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Kontakt sev 2015 21

Date post: 24-Jul-2016
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24
Mehr als 70 Personen folgten einem Auf- ruf der Gewerkschaften SEV, VSLF, CGT und Sud-Rail und demonstrierten am 24. November vor dem Genfer Bahnhof Eaux-Vives. In einem symbolischen Akt wurde den Verantwortlichen ein leeres Buch übergeben: Es «enthält» die Arbeits- bedingungen, die ab 2019 beim Léman Express gelten sollen, heute aber noch unbekannt sind. Die Gewerkschaften be- fürchten eine Privatisierung der S-Bahn. Fokus, Seite 24 Gegen private S-Bahn Mutationen: Postfach, 3000 Bern 6 AZA 3000 Bern 6 PP Journal Nr. 21 3. Dezember 2015 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals Die Geschäftsleitung der Südostbahn will nicht mit den Gewerkschaften über ein Lohn- system verhandeln, sondern dieses diktieren. Seite 2–3 Gesprächsverweigerung der SOB Die Frauentagung ist spannend, macht Spass und ist ein SEV-Renner. Seite 15 Frauentagung Hes Der Exilkurde erzählt, wie sein Lebensweg nach Zürich führte. Interview Seiten 6–7 Irfan Kazici frg Seiten 8 und 9 Um auf die wichtige Rolle des SEV als Vertreter und Verteidi- ger des Personals aufmerksam zu machen, haben Sektionen, Unterverbände und SEV-Profis am Montag an über 20 Stand- orten Werbematerial (wie den neuen SEV-Bierdeckel) verteilt, Essen und Trinken angeboten, diskutiert und geworben. Aktive Mitgliederwerbung beim SEV Nahe, noch näher an der Basis Fi Am Hauptbahnhof Zürich sorgten Marroni und Glühmost vor dem Personalrestaurant «Oase» für vorweihnächtliche Stimmung. Sie ist eine der am häufigsten miss- achteten Vorschriften der Schweiz: die Pflicht, den Beginn und das Ende der täglichen Arbeit und die Pausen festzu- halten. Warum die Arbeitgeber diese Pflicht abschaffen wollen, ist klar: Sie erhoffen sich eine immer grössere Ar- beitsleistung des Einzelnen, ohne dass die dafür aufgewendeten Arbeitsstun- den irgendwo dokumentiert wären. Das Vorbild für diese Idee ist ausge- rechnet der Stachanowismus der Sow- jetunion. Freilich wissen wir auch, wie der unglückliche Hauer Alexei Stacho- now, der 1935 in einer Kohlegrube im Donezbecken eine ungeheure Arbeits- normübererfüllung geschafft hatte, en- dete: Der ehemalige «Held der sozialis- tischen Arbeit» starb 1977 vereinsamt und depressiv als Alkoholiker. Nachdem die entsprechende Verord- nung überarbeitet ist, ist klar: Die de- taillierte Zeitaufschreibung bleibt die Regel. Sie dient dem Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden und erlaubt es auch, die Entschädigung von Überstun- den zu fordern oder, was sinnvoller wä- re, die Einstellung von mehr Personal. Dossier Seiten 12–14 Die tägliche Arbeitszeit muss auch nach den neuen Regeln notiert werden Zeit aufschreiben statt Stachanowismus
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Mehr als 70 Personen folgten einem Auf-ruf der Gewerkschaften SEV, VSLF, CGTund Sud-Rail und demonstrierten am24. November vor dem Genfer BahnhofEaux-Vives. In einem symbolischen Aktwurde den Verantwortlichen ein leeresBuch übergeben: Es «enthält» die Arbeits-bedingungen, die ab 2019 beim LémanExpress gelten sollen, heute aber nochunbekannt sind. Die Gewerkschaften be-fürchten eine Privatisierung der S-Bahn.

Fokus, Seite 24

Gegen private S-Bahn

Mutationen:Postfach, 3000 Bern 6

AZA 3000 Bern 6PP Journal

Nr. 21

3. Dezember2015

Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch

Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals

Die Geschäftsleitung der Südostbahn willnicht mit den Gewerkschaften über ein Lohn-system verhandeln, sondern dieses diktieren.

Seite 2–3

Gesprächsverweigerung der SOBDie Frauentagung istspannend, macht Spassund ist ein SEV-Renner.

Seite 15

FrauentagungHes

Der Exilkurde erzählt,wie sein Lebenswegnach Zürich führte.

Interview Seiten 6–7

Irfan Kazicifrg

Seiten 8 und 9

Um auf die wichtige Rolle desSEV als Vertreter und Verteidi-ger des Personals aufmerksamzu machen, haben Sektionen,Unterverbände und SEV-Profisam Montag an über 20 Stand-orten Werbematerial (wie denneuen SEV-Bierdeckel) verteilt,Essen und Trinken angeboten,diskutiert und geworben.

Aktive Mitgliederwerbung beim SEV

Nahe, noch näher an der Basis

Fi

Am Hauptbahnhof Zürich sorgten Marroni und Glühmost vor dem Personalrestaurant «Oase» für vorweihnächtliche Stimmung.

■ Sie ist eine der am häufigsten miss-achteten Vorschriften der Schweiz: diePflicht, den Beginn und das Ende dertäglichen Arbeit und die Pausen festzu-halten. Warum die Arbeitgeber diesePflicht abschaffen wollen, ist klar: Sieerhoffen sich eine immer grössere Ar-beitsleistung des Einzelnen, ohne dassdie dafür aufgewendeten Arbeitsstun-den irgendwo dokumentiert wären.

Das Vorbild für diese Idee ist ausge-rechnet der Stachanowismus der Sow-jetunion. Freilich wissen wir auch, wieder unglückliche Hauer Alexei Stacho-now, der 1935 in einer Kohlegrube imDonezbecken eine ungeheure Arbeits-normübererfüllung geschafft hatte, en-dete: Der ehemalige «Held der sozialis-tischen Arbeit» starb 1977 vereinsamtund depressiv als Alkoholiker.

Nachdem die entsprechende Verord-nung überarbeitet ist, ist klar: Die de-taillierte Zeitaufschreibung bleibt dieRegel. Sie dient dem Gesundheitsschutzder Arbeitnehmenden und erlaubt esauch, die Entschädigung von Überstun-den zu fordern oder, was sinnvoller wä-re, die Einstellung von mehr Personal.

Dossier Seiten 12–14

Die tägliche Arbeitszeit muss auch nach den neuen Regeln notiert werden

Zeit aufschreiben statt Stachanowismus

KVPI stieg um 2,5 %■ Der Krankenversicherungs-prämien-Index KVPI, der die Prä-mienentwicklung der obligatori-schen Krankenpflegeversiche-rung und der Krankenzusatzver-sicherung erfasst, ist 2015gegenüber dem Vorjahr um2,5 Prozentpunkte auf denIndexstand von 173,3 Punkten(Basis 1999 = 100) gestiegen,wie das Bundesamt für Statistikmitteilt. Dadurch sei zwischen2014 und 2015 das potenzielleWachstum des geschätztenverfügbaren Durchschnittsein-kommens um 0,2 % verringertworden. «Wären die Prämien imgleichen Zeitraum stabilgeblieben, hätte dieses Geldden Haushalten zusätzlich fürKonsum- oder Sparzwecke zurVerfügung gestanden», schreibtdas BFS. Das geschätzteverfügbare Durchschnittsein-kommen (= alle Arten vonEinkommen minus «Transferzah-lungen» wie Steuern, Sozial-und sonstige Versicherungsbei-träge) betrug 2015 4288Franken, die Durchschnitts-prämie 337 Franken bzw. 297Franken nach Verbilligung.

Gotthard vermarkten■ Wenn die Gotthard-Bergstre-cke nicht mehr vom Eisenbahn-Transitverkehr belegt wird, solldas touristische Potenzial der«Region St. Gotthard» gezieltgefördert werden. Die SBB hatim September das Mandat er-halten, die Vermarktungsaktivi-täten zu koordinieren. Vor zehnTagen diskutierten rund 70Vertreter/innen von Tourismus,Politik und öV beidseits desPasses über die touristischeEntwicklung und erste geplanteVermarktungsmassnahmen.

Simplon ist saniert■ In den letzten drei Jahrenwurde der Simplon-Bahntunnelmit einem Aufwand von170 Mio. Franken saniert: ImZentrum der Arbeiten standenSelbstrettungsmassnahmen, Er-satz der Entwässerung, Erneue-rung der Gleise und der Strom-versorgung. Die Sanierungsar-beiten wurden ohne längereSperrungen für den Zugsverkehrdurchgeführt.

NEWS

Die Gewerkschaftsvertreter unddie BLS haben sich am 12. No-vember 2015 getroffen, umdas weitere Vorgehen in Bezugauf die GAV-Verhandlungen zubesprechen. Seit Mai habendiese geruht. Man ist überein-

gekommen, noch in diesemJahr die jeweiligen Forderungs-kataloge erneut zu überprüfen.Im Dezember findet deshalbein weiteres Treffen statt, umdie Positionen auszutauschen.Bereits bei Beginn der Ver-handlungen im Februar diesesJahres hatte die gewerkschaft-liche Delegation unter der Lei-tung von Barbara Spalinger, Vi-zepräsidentin des SEV, einen

vom gewerkschaftlich organi-sierten BLS-Personal demokra-tisch abgestützten Forderungs-katalog präsentiert. DieBLS-Delegation, angeführt vonFranziska Jermann, LeiterinPersonal, nannte ihrerseits dieBedürfnisse der BLS.Kernstück der Forderungen sei-tens der BLS ist nach wie vordie Einführung eines neuenLohnsystems. Aus gewerk-

schaftlicher Sicht ist es zentral,dass die Produktivitätssteige-rungen der vergangenen Jahreim neuen Vertrag angemessengewürdigt werden. Am 27. Ja-nuar 2016 findet die erste or-dentliche Verhandlungsrundestatt. Ziel ist es, bis Mitte 2016ein Resultat zu haben, das diezuständigen Instanzen auf bei-den Seiten gutheissen.

BLS, SEV, Transfair undVSLF

BLS

Unter dem Druck derFrankenstärke und derallgemeinen Wirt-schaftsentwicklung hat-te die BLS zusammenmit den Gewerkschaftenim Mai entschieden, dieVerhandlungen über dieWeiterentwicklung desGesamtarbeitsvertragszu sistieren und ein Re-sultat erst im Sommer2016 anzustreben. Nungeht es weiter.

GAV-Verhandlungen reaktiviert

Fi

Mitglieder der SEV-GAV-Konferenz BLS letzten Herbst bei der Überarbeitung des Forderungskatalogs.

Nachdem die Einführung desneuen Lohnsystems letztenHerbst gescheitert war, fandenim ersten Halbjahr verschiede-ne Gespräche der Sozialpart-ner statt. Mitte September lagein Entwurf für ein Lohnsystemvor, der aus Sicht der Verbändeeine gute Grundlage für weite-re Verhandlungen war. Dafürwaren auch bereits vier Ver-handlungstermine im ZeitraumOktober/November angesetzt.

Verhandlungen abgesagtUmso mehr überraschte unsvor der ersten Verhandlungs-runde ein Schreiben der Ge-schäftsleitung, in dem sie unsmitteilte, dass man seitens

SOB nicht weiter mit uns überdas Lohnsystem verhandelnwolle. Den Entwurf vom Sep-tember könnten wir also nurnoch annehmen oder ableh-nen. Diese Haltung können wirin einer Sozialpartnerschaftnicht akzeptieren.Die Ausgangslage ist klar: Wirhaben einen laufenden GAVmit einem geltenden Lohnsys-

tem. Der GAV kann nur im ge-genseitigen Einvernehmen ge-ändert werden. Das gilt auchfür die Einführung eines Lohn-systems. Das musste der SOBvon Anfang an klar sein: Alledrei Verbände müssen von denVorteilen eines neuen Lohnsys-tems überzeugt werden, sonstgibt es kein neues Lohnsys-tem. Trotzdem versuchte die

Geschäftsleitung in den letztenWochen mit der Verweigerungvon Verhandlungen, mit Druckund mit erfolglosen Bemühun-gen, die Verbände auseinan-derzudividieren, das neueLohnsystem durchzustieren.

Knackpunkt LohnaufstiegTrotz des erneuten Scheiternsdes neuen Lohnsystems sind

Die Verantwortung fürdas Scheitern des neu-en Lohnsystems liegtbei der SOB, die sichmit Gesprächsverwei-gerung ins Abseits ma-növriert hat.

Neues Lohnsystem wird Südostbahn verweigert Gespräch

SOB/

flick

r

Stillstand und Eiszeit prägen gegenwärtig die Sozialpartnerschaft mit der SOB.

AKTUELL ......

2kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

RBS

Bild der Woche

Der erste Tiefbahnhof der Schweiz, der RBS-Bahnhof Bern (siehe auch kontakt.sev 17/15)feiert dieser Tage seinen fünfzigsten Geburtstag. Weil er längst an seine Kapazitätsgrenzengelangt ist (an Spitzentagen wird er von 60 000 Passagieren genutzt), wird sein Ersatz ge-plant. Im Bild sieht man, wie Zimmerleute 1963 unter den voll in Betrieb stehenden SBB-Glei-sen ein Gerüst für die Schalung der Betondecke der unterirdischen Bahnhofshalle erstellen.

die Verbände weiter verhand-lungsbereit. Die SOB wirdjedoch nicht umhinkommen,unsere Hauptforderung zu er-

füllen: Ein künftiges Lohnsys-tem muss sicherstellen, dassfür sämtliche Mitarbeitendenim Aufstieg die finanziellen

Mittel zur Verfügung stehen,um ihnen eine interessanteLohnperspektive zu bieten.

fb

nicht eingeführt

AKTUELL

...... 3

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Wie man eine schlechte Botschaft in schöne Wortepackt, hat uns die Medienabteilung des Bundesamtsfür Verkehr kürzlich wieder vorgeführt: «Bundesratwill Zusatzkosten im Regionalverkehr auf mehrereSchultern verteilen», heisst es im Titel einer Presse-mitteilung. So ein Titel ist fast schon anheimelnd.Man könnte denken, die Staatsväter und -mütter

seien der Meinung, Familie Schweiz sollte diese Zu-satzkosten gemeinsam, solidarisch und sozusagenHand in Hand tragen, weil, das wissen wir ja alle, ge-meinsam alles besser geht. Ein schöner Gedanke!

Genauer besehen ist es allerdings weniger schön.Denn Papa und Mama Bundesrat haben gleichzeitigauch noch beschlossen, wie viel sie an die fehlenden880 Millionen beitragen wollen: gerade mal 160, kei-ne zwanzig Prozent dieser Kosten. Die restlichen überachtzig Prozent sollen durch Effizienzsteigerungenbei den Bahn- und Busunternehmen sowie durchPassagiere und Kantone geleistet werden. Wie vieldie Passagiere dazu beitragen sollen, dürfen dieTransportunternehmungen freundlicherweise selberentscheiden, und sie werden sich vermutlich hüten,die in letzter Zeit gestiegenen Billettpreise weitermassiv zu erhöhen. Wie es um die Finanzen der Kan-tone steht, wissen wir bestens aus den letzten Lohn-verhandlungen. Wer hier mehr als nochmals zwanzigProzent Kostenbeteiligung erwartet, träumt. Schliess-lich können all die Steuersenkungen der letzten Jahrenicht einfach rückgängig gemacht werden, dazubräuchte es ja mutige Politikerinnen und Politiker. Al-so sind hier nicht viel mehr als nochmals 160 Millio-nen zu erwarten. Bleibt die restliche halbe Milliarde.

Und die soll also durch Effizienzsteigerungen in denöV-Unternehmungen erbracht werden. Seit Jahrenwerden diese Effizienzsteigerungen beschworen, alsob in den letzten Jahren diesbezüglich nichts passiertwäre, als ob der öV in der Schweiz noch im Dampf-zeitalter wäre. Der einzige Dampf in diesem Zusam-menhang ist der Nebel, den die Effizienzsteigerer mitihrer Aussage produzieren. Denn keiner sagt, wie dasgehen soll. Schneller fahren, soviel ist sicher, gehtnicht. Das weiss vermutlich sogar der Bundesrat.Weiss er aber auch, wie man in öV-Unternehmungeneffizienter wird? Wie und wo hier Produktivitätsstei-gerungen möglich sind? Gesagt hat er bisher nochnichts dazu. Wir wissen allerdings, dass dies bei ei-ner Unternehmung, deren Leistung und deren Abgel-tung feststehen, praktisch nur an einem Ort geht: beiden Arbeitsbedingungen des Personals.

Was das heisst, haben wir vor einem Jahr in Genf er-lebt. Wir sollten dies den mutlosen Politikern unddem Bundesrat dringend in Erinnerung rufen.

ZUR SACHE

«Wir müssen den Geist von Genf in Erinnerungrufen.» Barbara Spalinger, Vizepräsidentin SEV

Das Angebot der SOB für die Lohn-runde 2016 schockte die Verhand-lungsgemeinschaft von SEV, VSLFund Transfair (VG): Dem Zug- undLokpersonal werden die fixen An-stiege gewährt, weil sie gemässGAV gewährt werden müssen, fürdie übrigen Mitarbeitenden hinge-gen soll es nichts geben. Auchwenn sie im Aufstieg sind, wird ih-nen kein Franken für individuelleLohnerhöhungen gewährt.Die VG hat der Geschäftsleitungvon Anfang an klar gemacht, dasssie einen solchen Lohnabschlusskeinesfalls akzeptiert und dass ei-ne Nachbesserung des Angebotsgefordert ist. Dennoch hat sichdie SOB in den insgesamt vierVerhandlungsrunden keinen Milli-

meter bewegt. Weiterhin will dieGeschäftsleitung ihren Mitarbei-tenden ausserhalb des Fahrperso-nals keinen Rappen für generelleoder individuelle Lohnerhöhungenzur Verfügung stellen.Die SOB führt ins Feld, dass sieMehrbelastungen im Bereich derPensionskasse (Versicherung Zu-lagen, Splittingbeiträge) über-nimmt und dadurch finanzielleLasten trägt, die ebenfalls denMitarbeitenden zugutekommen.Die Verbände anerkennen dieseLeistungen. Diese ändern jedochnichts an der Nullrunde beimLohn, die einen Grossteil des Per-sonals treffen wird.Bei allem Verständnis für das fi-nanzielle Korsett der SOB: Eine

Nullrunde ist ein Schlag ins Ge-sicht der Mitarbeitenden, die sichtäglich für den Erfolg des Unter-nehmens einsetzen. Die VG lehntdas Lohnangebot der SOB ge-schlossen ab.Gemäss GAV-Artikel 2.2 entfälltdie Friedenspflicht, wenn es beiden Lohnverhandlungen zu keinerEinigung kommt. Dieser Fall istnun eingetroffen. Die drei Verbän-de der VG werden in den kom-menden Tagen und Wochen ge-meinsam und innerhalb ihrerVorstände und mit ihren Mitglie-dern diskutieren, welche Mass-nahmen als Reaktion auf die Null-runde ergriffen werden. Klar ist,dass sie dies nicht tatenlos hin-nehmen können. fb

Lohnverhandlungen gescheitert – Friedenspflicht aufgehoben

KVPI stieg um 2,5 %■ Der Krankenversicherungs-prämien-Index KVPI, der die Prä-mienentwicklung der obligatori-schen Krankenpflegeversiche-rung und der Krankenzusatzver-sicherung erfasst, ist 2015gegenüber dem Vorjahr um2,5 Prozentpunkte auf denIndexstand von 173,3 Punkten(Basis 1999 = 100) gestiegen,wie das Bundesamt für Statistikmitteilt. Dadurch sei zwischen2014 und 2015 das potenzielleWachstum des geschätztenverfügbaren Durchschnittsein-kommens um 0,2 % verringertworden. «Wären die Prämien imgleichen Zeitraum stabilgeblieben, hätte dieses Geldden Haushalten zusätzlich fürKonsum- oder Sparzwecke zurVerfügung gestanden», schreibtdas BFS. Das geschätzteverfügbare Durchschnittsein-kommen (= alle Arten vonEinkommen minus «Transferzah-lungen» wie Steuern, Sozial-und sonstige Versicherungsbei-träge) betrug 2015 4288Franken, die Durchschnitts-prämie 337 Franken bzw. 297Franken nach Verbilligung.

Gotthard vermarkten■ Wenn die Gotthard-Bergstre-cke nicht mehr vom Eisenbahn-Transitverkehr belegt wird, solldas touristische Potenzial der«Region St. Gotthard» gezieltgefördert werden. Die SBB hatim September das Mandat er-halten, die Vermarktungsaktivi-täten zu koordinieren. Vor zehnTagen diskutierten rund 70Vertreter/innen von Tourismus,Politik und öV beidseits desPasses über die touristischeEntwicklung und erste geplanteVermarktungsmassnahmen.

Simplon ist saniert■ In den letzten drei Jahrenwurde der Simplon-Bahntunnelmit einem Aufwand von170 Mio. Franken saniert: ImZentrum der Arbeiten standenSelbstrettungsmassnahmen, Er-satz der Entwässerung, Erneue-rung der Gleise und der Strom-versorgung. Die Sanierungsar-beiten wurden ohne längereSperrungen für den Zugsverkehrdurchgeführt.

NEWS

Die Gewerkschaftsvertreter unddie BLS haben sich am 12. No-vember 2015 getroffen, umdas weitere Vorgehen in Bezugauf die GAV-Verhandlungen zubesprechen. Seit Mai habendiese geruht. Man ist überein-

gekommen, noch in diesemJahr die jeweiligen Forderungs-kataloge erneut zu überprüfen.Im Dezember findet deshalbein weiteres Treffen statt, umdie Positionen auszutauschen.Bereits bei Beginn der Ver-handlungen im Februar diesesJahres hatte die gewerkschaft-liche Delegation unter der Lei-tung von Barbara Spalinger, Vi-zepräsidentin des SEV, einen

vom gewerkschaftlich organi-sierten BLS-Personal demokra-tisch abgestützten Forderungs-katalog präsentiert. DieBLS-Delegation, angeführt vonFranziska Jermann, LeiterinPersonal, nannte ihrerseits dieBedürfnisse der BLS.Kernstück der Forderungen sei-tens der BLS ist nach wie vordie Einführung eines neuenLohnsystems. Aus gewerk-

schaftlicher Sicht ist es zentral,dass die Produktivitätssteige-rungen der vergangenen Jahreim neuen Vertrag angemessengewürdigt werden. Am 27. Ja-nuar 2016 findet die erste or-dentliche Verhandlungsrundestatt. Ziel ist es, bis Mitte 2016ein Resultat zu haben, das diezuständigen Instanzen auf bei-den Seiten gutheissen.

BLS, SEV, Transfair undVSLF

BLS

Unter dem Druck derFrankenstärke und derallgemeinen Wirt-schaftsentwicklung hat-te die BLS zusammenmit den Gewerkschaftenim Mai entschieden, dieVerhandlungen über dieWeiterentwicklung desGesamtarbeitsvertragszu sistieren und ein Re-sultat erst im Sommer2016 anzustreben. Nungeht es weiter.

GAV-Verhandlungen reaktiviert

Fi

Mitglieder der SEV-GAV-Konferenz BLS letzten Herbst bei der Überarbeitung des Forderungskatalogs.

Nachdem die Einführung desneuen Lohnsystems letztenHerbst gescheitert war, fandenim ersten Halbjahr verschiede-ne Gespräche der Sozialpart-ner statt. Mitte September lagein Entwurf für ein Lohnsystemvor, der aus Sicht der Verbändeeine gute Grundlage für weite-re Verhandlungen war. Dafürwaren auch bereits vier Ver-handlungstermine im ZeitraumOktober/November angesetzt.

Verhandlungen abgesagtUmso mehr überraschte unsvor der ersten Verhandlungs-runde ein Schreiben der Ge-schäftsleitung, in dem sie unsmitteilte, dass man seitens

SOB nicht weiter mit uns überdas Lohnsystem verhandelnwolle. Den Entwurf vom Sep-tember könnten wir also nurnoch annehmen oder ableh-nen. Diese Haltung können wirin einer Sozialpartnerschaftnicht akzeptieren.Die Ausgangslage ist klar: Wirhaben einen laufenden GAVmit einem geltenden Lohnsys-

tem. Der GAV kann nur im ge-genseitigen Einvernehmen ge-ändert werden. Das gilt auchfür die Einführung eines Lohn-systems. Das musste der SOBvon Anfang an klar sein: Alledrei Verbände müssen von denVorteilen eines neuen Lohnsys-tems überzeugt werden, sonstgibt es kein neues Lohnsys-tem. Trotzdem versuchte die

Geschäftsleitung in den letztenWochen mit der Verweigerungvon Verhandlungen, mit Druckund mit erfolglosen Bemühun-gen, die Verbände auseinan-derzudividieren, das neueLohnsystem durchzustieren.

Knackpunkt LohnaufstiegTrotz des erneuten Scheiternsdes neuen Lohnsystems sind

Die Verantwortung fürdas Scheitern des neu-en Lohnsystems liegtbei der SOB, die sichmit Gesprächsverwei-gerung ins Abseits ma-növriert hat.

Neues Lohnsystem wird Südostbahn verweigert Gespräch

SOB/

flick

r

Stillstand und Eiszeit prägen gegenwärtig die Sozialpartnerschaft mit der SOB.

AKTUELL ......

2kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

RBS

Bild der Woche

Der erste Tiefbahnhof der Schweiz, der RBS-Bahnhof Bern (siehe auch kontakt.sev 17/15)feiert dieser Tage seinen fünfzigsten Geburtstag. Weil er längst an seine Kapazitätsgrenzengelangt ist (an Spitzentagen wird er von 60 000 Passagieren genutzt), wird sein Ersatz ge-plant. Im Bild sieht man, wie Zimmerleute 1963 unter den voll in Betrieb stehenden SBB-Glei-sen ein Gerüst für die Schalung der Betondecke der unterirdischen Bahnhofshalle erstellen.

die Verbände weiter verhand-lungsbereit. Die SOB wirdjedoch nicht umhinkommen,unsere Hauptforderung zu er-

füllen: Ein künftiges Lohnsys-tem muss sicherstellen, dassfür sämtliche Mitarbeitendenim Aufstieg die finanziellen

Mittel zur Verfügung stehen,um ihnen eine interessanteLohnperspektive zu bieten.

fb

nicht eingeführt

AKTUELL

...... 3

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Wie man eine schlechte Botschaft in schöne Wortepackt, hat uns die Medienabteilung des Bundesamtsfür Verkehr kürzlich wieder vorgeführt: «Bundesratwill Zusatzkosten im Regionalverkehr auf mehrereSchultern verteilen», heisst es im Titel einer Presse-mitteilung. So ein Titel ist fast schon anheimelnd.Man könnte denken, die Staatsväter und -mütter

seien der Meinung, Familie Schweiz sollte diese Zu-satzkosten gemeinsam, solidarisch und sozusagenHand in Hand tragen, weil, das wissen wir ja alle, ge-meinsam alles besser geht. Ein schöner Gedanke!

Genauer besehen ist es allerdings weniger schön.Denn Papa und Mama Bundesrat haben gleichzeitigauch noch beschlossen, wie viel sie an die fehlenden880 Millionen beitragen wollen: gerade mal 160, kei-ne zwanzig Prozent dieser Kosten. Die restlichen überachtzig Prozent sollen durch Effizienzsteigerungenbei den Bahn- und Busunternehmen sowie durchPassagiere und Kantone geleistet werden. Wie vieldie Passagiere dazu beitragen sollen, dürfen dieTransportunternehmungen freundlicherweise selberentscheiden, und sie werden sich vermutlich hüten,die in letzter Zeit gestiegenen Billettpreise weitermassiv zu erhöhen. Wie es um die Finanzen der Kan-tone steht, wissen wir bestens aus den letzten Lohn-verhandlungen. Wer hier mehr als nochmals zwanzigProzent Kostenbeteiligung erwartet, träumt. Schliess-lich können all die Steuersenkungen der letzten Jahrenicht einfach rückgängig gemacht werden, dazubräuchte es ja mutige Politikerinnen und Politiker. Al-so sind hier nicht viel mehr als nochmals 160 Millio-nen zu erwarten. Bleibt die restliche halbe Milliarde.

Und die soll also durch Effizienzsteigerungen in denöV-Unternehmungen erbracht werden. Seit Jahrenwerden diese Effizienzsteigerungen beschworen, alsob in den letzten Jahren diesbezüglich nichts passiertwäre, als ob der öV in der Schweiz noch im Dampf-zeitalter wäre. Der einzige Dampf in diesem Zusam-menhang ist der Nebel, den die Effizienzsteigerer mitihrer Aussage produzieren. Denn keiner sagt, wie dasgehen soll. Schneller fahren, soviel ist sicher, gehtnicht. Das weiss vermutlich sogar der Bundesrat.Weiss er aber auch, wie man in öV-Unternehmungeneffizienter wird? Wie und wo hier Produktivitätsstei-gerungen möglich sind? Gesagt hat er bisher nochnichts dazu. Wir wissen allerdings, dass dies bei ei-ner Unternehmung, deren Leistung und deren Abgel-tung feststehen, praktisch nur an einem Ort geht: beiden Arbeitsbedingungen des Personals.

Was das heisst, haben wir vor einem Jahr in Genf er-lebt. Wir sollten dies den mutlosen Politikern unddem Bundesrat dringend in Erinnerung rufen.

ZUR SACHE

«Wir müssen den Geist von Genf in Erinnerungrufen.» Barbara Spalinger, Vizepräsidentin SEV

Das Angebot der SOB für die Lohn-runde 2016 schockte die Verhand-lungsgemeinschaft von SEV, VSLFund Transfair (VG): Dem Zug- undLokpersonal werden die fixen An-stiege gewährt, weil sie gemässGAV gewährt werden müssen, fürdie übrigen Mitarbeitenden hinge-gen soll es nichts geben. Auchwenn sie im Aufstieg sind, wird ih-nen kein Franken für individuelleLohnerhöhungen gewährt.Die VG hat der Geschäftsleitungvon Anfang an klar gemacht, dasssie einen solchen Lohnabschlusskeinesfalls akzeptiert und dass ei-ne Nachbesserung des Angebotsgefordert ist. Dennoch hat sichdie SOB in den insgesamt vierVerhandlungsrunden keinen Milli-

meter bewegt. Weiterhin will dieGeschäftsleitung ihren Mitarbei-tenden ausserhalb des Fahrperso-nals keinen Rappen für generelleoder individuelle Lohnerhöhungenzur Verfügung stellen.Die SOB führt ins Feld, dass sieMehrbelastungen im Bereich derPensionskasse (Versicherung Zu-lagen, Splittingbeiträge) über-nimmt und dadurch finanzielleLasten trägt, die ebenfalls denMitarbeitenden zugutekommen.Die Verbände anerkennen dieseLeistungen. Diese ändern jedochnichts an der Nullrunde beimLohn, die einen Grossteil des Per-sonals treffen wird.Bei allem Verständnis für das fi-nanzielle Korsett der SOB: Eine

Nullrunde ist ein Schlag ins Ge-sicht der Mitarbeitenden, die sichtäglich für den Erfolg des Unter-nehmens einsetzen. Die VG lehntdas Lohnangebot der SOB ge-schlossen ab.Gemäss GAV-Artikel 2.2 entfälltdie Friedenspflicht, wenn es beiden Lohnverhandlungen zu keinerEinigung kommt. Dieser Fall istnun eingetroffen. Die drei Verbän-de der VG werden in den kom-menden Tagen und Wochen ge-meinsam und innerhalb ihrerVorstände und mit ihren Mitglie-dern diskutieren, welche Mass-nahmen als Reaktion auf die Null-runde ergriffen werden. Klar ist,dass sie dies nicht tatenlos hin-nehmen können. fb

Lohnverhandlungen gescheitert – Friedenspflicht aufgehoben

......

4 AKTUELLkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Ich fahre eigentlich nie1. Klasse. Einerseits, weilich es mir nicht leistenkann, andererseits habeich noch nie gehört, dassman in der ersten Klasseschneller am Ziel wäre.Vor kurzem musste ichaber ein Interview im Zugführen, mein Gegenüberreiste 1. Klasse und ichkaufte mir ein Upgrade fürden Tag. Auf der Rückrei-se setzte ich mich dannalleine und mit dem un-guten Gefühl, dass manmir ansieht, nicht hier-her zu gehören, in ein1.-Klasse-Abteil. Promptwurde ich von einer Dameangezischt. Der Grund:die Kopfhörer, die stummund unbenutzt um mei-nen Hals lagen. «Inak-zeptabel!» Die Dame ver-

wies mich forschen Fin-gers und ohne weitereWorte auf ein Schild. Tat-sächlich, ein Ruheabteil.So etwas habe ich seitJahren nicht mehr gese-hen. Ich dachte, die seienausgestorben, dem Zeit-geist zum Opfer gefallenwie Raucherwaggons undder eigentlich ganz hüb-sche Vorname Judas.Trotz des unsanften Will-kommens blieb ich sitzen,denn wie oft hat manschon die Gelegenheit,ein tot geglaubtes Habitatzu untersuchen? Leidereine wenig erbauliche So-zialstudie.Jemand tippt geräuschloseine Nachricht in sein Te-lefon? Böse Blicke. Je-mand isst still einen leiseknackenden Salat? Au-

genrollen, Zungenschnal-zen. Zeitunglesen? Gottbewahre, die Seiten könn-ten schliesslich rascheln.Je stiller es wurde, destomehr schienen mancheFahrgäste regelrecht aufein Geräusch zu lauern,um umgehend ihre stum-me, aber unüberhörbareEmpörung darüber kund-tun zu können. Einzig einMann im Anzug schnarch-te zufrieden vor sich hin.Dieser Schuft. Nach einergefühlten Ewigkeit in die-ser Vorhölle der Taubheitfragte ich mich ernsthaft,ob vielleicht schon jemandim Ruheabteil erstickt ist,weil er das Husten so langeunterdrückt hat. Hoffentlichnicht. Aber wohl nirgendssonst reist es sich dermas-sen unentspannt.

Beim nächsten Bahnhofliess ich mein Upgradedann auch ohne mich ers-te Klasse fahren und setz-te mich in die goldeneMitte des Zugs, ins Res-taurant. Eine wundervolleGrauzone, in der die Klas-sen aufeinanderprallen,vereint in ihrem wederStand und Adel kennen-den Bedürfnis nach einemkühlen Bier, einem Stück

Kuchen oder, wie in mei-nem Fall – Ruhe. Inmittenvon Telefongesprächen,klackenden Computertas-ten und klirrendem Ge-schirr wurde mein Bedarfan Erholung dann auchgedeckt. Wer weiss, viel-leicht lebt die Ruhe nichtvon der Stille einer Reise-gesellschaft, sondern vonder Toleranz, die man inihr findet.

MEINE MEINUNG

Ruhestörung«Je stiller es wurde,desto mehr schienenmanche Fahrgästeregelrecht auf einGeräusch zu lauern,um umgehend ihrestumme, aber unüber-hörbare Empörungdarüber kundtun zukönnen.» Anja Conzett

Die für die Forchbahn (FB), dieSihltal Zürich Uetliberg Bahn(SZU) und die Zürichsee-Schiff-fahrtsgesellschaft (ZSG) zu-ständige Gewerkschaftssekre-

tärin Edith Graf-Litscher ziehtnach den Lohnverhandlungeneine ernüchternde Bilanz: «Dadie zuständigen politischenGremien keine zusätzlichenMittel für das Personal spre-chen wollen, gibt es nirgendwoeine allgemeine Lohnerhöhung.Immerhin haben die Direktio-nen aber bei den GesprächenVerständnis gezeigt für denFrust des Personals über dienun schon mehrjährige Lohn-stagnation und sich bemüht,ihren beschränkten Handlungs-

spielraum zu nutzen, um mitunternehmenseigenen Mittelnihre Mitarbeitenden ihre Wert-schätzung auch materiell spü-ren zu lassen, wenn auch nur inbescheidenem Rahmen.»

Kleine, aber wichtige Gestender meisten UnternehmenSo erhöht die SZU den Vater-schaftsurlaub von zwei auf zehnTage. Vor Ferien soll die Arbeitneu spätestens um 20 statt um22 Uhr enden. Und die SZU ver-spricht: «Falls das Jahresergeb-

nis 2015 es zulässt, sollen dieMitarbeitenden nach Möglich-keit berücksichtigt werden.»Die Forchbahn finanziert nichtnur mit eigenen Mitteln die imGAV festgeschriebenen Lohnstu-fenanstiege und Beförderungen,sondern offeriert den Mitarbei-tenden auch Gutscheine im Wertvon 500 Franken für gezielteWeiterbildungs- und Fitnessan-gebote.Und die ZSG will mit Mutations-gewinnen (dank dem Ersatz pen-sionierter Mitarbeiter/innendurch «günstigere» jüngere) undRückstellungen Lohnaufstiegebei Beförderungen nach Prüfun-gen und Funktionsänderungensowie aufgrund von Erfahrungs-zuwachs finanzieren. Vor allemaber hat die ZSG dieses Jahr alleoffenen Stellen wieder besetztund will mit einer Ausbildungs-offensive dafür sorgen, dass un-terbesetzte Chargen schnellerwieder besetzt werden. Dies soll

den Fahrdienst 2016 entlasten.Zudem hat die Direktion demZVV eine Budgeterhöhung fürzusätzliche Stellen beantragt,die nötig sind, damit die Schiffenach Fahrplan fahren können,ohne dass die Mitarbeitendenständig auf ihnen zustehendeRuhe- und Ausgleichstage ver-zichten müssen. Bevor dieLohnverhandlungen mit derZSG definitiv abgeschlossenwerden können, muss dahernoch die Antwort des ZVV abge-wartet werden.Die Verkehrsbetriebe Zürichseeund Oberland (VZO) dagegenhaben eigentliche Lohnver-handlungen nicht für nötig be-funden, sondern den zuständi-gen SEV-GewerkschaftssekretärArne Hegland schlicht infor-miert, es gebe gemäss ZVVnichts. Punkt. «Damit schob dieVZO den Schwarzen Peter demZVV zu und zog sich so selberbillig aus der Verantwortung.» Fi

Da die Zürcher Politikden ZVV-Betrieben je-den zusätzlichen Fran-ken für das Personalverweigert, bleiben dieGrundlöhne nach jahre-langer Stagnation ein-mal mehr eingefroren.Ja, gar die systembe-dingten individuellenErhöhungen sind ge-fährdet. Umso mehrsetzte sich der SEV beiden Direktionen dafürein, dass den Mitarbei-tenden ihr täglicher Ein-satz nicht nur mit war-mer Luft honoriert wird.

ZVV will Lohnsumme nicht erhöhenSchwierige Lohnverhandlungen bei den Verkehrsunternehmen im Zürcher Verkehrsverbund ZVV

Urs

Fank

haus

er

Um ihr Personal zu entlasten, braucht die ZSG mehr Geld vom ZVV.

......

5AKTUELLkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Markus Wittwer †■ Der Präsident der Sektion ASOst und frühere Präsident desSBV Zürich, Markus Wittwer, istletzten Freitag völlig unerwartetwährend einer Zugfahrt gestor-ben. Er war ein engagierter«Schaffer im Hintergrund»,stand aber auch vorne hin fürdie Leute. Er war beteiligt beimAufbau der Sprechstunden imBZ Ost und oft dabei bei Werbe-aktionen, so etwa im Westlink.In der AG Fusion, die die Grün-dung des Unterverbands ASvorbereitete, hatte er fundiertund sachlich mitdiskutiert.

Während der Werbeaktion letz-ten Montag gedachten die Kol-legen ihres «Präsis».

Arbeiten für denEppenbergtunnel■ Die Vorarbeiten für denEppenbergtunnel sind unüber-sehbar: In Wöschnau wird dieBaugrube ausgehoben, in dernächsten Sommer die Tunnel-bohrmaschine installiert wird.Die Hälfte des Aushubs ist inder Zwischenzeit erreicht. ImGretzenbacher Kirchhang wirdgegenwärtig die «Zielbaugrube»erstellt, wo die Bohrmaschine2018 ankommen soll. Der Tun-nel ist das Herzstück des Vier-spurausbaus Aarau–Olten, der885 Millionen kostet und Ende2020 in Betrieb genommenwerden soll. Er ermöglicht mehrZugsverbindungen auf derStrecke Bern–Zürich.

Neue Kundenapp■ Die vor sieben Jahren einge-führte «SBB Mobile»-App sollgrundlegend erneuert und ihreEinsatzmöglichkeiten erweitertwerden. Dafür wird gemeinsammit den Usern eine Testversionweiterentwickelt. Diese istvorerst nur deutsch und aufAndroid vorhanden, im nächstenQuartal soll sie auch auf franzö-sisch und für iPhone-Nutzererhältlich sein.

NEWS

zVg

Anfang November zeigte sichdie gewerkschaftliche Ver-handlungsdelegation zuver-sichtlich, dass ein beidseitszufriedenstellendes Resultatzu erzielen sei. Doch am 26.November kam es anders: Ent-weder akzeptierten die Ge-werkschaften das im Juli vorge-stellte Papier, oder derbestehende GAV werde weiterangewandt: Dies das Ultima-tum der Direktion, das von der

gewerkschaftlichen Delegationschlecht aufgenommen wurde.Nach diesem abrupten Endeder Verhandlungen verbleibenzu viele Unklarheiten zum neu-en Lohnsystem. Das Verhand-lungsmandat konnte damitnicht erfüllt werden, wie Ge-werkschaftssekretär ChristianFankhauser erläutert: «UnserAuftrag war viel weiter ge-fasst.» Nach Ansicht des SEVist das vorgeschlagene Lohn-system ungenügend, da es zulangsame Aufstiege vorsieht,Lehrabschlüsse zu wenig ho-noriert und erzwungene Ein-stufungen vorsieht.Deshalb organisiert die Sek-tion am 7. Dezember eineGAV-Konferenz, wo die Ver-handlungsresultate vorgestelltwerden. So sollen sich die Mit-glieder eine Meinung bildenkönnen für die Urabstimmung,deren Stimmmaterial in dieserWoche verschickt wird.

Henriette Schaffter / pmo

Das Personal von TLund LEB entscheidet ineiner Urabstimmungüber den Gesamtar-beitsvertrag. Die VPT-Sektion führt eine GAV-Konferenz durch, dennin der letzten Verhand-lung überraschte dieDirektion die Gewerk-schaften mit einem Ulti-matum.

Die Basis entscheidet

Lausanner Verkehrsbetriebe: Urabstimmung

Dieses Jahr hat der KantonFreiburg den TPF den Regional-verkehr bis ins Jahr 2029 zuge-sichert, wobei er vom Unter-neh- men als GegenleistungEinsparungen von 4 MillionenFranken verlangte. Die Vergabeführt zu einer gewissen Stabili-tät und sichert die Arbeitsplät-ze des Personals, was nicht un-wesentlich ist.Zusätzlich zu den verlangten

Einsparungen von vier Millionenmussten die TPF weitere Mittelbereitstellen, um die Umstellungder Pensionskasse vom Leis-tungs- aufs Beitragsprimat zu fi-nanzieren. Die VPT-TPF-Sektio-nen schlugen deshalb vor, allesin eine Verhandlungsrunde zupacken: Pensionskasse, Einspa-rungen und Löhne 2016.Das Unternehmen ging mit ge-wissen Vorstellungen in die Ver-handlungen, wie das Personalin die Massnahmen einzubezie-hen sei. Der gewerkschaftli-chen Verhandlungsdelegationgelang es jedoch, die Nachteilezu beschränken, wie sie denMitgliedern der drei Sektionenerläuterte. Dabei kam es aller-dings zu Diskussionen.

Positive ElementeTatsächlich hat das Resultatsehr positive Elemente. DerGAV TPF, der ein guter GAV ist,wird bis Ende 2020 verlängert.Alle Mitarbeitenden erhalten

jährlich eine Prämie von 500Franken in Form von Reka-Checks; es gibt also in dieserZeit keine Lohnverhandlungen.Die Aufstiege gemäss Lohnsys-tem sind garantiert. Die Ausbil-dungsfahrer erhalten 2016 ei-ne zusätzliche Lohnklasse undfür 2015 eine Zeitgutschrift.Falls der Preisindex über 109,6Punkte ansteigen sollte, gibtes einen Teuerungsausgleich,und schliesslich sind Begleit-massnahmen zum System-wechsel der Pensionskassefestgelegt worden.Im Gegenzug akzeptiert dasPersonal, dass es für das Ge-neralabonnement FVP 200 (inder 2. Klasse) bzw. 400 Fran-ken (in der 1. Klasse) bezahlenmuss. Weiter hat es die Prämiefür die Nichtberufsunfallversi-cherung in der Höhe von 1,68Lohnprozenten zu überneh-men, und ab 2018 gibt es eineReduktion der Uniformpunkte.Schliesslich wurde dieses Ver-

handlungsresultat von den Mit-gliedern gutgeheissen. Sie ga-ben aber gleichzeitig der Direk-tion zu bedenken, dass gewisseVeränderungen der letzten Mo-nate noch Zeit brauchen, umsauber umgesetzt zu werden.Sie betonten auch, dass solcheÜbergangsphasen nicht einfachzu bewältigen sind. Als Beispielwurde genannt, dass dieDienstpläne nur noch auf denTablets publiziert werden, wasdie Mitarbeitenden nicht zufrie-denstellt. Beunruhigend ist,dass die Tauschbörse nochnicht funktioniert. Das wirktsich belastend aufs Familien-und Sozialleben aus.Die Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter haben den Eindruck,dass gewisse Änderungen sehrschnell und zu ihrem Nachteilumgesetzt werden, statt dassdie neuen Abläufe zuerst ge-testet und betriebsreif ge-macht würden.

Henriette Schaffter / pmo

Personal stimmt Verhandlungsresultat zuDie drei Sektionsver-sammlungen VPT TPFhaben dem Lohnab-schluss zugestimmt.Gleichzeitig haben siegewisse Unstimmigkei-ten im Betrieb kritisiert,so etwa die Tablets, diein den letzten Monateneingeführt wurden undden Mitarbeitenden dasLeben nicht immer einfa-cher machen.

■ Freiburger Verkehrsbetriebe (TPF)

Die «Griechenlandkrise» wirft grelle Schlaglichter auf den Zustand derEuropäischen Währungsunion und demonstriert die Rolle der interna-tionalen Finanzinstitutionen, insbesondere der Europäischen Zentral-bank. Ihre Macht scheint zu wachsen, je instabiler die Finanzmärktesich verhalten. Ihre Instrumente versagen jedoch: Europäische Notkre-dite und die Austeritätspolitik haben die Krise in Griechenland nichtentschärft. Und das viele Geld, das in die internationalen Wirtschafts-kreisläufe gepumpt wird, führt vor allem zu neuen Finanzblasen undCrashgefahren.

In der Schweiz hat der Entscheid der Nationalbank, den Euromindest-kurs aufzuheben, Teilen der Wirtschaft einen Schock versetzt undArbeitsplätze in Gefahr gebracht. Deutlich wird auch hier, welchetechnokratische Macht die Geldpolitik besitzt. Und was sie auslöst:Bürgerlichen Kräften kommt die breite Verunsicherung sehr gelegen,um Beschäftigung und Sozialstaat umzubauen.

Das im September 2015 erschienene Widerspruch-Heft 66 knüpft andiesen aktuellen Brennpunkten der Geld- und Währungspolitik an. Esfragt nach Machtstrukturen, nach monetaristischen Dogmen und denpraktischen Folgen der Zentralbanktätigkeit für Wirtschaft undBevölkerung – in der Schweiz, in Europa und weltweit. Grundfragender Geldtheorie, die Funktion des Kreditgelds und Möglichkeiten einerGeldreform werden eingehend erläutert.

Der Diskussionsteil befasst sich mit dem Aufstieg der nationalenRechten in der Schweiz, mit existenziellen Merkmalen der Care-Arbeit, mit unternehmerischer Gleichstellungspolitik. An GramscisGefängnisbriefen werden biografische Zugänge zur Machtanalyseaufgezeigt. Ein Essay zu Louis Althussers «Das Kapital lesen»,Buchbesprechungen und Berichte runden das Heft ab.

Widerspruch 66, Finanzmacht – Geldpolitik; 191 S., Fr. 25.–

Geldpolitik für alle verständlich erklärt

INTERVIEW ......

6kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

■ kontakt.sev: Dein Leben hat1995 eine besondere Wen-dung erfahren. Was ist da-mals vorgefallen?

Irfan Kazici: Mein Dorf wurdeniedergebrannt. Von da an warfür uns alles anders. Ich flohaus der Türkei schwimmendnach Griechenland und gelang-te in die Hauptstadt Athen. Vondort reiste ich nach Italien wei-ter, eingezwängt in einen Last-wagen, zusammen mit anderenFlüchtlingen. Von Brindisi fuhrich nach Milano, wo ich 1998politisches Asyl erhielt. Ich ar-beitete dann in Venedig underlangte zehn Jahre später dieitalienische Staatsbürgerschaft.

■ In Venedig?Ja, es war wirklich in der Lagu-nenstadt, wo ich Arbeit fand.Im Sommer war ich Kellner,und im Winter machte ich ver-schiedene kleine Jobs, vor al-lem auf dem Bau und im Trans-

portwesen. In Venedig habeich mich sofort gut eingelebt.Wenn man die Mühsal desAckerbaus gekannt hat – denndie Erde zu bearbeiten, kostetviel Mühe –, hat man einegrosse Anpassungsfähigkeit.Mit der Erde verbunden zu seinheisst immer wieder zu lernen,die wesentlichen Dinge zuschätzen, jene Dinge, die wirk-lich wichtig sind. Weisst du,was mein Familienname be-deutet? Kazici heisst graben(er lächelt). Hoffen wir, dassich beim Graben eines Tagesetwas Schönes finden werde(er lacht). Bis vor einigen Jah-ren gab es in Venedig einenWirtschaftsboom, doch nun istdie Krise auch dort spürbar,darum bin ich weggezogen.

■ Wie hast du dich im Auslandsprachlich verständigt?

Ich lernte schon in der Türkeiein wenig Französisch, als ichin Restaurants arbeitete, ummein Einkommen aufzubes-sern, sowie ein wenig Englischvon meinem Onkel, der Dozentwar. So elementar dieseSprachkenntnisse waren, ha-ben sie mir doch sehr gehol-fen, mit den Menschen zu kom-munizieren und in Kontakt zutreten, gerade in Venedig, derTouristenstadt par excellence.

■ Wie bist du in Italien aufge-nommen worden?

Im Grossen und Ganzen gut.Wie überall auf der Welt gibt es

auch dort einfühlsamere, offe-nere Menschen neben ande-ren, feindseligeren. Das gehörtzum Leben. Ich habe aber dieGewohnheit, das Gute, die po-sitive Seite des Lebens, stärkerzu gewichten. Es ist die einzige

Möglichkeit, um mit einem Mi-nimum an Gelassenheit lebenzu können. Sonst wird allesnoch schwieriger. Denn als Mi-grant musst du überall, wo duhinkommst, deinen Platz in ei-ner Gesellschaft suchen, diedu oft nicht kennst. Alles zu-sammengenommen habe ichmich in Venedig wohl gefühlt.Ich habe dort noch heuteFreunde, die ich alle drei Mo-nate besuchen gehe. Denn die-se Freundschaften sind mirwichtig und ich möchte sie be-halten. Wenn die Krise nichtgewesen wäre, wäre ich wohlin Venedig geblieben.

■ Du hast also entschieden, indie Schweiz zu kommen,weil es in Venedig keine Ar-beit mehr gab?

Ja, das war der Hauptgrund.Ein italienischer Bekanntersagte mir, dass ich vielleicht inder Schweiz Arbeit finden

könnte, und so entschied ichmich abzureisen. Bevor ichnach Zürich kam, habe ich imTessin Halt gemacht. Ich wurdeim Erstempfangszentrum CasaAstra in Ligornetto aufgenom-men und fand später eine pro-

visorische Bleibe in Mendrisio.Als ich nach ein paar Monatenimmer noch keine Arbeit hatte,reiste ich nach Zürich weiter,wo ich nun seit 2013 lebe undals Temporärangestellter imBahnhof SBB arbeite. Im Tes-sin habe ich mich wohl gefühltund wäre gern dort geblieben,vor allem wegen der Spracheund weil ich offene, nette Men-schen kennenlernte. Doch oh-ne Arbeit kommt man nirgendshin. Für einen Migranten ist dieArbeit ohne Zweifel ein sehrwichtiger Integrationsfaktor:Du kommst mit anderen Men-schen zusammen, bist aktivund lernst eine Welt kennen,die für dich neu ist. Arbeitenheisst auf eine gewisse Art,Teil der Gesellschaft zu sein. Esgibt nichts Schlimmeres, alsTage damit zu verbringen,nichts zu tun. Heute arbeite ichzu 80 Prozent als Temporärmit-arbeiter. Unter solchen Bedin-

gungen lebt es sich nicht ein-fach. Ich muss weiterhin auchan meine Familie denken, diemeine Hilfe braucht. Insgesamtist es ziemlich hart, muss ichsagen, doch ich bin zäh und ha-be einen starken Willen. MeineLebenserfahrung hat mich ge-stärkt und mich gelehrt, dassman dankbar sein muss für al-les, was man hat, auch wenn eswenig ist. Das heisst aber nicht,dass man resignieren und nichtfür ein besseres Leben kämpfensoll, oder wenigstens für einwürdiges Leben.

■ Welche Art von Kontaktenhast du in Zürich?

Ich baue meine Kontakte Tagfür Tag weiter aus. Nach alldem, was ich erlebt habe,brauche ich sehr viel Ruhe.Meine Augen können das Ge-sehene nicht vergessen undmein Herz den erlebtenSchmerz nicht einfach ignorie-ren, doch ich kann und mussvorwärts schauen. Ich weisssehr wohl, dass Leiden zumtäglichen Leben gehört unddass an jeder Ecke Schwierig-keiten warten. Ich wünsche mirsehr, ein Leben aufbauen zukönnen, wo Raum ist für Ruheund Frieden. Ich komme mit al-len gut zurecht. Die Zusam-menarbeit und das Verhältnisunter uns Arbeitskollegen istgut, und ich komme mit Men-schen verschiedener Kulturenzusammen, was mir gefällt,weil ich dabei viel lerne.

In seinen schwarzen Augen, die sein Haus und sein Dorf in der Türkei brennen sahen, liegt eine grosseGelassenheit. Vielleicht, weil man Schreckliches nie vergisst, aber darüber hinwegkommen muss. Dennnur wer vorwärts blickt, kann einen neuen Abschnitt beginnen im Leben, das so wertvoll wie zerbrechlichist. Dies ist die Botschaft eines Kollegen, der gelitten hat und doch an die Menschlichkeit glaubt.

In die Zukunft schauenund dem Leben vertrauen

Begegnung mit Irfan Kazici, Kurde im Exil mit italienischem Pass, temporärer SBB-Mitarbeiter im Bahnhof Zürich

«Für einen Migranten ist die Arbeit ohne Zweifel einsehr wichtiger Integrationsfaktor: Du kommst mitanderen Menschen zusammen, bist aktiv und lernsteine Welt kennen, die für dich neu ist. Arbeiten heisstauf eine gewisse Art, Teil der Gesellschaft zu sein.»Irfan Kazici

frg

Irfan Kazici wurde 1971 inSilvan in der Provinz Diyarbakirim Südosten von Anatolien, demasiatischen Teil der Türkei,geboren. Seine Familie lebtheute in Diyarbakir. In der Türkeiwar er Landwirt. Heute in derSchweiz arbeitet er als tempo-rärer Wagenreiniger bei der SBBin Zürich. Sein Lebensmotto ist«Leben und leben lassen».

BIO

...... 7 INTERVIEW

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

■ Bist du in die Türkei zurück-gekehrt?

Ja, nach 17 Jahren bin ich zu-rückgekehrt. In dieser Zeit hatsich natürlich vieles verändert.Meine Familie – meine Mutterund sieben Geschwister – lebtin Diyarbakir. Ich freute mich,sie nach so vielen Jahren wie-der zu umarmen. Es war einsehr bewegender Moment, dawir uns alle verändert hatten,

nach so langer Zeit … Im Aprilgehe ich sie wieder besuchen.Die Familie ist sehr wichtig.

■ Hast du deinem Migranten-schicksal auch Gutes abge-winnen können?

Jeder Migrant hat seine Ge-schichte und jede Geschichteist verschieden. Jeder Migranthat eine Vergangenheit, dieihn prägt, eine Gegenwart, mitder er sich auseinandersetzt,

und eine Zukunft, an die erglaubt. Wir sind alle Kinder dergleichen Menschheit. Für Mi-granten ist eine gute Aufnah-me wichtig, doch dann müssensie ihren Teil leisten, indem siedie Regeln akzeptieren und diekulturellen Unterschiede ver-stehen. Doch der Schlüssel zuallem ist und bleibt der zwi-schenmenschliche Respekt. Ermuss beidseitig funktionieren.

Ich habe zum Glück nie Proble-me gehabt, weil ich grundsätz-lich eine offene, ruhige Personbin. Auch meine Vergangenheithat dazu beigetragen, meinenCharakter zu formen.

■ Worauf führst du die Ver-schlossenheit der Menschengegenüber dem Fremden zu-rück? Auf Ängste?

Was man nicht kennt, kannÄngste wecken. Es ist dassel-

be, wie wenn man mit Unbe-kanntem konfrontiert ist: Dannstellt man sich Fragen, empfin-det Unsicherheit, hegt gewisseBefürchtungen. Wir misstrauendem andern, wenn wir nichtwissen, wer er ist, wo er her-kommt, was er macht, was erwill. Das sind im Grunde alleslegitime Fragen, die beantwor-tet werden müssen. Dafür gibtes nur einen Weg: sich kennen-lernen, miteinander sprechen,sich ohne Vorurteile begegnen.Ich verstehe diese Ängste,aber es tut mir sehr weh, wennein Migrant, nur weil er andersist, verletzt wird – auch wennes nur verbal ist. Wir sind alleKinder der gleichen Mensch-heit. Kein Mensch ist besseroder schlechter. Keiner kannwählen, wo er geboren wird.Und keiner soll leiden, weil eran diesem oder jenem Ort aufder Welt geboren wurde.

■ Die Vorurteile wiegen alsoschwer?

Ja, für alle, und sie treffen je-den. Nur schon ein Blick kanndich spüren lassen, dass duunangemessen, anders, nichtregelkonform bist. Auch michtreffen manchmal feindliche

oder verurteilende Blicke, diemir kein Vergnügen bereiten.Ich gehe dann aber einfachmeines Weges, denn ich weissgenau, dass es nichts bringt,auf Provokationen zu reagie-ren. Nach all dem, was ich er-lebt habe, will ich nur vorwärtsschauen. Andererseits habeich auch viel Solidarität erlebt,und das ist es, was zählt. Na-türlich sind Vorurteile für Mi-granten zusätzliche Hindernis-se auf dem Weg zur Integration.Deshalb ist es so wichtig, sichkennenzulernen. Oft genügtschon ein bisschen guter Wille.

■ Gibt es Dinge, unter denendu besonders leidest?

Falschheit und Heuchelei, diesichtbar werden, wenn dir je-mand Sätze in den Mund legt,die du nicht gesagt hast, wennjemand die Wirklichkeit zu sei-nem Vorteil zurechtbiegt oderdich anlächelt und dir danachin den Rücken fällt. SolchesVerhalten trifft aber nicht nurdie Migranten. Aufrichtigkeit istunverzichtbar, um ehrliche, un-eigennützige Beziehungen auf-zubauen und Brücken zwischenden Kulturen zu schlagen. ZumGlück teilen viele Menschen

diese universellen Werte. Zu-sammen können sie eine bes-sere Welt schaffen. Eine solchebrauchen wir wirklich.

■ Du hast mehrmals betont,dass du vorwärts schauenwillst …

Ich denke, dass jeder Menschvorwärts schauen will. Dies liegtin der Natur der Dinge, ganz be-sonders für Migranten, unabhän-gig von ihrer Vergangenheit.Denn jemand, der aus seiner Hei-mat flieht, sucht eine Art Befrei-ung in seinem neuen Leben. Hierin Zürich besuche ich Deutsch-kurse … Deutsch ist ziemlichschwierig, die Grammatik ist einharter Knochen (lacht), doch ichstrenge mich zu 100 Prozent an.Denn mein Traum ist es, einesichere, unbefristete Stelle zu fin-den. Wenn dein Schicksal an ei-nem dünnen Faden hängt, ist dasnicht ideal …

■ Warum bist du dem SEV bei-getreten?

Weil ich denke, dass es wichtigist, auf jemanden zählen zukönnen, wenn man in Not ge-rät. Die Wahrung der Rechte istein wertvolles Gut.

Françoise Gehring / Fi

frg

Ein Blick, der weit reicht, auf der Suche nach Licht am Horizont.

«Jeder Migrant hat seine Geschichte und jedeGeschichte ist verschieden. Jeder Migrant hat eineVergangenheit, die ihn prägt, eine Gegenwart, mitder er sich auseinandersetzt, und eine Zukunft, an dieer glaubt. Wir sind alle Kinder der gleichen Mensch-heit. Für Migranten ist eine gute Aufnahme wichtig,doch dann müssen sie ihren Teil leisten.»

INTERVIEW ......

6kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

■ kontakt.sev: Dein Leben hat1995 eine besondere Wen-dung erfahren. Was ist da-mals vorgefallen?

Irfan Kazici: Mein Dorf wurdeniedergebrannt. Von da an warfür uns alles anders. Ich flohaus der Türkei schwimmendnach Griechenland und gelang-te in die Hauptstadt Athen. Vondort reiste ich nach Italien wei-ter, eingezwängt in einen Last-wagen, zusammen mit anderenFlüchtlingen. Von Brindisi fuhrich nach Milano, wo ich 1998politisches Asyl erhielt. Ich ar-beitete dann in Venedig underlangte zehn Jahre später dieitalienische Staatsbürgerschaft.

■ In Venedig?Ja, es war wirklich in der Lagu-nenstadt, wo ich Arbeit fand.Im Sommer war ich Kellner,und im Winter machte ich ver-schiedene kleine Jobs, vor al-lem auf dem Bau und im Trans-

portwesen. In Venedig habeich mich sofort gut eingelebt.Wenn man die Mühsal desAckerbaus gekannt hat – denndie Erde zu bearbeiten, kostetviel Mühe –, hat man einegrosse Anpassungsfähigkeit.Mit der Erde verbunden zu seinheisst immer wieder zu lernen,die wesentlichen Dinge zuschätzen, jene Dinge, die wirk-lich wichtig sind. Weisst du,was mein Familienname be-deutet? Kazici heisst graben(er lächelt). Hoffen wir, dassich beim Graben eines Tagesetwas Schönes finden werde(er lacht). Bis vor einigen Jah-ren gab es in Venedig einenWirtschaftsboom, doch nun istdie Krise auch dort spürbar,darum bin ich weggezogen.

■ Wie hast du dich im Auslandsprachlich verständigt?

Ich lernte schon in der Türkeiein wenig Französisch, als ichin Restaurants arbeitete, ummein Einkommen aufzubes-sern, sowie ein wenig Englischvon meinem Onkel, der Dozentwar. So elementar dieseSprachkenntnisse waren, ha-ben sie mir doch sehr gehol-fen, mit den Menschen zu kom-munizieren und in Kontakt zutreten, gerade in Venedig, derTouristenstadt par excellence.

■ Wie bist du in Italien aufge-nommen worden?

Im Grossen und Ganzen gut.Wie überall auf der Welt gibt es

auch dort einfühlsamere, offe-nere Menschen neben ande-ren, feindseligeren. Das gehörtzum Leben. Ich habe aber dieGewohnheit, das Gute, die po-sitive Seite des Lebens, stärkerzu gewichten. Es ist die einzige

Möglichkeit, um mit einem Mi-nimum an Gelassenheit lebenzu können. Sonst wird allesnoch schwieriger. Denn als Mi-grant musst du überall, wo duhinkommst, deinen Platz in ei-ner Gesellschaft suchen, diedu oft nicht kennst. Alles zu-sammengenommen habe ichmich in Venedig wohl gefühlt.Ich habe dort noch heuteFreunde, die ich alle drei Mo-nate besuchen gehe. Denn die-se Freundschaften sind mirwichtig und ich möchte sie be-halten. Wenn die Krise nichtgewesen wäre, wäre ich wohlin Venedig geblieben.

■ Du hast also entschieden, indie Schweiz zu kommen,weil es in Venedig keine Ar-beit mehr gab?

Ja, das war der Hauptgrund.Ein italienischer Bekanntersagte mir, dass ich vielleicht inder Schweiz Arbeit finden

könnte, und so entschied ichmich abzureisen. Bevor ichnach Zürich kam, habe ich imTessin Halt gemacht. Ich wurdeim Erstempfangszentrum CasaAstra in Ligornetto aufgenom-men und fand später eine pro-

visorische Bleibe in Mendrisio.Als ich nach ein paar Monatenimmer noch keine Arbeit hatte,reiste ich nach Zürich weiter,wo ich nun seit 2013 lebe undals Temporärangestellter imBahnhof SBB arbeite. Im Tes-sin habe ich mich wohl gefühltund wäre gern dort geblieben,vor allem wegen der Spracheund weil ich offene, nette Men-schen kennenlernte. Doch oh-ne Arbeit kommt man nirgendshin. Für einen Migranten ist dieArbeit ohne Zweifel ein sehrwichtiger Integrationsfaktor:Du kommst mit anderen Men-schen zusammen, bist aktivund lernst eine Welt kennen,die für dich neu ist. Arbeitenheisst auf eine gewisse Art,Teil der Gesellschaft zu sein. Esgibt nichts Schlimmeres, alsTage damit zu verbringen,nichts zu tun. Heute arbeite ichzu 80 Prozent als Temporärmit-arbeiter. Unter solchen Bedin-

gungen lebt es sich nicht ein-fach. Ich muss weiterhin auchan meine Familie denken, diemeine Hilfe braucht. Insgesamtist es ziemlich hart, muss ichsagen, doch ich bin zäh und ha-be einen starken Willen. MeineLebenserfahrung hat mich ge-stärkt und mich gelehrt, dassman dankbar sein muss für al-les, was man hat, auch wenn eswenig ist. Das heisst aber nicht,dass man resignieren und nichtfür ein besseres Leben kämpfensoll, oder wenigstens für einwürdiges Leben.

■ Welche Art von Kontaktenhast du in Zürich?

Ich baue meine Kontakte Tagfür Tag weiter aus. Nach alldem, was ich erlebt habe,brauche ich sehr viel Ruhe.Meine Augen können das Ge-sehene nicht vergessen undmein Herz den erlebtenSchmerz nicht einfach ignorie-ren, doch ich kann und mussvorwärts schauen. Ich weisssehr wohl, dass Leiden zumtäglichen Leben gehört unddass an jeder Ecke Schwierig-keiten warten. Ich wünsche mirsehr, ein Leben aufbauen zukönnen, wo Raum ist für Ruheund Frieden. Ich komme mit al-len gut zurecht. Die Zusam-menarbeit und das Verhältnisunter uns Arbeitskollegen istgut, und ich komme mit Men-schen verschiedener Kulturenzusammen, was mir gefällt,weil ich dabei viel lerne.

In seinen schwarzen Augen, die sein Haus und sein Dorf in der Türkei brennen sahen, liegt eine grosseGelassenheit. Vielleicht, weil man Schreckliches nie vergisst, aber darüber hinwegkommen muss. Dennnur wer vorwärts blickt, kann einen neuen Abschnitt beginnen im Leben, das so wertvoll wie zerbrechlichist. Dies ist die Botschaft eines Kollegen, der gelitten hat und doch an die Menschlichkeit glaubt.

In die Zukunft schauenund dem Leben vertrauen

Begegnung mit Irfan Kazici, Kurde im Exil mit italienischem Pass, temporärer SBB-Mitarbeiter im Bahnhof Zürich

«Für einen Migranten ist die Arbeit ohne Zweifel einsehr wichtiger Integrationsfaktor: Du kommst mitanderen Menschen zusammen, bist aktiv und lernsteine Welt kennen, die für dich neu ist. Arbeiten heisstauf eine gewisse Art, Teil der Gesellschaft zu sein.»Irfan Kazici

frg

Irfan Kazici wurde 1971 inSilvan in der Provinz Diyarbakirim Südosten von Anatolien, demasiatischen Teil der Türkei,geboren. Seine Familie lebtheute in Diyarbakir. In der Türkeiwar er Landwirt. Heute in derSchweiz arbeitet er als tempo-rärer Wagenreiniger bei der SBBin Zürich. Sein Lebensmotto ist«Leben und leben lassen».

BIO

...... 7 INTERVIEW

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

■ Bist du in die Türkei zurück-gekehrt?

Ja, nach 17 Jahren bin ich zu-rückgekehrt. In dieser Zeit hatsich natürlich vieles verändert.Meine Familie – meine Mutterund sieben Geschwister – lebtin Diyarbakir. Ich freute mich,sie nach so vielen Jahren wie-der zu umarmen. Es war einsehr bewegender Moment, dawir uns alle verändert hatten,

nach so langer Zeit … Im Aprilgehe ich sie wieder besuchen.Die Familie ist sehr wichtig.

■ Hast du deinem Migranten-schicksal auch Gutes abge-winnen können?

Jeder Migrant hat seine Ge-schichte und jede Geschichteist verschieden. Jeder Migranthat eine Vergangenheit, dieihn prägt, eine Gegenwart, mitder er sich auseinandersetzt,

und eine Zukunft, an die erglaubt. Wir sind alle Kinder dergleichen Menschheit. Für Mi-granten ist eine gute Aufnah-me wichtig, doch dann müssensie ihren Teil leisten, indem siedie Regeln akzeptieren und diekulturellen Unterschiede ver-stehen. Doch der Schlüssel zuallem ist und bleibt der zwi-schenmenschliche Respekt. Ermuss beidseitig funktionieren.

Ich habe zum Glück nie Proble-me gehabt, weil ich grundsätz-lich eine offene, ruhige Personbin. Auch meine Vergangenheithat dazu beigetragen, meinenCharakter zu formen.

■ Worauf führst du die Ver-schlossenheit der Menschengegenüber dem Fremden zu-rück? Auf Ängste?

Was man nicht kennt, kannÄngste wecken. Es ist dassel-

be, wie wenn man mit Unbe-kanntem konfrontiert ist: Dannstellt man sich Fragen, empfin-det Unsicherheit, hegt gewisseBefürchtungen. Wir misstrauendem andern, wenn wir nichtwissen, wer er ist, wo er her-kommt, was er macht, was erwill. Das sind im Grunde alleslegitime Fragen, die beantwor-tet werden müssen. Dafür gibtes nur einen Weg: sich kennen-lernen, miteinander sprechen,sich ohne Vorurteile begegnen.Ich verstehe diese Ängste,aber es tut mir sehr weh, wennein Migrant, nur weil er andersist, verletzt wird – auch wennes nur verbal ist. Wir sind alleKinder der gleichen Mensch-heit. Kein Mensch ist besseroder schlechter. Keiner kannwählen, wo er geboren wird.Und keiner soll leiden, weil eran diesem oder jenem Ort aufder Welt geboren wurde.

■ Die Vorurteile wiegen alsoschwer?

Ja, für alle, und sie treffen je-den. Nur schon ein Blick kanndich spüren lassen, dass duunangemessen, anders, nichtregelkonform bist. Auch michtreffen manchmal feindliche

oder verurteilende Blicke, diemir kein Vergnügen bereiten.Ich gehe dann aber einfachmeines Weges, denn ich weissgenau, dass es nichts bringt,auf Provokationen zu reagie-ren. Nach all dem, was ich er-lebt habe, will ich nur vorwärtsschauen. Andererseits habeich auch viel Solidarität erlebt,und das ist es, was zählt. Na-türlich sind Vorurteile für Mi-granten zusätzliche Hindernis-se auf dem Weg zur Integration.Deshalb ist es so wichtig, sichkennenzulernen. Oft genügtschon ein bisschen guter Wille.

■ Gibt es Dinge, unter denendu besonders leidest?

Falschheit und Heuchelei, diesichtbar werden, wenn dir je-mand Sätze in den Mund legt,die du nicht gesagt hast, wennjemand die Wirklichkeit zu sei-nem Vorteil zurechtbiegt oderdich anlächelt und dir danachin den Rücken fällt. SolchesVerhalten trifft aber nicht nurdie Migranten. Aufrichtigkeit istunverzichtbar, um ehrliche, un-eigennützige Beziehungen auf-zubauen und Brücken zwischenden Kulturen zu schlagen. ZumGlück teilen viele Menschen

diese universellen Werte. Zu-sammen können sie eine bes-sere Welt schaffen. Eine solchebrauchen wir wirklich.

■ Du hast mehrmals betont,dass du vorwärts schauenwillst …

Ich denke, dass jeder Menschvorwärts schauen will. Dies liegtin der Natur der Dinge, ganz be-sonders für Migranten, unabhän-gig von ihrer Vergangenheit.Denn jemand, der aus seiner Hei-mat flieht, sucht eine Art Befrei-ung in seinem neuen Leben. Hierin Zürich besuche ich Deutsch-kurse … Deutsch ist ziemlichschwierig, die Grammatik ist einharter Knochen (lacht), doch ichstrenge mich zu 100 Prozent an.Denn mein Traum ist es, einesichere, unbefristete Stelle zu fin-den. Wenn dein Schicksal an ei-nem dünnen Faden hängt, ist dasnicht ideal …

■ Warum bist du dem SEV bei-getreten?

Weil ich denke, dass es wichtigist, auf jemanden zählen zukönnen, wenn man in Not ge-rät. Die Wahrung der Rechte istein wertvolles Gut.

Françoise Gehring / Fi

frg

Ein Blick, der weit reicht, auf der Suche nach Licht am Horizont.

«Jeder Migrant hat seine Geschichte und jedeGeschichte ist verschieden. Jeder Migrant hat eineVergangenheit, die ihn prägt, eine Gegenwart, mitder er sich auseinandersetzt, und eine Zukunft, an dieer glaubt. Wir sind alle Kinder der gleichen Mensch-heit. Für Migranten ist eine gute Aufnahme wichtig,doch dann müssen sie ihren Teil leisten.»

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8 GEWERKSCHAFTENkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Mitgliederwerbeaktion vom 30. November:An über 20 Standortenin allen Landesteilenhaben am Montag dieSektionen und Unterver-bände Werbeaktionendurchgeführt. Mit dabeiwaren auch Profis ausder SEV-Zentrale undnatürlich kontakt.sev.

Zusammen sind wir immer stärker

Hes

Industriewerk Yverdon.

Fi

AS-Verteilequipe am frühen Morgen in Ostermundigen (links und oben).

Fi

«Etwas für den Kaffee?»

Fi

LPV und ZPV boten in Basel SBB Kaffee, Gipfeli, Kuchen und sonst allerlei zum Knabbern an.

vbo

In Lausanne-Rasude wurde Raclette serviert.

Fi

Der AS Mitte markierte im Pausenraum des Verkaufspersonals in Basel SBB Präsenz.

TS-Aktion in der Serviceanlage im Dreispitz in Basel.

Fi

GEWERKSCHAFTEN ......

9kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Abgegeben wurden nebenSchöggeli überall die neuenBierdeckel alias «Wendeflyer»mit der Aufschrift «Du kannstes drehen und wenden, wie duwillst, deine Mitgliedschaft istvon grosser Bedeutung!» und«... wenden, wie du willst, dieSEV-Mitgliedschaft lohnt sich!»In Zürich-Herdern gab’s zudemEnergiedrinks der Marke TS.

Fi

In Zürich lud der SEV vor der «Oase» zu Marroni und Glühmost.

Sektionen und Unterverbände «bi de Lüt»zV

g

Beim Verkaufspersonal in Burgdorf.

TS

Zürich-Herdern.

zVg

So lockten die Schöggeli in Brig.

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10 POLITIKkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Die Bevölkerung wird dieseMassnahmen mit Leistungsver-schlechterungen und höherenSteuern bezahlen müssen. Die-se Sparkeule ist unnötig, dennfür die Jahre 2017–2019 brau-chen die Kantone im Rahmender Unternehmenssteuerre-form III dank den Übergangs-bestimmungen kein Geld.Trotzdem wollen Bundesrat

und Parlament den Kantonenden Wechsel mit mehr als einerMilliarde Franken versüssen.Ausserdem wollen sie die imRahmen der Unternehmens-steuerreform II am Volk vorbei-geschmuggelten massivenSteuerausfälle nicht rückgän-gig machen.Unter dem Strich wird sokünstlich ein Sparbedarf von

mehr als einer Milliarde ge-schaffen, der nun auf die breiteBevölkerung überwälzt wird.Nicht nur das Bundespersonalist im Visier, das bereits vonlaufenden Sparmassnahmenbetroffen ist und nun weitere344 Millionen beitragen soll,sondern alle. Besonders stos-send ist, dass auf Kosten derSchwächsten gespart werden

soll, bei den IV- und EL-Bezü-gerinnen und -Bezügern 120resp. 150 Mio. Franken. Undder grösste Sparauftrag gehtan die Bildung. Diese unver-antwortliche Finanzpolitik, beider die Bevölkerung die Zechefür Steuergeschenke an Unter-nehmen bezahlt, lehnt derSchweizerische Gewerkschafts-bund entschieden ab. SGB

Der Bundesrat befindetsich finanzpolitisch aufAbwegen. Er hat mitdem sogenannten «Sta-bilisierungsprogramm2017–2019» ein Ab-bauprogramm auf Kos-ten der breiten Bevölke-rung vorgelegt.

Unnötige Sparkeule verordnetStabilisierungsprogramm

Sie sind schon direkt beim Ein-tritt ins Rentenalter auf Ergän-zungsleistungen angewiesen,um über die Runden zu kom-men. Gleichzeitig übernehmendie Ergänzungsleistungen im-mer mehr die Funktion einerPflegefinanzierung. Zu Recht,

denn sonst wäre die Mehrheitder pflegebedürftigen Betag-ten in einem Heim auf Sozial-hilfe angewiesen.

Unwürdige VerschlechterungVor diesem Hintergrund ist esunverständlich, dass der Bun-desrat nun den Zugang zu denErgänzungsleistungen ein-schränken will und sogar Leis-tungsverschlechterungen inKauf nimmt. Denn die Senkungder Vermögensfreigrenze be-deutet, dass nur noch mittel-lose Betagte beim HeimeintrittAnspruch auf Ergänzungsleis-

tungen haben werden. Den Be-troffenen bleibt damit im Pfle-geheim kaum mehr ein finanzi-eller Spielraum für persönlicheAusgaben. Das ist unwürdig,auch und gerade im Alter. Auchder Vorschlag, dass künftignicht mehr die durchschnitt-liche Krankenkassenprämie,sondern nur noch ein geringe-rer Anteil der Krankenkassen-prämie von der EL übernom-men werden soll, trifft dieEL-Beziehenden stark.

Der Bund spielt auf ZeitUnredlich ist der Bundesrat mit

dem Verweis, dass die maxi-mal anrechenbaren Mietzinsegezielt erhöht werden. Denndiese überfällige Anpassungwartet schon seit Jahren auf ei-ne Umsetzung. Nach langemHinausschieben hat der Natio-nalrat in der letzten Sessiondie entsprechende Gesetzes-revision nun endlich an dieHand genommen. Diese Arbei-ten sind unbedingt und gezieltweiterzuführen. Denn die EL-Bezügerinnen und -Bezügerkönnen nicht auf die EL-Reformwarten und weitere Jahre denGürtel immer enger schnallen.

Stärkung der AHV nötigDer Druck auf die EL zeigt, dasses gerade für Leute mit tiefenund mittleren Einkommen vongrösster Bedeutung ist, dassdas Rentenniveau aus ersterund zweiter Säule für ein an-ständiges Leben im Alterreicht. Der effizienteste, kos-tengünstigste, sicherste undsozialste Weg, dieses Ziel zuerreichen, ist eine Anhebungder AHV-Renten, wie sie die Ini-tiative AHVplus verlangt. Nureine Stärkung der AHV ist eineseriöse Antwort auf Prekaritätim Alter. Doris BIanchi

Für immer mehr Neu-rentnerinnen und Neu-rentner reichen die Ren-ten aus erster undzweiter Säule nichtmehr für ein anständi-ges Leben im Alter.

Ein würdiges Leben im Alterdank höheren EL-Beträgen

SGB lehnt Leistungsverschlechterungen bei den Ergänzungsleistungen ab

Der SGB-Vorstand fordert denBundesrat auf, die heute aufein Jahr begrenzte Bezugsdau-er für Kurzarbeit unverzüglichum sechs Monate zu verlän-

gern (gemäss Art. 35 Abs. 2AVIG). Kurzarbeit ist eine wich-tige Massnahme für Firmen,um Schwankungen in ihrenAuftragsbeständen ohne Stel-lenabbau und Auslagerungenauszugleichen.

Neue Währungspolitik nötigKlar ist für die SGB-Gewerk-schaften, dass eine Verlänge-

rung der Kurzarbeitsregeln dasProblem des starken Frankensnur lindert, aber nicht löst. DerFranken muss der Schweiz nüt-zen, nicht schaden.

Der Frankenkurs ist zu hochGefordert ist die Nationalbank.Sie ist die einzige Institution,die direkt auf den WechselkursEinfluss nehmen kann. Sie

muss endlich die immer deutli-cher zu vernehmende Kritikaus Ökonomenkreisen, aus derExportwirtschaft und aus denGewerkschaften ernst nehmenund für einen tragbaren Fran-kenkurs sorgen. Der SGB-Vor-stand erwartet von der SNB,dass sie den Franken endlichauf ein Niveau bringt, das dieLöhne und die Arbeitsplätze

schützt. Das hat die National-bank in der Vergangenheitmeist getan; zwischen 1978und Ende 2009 zunächst ge-genüber der Deutschen Markexplizit (80 Rp./DM) und spä-ter gegenüber dem Euro impli-zit. Das wirksamste Instrumentist ein expliziter Mindestkursoder ein ausdrücklichesKursziel. SGB

Der massiv überbewer-tete Franken kostetebisher viele Arbeitsplät-ze. Weitere Stellen dro-hen verloren zu gehen.

Der starke Franken frisst ArbeitSGB-Vorstand fordert rasche Verlängerung der Kurzarbeit

POLITIK ......

11kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Der öffentliche Regionalver-kehr wächst und wächst – zur-zeit um 4 bis 5 Prozent proJahr. Um diese Nachfrage zubewältigen, braucht es Aus-bauten beim Angebot, was lau-fend zusätzliche Fahrzeuge er-fordert, sowohl auf der Strasseals auch auf der Schiene. DerBundesrat hat ausrechnen las-sen, was das für die Jahre2018 bis 2021 bedeutet:Mehrausgaben von 880 Millio-nen Franken.Dazu stellt der Bundesrat fest,dass heute Bund und Kantonezusammen die Hälfte der Kos-ten des Regionalverkehrs tra-gen. Diese Aufteilung stellt er

nun infrage. Die Zusatzkostensollen vor allem die Transport-

unternehmen und die Passagie-re tragen. Auch die Kantone sol-

len daran zahlen, wobei sichder Bundesrat nicht über dasAusmass äussert. Dies tut ernur bei seinem eigenen Anteil:Der Bund will nur 160 der 880Millionen übernehmen, was be-deuten dürfte, dass auch dieKantone in diese Grössen-ordnung gehen werden.

Personal in der ZitronenpresseWeniger Beiträge des Bundes,weniger Beiträge der Kantoneund grosse Zurückhaltung beiTariferhöhungen. Da bleibt nurein Ort, wo das Geld herkom-men kann: Aus den Unterneh-men, mit anderen Worten, vomPersonal, das anscheinend wei-ter ausgepresst werden kann.Als hätte es die letzten Jahrenicht gegeben (siehe auch «ZurSache» auf Seite 3).Der Bundesrat wird nächstesJahr eine Botschaft zur Finan-zierung des Regionalverkehrsfür 2018 bis 2021 in die Ver-nehmlassung geben, die aberoffensichtlich nur als Alibi-

übung gedacht ist, denn nochim gleichen Jahr will er die Vor-lage ins Parlament bringen.

Umbau angekündigtGemäss den Absichten desBundes sollen also Passagiereund Unternehmen über einehalbe Milliarde Franken bei-steuern. In seiner Medienmit-teilung lässt der Bundesratdurchaus durchblicken, dassdies eine Praxisänderung ein-läutet. «Mittelfristig soll der re-gionale Personenverkehr neugesteuert und finanziert wer-den», ist da zu lesen. Man erin-nert sich an die Strategie desBundesamts für Verkehr ausdem Sommer 2014, in der erst-mals die Privatisierung mehroder weniger sanft angedeutetwar; nun tönt dies wiederumnur durch. Immerhin kündigtder Bundesrat für nächstesJahr eine klarere Aussage zudieser Neuausrichtung an –das lässt das Schlimmste be-fürchten. Peter Moor

880 Millionen Franken:Das sind die Mehrkos-ten, die der Bundesratzwischen 2018 und2021 allein im Regio-nalverkehr erwartet.Zahlen soll vor allemdas Personal.

Dringend gesucht:Viel Geld für den Regionalverkehr

Der Bund will seinen Anteil an der Finanzierung des Regionalverkehrs reduzieren

Keys

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Alle Warnsignale an: Der Regionalverkehr kommt unter Druck.

Aufgrund der Kampagne desSchweizerischen Gewerk-schaftsbundes für einen Min-destlohn von 4000 Franken ha-ben zahlreiche Firmen dieunteren Löhne angehoben. ImTieflohnbereich resultierte2010 bis 2014 ein Reallohnzu-wachs von 7,1 Prozent. Grund-sätzlich positiv ist weiter, dass

der Lohnunterschied zwischenden Frauen und den Männernabgenommen hat. Auch hiertrugen die gewerkschaftlichenAktivitäten gegen die Lohndis-kriminierung Früchte. Last butnot least stiegen die mittlerenReallöhne (Median) der Arbeit-nehmenden ohne Kaderfunkti-on von 2012 bis 2014 real um2,5 Prozent. Angesichts derFrankenüberbewertung und derdamit verbundenen Forderun-gen nach Lohnsenkungen oderLohnzurückhaltung lässt sichdieses Ergebnis sehen.Zweifelhaft ist der in der LSEausgewiesene Lohnrückgang

bei den obersten zehn Prozent(Dezilgrenze). Das kontrastiertnicht nur zu den Nachrichtenaus den Teppichetagen, son-dern auch zur AHV-Statistik.Die AHV-Statistik des Bundes-amts für Sozialversicherungenweist bei den obersten zehnProzent für 2012 bis 2013 einestabile Entwicklung aus.

Grosser HandlungsbedarfTrotz dieser Positiventwicklun-gen ist der Handlungsbedarfnach wie vor gross. Es braucht:• mehr Gesamtarbeitsverträge(GAV) mit guten Mindestlöh-nen. Heute ist in der Schweiz

nur rund die Hälfte der Arbeit-nehmenden durch GAV ge-schützt. Positiv sind die neuenGAV bei den Tankstellenshopsund bei den Callcentern.• wirksame Massnahmen zurBeseitigung der Lohndiskrimi-nierung der Frauen. Konkret:konsequente Lohnüberprüfun-gen, die sozialpartnerschaft-lich begleitet werden. Die Vor-schläge des Bundesrats alleinwerden das Diskriminierungs-problem nicht lösen.• Reallohnerhöhungen in Bran-chen mit Lohnrückstand – bei-spieslweise im Ausbaugewer-be. Hier sanken die Reallöhne

2012 bis 2014 sogar leicht,obwohl die Firmen gute Ge-schäfte machten.• eine Verstärkung der Mass-nahmen zur Durchsetzung derorts-, berufs- und branchenüb-lichen Löhne bzw. gegen Lohn-dumping. Prioritär sind mehrKontrollen, bessere Durchset-zungsinstrumente (konsequen-te Verhängung von Arbeits-unterbrüchen) sowie einBerufsregister, in dem ausge-wiesen wird, welche Firmen beiden Kontrollen sauber waren.Das entspricht auch einem Be-dürfnis der grossen Bauherren.

Daniel Lampart, SGB

In der Lohnstruktur-erhebung LSE 2014sind diverse positiveEntwicklungen sichtbar.Diese gilt es zu sichernund weiterzuentwickeln.

Mindestlohnkampagne trägt Früchte —weitere Fortschritte sind aber nötig

Der SGB zur Lohnstrukturerhebung 2014

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12 DOSSIER kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

s gibt wohl kaum ein Ge-setz, das derart oft ge-brochen, kaum eine Vor-

schrift, die derart systematischmissachtet wird wie die Pflichtder Arbeitgeber, die Arbeitszeitder Angestellten systematischzu erfassen. Wohlverstanden:Arbeitsbeginn, Arbeitsende undPausen müssen täglich erfasstwerden und auf Aufforderungder Behörden dokumentiertwerden können – auf fünf Jahrezurück! Wer (wie der Schrei-bende) die Praxis vom Arbeits-gericht her kennt, sieht eineandere Realität: Aufgeschrie-ben wird oft gar nicht und häu-fig schludrig, wo es Aufzeich-nungen gibt, lässt man sienicht gegenzeichnen. Dabei isteigentlich klar: Wo nicht aufge-zeichnet wird, kann der/dieArbeitnehmer/in in fast belie-bigem Ausmass geleisteteÜberstunden und rückständigeFerientage behaupten.

Arbeitszeit musskontrollierbar seinDie Pflicht zur Zeiterfassung istim Arbeitsgesetz festgelegt.Laut diesem muss der Arbeit-geber nachweisen können, vonwann bis wann ein/e Arbeit-nehmer/in gearbeitet hat. DieBehörden müssen kontrollie-ren können, wie lange die Ar-

E beitszeit ist und wann die Ar-beit geleistet wurde (insbeson-dere Nachtarbeit, Sonntagsar-beit). Dies unabhängig davon,ob die Arbeit an einem festenOrt oder mobil (an verschie-denen Orten) erledigt wird.Falsche Einträge (von Arbeit-nehmer/innen oder Arbeit-geber/innen) oder die Auffor-derung dazu («Du musst umsechs ausstempeln, aber dannnoch weiterarbeiten, bis derAuftrag erledigt ist.») sind alsUrkundenfälschung illegal. DerZeitsaldo muss monatlich fest-gehalten und vom Arbeitgeberdem/der Arbeitnehmer/in mit-geteilt werden. Überschreitun-gen der täglichen und wö-chentlichen Höchstarbeitszeitvon 13 bzw. 45 Stunden sindebenso verboten wie je nachBranche Nacht- oder Sonntags-arbeit ohne Bewilligung.

«Verzicht» auf ZeiterfassungArbeitgeber greifen gern zu ei-nem beliebten, aber trotzdemillegalen Trick: Auf die Erfas-sung der Arbeitszeit wird «ein-vernehmlich» verzichtet. Dasbedeutet in der Praxis, dasskeine Überstunden geltend ge-macht werden können, egal,wie lange man gearbeitet hat.Weil aber die Arbeitslast in fastallen Positionen ständig steigt,

droht auch die Arbeitslast fürden Einzelnen und die dafürnötige Arbeitszeit immer längerzu werden. Bei «Vertrauens-arbeitszeit», wie der Verzichtauf die Zeiterfassung beschöni-gend genannt wird, kann mandies aber nicht belegen.

Begriffsklärung tut notZeitautonom arbeitet, wem we-der die Dauer noch der Zeit-punkt der Arbeitserbringungvorgeschrieben ist. Streng ge-nommen trifft dies praktisch nurauf Künstler/innen (Schriftstel-ler/innen, Komponist/innen,Maler/innen) zu, die ohne Auf-trag arbeiten. Jeder Auftrag-nehmer (auch Selbstständige)arbeitet zumindest mit einerVorgabe, welche Aufgabe biswann fertiggestellt sein muss.

Rarität «Autonomie»In einem weniger strengenSinn arbeitet zeitautonom, werselbstständig entscheidenkann, wann er oder sie eineAufgabe erledigt, wie lange da-für gebraucht wird und diesmeist auch bei freier Ortswahl.In einem solchen Arbeitsver-hältnis wird die Arbeit als Auf-trag vergeben, wichtig ist dieErfüllung dieses Auftrags.Der/die Arbeitnehmende trittals Unternehmer/in auf und

trägt das Risiko: Fehlen Aufträ-ge, fehlt auch der Verdienst;dauert die Erledigung einesAuftrags länger als erwartet,sinkt der Stundenlohn.

Nachtarbeit ohne NachweisDie offiziell «vereinfachte Zeit-aufschreibung» genannte Vari-ante der Zeiterfassung liegtvor, wenn zwar die Dauer derArbeit festgehalten wird, nichtaber, wann die Arbeit begon-nen oder beendet wurde. Da-mit wird Nachtarbeit ohne Be-willigung möglich. Auch dieGewährung von Arbeits- undEssenspausen wird nicht mehrkontrollierbar. Sie wird künftig– unter bestimmten Rahmen-bedingungen – möglich für Ar-beitnehmer/innen, die min-destens einen Viertel derArbeitszeit autonom bestim-men können und dieser Auf-schreibungsform zustimmen.

Unkontrollierte VorschriftenVertrauensarbeitszeit darfnicht mit Zeitautonomie gleich-gesetzt werden. Bei Vertrau-ensarbeitszeit bleiben alle ge-setzlichen Vorgaben (täglicheHöchstarbeitszeit, keine Nacht-und Sonntagsarbeit, Einhalteneiner festgesetzten Arbeitszeit)bestehen, die Kontrolle entfälltjedoch. Der/die Arbeitneh-

mer/in übernimmt also die Ver-antwortung, nicht zur Unzeit zuarbeiten. Überzeit kann nichtnachgewiesen werden und wirdfolglich nicht entschädigt. Werauf der andern Seite die Arbeitin weniger Zeit erledigen kann,hat mehr Freizeit. Vertrauensar-beitszeit funktioniert nur, wennes auch keine «versteckten»Kontrollen, weder durch Vorge-setzte noch durch Arbeitskol-leg/innen, gibt. Sie ist prak-tisch nur möglich, wenn ein/eArbeitnehmer/in eine fest um-schriebene Arbeit allein und au-tonom erledigt. Damit nähertsie sich aber in vielen Fällenmehr oder weniger dem freienUnternehmertum, bei demder/die Arbeitnehmer/in einenAuftrag übernimmt. Ein «klassi-sches» Beispiel eines solchenArbeitsverhältnisses ist das ei-nes/einer freien Journalisten/in– die aber im Gesetz mit weni-gen Ausnahmen als «unselbst-ständig Erwerbende» gelten.

Beliebtes «Gleiten»Bei gleitender Arbeitszeit ver-zichtet der Arbeitgeber darauf,den genauen Beginn und dasEnde der Arbeit sowie die Lageder Pausen festzulegen. Meistgibt es allerdings sogenannte

Die neuen Regeln besagen vor allem eines: Die Arbeitszeit muss aufgeschrieben werden

Die Kadenz der Angriffe aufs Arbeitsgesetz steigt. Die Regeln zur täglichen und monatlichen Höchst-arbeitszeit und zur Nacht- und Sonntagsarbeit entsprächen «nicht mehr der heutigen Realität», seien«veraltet», «nicht mehr zeitgemäss». Laut wird nach der «Liberalisierung» eines der liberalsten Gesetzegeschrien. Gemeint ist damit Entgrenzung der Arbeit und damit Ausbeutung der Arbeitnehmenden – und,wie fast immer, Profitmaximierung für die Unternehmen. Wo die Arbeitszeit nicht erfasst wird, ist Gratis-arbeit durch Selbstausbeutung an der Tagesordnung.

Wir arbeiten lange genug.Und wir dokumentieren es.

«Die Erfassung der Arbeitszeit ist wichtig, um dieArbeitnehmenden vor Gratisarbeit, Stress und den damit

verbundenen gesundheitlichen Leiden zu schützen.»Luca Cirigliano, Zentralsekretär SGB

SGB

Fortsetzung auf Seite 14

...... 13 DOSSIER

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

ma

Die klassische «Stempeluhr» ist passé, doch die Zeiterfassung ist gesetzlich vorgeschrieben und zeigt an, wie viele Arbeitsstunden der/die Angestellte geleistet hat.

Das «Bundesgesetz über dieArbeit in Unternehmen desöffentlichen Verkehrs», Arbeits-zeitgesetz (AZG) genannt, regeltinsbesondere Länge und Lage derArbeits- und Ruhezeiten. Die zumGesetz gehörende Ausführungs-verordnung (AZGV) bestimmt inArtikel 19 in Bezug auf dieArbeitszeit: «Für alle dem AZGunterstellten Dienste hat dasUnternehmen einen Dienstplanmit der grafischen Darstellung dertäglichen Arbeitszeit nach Bei-lage A (Dienstplan) zu erstellen.»

Hier gehen also die Bestimmun-gen derart ins Detail, dass sogardie Art der Dienstpläne mittelsMuster vorgegeben wird. Auch dieLänge der Arbeits- und Ruhe-schichten, der Pausen etc. ist vor-geschrieben, sodass eine minu-tiöse Aufschreibepflicht besteht,gerade auch, wenn eine Schichtaufgrund von Unfällen, des Wet-ters oder anderer Unregelmässig-

keiten nicht pünktlich angefangenoder beendet werden kann. Diesbetrifft nicht etwa nur Lokomotiv-führerinnen und Zugbegleiter,sondern alle Berufe, die mit der«Beförderung» von Personen undGütern auch nur im entferntestenzusammenhängen, aber auch dasPersonal, das für den Bau undUnterhalt der Bahnanlagenzuständig ist, für die Leute derEnergieproduktion und -versorgungund für Personal, das «Dienstleis-tungen in Nebenbetrieben» erbringt(wie Schlafwagen, Speisewagenund Minibar). Das genannte Perso-nal ist in seiner Gesamtheit verant-wortlich für den «Betriebsdienst».Die Verordnung bestimmt auf derandern Seite aber auch: «Das Ge-setz ist nicht anwendbar auf Arbeit-nehmer im Verwaltungsdienst.»

Zusammengefasst heisst das Vor-stehende, dass ein «Verzicht aufdie Aufschreibung der Arbeitszeit»in Unternehmen des öffentlichen

Verkehrs auf jeden Fall nur im Ver-waltungsbereich, also in der Ad-ministration, infrage kommt. Oderanders gesagt: Auch Schalterper-sonal, Kader auf Bahnhöfen oderWerkstattchefs gehören zum Be-triebspersonal, für das ein «Ver-zicht» auf die Arbeitszeitaufschrei-bung nicht zulässig ist.

Beim Administrativpersonal habendie Unternehmen des öffentlichenVerkehrs bisher in unterschiedli-chem Mass auf die Aufschreibungverzichtet. Im Jahr 2010 sagteEveline Mürner, Leiterin Personal-politik SBB, dass 86 % der Ange-stellten mit Zeiterfassung arbeite-ten; ohne Zeiterfassung arbeitetendagegen «die 3 % Topkader- undOR-Angestellten, die nicht unterden GAV fallen, und die 5 % An-gestellten der [damaligen] Funk-tionsstufen 21–29, bei denen derVerzicht auf die Zeiterfassungzwingend ist», sowie «6 % derSBB-Angestellten, die in den

Funktionsstufen bis 20 eingeteiltsind». Letztere, so Eveline Mürner,hätten sich «freiwillig» dazu ent-schlossen, auf die Zeiterfassungzu verzichten (siehe kontakt.sevNr. 12/2010). SBB-Angestellteerzählen aller- dings, dass vieleAngestellte zu diesem «freiwilli-gen Verzicht» ge- nötigt werden.Seither ist der Anteil der «Verzich-tenden» denn auch munter weitergestiegen, aktuell wird er von derSBB mit 20 % angegeben.

Etwas besser sieht es offenbar beider BLS aus, hier arbeiten nachAngaben von MediensprecherinHelene Soltermann 90 % mit Zeit-erfassung und 10 % ohne, nämlichim Prinzip diejenigen, die nichtdem GAV unterstehen. Soltermannlegt aber Wert auf die Präzisie-rung, dass etwa die Depotchefsdie Arbeitszeit aufschreiben, ob-schon sie nicht dem GAV unter-stehen – «weil sie im sicherheits-relevanten Bereich arbeiten».

Von der RhB war weder ein Pro-zentsatz noch eine absolute Zahlder «Verzichtenden» in Erfahrungzu bringen, obschon hier die Ver-hältnisse am ehesten mit der jet-zigen wie der künftigen Gesetzes-lage in Übereinstimmung sind:Laut dem Churer SEV-SekretärPeter Peyer gibt es im FAV eine«Kann-Klausel» für die lohnhöch-sten Kader, von der aber offenbarnicht sehr viel Gebrauch gemachtwird. Von der neuen Klausel wer-den deswegen auch nicht sehrviele Angestellte betroffen sein:«Es braucht eine Protokollnotiz,um dies zu regeln.»

Wie RhB-Pressesprecherin YvonneDünser sagt, möchte auch dasUnternehmen eine entsprechendeRegelung. Bei der BLS undinsbesondere der SBB wirddagegen ein grösserer Bedarfnach Anpassung bestehen – sieheseparate Box Seite 14.

pan.

Bei den Bahnen sind vor allem die Backoffice-Bereiche – also die Verwaltung und Administration – betroffen

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12 DOSSIER kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

s gibt wohl kaum ein Ge-setz, das derart oft ge-brochen, kaum eine Vor-

schrift, die derart systematischmissachtet wird wie die Pflichtder Arbeitgeber, die Arbeitszeitder Angestellten systematischzu erfassen. Wohlverstanden:Arbeitsbeginn, Arbeitsende undPausen müssen täglich erfasstwerden und auf Aufforderungder Behörden dokumentiertwerden können – auf fünf Jahrezurück! Wer (wie der Schrei-bende) die Praxis vom Arbeits-gericht her kennt, sieht eineandere Realität: Aufgeschrie-ben wird oft gar nicht und häu-fig schludrig, wo es Aufzeich-nungen gibt, lässt man sienicht gegenzeichnen. Dabei isteigentlich klar: Wo nicht aufge-zeichnet wird, kann der/dieArbeitnehmer/in in fast belie-bigem Ausmass geleisteteÜberstunden und rückständigeFerientage behaupten.

Arbeitszeit musskontrollierbar seinDie Pflicht zur Zeiterfassung istim Arbeitsgesetz festgelegt.Laut diesem muss der Arbeit-geber nachweisen können, vonwann bis wann ein/e Arbeit-nehmer/in gearbeitet hat. DieBehörden müssen kontrollie-ren können, wie lange die Ar-

E beitszeit ist und wann die Ar-beit geleistet wurde (insbeson-dere Nachtarbeit, Sonntagsar-beit). Dies unabhängig davon,ob die Arbeit an einem festenOrt oder mobil (an verschie-denen Orten) erledigt wird.Falsche Einträge (von Arbeit-nehmer/innen oder Arbeit-geber/innen) oder die Auffor-derung dazu («Du musst umsechs ausstempeln, aber dannnoch weiterarbeiten, bis derAuftrag erledigt ist.») sind alsUrkundenfälschung illegal. DerZeitsaldo muss monatlich fest-gehalten und vom Arbeitgeberdem/der Arbeitnehmer/in mit-geteilt werden. Überschreitun-gen der täglichen und wö-chentlichen Höchstarbeitszeitvon 13 bzw. 45 Stunden sindebenso verboten wie je nachBranche Nacht- oder Sonntags-arbeit ohne Bewilligung.

«Verzicht» auf ZeiterfassungArbeitgeber greifen gern zu ei-nem beliebten, aber trotzdemillegalen Trick: Auf die Erfas-sung der Arbeitszeit wird «ein-vernehmlich» verzichtet. Dasbedeutet in der Praxis, dasskeine Überstunden geltend ge-macht werden können, egal,wie lange man gearbeitet hat.Weil aber die Arbeitslast in fastallen Positionen ständig steigt,

droht auch die Arbeitslast fürden Einzelnen und die dafürnötige Arbeitszeit immer längerzu werden. Bei «Vertrauens-arbeitszeit», wie der Verzichtauf die Zeiterfassung beschöni-gend genannt wird, kann mandies aber nicht belegen.

Begriffsklärung tut notZeitautonom arbeitet, wem we-der die Dauer noch der Zeit-punkt der Arbeitserbringungvorgeschrieben ist. Streng ge-nommen trifft dies praktisch nurauf Künstler/innen (Schriftstel-ler/innen, Komponist/innen,Maler/innen) zu, die ohne Auf-trag arbeiten. Jeder Auftrag-nehmer (auch Selbstständige)arbeitet zumindest mit einerVorgabe, welche Aufgabe biswann fertiggestellt sein muss.

Rarität «Autonomie»In einem weniger strengenSinn arbeitet zeitautonom, werselbstständig entscheidenkann, wann er oder sie eineAufgabe erledigt, wie lange da-für gebraucht wird und diesmeist auch bei freier Ortswahl.In einem solchen Arbeitsver-hältnis wird die Arbeit als Auf-trag vergeben, wichtig ist dieErfüllung dieses Auftrags.Der/die Arbeitnehmende trittals Unternehmer/in auf und

trägt das Risiko: Fehlen Aufträ-ge, fehlt auch der Verdienst;dauert die Erledigung einesAuftrags länger als erwartet,sinkt der Stundenlohn.

Nachtarbeit ohne NachweisDie offiziell «vereinfachte Zeit-aufschreibung» genannte Vari-ante der Zeiterfassung liegtvor, wenn zwar die Dauer derArbeit festgehalten wird, nichtaber, wann die Arbeit begon-nen oder beendet wurde. Da-mit wird Nachtarbeit ohne Be-willigung möglich. Auch dieGewährung von Arbeits- undEssenspausen wird nicht mehrkontrollierbar. Sie wird künftig– unter bestimmten Rahmen-bedingungen – möglich für Ar-beitnehmer/innen, die min-destens einen Viertel derArbeitszeit autonom bestim-men können und dieser Auf-schreibungsform zustimmen.

Unkontrollierte VorschriftenVertrauensarbeitszeit darfnicht mit Zeitautonomie gleich-gesetzt werden. Bei Vertrau-ensarbeitszeit bleiben alle ge-setzlichen Vorgaben (täglicheHöchstarbeitszeit, keine Nacht-und Sonntagsarbeit, Einhalteneiner festgesetzten Arbeitszeit)bestehen, die Kontrolle entfälltjedoch. Der/die Arbeitneh-

mer/in übernimmt also die Ver-antwortung, nicht zur Unzeit zuarbeiten. Überzeit kann nichtnachgewiesen werden und wirdfolglich nicht entschädigt. Werauf der andern Seite die Arbeitin weniger Zeit erledigen kann,hat mehr Freizeit. Vertrauensar-beitszeit funktioniert nur, wennes auch keine «versteckten»Kontrollen, weder durch Vorge-setzte noch durch Arbeitskol-leg/innen, gibt. Sie ist prak-tisch nur möglich, wenn ein/eArbeitnehmer/in eine fest um-schriebene Arbeit allein und au-tonom erledigt. Damit nähertsie sich aber in vielen Fällenmehr oder weniger dem freienUnternehmertum, bei demder/die Arbeitnehmer/in einenAuftrag übernimmt. Ein «klassi-sches» Beispiel eines solchenArbeitsverhältnisses ist das ei-nes/einer freien Journalisten/in– die aber im Gesetz mit weni-gen Ausnahmen als «unselbst-ständig Erwerbende» gelten.

Beliebtes «Gleiten»Bei gleitender Arbeitszeit ver-zichtet der Arbeitgeber darauf,den genauen Beginn und dasEnde der Arbeit sowie die Lageder Pausen festzulegen. Meistgibt es allerdings sogenannte

Die neuen Regeln besagen vor allem eines: Die Arbeitszeit muss aufgeschrieben werden

Die Kadenz der Angriffe aufs Arbeitsgesetz steigt. Die Regeln zur täglichen und monatlichen Höchst-arbeitszeit und zur Nacht- und Sonntagsarbeit entsprächen «nicht mehr der heutigen Realität», seien«veraltet», «nicht mehr zeitgemäss». Laut wird nach der «Liberalisierung» eines der liberalsten Gesetzegeschrien. Gemeint ist damit Entgrenzung der Arbeit und damit Ausbeutung der Arbeitnehmenden – und,wie fast immer, Profitmaximierung für die Unternehmen. Wo die Arbeitszeit nicht erfasst wird, ist Gratis-arbeit durch Selbstausbeutung an der Tagesordnung.

Wir arbeiten lange genug.Und wir dokumentieren es.

«Die Erfassung der Arbeitszeit ist wichtig, um dieArbeitnehmenden vor Gratisarbeit, Stress und den damit

verbundenen gesundheitlichen Leiden zu schützen.»Luca Cirigliano, Zentralsekretär SGB

SGB

Fortsetzung auf Seite 14

...... 13 DOSSIER

kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

ma

Die klassische «Stempeluhr» ist passé, doch die Zeiterfassung ist gesetzlich vorgeschrieben und zeigt an, wie viele Arbeitsstunden der/die Angestellte geleistet hat.

Das «Bundesgesetz über dieArbeit in Unternehmen desöffentlichen Verkehrs», Arbeits-zeitgesetz (AZG) genannt, regeltinsbesondere Länge und Lage derArbeits- und Ruhezeiten. Die zumGesetz gehörende Ausführungs-verordnung (AZGV) bestimmt inArtikel 19 in Bezug auf dieArbeitszeit: «Für alle dem AZGunterstellten Dienste hat dasUnternehmen einen Dienstplanmit der grafischen Darstellung dertäglichen Arbeitszeit nach Bei-lage A (Dienstplan) zu erstellen.»

Hier gehen also die Bestimmun-gen derart ins Detail, dass sogardie Art der Dienstpläne mittelsMuster vorgegeben wird. Auch dieLänge der Arbeits- und Ruhe-schichten, der Pausen etc. ist vor-geschrieben, sodass eine minu-tiöse Aufschreibepflicht besteht,gerade auch, wenn eine Schichtaufgrund von Unfällen, des Wet-ters oder anderer Unregelmässig-

keiten nicht pünktlich angefangenoder beendet werden kann. Diesbetrifft nicht etwa nur Lokomotiv-führerinnen und Zugbegleiter,sondern alle Berufe, die mit der«Beförderung» von Personen undGütern auch nur im entferntestenzusammenhängen, aber auch dasPersonal, das für den Bau undUnterhalt der Bahnanlagenzuständig ist, für die Leute derEnergieproduktion und -versorgungund für Personal, das «Dienstleis-tungen in Nebenbetrieben» erbringt(wie Schlafwagen, Speisewagenund Minibar). Das genannte Perso-nal ist in seiner Gesamtheit verant-wortlich für den «Betriebsdienst».Die Verordnung bestimmt auf derandern Seite aber auch: «Das Ge-setz ist nicht anwendbar auf Arbeit-nehmer im Verwaltungsdienst.»

Zusammengefasst heisst das Vor-stehende, dass ein «Verzicht aufdie Aufschreibung der Arbeitszeit»in Unternehmen des öffentlichen

Verkehrs auf jeden Fall nur im Ver-waltungsbereich, also in der Ad-ministration, infrage kommt. Oderanders gesagt: Auch Schalterper-sonal, Kader auf Bahnhöfen oderWerkstattchefs gehören zum Be-triebspersonal, für das ein «Ver-zicht» auf die Arbeitszeitaufschrei-bung nicht zulässig ist.

Beim Administrativpersonal habendie Unternehmen des öffentlichenVerkehrs bisher in unterschiedli-chem Mass auf die Aufschreibungverzichtet. Im Jahr 2010 sagteEveline Mürner, Leiterin Personal-politik SBB, dass 86 % der Ange-stellten mit Zeiterfassung arbeite-ten; ohne Zeiterfassung arbeitetendagegen «die 3 % Topkader- undOR-Angestellten, die nicht unterden GAV fallen, und die 5 % An-gestellten der [damaligen] Funk-tionsstufen 21–29, bei denen derVerzicht auf die Zeiterfassungzwingend ist», sowie «6 % derSBB-Angestellten, die in den

Funktionsstufen bis 20 eingeteiltsind». Letztere, so Eveline Mürner,hätten sich «freiwillig» dazu ent-schlossen, auf die Zeiterfassungzu verzichten (siehe kontakt.sevNr. 12/2010). SBB-Angestellteerzählen aller- dings, dass vieleAngestellte zu diesem «freiwilli-gen Verzicht» ge- nötigt werden.Seither ist der Anteil der «Verzich-tenden» denn auch munter weitergestiegen, aktuell wird er von derSBB mit 20 % angegeben.

Etwas besser sieht es offenbar beider BLS aus, hier arbeiten nachAngaben von MediensprecherinHelene Soltermann 90 % mit Zeit-erfassung und 10 % ohne, nämlichim Prinzip diejenigen, die nichtdem GAV unterstehen. Soltermannlegt aber Wert auf die Präzisie-rung, dass etwa die Depotchefsdie Arbeitszeit aufschreiben, ob-schon sie nicht dem GAV unter-stehen – «weil sie im sicherheits-relevanten Bereich arbeiten».

Von der RhB war weder ein Pro-zentsatz noch eine absolute Zahlder «Verzichtenden» in Erfahrungzu bringen, obschon hier die Ver-hältnisse am ehesten mit der jet-zigen wie der künftigen Gesetzes-lage in Übereinstimmung sind:Laut dem Churer SEV-SekretärPeter Peyer gibt es im FAV eine«Kann-Klausel» für die lohnhöch-sten Kader, von der aber offenbarnicht sehr viel Gebrauch gemachtwird. Von der neuen Klausel wer-den deswegen auch nicht sehrviele Angestellte betroffen sein:«Es braucht eine Protokollnotiz,um dies zu regeln.»

Wie RhB-Pressesprecherin YvonneDünser sagt, möchte auch dasUnternehmen eine entsprechendeRegelung. Bei der BLS undinsbesondere der SBB wirddagegen ein grösserer Bedarfnach Anpassung bestehen – sieheseparate Box Seite 14.

pan.

Bei den Bahnen sind vor allem die Backoffice-Bereiche – also die Verwaltung und Administration – betroffen

DOSSIER......

14kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Nach Jahren des schleichendenAbbaus bei der Pflicht der Arbeit-geber, die Arbeitszeit zu erfas-sen und die Arbeitnehmenden

vor Gratisarbeit und psychosozi-alen Risiken zu schützen, hat derBundesrat die Arbeitszeiterfas-sung auf ein neues Fundamentgestellt. Nun müssen alle Betei-ligten die neuen Regeln auchtatsächlich umsetzen. Vor allemmüssen die Behörden regelmäs-sige flächendeckende Kontrollenvornehmen und die Arbeitszeit-erfassungspflicht durchsetzen,wo sie gilt. Denn die Erfassungder Arbeitszeit ist wichtig, umdie Arbeitnehmenden vor Gra-tisarbeit, Stress und den damitverbundenen Leiden wie Rücken-und Magenschmerzen, Schlaf-störungen, ja vor Burnout zuschützen.Die neue Verordnung bringt zwareine gewisse Deregulierung derErfassungspflicht. Doch das Grosder Arbeitnehmenden bleibtdurch die umfassende Arbeits-zeiterfassung geschützt. Werdendie Regeln durchgesetzt, wirdsich der faktische Schutz fürviele Arbeitnehmende verbes-sern. Auch sind die vorgesehe-nen Ausnahmen von der Arbeits-zeiterfassung restriktiv geregelt.Die gesetzliche Höchstarbeits-zeit bzw. die Bestimmungen zu

Pausen und Überzeit gelten wei-terhin für alle. Von der übrigenErfassungspflicht ausgenommenwerden dürfen nur Arbeitneh-

mende, die über eine grosseAutonomie in ihrer Arbeitverfügen, ihre Arbeitszeitengrösstenteils selbst fest-legen können und mehr als120 000 Franken pro Jahrverdienen. Diese Ausnahmemuss in einem Gesamtar-beitsvertrag (GAV) mit denrepräsentativen Sozialpart-nern geregelt werden. DerGAV muss zudem spezifi-sche Massnahmen für denGesundheitsschutz und zumSchutz vor psychosozialenRisiken enthalten. Nicht zu-letzt braucht es das schrift-liche Einverständnis der

betroffenen Arbeitnehmerinnenoder Arbeitnehmer.Gerade das Obligatorium, Ge-sundheitsschutz-Massnahmengegen psychosoziale Risiken imGAV bestimmen zu müssen, istals Fortschritt im Vergleich zumStatus quo zu werten. Die Sozi-alpartner und die Behörden wer-den für eine sorgfältige Umset-zung dieser Gesundheitsmass-nahmen in der Praxis besorgtsein müssen.Die neue Regelung wurde nachintensiven Verhandlungen zwi-schen den Arbeitgebern und denGewerkschaften von BundesratJohann Schneider-Ammann vor-geschlagen und von den Dach-verbänden der Sozialpartner ak-zeptiert. Weitergehende Locke-rungen (wie der automatischeVerzicht auf Arbeitszeiterfas-sung ab bestimmter Lohnhöheoder nach Branchen u. ä.) sindaus Sicht der Arbeitnehmendennicht akzeptabel. Der SGB for-dert die Wirtschaftskommissiondes Ständerates auf, entspre-chende Vorstösse (wie die Mo-tion Niederberger) abzulehnen.

Luca Cirigliano,Zentralsekretär SGB

KOMMENTARSchutz der Arbeitnehmenden muss bleiben

SGB

Arbeitnehmende mit einem Jah-reseinkommen von über 120 000Franken, die über eine grosse Ar-beits- und Zeitautonomie verfü-gen (d. h. mindestens die Hälfteder Arbeitszeit frei bestimmenkönnen), werden von der Pflichtzur Zeitaufschreibung befreit,wenn dies in einem GAV festge-legt ist. Diese neue Bestimmunghat insbesondere auf die SBB ei-nen recht grossen Einfluss, da dieWeisungen K 130.1 und K 131.1weitgehend Makulatur werden.Der ominöse Satz in der WeisungK 131.1: «Bei Tätigkeiten, die demAZG unterliegen, haben auch Mit-arbeitende mit Verzicht auf Zeit-aufschreibung die entsprechen-den Zeitnachweise zu erbringen»,hilft da nicht weiter. Neu gilt: Werweniger als 120 000 Franken proJahr verdient, dessen Arbeitszeitmuss erfasst werden und nachge-wiesen werden können. Und dasbedeutet auch, dass künftig Über-

stunden wieder kompensiert oderausbezahlt werden müssen.

Der Verzicht auf Zeitaufschrei-bung ist nur möglich, wenn diegenannten Voraussetzungen(Lohnhöhe, Zeitautonomie undGAV) kumulativ erfüllt sind. Mög-lich wäre es, für die bisher aus-serhalb des GAV stehenden Kadereinen «Mini-GAV» auszuhandeln– wenn ausser der SBB auch dieGewerkschaften dies wollen. DerSEV erwartet zwar keinen gros-sen Zulauf neuer Mitglieder, dadie neue Regelung ohnehin nurfür einen recht beschränktenKreis von Mitarbeitenden gilt,aber er ist selbstverständlich wei-terhin für alle offen.

Bisher war der Verzicht auf dieZeitaufschreibung für Mitarbei-tende mit Anforderungsniveau Kbis O obligatorisch und für jenemit einem Anforderungsniveaubis J «freiwillig», soweit sie ihre

Arbeit mit «Zeitautonomie» erfüll-ten. Dieser Begriff wurde aber beider SBB in einem unwissenschaft-lich weiten Sinn verwendet.

Wie bei der SBB wird auch beider BLS in Zukunft der Verzichtauf die Zeitaufschreibung nur füreinen kleineren Kreis von Ange-stellten gelten als bisher, unddies nur mit einer entsprechendenGAV-Vereinbarung. Schon bisherhat sich aber die BLS in diesemBereich etwas gemässigter ge-zeigt, sodass jetzt auch entspre-chend weniger Änderungsbedarfentsteht.

Bei der RhB werden künftig nichtviele Mitarbeitende die Zeit auf-schreiben müssen, für die das bis-her nicht galt. Der Churer SEV-Ge-werkschaftssekretär Peter Peyergeht von einigen wenigen Ange-stellten, etwa im IT-Bereich, aus.Für alle, die bisher aufgeschriebenhaben, ändert sich nichts. pan.

Bei den bestehenden Regeln der SBB gibt es grossen Änderungsbedarf

«Blockzeiten», während denenalle Arbeitnehmenden am Ar-beitsplatz sein müssen. Oftgibt es Regelungen, wonach«vorgearbeitete Zeit» z. B. miteinem monatlichen halbenFreitag kompensiert werdenkann. Eine klassische Anwen-dung ist der Administrations-bereich / das Backoffice.

Arbeit pro Jahr statt pro WocheBisher war es üblich, im Ar-beitsvertrag die wöchentlicheArbeitszeit festzulegen. Diessogar in Branchen, die grossesaisonale Schwankungen ken-nen, wie etwa das Baugewerbeoder die Gärtnerei. Dabei wares allerdings möglich, im Som-mer etwas mehr, im Winter et-was weniger pro Woche zu ar-beiten, solange man imRahmen der oben genanntenHöchstgrenzen blieb (selbst-verständlich gibt es je nach

Branche abweichende Rege-lungen). Verschiedene Arbeit-geberverbände (der Versiche-rungsbranche, der Banken undTreuhänder, der Wirtschafts-prüfer, der Anwaltsbrancheund der Medien) wollen nundiese Regulierung abschaffen.Bleiben würde nur die Jahres-arbeitszeit. Die Arbeitnehmer-seite, also die Gewerkschaf-ten, sieht darin den Versuch,die Kontrolle der geleistetenArbeitszeit zu verunmöglichen.Dies kommt einem massivenAngriff auf den Gesundheits-schutz der Arbeitnehmendengleich, da damit «Arbeit biszum Umfallen» ermöglicht wür-de. Und dies in einem Land, indem die Produktivität zur welt-weiten Spitze gehört. Dazukommt, dass die Vereinbarkeitvon Beruf und Familie nur mög-lich ist, wenn die Arbeitsein-sätze planbar sind. Ein Berateroder eine Wirtschaftsprüferin,die während der «heissen Pha-

se» 60 Stunden pro Woche ar-beitet, «delegiert» Kinder undFamilie an den/die Partner/inoder an eine «Nanny».

Trügerische FreiheitFreinehmen, wenn draussendie Sonne scheint, arbeiten,wenn’s passt: Das mag verlo-ckend tönen, doch ist es einTrugbild. Der Ausflug mit denKindern in die Badi wird öfterausfallen müssen, weil «leiderein dringender Auftrag eineswichtigen Kunden» zu erledi-gen ist. Kompensationsstundenlassen sich nicht in eine zusätz-liche Ferienwoche umsetzen,sondern müssen kurzfristig ge-nommen werden, weil das Wet-ter oder die Auftragslage esdem Arbeitgeber gerade güns-tig erscheinen lassen. Da istArbeit auf Abruf nicht mehrweit. Ob nun Selbstausbeutungoder selbst gewähltes Prekari-at, die Devise kann nur lauten:Hände weg! Peter Anliker

Fortsetzung von Seite 12

GEWERKSCHAFTEN ......

15kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Die Frauenbildungstagung warschon seit mehreren Wochenausgebucht. Sie ist im SEV einechter Renner.Am Morgen re-ferierte Profes-sorin ElisabethZemp-Stutz,die wir in kon-takt.sev Num-mer 11/2015vom 11. Juni bereits interviewthaben. Sie ging auf medizini-sche Unterschiede zwischenMann und Frau ein, etwa beimTabakgenuss, dem die beidenGeschlechter nicht aus dengleichen Gründen und nichtgleich häufig frönen: InSchweden rauchen mehr Frau-en als Männer, in Norwegenund Dänemark ist der Anteilder Raucher/innen bei Frauenund Männern etwa gleich hochund sonst überall bei denMännern höher. Weil Männerund Frauen nicht aus den sel-

ben Gründen rauchen, müs-sen Präventionsmassnahmenauf die Geschlechter zuge-schnitten sein, um zu wirken.Ein sehr empfindliches Themaist für die Frauen das Gewicht:Sie sehen sich selber dicker,als sie es wirklich sind, undbei den Männern ist es geradeumgekehrt! Dabei sind sie vonÜbergewicht und den damiteinhergehenden gesundheit-lichen Problemen häufiger be-troffen als die Frauen.

Frauen werden andersbehandeltBei einem Herzinfarkt zumBeispiel warten Frauen länger,bis sie ins Spital gehen undeine Therapie beginnen. Siegehen auch klar weniger häu-fig in Rehabilitationsklinikenals Männer. Kurz, sie werdenanders behandelt als ihremännlichen Kollegen. Was dieMedikamente betrifft, unter-

strich Elisabeth Zemp-Stutz,dass dafür die meisten Stu-dien an Männern vorgenom-men werden, obwohl es fürMänner und Frauen vielleichtunterschiedliche Medikamen-te bräuchte.

Wechsel in derFrauenkommissionIm statutarischen Teil der Ver-sammlung dankte Lucie Wa-ser, die Gleichstellungsbeauf-tragte des SEV, der auf den

1. Dezember pensioniertenIrène Avanthey für ihr zwölf-jähriges Engagement in derFrauenkommission als Vertre-terin des Unterverbands TS.In die Kommission neu aufge-nommen wurden vier Frauen:Elisabeth Küng, VPT, BrigitteFanjak, ZPV, Claudia Zeindlerund Béatrice Luisier (die sichan der Tagung spontan melde-te), beide vom UnterverbandAS. Es fehlt der Kommissionnun noch ein Mitglied des TS.

WorkshopsAm Nachmittag widmetensich fünf Workshops, in diesich die Teilnehmerinnen be-reits vor der Tagung einge-schrieben hatten, folgendenfünf Themen: Zeitmanage-ment aus Sicht der Frauen,ein gesunder Geist in einemgesunden Körper, Ernährungund Bewegung für Frauen mitunregelmässigen Arbeitszei-ten, bewusste Abgrenzungals Prävention gegen Burn-out und Leben in einer sichständig ändernden Welt imRentenalter.Im Workshop zur Burn-out-Prävention, der durch eineZürcher Psychologin mode-riert wurde, konnten die Teil-nehmerinnen lernen, wieman Nein sagt und wie manPrioritäten und Grenzensetzt. Die Moderatorin emp-fahl den Frauen vor allem,sich Bedenkzeit zu lassen,bevor sie entscheiden, stattautomatisch Ja zu sagen, undihr Nein klar und höflich zukommunizieren.

«Nein» ist einvollständiger SatzEs ist nicht nötig, ein Nein zurechtfertigen, Gründe dafürzu nennen und sich dafür zuentschuldigen. Das «Nein»muss genügen. Wer andernNein sagt, sagt Ja zu sich sel-ber und zu seinen eigenenGrenzen. Die Männer habendies vielleicht besser begrif-fen als die Frauen … Bleibtnur noch, zu üben. Es ist bes-ser, ein Time-out zu nehmenals ein Burn-out zu erleiden.

Henriette Schaffter / Fi

Frauenbildungstagung 2015

Eine Spezialistin fürGendermedizin, Elisa-beth Zemp-Stutz, be-stritt den ersten Teil derFrauentagung am 20. No-vember im Hotel Bern.Darauf folgten verschie-dene Workshops mitnützlichen Hinweisenfür Frauen, die Berufs-arbeit und Familie ver-einbaren müssen.

Wie mit Beruf und Familie jonglieren?

Hes

Irène Avanthey kann auf 12 Jahre Mitarbeit in der Frauenkommis-sion zurückblicken, die ihr herzlich verdankt wurden.

Hes

Ein Saal voller aufmerksamer Frauen wie jedes Jahr am Frauenbildungstag des SEV.

Hes

Einer der fünf Workshops war der Ernährung und Bewegung für Frau-en mit unregelmässigen Arbeitszeiten gewidmet.

zVg

Die erste Frauentagung des SEV fand 1985 statt, heuer konnte alsodas Jubiläum gefeiert werden. SEV-Präsident Giorgio Tuti erinnerte andie Gründung der ersten Frauenkommission 1959: «Wir waren nichtdie Schnellsten», in den Siebzigerjahren nahm mit der Barrierenwärte-rin Uma Kaufmann erstmals eine Frau Einsitz im damaligen Verbands-vorstand. Heute befasst sich die Frauenkommission mit nach wie voraktuellen Themen wie Chancen- und Lohngleichheit. pan.

Präsidiale Grüsse zum 30-Jahr-Jubiläum

pan.

Aktuelle und heutige Betreuende der SEV-Frauenkommission:Lucie Waser, Cornelia Hügi-Mäder, Helene Weber, Barbara Ams-ler, Nick Raduner, René Zimmermann; es fehlt Wanda Sutter.

......

16 UNTERVERBÄNDEkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Busfahrer/innen, Lokomotiv-und Zugpersonal leiden unterAnpöbeleien, Beleidigungenund körperlicher Gewalt vonSeiten der Passagiere und des«Nachtvolks». Seit Jahren istdiese Problematik ein Dauer-brenner beim Personal des öf-fentlichen Verkehrs und damitauch beim SEV, und mit der imApril 2002 unterzeichneten«Charta für die Verbesserungder Sicherheit im öffentlichenVerkehr» liegt auch eine «An-leitung» vor, deren Anwendungdie Problematik entschärfenhelfen sollte.An der Ostschweizer VPT-Ta-gung, die diesmal im FleckenSchwyz stattfand, diskutierteein Podium über Erfahrungen

mit Aggressionen im öffentli-chen Verkehr und Strategiendagegen. Ein solches Podiumist kein leeres Geschwätz,denn Wissen, Sprechen undHandeln brauchen einander,damit ein Resultat erreicht wer-den kann. Unter der Leitungvon Peter Moor, Leiter Kommu-nikation des SEV, sprachenBruno Gamper, Zugchef SOBund Präsident der Sektion SEVSOB, Reto Pfister, Stabschefder Kantonspolizei, ChristophRoos, Präsident des Care-Teams des Kantons Schwyz,und Patrick Schnellmann, Vi-ze-Direktor und Leiter Produk-tion der Auto AG Schwyz. Fast

alle, die im öffentlichen Ver-kehr arbeiten, kennen Aggres-sionen, und Gamper umriss dasProblem, indem er sagte: «Manweiss nie, was kommt – man-che Leute rasten aus.» Er aner-kannte aber auch, dass dasPersonal der SOB heute durchden Betrieb Unterstützung er-halte. Schnellmann fand, dassim Einzugsgebiet seines Be-triebs, also insbesondere imKanton Schwyz, das Problemnicht ganz so gross sei wie an-dernorts: «Für uns ist die Schu-lung wichtig, die Prävention.»Roos bestätigte, dass es weni-ge Einsätze im Kanton gebe, ersei aber selber schon Opfer ge-

worden von Aggressionen.Pfister hielt fest, dass auchSchwyz keine «heile Welt» sei,auch hier gebe es Vorfälle.

Spannende DiskussionEs entspann sich eine enga-gierte Diskussion, an der sichauch SEV-Mitglieder aus demPublikum beteiligten. Kontro-vers war beispielsweise dieAntwort auf die Frage, welchenStellenwert eine Bestrafungder Täter/innen habe. Oder dieBeurteilung, wie viel das Opferbeitragen müsse und wie vielvom Betrieb kommen muss.«Wir als betroffene Frauen ge-hen nicht selber zum Vorge-

setzten», meinte eine Frau, dieschon selber Opfer gewordenwar. Roos wird tätig, wenn ervon der Polizei aufgebotenwird. Man kann sich aber auchan andere Vertrauensperso-nen, vielleicht einen Seelsor-ger, wenden – und wichtig istauch das Betriebsklima: Wiewird das Thema hier aufge-nommen? «Wenn man vornelinks sitzt, ist man nicht freiwil-lig hier», stellte VPT-Vizepräsi-dent Ueli Müller fest, der alsBuschauffeur früher selber inSchwyz tätig gewesen war.

Auto AG Schwyz unterzeichnetFür den positiven Schluss-punkt der Diskussion sorgtePatrick Schnellmann, der nachkurzer Rücksprache mit demebenfalls anwesenden AndréDiethelm, dem Direktor der Au-to AG Schwyz, bekannt gab,dass ihr Unternehmen dieCharta auch unterzeichne. Dasist ein sehr positives Zeichen,die Liste der abseits Stehen-den wird immer kürzer. pan.

Auto AG Schwyz unterschreibtdie Charta gegen Gewalt

Ostschweizer VPT-Tagung traf sich in Schwyz

Der Kampf gegen Ge-walt und Aggressionenim öffentlichen Verkehrist leider immer nochaktuell. Sensibilisie-rung für die Thematikführt zur Verbesserung.

pan.

Patrick Schnellmann, Bruno Gamper, Peter Moor, Christoph Roos, Reto Pfister.

Beide aber waren von brennender Aktu-alität. Zuerst thematisierte Tuti die Ren-ten: Er erinnerte daran, dass die Ge-werkschaften die reine Abbauvorlagevor wenigen Jahren erfolgreich be-kämpft hatten. Die nun vorliegendeVorlage enthält positive, aber auch ne-gative Punkte. Die Gewerkschaften be-urteilen sie als insgesamt tauglichenWeg aus der Sackgasse. Durch die Ver-schiebung der Kräfteverhältnisse alsFolge der letzten Wahlen droht die Vor-lage nun verschlechtert zu werden.

Dies, so Tuti, würden die Gewerkschaf-ten nicht hinnehmen. Die Vorlage AHVplus würde die dringend nötige Verbes-serung bringen.Lohndumping war Tutis zweites Thema.Er bekräftigte, dass der SEV solche An-griffe nie hinnehmen würde. Lokführer-löhne von 3500 Franken würden mit al-len Mitteln bekämpft. pan.

Obschon alle Anwesenden dreiThemen im Referat von SEV-Präsident Giorgio Tuti erwarte-ten, beschränkte sich dieserauf zwei Punkte.

Renten und LöhneDie zwei wichtigen Themen des Präsidenten

pan.

Diese hatte die Massnahmen der Unter-nehmen gegen Aggressionen themati-siert und wurde bei 58 Präsident/innenvon SEV-Sektionen durchgeführt.Die Antworten zeigten, dass die Kampa-gne gegen Aggressionen und Angriffedurch Passagiere auf das Personal desöffentlichen Verkehrs zwar gewisseFrüchte getragen hat, dass aber weiter-hin etliches zu tun bleibt. Dabei geht esnicht nur um die strafrechtliche Verfol-gung von Angriffen, sondern auch umden Umgang damit in den Unterneh-

men, um die Prävention und die Nach-bearbeitung. Einfache Massnahmen wiedie Kleber, die darauf hinweisen, dassAngriffe ein Offizialdelikt sind, habeneine grosse Wirkung. Neben scharfenMassnahmen wie dem Einsatz von Vi-deoüberwachung und privaten Sicher-heitsdiensten ist auch die Schulung desPersonals wichtig für die Prävention. pan.

Passend zum Schwerpunktthe-ma der VPT-Tagung berichteteSEV-Vizepräsidentin BarbaraSpalinger über die Ergebnisseeiner Umfrage.

Gegen AggressionWo stehen wir im gemeinsamen Kampf?

pan.

SEKTIONEN ......

17kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Zur Herbstversammlung vom 12. No-vember in Brig-Glis begrüsste PräsidentRudolf Luggen zahlreiche Mitglieder so-wie die Gäste Helmut Hubacher, PV-Zentralpräsident Ricardo Loretan undden vormaligen Präsidenten und heuti-gen Simultanübersetzer Fredy Imhof.Helmut Hubacher erwähnte zu Beginnseines Referats, dass er im Jahr 2014sein 70-jähriges Jubiläum als SEV-Mit-glied feiern durfte. Er beleuchtete dieGeschichte der AHV vor- und rückbli-ckend, vor allem aus Sicht der Politikund des Bundesrats. Da momentanpraktisch alle Pensionskassen Mühemit dem Zinsniveau bekunden, gewinntdie AHV immer mehr an Bedeutung.Seit dem Gründungsjahr 1948 erfolgteschrittweise der Ausbau, momentansind wir bei der 11. Revision, die seitdem Jahr 2000 im Gang ist. Je 4,2 Lohn-prozente werden durch Arbeitgeber undArbeitnehmer einbezahlt. Die Beitrags-pflicht ist unbegrenzt, Reiche bezahlenungleich mehr als der Mittelstand oderdie ärmeren Schichten. Um ab 2020nicht in die roten Zahlen abzurutschen,müssten die Kassenbeiträge mit je 0,15Lohnprozenten seitens Arbeitgeber und-nehmer sowie mit 1 Prozent zusätzli-cher Mehrwertsteuer aufdotiert werden.Aufgabe der AHV wäre es, die Lebens-haltungskosten zu erhalten. Das ist seitJahren nicht mehr der Fall, vor allemweil der Massstab «Warenkorb» seitlängerer Zeit nicht mehr aktuell ist. We-sentliche Elemente, die das Leben ver-teuert haben, sind darin nicht enthal-ten. Das Wissen über die zentraleStellung der AHV sowie über derenzahlreichen Vorzüge und deren Stabili-tät ist in weiten Teilen der Bevölkerungstark verankert. Es ist enorm wichtig,dass man der künftigen Altersvorsorge

volle Aufmerksamkeit zukommen lässt.Helmut Hubacher erntete kräftigen Ap-plaus für sein Referat.Die lange bestehende Lücke im Vor-stand füllt nun Patrick Rouvinez. Das istein grosser Vorteil, weil er bilingue ist.Der Deckungsgrad der PK SBB lag (EndeJuli 2015) bei 107,6 %. Die Performancebeträgt 2,1 %, nötig wären aber 2,7 %.Ab 1. Januar 2016 wird von der Perio-den- zur Generationentafel gewechselt.Finanzierungsprobleme sind unter an-derem die niedrige Verzinsung des PK-Kapitals und unsere harte Währung. DerZentralausschuss will die Schlechter-stellung beim FVP nicht einfach hinneh-men. Es braucht zumindest eine Abfe-derung. Er hat angeregt, die Gültigkeitder FVP-Vereinbarung 2007 anzufech-ten. Die Vereinbarung sieht eine Reduk-tion des Rabatts von zwei Dritteln aufdie Hälfte vor. Das wurde damals so be-schlossen, um der Versteuerung desRabatts zu entgehen. Die Steuerverwal-tung hatte damals einen Rabatt von50 % als steuerfrei erklärt. Ab 2016 sollder Rabatt nun aber versteuert werden.Damit bricht ein wesentliches Elementder FVP-Vereinbarung 2007 weg undkann deshalb angefochten werden. ImWeiteren wurden Themen wie die Zieledes PV SEV, ZA und ZV für 2016 sowieder Jahresausflug 2016 behandelt.Ricardo Loretan referierte zu AHVplus.Der Vorteil komme nicht etwa den «al-ten» AHV-Bezügern zugute, sondern vorallem den Jüngeren. Das Hotel «Bren-scino» schreibt rote Zahlen. Der Mög-lichkeit zur Verwendung der Mitglieder-beiträge sind Grenzen gesetzt. DasHotel hat deshalb eigene Schlankheits-kuren in Angriff genommen. WeitereMöglichkeiten werden zurzeit von einerKommission untersucht. Peter Rolli

Helmut Hubacher referiert zur AHV■ PV Wallis

Zur Herbstversammlung begrüsste Prä-sident Albert Brunner zahlreiche Mit-glieder zum ersten Mal im Hotel Seehofin Schmerikon. Der seit der Frühlings-versammlung verstorbenen neun Mit-gliedern gedachten die Versammeltenmit einer Schweigeminute. Infolge Pen-sionierung sind drei Neumitglieder zuverzeichnen. Die Sektionsreise nachVals und die Herbstwanderung amPfannenstiel nahmen die Mitglieder gutauf. Die Sektionsreise 2016 führt perBahn in die Ostschweiz, Thema ist «Er-scheinungsbild der Bahnen». Der Vize-präsident referierte über den Bildungs-kurs vom 22. Oktober im «Brenscino»zum Thema Altersvorsorge 2020. DieAHV werde in den Medien immer wiederschlecht geredet. Auch der Bundesratbudgetiere jährlich ein Defizit, obwohlim Nachhinein immer schwarze Zahlengeschrieben würden. Die finanzpoliti-sche Kommission des Ständerats (SR)beantragt die Erhöhung der Renten um70 Franken für Neurentner, was auchder SR beschlossen hat. Eine weitereBeratung im SR, noch vor Weihnachten,kann im Nationalrat erst im neuen Jahrberaten werden. Ob dort die Beschlüs-se des SR gutgeheissen werden, ist ausGründen der politischen Zusammenset-zung fraglich. Wenn die Vorlage AHVplus nicht angenommen wird, geltendie Rentenansätze nur für Neurent-ner/innen. Längere Arbeitszeiten unddie Senkung des Umwandlungssatzessind die Folge.Bei den Pensionskassen soll der Anteilder Versicherer auf 10 Prozent statt wievom Bundesrat vorgeschlagen auf 8Prozent angehoben werden. Dank denbürgerlichen Ständeräten ist die 2.Säule ein gutes Geschäft. Der SR hatbeschlossen, die sogenannte «Legal-quote» nicht zugunsten der Versicher-ten zu erhöhen.An der DV vom 23. Oktober waren die

Fahrvergünstigungen und die Versteue-rung des GA ein zentrales Thema. DerPV SEV will die schlechtere Stellung derRentner gegenüber dem aktiven Perso-nal nicht einfach so hinnehmen. Nunwill die Steuerkommission mit der Be-gründung eines «Ruhegehalts» eineVersteuerung des GA erneut vorneh-men. Wir kennen kein sogenanntes Ru-hegehalt. Dies ist eine Erfindung derSteuerkommission. Wir haben eine AHVund die Pensionskasse, aber sicherkein Ruhegehalt. Der SEV unternimmtSchritte, um gegen diese Massnahmenvorzugehen. Ein Rechtsgutachten sollerarbeitet werden. Der «Swisspass» istfür uns Pensionierte vorläufig noch keinThema. Das zuständige FVP-Büro istnicht in der Lage, diesen zu erstellen.Wir warten die weiteren Schritte ab undergreifen dann Massnahmen.Weitere Themen waren der Rücktritt desPV-Zentralpräsidenten Ricardo Loretan,wobei sich zwei Kandidaten für das Prä-sidium zur Verfügung gestellt haben.Der Rentenkongress in Jona war ein Er-folg, und man will in der Romandie undim Tessin gleichartige Anlässe veran-stalten.Es folgten einige Gedanken des Präsi-denten zu den Abstimmungen und Wah-len vom nächsten Jahr. Es erscheine inder Schweiz komisch, wenn der Stimm-bürger gegen anständige Löhne undmehr Ferien stimme und eine höheresteuerliche Belastung der Reichen ab-lehne. Wieso? Weil man den MenschenAngst mache. Mit dem Instrument Angsterreichten die Gegner immer ihre Zieleund vereitelten so eine Verbesserung fürdie arbeitende Bevölkerung.Nächste Termine: 7. Dezember – Jahresab-schlussfeier (siehe Agendaseiten);7. März – Hauptversammlung im kath. Kir-chengemeindehaus in Jona (Einladung mitAnmeldetalon wird im Februar zugestellt).

Erwin Anneler

Nachdenkliches im Herbst■ PV Glarus-Rapperswil

Kader beim SEV – Was kann der SEV für dich tun?

Seit geraumer Zeit versucht der SEV, sein Engagement für die Kader zu verstärken. Sei es,beispielsweise dieses Jahr, mit der Kadersprechstunde, sei es mit Abend- oder Mittags-anlässen zu bestimmten Themen, sei es mit Newslettern zu kaderspezifischen Anliegen –und selbstverständlich immer auch durch direkte und individuelle Hilfestellung.

Wie sollen wir uns weiterentwickeln?Mit einer kleinen Umfrage möchten wir eure Bedürfnisse in Erfahrung bringen. Wir habendazu einen kleinen Fragebogen auf unsere Website gestellt. Dürfen wir dich um fünfMinuten Aufmerksamkeit bitten, um diesen Bogen auszufüllen?

http://as-online.ch/de/organisation/branchen/branche-kader/aktuell/2015/kader-beim-sev-was-kann-der-sev-fuer-dich-tun/

Du hilfst uns damit, noch konkreter auf die Anliegen der Kader eingehen zu können.Bitte um Beantwortung bis 20. Dezember 2015. Herzlichen Dank.

SEV und Unterverband AS/Kader

Kader-Newsletter

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«Ich binauch einBuschauffeur»

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18 SEKTIONENkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

An der Sektionsversammlung referierteElena Obreschkow, Sektionscoach SEV.Ausführlich erklärte sie, wie das Sekti-onscoaching beim SEV organisiert istfür Unterstützung, Werbung und Mobili-sierung. Weil SEV-Gewerkschaftssekre-tär Urs Huber erkrankt war, übernahmElena Obreschkow dessen Part und ori-entierte über die Pensionierungsmodel-le für das Lokpersonal. Die in der Dis-kussion entstandenen Unklarheitenklärte sie telefonisch direkt bei SEV-Ge-werkschaftssekretär Jürg Hurni ab: Er-werbsersatz und Dienstpflicht sindnicht geschuldet bei Arbeitspensen un-ter 80 Prozent, da die Zeit bereits er-bracht wurde. Der Vorschlag zur Erfas-sung der Zeit im Flexa auch in Minutenstatt nur in Stunden wird aufgenom-men. Einlagen ins Flexa von Jahres-arbeitszeit 2016 für den Bezug 2017müssen bis 18. Dezember 2015 einge-ben werden!Die SBB hat es wieder einmal geschafft,einen Konkurrenzanlass (RoadshowRCS-HOT) parallel zu unserer Sektions-versammlung zu organisieren. Das istnicht das erste Mal. An der «SoPaSi»wurde der Termin bekannt gegeben.Laut Mani Haller, Leiter ZF, hat man abFahrplanwechsel pro Tag 170 Lokführer(Lf) zu wenig. Kein FEG in der Freizeitmehr! Es wurde klar geregelt durch diePeko Fläche (Newsletter 10/15). DerAushang am neuen Standort-P, Tann-waldstrasse 48, ist bei den Gardero-benkasten. Man stellte fest, dass aus-wärtige Lf diese Anschlagwand nichtbeachteten. Es folgte Mailverkehr mitden CLP. Falls das Lf-Zimmer beim Gleis4 aufgehoben würde, wird ein neuer

Anlauf genommen. Sonst bleibt der An-schlagsort da, wo er jetzt ist. Als Aus-bildner für den Gotthard-Basistunnelwurden Michel Wittwer und Adrian Hos-tettler gewählt. Aarau: Die MEV bildetvier Klassen mit 44–48 Leuten aus. Die-se brauchen nur eine Deltaschulung, dasie bereits Lf im Ausland waren. Von die-sen sollten zirka 15 Lf nach Aarau kom-men. Rolf Braun informierte zu Cargo.Das Konzept Piano aus dem Jahre 2014sieht für den EWL und Expressverkehrnur noch die Standorte Lausanne undRBL vor. Es wurden Depotprofile erstellt,die für Olten-G bis Ende 2016 einen Per-sonalbestand von 35 Mitarbeitendenvorsahen. Sofort trat unsere Sektion ineinen Dialog mit Elisabeth Brillo ein. Da-bei wollten wir sicherstellen, dass dieQualitäten unseres Standorts angemes-sen berücksichtigt werden. Auch brach-ten wir diverse Bedenken betreffendUmsetzung dieses neuen Güterver-kehrskonzepts an. Nun existieren offen-bar neue Pläne für den Postverkehr, diedazu führen, dass der heutige Personal-bestand erhalten werden kann. So sol-len neu Genf, Wallis und Tessin angefah-ren werden. Wahrscheinlich sind aus-wärtige Übernachtungen erforderlich,und die Züge sollen ab bzw. bis Härkin-gen verkehren, was wiederum Fragenbetreffend Dienstort auslöst. Das Kon-zept sieht vor, dass auf Dienstfahrtenitalienisch gelernt werden soll. Bis heuteerfolgte aber keine schriftliche Info, wie,wann und zu welchen Bedingungen diesgeschehen soll. Somit verschiebt sichder Beginn dieser Sprachausbildung un-nötig. Eventuell werden auch noch Be-rufsbilddiskussionen nötig. René Peter

Neues Güterverkehrskonzept: NeuePläne erhalten den Personalbestand

■ LPV Mittelland

Präsident Jean-Pierre Neuhaus konnteam 17. November 122 Teilnehmendein der Auberge von Avry-Rosé willkom-men heissen. Speziell begrüsste erPV-Zentralpräsident Ricardo Loretanund den Vizepräsidenten Bernard De-mierre. Der Eisenbahnerchor unter derLeitung von Guy Lathion erfreute allemit drei schönen Liedern. Die Sektionregistriert elf neue Mitglieder sowieneun Todesfälle. Mit einer Schweige-minute wurde letzterer sowie der Opferder Attentate von Paris gedacht. Ricar-do Loretan orientierte in deutscher undBernard Demierre in französischerSprache über die Initiative AHVplus,die im 2017 zur Volksabstimmungkommt. Auch die Versteuerung des GAFVP ab 2017 wurde erwähnt. DieseMassnahme begreift niemand; sieschafft eine Rechtsungleichheit. Siebewirkt je nachdem eine Steuererhö-hung zwischen 200 und 400 Franken.Ein vom SEV eingeleitetes Rechtsgut-achten soll die Situation klären. Eben-falls erwähnten beide Redner die vor-geschlagenen Massnahmen vonBundesrat Alain Berset zur Revisionder AHV, die der Nationalrat nächstes

Jahr behandeln wird. Der Zen-tralvorstand möchte in diesem Zusam-menhang den Betrag unseres Rail-checks verdoppeln. Der Deckungsgradunserer Pensionskasse beträgt im Mo-ment 105 Prozent. Für eine Erhöhungunserer Pension sind aber bekanntlich115 Prozent notwendig.Anschliessend erhielten die 75-jähri-gen Mitglieder das übliche Geschenkund die Mitglieder mit 40, 50, 60 und70 Jahren SEV-Mitgliedschaft das ent-sprechende Diplom.Charly Humbert, der während zehnJahren die Animationsgruppe leitete,hat nun seinen Rücktritt eingereicht.Während seiner Amtszeit hat er Wan-derungen in allen sieben Bezirken un-seres Kantons organisiert und beglei-tet. Jean-Pierre Neuhaus verdanktesein Engagement. Mit Joël Terraponwurde ein Nachfolger gefunden.Mit dem Dank an alle für die Teilnah-me, den besten Wünschen für die Fest-tage und gute Genesung an die Kran-ken schloss der Präsident dieVersammlung. Er wünschte guten Ap-petit für das aus der Kasse offerierteMittagessen. Franz Rohner

Versammlung im Saanebezirk■ PV Fribourg

GEMEINSAM SIND WIR IMMER STÄRKER

Wirb Kolleginnen und Kollegen als SEV-Mitglied und hol dir damit weitere attraktive Prämien!

..

Beim SEV spielt die Solidarität.

Au SEV, on joue la carte de la solidarité.Solidarietà: la carta vincente del SEV.

«Ich bin auch einKom

mandant

Betriebswehr»

Enzo Verme

Buschauffeur

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Am 11. November wanderte eine erfreu-liche Anzahl Kolleginnen und Kollegenbei angenehmen Temperaturen vonSarnen nach Sachseln. Im RestaurantBahnhof wartete eine Schar Nichtwan-derer, so dass die Gruppe 55 Personenzählte. Nach einem gemeinsamen Mit-tagessen präsentierte Emil Knöpfel dietraditionelle Diashow mit eindrück-lichen Bildern der diesjährigen Wande-

rungen und Anlässe. Im letzten Teilsahen wir noch einige unvergesslicheErinnerungsbilder von Ferdi Jutzi sel.Viel Applaus erntete Emil Knöpfel fürdiese schönen Fotos. Präsident RenéWolf bedankte sich bei allen Kollegin-nen und Kollegen für das Mitwirken imWanderleiterteam, orientierte kurz über«Wie weiter 2016» und wünschte alleneine gute Heimkehr. Gertrud Hofstetter

Herrliche Schlusswanderung■ PV Luzern

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SEKTIONEN ......

19kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Am 12. November begrüsste ObmannFelix Murk 51 Mitglieder, Arnold Cavie-zel, Sektionspräsident VPT RhB, undPeter Peyer, SEV-Gewerkschaftssekre-tär zur Generalversammlung. Er freutesich besonders über die Teilnahme vonChristian Bernet, 91 Jahre.Der Vorstand wurde mit Applaus für einweiteres Jahr wiedergewählt: Obmann Fe-lix Murk, Kassier Rolf Dietisheim, AktuarMax Schmitz, Beisitzer/in Georg Demontund Anna Schmid sowie Beisitzer und Re-visor Calvin Bäder. Im vergangenen Ver-einsjahr sind elf Mitglieder gestorben, zuderen Ehren die Versammelten eineSchweigeminute einlegten.Im kurz verfassten Jahresbericht streifteder Obmann das verflossene Jahr mitder Branchentagung Pensionierte, demAusflug im Juni nach Feldis, dem Aus-flug ins Züri-Oberland nach Seegräbensowie der VPT-Tagung in Schwyz. 2016steht der Besuch der Schiefertafelfabrikin Elm auf dem Programm.Das Traktandum Ehrungen war auchdieses Jahr von vielen SEV-Diplomengeprägt: 70 Jahre 3 Mitglieder, 60 Jahre13 Mitglieder, 50 Jahre 4 Mitglieder.

Der Kassenbericht wurde angenommen.Die Gruppe VPT RhB, Pensionierte, zähltzurzeit 289 Mitglieder. Wir sind be-strebt, so viele Mitglieder wie möglichfür uns zu gewinnen. Bei der RhB gibtsaber auch die Untergruppen ZPV undLPV, somit ist es schwierig, alle Pensio-nierten zu erreichen. Also, meldet euchbei der Gruppe VPT.SEV-Gewerkschaftssekretär Peter Peyerreferierte in zwei Blöcken. Teil 1 war po-litisch geprägt vom Thema 2. Gotthard-röhre. Er verwies auf die Abstimmungim Februar 2016 und appellierte für einkräftiges Nein an der Urne. Teil 2 warmit gewerkschaftlichen Themen ge-spickt. Er informierte, dass die Pen-sionskasse aktuell bei einem De-ckungsgrad von 115 Prozent steht. DasThema Versteuerung des FVP-GA kamebenfalls zur Sprache.Der Obmann verwies anschliessend aufdie Versammlung vom 17. November2016 wieder in Thusis. Zum gespon-serten Imbiss zeigte Martin Pfister eineTonbildschau über das Leben des«Personenwagen 2012» von 1889 bisheute. Felix Murk

Tonbildschau erfreut die Pensionierten■ VPT RhB, Pensionierte

Wenige Interessierte fanden sich am10. November zum Besuch der Ausstel-lung «100 Jahre Zimmerwald» im Regio-nalmuseum in Schwarzenburg ein. Da-für waren auch ein Kollege aus Zürichund zwei VPOD-Mitglieder dabei.Zimmerwald und Gewerkschaft? Ja! Mitder ausgezeichneten Führerin Jacque-line Flückiger wurde den Teilnehmen-den bewusst, wie Europa 1914 vor demErsten Weltkrieg gestaltet war, welcheMächte sich bekämpften und was nach-her geschah, wie zum Beispiel der Lan-desstreik vom 11. bis 14. November1918. Vor 100 Jahren war ZimmerwaldSchauplatz eines historischen Ereignis-ses. Ein Jahr nach Ausbruch des ErstenWeltkriegs beriefen die Arbeiterbewe-gungen aus zwölf Ländern eine Frie-denskonferenz ein. Teilnehmer warenauch Robert Grimm und WladimirIljitsch Lenin. Von Bern aus fuhren dieVertreter als Ornithologen getarnt mitRoss und Wagen nach Zimmerwald. Zielwar es, ein Manifest für die internatio-nale Solidarität der Arbeiter gegen denKrieg, für den Frieden als Forderungender sozialistischen Internationalen zu

verfassen und die Sozialisten und Sozi-aldemokraten in den europäischen Län-dern in dieser Forderung zu vereinen.Ohne Teilnahme der gewerkschaftlichgeprägten Teilnehmer wären diese Be-mühungen nicht denkbar gewesen. Ob-wohl die Konferenz mit dem nachfol-genden Treffen in Kiental 1916 direktnichts gegen die Völkerschlachten be-wirken konnte, setzten sie dennoch Zei-chen, welche die Völkergesellschaften1918/1919 nachhaltig prägen sollten.Ob lustig oder bezeichnend, die Ge-meinde Zimmerwald erhielt auch in dennachfolgenden Jahrzehnten immer wie-der Anfragen um Auskünfte über dieKonferenz – sehr oft in kyrillischenBuchstaben! «Ähnelt die heutige euro-päische Lage jener von 1914?» DieseFrage haben sich die Teilnehmendenebenfalls gestellt. Erst die Zukunft wirdes weisen – es bleibt zu hoffen, dasssich diese Geschichte nicht wiederholt.Danke für die Organisation des Ausstel-lungsbesuchs an Max Krieg und eben-falls an Jacqueline Flückiger für diekompetente Führung durchs Museum.

Andreas Lüthi

Geschichtsstunde der anderen Art■ PV Bern

Die neue Kultur heisst: weg von denkleinen Büroeinheiten und hin zu denGrossraumbüros, neudeutsch «Multi-space», und weg vom eigenen Schreib-pult hin zum Desksharing. Damit willman einerseits den direkten Kontaktzwischen den Mitarbeitenden fördernund «kurze Wege» praktizieren und an-derseits Büroplatz einsparen, da vieleArbeitsplätze wegen beruflich beding-ter Abwesenheiten oftmals leer bleiben.329 Mitglieder haben sich die Zeit ge-nommen, bei der Umfrage mitzuma-chen. Zwei Drittel der Teilnehmendenarbeiten bereits mit Desksharing, unddas restliche Drittel erwartet dieses mitgemischten Gefühlen. Das Resultat derUmfrage – siehe www.as-online.ch – istsehr ambivalent ausgefallen.

Kritik an Raumklima und LärmpegelWas sogleich positiv auffällt ist, dassMultispace gut 75 Prozent der Befrag-ten gefällt. Gut bewertet werden auchdie Einrichtung des Arbeitsplatzes unddie IT- und Kommunikationsmittel,ebenso die Rückzugsmöglichkeiten undSitzungszimmer. Diesbezüglich darfman der SBB attestieren, dass sie dieBedürfnisse der Mitarbeitenden ernstgenommen hat. Erwartungsgemäss be-stätigt die Umfrage aber, dass dasRaumklima und die Geräuschimmissio-nen dem Personal zu schaffen machen.Verständlich ist auch, dass Kolleg/in-nen, die schon mit Desksharing arbeiten,dieser neuen Arbeitsform gegenübertendenziell positiver eingestellt sind alsjene, die Desksharing erst erwartet.

Hier schwingen in den Antworten ge-wiss Befürchtungen mit, die allerdingsauch ernst genommen werden müssen.

Desksharing bringt’s nicht für alleVor allem wird hier die Tatsache ge-nannt, dass Desksharing eben nicht füralle Mitarbeitenden geeignet ist. Eskommt hier im Wesentlichen auf dasAufgabenfeld an: Wenn jemand sehrhäufig auswärts ist, lässt sich sein/ihrArbeitsplatz problemlos durch andereMitarbeitende nutzen. Ein Projektver-antwortlicher indessen, der mit vielenDossiers und Plänen gleichzeitig arbei-tet, plädiert durchaus mit Recht auf ei-nen «eigenen» Arbeitsplatz. Die SBBaber zieht das Desksharing fast doktri-när durch («alle»!), ohne diese unter-

schiedlichen Bedürfnisse in Erwägungzu ziehen, wie es uns einmal zugesagtworden war. «Ich kenne kein privatesIngenieurbüro, das mit Desksharing ar-beitet», brachte es ein Kollege treffendauf den Punkt. Das war denn auch einerder überaus zahlreichen Kommentare,die zusätzlich zu den «Kreuzchen-fragen» abgegeben worden sind unddie die Befindlichkeit des Personalstreffend zum Ausdruck bringen.

Kein Vertrauen in Homeworker/innenDesksharing steht auch in einem engenKontext mit Homeworking. Diese neueArbeitsform wird von der Unter-nehmensleitung denn auch stark propa-giert. Allerdings setzen sehr viele Vor-gesetzte ihren Mitarbeitenden schnellwieder Schranken, indem sie ihnen oftnur einen Tag in der Woche zubilligen.Und es wurde uns auch zugetragen, esmüsse da und dort Rapport über dieLeistung zu Hause erstattet werden! Andieser Kultur des Vertrauens muss wohlnoch sehr stark gearbeitet werden.Mit der SBB werden wir nun das Ge-spräch aufnehmen und mit Immo überdie Punkte reden, die aufgrund der Um-frageergebnisse zwingend verbessertwerden müssen.

SEV-AS Branche Zentrale Dienste

■ Unterverband AS – Branche Zentrale Dienste

Multispace und Desksharing bei der SBB: Ja, aber …Über eine Umfrage hat der Un-terverband AS beim Personalder neuen Bürogebäude Wank-dorf, Wyler, Westlink undAarepark sowie an den IT-Standorten die Stimmung eva-luiert, nachdem dort eine neueArbeitskultur Einzug gehaltenhat, verordnet von der Unter-nehmensleitung der SBB.

SBB

Grossraumbüro im Westlink mit schallisolierter Box für Telefonate und Besprechungen.

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20 AGENDAkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Sektionen VPT4. Dezember18 Uhr,Thusis,Restaurantalte Brauerei

■ VPT Rhätische Bahn:Gruppen SBV, Rollmate-rial/Visiteure und Infra-struktur/Ba, Pensionierte

Gemeinschaftsversammlung

Neben den ordentlichen Traktanden Gastreferatvon Piotr Caviezel, Leiter Geschäftsbereich Ver-trieb RhB. Anschliessend sind alle Teilnehmen-den zu einem Imbiss eingeladen. Anmeldung andie Gruppenobmänner Nöldi Caviezel, Emil Strubund Andreas Brot bis 3. Dezember!

10. Dezember14.15 Uhr (ab13.30 Uhr Kalen-derverkauf),Spiez,Gemeinde-zentrumLötschberg

■ VPT BLS, Pensionierte

Weihnachtsversammlung

Als Gast begrüssen wir Ueli Stückelberger,Direktor VöV. Themen u. a. Infos vom SEV, Tätig-keits- und Wanderprogramm, Bezug des SEV-Ka-lenders (CHF 14, inkl. Unfallversicherung), der be-reits bestellt werden kann bei Kassier Roger Ritz,Oberlandstrasse 59, 3700 Spiez, 033 654 37 53,[email protected] und bei Samuel Hug, All-mendstrasse 39, 4950 Huttwil, 062 962 18 02.

10. Dezember18.05 Uhr, Wein-felden, Gasthauszum Trauben

■ VPT Thurbowww.vpt-thurbo.ch

Lohnbegehren 2015

Lohnbegehren 2015, Schiedsgericht, Informationenzum GAV, Pensionskasse – darum und um mehrgeht es an diesem Donnerstagabend. Informieredich aus erster Hand und triff deine Kollegen!

Pensionierte SBB3. Dezember14 Uhr (Saalöff-nung 13.30 Uhr),Brügg BE,RestaurantBahnhof

■ PV Bielwww.sev-pv.ch/biel-bienne

Chlouserfeier

Einladung zum gemütlichen Zusammensein. Feierumrahmt von Liedervorträgen des Männerchorsder pensionierten Eisenbahner und von den Jäis-bärgörgelern. Ehrungen der Mitglieder mit 40,50, 60, und 70 Jahren SEV-Zugehörigkeit. EinZvieri-Teller wird durch die Sektion offeriert. DieGetränke sind selber zu bezahlen.

7. Dezember14.15 Uhr,Rapperswil,EvangelischesKirchenzentrum

■ PV Glarus–Rapperswilwww.sev-pv.ch/gl-rw

Jahresschlussfeier

An unserer Jahresschlussfeier machen nicht wirein Theater, sondern die Silberfüchse aus demToggenburg spielen für uns wieder ein Theater-stück. Nachher geniessen wir das Zusammen-sein bei Kaffee und Kuchen. Herzlichen Dank imVoraus an die Kuchenbäcker/innen.

7. Dezember14.15 Uhr (Türöff-nung: 13.45 Uhr),Oberwinterthur,Hotel Römertor

■ PV Winterthur-Schaffhausen

Adventsfeier

Zur besinnlichen Feier begrüssen wir unserenPV-Zentralpräsidenten Ricardo Loretan, PfarrerMartin Bieler, einen Schülerchor, den PV-Chorund die «Alte Garde».

8. Dezember14.15 Uhr,Windisch,reformiertesKirchgemeinde-haus Windisch

■ PV Aargau

Adventsfeier

Begrüssung durch den Sektionspräsidenten.Konzert des Schülerchors des DorfschulhausesWindisch. Besinnliche Worte mit RosmarieRöthenmund und PV-Zentralpräsident RicardoLoretan. Imbiss mit Kaffee und Gebäck von derSektion offeriert. Getränke auf eigene Kosten.Anmeldung bis 3. Dezember mit gelber Karteoder an [email protected].

8. Dezember13.45 Uhr,Olten,Stadttheater,Konzertsaal

■ PV Olten und Umgebung

Weihnachtsfeier

Herzliche Einladung zur traditionellen Weih-nachtsfeier. Unser Männerchor umrahmt dieweihnächtlichen Gedanken von Paul Bühler, Dia-kon und Leiter des Care-Teams. Nach der Pausespielt die Gruppe «Accelerando» der Musikschu-le Olten. Es ist keine Anmeldung nötig.

9. DezemberNeu 13.30 Uhr,Basel,Volkshaus,grosser Saal

■ PV Basel

Weihnachtsfeier

Alle Mitglieder mit Partner/innen sind zu diesembesinnlichen und gemütlichen Nachmittag ein-geladen. Musik und Gesang sowie eine Erzäh-lung bereichern das Programm. Dazwischen gibtes Kaffee und die traditionellen «Grätimannen».

9. Dezember14 Uhr, Luzern,Allmend, Armee-ausbildungs-zentrum (AAL)

■ PV Luzernwww.sev-pv.ch/luzern

Adventsfeier

Alle Mitglieder mit Partner/in sind willkommen.Zwei Schulklassen von Kriens eröffnen die Feiermit Gospelliedern. Mit Hackbrett und Kontrabasssorgt das Duo «brettissimo» für festliche Stim-mung. Anmeldung bis 4. Dezember an Otto Fuchs,[email protected], 041 340 20 07 oder anGertrud Hofstetter, [email protected],041 758 18 19 (bitte Teilnehmerzahl bekanntgeben). Anreise ab Bahnhof Luzern: Bus Nr. 1 bis«Eichhof»; Bus Nr. 20 bis «Allmend» (Messe Lu-zern), Abfahrt XX.00, XX.15, XX.30, XX.45; S4bzw. S5 bis «Allmend / Messe», Abfahrt XX.12,XX.27, XX.42, XX.57. Ab allen Haltestellen 8 bis10 Minuten Fussmarsch bis zum Lokal.

Branchenversammlung Schiff29. Januar 2016, Schiff SGV, Luzern, Beginn 10 Uhr.

Branchenversammlung Bus-Gatu25. Februar, 2016, Olten, Congress Hotel, Beginn 10 Uhr.

Branchenversammlung Bahn (bitte neuen Versammlungsort beachten)3. März 2016, auf einem Schiff auf dem Neuenburgersee, Beginn 10 Uhr.

Branchenversammlung Pensionierte17. März 2016, Olten, Congress Hotel, Beginn 10 Uhr.

VPT-Branchenversammlungen

Die letzte Ausgabe im 2015 von kontakt.sev ist die Nr. 22 vom 17. Dezember, die ersteAusgabe im 2016 erscheint am 21. Januar 2016.

Wir bitten alle Schreibenden, die fünfwöchige Pause für die rechtzeitige Einreichung derAgendaeinträge zu berücksichtigen. Die Redaktion

Jahreswechsel: Agendaeinträge rechtzeitig einreichen!

AGENDA ......

21kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

Sport und Kultur

16. Dezember14 Uhr,Bümpliz, Sternen-saal beim Res-taurant Sternen(Tram Nr. 7 abBern HB bis«Bachmätteli»)

■ PV Bern

Weihnachtsfeier

Traditionelle Weihnachtsfeier mit Tannenbaumund geschmückten Tischen. Hedi Gugger liest ei-ne selber geschriebene berndeutsche Geschich-te vor und der Männerchor stimmt mit Liedernauf Weihnachten ein. Pfarrerin Studer vermitteltbesinnliche Gedanken. Mit einem von der Sek-tion bezahlten Zvieri und ein paar Worten desPräsidenten endet die Feier. Der Vorstand hofftauf viele Mitglieder mit ihren Begleiter/innen.

7. Dezember18 Uhr, Bern,Bollwerk,Instruk-tionszimmer P 245

■ EisenbahnerPhilatelisten Bern

Nächstes Sammlertreffen

Informationen, Kauf und Tausch sowie Klein-auktionen. Interessierte und neue Mitgliedersind herzlich willkommen.

8. Dezember18.10 Uhr, ZürichHB, VIP-RaumEscher N1603

■ EisenbahnerPhilatelisten Zürich

Nächstes Sammlertreffen

Informationen, Kauf und Tausch sowie Klein-auktionen. Interessierte und neue Mitgliedersind herzlich willkommen. Der VIP-Raum befin-det sich im Nordtrakt Zürich im 2. Obergeschoss.

5. Januar ■ ESC Winterthur

Skitour Fähnerenspitz

Winterthur ab 8.07 Uhr via Gossau nach Stein-egg. Anmelden bis 2. Januar bei Johann Bollhal-der, 071 277 85 06, [email protected]. Aus-kunft über allfällige Änderungen am Vorabend.

21. bis26. Februar

■ ESC Winterthur

Skitourenwoche Rojen

Skitouren bis WS+. Unterkunft in einfachemGasthaus mit Mehrbettzimmer. Weitere Aus-kunft beim Tourenleiter, 071 277 85 06. Anmel-dung bitte an Johann Bollhalder, Paul-Brandt-Strasse 53, 9000 St. Gallen, [email protected].

3. Januar9.50 Uhr,Nesslau,Bahnhof

■ EWF Herisauwww.ewf-herisau.ch

Leichte SkitourHinterfallenchopf

Mit PTT bis Seebensäge. In gemütlichem Tempovia Hinterfallenchopf zur Gössigenhöchi, total 3Stunden, +750 Hm. Abfahrt nach Ennetbühl oderNeckertal. Rucksackverpflegung. Skitourenaus-rüstung. Fehlende Lawinensuchgeräte beim Tou-renleiter melden. Anmeldung bis 2. Januar anWalter Schmid, 071 994 13 31 oder per E-Mail.

8. Januar9.36 Uhr,Rieden, Post

■ EWF Herisauwww.ewf-herisau.ch

Leichte Skitour Tanzboden

Von Rieden zum Tanzboden mit Abfahrt nachEbnat-Kappel. Mittagessen im Restaurant Tanz-boden. Weitere Details am Vortag von 16 bis19 Uhr bei Ruedi Flachmüller, 052 222 26 71.

14. Januar9.00 Uhr,ab Chur,Postautostation

■ EWF Herisauwww.ewf-herisau.ch

WinterwanderungLenzerheide

Rundtour ab Lenzerheide Post–Tgantieni–Len-zerheide Post in 4 Stunden, +500 / –490 m. Mit-tagessen im Restaurant. Ein- oder Ausstieg abhalber Strecke bei Mittagspause in Tgantienimöglich. Anmeldung bis 11. Januar an RolfAllenspach, 052 232 06 97, 079 107 52 82.

21. Januar10.54 Uhr, Lich-tensteig Bahnhofoder 11.40 UhrKongresszentrumThurpark

■ EWF Herisauwww.ewf-herisau.ch

Stöck–Wys–Stich imThurpark-Saal Wattwil

Fakultativer Vormittagsspaziergang auf demThurweg nach Wattwil, 50 Minuten. Gemein-sames Mittagessen, anschliessend Jassturnier.Auch Nichtjasser/innen willkommen. Anmel-dung bitte bis 18. Januar an Ernst Egli,071 277 72 36, ehrenprä[email protected].

Amstutz Eugen, pensionierter Rangier-lokführer, Kriens; gestorben im 87. Alters-jahr. PV Luzern.

Annen Regina, Witwe des Josef, Goldau;gestorben im 78. Altersjahr. PV Luzern.

Bürki René, pensionierter Verwaltungs-beamter, Olten; gestorben im 79. Alters-jahr. PV Olten und Umgebung.

Dürregger Christian, Siblingen; gestor-ben im 79. Altersjahr. VPT Deutsche Bahn.

Fausch Andreas, pensionierter Zug-führer, Sargans; gestorben im 95. Alters-jahr. PV Buchs-Chur.

Fiechter Christian, pensionierter Zug-chef, Rohrbachgraben; gestorben im66. Altersjahr. VPT BLS, Pensionierte.

Fluri Peter, pensionierter Rangierlokfüh-rer, Basel; gestorben im 88. Altersjahr. PVBasel.

Guldimann Otto, pensionierter Rangier-meister, Trimbach; gestorben im 90. Alters-jahr. PV Olten und Umgebung.

Guri Gazmen, Reinigungsspezialist,Zürich; gestorben im 55. Altersjahr.RPV Zürich.

Heeb Sidnonie, Witwe des Josef,Buchs SG; gestorben im 90. Altersjahr.PV Buchs-Chur.

Hubacher Rolf, pensionierter Fach-spezialist, Thun; gestorben im 68. Al-tersjahr. PV Bern.

Imdorf Peter, pensionierter Verwaltungs-beamter, Belp; gestorben im 69. Altersjahr.PV Bern.

Jung Fritz, pensionierter Zugführer,Wollerau; gestorben im 95. Altersjahr.PV Glarus-Rapperswil.

Jungi Albert, pensionierter Spezialist,Bern; gestorben im 73. Altersjahr. PV Bern.

Kindlimann Robert, pensionierterSchienentraktorführer, Wald ZH; gestor-ben im 83. Altersjahr. PV Winterthur-Schaffhausen.

Marti Sophie, Witwe des Ernst, Bern;gestorben im 96. Altersjahr. PV Bern.

Meiler Bethli, Witwe des Andreas,Chur; gestorben im 98. Altersjahr.PV Buchs-Chur.

Menet Marie, Witwe des Jakob, Vill-mergen; gestorben im 98. Altersjahr.VPT Deutsche Bahn.

Meyer Andreas, Eriswil; gestorben im75. Altersjahr. VPT BLS, Pensionierte.

Moser Ernst, pensionierter Lokomotiv-führer, Luzern; gestorben im 84. Altersjahr.PV Luzern.

Neuenschwander Elsa, Witwe des Hans,Aarburg; gestorben im 87. Altersjahr.PV Olten und Umgebung.

Pfander Christian, Teamleiter Fahr-leitung, Spiez; gestorben im 61. Alters-jahr. VPT BLS.

Python Anne-Marie, Witwe des Pierre,Delémont; gestorben im 80. Altersjahr.PV Jura.

Scheurer Peter, pensionierter Gruppen-chef, Reinach AG; gestorben im 98. Al-tersjahr. PV Aargau.

Schilter Willy, pensionierter Betriebs-angestellter, Zürich; gestorben im 87. Al-tersjahr. PV Zürich.

Schmid Clara, Witwe des Jakob,Thusis; gestorben im 93. Altersjahr.PV Buchs-Chur.

Schranz Fritz, pensionierter Loko-motivführer, Muri bei Bern; gestorbenim 82. Altersjahr. VPT BLS, Pensionierte.

Strasser Maria, Witwe des Fritz, Bern;gestorben im 95. Altersjahr. PV Bern.

Valle Berta, Witwe des Hans, Luzern;gestorben im 93. Altersjahr. PV Luzern.

Waldhart Reinhard, Rangiervorarbeiter,Chur; gestorben im 49. Altersjahr.VPT Rhätische Bahn.

Waldner Charles, Kaiseraugst; ge-storben im 66. Altersjahr. VPT Bahn-dienstleistungen.

Wipfli Hansruedi, pensionierterSpezialhandwerker, Biel; gestorbenim 88. Altersjahr. PV Biel.

Unsere Verstorbenen

15. DezemberTüröffnung ab11.30 Uhr,Brig-Glis,RestaurantRiverside(im Saal)

■ PV Walliswww.sev-pv.ch/wallis-valais

Weihnachtsfeier Oberwallis

Beginn mit dem gemeinsamen Mittagessen. BeimKaffee Abgabe der versilberten und vergoldetenSEV-Abzeichen für 25 und 40 Jahre Mitglied-schaft und der Ehrenurkunden für 40, 50 und 70Jahre Treue zum SEV. Die betroffenen Mitgliederwerden persönlich eingeladen. Grosse Tombolamit attraktiven Preisen und auch der traditionelleGlühwein mit «Stäckli» zum Ausklang der Feierwird nicht fehlen. Partner/innen sind herzlichwillkommen. Unkostenbeitrag CHF 30 pro Per-son, Mehrkosten werden aus der Sektionskassebezahlt. Anmeldung bis spätestens 11. Dezemberan Walti Schmid mit dem zugestellten Anmelde-formular, 027 923 54 31, 079 872 38 37 [email protected]. Die Weihnachtsfeierfürs Unterwallis findet am 9. Dezember um11.30 Uhr in Martigny im gleichen Rahmen statt.

10. Dezember14.15 Uhr,St. Gallen-St. Georgen,Restaurant Adler

■ PV St. Gallen

Adventsfeier 2015

Einladung zu unserer Adventsfeier. Weihnachtli-che Gedanken vom pensionierten Pfarrer AlfonsSonderegger. Musikalische Unterhaltung durchdas Veteranenspiel, anschliessend Nachtessen.Wegen des Umbaus des St. Galler Bahnhof-platzes bitte die geänderten Einstiegsorte derBusse beachten.

10. Dezember14 Uhr (Türöff-nung 13.20 Uhr),Erstfeld, Pfarrei-zentrum St. Josef

■ PV Uri

Adventsfeier

Wir laden alle Verbandsmitglieder mit ihrenPartner/innen herzlich ein, gemeinsam einen be-sinnlichen Nachmittag bei weihnachtlicher Stim-mung zu verbringen. Der Vorstand freut sich aufrege Beteiligung.

10. Dezember14 Uhr, Zürich,Kirchgemeinde-saal, Limmat-strasse 114

■ PV Zürichwww.sev-pv.ch/zuerich

Weihnachtsfeier

Musikalische Einstimmung mit dem Lokführer-chor Zürich, anschliessend richtet Pfarrer HannesKappeler einige besinnliche Worte an uns. ZumAbschluss Weihnachtskonzert mit der BendlikerMusik. Eingeladen sind alle Mitglieder und ihrePartner/innen.

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22 SERVICEkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

TodesangstLink zum Recht

Betrunkener Fussballfan attackiert Mitarbeiter der Bahn.

Acht Monate Gefängnis:Dieses Urteil erachtetauch das Bundesgerichtals angemessen für ei-nen schweren Angriffauf einen Eisenbahner.

Der Fall machte damals na-tional Schlagzeilen: Nach ei-nem Fussballspiel griff einbetrunkener Fan auf demPerron einen Mitarbeiter derBahn an und hätte ihn beina-he vor den einfahrenden Zuggestossen. Danach schlug erauf ihn ein und warf ihn inein Gebüsch. Der Täter stiegdann in den Zug, aber beimnächsten Halt holte ihn diePolizei heraus; während drei-er Monate blieb er in Unter-suchungshaft, denn der Ver-dacht lautete auf versuchteTötung.Die Staatsanwaltschaft nahmden Fall sehr ernst und be-fragte zwei Dutzend Zeugen.Diese bestätigten im We-sentlichen den Ablauf, wieihn das Opfer, ein Ereignis-manager der SBB, beschrieb:Nach dem Fussballspiel wardas Perron voller Menschen,bevor der Extrazug einfuhr.Der Eisenbahner erteilte Aus-künfte und versuchte mitWarnpfiffen, die Reisendenhinter der Sicherheitslinie zuhalten. Der stark betrunkeneMatchbesucher fragte nachdem Halteort der Erstklass-wagen. Auf die Nachfrage, ober denn auch ein Erstklassbil-lett habe, begann er, den Ei-senbahner zu beschimpfen.Schliesslich packte er ihn amArm und stiess ihn in Rich-tung der Gleise; der einfah-rende Zug war noch rund150 Meter entfernt. MitSchwung konnte sich dasOpfer aber aufs Perron zu-rückretten, worauf der Täterbegann, auf ihn einzuschla-gen und ihn gegen eine He-cke zu stossen. Schliesslichlagen die beiden dort aufein-ander, bis sie von Drittperso-nen getrennt wurden.Der SEV stellte seinem Mit-glied sofort einen Anwalt;

Gewalt gegen Beamte undvor allem der Tötungsversuchwaren die Vorwürfe, die die-ser in der Untersuchung unddann vor Gericht vorbrachte.Die Staatsanwaltschaft er-hob schliesslich Anklage we-gen Gefährdung des Lebenssowie Gewalt und Drohunggegen Beamte. Vor Kreisge-richt wurden die Taten auchso gewürdigt, das Oberge-richt lehnte dann aber inzweiter Instanz die Gefähr-dung des Lebens ab und ver-urteilte den Angreifer wegenGewalt und Drohung gegenBeamte. Dies bestätigteschliesslich auch das Bun-desgericht, das auch dasMass von acht Monaten Frei-heitsstrafe als angemessenbeurteilte.Zwar habe der AngegriffeneTodesangst ausgestanden,doch objektiv habe keine Le-bensgefahr bestanden, undes sei auch kein Vorsatz desTäters auszumachen, den Ei-senbahner in Lebensgefahrzu bringen, entschieden dieRichter. Sie beurteilten jedochdie Beschimpfungen und At-tacken als schwerwiegend,weshalb sie die Freiheitsstra-fe eher hoch ansetzten.Aufgrund von Anträgen desVerteidigers widmeten sichdie Gerichte auch ausdrück-lich der Frage, ob das Opferrechtlich gesehen als Beam-ter gelte – eine Frage, die sieklar bejahten: Wer auf einemPerron für die Sicherheit derReisenden zu sorgen habe,gelte im juristischen Sinneindeutig als Beamter, undder Angreifer habe dies auchzweifelsfrei erkennen kön-nen, umso mehr, als er sel-ber ebenfalls bei einer Bahnarbeitet …Inzwischen stellt sich dieseFrage übrigens nicht mehr:Mit den vom SEV jahrelanggeforderten und letztlich er-reichten neuen Strafnormenist das Personal des öffent-lichen Verkehrs insgesamtgegen Übergriffe geschützt –zumindest rechtlich.

Rechtsschutzteam SEV

Nach fast drei Jahren intensiver Zusammenarbeitmit verschiedenen Produzenten, Studios undMusikern veröffentlicht die Sängerin und BusfahrerinMaya Wirz das Album «My Best Choice». Es enthälteine Auswahl von elf zum Teil persönlichen Liedern,die Maya Wirz von einer anderen gesanglichen undmusikalischen Seite zeigen.

Maya Wirz stammt aus Basel. 2011 gewann sie imSchweizer Fernsehen die Casting-Show «Diegrössten Schweizer Talente». Seither war sie Gast inFernsehsendungen, begleitete diverse Formationenan Tourneen oder stand auf der Bühne bei verschie-denen öffentlichen wie auch privaten Events oderKonzerten – nicht zuletzt am Kongress des SEV 2013in Bern. Das ist kein Zufall, denn Maya Wirz ist alsBusfahrerin der BLT auch SEV-Mitglied.

Für SEV-Mitglieder gibt es deshalb auch ein Sonder-angebot fürs neue Album und die früheren Werke:Das komplette Sortiment kann im Internet aufwww.bergismedien.ch/musiklabel-shop bestellt

werden. Am Schluss gibt man im Feld Gutschein«SEVBEST» ein und erhält dann 25 Prozent Preisre-duktion auf den Tagespreis. Die Aktionsdauer ist bisEnde Januar 2016 beschränkt.

Aus betrieblichen Gründen werden nur Bestellungenbis am 15.12. vor Weihnachten verarbeitet.

Maya Wirz präsentiert neues Album – Mitgliederangebot

zvg.

Die Sparmassnahmen bei denSBB sind im Moment das gros-se Thema. Trotz andauernderAusweitung von Dienstleistun-gen und Ausdehnung desFahrplanangebots. Anderseitsnimmt die Passagierzahl stetigzu. Ausgerechnet in dieserAusgangslage bringen es dieVerantwortlichen der SBB fer-tig, die Sicherheit in den Zü-gen infrage zu stellen und in

die unvernünftigen Sparmass-nahmen einzubeziehen. DieAngriffe auf das Zugpersonalund in der vergangenen Zeitauch auf die Lokführer sind be-denklich und sollten bei denzuständigen Stellen die Alarm-glocken ausgelöst haben. Ins-besondere die vor kurzemerlebten Terroranschläge ver-schärfen die Sicherheitslage inden Zügen und Bahnhöfen

noch um einiges. Eine Aufsto-ckung der Sicherheitsleute zudieser Zeit ist zwingend und dagibt es kein Wenn und Aber.Angriffe auf Passagiere undPersonal können jederzeit fol-gen und zu schlimmstenfallstödlichen Verletzungen führen.Die Mitverantwortung tragender Präsident des Verwaltungs-rats und insbesondere derCEO. Ich hoffe, die Vernunftwird siegen.

Kurt Müller Kleindietwil

Leserbrief

«SBB opfert Sicherheit», kontakt.sev 15/20

Möge am Ende die Vernunft siegen

IMPRESSUMkontakt.sev ist die Mitgliederzeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV und erscheint 14-täglich

. ISSN 1662-8454. Auflage: 29 296 Ex. (Gesamtauflage 43 612 Ex.), WEMF-beglaubigt 14.11.2014.

Herausgeber: SEV, www.sev-online.ch.

Redaktion: Peter Moor (Chefredaktor), Peter Anliker, Vivian Bologna, Beatrice Fankhauser, Markus Fischer, Françoise Gehring,Pietro Gianolli, Jörg Matter, Anita Merz, Patrizia Pellandini, Henriette Schaffter.

Redaktionsadresse: kontakt.sev, Steinerstrasse 35, Postfach, 3000 Bern 6; [email protected]; Telefon 031 357 57 57,Telefax 031 357 57 58.

Abonnemente und Adressänderungen: SEV, Mitgliederdienste, Steinerstr. 35, Postfach, 3000 Bern 6; [email protected],Tel. 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58. Das Jahresabo kostet für Nichtmitglieder CHF 40.–.

Inserate: Zürichsee Werbe AG, Seestrasse 86, 8712 Stäfa; Telefon 044 928 56 11, Telefax 044 928 56 00, [email protected],www.zs-werbeag.ch.

Produktion: AZ Medien, Aarau; www.azmedien.ch.

Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG, Neumattstrasse 1, 5001 Aarau, www.mittellandzeitungsdruck.ch.

Die nächste Ausgabe von kontakt.sev erscheint am 17. Dezember 2015.

Redaktionsschluss für den Sektionsteil: 10. Dezember 2015, 8 Uhr.

Inserateschluss: 7. Dezember 2015, 10 Uhr.

SERVICE ......

23kontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

■ kontakt.sev: Was bringt esmir, mich in meine Pen-sionskasse einzukaufen?

Sia Lim: Letztlich erhältst duso mehr Rente. Denn mit ei-nem Einkauf kannst du allfälli-ge Vorsorgelücken schliessen.Diese entstehen, wenn du eineZeit lang nicht gearbeitet hast.Oder auch, wenn dein Einkom-men nicht obligatorisch versi-chert war. Das ist der Fall,wenn dein Lohn unter der so-genannten Eintrittsschwellelag. Dieses Jahr sind das21 150 Franken brutto im Jahr.

■ Und lohnt sich das?Ja, auf zwei Arten. Einerseitserhöhst du damit dein Alters-guthaben – das bedeutet, dubekommst ab der Pensionie-rung eine höhere Rente. Undauch bei Invalidität oder Todsteigt die Rente, die du respek-tive deine Hinterbliebenen er-halten. Anderseits kannst dudamit Steuern senken: Wer

fürs Alter spart, kann den ein-bezahlten Betrag vom Einkom-men abziehen. Diese Steuernwerden zwar wieder fällig,wenn die Person ihr Pensions-kassengeld später bezieht.Aber der Steuersatz ist tiefer.

■ Auf meinem Pensionskas-senausweis sehe ich die«maximal mögliche Ein-kaufssumme». Was ist das?

Es ist die Differenz zwischendeinem aktuellen Altersgutha-ben und dem Guthaben, dasdu gespart hättest, wenn dumit deinem jetzigen Lohn im-mer schon bei der aktuellenPensionskasse versichert ge-wesen wärst. Hast du wenigergespart, so kannst du das frei-willig ausgleichen. Und wieviel das ist, steht eben auf dei-nem Pensionskassenausweis.

■ Hat ein solcher Einkauf auchNachteile?

Du musst dich fragen, ob dudas Geld, mit dem du dich ein-kaufen willst, wirklich bis zurPensionierung nicht mehrbrauchst. Nach dem Einkauf isteine Auszahlung nämlich nichtmehr möglich. Ausser dumachst dich selbstständig, ver-lässt die Schweiz definitiv oderkaufst für dich eine Wohnung

oder ein Haus. Dann gibt es al-lerdings eine Sperrfrist: Wenndu dich einkaufst, musst dudanach drei Jahre warten, be-vor du das Geld für eine Woh-nung aus der zweiten Säuleherauslösen kannst. Oder esdir bei der Pensionierung alsKapital statt als Rente auszah-len lassen.

■ Und wenn ich bereits Geldfür eine Wohnung bezogenhabe: Kann ich mich trotz-dem einkaufen?

Nein, zuerst musst du diesenVorbezug vollständig zurück-zahlen.

■ So ein Einkauf kostet vielGeld. Wie finde ich heraus,ob das für mich eine gute In-vestition ist?

Das hängt nicht nur von deineneigenen finanziellen Möglich-keiten ab, sondern auch vomReglement der Pensionskasse:Wie hoch ist der Zinssatz? Wiehoch ist der Umwandlungs-satz, mit welchem die Renteberechnet wird? Wie viel musstdu mindestens einzahlen, umdich einzukaufen?Um präzise Antworten zu be-kommen, kannst du dir die ver-schiedenen Varianten ausrech-nen lassen – beispielsweise ineinem Movendo-Pensionsvor-bereitungskurs. Heutzutagekann man aber allgemein sa-gen, dass die Zinsen bei derPensionskasse besser sind alsbei einer Bank oder der Säule3a. Der Bundesrat legt nämlich

den Zinssatz fest, mit dem dieVersicherer die Pensionskas-senguthaben mindestens ver-zinsen müssen: 2015 beträgter 1,75 Prozent, ab 2016 1,25Prozent.

■ Gibt es auch Faktoren, diesich nicht berechnen las-sen?

Ja, zum Beispiel der Umwand-lungssatz. Dieser bestimmt dieHöhe deiner Rente und bleibtnicht zwingend bis zur Pensio-nierung gleich. In den letztenJahren wurde er beispielsweisegesenkt. Denn weil die Men-schen älter werden, muss dasangesparte Altersguthaben füreinen längere, Zeitraum rei-chen als früher.Und was sicher niemand be-rechnen kann, ist die eigeneLebenserwartung. Das ist wich-tig, denn nach deinem Tod fälltnicht nur das übrige Altersgut-haben, sondern auch die frei-willige Einkaufssumme an diePensionskasse. Ausser es gibtjemanden, der Anspruch hatauf deine Rente. Also Kinder inAusbildung, einen Ehe- oder jenach Reglement auch einenKonkubinatspartner.

■ Sind denn die Regeln vonKasse zu Kasse verschie-den?

Wir haben ungefähr 2000 Pen-sionskassen in der Schweiz,und jede hat ein eigenes Re-glement. Deshalb ist es sehrwichtig, speziell das eigeneReglement zu kennen und zu

verstehen. Fragen beantwortetdeine Pensionskasse, deinePersonalabteilung oder deineGewerkschaft.

■ Wenn ich mich nun dafürentschieden habe, mich indie Pensionskasse einzu-kaufen: Sollte ich alles aufeinmal einzahlen?

Eher nicht. Es ist besser, dasGeld über mehrere Jahre ver-teilt einzuzahlen. Damitkannst du die sogenannteSteuerprogression brechen.Wenn dein Einkommen einegewisse Schwelle überschrei-tet, kommst du in eine höhereSteuerklasse. Je nachdem, fürwelchen Betrag du dich in diePensionskasse einkaufst,fällst du wieder unter dieseSchwelle.

Interview: Sina Bühler

leicht bearbeitete Übernahme aus

«Work» 20/15

Was bringt es, sich indie zweite Säule einzu-kaufen? Und worauf giltes dabei zu achten? SiaLim, stellvertretendeFinanzchefin des SEV,kennt die Antworten.

Höhere Rente, weniger SteuernWas bringt ein Einkauf in die Pensionskasse?

ma

Sia Lim an ihrem Arbeitsplatz im Zentralsekretariat des SEV in Bern.

Sia Lim (36) ist stellvertretendeFinanzchefin des SEV. Sie hatsowohl den eidgenössischenFachausweis als Fachfrau imFinanz- und Rechnungswesenals auch als Sozialversiche-rungsfachfrau. Sia Lim leitet beiMovendo Kurse zum ThemaSozialversicherungen, beispiels-weise «Rentenplanung:Welches Einkommen habe ichim Alter?»

BIO

■ Rente oder Kapital? Die ersteSäule, also die AHV, wird immerals Rente ausbezahlt. Bei derzweiten Säule kann hingegen beiden meisten Pensionskassenzumindest ein Teil des Gutha-bens auch auf einen Schlagbezogen werden.

Ob sich das lohnt, hängt vonvielen verschiedenen Faktorenab: vom Altersguthaben, vomVermögen oder von der Gesund-heit zum Beispiel. Viele Faktorenkönnen sich bis zur Pensionie-rung noch ändern. Das machteine allgemeine Empfehlungunmöglich.

■ Umwandlungs- und Zinssätzesind nicht fix. Diese können sich

bis direkt vor der Pensionierungnoch verändern.

■ Wer sich einmal für eineVariante, also für Rente oderKapitalbezug, entschieden hat,kann den Entscheid nicht mehrrückgängig machen.

■ Eine Rente ist lebenslanggarantiert. Das Kapital hingegenkann einmal aufgebraucht sein.Dann gibt es keinen Anspruchmehr auf eine Unterstützung ausder Pensionskasse.

■ Wann die Entscheidunggetroffen werden muss, hängtvom Pensionskassenreglementab. Das kann bis zu drei Jahrenvor der Pensionierung sein.

Zweite Säule: Das muss man wissen

......

24 FOKUS.SEVkontakt.sevNr. 21/153. Dezember 2015

In der letzten Ausgabe fragten wirnach der Station Thusis derRhätischen Bahn. Ein erklärendesBild findet sich auf der Websitewww.sev-online.ch.

Die Reka-Schecks gewonnen hat

Araldo Luminati ausKüsnacht ZH, Mitglied VPTBahndienstleistungen.

Auch diesmal fragen wir: Wo istdas? (Die Angabe der Region ge-nügt.) Unter allen Teilnehmendenmit der richtigen Antwort verlosenwir ein Taschenmesser «Out-rider» im SEV-Look. Der Nameder Gewinnerin oder des Gewin-ners und die Lösung erscheinen inder nächsten Nummer.Über den Wettbewerb wird keineKorrespondenz geführt.

So nehmen Sie teil:

Per Postkarte:Schreiben Sie die Lösung, IhrenNamen und Ihre Adresse auf einePostkarte und schicken Sie sie bis

Mittwoch, 9. Dezember, an:

SEV, PhotomystèrePostfach3000 Bern 6

Per E-Mail:Schicken Sie die Lösung, IhrenNamen und Ihre Adresse perE-Mail [email protected]

Im Internet:Unter www.sev-online.ch klickenSie auf die Box Photomystèrerechts unterhalb der Agenda undfüllen danach alle Felder aus.

Photomystère: «In welcher Region wurde dieses Bild aufgenommen?»

Hes

Mit welchen Arbeitsbedingun-gen die S-Bahn «Léman Ex-press» 2019 starten wird, umdie Kantone Genf und Waadtmit Frankreich zu verbinden,ist noch offen. «Darum überge-ben wir der Projektleitung die-ses leere Buch», sagte SEV-Ge-werkschaftssekretärin ValérieSolano zur Kommunikations-beauftragten, die das «Weiss-buch» namens der Projektlei-tung in Empfang nahm.Auch wenn bis zur Inbetrieb-nahme noch einige Zeit bleibt,wollen die GewerkschaftenSEV, VSLF, Sud-Rail und CGTdas betroffene Personal recht-zeitig mobilisieren, um gute

Anstellungsbedingungen zu er-reichen. «Wir sind beunruhigtüber die Vorschläge, die an derletzten Verwaltungsratssitzunggemacht wurden, denn darunterwar auch die Idee, eine zu 100Prozent privatrechtliche Tochter-firma zu gründen, die sich raschin ein Bahnunternehmen für denBetrieb des Léman Express ver-wandeln könnte», erklärte Ber-

nard Tournier, der für dasBahnpersonal in der RegionChambéry zuständige Sekretärder CGT. Eine solche Privatisie-rung werde zu einer inakzep-tablen Verschlechterung derArbeitsbedingungen und derLöhne führen. «Nach unsererMeinung können die SNCF unddie SBB die S-Bahn selber be-treiben und dafür ihre Mitar-

beitenden einsetzen, wobeidiese ihre angestammten Ar-beitsbedingungen behalten»,unterstrich Valérie Solano.Für Julien Troccaz, Regional-sekretär der GewerkschaftSud-Rail, ist klar: «Wettbewerbunter Privaten führt zu einerVerschlechterung des Ange-bots, zu höheren Fahrpreisen,zur Abschaffung des Zugperso-

nals und zur Ersetzung desSchalterpersonals durch Auto-maten, um Produktivitäts-gewinne zu erzielen.»

Projekt mitgestaltenDas Personal will beim Projektebenfalls mitreden und mit sei-ner Kompetenz für ein qualita-tiv gutes Bahnangebot sorgen.Züge ohne Zugpersonal lehntes ab, denn, wenn die Lokfüh-rer/innen allein sind, könnensie im Notfall weder ihre eige-ne Sicherheit noch jene derPassagiere gewährleisten, auchwenn Polizist/innen spora-disch Präsenz markieren. Dassdies nicht genügt, haben inden letzten Monaten die zu-nehmenden Angriffe auf Lok-führer der Spät- und Frühzügeentlang dem Genfersee ge-zeigt. In den neuen Zügen undBahnhöfen braucht es mensch-liche Präsenz, damit diesenicht zu einer anonymen, unsi-cheren Zone verkommen.Diese erste Mobilisierung desPersonals sandte an die SNCFund die SBB ein klares Signal:Ihre Mitarbeitenden ziehen beidiesem Geschäft beidseits derGrenze am selben Strick.

Vivian Bologna / Fi

Mehr als 70 SBB- undSNCF-Angestellte sindam 24. November demRuf der GewerkschaftenSEV, VSLF, Sud-Rail undCGT gefolgt und habenam Bahnhof Eaux-Vivesgegen Dumping bei denArbeitsbedingungen derkünftigen grenzüber-schreitenden S-Bahn inder Agglomeration Genfdemonstriert.

Keine Privatisierung der S-BahnLéman Express

Eric

Rose

t

Valérie Solano, SEV, und Bernard Tournier, CGT, übergeben der Kommunikationsbeauftragten der Pro-jektleitung des Léman Express ein leeres Buch, in dem die Arbeitsbedingungen geregelt werden sollen.


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