+ All Categories
Home > Documents > kompakt Mai 2011

kompakt Mai 2011

Date post: 10-Mar-2016
Category:
Upload: ig-bce
View: 276 times
Download: 32 times
Share this document with a friend
Description:
kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE. Wie geht es weiter in Sachen Energie? Nach der Katastrophe von Fukushima ist auch in Deutschland nichts mehr wie vorher. Wir haben in der Mai-Ausgabe von "kompakt" Fragen und Antworten zum Thema gesammelt. Außerdem wollten wir erklären, wie Energie ihren Preis bekommt - und haben IG-BCE-Mitglied Karl-Heinz Döring zur Strombörse nach Leipzig begleitet. Auch im Heft: Gib Gummi! Eine Reportage über die Fertigung von Fahrradreifen bei Conti. Dazu ein Ratgebertext für Menschen, die ohne Abitur studieren möchten. Ein Rückblick auf die Chemie-Tarifrunde 2011. Und natürlich viel mehr...:-)
62
Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Wie ein einmaliges Freiluftspektakel in Lothringen die Geschichte der Kohle erzählt TENDENZEN Aufbruch ins Ungewisse: In der EU gilt die neue Arbeitnehmerfreizügigkeit TIPPS Wie Mitglieder der IG BCE zu ihrem guten Recht kommen Nr. 05 I MAI 2011 www.igbce.de Mission Zukunft Deutschland auf dem Weg zur Energiewende. Ein Projekt so gigantisch wie die Mondlandung.
Transcript
Page 1: kompakt Mai 2011

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Wie ein einmaliges Freiluftspektakel in Lothringen die Geschichte der Kohle erzählt

tendenzen Aufbruch ins Ungewisse: In der EU gilt die neue Arbeitnehmerfreizügigkeit

tipps Wie Mitglieder der IG BCE zu ihrem guten Recht kommen

Nr. 05 I MaI 2011 www.igbce.de

Mission zukunftDeutschland auf dem Weg zur Energiewende. Ein Projekt so gigantisch wie die Mondlandung.

01_titel_05.indd 1 14.04.2011 15:42:26

Page 2: kompakt Mai 2011
Page 3: kompakt Mai 2011

3kompakt | Mai 2011 |

>unter uns

n diesem ersten Mai-Sonntag stehen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor einer – möglicherweise nicht ganz leichten – Entscheidung: Länger liegen bleiben, spät frühstücken, danach

vielleicht mit der Familie ins Grüne? Oder doch mitmachen und für Arbeitnehmerrechte demonstrieren? Ja, der 1. Mai ist ein Sonntag, also leider nicht arbeitsfrei. Und auch nicht gänzlich verpflichtungsfrei, wie wir finden. Denn es macht schon Sinn, an den gewerkschaftlichen Kund- gebungen teilzunehmen – und in den meisten Fällen auch Spaß. Wer meint, dass es in Deutschland gerechter zugehen sollte, dass Leiharbeit begrenzt und ordentlich bezahlt werden sollte, dass wir eine Energieversorgung ohne Kernkraft brauchen, der sollte ein persönliches Zeichen setzen und dabei sein, wenn die Gewerkschaften am Tag der Arbeit genau für diese Ziele eintreten. Zumal dieses politische Engagement in aller Regel eingebet-tet ist in ein ansprechendes Kulturprogramm. Natürlich, wir wollen und wir können auch feiern. Etwa den erfolgreichen Tarifabschluss in der Chemie. 4,1 Prozent haben uns die wenigsten Beobachter zugetraut (Seite 18/19).

dieser 1. mai öffnet zugleich den Osteuropäern die Tür zu den westlichen Arbeitsmärkten. Ab jetzt gilt die völlige Freizügigkeit für die jüngsten Mitgliedstaaten der EU, das heißt, Polen und Tschechen etwa können in Deutschland Arbeit suchen – so wie Deutsche zum Beispiel in den Nieder-landen oder Österreich. Zuwanderung, die uns überfordert, müssen wir wohl nicht fürchten, aber Vorsorge treffen, dass die hierzulande üblichen Lohn- und Sozialstandards nicht unterlaufen werden (Seite 31–33).

Ordnung auf dem arbeitsmarkt stellt sich allerdings nicht von selbst ein. Das bedarf der Gestaltung – und des Engagements. Zwei einfache Empfehlungen dazu: Mitglieder für unsere IG BCE gewinnen und unsere Gewerkschaft am 1. Mai unterstützen.

dabei sein ist das mindeste

Christian hülsmeier Chefredakteur

[email protected]

a

Foto

: ste

ve W

est/

Get

ty Im

ages

Foto

: Den

nis

Bör

sch

03_editorial_05.indd 3 20.04.2011 10:30:06

Page 4: kompakt Mai 2011

4 | kompakt | Mai 2011

Gib Gummi!Bei Conti werden Fahrradreifen per Hand hergestellt.

Gleiche Bedingungen in Ost und WestUnter dem Motto »Ein Land – ein Tarif« fand in Magde-burg der Aktionstag der Tarifrunde Chemie Ost statt.

Ein »Oscar« für gute IdeenDie Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie hat zum 14. Mal den »Förderpreis Arbeit – Sicherheit – Gesundheit« vergeben.

Kohle macht kreativDas Freiluft-Spektakel »Les enfants du charbon« in Lothringen widmet sich der Geschichte der Kohle.

Einigung nach UrabstimmungBeim Autozulieferer Wiesauplast in der Oberpfalz haben die Beschäftigten die Einführung des Flächentarifvertrages erkämpft. Die IG BCE gewann viele Mitglieder dazu.

VOR ORT 21–29

Titelbild und Rückseite: NASA

IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf

dieser Seite über Jubilarehrungen.

12 Mission ZukunftDeutschland auf dem Weg zu erneuerbaren Energien. kompakt beantwortet die wichtigsten Fragen.

16 Der Strom ist grau Ein Besuch bei Europas größter Strombörse in Leipzig.

18 Eine rasante RundeMit dem Chemieabschluss hat die IG BCE eine Marke gesetzt, die es in diesem Jahr in der Tariflandschaft noch nicht gegeben hat.

31 Aufbruch ins UngewisseIn der EU gilt die neue Arbeitnehmerfreizügigkeit. kompakt erklärt, was das genau bedeutet.

34 Gut versorgt?Südafrikas Steinkohle befeuert die Industrie. Wenn sie nicht reicht, fällt der Strom aus.

36 Für das gute RechtWenn eine Kündigung droht oder eine Berufskrankheit nicht anerkannt wird, stehen fachkundige Anwälte IG-BCE-Mitgliedern zur Seite.

38 Studieren nach dem Probieren Ein Studium ohne Abitur ist möglich. Doch wer den Sprung vom Job an die Uni schaffen will, braucht einen langen Atem.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über soziale Gerechtigkeit bei der Energiewende.

Foto

: Arm

and

Rib

icFo

to: D

irk

Kir

chbe

rg

04_05_fotoinhalt_05.indd 4 20.04.2011 09:26:07

Page 5: kompakt Mai 2011

5kompakt | Mai 2011 |

>INHALT MAI 2011

38 Studieren ohne Abi Der Duft des Alltags 42

16 Der Strom ist grau Gut versorgt? 31

Fließen muss der Strom 12

Foto

s: J

on N

ordd

ahl,

Dir

k K

irch

berg

, Fra

nk S

chin

ski,

Ral

ph K

och,

Leo

nie

Mar

ch.

04_05_fotoinhalt_05.indd 5 20.04.2011 09:26:22

Page 6: kompakt Mai 2011

6 | kompakt | Mai 2011

Glatter BetrugKarl-Theodor zu GuTTenberG hat sich lange gewehrt – um dann letzlich doch klein beizugeben: Er wollte die Ver- öffentlichung des Prüfungsberichts der Universität Bayreuth verhindern. Denn der ehemalige Bundesverteidigungsminis-ter hatte nach Einschätzung der Univer-sität nicht »die Übersicht verloren«, wie er laut der Zeitschrift Der Spiegel an die Uni schrieb, sondern bewusst bei seiner Doktorarbeit getäuscht. Zu diesem Ergebnis soll laut Süddeutsche Zeitung die zuständige Universitätskommission gekommen sein. Anders ließen sich die kopierten Passagen nicht erklären. Der Bericht soll nun im Mai veröffentlicht werden. Guttenberg war Anfang März von allen Ämtern zurückgetreten.

BILD DES MONATS

Ganz VorsichTiG stellen Schüler in Bangkok die kleinen Schalen mit den brennenden Kerzen rund um eine japanische Flagge auf. Die Mädchen und Jungen haben sich in einem buddhistischen Meditationszentrum in der Hauptstadt des Königreichs Thailand versammelt, um gemeinsam für die

Opfer des Erdbebens und der Flutwelle zu beten. Im mehr als 4000 Kilometer entfernten Japan versuchen Techniker währenddessen, die beschädigten Reaktoren im Atomkraft-werk Fukushima zu kühlen, um so einen weiteren Strahlungs-austritt zu verhindern.

AUFREGER DES MONATS

Foto

: Suk

ree

Suk

plan

g/R

eute

rsFo

to: H

erbe

rt K

noso

wsk

i/dp

a

06_07_aktuelles_05.indd 6 20.04.2011 08:53:28

Page 7: kompakt Mai 2011

7kompakt | Mai 2011 |

>AKTUELLES

»Ich gehe jede Wette ein: Sie werden es nicht schaffen, mich loszuwerden – auch dieses Mal nicht.« Italiens Ministerpräsident silVio berlusconi muss sich erneut wegen mehrerer Vergehen vor Gericht verantworten. Bei einer politischen Veranstaltung in Mailand gab er sich allerdings siegessicher.

kompakt will’s wissenWie GefällT ihnen eigentlich kompakt? Diese und wei-tere Fragen möchten wir in den kommenden Wochen im Rah-men einer Leserbefragung stellen. Sollte demnächst Ihr Telefon klingeln und ein Mitarbeiter des Hamburger Mei-nungsforschungsinstituts Curth + Roth dran sein, legen Sie bit-te nicht auf! Die Antworten sollen uns helfen, ein noch besse-

res Magazin zu produzie-ren.

Dafür wer-den zuerst an drei Standor-ten – Düssel-dorf, Frank-furt und Hamburg – je zwei soge-nannte Fo-kusgruppen gebildet. Jede

Fokusgruppe besteht aus acht zufällig ausgewählten IG-BCE-Mitgliedern. Diese Gruppen diskutieren unter Anleitung von Curth + Roth-Mitarbeitern die Mai-Ausgabe von kompakt.Dann werden die Mitarbeiter bundesweit zufällig ausgewählte IG-BCE-Mitglieder anrufen und ihnen Fragen zu kompakt stellen. Also liebe Leserinnen und Leser, bitte nehmen Sie an der Befragung teil! Denn uns sind Ihre Meinungen und Ein-drücke sehr wichtig.

ZITAT DES MONATS

12.000.000.000

bundesfinanzminisTer Wolfgang Schäuble wird’s freuen: Im ersten Quartal 2011 hat der deutsche Fiskus ohne die gesondert erfassten Gemeindesteuern 12 Milliarden Euro mehr Steuern eingenommen als in den ersten drei Monaten 2010. Die Steuereinnahmen sind also im Vergleich zum Vor-jahresmonat um 16,5 Prozent angestiegen. Auf die Frage, was mit möglichen Zusatzeinnahmen geschehen solle, sagte eine Sprecherin des Ministeriums laut Deutsche Welle, sie wolle der Steuerschätzung nicht vorgreifen. Die Reduzierung der Neuverschuldung und die Einhaltung der verfassungsrecht- lichen Schuldengrenze habe aber Priorität.

ZAHL DES MONATS

Foto

: Nic

ole

Effi

nger

/Fot

olia

Kluge Kinder lesen kompakt.

Foto: Fabio Frustaci/Eidon

06_07_aktuelles_05.indd 7 20.04.2011 08:53:30

Page 8: kompakt Mai 2011

8 | kompakt | Mai 2011

> Heims Homepage

WesterWelle: Waffen für den Frieden

schäuble: Wer weiß es schon?

Mix: Und jetzt alle!

beginnen wir mit einem Klassiker politischer Parlierkunst. edmund stoiber, 2002 noch bayerischer Ministerpräsident, hielt im alten Münchner rathaus eine rede, in der er eigentlich nur verdeutlichen wollte, wie schnell man mit dem transrapid vom hauptbahnhof zum Flughafen kommt. Was dann aber folgte, waren virtuose verbale Volten. Guten Flug! http://youtu.be/5yw2Whiieh

Guido Westerwelle spricht nicht gern englisch. Der deutsche Außenminister hält sich lieber an die Muttersprache seines Vaterlandes. Die beherrscht er, in ihr kann er frank und frei formulieren. Doch als er aber das erste Mal vor den Vereinten Nationen in New York sprechen durfte, vergaß er ausgerech-net ein »frei«. und so wurde aus Frieden fast Krieg, zumindest sprachlich. http://youtu.be/lGrydYKfVZw

Wir haben es schon immer geahnt: bundesfinanzminister Wolfgang schäuble ist eigentlich ein Philosoph. so offen ging selten ein Politiker mit seinem Nichtwissen um. und sagte nicht schon sokrates: »ich weiß, dass ich nichts weiß.« ebenjener war sich immer der Grenzen des menschlichen Wissens bewusst. soll heißen: Wissen wird eh überschätzt. http://youtu.be/uwattW77KwM

Politiker stehen ständig unter strom. Da kann es schon mal passieren, dass Angela Merkel vergisst, dass roland Koch gar nicht Kotz heißt. Dafür erinnert sich Andrea Ypsilanti lebhaft daran, als »sohn eines Opel-Arbeiters« geboren worden zu sein. Alles beweise dafür, dass Dirk Niebel recht hat, wenn er sagt: »hilfreich ist die Kenntnis der deutschen strafe, äh, sprache.« http://youtu.be/oevqWbkrzsc

ruDOlF heiMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem WebE-Mail: [email protected]

Foto

: mic

hael

Cin

tula

stOiber: abgeflogener Bahnhof

08_heims_homepage_05.indd 8 20.04.2011 12:12:05

Page 9: kompakt Mai 2011

Vertrauen, Sicherheit, Volksfürsorge:

Ihr Partner im IG BCE Mitglieder-Service

Jetzt alle Vorteile als Gewerkschaftsmitglied sichern! • Tolle Rabatte und exklusive Leistungen für Lebens-,

Renten- und Sachversicherungen (Hausrat-, Glas-, Privathaftpflicht- und Unfallversicherung)

• Persönliche Beratung speziell fürGewerkschaftsmitglieder!

Fühlen Sie sich als Gewerkschaftsmitglied mit uns an Ihrer Seite einfach rundum gut.

Die Volksfürsorge hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit der IG BCE und richtet ihr Beratungs-angebot an den Bedürfnissen von Arbeitnehmerhaushalten und an den Anforderungen der Gewerkschaften aus.

Lassen Sie sich jetzt beraten und profitieren Sie ab sofort von vielen Beitragsvorteilen. Einfach den unten angehängten Coupon abtrennen und abschicken. Oder noch schneller – rufen Sie einfach unsere Service- Hotline an: 0180 5 644223 (14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 Ct./Min.)

Ja, ich möchte klar und besser beraten werden.Bitte informieren Sie mich über die Sonderkonditionen für IG BCE-Mitglieder.

Coupon bitte im Briefumschlag ausreichend frankiert abschicken an: IG BCE Mitglieder-Service GmbH, Fischerstraße 5, 30167 Hannover

IG B

CE/

SU

H-

-201

1

Vorname

Straße / Hausnummer

PLZ

Tel.-Nr. / Handy

Nachname

Ort

E-Mail

26110_AZ_IG_BCE Rabatte_RZ_v3.indd 1 08.03.2011 11:51:20 Uhr

5

www.igbce-mitgliederservice.de/volksfuersorge/Oder:

ANZEIGE

Page 10: kompakt Mai 2011

10 | kompakt | Mai 2011

> AKTUELLES>

And the winner is . . .

Mutter der Mitbestimmung

Viele Von ihnen – liebe Leserinnen und Leser – wollen dabei sein, wenn sich in Recklinghausen zum 65. Mal der Vorhang der Ruhrfestspiele hebt. Zwei Mitgliedern der IG BCE können wir diesen Wunsch erfüllen: Wir laden Monika Brach, Herzo-genrath, und Richard Pfeil, Lauenburg, zu den Ruhrfestspielen ein, denn sie sind

die Gewinner unseres Leserwett- bewerbs. Beide erhalten jeweils 2 Karten für das Stück »Paris, Texas« mit Heike Makatsch am 14. Mai inklusive einer Über-nachtung im Residenzhotel am Festspielhaus mit Wellnessbe-reich und Frühstücksbuffet. Die richtige Antwort auf die Gewinnspielfrage: Welcher war der erste Film mit Heike Ma-katsch? lautet »Männerpension«.

Die MitbestMMung im Betrieb hat nicht nur in der Wirtschaftskrise gezeigt, wie wichtig es ist, dass Geschäftsleitung, Betriebsräte und Gewerkschaften zu-sammenarbeiten. Denn nur aufgrund des Miteinanders sind in Deutschland viel weniger Arbeitsplätze verloren ge-gangen als anderswo. Im Mai feiert nun die Mutter der Mitbestimmung – das

Montan-Mitbestimmungsgesetz – 60. Ge-burtstag. Am 10. April 1951 verabschie-dete der Bundestag das »Montan-Mitbe-stimmungsgesetz«. Das neue Regelwerk war stark umstritten und kam erst in letzter Minute zustande. Denn ursprüng-lich war geplant, die Rechte der Arbeit-nehmer zu beschneiden. Doch die Ge-werkschaften liefen Sturm gegen diese

Pläne, drohten mit Streiks – und setzten sich am Ende durch.

Das Gesetz regelte, dass in Un-ternehmen des Kohlebergbaus sowie in der Eisen- und Stahlin-dustrie mit mehr als 1000 Be-schäftigten die Hälfte der Auf-sichtsratsmandate von Vertre- tern der Arbeitnehmer besetzt werden.

Ein Jahr später trat ein erstes Betriebsrätegesetz in Kraft, das die Rechte von Betriebsräten re-gelte. Zudem wurden den Ar-beitnehmern in Betrieben au-ßerhalb der Montanindustrie ein Drittel der Aufsichtsratspos-ten zugesprochen.

Alle laufen weg, denn heike spielt die Verlassene.

wollen mitreden: bergleute bei der urabstimmung zum streik für das Montan-Mitbestimmungs-gesetz.

> Mit berechtigtem stolzAm 1. Mai 1960 feierten die Gewerk-schaften ein besonderes Jubiläum.

Vor 70 Jahren, also 1890, wurde zum ersten Mal am 1. Mai demons-triert. Seitdem erneuern die Gewerk-schaften an jedem 1. Mai ihre Forde- rungen. 1960 stand der Tag der Arbeit unter einer ganz bestimmten Forderung: die Fünf-Tage-Woche bei 40 Stunden Arbeitszeit. Denn »das beschleunigte Arbeitstempo führt immer mehr zu vorzeitiger Erschöp-fung und früher Berufsunfähigkeit«, schrieb die Gewerkschaft Leder in ihrer Mitgliederzeitung.

Jeder technische Fortschritt, der die Ergiebigkeit der gesellschaftlichen Arbeit steigere, müsse aber zugleich einen sozialen Fortschritt bringen, begründen die Redakteure des »Leder Echos« die Forderung nach der Fünf-Tage-Woche. Und gaben sich kämpferisch: »Die verkrampf- ten Anstrengungen einiger Unter-nehmensgruppen, die Erfüllung unserer Forderung zu verschleppen, werden ebenso erfolglos bleiben, wie die ihrer Vorfahren, die den Acht-Stunden-Tag verhindern wollten.«

Und sie sollten recht behalten: 1965 wurde in den ersten Branchen die Arbeitszeit verkürzt. Damit war der Weg für die 40-Stunde-Woche frei.

D A M A l s . . . 1 9 6 0

Foto

: Tho

mas

Aur

inFo

to: U

llste

in b

ild/d

pa

Page 11: kompakt Mai 2011

11kompakt | Mai 2011 |

Ohne Antwort auf die Preisfrage

Es ist mindestens befremdlich, wie we-nig Aufmerksamkeit bislang die Frage findet, was die Energiewende kosten

wird und wer am Ende dafür bezahlt. Dabei ist das von entscheidender Bedeutung, wenn man tatsächlich zu einer sicheren Energiever-sorgung ohne Kernkraft kommen will. Denn

ein nachhaltiges Energiekonzept muss natürlich ökologisch, aber eben auch

in den wirtschaftlichen und sozialen Folgen vernünftig sein. Deshalb

kann es keine Tabus geben, wie sich eine kernkraftfreie Ener-gieerzeugung künftig zusam-mensetzt. Niemandem ist ge-dient, wenn sich die Politik vorschnell auf eine Stromver-sorgung allein auf regenera- tiver Basis festlegt. Ja, wir wol-len den Weg in das regenerative

Zeitalter gehen, aber so, dass die Menschen und unser Land dabei

nicht überfordert werden.

vErantwortlichEs handEln bedeutet zu prüfen, wie die Kosten einer neuen Ener-gieerzeugung fair und gerecht aufgebracht werden können. Ein Beispiel: Heute schon finanziert ein Hartz-IV-Empfänger über den

Strompreis die Subventionen, mit denen die Solaranlagen auf den Dächern bessergestell-ter Eigenheimbesitzer gefördert werden. Das kann nicht richtig sein. Und diese Fehlent-wicklung darf sich nicht fortsetzen, wenn vie-le Milliarden Euro in neue Stromtrassen oder Windparks investiert werden müssen. Sonst könnte es mit der Akzeptanz des Umsteuerns schnell vorbei sein. Richtig wäre, das als große Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen – und über zweckgebundene Abgaben zu finanzie-ren. So, dass die höheren Einkommen mehr dazu beitragen als die kleinen und mittleren.

EinE fEhlstEuErung wäre es ebenso, die energieintensiven Unternehmen finanziell schachmatt zu setzen. Wir brauchen die Inno-vationskraft unserer Chemie-, Kunststoff-, Glas- oder Alu-Unternehmen, um mehr Ener-gieeffizienz zu erreichen und erneuerbare Energien leistungsfähiger zu machen. Fördern statt regulieren, das muss der deutsche Weg in das Zeitalter regenerativer Energien sein. Und das werden wir einfordern – mit aller Ernsthaf-tigkeit und mit allem gebotenen Nachdruck.

>STANDPUNKT

»Die Versorgung mit Energie muss ökologisch, aber auch sozial und wirtschaftlich vernünftig sein.«

Foto

: Mar

tin

Sch

lüte

r

MichaEl vassiliadis Vorsitzender der IG [email protected]

11_standpunkt_05.indd 11 20.04.2011 09:24:06

Page 12: kompakt Mai 2011

12 | kompakt | Mai 2011

> TITEL EnErgIE

Fließen muss der Strom

A ls Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat, sagte er: »Das ist

ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Mensch-heit.« Tatsächlich war der Schritt von der Treppe der Landefähre in den Sand des erdnächsten Trabanten für Armstrong nur ein kleiner. Aber für die restliche Menschheit markierte er eine Zeiten-wende. Nichts schien mehr unmöglich, was sich die Menschheit an großen Zie-len auch setzen mochte.

Heute stehen wir vor einer ähnlich großen Herausforderung, wie sie die Menschen in der 60er-Jahren angenom-men haben. »Das Umsteuern in der Energiepolitik ist ein Projekt, das in sei-ner Bedeutung der ersten Mondlandung nahekommt«, sagt zum Beispiel der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.

DeutSchlAnD DiSkutiert Die energieWenDe. Das Ziel scheint klar – hin zu erneuerbaren Energien. Der Weg dagegen ist auch weiterhin umstritten. kompakt gibt einen Überblick über einige der am meisten diskutierten Fragen.

Foto: Jon norddahl

Die ethikkommiSSion Sichere energieverSorgung

Die kommission arbeitet unter dem Doppelvorsitz des früheren umweltministers klaus töpfer (vierter von links) und des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFg), matthias kleiner (vierter von rechts). laut Bundeskanzlerin Angela merkel (mitte) soll das gremium seine Beratungen mit den Prüfungsarbeiten über die Sicherheit der kernkraftwerke in Deutschland verzahnen. michael vassiliadis, der vorsitzende der ig Bce (Zweiter von links), ist der einzige gewerkschaftsvertreter in der kommission.

Foto

: Sea

n g

allu

p/2

011

get

ty Im

ages

Page 13: kompakt Mai 2011

13kompakt | Mai 2011 |

Tatsächlich stehen wir an einem Wen-depunkt. Die Zeit der Kernkraft ist – zu-mindest in Deutschland – abgelaufen, seitdem am 12. März im japanischen Re-aktor Fukushima 1 eine Wasserstoffex-plosion ein Gebäude zerstörte, darauf-hin eine Staub- und Gaswolke in den Himmel aufstieg und nun immer neue Schreckensmeldungen über die Gefah-ren der nuklearen Strahlung die Medien beherrschen. Gesucht wird seither ein rascher Ausstieg aus dem Atom- und ein gangbarer Weg in ein neues Zeitalter er-neuerbarer Energien.

So wie 1962. Damals schwor US-Präsi-dent John F. Kennedy seine Landsleute auf einen Weg größter Herausforderung ein. »Wir haben uns entschlossen, zum Mond zu fliegen«, sagte Kennedy da-mals, »wir haben uns entschlossen, in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen,

nicht, weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist, weil diese Aufgabe uns helfen wird, unsere besten Energien und Fähig-keiten einzusetzen und zu erproben, weil wir bereit sind, diese Herausforde-rung anzunehmen und sie nicht wider-willig aufschieben werden.«

mit vereinten kräFten machten sich Politik und Wissenschaft daran, die-sen Traum zu verwirklichen. Nur sieben Jahre später wurde aus der Vision Reali-tät. Es mag sein, dass die Energiewende deutlich mehr Zeit verschlingt – aber wa-rum sollte sie weniger machbar sein?

Sicher ist: der Weg zum Neustart in der Energiepolitik gelingt nur unter Einsatz modernster Technologien und in einem großen gesellschaftlichem Einverneh-men. Sie erfordert riesige Investitionen, und die dafür benötigten Summen müs-

Der Windpark rødsand ii besteht aus90 Windenergieanlagen und ist teil des offshore-Parks nysted havmøllepark,der vor der dänischen insel lolland liegt.

sen fair und gerecht aufgebracht werden. Denn die Herausforderungen und Prob-leme, vor die uns die gesellschaftlich ge-forderte Energiewende stellt, ähneln in ihrer Komplexität jenen, vor denen die bemannte Raumfahrt stand und die alle ausnahmslos bewältigt werden mussten, bevor Neil Armstrong auch nur davon träumen konnte, seinen Fuß auf den Mond zu setzen.

»Es geht um viel mehr als nur um reine Fragen der Energietechnik«, sagt denn auch Michael Vassiliadis mit Blick auf die deutsche Debatte. Es gehe auch da-rum, »umfassend und grundsätzlich die Instrumente zu überprüfen, die wir auf dem Weg in das Zeitalter der erneuerba-ren Energien einsetzen«.

Noch herrscht Unklarheit, wie die vie-len neuen Fragen der Zukunftsenergie beantwortet werden können.

Page 14: kompakt Mai 2011

14 | kompakt | Mai 2011

> TITEL ThEma

Foto

: aur

ubis

Nein – jedenfalls so lange nicht, wie es keine Möglichkeit gibt, Strom zu spei-chern. Zwar wird viel Strom produziert, wenn der Wind weht. Stehen die Wind-räder aber still, fließt auch kein Strom. Das wäre nur mit Speicher-Strom zu lösen.

Was wird die Energiewende kosten, und wer wird sie bezahlen?EU-Kommissarin Connie Hedegaard erklärte bereits im Februar: Es kostet rund 270 Milliarden Euro pro Jahr, um in Europa den Ausstoß an sogenann-ten Treibhausgasen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu verringern. Das war vor Fukushima. Ein schnellerer Ausstieg aus der Kernkraft, wie in Deutschland gewollt, ist in dieser Riesensumme noch nicht berücksichtigt. Der deutsche An-teil an den jährlich 270 Milliarden liegt bei 50 Milliarden Euro. Vermutlich wird es jetzt noch teurer – und das werden wir alle spüren.

Warum fordert der IG-BCE-Vorsit-zende Michael Vassiliadis, einen »Klimacent«?Weil es ungerecht ist, mit den Kosten der Energiewende allein die Verbraucher zu belasten – unabhängig vom jewei- ligen Einkommen. Gerechter wäre ein

Sieben Kernkraftwerke sind vorläu-fig vom Netz. Aus welchen Quellen kommt die fehlende Strommenge?Derzeit wird der Versorgungsbeitrag der sieben Kernkraftwerke laut Bundesver-band der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zu 45 Prozent aus Steinkohle, zu 45 Prozent aus Erdgas und zu zehn Prozent aus Braunkohle ersetzt. Der Steinkohlenbedarf wird im Übrigen zu drei Vierteln durch Importe gedeckt, auf die heimische Steinkohle kommt noch ein Anteil von einem Viertel (2009).

Ist Kernkraft so kurzfristig durch erneuerbare Energien abzulösen, wie viele hoffen und erwarten?Bis vor einem Jahr war der vollständige Ausstieg für das Jahr 2022 vorgesehen. Dann hat die heutige Bundesregierung die Laufzeiten für Kernkraftwerke um durchschnittlich zwölf Jahre verlängert. Jetzt, nach der Katastrophe von Fukushi-ma, ist der schnellstmögliche Ausstieg aus der Kernkraft das allgemein akzep-tierte Ziel der Politik. Nur: Was das genau bedeutet, das ist noch unklar. Auch weil der Ausbau erneuerbarer Energiequellen Zeit braucht. Und weil sichergestellt sein muss, dass der Strom rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr fließt. Das ist al-lein mit erneuerbaren Energien bislang

nicht zu garantieren. Ein Problem, das nicht zuletzt mit Blick auf die energiein-tensiven Prozesse in der Industrie gelöst werden muss.

Ein Beispiel: Die Neusser Alu-Hütte Norsk Hydro braucht mehr Strom als die Stadt Köln einschließlich der Ford-Werke. Das sind Strommengen, die dann erzeugt werden müssen, wenn sie gebraucht werden.

Was bedeutet »energieintensiv«?Als Faustformel gilt: Wenn ein Unter-nehmen mehr Geld für Energiekosten ausgibt als für Personalkosten, ist es energieintensiv. In der Chemie liegen die Personalkosten bei zwölf Prozent, die Energie- und Rohstoffkosten sind um ein Vielfaches höher.

Welche Branchen zählen zu den energieintensiven?Acht Branchen haben sich als »Energiein-tensive Industrien in Deutschland« zu-sammengeschlossen: Baustoffe wie etwa Zement und Gips, Chemie, Glas und Ke-ramik, NE-Metalle wie Aluminium und Kupfer sowie Papier und Stahl.

Könnten nicht auch Windparks den Grundlast-Strom für energieinten-sive Industrien produzieren?

Fragen zur energie der Zukunft

energieintensiv: kupferproduktion bei Aurubis in hamburg.

Page 15: kompakt Mai 2011

15kompakt | Mai 2011 |

Steuerzuschlag, der die hohen Einkom-men stärker trifft als kleine und mitt-lere. Dieses Geld soll an die Menschen zurückfließen. Zum Beispiel mit einem Fünf-Milliarden-Programm zur Gebäu-desanierung. Das spart Energie, hilft so dem Klima und verringert die individu-ellen Heizkosten. Genauso wichtig: Die Industrie braucht Energie zu wettbe-werbsfähigen Preisen. Deshalb müssen wir umdenken: Wir müssen vor allem in Energieeffizienz investieren, statt die Energiewende herbeiregulieren zu wol-len. Denn die wichtigste Energiequel-le ist die Energie, die eingespart werden kann, also gar nicht erst produziert wer-den muss.

Was bedeutet die Energiewende für das Stromnetz?Die erneuerbaren Energien erfordern ei-nen völligen Umbau des Stromnetzes. Windkraft beispielsweise kommt künftig vor allem aus Offshore-Parks vor der deutschen Küste. Der im Norden erzeug-te Strom muss dann zu den Fabriken im Süden transportiert werden. Auch Gas aus Russland oder Energie aus skandina-vischer Wasserkraft kommen über Lei-tungen ebenfalls im Norden an. Das be-deutet: Wir brauchen eine entsprechende Infrastruktur. Allein für das Höchst-spannungsübertragungsnetz werden 3600 Kilometer an neuen Trassen benötigt.

Um ganz Europa zukünftig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen zu können, fordert unter anderem EU-Energiekommissar Günther Oettinger kürzere Genehmigungsverfahren für den raschen Ausbau der Stromleitungsnetze. Als Voraussetzung, damit auch Projekte wie Desertec (Strom, der in Wüsten in Solarkraftwerken gewonnen wird) nicht nur eine Zukunftsvision bleiben.

Wie funktioniert der Emissions-handel?Der Emissionshandel soll den Ausstoß von Treibhausgasen wie etwa Kohlendi-oxid (CO2) verringern. So soll die Kli-maerwärmung auf maximal zwei Grad Celcius beschränkt werden. Für jede Tonne CO2, die ein Unternehmen emit-tiert, muss es ein Zertifikat erwerben. Es gibt eine klare Mengenbegrenzung dieser Papiere und damit auch der CO2-

Menge. Allerdings nur in Europa. Da-mit ist auch der Handel mit den Zerti-fikaten auf Europa begrenzt und erhöht allein dort die Energiekosten. Das be-nachteiligt ausgerechnet die in Sachen Umweltschutz vorbildlichen deutschen und europäischen Unternehmen im Wettbewerb etwa mit amerikanischen oder chinesischen Unternehmen.

Was passiert, wenn ein Unterneh-men mehr CO2 ausstößt als durch Zertifikate abgedeckt ist?Dann werden extrem hohe Geldstrafen verhängt. Dies überwacht hierzulande die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) – eine Behörde des Bundes-umweltministeriums. Die nationalen Regelungen gehen 2013 in europaweite über.

Wie gelingt es, den CO2-Ausstoß von Kohlekraftwerken einzudäm-men? Vor allem durch das Abscheiden und Einlagern von CO2. Diese Technologie heißt CCS (Carbon Capture and Sto-

rage). Eine noch bessere Variante wäre die Wiederverwendung des CO2 für Pro-duktionsprozesse. Diese Technologie ist allerdings noch nicht ausgereift. Zudem erreichen moderne Kohlekraftwerke im-mer höhere Wirkungsgrade – das heißt, es muss weniger Kohle verbrannt werden als in älteren Kraftwerken, um die gleiche Menge Strom zu produzieren. Auch das spart enorm viel an CO2.

Gibt es Erfahrungen mit CCS?Ja, es ist grundsätzlich keine neue Tech-nik. Das älteste wissenschaftlich über-wachte CCS-Feld ist das Sleipner-Feld, ein altes Erdgasfeld vor der norwegi-schen Küste. Seit 1996 werden dort jährlich etwa eine Million Tonnen CO2

verbracht. Auch vor der australischen Küste, in Kanada und in Algerien gibt es schon CCS-Lagerstätten.

Warum gibt es Kritik am deut-schen CCS-Gesetzentwurf?Er stellt die Suche nach geeigneten La-gerstätten in das Ermessen der Bundes-länder. Damit beginnt ein politisches Schwarzer-Peter-Spiel. Wer will, ent-zieht sich der Verantwortung – und blo-ckiert damit eine wichtige Möglichkeit, eine klimafreundliche Kohlenutzung weiterzuentwickeln.

Wenn wir nicht mehr Kohle einsetzen, welche Möglichkeit bleibt dann?Derzeit nur Gas, konventionelles oder unkonventionelles Gas. Konventionel-les Gas, also Gas, das ohne weiteres Zu-tun aus der Erde strömt, käme etwa aus Russland, was eine zusätzliche Import-abhängigkeit mit sich brächte. Unkon-ventionelles Gas, also Erdgas, das mit-tels »Fracking« gewonnen wird, könnte in Deutschland produziert werden.

Wie funktioniert »Fracking«?»Hydraulic Fracturing« beziehungsweise »Fracking« ist eine Methode der Tiefbohr-technik. Durch Einpressen von Wasser in eine Bohrung werden künstliche Risse in porösen Gesteinsschichten erzeugt und das Gas förmlich herausgeschüttelt. Die USA haben so ihre Energiebilanz um- gekehrt und sind vom Gasimporteur zum Gasexporteur geworden. Allerdings ist beim »Fracking« Sorge zu tragen, dass es zu keiner Verunreinigung des Trinkwassers kommt. Denn das einge-presste Wasser enthält Chemikalien, die ein Rosten der Bohrleitungen ver-hindern.

Dirk Kirchberg & Sarah Heidel

»Wenn der Umbau in richtung erneuerbare Energien beschleunigt werden soll, dann muss vor allem auch der Stromnetzausbau intensiviert und vorangebracht werden.«

matthias kurthPräsident der Bundesnetzagentur

Page 16: kompakt Mai 2011

16 | kompakt | Mai 2011

Themen energiebörse>

Der Strom ist grauIn luftIger HöHe sitzt in Leipzig europas größte strombörse. bei der eeX wird ein Drittel des strompreises ermittelt – wie genau, hat sich ig-bCe-mitglied Karl-heinz Döring angeschaut.

Karl-Heinz Döring steht vor dem Hochhaus und reckt den Hals. Von unten ist die geschwungene

Spitze in 155 Metern Höhe nicht zu se-hen. In dem Gebäude – es ist mit 29 Eta-gen das höchste in Leipzig – sitzt seit März 2008 die Europäische Strom- und Energiebörse EEX. Döring ist IG-BCE-Mitglied, im Vorstand des Duisburger IG-BCE-Regionalforums und er war jahrzehntelang Betriebsratsvorsitzender der Caramba Chemie. Nun kann er sich auf Einladung der kompakt-Redak-tion stellvertretend für das Regional- forum, das sich eingehend mit dem The-ma Energie beschäftigt, erklären lassen,

wie die Strompreise zustande kommen. Oben, in der 23. Etage, empfängt ihn To-ralf Michaelsen. Er ist Leiter der Markt-steuerung und damit Herr des »Börsen-parketts« der EEX. Auf diesem werden außer Strom auch noch Energieträger wie Gas und Kohle sowie die CO2-Emis-sionsrechte gehandelt.

Doch Karl-Heinz Döring will sich im Gespräch mit ihm auf die Ware Strom konzentrieren: »Wie groß ist denn die Strommenge, die hier gehandelt wird?« »Im letzten Jahr waren es rund 1500 Mil-liarden Kilowattstunden. Diese Menge entspricht dem Dreifachen des Strom-verbrauchs in Deutschland«, erläutert

Foto

: Chr

isto

ph b

usse

Foto

: ral

ph K

och

16_17_themen_strompreis_05.indd 16 19.04.2011 13:47:10

Page 17: kompakt Mai 2011

derzeit an der EEX notiert. Vor allem gro-ße Stromerzeuger ebenso wie Stadtwer-ke, Industrieunternehmen oder reine Stromhändler. »Wird denn auch der Strompreis ermittelt, den ich als Endver-braucher auf meiner Stromrechnung habe?«, fragt Döring weiter. »Nein, defi-nitiv nicht«, antwortet Michaelsen. »Un-sere Preise, die hier ermittelt werden, sind Großhandelspreise – also der reine Preis für die bloße Ware Strom, der un-gefähr nur ein Drittel des Betrages aus-macht, der auf der Stromrechnung aus-gewiesen ist.« Hinzukämen Steuern und Abgaben sowie Netznutzungsgebühren, sagt Michaelsen.

Während über den großen Flachbild-schirm des Handelsraumes stumm die neuesten Bilder aus Fukushima laufen, fragt Karl-Heinz Döring nach den Aus-wirkungen des japanischen Atom-GAUs auf den deutschen Strommarkt. Ob das Abschalten deutscher Atomkraftwerke und der stärkere Einsatz erneuerbarer Energien den Strom dauerhaft teurer machen wird, fragt Döring. Michaelsen überlegt, sagt dann lächelnd: »Als Börse können wir natürlich keine Prognosen über die künftige Strompreisentwick-lung abgeben. Die Preise, die an der EEX gehandelt werden, sind Preise auf die er-wartete Zukunft.«

Döring hakt nach. »Aber Sie haben durch Fukushima und das Moratorium für die ältesten deutschen AKW doch sicher Veränderungen bei den Strom-preisen registriert?« Seine Antwort for-muliert Toralf Michaelsen merklich prä-zise: »Die Strom-Jahreskontrakte für 2012 stiegen um fünf bis sieben Euro pro Megawattstunde.« Das entspricht ei-ner Preissteigerung von 15 Prozent. WIe entSteHt der Preis an der Strom-börse? »Ich habe gehört, dass das teuers-te Kraftwerk den Preis bestimmt. Stimmt das?«, fragt Döring. Michaelsen nickt. »Prinzipiell stimmt das. Wenn die Nach-frage nach Strom auf der Angebotsseite durch die Grundlastkraftwerke – also Kohle und Atom – gedeckt werden kann,

Michaelsen die Dimension des Handels-geschäfts. Gemeinsam mit ihrer Börsen-partnerin, der EPEX Spot in Paris, ist die EEX Europas größter Energie-Han-delsplatz. In Paris werden täglich die sogenannten Spotpreise für kurzfris- tige Strom-Handelsgeschäfte ermittelt. In leIpzIg findet der Terminhandel statt – die langfristigen Verträge über Stromlieferungen. »Können Sie eigent-lich unterscheiden, ob der bei Ihnen ge-handelte Strom aus einem Atomkraft-werk oder einem Windpark kommt?«, fragt Döring. Michaelsen schüttelt den Kopf: »Bei uns ist der Strom grau. Wir unterscheiden beim Handel nicht zwi-schen den einzelnen Energieträgern. Über unsere Transparenzplattform kön-nen wir aber von fast 89 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms sehen, welche Erzeugungsquellen er hat, also Kohle, Gas, Atomkraft oder Wind- und Solarkraft.«

Karl-Heinz Döring ist überrascht, wie unspektakulär der Handelsraum aus-sieht. Dort sitzen etwa ein Dutzend Männer und Frauen vor großen Compu-ter-Bildschirmen, verfolgen die Bewe-gungen der registrierten Marktteilneh-mer und telefonieren gelegentlich mit ihnen. Die EEX biete als Börse die Han-delsplattform für die Marktteilnehmer – also diejenigen, die Strom kaufen oder verkaufen wollen, erklärt Michaelsen. 267 Teilnehmer aus 22 Ländern sind

Karl-Heinz Döring will von der eeX wissen . . .

. . . warum der Strom kostet, . . .

. . . was er kostet.

Sieht unspektakulärer aus als es ist: Bei der eeX werden jährlich Milliarden Kilowattstunden Strom gehandelt.

Foto

s (3

): s

ven

rei

man

n

17kompakt | Mai 2011 |

DIe eeX – zaHlen unD faKten

Die european energy exchange ag (eeX) betreibt als führende energie-börse europas den Handel mit Strom, erdgas, Kohle und CO2-emissions-rechten. Die gehandelte Strommenge lag bei 1500 Milliarden Kilowattstun-den. Das entspricht dem dreifachen Stromverbrauch in Deutschland. Die anzahl der eeX-Handelsteilnehmer hat sich 2010 von 248 auf 267 teilnehmer aus 22 ländern erhöht.

sind die Megawattstundenpreise relativ niedrig. Kommen bei höherer Nachfrage in der Mittellast die teureren Energieträ-ger wie Gaskraftwerke dazu, steigt der Preis. Ist die Nachfrage dann noch hö-her, werden in der Spitzenlast auch die teuersten Erzeuger gehandelt. Im Endef-fekt bedeutet das, dass je nach Nachfrage der auf der Angebotsseite jeweils teuerste Anbieter den Preis bestimmt.«

Nach dem Gespräch steht Döring un-ten vor dem Hochhaus, schaut noch ein-mal hinauf. »Kaum zu glauben, dass auf so unspektakuläre Weise riesige Strom-mengen gehandelt werden. Und dass es für die Strombörse selbst nicht so sehr auf den Preis als vielmehr auf die Menge des gehandelten Stroms ankommt. Das hätte ich nicht gedacht.« Axel Schappei

16_17_themen_strompreis_05.indd 17 19.04.2011 13:47:15

Page 18: kompakt Mai 2011

18 | kompakt | Mai 2011

> themen tarifrunde Chemie

eine rasante Runde4,1 PRozent: mit dem Chemie-abschluss hat die iG BCe eine marke gesetzt, die es in diesem Jahr in der tariflandschaft noch nicht gegeben hat. das ergebnis ist nicht vom himmel gefallen, ohne die unterstützung aus den Betrieben wäre der neue Vertrag so nicht zustande gekommen.

Die Chemie-Tarifrunde 2011 war eine der besonderen Art. Auf dem Weg von der Forderungsempfeh-

lung Anfang Dezember 2010 bis zum Ab-schluss Ende März 2011 waren so man-che Schlaglöcher zu umfahren und andere Gefahrenstellen zu entschärfen. Auf der Zielgeraden drohte gar der Stillstand – um Bewegung in die Verhandlungen zu brin-gen, mussten die Füße bewegt werden.

»Mit der Vier vor dem Komma«, kommentierte die Hannoversche »Neue Presse«, »hat die Industriegewerkschaft zum einen die in diesem Jahr bisher höchste Entgeltsteigerung rausgeholt. Au-ßerdem hat sie dafür gesorgt, dass der wirtschaftliche Aufschwung, von dem die Chemiebranche in weiten Teilen profi-

tiert, auch bei den Beschäftigen an-kommt.«

Die »Frankfurter Allgemeine« stellt nüch-tern fest, dass die IG BCE »als erste Indus-triegewerkschaft die Nachkrisenzeit ein-läutete«.

Das Medienecho fiel ganz überwiegend positiv aus, die Reaktionen im Arbeit- geberlager sind dagegen naturgemäß eher zurückhaltend. Hans-Carsten Hansen, Verhandlungsführer der Chemie-Arbeit-geber: »Mit der Prozentzahl sind wir an die äußerste Grenze des Verkraftbaren gesto-ßen.«

Dieter Hundt, Präsident der Bundesver-einigung der Deutschen Arbeitgeberver-bände wertete den Abschluss wegen der Konjunkturlage in der Chemie als »noch

foto

: Kla

us e

ichh

orst

tragfähiger Kompromiss nach harter Auseinandersetzung: Michael Vassiliadis (IG-BCe-Vorsitzender), eggert Voscherau (Präsident des Bundesarbeitgeberverbands Chemie), Hans-Carsten Hansen (Verhand-lungsführer der Arbeitgeber) und Peter Hausmann (IG-BCe-Verhandlungsführer).

foto

: dir

k K

irch

berg

18_19_themen_tarifabschluss_05.indd 18 18.04.2011 18:15:34

Page 19: kompakt Mai 2011

19kompakt | Mai 2011|

vertretbar«. Zugleich machte Hundt je-doch deutlich, dass die 4,1 Prozent nach seiner Auffassung »kein Maßstab« für an-dere Branchen sein könnten.

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassi-liadis sieht in dem Abschluss »einen gu-ten, tragfähigen Kompromiss nach einer harten Auseinandersetzung. Im vergange-nen Jahr haben wir einen Brückenvertrag von der Krise in den Aufschwung abge-schlossen, jetzt haben wir, wie angekün-digt, einen Aufschwungvertrag unter Dach und Fach gebracht. Das zeigt: Die Chemie-Sozialpartnerschaft ist eine stabile Basis, um auch schwierige Fragen vernünftig und angemessen zu lösen.«

DAs eRGeBnIs IM eInzelnen: Die re-gionalen Tarifverträge werden wieder in Kraft gesetzt. Nach einem Monat steigen die Entgelte um 4,1 Prozent für 14 Mona-te. Die Ausbildungsvergütungen werden einheitlich um 35 Euro angehoben.

In Betrieben, die sich in einer sehr guten wirtschaftlichen Lage befinden, werden die Entgelte unmittelbar mit Beginn der Laufzeit erhöht, also einen Monat früher. In Betrieben, die sich noch nicht vollstän-dig von der Krise erholt haben, ist es wie-derum möglich, die Anhebung der Entgel-te um zwei weitere Monate zu verschieben. Eine Verschiebung ist in jedem Fall nur mit Zustimmung der Betriebsräte möglich.

Die Laufzeiten der Chemie-Verträge be-ginnen regional unterschiedlich: In den

tARIfRunDe 2.0

etwas thematisch so Komplexes wie eine tarifrunde mit den Mitteln des sogenannten Web 2.0, dem Mitmach-Web, zu begleiten – das war eine Ausgangsidee für die Chemie-tarifrunde 2011. Auf der IG-BCe-seite beim weltweit größten sozialen netzwerk facebook (http://j.mp/igbcefb) stellten wir mit Beginn der 1. bundesweiten tarifverhandlung in Hannover täglich fotos, Videos und Informationen rund um die tarifrunde ein und diskutierten mit den mehr als 1500 nutzern. zwischen dem 15. März und dem Abschluss am 31. März wurden die Beiträge mehr als 200 000-mal abgerufen und rund 1700-mal kommentiert. Christian Jungvogel, leiter der Abteilung tarifpolitik, zog eine positive Bilanz: »Das war das erste Mal, dass viele via facebook die tarifrunde und insbeson-dere die Verhandlungen quasi live miterleben und mitgestalten konnten. Die guten Diskussionen (positiv wie kritisch) haben uns gezeigt, dass das richtig war.« dkb

Tarifbezirken Nordrhein, Rheinland-Pfalz und Hessen rückwirkend zum 1. März, in Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Berlin zum 1. April und im Saarland und in Nordost zum 1. Mai.

Die Bundestarifkommission hat die-sem Paket bei nur drei Enthaltungen in großer Einmütigkeit zugestimmt. Auch in den Betrieben stieß das Ergebnis ganz überwiegend auf positive Resonanz.

So bilanziert Manfred Köppl (Wacker, Burghausen): »Wir haben in einer der schwierigsten Tarifrunden eines der bes-ten Ergebnisse erreicht. Es ist ein gutes Gefühl, wenn du als Verhandlungskom-mission weißt, dass da eine ganze Menge Leute hinter dir stehen. Und das hat si-cher dazu geführt, dass die Arbeitgeber am Ende zum Kompromiss bereit waren.«

Nach den Kürzungen und Einschrän-kungen in der Krise, so Roland Handke (Bayer Schering Pharma, Berlin) folge jetzt eine »saftige Entgelterhöhung. Das ist fair und gerecht«. Ähnlich sieht das auch Erich Rennert (Krebs&Riedel, Bad Karlshafen): »Wer in Krisenzeiten mit-zahlt, darf im Aufschwung nicht verges-sen werden. Das haben wir sichergestellt.«

Samantha Wissner (BASF SE, Lud- wigshafen) freut sich besonders über das Engagement der Jugend: »Wir haben Flagge gezeigt, dass hat sich ausgezahlt. Die Ausbildungsvergütungen steigen um

Gutes Geld für harte ArbeitDer Aufschwung muss bei den Beschäftigten

ankommen – das war unser Ziel für die Che-

mierunde 2011. Dieses Ziel haben wir er-

reicht: 4,1 Prozent, das ist gutes Geld für harte

Arbeit, das kann sich sehen lassen. Wir haben

in diesem Jahr eine neue Marke gesetzt, da-

rauf können wir gemeinsam stolz sein.

Wir haben hart gerungen, mussten so

stark mobilisieren wie schon lange nicht

mehr. Die Unterstützung aus den Betrieben,

die vielen Kundgebungen und Demonstra-

tionen haben uns am Verhandlungstisch

sehr geholfen.

Einfach war es nicht, aber es hat sich

gelohnt.

z W I s C H e n R u f

PeteR HAusMAnnVerhandlungsführerder IG [email protected]

In und vor den Betrieben, auf den straßen und Plätzen machten die Chemie-Beschäftigten deutlich: Das ist unser Aufschwung, wir wollen unseren fairen und gerechten Anteil.

35 Euro. Außerdem wird unser Förder-programm ›Start in den Beruf‹ ausgewei-tet.«

Die Unterstützung »unserer Kollegin-nen und Kollegen war überwältigend«, sagt Dieter Peters (Evonik Gemeinschafts-betrieb, Marl). »Mit diesem Ergebnis ha-ben wir dafür gesorgt, dass der Auf-schwung auch bei unseren Mitarbeitern ankommt.«

Über 30 000 Gewerkschafter beteiligten sich an betrieblichen, lokalen und regio-nalen Kundgebungen und Demonstratio-nen vor der entscheidenden Verhand- lungsrunde in Bad Honnef. Der Tarif-Truck tourte durch Deutschland, sorgte für opti-sche und akustische Highlights.

Das waren starke Signale, die dann auch am Verhandlungstisch Wirkung zeigten. Sicher ist: Ohne die Unterstützung hätte es keine »4« vor dem Komma gegeben.

Michael Denecke

18_19_themen_tarifabschluss_05.indd 19 18.04.2011 18:15:39

Page 20: kompakt Mai 2011

>

20 | kompakt | Mai 2011

leserforum

> Riesige NotAktuelles (4/2011)

Unfassbar

@ Zuerst einmal möchte ich meine Anerken-

nung aussprechen, dass Sie einen Aufruf zur Hilfe für die notleidenden Menschen in Japan abgedruckt haben. Es freut mich auch zu lesen, dass sich die IG BCE dazu ent-schlossen hat, 50 000 Euro zu spenden! Das Ausmaß der Katastrophe ist für uns hier in Deutschland gar nicht fassbar.Gleichzeitig möchte ich mein Unverständnis über die soge-nannte »Ethik-Kommission« ausdrücken und dass sich der Chef der IG BCE, Michael Vassiliadis, dieser auch ange-schlossen hat. Aber da diese Kommission bereits einberu-fen wurde, hoffe ich, dass Mi-chael Vassiliadis einen ein-deutigen Standpunkt vertritt und die Diskussion in eine klar abzeichnende Richtung lenkt. Ich wünsche mir, dass er ausdrücklich zu alternati-ven Energieformen aufruft und die Diskussion wirklich vertretbare Früchte trägt, auf die die nachfolgenden Gene-rationen mit Hochachtung blicken werden. Atomenergie

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Autozulieferer Magna plant den Kahlschlag – die IG BCE kämpft für 700 Arbeitsplätze in Markgröningen

TENDENZEN Revolutionen in Nordafrika – kommt nach der Diktatur wirklich die Demokratie?

TIPPS Schnüffelei durch den Arbeitgeber – was Betriebsräte und Beschäftigte dagegen tun können

Nr. 04 I APRIL 2011 www.igbce.de

Das Desaster

Der nukleare Schrecken von Fukushima – und was bedeutet das für uns?

01_titel_04.indd 1 21.03.2011 13:07:12

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, energie

Herausgebermichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender Chefredakteurmichael Denecke

Chefin vom Dienstsarah Heidel

Redaktionrudolf Heim, Dirk Kirchberg,

Alexander Nortrup, Dr. ulrike Börger

Fotoredaktionulrike Neufeld

Redaktionsassistenzsimone michels, Tanja rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891e-mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 10 vom 01. 01. 2011

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen oberschilp

Zusendungen: für unverlangte einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

für mitglieder der IG BCe ist der Bezugspreis im mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, rheinland-Pfalz/saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 19. 04. 2011

Druckauflage: 676 061 (IV/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

darf keine Zukunft mehr haben! Das hat Fukushima deutlich gezeigt.

michael Nisch, per e-mail

> Und jetzt?von Marc Engelhardt (4/2011)

Endspiel gewonnen

@ Den 25. Januar hat-ten mehrere ägyptische

Protestgruppen als »Tag des Protestes« angekündigt. So etwas hatte es in den letzten drei Jahren oft gegeben. Das Besondere dieses Mal war der Sturz des alten Regimes in Tunesien im Januar, der den Ägyptern Mut machte. Nach-dem eine kritische Masse an Demonstranten auf dem Tahir-Platz erreicht wurde, musste das Regime in die Knie gehen. Das Endspiel Mubarak gegen sein Volk war entschieden. Das Wichtigste ist aber, dass die Bevölkerung heute für eine bessere Per-spektive gekämpft hat. magdi Gohary, per e-mail

> Tarifabschluss Chemie

Ansehnlich

@ 4,1 Prozent mehr Lohn – das ist ein Ab-

schluss, der sich sehen lassen kann. Es ging endlich mal ein Raunen durch die Betriebe. Vielen Dank für die grandiose Verhandlung. robert Ansorge, auf facebook

> In Zukunft ohne Restrisikovon Christian Hülsmeier (4/2011)

Fehler in Karte

@ Sie haben in der letzten Ausgabe die deutschen

Kernkraftwerke thematisiert.

Ich weiß nicht, ob es nur schlechte Recherche, fach- liche Unwissenheit oder aber Absicht war; jedenfalls sind die in der Grafik genannten »Stör-fälle« sachlich falsch. Schauen Sie sich die internationale sie-benstufige Skalierung von Er-eignissen in AKW (INES-Skala) an. Danach beginnen Störfälle erst ab Stufe 1 (Störung) bezie-hungsweise Stufe 2. Mehr jour-nalistische Sorgfalt wäre an- gebracht, denn der Begriff Störfall an falscher Stelle ver-wendet, suggeriert ungerecht-fertigt Ängste. Wolfgang reeck, per e-mail

BerichtigungIn der Tat weist die Karte, die die Kernkraft-Standorte in Deutschland zeigt, eine nicht korrekte Bezeichnung auf. In der Legende zur Erläute-rung des gelben Symbols hätte es richtigerweise »mel-depflichtige Ereignisse«, nicht aber »Störfälle« heißen müs-sen. Wir kennen natürlich die INES-Skala und wissen, dass ein meldepflichtiges Ereignis nicht mit einem Störfall gleichzusetzen ist. Es war kei-neswegs die Absicht, unge-rechtfertigte Ängste zu schü-ren, sondern wir wollten – im Gegenteil – mit der Darstel-lung zur Aufklärung beitra-gen. Wir bitten um Verständ-nis, dass sich angesichts der Kurzfristigkeit der Ereignisse und angesichts des hohen Termindrucks Ungenauigkei-ten einschleichen, denen im Übrigen nicht nur wir, son-dern eine Reihe weiterer Me-dien wie etwa Spiegel online erlegen sind. Die redaktion

20_leserforum_05.indd 20 18.04.2011 17:48:46

Page 21: kompakt Mai 2011

VOR ORT

Kinder der KohleIn einem einmaligen Freiluftschauspiel in Lothringen wird die Geschichte der Kohle erzählt.

Gesucht und gefundenEine neue Internetplattform bringt Ausgelernte und Unternehmen zusammen.

Gleiche Bedingungen in Ost und WestUnter dem Motto »Ein Land – ein Tarif« fand der Aktionstag der Tarifrunde Chemie Ost statt.

Foto: Dirk Kirchberg

Gib Gummi!Bei Continental werden Fahrradreifen per Hand hergestellt.

21kompakt | Mai 2011 |

21_23_vor_ort_auf ins Grüne_05.indd 21 19.04.2011 17:00:44

Page 22: kompakt Mai 2011

> vor ort Continental ag WerK KorbaCh

Geschickt zieht Rai-mund Swientek ein weißes Stofftuch auf

die runde Form. Kurz darauf folgt der Reifenrohling. Mit ei-nem gekonnten Ruck zieht er das Tuch unter dem Rohling wieder weg. Die Form ist fast 180 Grad heiß – doch Hand-schuhe trägt Swientek nicht. »Am Anfang hab ich mir oft die Finger verbrannt«, erzählt er, »doch nach 20 Jahren im Beruf bin ich geübt.«

Raimund Swientek arbeitet in der Fahrradreifenproduk- tion bei Continental im hessi-chen Korbach, genauer gesagt in der Abteilung für Schlauch-reifen. Continental stellt neben Mountainbike- und Fahrrad-reifen auch Schlauchreifen her, die vor allem von Radpro-fis und Radrennteams verwen-det werden.

Der Weg des Schlauchrei-fens beginnt – wie auch der ei-nes normalen Fahrradreifens –

an der Horizontal-Schneide- maschine. Dort liegen große Gewebeballen, die von der Maschine langsam abgewi-ckelt werden. Ein bisschen se-hen sie aus wie einfache Stoff-ballen. Doch in ihnen sind meterlange Kautschukschich-ten eingewickelt. Der Stoff dient dazu, dass die einzelnen Lagen Gummi nicht zusam-menkleben.

Den Kautschuk für die Rei-fen bekommt Continental aus

der ganzen Welt, zu einem großen Teil auch aus der El-fenbeinküste. Da in dem afri-kanischen Land seit Wochen ein Bürgerkrieg tobt, wird der Rohstoff bei Conti langsam knapp. »Das ist eine schlimme Situation für die dortige Be-völkerung«, sagt Jörg Schön-felder, »dennoch machen wir uns auch langsam Sorgen um unsere Produktion.«

Während die Schneidema-schine Ballen nach Ballen ab-

echte HandarbeitWenn im juli die radprofis bei der tour de France antreten, kommt es auf den richtigen Fahrradreifen an. viele Sportler setzen dabei auf reifen von Continental im hessischen Korbach.

1

22 | kompakt | Mai 2011

21_23_vor_ort_auf ins Grüne_05.indd 22 19.04.2011 17:00:49

Page 23: kompakt Mai 2011

»Die Fahrradreifenproduktion boomt. handmade hat eben nicht nur in China erfolg, sondern auch bei uns in Deutschland.«

jörg Schönfelder betriebsratsvorsitzender

rollt, wird die Gummischicht auf 0,34 Millimeter Dicke ge-walzt und in diagonale Strei-fen geschnitten. »Fahrrad- reifen müssen leicht sein«, erklärt Produktionsleiter Wolf-gang Bende, »deshalb ist die Kautschukschicht des Zu-

schnitts so dünn.« Über ein Fließband gelangen die Strei-fen zu einem Mitarbeiter, der die Enden per Hand zu einem 95 Meter langen Band zusam-menklebt, aus dem je nach

Typ bis zu 180 Fahrradreifen entstehen. Anschließend wird dieses Band aufgewickelt.

An einer weiteren Maschine entsteht das Profil der Fahr-radreifen, das sogenannte Laufband. Dafür werden Fel-le, Rohmischungen aus Kaut-

schuk, in den sogenannten Extruder gegeben. Das Fell wird wie in einem Fleischwolf zer- und in drei Bänder geteilt und wiederum aufgewickelt. Für Andreas John, der die

beiden Maschinen bedient, ist das ein stressiger Job. »Man muss sehr schnell sein«, sagt der fast zwei Meter große Mann. »Ich muss aufpassen, dass immer genug Material im Extruder ist und gleich-zeitig die fertigen Rollen ab-nehmen und neue anbrin-gen.«

An der runden Karkassbau-maschine entsteht nun der Reifenrohling. Dafür werden die einzelnen Lagen zusam-mengeklebt. Zuerst wickelt Margott Ciupa den Zuschnitt einmal um die Maschine. Dann trägt sie zwei Fäden auf, an deren Rändern der Zu-schnitt umgeschlagen wird. Es folgt eine Pannenschutzla-ge, eine Schicht Netzmaterial und zum Schluss das Lauf-band. Fertig ist der Reifenroh-ling. Pro Schicht stellt ein Mitarbeiter rund 240 Rohlin-ge her. »Hier ist besonders viel Fingerspitzengefühl und Präzision gefragt«, sagt Wolf-gang Bende, »denn es wird alles per Hand gemacht.«

Anschließend landen die Reifen endlich auf Raimund Swienteks Tisch. Hat er die Rohlinge auf die Form gezo-gen, fährt er die sogenannte Glocke darüber. Jetzt heißt es warten. Die Rohlinge wer- den unter Hitze vulkanisiert. 150 Sekunden lang. Plötzlich schießt Dampf aus der Form. Doch Raimund Swientek bleibt ruhig daneben stehen. »Keine Sorge – das ist das Zeichen, dass die Reifen fertig vulkanisiert sind«, er-klärt er. Sie sind nun in Form gebracht, reißfest und beständig gegenüber Witte-rung.

Doch fertig ist der Schlauch-reifen immer noch nicht, denn es fehlt noch der Schlauch. Zuerst wird ein In-nenband eingenäht, das den Schlauch vorm Scheuern an

der Hauptnaht schützt, an-schließend wird der Schlauch mit Nadel und Faden fixiert. Nun fügen Mitarbeiter die beiden Seiten des Reifens zusammen. Zum Schluss wird ein Nahtschutzband aus Baumwolle aufgeklebt.

Die Fahrradreifenproduk-tion bei Continental boomt. 6500 Fahrradreifen aller Art werden täglich hergestellt. »Wir kommen mit der Pro-duktion kaum hinterher«, sagt Betriebsratsvorsitzender Jörg Schönfelder. Für die Mit-arbeiter ist das nur positiv: Die Chemie-Tariferhöhung wird bei Continental einen Monat vorgezogen – die Be-schäftigten bekommen rück-wirkend zum 1. März 4,1 Pro-zen mehr Entgelt.

Sarah Heidel

1 | unTeR DampF:Raimund Swientek vulkani-siert die Reifenrohlinge bei 180 Grad Celsius.

2 | DaS SKeleTT:

margott Ciupa klebt an der Karkassbaumaschine die einzelteile des Reifen zusammen.

3 | FeinGeFüHl:

Der Schlauch wird vorsichtig in den Reifen gesteckt und anschließend vernäht.

3

2

Seit mehr als 100 jahren werden im hessischen Korbach Reifen hergestellt. 1907 gründete louis peter das Zweigwerk der mittel-deutschen Gummiwarenfabrik mit 180 Beschäftigten in Korbach. Gefertigt wurden damals Fahrradreifen, Vollgummireifen und tech-nische Gummiartikel. 1929 fusionierte das unternehmen mit der Continental aG in Hannover.

Heute hat das Werk in Korbach 3300 Beschäftigte. neben pkw- und industrie-reifen werden bei Continental auch Fahrradreifen produziert – als einziges unternehmen in Deutschland. 170 arbeitneh-mer stellen rund 2,3 millionen Fahrradreifen pro jahr her. Die produktion der Reifen zeichnet sich durch einen hohen anteil an Handarbeit aus.

www.conti-online.com

DaS unternehmen

Wenn im juli die radprofis bei der tour de France antreten, kommt es auf den richtigen Fahrradreifen an. viele Sportler setzen dabei auf reifen von Continental im hessischen Korbach.

1 Foto

s (4

): D

irk

Kir

chbe

rg

23kompakt | Mai 2011 |

21_23_vor_ort_auf ins Grüne_05.indd 23 19.04.2011 17:00:52

Page 24: kompakt Mai 2011

| kompakt | Mai 201124

> vor ort Aktuelles

Aldin Birdaini und Malte Koch haben azubis4job.de programmiert.

Ich bin sehr zielstrebig, be-lastbar und offen für neue

Herausforderungen«, schreibt Aldin Birdaini, der nach der Ausbildung bei der DMT (Deutsche Montan-Technolo-gie) in einer Befristung arbei-tet. Ein Klick – dann sind Le-benslauf und Abschlusszeug-nis des 23-Jährigen sichtbar und seine Chancen auf eine neue Stelle deutlich erhöht.

Eine simple Idee liegt der Internetplattform »azubis4job.de« zugrunde: Azubis, die nach der Ausbildung nicht übernommen werden, hinter-legen dort Kontaktdaten, Zeug-nisse und Qualifikationen. Unternehmen registrieren sich und können bundesweit Be-werber finden.

Carsten Kohn und Ulrich Buse aus der IG-BCE-Orts-gruppe DMT hatten die Idee einer Internetplattform. Zwei

Ohne Umweg gesucht und gefundenessen | eine neue Internetplattform bringt Ausgelernte und unternehmen zusammen

ehemalige Fachinformatik-Azubis aus Essen – Malte Koch und Aldin Birdaini – haben sechs Monate daran program-miert. »Das haben wir neben der Vorbereitung auf die Ab-schlussprüfung gemacht«, er-zählt Malte Koch. Arbeitgeber DMT finanzierte das Vorha-ben. »Das Projekt hat mich von Anfang an überzeugt«, sagt Carsten Kohn, Betriebs-ratsvorsitzender von DMT. Er und Betriebsratskollege Ulrich Buse unterstützen die jungen Leute durch die Zielgruppen-arbeit in ihrer Ortsgruppe.

Zwar macht sich die IG BCE dafür stark, dass Jugendliche nach der Ausbildung über-nommen werden. Doch es gibt Unternehmen, die über Bedarf ausbilden, und Ausbil-dungsgesellschaften, die nie-manden übernehmen. Dank azubis4job.de finden nun re-

gistrierte Unternehmen den ausgelernten Azubi.

»Ich glaube, das kommt zum richtigen Zeitpunkt«, sagt Thomas Steinberg vom IG-BCE-Bezirk Gelsenkirchen. Er hat das Projekt in vielen Sitzungen mit Unternehmen und Azubis begleitet. Anfang 2011 ging es online.

Seitdem wird an Details ge-feilt und kräftig Werbung gemacht. Denn damit die

Die Fronten zwischen Ge-schäftsführung und Be-

triebsrat beim Glasverpa-ckungshersteller O-I Glass-pack sind nach wie vor verhär-tet: Trotz guter Geschäfte wei-gert sich das Unternehmen mit mehreren deutschen Standorten, die aktuelle Tarif-erhöhung von 2,3 Prozent auszuzahlen.

Zuvor, im Februar 2011, hatte O-I Glasspack seinen Austritt aus der Landesgruppe Rhein-Weser des Bundesar-beitgeberverbandes Glas und Solar e. V. erklärt. Damit will das Unternehmen nicht mehr an die Tarifverträge gebunden

Arbeitgeber auf KonfrontationskursRInteln/HOlzMInDen | Betriebsrat und IG BCe bestehen auf erfüllung des tarifvertrages

sein, die dieser mit der IG BCE abschließt. »Wer Tarifverträge unterzeichnet, muss sie er-füllen. Alles andere ist unse-riös«, ärgert sich Wolfgang Blossey, IG-BCE-Bezirksleiter in Hannover und zuständig für Glasspack in Rinteln. Statt-dessen will das Unterneh- men über einen Haustarifver-trag mit wesentlich schlechte-ren Bedingungen verhandeln. »Das lehnt die IG BCE strikt ab«, erklärt Blossey.

Auch IG BCE und Betriebs-rat am Standort Holzminden kämpfen um die Auszahlung der rechtmäßigen Entgelter-höhung. Peter Winkelmann,

zuständiger Bezirksleiter der IG BCE Alfeld: »Da alle Kom-promissvorschläge seitens des Gesamtbetriebsrats und der IG BCE abgelehnt wurden, will O-I offensichtlich die Auseinandersetzung.«

Die Hoffnung der O-I-Ge-schäftsleitung, dass die IG- BCE-Mitglieder ihre Forde-rung nicht geltend machen und einklagen, wird sich nicht erfüllen: Die IG BCE Hanno-ver und Alfeld haben an ihre Mitglieder beim Glasherstel-ler Musterschreiben verteilt, mit denen diese ihre Ansprü-che geltend machen können. Katja Brittig

Börse Nutzer findet, muss sie bekannt gemacht werden. Vor allem bei denen, für die sie ge-dacht ist. Die beiden Gründer haben das Projekt deshalb inzwischen Arbeitsdirekto- ren und Personalverantwort-lichen aus 40 Unternehmen vorgestellt. Alexander Nortrup

Foto

: Fra

nk r

ogne

r

Reisetipps ganz aktuell

DORtMUnD | Per news-letter informiert DGB-Reisen künftig über besonders attrak- tive Reiseschnäppchen und Insidertipps. neben Kurz- urlauben in Deutschland bietet der Reiseveranstalter weltweite Reisen an, die Urlaub und Gesundheit kombinieren. Der newsletter kann bestellt werden bei DGB-Reisen, Königswall 36, 44137 Dortmund, telefon 01805 990 002 (Festnetz-preis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobil-funknetzen) oder per e-Mail [email protected]

Mehr Informationen:www.azubis4job.de

www.gelsenkirchen.igbce.de

24_25_vor_ort_05.indd 24 19.04.2011 14:50:45

Page 25: kompakt Mai 2011

kompakt | Mai 2011 | 25

Vor WeichenstellungsAARBRücKen | Investoren konkurrieren um saargummi

Aus allen ostdeutschen Bundesländern waren

sie am 9. April nach Magde-burg gekommen: mehr als 1000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der che-mischen Industrie. Schließ-lich geht es in der Tarifrunde Chemie Ost um die vollstän-dige Angleichung der Arbeits-bedingungen.

Verhandlungsführer Peter Hausmann, Mitglied im ge-schäftsführenden Hauptvor-stand der IG BCE: »Für die Unternehmen ist das ein Ge-

bot der Stunde auch vor dem Hintergrund der demografi-schen Entwicklung: Wir brau-chen attraktive Arbeitsbedin-gungen in unseren Betrieben – nur so lassen sich qualifi-zierte Fachkräfte halten und anwerben.«

Die Aufgaben in Ost-deutschland sind mit dem Abschluss der Entgeltrunde Chemie nicht beendet, so Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape: »Das gute Ergebnis von 4,1 Prozent ha-ben wir erreicht, weil viel Be-

wegung in und vor den Be-trieben war. Bei uns aber geht es jetzt weiter: Es gilt, die be-stehenden Unterschiede bei Arbeitszeit, Jahresleistung und in den Stufensteigerun-gen der Entgeltgruppen E 5 bis E 8 anzugleichen. Es ist Zeit, die Ost-West-Lücke zu schließen!«

Mit Klatschfächer-Konzert und viel Musik machten die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter lautstark bes-te Stimmung für die vollstän-dige Angleichung.

Gleiche Arbeitsbedingungen in Ost und WestMAGDeBURG | unter dem Motto »ein land – ein tarif!« findet der Aktionstag zur tarifrunde Chemie ost positive resonanz

Auftakt tarifrunde chemie Ost zur Angleichung der Arbeitsbedingungen: Demo-teilnehmer inszenieren einen symbolischen Mauerfall.

Ein deutliches Bild für die IG-BCE-Forderungen insze-nierten die Jugendlichen, als sie eine symbolische Mauer aus Kartons mit den Themen der Tarifrunde zum Einsturz brachten.

Robert Reimann, Vorsitzen-der des Landesbezirksjugend-ausschusses: »Für uns junge Menschen ist es unverständ-lich, dass 21 Jahre nach dem tatsächlichen Mauerfall diese Unterschiede unseren Alltag beeinflussen.«

Susanne Kettelför

chinesen kaufen Saargum-mi«, titelte die Saarbrücker

Zeitung Mitte April über den Autozulieferer im saarlän- dischen Büschfeld; der Gläu-bigerausschuss des seit Ende 2010 insolventen Dichtungs-herstellers habe der Übernah-me durch das chinesische Staatsunternehmen CQLT zu-gestimmt.

Doch der Arbeitnehmerver-treter im Ausschuss, Betriebs-ratschef Arno Dühr, votierte gegen CQLT und wird dabei

von der IG BCE unterstützt. Sowohl die Chinesen als auch ein Bieter aus Polen wollten die geplanten Entlassungen in der Insolvenz vornehmen – was relativ geringe Abfin-dungen zur Folge hätte, sagt Frank Rolle, stellvertretender Bezirksleiter in Saarbrücken. »Wir sind überzeugt, dass die indische Ruia Group der nachhaltigere Investor wäre.« Unter anderem, weil Ruia erst nach Abschluss eines Kauf-vertrags restrukturiere und

damit ein viel höheres Sozial-planvolumen zu erwarten sei.

Bei CQLT sei zu befürchten, dass der Standort Büschfeld auf Dauer ganz geschlossen würde. Rolle kämpferisch:

»Wir verhandeln noch mit al-len drei Interessenten über einen akzeptablen Sanie-rungstarifvertrag und ohne den geht gar nichts bei Saar-gummi.« Stefan Scheytt

Produktion bei saargummi – ausländische Investoren sind interessiert.

Foto

: uw

e B

ellh

äuse

r

24_25_vor_ort_05.indd 25 19.04.2011 14:50:50

Page 26: kompakt Mai 2011

| kompakt | Mai 201126

> vor ort Aktuelles

Karin Mair (Mitte) und Timo Willburger (rechts) bekamen einen Son-derpreis für ihre »Sicherheitsunterweisung zum Thema Alkohol«.

Zum 14. Mal hat die Be-rufsgenossenschaft Roh-

stoffe und chemische Indus-trie (BG RCI) im April in Kassel den »Förderpreis Arbeit – Si-cherheit – Gesundheit« verlie-hen. Dr. Joachim Gauck, ehe-maliger Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen der DDR, würdigte als Festredner den »Arbeitssicherheits-Os-car« als Haltung, die nicht das eigene Ego befriedige, son-dern an die Bedürfnisse des Gemeinwesens denke.

So skizzierte Preisträger Udo Bär eine »adiabatische Klima-tisierung«, die seinen Kollegen bei Gealan Formteile (Ober-kotzau) die Arbeit in hitzebe-lasteten Produktionshallen er-leichtert. Dafür gab es den Förderpreis der Branche »Che-mische Industrie«.

Gleichaltrige auf ein »un-cooles« Thema ansprechen – auch diese Idee überzeugte: Die »Sicherheitsunterweisung

Ein »Oscar« für gute IdeenKASSEl | Berufsgenossenschaft vergibt Förderpreise für Arbeitssicherheit

zum Thema Alkohol« der Aus-zubildenden Karin Mair und Timo Willburger, beschäftigt bei Technocell Dekor (Günz-ach), heimste den Sonderpreis der Branche Papierherstellung und Ausrüstung ein.

Insgesamt hatten sich in die-sem Jahr 991 Männer und Frauen mit 445 Beiträgen be-teiligt. 40 dieser Teilnehmer erhielten für ihre kreative Ar-beit 15 Sonder- und Förder-preise.

Mit einer Gewinnsumme von insgesamt 100 000 Euro ist der Förderpreis der BG RCI einer der am besten ausgestat-teten Preise für Arbeitssicher-heit in Deutschland. Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis unterstrich in ei-nem Grußwort die positive Wirkung: »Ihr Förderpreis macht nicht nur Vorschläge und Vorschriften, sondern motiviert die Versicherten.«

� Jörg�Nierzwicki

Wir haben etwas erreicht. Das sollte Signalwirkung

haben!« Der Betriebsrats- vorsitzende Harald Drews ist spürbar erleichtert. Bislang hatten die gut 320 Beschäf- tigten bei Wiesauplast mit 22 Prozent weniger als im Kunststofftarif auskommen müssen. Obwohl der Autozu-lieferer aus Wiesau in der Oberpfalz gut dasteht.

Erste Verhandlungen mit dem Arbeitgeber scheitern. IG-BCE-Verhandlungsführer Franz-Peter Sichler: »Da muss-ten die Mitglieder entschei-

Einigung in letzter SekundeWIESAu | Belegschaft erkämpft einführung von Flächentarifvertrag

den, ob der tariflose Zustand weiter geduldet oder mittels Streik der Flächentarif er-zwungen werden soll.«

In einer Urabstimmung vo-tierten die IG-BCE-Mitglieder im Be-trieb für Streik. Da lenkte die Ge-schäftsführung ein und legte ein Angebot vor. IG-BCE-Bezirksleiter Hartmuth Bau-mann: »Jetzt kann der Flächentarif-vertrag umgesetzt

werden.« Der engagierte Ein-satz wird honoriert. Gab es bei Wiesauplast bislang 23 Mit-glieder, sind es jetzt schon 144. Wolfgang�Strähler

Foto

: Arm

in P

löge

r

Tarifmeldungen

Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a

GIpSInduSTrIE OST | In der zweiten Verhandlungs-runde wurde am 11. April ein Abschluss erzielt: Für den Zeitraum vom 1. Januar bis 31. März 2011 erhalten die Beschäftigten, die nicht in einer Ausbildung sind, 200 Euro. Ab 1. April 2011 werden löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 2,5 prozent angehoben, ab 1. Januar 2012 um weitere 2,5 prozent.

MIBrAG | Am 8. April beschloss die IG-BCE-Tarif-kommission einstimmig, für die anstehende Tarifrunde eine Erhöhung der Einkom-men und Zulagen ab 1. Mai um 6,5 prozent bei einer laufzeit von 12 Monaten zu fordern. die Ausbildungsvergütungen sollen je Ausbildungsjahr um mindestens 80 Euro steigen. Außerdem soll die Feuerwehr-zulage überdurchschnittlich angehoben werden. Ferner wird gefordert, das bestehen-de Ausbildungsplatzniveau zu erhalten und die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten zu vereinbaren.

E.On | die gemeinsame Tarifkommission von ver.di und IG BCE hat am 7. April die Kündigung der Tabellen-vergütungen zum 31. Mai 2011 beschlossen. Sie fordert »vor dem Hintergrund der weiter-hin robusten und ertrags-starken positiven Bilanz der unternehmen sowie unter Be-rücksichtigung der volkswirt-schaftlichen rahmendaten« eine Erhöhung ab 1. Juni 2011 um 6,8 prozent bei einer laufzeit von 12 Monaten.

Bereit zum Streik: Hartmuth Baumann ver-kündet das Ergebnis der urabstimmung.

26_27_vor_ort_05.indd26 19.04.201118:46:14

Page 27: kompakt Mai 2011

kompakt | Mai 2011 | 27

Kohle macht kreativpETITE-rOSSEllE | Das Freiluft-spektakel »les enfants du charbon« in lothringen widmet sich der Geschichte der kohle

r iesenleinwände, Spot und Laser – es ist eine Show der Superlative.

Wenn Ende August wieder die Akteure des Vereins »Les en-fants du charbon« (Die Kin-der der Kohle) in Petite-Ros-selle (etwa zehn Kilometer von Saarbrücken entfernt) auftreten, rechnet Ludwig Speicher dieses Mal mit gut 12 500 Zuschauern.

»Das wäre ein neuer Re-kord«, freut sich der ehemali-ge Elektrosteiger aus dem Bergwerk Warndt (Saarland). Das imposante Schauspiel hat sein Verein im Jahr 2005 anlässlich der Schließung der letzten französischen Kohlen-grube initiiert. Es erzählt un-terhaltsam und berührend die Geschichte der Kohle.

27 Szenen sind es, von der Frühgeschichte über die In-dustrialisierung bis hin zum jetzt eingeläuteten Zeitalter der erneuerbaren Energien. Ausgespart, so Speicher, wer-de dabei nichts: Die einstige Ausbeutung der Arbeiter, ein schweres Grubenunglück im Jahr 1906 und das vergleichs-weise frühe Ende des französi-schen Bergbaus werden auf der Bühne eindrucksvoll dar-gestellt.

»BÜHnEnMOMEnTE, die deutlich zeigen, dass gerade schwierige Zeiten die Kame-radschaft bei uns Bergleuten noch stärker zusammen-schweißt«, betont er. Der 55-Jährige ist froh, dass er in seinem Beruf erlebt hat, was Teamgeist und Miteinander bedeuten. Deshalb beginnt die Veranstaltung auch nicht mit der regulären Show um

21:00 Uhr, sondern bereits am frühen Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, dem Besuch des Bergbau-Museums, aber vor allem mit Geschichten von Ka-meraden und Kollegen.

Dem Verein gehören schon rund 600 Mitglieder an. Ein großes »Bergleute-Miteinan-der« also, zu dem er alle ein-lädt: »Wir stemmen 2011 fünf Aufführungen, da freuen wir

uns natürlich, wenn Besucher aus ganz Deutschland zu uns kommen.«

Übrigens werden für einige Szenen noch Darsteller und Helfer als Verstärkung ge-sucht, gerne aus dem IG-BCE-Bezirk Saarbrücken. Aller-dings ehrenamtlich – wie es bei allen rund 300 benötigten Darstellern der Fall ist.

ETWAS WEHMuT bleibt bei allem Engagement: Im kom-menden Jahr endet an der Saar die jahrhundertealte Bergbau-Tradition. Ob es dann ein Schauspiel auf deut-schem Boden geben wird? »Für den 30. Juni 2012 pla-nen wir durchaus etwas«, sagt Speicher, hält sich mit Details aber noch zurück.

� Axel�Stefan�Sonntag

Streikszenen halten einst unmenschliche Arbeitsbedingungen im Bergbau vor Augen.

www.lesenfantsducharbon.com

Foto

: Axe

l ste

fan

son

ntag

TErMInE und KArTEn

die Aufführungen finden in diesem Jahr am 19., 20., 25., 26. und 27. August statt. Karten-Vorverkauf: Kultour, Tel. 0681 58822222 (Einzel-karten); Kontour, Tel. 0681 938090 (Gruppenkarten).

KOnTAKT FÜr MITMACHEr

Wer als darsteller, Helfer oder Sponsor mitmachen will, kann sich an ludwig Speicher, Tel. 06898 42163, wenden.

Ausdrucksstarke Gesten, atemberaubende Effekte: die Show in lothringen erzählt lebendig die Geschichte des französischen Bergbaus.

ludwig Speicher (links) mit eini-gen seiner »echten« Kameraden und Mitstreiter.

Foto

s (3

): A

rman

d r

ibic

26_27_vor_ort_05.indd27 19.04.201118:46:29

Page 28: kompakt Mai 2011

> vor ort Baden-WürttemBerg

28 | kompakt | Mai 2011

tarifabschluss für Freudenberg-dSweinheim | Die Geduld hat sich ausgezahlt. Für den Freudenberg-Kon-zern konnte ein Ta-rifabschluss erzielt werden. Tariflöhne und -gehälter sowie die Ausbildungs-vergütungen wer-den ab 1. April 2011 um 4,3 Prozent erhöht. Zusätzlich gibt es Einmalzahlungen in Höhe von 100 Euro beziehungswei-se 30 Euro für Auszubildende. Die Laufzeit ist bis 30. April 2012. Positiv auch: Das Ausbildungsplatzangebot wird er-höht. Ralf Stockheim, Landesbezirksleiter und Leiter der Tarifkommission: »Vor dem Hintergrund des Krisenab-schlusses für die Jahre 2009 und 2010 haben wir jetzt einen Aufschwungabschluss erreicht.«

Sportliche WerbungKornwestheim | Im Bezirk Korn-westheim werden mit sportlichem Ehrgeiz neue Mitglieder gewonnen. Wer in den nächsten Wochen fleißig wirbt, hat Chancen, Karten für die Frauenfußball-WM in Sinsheim zu gewinnen. Nähere Infos gibt es beim Bezirk.

Solidarisch mit den BaSF-Kollegengrenzach | Seit Monaten kämpfen Arbeitnehmer und Gewerkschafter um den BASF-Standort im Südwesten des Landes. Mehr als 5500 in der Region gesammelte Unter-schriften wurden in Ludwigshafen der Muttergesellschaft der BASF SE überge-ben. Heiko Wodarkiewicz, Betriebsratsvorsitzender der BASF Grenzach GmbH: »Die Unterstützung hat uns sehr gefreut. In den Verhandlungen fühlt man sich doch manchmal et-was einsam.« Für den Vertrauensleutevorsitzenden Michael Schreier ist der Erhalt des Standortes noch nicht in trocke-nen Tüchern: »Bisher funktioniert nur die Vereinbarung über ein freiwilliges Ausscheiden. Aber der Transfersozial-plan entspricht noch nicht unseren Vorstellungen.«

Beispielhafte aktionenstuttgart | viele Infos zum Internationalen Frauentag

Frauen haben am 8. März lan-desweit den 100. Internatio-nalen Frauentag begangen. Zwei Aktionen, die für viele andere stehen:

In Karlsruhe beim Pharma-hersteller Dr. Willmar Schwa-be hatte der Betriebsrat in die-sem Jahr die Mitarbeiterinnen in die Kantine eingeladen. Dort warteten auf die Kolle-ginnen am Aktionsstand Müs-lischalen, die der IG-BCE- Bezirk Karlsruhe mitgebracht hatte.

Neben Informationen wur-de eine Übersicht zur Ent-wicklung der Mitarbeiterzah-len der letzten 25 Jahre bei Dr. Willmar Schwabe präsentiert.

Ein Glücksrad mit zahlrei-chen Sachpreisen half dem persönlichen Glück ein wenig auf die Sprünge. Die Reso-

nanz auf die Aktion war groß – rund 250 Müslischalen fan-den eine neue Besitzerin.

Die Ortsgruppe Weinheim der IG BCE hatte eine Plakat-ausstellung zur Geschichte des Internationalen Frauen-tages zusammengestellt. Die Beschäftigten im Industrie-park Freudenberg sahen sich so mit der Vergangenheit und Gegenwart der Situation von Frauen in unserer Gesellschaft konfrontiert.

Mit einem Gewinnspiel wurden wichtige historische Zusammenhänge zum Inter-nationalen Frauentag abge-fragt. Attraktive Gewinne – von Überraschungspreisen bis zum Reisegutschein in Höhe von 300 Euro – winkten den mehr als 250 Teilneh-merinnen.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

Die Preisverleihung der ortsgruppe weinheim mit glücklichen gewin-nerinnen und offiziellen.

Die Kantine bei Dr. schwabe am 8. märz: informationen und glücks-rad statt mittagsmenü und nachtisch.

mehrere hundert Beschäftigte demonstrier-ten jeweils an den Verhandlungstagen.

Betriebsräte und Vertrauensleute bringen die unterschriften nach Ludwigshafen.

28_29_bawue_05.indd 28 19.04.2011 09:37:09

Page 29: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

zusammen erfolgreichstuttgart | tarifaktionen in Baden-Württemberg

Mit Engagement und Ent-schlossenheit haben auf der Straße und innerhalb der Be-triebe in ganz Baden-Würt-temberg Kolleginnen und Kollegen die Forderungen in der Chemie-Tarifrunde 2011 für ein gutes Tarifergebnis flankiert.

Der Bilderbogen dieser Seite vermittelt von diesen

Aktionen einen Eindruck. Zum Verhandlungsergebnis sagte Landesbezirksleiter Ralf Stockheim: »Wir sind in Baden-Württemberg gut auf-gestellt und haben einen erheblichen Beitrag zu den 4,1 Prozent beigetragen.«

Ralf Stockheim dankte al-len Organisatoren und akti-ven Teilnehmern bei den

zahlreichen Ver-anstaltungen und Aktionen. »Den Tarifabschluss hät-ten wir sonst in der Form nicht er-reicht. Es zeigt sehr nachdrücklich: Zusammen sind wir erfolgreich«,

so Ralf Stockheim.

Der chemie-truck auf dem gelände von Boehringer in Biberach.

Demonstration bei rheinchemie mannheim mit dem Betriebsratsvorsitzenden rainer hippler am rednerpult.

Bei hutchinson in mannheim fuhr ein etwas anderes »tarif-mobil« vor.

Demonstration in rheinfelden.

Demonstration bei Pfizer in Freiburg.

Bei eaton in Baden-Baden formiert sich der Protest.

Klare ansage auch bei miro in Karlsruhe: »Dies ist unser aufschwung!«

Die tarifrunde chemie war thema: Betriebs-versammlung bei gambro in hechingen.

28_29_bawue_05.indd 29 19.04.2011 09:37:14

Page 30: kompakt Mai 2011

| kompakt | Mai 201128

> vor ort Bayern

3,3 Prozent für Kaolinindustrieweiden | Für die Beschäftigten in der bayerischen Kaolinin-dustrie werden die Entgelte und Ausbildungsvergütungen ab 1. April um 3,3 Prozent erhöht. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 13 Monaten. Außerdem wurde für Auszu-bildende eine Übernahmegarantie bis zu zwölf Monaten erreicht. Und eine Arbeitsgruppe wird über den Einstieg in einen Demografie-Tarifvertrag beraten.

Schlichtung bringt ergebnisweiherhammer | Erst die zweite Schlichtung brach-te ein Ergebnis: Die 650 Beschäftigten bei Pilkington be-kommen mehr Geld. Die Entgelte wurden ab April um 2,7 Prozent erhöht, gestrichene Erschwer-niszulagen rückwirkend zum 1. Januar wieder gezahlt. Die Beschäftigten, sie hatten sechs Prozent gefordert, unterstütz-ten mit mehreren Aktionen (Foto) die schwierige Tarifver-handlung. Bezirksleiter Hartmuth Baumann: »Das ist als Kompromiss gerade so tragbar. Aber wir wussten nicht, wie die Urabstimmung an allen Standorten ausgegangen wäre.« Dafür hat man den Arbeitgebern in Gelsenkirchen verbind- liche Investitionszusagen abgetrotzt.

Bezirksleiter-Wechsel in altöttingaltötting | Ha-rald Sikorski ist neuer Bezirksleiter in Altötting. Er ist seit 1992 haupt-beruflich bei der Gewerkschaft tätig und war zuletzt stellvertretender Landesbezirkslei-ter der IG BCE in Bayern. Uwe Fritz, der den Bezirk seit fast zehn Jahren leitete, wird eine neue Tätigkeit außerhalb der IG BCE über-nehmen.

Werberhitparade25 aufnahmen: Roland Berninger (Industriecenter Obern-burg). 19 aufnahmen: Klaus Moik (Knauf Gips KG, Iphofen). 5 aufnahmen: Johann Hautz (Siltronic AG, Burghausen), Sebastiano Vinci (Südleder, Rehau).

Frauen zeigen Flaggemünchen | Bunter veranstaltungsreigen in Bayern

Ideenreiche Veranstaltungen, Aktionen und Demonstra- tionen: Zum 100-jährigen Frauentag wurde in Bayern einiges geboten. Ein Kino-abend exklusiv für weibliche IG-BCE-Mitglieder in Nürn-berg, Infostand und Foto- Aktion in Kronach und Aschaffenburg, Verteil- und Werbeaktionen in Betrieben, 2000 Teilnehmerinnen bei

einer Großveranstaltung mit Auftaktkundgebung, beein-druckendem Demonstra- tionszug und Abschlussver-anstaltung in der Münchner Innenstadt.

Auch am »Equal Pay Day«, dem Tag für Entgeltgleichheit am 25. März 2011, waren die IG-BCE-Frauen unterwegs, etwa in München, Weiden und Amberg.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

FiFa-Frauen-wm:

ig-Bce-werBer sind daBei

»halbzeit« heißt es für eine besondere werbeaktion, die am equal Pay day »angepfif-fen« wurde: wer bis zum 3. Juni die meisten Frauen von einer ig-Bce-mitglied-schaft überzeugt, darf sich über Karten zur Frauen- fußball-weltmeisterschaft am einzigen bayerischen austra-gungsort in augsburg freuen.

Infos im Internet:www.bayern.igbce.de

unterschiede zwischen den ge-schlechtern auch beim Bügeln? der weidener Oberbürgermeister Kurt seggewiß und Benjamin Freund vom ig-Bce-Bezirk nord-ostbayern zeigten am »equal Pay day«, wie’s geht.

ig-Bce-Frauen am 25. märz, dem »equal Pay day«, beim aktionstag »marienplatz sieht rot« in münchen.

gut besucht war der ig-Bce-stand in münchen.

landesbezirksleiter seppel Kraus und uwe Fritz gratulieren harald sikorski (mitte) nach der wahl im Bezirksvorstand.

28_29_bayern_05.indd 28 19.04.2011 14:46:04

Page 31: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

»ein feines ergebnis«münchen | Der tarifabschluss Chemie kommt gut an

Chemie-Beschäftigte in Bay-ern bekommen ab 1. Mai 4,1 Prozent mehr Geld! Auch in Bayern haben viele Aktio-nen zum Gelingen des Tarif-abschlusses beigetragen. Hö-hepunkt war der Stopp des Tarif-Trucks auf dem Wacker-

Gelände in Burghausen. mit rund 1200 Teilnehmern. In Obernburg demonstrierten 300 Beschäftigte vor dem In-dustriecenter und in Gerstho-fen ging es auf dem Weg zur Kantine durch ein Meer von Luftballons.

Bayern will auch den Atomausstieg forcieren und spricht sich für erneuerbare Energien aus. Wie realistisch ist das?Mittlerweile kommt fast Zweidrittel des Strombedarfs in Bayern aus der Kernenergie. Wenn man die Kohlenstoff basierte Stromerzeugung mit hinzurechnet, wie Kohle, Öl und Gas, sind es 75 Prozent. Wie die bayerische Staats-regierung diese wegfallenden Kapazitäten ohne Importe – zum Beispiel aus tschechien – ersetzen will, hat sie bis- her überhaupt noch nicht gesagt. nur der ausbau von Wind und Solar, den wir unterstützen würden, reicht nicht. Um aber Ökostrom aus norddeutschland in den Süden zu bekommen, fehlen noch die Leitungskonzepte.

Was könnte das für die von der IG BCE vertretenen Branchen bedeuten?Die IG BCe vertritt sehr energieintensive Branchen, die darauf angewiesen sind, im globalen Wettbewerb bezahl-bare energie zu haben. Die Zukunft von arbeitsplätzen mit guten verdiensten wird auch davon abhängen, dass diese Branchen in Zukunft hier überhaupt eine Chance haben. Das gilt übrigens auch für elektromobility, bei der zum Beispiel Carbon, das sehr energieintensiv in der Herstellung ist, eine wichtige rolle spielt. 40 Prozent des in Bayern erzeugten Stroms wird von der Industrie verbraucht. Wir haben insbesondere in Bayern eine weit entwickelte vorläuferindustrie für die Solarindustrie. Wir wollen, dass diese Industrie weiterhin in Deutschland Chancen hat.

Was schlägt die IG BCE vor?Wir tragen die energiewende dann mit, wenn dabei ein Zukunftskonzept für die deutsche Industrie berücksich-tigt wird. Wir wollen eine Industriepolitik, die nicht über abgaben gelenkt wird, sondern über Steuern, da dies auch mehr soziale Gerechtigkeit beinhaltet. Für Bayern heißt dies: Die bayerische Staatsregierung darf sich nicht nur populistisch dafür aussprechen, in den Wettlauf mit Baden-Württemberg um den schnellen ausstieg zu gehen, sondern wir brauchen für Bayern auch ein energiepoli-tisches Konzept, das die Zukunft der bayerischen Indus-trie mit bezahlbarer energie sicherstellt. Wie wir schon seit Jahren fordern, müssen wir darüber einen neuen gesellschaftlichen Konsens herstellen.

Der IG-BCe-Landesbezirksleiter zum atomausstieg in Bayern

Fragen an Seppel Kraus3

Meinungen zum tarifergebnis

der tarif-truck auf dem wacker-gelände in Burghausen.

Für mainsite-geschäftsführer albert Franz (rechts) in Obern-burg gab es einen »sack voll ar-gumente« von Bezirksleiter hol-ger Kempf und dem Betriebsrats-vorsitzenden roland Berninger.

Waltraud Hager, Clariant: »4,1 Prozent ohne Einmal-zahlung – und Flexibilität für super gehende oder schlech-tere Betriebe ist trotzdem möglich.«Hans Baumgartner, Bayer-noil: »Ein guter Abschluss! Zudem erhöht sich auch der Demografie-Betrag von bis-her 300 Euro um 4,1 Prozent im Januar 2012.«

Manfred Köppl, Wacker Chemie: »Positive Rückmel-dungen in unserem Betrieb zeigen: das ist ein feines Er-gebnis!«

Josef Holnburger, JAV-Vorsit-zender bei Roche Diagnostics: »Wir haben eine kräftige Er-höhung der Ausbildungsver-gütungen, und das war uns wichtig.«

ein meer von luftballons vor der Kantine in gersthofen.

28_29_bayern_05.indd 29 19.04.2011 14:46:07

Page 32: kompakt Mai 2011

| kompakt | mai 201128

Autokorso für TarifHöcHsT | Polizei sperrt Autobahn für IG BCE

Mehr als 350 Kollegin-nen und Kollegen in 250 Autos waren zum IG-BCE-Tarif-Autokor-so im Industriepark Höchst gekommen. Das war dem Sicher-heitsdienst dann doch zu viel, sodass der Au-tokorso rund um den Industriepark rollen musste. So bekamen jedoch noch mehr Menschen mit, dass es den Demonstran-ten mit ihren berechtigten For-derungen ernst war. Kurzzeitig musste die Polizei sogar die Autobahn komplett sperren,

so hoch war das Verkehrsauf-kommen.

Übrigens: In Wiesbaden konnten am selben Tag rund 80 Autos durch den Industrie-park fahren.

Die Aktion »Noch nicht bestreikt«

gross-gerAu | Eine pfiffige Aktion fand am 15. März vor dem Werktor von Procter & Gamble statt. Vertrauensleute und Betriebsrat verteilten In-foflyer zum aktuellen Stand der Tarifrunde. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift: »Dieser Betrieb wird noch nicht bestreikt!« Und riefen zur Tarif-Truck-Veranstaltung Ende März in Darmstadt auf.

Der stellvertretende Be-triebsratsvorsitzende Wolf-gang Hübinger organisierte die Aktion und die T-Shirts, die bei den Beschäftigten sehr gut ankamen. Die Werklei-

tung dagegen zeigte sich ver-unsichert und bekam einen Vorgeschmack auf mögliche härtere Zeiten – die am Ende zum Glück dann doch nicht nötig waren.

Frauenstammtisch bei schering

weimAr | Bereits zum zwei-ten Mal hatten die IG BCE und die VKL zum Frauen-stammtisch bei der Schering GmbH u. Co. Produktions KG Weimar geladen. Gesprochen

wurde über Chancen der Frauen 100 Jahre nach dem ersten Frauentag. Besonders engagiert diskutierten die Kol-leginnen auch über die aktu-elle Chemietarifrunde.

250 Fahrzeuge fuhren beim ig-Bce-Auto-korso rund um den industriepark Höchst.

Der »Noch-Nicht-streikaufruf« verunsicherte die werkleitung.

Jugend im Einsatz für ÜbernahmegiesseN | Nach einem ganzen Tag intensi- ver Diskussionen, Mal- und Werkarbeiten war es soweit: Mehr als ein Dutzend junger Kolle-ginnen und Kollegen des IG-BCE-Bezirks Mittelhessen rückten aus, zum »Einsatz für deine Übernahme«.

In Gießen, Marburg, Hanau und Fulda wurden spontane Infoaktionen durchgeführt und lautstark für eine vollstän-dige Übernahme der Ausbildungsabsolventen geworben. Unmittelbar vor den Kommunalwahlen ging den Jugend-lichen dabei auch manch ein Politiker ins Netz und wurde umgehend mit Argumenten eingedeckt.

Aus den begleitenden Videointerviews wird zurzeit ein spannender Filmbeitrag geschnitten, der in Kürze online zu bewundern sein wird.

Arbeitsfrühstück der FrauenkAssel | Die Einführung einer Frauenquote war nur eines der Themen, die beim Arbeitsfrühstück der Frauen im Be-zirk Kassel für hitzige Diskussionen sorgten.

»Die Frauen erhalten so die Möglichkeit, sich in gemüt-licher Atmosphäre auszutauschen und wir können in Ruhe unsere nächsten Vorhaben planen«, so Doris Pöllmann, Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses und stellvertre-tende Betriebsratsvorsitzende der Firma B.Braun in Melsun-gen. Sie verabschiedete in Kassel auch Hans Schweinsberg, stellvertretender Bezirksleiter der IG BCE Kassel, nach sechs Jahren aus der Frauenarbeit. Er übergab das Zepter offiziell an Jeannette Härtling.

Schon im Kindergarten anfangenwiesBADeN | Mit einem gemeinsamen Schreiben wandten sich IG BCE, VCI, BAVC und der Verband deutscher Chemi-ker an Politiker, Medien und Verbände. Gemeinsames Ziel ist es, zukünftig schon bei Kindern im Vorschulalter Interes-se an naturwissenschaftlichem Denken zu wecken. Aktuell nimmt die deutsche Chemie in Wissenschaft und Industrie weltweit eine Spitzenposition ein. Um diese Spitzenstellung auch künftig auszubauen beziehungsweise zu erhalten, sind bestens ausgebildete Mitarbeiter eine entscheidende Voraussetzung,

Doch die IG BCE wird es nicht nur bei einem Appell be-lassen. In Kürze möchten wir den Kindertageseinrichtun-gen in Hessen-Thüringen ein praktisches Angebot unter-breiten.

N A m e N & N A c H r i c H T e N

> vor ort HESSEn-tHÜrInGEn

28_29_hessen-th_05.indd 28 15.04.2011 13:20:40

Page 33: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

großkundgebungHANAu | tausende demonstrieren vor Industriepark

Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, um mehr als 2000 Kolleginnen und Kol-legen zu einer Kund-gebung der IG BCE Mittelhessen vor den Toren des Industrie-parks in Hanau-Wolf-gang zu mobilisieren. Die abwehrende Hal-tung der Arbeitgeber, die Lohnverzicht in der Krise gerne angenommen hatten, im Aufschwung aber am liebsten eine minimale Tarif-erhöhung gehabt hätten, war Grund genug. Wolfgang Wer-

ner, Bezirksleiter der IG BCE Mittelhessen, stellte klar, dass es notfalls zu schärferen Ak-tionen kommen würde, falls sich die Arbeitgeberseite nicht einsichtig zeigen sollte.

korBAcH | Mit Sonnenbril-len als Blues Brothers verklei-det haben Gewerkschafter bei Conti satirisch die Aussage von Hans Paul Frey vom Bun-desarbeitgeberverband der Chemischen Industrie gekon-tert. Dieser hatte gewarnt, die IG BCE dürfe sich bei den Tarifverhandlungen vom vermeintlichen Aufschwung »nicht blenden lassen«.

Das kam bei den Conti-Be-schäftigten gar nicht gut an. »In der Krise haben wir ver-zichtet. Jetzt haben wir An-

spruch auf eine kräftige Lohnerhöhung«, so Vertrau-enskörper-Vorstand Michael Till.

Tarif-Blues-Brothers bei conti

Viele haben viel bewegtAls die Mitglieder unserer Tarifkommission zu Beginn der

Tarifrunde in der Chemischen Industrie den Slogan »Das ist

unser Aufschwung« formulierten, ahnten sie bereits, dass es

diesmal nicht ohne eine starke Beteiligung der IG-BCE-Mit-

glieder gehen würde.

Doch was dann in Hessen und anderen Regionen Deutsch-

lands tatsächlich geschah, übertraf die Hoffnungen bei Wei-

tem. Ausgerechnet die IG BCE, der man in den Medien gerne

nachsagt, wenig kämpferisch zu sein, brachte Zigtausende in

Aktion. Alleine bei den Einsätzen des Tarif-Trucks in Hessen

kamen über 4000 Kolleginnen und Kollegen zusammen.

»In den Betrieben gab es so viele kreative Aktionen wie noch nie!«

Autokorsos und Luftballonaktionen, Auftritte der Tarif-Blues-

Brothers (»Wir lassen uns nicht blenden«) und Kuchenstän-

de (»Wir wollen ein Stück vom Kuchen«). Die Aktions-

formen waren ebenso vielfältig wie engagiert. Und sie haben

sich gelohnt: Obwohl die Arbeitgeber lange blockierten und

bis zuletzt nicht einmal ein Angebot vorlegen wollten, ha-

ben wir einen Abschluss von 4,1 Prozent erzielt. Mehr hat

seit der Finanzkrise keine andere Gewerkschaft erreicht!

Dieses sensationelle Ergebnis haben wir nur erzielen kön-

nen, weil mehr Kolleginnen und Kollegen als jemals zuvor

aktiv an der Tarifrunde teilgenommen haben. Das macht

mich ganz besonders stolz. Dieser Abschluss ist daher auch

unser gemeinsamer Abschluss. Doch darauf dürfen wir uns

nicht ausruhen. Nun geht es darum, diesen Erfolg auch in

den Betrieben offensiv zu vertreten. Jetzt gilt es, den Beschäf-

tigten, die noch nicht Mitglied der IG BCE sind, klar zu sa-

gen, wem sie ihre Entgelterhöhung verdanken.

Monat für Monat bekommen sie jetzt 4,1 Prozent mehr.

Das ist ein Vielfaches mehr als ein monatlicher Gewerk-

schaftsbeitrag kostet – und eine kluge Investition in die Zu-

kunft.

Denn die nächste Tarifrunde kommt bestimmt.

Z w i s c H e N r u F

DArmsTADT | Die IG-BCE-Jugend Darmstadt hatte eine ungewöhnliche, mehrteilige Aktionsreihe auf die Beine ge-stellt, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Schauplätze des Gesche-hens waren die Betriebsver-

sammlungen der Firmen Evo-nik Röhm, Pedex, Riegler und Procter & Gamble in Groß-Gerau.

Die jungen Kolleginnen und Kollegen verschenkten Toleranz-Schokotaler und verteilten Infomaterialien.

schokolade gegen rassismus

mehr als 2000 Teilnehmer demonstrier-ten bei der ig-Bce-kundgebung in Hanau.

Die Blues Brothers »lassen sich nicht blenden«.

Volker weBerLandesbezirksleiter Hessen-Thü[email protected]

28_29_hessen-th_05.indd 29 15.04.2011 13:20:43

Page 34: kompakt Mai 2011

> vor ort Nord

28 | kompakt | Mai 2011

Pfingstjugendtreffen

Hannover | Heiße Sounds, stylische Unterkunft, Voll-verpflegung, viel Party, Workshops und Antworten auf die Frage aller Fragen: »Zukunft? Irgendwie, irgendwo, irgend-wann!?« gibt es beim Pfingstjugendtreffen vom 10. bis 13. Juni am Dümmer See im Bezirk Oldenburg exklusiv für IG-BCE-Mitglieder und völlig kostenlos. Letzte Anmelde-möglichkeit im Landesbezirk Nord unter 0511 7631-500.

Karten für Frauen-WMHannover | Titelverteidiger Deutschland ist Gastgeber der Frauen-Fußball-WM vom 26. Juni bis 17. Juli. Der Landesbe-zirk Nord verlost unter fußballbegeisterten Kolleginnen, die vom 1. April bis 15. Juni erfolgreich Mitglieder geworben ha-ben, 23 Eintrittskarten für den Austragungsort Wolfsburg.

Werbeprämien onlineHannover | Damit sich Werbung für die IG BCE auch wei-terhin lohnt, steht ab sofort ein neues Werbeprämienange-bot zur Verfügung. Die beliebtesten Prämien aus den ver-gangenen zwei Jahren wurden weiter optimiert. Neu ist, dass dieses Prämienangebot auch über das Internet abgeru-fen werden kann. Anspruch darauf und Zugang zum On-line-Shop haben alle Werberinnen und Werber der IG BCE.

Palästina heuteHannover | Nachdenkliche Gesichter gab es bei einem Vortrag der Ortsgruppe Hannover-Süd: Anne Gerdum (DGB) berichtete mit einer Diaschau über Palästina und diskutierte über eine friedliche Zukunft mit Israel.

es hat Klick gemachtbad münder | von Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten

Antworten auf die Möglich-keiten spezifischer Zielgrup-penarbeit in Betrieben gab jetzt eine dreitägige Tagung mit Teilnehmern aus dem ge-samten Landesbezirk. Welche Bedürfnisse haben die Be-schäftigten an ihren Arbeits-plätzen und wie lassen sich dazu Handlungsmöglichkei-ten entwickeln? Wichtigste Er-fahrung: Zuhören können. Denn meist gibt es schon Ide-en, wie etwas besser gemacht werden könnte.

Häufiges Thema beim Ge-spräch am Arbeitsplatz: die mangelnde Wertschätzung, die durch Vorgesetzte und manchmal auch von ande- ren Mitarbeitern entgegenge-bracht wird. Respekt ist ein Grundwert. Wird er nicht ge-lebt, lähmt dies die Hand-lungsfähigkeit – mit fatalen Folgen für das Betriebsklima.

Hinzukommt: Anspruchs-volle Arbeit geht oft einher mit Arbeitsverdichtung und Stress, Hektik und Ungerech-tigkeit am Arbeitsplatz. Im schlimmsten Fall drohen überlastungsbedingte Krank-heiten wie das Burn-out-Syn-drom.

Und es gibt Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch weniger bedroh- liche Unsicherheiten, die uns

die Lust an der Arbeit verlei-den. Mut machen, Anregun-gen aufnehmen, die eigene Persönlichkeit stärken sind er-folgreiche Strategien dagegen.

Am Ende der Diskussionen im »World Café« stand die Er-kenntnis, dass es sich lohnt, Energie in Herausforderun-gen zu stecken, die man selbst beeinflussen kann, gemeinsa-me Ziele zu verfolgen und die Ergebnisse als gutes Beispiel bekannt zu machen.

Ein Kollege: »Jetzt hat’s Klick gemacht. So entsteht ar-beitsplatznahe Gewerkschafts- arbeit.«

n a m e n & n a C H r I C H T e n

Landesjugendtreffen 2009: mit viel Stimmung und dicht am Wasser nahe Plön.

Weitere Infos im Internet: www.nord.igbce.de/portal/site/nord/

der Prämien-Shop im Internet: http://praemienwelt.igbce.de

FrageSTeLLungen

einige »Schlüsselfragen« machen es leichter, über die Wertschätzung am arbeits-platz ins gespräch und zum nachdenken zu kommen:Was ist es, dass es uns schwer und manchmal unmöglich macht, gerne zur arbeit zu gehen? Was müsste sich ändern, damit der Ärger verschwin-det und es mehr Spaß macht, zur arbeit zu gehen? mit welchen mitarbeitergrup-pen können die veränderun-gen gemeinsam herbeige-führt werden?

In konzentrierten gruppendiskussionen entwickelten die Teilnehmer viele Ideen für die Zielgruppenarbeit im betrieb.

Foto

: wes

t

28_29_nord_05.indd 28 19.04.2011 12:30:58

Page 35: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

Mega-Werbung nIenburg | Mega-Eintritts-welle bei der Mega Industrie-fertigung GmbH. Seit An-fang des Jahres haben die Betriebsräte (unser Foto) un-ter den rund 160 Beschäftig-ten bereits 73 Mitglieder ge-worben.

Gesundheitsmanagement

goSLar | Von der elektronischen Gesundheitskarte bis zum Thema »36 Tage nach der OP wieder fit für den Waldlauf« reichte ein Vortrag mit Eckehard Linnemann, Leiter der Ab-teilung Sozialpolitik der IG-BCE-Hauptverwaltung, zu dem die Ortsgruppe Goslar mehr als 70 Mitglieder und Gäste be-grüßen konnte (Foto).

Abschied von dirk SumpfHannover | Als engagierter Gewerkschaf-ter hat er sich große Wertschätzung und Anerkennung erworben. Ende März ist der ehemalige Bezirksleiter von Hannover, Dirk Sumpf, gestorben.

Kurs richtung ZukunftneumünSTer | Ausblick auf Gewerkschaftsarbeit 2020

Einen Ausblick auf die Gewerkschaftsarbeit 2020 entwickelten rund 70 Betriebsräte und Vertrauensleute aus dem Bezirk Schles-wig-Holstein gemein-sam mit dem IG-BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis (Foto). Die Diskussion drehte sich um Themen wie die Zusammen-arbeit zwischen Arbeitnehmer-vertretung und Politik und die »Modernisieren der IG BCE«. Vassiliadis: »Wir müssen erklären, warum es uns gibt,

warum wir wichtig sind. Wir haben oft versäumt, selbst gestalterisch aktiv zu werden. Künftig müssen wir ökonomi-sche, soziale und ökologische Interessen gleichermaßen ein-beziehen.«

Frauenbrunch mit dem unwiderstehlichem Charme von Frau SchabratzkiIbbenbüren | Spießig on-duliertes Harr, geblümte Schürze und immer auf der Jagd nach einer Putzstelle: Das ist Isolde Schabratzki, die in Wirklichkeit nur für die allzu menschlichen Ab-gründe ihrer Mitbürger Au-gen und Ohren hat. Ihr Mot-to: »Ich bin ja nicht neugie-rig, aber wissen tät ich‘s

schon gerne!« Als besonderer Gast beim Frauenbrunch des Frauenforums Ibbenbüren (Foto) begeisterte Isoldes rea-les Ego Mechthild Ludwig mit ihrem unwiderstehlichen Charme anlässlich des 100. Jubiläums des Frauentages, dessen Forderungen vielfach immer noch nicht umgesetzt wurden.

n a m e n & n a C H r I C H T e n

Preis für Ig-bCe-Filmemacher

KIeL | Der »Mitbe-stimmungspreis« des DGB geht traditionell an Firmen, die »über das normale Gesche-hen hinaus sichtbares Engagement im Rah-men der Mitbestim-mung leisten«. Einer der beiden Preisträger 2011: der Bezirksjugendaus-schuss der IG BCE Schleswig-Holstein, der mit einem über-zeugenden Video (unser Foto

entstand bei den Dreharbei-ten) Jugendliche zum Mit-machen in der Gewerkschaft auffordert.

28_29_nord_05.indd 29 19.04.2011 12:31:03

Page 36: kompakt Mai 2011

> vor ort Nordost

| kompakt | Mai 201128

www.unternehmendesmonats.de

termine – kurz notiertberlin | 13. Mai: Fünf Jahre Chemie-Sozialpartnerverein-barung »Für eine chancengleiche und familienbewusste Personalpolitik«, Veranstaltung von IG BCE und BAVC.gnewikow | 27. bis 29. Mai: Landesbezirksjugendtreffen.berlin | 24. bis 26. Juni: Sommerakademie »on tour«.

99. Geburtstageisleben | Gertrud Flemming, Mit-glied der Ortsgruppe Eisleben und seit 1966 Gewerkschaftsmitglied, feierte ihren 99. Geburtstag. Klaus-Dieter Raase (Foto, rechts) und Egon Pietsch aus dem Ortsgruppenvor-stand überbrachten Glückwünsche.

Equal Pay daybautzen | Die Frauen zeigten dies-mal am 25. März die Roten Karten, einen Tag früher als noch 2010. Das Da-tum markiert den Tag, bis zu dem Frauen – statistisch betrachtet – länger arbeiten müssen, um auf das Vorjahresge-halt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. In Sachsen lie-gen laut DGB die Lohnunterschiede im produzierenden Gewerbe bei 19 Prozent, im Dienstleistungssektor bei etwa 5 Prozent. Das muss sich ändern! Die Kolleginnen protestier-ten bei einer Veranstaltung der Ortsgruppe Bautzen (Foto).

Junge Ingenieureschwarze pumpe | »Jung – gut ausgebildet – Gewerk-schaft kein Karrierehindernis« war das Startthema für das neue Zielgruppenprojekt »Junge Ingenieure« beim Techni-schen Service Tagebau mit 25 Teilnehmerinnen und Teil-nehmern. Michael von Bronk, Arbeitsdirektor bei Vattenfall Europe, gab Einblick in seinen Werdegang. Ute Liebsch vom

Bezirk Cottbus er-läuterte die gewerk-schaftlichen Posi-tionen zur Braun-kohleförderung, zur Kohleverstro-mung und zum Er-halt industrieller Arbeitsplätze.

geschichtsreisekagel-möllenhorst | »Frauen machen . . . Gute Arbeit«

Auftakt beim Frauentag des Landesbezirks mit 60 Teilneh-merinnen Anfang April war ein Spaziergang durch die Ge-schichte der Frauenbewegung. Historische Frauenpersönlich-keiten wurden zum Leben er-weckt und führten durch die von Frauen gestaltete Ausstel-lung. Sehr gelungen war das Kaffeehausgespräch mit Rebec-ca Walker, Hilde Coppi, Alice Schwarzer, Clara Zetkin und einer »einfachen« Frau aus dem Volk.

Weitere Themen waren die Offensive Gute Arbeit, Work-Life-Balance und die Shell-

Jugend-Studie 2010. Vorgestellt wurde auch das neue »Projekt Frauen in Führungsverantwor-tung« (PFiFv).

Landesbezirk und Qualifi-zierungsförderwerk Chemie wollen damit gemeinsam den Frauenanteil in der unteren und mittleren Führungsebene sichern und im höheren Ma-nagement erhöhen. Acht bis zehn größere Unternehmen aus Chemie, Bergbau, Wasser-wirtschaft, Energie und Papier sollen für eine Zusammenar-beit gewonnen und talentierte und karriereorientierte Frauen gefördert werden.

Anfang März wurden die Arbeitnehmerver-treterinnen und -ver-treter im MIBRAG Aufsichtsrat neu ge-wählt. Die Betriebs-ratsvorsitzende Roswi-tha Uhlemann (Foto Mitte), der Ressortleiter Berg-bau und Energiepolitik der IG-BCE-Hauptverwaltung Dr. Ralf Bartels, Jürgen Mehnert, Bezirksleiter in Leipzig, der stellvertretende Betriebsrats-

vorsitzende Frank Frenzel und Walter-Christian Steinbach, Präsident der Landesdirektion a. D., sitzen nun für die Arbeit-nehmerseite im Aufsichtsrat (Foto, von rechts).

n a m e n & n a c h r i c h t e n

zum auftakt des Frauentages führten historische Frauenpersönlich-keiten durch die geschichte.

Foto

: Hei

di t

runs

ch

mibrag-aufsichtsratzeitz | Arbeitnehmervertreter gewählt

28_29_nordost_05.indd 28 18.04.2011 14:29:30

Page 37: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

www.unternehmendesmonats.de

Jugendtreffen im Maignewikow | »Zusammen packen wir das – unser Einsatz für Deine Übernahme« – unter diesem Motto lädt die IG BCE vom 27. bis 29. Mai zum Landesbezirksjugendtreffen Nord-ost in das Jugenddorf Neuruppin am Ruppiner See ein. Ne-ben Vernetzung und Austausch zum Thema Übernahme sind Live-Bands, Improvisationstheater, Disko und eine Olympiade geplant. Flyer zum Treffen gibt es in den Be- zirken. Anmeldungen per E-Mail an [email protected] oder per Telefon 030 27871347.

Wochen gegen rassismus

halle | Einen Tag vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hatte die IG-BCE-Jugend im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus mit einer Aktion auf dem Markt-platz in Halle über die Anliegen der Aktionswochen infor-miert und zur Wahl aufgerufen. Als Ermunterung bekamen unschlüssige und entschiedene Wählerinnen und Wähler einen Schokokuss (Foto links). Leer ging allerdings aus, wer sich zur NPD bekannte. Die IG-BCEler erklärten den Bürge-rinnen und Bürgern immer wieder mit den Worten des Bündnis gegen Rechts: »Wir haben die Chance, mit vereinten Kräften das Horrorszenario NPD im Landtag zu verhindern. Geh wählen!« Tags zuvor hatten die jugendlichen Gewerk-schafterinnen und Gewerkschafter bereits an einer Kundge-bung gegen die Neonazis vor dem Landtag in Magdeburg teilgenommen (Foto rechts).

Ehrenamtliche richterkagel-möllenhorst | In einer Schulung wurden die eh-renamtlichen Richter im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg (Foto) über Regeln der arbeits- und sozialgerichtlichen Verfahren, die aktuelle Rechtsprechung und rechtspoli- tische Vorhaben in der Regierung informiert. Es ging eben-so um Hinweise zu Beweisaufnahme und Beweisgewin-nung, praktische Tipps und die Beantwortung von Fragen aus dem Amtsalltag eines ehrenamt-lichen Richters.

tarifabschluss chemiekagel-möllenhorst | »4,1 Prozent sind beeindruckend«

Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape begrüßte am 5. April die Tarifkommissions-mitglieder Chemie Ost. Das Resümee zum bundesweiten Chemie-tarifabschluss fiel ein-deutig aus: 4,1 Prozent sind ein beeindrucken-der Abschluss, der sich sehen lassen kann! Die zahl-reichen Aktionen in den Be-trieben haben den Willen der Gewerkschafterinnen und

Gewerkschafter gezeigt, sich den ihnen am Aufschwung zustehenden Beitrag zu er-kämpfen.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

Das urteil der tarifkommissionsmitglieder chemie ost fiel eindeutig aus: 4,1 prozent sind ein beeindruckender abschluss!

Foto

: Hei

di t

runs

ch

aktion vor bayer in berlin.

500 demonstrierten in leuna/merseburg mit einem autokorso und

170 Fahrzeugen. Foto: die kundgebung

nach der Fahrt.

am 23. märz formten azubis der basF schwarzheide vor ihrer aus-bildungsstätte ein »7 %-zeichen«. einen tag später machten kolle-ginnen und kollegen das werktor 2 für 20 minuten dicht.

Foto

: sus

anne

Ket

telf

ör

28_29_nordost_05.indd 29 18.04.2011 14:29:36

Page 38: kompakt Mai 2011

vor ort NordrheiN>

| kompakt | Mai 201128

Migranten als positive vorbilderalsdorf | Migranten als positive Vorbilder standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskus-sion des Alsdorfer IG-BCE-Arbeitskreises »Ausländische Arbeit-nehmer«. Im Rahmen der Internationalen Woche gegen Rassismus diskutierten (von links) Robert Grabo von der Aachener Polizei, Gewerkschafts-sekretär Dennis Radtke, Arbeitskreis-Vorsitzender Bulkan Er-soy, Kampfsport-Trainer Sedattin Özdemir und Juvhel Tsou-mou vom Fußballclub Alemannia-Aachen.

Für Frauenquote im Managementoberhausen | Edeltraud Glänzer, Mitglied im geschäfts-führenden IG-BCE-Hauptvorstand, war Gast einer gemein-samen Veranstaltung der Bezirke Duisburg und Moers zum Internationalen Frauentag. Angesichts der Diskussion um eine Frauenquote in Führungsetagen bekräftigte Glänzer: »Wo Umdenken nicht freiwillig funktioniert, brauchen wir die gesetzliche Quote als Lösung.«

Werbeprämien optimiert und onlinehannover | Damit sich Werbung für die IG BCE auch wei-terhin lohnt, steht ab sofort ein neues Werbeprämienange-bot zur Verfügung. Die beliebtesten Prämien aus den ver-gangenen zwei Jahren wurden weiter optimiert. Neu ist, dass dieses Prämienangebot auch über das Internet abgeru-fen werden kann. Anspruch darauf und Zugang zum On-line-Shop haben alle Werberinnen und Werber der IG BCE.

Werberhitparade im MärzRalf Unkel (5, WPW Lamersdorf, Alsdorf), Josef Langohr (4, Continental Aachen, Alsdorf), Stefan Molzahn (4, SCA Hygiene Products Neuss, Düsseldorf), Achim Prasuhn (4, Thyssen Schachtbau, Duisburg), Michael Westmeier (3, Bayer-Vital, Leverkusen), Wolfgang Benstöm (3, IVT Weiner und Reimann, Duisburg), Waltraud Brands-Böken (3, Kempchen-Dichtungstechnik, Duisburg), Werner Opitz (3, Lanxess Leverkusen, Leverkusen), Dieter Trierscheidt (3, Pronova-BKK, Leverkusen), Bernd Bestmann (3, Reuss Seifert Spritzguss, Düsseldorf), Dirk Schneider (3, Rhenus, Moers), Roland Vogel (3, ROC TG 19, Düsseldorf), Klaus Lieberenz (3, Toho Tenax, Alsdorf).

IG bCe zeigt Gesichtköln | Gewerkschaftsfest im Gürzenich

Die IG BCE Nordrhein – das sind vor allem ihre vielen Mit-glieder. Mehr als 1000 von ih-nen folgten einer Einladung zu einem großen Familienfest in den Kölner Gürzenich. Motto des Abends: »IG BCE Nordrhein zeigt Gesicht«.

Rock und Pop, Politik, Ka-barett und Klönen – für alle war etwas dabei. Zu feiern gab es neben dem guten Ab-schluss in der Chemietarif-runde vor allem das große Engagement der vielen ehren-amtlichen Gewerkschafter.

»Wir sind hier in Nordrhein auf einem guten Weg. Die Un-terstützung ist wirklich groß«, sagte Landesbezirksleiter Rei-ner Hoffmann mit Blick auch für andere Tarifrunden wie in der Papierindustrie. Zur wei-teren Zukunft befragt, unter-strich der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis beim Fest: »Wir brauchen eine Energie-wende. Wir brauchen für un-

sere Industrie einen Energie-konsens und ein realistisches Ausstiegsszenario aus der Kernkraft.«

Auf dem Gürzenich-Podi-um meldete sich die IG-BCE- Jugend selbstbewusst zu Wort. Ihre Vertreter forderten NRW-Arbeitsminister Gunt-ram Schneider heraus. In der Diskussion ging es um Leihar-beit, prekäre Beschäftigungs-verhältnisse und die Situation auf dem Ausbildungs- und Stellenmarkt. »Mehr Taten und bessere Zukunftsperspek-tiven für die Jugend« war die Botschaft an die Landesregie-rung.

»Das war eine runde Sache, sich auch mal jenseits der ak-tuellen Tagespolitik zu treffen und auszutauschen, zu feiern und dem fantastischen Kaba-rettisten Wilfried Schmickler zuzuhören«, so ein begeister-ter Teilnehmer am Ende des IG-BCE-Festes.

n a M e n & n a C h r I C h T e n

vertreter der IG-bCe-Jugend forderten nrW-arbeitsminister Gunt-ram schneider (Mitte) auf dem Podium heraus.

Mehr als 1000 IG-bCe-Mitglieder trafen sich im kölner Gürzenich. Weitere infos im internet: www.nordrhein.igbce.de

der Prämien-Shop im internet: http://praemienwelt.igbce.de

28_29_nordrhein_05.indd 28 19.04.2011 10:57:01

Page 39: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

Geschafft: der aufschwungtarifvertrag ist dadüsseldorf | Breite Mobilisierung der iG-BCe-Mitglieder half beim guten Chemieergebnis

Zum guten Chemietarifergeb-nis haben auch die vielen en-gagierten IG-BCE-Mitglieder im Landesbezirk Nordrhein beigetragen. Nicht zuletzt durch ihr eindrucksvolles En-gagement und ihre Kampfbe-reitschaft für eine gerechte Einkommenserhöhung kam der frühe Abschluss zustande.

Die breite Mobilisierung war besonders an den Statio-nen des IG-BCE-Tarif-Trucks zu spüren. Auch am Chem-park in Krefeld-Uerdingen

war der Platz vor dem Ak-tions-Lkw gefüllt. Die IG-BCE-Bezirke Duisburg und Moers hatten dorthin zu einer tarifpolitischen Mittagspause eingeladen.

Unter großem Beifall zeigte dort Landesbezirksleiter Rei-ner Hoffmann, wie die Arbeit-geber zunächst versuchten, den Beschäftigten ihren ge-rechten Anteil an Gewinnen vorzuenthalten.

Weitere Berichte auf den Seiten 16 und 17.

an den stationen des IG-bCe-Tarif-Trucks wie hier am Chempark in krefeld-uerdingen war die kampfbereitschaft der Mitglieder beson-ders gut zu spüren.

»ich bin sehr zufrieden. Nach hartem ringen ha-ben wir viel erreicht. Und die 4 vor dem Komma lassen wir uns von keinem kaputt rechnen!«

klaus lieberenztoho tenax

»das ist ein guter Ab-schluss. Gut finde ich be-sonders, dass Peter haus-mann den Arbeitgebern klar signalisiert hat, dass wir künftig vorteile für Gewerkschaftsmitglieder wollen.«

siegfried schulzineos Köln

»das ist ein sehr guter und auch realistischer Ab-schluss. es gibt sehr posi-tive rückmeldungen aus der Belegschaft.«

detlef ThoeneCurrenta Uerdingen

»Sehr gut. es gab schon einiges an Lob aus der Be-legschaft. viele hatten mit der 4 vor dem Komma nicht gerechnet. Auch bei der JAv ist das ergebnis positiv bewertet worden.«

Yvonne Gürzenichinfraserv Knappsack hürth

»ich bin froh, dass es so schnell geklappt hat. das war ja so zunächst nicht abzusehen. es ist ein gutes ergebnis und die bishe-rigen reaktionen aus der Belegschaft sind positiv.«

heike hausfeldBayer Leverkusen

»die 4 vor dem Komma – Ziel erreicht. die reak- tionen der Kollegen sind sehr positiv.«

horst ruoffConti Aachen

»das ist ein guter Ab-schluss nach schwierigen verhandlungen und dem Mauern der Arbeitgeber. er beweist: Wenn wir uns bewegen, können wir ei-nen guten Abschluss er-reichen.«

hans-JürgenbrinkmannoXeA Chemicals

»Wir spüren, dass der Auf-schwung auch bei uns an-kommt. Wir fürchten aber, dass unser Arbeitgeber die mögliche verschie-bung um zwei Monate auf-grund unserer noch pro-blematischen Wirtschafts-lage nutzen wird.«

rolf langhardhydro Aluminium Neuss

28_29_nordrhein_05.indd 29 19.04.2011 10:57:04

Page 40: kompakt Mai 2011

| kompakt | Mai 201128

vor ort rheinland-Pfalz/Saarland>

neu im aufsichtsratludwigshafen | Die Beschäftigten der Deutschland-Tochter des amerikanischen Pharmakonzerns Abbott mit den Hauptstandorten Ludwigshafen und Wiesbaden wähl- ten im März ihre Aufsichtsratsvertreter. Für die Abbott Ma-nagement GmbH und die Abbott Holding GmbH wurden gewählt: Herta Roch-Frey und Axel Hoffmann aus Ludwigs-hafen sowie der ebenfalls der IG BCE angehörende Matthias Centmayer aus Wiesbaden. Für die Gewerkschaft gewählt wurden Frank Löllgen, IG-BCE-Bezirksleiter Ludwigshafen, und Dr. Rita Weber aus der IG-BCE-Hauptverwaltung.

Glück auf! zum Jubiläumsaarbrücken | Al-bert Dahlheimer (Foto: hintere Reihe Mitte) aus der Ortsgruppe Jägersfreude im gleich-namigen Saarbrücker Stadtteil ist seit 70 Jah-ren Gewerkschaftsmitglied. In einer Feierstunde dankten jetzt Ortsgruppenvorsitzender Günter Prinz und der stellvertreten-de Bezirksleiter Frank Rolle (hintere Reihe links) langjährigen Mitgliedern für 50-, 60- und 70-jährige Treue und wünschten ein herzliches »Glück auf!«.

Beitragsangleichung montabaur | Bei Klöckner Pentaplast wurde nach den Haustarifverhandlungen für 2010 (2,2 Prozent) und 2011 (2,0 Prozent) die Beitragsanpassung für 2010, der Krise ge-schuldet, ausgesetzt. Mit der zweiten Stufe der Tariferhö-hung zum 1. Mai 2011 werden die Beiträge nun, entspre-chend der prozentualen Gesamterhöhung, angepasst.

ahoi zum frauentagmainz | ein nachdenkliches und fröhliches fest

Eine Spitzenidee setzten DGB-Gewerkschafterinnen aus der Pfalz und aus Baden unter Führung der IG-BCE-Frauen kürzlich in die Tat um. Sie nutzten den gemeinsamen Fa-schingsumzug der Schwester-städte Mannheim und Lud-wigshafen, um auf ein Fest hinzuweisen, das zwei Tage später stattfand: das 100. Jubi-läum des Internationalen Frauentags.

Auch andere Gewerkschaf-terinnen würdigten dieses Jubiläum angemessen. 21 IG-BCE-Frauen aus der Region Neuwied fuhren beispiels-weise zu einem mehrtägigen

Frauen-Geschichtsseminar nach Berlin.

Die Faschingsaktion aller-dings trumpfte mit einem besonderen Spaßfaktor auf: Vom Mottowagen und aus der bunt gekleideten Fußgruppe tönte den 300 000 Zuschau-ern der frohe Faschingsruf »Ahoi!« entgegen. Dabei prä-sentierten sich die Gewerk-schafterinnen im Outfit der Zeiten und der Berufstypen – als Clara Zetkin (die den Frauentag ins Leben rief), als Frauen in Männerberufen, als Hausfrau, als Business- woman, als Studentinnen, als wohlhabender Mann.

Politik und karneval: ig-bce-Jugend nahm Polit-Prominenz auf die schippe

saarbrücken | Seit vielen Jahren schon bringt der Ju-gendausschuss des Bezirks (BJA) beim Karnevalsumzug seine politische Meinung zum Ausdruck. Diesmal nah-men die jungen Leute die künftige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer auf die Schippe.

Sie spannten sie bildhaft an den Karren, den der schei-

dende Ministerpräsident Pe-ter Müller gerade voll vor die Wand fährt. »Mal sehen, ob sie genug Power hat, den Kar-ren wieder herauszuziehen«, meinte BJAler Torsten Pau-lus. Der Umzug jedenfalls ge-lang, dafür sorgten schönstes Wetter und gute Laune. Künf-tig wünscht sich der BJA allerdings mehr politische Themen.

n a m e n & n a c h r i c h t e n

der mottowagen der gewerkschaftsfrauen beim faschingsumzug: Personen im outfit der zeiten und berufsgruppen.

28_29_rps_05.indd 28 19.04.2011 17:34:38

Page 41: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

so kam es zum chemie-tariferfolgmainz | der landesbezirk hat viel zum guten diesjährigen abschluss beigetragen

Diesmal war die Stimmung anders. Erstaunt registrierte selbst die Regionalpresse, dass sich von der Pfalz über die Saar bis hin zum Westerwald erhebliche Spannungen zwi-schen den Arbeitgebern und den Belegschaften aufgebaut hatten. In den Betrieben war es zu zahlreichen Tarifaktio-nen gekommen, unterstützt mit Material und dem roten Tarif-Truck der IG BCE. Tau-sende strömten zu den Tarif-kundgebungen, zum Beispiel auf dem Platz vor dem Lud-wigshafener Pfalzbau.

Keinen Zweifel gab es auch über den Grund: In der zu-rückliegenden Krise hatten sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überaus flexibel gezeigt und vielfach

Einbußen hingenommen, um die Unternehmen und Ar-beitsplätze nicht zu gefähr-den. Damit hatten sie er- heblich zur konjunkturellen Wende beigetragen und fan-den nun: Dies ist auch unser Aufschwung.

Welche Kraft dieser Auf-schwung inzwischen gewon-nen hatte, machten regio- nale Tarif-Flugblätter klar. In Worms beispielsweise ließ der Bezirk Mainz einfach die ört-lichen Betriebsratsvorsitzen-den berichten. Das klang dann so: »Linde AG: Rekord-jahr 2010, 2011 weitere Stei-gerung; Grace: Anlagen mehr als voll ausgelastet; Evonik Röhm: Geschäftsjahr toppt al-les; Renolit: Umsätze stim-men; Röchling: es brummt.«

kampfbereite stimmung: zwischen Pfalzbau und st. ludwigs- kirche drängen sich entschlossene gewerkschafter.

klare ansage: ig-bce-mitglied werden, den arbeitgebern die rote karte zeigen.

Peter hausmann, tarifexperte und mitglied im geschäftsführenden ig-bce-hauptvorstand fordert kämpferisch: »das ist unser aufschwung.«

ein blick in die gesichter zeigt: »wir meinen es ernst.« die hohe mobilisierung der mitglieder brachte den tariflichen durchbruch.

Viele im Landesbezirk fan-den deshalb ähnlich gereizte Formulierungen wie der Lin-de-Betriebsratsvorsitzende Gernot Hahl, der die Worm-ser Chemiebetriebe in der Ta-rifkommission vertrat. Ende März warf er den Arbeitge-bern »Sturheit« vor: »Wir ha-ben in der Krise die Zähne zusammengebissen. Für die Aktionäre sind jetzt hohe Di-videnden geplant. Was ist mit uns?«

Dass sich der Arbeitgeber-verband wochenlang hinhal-tend verhielt und – angeblich aus Rücksicht auf die schlech-tere Konjunktur bei kleineren Betrieben – keine eigenen Vor-schläge machte, brachte die Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer zusätzlich auf.

So mussten die Arbeitgeber schließlich einsehen, dass die IG BCE zu keinem Abschluss bereit war, der nicht zumin-dest eine vier vor dem Kom-ma trug. Am 31. März stand fest: Es gibt 4,1 Prozent für 15 Monate. Ein sehr gutes Ergebnis. Unterm Strich be-deutet dies: Alle bekommen deutlich mehr Geld. Die Mitgliedsbeiträge werden ent-sprechend angepasst.

28_29_rps_05.indd 29 19.04.2011 17:34:42

Page 42: kompakt Mai 2011

30 | kompakt | Mai 2011

vor ort rheinland-Pfalz/Saarland>

Wir hatten die Wahlmainz | für die iG BCe hatte diese Wahl große Bedeutung

Nach einem zunehmend spannenden Landtagswahl-kampf erlebte Rheinland- Pfalz einen aufregenden Wahl-abend. Nach 16 Jahren als Re-

gierungschef trat Kurt Beck am 28. März erneut an.

Die letzten vier Jahre waren geprägt von einer soliden Poli-tik, die auch den Arbeitneh-mern zugute kam – von der kostenfreien Bildung und Kin-derbetreuung bis hin zu einem Tariftreuegesetz für öffentliche Aufträge. Als die Stimmen aus-gezählt waren, hatte die SPD zehn Prozentpunkte verloren, aber die relative Mehrheit verteidigt. Mitte April nahm sie schließlich Koalitionsver-handlungen mit den wieder

im Landtag vertretenen Grü-nen auf.

Für die IG BCE hatte die Wahl große Bedeutung So hat-te sich auch die IG-BCE-Ju-gend in den Wahlkampf einge-mischt. An den drei Samstagen vor der Wahl sprach sie in Kaiserslautern, Koblenz und Mainz Passanten an und for-dert sie auf, wählen zu gehen. Gleichzeitig machten die Ju-gendlichen deutlich, was sie selbst wollen: Einen sicheren Industriestandort, eine ver-lässliche Energiepolitik, ein faires Bildungssystem und kei-ne prekären Beschäftigungs-verhältnisse für junge Men-schen.

Es kommt auf jede Stimme an. Wer schnell vorbeiläuft, sieht wenigstens das Plakat.

»Junge Frau, ich will ihnen mal was sagen« – wer reden will, muss manchmal auch zuhören.

Offensichtlich macht es hier richtig Spaß, die menschen zum Wählen aufzufordern und mit ihnen über Politik zu diskutieren.

Was sagst du zu dem Ergebnis der Landtagswahl?ich glaube, man muss das Wahlergebnis aus drei Blickwinkeln betrachten. zum ersten die Bewertung mit der zurückliegenden Politik im land. zum zweiten die Mobilisierung eigener Wählerschichten. Und zum dritten die außeneinflüsse durch Medien und überge-ordnete einflüsse. die grausame Katastrophe in Japan hatte sicher großen einfluss auf das Wahlverhalten und die Mobilisierung der jeweiligen Wählerschichten. das erklärt jedenfalls zum teil, warum die SPd im vergleich zu ihrem Spitzenwert bei der letzten land- tagswahl herbe verluste erlitt und warum Bündnis90/die Grünen fulminant hinzugewannen. Und die Wahl zeigt, dass die entwicklung zum 5-Parteiensystem nicht zwingend ist. das bestätigt auch ein Blick auf die Wahlen in den anderen ländern. da wir stabile regie-rungen brauchen, ist das zunächst einmal gut.

Was erwartest du von der neuen Landesregierung? Sie muss den dialog mit den arbeitgebern und uns Gewerkschaftern auch dann fortsetzen, wenn es wirtschaftlich brummt. Sie muss ökologische und soziale interessen in einklang bringen, ohne die Wirtschaft aus den augen zu verlieren. die Wert-schöpfung dieses landes beruht vor allem auf seinen industriellen Kernen.

Welche Energiepolitik gehört dazu?dieses land hat den größten Chemieverbundstandort der Welt und wichtige automobilhersteller. die regie-rung könnte neue energiepolitische Maßstäbe setzen. atomkraftwerke abschalten und regenerative energien fördern, reicht jedenfalls nicht. nachhaltigkeit ist mehr.

Werden die Menschen das verstehen?die politische diskussion braucht mehr tiefe und Sachlichkeit, gerade in technologiefragen. die Bevölke-rung muss lernen, die industrie zu akzeptieren, zu sehen, dass sich die großen Menschheits-herausforde-rungen wie energieversorgung, ernährung oder Klima nur mithilfe der industrie lösen lassen.

der iG-BCe-landesbezirksleiter

in rheinland-Pfalz/Saarland zur

landtagswahl in rheinland-Pfalz

Fragen an Ralf Sikorski4

die neue regierung könnte energiepolitische Maßstäbe setzen

Page 43: kompakt Mai 2011
Page 44: kompakt Mai 2011

vor ort Westfalen>

| kompakt | Mai 201128

rosen vor dem tor

bochum | Mit Aktionen zum Internationalen Frauentag setzten sich viele IG-BCE-Mitglieder auch in diesem Jahr für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr Gerechtigkeit ein. Zum ersten Mal unterstützte eine IG-BCE-»Männergruppe« den Frauen-tag in Bergkamen. Mitglieder des IG-BCE-Regionalforums standen an einem Infostand Rede und Antwort (Foto oben).

Betriebsrat, Vertrauensleute und die IG-BCE-Ortsgruppe des RAG-Service-bereichs Beleg-schaft in Bottrop sammelten 700 Euro und 21 Kar-tons Kleiderspen-den für das Frauen-zentrum »Coura-ge« in Bottrop. Be-triebsratsvorsitzen-de Barbara Schlüter (Foto rechts, links im Bild) und Gelsen-kirchens IG-BCE-Bezirksleiter Peter Obramski überreichten

die Spende. Als IG-BCE-Frau-

en mit »Herz und Verstand« präsen-tierten sich Mitglie-der der IG-BCE-Ortsgruppe Unna. Sie verteilten zum Frauentag unter an-

derem Lebkuchenherzen (Foto links). Der Bezirksfrauenaus-schuss Recklinghausen organisierte am Chemiepark Marl seine traditionelle »Vor-Tor-Aktion«: Zum 100. »Weltfrauen-tag-Geburtstag« wurden dort in diesem Jahr Rosen und nicht wie sonst Nelken verteilt.

Hauptthema: neue Mitgliederbielefeld | Bei einer Klausurtagung einigte sich der Vor-stand der Ortsgruppe Bielefeld auf seine Jahresplanung 2011. Hauptthema wird sein: Mitglieder halten und neue gewinnen. Zu Gast war auch Bezirksleiter Ulrich Hampel.

die Vielfältigkeit prägtGladbeck | ehrenplakette für Walter Hüßhoff

Die Auszeichnung für den Vorsitzenden der Ortsgruppe, Walter Hüßhoff, ist auch eine für die gesamte engagierte IG-BCE-Ortsgruppe Glad-beck-Mitte: Hüßhoff erhielt vom Bürger-meister Ulrich Roland die Ehrenplakette der Stadt. Sein Engage-ment ziehe sich durch weite Teile der Stadtgesell-schaft und präge sie »in be-merkenswerter Weise«, heißt es in der Ehrenurkunde.

Die Vielfältigkeit der Glad-becker IG BCE beweist allein

ein Blick auf ihre zahlreichen Veranstaltungen in diesem Frühjahr. Unter dem Ober-motto des IG-BCE-Wohnum-feldprojekts »Gemeinsam le-ben« ging es da zum Beispiel

um die medizinische Versorgung vor Ort, aber auch um Tole-ranz und Gleichstel-lung im Rahmen der Wochen gegen Rassis-mus und zum Frauen-tag. Außerdem küm-mern sich besonders die Gladbecker IG-BCE-Senioren darum, dass die bergmänni-sche Tradition der Stadt lebendig und in guter Erinnerung bleibt.

infos vom oberbürgermeisterbottrop | Zur Mit-gliederversammlung der Bottroper Orts-gruppe »An der Boye« konnte ihr Vorsitzen-der Reinhard Thater (rechts) den Oberbür-germeister der Stadt, Bernd Tischler, be- grüßen.

Tischler informierte die Mit-glieder detailliert über Pläne

zur weiteren Stadtentwicklung und über das Projekt »Innova-tion City«.

N a m e N & N a c h r i c h t e N

www.unternehmendesmonats.de

Gladbecks bürgermeister ulrich roland (links) zeichnete Walter hüßhoff mit der ehrenplakette der Stadt aus.

Giovanni pollice (dritter von rechts) von der iG-bce-hauptverwaltung und Vor-sitzender des Vereins »mach meinen kumpel nicht an« sprach bei einer Gladbe-cker iG-bce-Veranstaltung im rahmen der Wochen gegen rassismus.

28_29_westfalen_05.indd 28 14.04.2011 13:50:23

Page 45: kompakt Mai 2011

29kompakt | Mai 2011 |

schwerbehindertenvertretungeSSeN | Ralf Hermann (links), Konzernbetriebsratsvorsitzen-der bei Evonik Industries in Es-sen, gratuliert Karl-Heinz Stein zu seiner Wiederwahl als Vor-sitzender der Konzernschwer-behindertenvertretung. Die Stellvertreter von Karl-Heinz Stein sind Heribert Böcker, Friedhelm Hoffmann, Dietmar Niemeyer, Kilian Roth und Berthold Zatink.

Grubenfahrt mit staatssekretärin

bottrop | Prominenter Zechenbesuch: Zuelfin Kaykin, Staatssekretärin im nordrhein-westfälischem Arbeitsminis-terium (Fünfte von links), fuhr auf dem Bergwerk Prosper- Haniel untertage. Die IG-BCE-Ortsgruppe Gladbeck-Mitte hatte sie dazu eingeladen.

Besuch bei zentraler revierwarte

bottrop | Mitglieder der IG-BCE-Ortsgruppe Oberaden besichtigten die RAG-Revier- und Grubenwarte in Bottrop. Dort laufen alle Informationen von den aktuell fördernden Schachtanlagen aus Deutschland zusammen.

erfolgreich unterstützt marl/coeSfeld | Mitglieder machen sich für tarif stark

Zum guten Chemietarif- ergebnis haben auch viele engagierte IG-BCE-Mitglieder in West- falen beigetragen. So kamen 1500 aus allen Bezirken zur zentra- len Kundgebung nach Marl, um der IG-BCE-Tarifforderung Nach-druck zu verleihen. Beim Coesfelder Far-benhersteller Ostendorf nutzten über 230 Mitar-beiterinnen und Mitar-beiter ihre Pausenzeiten, um ihrer Gewerkschaft unter dem Motto »Das ist unser Auf-

schwung« den Rücken zu stär-ken. Siehe auch Bericht auf den Seiten 18/19.

Solidarität ist basisbochum | Delegiertenkonferenz Dortmund-Hagen

»Das starke Funda-ment für die IG BCE waren schon immer Zusammenarbeit und Solidarität.« Das be-tonte Edeltraud Glän-zer, Mitglied des ge-schäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstan-des, als Hauptredne-rin bei der Delegier-tenkonferenz des IG-BCE-Bezirkes Dort-mund-Hagen. Glänzer ging auf den IG-BCE-Zu-kunftsprozess 2020 ein: »Wir werden neue Wege gehen, Neues ausprobieren und die Aktivitäten der Bezirke gezielt unterstützen.«

Der stellvertretende IG-BCE-Landesbezirksleiter Jür-gen Grunwald unterstrich in seiner Rede, dass der Bezirk Dortmund-Hagen mit seinen über 22 000 Mitgliedern der achtgrößte von insgesamt

44 IG-BCE-Bezirken sei. Über 70 Prozent Organisationsgrad und die mit 83 Prozent erfolg-reiche Neuanfänger-Werbung des vergangenen Jahres seien vorbildliche Zahlen.

Für den Bezirksvorstand war eine Nachwahl notwen-dig. Jennifer Hengsbach ver-abschiedete sich aus dem Be-zirksvorstand. Als ihre Nach-folgerin wählten die Delegier-ten einstimmig Svenja Kaatz.

N a m e N & N a c h r i c h t e N

www.unternehmendesmonats.de

bei der tarifkundgebung in marl konnte sich der iG-bce-bezirk recklinghausen über zwölf neue mitglieder freuen, die spontan in die Gewerkschaft eintraten.

adi Siethoff (links) begrüßte edeltraud Glänzer (Zweite von links) als hauptred-nerin der bezirksdelegiertenkonferenz gemeinsam mit seinem team.

28_29_westfalen_05.indd 29 14.04.2011 13:50:33

Page 46: kompakt Mai 2011

Die Angestellten-Ortsgruppe Achenbach/Brambauer ehrte ihre Jubilare. Besonders wurden Fritz Stiepermann und Willy Dzaeck für 75 Jahre sowie Herbert Höltermann und Werner Wirth für 70 Jahre Mitgliedschaft gefeiert. Vor 60 Jahren traten Emil Berger, Hans-Jürgen Fischer, Wilhelm Immick, Herbert Kroh, Helmut Pedack, Walter Rennhack, Günter Dor-ka, Erwin Gromann, Heinz-Günter Kluge, Manfred Olbrich, Manfred Thiemann und Heinrich Trentzsch ein. Auf 50 Jahre Mitgliedschaft können Dieter Bich, Klaus Döllefeld, Gerhard Köslin, Wolfgang Rother, Werner Stüer, Hans Uwe Wilhelm, Günter Beverungen, Raimund Böhm, Horst Kastner, Otto Korte, Dieter Rode und Friedhelm Stephan zurückblicken. Werner Hiller, Udo Jablinski, Jörg Nofz, Friedrich Schäffert, Rolf Dieter Blesing, Roland Ernst, Hans Pohl und Johann Wengrzinek kamen vor 40 Jahren zur Gewerkschaft.

Erich Henter, Kurt Kano, Klaus Könnig, Albert Kreuzholz und Heinrich Muething aus der Ortsgruppe Dortmund-Stadt-Scharnhorst-Derne wurden für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ausgezeichnet. Schon seit 70 Jahren sind Werner Dufke, Josef Göbel, Werner Klimmek, Herbert Kritzler, Erich Mekelburg und Günter Spittank Mitglied. Vor 60 Jahren kamen Horst Lubig, Alfred Martin, Hans Skro-botz, Bruno Tolewski, Karl-Dieter Weden und Walter Wolff zur Gewerkschaft. Günter Adams, Friedrich Aha, Rudolf Berndt, Richard Bunke, Karl-Heinz Caspari, Manfred Habel, Willi Halfmann, Reinhard Krause, Alois Messer, Heinz Mys-linski, Dieter Niekamp, Gerhard Roheger, Victor Schalla und Ferdinand Stricker feierten ihr »goldenes« Jubiläum. Seit 40 Jahren sind Alaettin Akyuez, Rudi Atzler, Heinz-Jürgen Bark, Mustafa Biyik, Salim Cakmak, Reinhold Dziadzin, Gerhard Fliege, Klaus-Peter Hein, Ibrahim Inam, Sefer Kara, Hasan Karakaya, Mehmet Karayildiz, Yakup Kayar, Manfred Kotz, Herbert Kuhn, Joachim Kulawik, Walter Ringel, Axel Schmitz, Horst Schwarz, Ishak Seker, Karl Heinz Steinkopf-Manske, Erich Strohschein, Peter Vanwersch, Dietmar Wag-ner, Maria Wenzel und Necmi Yildiz dabei.

Die Ortsgrup-pe RellingHaus konnte wieder zahlreiche Ge-werkschafts- jubilare aus-zeichnen. Adolf Hoppen wurde für seine 70-jährige Mit-gliedschaft ge-ehrt. Friedrich Kumpmann und Helmut Redweik feierten ihr 60-jähriges Jubiläum. Ihr »goldenes« konnten Gerd Franiczek, Leon-hard Petrasch, Leo Sarach, Jürgen Schweinar, Hans-Dieter Venfertloh und Walter Vollmer begehen. Vor 40 Jahren tra-ten Ursula Gorczynski, Dagmar Kappelhoff, Brigitte Klos-sek, Helga Pahl, Erika Schreiber, Margret Wenzel, Gerd Böhnke, Ulrich Goldmann, Heinrich Groppe, Heinz Grün-ther, Wolfgang Heger, Wilhelm Heimannsberg, Helmut Hilger, Wolfgang Kersten, Heinz-Friedel Kiele, Hans-Joa-chim Marwik, Werner Matecki, Peter Menne, Ulrich Nie-mann, Gerd Pahl, Rolf Rink, Helmut Seidemann, Horst Skopek und Dietmar Thieser in die Gewerkschaft ein.

Mittelpunkt der Jubilarfeier in der Ortsgruppe Hassel-Nord war Heinrich Laurischkat, der seit 70 Jah-ren Mitglied ist. Seit 60 Jahren sind Werner Gruendel, Egon Neubauer, Lothar Spitzer, Sieg-fried Waldau und Horst Wiesner dabei. Vor einem halben Jahrhundert kamen Johannes May und Manfred Schulte zur Gewerkschaft. Ihr »40-Jähriges« feierten Hartmut Berg, Bekir Bicer, Ernst Braun, Karl Czabanski, Dieter Gossen, Detlef Krov, Peter Kryszat, Willi Laszcyk, Adil Özcalik, Werner Po-lajner, Mehmet Sevinc, Franz Sigl, Peter Strothenke, Jürgen Wieczoreck, Bonne Wolf und Heinz Thiel.

A n g e s t e l l t e n - O G A c h e n b a c h - B r a m b a u e r

R e l l i n g H a u s

H a s s e l - N o r d

vor ort westfalen>

30 | kompakt | Mai 2011

D o r t m u n d - S t a d t – S c h a r n h o r s t – D e r n e

30_jubi_westfalen_05.indd 30 14.04.2011 13:57:41

Page 47: kompakt Mai 2011
Page 48: kompakt Mai 2011

30 | kompakt | Mai 2011

> EinEr von uns

immer hart am Gas

Christian riedemann ist ein echtes Motorsporttalent. in diesem Jahr will der an- gehende industriemechaniker internationalen renn-ruhm erfahren.

ich konnte kaum Fahrrad fahren, da bin ich schon mit einer kleinen Moto-cross-Maschine durch den Garten ge-

rast«, grinst Christian Riedemann. Der 23-Jährige aus dem niedersächsischen Sulingen war schon immer gerne flott unterwegs: Als Kartfahrer begann er im

Alter von sechs Jahren mit dem Motor-sport. In diesem Jahr startet der ange-hende Industriemechaniker in der FIA WRC-Academy, der Autorallye-Welt-meisterschaft für Junioren. »Der Rallye-sport war immer mein Ziel«, unter-streicht der Motorsportler, der bei ExxonMobil in Voigtei arbeitet. Vom Kart wechselte er 2006 ans Steuer des Rallyeautos. 2009 wurde er ADAC- Rallye-Juniorcupsieger: »Das war bislang

mein größter Erfolg.« Der 23-Jährige ist ehrgeizig, auch auf anderen Feldern. Im Job hat er sich bereits als stellvertreten-der Jugend- und Auszubildendenvertre-ter engagiert. »Das hat Spaß gemacht«, erzählt er. In diesem Jahr steht die Ab-schlussprüfung seiner Ausbildung an.

Daneben gilt es, zahlreiche Rallyes im Ausland zu absolvieren. Eine Gratwan-derung, die der junge Mann bravourös meistert. Mit Freunden losziehen und Sport treiben: Auch dafür bleibt noch Zeit. Manchmal kommen seine Kum-pels sogar mit zu einem Rennen, so wie neulich ins portugiesische Faro. »Meine Freunde finden das cool«, freut sich der Autocrack, der als eines von drei Talen-ten im deutschen Rallyesport von der

ADAC-Stiftung-Sport gefördert wird. Diese und weitere Sponsoren machen es möglich, dass er über einen sechsstelli-gen Eurobetrag verfügt, um als einer von 18 Fahrern in der WRC-Academy starten zu können. Gut durchdacht ist er dieses Vorhaben angegangen: »Ich habe mit meinem Beifahrer Michael Wenzel je-manden, der WM-Erfahrung hat und mich weiterbringen kann.« Seine nächs-ten Ziele hat er klar vor Augen: »Ich will die WRC-Academy gewinnen und in die nächste WM-Runde aufsteigen.« Dort sind die Fahrer in größeren Auto- klassen mit Allradantrieb und mehr Leistung unterwegs. Das reizt Christian Riedemann, der unumwunden zugibt: »Ich brauch’ immer Geschwindigkeit.«

Regine Suling

»Schon als Kind bin ich im Garten Motocross gefahren.«

sie kennen ein iG-BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben sie uns: [email protected]

Foto

s (2

): H

elge

Krü

ckeb

erg

30_einer_von_uns_05.indd 30 18.04.2011 15:59:48

Page 49: kompakt Mai 2011

Aufbruch ins Ungewisse

<Tendenzen

Seit 1. Mai ist es soweit. Polen, Tschechen und andere Osteuro-päer dürfen frei in deutschland arbeiten. doch einen ansturm von arbeitskräften – ähnlich der Gastarbeiter in den 50er-Jahren – ist nicht zu erwarten.

31kompakt | Mai 2011 |

Foto: Steve West/Getty images

31_33_Tendenzen_Arbeitnehmerfreizügigkeit_05.indd 31 20.04.2011 12:06:12

Page 50: kompakt Mai 2011

32 | kompakt | Mai 2011

> Tendenzen arbeiTnehMerFreizüGiGkeiT

Ohne GrenzenDie SorGe, dass künftig billigarbeitskräfte aus Osteuropa den deutschen arbeitsmarktüberschwemmen, ist unbegründet. Und doch bedarf es klarerer regelungen.

europa wächst zusammen – ab 1. Mai gilt nun auch in Deutsch-land die volle EU-Arbeitneh-

merfreizügigkeit. Künftig können Polen, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Slowe-nen und Balten ohne spezielle Arbeits-erlaubnis eine Tätigkeit in Deutschland aufnehmen. Zudem fallen auch die Beschränkungen für die grenzüber-schreitende Leiharbeit weg.

Mit der Möglichkeit, in jedem Land der Europäischen Union leben und ar-beiten zu können, gelten nun alle funda-mentalen Freiheiten der EU auch für die

Bürger der osteuropäischen Mitglied-staaten. Und wenn sie in Deutschland arbeiten, dann können sie mit gleichem Recht wie deutsche Arbeitnehmer eine Beschäftigung zu guten Bedingungen und fairen Löhnen einfordern.

wie viele Arbeitnehmer aus Osteu-ropa demnächst in Deutschland Arbeit suchen, weiß niemand genau. Viele Deutsche haben aber Sorge, dass die Zahl der Arbeitsmigranten aus Osteuro-pa rasant ansteigen könnte. Und dass diese möglicherweise bereit wären, auch

niedrigste Löhne und schlechte Arbeits-bedingungen zu akzeptieren. Einer Um-frage des Marktforschungsinstituts GfK zufolge, fürchten fast drei Viertel der Be-völkerung, dass Beschäftigte ihre Ar-beitsplätze an Osteuropäer verlieren.

Doch wie begründet ist diese Angst? Experten, etwa vom Rheinisch-Westfä- lischen Instituts (RWI) bezweifeln, dass die höheren Löhne allein ausreichen, um massenweise Osteuropäer nach Deutschland zu locken. »Wir erwarten nicht, dass es eine Völkerwanderung ge-ben wird«, sagt RWI-Vizepräsident Tho-

Foto

: Wilh

elm

hau

schi

ld

31_33_Tendenzen_Arbeitnehmerfreizügigkeit_05.indd 32 20.04.2011 12:06:14

Page 51: kompakt Mai 2011

33kompakt | Mai 2011 |

Hier arbeiten sie in Deutschland Nach Wirtschaftszweigen in %

Gesundheit, Soziales HandelGastgewerbeIndustrieAndere Dienstleistungen

IndustrieBauHandel, Kfz-GewerbeVerkehr, LagereiLandwirtschaft

Frauen

Männer

20,2 14,411,210,910,2

26,411,1

10,09,07,9

So viele sind schon hier Stand 31. 12. 2010 2)

Polen

Ungarn

Tschechen

Slowaken

Litauer

Slowenen

Letten

Esten

Polen

Ungarn

Tschechen

Slowaken

Litauer

Slowenen

Letten

Esten

419.000

68.900

35.500

26.300

23.500

20.000

14.300

4.400

So viele werden noch kommen Bestand an Zuwanderern bis 20201) in Millionen

2000: 0,44

2000 bis 2009Prognose2010 bis 2020

2009: 0,58

1,6

1,3

1,0

0,7

0,4

Szenario 1: hohe ZuwanderungSzenario 2: mittelSzenario 3: niedrig

mas Bauer. Auch Herbert Brücker, der als Migrationsforscher am IAB die Wan-derungsbewegungen aus den Beitritts-ländern seit über zehn Jahren verfolgt, sieht keinen Anlass für Alarmrufe. »Wir rechnen bei einer gewissen Band- breite mit etwa 250 000 Zuwanderern in die alte westeuropäische EU von damals 15 Mitgliedern«, sagt Brücker. Davon würden maximal 60 Prozent nach Deutschland kommen.

Direkt nach der EU-Ost-Erweiterung 2004 gab es zwar Schätzungen, die von mehren Hunderttausend bis zu mehre-ren Millionen Arbeitsmigranten reich-ten. Doch seitdem hat sich Mittel- und Osteuropa gut entwickelt, die Löhne sind gestiegen. »Die Menschen dort ha-ben selbst etwas aufgebaut«, sagt Gustav Horn, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Kon-junkturforschung. »Menschen verlassen ihre Heimat nur, wenn sie Not spüren und keine Arbeit haben. Aber sie geben nicht alles auf, nur weil sie anderswo vielleicht etwas mehr verdienen.«

UnD Dennoch vertreiben diese Rechnungen und Prognosen nicht alle Bedenken. Besondere Sorge gilt etwa ei-nem möglichen Zuwachs an Leiharbeit. In gewerkschaftlich gut organisierten Industriebranchen ist das zwar ein Thema von vergleichsweise kleiner Be-deutung. Anders sieht es jedoch im Hotel- und Gaststättengewerbe oder in Dienstleistungsbereichen aus.

Dort könnte die Arbeitnehmerfrei- zügigkeit – zusammen mit der Dienst-leistungsfreiheit – eher zu Lohn- und Sozialdumping missbraucht werden, weil es vielfach an gewerkschaftlichem Schutz fehlt.

Schließlich gibt es bereits jetzt eine ganze Reihe von Missbrauchsfällen, zum Beispiel in der Pflegebranche. Dies hat das »Berliner Beratungsbüro für ent-sandte Beschäftigte« Anfang April in ei-ner Anhörung im Bundestag berichtet.

So würden Pflegekräfte als »Haushalts-hilfen mit Pflegeaufgaben« eingestellt, um den branchenbezogenen Mindest-lohn zu umgehen, der über das Entsen-degesetz auch für Beschäftigte aus ande-ren Ländern gilt.

ScheinSelbStStänDiGe »Dienst-leistungserbringer« aus den neuen EU-Ländern erledigen schon jetzt viele Auf-träge zu Dumpingpreisen, etwa in Großschlachtereien. Ein Problem, das noch an Gewicht gewinnen könnte.

Zwar ist mit dem gerade beschlosse-nen Mindestlohn für die Leiharbeit die Gefahr gebannt, dass nach dem 1. Mai Leiharbeiter aus osteuropäischen EU-Staaten zu Löhnen ihres Heimatlandes in Deutschland arbeiten. Doch ist zu be-fürchten, dass manche Unternehmen dann verstärkt auf Werkverträge mit ein-zelnen Arbeitnehmern zurückgreifen und damit Schutzrechte umgehen.

SelbSt weniGe tAGe vor Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit hat die schwarz-gelbe Bundesregierung noch keinerlei Initiative ergriffen, um solchen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Einzige Ausnahme ist die in Kürze geltende Lohnuntergren-ze in der Leiharbeit. Das allein aber wird kaum ausreichen, um in einigen Bran-chen Lohndumping und eine Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse zu verhindern. Unter dem Titel »Arbeit-nehmerfreizügigkeit sozial, gerecht und aktiv gestalten« hat der DGB-Bundes- vorstand deshalb Anfang April ein Sie-ben-Punkte-Programm mit Maßnahmen vorgelegt, um negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt auszuschließen. Wichtigstes Ziel müsse sein, das Prinzip »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort« sicherzustellen.

Anne Graef & Sarah Heidel

Gekommen, um zu bleiben: italienische Gastarbeiter kommen 1950 auf dem bahnhof in hannover an.

Quellen: eurostat; iab; Statistisches bundesamt

1) Szenario 1: Statt bisher 23 % wollen 60 % der zuwanderer nach deutschland.

Szenario 2: 45 % der zuwanderer wollen nach deutschland. ein großer Teil wandert weiterhin nach Großbritannien und irland.

Szenario 3: Weiterhin wollen nur 23 % der zuwanderer nach deutschland.

2) Menschen, die ausschließlich die Staatsange-hörigkeit des herkunftslandes besitzen.

Mehr informationen unter: www.dgb.de

31_33_Tendenzen_Arbeitnehmerfreizügigkeit_05.indd 33 20.04.2011 12:06:15

Page 52: kompakt Mai 2011

34 | kompakt | Mai 2011

> TENDENZEN BErgBau

Gut versorgt? SüdafrikaS Steinkohle befeuert die Industrie. Wenn sie nicht reicht, fällt der Strom aus. Produziert wird unter großem Druck und häufig auf Kosten der Bergleute.

Schichtwechsel in einem Stein-kohlenbergwerk in der südafrika-nischen Provinz Kwazulu Natal.

Ein vergittertes Grubenfahrzeug bringt die Arbeiter aus 80 Metern Tiefe wieder an die Oberfläche. Nach zehn Stunden unter Tage müssen sich ihre Augen erst wieder an das Sonnenlicht gewöhnen. Einige nehmen ihre Helme ab, klopfen den Kohlestaub von ihren hellgrauen Overalls, bevor sie in den Bus ein- steigen, der sie von der Grube zu ihren Wohnheimen bringt. Die meisten Fa-

milien leben anderswo. »An unseren Lebensverhältnissen hat sich seit der Apartheid nicht viel geändert«, beklagt sich einer der Männer, der seine Kritik lieber anonym äußern möchte. Mit zwei Bergleuten muss er sich ein Zimmer tei-len, die Toiletten sind in desolatem Zu-stand. Diese Situation sei der südafrika-nischen Bergarbeitergewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers) ein Dorn im Auge, betont Sifiso Buthelezi, der die Interessen der Arbeitnehmer in dem Steinkohlenbergwerk vertritt. Die

sanitären Einrichtungen werden gerade modernisiert, vor seinem Büro werden neue Betten verladen. Das ist ein Anfang. Ziel sei es jedoch, den Arbeitern eigene Häuser zur Verfügung zu stellen, wie in anderen Provinzen des Landes.

alle paar Minuten klopft es an der Tür des Gewerkschafters. Arbeiter su-chen Rat und Hilfe. Die meisten von ih-nen seien Analphabeten, erzählt Sifiso Buthelezi. Er liest ihnen offizielle Schrei-ben vor, hilft beim Ausfüllen von For-

Foto

s (3

): L

eoni

e M

arch

Mutig in die tiefe: in vielen Bergwerken geht profit vor Sicherheit.

34_35_Tendenzen_ohne_Kumpels_05.indd 34 18.04.2011 18:39:06

Page 53: kompakt Mai 2011

35kompakt | Mai 2011 |

mularen, erklärt Bankauszüge. Viele be-schweren sich auch über die Arbeits- bedingungen unter Tage. »Hin und wieder kommt es vor, dass ein Teil der vorgeschriebenen Ausrüstung fehlt«, meint Buthelezi stirnrunzelnd. »Die Bergleute müssen trotzdem immer ar-beiten.« Im Zweifel geht die Produktion vor. Häufig sind auch die täglichen Ziel-vorgaben zu hoch angesetzt. Der Abbau in Schächten, die zum Teil nur einen Me-ter hoch sind, ist zudem extrem anstren-gend und gefährlich. »Immer wieder dringt Wasser ein, Gase treten aus, Me-thanexplosionen sind keine Seltenheit«, bestätigt der Gewerkschafter.

die tödlichen arBeitSunfälle in südafrikanischen Minen sind im ver-gangenen Jahr zwar deutlich weniger geworden; doch die NUM-Forderung, die Konzerne dürften die Sicherheit der Ar-beiter nicht dem Profit unterordnen, bleibt aktuell. Auch die Frage, wer die Gewinne einstreicht, treibt die Gewerk-schaft und ihre Mitglieder um. Seit eini-ger Zeit wird öffentlich über eine Ver-staatlichung des Bergbaus diskutiert, angeheizt von der Jugendliga des Afrika-nischen Nationalkongresses (ANC). Doch die NUM hat sich dagegen aus- gesprochen. Investoren würden abge-schreckt und Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt, so NUM-Präsident Senzeni Zok-wana. Er kann sich jedoch Modelle wie im benachbarten Botswana vorstellen. Dort gehört der Regierung die Hälfte der Anteile im Diamantenabbau. Kosten und Nutzen der unterschiedlichen Sze-narien werden in Südafrika derzeit ge-prüft, eine Entscheidung wird frühestens im kommenden Jahr erwartet.

Unterdessen wurde eine staatliche Bergbaugesellschaft gegründet. Die »Af-rican Exploration, Mining and Finance Corporation« soll sich zunächst auf die Produktion von Kohle für den heimi-schen Markt konzentrieren. Gerade im Kohlesektor sind die Gewinnaussichten

am Kap der guten Hoffnung hervorra-gend. Mit jährlich etwa 250 Millionen Tonnen ist Südafrika einer der größten Kohleproduzenten der Welt. Die inter-nationale Nachfrage wächst. Doch der Löwenanteil wird im Land selbst ge-braucht. Die Energieversorgung wird maßgeblich von Kohle abgedeckt. Ex-perten sind skeptisch, ob es der südafri-kanischen Regierung gelingen wird, sich in den kommenden Jahrzehnten aus dieser Abhängigkeit zu befreien. »Wir müssen den Energiemix diversifizieren

und von der Kohle wegkommen«, be-tonte Collins Chabane, Minister im Prä-sidentenbüro, nach der Verabschiedung des neuen Energieplans im südafrikani-schen Kabinett. Die darin skizzierte energiepolitische Strategie bis 2030 sieht vor, den Anteil der Kohlekraftwerke drastisch zu senken und erneuerbare Energien sowie Atomstrom auszubauen. Anders als in Deutschland, wo der Atom-ausstieg inzwischen als Konsens gilt und derzeit nur noch über den Zeitpunkt dis-kutiert wird, denkt die südafrikanische Regierung über den Bau neuer Reakto-ren nach. Bislang jedoch gibt es lediglich ein einziges Atomkraftwerk bei Kapstadt, der Anteil der erneuerbaren Energie be-trägt zurzeit nur knapp zwei Prozent.

der enerGiehunGer des Schwellen-landes ist groß und nimmt weiter zu. Die Wirtschaft wächst, Investitionen in neue Kraftwerke wurden vom staat- lichen Energieversorger Eskom zu lange herausgezögert, der Konzern kommt mit der Nachrüstung seiner veralteten Ver-sorgungssysteme nicht nach. 2008 kam es deshalb bereits zu massiven Engpäs-sen bei der Stromversorgung. Das wirkte sich auch auf den Bergbau aus: Vor al-lem Platin- und Goldminen mussten da-mals ihre Förderung zurückfahren oder sogar für ein paar Tage schließen, Arbei-ter wurden entlassen. Eskom warnt nun vor neuen, landesweiten Stromausfällen und verlangt, dass die Unternehmen ih-ren Energieverbrauch dauerhaft senken. Das Steinkohlenbergwerk in Kwazulu Natal hat schon einen Generator ange-schafft, der einmal in der Woche ange-schaltet wird, am Wochenende ruht die Arbeit größtenteils. »Doch wir sind we-niger betroffen als andere«, betont Ge-werkschafter Sifiso Buthelezi mit einem Lächeln. »Schließlich braucht Eskom unsere Kohle, um Strom erzeugen zu können.« Leonie March

Die Autorin ist freie Journalistin und lebt in Südafrika

aufwärts mit kohle: am Schacht in kwaZulu-natal arbeiten die Bergleute bis zu zehn Stunden unter tage – erst

dann ist Schichtwechsel.

34_35_Tendenzen_ohne_Kumpels_05.indd 35 18.04.2011 18:39:09

Page 54: kompakt Mai 2011

36 | kompakt | Mai 2011

> TIPPS RechTSSchuTz

Für das gute Recht

Darauf hat der Rentner Hans Dieter Heller aus Alsdorf bei Aachen lange gewartet: Ende Januar be-

kam er von der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) den »Bescheid über eine Rente aufgrund einer Berufskrankheit«. Sogar zwei berufsbedingte Krankheiten wer-den bei dem früheren Bergmann, der 36 Jahre unter Tage gearbeitet hat, aner-kannt: die Quarzstaublungenerkran-kung (Silikose) und das Lungenemphy-sem. 589,72 Euro Verletztenrente im

Monat (7076,64 Euro im Jahr) wird er deshalb jetzt neben seiner Altersrente erhalten.

Über 13 Jahre hat der Bergmann aus dem Aachener Revier – zusammen mit den Kollegen vom Rechtsschutz der IG BCE – um diese Rente gekämpft. Eine schier unendliche Tortur. Doch im Sep-tember 2010 gab es endlich einen ab-schließenden Vergleich. Er brachte Hans Dieter Heller jetzt die längst überfällige Rente. »Ohne die Gewerkschaft und die ausdauernde juristische Vertretung

Wenn eine KünDigung droht oder eine Berufskrank-heit nicht anerkannt wird, sind viele Menschen in Sorge und Not. Den Mitgliedern der IG Bce jedoch stehen fach-kundige Anwälte mit Rat und Tat zur Seite. Kostenlos.

Foto: Jürgen Seidel

36_37_tipps_Rechtsschutz_05.indd36 19.04.201112:44:46

Page 55: kompakt Mai 2011

37kompakt | Mai 2011 |

durch den Rechtsschutz hätte ich das nie geschafft«, sagt der 72-Jährige. »Das zeigt, wie wichtig es ist, Mitglied in der Gewerkschaft zu sein – und auch als Rentner zu bleiben.«

Davon profitierte auch seine Frau, die ebenfalls Mitglied der IG BCE ist. Wal-traud Heller wurde vor der Haustür bru-tal überfallen und schrecklich zugerich-tet. Die Bochumer Rechtsabteilung der IG BCE sorgte vor dem Landessozialge-richt dafür, dass sie eine dauerhafte Opferentschädigungsrente bekommt.

nachtRägliches Weihnachts- unD uRlaubsgelD

Wenn eine Kündigung droht, die Lohn-fortzahlung im Krankheitsfall verweigert wird, für eine Unfallrente oder über Ar-beitslosengeld gestritten wird – die Rechts-schutzexperten der IG BCE stehen Mitglie-

dern stets mit Rat und Tat kostenlos zur Seite. Sie streiten auch über viele Jahre hinweg bis in die höchsten Instanzen, da-mit Gewerkschafter zu ihrem guten Recht kommen. Rund 12 000 Fälle zum Arbeits- und Sozialrecht bearbeiteten die Anwälte der IG BCE und des Deutschen Gewerk-schaftsbundes (DGB) im Jahr 2010.

Etwa 500 davon gingen über den Schreibtisch der IG-BCE-Rechtsschutzse-kretärin Karola Berndt aus dem Bezirk Cottbus. »Im letzten Jahr gab es bei uns – anders als in den Vorjahren – über- wiegend Streitfälle zum Arbeitsrecht«, be-richtet sie. Gleich 47 davon betreffen die BUL Bergbausanierung und Landschafts-gestaltung Sachsen GmbH. Das Unter-nehmen mit derzeit 139 Beschäftigten hatte nach der Auflösung des Arbeitge- berverbandes der Sanierungsgesellschaf-ten Braunkohle/Chemie e. V. die abge-schlossenen Tarifverträge zum 31. De- zember 2009 gekündigt. Und meinte deshalb, kein tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr zahlen zu müssen.

Doch dagegen wehrten sich der Be-triebsratsvorsitzende Henry Kusche und weitere 46 IG-BCE-Mitglieder – mithilfe von Karola Berndt. Sie berief sich auf das Tarifvertragsgesetz. Danach gelten auch nach Ablauf eines Tarifvertrages »seine Rechtsnormen weiter, bis sie durch eine andere Abmachung ersetzt werden«, heißt es im Gesetzestext.

»Doch solche Abmachungen gab es bei uns nicht, obwohl wir bereit gewesen wären, mit der Geschäftsführung da- rüber zu reden«, berichtet Betriebsrat Kusche. Immerhin konnten die Beschäf-tigten jetzt vor dem Arbeitsgericht Baut-zen einen Vergleich erzielen: Sie erhalten

nachträglich für 2009 und 2010 bis zu 1778,40 Euro Weihnachts- und bis zu 547,20 Euro Urlaubsgeld. Außerdem gilt seit Anfang 2011 ein neuer Tarifvertrag für die BUL. Hans Nakielski

Mehr informationen unter: www.igbce.de/portal/site/igbce/rechtsberatung

arbeitsrecht 5.771 davonIG Bce

davonDGB

sozialrecht 6.305 davonIG Bce

davonDGB

Leistungsklagen/Vergütungsklagen 3.796 1.896 1.900 Schwerbehindertenangelegenheiten 1.483 989 494

Kündigungsschutzklagen 1.465 492 973 gesetzliche unfallversicherung 1.428 1.227 201

Insolvenzrecht 184 138 46 gesetzliche Rentenversicherung 1.391 960 431

Beschlussverfahren 183 87 96 Grundsicherung/Sozialhilfe 636 138 498

Feststellungsklagen 125 49 76 Arbeitslosenversicherungsrecht 626 181 445

Vollstreckung 18 4 14 Krankenversicherung 482 265 217

Pflegeversicherung 106 72 34

Verschiedenes 153 75 78

übeR 33 Millionen euRo eRstRitten

Die Renten für das ehepaar heller und das nachträgliche Weihnachts- und urlaubs-geld für die beschäftigten der bul sind nur zwei von vielen erfolgen. insgesamt holten die Rechtsexperten der ig bce allein im letzten Jahr 17 Millionen euro für die Mitglieder heraus. Doch das ist noch nicht alles. in zahlreichen bezirken oder spezialfällen vertreten auch die Fachleute der Dgb Rechtsschutz gmbh ig-bce-Mitglieder. sie erstritten weitere 16 Millio- nen euro. insgesamt brachte der kosten-lose Rechtsschutz den Mitgliedern im vergangenen Jahr somit leistungen von über 33 Millionen euro.

Wann gibts Rechtsschutz?

ig-bce-Mitgliedschaft seit mindestens drei Monaten

satzungsgemäße beiträge gezahlt

streit um arbeitsrechtliche Fragen (zum beispiel lohn oder Kündigung)

sozialrechtliche Fragen (zum beispiel arbeitslosen- oder Krankengeld) oder sonstige Fragen, die unmittelbar mit der tätigkeit im betrieb oder eintreten für die ig bce zusammenhängen

ausreichende erfolgsaussichten bei Rechtsstreit

Jedes Mitglied der ig bce hat anspruch auf kostenlose Rechtsauskunft und juristische Vertretung. Das sind die Voraussetzungen:

Die zeit des aktenwälzens ist vorbei: Mit den experten der ig bce hat das ehepaar heller einen langjährigen streit vor gericht endlich gewonnen.

Foto: teutopress Gmbh

BeARBeITeTe RechTSSchuTzFäLLe IM JAhR 2010

36_37_tipps_Rechtsschutz_05.indd37 19.04.201112:44:48

Page 56: kompakt Mai 2011

38 | kompakt | Mai 2011

> TIPPS weITerbIldung

Studieren nach dem Probieren

Schnurgerade war der Weg zum Stu-dium für Andreas Rathmann nicht. Doch die Anstrengungen haben

sich gelohnt: Jetzt ist der 28-Jährige an der Universität Hamburg für den Masterstudi-engang »Human Resource Management – Personalpolitik« einge-schrieben. »Ich habe mehr Perspektiven und ganz andere Möglichkei-ten als vorher«, sagt An-dreas.

Nach mittlerer Reife an der Realschule lernte er zunächst Energieelektroniker bei der Firma Zwiesel im Bayerischen Wald. »Doch nach fast drei Jahren Berufstätig-keit wollte ich weitermachen, aber nicht im technischen Bereich«, erzählt er. Über Gewerkschaftsfreunde bei der IG BCE erfuhr er zunächst von der »Akademie der Arbeit« in Frankfurt und hat sich be-

ein Studium ohne Abitur ist möglich – wer den Sprung aus dem Job an die uni schaffen will, braucht allerdings einen langen Atem und muss gut planen können.

»Ich habe jetzt mehr Perspektiven und ganz andere Möglichkeiten als vorher.«

Andreas Rathmann

worben. Dort konnte er sich elf Monate lang mithilfe eines DGB-Stipendiums auf dem Gebiet der Arbeitsbeziehungen fortbilden. Zwar hat Andreas dort kei-nen neuen Abschluss erwerben können, aber gelohnt hat es sich für ihn auf jeden

Fall. »Ich bin auf den Geschmack ge-kommen«, sagt er. Am Ende der Zeit in Frankfurt war ihm klar: »Ich will noch mehr lernen.«

Er bewarb sich für den Bachelorstudi-engang Sozialökonomie in Hamburg. Schwierig fand Andreas Rathmann vor allem die langen Vorlaufzeiten und

Fristen, die einzuhalten sind, wenn man sich an einer Universität bewirbt. »Man muss schon genau wissen, was man will und das bis zu einem Jahr vorher«, sagt er. Für das Studium in Hamburg musste er zudem drei schrift-liche und eine mündliche Aufnahme-prüfung bestehen. Seine abgeschlossene Lehre war eine Vorbedingung für die Prüfung.

Drei Jahre lang hat er sich im Bachelor unter anderem mit BWL, VWL und Wirt-schaftsarbeitsrecht beschäftigt. Nun schließt er das zweijährige Masterpro-gramm an. Sein Wunsch ist, später ein-mal im Bereich der Rechtsberatung zu arbeiten. Ein langer Weg. Und einer, den sich der gelernte Energieelektroniker auch erst finanzieren musste. Geschafft hat er es über ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung.

Anette Schröder

38_39_tipps_Studium_05.indd 38 18.04.2011 17:38:20

Page 57: kompakt Mai 2011

39

Studium ohne AbituR – dAS Sind die wichtigSten VoRAuSSetzungen:

. . . zum beispiel eine abgeschlossene Lehre sowie berufserfahrung

. . . wissen, dass man unter umständen nur bestimmte Fächer studieren darf

. . . beachten, dass der zugang zu einem Studium in den einzelnen bundesländern unterschiedlich geregelt ist

. . . gut planen: die Anmelde-fristen liegen oft ein Jahr vor dem eigentlichen Studien-beginn

kompakt | Mai 2011 |

So gehts zum beispiel in nordrhein-westfalen

Wer seinen Meister gemacht hat oder ei-nen vergleichbaren Abschluss zum Bei-spiel als IHK-Fachwirt oder IHK-Fach-kaufmann vorweisen kann, ist berechtigt ohne weitere Prüfung an sämtlichen Uni-versitäten und Fachhochschulen ein Stu-dium aufzunehmen. Mit einer erfolgreich abgeschlossenen zweijährigen Ausbildung sowie dreijähriger Berufserfahrung in dem erlernten Beruf, können Interessierte ebenfalls ohne weitere Zugangsprüfung ein Studium aufnehmen. Allerdings muss es fachlich dem erlernten Beruf entspre-chen. Hat das gewünschte Fach nichts mit der bisherigen Ausbildung und Berufspra-xis zu tun, dann kann man sich durch ein Probestudium oder eine Zugangsprüfung an der jeweiligen Hochschule für ein Stu-dium qualifizieren.

nützLiche inteRnetSeiten

wer sich akademisch weiterbilden möchte, findet auf der Seite der ig bce eine deutschlandweite übersichtskarte von Fachhochschulen und universitäten mit den Studien-gängen, die ohne Abitur studiert werden können:

http://www.igbce-aktuell.de/portal/site/igbce/studieren_ohne_abitur/

der deutsche bildungsserver ist ein gemeinschaftsservice von bund und Ländern. unter der Rubrik »Studieren ohne Abitur« sind unter anderem alle bundesländer mit ihren speziellen zulassungsverordnungen verlinkt:

http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=3578

das Portal »wege ins Studium« ist eine gemeinschaftsplattform des deutschen gewerkschaftsbundes, des bundesministeriums für bildung und Forschung sowie weiteren institutionen. dort sind der aktuelle Stand der »neu-ordnung des hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte« sowie infor-mationen über das »Aufstiegsstipen-dium« der bundesregierung zu finden:

http://www.wege-ins-studium.de/de/studiumaberwieundwas/studierenohne-abitur.htm

weitere Stipendien vergeben die zwölf bundesweiten begabtenförderungs-werke, zu denen auch die hans-böckler-Stiftung gehört (www.boeckler.de). Adressen und websites sind auf der Sei-te des bundesministeriums für bildung und Forschung aufgelistet und verlinkt:

http://www.bmbf.de/de/294.php

Foto: dirk Kirchberg

im blaumann in die bibliothek: wer ohne Abitur zum büffeln an die uni will, muss lange Vorlauf-zeiten einplanen.

38_39_tipps_Studium_05.indd 39 18.04.2011 17:38:25

Page 58: kompakt Mai 2011

> Rätsel>

| kompakt | Mai 201140

2 111 7 1365 83 9 12104

Netz zurDatenfern-übertra-gung (Abk.)

Stadt südl.von Moskau

Körper-partie

zeitlich inunmittel-bare Näherücken

Meeres-buchtOrt aufAmeland

Sprache fürInternet-dienste(Abk.)

Gewürz

Figur beiMelville

somit,folglich,demnach

Autokz. v.Meißen

Kamera-einstellung

Märchen-wesenMotorart(Kzw.)

islamischesHerrschafts-gebiet(z. B. Oman)

WalliserKäsegerichtStadt östl.von Unna

Sehnsuchtnach zuHause

Haarteil

nordamer.Indianer

kroat.-amer.Physiker †

eh. österr.Adelstitel

frz. Stadt

musikal.:gebundendt. Autor †(Eugen)

drei(ital.)

Stadt inSyrien

zurück-haltend,befangen

Engel,Paradies-wächter

Strom inRussland

kaputt(ugs.)

oliv-grünerPapagei

schwarzerVogelStrichcode(Abk.)

Ferment

span. Plu-ralartikel

Zuflussdes Ober-rheins

GroßstadtamRhein

Skitorlauf

bitte wen-den! (Abk.)

Vesperbild

Licht-bild

dünnesTeig-plättchen

OpervonBellini

22. griech.Buchstabedt. Autor †(Michael)

weib-licherVorfahr

schwe-discheDynastie

Nummer(Abk.)

wasserdich-tes Gewebe

amerika-nischerBerglöwe

Informati-onstechnikEreignis inBerlin 1961

Polderschmü-ckendesBeiwerk

Gemälde imLouvre vonLeonardoda Vinci

weiblicheGestalt inder griech.Mythologie

Sinus(Abk.)

mantel-artigerUmhangder Araber

Handels-brauch

Obst-sorte

HauptstadtvonMallorca

Autokz.von Halle

Bleisiegel,-verschluss

Körper-gliedStadt inSachsen

wissen-schaftl.Beamteran Museen

per pro-cura (Ab-kürzung)

Dachfenster

Technikbeim Ski-springen

Kurort imSpessart

Gerät zurZielführung

Horn-klee

Stück(Abk.)

Heilpflanze

dt. Maler †

Frequenz-maßeinheit

Schling-pflanze

Kantonder Schweiz

griechi-scher Bergan derÄgäis

zwei(englisch)Gift-schlange

Einheit vonacht BitsMangel anklarem Weg

ersterdeutscherBundes-präsident

Erbsen-schote

Insel imPazifikStadt inÄgypten

ohnehin,ohnedies

ältererVerwandter

altkirch-licherLob-gesang

Entlüfter,Absaugerital. Wein-bauort

Wind-richtung

Berg imBayer. Wald

Südostasiat

Stadt amSolling

MüllnächtlichjagenderGreifvogel

Musik-stil

eh. Zaren-erlass

Neben-fluss derDonau

Raumton-verfahren

ital. Ordens-bruder

Fürwort

Haltung,Aussehen

Autokz. vonDresdenUniversität(Abk.)

Halbtonunter GleichterWind

Grünanlage

Autokz. v.Konstanz

Siedler inSüdafrikaAutokz. v.Darmstadt

indischesWickel-gewandthür. Stadt

DienerinLivree

Städtchenam Nür-burgring

Ziffer,einstelligeZahl

Rosen-pflanzung,Rosen-sammlung

2

11 1 7

13

6

5

8

3

9 12 10

4

1403493

Frisbee am StrandDer Frühling ist da – doch nicht immer bringt er nur Sonnenschein. Wer sich an Regentagen trotzdem fit halten will, für den verlost kompakt unter allen Einsendungen des rich-tigen Lösungswortes zehn Mal ein ganz besonderes Sportgerät: eine Nintendo

Wii inklusive der beliebten Spiele Wii Sports und Wii Sports Resort. Spielen Sie Frisbee am Strand oder trainieren Sie Ihre Fitness bei Tennis oder Golf – und alles bequem zu Hause. Darüber hinaus gibt es für alle Leseratten 40 Mal »Das böse Mädchen« von Mario Vargas Llosa.

Mario Vargas LlosaDas böse Mädchen Roman

Suhr

kam

p

40_41_raetsel_05.indd 40 19.04.2011 10:36:29

Page 59: kompakt Mai 2011

41kompakt | Mai 2011 |

Glück & Glosse

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, den Unternehmen anbieten, um ihre Beschäftigten fit zu halten. Bitte die lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. einsendeschluss ist der 18. Mai 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

Bei DeR VeRlosUnG DeR PReise unter den ein-sendern richtiger lösungen fielen die zehn Haupt- gewinne – ein Porzellan-set von Villeroy & Boch – an:Roland treder, eichenzell; Gerhard Domian, Bo-chum; karl Buchholz, elsenfeld; Doris Zelmer, Prem-nitz; Hans christian Plattner, Waldkirch; Jürgen Pertzsch, eilenburg; Willy Pöppelmann, ennigerloh; Helmut strehlow, Hemmingstedt; conny Heydorn, Fürth; Michael Parusel, Warngau.

Je ein PAstA-GescHenkset erhalten: Hannelore Wolfert, Beindersheim; Alfred link, Frechen; Anneliese Batl, stade; Gerd langenhop, Bad Fallingbostel; karl-Heinz Jennert, Bergkamen; Jürgen von der Gönna, Weimar; Birgit Hohl, schnait-tenbach; Helmut Böhme, Hahnstätten; corinna Diwo, saarlouis; christian Rommel, Völkershausen; John Anderson, Berlin; Hubert Fiebig, Poing; inge Fischbach, Welschbillig; elfriede Wick, Bobingen; Gerd Ulle, sangerhausen; Heinz Bernhardt, Alten-berg; sieglinde Voit, selb; Friedhelm schwarz, ottrau; Reinhard Müller, Düsseldorf; Hella lindner, Aue; Heidrun klose, lüneburg; klaus-Dieter Buch-holz, Bad Berleburg; Herbert Werner, köln; Mecht-hild Müller, Hasselroth; Helmuth koehres, erzhau-sen; thomas Wendland, Werder; Daniela Völk, Gersthofen; Anne-Gisa todt, sonneberg; steffen Duran, Weingarten; Wolfgang Vogler, neu Wulm-storf; Wolfgang Hanse, Hoyerswerda; Volker Hardt, Gerlingen; Ruth Mertens, staßfurt; Bernd Mildert, Hagen; sabine Fieß, leinefelden-echterdingen; tho-mas Roth, Wertheim; Dirk Bernstädt, Weißwasser; Jürgen Hippel, Gladbeck; Gerd knüppelholz, lüb-ben; christiane kahrmann, Rodenbach.

Cartoon

@la

ppan

-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

A ls Gott den Menschen erschuf, da war gewiss viel guter Wille im Spiel, allein . . . nun ja. Dafür

sind ja die Sonnenuntergänge und manche Papageienarten ganz schön ge-raten. Wir wollen nicht meckern, was Gottes Werke angeht. Allerdings muss man mal die Frage stellen, warum uns der Allmächtige erst mit dem leistungs-stärksten Gehirn aller Säugetiere aus-stattet, um uns dann sieben Euro für ei-nen Cappuccino bezahlen zu lassen? Warum tun wir das? Ist ja schön, dass unser Hirn über jeweils 100 Milliarden Nervenzellen verfügt – man muss aber auch etwas damit anfangen können. Der Gedanke kommt mir jedesmal, wenn ich vor einem Fahrkartenautoma-ten der Deutschen Bahn stehe. Aber im-merhin: ein Gedanke. 90 Prozent der Menschen auf der Erde übrigens glau-ben an einen Gott. Der Rest glaubt im-merhin an Apple, Justin Bieber oder

Apfelkuchen. Der Sänger der Berliner Band Allee der Kosmonauten hat vor Jahren bekannt, er habe eine Parkplatz-schranke auf den Kopf bekommen und glaube seitdem an Gott. Inzwischen üb-rigens ist die Band aufgelöst und heißt jetzt Rakete. Man könnte also sagen: Sie hat vom Kommunismus über Gott zur Wissenschaft gefunden. Der große Phi-losoph Dr. House hat mal gesagt: »Wenn man zu Gott spricht, ist man re-ligiös, wenn Gott zu einem spricht, ist man irre.« Das ist natürlich zynisch, aber die großen Aufklärer waren alle Zy-niker. Vielleicht, weil sie wussten, dass 100 Milliarden Nervenzellen einfach nicht genug sind. Nietzsche zum Bei-spiel schrieb einst: »Keiner ist so ver-rückt, dass er nicht einen noch Verrück-teren findet, der ihn versteht.« Denken Sie daran, wenn Sie demnächst mal wieder vor einem Fahrkartenautomaten stehen. Imre Grimm

GRiMMs MäRCHEN

B Q A H A K L FV E N E Z U E L A B R U N E L L E

M I R E L L I P S E I D E A LE I S L A U F R A P I D E D S L

G I R E W K I N O C I SD R A N G B O R T E G R E G O RP A D L A U G E L A G U N E U

T R I O S E N F H E F T S HI M S I D E E

P O M P O M A NK N I F F T O M S K

C E R P E RA K N E G G F O

O N E I R E B ES T R O H P A R I S

E I N E N K UU N G A R P M E T A N I S

N G R A T I S C H A T T E NN E U E M A T T K A T E S I R

T R A M U F E R A B T EZ O O G E W I R R K A K I G I

S P A R R E N O F E N S A A TL I L A I K O N E K N A R R E

P O E T U T A H E D E L M A N N

Lösung: FRUEHLINGSERWACHEN

Lösung April 2011: FruehLingserwAchen

Musste der Herr Gertrude Heilmann ausgerechnet jetzt erscheinen?

40_41_raetsel_05.indd 41 19.04.2011 10:36:33

Page 60: kompakt Mai 2011

42 | kompakt | Mai 2011

> Mein ArbeitsplAtz

Der Duft des Alltags »Stellen Sie sich vor, Sie gehen

morgens unter die Dusche und benutzen ein Waschgel, das gar

nicht riecht. Möchten Sie das? – Mein Ziel als Parfümeur ist es, dass jeder Mensch Freude an den Dingen hat, mit denen er täglich umgeht. Des-

halb kreiere ich bei Symrise Düfte für Parfüms, Körperflege- und Waschmittel sowie Duftkorrigenzien für den indus-triellen Bereich.

Eigentlich bin ich gelernter Drogist.Nach der Bundeswehr und der Drogisten-akademie in Braunschweig bin ich zum Duft- und Geschmacksstoffherstel-ler Haarmann & Reimer gegangen, der 2003 in Symrise aufgegangen ist. Hier

habe ich zunächst eine fünfjährige Aus-bildung zum Parfümeur gemacht und gelernt, die ganzen Rohstoffe, die man in Parfüms benutzt, über den Geruchs-sinn im Gedächtnis zu speichern, zu be- nennen und zu katalogisieren. Das er-fordert viel Zeit und tägliches Training.

Man geht davon aus, dass ein erfah- rener Parfümeur in seinem Berufsleben 200 000 bis 500 000 Stoffe gerochen hat.

Wenn ich einen Duft entwickele, stehe ich – anders als viele erwarten – nicht im Labor. Die kreative Arbeit findet im ersten Schritt im Kopf statt. Ich lege mir den Duft passend zu den Wünschen der Ver-braucher zurecht, gebe dann die Rezeptur in meinen Computer ein und lasse ihn in

Teilen durch unseren Mischroboter her-stellen. Meine Assistentin vervollständigt den Duft um die noch fehlenden Kom-ponenten. Wenn der Duft auf meinem Tisch steht, rieche ich daran und präzi-siere ihn immer mehr, bis ich damit zu-frieden bin. Parfümeursarbeit ist sehr experimentell, man darf sich nicht davor fürchten, einen ganzen Tag an einem Duft zu arbeiten und in einer Minute eine Idee zu haben und sie sofort in die Tat umzusetzen. Die Anzahl der Parfüms, die ich schon gemischt habe, kann ich gar nicht benennen. Es sind wohl Zehntausende.

Aufgezeichnet von Yasmin Karg

Der Parfümer: Keiner riecht besser.

Foto

: © F

rank

sch

insk

i/O

st

Kr

eU

z

Weltweit gibt es nur rund 500 Parfümeure, drei Dutzend davon in Deutschland. Sie komponieren Düfte jeglicher Art. Mehr unter: www.igbce-jugend.de

»Es dauert viele Jahre, um die Rohstoffe für Parfüms im Gedächtnis zu speichern.«

«

WilhelM WieDMAnn (61) ist parfümeur bei symrise.

42_mein_Arbeitsplatz_05.indd 42 18.04.2011 17:40:11

Page 61: kompakt Mai 2011

Der Sonne entgegenmit MS VISTAMAR

Lanzarote MS VISTAMAR – das Schiff mit persönlicher Note

Traumkreuzfahrt Kanaren

Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)

Telefonisch erreichbar: Täglich von 8.00 – 22.00 Uhr

Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund

www.dgb-reisen.de

Eine Reise in den sonnigen Süden zu einer Zeit, inder es bei uns doch schon ziemlich kalt ist. Von Andalusien aus nach Nordafrika und weiter zu denKanarischen Inseln. Lernen Sie märchenhafteStädte und faszinierende Inseln kennen an Bordder MS VISTAMAR.

Ihr Schiff: Komfortables Mittelklasseschiff MS VISTAMAR

Die familiäre MS VISTAMAR bietet max. 290 Gästen Platzund hat durch den persönlichen Service eine behaglicheAtmosphäre. Auf den Außendecks finden Sie ausrei-chend Liegestühle, im Musiksalon erwartet Sie das Un-terhaltungsprogramm. Alle Gäste speisen in einer Tisch-zeit. Zum Mittag- und Abendessen werden Sie mit mehr-gängigen Menüs inkl. Tischwein verwöhnt. WeitereBordeinrichtungen sind die Rezeption, Bar, Ausflugs-büro, Frisör, Sauna, Außenpool, Bibliothek, Kartenspiel-zimmer, gläserner Fahrstuhl und das Bordhospital. DieGäste bevorzugen sportlich-elegante Kleidung, zum Kapitänsempfang auch festlich.

IG BCE-Mitgliederreisen

• Inkl. Flug und Transfer• Vollpension an Bord inkl. Tischwein• DGB-Reisen Extra: 30,– €

Getränkegutschein an Bord

3 % Rabatt für Mitglieder und deren Mitreisende

8-tägige Kreuzfahrt

ab E999,–p. P./2er Innenkabine

Ihre ReiserouteMusikalischer Frühschoppen

Ihre Kabine verfügt über zwei überbreite Betten (1,05 m),Dusche/WC, Fön, Klimaanlage, SAT-TV (empfangsbedingt),Video-TV, Telefon und Radio.

Ihr ReiseverlaufTag Reiseverlauf/Schiffsroute Ank. Abf.12.12. Flug nach Malaga & Einschiffung – 23:0013.12. Gibraltar/Großbritannien 8:00 11:00

Tanger/Marokko 14:00 18:0014.12. Casablanca/Marokko 9:00 20:0015.12. Erholung auf See – –16.12. Arrecife/Lanzarote 10:00 19:0017.12. Las Palmas/Gran Canaria 8:00 18:0018.12. San Sebastian/La Gomera 8:00 18:0019.12. Santa Cruz de Tenerife/Teneriffa 7:00

Rückflug nach Deutschland

Routenänderungen vorbehalten.

Termine und Preise 2011 pro Person in EKanaren-Kreuzfahrt mit MS Vistamar Abflughäfen: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, MünchenKabinenkategorie 12.12. – 19.12.112er Innenkabine 999,–2er Außenkabine, Bullauge 1.299,–2er Außenkabine, Fenster 1.699,–Einzelbelegung innen 1.499,–Enzelbelegung außen 2.099,–Kennziffer: 55556 Buchungscode: Z8N002Reisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige: Für alle Reisen istein noch mind. 6 Monate nach Reiseende gültiger, bordeauxroter, maschi-nenlesbarer Reisepass erforderlich. Bitte beachten Sie, dass sich die Einreise-bestimmungen ständig ändern können. Aktuelle Informationen finden Sieauf www.auswaertiges-amt.de. Staatsangehörige anderer Länder wendensich bitte an die zuständige Botschaft. Zusätzliche Kosten: Ausflüge (anBord buchbar). Weitere Informationen: Die Bordsprache ist deutsch. Dieoffizielle Bordwährung ist EURO. Besonders günstige Nebenkosten an Bord!

Inklusivleistungen pro Person

• Flug ab gebuchtem Flughafen nach Malaga und zurück von Teneriffa

• Transfer Flughafen – Schiff - Flughafen• Kreuzfahrt gemäß Reiseverlauf• 7 Übernachtungen in der gebuchten Kabinenkategorie• Vollpension an Bord mit Tischwein zu Mittag- und

Abendessen• Musikalischer Frühschoppen an Bord• Würstchenstation für den „Hunger zwischendurch“• DGB-Reisen Extra: 30,– € Getränkegutschein an

Bord• Teilnahme am Unterhaltungsprogramm an Bord• Deutschsprachige Reiseleitung an Bord• Ein- u. Ausschiffungsgebühren u. Luftverkehrssteuer• Bunkerölzuschlag in Höhe von 56,– €

• Reisepreis-Sicherungsschein

ANZEIGE

Page 62: kompakt Mai 2011

44_u4_Eigen_Anzeige_05.indd 44 14.04.2011 14:57:43


Recommended