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B.Magazin 03/2012

Date post: 27-Mar-2016
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Die Ausgaben vom B.Magazin, dem Baustellen-Magazin für Verkehrswegbauer, befasst sich in seiner Dezember-2012-Ausgabe mit dem Wasserbau im Zürichsee, Hanspeter Latour, dem Sensemann vom Berneroberland und und und. Hol dir das kostenlose Abo unter www.verkehrswegbauer.ch/bmagazin
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NEUANFANG Erste Schulwoche für die neuen Verkehrswegbauer. Impressionen von der Einführungswoche. Seite 18 FÜHRUNGSPOSITION Wie der Spanier Alberto López in der Schweiz vom Strassenbauer zum Bauführer wurde. Seite 22 GELD UND GLÜCK Endlich eigener Lohn! Doch nicht allein Geld zählt bei einem guten Ausbildungsplatz. Seite 26 #03 /12 B. BAUSTELLE. DAS MAGAZIN FÜR VERKEHRSWEGBAUER DEZEMBER 2012 DA GUCKST DU! FUSSBALLTRAINER LOBT SCHWEIZER STRASSEN
Transcript

NeuaNfaNgErste Schulwoche für die neuen Verkehrswegbauer. Impressionen von der Einführungswoche.Seite 18

führuNgspositioNWie der Spanier Alberto López in der Schweiz vom Strassenbauer zum Bauführer wurde.Seite 22

geld uNd glückEndlich eigener Lohn! Doch nicht allein Geld zählt bei einem guten Ausbildungsplatz.Seite 26

#03/12

B.Baustelle.das magazin für Verkehrswegbauer

dezember 2012

Da guckSt Du! Fussballtrainer lobt

schweizer strassen

www.ich-will-strassenbauer-werden.ch

eiNsatz/NEWS

05film aB!Ab sofort in den Schweizer Kinosälen: Der neue Werbespot für Strassen-bauer mit Mike Schmid.

WisseN/SchuLE

12mit ipad uNd schutz ausrüstuNg Vom Klassenzimmer in die Praxis-hallen: Eine Woche ÜK.

WisseN/INSIDE

17latours zukuNftstippsProminenter Motivator: Fussball-Legende hanspeter Latour an der Diplomfeier 2012.

macher/FIrMA

20setzeN lasseNJeder Stein ein unikat: Pflästerer am handwerken.

techNik

28steilvorlageWie die Spezialmaschinen von Walo am hang zum Einsatz kommen.

freizeit/PortrAIt

30gut aBgeschNitteNStefan Kurzen mit Sense: Wettkampf-handmähen im oberland.

06schiff ahoi!

Die wasserbauspezialisten der walo bertschinger aG am zürichsee: schwimm-weste obligatorisch.

inhalt

03/12 B. MAGAzIN 03

eiNsatz/NEWS

NormaN gysiN:«Das Magazin ist sehr über-sichtlich gestaltet und hat coo-le Beiträge. Gerade der Be-richt über die Bagger war für mich als Maschinenfan super. Ich finde es auch immer witzig, wenn ich das eine oder andere bekannte Gesicht vom cam-pus im Magazin wiedererken-ne. Die Mischung Bild/text ist ideal, es soll ja kein ‹Blick› sein, der nur aus grossen Fotos und Schlagzeilen besteht.»

remo defloriN: «Ich finde auch die zweite Aus-gabe sehr gelungen und hab sie von A bis z durchgelesen. Als Strassenbau-Lernender in-teressieren mich natürlich die reportagen über Baustellen. Auch die Portraits der Frau-en auf dem Bau fand ich sehr spannend. In unserem Betrieb arbeitet keine Frau, deshalb kenne ich das gar nicht. Ich habe keine Änderungswün-sche, einfach weiter so.»

urs schelBert (LINKS):«Ich habe auch die zweite Aus-gabe gelesen, vor allem die Geschichte über die Baustel-len oder den Bericht über In-ternatsleiter Kaspar Bühlmann. Für meinen Geschmack dürfte es in der nächsten Ausgabe noch mehr über Maschinen drinhaben.»

aNdy Büchi (MIttE): «Wir schauen uns meist nur die Fotos an. Wenn es eine spannende Bildunterschrift hat, lesen wir sie auch noch.»

adriaN groB (rEchtS):«oder die Storys über die Baustellen, die sind spannend. Den Schulteil lassen wir aus, das kennen wir ja alles.»

geht’s Noch Besser?seit august liegt die zweite ausgabe des b. Magazins auf. Via Facebook oder Mail könnt ihr jederzeit lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge anbringen. oder ihr tut eure Meinung auf dieser seite kund.

Die Fans vom Baustellen-Magazin erfahren über Facebook News, Hintergrundinfos oder Making-of-geschichten. auch im Magazin nicht abgedruckte Fotos finden, Facebook sei Dank, den Weg an die Öffentlichkeit.

FacEBOOk/BaustellenMagazin – reinschauen und Fan werden!

Die Redaktion des B. Magazins freut sich auch auf dein Feedback-Mail an [email protected]

FEEDBack

zuM lEtztEN

BauStEllEN-

MagaziN

04 B. MAGAzIN 03/12

enterprise, die Stiftung für unter-nehmergeist in Wirtschaft und Gesellschaft, zeichnet jedes Jahr

vorbildliches unternehmerisches han-deln in der Berufsbildung aus. Für die «wegweisende» Anschlussausbildung, die gemäss Enterprise «von grossem unternehmergeist» zeugt, durfte die Be-rufsfachschule Verkehrswegbauer eine Anerkennungsurkunde der Stiftung ent-gegennehmen.

start geglücktDie von der Berufsfachschule eigenständig entwickelte und lancierte Anschlussausbildung ist ein grosser Erfolg: Noch kein Jugendlicher, der von dem Angebot Gebrauch gemacht hat, brach die Lehre ab. Diese Ausbildung trägt damit we-sentlich dazu bei, dass der Branche viele top ausgebildete Berufsleute zur Ver- fügung stehen.

eNterprise zeichNet aus Grosse ehre für die berufsfachschule Verkehrswegbauer: sie wurde von der stiftung enterprise für die neu lancierte anschlussausbildung ausgezeichnet.

eiNsatz/NEWS

Strassenbauer goes hollywood: Diesen Sommer drehte der Fachverband Infra zusammen mit Ski-cross-olympiasieger Mike Schmid einen Kinospot. Wie cool es ist, Strassenbauer zu sein, zeigt der Mann aus dem Berner oberland eindrücklich: Vom grauen Museum geht’s ab in die halle 6 auf dem campus Sursee. Wer nach diesem Werbespot nicht unbedingt und sofort eine Lehre im Verkehrswegbau anfangen möchte, dem ist nicht zu helfen.

Weitere Bilder des Kino-Drehs und ein ausführliches Interview mit Mike Schmid gibt es auf Facebook.

oscarreife leistuNg

www.verkehrswegbauer.chliNk

03/12 B. MAGAzIN 05

eiNsatz/rEPort

Nichts für

laNdratteNnoch vor einem Jahr wäre man in wädenswil

nur mit dem buschmesser ans ufer gekommen. heute kann man hier sogar übers wasser gehen.

Dem neuen uferweg sei Dank.

eiNsatz/rEPort

Der Giessen, die halbinsel bei Wädens-wil am zürichsee, ist seit nunmehr einem Jahr Guido rüetschis zweites zuhause. Er

ist Polier bei der Walo Bertschinger AG und Bau-stellenverantwortlicher für den neuen uferweg von richterswil nach Wädenswil. «Als wir vor gut einem Jahr mit den Arbeiten loslegten, standen hier noch häuser und grosse Pappeln», erzählt Guido. zudem war der schmale Streifen zwischen See und Bahn-strecke komplett überwuchert. Viel zu tun also für die vier Wasserbauspezialisten von Walo Bertschinger.

mit Bagger uNd Bootohne Boot und Schwimmweste geht auf der Baustelle in Wädenswil nichts. Wegen der un-mittelbar an den künftigen uferweg grenzenden Bahngleise müssen viele Arbeiten vom Wasser her ausgeführt werden. Mit grossem Bagger-Auf-gebot wurde das dichte ufergewächs entfernt, auf Boote verladen und entsorgt. Danach kipp-te man eine Menge Kies in den See am ufer. Mit diesen riffaufschüttungen entsteht unter und über dem Wasser ein ökologisch wertvoller Lebens-raum für Pflanzen sowie Fische und andere tiere. und für die Menschen? Die bekommen einen Fuss-

gängersteg. Künftig kann man von richterswil nach Wädenswil nicht nur dem ufer entlang, sondern auch über der Wasseroberfläche spazieren.

pfahlBauer uNd hochseekapitäNDer Steg ruht auf 16 Meter langen Pfählen. Sie wurden bereits im Frühling 2012 von einem Pon-ton aus, einer Art grossem Floss, in den Seegrund gerammt. Kapitän während der gesamten Bauzeit ist Pit Breij. Der Ponton wird von einem Boot ge-stossen. Die «Breite» hat Baujahr 1968 und wurde für ihren Einsatz per Spezialtransport von Basel an den zürichsee transportiert. Der 53-jährige hollän-der Breij ist seit seinem 17. Lebensjahr auf See. Vor sechs Jahren hat er von den grossen Frachtschiffen zu den Wasserbauspezialisten gewechselt. «Was-serbau ist sehr vielseitig. hier in Wädenswil wurden die rammrohre vom Ponton aus 14 Meter tief in den Seegrund getrieben. So erreichen sie die nötige Stabilität.»

Nie ohNe helm uNd schWimmWeste Inzwischen ist es herbst, die Arbeiten sind weit fortgeschritten. Die rammrohre sind versenkt, nun steht die Montage der Stahlprofilroste an. Der tief-

abladen, zwischen-lagern, aufladen:

Viel hin und her, bis alles Material

richtig auf den Ponton geladen ist.

08 B. MAGAzIN 03/12

eiNsatz/rEPort

lader der Schneider Stahlbau AG aus Jona steht am ufer zum Abladen bereit. Das Stahlbau-team rund um chefmonteur Ferdinando Defrancisci wird die Montage zusammen mit der Mannschaft von Guido rüetschi ausführen. Der Platz am ufer ist knapp. Doch der Baggerführer versteht sein Metier und lädt ohne viel Aufhebens die roste in der richtigen reihenfolge auf den Ponton. Während den Arbei-ten am und auf dem See sind Schwimmwesten obligatorisch. und weil hier auch mit Stahlträgern gearbeitet wird, gehört auf jeden Kopf ein helm. Ist ja klar.

teamWork Bei WelleNgaNg«hier packt jeder mit an», erzählt Guido. «Wir von der Wasserbau-Abteilung sind ein eingespieltes team und arbeiten teilweise schon über 12 Jahre zusammen.» Gemeinsam mit den Stahlbauern, dem Bagger und den Stahlelementen tuckert die Mann-schaft auf dem Ponton richtung Montageplatz ein paar hundert Meter seeabwärts. Die Stützpfähle ragen knapp aus dem Wasser. «Wegen starker regenfälle letzte Woche stieg der See etwa einen halben Meter an», so Guido. Bei einem Jahrhundert-hochwasser wäre der Steg überflutet. Das ist so

chefmonteur Ferdinando Defrancisci: «auf Montage braucht es Muckis. und Vorsicht ist immer geboten, auch wenn wir nur einen halben Meter über dem wasser arbeiten.»

ob rhein oder zürichsee: Kapitän Pit breij ist mit allen wassern gewaschen.

03/12 B. MAGAzIN 09

vorgesehen. Diese Gefahr besteht heute zum Glück nicht, der Pegel ist bereits wieder um 30 zentime-ter gesunken. Mit geübtem Manöver bringt Pit den Ponton in Position. Sobald die schwimmende Platt-form fest verankert ist, kommen die Stahlbauer zum Einsatz. zwei von ihnen springen beherzt auf ein kleines Floss, das vor dem Ponton bei den Stütz-pfeilern festgemacht ist.

fast Wie Bei ikeaAuf dem Ponton montiert Ferdinando derweil mit Pit die Stahlfüsse an den grossen rosten. Diese werden später in die Pfähle millimetergenau auf die richtige höhe eingeführt. Ferdinando dirigiert den Baggerfahrer, dieser hebt mit seinem Gerät das erste 3-tonnen-teil an und bringt es knapp über Boden in Position. Pit steht mit den Stahlfüssen, Schrauben und Werkzeug bereit. Es ist fast wie das zusammenbauen eines Ikea-regals. Nur die Einzel-teile sind etwas grösser und schwerer. Sobald Fer-dinando das zeichen gibt, wuchtet der Bagger das Stahlelement in die höhe und dreht ab zum team auf dem Floss. Dort wird das teil langsam, mit den Füssen voran, in die Stützpfähle abgesenkt. Nun be-ginnt für die Männer auf dem Floss die Arbeit. Mit

riesigen Werkzeugen verbinden sie die Stahlroste. Schrauben werden montiert, angezogen, wieder gelockert, neu ausgerichtet. rasch sind weitere zehn Meter Steg montiert. Eine starke Leistung!

eiNsatz/rEPort

iNFODer neue uFerWegDer neue Steg ist ausschliesslich für Fuss-gänger zugelassen. Nur die unterhalts-fahrzeuge bis 2,2 tonnen gesamtgewicht dürfen die Holzplanken befahren. Dank des Stegs werden schützenswerte Pflan-zen am ufer erhalten, und die Spaziergän-ger können einen einmaligen gang über der Wasseroberfläche geniessen.

Der uferweg ist ein Teilprojekt des Wan-derweges rund um den zürichsee. Er ver-bindet auf rund 1,8 kilometern Richters-wil und Wädenswil.

Jetzt die holzplanken drauf und noch das

Geländer montieren – fertig ist der laufsteg.

10 B. MAGAzIN 03/12

Was ist die besondere Heraus - forderung beim uferweg-Projekt hier in Wädenswil?Die grösste herausforderung ist wie immer der termindruck. hier in Wädenswil kom-men aber auch die besonderen Gegeben-heiten der umgebung hinzu. zu Beginn mussten wir alles über das Wasser führen, da das ufer nicht zugänglich war. Mit der grossen Baustelle direkt neben unserem Installa-tionsplatz ist die zufahrt zudem ziemlich eng. Das alles erfordert genaue Planung und viel Flexibilität.

Machen Sie oft solche Projekte?Spannende Projekte gehören zum Wasserbau. Ich habe noch nie so lange auswärts gearbeitet wie bei diesem Projekt. Seit nunmehr einem Jahr sind die Giessenhalbinsel und mein hotelzimmer mein zwei-tes zuhause. Meine Frau kann daheim frei über das Fernsehprogramm verfügen, und ich kann jeden Abend Schnitzel und Pommes frites essen. Spass beiseite: Es ist schon eine umstellung für mich und auch für meine Familie.

Zum Wasserbau gehören auch ihre tauchein-sätze. ist das eine gruselige angelegenheit, oder eher wie eine Schatzsuche?Man weiss natürlich nie genau, was einen erwar-tet. Als wir den Auftrag zur Sanierung des ufers in der Badi tiefenbrunnen in zürich hatten, stiessen wir auf eine Überraschung: Grabsteine. Beim Bau des Bades Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie als Füllmaterial im See versenkt. Wir fanden bei un-seren tauchgängen eine Menge Bruchstücke alter Grabsteine. Auf einigen war noch die Gravur zu ent-ziffern. Ich habe mir so ein Stück als Erinnerung mit nach hause genommen.

eiNsatz/PErSöNLIch

matrose, steuermaNN uNd polierGuido rüetschi ist berufs- taucher und hat die Matrosen- und steuermannprüfung. in 15 Jahren wasserbau fischt man mitunter skurriles aus den Fluten. zum beispiel Grabsteine.

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WisseN/SchuLE

e s ist kurz vor acht uhr morgens. Werner Portmann, Berufsbildner Überbetriebliche Kurse, steht

bereits an der Wandtafel, während seine Schützlinge – die meisten noch leicht ver-schlafen – im Klassenzimmer eintrudeln. Portmann gehört zum fünfköpfigen ÜK-

team, das unter der Leitung von Jürg Stolz sämtliche 23 Klassen der Berufsfachschule Verkehrswegbauer in der Praxis unterrich-tet. ob zwei- oder dreijähriger Lehrgang, zusatzausbildung oder Nachholbildung: Für jeden Lernenden sind die ÜK-Kurse Pflicht. Die dort erlernten praktischen

Fähigkeiten werden benotet und zählen bei der Lehrabschlussprüfung.

Wer keiNeN kopf hat, hat BeiNezurück im Klassenzimmer von Werner Portmann. Noch bleiben ein paar Minu-ten bis Schulbeginn. zum Glück, denn manch einer tritt nach einem Blick auf die Wandtafel den rückzug an. «PSA» steht dort. Die «Persönliche Schutzausrüstung» ist gefragt: Schuhe, Schutzbrille, Gehör-schutz und handschuhe. zusätzlich sind Schreibzeug und taschenrechner mitzu-bringen. Die Anweisung steht seit dem Vortag an der tafel. Wer die Sachen nicht dabei hat, muss sie spätestens jetzt or-ganisieren. hektik, vereinzeltes Murren, Ausredenklauberei. Beim Schulgong sit-zen aber alle an ihrem Platz. Mit oder ohne Ausrüstung. Portmann nimmt es gelassen, denn für solche Fälle gibt es genaue re-geln. Das vergessene Material muss so rasch wie möglich aufgetrieben werden. Für jede dadurch versäumte Lektion gibt es ein «Strafporto». Manchmal lässt sich

BaustelleN- praxis

wer bereits in der lehre ist, weiss: ÜK ist die Kurzform von «Überbetriebliche Kurse». was, bitte schön, ist das?

Das b. Magazin hat ÜK-leiter Jürg stolz und seinem team über die schulter geschaut.

12 B. MAGAzIN 03/12

WisseN/SchuLE

Praxisnah: Das arbeiten in den hallen der berufsfachschule ist fast wie auf der richtigen baustelle. Die lernenden arbeiten alleine oder in zweiergruppen. am ende wird das resultat vom ÜK-lehrer begutachtet und benotet.

Portmann auf einen kleinen Deal ein: heute kann sich ein Schüler das verges-sene Material ausleihen. Morgen ist seine Ausrüstung aber komplett, und dazu wird er der ganzen Klasse Schoggistängeli spendieren.

Wie im richtigeN BaustelleN-leBeN«Disziplin und respekt sind zwei wichtige Eigenschaften, die ich von meinen Schülern erwarte», erklärt Werner Portmann. «Als ei-ner vom Bau werde ich von den Lernenden ernst genommen. trotzdem müssen einige grundlegende Dinge zu Beginn halt auf die harte tour gelernt werden.» Schutzausrüs-tung und Arbeitsmaterial sind das A und o. Wer ohne erscheint, hinterlässt im Klassen-zimmer und später auch auf der Baustelle keinen guten Eindruck.

zur sache – mit ipad uNd WasserWaageDraussen in den hallen geht’s dann ans Praktische. Nachdem die Pläne verteilt

und die Lernenden umgezogen sind, be-ginnt das Vermessen, Abstecken, Pickeln und Pflästern in den zugeteilten hallen. Allein oder im team gilt es, das heutige tagessoll zu erfüllen. Dabei stehen die ÜK-Lehrer mit rat und tat zur Seite. unter-stützt werden sie auch von den Vorarbei-tern in Ausbildung. Sie absolvieren so das Führungspraktikum. und seit neuestem haben die Praktiker vom ÜK-team eine weitere, äusserst nützliche hilfe: das iPad. Anstatt mühevoll sämtliche Masse der Arbeiten der Lernenden von hand in eine Liste aufzunehmen und anschliessend in den Pc im Büro zu übertragen, wird dies gleich vor ort in der halle mittels iPad er-ledigt. Die Masse werden direkt eingege-ben, und das Programm rechnet die Noten sowie den daraus resultierenden Klassen-durchschnitt aus. Je nach Abweichung vom Norm-Mass gibt es nämlich Abzug – bis zu eine Note pro zentimeter.Neben der zeitersparnis birgt das iPad weitere Pluspunkte: Wenn der Lehrer mit lockerem handgelenk die Finger über das

Display sausen lässt und seinen Schülern gleich den Klassendurchschnitt mitteilen kann, ist das an coolness kaum zu über-bieten. Nachteile sind bis jetzt keine auf-getreten. Die ÜK-iPads stecken in robus-ten hüllen und haben dem Staub in den hallen bis anhin getrotzt. Langzeitstudien fehlen allerdings noch.

theorie uNd praxis – Beide Nicht zu uNterschätzeNJoel Kurzbauer und Serge Scheiwiller bil-den heute ein team in halle 6. Während Joel sich mit den Pflastersteinen für den randabschluss abmüht, kontrolliert Serge mit der Wasserwaage seine Arbeit.In halle 8 ist die Klasse von ÜK-Lehrer Ed-gar Marfurt dabei, eine kleine Betonarbeit zu erstellen – eigentlich nicht die Kernkom-petenz eines Strassenbauers. Aber auch das gehört in den Lehrplan. Wer weiss, worauf die Strassenbauer künftig auf den Baustellen draussen stossen werden?

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WisseN/SchuLE

Joel kurzbauer, vom kV-absolventen zur zusatzlehre Strassenbauer: «Mir liegt die schule mehr, ich bin eher der theoretiker. Die praktische arbeit draussen ist noch nicht ganz mein Ding, aber es wird immer einfacher für mich. zeit, Genauigkeit – alles zusammen ist eine grosse herausforderung. in den ÜKs üben wir diese Dinge. am meisten respekt habe ich im Moment noch vor dem Pflästern.»

Serge Scheiwiller, vom Forstwart und Maschinisten zur zusatzlehre Strassenbauer: «ÜKs liegen mir sehr. ich war mehr als 10 Jahre nicht mehr in der schule – deshalb muss ich in der theorie etwas nachholen. bei den praktischen arbeiten habe ich keine Probleme, meistens bin ich bei einem notenschnitt von 5,5. Da ich im betrieb immer noch oft als Maschinist eingesetzt werde, ist der Übungseffekt der ÜKs noch wichtiger für mich.»

Fabio tundo, ex Maurer, in der Strassenbauer-ausbildung:«ich arbeite gern praktisch. Die ÜKs sind für mich kein stress. oft helfe ich meinen Klassenkameraden, da ich schon etwas älter und erfahrener bin. Gerade bei der heutigen arbeit kann ich natürlich von meiner Praxis als Maurer profitieren.»

Marc tschannen, Vorarbeiterkurs: «ich absolviere zweimal eine woche Führungspraktikum als Vorarbeiter hier in sursee. Die Klasse heute arbeitet relativ ruhig, das ist nicht immer so. Manchmal muss man rigoros durchgreifen. wenn die Jungs motiviert sind, macht die arbeit spass, es ist aber auch eine grosse herausforderung.»

so geht’s aB iN deN ük-halleN

14 B. MAGAzIN 03/12

WisseN/SchuLE

das ük-team

Jürg stolz, ük-leiterim ük-team: seit oktober 1974Werdegang/erfahrung: Seit fast 40 Jahren ÜK-Lehrer. ausserdem ist er als Leiter des teams zuständig für die Planung, das controlling und die Finanzen. Es gilt den praktischen unterricht für 100 bis 120 Lernende pro Woche zu organisieren. Inklusive Mate-rial besorgen, hallenplätze sicherstellen, Lehrperson disponieren. Ja, und dazu ist Jürg Stolz Stellvertreter von Schuldirektor urs Lütolf und Prüfungsleiter EFz.

edgar marfurtim ük-team: seit 8 JahrenWerdegang/erfahrung: Als gelernter Strassenbauer 20 Jahre auf dem Bau.ausserdem war er während seiner Aus-bildung schon im ÜK-Kurs von Jürg Stolz. Er kam als zweiter ins team und ist neben seiner Lehrertätigkeit auch zuständig für die Werbung. Ihn sieht man auf Berufs-messen im ganzen Land. Ausserdem gilt er im team als DEr Kenner technischer Geräte aller Art.

WerNer portmaNNim ük-team: seit 6 JahrenWerdegang/erfahrung: 20 Jahre als Polier auf dem Bau.ausserdem ist er der ganz grosse tüftler des teams. Mit seiner in Eigenregie ent-wickelten iPad-Applikation hat er seine gesamte Mannschaft überrascht. Das auf Excel basierende tool hat er so nebenher entwickelt – inzwischen möchte kein ÜK-Lehrer mehr auf seinen iPad verzichten.

philip reNferim ük-team: seit 5 JahrenWerdegang/erfahrung: tiefbau-zeichner, Strassenbau-zusatzausbildung, Polierschule, Bauführer. ausserdem ist er das kreative Element im team und kocht ausgezeichnet risotto. Er war ausgiebiger Software-tester im iPad-Projekt und findet, als Jüngster des teams habe er gegenüber den Lernen-den manchmal Vorteile. Manchmal aber auch nicht.

rolf theilerim ük-team: seit 2 JahrenWerdegang/erfahrung: Strassenbauer, Vorarbeiter, Polier, Bauführer. hat die Baufirma der Eltern übernommen.ausserdem war er der Antriebsmotor für Werner Portmanns Programmier-Arbeiten beim iPad-Projekt. Er ist zudem Prüfungs-organisator und neuer QS-Leiter. Als Quali-tätsprüfer hat er ein Buch mit allen Bauplä-nen und Anleitungen für die ÜK-Schulungen angelegt – er nennt den A3 grossen Wälzer selber liebevoll und ein bisschen ironisch sein «Samichlausbuch».

iNFOÜBERBEtRiEBlicHE kuRSEin den überbetrieblichen kursen (Ük) werden die lernenden in die grundlegenden praktischen Fertigkeiten ihres Berufs ein-geführt. Die Üks sind obligato-risch. gleisbauer, grundbauer, Pflästerer und Industrie- und unterlagsbodenbauer absolvie-ren ihre überbetrieblichen kurse zum teil an anderen Orten.

03/12 B. MAGAzIN 15

WisseN/INSIDE

diplomfeier 2012bei schönstem spätsommerwetter fand am 28. september die Diplomfeier 2012 im restaurant Krone in lenzburg statt. ausgezeichnet wurden dabei die lehrabsolventen, die diesen sommer ihre lehre mit der note 5,4 oder besser abgeschlossen haben.

Stolz dürfen sie sein (v.l.n.r.): emrah beljulji, lukas wassmer, walter wetter, stefan hochreutener, thomas Kleeli, alexander sipka und richard altermatt

voN fleiss, mut uNd glück

Alle waren da an der Diplomfeier 2012: Vorstand

und Geschäftsführung des Fachverbandes Infra,

chefexperten und Prüfungsleiter, die Schullei-

tung, die Lehrer, die Eltern, Freunde und Partner

der Diplomanden und zahlreiche weitere geladene

Gäste. und nicht zuletzt natürlich die Diplomanden

selber. Laudator des Abends, Fussballexperte hans-

peter Latour, brachte es in seiner rede auf den

Punkt: Neben den drei wichtigen Aspekten Fleiss,

Mut und Glück spielt im Leben auch die gegensei-

tige Wertschätzung eine grosse rolle. Diese wurde

an der Feier zu Ehren der ausgezeichneten Diplo-

manden auf jeden Fall gross geschrieben.

16 B. MAGAzIN 03/12

WisseN/INSIDE

e in Mann, ein Wort – und viele Gesten! reden kann er, der SrF-Fussballexperte und Ex-trainer

hanspeter Latour. Man hört und sieht ihm gern zu. Breiter Berner Dialekt, dazu die stahlblau blitzenden Augen und wild gestikulierende hände. Als Laudator war er genau der richtige, um den jungen Schulabgängern eine grosse Portion Mo-tivation und Wertschätzung mit auf den Weg zu geben.

Nach seinem Auftritt stand der Erfolgs-trainer dem B. Magazin red und Antwort:

Herr latour, ich glaube, mit ihnen als trainer würde sogar ich als nicht-fussballspielende Frau auf dem Platz eine gute Figur machen.(Lacht) Solche Feedbacks höre ich gern. Das sind reaktionen, die ich auslösen möchte. Ich gebe immer hundert Prozent Engagement.

Was wollten Sie als Kind werden, wenn Sie gross sind?Natürlich hat mich Fussball schon immer am meisten interessiert. Aber zu meiner zeit gab es noch keine Profispieler. Ich verdiente mir oft zusätzliches Sackgeld als hilfe beim Beck oder Metzger im Dorf. Da durfte ich samstags mit auf den Markt. Das hat mir gefallen: Der umgang mit den Menschen und natürlich das Verkaufen. Ich glaube, ich wäre ein guter Verkäufer geworden. Meine Eltern waren aber doch froh, als ich mich für eine Laboranten-Lehre entschied.

ihre talente gingen hinter dem Rasterelektronenmikroskop etwas verloren …Ich habe meine Entscheidung zur Labo-ranten-Ausbildung nie bereut. Es war eine gute, solide Ausbildung. Dort habe ich ge-lernt zu analysieren. Das hat mir später als Fussballtrainer sehr geholfen.

ihr Erfolgsrezept: Fleiss, Mut, glück. Das sind die hauptaspekte, die mir zu meinen Erfolgen verholfen haben. Natür-lich spielen auch die Leidenschaft und der Durchhaltewille eine rolle. Man muss das innere Feuer am Brennen halten, und ganz wichtig ist die Wertschätzung. Deshalb macht es mir immer besonders Freude, wenn ich zu Anlässen wie dieser Diplom-feier eingeladen werde. Da meinen teil beizutragen, das ist mir eine Ehre.

Hand aufs Herz: Sie sind viel mit dem auto unterwegs. Nerven Sie sich über die Baustellen?Ich habe natürlich nicht immer Freude, wenn ich an eine Baustelle fahre. Ich will nicht heucheln, manchmal ist es schon mühsam. Aber dadurch, dass ich auch viel im Ausland mit dem Auto unterwegs war, habe ich gelernt, die Qualität der Schweizer Strassen zu schätzen. und das bedingt Baustellen.

«ds füür am BröNNe Bhaute»

hanspeter latour im Gespräch mit baustellen-Magazin-chefredaktorin sibylle ambs.

03/12 B. MAGAzIN 17

WisseN/INSIDE

alles auf aNfaNgeinführungswoche für die neuen an der berufsfachschule in sursee – Programm, highlights und eindrücke aus den Klassenzimmern und aus der lehrlingsunterkunft.

Marc Siegenthaler16, strassenbauer, Grenchen tamao Himmel

18, strassenbauer, winterthur

Vom Schlaf- ins Klassenzimmer: Neben Informatikunterricht und Allgemeinbildung gilt es erst einmal, die hausordnung zu ler-nen. Abwechslung vom Schulbankdrücken und nützliche orientierungshilfe bietet der

Postenlauf über das campus-Gelände. Die Polizei-und-roadcross-Schulung inklusive dem anschliessenden Besuch im Para-plegi ker zent rum Nottwil ist aufschluss-reich und stimmt nachdenklich.

sursee, Montag, 3. September, neun uhr: Antritt zur Begrüssung im Se-minarraum auf dem campus. Der

Schulalltag als angehender Verkehrsweg-bauer beginnt. Was ist wo, wie komme ich

da hin, und wer kann mir weiterhelfen? Viele Fragen, viele Infos: Nach dem zim-merbezug geht’s auf den rundgang. Der schafft Klarheit über die Lage der ver-schiedenen Gebäude, Schulungsräume

und hallen. Apropos zimmerbezug: Die Lehrlingsunterkunft ist brandneu. Wie kommt sie an?

Die neulinge im Paraplegikerzentrum …

… in den ÜK-hallen … … und beim Postenlauf über das schulgelände.

18 B. MAGAzIN 03/12

„Ich finde die Zimmer super, ein bisschen wie im hotel. ich spiele am abend oft billard oder sehe mir im auf-enthaltsraum einen Film an.”

„Die lehrlingsunterkunft ist genial. Die zimmer sind wunderschön, ich habe es mir ganz anders vorge-stellt. auch das essen ist gut, es gibt immer ver-schiedene Menüs zur aus-wahl und dazu ein grosses salatbuffet.”

Moritz Nydegger

23, bern-bümpliz

WisseN/INSIDE

„ich hab mir die schule strenger vorgestellt. zuhause habe ich ein grösseres bett, das vermisse ich hier ein bisschen. und das essen schmeckt daheim auch besser.”

„Dass man überall nur mit dem schlüssel hineinkommt, ist ein bisschen wie im Gefängnis. Die schule war okay, die lehrer erklären die sachen sehr gut, wenn es sein muss zwei- oder auch dreimal.”

„Die zimmer sind luxusmässig. ich habe noch Probleme mit der orientierung hier. beim rollstuhlfahren in nottwil habe ich erfah-ren, wie schwer der alltag als Gehbehinderter ist. Man sollte beim bauen mehr rücksicht auf die rollstuhlfahrer nehmen.”

„es waren sehr viele informationen aufs Mal. ich habe einen angeneh-

men zimmergenossen bekommen, und die leh-

rer sind bis jetzt über-haupt nicht streng. Mit

der hausordnung und den regeln hier werde ich gut klarkommen.”

„am ersten tag war halt alles neu. ich war froh, habe ich Moritz getroffen, den ich ja schon kenne. in meiner Klasse bin ich der Jüngste. Den Parcours-lauf zu beginn fand ich gut, um den campus ken-nen zu lernen. Die unter-kunft gefällt mir, abends gehe ich oft zu Fuss nach sursee.”

Marco crescenzi 16, laufen

Florian Hagi, 15, strassenbauer, seewil

Valentino Barletta, 16, strassenbauer, teufen

Philipp Bodmer, 17, strassenbauer, buchs

und dann sind da noch zwei alte Bekannte aus dem B. Magazin vom April 2012: Wie waren die ersten tage für Moritz und Marco in Sursee?

gsdf (gott sei daNk freitag)Nach einer Woche mit viel News ist am Freitag wohl manch einer froh, wieder heim ins eigene Bett zu kom-men. Auch für die Lehrerschaft be-deutet die Projektwoche jeweils viel

Logistik und einen engen zeitplan. Bevor es ins Wochenende geht, gibt es noch einen kurzen rückblick: Was waren die highlights der ersten Schulwoche?

„Die unterkunft ist etwas kahl, aber die zimmer gefallen mir trotzdem. Den rundgang und die Maschinenkunde

fand ich am besten, ich fahre auf baumaschinen ab.”

Roman klingler

17, strassenbauer, walenstatt

03/12 B. MAGAzIN 19

macher/FIrMA

Das noble chalet aus dunklem holz steht oberhalb Saanen und gehört einem französischen Geschäfts-

mann. Einem mit dem Auge fürs Beson-dere: Der Platz vor seinem chalet soll mit einer Bogenpflästerung verschönert werden. Das team von Mike hauswirth ist bereits früh am tag vor ort. Über mangeln-de Arbeit kann sich der 41-jährige Firmen-gründer und Inhaber nicht beklagen. Dank Kreativität und konstant hoher Qualität ist seine Arbeit in der region gefragt. «Das Pflästerer-handwerk ist eine rare Berufs-gattung. Wir Pflästerer lieben die Arbeit mit dem natürlichen Stein, man kann mit ihm Kunstwerke vollbringen», erzählt er.

35 toNNeN rolliNg stoNes …In der Einfahrt zum chalet warten 35 tonnen Pflastersteine darauf, an ihren Platz geklopft zu werden. Aus einem ra-dio plärren die rolling Stones. Mit ihrem «Satisfaction» kommen sie nur schwer gegen das Klopfen der Pflästererhämmer an. Die Stimmung im team ist locker und

kameradschaftlich. «Ich habe je nach Sai-son acht bis zehn Mitarbeiter», so Mike. «Das ist für mich die oberste Grenze, ich möchte nicht grösser werden. Weniger ist manchmal mehr.»

… uNd eiNe Woche costa BravaSein unternehmen konnte dieses Jahr das 10-Jahre-Jubiläum feiern. «Ich habe das ganze team für eine Woche nach Spanien an die costa Brava eingeladen. Das hat allen Spass gemacht.» Der ge-lernte Landschaftsgärtner hat nach dem Lehrabschluss die Ausbildung zum Pfläs-terer absolviert. An der Vorarbeiterschule in Sursee lernte er zudem viel über den Strassenbau. Darum legte er gleich auch die Prüfung zum Strassenbauer ab.

Mike hauswirth ist ausgebildeter Polier und Bauführer. Ein kompetenter chef, der sein handwerk versteht. «Der Pflästerer ist ein handwerker im wörtlichen Sinn. Wir bearbeiten die Steine von hand, Ma-schinen kommen nur selten zum Einsatz.

Das braucht neben einer guten Ausbil-dung auch jahrelange Übung», erzählt er. «Ich möchte die Faszination der Arbeit mit Natursteinen weitergeben. Darum ist klar, dass wir in unserem unternehmen Lehr-linge ausbilden.»

aus chiNa oder aus der saaNe«Ich versuche, meine Kunden für Schweizer Steine zu begeistern. Die sind zwar etwas teurer als die chinesischen, dafür weiss ich, unter welchen Bedingungen sie gewonnen wurden.» Pflastersteine kommen heute aus der ganzen Welt. Es gibt solche aus der türkei, aus Deutschland oder eben aus ostasien. Es kann aber auch sein, dass der chef oder einer seiner Angestellten das Bachbett der Saane nach geeigneten Natursteinen durchforstet. Daraus entsteht dann eine «Saane-Pflästerung». Dafür wer-den die vom Wasser rund geschliffenen Steine hochkant verlegt. Eine äusserst de-korative Pflästerung – für Stöckelschuhe allerdings nicht geeignet.

steiNhartes haNdWerk

Pflästerer sei man aus Leidenschaft, sagt Mike Hauswirth. Der Mann führt die Mike hauswirth natursteinarbeiten Gmbh,

hat drei Berufsabschlüsse und pflästert mit Herzblut.

20 B. MAGAzIN 03/12

Die Steinflüsterer aus dem Saanenland: Mike Hauswirth (vorne, Mitte) mit seinem Team.

macher/FIrMA

03/12 B. MAGAzIN 21

Der tiefbau stecke voller Überra-schungen, sagt Alberto López. Er muss es wissen, denn er ist diplo-

mierter Bauführer tiefbau bei der Landis Bau AG in zug. Der charmante spanische Akzent verrät auch nach 20 Jahren in der Schweiz seine herkunft. Denn genau so lange ist es her, seit er seine heimatstadt Salamanca nordwestlich von Madrid in richtung Sursee verlassen hat, um Stras-senbauer zu werden.

JugeNdlicher leichtsiNN uNd aB iN die schWeizFür Strassen hat sich Alberto López schon als kleiner Junge interessiert. Dass er es eines tages bis zum Bauführer schaffen würde, hätte er trotzdem nicht gedacht. «In Spanien machte ich das Gymnasium. Drei Monate vor der Matur brach ich die Schule ab», erzählt er. «heute schüttle ich natürlich den Kopf über mein Verhalten, aber damals war ich jung und leichtsinnig und wollte das Leben geniessen.» Schu-le abgebrochen, keine Matur, kein Plan –

was nun? «Mein älterer Bruder raoul leb-te damals bereits seit zehn Jahren in der Schweiz. Auf der spanischen Botschaft wurde er auf ein Angebot aus Sursee auf-merksam.» Der Verband Schweizerischer Strassenbauunternehmer (siehe Infobox) suchte in zusammenarbeit mit den spa-nischen Behörden Nachwuchs für den Strassenbau. «Das war meine chance auf eine Ausbildung, eigenes Geld und Selb-ständigkeit. Ich zögerte nicht und stieg zu-sammen mit 20 weiteren Spaniern in den Bus richtung Schweiz.»

Neue sprache, Neue meNtalität, Neue chaNceNWährend des ersten Jahres wurden die angehenden Strassenbau-Lernenden in verschiedene Firmen platziert. In zwei-wöchigen Blockkursen in Sursee lernten sie Deutsch und wurden auf die Ausbil-dung vorbereitet. «Ich war bei Stephan Wyss im unterricht. Er konnte ausge-zeichnet Spanisch, das war gut für uns.» Alberto López wohnte in einem zimmer in

rotkreuz, das ihm sein damaliger Arbeit-geber, die cellere AG, zur Verfügung stellte. «Dort war ich aber nur unter der Woche, die Wochenenden verbrachte ich bei meinem Bruder raoul.» Kein leichter Start. «Für mich war nicht nur die Sprache neu, auch die Mentalität in der Schweiz ist ganz anders als in Spanien», erinnert sich Alberto. «Ich spielte Fussball in einem team mit anderen Spaniern und lernte so Leute kennen. Später fand ich zudem durch meinen Beruf Freunde – auch sol-che aus der Schweiz.»

frau, kiNder uNd karriereNach Ende der Ausbildung zum Strassen-bauer ruhte sich Alberto aber nicht auf den Lorbeeren aus. Er besuchte die Vor-arbeiterschule und liess sich zum Polier ausbilden. «Einer der grossen Vorteile des Bildungssystems in der Schweiz sind die Weiterbildungsmöglichkeiten. Wer das zeug für mehr hat, muss nicht ein Leben lang Strassenbauer bleiben. Im Gegen-satz zu meinem heimatland Spanien hat

macher/BEruF

lÓpez üBerNimmt

die führuNgVon salamanca nach sursee: wie der gebürtige spanier

alberto lópez vom strassenbauer zum bauführer wurde, der gern mit dem Velo unterwegs ist und sich manchmal

als baustellen-Psychologe fühlt.

22 B. MAGAzIN 03/12

macher/BEruF

macher/BEruF

man hier die chance, nach oben zu kom-men, wenn man will.» López wollte. Denn inzwischen hatte er auch Familie: Seine Frau, eine Schweizerin, ist Primarlehrerin, zusammen haben sie zwei Kinder. Mit sei-ner Frau spricht Alberto Spanisch. «Wir haben uns so kennen gelernt. Es wäre jetzt irgendwie komisch, wenn wir uns plötzlich auf Deutsch unterhalten würden.» Auch wenn er damit inzwischen keine Probleme mehr hat. Mit seinen zwei Kindern spricht López Spanisch. «Ich möchte, dass sie meine Wurzeln verstehen und einen Be-zug zu meiner heimat haben.»

Bauführer gesucht2003 wechselte Alberto López als Polier von der Marti AG zur Landis Bau AG in zug. Das Familienunternehmen rund um Inhaber und Verwaltungsratspräsident Karl rust feierte 2009 sein 250-jähriges Bestehen. Der Bereich tief- und Stras-senbau unter der Leitung von Jürg Pfiffner als einzigem Bauführer gelangte 2007 an seine Kapazitätsgrenzen. Ein zweiter Bau-

führer musste her – Alberto López war zur Stelle und absolvierte die Bauführer-Aus-bildung. «Die Landis hat mich während der Ausbildung zum Bauführer von Anfang an unterstützt. Ich war für vier Ausbildungs-module jeweils während drei Monaten ganztägig an der Schule in Sursee.» zum Glück wohnt López in der Nähe, so konnte er abends nach hause und zeit mit sei-ner Familie verbringen. «Die Ausbildung war nicht einfach, und für mich kamen Sprachprobleme dazu. Aber ich habe es geschafft – und wenn ich das kann, kann es jeder», meint Alberto augenzwinkernd.

keiN 8-Bis-5-uhr-JoB«Als Alberto bei uns anfing, sah er nur schwarz», erinnert sich Spartenleiter Jürg Pfiffner lachend. Wieso schwarz? «Er war Strassenbauer durch und durch, die se-hen alles schwarz. Bei der Landis machen wir aber viele Aufträge gemeinsam mit der hochbauabteilung, da muss man umden-ken.» und so lernte Alberto López, nicht nur schwarz zu sehen, sondern auch grau

López der Motivator: Adrian Arifi (links) fing mit 15 Jahren als Hilfsarbeiter bei

der landis an. inzwischen hat er die lehre als strassenbauer sowie die Vor-

arbeiterschule abgeschlossen. bald fängt er mit der Polierausbildung an. «albertos

argumente haben mich überzeugt.»

24 B. MAGAzIN 03/12

“Im TiefΒau muss man

immer mit ÜΒerraschungen

rechnen und schnell

darauf reagieren können.”

macher/BEruF

(hochbau) und sogar grün (umgebungs-gestaltung). «Neben der Vielseitigkeit ist die ungewissheit eine grosse heraus-forderung im tiefbau: Du weisst nie, was dich erwartet», erzählt López. «Natürlich kannst du vorher alles ausmessen und be-rechnen und Bodenproben nehmen. Aber die Wahrheit kommt erst beim Aushub an den tag. oft müssen wir unsere ursprüng-lichen Pläne über den haufen werfen und von vorn beginnen.» Flexibel muss man also sein. «Als Bauführer bin ich verant-wortlich für den Materialeinkauf, muss die termine einhalten, das Budget im Griff ha-ben, die Arbeiter einteilen, auf die Sicher-heitsrichtlinien achten und nicht zuletzt die Abrechnungen machen. Ich bin also auch Einkäufer, Buchhalter und Personalchef.» und manchmal sogar ein bisschen Psy-chologe. Beispielsweise ist er bei Wind und Wetter der Erste auf der Baustelle. «Für ein motiviertes team musst du mit gu-tem Beispiel vorangehen. Ich erwarte von meinen Leuten nichts, was ich nicht auch selbst tun würde.»

mit dem velo auf die Baustelle«Als Bauführer fehlte mir die körperliche Arbeit. Am Abend fragte ich mich: Alberto, was hast du gemacht? Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Dennoch gehe ich täglich auf meine Baustellen, um nach dem rechten zu sehen.» Das sind bis zu sieben verschiedene Baustellen in der Stadt zug und umgebung. Bei der Landis überlegt man sich zurzeit die Anschaffung einiger Fahrräder für die Bauführer. «Wenn ich mit dem Velo zu den Baustellen fahren könnte, würde ich viel zeit und einiges an Parkbussen sparen. hier in zug wäre das die optimale Lösung für uns.» Auch privat setzt sich López im Sommer nach Feier-abend oft auf sein rennvelo. «Ich brauche die Bewegung, um nach der Arbeit den Kopf frei zu bekommen und einen kör per-lichen Ausgleich zu schaffen.»

iNFODaS SPaNiEN-PROJEktStephan Wyss ist heute noch Leh-rer für allgemeinbildenden un-terricht an der Berufsfachschule in Sursee. Vor 20 Jahren über-nahm er die leitung des Spanien-Projektes. Es sah vor, gastarbei-tern aus Spanien eine ausbildung im Strassenbau zu ermöglichen. Stephan Wyss reiste ins spanische granada, um die Sprache zu ler-nen. Später bereiste er das land noch mehrmals. in der Schweiz be-treute er die lernenden in Sursee: «ich unterrichtete die neuen ler-nenden aus Spanien in Deutsch. alberto lópez war klassenbester, nicht zuletzt dank seiner guten ausbildung in Spanien.»

Alberto López mit Werkstattchef Roland Henggeler: Diesen Dumper kann er bald wieder einsetzen.

03/12 B. MAGAzIN 25

lehrstelle/WEItErBILDuNG

alles eiNe frage des geldes?schule fertig, lehrstelle gefunden, endlich eigener lohn. Das b. Magazin sprach mit zwei lehrlingsverantwortlichen über die Gehälter in der stifti – und was darüber hinaus zählt.

Wie gut verdieNt maN als lehrliNg Bei der cellere ag?unsere Löhne richten sich nach den Vorgaben des Baumeister-verbandes. Für Lernende in der zusatzausbildung, die ja meist etwas älter sind und gewisse Berufserfahrungen mitbringen oder teilweise bereits Familie haben, wird die Situation individuell ange-schaut und der Lohn entsprechend definiert.

lohN ist Nur eiN aspekt, auf Welche WeitereN aNreize zähleN sie?richtig, der Lohn ist nicht das Wichtigste. unsere Firma ist ein Familienunternehmen, wir legen deshalb grossen Wert auf guten zusammenhalt und zufriedene Mitarbeiter. Wir übernehmen für unsere Lehrlinge beispielsweise die reisespesen an die Berufs-fachschule in Sursee und die Kosten für das gesamte Schul-mate rial. Die Lernenden bekommen eine Strassenbauerkiste sowie Berufskleidung und Schuhe. Auch der transport zu den Baustellen in der region wird von uns organisiert.

Wie orgaNisiereN sie die BetreuuNg der lerNeNdeN im BetrieB?Wir achten darauf, dass unsere Lernenden wenn möglich während der gesamten Dauer der Lehre dem gleichen Polier unterstellt sind. Das ermöglicht uns einerseits eine bessere Beurteilung seiner Leis-tungen aufgrund der Berichte des Poliers, und der Lernende ande-rerseits hat während seiner gesamten Ausbildung ein und dieselbe Ansprechperson, zu der er ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann.

Cellere AGherzogstrasse 41, 5001 Aarauwww.cellere.chAnzahl lernende: 2 bis 3 pro lehrjahr

Nach WelcheN richtliNieN WerdeN dielehrliNgslöhNe der Brossi ag BerechNet?Auch wir bei der Brossi AG richten uns nach den Vorgaben des kantonalen Baumeisterverbandes. Anstelle von finanziellen Anrei-zen bieten wir unseren Lernenden zahlreiche andere Möglichkeiten.

Was BieteN sie ihreN lerNeNdeN?Alle Lernenden bei uns profitieren von drei- bis fünftägigen in-ternen Schulungen. Diese führt Brossi jährlich auf dem Werkhof durch. Daran nehmen die Lernenden aller Lehrjahre gemeinsam teil. zudem dürfen unsere Lernenden während ihrer Ausbildung ein bis zwei zusatzwochen besuchen – beispielsweise Pflästerer oder trockenmaurer. Wir halten auch immer Ausschau nach Nach-wuchstalenten, die Interesse an einer Weiterbildung zum Vorar-beiter, Polier oder gar Bauführer haben.

Beschäftigt Brossi ihre lerNeNdeN Nach aBschluss der ausBilduNg Weiter?Wir sind immer auf der Suche nach motivierten Mitarbeitern, die ihre Arbeit gern und gut machen. Bei gutem Lehrverlauf und wenn die chemie stimmt, beschäftigen wir die Lernenden weiter. Die Qualität der Bewerbungen, die Vorkenntnisse der Bewerber und die Identifizierung mit dem gewünschten Beruf sind enorm ange-stiegen. Bei der Brossi AG gab es noch nie einen Lehrabbruch im Bereich Strassenbauer – das spricht für die Branche, für die Mitarbeiter und auch für unsere Firma.

Brossi AGWülflingerstrasse 285, 8408 Winterthurwww.brossi.chAnzahl lernende: 1 pro lehrjahr

kurt schüpBach

Kaufmännischer Leiter/Lehrlings-

verantwortlicher Brossi AG

roger hauser

technischer Leiter/Lehrlingsbetreuer

cellere AG, Aarau

”Es ist wichtig, Lernendenicht nur mit finanziellenAnreizen zu motivieren.”

26 B. MAGAzIN 03/12

lehrstelle/WEItErBILDuNG

aha-erleBNis für BerufsBerater

geld uNd prestige sollteN Nicht ausschlaggeBeNd seiNAuf der Suche nach einer passenden Lehrstel-le solltest du vor allem darauf achten, welcher Beruf am besten zu dir, deiner Persönlichkeit und deinen Fähigkeiten und talenten passt. Verdienstmöglichkeit und Prestige sollten da-bei eine untergeordnete rolle spielen.

haNdWerk ist gold WertDas Bildungssystem in der Schweiz bietet jedem Schulabgänger ausgezeichnete Mög-lichkeiten. Es braucht nicht zwingend einen uni-Abschluss, um später einen guten Job zu bekommen. Gefragt sind vor allem Fach-kräfte, die ihr handwerk von der Pike auf gelernt haben. Beispielsweise in einer Lehre im Strassenbau. Im Anschluss daran hast du viele Weiterbildungsmöglichkeiten bis zum Baumeister oder Ingenieur. Durch deine prak-tischen Erfahrungen während deiner Lehre wirst du so zu einer wertvollen Führungskraft, die ihr handwerk versteht.

tipps vom Berufs- Berater

www.berufsberatung.zh.chliNk

«Verkehrswegbauer hautnah» – das Motto war Pflicht an der Informations-veranstaltung für Berufsbildner aus der ganzen Schweiz. Im September pilgerten 22 Berufsberater an die Berufsfachschule Verkehrswegbauer nach Sursee. Sie erhielten hautnahe Einblicke in die Arbeiten in den hallen und den Klassenzimmern der Stras-sen-, Grund- und Gleisbauer sowie der Industrie- und unterlagsboden-bauer. Dominik Studer, Berufsinspek-tor aus Solothurn, war nicht das erste Mal in Sursee: «Als Verantwortlicher

für die Bauberufe setzte ich mich mit der Branche auseinander. Es ist wichtig, die Kontaktpersonen hier zu kennen.» So ist er gerüstet für die Ge-spräche mit Firmen und Lernenden. Brigitte rodel, Berufs- und Studien-beraterin aus Stans, ist gekommen, um sich zu informieren. «Ich möchte mir ein eigenes Bild über das Berufs-feld Verkehrswegbauer machen. So kann ich künftig mit konkreten Argu-menten für die verschiedenen Berufs-richtungen an Lehrstellensuchende herantreten.»

richard hefti

Berufs-, Studien- und

Laufbahnberater in urdorf

sucheN + fiNdeN = BauBerufe.ch

03/12 B. MAGAzIN 27

techNik

gaNz schöN schräg

am hang sind sie gefragt. Die spezialmaschinen für Damm- und Deponiebau von walo bertschinger aG sind auf der ganzen welt im einsatz. im vergangenen

herbst in Posieux in der schweiz.

28 B. MAGAzIN 03/12

techNik

Die Asphaltarbeiten in der Deponie châtillon in Posieux dauerten einen Monat.

Der Fertiger wird mit dem Nachlader beschickt. In die Böschung können bis zu 1000 tonnen Asphalt pro tag eingebaut werden.

Auf der Krone steht der Fertigerwindenwagen, von dessen Kabine aus unter anderem die Walzenwinde und der Nachlader gesteuert werden. Die Maschine steht auf 4 raupen, das gesamte Gerät ist 80 tonnen schwer.

Alle Böschungsgeräte sind auf eine Neigung von maximal 1:1,5 ausgerichtet. Die Sitze können der Neigung angepasst werden.

Der Maschinist des Fertigers steht per Funk in ständigem Kontakt mit dem Kollegen im Fertigerwindenwagen.

Die Spezialmaschinen und das Personal des Damm- und Deponie-baus von Walo sind in ganz Europa und sogar in china unterwegs.

iNF

o priska müller, dipl. Bau-iNg. eth, erklärt die Baustelle:

Bei der Erweiterung der Deponie châtillon in Posieux im Kanton Freiburg hatte die Firma Walo Bertschinger AG als Subunternehmer den Auftrag für das Asphalt- geschäft. Die Böschungsfläche beläuft sich auf 4300 m2, die Sohlenfläche auf 2300 m2, die Neigung beträgt 1:1,5 respektive 66,6% respektive 33,7 Grad, was das Maximum für unsere Maschinen ist. Für die Montage und die Demontage des Walzenwindenwagens benötigten wir je einen tag.

03/12 B. MAGAzIN 29

freizeit/PortrAIt

zugegeben, beim Anblick einer Sense – auf Schweizerdeutsch: Sägesse – kommt einem spontan nicht unbedingt eine Sportart in den

Sinn. Es erscheinen eher Bilder von Bauern auf dem Feld oder vom Sensenmann mit der Kapuze über dem Schädel. Doch mit diesem hat Stefan Kurzen aus Achseten im Berner oberland herzlich wenig zu tun. In seinen stahlblauen Augen leuchten Schalk und Leidenschaft, wenn der angehende Strassen-bauer in seinem breiten oberländer-Dialekt von sei-nem hobby, dem handmähen, erzählt.

gras, aBer keiN fussBallhandmähen? Sobald man auf dem hof von Stefan Kurzens Eltern oberhalb von Frutigen steht, versteht man die Sache. Steile hänge, grüne Wiesen, enge Strässchen. «hier oben ist handmähen ein nahelie-gendes hobby. Fussballspielen ist etwas schwierig, es ist überall steil und hat wenig ebene Flächen», erklärt Stefan. «Viele meiner Wettkampfkollegen sind Landwirte. Früher wurde hier alles von hand gemäht, daraus hat sich die Sportart entwickelt.» Der 19-jährige Strassenbauer-Lehrling betreibt sein hobby seit sieben Jahren wettkampfmässig. Das hat tradition in der Familie Kurzen: Stefans Vater ist

Präsident des Berner handmähvereins und mehr-facher Kranzträger. Auch Stefans beide jüngere Brüder Mario und reto mischen in der handmäher-Szene mit.

mit köpfcheN uNd scharfer kliNge«Mein grösster Erfolg bis jetzt war der Vize-Schwei-zer-Meister-titel in der Jugend-Kategorie.» Inzwi-schen mäht Stefan bei den herren. In dieser Katego-rie muss er sich seine Sporen noch verdienen, denn hier mähen die Besten mit. Einer der Ältesten auf dem Wettkampfplatz ist über 85 Jahre alt. Muss man be-sonders fit sein, um die Sense zu schwingen? «Eine gute Kondition hilft natürlich», meint Stefan. «Bauch- und Beinmuskulatur werden sehr beansprucht. Aber vieles ist auch eine Frage der technik. Man muss den richtigen Schwung haben.» und natürlich das richti-ge Material: Die Sense besteht aus dem holm (holz-griff) und dem Schwert (Klinge). Das Schwert ist bis zu 135 zentimeter lang. Jeder Mäher präpariert seine Sense nach individuellem Gutdünken. hier wird die Spitze etwas gebogen, da wird ein zusätzlicher Griff am holm befestigt. regeln gibt es diesbezüglich kei-ne. «hauptsache, die Sägesse ist nicht motorisiert.»

scharfes hoBBy, stefaNim sommer lässt stefan Kurzen Grashalme über die Klinge

seiner sägesse springen – wettkampfmässig.

zeigen, was man hat: stefan präsentiert stolz

Kranz und Medaille.

30 B. MAGAzIN 03/12

freizeit/PortrAIt

Mit der Dengel- maschine wird das

Metall der Klinge gepresst. Je dünner,

desto schärfer kann es geschliffen werden.

iNFO

der letzte schliffVor und nach jedem Wettkampf wetzt Stefan sei-ne Sense mit dem Schleifstein. Dieser wird zuerst benetzt. Danach fährt Stefan mit dem Stein dem Schwert entlang, bis es rasiermesserscharf ist. Sieht gefährlich aus … «unfälle passieren selten. Ich bin einmal ausgerutscht und habe mich in den Daumen geschnitten. Der Arzt hat mir nicht ge-glaubt, dass der Schnitt, der bis auf den Knochen ging, von einer Sense stammt. So messerscharf und sauber, wie mit dem Skalpell gezogen.» trotz Verletzung schaffte es Stefan in jener Saison bei der Schweizer Meisterschaft auf den zweiten Platz.

«täNgele» statt traiNiereNum ein derart scharfes Schwert zu erhalten, muss das Metall der Klinge dünn sein. Beim Mähen dehnt sich dieses aus und wird stumpf – zeit, das Schwert zu dengeln (Schweizerdeutsch: tängele). «Das gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbe-schäftigungen», grinst Stefan, während er die Den-gelmaschine aus der Garage holt. Na, wenigstens

kann man das teil aufstellen, wo man möchte – und während die Metallbacken der Maschine das Metall des Schwertes platt drücken, geniesst Stefan die Aussicht ins gegenüberliegende tal. Der Dengel-Vorgang muss bis zu sechsmal über die ganze Län-ge der Klinge wiederholt werden. So wird die Sense für den Wettkampf präpariert.und wie sehen Stefans persönliche turniervorberei-tungen aus? «Ein training im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Wenn es etwas zu mähen gibt, packe ich mit an. Ansonsten gehe ich einfach an die Wettkämpfe – das sind insgesamt vier in der Schweiz, verteilt über den Sommer.» Am Abend vor dem Wettkampf kein Fondue, ansonsten geht er es locker an. Im Winter fährt Stefan Ski. Auch seine Arbeit als Strassenbauer hilft: «Die körperliche Arbeit hält mich fit. Ich wollte von Anfang an einen handwerklichen Beruf. Nach meiner Ausbildung als Strassenbauer werde ich vielleicht die Vorarbeiterschule machen.» Als Baufüh-rer im Büro sieht sich Stefan weniger: «Ich brauche viel frische Luft und möchte darum möglichst oft draussen sein.»

HaNDMäHEN kuRz ERkläRt:Beim Handmähen geht es darum, eine be-stimmte Fläche (Mahd) möglichst schnell und sauber zu mähen. gemäht wird mit der Sense. Der Mäher bestimmt die Breite der Mahd selber, ihre länge ist bei den Herren maximal 45 Meter. zeit und gemähte Fläche

ergeben die Punktzahl. Für unsauberes Mähen oder schräge Ränder gibt es Straf-punkte. In der Schweiz gibt es Wettkämpfe in Frutigen, Rothenthurm, Herisau und l’Etivaz. Die Resultate aus den drei Deutsch-schweizer Wettkämpfen ergeben den Schweizer Meister. Weitere Infos: www.handmaehen.ch

32 B. MAGAzIN 03/12

STRASSENBAUERIN/STRASSENBAUER

EIN BERUF FÜR DICH?

« ICH WAR SCHON

IMMER EIN FAN VON

BAUMASCHINEN.»

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impressumherausgeBer:

Berufsfachschule VerkehrswegbauerPostfach6210 Surseetel. 041 922 26 [email protected]

redaktioN uNd iNserate:Fachverband Infra Weinbergstrasse 49 Postfach8042 zürich tel. 044 258 84 92 [email protected]

redaktioNskoNzept uNd text:Sibylle Ambs-Keller, Leitung/text – www.die-textwerkstatt.ch

gestaltuNg/layout:Eclipse Studios – www.eclipsestudios.ch

fotos:Stefan Schaufelberger – www.stefan-schaufelberger.comMarkus Senn – www.markussenn.chAndrin Winteler – www.buerobureau.comBen zurbriggen – www.ben-zurbriggen.ch

druck:Druckerei Baldegger – www.baldegger.ch

auflage:7500

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02

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schau geNau!

Auf welcher Seite ist der oben gezeigte Bildausschnitt? Schick deine Antwort bis 15. Februar 2013 an [email protected]. Mit etwas Glück gewinnst du bei der Verlosung ein hoodie und ein t-Shirt.

shirt uNd hoodie für ariaNe Das B. Magazin gratuliert der Gewinnerin Ariane hänggi aus Büsserach. Sie wusste die richtige Antwort auf das Quiz in der September-Ausgabe und hatte das nötige Glück. Ein hoodie und ein t-Shirt im Strassenbauer-Look gehören ihr.

… die maN (Nicht) uNBediNgt WisseN muss:

QuizfrageWeihNachtsgrüsse & frühliNgsgefühle

Das ganze team des b. Magazins wünscht allen frohe Festtage und einen guten rutsch ins neue Jahr. bis im Frühling hals- und beinbruch unter dem Motto: Viel sonne und Pulver gut!

alles neu macht übrigens nicht erst der Mai, das nächste b. Magazin erscheint im

april 2013.

Ameisen fallen immer nach rechts um, wenn sie vergiftet werden.

Wenn man eine Briefmarke anleckt, nimmt man etwa eine Viertelkalorie zu sich. Kermit der Frosch ist Linkshänder.

34 B. MAGAzIN 03/12

01 Hochsommer – wie schützt du dich vor Sonne und Hitze auf der Baustelle?

02 Regen ohne Ende – wie hältst du dich trocken bis zum Feierabend?

03 arbeitsbeginn um 6 uhr früh – wie kommst du am schnellsten aus den Federn?

Die drei besten tipps werden im nächs-ten baustellen-Magazin abgedruckt. Mach mit – sende deinen tipp an:[email protected]

3 Fragenzum Schluss

www.ich-will-strassenbauer-werden.ch

www.verkehrswegbauer.ch


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