 18
1.2.1 Definition 18 1.2.2 Epidemiologie 19 1.2.3 Risikogruppen 19 1.2.4 Suizidmethoden 22
1.3 Suizidversuche durch Selbstverbrennung 23 1.4 Zielsetzung 24
2 Material und Methoden 26 2.1 Ethikkommission 26 2.2 Studiendesign 26 2.3 Patientenauswahl 26 2.4 Datenerhebung 27 2.5 Aktuelle Kontaktdaten der Patienten 28 2.6 Kontaktaufnahme 29 2.7 Nachbefragung 30 2.8 Verwendete Fragebögen im Interview 30
2.8.1 SF-36: Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand 30 2.8.2 SKID I: Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV, Achse I: Psychische
Störungen 31 2.8.3 SKID-II: Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV, Achse II:
Persönlichkeitsstörungen 31 2.8.4 FAF: Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren 32 2.8.5 TCI: Temperament- und Charakterinventar, Test zur Erfassung von Temperament
und Charakter 33 2.8.6 Selbst erstellter Fragebogen 33
2.9 Datenauswertung 34 2.9.1 Definitionen 34 2.9.2 Auswertung der erhobenen Daten 34 2.9.3 Statistische Methoden 35
3 Ergebnisse 36
2
3.1 Allgemeine Patientendaten 36 3.2 Verbrennungsgenese 37 3.3 Verbrennungsausmaß 38 3.4 Begleitverletzungen und Intoxikationen 40
3.4.1 Selbst zugefügte Begleitverletzungen und Intoxikationen 40 3.4.2 Akzidentelle Begleitverletzungen 41
3.5 Primärversorgung 42 3.6 Therapiemaßnahmen 42 3.7 Mortalität und stationäre Aufenthaltsdauer 45
3.7.1 Stationäre Aufenthaltsdauer in Bezug auf Mortalität 46 3.7.2 Stationäre Aufenthaltsdauer und Mortalität in Bezug auf ein Inhalationstrauma 46 3.7.3 Mortalität in Bezug auf die verbrannte Körperoberfläche 47 3.7.4 Komplikationen 47
3.8 Nachbehandlung 49 3.8.1 Rehabilitation 49 3.8.2 Folge-Operationen 52
3.9 Psychiatrische Anamnese 53 3.9.1 Psychiatrische Familienanamnese 54 3.9.2 Vorherige Suizidversuche 54 3.9.3 Psychiatrische Vorerkrankungen und frühere Therapien 56
3.10 Psychiatrischer Verlauf 57 3.10.1 Psychiatrische Nachbehandlung 58 3.10.2 Weitere Suizidversuche und Selbstverletzungen 59
3.11 Psychiatrische Anamnese zur Zeit der Datenerhebung 61 3.12 Auswertung des selbst erstellten Fragebogens (n=11) 62
3.12.1 Soziokulturelle Situation 62 3.12.1.1 Persönliche Faktoren 62 3.12.1.2 Einfluss der Religion 63 3.12.1.3 Bildung und berufliche Faktoren 63 3.12.1.4 Soziale Kontakte 63
3.12.2 Beeinträchtigungen durch die Verbrennungswunden 66 3.12.2.1 Soziale Beeinträchtigung 66 3.12.2.2 Sensorische Beeinträchtigung 67 3.12.2.3 Funktionelle Beeinträchtigung 68 3.12.2.4 Psychische Beeinträchtigung 69
3.12.3 Subjektive Zufriedenheit mit der chirurgischen Therapie 69 3.12.4 Schmerzen 70 3.12.5 Substanzmissbrauch 71
3.12.5.1 Alkohol 71 3.12.5.2 Nikotin 72 3.12.5.3 Illegale Drogen 72
3.13 Auswertung des SF-36 (Fragebogen zur Erfassung des Gesundheitszustandes) 73 3.14 Auswertung des SKID-I 75 3.15 Auswertung des SKID-II (Screeningfragebogen) 79 3.16 Auswertung des FAF 80 3.17 Auswertung des TCI 83
4 Diskussion 86 4.1 Methodenkritik und Repräsentativität 86
3
4.2 Epidemiologie 87 4.3 Geschlecht 87 4.4 Alter 88 4.5 Vergleich zu anderen Brandverletzten 88 4.6 Prädisponierende Faktoren 89
4.6.1 Soziodemografische Daten zum Zeitpunkt des Suizidversuchs 89 4.6.2 Persönlichkeitsstruktur 91 4.6.3 Vorerkrankungen 95
4.7 Verbrennungsgenese 97 4.8 Verletzungsausmaß 99
4.8.1 Anteil der verbrannten Körperoberfläche und Verbrennungstiefe 99 4.8.2 Betroffene Körperregionen 100
4.9 Mortalität und ABSI-Score 102 4.10 Behandlungsverlauf 105
4.10.1 Primärversorgung 105 4.10.2 Stationäre Aufenthaltsdauer 106 4.10.3 Chirurgische Behandlung 106 4.10.4 Psychologische/ Psychiatrische Behandlung 107 4.10.5 Komplikationen 1099
4.11 Klinischer Verlauf, allgemeiner Gesundheitszustand 109 4.12 Ergebnisse der chirurgischen Therapie 111 4.13 Psychologisch-psychiatrischer Verlauf 112 4.14 Veränderungen des sozialen Netzwerkes nach der Selbstverbrennung 114
5 Fazit 116 6 Literaturverzeichnis 119 7 Anhang 128
7.1 Tabellen 128 7.2 Abbildungen 137 7.3 Sonstiges 150
4
Verzeichnis der Abkürzungen ∑A. Summenaggression
A. Aggression
Abb. Abbildung
ABSI Abbreviated burn severity index
ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Synrdom
ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome
BSHS Burn Specific Health Scale
BSHS-Brief Burn Specific Health Scale, Kurzform
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CO Kooperativität (cooperativeness)
D Digitus
d. F. der Fälle
FAF Fragebogen zur Erfassung von
Aggressivitätsfaktoren
FAF 1 spontane Aggression
FAF 2 reaktive Aggression
FAF 3 Erregbarkeit
FAF 4 Selbstaggression/ Depression
FAF 5 Aggressionshemmung
GB-LQ gesundheitsbezogene Lebensqualität
ggf. gegebenenfalls
HA Schadensvermeidung (harm avoidance)
HRQoL Health related Quality of Life
IHT Inhalationstrauma
kg Kilogramm
KG Körpergewicht
KOF Körperoberfläche
LOS Length of stay, stationäre Aufenthaltsdauer
MDE Major Depression Episode
ml Milliliter
MW Mittelwert
5
NNB nicht näher bezeichnet
NS Neugierverhalten (novelety seeking)
o. g. oben genannt
P Beharrungsvermögen (persistance)
PIP-Gelenk proximales Interphalangealgelenk
PS Persönlichkeitsstörung
PTBS Posttraumatische Belastungsstörung
RD Belohnungsabhängigkeit (reward dependance)
Reha Rehabilitation
s. siehe
SD Selbstlenkungsfähigkeit (self-dircetness)
SF-36 Short Form 36
SIRS Systemic Inflammatory Response Syndrome
SKID Strukturiertes Interview für DSM-IV
ST Selbsttranszendenz (self-transcendence)
Tab. Tabelle
TCI Temperament- und Charakterinventar
VAP ventilation-associated pneumonia
vgl. vergleiche
vKOF verbrannte Körperoberfläche
z. B. zum Beispiel
6
1 Einleitung
1.1 Die Verbrennung
1.1.1 Definition und Epidemiologie
Unter Verbrennung versteht man eine Gewebeschädigung durch Hitzeeinwirkung.
Diese kann durch direkten Kontakt (wie zum Beispiel durch einen heißen
Gegenstand, Flamme) oder durch Hitzestrahlung erfolgen.
Jährlich werden in Deutschland etwa 16 000 Patienten auf Grund von
Verbrennungswunden stationär aufgenommen. Dabei handelt es sich meist um
kleinere Verletzungen. Schätzungsweise 1500 Patienten müssen jedoch wegen
schwerwiegender Brandverletzungen in einem spezialisierten
Verbrennungszentrum behandelt werden [98].
1.1.2 Verbrennungsursachen
Die Verbrennungsursache ist insbesondere für die Maßnahmen der
Erstversorgung von Bedeutung. Im Wesentlichen werden folgende Ursachen für
Verbrennungen unterschieden [50]:
Thermische Verbrennungen: Sie entstehen durch die Einwirkung von
offenem Feuer (Combustio) oder brennender Kleidung, Kontakt mit heißen
Gegenständen und Verbrühungen durch heiße, feuchte Dämpfe oder
Flüssigkeiten (Ambustio). Hier stehen Verletzungen durch Flammen an
erster Stelle (44% d. F. [24]). Auch Verbrennungen durch heiße
Flüssigkeiten (38%) sind häufig [24].
Elektrische Verbrennungen: Sie werden durch einen durch den Körper
fließenden Strom, durch einen elektrischen Lichtbogen oder durch eine
köpernahe elektrische Entladung verursacht. Hierzu zählt typischerweise
der Stromunfall. Die elektrische Verbrennung macht ca. 3 % aller
Verbrennungen aus.
Chemische Verbrennung: Hierzu zählen Verbrennungen, die durch
chemische Einwirkungen wie Säuren und Laugen entstehen. Sie sind
ähnlich wie die elektrischen Verbrennungen mit 3,5% eher selten.
7
Ionisierende Strahlen: Dies Verbrennungswunden sind Folge von
Nuklearexplosionen oder Strahlenunfällen beim Umgang mit radioaktiven
Stoffen, meist werden sie aber durch eine unsachgemäße Strahlentherapie
verursacht. Auch diese Form der Verbrennung ist anteilsmäßig an allen
Verbrennungen selten.
Bis zu drei viertel aller Brandverletzungen entstehen durch Unfälle in der
häuslichen Umgebung, Arbeitsunfälle sind mit 15-25% deutlich weniger häufig.
Seltene Ursachen für Verbrennungen sind Verbrennungen in suizidaler bzw.
selbstschädigender Absicht (ca. 10%) oder Misshandlungen [24].
1.1.3 Pathophysiologie der Verbrennung
Durch den Funktionsverlust der Haut als Schutzhülle, Speicherorgan und
Wärmeregulator ist der Körper allen äußeren Einflüssen weitgehend schutzlos
ausgesetzt [28]. Dabei wird der Grad der Schädigung von der Höhe der
Temperatur und der Einwirkzeit bestimmt. Den Kontakt mit heißen oder
kochenden Flüssigkeiten mit relativ geringen intrakutanen Temperaturen
bezeichnet man als Verbrühung. Bei Flammeneinwirkung oder direkter Leitung
(durch Metalle, Chemikalien) spricht man von Verbrennungsverletzungen [111]. Es
lassen sich drei Grade der Verbrennungstiefe unterscheiden.
Die Einwirkung von Hitze führt zu anhaltendem Flüssigkeitsverlust und
Elektrolytstörungen. Durch die verlangsamte Wärmeabgabe des Gewebes auch
nach der äußeren Hitzeeinwirkung kommt es zusätzlich zu einer anhaltenden
Gewebeschädigung, dem so genannten Nachbrennen [27], [38]. Dieses ist bedingt
durch eine lokale Bildung und Ausschüttung von toxischen Mediatoren, welche
eine lokale Entzündungsreaktion mit konsekutiver Freisetzung von Oxidanzien und
proteolytischen Enzymen bewirken. Die hierdurch bedingte Zunahme der
kapillären Permeabilität hat eine hitzeinduzierte Thrombose von Hautgefäßen mit
daraus resultierender Hautischämie zur Folge.
Ab intrakutanen Temperaturen von circa 45°C entstehen Erytheme, Blasenbildung
ist ab 55°C zu beobachten und Temperaturen von mehr als 60°C führen zu
Koagulationsnekrosen infolge der Eiweißdenaturierung [112].
8
Man unterscheidet zwischen einer Frühphase, dem so genannten
Verbrennungsschock, und einer Spätphase, der so genannten
Verbrennungskrankheit.
Sind mehr als 10% der Körperoberfläche (KOF) verbrannt, so kommt es in der
Akutphase zu massiven Ödemen, Flüssigkeits-, Eiweiß- und Elektrolytverlusten,
Mikrozirkulationsstörung mit Thrombosierung lokaler Blutgefäße und einer lokalen
Entzündungsreaktion [28, 50, 112]. Durch diesen dynamischen Prozess ist das
Ausmaß einer Verbrennung in der Frühphase zunächst nur schwer beurteilbar.
Die Progression der Schädigung kann jedoch durch frühzeitige lokale Kühlung
verlangsamt werden.
Bei ausgedehnten Verbrennungen von mehr als 20 bis 30% der Körperoberfläche
kommt es neben lokalisierten Reaktionen zusätzlich zu einer systemischen
Beteiligung, bedingt durch eine Ausschüttung von Zytokinen, Chemokinen und
vasoaktiven Substanzen aus dem geschädigten und direkt angrenzendem
Gewebe. Diese Reaktionen werden unter dem Begriff Systemic Inflammatory
Response Syndrome (SIRS) subsumiert und stellen heute als so genannte
Verbrennungskrankheit die Hauptgefährdung eines Brandverletzten dar. Durch die
o.g. Substanzen kommt es zu einer systemisch erhöhten Gefäßpermeabilität, dem
so genannten „capillary leak“, welches einen starken Flüssigkeits- und
Proteinverlust vom intra- in den extravasalen Raum bedingt [59].
Es können dabei folgende systemische Komplikationen auftreten:
Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem: Kapilläre
Permeabilitätssteigerung, Flüssigkeitsverluste in den extravasalen Raum,
Kreislaufdepression, Anämie, Mangel an Gerinnungsfaktoren und
Thrombozytopenie durch eine verstärkte intravasale Gerinnung im
geschädigten Gebiet, Verbrennungsschock, Tachykardie, Hypotonie.
Auswirkungen auf das Immunsystem: Immuninsuffizienz mit erhöhter
Infektionsgefahr bis hin zur Sepsis.
Auswirkungen auf den Respirationstrakt: Inhalationstrauma, Pneumonie,
Bildung von Atelektasen, Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS).
Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Massive Erhöhung des
Grundumsatzes (katabole Stoffwechsellage), der zum Teil durch
Muskelabbau gedeckt wird [92].
9
Ähnlich einem polytraumatisierten Patienten steht auch heute bei schweren
Verbrennungen die posttraumatische Immunsuppression, welche sowohl
humorale als auch zelluläre Funktionseinschränkungen betrifft, im Mittelpunkt des
wissenschaftlichen und klinischen Interesses [20, 107]. Ausgedehnte
Wundnekrosen stellen einen idealen Nährboden für Bakterienwachstum dar und
bilden die Voraussetzung für die Keiminvasion. Schädigungen des zellulären und
humoralen Immunsystems haben eine gestörte Bakterien- und Toxinerkennung
sowie deren Elimination zur Folge. Bedrohlich steigende Zahlen von
antibiotikaresistenten Erregern auf Intensivstationen verschlechtern die Situation
zusätzlich. Eine daraus entstehende fulminante Sepsis führt oft zu einem letalen
Ausgang [28, 50, 112].
Eine weitere häufige Todesursache von Verbrennungsopfern stellt die
beatmungsassoziierte Pneumonie (VAP = ventilation-associated pneumonia) dar.
Diese Sonderform der nosokomialen Pneumonie ist klinisch oft schwer erkennbar.
Besonders neu aufgetretenes Fieber, ein Anstieg der Entzündungsparameter und
eine abfallende arterielle Sauerstoffsättigung mit zunehmender Atemnot sollten an
diese Komplikation denken lassen.
1.1.4 Bestimmung der Verbrennungstiefe
Die Tiefe der Verbrennung hängt nicht ausschließlich von der einwirkenden
Temperatur ab, sondern auch von der Einwirkzeit. Dadurch bedingt kann sich eine
massive Schädigung auch an inneren Organen entwickeln. Die Hitze der
Körperoberfläche wird über das Blut zu den Organen geleitet, sodass diese zu
Grunde gehen können wie die Haut selbst.
Die Verbrennungswunde an der Haut selbst manifestiert sich von der
oberflächlichen Rötung bis hin zur kompletten Hautnekrose [28].
Im Allgemeinen wird die Verbrennungstiefe in drei Schweregrade eingeteilt. Einige
Autoren beschreiben auch Verbrennungen vierten Grades, welche eine
Verbrennung tiefer gelegener Strukturen wie Muskulatur und Knochen impliziert.
Klinisch sind die Therapiestrategien von Verbrennungen dritten und vierten
Grades jedoch gleich, sodass neuerdings auf diese Differenzierung verzichtet wird
[94]. Nach 24 Stunden sollte zur Korrektur eventueller Fehleinschätzungen durch
10
„Nachbrennen“ eine erneute Beurteilung der Verbrennungstiefe erfolgen. Die
Verbrennungstiefe bestimmt die Therapie wesentlich.
Im Folgenden wird ein Überblick über die klinischen Kriterien der
Verbrennungsgrade gegeben (vgl. auch Tabelle 1).
1.1.4.1 Verbrennungen ersten Grades
Klinisch zeichnet sich eine Verbrennung ersten Grades durch eine Rötung mit
geringer Ödemneigung aus. Es bestehen Schmerzen. Häufigstes Beispiel ist der
Sonnenbrand.
1.1.4.2 Verbrennungen zweiten Grades
Neben den Kennzeichen der Verbrennung ersten Grades findet man eine
Blasenbildung, die zwischen Epidermis und Dermis lokalisiert ist, welche
letztendlich zu einer Irritation freier sensibler Nervenendigungen führt. Man
unterscheidet:
Oberflächliche zweitgradige Verbrennungen (IIa, im englischen
Sprachgebrauch „superficial partial thickness“): Starker Wundschmerz und
eine gesteigerte Sensibilität. Im Nadelstichtest treten Blutungen auf. Die
Hautanhangsgebilde sind nicht defekt.
Tiefe zweitgradige Verbrennungen (IIb, im englischen Sprachgebrauch
„deep partial thickness“): Durch eine partielle Schädigung der Dermis
kommt es zur Zerstörung der Hautanhangsgebilde und freier
Nervenendigungen. Die Sensibilität ist dadurch reduziert, aber noch nicht
aufgehoben. Im Nadelstichtest treten keine Blutungen mehr auf, er ist nicht
schmerzhaft.
1.1.4.3 Verbrennungen dritten Grades
Die Haut ist völlig zerstört, dadurch ist das Schmerzempfinden aufgehoben. Sie ist
denaturiert und gelblich weiß bis schwarz verfärbt (s. Abb. 3). Teilweise sind
thrombosierte subkutane Gefäße sichtbar. Eine spontane Heilung ist hier nicht
11
mehr möglich. Heilt die Wunde sekundär, so entsteht Narbengewebe und in der
Folge entwickeln sich Kontrakturen.
Abbildung 1 Verbrennung dritten Grades
Tabelle 1 Verbrennungsgrade – Übersicht, modifiziert nach Spies, Vogt [92] und Daigeler,
Lehnhardt, Steinau [24]
Verbrennung Grad 1 Grad 2 IIa - oberflächlich IIb – tief
Grad 3
Tiefe Schädigung
der Epidermis
Zerstörung der
Epidermis,
Schädigung der
oberflächlichen
Dermis
Zerstörung der
Epidermis,
Schädigung der tiefen
Dermis
Zerstörung der Epidermis und
Dermis
Aspekt Erythem
Erythem
Blasenbildung,
Haut feucht
Erythem
Blasenbildung,
Haut feucht
Haut gelb-weißlich
bis schwarz,
hart, trocken
Sensibilität Schmerzen Schmerzen Schmerzen Keine Schmerzen
Nadelstichtest Blutung Blutung Variabel Keine Blutung
Haare Fest verankert Fest verankert Leicht ausziehbar Lösen sich ab
Therapie Konservativ:
Hautpflege
Konservativ:
Aseptische
Verbände
Operativ:
Tangentiale
Nekrosektomie,
Hauttransplantation
Operativ: Epifasziale
Nekrosektomie,
Hauttransplantation
Narbenbildung Nein
Nein, ggf.
Pigmentierungs-
störungen
Ja Ja
1.1.5 Oberflächenbestimmung
Einen wichtigen Faktor für die Prognose von Brandverletzungen stellt die
Oberflächenausdehnung der Verbrennung dar. Diese wird meist als verbrannte
Körperoberfläche in Prozent (% vKOF) angegeben.
12
Zur Abschätzung der vKOF stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Verfügung:
Handflächenregel: Dies ist eine einfache Methode um einen rasche
orientierende Einschätzung vorzunehmen. Dabei gilt, dass die Handfläche
des Patienten etwa 1% seiner eigenen Körperoberfläche beträgt.
Neuner-Regel nach Wallace: Auch die Neuner-Regel erlaubt eine eher
grobe Abschätzung der vKOF. Einzelne Körperabschnitte werden jeweils in
Vielfache von 9%-Arealen eingeteilt, so entspricht beispielsweise ein Arm
9% der Körperoberfläche, der ventrale Thorax wird mit 18% berechnet.
Dies wird in Abbildung 2 ausführlicher dargestellt.
Lund-Browder-Tabelle: Für eine genauere Einschätzung dienen spezielle
Tabellen, kombiniert mit Körperschemadiagrammen, in denen die
Brandwunden markiert werden können. Diese sind benannt nach Lund und
Browder. Die Dokumentation des Bochumer Verbrennungszentrums basiert
hierauf. Die Einteilung ist abhängig vom Lebensalter.
Abbildung 2 Neuner-Regel nach Wallace [56]
1.1.6 Therapie der Verbrennung
Da die Verbrennung eine schwere Verletzungsform darstellt, ist zügiges Handeln
erforderlich. Schon vor Eintreffen in eine Klinik sollten bestimmt Maßnahmen
ergriffen werden. In der Klinik muss dann über das weitere Vorgehen, wie
beispielsweise Operationen, entschieden werden.
13
1.1.6.1 Präklinische Versorgung
Wie bei jedem anderen Notfall auch, wird bei der präklinischen Versorgung von
Brandverletzungen nach der ABC-Regel gearbeitet: Atmung, Bewusstseinslage,
Blutdruck und Zirkulation müssen überwacht werden. An erster Stelle stehen die
Löschung des Verunfallten und die Entfernung nicht-anklebender Kleidung sowie
die Bergung des Verletzten aus der Gefahrenzone. Bei kleineren Verletzungen
sollte die Brandwunde 20 Minuten lang unter laufendem Leitungswasser gekühlt
werden. Bei größeren Verbrennungen muss jedoch an die Gefahr der
Unterkühlung gedacht werden.
1.1.6.2 Primärversorgung durch den Arzt
Durch den Arzt sollte nach Beurteilung o. g. Kriterien eine erste Einschätzung des
Verbrennungsausmaßes vornehmen.
Bei Verbrennungen ersten Grades ist in der Regel keine bzw. lediglich eine
ambulante konservative Therapie mit Analgetika und kühlenden Externa nötig. Im
Einzelfall, insbesondere bei Kindern, alten Patienten oder Schwangeren, kann
aber auch eine stationäre Überwachung sinnvoll sein, beispielsweise bei
ausgedehnten Verbrennungen (Sonnenbrand, Solarium) mit Kreislaufdepression.
Bei Verbrennung zweiten oder dritten Grades ist meist eine chirurgische
Intervention nötig, sollte die Verbrennung mehr als 10% der KOF betreffen, wird
eine stationäre Aufnahme im spezialisierten Zentrum empfohlen.
In diesem Fall sollten folgende Erstmaßnahmen durchgeführt werden:
Lokale Kühlung durch fließendes Leitungswasser (optimale Temperatur:
15-20 °C) zur Reduktion des Gewebstraumas.
Gabe von Sauerstoff (100%), dabei sollte möglichst auf eine Intubation
verzichtet werden. Besteht der Verdacht auf ein Inhalationstrauma, sollte
jedoch unter kontrollierten Bedingungen noch am Unfallort intubiert werden.
Flüssigkeitszufuhr mit kristalloider Lösung (Ringer-Laktat) zur Schock-
Behandlung über einen großlumigen Zugang. Der Flüssigkeitsbedarf
Schwerbrandverletzter ist enorm groß und entscheidend für den weiteren
klinischen Verlauf [24]. Zur Orientierung des Bedarfs dient die Baxter-
14
Formel: 4ml/kg KG/%KOF, davon werden 50% in den ersten acht Stunden
verabreicht.
Wundabdeckung mit sterilen, feuchten Tüchern oder Metalline-Folie.
Frühzeitige Schmerztherapie mit großzügiger Indikation. Geeignet sind z. B.
Opiate.
Zügiger Transport in ein geeignetes Krankenhaus.
1.1.6.3 Weitere Versorgung
Liegen mittelschwere oder schwere Brandverletzungen vor, sollte der Patient
stationär, meist intensivmedizinisch, betreut werden, wobei schwere
Verbrennungen möglichst frühzeitig in ein spezialisiertes Verbrennungszentrum
verlegt werden sollten mit dem Ziel einer möglichst frühen und kompletten
Rehabilitation. Die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin empfiehlt eine
Verlegung in ein Verbrennungszentrum bei Vorliegen folgender Kriterien:
Verbrennungen an Gesicht/Hals, Händen, Füßen, Anogenitalregion,
Achselhöhlen, Bereichen über großen Gelenken oder sonstiger
komplizierter Lokalisation
>15% vKOF mit zweitgradigen Verbrennungen
>10% vKOF mit drittgradigen Verbrennungen
Mechanische Begleitverletzungen
Verdacht auf Inhalationstrauma
Vorerkrankungen
Alter <8 Jahre bzw. >60 Jahre
Elektrische Verbrennungen
Kinder mit >10% vKOF
1.1.7 Versorgung der Verbrennungswunde
Die Versorgung von Verbrennungswunden muss immer unter aseptischen
Bedingungen und in ausreichender Analgesie erfolgen.
Die Reinigung der Wunde erfolgt meist mit desinfizierender Seifenlösung,
Brandblasen werden abgetragen. Sollte die Wunde stark verschmutzt sein, muss
die Reinigung beispielsweise durch eine Bürste in Narkose erfolgen.
15
1.1.7.1 Nichtoperative Therapie
Eine konservative Versorgung der Verbrennungswunde ist bei Verbrennungen
ersten Grades und Grad IIa möglich. In den ersten drei Tagen sollte täglich der
Verband (Hydrokolloidverbände, spezielle Verbandsmembranen, Salbenverbände)
gewechselt werden, danach ist ein Wechsel alle zwei Tage ausreichend. Stets
sollte an eine ausreichende Schmerzmedikation gedacht werden sowie der
Tetanus-Impfstatus kontrolliert und ggf. aufgefrischt werden.
1.1.7.2 Operative Therapie
Liegt eine Verbrennung Grad IIb oder mehr vor, ist eine rein konservative Therapie
nicht mehr ausreichend und eine frühe operative Therapie indiziert. Hierbei muss
frühzeitig avitales Gewebe entfernt werden, welches einen optimalen Nährboden
für Bakterien darstellt. Somit soll einer Sepsis vorgebeugt werden.
Die tangentiale Nekrosektomie ist ein schichtweises Abtragen mit dem Messer bis
man auf vitales, durchblutetes Gewebe stößt. Sie ist indiziert bei Verbrennungen
Grad IIb. Höhergradige Verbrennungen werden epifaszial nekrosektomiert: Alle
Hautschichten einschließlich Unterhaut und Fettgewebe werden bis auf die
gesunde Muskelfaszie abgetragen.
Nach der Nekrosektomie erfolgt eine Spalthauttransplantation. Eigenhaut wird
meist vom Oberschenkel oder bei Kindern der Kopfhaut genommen und am
Stratum papillare abgespalten, sodass eine narbenarme Reepithelialisierung der
Entnahmestelle möglich ist. Um die Oberfläche der entnommenen Haut zu
vergrößern kann diese gitterartig aufgearbeitet werden (Mesh graft). Ein weiterer
Vorteil dieser Methode ist, dass Wundsekret an der Transplantatstelle abfließen
kann, was eine schnellere und bessere Wundheilung zur Folge hat. Jedoch ist das
ästhetische Ergebnis schlechter. Deshalb sieht man meist davon ab, die Mesh-
graft-Technik an sichtbaren Körperstellen wie Gesicht, Händen und Füßen sowie,
wegen der stärkeren Neigung zur Schrumpfung, über Gelenken, anzuwenden.
Beispiele für beide Transplantationstechniken sind in den Abbildungen 3 und 4 zu
sehen.
16
Abbildung 3 Hauttransplantation „gemesht“
Abbildung 4: Hauttransplantation „ungemesht“
Bei zirkulären Verbrennungen der Extremitäten und bei Atembehinderung durch
Thoraxverbrennungen sollte eine Escharotomie durchgeführt werden. Diese
Entlastungsschnitte innerhalb des geschädigten Gewebes ermöglichen ein
Auseinanderweichen des ödematösen Gewebes und sollen Perfusionsstörungen
verhindern (s. Abb. 5).
Bei tiefen Verbrennungen dritten Grades lassen sich Amputationen leider nicht
immer umgehen.
Abbildung 5 Escharotomie
17
1.1.8 Langzeitfolgen der Verbrennung
Trotz suffizienter Therapie kann bei einem Teil der Patienten nicht verhindert
werden, dass Langzeitprobleme auftreten. Relativ häufig (15-52%) kommt es zu
einer Neuropathie (poly- oder monopathisch); wesentliche Faktoren zur
Entstehung einer solchen sind ein hohes Verbrennungsausmaß, lange Liegedauer
auf der Intensivstation, Elektroverbrennungen sowie hohes Alter [54].
Weiterhin werden Sensibilitätsstörungen beobachtet. Insbesondere das
Berührungs- und Vibrationsempfinden sowie das Wärmeempfinden sind
herabgesetzt [45], aber auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Kälte ist
möglich. Zusätzlich zu den Temperaturempfindungsstörungen und -intoleranzen
ist eine Störung der Schweißsekretion im betroffenen Areal zu beobachten.
Außerdem kann ein Juckreiz im Wundbereich auftreten.
Malenfant [64] berichtet in einer Studie, dass über einem Jahr nach Verbrennung
noch 36,4% der Patienten über Schmerzen klagen und 71,2% Parästhesien wie
Kribbeln, Steifigkeit, Kältegefühl oder Taubheit aufweisen, wobei die Schmerzen
bei über der Hälfte der Patienten zu einer Beeinträchtigung im täglichen Leben
führen.
Des Weiteren kann es zu Verbrennungsnarben mit Komplikationen kommen.
Hypertrophe Narbenbildung wird bei Kindern häufiger beobachtet als bei
Erwachsenen. Die Schrumpfung des Narbengewebes (s. Abb. 6) hingegen kann
Bewegungseinschränkungen und andere funktionellen Beeinträchtigungen
bedingen. In diesem Fall ist eine operative Narbenkorrektur notwendig, z. B. durch
eine Z-Plastik.
18
Abbildung 6 Narbenkontraktur mit der Notwendigkeit einer chirurgischen Korrektur
Neben funktionellen und ästhetischen Problemen können im Rahmen von
Brandverletzungen aber auch psychische Probleme auftreten. Vermindertes
Selbstwertgefühl bis hin zur Depression, posttraumatische Belastungsreaktionen
und eine soziale Isolation können die Folge sein. Bei Unfallbrandverletzungen,
aber auch selbst induzierten Brandverletzungen, stellt die Verbrennung ein
traumatisches Erlebnis dar. Eine adäquate Verarbeitung gelingt nicht allen
Patienten. Zudem sind die sichtbaren Wunden ein Stigma, das die Patienten
täglich an das Erlebnis erinnert und auch der Außenwelt nicht verborgen bleibt.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit in suizidaler Absicht zugefügten
Verbrennungswunden, weshalb im Folgenden näher auf den Suizid eingegangen
wird.
1.2 Der Suizid
1.2.1 Definition
Unter einem Suizid versteht man eine Handlung, die mit der Intention, sich selbst
das Leben zu nehmen, durchgeführt wird und einen letalen Ausgang nimmt. In der
Umgangssprache verwendet man den Begriff „Selbstmord“. Dieser wird von
Durkheim (1993) wie folgt definiert: „Man nennt Selbstmord jeden Todesfall, der
direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die
vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im
19
Voraus kannte. Der Selbstmordversuch fällt unter dieselbe Definition, bricht die
Handlung aber ab, ehe der Tod eintritt.“ [32].
Der Suizidversuch ist demnach ein nicht vollendeter Suizid.
Davon abzugrenzen sind so genannte Parasuizide. Diese sind wie suizidale
Handlungen, jedoch in dem Wissen, dass sie nicht tödlich enden.
1.2.2 Epidemiologie
Die Häufigkeit von Suiziden weltweit wird von der WHO auf ca. 1 Million pro Jahr
geschätzt, wobei suizidale Handlungen in Industrieländern häufiger sind als in
Entwicklungsländern.
2006 verstarben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt fast 10 000
Personen an einem Suizid, wobei Männer etwa dreimal häufiger betroffen sind als
Frauen [86]. Bezogen auf 100 000 Bürger resultiert hieraus eine Sterberate von
11,9 (Männer: 17,9, Frauen: 6,0). Allerdings muss davon ausgegangen werden,
dass die tatsächliche Sterberate höher liegt, da viele Suizide nicht als solche
erkannt werden, wie beispielsweise bei Autounfällen.
Bei Frauen sind Suizidversuche dreimal häufiger als bei Männern.
Hinsichtlich des Alters lässt sich beobachten, dass zwar mit zunehmendem Alter
der Anteil von Suizidenten an allen Todesursachen sinkt, die altersspezifische
Sterberate jedoch zunimmt. 2006 waren 60% der Personen, die durch eine
suizidale Handlung verstarben älter als 50 Jahre [86].
1.2.3 Risikogruppen
.Bei Suizidalität muss man von einem multifaktoriell bedingten Verhalten
ausgehen, welches folgende Komponenten beinhaltet [71]:
Einengung im affektiv-kognitiven Bereich, insbesondere im Rahmen
psychiatrischer Erkrankungen wie affektiven Störungen,
Suchterkrankungen oder Schizophrenie.
Einengung im psychosozialen Bereich, lebenssituativ wie beispielsweise
lange bestehende Arbeitslosigkeit.
20
Freie Willensentscheidung, welche jedoch während einer Episode einer
psychiatrischen Erkrankung beeinflusst sein kann.
Bei der Suizidalität spielen gesellschaftliche Faktoren eine Rolle. Dazu zählen
beispielsweise der Erziehungsstil, Leistungsdruck, soziale Isolation oder geringe
Wertschätzung.
Liegt ein kränkendes Lebensereignis vor und sind bereits Vorbereitungen für die
suizidale Handlung getroffen, so besteht ein erhöhtes Risiko. Hinzu kommt die
aktuelle Symptomatik der Person wie ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit,
depressive Stimmung, Minderwertigkeitsgefühle oder sozialer Rückzug. Einer der
wichtigsten Risikofaktoren stellt eine psychische Erkrankung dar. Etwa 90% der
Suizidversuche werden von psychisch kranken Patienten begangen [70]. Die
häufigsten Diagnosen sind Anpassungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen und
manisch-depressive Erkrankungen [71]. Die Häufigkeitsverteilung ist grafisch in
Abbildung 7 dargestellt. Weiterhin stellt ein vorangegangener Suizidversuch,
insbesondere innerhalb der vergangenen 12 Monate, ein hohes Risiko für weitere
suizidale Handlungen dar. Neben psychiatrischen Erkrankungen können auch
Persönlichkeitsfaktoren ohne einen an sich pathologischen Wert die Bereitschaft
zu einem Suizidversuch heraufsetzen. Zu nennen sind hier Faktoren wie
Impulsivität und Aggressivität, Negativismus, Hoffnungslosigkeit.
Weiterhin spielt auch das soziale Umfeld und die psychosoziale Situation des
Menschen eine wichtige Rolle. Beispielsweise sind zu nennen eine fehlende
Partnerschaft, ein Suizid im sozialen Umfeld oder in der Familie, belastende
Lebensereignisse wie subjektiv oder objektiv erlebte Verluste, so genannte Life-
events, aber auch chronische körperliche Krankheiten [71]. Die o. g. Faktoren sind
in Tabelle 7 veranschaulicht.
Auch biologische Ursachen werden diskutiert. So scheint ein erniedrigter Spiegel
von Hydroxyindolessigsäure, dem Hauptmetaboliten des Neurotransmitters
Serotonin, mit erhöhter Suizidalität einher zu gehen [71].
Meist liegt eine Kombination aus verschiedenen Faktoren vor, die letztendlich die
Suizidalität bedingen.
21
Tabelle 2 Risikofaktoren für eines Suizidversuch modifiziert nach Möller, Laux Deister [71]
Faktoren Charakterisierung
Umstände eines Suizidversuches
Vorausgegangenes kränkendes Lebensereignis
Vorbereitung getroffen:
o Methode ausgewählt
o Angelegenheiten in Ordnung gebracht
o Reden über Suizid, Abschiedsbrief
o Weggeben von wertgeschätzten Dingen
Aktuelle Symptomatik
Hoffnungslosigkeit
Selbstanklage, Gefühle von Versagen und Minderwertigkeit
Depressive Stimmung
Agitiertheit und Ruhelosigkeit
Andauernde Schlafstörungen
Sozialer Rückzug
Suizidideen und -pläne
Psychische Krankheit
Früherer Suizidversuch
Affektive Erkrankung
Alkoholismus oder/ und Substanzmissbrauch
Verhaltensstörung und Depression bei Heranwachsenden
Präsenile Demenz und Verwirrtheitszustände bei älteren Menschen
Kombination verschiedener Krankheiten
Psychosoziale
Vorgeschichte
Gegenwärtig getrennt, geschieden oder verwitwet
Lebt alleine
Arbeitslos, gegenwärtiger Wechsel oder Verlust der Erwerbstätigkeit
Zahlreiche Lebensbelastungen (z. B. frühkindlicher Verlust, Abbruch
wichtiger Beziehungen, Schulprobleme, bevorstehende Bestrafung)
Chorische körperliche Krankheit
Exzessives Trinken oder Substanzmissbrauch
Persönlichkeitsfaktoren
Impulsivität, Aggressivität, Feindseligkeit
Kognitive Rigidität und Negativismus
Hoffnungslosigkeit
Niedriges Selbstwertgefühl
Borderline- oder antisoziale Persönlichkeitsstörung
Familiengeschichte Suizidales Verhalten in der Familie
Affektive Erkrankungen und/ oder Alkoholismus in der Familie
22
Abbildung 7 Psychiatrische Diagnose bei Personen mit Suizidversuch, modifiziert nach Schmidtke
Schmidtke, Weinacker, Fricke, (1996) [88]
1.2.4 Suizidmethoden
Eine häufig verwendete Typologie der Suizidmethoden ist die Klassifikation nach
Bochnik. Er unterscheidet zwischen so genannten „weichen“ und „harten“
Suizidmethoden [13]. Zu den weichen Methoden werden Intoxikation mit
Tabletten, Drogen oder Alkohol gezählt. Sie werden häufiger von Frauen als von
Männern angewandt: Etwa 70% der Frauen und 47% der Männer wählen diese
Methoden für eine suizidale Handlung. Als harte Methoden werden beispielsweise
Erhängen, Erdrosseln, Sturz aus der Höhe oder sich vor einen sich bewegenden
Gegenstand (z. B. Zug) werfen oder Schnitte, aber auch die Selbstverbrennung
bezeichnet. Diese Methoden sind häufiger bei vollendeten Suiziden (50%) als bei
Suizidversuchen (25%) [71]. Vollendete Suizide werden meist durch Erhängen,
Erdrosseln oder Ersticken (52,6%), Schnitt- /Stichverletzungen (15,7%) oder
Intoxikationen (12,%) begangen. Bei Suizidversuchen hingegen stellt die
Intoxikation als weiche Methode mit 64% die häufigste Methode dar. Danach
folgen Schnitt-/Stichverletzungen (16%) oder Verursachen eines Verkehrsunfalls
(6%). Die zuletzt genannten Daten sind in den Tabellen 2 und 3 aufgelistet.
23
Weiterhin ist zu beobachten, dass junge Patienten, insbesondere Männer,
häufiger auf harte Methoden zurückgreifen als ältere Menschen.
Tabelle 3 Suizidmethoden bei einer Stichprobe von Patienten mit Suizidversuch, modifiziert nach
Möller [70]
Suizidmethoden bei einer Stichprobe von Patienten mit Suizidversuch
Intoxikation 64%
Schnitt-/Stichverletzungen 16%
Absichtliches Verursachen eines
Verkehrsunfalls 6%
Sturz aus der Höhe 4%
Erhängen, Erdrosseln, Ersticken 4%
Sonstiges 6%
Tabelle 4 Suizidmethoden der vollendeten Suizide in Deutschland 2006 [86]
Suizidmethoden der vollendeten Suizide in Deutschland 2006
Erhängen, Erdrosseln, Ersticken 52,6%
Schnitt-/Stichverletzungen 15,7%
Intoxikation 12,5%
Sichwerfen /-legen vor ein bewegtes
Objekt 5,8%
Sonstige 4,7%
1.3 Suizidversuche durch Selbstverbrennung
Die Selbstverbrennung ist eine selten verwendete Suizidmethode. Dennoch wird
sie in Verbrennungszentren in regelmäßigen Abständen beobachtet. Je nach
Studie machen Selbstverbrennungen 0,4-9% aller Brandverletzungen aus [18, 25,
35, 41, 42, 49, 68, 106].
Schon früh wurde das Thema in der Literatur beschrieben. Bereits 1854 erschien
im American Journal of Insanity ein Fallbericht dazu [4]. Heute wird das
wachsende Interesse an diesem Thema durch zunehmende Veröffentlichungen in
24
entsprechenden Fachzeitschriften deutlich. Leider weiß man bisher nur wenig
darüber, welche Faktoren die Wahl der Suizidmethode beeinflussen und
Menschen veranlassen, eine solch aggressive Methode zu wählen. Bisher ist auf
Grund der Seltenheit solcher Traumata und der Sensibilität des Themas wenig
über die Hintergründe von Suiziden durch Selbstverbrennung bekannt.
1.4 Zielsetzung
Weniger noch als über die Hintergründe für Suizide durch Selbstverbrennung ist
der weitere chirurgische, psychiatrische und psychologische Behandlungsverlauf
bekannt. In dieser Studie soll daher untersucht werden, welche Faktoren dazu
beitragen, dass Patienten einen Suizidversuch durch Selbstverbrennung
unternehmen. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, verschiedene Faktoren auf ihre
mögliche Bedeutung und ihren Einfluss auf die Wahl der Selbstverbrennung als
Suizidmethode zu untersuchen. Dazu werden verschiedene Variablen wie
beispielsweise die Persönlichkeit, die Aggressivität und die
Erkrankungsvorgeschichte mittels standardisierter Fragebögen erfasst. In einem
Interview mit überlebenden Patienten sollen so möglichst viele Informationen
gesammelt werden.
Ferner sollen, durch Auswertung statistischer Daten des Verbrennungszentrums,
eventuelle Diskrepanzen hinsichtlich der Mortalität und dem chirurgischen
Outcome zwischen den Patienten mit selbst zugefügten Verbrennungen und
Patienten mit Verbrennungen im Rahmen eines Unfalles aufgedeckt werden.
Ein weiteres Ziel ist es, festzustellen in wieweit eine soziale Reintegration der
untersuchten Patientenpopulation gelingt und wie die psychische Situation durch
das Trauma und die Folgen des Suizidversuchs durch Verbrennung beeinflusst
wird.
Insgesamt sollen durch diese Untersuchung erste Hinweise prädisponierender
Faktoren für diese Suizidmethode identifiziert, sowie vorhandene
Versorgungslücken für Patienten aufgedeckt werden und als Basis für eventuelle
zukünftige Verbesserung der Versorgung dienen.
Es gibt bereits einige Studien, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen.
Innerhalb der letzten Jahre scheint das Thema zunehmend Interesse zu finden, da
in der Literatur vermehrt Ergebnisse aus verschiedenen Sichtweisen vorgestellt
werden. Dennoch gibt es bisher kaum Veröffentlichungen, die so umfangreiche
25
Daten beschreiben wie diese Studie. Meist liegt der Fokus in anderen
Untersuchungen auf nur einen Aspekt wie beispielsweise der chirurgischen
Therapie. Hier sollen sowohl prädisponierende Faktoren, der chirurgische
Therapieverlauf als auch psychiatrische Faktoren gesammelt und zu einem
Gesamtbild zusammengefügt werden. Die Selbstverbrennung im Rahmen eines
Suizidversuches sollte nicht isoliert chirurgisch oder psychiatrisch betrachtet
werden, vielmehr ist eine interdisziplinäre Sichtweise notwendig um die
Vielschichtigkeit dieser Problematik verstehen zu können.
26
2 Material und Methoden
2.1 Ethikkommission
Die Studie „Retrospektive Analyse von 45 Fällen suizidaler Selbstverbrennung“
wurde am 07.07.2005 von der Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät der
Ruhr-Universität unter der Registriernummer 2559 genehmigt.
2.2 Studiendesign
Die vorliegende Studie besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten. Hier soll
zunächst eine Übersicht über den Aufbau der Studie erfolgen. Details zu den
einzelnen Arbeitsschritten werden weiter unten ausgeführt.
Nachdem die Patienten mit Selbstverbrennung im Rahmen eines Suizidversuches
aus dem Gesamtkollektiv des Bochumer Verbrennungszentrums isoliert werden
konnten, erfolgte zunächst eine intensive Aktenrecherche hinsichtlich
verschiedener Faktoren wie beispielsweise Mortalität, Hospitalisationsdauer,
Verbrennungsausmaß, therapeutischem Vorgehen oder epidemiologischen Daten.
Anschließend wurde versucht, zu den überlebenden Patienten Kontakt
aufzunehmen. Mit den Personen, die kontaktiert werden konnten und die bereit
waren, an der Studie teilzunehmen, wurde ein Interview durchgeführt. Dieses
Interview setzte sich zusammen aus einigen standardisierten Fragebögen und
einem eigenen, selbst erstellten Fragebogen. Letztlich wurden die gesammelten
Daten mit denen aus anderen Studien beschriebenen Ergebnissen verglichen und
entsprechende Schlussfolgerungen gezogen.
2.3 Patientenauswahl
In den Jahren zwischen 1995 und 2004 wurden in den
Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil insgesamt 912
Brandverletzte behandelt. Aus diesem Patientengut wurden 59 Patienten
identifiziert, bei denen die Brandverletzung möglicherweise im Rahmen eines
Suizidversuchs verursacht wurde. Dazu wurde die Datenbank nach folgenden
Begriffen durchsucht: Suizid, Selbsttötung, Selbstmord, Selbstverletzung,
27
Selbstverbrennung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, suizidal und den
entsprechenden Diagnosecodes.
Letztendlich konnte nach Durchsicht der Entlassbriefe bei 45 Patienten gesichert
werden, dass es sich tatsächlich um eine Verbrennung im Rahmen eines
Suizidversuchs handelte.
2.4 Datenerhebung
Zunächst wurde eine Tabelle zur Erhebung der Daten erstellt, in der folgende
Parameter erhoben wurden:
Geschlecht
Geburtsdatum (Alter zur Zeit der Selbstverbrennung)
Mortalität
Verbrennungsgenese und ggf. verwendete brennbare Flüssigkeit
Grad der Verbrennung
Verbrannte Körperoberfläche in Prozent
Auflistung der verbrannten Körperregionen mit Grad der Verbrennung
Primärversorgung (im BG-Universitätsklinikum versus außerhalb)
Anzahl früherer Suizidversuche
Methoden früherer Suizidversuche
Weitere Suizidversuche nach der Selbstverbrennung: Anzahl,
Methoden und Zeitraum nach der Selbstverbrennung
Begleitverletzungen und Intoxikationen
Dauer des stationären Aufenthaltes
Dauer der Beatmung/ Intubation
Komplikationen/ Infektionen
Anzahl an Operationen
Art der Operationen
Folgeschäden
Amputationen
Gesichtsbeteiligung
Handbeteiligung
Folgeoperationen nach der Entlassung aus dem BG-Universitätsklinikum
28
Psychiatrisch-psychologische Betreuung während des stationären
Aufenthaltes
Rehabilitationsmaßnahmen
Psychiatrisch-psychologische Betreuung in der Rehabilitation
Psychiatrische Vorerkrankungen
Psychiatrisch-psychologische Betreuung vor der Selbstverbrennung
Psychiatrisch-psychologische Betreuung nach dem Aufenthalt im
Verbrennungszentrum
Im Anschluss wurden im Archiv die Akten der in die Studie eingeschlossenen 45
Patienten gesichtet, um die oben aufgelisteten Daten zu erheben. Zusätzlich
erfasst wurden die damalige Anschrift und Telefonnummer der Patienten,
Kontaktdaten von Angehörigen, gesetzlichen Betreuern und behandelnden Ärzten.
Die im Rahmen der Studie erhobenen Daten lassen sich grob in drei
Zeitabschnitte unterteilen:
Daten zur Vorgeschichte der Patienten mit n=45
Diese Daten stammen hauptsächlich aus den Akten, bei den nachbefragten
Patienten konnten teilweise durch den Fragebogen weitere detailliertere
Informationen erlangt werden.
Daten des Krankenhausaufenthaltes mit n=45
Auch diese Daten stammen größtenteils aus den Patientenakten und
konnten bei den elf nachbefragten Patienten weiter ergänzt werden.
Daten zum weiteren Verlauf mit n=11 aus der Nachbefragung.
2.5 Aktuelle Kontaktdaten der Patienten
Auf Grund der Tatsache, dass bei zahlreichen Patienten die Kontaktdaten aus den
Akten nicht mehr aktuell waren, kamen weitere Maßnahmen zum Einsatz:
Telefonate mit Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern, deren
Telefonnummern in den Patientenakten notiert waren.
Telefonate und schriftlicher Verkehr mit behandelnden Ärzten (Hausärzte,
Psychiater, andere Kliniken).
29
Internetrecherche mit www.dasoertliche.de und www.klicktel.de nach
aktuellen Anschriften oder Telefonnummern.
Anschreiben entsprechender Einwohnermeldeämter.
Telefonate mit ehemaligen Pflegern aus Pflegeheimen.
So gelang es, bei 19 von den 27 Patienten, die die Selbstverbrennung überlebt
hatten, aktuelle Kontaktdaten zu sammeln.
Trotzdem konnten aus folgenden Gründen letztendlich nur elf Patienten
nachuntersucht werden:
Eine Patientin verstarb vier Jahre nach der Selbstverbrennung in einem
Pflegeheim im Alter von 68 Jahren eines natürlichen Todes.
Ein Patient war prinzipiell bereit, den Fragenkatalog zu bearbeiten, wollte jedoch
nicht die Einwilligungserklärung zur Teilnahme an der Studie unterschreiben,
sodass seine Daten nicht verwendet werden konnten.
Bei einem weiteren Patienten konnte lediglich der Kontakt zum gesetzlichen
Betreuer hergestellt werden, der mitteilte, der Patient wolle nicht an der Studie
teilnehmen.
Vier Patienten waren nicht bereit, den Fragenkatalog zu bearbeiten.
Eine Patientin war seit der Selbstverbrennung nahezu ohne Unterbrechung in
einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Nach Rücksprache mit dem
behandelndem Arzt wurde beschlossen, die Patientin auf Grund ihres sehr labilen
psychischen Zustandes nicht zu befragen.
2.6 Kontaktaufnahme
Die Patienten, deren Adressen bekannt waren, wurden angeschrieben. Das
Anschreiben ist im Anhang zu finden. Zusätzlich wurde ein Anrufbeantworter für
Rückfragen eingerichtet, der regelmäßig abgehört wurde.
Einige Tage später wurden die Patienten telefonisch kontaktiert um einen Termin
für die Befragung auszumachen, sofern die Patienten bereit waren, teilzunehmen.
Dabei konnten die Patienten wählen, ob die Befragung bei ihnen zu Hause oder
im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil stattfinden sollte.
30
2.7 Nachbefragung
Zunächst erfolgte eine detaillierte Aufklärung über die Studie. Ziele und Ablauf der
Befragung wurden erläutert. Nachdem die Patienten eine Einverständniserklärung
zur Studienteilnahme und eine Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht (s.
Anhang) für eventuelle Rückfragen an behandelnde Ärzte unterschrieben hatten,
wurde mit dem Interview begonnen. Die Bearbeitungszeit lag zwischen 1,5 und
drei Stunden.
2.8 Verwendete Fragebögen im Interview
2.8.1 SF-36: Fragebogen zum allgemeinen Gesundheitszustand
Zur Erfassung der allgemeinen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (GB-LQ)
wurde die deutsche validierte Version des SF-36 Health Survey (Short Form -36)
verwendet [43].
Der Fragebogen besteht aus 36 Items, von denen 35 Fragen zu acht
Dimensionen, aus jeweils zwei bis zehn Fragen bestehend, zusammengefasst
werden. Die Veränderung des Gesundheitszustandes innerhalb des vergangenen
Jahres wird aus einer Einzelfrage (Frage 2) bestimmt und nicht als separate
Dimension aufgeführt. Folgende Dimensionen werden erfasst:
Körperliche Funktionsfähigkeit
Körperliche Rollenfunktion
Körperliche Schmerzen
Allgemeine Gesundheitswahrnehmung
Vitalität
Soziale Funktionsfähigkeit
Emotionale Rollenfunktion
Psychisches Wohlbefinden
Veränderung der Gesundheit in den vergangenen 12 Monaten
Die oben genannten Dimensionen lassen sich weiterhin in zwei Summenskalen,
der körperlichen und psychischen Gesundheit, zusammenfassen und geben somit
einen orientierenden Überblick über den allgemeinen Gesundheitszustand. Eine
Charakterisierung der Dimensionen ist angehängt (Anhang Tabelle 1).
31
2.8.2 SKID I: Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV,
Achse I: Psychische Störungen
Zur Diagnosestellung psychiatrischer (Vor-)Erkrankungen kam das Strukturierte
klinische Interview für DSM-IV, Achse I, kurz SKID-I [109], in der
deutschsprachigen Fassung zur Anwendung.
Hierbei sollen psychische Syndrome und Störungen, die der Achse I der DSM-IV
zugeordnet sind, ermittelt werden. Im Einzelnen sind dies affektive, psychotische
Störungen, Störungen durch psychotrope Substanzen, Angststörungen,
somatoforme Störungen sowie Ess –und Anpassungsstörungen. Der Fragebogen
erfasst sowohl die Punktprävalenz (Symptome innerhalb der letzten vier Wochen)
als auch für die meisten Diagnosen die Lebenszeitprävalenz über die gesamte
Lebensspanne (Lifetime). Für die Dysthymie, die generalisierte Angststörung,
Somatisierungsstörung, Hypochondrie und Anpassungsstörung können nur
gegenwärtige Episoden kodiert werden.
Die Anzahl der während des Interviews erfassten Symptome entscheidet darüber,
ob ein diagnostisches Kriterium voll, unterschwellig oder gar nicht erfüllt ist.
Aus den Antworten der Patienten wird ein Diagnose-Index erstellt, der für jeden
der oben genannten Befundabschnitte angibt, in wie weit die Kriterien des
Störungsbildes erfüllt wurden. Die Einschlussdiagnosen des Interviews sind in
Tabelle 2 im Anhang aufgelistet.
2.8.3 SKID-II: Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV,
Achse II: Persönlichkeitsstörungen
Der SKID II [109] dient der Erfassung von Persönlichkeitsstörungen der Achse II
nach DSM-IV. Es handelt sich hierbei um ein zweistufiges Verfahren. Zunächst
wird ein Fragebogen bestehend aus 131 Items, die mit „Ja“ oder „Nein“
beantwortet werden können als Screening durchgeführt. Die Fragen beziehen sich
auf die letzten fünf bis zehn Jahre und repräsentieren die Kriterien des DSM-IV.
Allein auf Grund des Fragebogens darf keine Diagnose gestellt werden, er hilft
aber, zu entscheiden, welche Diagnosen im Interview geprüft werden müssen.
Dieses beinhaltet die gleichen Fragen wie der Fragebogen, enthält aber
32
zusätzliche Erläuterungen und Entscheidungshilfen sowie die Möglichkeit, Fragen
als „Unsicher“ zu beantworten.
2.8.4 FAF: Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren
Zur Erfassung der Aggressivitätswerte diente der Fragebogen zur Erfassung von
Aggressivitätsfaktoren (FAF) [43]. Er besteht aus 77 Items, die mit „Ja“ oder „Nein“
beantwortet werden. Mithilfe dieses Fragebogens werden Werte für die spontane
Aggressivität, die reaktive Aggressivität, die Erregbarkeit sowie die
Aggressionshemmung und Summenaggression erfasst, die im Folgenden kurz
erklärt werden sollen:
Spontane Aggressionen:
Hohe Testwerte dieser Skala deuten auf eine relativ unbeherrschte
Persönlichkeit hin, sadistische Tendenzen sind nicht selten. Niedrige
Testwerte hingegen treten bei beherrschten, ruhigen bis passiven
Probanden auf.
Reaktive Aggressionen:
Hohe Testwerte sprechen für ein entschiedenes Durchsetzungsstreben bei
konformistischer Grundhaltung, niedrige Werte mehr für die Ablehnung
eines aggressiven Verhaltensstils.
Erregbarkeit:
Hohe Testwerte stehen für eine erhöhte Affizierbarkeit, die zu vermehrten
Wut- und Zornerlebnissen führt. Ursache dafür kann eine niedrige
Frustrationstoleranz sein.
Selbstaggression bzw. Depression:
Die Items dieser Dimension fragen Selbstaggressionen wie Selbstvorwürfe
bis hin zu Suizidabsichten, depressive Stimmungen und Misstrauen ab.
Hohe Werte sprechen dabei für depressive Züge, Unzufriedenheit und eine
negative Einstellung gegenüber dem Leben.
Aggressionshemmung:
Hohe Werte in diesem Item sprechen für eine selbstquälerische
Gewissensaktivität und kann in gewisser Weise als Gegensatz der
reaktiven Aggression gesehen werden.
Offenheitswerte:
33
Die Offenheitswerte stellen eine Einschätzung dar, ob der Patient die
Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hat. Die Werte sind aber nicht dazu
geeignet, eine definitive Aussage hierzu zu machen und sollten deshalb
lediglich der Orientierung dienen.
Summenaggression
Die Summenaggression, zusammengefasst aus den ersten drei Items, soll
eine nach außen gerichtete Aggressionsbereitschaft repräsentieren.
2.8.5 TCI: Temperament- und Charakterinventar, Test zur
Erfassung von Temperament und Charakter
Das Temperament- und Charakterinventar (TCI) [21] wurde entwickelt, um
individuelle Unterschiede zwischen Menschen sowohl bei normalen als auch bei
devianten Verhaltensmustern in sieben Grunddimensionen des Temperaments
und Charakters erfassen zu können. Die vier Temperamentsdimensionen sind das
Neugierverhalten (NS), die Schadensvermeidung (HA), die
Belohnungsabhängigkeit (RD) und das Beharrungsvermögen (P).
Der Charakter hingegen bezieht sich auf Selbstkonzepte und individuelle
Unterschiede in Zielen und Werten, die die Entscheidungsfreiheit, die Intentionen
und die Bedeutung dessen, was im Leben erfahren wird, beeinflussen. Die drei
Charakterdimensionen sind die Selbstlenkungsfähigkeit (SD), die Kooperativität
(CO) und die Selbsttranszendenz (ST). Der Fragebogen besteht aus 240 Items,
die sich auf Vorlieben und Abneigungen, emotionale Reaktionen, Interessen,
Einstellungen sowie Ziele und Werte beziehen. Die Fragen sind mit „Ja“ oder
„Nein“ zu beantworten. Die Items für die Temperament- und Charakterskalen sind
in Tabelle 3 im Anhang beschrieben
2.8.6 Selbst erstellter Fragebogen
Zusätzlich zu den standardisierten Fragebögen wurde ein eigener Fragebogen
erstellt. Dieser erfasst in 86 Fragen die Lebenssituation der Patienten zur Zeit der
Selbstverbrennung und zur Zeit der Datenerhebung, die damalige und aktuelle
psychiatrische Anamnese, die Umstände des Suizidversuchs sowie die
34
subjektiven chirurgischen Therapieerfolge und noch bestehende
Beeinträchtigungen auf Grund der Verbrennungswunden (s. Anhang).
2.9 Datenauswertung
2.9.1 Definitionen
Unter Komplikationen wurde das Auftreten folgender Ereignisse gefasst:
Katecholaminpflichtige Kreislaufinstabilität
Niereninsuffizienz
Pulmologische Komplikationen: Acute Respiratory Distress Syndrom
(ARDS), Atelektasen, Pneumonie
Sepsis
Transplantatteilnekrose/ Transplantatverlust
Wundinfektionen
Delirante Symptome
Sekundär sklerosierende Cholangitis
Disseminierte intravasale Gerinnungsstörungen
Tonisch-generalisierte Krampfanfälle
Tachyarrhythmia absoluta
Ileus
2.9.2 Auswertung der erhobenen Daten
Die Auswertung der standardisierten Fragebögen erfolgte zum Teil mit
vorgegebenen Programmen. So wurde der SF-36 nach den Richtlinien des
Herausgebers „Health Assessment Lab“ (Boston, USA) mit Hilfe des
Statistikprogramms SPSS 14.0 [93] ausgewertet. Als Vergleichswerte für die
Studie wurden die vom Herausgeber beigefügten Normwerte der
Gesamtstichprobe verwendet [21].
Zur Berechnung der ausgewerteten Daten aus den Fragebögen wurde SPSS 14.0
verwendet. Der TCI wurde mit dem computergestützten Auswertungsprogramm
des Herausgebers (Swets & Zeitlinger, Frankfurt) ausgewertet.
35
Die ausgewerteten Daten aus der Aktenrecherche (n=45) wurden ebenfalls mit
dem Statistikprogramm SPSS 14.0 berechnet.
Um Vergleiche des untersuchten Patientenkollektivs mit akzidentellen
Verbrennungen zu stellen, wurde zum einen auf die Statistik des Bochumer
Verbrennungszentrums als auch auf andere Studien zurückgegriffen.
2.9.3 Statistische Methoden
Mit Hilfe des Programms SPSS 14.0 wurden verschiedene statistische Werte
berechnet. Die mittlere Lage der Daten wurde mit dem Mittelwert und dessen
Standardabweichung oder dem Median angegeben, die Streuung der Messwerte
mit dem 25. und 75. Quartilen sowie der Spannweite zwischen dem Minimal –und
Maximalwert der Messung.
Unterschiede in Messwerten zwischen zwei Gruppen wurden mit dem T-Test für
unabhängige Stichproben analysiert. Unterschiede einer Gruppe zu vorgegebenen
Normmittelwerten wurden mit dem Einstichproben-t-Test berechnet.
Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt, hochsignifikant gelten Werte
mit p<0,01.
36
3 Ergebnisse
3.1 Allgemeine Patientendaten
45 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, davon waren 12 weiblich und
33 männlich. Es überlebten 27 Patienten (acht weiblich, 19 männlich), 18
verstarben an den Folgen der Brandverletzung. Von den 27 Überlebenden
konnten elf Personen interviewt werden.
Von den 45 in die Studie eingeschlossenen Patienten waren 12 weiblich und 33
Patienten (73,3%) männlich. Der Unterschied ist signifikant (p<0,001).
Das durchschnittliche Alter der erfassten Patienten zum Zeitpunkt der
Selbstverbrennung lag bei 38,3±14,6 Jahren, wobei die Spanne von 14 bis 81
Jahren reichte. Die weiblichen Patientinnen waren mit 44,5±17,6 Jahren (27-81
Jahre) älter als die männlichen Patienten, welche im Mittel 36,06±12,92 Jahre (14-
64 Jahre) alt waren. Der Altersunterschied ist jedoch nicht signifikant (p=0,086).
Die elf nachuntersuchten Patienten waren zur Zeit des Suizidversuches
durchschnittlich 33,2±12,9 Jahre alt. Die weiblichen Nachbefragten (n=2) hatten
damals ein Alter von 35 und 45 Jahren, das mittlere Alter der männlichen
Studienteilnehmer lag bei 31,7±13,7 Jahren. Das Interview erfolgte im
Durchschnitt 73 Monate (6 Jahre, 1 Monat) nach dem Suizidversuch (15-118
Monate).
Die Patienten, die den Suizidversuch überlebten, waren zum damaligen Zeitpunkt
durchschnittlich 8,6 Jahre jünger als Patienten, die an den Folgen der
Selbstverbrennung verstarben (34,9±12,2 Jahre vs. 43,44±16,6 Jahre). Die Daten
sind in Tabelle 5 zusammengefasst.
Tabelle 5 Anzahl der Patienten in verschiedenen Gruppen und das durchschnittliche Alter in
Jahren in Klammern.
Gesamt Verstorben Überlebt Interviewt
Männlich 33 (36,1) 19 (33,6) 14 (39,3) 9 (31,7)
Weiblich 12 (44,5) 4 (57,7) 8 (37,8) 2 (40)
37
3.2 Verbrennungsgenese
Die Ursache der Verbrennung ließ sich bei einem Patienten nicht ermitteln, sodass
für diese Auswertung Daten von 44 Patienten zur Verfügung standen.
In der untersuchten Kohorte war die Verbrennungsursache in den meisten Fällen
durch thermische Verbrennungen bedingt. Hierunter werden, wie schon in der
Einleitung beschrieben, Verbrennungen durch offenes Feuer oder Explosionen
verstanden.
Bei 20,5% (9 Patienten) wurde die Verbrennungswunde durch direktes, offenes
Feuer verursacht. In 65,9% der Fälle (29 Patienten) verwendeten die Patienten
zusätzlich eine brennbare Flüssigkeit. Eine Explosion war bei drei Patienten
(6,8%) ursächlich und bei einem Patienten (2,3%) kam es im Rahmen des
Suizidversuches zu einer Verbrühung durch Wasser.
Zwei Patienten (4,5%) fügten sich die Verbrennungswunden durch Strom zu (s.
Abbildung 1 im Anhang).
Der genaue Unfallhergang ließ sich bei 42 Patienten rekonstruieren.
Von diesen 42 Patienten zündeten sich 64,3% (27 Patienten) selbst an, 26,2%
entzündeten zunächst einen anderen Gegenstand an, sodass das Feuer später
auf sie übergriff und in 9,5% der Fälle (vier Patienten) war die
Verbrennungsursache kein offenes Feuer, sondern beispielsweise heißes Wasser
und Strom.
Betrachtet man nur die 38 Patienten, bei denen die Verbrennungsursache offenes
Feuer in Verbindung mit oder ohne Brandbeschleuniger war, so ergeben sich
folgende Häufigkeiten: 71,1 % entzündeten sich selbst, 28,9% entzündeten
zunächst einen anderen Gegenstand: Ein Patient entzündete eine Zigarette
nachdem er sich mit Brandbeschleuniger übergossen hatte, ein Patient zündete
die Zündschnur eines um seinen Hals gebundenen Feuerwerkskörpers an, ein
Patient entzündete die Rückbank seines Pkws, eine Patientin zündete
Gegenstände im Zimmer und ihre Bettdecke an, die sie sich dann über die Beine
legte, und ein weiterer Patient entzündete den PVC-Boden seines Wohnzimmers
sowie Bilder und Schränke in diesem Raum.
Bei sechs Patienten fehlen die Daten über eine möglicherweise verwendete
brennbare Flüssigkeit: Bei einem Patienten ist der genaue Unfallhergang nicht
bekannt, bei fünf weiteren Patienten ist bekannt, dass Brandbeschleuniger benutzt
wurde, nicht aber, welcher.
38
Von den 44 Patienten, bei denen die Verbrennungsursache bekannt ist,
verwendeten 15 (34,1%) keine brennbare Flüssigkeit. Ansonsten wurde am
häufigsten Benzin verwendet: 58,62% Patienten, die eine brennbare Flüssigkeit
verwendeten, griffen zu Benzin. 20,7% benutzten Spiritus. Die folgende Grafik gibt
hierzu einen Überblick:
Abbildung 8 Verwendete brennbare Flüssigkeit, n=29, eingeschlossen sind alle Patienten, die
eine brennbare Flüssigkeit verwendeten.
3.3 Verbrennungsausmaß
Das Ausmaß der Verbrennungen in Prozent der Körperoberfläche (vKOF) ließ sich
bei zwei Patienten nicht ermitteln.
Im Mittel lag die vKOF bei 45,3% mit einer Standardabweichung von 27,9%, wobei
sich die Werte zwischen drei und 100% verteilten. Das 25.Quartil lag bei 22,5%
vKOF, das 75.Quartil bei 69% (s. Abb. 9).
Die Daten zur Verbrennungstiefe fehlten von einem Patienten. Alle Patienten
wiesen an mindestens einer Körperstelle zweitgradige Verbrennungen auf, 79,5%
erlitten zusätzlich Verbrennungen dritten Grades. Eine detaillierte Auflistung der
Verteilung der Verbrennungstiefe ist in der Tabelle 4 im Anhang zu finden.
Einen Überblick über die betroffenen Körperregionen gibt Tabelle 6. Am
häufigsten traten Verbrennungen im Kopf-, Thorax- und Armbereich auf.
39
Verbrennungswunden im Gesichtsbereich lagen bei 75,6% der 45 Patienten vor;
an einer oder an beiden Händen wiesen 74,4% der Fälle Verbrennungen auf. Zur
gleichzeitigen Hand- und Gesichtsbeteiligung kam es bei 26 Patienten (57,8%).
Bei allen Patienten mit einer Ausnahme waren die Verbrennungen im
Gesichtsbereich zweit- oder drittgradig: 20 Patienten wiesen drittgradige
Kopfverbrennungen auf, 13 zweitgradige.
Bei den 34 Patienten, die Verbrennungen im Kopfbereich erlitten, lag die vKOF
des Kopfes im Mittel bei 4,6% (±2,2%). Bis auf bei einem Patienten waren die
Verbrennungen im Kopfbereich mindestens zweitgradig, bei 52,9% traten
Verbrennungswunden dritten Grades auf.
Tabelle 6 Lokalisation der Brandverletzungen und deren Ausdehnung in den jeweiligen Regionen,
n=43
* Die Daten für die Verbrennungen an Kopf und Hals
beziehen sich auf 43 Patienten, da bei zwei
Patienten in den Akten vermerkt ist, dass die Haut
an Händen und im Gesicht vollständig verbrannt
gewesen sei, weitere Angaben zur Lokalisation und
Ausmaß der Verbrennungen waren jedoch nicht
vermerkt.
Die Angaben der vKOF beziehen sich auf die
prozentuale Hautfläche der jeweiligen Körperregion.
Von den 30 Patienten mit einem Inhalationstrauma wiesen 90% auch
Verbrennungen im Kopfbereich auf. Insgesamt war bei 34 Patienten eine
Verbrennung im Kopfbereich dokumentiert. Von diesen Patienten erlitten 79,4%
ein IHT, somit lag eine signifikante Häufung von Inhalationstraumata bei Patienten
mit Kopfverbrennungen gegenüber Patienten ohne Kopfverbrennungen vor
(p=0,001).
Es fehlen Daten von zwei der 33 Patienten mit Handbeteiligung zum Ausmaß der
Handverbrennung. Im Mittel erlitten die Patienten eine Verbrennung von 54,8%
der Haut der Hände.
Lagen Verbrennungen an den Händen vor, so waren sie häufiger beidhändig (28
Patienten) als einhändig (fünf Patienten). Eine Verbrennung der kompletten Haut
beider Hände wurde bei 51,5% der Patienten mit Handbeteiligung registriert,
63,6% der Handverbrennungen waren zweit- bis drittgradig.
N % d.F. %vKOF
Obere Extremität 38 88,4 57,89
Untere Extremität 27 62,8 27,5
Kopf* 34 75,6 42,86
Hals 27 62,8 57,5
Rumpf 22 76,7 52,65
Gesäß und Genitalien
24 55,8 33,33
40
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
bis 10 bis 20 bis 30 bis 40 bis 50 bis 60 bis 70 bis 80 bis 90 >90
%
%vKOF
Verbrennungsausmaß
Abbildung 9 Gruppierung und Verteilung des Verbrennungsausmaßes in Zehnprozentschritten;
n=43
3.4 Begleitverletzungen und Intoxikationen
Neben den Brandverletzungen kam es bei zehn Patienten zu weiteren
Verletzungen. Zu unterscheiden ist hier zum einen zwischen selbst zugefügten
Verletzungen einschließlich Intoxikationen mit diversen Substanzen und zum
anderen zwischen Verletzungen, die sich die Patienten akzidentell zuzogen.
3.4.1 Selbst zugefügte Begleitverletzungen und Intoxikationen
Neben der Selbstverbrennung fügten sich sieben Patienten (24,4%) weitere
Verletzungen zu: Intoxikationen durch Tabletteneinnahme sind bei drei Patienten dokumentiert:
Eine Patientin erlitt durch eine Überdosis Diphenhydramin (5g) ein
anticholinerges Syndrom.
Ein Patient schluckte Valium.
Eine Patientin nahm eine Überdosis Paracetamol zu sich und schluckte
Spitazidin, ein Desinfektionsmittel.
41
Bei einem weiteren Patienten konnte der genaue Unfallhergang nicht
rekonstruiert werden. In unmittelbarer Nähe des Auffindungsortes fand man
eine leere Packung Methadon, sodass man hier von einer Methadon-
Intoxikation ausgeht, Details blieben jedoch letztendlich ungeklärt.
Weiterhin fügten sich vier Patienten zusätzlich zu den Verbrennungen
Schnittwunden, zum Teil mit Sehnendurchtrennung am Handgelenk zu. Einer
dieser Patienten plante einen Suizidversuch durch die Schnittverletzung und zog
sich währenddessen akzidentell eine Verbrühung der Poplitea zu.
3.4.2 Akzidentelle Begleitverletzungen
Akzidentelle Begleitverletzungen im Rahmen der Selbstverbrennung traten bei vier
der 45 Patienten auf.
In Zusammenhang mit einem selbst induzierten Autounfall zogen sich zwei
Patienten die Brandverletzungen zu. Dabei traten folgende weitere Verletzungen
auf:
Ein Patient erlitt ein Polytrauma als er mit dem Auto vor einen Betonpfeiler fuhr.
Dadurch kam es zu einem Schädel-Hirn-Trauma mit Mittelhirnblutung im Bereich
des Tentoriumsschlitzes sowie subduralen Ergüssen, Le-Fort-Frakturen I und II,
einer Nasenbeinfraktur, einer Alveolar-Fortsatzfraktur ab Zahn 14, einer
paramedianen Unterkieferfraktur, multiplen Platzwunden im Gesichtsbereich, einer
Acetabulum– und Beckenringfraktur, einem Kniebinnentrauma sowie einer Weber-
C-Fraktur. Verbrennungswunden lagen an 16% der KOF vor.
Zwei Patienten erlitten durch einen Sprung aus der Höhe weitere Verletzungen:
Ein Patient sprang aus dem Fenster der ersten Etage. Dabei zog er sich eine
Leber- und Nierenkontusion, eine Rippenserienfraktur sowie eine
Lungenkontusion zu. Ein anderer Patient stürzte von einem acht Meter hohen
Strommast in einen Wassergraben, wodurch es zu einer Tibiakopffraktur links und
einer Kniegelenksluxation rechts kam. Er war zuvor auf dem Strommast mit 110kV
in Berührung gekommen.
42
3.5 Primärversorgung
Nahezu die Hälfte der Patienten (44,4%) wurde zunächst nicht im
Verbrennungszentrum der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil
behandelt sondern erhielt eine Primärversorgung in lokalen Krankenhäusern.
Komplikationen traten bei 12 von diesen 20 Patienten auf (60%). Die Verbrennung
betraf im Mittel 32,1±20,5% der Haut (Streuung: 3,0-78,0% vKOF). Fünf der
primär außerhalb versorgten Patienten verstarben an den Folgen der
Verbrennung, die vKOF dieser Subpopulation lag im Mittel bei 60,3%; der ABSI-
Score lag bei 7,7 Punkten.
Die Patienten, die primär im Bergmannsheil behandelt wurden, hatten eine
signifikant höhere mittlere vKOF von 56,9±27,5% (p=0,02, Streuung: 4,5-100%
vKOF) als die sekundär zugewiesenen. Die Komplikationsrate lag bei 84%. Davon
verstarben dreizehn Patienten (52,0%) mit einer mittleren vKOF von 74,8%; die
vKOF war nicht signifikant höher als die der verstorbenen Patienten, welche
primär außerhalb versorgt wurden (p=0,73). Der Median des ABSI-Scores lag bei
11 Punkten. Der ABSI-Score ist ein Maß für die Sterbewahrscheinlichkeit von
Schwerbrandverletzten. Näheres dazu ist weiter unten beschrieben.
Auch die Überlebensrate der primär außerhalb behandelten Patienten war nicht
signifikant geringer als bei den im BG-Universitätsklinikum Bochum
Primärversorgten (p=0,7).
3.6 Therapiemaßnahmen
Eine operative Versorgung der Brandverletzung erhielten 40 von 45 Patienten.
Von den nicht-operierten Patienten verstarben vier innerhalb der ersten sechs
Tage: Eine Patientin verstarb am selben Tag bei vollständiger Verkohlung der
gesamten Haut, ein damals 54-jähriger Patient verstarb am Tage nach der
Verbrennung mit einer vKOF von 79% an pulmonaler Insuffizienz bei ARDS. Auch
eine 68-jährige Patientin mit einer vKOF von 82% wurde nicht operiert. Sie erlag
vier Tage nach der Verbrennung ihren Verletzungen. Weiterhin war eine 81-
jährige Patientin mit 69% vKOF kardiopulmonal nicht stabil genug für eine
Operation und verstarb am sechsten Tag an einem Multiorganversagen. Die vKOF
lag bei diesen vier Patienten zwischen 69% und 100% mit einem Mittelwert von
82,5% (±12,9%).
43
Die fünfte Patientin hatte nicht operationspflichtige Brandwunden an Kopf und
ventralem Thorax von insgesamt 4,5% der KOF. Sie überlebte die Verletzungen.
An den Verbrennungsfolgen verstarben achtzehn Patienten im
Verbrennungszentrum. Sie erhielten im Mittel 1,9 (±1,7) Operationen, fünf
Patienten wurden, wie bereits erwähnt, nicht operiert, das Maximum lag bei sechs
Operationen (ein Patient). Fünf Patienten erhielten eine Operation, zwei
Operationen wurden bei vier Patienten durchgeführt, zwei Patienten wurden
dreimal operiert und je ein Patient wurde vier-, fünf- oder sechsmal operiert.
Die Patienten, die den Suizidversuch überlebten (n=27), erhielten zwischen null
und elf Operationen mit einem Mittelwert von 4,1(±3,3). Abbildung 10 stellt die
Häufigkeitsverteilung dar.
13,7 %
622,2%
311,1%
518,5%
414,8%
13,7%
27,4%
13,7%
311,1%
13,7%
0
1
2
3
4
5
6
7
0 1 2 3 4 5 6 9 10 11
N
Anzahl der Operationen
Anzahl der Operationen
Abbildung 10 Anzahl der Operationen der Patienten, die den Suizidversuch überlebten, n=27
Die folgende Tabelle 6 gibt einen Überblick über die durchgeführten operativen
Versorgungen der Brandwunden (n=40, eingeschlossen sind nur die Patienten, die
eine operative Versorgung erhielten).
44
Tabelle 7 Durchgeführte Operationen, n=40; * n=34, Bei sechs Patienten fehlten die Angaben
darüber, ob die Spalthauttransplantation gemesht oder ungemesht erfolgte. %d.F.: Prozent der
Fälle.
Durchgeführte Operationen N % d.F.
Epifasziale Nekrosektomie 28 70,0
Tangentiale Nekrosektomie 23 57,5
Escharotomie 20 50,0
Spalthauttransplantationen insgesamt 31 77,5
Spalthaut gemesht * 20 50,0
Spalthaut ungemesht * 11 27,5
Fremdhauttransplantation 19 47,5
Vollhauttransplantation 3 7,5
Amputationen 8 20,0
Sonstige operative Versorgung der Brandwunden 8 20,0
Tracheostomaanlage 7 17,5
Operative Versorgung von Begleitverletzungen 4 10,0
Die am häufigsten durchgeführten Operationen waren demnach epifasziale (70%)
bzw. tangentiale Nekrosektomien (57,5%) und gemeshte oder ungemeshte
Spalthauttransplantationen (77,5%). Oft ging der Spalthauttransplantation bei
ausgedehnten Verbrennungsverletzungen eine vorübergehende
Fremdhauttransplantation voraus. Die Fremdhaut wurde im weiteren Verlauf dann
häufig durch Eigenhaut ersetzt.
Von den 31 Patienten mit Spalthauttransplantation erhielten 20 Patienten (64,5%)
gemeshte Transplantate. Zehn dieser Patienten bekamen ausschließlich
gemeshte Transplantate, den anderen zehn Patienten wurden sowohl gemeshte
als auch ungemeshte Transplantate verpflanzt.
Ungemeshte Hauttransplantationen fanden hauptsächlich an ästhetisch
bedeutsamen Arealen wie Gesicht, Hals, Hand und Unterarm Anwendung. Alle
Patienten, denen ausschließlich ungemeshte Transplantate verpflanzt wurden,
bekamen an den oben genannten Stellen Hauttransplantationen. Die
Spalthauttransplantationen an ästhetisch bedeutsamen Stellen wie Hand und
Gesicht wurden sämtlich mit ungemeshter Spalthaut durchgeführt.
Bei sechs Patienten konnte aus den Akten nicht mehr nachvollzogen werden, ob
die Spalthauttransplantate gemesht waren oder nicht.
Von den 34 Patienten mit Gesichtsbeteiligung erhielten neun Patienten eine
operative Versorgung der Brandwunden, 25 Patienten wurden konservativ
versorgt. Die durchgeführten operativen Maßnahmen im Gesichtsbereich sind in
45
Tabelle 7 dargestellt. Auch hier stehen die Nekrosektomie und die
Spalthauttransplantation an erster Stelle.
Tabelle 8 Operationen im Kopfbereich; n=9
N % d. F.
Tangentiale Nekrosektomie 6 66,6
Spalthauttransplantation 4 44,4
Dermabrasio 2 22,2
Amputation eines Ohres 1 11,1
Plastische Rekonstruktion eines Ohres 1 11,1
Zu den sonstigen operativen Versorgungen zählen beispielsweise die
Beinhochlagerung mittels Fixateur externe nach Debridement infizierten
Granulationsgewebes, xenogene Hauttransplantationen oder die
Vollhautentnahme zur Keratinozytenzüchtung.
Folgende Amputationen bzw. Verluste von Körperteilen konnten bei sieben
Patienten nicht verhindert werden:
Amputation des linken Mittelfingers (D III) im Grundgelenk
Verlust beider Ohren (später erfolgte eine plastische Rekonstruktion)
Amputation des Kleinfingers (D IV) im proximalen Interphalangealgelenk
(PIP)
Mammaablatio beidseits
Amputation des Daumens (D I) und des Zeigefingers (DII) im
Grundgelenk
Amputation DII – DIV rechts im Grundgelenk sowie Amputation von DI
rechts im Grundgelenk und DII – DV im PIP-Gelenk
Amputation DII links im PIP-Gelenk
3.7 Mortalität und stationäre Aufenthaltsdauer
Es verstarben achtzehn (40%) der 45 Patienten dieser Studie im BG
Universitätsklinikum Bergmannsheil an den Folgen ihrer Verbrennungen.
46
Der ABSI-Score aller Patienten lag im Mittel bei 9,23. Die 27 Überlebenden hatten
einen signifikant niedrigeren ABSI-Score von im Mittel 7,04 (Streuung: 4-11)
gegenüber 12,3 (Streuung: 10-16) bei den 18 Verstorbenen (p<0,01).
Für die Dauer des stationären Aufenthaltes im Verbrennungszentrum fehlten die
Daten von zwei Patienten, die verbleibenden 43 Patienten waren zwischen einem
und 123 Tagen hospitalisiert. Der Mittelwert lag bei 27,1±30,6 Tagen (75. Quartil:
36 Tage). Die Verteilung der Liegedauer ist im Histogramm im Anhang dargestellt
(Abb. 2).
3.7.1 Stationäre Aufenthaltsdauer in Bezug auf Mortalität
Die Patienten, die an den Verbrennungsfolgen verstarben, hatten eine mittlere
stationäre Aufenthaltsdauer von 6,3±7,2 Tagen (Minimum 1 Tag, Maximum 32,
Median 5 Tage). Auch hierzu befindet sich eine Grafik im Anhang (Abb. 3).
Von den 27 Überlebenden fehlten bei zwei Patienten die Angaben über die
stationäre Aufenthaltsdauer. Die mittlere Liegedauer betrug in dieser Gruppe
42±32,3 Tage (Median: 27 Tage). Siehe hierzu auch Abb. 4 im Anhang.
3.7.2 Stationäre Aufenthaltsdauer und Mortalität in Bezug auf ein
Inhalationstrauma
Insgesamt erlitten 30 Patienten (66,7%) ein Inhalationstrauma. Die stationäre
Aufenthaltsdauer lag in dieser Patientengruppe zwischen einem und 123 Tagen
mit einem Median von 9 Tagen (75. Quantil 34,5 Tage, Mittelwert 25,45 Tage).
Siebzehn Patienten mit Inhalationstrauma (56,7%) verstarben an den Folgen der
Verbrennungen. Der Quartilsabstand der stationären Aufenthaltsdauer (LOS =
length of stay) lag zwischen zwei und acht Tagen. Die Patienten wiesen eine
mittlere vKOF von 70,4±17% auf.
Die Hospitalisierungsdauer der 13 überlebenden Patienten mit IHT betrug im Mittel
52,1 Tage (Quartilsabstand: 21,25–82 Tage) mit einer mittleren vKOF von
33,46%. Im Vergleich dazu lag die mittlere vKOF bei allen Patienten mit
Inhalationstrauma bei 54,3±24,2%.
Es verstarb eine Patientin von den 15 Patienten ohne Inhalationstrauma (vKOF
78% LOS=1), 14 Patienten (93,3%) überlebten. Der Unterschied der
47
Überlebensrate der Patienten ohne IHT gegenüber denen mit IHT ist mit p=0,01
signifikant.
Die mittlere vKOF der Patienten ohne Inhalationstrauma, die nicht verstarben, lag
bei 20,1±17% (Minimum 3%, Maximum 62%, Median 16,3%); der Median der
Aufenthaltsdauer lag bei 19 Tagen (75.Quartil=56,5 Tage). Zur Veranschaulichung
der Daten dienen die folgende Tabelle 9 sowie Abbildungen 5 und 6 im Anhang.
Tabelle 9 Zusammenhang zwischen Inhalationstrauma und Überlebensrate;
n=45; p=0,001
Verstorben Überlebt Total
Inhalationstrauma Nein 1 14 15
Ja 17 13 30
Total 18 27 45
3.7.3 Mortalität in Bezug auf die verbrannte Körperoberfläche
Bei den Verstorbenen betrug die mittlere vKOF 70,8% (75. Quartil 75%); die vKOF
der Überlebenden war mit durchschnittlich 27% signifikant geringer (p<0,01).
Keiner der Patienten mit einer vKOF von 69% oder mehr überlebte die
Brandverletzung. Demgegenüber überlebten alle Patienten, die 41% oder weniger
ihrer Hautoberfläche verbrannt hatten.
3.7.4 Komplikationen
Im Rahmen des stationären Aufenthaltes im Verbrennungszentrum des
Bergmannsheils traten bei 33 Patienten folgende Komplikationen in Folge der
Verbrennungen auf:
Acht Patienten entwickelten ein ARDS (17,8% der 45 Patienten), davon wiesen
75% ein IHT auf.
Insgesamt traten bei 12 Patienten (36,4%) pulmologische Komplikationen (ARDS,
Pneumonie oder Atelektasen) auf. Die Mortalität dieser Subpopulation lag bei
50%.
Weitere häufige Komplikationen waren eine katecholaminpflichtige
Kreislaufinstabilität (33,3%, Mortalität 86,7%), Sepsis und Wundinfektionen (je
48
17,8%) sowie Teilnekrose der Transplantate bis hin zum Transplantatverlust
(13,3%). Alle Patienten, die eine Sepsis entwickelten, verstarben.
Die unten eingefügte Tabelle 10 gibt die Häufigkeitsverteilungen der beobachteten
Komplikationen an.
Traten katecholaminpflichtige Kreislaufinstabilität, Niereninsuffizienz, Sepsis oder
Teilnekrosen der Transplantate auf, so war die Mortalität signifikant höher als bei
Patienten ohne diese Komplikationen. Die übrigen aufgetretenen Komplikationen
wiesen hinsichtlich der Sterberate keinen signifikanten Unterschied auf.
49
Tabelle 10 Komplikationen während des stationären Aufenthaltes; n=45; Komplikationen traten bei
33 Patienten auf. Die Prozentangaben beziehen sich auf 45 Patienten. Eine statistische Signifikanz
hinsichtlich der Mortalität liegt vor, wenn p<0,05 (*).
Komplikationen N % d. F. p
Kreislaufinstabilität 15 33,3% < 0,01*
Niereninsuffizienz 11 24,4% < 0,01*
Pulmologische Komplikationen 12 36,4% 0,145
ARDS 8 17,8% 0,159
Atelektasen 2 4,4% 0,677
Pneumonie 4 8,9% 0,774
Sepsis 8 17,8% < 0,01*
Transplantatnekrosen/
Transplantatverlust 4 13,3% 0,032*
Wundinfektionen 8 17,8% 0,351
Delirante Symptome 2 6,7% 0,150
Sekundäre Cholangitis 2 4,4% 0,247
Disseminierte intravasale
Gerinnungsstörung 1 2,2% 0,225
Toxisch-Generalisierter
Krampfanfall 1 2,2% 0,420
Tachyarrhythmia absoluta 1 2,2% 0,420
Ileus 1 2,2% 0,420
3.8 Nachbehandlung
3.8.1 Rehabilitation
Von den Patienten, die den Suizidversuch überlebten, wurden elf Patienten
(40,7%) in eine Rehabilitationseinrichtung entlassen, die bei acht Patienten
(72,7%) an eine psychologisch-psychiatrische Betreuung gekoppelt war, neun
Patienten wurden nach Hause entlassen und bekamen keine weitere stationäre
Rehabilitationsmaßnahmen.
In 26% ließ sich nicht nachvollziehen, ob eine Rehabilitation nach dem Aufenthalt
im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil erfolgte oder nicht.
Die Patienten, bei denen sich eine Rehabilitation anschloss, hatten eine mittlere
vKOF von 35,5% (Median: 30,3%), bei den Patienten ohne Rehabilitation lag die
50
vKOF im Mittel bei 16,3% (Median 14,8%). Der Unterschied ist nicht signifikant
(p=0,241).
Von den nachuntersuchten Patienten wurden 54,5% (n=6) in die Rehabilitation
entlassen. Weder hinsichtlich der Beeinträchtigung im sozialen Bereich durch die
Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes auf Grund der Verbrennungen
noch hinsichtlich funktioneller Beeinträchtigungen (Berührungsempfinden,
Temperaturempfindungen, Sport, Verrichtungen im Haushalt, Freizeit, Ertragen
von Hitze und Kälte) konnte zwischen diesen beiden Gruppen ein signifikanter
Unterschied nachgewiesen werden. Das Outcome der beiden Gruppen ist
vergleichbar. Tabelle 11 Soziale Beeinträchtigung der nachbefragten Patienten (n=11) auf Grund der
Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes durch die Verbrennungswunden. Vergleich
zwischen Patienten mit und ohne Rehabilitationsmaßnahmen.
Beeinträchtigung Ohne Rehabilitation
Mit Rehabilitation
p
Freunde Keine/ Leichte 80% 66,70% 0,662
Starke/ Sehr starke 20% 33,30%
Familie Keine/ Leichte 80% 66,70% 0,662
Starke/ Sehr starke 20% 33,30%
Partnerschaft Keine/ Leichte 40% 16,70% 0,427
Starke/ Sehr starke 20% 16,70%
Keine Partnerschaft 40% 66,70%
Aufbau neuer Kontakte Keine/ Leichte
80% 83,30% 0,900
Starke/ Sehr starke 20% 16,70%
Tabelle 11 stellt die Beeinträchtigung im sozialen Bereich im Vergleich zwischen
Patienten mit und ohne Rehabilitationsmaßnahmen im Anschluss an den
Aufenthalt im Verbrennungszentrum dar. Durch das veränderte äußerliche
Erscheinungsbild fühlten sich beide Patientengruppen hinsichtlich verschiedener
sozialer Kontakte nur leicht beeinträchtigt. Auffällig ist, dass alle Patienten ohne
Rehabilitationsmaßnahmen angaben, nach der Selbstverbrennung eine
verbesserte Qualität der Beziehung zu Freunden zu haben. Bei Patienten mit
Rehabilitationsmaßnahmen war dies bei 66,7% der Fall (s. Tab. 5 im Anhang), der
Unterschied ist signifikant (p=0,019).
51
Hinsichtlich der funktionellen Beeinträchtigung bestand zwischen den beiden
Gruppen kein signifikanter Unterschied. Die Patienten mit anschließender
Rehabilitation zeigten jedoch eine tendenziell bessere Entwicklung und
geringgradigere Einschränkungen (s. Tab. 6 im Anhang).
Auch die Einzelergebnisse des SF-36 (Fragebogen zum allgemeinen
Gesundheitszustand) zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den
beiden Subpopulationen, die einzelnen Ergebnisse sind in Tabelle 12 dargestellt.
Zu bedenken ist jedoch, dass Patienten, die keine Rehabilitationsmaßnahmen
erhielten, weniger ausgedehnte Verbrennungen aufwiesen als die Patienten, bei
denen sich eine Rehabilitation anschloss.
Eine detailliertere Auswertung der o. g Faktoren des Outcomes sowie des SF-36
folgt weiter unten.
52
Tabelle 12 Vergleich der Ergebnisse des SF-36 (n=11) zwischen den Patienten mit und ohne
Rehabilitationsmaßnahmen (Reha) im Anschluss an den Aufenthalt im Verbrennungszentrum
Bochum. Es liegen keine signifikanten Unterschiede vor.
Skala des SF-36 Mittelwert p
Körperliche Funktionsfähigkeit Mit Reha 70 0,82
Ohne Reha 64,2
Körperliche Rollenfunktion Mit Reha 100 0,186
Ohne Reha 66,6
Körperliche Schmerzen Mit Reha 86,8 0,097
Ohne Reha 57
Allgemeine
Gesundheitswahrnehmung Mit Reha 58,6 0,976
Ohne Reha 59,3
Vitalität Mit Reha 61 0,83
Ohne Reha 64,2
Soziale Funktionsfähigkeit Mit Reha 82,5 0,458
Ohne Reha 72,9
Emotionale Rollenfunktion Mit Reha 60 0,891
Ohne Reha 55,6
Psychisches Wohlbefinden Mit Reha 77,6 0,084
Ohne Reha 62,7
Körperliche Summenskala Mit Reha 50 0,638
Ohne Reha 44,9
Psychische Summenskala Mit Reha 48,2 0,709
Ohne Reha 43,1
3.8.2 Folge-Operationen
Nach der Entlassung aus der Klinik waren in einigen Fällen weitere
Folgeoperationen notwendig. In 18 von 27 Fällen ließ sich ermitteln, ob weitere
Operationen auf Grund der Verbrennungen durchgeführt wurden oder nicht,
wovon in bis auf einem Fall bekannt ist, wie viele Operationen durchgeführt
wurden. In zwei Fällen ließ sich nicht ermitteln, wann die Folgeoperationen
stattfanden.
Auf eine weitere operative Nachbehandlung wurde bei acht Patienten (44,5%)
verzichtet. Im Mittel erhielten die übrigen zehn Patienten 1,67 Folge-Operationen.
53
Einmalig ließen sich fünf Patienten operieren, das Maximum lag bei vier
Operationen (ein Patient). In vier Fällen wurden während eines stationären
Aufenthaltes zwei Operationen durchgeführt, sodass kein Patient mehr als zwei
stationäre Aufenthalte durch die chirurgische Nachbehandlung hatte. Durchgeführt
wurden folgende Operationen:
Spalthautentnahme und Spalthauttransplantationen
Vollhautentnahme
Narbenkorrekturen, Lösung von Narbenkontrakturen und
Narbenexzission
Z-Plastik an Fingern und im Halsbereich
Nervus-medianus-Rekonstruktion
Tabelle 7 im Anhang gibt eine genaue Aufschlüsselung der durchgeführten
Eingriffe und deren Zeitpunkt nach der Selbstverbrennung.
Der erste stationäre Aufenthalt zur operativen Nachbehandlung erfolgte bei der
Hälfte der Patienten innerhalb von 11,5 Monaten. Die früheste Folgeoperation
wurde nach sechs Monaten vorgenommen, maximal lagen 54 Monate zwischen
der Verbrennung und der Folgeoperation.
Zwei Patienten hatten einen weiteren stationären Aufenthalt: Die eine Patientin
wurde nach sechs und 12 Monaten jeweils zweimal operiert, der andere Patient
ließ sich nach 7,5 und 33 Monaten operieren.
In der Nachuntersuchung wurden die elf Patienten außerdem gefragt, ob noch
weitere Operationen geplant seien. Drei Patienten (27,3%) bejahten diese Frage
und hatten nach der Verbrennung bereits eine Folge-Operation. Folgende Eingriffe
waren demnach noch geplant:
Narbenkorrektur des Brustkorbes und der Axillen
Brustrekonstruktion, Liposuktion
Daumenumsetzung und Konturkorrektur der rechten Flanke.
3.9 Psychiatrische Anamnese
Als Risikofaktor von Suizidversuchen gilt eine psychiatrische Grunderkrankung
oder Suizidversuche in der Vorgeschichte. Aber auch psychiatrische
Erkrankungen in der Familie oder im sozialen Umfeld können das Risiko für
Suizidversuche erhöhen. Die Daten des folgenden Abschnittes beziehen sich im
54
Wesentlichen auf das Interview mit den nachbefragten Patienten, teilweise konnte
aber auch auf Angaben aus den Akten zurückgegriffen werden. Jedoch sind diese
Daten nicht so detailliert wie aus den direkten Gesprächen und deswegen
unvollständig.
3.9.1 Psychiatrische Familienanamnese
Die Auswertung dieser Daten bezieht sich auf die elf nachbefragten Patienten, da
über die andern Patienten keine Informationen zur Familienanamnese erhoben
werden konnte.
Eine positive Familienanamnese für psychiatrische Erkrankungen ließ sich bei drei
Patienten feststellen. In einem Fall litt der Vater des Patienten an einer nicht näher
bekannten psychiatrischen Erkrankung, im anderen Fall hatte die Schwester des
Patienten ebenfalls einen Suizidversuch begangen, sie und der Patient seien
sexuell missbraucht worden.
Bei einer weiteren Patientin war in der Familie ein Suizidversuch einer entfernten
Verwandten bekannt, die sich vor ein Auto geworfen hatte und sich dadurch eine
Querschnittlähmung zugezogen hatte. Diese Suizidantin stand allerdings nicht in
näherem Kontakt zur Patientin dieser Studie.
3.9.2 Vorherige Suizidversuche
Bei 29 Patienten des Gesamtkollektivs waren Informationen darüber vorhanden,
ob vor der Selbstverbrennung bereits andere Suizidversuche unternommen
worden waren. Fünfzehn Patienten (51,7%) hatten dies in der Vergangenheit nicht
versucht, vierzehn Patienten (48,3%) hatten vorher bereits mindestens einmal
versucht, sich das Leben zu nehmen.
Der Median lag in der Patientengruppe mit vorangegangenen Suizidversuchen bei
zwei früheren Suizidversuchen.
Von den Nachbefragten gaben drei Patienten an, mehr als fünf Suizidversuche
unternommen zu haben, wobei sie zur genauen Anzahl keine Auskunft geben
konnten. Bei einem Patienten war nicht bekannt, wie viele Suizidversuche es in
der Vorgeschichte gegeben hat.
55
Die Methode früherer Suizidversuche war in acht Fällen bekannt. Wie aus Tabelle
13 ersichtlich wird, wählten die Patienten am häufigsten
Medikamentenintoxikationen, Schnittverletzungen sowie Sprünge aus der Höhe
als Suizidmethode.
Tabelle 13 Methoden früherer Suizidversuche, n=8, N: Anzahl der Patienten, die diese
Suizidmethode wählte.
Methoden früherer Suizidversuche N
Medikamentenintoxikation 6
Sprung aus der Höhe 3
Schnittverletzungen 4
Strom 1
Erstickung 1
Medikamentenintoxikation in Kombination
mit Schnittverletzung 1
56
3.9.3 Psychiatrische Vorerkrankungen und frühere Therapien
Die Aktenrecherche ermöglichte es, bei 36 Patienten eine Aussage zu treffen, ob
vor der Selbstverbrennung bereits psychiatrische Erkrankungen bekannt waren.
Diesbezüglich wiesen sechs Patienten (16,6%) eine blande Anamnese auf. Die
einzelnen Diagnosen der übrigen Patienten (n=24) und deren Häufigkeit sind in
Tabelle 14 aufgelistet.
Tabelle 14 Diagnosen psychiatrischer (psych.) Vorerkrankungen. *:Bei 36 Patienten war bekannt,
ob eine psychiatrische Vorgeschichte vorlag oder nicht, davon lag bei 30 Patienten eine positive
Anamnese vor.
Psychiatrische Vorerkrankungen N
% der Patienten mit psych. Vorerkrankung
(n=30)
% aller Patienten*
(n=36)
Depression 18 60% 50%
Schizophrenie/
Psychose 10 33,30% 27,78%
Persönlichkeitsstörung 4 13,30% 11,11%
Sonstige 3 10,00% 8,33%
Von den elf nachbefragten Patienten hatten neun Patienten (81,8%) eine
psychiatrische Anamnese und waren deswegen bereits vor dem Index-
Suizidversuch in psychologisch-psychiatrischer Behandlung gewesen: Drei
Patienten hatten ambulante Therapien, vier Patienten waren wegen der
psychiatrischen Erkrankung stationär in Behandlung gewesen und zwei Patienten
hatten sowohl an stationären als auch ambulanten Therapien teilgenommen.
57
Tabelle 15 Psychiatrische Vorerkrankungen und deren Therapie der nachbefragten Patienten,
n=9. Jede Zeile steht für einen Patienten. 1: Die genaue Diagnose war dem Patienten nicht
bekannt; 2: Bekannt seit über 40 Jahren
Diagnose Therapieform Hat die Therapie spürbar geholfen?
Unbekannte Diagnose stationär nein
"Nervosität" 1 stationär ja
Als Kind ADHS, später
Depression ambulant ja
Chronische Depression 2
ambulant und
stationär ja
Depression ambulant nein
Depression stationär ja
Emotional instabile
Persönlichkeitsstörung stationär nein
Schizoide
Persönlichkeitsstörung
ambulant und
stationär ja
Schizophrenie ambulant nein
Tabelle 15 fasst zusammen, welche Diagnosen bei den nachbefragten Patienten
gestellt wurden, wie sie psychiatrisch behandelt wurden und ob die Therapie ihnen
subjektiv spürbar geholfen habe.
3.10 Psychiatrischer Verlauf
Nicht nur die psychiatrische Vorgeschichte, sondern auch der weitere
psychiatrische Verlauf der Patienten soll in dieser Studie untersucht werden. Zum
einen wird im Folgenden beschrieben, ob nach dem Suizidversuch eine
psychiatrische Betreuung oder Therapie stattfand, ob diese subjektiv geholfen hat
und zum anderen sollen objektive Kriterien wie weitere Suizidversuche und
aktuelle psychiatrische Diagnosen erfasst werden. Sofern möglich, wurde
versucht, mit Hilfe der Akten eine Auswertung vorzunehmen, die sich auf alle 27
Patienten bezog, die die Selbstverbrennung überlebt hatten. Dies war nicht immer
möglich, insbesondere qualitative Beurteilungen der Therapie und die aktuelle
58
psychiatrische Versorgung und Verfassung konnten nur durch das direkte
Interview mit den elf nachbefragten Patienten erfasst werden.
3.10.1 Psychiatrische Nachbehandlung
Schon während des stationären Aufenthaltes im BG-Universitätsklinikum erhielten
25 Patienten eine konsiliarische psychologisch/psychiatrische Betreuung, meist in
Form eines oder mehrerer psychiatrischer/ psychologischer Gespräche. Zwanzig
Patienten erhielten keine entsprechende Behandlung, wovon 18 im
Bergmannsheil verstarben.
Eine Aussage, ob und in wie fern diese Gespräche für die Patienten hilfreich
waren, ist nur bei den elf Patienten, die am Interview teilnahmen möglich.
Von den Patienten, die an der Befragung teilnahmen, gaben neun Patienten an,
eine seelische Hilfestellung angeboten bekommen zu haben. Bei vier Personen
handelte es sich hierbei um Hilfestellung durch den behandelnden Arzt,
Pflegepersonal oder einen Seelsorger, fünf Patienten erhielten eine
psychologisch-psychiatrische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal
(Psychiater/ Psychologen). Die Betreuung durch einen Psychiater oder
Psychologen empfanden drei Patienten (60%) als hilfreich, wohingegen 75% der
Patienten, die durch Nicht-Fachpersonal betreut wurden, die Hilfestellung als gut
empfanden (s. Tab. 16).
Tabelle 16 Psychologisch-psychiatrische Betreuung während des stationären Aufenthaltes im BG-
Universitätsklinikum Bergmannsheil, n=9
Betreuendes Personal
War die Betreuung hilfreich? Ja Nein
Gesamt
Pflegepersonal 1 1 2
Behandelnder Arzt 0 1 1
Seelsorger/
Geistlicher 0 1 1
Psychiater/
Psychologe 2 3 5
Gesamt 3 6 9
59
Hinsichtlich der weiteren psychiatrischen Betreuung nach der Entlassung aus dem
BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil konnte aus der Aktenrecherche von den
Überlebenden bei fünf Patienten nicht nachvollzogen werden, ob nach der
Entlassung aus dem Bergmannsheil eine weitere psychiatrische Behandlung
erfolgte oder nicht.
Zwei Patienten der Überlebenden begaben sich laut Aktennotizen nach dem
Suizidversuch nicht in eine psychiatrische Therapie, wohingegen 20 Patienten
(74,1%) im Anschluss psychologisch oder psychiatrisch betreut wurden. Einer der
Patienten, der sich nicht in psychiatrische Behandlung begab, verließ das BG-
Universitätsklinikum gegen ärztlichen Rat und war incompliant. Bei dem anderen
Patienten fehlten Informationen über die Gründe der nicht fortgesetzten
psychiatrischen Betreuung. Die Daten sind grafisch in Abb. 7 im Anhang
dargestellt.
3.10.2 Weitere Suizidversuche und Selbstverletzungen
Es ist von fünfzehn der 27 Überlebenden bekannt, ob nach der Selbstverbrennung
weitere Suizidversuche unternommen wurden. Bei neun Patienten (60%) war dies
nicht der Fall. Diese neun Patienten wurden alle während ihres stationären
Aufenthaltes psychologisch-psychiatrisch betreut.
Vier Patienten, die psychologisch-psychiatrisch im Verbrennungszentrum betreut
wurden, sowie die zwei nicht psychologisch-psychiatrisch betreuten Patienten
begingen mindestens einen weiteren Suizidversuch. Allerdings besteht kein
signifikanter Unterschied hinsichtlich weiterer Suizidversuche zwischen den
Patienten mit und ohne psychiatrische Betreuung (p=0,188). Die Daten sind in
Tabelle 17 zusammengefasst.
60
Tabelle 17 Psychiatrische Betreuung im BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil und weitere
Suizidversuche, n=15
Psychiatrische Betreuung im BG Universitätsklinikum
Anzahl weiterer Suizidversuche 0 1 2 3 > 10
Gesamt
Nein 0 1 1 0 0 2
Ja 9 2 0 1 1 13
Gesamt 9 3 1 1 1 15
Von den nachbefragten Patienten gaben sechs Personen an, nach der Verbrennung noch
mindestens einen weiteren Suizidversuch unternommen zu haben. Im Interview wollten
zwei der Patienten keine Auskunft darüber geben, welche Methode sie für weitere
Suizidversuche wählten. Die anderen vier Patienten berichteten von Schnittverletzungen,
Intoxikationen, Sprüngen aus der Höhe und Ingestionen von gefährlichen Gegenständen
(s. Tab. 18). Die Suizidversuche erfolgten sechs bis 24 Monate nach der
Selbstverbrennung.
Durch die Nachbefragung konnte außerdem ermittelt werden, dass eine Patientin
mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung sich zusätzlich zu zwei
weiteren Suizidversuchen eine Vielzahl an Selbstverletzungen zufügte. Sie nannte
dabei beispielsweise Verbrennungen ihrer Brüste mit offenem Feuer,
Schnittverletzungen an den Unterarmen (zum Teil mit Sehnendurchtrennung) oder
diverse Treppenstürze. Leider lagen keine detaillierten Daten dazu vor, wie
ausgedehnt die Verbrennungen der Brüste waren, es handelte sich jedoch um
leichtgradige Verbrennungen. Im Rahmen des Suizidversuches durch
Selbstverbrennung zog die Patientin sich zweit- bis drittgradige Verbrennungen
von 12% der Körperoberfläche an den Ober- und Unterschenkeln zu. In
Kombination mit einer Medikamentenintoxikation übergoss sie sich die Beine mit
Spiritus und zündete sich an. Die übrigen nachbefragten Patienten verneinten die
Frage nach weiteren Selbstverletzungen.
Niemand wählte als Methode für weitere Suizidversuche eine Selbstverbrennung.
Des Weiteren gaben alle nachbefragten Patienten an, diese Methode für
eventuell. zukünftige Selbsttötungsversuche nicht mehr verwenden zu wollen.
61
Tabelle 18 Anzahl, Methode und Zeitpunkt weiterer Suizidversuche, n=6, Jede Zeile steht für einen
Patienten, *: Diese Patienten wollten keine Auskunft darüber geben, wann und wie sie im weiteren
Verlauf versucht hatten, sich das Leben zu nehmen.
Anzahl weiterer Suizidversuche Suizidmethode
Zeitpunkt der Suizidversuche (in Monaten nach der Verbrennung)
1 Unbekannt * Unbekannt *
1 Unbekannt * Unbekannt *
1
Tiefe Schnittverletzungen an den
Unterarmen 6 Monate
2
Alkoholintoxikation
Schnittverletzungen an den
Unterarmen
12 Monate
24 Monate
3
Zwei Fenstersprünge aus dem 1.
bzw. 3. Stock
Ein Brückensprung Unbekannt
>10
Ingestion halbierter Batterien,
Stecknadeln oder Nägel Unbekannt
3.11 Psychiatrische Anamnese zur Zeit der Datenerhebung
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung befanden sich vier von elf Patienten in
psychiatrischer Behandlung, ein Patient wurde stationär betreut, drei ambulant.
Alle gaben an, diese Therapie helfe spürbar.
Folgende Diagnosen wurden gestellt:
Schizophrenie (zweimal)
Depression
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Die Diagnosen stimmten in drei Fällen mit denen vor der Selbstverbrennung
gestellten Diagnosen überein, einer der Patienten mit Schizophrenie kannte seine
damalige Diagnose nicht.
Weiterhin ist von einer Patientin, die nicht an der Befragung teilnehmen konnte,
bekannt, dass sie sich nach der Selbstverbrennung bis zur Datenerhebung
nahezu durchgängig in psychiatrischer Therapie befunden hat und sowohl vor als
auch nach der Selbstverbrennung zahlreiche Selbstverletzungen und
62
Suizidversuche unternommen hat. Bis dato war der psychische Zustand der
Patientin sehr labil. Sie wurde wegen folgender Krankheitsbilder therapiert:
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung mit zeitweisen psychotischen
Symptomen, chronische Polytoxikomanie und chronischer Alkoholabusus.
Es wurde von zwei Patienten angegeben, auch zur Zeit der Datenerhebung noch
Suizidgedanken zu haben.
3.12 Auswertung des selbst erstellten Fragebogens (n=11)
Ziel des selbst erstellten Fragebogen ist es, die damaligen Lebensumstände der
Patienten zu erfassen, den Verlauf bis zum Zeitpunkt der Datenerhebung
nachvollziehen zu können und so einige mögliche Risikofaktoren aber auch
positive oder negative Entwicklungen herauszuarbeiten.
3.12.1 Soziokulturelle Situation
Das soziale Umfeld und der kulturelle Hintergrund prägen eine Person stark. Hier
sollte nun untersucht werden, ob es Übereinstimmungen hinsichtlich
verschiedener Faktoren bei den Patienten gab und ob sich diese im Verlauf
geändert haben.
3.12.1.1 Persönliche Faktoren
Zur Zeit des Suizidversuches befanden sich drei Patienten (27,3%) in einer festen
Partnerschaft, einer von ihnen (9,1%) war verheiratet, acht Personen (72,7%)
lebten allein. Sieben Patienten (63,6%) waren kinderlos, eine Person (9,1%) hatte
ein Kind, zwei Patienten (18,1%) hatten zwei Kinder und ein Patient (9,1%) drei
Kinder.
Zur Zeit der Datenerhebung befanden sich fünf Patienten (45,5%) in einer festen
Partnerschaft, zwei davon waren verheiratet. Sieben Patienten (63,6%) waren
nach wie vor kinderlos, drei (27,3%) statt vorher zwei (18,1%) Patienten hatten
zwei Kinder und ein Patient (9,1%) hatte nach wie vor ein Kind.
63
3.12.1.2 Einfluss der Religion
Alle Patienten gehörten der christlichen Religion an, einen Einfluss der Religion
auf die Wahl der Suizidmethode gab eine streng-gläubige Katholikin an. Sie
vermutete zur Zeit der Selbstverbrennung im gleichen Alter wie Jesus bei seiner
Kreuzigung gewesen zu sein und gab an, das Feuer habe für sie das Fegefeuer
dargestellt.
Ein Patient gab an, sein Glaube sei nach der Selbstverbrennung stärker geworden
und der Einfluss der Religion auf sein Leben sei gewachsen, zum Zeitpunkt der
Selbstverbrennung habe die Religion jedoch keine wesentliche Rolle in seinem
Leben gespielt. Bei den übrigen befragten Patienten hatte die Religion keinen
wesentlichen Einfluss auf den Suizidversuch oder den weiteren Verlauf.
3.12.1.3 Bildung und berufliche Faktoren
Je vier Patienten (36,4%) besaßen zur Zeit der Selbstverbrennung einen
Hauptschul- bzw. Realschulabschluss. Ein Patient (9,1%) hatte die
Fachhochschulreife erlangt und zwei Patienten (18,1%) hatten das Abitur
abgelegt.
Sechs Patienten (54,5%) waren zur Zeit des Suizidversuches berufstätig, fünf
Patienten (45,5%) waren nicht berufstätig, wovon eine Patientin wegen einer
Querschnittslähmung berufsunfähig war. Finanzielle Schwierigkeiten gaben drei
Patienten (27,3%) an, zwei davon waren arbeitslos, der dritte war Student.
Ein Patient (9,1%) kehrte nach der Selbstverbrennung wieder in seinen alten Beruf
zurück, zwei Patienten (18,1%) wollten nicht in den alten Beruf zurück. Drei
Patienten (27,3%) konnten nach der Verbrennung ihre frühere Tätigkeit nicht
wieder aufnehmen, fünf Patienten (45,5%) blieben nach der Verbrennung
arbeitslos. Die Arbeitslosenquote ist also vor und nach der Selbstverbrennung
konstant.
3.12.1.4 Soziale Kontakte
In Abbildung 11 ist die erlebte Qualität sozialer Kontakte (Familie, Freunde) zum
Zeitpunkt des Suizidversuchs und zum Zeitpunkt der Datenerhebung grafisch
dargestellt. Mehr als die Hälfte empfanden vor der Selbstverbrennung den Kontakt
64
zur Familie als „schlecht“ oder „eher schlecht“. Der Kontakt zu Freunden wurde
dagegen besser als zur Familie empfunden. Nur drei Patienten (27,3%) hatten
keinen guten Kontakt zu ihren Freunden.
Die Qualität der Beziehungen zu Freunden und Familie verschob sich nach der
Selbstverbrennung mehr in den positiven Bereich. Gaben vier Patienten (45,5%)
an, vor der Selbstverbrennung einen schlechten Kontakt zu ihrer Familie gehabt
zu haben, so traf das im Zeitraum der Datenerhebung nur noch auf einen (9,1%)
Patienten zu.
Fünf Patienten (45,5%) gaben an, vor dem Suizidversuch und auch zum Zeitpunkt
des Interviews einen Freundes- und Bekanntenkreis von mehr als sieben
Personen gehabt zu haben. Einen Freundeskreis von fünf bis sieben Personen
hatte vor der Selbstverbrennung ein Patient (9,1%), im weiteren Verlauf traf dies
auf zwei Patienten (18,1%) zu. Vor der Selbstverbrennung gaben drei Patienten
(27,3%) an, ein bis vier Freunde gehabt zu haben. Dies änderte sich bis zur
Datenerhebung nicht. Eine Patientin (9,1%) berichtete, weder vor der
Selbstverbrennung noch zum Zeitpunkt der Datenerhebung Freunde gehabt zu
haben. Insgesamt hat sich die Größe des Freundeskreises im Verlauf also nicht
wesentlich geändert. Eine grafische Darstellung hierzu befindet sich im Anhang
(Abb. 8).
Auf die Frage, ob sie sich zum Zeitpunkt des Suizidversuches alleine gefühlt
hätten, antworteten acht Patienten (72,7%) mit „Ja“, wobei vier davon einen
Freundeskreis von mehr als sieben Personen angaben. Als das Interview
durchgeführt wurde, fühlten sich noch vier Personen (36,4%) einsam.
65
Qualität sozialer Kontakte z. Zt. der Selbstverbrennung
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht Kein Kontakt
N FamilieFreunde
Qualität sozialer Kontakte z. Zt. der Datenerhebung
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht Kein Kontakt
N FamilieFreunde
Abbildung 11 Qualität sozialer Kontakte zur Zeit der Selbstverbrennung und zur Zeit der
Datenerhebung, n=11
Es wurde von neun Patienten (81,8%) berichtet, dass sie sich zum Zeitpunkt der
Verbrennung in einer schwierigen Lebenslage befunden bzw. kurz vorher ein
ungewöhnliches, belastendes Erlebnis erlebt hätten. Es folgt eine Auflistung dieser
Erlebnisse bzw. der schwierigen Lebenslage:
Lernprobleme, Drogenkonsum und eine nicht bestandene Prüfung
Auflösung der Dienststelle und des gewohnten Arbeitsteams
Beziehungsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten
Probleme in der Schule
Konflikt mit den Eltern und Schulprobleme
Studiumsabbruch und erfolglose Bewerbungen sowie Spielsucht mit
Bankschulden
66
Depressionen
Gefühl der Einsamkeit, „wie Paulus im Gefängnis“
Unerfüllter Kinderwunsch der Partnerin und Tod der Mutter
Zwei Patienten (18,1%) planten den Suizidversuch vorher, neun (81,8%)
handelten spontan. Ihre Suizidgedanken teilten vorher zwei Patienten (18,1%) mit,
ohne jedoch konkrete Pläne zur Durchführung gehabt zu haben.
3.12.2 Beeinträchtigungen durch die Verbrennungswunden
3.12.2.1 Soziale Beeinträchtigung
Durch die Verbrennungswunden kann das Leben von Brandverletzten
entscheidend verändert werden. In dieser Studie sollte durch das Interview
untersucht werden, inwiefern die Patienten sich durch die Verbrennungswunden
im Alltag beeinflusst fühlen.
Durch die Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes auf Grund der
Brandverletzungen kam es bei einigen Patienten zu Beeinträchtigungen im
sozialen Bereich. Wie stark diese in verschiedenen Bereichen ausgeprägt war, ist
in der folgenden Abbildung 12 dargestellt.
Die meisten Patienten fühlten sich durch die Folgen der Verbrennung im sozialen
Bereich nur leicht oder gar nicht beeinträchtigt. Ein Patient (9,1%) jedoch erlebte
durch die Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes eine massive
Beeinträchtigung im sozialen Bereich. Lediglich in der Familie habe er die
Beeinträchtigung als leicht erlebt, besonders unangenehm sei ihm der Kontakt
gegenüber Fremden. Insgesamt gaben zwei Patienten (18,1%) sehr starke
Beeinträchtigung gegenüber Fremden an, gegenüber bekannten Personen wurde
von keinem der nachbefragten Patienten eine sehr starke Beeinträchtigung
empfunden.
Von diesen Patienten wiesen mit einer Ausnahme alle Patienten Verbrennungen
im Kopf- oder Halsbereich auf. Die Person, die keine Verbrennungen an
sichtbaren Körperstellen hatte, gab an, keine Beeinträchtigung im sozialen Bereich
zu haben.
67
Beeinträchtigung im sozialen Bereich aufgrund des veränderten Äußeren
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Gar nicht Leicht Stark Sehr starkBeeinträchtigung
NFreundeskreisFamiliePartnerschaft *Fremde
Abbildung 12 Beeinträchtigung im sozialen Bereich auf Grund des veränderten Äußeren durch die
Verbrennungsnarben, n=11, *: Für die Rubrik „Partnerschaft“ gilt n=5, da sechs Patienten zur Zeit
der Datenerhebung ledig waren.
3.12.2.2 Sensorische Beeinträchtigung
In Abbildung 13 ist dargestellt, wie stark die Patienten zum Zeitpunkt der
Datenerhebung eine Beeinträchtigung in den Qualitäten Hitzeempfinden,
Kälteempfinden, Berührungsempfinden sowie Temperaturempfinden
wahrnahmen. Außerdem kam es durch die Verbrennungsfolgen zu
Einschränkungen bei alltäglichen Tätigkeiten wie Hausarbeit, Sport oder
Freizeitbeschäftigungen. Es fällt auf, dass im Gegensatz zu den
Beeinträchtigungen im sozialen Bereich, hier mehr Patienten eine starke bis sehr
starke Beeinträchtigung angaben.
68
Funktionelle Beeinträchtigung
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Keine Leicht Stark Sehr stark
Beeinträchtigung
N
Hitze KälteBerührungTemperaturempfindenHaushaltSport Freizeit
Abbildung 13 Funktionelle Beeinträchtigung auf Grund der Verbrennungswunden, n=11
3.12.2.3 Funktionelle Beeinträchtigung
Bei der Frage nach funktionellen Beeinträchtigungen gaben sechs Patienten
(54,5%) an, durch die Verbrennungswunden keine störenden funktionellen
Beeinträchtigungen zu haben. Vier Patienten (36,4%) berichteten, die
Verbrennungswunden an der oberen Extremität verursache die stärkste
funktionelle Beeinträchtigung. Eine Patientin fühlte sich durch die Verbrennungen
der Brust funktionell am stärksten eingeschränkt (Tabelle 19).
Tabelle 19 Körperregionen mit der subjektiv empfundenen stärksten funktionellen
Beeinträchtigung; n=11
Beeinträchtigte Körperregion N
Obere Extremität 4
Brust 1
Keine funktionelle
Beeinträchtigung 6
69
3.12.2.4 Psychische Beeinträchtigung
Es fühlten sich durch die Verbrennungswunden fünf Patienten (45,5%) psychisch
nicht beeinträchtigt. Drei Patienten (27,3%) litten unter den Verbrennungswunden
an der oberen Extremität am meisten, zwei Patientinnen (18,2%) fühlten sich
durch die Verbrennungswunden an der Brust psychisch am meisten beeinträchtigt
und ein Patient (9,1%) gab an, die Verbrennungen im Gesicht führten zur
stärksten psychischen Beeinträchtigung (s. Tab. 20).
Tabelle 20 Verbrennungsnarben an Körperregionen mit der subjektiv empfundenen stärksten
psychischen Beeinträchtigung, n=11
Beeinträchtigte Körperregion N
Obere Extremität 3
Brust 2
Gesicht/ Kopf 1
Keine psychische
Beeinträchtigung 5
.
3.12.3 Subjektive Zufriedenheit mit der chirurgischen Therapie
Sehr zufrieden mit der chirurgischen Therapie waren 54,5% (sechs Patienten) und
begründeten dies mit einem guten bis zufrieden stellenden ästhetischen Ergebnis
und einer guten Funktionswiederherstellung.
Drei weitere Patienten (27,3%) gaben an, sie seien eher zufrieden mit dem
Ergebnis der chirurgischen Therapie. Gründe hierfür seien, dass die Haut an
einigen Stellen noch spanne und dass eine Eigenhautentnahme am Oberschenkel
nicht zufrieden stellend abgeheilt sei.
Ein Patient (9,1%) war sehr unzufrieden mit dem Therapieergebnis. Er klagte über
Funktionseinschränkungen des linken Armes und ästhetische Probleme. Dieser
Patient war auf eigenen Wunsch vom Verbrennungszentrum in eine andere Klinik
verlegt worden.
Drei der nachbefragten Patienten wiesen keine Verbrennungen im
Gesichtsbereich auf, zwei von ihnen waren sehr zufrieden, einer eher zufrieden
70
mit der Therapie. Somit waren von den verbleibenden acht Patienten sechs
Patienten zufrieden oder eher zufrieden mit der Therapie.
3.12.4 Schmerzen
In dem Balkendiagramm (Abb. 15) sind die Schmerzen in den Zeit unmittelbar
nach der Selbstverbrennung und innerhalb der letzten vier Wochen zur Zeit der
Datenerhebung dargestellt.
Schmerzen
0 09,1% 9,1%
27,3%
36,4%
18,2%
63,6%
27,3%
9,1%
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Keine Schmerzen LeichteSchmerzen
StarkeSchmerzen
UnerträglicheSchmerzen
Nicht beurteilbar
NDirekt nach derSelbstverbrennung z.Zt. der Datenerhebung
Abbildung 14 Einschätzung der Schmerzen direkt nach der Selbstverbrennung (retrospektiv) und
zur Zeit der Datenerhebung; n=11
Diese Angaben wurden retrospektiv im Interview erhoben. Es wird deutlich, dass
zur Zeit der Datenerhebung bei zehn Patienten (90,9%) keine bzw. nur noch
leichte Schmerzen verspürt wurden. Ein Patient (9,1%) gab starke Schmerzen an.
Zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung lag das Schmerzempfinden deutlich höher,
jedoch sind diese Angaben kritisch zu sehen, da ein Großteil der Patienten
unmittelbar nach der Verbrennung intubiert und beatmet war und sich die
retrospektiven Schmerzangaben auf die Zeit nach der Beatmung bezogen.
71
3.12.5 Substanzmissbrauch
Suchtverhalten und Substanzmissbrauch kann als weiterer Risikofaktor für einen
Suizidversuch gesehen werden. Aus der Aktenrecherche waren jedoch keine
detaillierten Angaben zu eruieren, sodass dieser Themenkomplex in den selbst
erstellten Fragebogen aufgenommen wurde.
3.12.5.1 Alkohol
Es gaben sechs der befragten Patienten (54,5%) an, zum Zeitpunkt der
Selbstverbrennung keinen oder nur sehr unregelmäßig Alkohol konsumiert zu
haben. Zwei Patienten (18,1%) berichteten, etwa ein bis vier mal die Woche
alkoholische Getränke zu sich zu nehmen und drei Patienten (27,3%), also etwas
mehr als ein Viertel, trank mehr als viermal in der Woche, wobei Bier das
bevorzugte Getränk war. Etwa zwei Flaschen Bier wurden von einer befragten
Person (9,1%) angegeben, bis zu sechs Flaschen trank eine andere Person
(9,1%) und zwei Patienten (18,2%) gaben an, mehr als sechs Flaschen Bier in der
Woche zu trinken. Ein Patient (9,1%) trank vorzugsweise Schnaps, hiervon
konsumierte er in der Woche ein bis zwei Flaschen.
Somit tranken also fünf von elf Patienten (45,5%) zur Zeit des Suizidversuches
regelmäßig Alkohol, bevorzugt Bier (s. Abb. 15).
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung gaben alle elf Patienten an, Alkohol nicht mehr
regelmäßig zu konsumieren. Aus der Gruppe der Nachbefragten gab ein Patient
(9,1%) an, die Selbstverbrennung unter Alkoholeinfluss ausgeübt zu haben, ein
weiterer Patient stand sowohl unter Alkohol-, als auch unter Drogen- bzw.
Medikamenteneinfluss.
Es ist nicht genau bekannt, wie viele der 45 Patienten, die in die Studie
eingeschlossen waren, zur Zeit des Suizidversuches regelmäßig Alkohol
konsumierten. Eine Alkoholabhängigkeit war bei vier Patienten in den Akten
vermerkt.
72
54,55%
9,09% 9,09%
27,27%
0
1
2
3
4
5
6
7
Nein Ja, 1-2x/Wo Ja, 3-4x/Wo Ja, > 4x/Wo
N
Alkoholkonsum z. Zt. der Selbstverbrennung
Abbildung 15 Alkoholkonsum zur Zeit der Selbstverbrennung, n=11
3.12.5.2 Nikotin
Es waren zehn Patienten (90,9%) zur Zeit der Selbstverbrennung Raucher. Bis auf
einen Patienten (9,1%), der angab, täglich etwa zwei bis drei Zigaretten zu
rauchen, lag die Menge der Zigaretten bei allen übrigen über 10/Tag, vier
Patienten (36,3%) rauchten über 20 Zigaretten täglich.
Aus der Aktenrecherche (n=45) ging hervor, dass mindestens 17 Patienten
(37,8%) zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung Raucher waren, wobei für die
Übrigen aus lückenhafter Datenlage hierüber keine Aussage getroffen werden
kann.
3.12.5.3 Illegale Drogen
Illegale Drogen wurden zur Zeit des Suizidversuches von einem (9,1%) der elf
nachbefragten Patienten regelmäßig konsumiert. Er gab an, nahezu täglich
Haschisch geraucht zu haben. Dies habe bei ihm eine Psychose induziert, in
deren Rahmen es dann letztendlich zur Selbstverbrennung gekommen sei.
73
Außer dem oben beschriebenen Patienten stand noch ein weiterer Patient
während der Selbstverbrennung unter Medikamenteneinfluss.
Zum Zeitpunkt der Datenerhebung nahm kein Patient mehr regelmäßig illegale
Drogen.
3.13 Auswertung des SF-36 (Fragebogen zur Erfassung des
Gesundheitszustandes)
Die Auswertung des SF-36 orientiert sich an den standardisierten z-Werten.
Hierzu wurden die Daten so umgerechnet, dass der Mittelwert und die Streuung
auf die Normstichprobe definiert sind (Mittelwert=0, Streuung=1). Die
Einzelergebnisse der Patienten sind grafisch im Anhang (Abb. 9 bis 19)
dargestellt. Die Mittelwerte der einzelnen Dimensionen lagen alle innerhalb einer
Standardabweichung, ein signifikanter Unterschied zur Normpopulation bestand
also nicht. Die Werte für Vitalität (z=0,08) und körperliche Rollenfunktion (z=0,02)
entsprachen nahezu denen der Norm (p=0,94 bzw. p=0,88). Die Mittelwerte der
übrigen Dimensionen wichen in den negativen Bereich hin von der Norm ab,
wobei die deutlichsten Unterschiede in den Scores körperliche Funktionsfähigkeit
(z=-0,77, p=0,14), emotionale Rollenfunktion (z=-0,72, p=0,053), allgemeine
Gesundheitswahrnehmung (z=0,67, p=0,43) und psychisches Wohlbefinden
(z=-0,60, p=0,2) zu verzeichnen waren (s. Abb.16).
Die berechneten Mittelwerte der befragten Stichprobe geben letztendlich aber
keinen Hinweis auf einen signifikant eingeschränkten allgemeinen
Gesundheitszustand dieser Patientengruppe.
-0,77
0,02
-0,21
-0,67
0,08
-0,28
-0,72
-0,60
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1
Psychisches Wohlbefinden
Emotionale Rollenfunktion
Soziale Funktionsfähigkeit
Vitalität
Allgemeine Gesundheitswahrnehumng
Körperliche Schmerzen
Körperliche Rollenfunktion
Körperliche Funktionsfähigkeit
z-Werte
p = 0,201
p = 0,053
p = 0,086
p = 0,938
p = 0,434
p= 0,362
p = 0,880
p = 0,140
Abbildung 16 Mittelwerte der SF-36- Dimensionen (z-Werte, n=11). Keine signifikanten Unterschiede zur Normpopulation (n=2393)
74
75
Anders stellten sich die Einzelergebnisse und die standardisierten Summenskalen
der Patienten dar. Schon die Summenskalen zeigten, dass besonders die Maße
des psychischen Gesundheitszustandes bei vielen Patienten nicht die Werte der
Gesamtbevölkerung erreichten (Normbereich: 43,14-59,58, Mittelwert: 51,54).
Auch in der körperlichen Summenskala (Normbereich: 40-60,48, Mittelwert: 50,24)
erreichten fünf Patienten (45,5%) nicht die Normwerte. Zwei Patienten (18,1%)
zeigten dabei sowohl in der körperlichen (23,39 bzw. 41,63) als auch in der
psychischen Summenskala (35,31 bzw. 18,43) eine deutliche Abweichung.
Bezogen auf die einzelnen Items ergaben sich bei diesen beiden Personen
gehäuft Abweichungen über mehr als zwei Standardabweichungen hinaus.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, das hier zwar prinzipiell keine der
erfassten Gesundheitsdimensionen im Mittel signifikante Unterschiede zur
Normpopulation zeigten, dass in den Einzelergebnissen aber durchaus eine
Tendenz zu schlechteren Werten als in der Gesamtbevölkerung bestand.
Analog zu der im selbst erstellten Fragebogen enthaltenen Frage nach Schmerzen
innerhalb der letzten vier Wochen (drei Patienten gaben leichte bis starke
Schmerzen an (s.o.)), wichen auch beim SF-36 drei Patienten (27,3%) von den
Normwerten um mehr als eine Standardabweichung ab.
Die Gesundheit wurde dabei von den meisten Patienten (n=8, 72,73%) im
Vergleich zum Vorjahr als unverändert eingeschätzt. Je ein Patient (9,1%) gab an,
er fühle sich derzeit viel besser, etwas besser bzw. etwas schlechter.
3.14 Auswertung des SKID-I
Ein Patient (9,1%) erfüllte weder in der Vergangenheit noch zum Zeitpunkt der
Datenerhebung die Kriterien für eine Einschlussdiagnose des SKID-I. Er selbst
gab an, er habe in seiner Jugend einmalig eine „leichte Depression“ gehabt und
sei deswegen in psychiatrischer Behandlung gewesen. Diese depressive
Verstimmung erfüllte allerdings, retrospektiv erhoben, die Diagnosekriterien nicht.
Auch bei anderen Patienten tauchten Differenzen zwischen der
Selbsteinschätzung im selbst erstellten Fragebogen und dem SKID I auf. Die
einzelnen Diagnosen sind in Tabelle 21 aufgelistet und in Abbildung 17 grafisch
dargestellt.
Frühere Bipolare Störung der Achse I nach DSM-IV Kriterien wurden für
76
zwei Patienten (18,2%) diagnostiziert, bei einem Patienten lag damals eine
manische Episode vor, bei einem anderen eine depressive Episode.
Psychiatrische Diagnosen der Achse ISKID-I
0
1
2
3
4
5
6
Bipolar
e Stör
ung I
Bipolar
e Stör
ung I
I
MDEPan
ikstör
ung
sozia
le Pho
bie
Angsts
törun
g NNB
PTBSZwan
gsstö
rung
Schizo
phren
ie
psyc
hotis
che S
törun
g NNB
Anz
ahl
Vor dem Suizidversuch
Zur Zeit derDatenerhebung
Abbildung 17 Psychiatrische Diagnosen der Achse I, n=11, die Diagnosen stützen sich auf die
erfüllten Kriterien des SKID-I-Fragebogens. MDE: Major Depression Episode, NNB: Nicht näher
bezeichnet, PTBS: Posttraumatische Belastungsstörung.
Eine derzeitige (zum Zeitpunkt der Datenerhebung) bipolare Störung der Achse I
mit depressivem Charakter lag bei einem Patienten (9,1%) vor.
Frühere Major Depression Episoden (MDE) konnten sicher für fünf Patienten
(45,5%) und nicht sicher bei einem weiteren Patienten (9,1%) kodiert werden. Zum
Zeitpunkt der Datenerhebung trafen die Kriterien auf einen Patienten (9,1%) zu.
Eine Alkoholabhängigkeit wurde bei drei Patienten (27,3%) in der Vergangenheit
diagnostiziert. Zwei Patienten (18,1%) gaben auch in dem selbst erstellten
Fragebogen an, zur Zeit der Selbstverbrennung unter Alkoholproblemen gelitten
zu haben. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung trafen die Diagnosekriterien noch auf
einen Patienten (9,1%) zu, der bei dem selbst erstellten Fragebogen jedoch
angab, nicht regelmäßig Alkohol zu konsumieren.
77
Tabelle 21 Psychiatrische Diagnosen der nachbefragten Patienten laut SKID-1 und laut
Eigenanamnese. Jede Zeile steht für einen Patienten; n=10. Linke Spalte: Diagnosen laut SKID-I
(Lifetime und aktuell); rechte Spalte: Diagnosen laut Anamnese.
SKID-I Patientenanamnese
Frühere Diagnose Aktuelle Diagnose Diagnose z. Zt. der Selbstverbrennung
Aktuelle Diagnose
Bipolar I
MDE
Schizophrenie
Alkoholabhängigkeit
Sedativabhängigkeit
Cannabisabhängigkeit
Halluzinogenabhängigkeit
Depression
Soziale Phobie
Angststörung NNB
Soziale Phobie
Angststörung NNB
Schizoide
Persönlichkeitsstörung
Generalisierte Angststörung
Zwangsstörung
V.a. MDE
Zwangsstörung
Schizophrenie Schizophrenie
Bipolar I
PTBS
MDE
Panikstörung
Zwangsstörung
Bipolar I (depressiv)
Bipolar II (hypoman)
PTBS
"Nervosität"
Sedativabhängigkeit
Cannabisabhängigkeit
MDE
emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung
emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung
Alkoholabhängigkeit
Psychot. Störung NNB Psychot. Störung NNB
Alkoholabhängigkeit
Depression Depression
Alkoholabhängigkeit Alkoholabhängigkeit Alkoholabhängigkeit
Cannabisabhängigkeit Schizophrenie
MDE MDE Alkoholabhängigkeit MDE: Major Depression Episode, PTBS: Posttraumatische Belastungsstörung, NNB: Nicht näher bezeichnet
78
PersönlichkeitsstörungenSKID-II
27,3
9,1
54,5
27,3
18,18
54,5
27,3
36,3
18,2
27,3
54,5 54,5
0
10
20
30
40
50
60
Selbstu
nsich
ere P
S
Depen
dente
PS
Zwangh
afte P
S
Negati
vistis
che P
S
Depres
sive P
S
Parano
ide PS
Schizo
typisc
he P
S
Schizo
ide P
S
Histrio
nisch
e PS
Narzist
ische
PS
Borderl
ine-P
S
Antiso
ziale
PS
% d
er F
älle
Abbildung 18 Überschreiten der Cutt-Off-Werte für Persönlichkeitsstörungen nach SKID-II, n=11
Des Weiteren trafen bei zwei Patienten (18,2%) die Kriterien einer früheren
Sedativasucht und auf drei Patienten (27,3%) die einer früheren
Cannabisabhängigkeit zu. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung lag, vom Alkohol
abgesehen, bei keinem Patienten ein Substanzmissbrauch vor (Abb. 19).
Zwei Patienten (18,2%) litten in der Vergangenheit unter Zwangsstörungen, aktuell
traf die Diagnose noch auf einen Patienten zu.
Insgesamt lässt sich also konstatieren, dass in der Summe weniger psychiatrische
Diagnosen im nachbefragten Patientenkollektiv gestellt werden konnten als zur
Zeit des Suizidversuches.
Substanzabhängigkeit
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
Alkohol Sedativa Cannabis Halluzinogene
Anz
ahl
Vor demSuizidversuch
Zur Zeit derDatenerhebung
Abbildung 19 Substanzabhängigkeiten zur Zeit der Selbstverbrennung und zur Zeit der
Datenerhebung, n=9. Die Diagnosestellung stützt sich auf den SKID-I-Fragebogen.
79
3.15 Auswertung des SKID-II (Screeningfragebogen)
Der Fragebogen des SKID-II beinhaltet dieselben Fragen wie das Interview (s.
Material und Methoden). In dieser Studie wurde nur der Fragebogen bearbeitet.
Die Fragen zielen auf Kriterien von Persönlichkeitsstörungen ab. Wird eine
bestimmte Anzahl der Fragen mit „Ja“ beantwortet, so kann zwar auf Grunde des
Fragebogens keine sichere Diagnose einer Persönlichkeitsstörung gestellt
werden, aber es gibt einen begründeten Verdacht hierfür.
Abbildung 20 zeigt, wie viele Patienten die Cut-off-Werte für die
Persönlichkeitsstörungen (PS) überschritten.
30,33%
38,64%
29,55%
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Cluster A Cluster B Cluster C
%
Prozentuale Häufigkeit der Diagnosen in den Clustern
Exzentrisches Cluster A: Paranoide Persönlichkeitsstörung (PS), schizoide PS, schizotypische PS; Dramatisches Cluster B: Antisoziale PS, Borderline-PS, Histrionische PS, Narzistische PS; Akademisches Cluster C: Selbstunsichere PS, dependente PS, zwanghafte PS, negativisitische PS.
Abbildung 20 Einteilung der Persönlichkeitsstörungen in Clustern. Der Verdacht auf das Vorliegen
einer Persönlichkeitsstörung beruht auf der Auswertung des SKID-II-Fragebogens
Die Abbildung 21 zeigt die Häufigkeit der Diagnosen in den einzelnen Clustern der
Persönlichkeitsstörungen (PS) nach DSM-IV. Persönlichkeitsstörungen können zu
drei Clustern gruppiert werden. Das Cluster A, auch exzentrisches Cluster,
beinhaltet die paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung.
Zum dramatischen Cluster B werden die antisoziale, histrionische, narzisstische
und Borderline-Persönlichkeitsstörung zugeordnet. Schließlich zählen zum
80
akademischen Cluster, dem Cluster C, die selbstunsichere, dependente,
zwanghafte und negativistische Persönlichkeitsstörung. Die depressive
Persönlichkeitsstörung ist keinem Cluster zugeordnet, sondern wird heute meist
durch den Begriff „Dysthymia“ nach ICD-10 ersetzt.
Es wird deutlich, dass im Cluster B sowohl absolut als auch prozentual (Prozent
an möglichen positiven Diagnosen im jeweiligen Cluster) die meisten Hinweise auf
Persönlichkeitsstörungen zu finden waren. Ein signifikanter Unterschied bestand
jedoch nicht.
Am häufigsten überschritten die Patienten die Cut-off-Wert der Fragen zur
zwanghaften PS, paranoiden PS sowie zur Borderline-PS (jeweils 54,5%).
Die Aufschlüsselung der einzelnen Patienten und ihrer Diagnosen ist im Anhang
zu finden (Abb. 20-30). Auffällig ist, dass bis auf ein Patient alle Befragten (n=10,
90,9%) für mindestens eine Persönlichkeitsstörung die Cutt-Off-Werte der
entsprechenden Items erreichten (Mittelwert vier Überschreitungen). Eine
Patientin überschritt bei neun der elf Kategorien die Normwerte.
3.16 Auswertung des FAF
Der Fragebogen zur Erfassung der Aggressivitätsfaktoren besteht aus 77 Items,
die sieben verschiedene Aggressivitätsfaktoren erfassen.
Die beiden unten aufgeführten Tabellen 22 und 23 sowie die dazugehörige
Abbildung 22 geben einen Überblick über die Einzelergebnisse für die jeweiligen
Aggressionsfaktoren sowie einen Vergleich der Mittelwerte der untersuchten
Gruppe mit der vom Herausgeber zur Verfügung gestellten Eichstichprobe
(n=630).
Um die Glaubhaftigkeit der Antworten einschätzen zu können, hat der
Herausgeber für die Offenheitswerte bestimmte Normen festgesetzt, sollten diese
unterschritten werden, so muss zumindest in der Aggressionshemmung (FAF 5)
ein Mindestwert erreicht sein. Dies war bei allen Patienten gegeben, so dass
davon auszugehen ist, dass die angegebenen Antworten weitestgehend der
Wahrheit entsprechen.
81
Tabelle 22 Einzelergebnisse FAF, n=11. Jede Zeile steht für einen Patienten. In Klammern stehen
die Mittelwerte der Eichstichprobe (n=630).
FAF 1
(4,32)
FAF 2
(4,78)
FAF 3
(5,65)
FAF 4
(4,28)
FAF 5
(6,80)
Offenheit
(5,61)
∑A
(14,75)
8 1 3 4 10 3 12
3 3 6 8 10 9 12
1 2 1 11 8 2 4
5 2 6 6 4 6 13
2 2 4 2 9 6 8
1 3 4 4 6 0 8
4 6 4 4 3 4 14
2 0 3 3 6 4 5
1 0 2 6 7 3 3
4 1 6 3 4 5 11
4 3 4 6 7 7 11 FAF 1: spontane Aggression (A.), FAF 2: reaktive A., FAF 3: Erregbarkeit, FAF 4: Selbst-A./ Depression, FAF
5: A.-Hemmung, Off.: Offenheitswert, ∑A.: Summenaggression
Betrachtet man die Einzelergebnisse, so fällt auf, dass im Faktor
„Selbstaggression bzw. Depression“ (FAF 4), fünf der elf Befragten (45,5%)
erhöhte Werte außerhalb der einfachen Standardabweichung (4,32 ±1,39), davon
sogar zwei (18,1%) außerhalb der zweifachen Standardabweichung erreichten.
Auch im FAF 5 (Aggressionshemmung) fallen erhöhte Einzelwerte auf. Hier lagen
drei Patienten (27,27%) außerhalb der einfachen Standardabweichung
(6,80±1,31), davon zwei (18,1%) außerhalb der zweifachen Standardabweichung.
82
Tabelle 23 Mittelwerte (MW) des FAF der Studienteilnehmer (n=11) im Vergleich zur Norm. Ein
signifikanter Unterschied liegt bei p<0,05 vor(*).
MW Norm p
FAF 1 3,18 4,32 0,108
FAF 2 2,09 4,78 <0,001*
FAF 3 3,91 5,65 0,006*
FAF 4 5,18 4,28 0,277
FAF 5 6,73 6,8 0,922
Offenheit 4,45 5,61 0,157
∑A 9,18 14,75 0,001* FAF 1: spontane Aggression (A.), FAF 2: reaktive A., FAF 3: Erregbarkeit,
FAF 4: Selbst-A./ Depression, FAF 5: A.-Hemmung, Off.: Offenheitswert, ∑A.:
Summenaggression
Abweichungen von der Norm nach unten zeigten sich in drei Items: Der reaktiven
Aggressivität (FAF 2, p<0,001), der Erregbarkeit (FAF 3, p=0,006) sowie in der
Summenaggression (p=0,001), welche sich aus FAF 1 bis FAF 3 zusammensetzt.
Die anderen Werte zeigten keine signifikante Abweichung
(p(FAF 1)=0,108), p(FAF 4)=0,277, p(FAF 5)=0,992, p(Offenheit)=0,157). Zur
Interpretation der Werte siehe die entsprechenden Abschnitte in Material und
Methoden sowie im Diskussionsteil.
83
*
*
*
0
2
4
6
8
10
12
14
16
FAF 1 FAF 2 FAF 3 FAF 4 FAF 5 Offenheit SummeskalaAggressvität
Roh
wer
te
Mittelwerte des FAF
PatientenNorm
* signifkikant (p<0,05)
Abbildung 21 Rohwerte des FAF im Vergleich mit der Normstichprobe, n=11
3.17 Auswertung des TCI
Der TCI dient der Erfassung von Temperament- und Charaktereigenschaften.
Der Fragebogen wurde von zehn Patienten beantwortet, wobei eine Patientin den
Fragebogen bei Frage 180 von 240 abbrach, sodass auch die Daten dieser
Patienten nicht hinreichend ausgewertet werden konnten.
Tabelle 24 Mittelwerte und in Klammern die Standardabweichungen der TCI- Untersuchungen,
signifikante Unterschiede sind mit * markiert (p>0,01).
Dimension des TCIs
Gesunde Deutsche
(n=509)
Bochumer Patienten
(n=9)
p (2-seitig)
* p<0,01
Neugierverhalten 18,9 (5,6) 18,56 (6,0) 0,868
Schadensvermeidung 16,0 (6,1) 17,78 (8,1) 0,527
Belohnungsabhängigkeit 15,5 (3,6) 11,11(2,7) 0,001*
Beharrungsvermögen 4,0 (1,8) 5,11 (1,7) 0,084
Selbstlenkungsfähigkeit 32,5 (6,7) 11,67 (5,5) < 0,001*
Kooperativität 31,7 (5,6) 11,0 (4,4) < 0,001*
Selbsttranzendenz 12,1 (5,4) 22,44 (7,4) 0,003*
84
Die Mittelwerte im Vergleich zu einer deutschen gesunden Stichprobe (n=509)
sind in Tabelle 24 aufgelistet. Signifikante Abweichungen zur Normstichprobe
fanden sich in vier Dimensionen: Die Temperamentskala Belohnungsabhängigkeit
(p=0,001) sowie die Charakterskalen Selbstlenkungsfähigkeit (p<0,001) und
Kooperativität (p<0,001) waren hochsignifikant geringer ausgeprägt, wohingegen
in der Selbsttranszendenz (Charakterskala) höhere Werte als in der Norm zu
verzeichnen waren (p=0,003).
Patienten mit niedrigen Werten für die Skala Belohnungsabhängigkeit werden als
zurückgezogen, zweckorientiert und abgesondert beschrieben. Eine niedrige
Selbstlenkungsfähigkeit zeichnet sich aus durch Unentschlossenheit,
Schwerfälligkeit und geringe Selbstakzeptanz. Geringe Werte in der Skala
Kooperativität schließlich steht für sozial intolerante, kritische Personen mit
destruktiven Tendenzen und fehlenden Grundsätzen.
Demgegenüber bezeichnen hohe Werte für die Skala Selbsttranszendenz
selbstvergessende, kreative Personen, die sich mit dem Universum verbunden
fühlen.
In den anderen Dimensionen für das Temperament zeigte die untersuchte Gruppe
tendenziell höhere Werte als die Gesamtpopulation. Die Unterschiede waren
jedoch nicht signifikant. Das Neugierverhalten war bei den Patienten mit
Suizidversuch nahezu gleichstark ausgeprägt wie in der Normstichprobe (18,9 vs.
18,7, p=0,868).
85
0
5
10
15
20
25
30
35
NS HA RD P SD CO ST
Vergleich der Mittelwerte
PatientenNorm
* hochsignifikant (p < 0,01)NS: Neugierverhalten, HA: Schadensvermeidung, RD: Belohnungsabhängigkeit, P: Beharrungsvermögen, SD: Selbstlenkungsfähigkeit, CO: Kooperativität, ST: Selbsttranszendenz.
Roh
wer
te
**
*
*
Abbildung 22 Mittelwerte der Dimensionen der TCI – Untersuchung, n=1185
86
4 Diskussion
4.1 Methodenkritik und Repräsentativität
Alle verwendeten Fragebögen mit einer Ausnahme sind standardisierte
Fragebögen, der selbst erstellte Fragebogen bezieht sich hauptsächlich auf
biografische Angaben, sodass zwar Fehler nicht vollständig ausgeschlossen
werden können, aber trotzdem davon auszugehen ist, dass die erhobenen Daten
weitestgehend der realen Situation der Patienten entsprachen, sofern die
Patienten nicht Gründe hatten, ihre Aussagen zu verändern. Die durch die
Interviews erhobenen Daten beziehen sich auf subjektive Einschätzungen der
Patienten und können somit Fehlerquellen aufweisen.
Zu beachten sei, dass im Besonderen die psychiatrischen Fragebögen nur eine
punktuelle Situation widerspiegeln und nicht die globale psychische Struktur der
Patienten aufzeigen können. Trotzdem können die Daten gut verwendet werden
um das Follow-up der Studienteilnehmer zu beschreiben.
Die Repräsentativität der untersuchten Gruppe unterliegt einigen
Einschränkungen. Auch wenn die 45 Patienten aus der Aktenrecherche keine
große Fallzahl darstellen, kann davon ausgegangen werden, dass die Patienten
eine Repräsentation der Patienten mit Suizidversuch durch Selbstverbrennung
darstellen, beachtet man, dass es sich um ein seltenes Ereignis handelt und die
Daten sich auf zehn Jahre beziehen und aus über 900 Patienten rekrutiert wurden.
Die elf nachuntersuchten Patienten können nicht als eine statistisch repräsentative
Stichprobe bezeichnet werden. Unabhängig von der geringen Fallzahl sollte hier
berücksichtigt werden, dass nicht alle Überlebenden befragt wurden, weil kein
Kontakt hergestellt werden konnte oder weil die Patienten nicht bereit oder dazu in
der Lage waren, an der Befragung teilzunehmen. Insbesondere letztere Gruppe
könnte die Ergebnisse beeinflusst haben. Es ist möglich, dass diese Patienten ein
schlechteres Follow-up zeigen als die befragten Personen und auf Grund einer
schlechteren psychischen oder physischen Verfassung die Teilnahme an der
Studie ablehnten.
Dessen ungeachtet kann aber aus den ausgewerteten Fragebögen eine Tendenz
entnommen werden, die eine Grundlage für die Anpassung der Therapie und
Betreuung dieses Kollektivs geben kann. Außerdem gibt es bis dato nur wenige
87
Studien, die sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen. Die gesammelten
Daten dieser Untersuchung sind dabei weitaus umfassender als in vergleichbaren
Publikationen, die sich meist bei einer geringen Fallzahl auf wenige Punkte wie
das Ausmaß der Verbrennungen, die Behandlungsdauer, Anzahl der Operationen
oder die Mortalität beschränkten [35, 76, 79, 82, 113]. Vergleichbare Studien mit
einer statistisch repräsentativen Fallzahl existieren nicht. Viele Ergebnisse dieser
Studie beziehen sich auf alle 45 Patienten, was eine vergleichsweise große
Kohorte darstellt.
Um möglichst viele Patienten für die Nachuntersuchung zu rekrutieren und damit
ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erreichen, wurden alle zur Verfügung
stehenden Maßnahmen ergriffen, Kontakt zu den Patienten aufzunehmen (siehe
Material und Methoden). Um die Fallzahl zu erhöhen, sollten in zukünftigen
Studien weitere Brandverletztenzentren einbezogen werden.
4.2 Epidemiologie
Epidemiologische Daten zu Suizidversuchen durch Selbstverbrennung findet man
in der Literatur in nahezu allen Studien, die sich mit diesem Thema befassen,
sodass hier ein ausführlicher Vergleich möglich ist.
4.3 Geschlecht
Hinsichtlich der Geschlechterverteilung finden sich in der Literatur gegensätzliche
Aussagen. Während beispielsweise Wallace und Pegg (1999) wie auch weitere
Studien eine Dominanz männlicher Patienten mit einem Anteil von 68%
beschrieben [55, 79, 106], findet man auch Studien, in denen mehr Frauen zur
Selbstverbrennung neigten [51, 58, 76, 104], so etwa bei O´Donghue (1998), in
dessen Studie 58,3% der Suizid-Brandverletzten weiblich waren [76]. In der
vorliegenden Studie waren männliche Patienten signifikant überrepräsentiert. Das
Überwiegen des männlichen Geschlechts (73,3%) kann dadurch erklärt werden,
dass Frauen tendenziell eher auf so genannte weiche Suizidmethoden wie
Tablettenintoxikationen zurückgreifen, während bei den harten Suizidmethoden,
zu denen auch die Selbstverbrennung gezählt wird, Männer stärker repräsentiert
sind [71].
88
4.4 Alter
Das Durchschnittsalter der Patienten dieser Studie (Insgesamt 38,3 Jahre,
Frauen: 44,5 Jahre, Männer: 36,1 Jahre) geht konform mit den Ergebnissen
anderer Autoren [19, 37, 41, 51]. So berichtete z. B. Castellani (1995), dass
Frauen mit Selbstverbrennung tendenziell älter waren als Männer bei einem
Durchschnittsalter der Gesamtpopulation von 38 Jahren [19]. Demgegenüber
stehen Studien, in denen das Durchschnittsalter deutlich geringer war [63, 67, 74].
Diese Studien stammen allerdings aus Entwicklungs- und Schwellenländern, wie
beispielsweise die Arbeit Mabrouks (2993) [62], in der das Durchschnittsalter der
Patienten mit Selbstverbrennung in einer Klinik Kairos bei 23 Jahren lag. Diese
deutlichen Unterschiede in den Studien lassen sich zumindest teilweise durch
soziokulturelle Unterschiede erklären.
Suizidversuche werden häufig in jungen Jahren und häufiger von Frauen verübt,
nach dem 60. Lebensjahr sind Suizidversuche selten. Bei vollendeten Suiziden
verhält es sich andersherum. Sie treten gehäuft nach dem 60. Lebensjahr auf [61,
71]. Diese Tendenz zeichnete sich auch in den 45 untersuchten Patienten ab:
Personen mit akzidentellen Brandverletzungen waren im Mittel etwa 33 Jahre alt
[29, 31, 47] und entsprachen somit dem Alter der Patienten mit überlebtem
Suizidversuch (34 Jahre). Die Patienten mit vollendetem Suizid hingegen waren
mit 43 Jahre deutlich älter. Auch hier sei darauf verwiesen, dass im Alter die
vollendeten Suizide zunehmen [71].
4.5 Vergleich zu anderen Brandverletzten
Der Anteil der Suizidverbrennungen an allen Brandverletzten, die zwischen 1995
und 2004 im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil
behandelt wurden, lag bei 4,93%. In anderen Studien finden sich für den Anteil der
Suizidenten an der Gesamtzahl der Brandverletzten sehr unterschiedliche
Ergebnisse. In Westeuropa, England, Australien und Israel ist dieses Phänomen
mit 0,4-9% ebenfalls selten [18, 25, 35, 41, 42, 49, 68, 106].
In Südamerika oder Teilen von Afrika und Asien hingegen wird diese Art der
Selbstschädigung deutlich häufiger beobachtet (8,9-46,6%) [57, 74, 77]. Es wird
angenommen, dass der hohe Anteil an Selbstverbrennungen auf die leichte
Verfügbarkeit bei gleichzeitig geringen Kosten brennbarer Flüssigkeiten sowie die
89
oft geringere Lebensqualität im Vergleich zu westlichen Ländern einen
wesentlichen Einfluss ausüben. In unserer Region stehen für selbstschädigendes
Verhalten andere, weniger aggressive Mittel wie z. B. Tabletten zur Verfügung,
was den relativ geringen Anteil der Selbstverbrennungen an allen Brandverletzten
erklären kann.
Zwischen 1995 und 2004 waren nur 26,98% aller im Verbrennungszentrum
behandelten Patienten weiblich; diese Zahlen werden auch in anderen Studien
beschrieben [29, 31, 40]. Die deutliche Dominanz des männlichen Geschlechts bei
Brandverletzten beruht vermutlich darauf, dass Männer häufiger mit Feuer oder
entflammbaren Flüssigkeiten arbeiten als Frauen.
4.6 Prädisponierende Faktoren
Die Geschlechterverteilung, die in dieser Studie vorliegt, deutet darauf hin, dass
das männliche Geschlecht eine höhere Bereitschaft von Selbstverbrennungen hat.
Doch das Geschlecht ist nur ein Teilaspekt und nicht alleiniger Risikofaktor.
Anhand der durchgeführten standardisierten Fragebögen und des selbst erstellten
Fragebogens wurden einige Unterschiede im Vergleich zur Norm
herausgearbeitet, die im Folgenden diskutiert werden.
4.6.1 Soziodemografische Daten zum Zeitpunkt des
Suizidversuchs
Soziale Isolation, fehlende oder konfliktbesetzte Partnerschaften, Hilflosigkeit und
sogenannte Live-Events werden als Risikofaktoren für Suizidversuche gewertet
und traten auch im vorliegenden Patientenkollektiv gehäuft auf. Andere Autoren
berichteten, dass die Mehrzahl der Menschen, die eine Selbstverbrennung
begingen, ledig bzw. geschieden waren oder Probleme in der Partnerschaft hatten
[1, 35, 79, 102, 113]. In einer Untersuchung von Pham und Mitarbeitern (2003) zu
prädisponierenden Faktoren von Selbstverbrennung lebten 81% der Patienten
nicht in einer Beziehung, 25% von ihnen waren geschieden [79]. Zu einem
ähnlichen Ergebnis kamen auch Erzurum und Varcellotti (1999), wonach 90,9%
der selbst zugefügten Verbrennungen von allein lebenden Menschen verursacht
wurden, hiervon waren 81,8% ohne Partner [35].
90
Wagle, Wagle und Apte. (1999) fanden des Weiteren heraus, dass 65% der
Patienten über ein stressbesetztes Erlebnis unmittelbar vor dem Suizidversuch
berichteten [105]. Am häufigsten wurden genannt Arbeitslosigkeit,
Beziehungskonflikte und finanzielle Schwierigkeiten. Die Patienten der Bochumer
Studie berichteten über ähnliche Probleme: Nahezu ein Drittel der Patienten
fühlten sich einsam, nur drei Patienten lebten in einer festen Beziehung.
Paradoxerweise gaben die Patienten zwar an, damals eine eher gute Qualität
sozialer Kontakte insbesondere zu ihren Freunden gehabt zu haben, trotzdem
fühlten sich 72,7% zum damaligen Zeitpunkt einsam und sogar 81,8% gaben an,
sich in einer schwierigen Lebenslage befunden zu haben. Hilflosigkeit, Einsamkeit,
fehlende Partnerschaften und finanzielle Probleme können also, auch in
Bezugnahme auf andere Publikationen, als potenzielle Risikofaktoren für einen
Suizidversuch herausgestellt werden [35, 40, 105]. Dies gilt nicht nur für die
Methode der Selbstverbrennung sondern für Suizidversuche im Allgemeinen.
Die widersprüchlichen Aussagen über gute soziale Kontakte zur Zeit der
Selbstverbrennung einerseits und dem Gefühl der Einsamkeit andererseits lässt
sich nicht abschließend erklären. Möglich ist eine durch die zur Zeit des
Suizidversuchs bestehende psychiatrische Erkrankung bedingte soziale
Rückzugstendenz. Viele psychiatrische Krankheitsbilder können zu einer
begleitenden sozialen Isolation führen, insbesondere bei depressiven Episoden
oder Schizophrenie-Erkrankten [44]. Durch die veränderte Selbsteinschätzung und
Wahrnehmung der Umwelt sowie durch Antriebsmangel bedingt, lehnen die
Patienten soziale Kontakte vermehrt ab, obwohl das soziale Netzwerk durchaus
gut ausgebaut sein kann. Im Rahmen einer psychiatrischen Erkrankung sinkt, vor
allem bei schizophrenen Patienten, das psychosoziale Funktionsniveau [16].
In der vorliegenden Untersuchung konnte keine eindeutige Aussage zum sozialen
Status der Suizidenten gemacht werden. Alle Patienten hatten zum Zeitpunkt der
Selbstverbrennung einen abgeschlossenen Schulabschluss, die Arbeitslosigkeit
war mit 27,3% verhältnismäßig gering. Lediglich Davidson und Braun (1985)
beschrieben in ihrer Arbeit eine vergleichbar geringe Arbeitslosenquote von 38%
[26]. Doch viele andere Studien stellten einen stärkeren Zusammenhang zwischen
Selbstverbrennung und niedrigem sozialen Status her, wobei bis zu 80% eine
geringere Schulbildung hatten oder Analphabeten waren [63, 77]. In weiteren
91
Studien stellte sich außerdem heraus, dass sowohl niedrige Schulbildung, als
auch Arbeitslosigkeit und finanzielle Abhängigkeit Einflussfaktoren sein können [5,
46, 103, 106].
Dagegen gibt es aber auch Publikationen, die keinen eindeutigen Unterschied
hinsichtlich des sozialen Status der Suizidenten durch Selbstverbrennung im
Vergleich zu anderen Selbstverletzungen bzw. Suizidversuchen finden konnten
[78, 95].
Der vergleichsweise hohe soziale Status der untersuchten Kohorte ist nicht
eindeutig begründbar. Man könnte einerseits vermuten, dass die
Selbstverbrennung als Suizidmethode primär von Patienten mit einem guten
sozialen Status gewählt wird. Andererseits ist es allerdings wohl eher
wahrscheinlich, dass es sich um einen nicht repräsentativen Ausschnitt bei kleiner
Patientenzahl handelt.
Anzumerken sei hier noch, dass es gerade in Bezug auf die Schizophrenie eine
sog. Drift-Hypothese gibt [71]: Schizophrenie-Patienten gehören häufig einer
niederen sozialen Schicht an. Jedoch hat sich gezeigt, dass dies meist Folge der
Erkrankung ist und nicht deren Ursache. Durch rezidivierende psychotische
Episoden kann es bei diesen Patienten zum Verlust des Arbeitsplatzes und zu
einem sozialen Rückzug kommen. Da nahezu ein Drittel der befragten Patienten
dieser Studie an einer Schizophrenie erkrankt war, sollte man diese Hypothese bei
der Bewertung des sozialen Status berücksichtigen, auch wenn der soziale Status
in dieser Studie eher höher ist als in bisherigen Publikationen anderer
Arbeitsgruppen.
Es sollte aber bedacht werden, dass die oben genannten möglichen
Einflussfaktoren sowie die weiter unten beschriebenen Faktoren nicht
ausschließlich prädisponierend für Suizide durch Selbstverbrennung sind, sondern
auch für Suizidversuche durch andere Methoden angesehen werden und des
Weiteren Suizidversuche eine multifaktorielle Genese haben [71].
4.6.2 Persönlichkeitsstruktur
Die Charakterdimensionen des TCI sind für die Aufdeckung prädisponierender
Faktoren von Persönlichkeitsstörungen geeignet, während die
Temperamentsvariabeln sich besser dazu eignen, Dispositionen für einige
92
neurotische Störungen wie beispielsweise Angst- und Zwangsstörungen
aufzuzeigen [22].
Hier war in den Items für das Temperament lediglich in der
Belohnungsabhängigkeit eine signifikante Abweichung von der Norm nach unten
hin zu verzeichnen. Mehrere Autoren beschreiben gehäuftes Auftreten von
Persönlichkeitsstörungen bei niedrigen Werten in dieser Dimension. So berichtete
Svrakic 1993, dass geringe Punktwerte für Belohnungsabhängigkeit und
Kooperativität überzufällig häufig bei Patienten mit einer beliebigen
Persönlichkeitsstörung auftraten [97]. Ergänzend dazu konnten Mulder, Joyce und
Cloninger (1994) ein Jahr später nachweisen, dass niedrige Werte für
Belohnungsabhängigkeit mit Cluster-A-Persönlichkeitsstörungen einhergehen [72].
Tatsächlich fand sich in der vorliegenden Studie ein deutlicher Hinweis auf
gehäuftes Auftreten von Persönlichkeitsstörungen, am häufigsten waren hier
jedoch Störungen im Cluster B zu verzeichnen. Diese gehen laut Mulder mit
hohen Werten im Neugierverhalten einher [72], was in der vorliegenden Studie
aber nicht zutreffend war.
Alle drei Charakterdimensionen hingegen fielen durch signifikante Abweichungen
auf. Die beobachteten niedrigen Werte für Selbstlenkungsfähigkeit und
Kooperativität korrelieren mit Angaben aus der Literatur, wonach
Persönlichkeitsstörungen in über 90% der Fälle mit niedrigen Testwerten für
Selbstlenkungsfähigkeit einhergehen, ähnlich verhält es sich mit der Kooperativität
[97]. Häufige Persönlichkeitsstörungen für niedrige Werte der
Selbstlenkungsfähigkeit sind dabei die vermeidend-selbstunsichere
Persönlichkeitsstörung sowie Borderlinestörungen [11].
In der Literatur wird beschrieben, dass Patienten mit durchgemachten
Suizidversuchen signifikant erhöhte Werte in der Dimension der
Selbsttranszendenz erreichen, was auch bei den hier befragten Patienten zutraf.
Übereinstimmend mit Becerra, Paez, Robles-Garcia und Vela (2005) und weiteren
Studien erreichten die Patienten signifikant niedrigere Werte für Kooperativität und
Selbstlenkungsfähigkeit sowie höhere Werte für Schadensvermeidung und
Selbsttranzendenz [10, 12, 66]. Niedrige Testwerte für Kooperativität treten bei
Personen auf, die eher rachsüchtig und destruktiv sind. Dazu kommen das
geringe Verantwortungsbewusstsein, die Neigung gegen sich selbst zu kämpfen
und eine gewisse Unreife, die bei niedrigen Testwerten der
93
Selbstlenkungsfähigkeit beschrieben werden. So könnte es also bei einer
Kombination von niedrigen Werten in diesen beiden Skalen durchaus möglich
sein, dass die Personen destruktive Handlungsimpulse gegen sich selbst richten,
hohe Werte für Schadensvermeidung, die sich in der vorliegenden Studie
tendenziell abzeichneten, deuten auf Personen hin, die eher pessimistisch,
ängstlich und leicht ermüdbar sind. Auch diese Faktoren dürfen als Risikofaktor für
einen Suizidversuch gesehen werden.
In der Auswertung des SKID-II-Fragebogens fällt auf, dass jeder der elf Patienten
für mindestens eine Persönlichkeitsstörung die Cutt-Off-Werte überschritt. In
wiefern sich dies auf die Bereitschaft zur Selbstverbrennung auswirkt, ist nicht
sicher belegbar. Es ist jedoch bekannt, dass 40-60% aller Patienten in
psychiatrischer Behandlung unter einer Persönlichkeitsstörung leiden [61], über
80% der nachbefragten Patienten hatten zur Zeit der Selbstverbrennung
mindestens eine Episode einer psychiatrischen Erkrankung erlebt und auch aus
der Aktenrecherche geht hervor, dass ein Großteil der Patienten psychiatrisch
erkrankt waren. Laut ICD-10-Diagnosekriterien zeichnen sich
Persönlichkeitsstörungen durch von der Norm abweichende unflexible,
unangepasste Erfahrungs- und Verhaltensmustern in folgenden Bereichen aus:
Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und zwischenmenschlichen Beziehungen.
Diese abweichenden Verhaltensmuster können sich beispielsweise auch als
selbstschädigendes Verhalten ausdrücken. Dass eine Persönlichkeitsstörung per
se als Risikofaktor für eine Selbstverbrennung verantwortlich zu machen ist, lässt
sich aber nicht konstatieren. Auch ist es nicht möglich, eine bestimmte Störung als
prädisponierend für die suizidale Handlung zu nennen: In der untersuchten
Population war keine Persönlichkeitsstörung überdurchschnittlich häufig vertreten.
Dennoch sollte bei Personen mit Persönlichkeitsstörungen in akuten
Krisensituationen immer an die Gefahr der Eigengefährdung gedacht werden um
ggf. frühzeitig zu intervenieren.
Eine Reihe von Untersuchungen fanden erhöhte Aggressivität und Impulsivität bei
Personen mit Suizidversuchen und vollendeten Suiziden [12, 66, 69, 96].
Impulsivität spielt demnach vermutlich eine wichtige Rolle in der Pathogenese
suizidalen Verhaltens, sowohl als situative als auch als überdauernde Eigenschaft.
94
Der verwendete FAF zur Erfassung der Aggressivitätsfaktoren dieser Studie gab
keine Aussage über die Impulsivität der Patienten. Erhöhte Werte für Aggression
gegen andere Lebewesen konnten nicht nachgewiesen werden, jedoch zeigte sich
eine Tendenz zu erhöhten Werten der Selbstaggression und Depressivität. Hiermit
verknüpft sind eine allgemeine Unzufriedenheit und eine negative Einstellung zum
Leben. Die Selbstaggression kann sich durch Selbstvorwürfe, Schuldgefühle oder
auch Autoaggressionen bis hin zu Suizidhandlungen ausdrücken [43].
Ein gewisses Maß an Selbstaggression ist eine logische Voraussetzung für
selbstverletzende Handlungsimpulse. Im Rahmen akuter affektiver oder
schizophreniformer Erkrankungen können jedoch selbstaggressive Tendenzen
auch entgegen der eigentlichen Persönlichkeitsstruktur auftreten [39]. Dies könnte
erklären, warum die Werte für dieses Item nur bei einigen Patienten, insgesamt
jedoch nicht signifikant erhöht sind.
Niedrige Testwerte für die reaktive Aggression (FAF 2), wie in dieser Studie
beobachtet, deuten darauf hin, dass die Personen zur Beseitigung von
Hindernissen aggressive Verhaltensstile, z. B. in Form von Rache eher meiden
und ablehnen [43]. Der Aggressionsfaktor „Erregbarkeit“ (FAF 3) beschreibt das
affektive Ansprechen auf Außenreize mit den Reaktionen Wut und Ärger. Niedrige
Testwerte stehen für eine geringe Affizierbarkeit. Möglicherweise zeigen diese
Personen die Aggression nicht nach außen, sondern richten sie stattdessen
innerlich gegen sich selbst. Diese Theorie passt auch zu den erhöhten Werten der
Dimension der Selbsttranszendenz aus dem TCI, die als seelische Isolation
gedeutet werden kann. Die Selbstverbrennung wäre demnach eine
Selbstbestrafung und kann in diesem Zusammenhang auch eine Erklärung für die
Wahl der aggressiven Methode sein.
Die Summenaggression setzt sich aus der Summe der Faktoren FAF 1 bis 3
zusammen und kann die nach außen gerichtete Aggressionsbereitschaft
repräsentieren [43]. Auch hier zeigten sich signifikante Abweichungen nach unten,
also zu einer eher geringen Aggressionsbereitschaft, was aber eine
Aggressionslenkung gegen sich selbst nicht ausschließt. Während gesunde
Menschen also in gewissem Maße Aggressionen nach außen tragen, scheint das
untersuchte Patientenkollektiv dies nicht gemacht zu haben sondern die
95
Aggressionen im ihrem Inneren angestaut und sie möglicherweise gegen sich
selbst gelenkt zu haben.
Bei den Einzelergebnissen zeigten sich außerdem in der Dimension
„Aggressionshemmung“ (FAF 5) teilweise erhöhte Werte. Das spricht für eine
selbstquälerische Gewissensaktivität und Untergebenheit [43]. Dies kann sich
beispielsweise auch in der Tendenz zum internaler Attribution äußern. Das Prinzip
der internalen Attribution besagt, dass Personen Situationen durch sich selbst
bedingt betrachten. Dies kann unter anderem auch beim depressiven
Attributionsstil beobachtet werden. Hier werden Misserfolge dem eigenen
Verschulden zugeschrieben, Erfolge hingegen als external bedingt [83]. Dies führt
wiederum zur Selbstentwertung. Jedoch ist eine internale Attribution nicht
zwangsläufig mit einem verminderten Selbstwertgefühl verbunden.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Patienten eher nicht zu aggressiven
Verhaltensweisen gegen andere Personen neigten, fraglich aber die Aggressionen
gegen sich selbst richteten, auch wenn die Bereitschaft zur Selbstaggression bzw.
Depressivität nur tendenziell und nicht signifikant höhere Werte als in der
Eichstichprobe aufwiesen. Ein Vergleich der Ergebnisse des FAFs mit anderen
Studien ist nicht möglich, da vergleichbare Studien nicht den FAF verwendeten.
4.6.3 Vorerkrankungen
Wie auch in anderen Studien zu Suizidversuchen beschrieben, litten sehr viele
Patienten unter einer psychiatrischen Vorerkrankung [18, 35, 52]. Die Ergebnisse
des SKID-I zeigen, dass nahezu die Hälfte der nachbefragten Patienten bereits
eine oder mehrere depressive Episoden in ihrem Leben durchgemacht hatten.
Außerdem ging aus der Aktenrecherche und den Angaben der Patienten hervor,
dass auch psychotische Störungen vermehrt vorlagen, selbst wenn diese nach
den Diagnosekriterien des SKID-I nur bei zwei Patienten diagnostizierbar waren.
Signifikant gehäufte psychiatrische Anamnesen unter Patienten mit
Selbstverbrennung werden in zahlreichen Studien zu diesem Thema erwähnt [6,
18, 19, 35, 37, 41, 46, 48, 55, 68, 76, 79, 89, 99, 101]. Im Einklang mit dem
Ergebnis der vorliegenden Untersuchung werden häufig Schizophrenie, affektive
Störungen (insbesondere depressive Erkrankungen) und Persönlichkeitsstörungen
96
mit variierenden Häufigkeiten zwischen 43,3% [101] bis hin zu 90,9% [35]
genannt. Möller schreibt in seinem Buch „Psychiatrie und Psychotherapie“, dass
„besonders grausam und oft bizarr erscheinende Suizidmethoden, wie z. B. sich
selbst zu verbrennen (…) häufig von Patienten mit akuten Psychosen gewählt“
werden [71]. Unterstützt wird dies auch durch eine Studie von Tuohig und seinen
Mitarbeitern, in der 60% der Patienten mit Suizidversuch entweder an einer
Depression oder an einer chronisch paranoiden Schizophrenie litten [102].
Für Verbrennungen in suizidaler Absicht sind die oben genannten Diagnosen aber
anscheinend keine spezifischen, charakteristischen psychiatrische Diagnosen,
diese decken sich vielmehr mit den Diagnosen bei Suizidmethoden jeglicher Art
(vgl. Einleitung 1.2.4).
Weiterhin besteht in dem Patientenkollektiv gehäuft eine Substanzabhängigkeit,
insbesondere sei hier die Alkoholsucht genannt. Krummen, James und Klein
(1998), Ho und Ying (2001) als auch diverse andere Autoren weisen dem
Drogenmissbrauch und dem Alkoholabusus eine wesentliche Bedeutung als
Risikofaktor zu. Sie beziffern den Anteil der Alkoholerkrankten und
Drogenabhängigen mit bis zu 35% [19, 35, 46, 55, 79, 106]. Es wird in der
Literatur auch beschrieben, dass Alkoholkranke gehäuft einen Suizidversuch in
der Vorgeschichte und möglicherweise eine 60-120-fach höhere Suizidgefährdung
haben als die Gesamtbevölkerung [73]. Aus dem selbst erstellten Fragebogen
ging hervor, dass auch im untersuchten Patientenkollektiv ein erhöhtes
Suchtpotenzial vorhanden war. Etwa ein Drittel trank häufiger als viermal in der
Woche Alkohol, der Konsum härterer Drogen hingegen wurde nur von einem
Patienten angegeben.
Von 14 Patienten der Studie ist bekannt, dass sie vor der Selbstverbrennung
bereits mindestens einen vorherigen Suizidversuch unternommen hatten,
demgegenüber standen 15 Patienten, die in der Vorgeschichte keinen
Suizidversuch unternommen hatten. Diese Ergebnisse stützen frühere
Untersuchungen, in den beschrieben wird, dass Suizidversuche in der
Vorgeschichte einen wesentlichen Risikofaktor für weitere Suizidversuche
darstellen [1, 14, 89, 113]. Besonders hoch, so Möller, sei das Risiko in den ersten
12 Monaten nach einem Suizidversuch [71]. Zor und Mitarbeiter (2005) [113]
beschrieben, dass 70% der Patienten früher bereits suizidales bzw.
97
selbstverletzendes Verhalten gezeigt haben. Erzurum und Mitarbeiter [35] gaben
sogar eine Rate früherer Suizidversuche (Selbstverletzung nicht eingeschlossen)
von 63% an, wobei meist anderen Methoden als Selbstverbrennung gewählt
worden waren. Auch andere Autoren geben an, dass die Suizidmethoden vor der
Selbstverbrennung keine Brandverletzungen beinhalteten [1, 35, 79], was mit den
vorliegenden Ergebnissen konform geht. Häufigste Methode früherer
Suizidversuche war in dieser Studie die Tablettenintoxikation.
Beim vollendeten Suizid steht in Deutschland das Erhängen als harte Methode an
erster Stelle, Suizidversuche hingegen beruhen in 2/3 d.F. auf eine Intoxikation mit
Schlaftabletten (vgl. Einleitung 1.2.3) [71].
In der untersuchten Stichprobe waren nach Intoxikationen, die die häufigste
Methode früherer Suizidversuche darstellte, an zweiter Stelle häufig Schnitt- und
Stichverletzungen zu nennen, dies steht also im Einklang mit den bisherigen
Publikationen.
Hinsichtlich der psychiatrischen Anamnese kann man folgende
Schlussfolgerungen ziehen:
Psychiatrische Vorerkrankungen sind bei Patienten mit Suizidversuchen
jeder Methode häufig.
Besonders häufig finden sich affektive und psychotische Störungen sowie
Persönlichkeitsstörungen.
Frühere Suizidversuche stellen einen wichtigen Risikofaktor für weitere
Suizidversuche dar.
Aus der psychiatrischen Erkrankung und der Methode früherer
Suizidversuche lässt sich keine Risikoabschätzung für
Selbstverbrennungen ableiten. Welche Methode für weitere suizidale
Handlungen gewählt werden, lässt sich nicht vorhersehen. Jedoch ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die Selbstverbrennung wiederholt als
Suizidmethode gewählt wird, sehr gering.
4.7 Verbrennungsgenese
Bei 38 der 45 Patienten wurden die Brandverletzungen durch offenes Feuer
verursacht, davon in 29 Fällen in Verbindung mit einer brennbaren Flüssigkeit.
Diese Art der Inbrandsetzung wird in vielen Studien als die mit Abstand häufigste
98
Genese angegeben [2, 48, 79, 81, 101, 106, 113]. In der Arbeit von Wallace und
Pegg [106] beispielsweise sind Flammen in 68% der Fälle für die Verbrennungen
ursächlich. An zweiter Stelle stehen bei dieser Studie elektrische Verbrennungen,
die 14% der Patienten aufwiesen.
Dabei wird besonders die Selbstentzündung (einschließlich Inbrandsetzung der
Kleidung) durch offenes Feuer in anderen Studien als häufigster Mechanismus der
Inbrandsetzung genannt, des Weiteren wird regelmäßig über Bettenbrand,
Inbrandsetzung des Hauses oder des Autos berichtet [42, 91].
Wurde ein Brandbeschleuniger benutzt, so griffen die meisten Personen dieser
Studie zu Benzin (58,6%), gefolgt von Spiritus (20,7%). Weniger häufig wurde
Terpentin genutzt (6,9%) und in 13,8% ließ sich nicht feststellen, welche
Flüssigkeit benutzt wurde. In der Literatur findet man relativ wenige Studien mit
Angaben über die verwendete Flüssigkeiten mit starken regionalen
Schwankungen. In Ländern mit westlicher Kultur scheinen, wie auch in dieser
Studie, Spiritus und Benzin die am häufigsten verwendeten Brandbeschleuniger
zu sein [23, 65, 90]. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich die leichte Verfügbarkeit
dieser Flüssigkeiten hierzulande.
Die Studiengruppe von Mzezewa (1999) [74] berichtete hingegen in einer in
Simbabwe durchgeführten Studie, dass nahezu alle Opfer flüssiges Paraffin
benutzten, welches dort unter den ärmeren Bevölkerungsgruppen zur Beleuchtung
und zum Kochen verwendet wird. Eine weitere Studie aus Kairo berichtet, dass
Kerosin, was dort zum Kochen verwendet wird und somit überall verfügbar ist, die
am häufigsten benutzte Substanz sei [63].
Benzin und Spiritus sind in hierzulande in vielen Haushalten zu finden, sodass die
Verwendung dieser Substanzen nahe liegt. Die Verwendung einer brennbaren
Flüssigkeit an sich ist nachvollziehbar, bedenkt man, dass es das Ziel der
Personen ist, sich möglichst tödlich zu verletzten. Durch die Benutzung von
Benzin oder ähnlichem wird dieses Ziel wahrscheinlicher. Der Mensch an sich ist
auf Grund seines hohen Wassergehaltes nicht leicht entflammbar.
99
4.8 Verletzungsausmaß
Im folgenden Abschnitt soll diskutiert werden, wie stark das Verletzungsausmaß
durch Selbstverbrennung ist und ob sich Unterschiede zu Brandverletzungen im
Rahmen eines Unfalls zeigen. Mögliche Ursachen werden diskutiert.
4.8.1 Anteil der verbrannten Körperoberfläche und
Verbrennungstiefe
Die mittlere vKOF aller Patienten (n=45) lag bei 45,3±27,9% (25.Quartil: 22,5%,
75.Quartil: 69%). Patienten, die die Selbstverbrennung nicht überlebten, hatten mit
70,8% vKOF signifikant ausgedehntere Verbrennungswunden als die
Überlebenden (27%vKOF).
Insgesamt variieren die Angaben über die durchschnittliche vKOF
selbstzugefügter Verbrennungen in der Literatur erheblich mit Werten zwischen
1,6 [48] und 64,4% [1, 19, 35, 82, 113]. Die Veröffentlichungen, in denen die vKOF
relativ gering angegeben wurde, sind Studien, die nicht zwischen suizidaler und
selbstverletzender bzw. selbstverstümmelnder Absicht unterscheiden. Einige
Studien, die diese beiden Gruppen separat untersuchten, stellten heraus, dass die
Selbstverletzer sich signifikant geringer ausgedehnte Verbrennungen zufügten als
Patienten, die sich tatsächlich das Leben nehmen wollten [1, 106]. Besonders
eindrucksvoll ist der Unterschied zwischen diesen beiden Patientengruppen in der
Studie von Wallace und Pegg [106]: Patienten mit suizidaler Absicht hatten
hiernach eine mittlere vKOF von 37,7%, im Vergleich dazu waren bei den
Selbstverletzern nur 1,7% der Körperoberfläche verletzt. Somit wiesen sie sogar
eine geringere Fläche als Unfallopfer auf, die durchschnittlich etwa 10% ihrer
Körperoberfläche verbrannt hatten.
Bezogen auf alle Schwerbrandverletzten, die zwischen 1995 und 2004 in Bochum
behandelt wurden, ergab sich eine mittlere vKOF von 18,21%. Auch andere
Studien geben für das Verbrennungsausmaß akzidenteller Brandverletzungen
deutlich niedrigere Werte als bei der Selbstverbrennung an [2, 82, 104, 106]. Ali
und seine Mitarbeiter beispielsweise beschrieben, dass bei nahezu zwei Drittel der
Patienten weniger als 10% der Haut betroffen sind [2]. Der Unterschied ist damit
zu erklären, dass selbst zugefügte Verbrennungen das Ziel zur Selbstschädigung
bis hin zur Selbsttötung haben, wohingegen die übrigen Verbrennungspatienten
nach Möglichkeit versuchen, das Feuer zu bekämpfen, sich aus der Gefahrenzone
100
zu entfernen und frühzeitig Hilfe holen. Durch die Verwendung brennbarer
Flüssigkeiten bei gleichzeitig häufig fehlenden Löschversuchen mit entsprechend
längerer Kontaktzeit des Feuers wird auch der hohe Anteil tiefer Verbrennungen
erklärt.
79,5% der Patienten wiesen drittgradige Verbrennungen auf. Auch dieses
Ergebnis steht im Einklang mit anderen Studien, die beschrieben, dass die
meisten Patienten mit Selbstverbrennung zweit- oder drittgradige sowie tiefe
dermale Verbrennungen aufweisen [2, 41, 101, 104]. Erklärbar ist das ebenfalls
durch die längere Kontaktzeit mit dem Feuer.
4.8.2 Betroffene Körperregionen
Verbrennungen im Kopfbereich waren bei 34 Patienten zu verzeichnen, die mit
einer Ausnahme zweit– bis drittgradig waren. Gerade Verbrennungen im
Kopfbereich korrelieren häufig mit dem Vorhandensein eines IHT, was sich auch
hier zeigte: Es erlitten 79,4% der Patienten mit Verbrennungen im Gesichtsbereich
zusätzlich ein IHT. Diese hohe Korrelation ist dadurch bedingt, dass bei
Verbrennungen im Gesichtsbereich oft auch die Atemluft so heiß ist, dass
Lungenschäden resultieren.
Leider findet man nur in wenigen Studien Angaben zur Lokalisation der Wunden
und weitere Charakteristika der Brandverletzungen. Wird dieser Aspekt
beschrieben, werden Kopf, Hals, Hände und Thorax als häufigste Lokalisationen
genannt [1, 14, 19, 48, 82, 101]. Zu diesem Ergebnis kam auch die vorliegende
Studie. Zusätzlich war die untere Extremität mit 62,8% verhältnismäßig häufig
betroffen, diese wurde aber hauptsächlich durch Verbrennungen des
Oberschenkels (62,8% d. F.) bedingt und kann somit als Ausdehnung der
Verbrennung über den Rumpf hinaus gewertet werden, zumal die mittlere
Verbrennungsfläche der Oberschenkel mit 7,2% relativ gering ausgeprägt war.
Das Verteilungsmuster der Verbrennungen ist nachvollziehbar, bedenkt man, dass
viele Patienten Brandbeschleuniger benutzten und sich wahrscheinlich zuvor mit
diesem übergossen hatten: Die Flüssigkeit verteilte sich vom Kopf abwärts
besonders auf den Rumpf mit Ausdehnung auf die Extremitäten.
In einer Studie von Reiland und Mitarbeitern (2006). wurde die Häufigkeit
betroffener Körperregionen analog zu dieser Studie beschrieben. Weiterhin
101
verglichen Reiland und seine Mitarbeiter die selbst zugefügten Verbrennungen mit
denen aller Brandverletzten [82]. Dabei zeigten die Patienten mit selbst
zugefügten Verbrennungen tendenziell ein ähnliches Verteilungsmuster wie die
Patienten aus dem Bochumer Verbrennungszentrum (s. Tab. 25).
Tabelle 25 Lokalisation der Verbrennungen. Vergleich der vorliegenden Studie mit den
Ergebnissen von Reiland[82]; 1 SV=Selbstverbrennung
% d.F. der Bochumer Studie
n=43
% d. F. mit SV1 n. Reiland
n=35
% d.F. mit Brandverletzungen anderer Genese n. Reiland
n=2900
Kopf, Hals 79,1 62,9 49,5
Rumpf 76,7 74,3 43,6
Gesäß, Genitalien 55,8 17,1 13,4
Obere Extremität 88,4 77,1 70,2
Untere Extremität 62,8 60,0 42,9
Reiland konnte einen signifikanten Unterschied in der Verteilung der Brandwunden
zwischen Selbstverbrennung und akzidentiellen Brandverletzungen feststellen; die
obere Extremität war jedoch in beiden Gruppen häufig mitbetroffen, hier lag kein
signifikanter Unterschied vor.
Betrachtet man die Werte, fällt auf, dass in der vorliegenden Studie deutlich
häufiger das Gesäß und die Genitalien betroffen waren als bei Reiland
beschrieben. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass die Verbrennungen dieser
Studie generell ausgeprägter waren als in der von Reiland untersuchten Kohorte
(45,3%vKOF vs. 31,1%vKOF) und sich somit ggf. die Verbrennungen des
Rumpfes bei den Bochumer Patienten häufiger bis zu den Genitalien, dem Gesäß
und den Oberschenkeln fortsetzen. Unterstützend kann man hier eine Studie von
Malic nennen: Auch er fand heraus, dass bei selbst zugefügten Verbrennungen
häufig die Oberschenkel mitbetroffen sind [65].
102
4.9 Mortalität und ABSI-Score
Die Mortalität der hier untersuchten Patientenpopulation lag, ähnlich anderer
Studien (mittlere Sterberate 31%), bei 40% [1, 18, 19, 48, 81, 82, 101, 106, 113].
Die Arbeitsgruppe von Aickel (2001) [1] unterschied in ihrer Studie zwischen
Patienten, die sich durch die Selbstverbrennung das Leben nehmen wollten und
Patienten, die sich lediglich selbst verletzen wollten. In der Gruppe der
Suizidversuche lag die Mortalität mit 71% deutlich höher als in der Gruppe der
Selbstverletzer (7%). Auch andere Autoren beschrieben zwischen diesen beiden
Populationen einen Unterschied [18, 91]. Der Grund hierfür ist, dass die Patienten
mit Suizidabsichten sich ausgedehntere und somit lebensgefährlichere
Verletzungen zuziehen als Patienten, die sich zwar selbst schädigen, aber nicht
das Leben nehmen wollen.
Die Todesrate aller zwischen 1995 und 2004 im Verbrennungszentrum
behandelten Brandverletzten lag mit 15,68% deutlich unter der Mortalität der
Patienten dieser Studie, was primär auf das geringere Verbrennungsausmaß
(mittlere vKOF: 18,21%) und auf die geringere Rate an Inhalationstraumata
zurückzuführen ist.
Panjesahhin konnte 2001 mit seiner Arbeitsgruppe eine signifikant höhere
Mortalitätsrate nachweisen, wenn mehr als 70% der Körperoberfläche verbrannt
waren [77]. Ähnliche Ergebnisse spiegeln sich sowohl in dieser Studie als auch in
einer Untersuchung von Mzeewa und seinen Mitarbeitern wieder [75].: Keiner der
Bochumer Patienten mit einer vKOF von 69% oder mehr überlebte die
Brandverletzung.
Um die Sterbewahrscheinlichkeit bei Schwerbrandverletzten abschätzen zu
können, entwickelte Tobiasen 1982 den heute international gültigen Abbreviated
burn severity index (ABSI). Der Score setzt sich aus den fünf Variablen
Geschlecht, Alter, IHT, Vorhandensein einer drittgradigen Verbrennung und
%vKOF zusammen. Für jeden Parameter werden Punkte vergeben und
aufsummiert, aus der sich dann eine Sterbewahrscheinlichkeit bestimmten lässt
[100]. Ab zehn Punkten spricht man von einer kritischen Prognose (s. Tab. 26).
103
Tabelle 26 Parameter, Punkteverteilung und daraus resultierende Sterbewahrscheinlichkeit nach
dem ABSI-Score [100].
Parameter Punkte Parameter Punkte
Geschlecht %vKOF
Mann 0 1-10% 1
Frau 1 11-20% 2
Alter 21-30% 3
0-20 Jahre 1 31-40% 4
21-40 Jahre 2 41-50% 5
41-60 Jahre 3 51-60% 6
61-80 Jahre 4 61-70% 7
>80 Jahre 5 71-80% 8
IHT 1 81-90% 9
Verbrennungen III° 1 91-100% 10
Gesamtpunktzahl Sterbewahrscheinlichkeit
2-3 <1%
4-5 2%
6-7 10-20%
8-9 30-50%
>10 60-80%
Die hier untersuchte Patientenkohorte wies einen mittleren ABSI-Score von 9,23
und verteilte sich zwischen vier und 16 Punkten, sodass sowohl leichte, als auch
schwerwiegende, über das kritische Maß hinausreichende Verbrennungen
vertreten waren. Die Überlebenden hatten im Durchschnitt einen ABSI-Wert von
7,04 (Sterbewahrscheinlichkeit 10-20%), die Verstorbenen lagen mit 12,28
Punkten signifikant höher und erreichten alle zehn oder mehr Punkte. Dies spricht
für schwerwiegende Verbrennung mit einer geringen
Überlebenswahrscheinlichkeit von weniger als 20 bis 40%.
In der Literatur lassen sich nur wenige Studien finden, die den Index in ihre
Berechnungen einbeziehen, die meisten dieser Studien beziehen sich dabei auf
Brandverletzungen jeglicher Art. Nur Daniels und ihre Mitarbeiter gingen in ihrer
Arbeit über selbst verursachte Brandverletzungen auch auf diesen Wert ein und
kamen zu einem vergleichbaren Ergebnis. Dort liegt der ABSI-Wert bei Patienten
104
mit Selbstverbrennung zwischen drei und 15 Punkten mit einem Mittel von 11,2
Punkten, einer Sterbewahrscheinlichkeit von 60-80% entsprechend [25].
Vergleicht man die Sterbewahrscheinlichkeit laut ABSI-Score mit der tatsächlichen
Mortalität ergibt sich folgendes Bild:
Bei einem mittleren ABSI-Score von 9,23 Punkten liegt die
Sterbewahrscheinlichkeit bei 30-50%, die tatsächliche Mortalität mit 40% lag also
in dem zu erwartenden Bereich.
In der Gruppe der Überlebenden lag der Mittelwert des ABSI-Scores bei 7,02
Punkten, was einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 80-90% entspricht.
Der ABSI-Wert in der Gruppe der Verstorbenen lag im Mittel bei 12,28 Punkten.
Ab zehn Punkten liegt die Sterbewahrscheinlichkeit über 60-80%, sodass der
Index auch in dieser Gruppe prädiktiv eine große Treffsicherheit aufweist.
Folgende Schlussfolgerungen sind möglich:
Der ABSI-Score scheint ein geeignetes Maß für die Abschätzung der
Sterbewahrscheinlichkeit bei Patienten mit selbst zugefügten
Verbrennungen zu sein.
Patienten mit selbst zugefügten Verbrennungen weisen zwar eine höhere
Mortalität auf als Patienten mit akzidentellen Brandverletzungen, jedoch ist
dies auf das höhere Ausmaß der Verletzungen und nicht auf ein per se
erhöhtes Risiko zurückzuführen.
In der Literatur gibt es zu letztgenanntem Punkt divergierende Ansichten:
Während Rashid und seine Mitarbeiter zum gleichen Ergebnis kamen wie oben
beschrieben [80], beschrieb Castellani eine über das erwartete Maß
hinausgehende Mortalität (p<0,1) [19]. Er verwendete jedoch anstatt des ABSI-
Scores den weniger geläufigen Roi´s Index [9, 85]. Hierbei handelt es sich um
einen Index zur Risikoabschätzung der Mortalität, welcher die Faktoren Alter,
Geschlecht, perineale Beteiligung, Verbrennungstiefe, Zeit zwischen Verbrennung
und Krankenhausaufnahme, vKOF und Anteil der tief greifenden Verbrennungen
berücksichtigt. Als Begründung für die erhöhte Mortalität gab Castellani weitere
Risikofaktoren an: Malnutrition, medikamentöse Immunsuppression zur
Infektionsvermeidung und geringe Compliance könnten demnach eine Erklärung
sein und sollten sicherlich bei selbst zugefügten Verbrennungen bedacht werden.
Auf diese Patientengruppe sollte in jedem Fall zum einen auf Grund der häufig
105
ausgedehnten Verbrennungen und zum anderen hinsichtlich ihrer psychischen
Situation im klinischen Alltag ein besonderes Augenmerk liegen.
4.10 Behandlungsverlauf
Einen wichtigen Einflussfaktor auf die Mortalität hat neben dem Ausmaß der
Verbrennung auch eine adäquate Therapie der Brandwunden und ihrer
Komplikationen. In der untersuchten Patientengruppe gab es sowohl Patienten,
die primär im Verbrennungszentrum therapiert wurden, als auch Patienten, die
zunächst in einem Krankenhaus ohne Spezialisierung behandelt wurden. Dies
sowie der weitere Behandlungsverlauf mit möglichen Vor- oder Nachteilen sollen
im Folgenden betrachtet werden.
4.10.1 Primärversorgung
Primär nicht im Verbrennungszentrum wurden 44,4% der Patienten behandelt. Die
betroffene Hautoberfläche war mit 32,1% signifikant geringer als in der Gruppe,
die unmittelbar in die Bochumer Klinik eingewiesen wurden (56,9%vKOF).
Dennoch war der Unterschied in der Komplikations- und Mortalitätsrate zwischen
diesen beiden Gruppen nicht signifikant sondern zeigte lediglich eine Tendenz an.
Weiterhin war die tatsächliche Mortalität in der Gruppe der nicht primär in Bochum
versorgten Patienten höher, als nach dem ABSI-Score zu erwarten gewesen wäre:
Die Sterbewahrscheinlichkeit nach ABSI lag bei 10-20%, die tatsächliche
Mortalität betrug 25%. Demgegenüber steht bei den Patienten, die unmittelbar im
Verbrennungszentrum behandelt wurden, eine geringere Mortalitätsrate als aus
den ABSI-Werten zu erwarten wäre (Sterbewahrscheinlichkeit nach ABSI 60-80%,
tatsächliche Mortalität 52,0%).
Das Outcome von Schwerbrandverletzten ist also bei einer Primärversorgung im
Verbrennungszentrum tendenziell besser als bei einer Primärversorgung in nicht
spezialisierten Kliniken. Deswegen sollten Patienten mit schwerwiegenden
Verbrennungen möglichst frühzeitig in ein spezialisiertes Zentrum transportiert
werden. Der bessere klinische Verlauf ist dadurch begründet, dass im
Verbrennungszentrum das medizinische Personal auf Verbrennungen geschult ist,
106
Abläufe besser ineinander greifen und nicht zuletzt durch die größere Erfahrung
des medizinischen Personals.
4.10.2 Stationäre Aufenthaltsdauer
Die Dauer des stationären Aufenthaltes bei Brandverletzten durch selbst
zugefügte Verbrennungen war signifikant höher als bei Unfallopfern.
Auch andere Autoren beschrieben diese Diskrepanz [79, 82, 99, 105].
Tarrier und seine Forschungsgruppe beschrieben 2005 eine mittlere
Hospitalisationsdauer von Patienten mit selbst zugefügten Verbrennungen von
42,5 Tagen (Median 83,5 Tage) gegenüber von 11,9 Tagen (Median 8 Tage) bei
Unfallopfern [99] und auch Wallace und Pegg beschrieben eine dreifach längere
Aufenthaltsdauer der selbst zugefügten Verbrennungen gegenüber akzidentellen
Brandverletzungen [105].
Als Ursache für die längere Hospitalisation bei Selbstverbrennungen dürfte primär
das deutlich höhere Ausmaß der Verbrennungen ausschlaggebend sein. Wie
bereits beschrieben, sind die Verbrennungen zum einen großflächiger und zum
anderen höhergradig als bei akzidentiellen Brandwunden. Unabhängig von der
Genese benötigen solch gravierende Wunden eine langwierigere Therapie als
oberflächliche, kleinflächige Verletzungen. Im engen Zusammenhang mit der
längeren stationären Aufenthaltsdauer können ebenfalls das gehäufte Vorliegen
von Inhalationstraumata, verbunden mit Intubation und Beatmung der Patienten
stehen. Beatmungsassoziierten Pneumonien verlängern die Hospitalisationsdauer
zusätzlich. Insgesamt sind bei ausgedehnten und schweren Verbrennungen die im
Ergebnisteil sowie weiter unten erwähnten Komplikationen ein bedeutender
Einflussfaktor der Behandlungsdauer.
Ob und in wie fern die psychische Belastung zur Verlängerung der Hospitalisation
beiträgt, lässt sich an Hand der ermittelten Daten nicht beurteilen.
4.10.3 Chirurgische Behandlung
Nahezu alle 45 Patienten erhielten eine operative Versorgung der Brandwunden,
lediglich fünf Patienten, die mit einer Ausnahme kurz nach der Aufnahme
verstarben, wurden nicht operiert.
107
Die Patienten, die die Folgen der Verbrennung nicht überlebten, erhielten im Mittel
1,9 Operationen. Diese geringe Anzahl ist durch das hohe Verbrennungsausmaß,
kardiopulmonale Instabilität und damit fehlende Operationsfähigkeit und den
daraus resultierenden zeitnahen Tod der Patienten zu erklären.
Die Überlebenden erhielten im Mittel 4,3 Operationen mit einer Streuung zwischen
einer und sechs Operationen.
Häufig durchgeführte chirurgische Therapiemaßnahmen waren Nekrosektomien
(tangential und epifaszial), Escharotomien, Debridement und
Spalthauttransplantationen. Die Transplantation von Haut erfolgte an ästhetisch
bedeutsamen Körperstellen wie den Händen oder im Gesicht ungemesht, an den
anderen Körperregionen dagegen meist gemesht.
In der Literatur findet man Angaben über die Anzahl der Operationen bei selbst
zugefügten Verbrennungen zwischen 1,7 und 3,5 Operationen pro Patient [1, 18,
37, 41, 79, 101, 104, 113]. Die häufigsten Eingriffe sind ebenfalls Nekrosektomien,
Hauttransplantationen und Wund-Debridement.
Prinzipiell ist die chirurgische Behandlung der Selbstverbrennungen identisch mit
der aller übrigen Brandverletzungen [1, 14].
4.10.4 Psychologische/ Psychiatrische Behandlung
Außer zwei Patienten hatten alle Überlebenden mindestens einmal die
Möglichkeit, mit einem Psychiater oder Psychologen zu reden. Warum zwei
Patienten keine psychiatrische Betreuung bekamen, ist unklar. Möglich ist, dass
die Patienten dies ablehnten oder auch, dass die Anordnung eines
psychiatrischen Konsils versäumt wurde. Diesbezüglich ist die Aktenlage nicht
eindeutig.
Die nachbefragten Patienten, die eine psychiatrische/ psychologische Betreuung
durch Fachpersonal bekamen, empfanden diese zu 60% als hilfreich. Eine
psychische Stütze durch Pflegepersonal oder den behandelnden Stationsarzt
wurde von 75% der Fälle als hilfreich empfunden. Leider findet man in der
Literatur kaum Informationen zu diesem Aspekt. Einige Autoren erwähnten, dass
eine psychiatrische Betreuung durch Fachpersonal, Sozialarbeiter oder ähnlichem.
bei vielen oder allen Patienten mit Selbstverbrennung zum Standard gehöre [1,
76, 101, 104, 113]. Van der Does beispielsweise beschrieb, dass bei
108
Selbstverbrennungen ein klinischer Psychologe oder ein Psychiater während der
gesamten Therapiedauer zum Klinikteam gehört habe [104]. Aussagen darüber,
ob die Unterstützung von den Patienten als positiv erlebt wurde oder nicht, findet
man jedoch nicht.
Da jedoch die meisten Patienten der nachuntersuchten Gruppe diese Hilfe
dankbar annahmen, ist es sinnvoll, auch in Zukunft gerade diesen Patienten das
Angebot einer psychologisch-psychiatrischen Betreuung zu machen. Es ist bei
dem hohen Prozentsatz an psychiatrisch Erkrankten in dieser Population davon
auszugehen, dass viele Patienten die Selbstverbrennung aus einer belastenden
Situation oder akuten Krise heraus durchführten (laut Hadjiski nahezu 75% [41]).
Deswegen kann eine Betreuung, die schon während der Hospitalisation im
Verbrennungszentrum beginnt, eine deutliche Entlastung für den Patienten sein.
Neben der eventuell vor dem Suizidversuch bestehenden schwierigen Lebenslage
kommt nun erschwerend für die Patienten hinzu, dass sie oft körperlich entstellt
und durch die Verbrennungswunden zeitlebens stigmatisiert sind. Die Patienten
sind zunächst meist intubiert und beatmet. Nachdem sie aus dem künstlichen
Koma erwachen, ansprechbar und adäquat orientiert sind, sollte die Betreuung
durch Fachpersonal eingeleitet werden.
Die Notwendigkeit einer frühen psychologisch-psychiatrischen Intervention lässt
sich auch daraus ableiten, dass viele Patienten nach dem Aufenthalt im
Krankenhaus eine psychologisch-psychiatrische Therapie in Anspruch nahmen,
wie von Tsati beschrieben [101]. Auch Wiechmann ist der Auffassung, dass eine
psychologisch-psychiatrische Überwachung für Patienten mit
Selbstverbrennungen wichtig sei [108]. Weiterhin beschrieb Ehde, dass während
der Hospitalisierung und sogar ein Jahr danach viele Patienten mit Brandwunden
post-traumatische Stresssymptome wie beispielsweise Schlafstörungen,
Flashbacks oder Konzentrationsstörungen zeigten und eine psychologische
Betreuung notwendig gewesen sei [34].
Neben der durch Fachpersonal erfolgten psychischen Betreuung sollte weiterhin
das Stationspersonal empathisch und wertschätzend mit den Patienten umgehen.
Eine zusätzliche Unterstützung durch Pflegepersonal und Stationsärzte wird von
den Patienten als hilfreich und entlastend angesehen und sollte deswegen
unabdingbar erfolgen.
109
4.10.5 Komplikationen
Viele Patienten litten zeitweise unter Dyspnoe und immerhin etwa ein Viertel
entwickelte ein ARDS. Traten pulmologische Komplikationen auf, lag die Mortalität
bei 60%. Das schlechteste Outcome zeigte sich unter den Patienten, die eine
Sepsis entwickelten (24,2% d. F., alle Patienten verstarben) und bei
katecholaminpflichtiger Kreislaufinstabilität mit einer Sterbehäufigkeit von 86,7%.
Die häufigsten Todesursachen von Personen mit Selbstverbrennung sind
ausgedehnte, nicht mit dem Leben vereinbare Verbrennungen,
Inhalationstraumata, Multiorganversagen, Pneumonien oder Sepsis [23, 47, 60,
63, 76]. Bargues und seine Mitarbeiter fanden heraus, dass Inhalationstraumata
prädisponierende Faktoren für schwere pulmologische und systemische
Komplikationen sind [8].
Ob die Komplikationsrate von Schwerbrandverletzten mit selbst zugefügten
Verbrennungen höher ist als von Patienten mit unfallbedingten Verbrennungen, ist
an Hand der ausgewerteten Daten nicht möglich, da keine Auswertung der
Komplikationen letztgenannter Gruppe erfolgte. Trotzdem sollte den untersuchten
Patienten insbesondere beim Vorliegen eines Inhalationstraumas eine erhöhte
Aufmerksamkeit zukommen um mögliche Komplikationen früh zu erkennen. Vor
allem sollten Pneumonien frühzeitig konsequent therapiert werden.
4.11 Klinischer Verlauf, allgemeiner Gesundheitszustand
Nur wenige Studien beschäftigten sich bis dato mit dem Outcome
Schwerbrandverletzter [30, 84].
Hinsichtlich des funktionellen Verlaufs Schwerbrandverletzter (mehr als 40%
vKOF) beschrieben Druery, Brown und Muller (2005) dass die Ausdehnung der
betroffenen Haut, besonders bei einer vKOF über 50% einen signifikanten Einfuß
auf alle einzelnen Skalen des Burn Specific Health Scale (physikalisch: Mobilität
und Selbstversorgung, Handfunktion, Rollenaktivität; psychosoziale Skala:
Körperbild Affektivität; sozial (Familie, Freunde) und generell (sexuell)) hat [30].
Typische körperliche Beschwerden nach schweren Brandverletzungen sind
Schmerzen, Juckreiz, Sensibilitätsstörungen und Kraftverlust [53]. Trotz dieser
Vielzahl an Beschwerden zeigten Altier und Mitarbeiter (2002), dass sich die
gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health related Quality of Life, HRQoL) zwei
110
bis zehn Jahre nach der Verbrennung nicht wesentlich von der der
Gesamtbevölkerung unterscheidet [3]. Die Arbeitsgruppe von Anzarut (2005) fand
außerdem heraus, dass Brandverletzte nach zwei bis 20 Jahren in den beiden
Subskalen Körperliche Rollenfunktion und Allgemeine Gesundheitswahrnehmung
geringere Werte erreichten als die normative Stichprobe [7].
Die vorliegende Studie konnte keine signifikanten Abweichungen in den
Dimensionen des SF-36 feststellen, jedoch ist bezogen auf die Einzelwerte
festzuhalten, dass der Gesundheitszustand der nachuntersuchten Patienten nicht
dem der Allgemeinbevölkerung entspricht. Abweichungen nach unten mit
schlechteren Einzelergebnissen in verschiedenen Skalen sind bei den häufig
ausgedehnten Verbrennungen nicht verwunderlich. Schmerzen, die noch von drei
Patienten angegeben wurden, gehören zu häufigen Beschwerden von
Brandverletzten. Schmerzen führen zu einer Einschränkung der Lebensqualität
und sollten möglichst früh effektiv behandelt werden. Hier kommt die chirurgische
Therapie mit Kontrakturlösung und Gelenkmobilisation zur Verbesserung der
Funktionalität ebenso in Betracht wie die medikamentöse Schmerztherapie.
Weiterhin zeigte sich in den Einzelauswertungen des SF-36, dass die körperlichen
und psychischen Summenskalen bei vielen Patienten Abweichungen vom
Normalkollektiv aufweisen. Die Divergenzen der psychischen Summenskala
verdeutlichen nochmals, dass die oben erwähnte psychiatrisch-psychologische
Betreuung der Patienten im Verlauf wichtig ist. Aus den Abweichungen in der
körperlichen Summenskala, die nahezu bei der Hälfte der nachbefragten
Patienten zu verzeichnen war, lässt sich ableiten, dass eine regelmäßige
Nachuntersuchung durch die behandelnden Ärzte erfolgen sollte um mögliche
Probleme der Patienten beheben zu können und somit den körperlichen
Gesundheitszustand zu optimieren.
Andere Studien verwendeten zur Erfassung des Gesundheitszustandes von
Brandverletzten nicht den SF-36 sondern den Burn Specific Health Scale (BSHS)
bzw. dessen Kurzform (BSHS-Brief), sodass hier leider kein Vergleich mit anderen
Publikationen möglich ist.
Als weiterer Parameter zur Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustandes
und des Outcomes kann die Rückkehr in den Beruf gesehen werden. Nur ein
Patient kehrte nach der Selbstverbrennung in seinen alten Beruf zurück, was
verglichen mit anderen Publikationen auffallend gering ist. Einer groß angelegten
111
Metastudie zufolge, kehren nach Brandverletzungen 37% der Opfer in ihren alten
Beruf zurück [17]. Andere Untersuchungen geben sogar noch höhere Raten an
Berufswiedereinsteigern an [17, 33].
Als Einflussfaktoren für die Rückkehr in den Beruf werden in der Literatur Faktoren
genannt wie Prozent verbrannte Körperoberfläche [15, 87, 99], Ausmaß an
drittgradigen Verbrennungen, Dauer des stationären Aufenthaltes, Anzahl der
Operationen, frühere psychiatrische Erkrankungen [17, 36] sowie, als einer der
wichtigsten Faktoren, vorherige Berufstätigkeit [36, 98, 110]. Die Diskrepanz
zwischen der vorliegenden Studie und anderen Studien hinsichtlich der Rückkehr
in den Beruf kann man also auf mindestens zwei Faktoren zurückführen: Zum
einen handelt es sich bei Verbrennungen im Rahmen eines Suizidversuches meist
um sehr schwerwiegendere Verbrennungen mit entsprechenden Folgezuständen
und einem längeren Krankenhausaufenthalt, weiterhin waren auch vor der
Verbrennung nur etwas mehr als die Hälfte der Patienten berufstätig. Die
Tatsache, dass die meisten Patienten mit Selbstverbrennungen an einer
psychiatrischen Erkrankung mit häufig niedrigerem sozialen Funktionsniveau als
die Allgemeinbevölkerung litten, kann als ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für
die geringe Rate der Berufswiedereinsteiger gesehen werden.
Dyster-Aas und Mitarbeiter bearbeiteten hinsichtlich dieser Fragestellung
zusammen mit Brandverletzten ebenfalls den SF-36 [33]. Die Patienten wurden in
zwei Gruppen eingeteilt: Patienten, die in den Beruf zurückkehrten, zeigten in den
Dimensionen des Fragebogens keine signifikante Abweichung von der Norm,
wohingegen Patienten, die nicht in den Beruf zurückkehrten, in den Dimensionen
körperliche Funktionsfähigkeit, körperliche Rollenfunktion und in der körperlichen
Summenskala Abweichungen um mehr als eine Standardabweichung nach unten
zeigten. Auf diese Aufschlüsselung wurde in der vorliegenden Studie auf Grund
der geringen Fallzahl verzichtet.
4.12 Ergebnisse der chirurgischen Therapie
Die Beeinträchtigung im sozialen Bereich durch die Veränderung des äußeren
Erscheinungsbildes wurde von den meisten Patienten als geringfügig erlebt.
Dieser Aspekt ist erfreulich, da die nachbefragten Patienten auch an ästhetisch
wichtigen Hautarealen Verbrennungswunden davongetragen haben. Auch die
112
Patienten mit Gesichts- und Handbeteiligung waren prinzipiell zufrieden mit der
Therapie. Niemand gab als Grund für eine unzureichende Zufriedenheit an, dass
die Hauttransplantate unästhetisch oder störend seien. Die ungemeshte
Hauttransplantation auf diese sichtbaren Areale scheint sich somit also als sinnvoll
herauszustellen.
Auch funktionelle Beeinträchtigungen wurden von den Patienten eher als gering
angegeben, über Schmerzen innerhalb der letzten vier Wochen wurde nur von
wenigen Patienten berichtet. Insgesamt waren die Patienten also durchaus
zufrieden mit dem chirurgischen Ergebnis und fühlten sich erfreulicherweise weder
funktionell noch psychisch durch ihre Verbrennungswunden eingeschränkt. Trotz
der subjektiven Zufriedenheit bestanden aber bei vielen Patienten dennoch
funktionelle Einschränkungen, wie aus den Ergebnissen des SF-36 hervorgeht.
Hier muss eine gewisse Dissimulationstendenz der Patienten berücksichtigt
werden. Da die Patienten von Mitgliedern der behandelnden Abteilung befragt
wurden, ist es möglich, dass die Patienten ihre subjektiven Einschränkungen und
die Zufriedenheit mit der Therapie besser darstellten, als es tatsächlich der Fall ist.
Deswegen gilt auch hier, wie bereits oben schon beschrieben, dass regelmäßige
sorgfältige Nachuntersuchungen nötig sind um eventuelle
Funktionseinschränkungen oder Probleme früh zu erkennen und zu behandeln.
Chirurgische Nachbehandlungen in Form von Folge-Operationen waren bei über
der Hälfte der Patienten notwendig. Das Verbrennungsausmaß war bei diesen
Patienten sehr groß, ästhetisch bedeutsame Körperregionen waren betroffen,
wodurch die Notwendigkeit von Folge-Operationen erklärt werden kann. Davidson
und Braun berichteten über eine Rate an Folge-Operationen von 27,2 % [26],
ansonsten ist in der Literatur wenig über den weiteren Verlauf und die Häufigkeit
von Folge-Operationen bei Selbstverbrennung zu finden.
4.13 Psychologisch-psychiatrischer Verlauf
Den psychiatrischen Verlauf zu bewerten ist nur unter Vorbehalt möglich, da hier
viele Faktoren einen Einfluss ausüben und nur eingeschränkt Daten über die
Ausgangssituation zur Zeit des Suizidversuches zur Verfügung stehen. Man kann
jedoch festhalten, dass eine psychologisch-psychiatrische Betreuung während des
Aufenthaltes im Verbrennungszentrum sowie im weiteren Verlauf von den
113
Patienten durchweg als positiv und hilfreich erlebt wurde. Leider konnte dadurch
jedoch keine signifikant geringere Rate an weiteren Suizidversuchen erreicht
werden. Auch Rückfälle der psychiatrischen Grunderkrankung konnten nicht
verhindert werden. Viele Patienten waren nach dem Suizidversuch wiederholt in
ambulanter oder stationärer psychiatrischer Behandlung und zur Zeit der
Datenerhebung waren bei zwei Patienten sogar Suizidgedanken vorhanden.
Dieser Verlauf ist jedoch wahrscheinlich eher auf die psychiatrische
Grunderkrankung zurückzuführen als auf die Selbstverbrennung an sich. Viele
psychische Erkrankungen verlaufen in rezidivierenden Schüben oder chronisch
progredient, sodass leider häufig mit Rückfällen gerechnet werden muss [61]. Dies
wird auch daran deutlich, dass vorhergegangene Suizidversuche einer der
wichtigsten Risikofaktoren für weitere Selbsttötungsversuche sind.
Auf Grund dieser ernüchternden Fakten sollte jedoch keineswegs auf eine
psychologisch-psychiatrische Betreuung verzichtet werden, sondern diese im
Gegenteil sogar noch ausgebaut werden. Anzustreben ist eine Betreuung schon
während des stationären Aufenthaltes, welche während und nach sich
anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen fortgeführt werden sollte. Während
des stationären Aufenthaltes im Verbrennungszentrum waren meist nur
konsiliarische Gespräche mit Fachpersonal möglich. Schon hier sollte eine
intensivere Betreuung stattfinden. Noch gehört psychiatrisches oder
psychologisches Personal nicht zum standardmäßigen Team auf einer solchen
Station. Möglicherweise kann eine schon hier beginnende intensive Betreuung
und vor allem anschließende Anbindung an weitere Therapiemaßnahmen den
psychiatrischen Verlauf verbessern.
Außerdem ist hier wieder die geringe Stichprobengröße zu berücksichtigen.
Zudem ist es schwierig, den Effekt einer intensiven psychiatrischen Betreuung
nachzuweisen. Vielleicht kann es sogar als positiv gewertet werden, dass
immerhin elf Patienten zur Zeit der Datenerhebung lebten und psychisch stabil
genug waren, um an der Studie teilzunehmen.
Als positiver Aspekt kann hier angeführt werden, dass viele Patienten über ein
besseres soziales Netzwerk berichteten, das soziale Funktionsniveau hat sich also
anscheinend im Verlauf gebessert.
114
4.14 Veränderungen des sozialen Netzwerkes nach der
Selbstverbrennung
Auch die Veränderung des sozialen Netzwerkes nach der Selbstverbrennung kann
als Parameter zur Beurteilung des Outcomes gesehen werden. Die Qualität
sozialer Beziehungen hat sich nach der Selbstverbrennung bis zur Datenerhebung
bei den meisten Patienten zum Positiven hin verbessert. Kontakte zu Freunden
und zur Familie wurden nun überwiegend als „gut“ bis „eher gut“ erlebt.
Zur Zeit der Selbstverbrennung war das soziale Netzwerk der Patienten relativ
schlecht und konnte keinen ausreichenden Rückhalt für die Patienten bieten.
Im Verlauf zeigte sich erfreulicherweise bei vielen Patienten eine deutliche
Verbesserung. So schienen die sozialen Kontakte nun von erheblich besserer
Qualität zu sein und ein Gefühl von Einsamkeit empfanden nur noch 36,4%.
Worauf die Verbesserung des sozialen Netzwerkes zurückzuführen ist, ist schwer
zu sagen und anhand der hier ausgewerteten Daten nicht möglich. Eine
Hypothese ist, dass die Selbstverbrennung und deren Therapie eine Art
Wendepunkt darstellen und sich die Patienten nach der Entlassung aus dem
Verbrennungszentrum besser mit ihrer Umwelt arrangieren können. Dazu kann
auch die intensive interdisziplinäre Betreuung einen Beitrag leisten. Durch viele
Gespräche mit Ärzten, Pflegepersonal oder Seelsorgern kann es zu einer
veränderten Wahrnehmung kommen. Die vermehrte Zuwendung könnte für den
Patienten eine Entlastung darstellen. Weiterhin ist denkbar, dass der
Suizidversuch von der Umgebung als Appell wahrgenommen wurde und sich die
Kontaktpersonen nun intensiver mit den Patienten beschäftigten. Außerdem
begaben sich die meisten Patienten nach der Verbrennung in psychiatrische
Behandlung, die ebenfalls positive Einflüsse auf das soziale Netzwerk genommen
haben kann.
Eine weitere Vermutung liegt in der aktuellen seelischen Verfassung der
Patienten. Vor der Selbstverbrennung beschrieben viele Patienten eine schwere
Lebenslage, depressive Verstimmungen bis hin zu psychotischen Symptomen.
Eine damals mehr oder weniger akute Phase einer psychiatrischen
Grunderkrankung ist bei vielen Patienten anzunehmen. Demgegenüber wirkten
die Patienten zur Zeit der Datenerhebung deutlich entspannter, eine massive
psychopathologische Beeinträchtigung schien nur bei wenigen Patienten
vorzuliegen. Zu beachten sind hier aber auch möglicherweise
115
Dissimulationstendenzen mit der Neigung, die gestellten Fragen in Richtung
sozialer Erwünschtheit zu beantworten.
116
5 Fazit
Die durchgeführte Studie konnte einige Einflussfaktoren für Selbstverbrennungen
im Rahmen eines Suizidversuches bestätigen. Besonders deutlich wird, dass
psychiatrische Erkrankungen, insbesondere Depressionen und die Schizophrenie
aber auch Persönlichkeitsstörungen ein wichtiges Risiko darstellen. Jedoch kann
man nicht von der Diagnose auf eine erhöhte Gefahr für Selbstverbrennung
schließen, sondern sollte bei psychiatrischen Erkrankungen an ein per se erhöhtes
Risiko für Suizidversuche jeglicher Methode denken. Bestimmte
Persönlichkeitszüge scheinen nicht signifikant gehäuft aufzutreten, das männliche
Geschlecht war in dieser Studie signifikant häufiger vertreten. Welche Faktoren
letztlich dazu führen, dass ein Mensch die Selbstverbrennung als Suizidmethode
wählt, bleibt also unklar. Interessanterweise sind fast alle nachbefragten Patienten
Raucher, hantieren also regelmäßig mit Feuerzeug oder Streichhölzern. Dies
könnte als Hinweis auf eine niedrigere Hemmschwelle für die Verwendung von
Feuer für den Suizid im Vergleich zu Nichtrauchern interpretiert werden oder aber
auch als Reaktion auf die psychiatrische Erkrankung mit einem erhöhten
Anspannungsniveau.
Die meisten Patienten benutzten einen Brandbeschleuniger mit dem sie sich
übergossen und sich anschließend selbst anzündeten. Dieser Hergang führte
häufig zu ausgedehnten und tiefen Verbrennungen. Insbesondere das Gesicht, die
oberen Extremitäten sowie der Rumpf waren hiervon betroffen. Die Häufigkeit der
Gesichtsbeteiligung korrelierte mit der Häufigkeit des Auftretens eines
Inhalationstraumas. Aus diesem Grunde und wegen der oft schwerwiegenden
Verbrennungen resultierte eine längere Liegedauer als bei Unfallopfern, ebenso
war die Mortalität erhöht. Letztere war aber nicht höher, als auf Grund der
Verbrennungen und weiterer Einflussfaktoren zu erwarten wäre. In wie fern
Komplikationen bei Patienten mit Selbstverbrennungen häufiger auftreten und
schwerer verlaufen als bei Patienten mit akzidentellen Brandverletzungen, kann
mit den vorhandenen Daten nicht beurteilt werden.
Die Therapie der Brandwunden im Verbrennungszentrum wurde von den meisten
Patienten positiv bewertet. Dies ist dadurch mit bedingt, dass an sichtbaren
Körperstellen wie Hände und Gesicht durchweg mit ungemeshten
Spalthauttransplantaten gearbeitet und somit ein deutlich besseres kosmetisches
117
Ergebnis erreicht wurde. Gemeshte Transplantate an nicht sichtbaren Stellen
wurden von den Patienten in der Regel nicht als störend empfunden. Trotz der
guten Resultate waren aber auch Folge-Operationen nötig. Deshalb, und wegen
eines sich durch Auswertung des SF-36 abzeichnenden schlechteren allgemeinen
Gesundheitszustandes im Vergleich zur Norm, sollten die Patienten regelmäßig
zur Kontrolle im Verbrennungszentrum geladen werden um frühzeitig weitere
nötige operative Eingriffe vornehmen zu können und dadurch auch die
Zufriedenheit der Patienten zu optimieren. Die Verbrennungsnarben wurden nur
von wenigen Patienten als störend oder einschränkend erlebt, insgesamt
arrangierten sich diese Personen gut mit ihrem veränderten Äußeren. Hinsichtlich
der Lebensqualität, insbesondere der körperlichen und seelischen
Summenskalen, zeigte sich tendenziell ein niedrigeres Niveau als beim
Noramalkollektiv. Funktionell wurde von den meisten Patienten keine oder nur
eine geringe Beeinflussung angeben.
Hinsichtlich der psychiatrisch-psychologischen Betreuung der Patienten konnte,
abgesehen von subjektiven Patientenempfinden, kein objektivierbarer positiver
Effekt belegt werden. Nicht selten berichteten die Patienten auch von weiteren
Suizidversuchen oder Selbstverletzungen. Gerade deswegen sollten, trotz des
hier nicht evaluierbaren positiven Effektes einer psychologischen Betreuung, die
Patienten schon während ihres stationären Aufenthaltes intensiv von
Fachpersonal betreut werden. Meist lag eine psychiatrische Grunderkrankung vor,
die einer häufig langwierigen Therapie bedarf. Zusätzlich sind die Patienten durch
die Verbrennungsfolgen weiteren Belastungen ausgesetzt. Eine alleinige
konsiliarische Betreuung mit nur gelegentlichen Gesprächsmöglichkeiten während
des gesamten Aufenthaltes erscheint unzureichend und das psychologische bzw.
psychiatrische Fachpersonal sollte fester Bestandteil des Teams im
Verbrennungszentrum sein. Anpassungsstörungen und posttraumatische
Belastungsstörungen sind bei Brandverletzten nicht selten. Durch eine über den
stationären Aufenthalt hinaus andauernde psychiatrische Betreuung können
solche Störungen früher erkannt und den Patienten geholfen werden.
Da die Patienten die Hilfestellung des medizinischen Personals aber überwiegend
als hilfreich ansehen, ist es ratsam, für die Arbeitskräfte eines
Verbrennungszentrums Fortbildungen hierzu anzubieten.
118
Insgesamt kann konstatiert werden, dass trotz noch bestehender Probleme viele
der Patienten wieder ihren Weg zurück in ein zufriedenes Leben fanden. Das
soziale Netzwerk besserte sich häufig und konnte den Patienten Rückhalt geben.
Der große therapeutische Aufwand und die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
zwischen Ärzten, Pflegepersonal und psychologischem bzw. psychiatrischem
Personal erscheinen insbesondere vor dem Hintergrund der wieder eintretenden
zufrieden stellenden Lebensqualität gerechtfertigt.
119
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128
7 Anhang
7.1 Tabellen
Tabelle A 1 Dimensionen des SF-36
Dimension Itemanzahl Beschreibung
I Körperliche Funktionsfähigkeit
(physical function) 10
Ausmaß, in dem der Gesundheitszustand körperliche Aktivitäten wie Selbstversorgung, Gehen, Treppen
steigen, Bücken, Heben und mittelschwere oder anstrengende Tätigkeiten beeinträchtigt
II Körperliche Rollenfunktion (role functioning physical)
4
Ausmaß, in dem der körperliche Gesundheitszustand die Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten
beeinträchtigt, z.B. weniger schaffen als gewöhnlich, Einschränkungen in der Art der Aktivitäten oder
Schwierigkeiten bestimmte Aktivitäten auszuführen
III Körperliche Schmerzen
(bodily pain) 2
Ausmaß an Schmerzen und Einfluss der Schmerzen auf die normale Arbeit, sowohl im als auch außerhalb
des Hauses
IV
Allgemeine Gesundheitswahrnehmung
(general health)
5 Persönliche Beurteilung der Gesundheit, einschließlich aktueller Gesundheitszustand, zukünftige
Erwartungen und Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkrankungen
V Vitalität (vitality) 4 Sich energiegeladen und voller Schwung fühlen versus müde und erschöpft
VI Soziale Funktionsfähigkeit
(social functioning) 2
Ausmaß, in dem die körperliche Gesundheit oder emotionale Probleme normale soziale Aktivitäten
beeinträchtigen
128
129
Dimension Itemanzahl Beschreibung
VII Emotionale Rollenfunktion (role functioning emotional)
3 Ausmaß, in dem emotionale Probleme die Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten beeinträchtigen; u. a.
weniger Zeit aufbringen, weniger schaffen und nicht so sorgfältig wie üblich arbeiten
VIII Psychisches Wohlbefinden
(mental health) 5
Allgemeine psychische Gesundheit, einschließlich Depression, Angs,t emotionale und verhaltensbezogene
Kontrolle, allgemeine positive Gestimmtheit
VIII Veränderung der Gesundheit (reported health transition)
1 Gesundheitszustand im Vergleich zum vergangenen Jahr
129
130
Tabelle A 2 SKID-I Einschlussdiagnosen
Achse - I - Störung Diagnsoen
Affektive Störungen
Bipolare Störungen I und II, andere (zyklothyme
Störungen, intermittierende hypomane Episoden,
manische/ gemischte Episoden einer psychotischen
Krankheit aufgesetzt), Major Depression, Dysthymie,
Depression nicht näher bezeichnet, affektive Störung
auf Grund eines Krankheitsfaktors, substanzinduzierte
affektive Störung
Psychotische Störung
Schizophrenie, schizophreniforme Störung,
schizoaffektive Störung, wahnhafte Störung, kurze
psychotische Störung, psychotische Störung auf Grund
eines Krankheitsfaktors, substanzinduzierte
psychotische Störung, psychotische Störung nicht
näher bezeichnet
Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit
Alkohol, Sedativa u.a., Cannabis, Stimulantien, Opiate,
Kokain, Halluzinogene, Polytoxikomanie, andere
Angststörungen
Panikstörung, Agoraphobie ohne Panikstörung, soziale
Phobie, spezifische Phobie, Zwangsstörung,
Posttraumatische Belastungsreaktion, Generalisierte
Angststörung, Angsstörung auf Grund eines
medizinischen Krankheitsfaktors, substanzinduzierte
Angststörung, Angst nicht näher bezeichnet
Somatofomre Störungen Somatisierungsstörung, Schmerzstörung,
unspezifische somatoforme Störung, Hypochondrie,
Körperdysmorphie
Essstörungen Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa, Störung mit
Essanfällen
Anpassungsstörungen und andere DSM-IV Störungen
Anpassungsstörungen, andere DSM-IV Störungen (nur
Achse I)
131
Tabelle A 3 Beschreibende Eigenschaften für die Temperaments- und Charaktinventars (nach Clonninger et. al. 1999) [21]
hohe Werte niedrige Werte
Neugierverhalten erforschend und neugierig; impulsiv; überspannt
und begeistert; unordentlich
gleichgültig und nachdenklich; bescheiden und abgesondert;
ordentlich und organisiert
Schadensvermeidung besorgt und pessimistisch; ängstlich und zweifelnd;
schüchtern; leicht ermüdbar
entspannt und optimistisch; unerschrocken und
zuversichtlich; mitteilsam; vital
Belohnungsabhängigkeit empfindsam und warm; hingebungsvoll und
zugewandt; abhängig
zweckorientiert und kalt; zurückgezogen und abgesondert,
unabhängig
Beharrungsvermögen arbeitsam und fleißig; hart arbeitend; ehrgeizig und
leistungsorientiert; beharrlich und perfektionistisch
inaktiv und träge; gibt schnell auf; anspruchslos und nicht
leistungsorientiert, aufgebend und pragmatisch
Selbstlenkungsfähigkeit
reif und robust; verantwortlich und verlässlich;
entschlossen; einfallsreich und effektiv; sich selbst
akzeptierend; Gewohnheiten im Einklang mit
überdauernden Zielen
unreif und zerbrechlich; Verantwortung abweisend und
unzuverlässig; unentschlossen; schwerfällig und ineffektiv;
sich selbst bekämpfend; Gewohnheiten entgegen
überdauernden Zielen
Kooperativität sozial tolerant; einfühlend; hilfsbereit; mitleidsvoll
und aufbauend; ethisch und prinzipienfest
sozial intolerant; kritisch; nicht hilfsbereit, rachsüchtig und
destruktiv; ohne feste Grundsätze
Selbsttranzendenz erfahren und geduldig; kreativ und
selbstvergessend; verbunden mit dem Universum
verständnislos; phantasielos und selbstbewusst; stolz und
Fehlen von Demut
131
132
Tabelle A 4 Verbrennungsausmaß, n=45 (Bei einem Patienten konnte aus den Akten das
Verbrennungsausmaß nicht nachverfolgt werden.)
Verbrennungsgrad N % d.F.
II° 9 20,50%
III° 18 40,90%
I°, II° und III° 1 2,30%
II° und III° 16 36,40%
Tabelle A 5 Verbesserung der Qualität sozialer Kontakte der nachbefragten Patienten mit und
ohne Rehabilitationsmaßnahmen (n=11) im Vergleich zur Zeit vor der Selbstverbrennung Die
Tabelle gibt an, in wie viel Prozent sich die Qualität der Beziehungen verbessert hat. *: p<0,05
Ohne
Rehabilitation Mit
Rehabilitation p
Kontakt zur Familie 20% 50% 0,353
Kontakt zu
Freunden 100% 66,70% 0,019*
133
Tabelle A 6 Funktionelle Beeinträchtigungen der nachbefragten Patienten (n=11) Vergleich
zwischen Patienten mit und ohne Rehabilitationsmaßnahmen im Anschluss an die Behandlung im
Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. Es finden sich keine signifikanten Unterschiede.
Beeinträchtigung Ohne
Rehabilitation Mit
Rehabilitation p
Ertragen von Hitze Keine/ Leichte 80% 66,70% 0,662
Starke/
Sehr starke 20% 33,30%
Ertragen von Kälte Keine/ Leichte 100% 66,70% 0,186
Starke/
Sehr starke 0% 33,30%
Berührungsempfinden Keine/ Leichte 80% 66,70% 0,662
Starke/
Sehr starke 20% 33,30%
Temperaturempfindung Keine/ Leichte 100% 66,70% 0,186
Starke/
Sehr starke 0% 33,30%
Sport Keine/ Leichte 100% 66,70% 0,218
Starke/
Sehr starke 0% 33,30%
Verrichtungen im Haushalt Keine/ Leichte
80% 50% 0,353
Starke/
Sehr starke 20% 50%
Freizeit Keine/ Leichte 100% 50% 0,074
Starke/
Sehr starke 0% 50%
134
Tabelle A 7 Chirurgische Nachbehandlung: Anzahl, Art und Zeitpunkt der durchgeführten Folgeoperationen nachuntersuchten Patienten (n=9)
Jede Zeile steht für einen Patienten.
Anzahl der Operationen Durchgeführte Eingriffe
Zeit der OP (in Monaten nach der Verbrennung)
1 Eigenhauttransplantation am Fuß 18
1 Lösung multipler Narbenkontrakturen 8
1 Narbenexzision und Hauttransplantation an der Hand unbekannt
1
Ausdünnung des Leistenlappentransplantates,
N. medianus-Rekonstruktion mittels zweier Suralisinterponate vom linken
Unterschenkel
Kontrakturlösung linke Flanke
11,5
1
Narbenexzision und Vollhauttransplantation (aus rechter Leiste) der DIP- und
PIP-Gelenke von D IV und V rechts,
Z-Plastik in Höhe des PIP-Gelenks D V rechts
54
2
(1) Spalthautentnahme
(2) Spalthauttransplantation zur Defektdeckung an beiden Schultern, linke Axilla
und oberes Sprunggelenk rechts
7
134
135
Anzahl der
Operationen Durchgeführte Eingriffe Zeit der OP
(in Monaten nach der Verbrennung)
2
(1) Narbenexzision und Vollhauttransplantation im Halsbereich aus der linken
Leiste; 2-fache Z-Plastik des Kleinfingers links mit temporärer Athrodese der
PIP- und DIP-Gelenke durch 2 Kirschnerdrähte
(2) Narbenexzision, Vollhauttransplantation (aus rechter Leiste) und Z-Plastik im
Halsbereich; 2-fache Z-Plastik der 1. Zwischenfingerfalte;
Narbenexzision und freie Hauttransplantation D II, IV und V links mit
Z-Plastik; Narbenkorrektur mit Z-Plastik DI links beugeseitig
(1) 7,5
(2) 33
2
(1) Narbenexzission Unterlippe bis Kinn mit Vollhauttransplantation aus dem
rechten Unterbauch
(2) Narbenlösung im Mundbereich mittels Butterfly-Plastik bds.
(1) 13
(2) 25
4
(1) Spalthautentnahme
(2) Narbenkorrektur im Gesicht und linke Schulter mit Integra und
Spalthauttransplantation
(3) Vollhautentnahme rechte Schulter
(4) Narbenkorrektur Unterlippe mit Stiellappen und Vollhauttransplantation,
Vollhauttransplantation linke Axilla und der Region über den Mm. ectoralis major
et latissimus dorsi
(1) + (2) 6
(3) + (4) 12
135
136
Tabelle A 8 Unterschiede im psychiatrischen Outcome der nachbefragten Patienten (n=11).
Vergleich zwischen Patienten mit und ohne Rehabilitationsmaßnahmen im Anschluss an die
Behandlung im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum.
Ohne
Rehabilitation Mit
Rehabilitation p
Einsamkeit zur Zeit der Selbstverbrennung Ja 60% 72,20% 0,438
Nein 40% 27,30% Einsamkeit zur Zeit der Datenerhebung Ja 40% 33,30% 0,840
Nein 60% 66,70% Weitere Suizidversuche Ja 60% 16,70% 0,166 Nein 40% 83,30% Suizidgedanken zur Zeit der Datenerhebung Ja 20% 16,70% 0,900
Nein 80% 83,30%
137
7.2 Abbildungen
0
5
10
15
20
25
30
35
offenes Feuer offenes Feuer + brennbare Flüssigkeit
Strom Verbrühung Explosion
N
Verbrennungsursachen
Abbildung A 1 Verbrennungsursachen, absolute Häufigkeiten mit n=44
138
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
≤10 ≤20 ≤30 ≤40 ≤50 ≤60 ≤70 ≤80 ≤90 ≤100 ≤110 ≤120 ≤130
N
Tage
Dauer des stationären Aufenthaltes
Abbildung A 2 Dauer des stationären Aufenthaltes aller Patienten, n=43, bei zwei Patienten fehlen
Daten über die stationäre Aufenthaltsdauer.
139
0
2
4
6
8
10
12
≤5 ≤10 ≤15 32
N
Tage
Dauer des stationären Auftenthaltes der Verstorbenen
Abbildung A 3 Dauer des stationären Aufenthaltes der
Verstorbenen, n=18
0
2
4
6
8
10
12
≤20 ≤40 ≤60 ≤80 ≤100 ≤130
N
Tage
Dauer des stationärene Aufenthaltes der Überlebenden
Abbildung A 4 Dauer des stationären Aufenthaltes der
Überlebenden, n=25, bei zwei Patienten fehlen Daten
über die stationäre Aufenthaltsdauer
0
2
4
6
8
10
12
14
16
≤10 ≤20 ≤40 ≤60 ≤80 ≤100 ≤130
N
Tage
Dauer des stationären Aufenthaltes von Patienten mit IHT
Abbildung A 5 Dauer des stationären Aufenthaltes von
Patienten mit Inhalationstrauma (IHT), n=29, bei einem
Patienten fehlen hierzu Daten.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
≤20 ≤40 ≤60 ≤80 ≤100
N
Tage
Dauer des stationären Aufenthaltes der Patienten ohne IHT
Abbildung A 6 Dauer des stationären Aufenthaltes der
Patienten ohne Inhalationstrauma (IHT), n=14, bei einem
Patienten fehlen hierzu die Daten.
139
140
20; 74%
2; 7%
5; 19%
Psychiatrische Nachbehandlung
JaNeinFehlend
Abbildung A 7 Psychiatrische Nachbehandlung der Überlebenden, n=27
0
1
2
3
4
5
6
0 1-4 5-7 >7
N
Anzahl der Freunde
Anzahl der Freunde vor dem Suizidversuch und zur Zeit der Datenerhebung
vor dem Suizidversuchzur Zeit der Datenerhebung
Abbildung A 8 Anzahl der Freunde vor dem Suizidversuch und zur Zeit der Datenerhebung, n=11.
141
Einzelergebnisse des SF-36
Legende gültig für die Abbildungen 11 bis 21 Bei der z-Skala handelt es sich um eine Normskala mit einem definiertem Mittelwert=0 und einer
Streuung s=1
Psychisches Wohlbefinden
Emotionale Rollenfunktion
Soziale Funktionsfähigkeit
Vitalität
AllgemeineGesundheitswahrnehmungKörperliche Schmerzen
Körperliche Rollenfunktion
Körperliche Funktionsfähigkeit
0,46
0,56
1,04
-0,75
-1,25
-0,94
-2,46
-0,38
-3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
Abbildung A 9 SF-36, Patient 1
-3,69
-2,4
-2,27
-3,58
0,19
-1,5
-2,46
-1,71
-4 -3,5 -3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5
z-Werte
-2,6
0,56
-0,57
-0,01
-0,53
-0,94
-1,27
-1,45
-3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1
z-Werte
Abbildung A 10 SF-36, Patient 2 Abbildung A 11 SF-36, Patient 3
142
0,68
0,56
1,04
0,98
1,63
0,73
0,57
0,95
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8
z-Werte
0,68
0,56
-0,06
0,24
0,73
0,57
0,51
1,15
-0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4
z-Werte
Abbildung A 12 SF-36, Patient 4 Abbildung A 13 SF-36, Patient 5
-2,6
0,56
1,04
-2,34
0,67
-0,94
0,57
0,06
-3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
-2,38
0,56
-1,75
0,91
0,17
-2,46
1,04
0,06
-3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
Abbildung A 14 SF-36, Patient 6 Abbildung A 15 SF-36, Patient 7
143
-3,69
-2,4
-2,27
-3,58
0,19
-1,5
-2,46
-1,71
-4 -3,5 -3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5
z-Werte
0,46
0,56
0,36
0,73
0,91
-0,94
0,57
-1,27
-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
Abbildung A 16 SF-36, Patient 8 Abbildung A 17 SF-36, Patient 9
0,68
0,56
-0,66
1,23
-1,49
0,73
0,57
0,51
-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
0,68
0,56
-1,08
1,23
-0,05
0,73
0,57
-0,38
-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5
z-Werte
Abbildung A 18 SF-36, Patient 10 Abbildung A 19 SF-36, Patient 11
144
Einzelergebnisse des SKID-II PS = Persönlichkeitsstörung
0
1
2
3
4
5
6
Anz
ahl d
er m
it "J
A" b
eant
wor
tete
n Ite
ms
Persönlichkeitsprofil Patient 1
Patient 1Cut-off
Abbildung A 20 SKID II, Patient 1
0
1
2
3
4
5
6
7
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s Persönlichkeitsprofil Patient 2
Patient 2Cut-off
Abbildung A 21 SKID II, Patient 2
145
0
1
2
3
4
5
6
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 3
Patient 3Cut-off
Abbildung A 22 SKID II, Patient 3
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 4
Patient 4Cut-off
Abbildung A 23 SKID II, Patient 4
146
0
1
2
3
4
5
6
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 5
Patient 5Cut-off
Abbildung A 24 SKID II, Patient 6
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s Persönlichkeitsprofil Patient 6
Patient 6
Cut-off
Abbildung A 25 SKID II, Patient 6
147
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 7
Patient 7Cut-off
Abbildung A 26 SKID II,Patient 7
0
2
4
6
8
10
12
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 8
Patient 8Cut-off
Abbildung A 27 SKID II, Patient 8
148
0
2
4
6
8
10
12
14
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 9
Patient 9Cut-off
Abbildung A 28 SKID II, Patient 9
0
1
2
3
4
5
6
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s
Persönlichkeitsprofil Patient 10
Patient 10Cut-off
Abbildung A 29 SKID II, Patient 10
149
0
1
2
3
4
5
6
7
Ana
zahl
der
mit
"Ja"
bea
ntw
orte
ten
Item
s Persönlichkeitsprofil Patient 11
Patient 11Cut-off
Abbildung A 30 SKID II, Patient 11
150
7.1 Sonstiges
151
BG-Kliniken Bergmannsheil Universitätsklinik Postfach 10 02 50 44702 Bochum Univ.-Prof. Dr. med. H.U. Steinau Klinik für plastische Chirurgie u. Schwerbrandverletzte Handchirurgiezentrum – Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren -
Frau/ Herrn <Vorname Name> <Straße Hausnummer> <PLZ Ort> Sehr geehrte/r Frau/ Herr <Name> Sie wurden in der Zeit vom <tt.mm.jjjj >bis zum <tt.mm.jjjj > in unserer Klinik aufgrund von Brandverletzungen behandelt. Es ist uns wichtig, unseren Therapieerfolg stetig zu überprüfen und die Behandlung unserer Patienten zu verbessern. Dazu führen wir eine Nachuntersuchung durch, bei der wir die durch uns behandelten Patienten zum Therapieverlauf und zu ihrer Zufriedenheit mit der Therapie befragen. Wir sind auf Ihre Mithilfe angewiesen, um eventuelle Schwächen in der Versorgung Brandverletzter zu erkennen und zu beseitigen, damit nachfolgenden Patienten besser geholfen werden kann. Dazu würden wir gerne ein Treffen mit Ihnen vereinbaren. In den nächsten Tagen wird sich unser(e) Mitarbeiter(in) bei Ihnen melden, um noch bestehende Fragen Ihrerseits zu beantworten und, sofern Sie uns helfen wollen, ein Treffen mit Ihnen zu vereinbaren. Für weitere Fragen im Zusammenhang mit dieser klinischen Prüfung stehen wir Ihnen sehr gerne unter folgender Telefonnummer zur Verfügung: 0234 5077306 Wir danken Ihnen für Ihre Mithilfe und verbleiben mit freundlichen Grüßen Univ.-Prof. Dr. med. H.U. Steinau Dr. med. A. Daigeler Direktor der Klinik für plastische Chirurgie Assistenzarzt in der Klinik für plastische Chirurgie u. Schwerbrandverletzte, u. Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum – Operatives Referenzzentrum Handchirurgiezentrum–Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren für Gliedmassentumoren Dr. med. Dipl.-Psych. W. Vollmoeller Dr. S. Echterhoff Komm. ärztl. Leiter des Westfälischen Zentrums Bochum Oberärztin im Westfälischen Zentrum Bochum, Psychiatrie, Psychotherapie Psychiatrie, Psychotherapie Dipl.-Psych. F. Illes cand. med. D. Selbach cand. med. K. Hüllmann Westfälisches Zentrum Bochum, Ruhr-Universität Bochum Ruhr-Universität Bochum Psychiatrie, Psychottherapie
Berufsgenossenschaftliche Kliniken
Bergmannsheil Universitätsklinik Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte Handchirurgie-Zentrum Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H.U. Steinau OA: Dr. med. D. Drücke Telefon: 0234/302-6841/43/48 Telefax: 0234/302-6379
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum, tt.mm.jjjj
152
Entbindung von der Ärztlichen Schweigepflicht im Rahmen der Nachuntersuchung„Psychiatrische, Psychologische und Chirurgische Nachuntersuchung von Patienten mit Suizidversuch durch Selbstverbrennung oder andere Suizidmethoden“. Name des Patienten in Druckbuchstaben:____________________________________ Geb.-Datum:____________________ Code:_________________________________ Ich entbinde hiermit die Ärzte und Institutionen, die mich behandelnden bzw. mich behandelt haben von ihrer ärztlichen Schweigepflicht. Insbesondere willige ich ein, dass im Rahmen der Nachuntersuchung „Psychiatrische, Psychologische und Chirurgische Nachuntersuchung von Patienten mit Suizidversuch durch Selbstverbrennung oder andere Suizidmethoden“, meine Krankenakten und sonstigen medizinischen Dokumente, durch die Untersucher des Forschungsprojektes angefordert werden dürfen.
Ich behalte mir jedoch das Recht vor, meine Entbindungserklärung jederzeit,
und ohne Angabe von Gründen zu widerrufen.
Eine Kopie dieser Erklärung habe ich erhalten. Das Original verbleibt beim Untersucher. _________________________________ (Datum und Unterschrift des Patienten) _________________________________ (Datum, Name und Unterschrift des verantwortlichen Untersuchers) --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Beim Umgang mit den Daten werden die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes beachtet. Um die Richtigkeit der Datenaufzeichnung zu überprüfen, dürfen Beauftragte des Auftraggebers und der zuständigen Behörden beim Prüfarzt Einblick in meine personenbezogenen Krankheitsdaten nehmen.
153
Westfälisches Zentrum Bochum Psychiatrie Psychotherapie Psychosomatik Klinik der Ruhr-Universität Bochum
Komm. Ärztlicher Direktor: Priv.-Doz. Dr. W. Vollmoeller
Westfälisches Zentrum Bochum, Alexandrinenstraße 1, 44791 Bochum
Fachkrankenhaus im
LWL-PsychiatrieVerbund Bochum Dortmund Gütersloh Hamm Hemer Herten Lengerich
Lippstadt Marl-Sinsen Marsberg Münster Paderborn Warstein
Fragebogen
„Psychiatrische, Psychische und Chirurgische Nachuntersuchung von Patienten mit Suizidversuch durch Selbstverbrennung oder andere
Suizidmethoden“ Fragebogencodierung: NVgebdat
Geschlecht: weiblich männlich
1. War die Verbrennung ein Unfall oder wollten Sie sich das Leben nehmen oder sich selbst
verletzen? Unfall
Suizidale Absicht Selbst verletzen
2. Welche Nationalität besaßen Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung damals?
Deutsch Andere:___________
3. Welche Nationalität besitzen Sie zur Zeit?
Deutsch Andere:___________
4. Waren Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung verheiratet? Nein Ja
5. Sind Sie zur Zeit verheiratet? Nein Ja
Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Universitätsklinik Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte Handchirurgie-Zentrum Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. H.U. Steinau Ltd. OA: PD Dr. H.-H. Homann
154
6. Wie viele Kinder haben Sie zur Zeit? Anzahl
7. Geben Sie bitte hier das aktuelle Alter Ihrer Kinder an:
1.Kind 2.Kind 3.Kind
Sollten mehr als 3 Kinder angegeben sein, bitte die Angaben gegebenenfalls auf gesonderten Blatt
machen.
8. Waren Sie bzw. ihre Partnerin zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung schwanger?
Entfällt, da keine Beziehung Nein Ja
9. Sind Sie bzw. ihre Partnerin nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung schwanger gewesen?
Entfällt, da keine Beziehung Nein Ja, Jahr
10. Sind Sie bzw. ihre Partnerin zur Zeit schwanger?
Entfällt, da keine Beziehung Nein Ja
11. Welcher Religionsgemeinschaft gehörten Sie an?
Keiner Christentum Islam Hinduismus Andere: _____________
Hatte ihre Religionszugehörigkeit einen Einfluss auf die Wahl der Verbrennung als Suizidmethode?
Keinen Eher weniger Eher ja Ja
Wenn Ja oder Eher ja, erläutern Sie bitte den Zusammenhang
12. Welchen Schulabschluss besaßen Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung?
Hauptschule/Volksschule Realschule Fachhochschulreife Abitur
Sonstiges:
13. Welchen Beruf/Tätigkeit übten Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung aus?
Keinen
14. Sind Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung arbeitslos gewesen? Nein Ja
155
15. Hatten Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung finanzielle Schwierigkeiten ?
Nein Ja
16. Konnten Sie nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung in Ihren alten Beruf zurückkehren?
Nein Ja Wollte es nicht
17. Leidet jemand in Ihrer Familie an psychischen Erkrankungen? Nein Ja
Wenn Ja, in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht diese Person zu Ihnen?
Vater Mutter Bruder Schwester Großeltern
Sohn/Tochter Sonstige:_________________
Wenn Ja, welche Diagnose(n) wurde(n) gestellt?_____________________________
Wie alt waren Sie zu Beginn dieser Erkrankung Ihres Angehörigen? Jahre alt
Sollten mehrere Personen betroffen sein, machen Sie diese Angaben bitte auf einem gesonderten Blatt
nach Personen getrennt.
18. Hat in Ihrer Familie jemals jemand einen Suizidversuch unternommen? Nein Ja
Wenn ja, in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht diese Person zu Ihnen?
Vater Mutter Bruder Schwester Großeltern
Sohn/Tochter Sonstige:_________________
Wenn Ja, mit welcher Methode? ______________________
Wie alt waren Sie zum Zeitpunkt dieses Suizidversuches?
Jahre alt, Entfällt, noch nicht geboren
Sollten mehrere Personen betroffen sein, machen Sie diese Angaben bitte auf einem gesonderten Blatt
nach Personen getrennt.
19. Wie war der Kontakt zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung zu Ihren Eltern/Geschwistern?
Kein Kontakt Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht
20. Wie war der Kontakt zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung zu ihren Bekannten/Freunden?
Kein Kontakt Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht
21. Wie groß war Ihr Bekanntenkreis zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung?
0-1 Person 2-4 Personen 5-7 Personen >7 Personen
156
22. Wie ist der Kontakt zu Ihren Eltern/Geschwistern heute?
Kein Kontakt Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht
23. Wie ist der Kontakt zu Freunden/Bekannten heute?
Kein Kontakt Gut Eher gut Eher schlecht Schlecht
24. Wie groß ist Ihr Bekanntenkreis heute?
0-1Person 2-4 Personen 5-7 Personen >7 Personen
25. Haben Sie sich vor der Selbstverbrennung alleine gefühlt? Nein Ja
26. Fühlen Sie sich heute alleine? Nein Ja
27. Hatten Sie vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung andere Suizidversuche unternommen?
Nein Ja
Wenn Ja, wie viele?
Wenn Ja, bitte Monat/Jahr und Methode angeben:
Methode:
Methode:
Methode:
28. Hatten Sie schon vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung Selbstverletzungen durchgeführt?
Nein Ja
Wenn Ja, wie viele?
Wenn Ja, bitte Monat/Jahr und Methode angeben:
Methode:
Methode:
Methode:
29. Haben Sie nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung andere Suizidversuche unternommen?
Nein Ja
157
Wenn Ja, wie viele?
Wenn Ja, bitte Monat/Jahr und Methode angeben:
Methode:
Methode:
Methode:
30. Haben Sie nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung Selbstverletzungen durchgeführt?
Nein Ja
Wenn Ja, wie viele?
Wenn Ja, bitte Monat/Jahr und Methode angeben:
Methode:
Methode:
Methode:
31. Waren vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung psychische Erkrankungen bei Ihnen bekannt?
Nein Ja
Wenn Ja, welche Diagnose(n) wurde(n) gestellt?
Waren Sie deshalb in psychiatrischer, psychologischer oder sonstiger ärztlicher Behandlung?
Nein Ja, ambulant Ja, stationär
Wenn Ja, wo wurde diese Behandlung durchgeführt?
Hatten Sie das Gefühl, dass diese Behandlung Ihnen geholfen hat? Nein Ja
32. Gab es eine Nachbehandlung? Wenn ja, war diese chirurgisch oder psychiatrisch, stationär oder
ambulant?
Sollten Sie sowohl chirurgisch als auch psychiatrisch nachbehandelt worden sein, kreuzen Sie bitte
beide zutreffende Antwortmöglichkeiten an.
Nein
Ja, chirurgisch, ambulant Ja, chirurgisch, stationär
Ja, psychiatrisch, ambulant Ja, psychiatrisch, stationär
158
33. Folgten weitere Operationen auf Grund der Verbrennungsfolgen? Wenn ja, wie viele, wann und welcher
Art?
Nein Ja Wann?
Welche?
Wie viele?
34. Planen Sie in nächster Zeit weitere Operationen wegen der Verbrennungsfolgen?
Wenn ja, wann und welcher Art?
Nein Ja Wann?
Welche? _
35. Waren Sie nach der Behandlung im Klinikum Bergmannsheil in einer Reha-Klinik?
Nein Ja
Falls in einer Reha-Klinik waren, wo waren Sie und von wann bis wann waren Sie dort?
Wo?
Vom bis zum
36. Bekamen Sie Hilfe bei psychischen Problemen während des Aufenthaltes in der Reha-Klinik
angeboten? Nein Ja
Wenn Ja, haben Sie diese Hilfe in Anspruch genommen? Nein Ja
Wenn Ja, wie regelmäßig hatten Sie helfenden Kontakt bezüglich der psychischen Probleme?
einmalig
regelmäßig und zwar pro Woche für die Dauer von Monaten
Hatten Sie das Gefühl, dass diese Behandlung Ihnen geholfen hat? Nein Ja
Wer hat Ihnen geholfen?
Psychiater
Pflegepersonal
Hausarzt
Seelsorger/Geistlicher Anderer:_________________
37. Sind jetzt psychische Erkrankungen bei Ihnen bekannt? Nein Ja
Wenn ja, welche Diagnose(n) wurde(n) gestellt?
Wurde(n) diese als Folge des Suizidversuches durch Selbstverbrennung gewertet?
Nein Ja
Sind Sie deshalb in psychiatrischer Behandlung?
Nein Ja, ambulant Ja, stationär
159
Wenn Ja, wo wird eine psychiatrische Behandlung durchgeführt?
Haben Sie das Gefühl, dass diese Behandlung Ihnen hilft? Nein Ja
38. Fühlten Sie sich zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung körperlich gesund?
Nein Ja
38. Hatten Sie sonstige Krankheiten oder Leiden zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung?
Nein Ja
Wenn Ja, welche?
40. Leiden Sie heute an einer körperlichen Erkrankung? Nein Ja
Wenn Ja, welche?
Seit wann besteht diese? Jahr
41. Tranken Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung regelmäßig Alkohol?
Nein Ja, 1-2x/Woche
Ja, 3-4x/Woche
Ja, mehr als 5x/Woche
Wenn Ja, welcher Art bevorzugt? Bier
Wein
Schnaps
Sonstige:__________________
Wenn Ja, in welcher Menge? Anzahl Flaschen /Woche
42. Trinken Sie heute regelmäßig Alkohol?
Nein Ja, 1-2x/Woche
Ja, 3-4x/Woche
Ja, mehr als 5x/Woche
Wenn Ja, welcher Art bevorzugt? Bier
Wein
Schnaps
Sonstige:__________________
Wenn Ja, in welcher Menge? Anzahl Flaschen /Woche
160
43. Nahmen zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung regelmäßig Drogen (z.B. Haschisch, Kokain, Heroin,
Amphetamine, etc. zu sich?
Nein Ja, 1-2x/Woche
Ja, 3-4x/Woche
Ja, mehr als 5x/Woche
Wenn Ja, welcher Art bevorzugt? Haschisch/Cannabis
Kokain
Heroin
Wenn Ja, in welcher Menge? /Woche
Amphetamine
Sonstige:
44. Nahmen Sie zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung regelmäßig andere Genussmittel (z.B. Zigaretten,
Kaffee, etc.) zu sich? Nein Ja
Wenn ja, welcher Art waren diese?
Zigaretten/Tabakwaren Menge: Stück/Tag
Kaffee Menge: Tassen/Tag
Sonstige: __________________ Menge/Tag: ____________________________
45. Nehmen Sie heute regelmäßig Medikamente ein? Nein Ja
Wenn Ja, welche und in welcher Dosierung?
46. Gab es vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung ein anderes ungewöhnliches Ereignis?
Nein Ja
Wenn Ja, benennen Sie es bitte:
47. Befanden Sie sich zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung in einer schwierigen Lebenslage?
Nein Ja
Wenn Ja, benennen Sie es bitte:
161
48. Haben Sie die Selbstverbrennung geplant oder spontan gehandelt?
Geplant Spontan
49. Haben Sie vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung jemandem von ihrer Planung der
Selbstverbrennung erzählt? Nein Ja, und zwar:
50. Haben Sie sich Gedanken über die körperlichen Folgen der Selbstverbrennung im Falle des Überlebens
gemacht? Nein Ja
51. Hatten Sie vor der Selbstverbrennung Suizidgedanken? Nein Ja
52. Hatten Sie eher die Absicht sich mit der Selbstverbrennung selbst zu verletzen oder sich das Leben zu
nehmen ? Selbsttötung Selbstverletzung
53. Haben Sie heute noch Suizid-/Selbstverletzungsgedanken?
Nein Ja, Suizidgedanken Ja, Verletzungsgedanken
54. Hatten Sie nach Zeitpunkt der Selbstverbrennung psychische Probleme?
Nein Ja
55. Bekamen Sie Hilfe bei psychiatrischen Problemen während des Krankenhausaufenthaltes im
Bergmannsheil angeboten? Nein Ja
Wenn Ja, haben Sie diese Hilfe in Anspruch genommen? Nein Ja
Wenn Ja, wie regelmäßig hatten Sie Kontak?t
einmalig
regelmäßig und zwar pro Woche für die Dauer von Monaten
Hatten Sie das Gefühl, dass diese Behandlung Ihnen geholfen hat? Nein Ja
Wer hat Ihnen geholfen? Krankenhausarzt
Pflegepersonal
Hausarzt
Seelsorger/Geistlicher
Psychologe
Anderer:_
162
56. Haben Sie nach der Selbstverbrennung während des Krankenhausaufenthaltes im Bergmannsheil
weitere Suizid-/Selbstverletzungsversuche unternommen?
Nein Ja, Suizidversuch Ja, Verletzung
57. Haben Sie nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung vermehrt Alkohol, Drogen oder andere
Substanzen zu sich genommen?
Nein Ja, Alkohol
Ja, Drogen
Ja, sonstige:
Wenn Ja, wann nach der Selbstverbrennung begann dieser vermehrte Konsum?
Monat/Jahr:
58. Wie stark schätzen Sie Ihre Schmerzen, die Sie nach dem Suizidversuch durch Selbstverbrennung
hatten, zu Beginn Ihres Krankenhausaufenthaltes im Bergmannsheil ein? Keine Schmerzen Leichte Schmerzen Starke Schmerzen Unerträgliche Schmerzen
59. Wie stark schätzen Sie Ihre Schmerzen, die Sie aufgrund des Suizidversuches durch Selbstverbrennung
haben, im Verlauf des letzen Monats ein? Keine Schmerzen Leichte Schmerzen Starke Schmerzen Unerträgliche Schmerzen
60. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der bei Ihnen durchgeführten chirurgischen Therapie der
Verbrennungsfolgen?
Sehr zufrieden Eher zufrieden Eher unzufrieden Sehr unzufrieden
Warum?
61. Wie stark schätzen Sie Ihre Beeinträchtigung durch die Veränderung Ihres äußeren Erscheinungsbildes
aufgrund der Verbrennungsfolgen im sozialen Bereich ein?
a) Im Freundeskreis:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
b) In der Familie
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
c) In der Partnerschaft
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
z.Zt. keine Partnerschaft
163
d) Beim Aufbau neuer Kontakte:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
62. Kam es bei Ihnen durch die Verbrennungen zu Verlust von Körperteilen? Wenn ja welchen?
Nein Ja: Finger - Welche und wie viele?
linke Hand rechte Hand
linker Unterarm rechter Unterarm
linkes Ohr rechtes Ohr
Nase
Zehen – Welche
linker Fuß rechter Fuß
linker Unterschenkel rechter Unterschenkel
sonstige
63. Sind bei Ihnen durch die Verbrennungen bleibende Beeinträchtigungen entstanden?
Ja Nein
Wenn ja, welche?
64. Wie stark fühlen Sie sich durch die Folgen der Verbrennung in folgenden Bereichen beeinträchtigt?
a)Beim Ertragen von Hitze:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
b)Beim Ertragen von Kälte:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
c)In Bezug auf Ihr Berührungsempfinden (Druck, Erkennen von Gegenständen)
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
d)In Bezug auf Temperaturempfindung:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
164
e)In Bezug auf tägliche Verrichtungen im Haushalt:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
f)Beim Sport:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
g)In der Freizeit:
Keine Beeintr. Leichte Beeintr. Starke Beeintr. Sehr starke Beeintr.
65. Gab es neben den Verbrennungen noch Begleitverletzungen (Knochenbrüche, Augenverletzung,
Trommelfellverletzung, etc.)? Nein Ja Wenn ja, welche?
66. Die Verbrennung welchen Körperteils beeinträchtigt Sie funktionell am meisten?
67. Die Verbrennung welchen Körperteils beeinträchtigt Sie psychisch am meisten?
68. Datum der Selbstverbrennung:
Warum haben Sie dieses Datum gewählt? zufällig Begründung:
69. Um wie viel Uhr geschah die Selbstverbrennung? : Uhr
Warum haben Sie diese Uhrzeit gewählt? zufällig Begründung:
165
70. Wo genau geschah die Selbstverbrennung?
Zuhause und zwar:
im Wohnzimmer
in der Küche
im Schlafzimmer
in der Garage
in/im:
Andere Orte:
Warum haben Sie diesen Ort gewählt? zufällig Begründung
71. Waren andere Personen zum Zeitpunkt der Selbstverbrennung zugegen?
Nein Ja
Wenn ja, in welcher Beziehung standen diese zu Ihnen?
Familie/Verwandte Freunde Bekannte Fremde
72. War jemand anderes durch ihre Selbstverbrennung mitbetroffen? Nein Ja
Wenn ja, in welcher Beziehung stand dieser zu Ihnen?
Familie/Verwandte Freunde Bekannte Fremde
73. Standen Sie bei der Selbstverbrennung unter Substanzeinfluss (Alkohol, Medikamente, Drogen, etc.)?
Nein Ja
Wenn ja, unter welchem?
74. Haben Sie Brandbeschleuniger benutzt? Nein Ja
Wenn ja, welchen? Benzin
Spiritus
Terpentin
sonstige
75. Wenn Sie Brandbeschleuniger benutzt haben, haben Sie sich damit übergossen?
Nein Ja
166
.76. Wenn Sie Brandbeschleuniger benutzt haben, haben Sie diese auch geschluckt?
Nein Ja
77. Haben Sie sich direkt selbst angezündet oder haben Sie zunächst einen anderen Gegenstand o.ä. in
Brand gesetzt, so dass das Feuer auf Sie übergriff?
Selbst angezündet anderen Gegenstand angezündet und zwar
78. Was verursachte die Verbrennung?
offenes Feuer
Explosion
Heiße Flüssigkeiten
Heiße Fläche oder Gegenstände (Herdplatte o.ä.).
Um was für eine Hitzequelle handelte es sich hierbei? _______________________________
79. Haben Sie das Bewusstsein verloren? Nein Ja
80. Haben Sie selbst versucht, das Feuer zu löschen? Nein Ja
81. Haben Sie versucht, Hilfe zu holen? Nein Ja
82. Falls Sie versucht haben, Hilfe zu holen, an wen haben Sie sich gewandt?
Partner(in) gute(r) Freund(in) Mutter Vater Kinder
Passanten Feuerwehr Notarzt Andere:
83. Kam unmittelbar nach dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung Erste Hilfe?
Nein Ja
Wie viel Zeit verging bis Sie aufgefunden wurden?
Bis Minuten nach der Selbstverbrennung
Wie viel Zeit verging bis professionelle Hilfe(Rettungswagen, Notarzt, etc.) eintraf?
Bis Minuten nach der Selbstverbrennung
84. Wer hat Sie als erstes aufgefunden?
Lebenspartner/-in Familie/Verwandte Freunde Bekannte Fremde
167
85. Haben Sie kurz vor dem Zeitpunkt der Selbstverbrennung Hilfe gesucht?
Nein Ja
Wenn Ja, bei wem?
Hausarzt sonst. Arzt Psychiater/Psychologe Andere:
86. Würden Sie eine noch einmal einen Suizidversuch durch Selbstverbrennung durchführen?
Nein Ja
Begründung:
168
Danksagung Mein Dank gilt allen Kollegen, Patienten und Freunden, die mir die Erstellung
der Arbeit ermöglichten und mich dabei unterstützen.
Besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Dr. A. Daigeler, der mich
immer wieder motivierte, die Arbeit voranzubringen und stets für Fragen zur
Verfügung stand. Danke für eine ausgezeichnete Betreuung.
Bedanken möchte ich mich auch bei Frau Dr. F. Illes, die zusammen mit Frau
Dr. S. Echterhoff maßgeblich an der Erarbeitung des Studienmodells beteiligt
war. Zudem danke ich für die konstruktive Kritik und Korrekturvorschläge
meiner ersten Entwürfe dieser Arbeit.
Insbesondere danke ich aber auch meinen Eltern, die mir das Studium
ermöglichten und mich immer unterstützen.
169
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name Kathrin Hüllmann
Geburtstag 03. Juni 1983
Geburtsort Paderborn
Konfession römisch-katholisch
Staatsangehörigkeit deutsch
Familienstand ledig
Schulbesuch
1989 bis 1994 Grundschule Sudhagen
1994 bis 2002 Gymnasium Nepomucenum Rietberg (GNR)
2002 Abitur am GNR
Studium
10/ 2002 Aufnahme des Medizinstudiums an der Ruhr-Universität
Bochum
08/ 2004 Ärztliche Vorprüfung
05/ 2009 Abschluss des Studiums der Humanmedizin an der
Ruhr-Universität Bochum
170
Erfahrungen
11/2004 bis 02/2009 Nachtwache im Schlaflabor Bochum (Diagnostik
Therapie des Schlafapnoesyndroms)
10/2007 4-wöchige Teilnahme an einem medizinischen
Hilfsprojekt (Tierra Nueva) in Quito, Ecuador
02/2008-01/2009 Absolvierung des Praktischen Jahres (Chirurgie, Innere
Medizin, Psychiatrie) im St. Josef-Hospital Bochum und
in der LWL-Klinik Dortmund Aplerbeck
seit 08/2009 Ärztin im Schlaflabor Bochum (Diagnostik und Therapie
des Schlafapnoesyndroms)
seit 08/2009 Assistenzärztin im Bereich Innere Medizin; Augusta
Krankenanstalten Bochum
Publikationen
Daigeler, A., Langer, S., Hüllmann, K., Illes, F., Juckel, G., Echterhoff, S., Selbach,
D., Steinsträsser, L., Steinau, HU., Lehnhardt, M. (2009) A follow-up study of
adults with suicidal burns: psychosocial adjustment and quality of life. J Burn Care
Res. 30(5), 844-851.