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UP-Campus 1/2006

Date post: 08-Mar-2016
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Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe
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- Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe - politisch, unabhängig, kostenlos Ausgabe I / 2006 Magazin UP - Campus www.up-campusmagazin.de Themen: Europapolitische Perspektiven der Großen Koalition UNO-Simulation Praktikum in oliv Die aktuelle Austellung des MMK Rezensionsforum uvm. 9. Ausgabe
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Page 1: UP-Campus 1/2006

- Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe - politisch, unabhängig, kostenlos

Ausgabe I / 2006

MagazinUP - Campus

www.up-campusmagazin.de

Themen:Europapolitische Perspektiven der Großen Koalition

UNO-SimulationPraktikum in oliv

Die aktuelle Austellung des MMKRezensionsforum

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Editorial

Neues Jahr – neues UP-CampusMagazin!

Liebe Leserinnen und Leser,

rechtzeitig vor der Prüfungszeit wollen wir Euch unser neues UP-CampusMagazin an die Hand geben und damit für Belebung auf dem Campus sorgen. Das Jahr 2006 hat die politischen Aufgeregtheiten vorerst besänftigt, wir haben endlich eine neue und scheinbar stabile Bundesregierung. Kurz und knapp – wie gewohnt – beschäftigen wir uns mit diesem Thema. Da es aber nicht nur die Politik gibt, die Euch auf dem Campus behelligt, warten wir mit einer Reihe an Passau interessierenden Themen auf.

So gesehen reicht unsere inhaltliche Bandbreite von den bekannten Formaten über Kunst und Kultur in Passau bis hin zu bundes- und europapolitischen Themen. Wir werfen zudem einen Blick auf das Parkett der internationalen Diplomatie in den Vereinten Nationen. Ein umfangreiches Rezensionsforum rundet die Ausgabe ab. Wir wollen wieder einmal Diskussionen anregen und zum Nachdenken anstiften. Unser Magazin will Vor- und Mitdenker in der aktuellen Debatte bleiben, gleichermaßen informieren und unterhalten.

Für diese Neujahrsausgabe würdigt der Passauer Bischof Wilhelm Schraml die vielfältigen Aktivitäten des UP-CampusMagazins. Uns ist es vordringlich, eine gesunde Wechselwirkung zwischen Universität und den Studenten einerseits sowie Stadt und Land andererseits zu erzielen. Bischof Schraml steht ebenfalls für diese Wechselwirkung, wie seine wertvollen Gedanken eindrucksvoll zeigen.

Mit dieser 9. Ausgabe des UP-CampusMagazins haben wir Anlass zur Freude. Uns ist es wichtig, dass sich neben den bewährten Kräften auch immer wieder neue Gesichter zu uns gesellen. Johannes Pinkl fungiert ab dieser Ausgabe als stellvertretender Chefredakteur und unterstützt den Chefredakteur Martin Reichinger in seiner Arbeit. Johannes stammt aus Passau, studiert im dritten Semester Jura und ist stellvertretender Fachschaftssprecher. Damit dokumentieren wir unsere natürliche Verbundenheit mit den Akteuren an den zentralen Stellen unserer Uni. Zudem – und das ist für uns das Wichtigste – hat Johannes als Schülerzeitungsredakteur am Adalbert-Stifter-Gymnasium überregionale Auszeichnungen erhalten.

Über neue Redakteure und Gastbeiträge freuen wir uns stets – je kontroverser, desto besser! Bitte wendet Euch direkt an unsere Redaktion, an die Chefredaktion oder an die Herausgeber.

Alle bisherigen Ausgaben sowie die weiteren Angebote der Passauer Publikationen Gruppe finden sich wie gewohnt unter www.ppg-online.de.

Viel Spaß beim Lesen, viel Erfolg bei den Prüfungen und schöne Semesterferien wünschen

Bence BauerHerausgeber

Vorsitzender PPG

Dr. Florian HartlebHerausgeber

Stellvertretender Vorsitzender PPG

Martin ReichingerChefredakteur

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Passau, am 10. Januar 2006

Grußwort für die Studentenzeitschrift „UP-CampusMagazin“

Liebe Studentinnen und Studenten!

Schneller als manchen vielleicht lieb neigt sich mit dem Monat Januar das Wintersemester 2005/2006 seinem nahen Ende entgegen: Damit verbinden sich für viele von Ihnen Examina, Seminararbeiten, Praktika oder gar das Ende der Studienzeit in Passau und es stehen der Beginn des Kalenderjahres auf der einen und das Ende eines akademischen Abschnitts auf der anderen Seite.

Wie verschieden Ihre Lebenswelten und Lebenserfahrungen auch sind, ist Ihnen allen doch das Stu-dium gemeinsam: Ich meine damit das, was das Wort „studium“ im eigentlichen Sinn meint, nämlich das „eifrige Streben“, das „Sich-Mühen“ um eine Sache. Freilich bedeutet studentisches Leben auch, damit verbundene Freiheiten zu genießen, doch Sie wissen selbst gut genug, wie entscheidend es ist, „am Ball zu bleiben“ und nicht stehen zu bleiben. Das freilich kostet mitunter viel Mühe, da das Studium nicht nur in der fachlichen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einer Sache be-steht, sondern auch ganz wesentlich die Frage berührt, wohin Sie in Ihrem Leben wollen und wie Sie es so gestalten können, dass Sie in Frieden leben – mit sich, mit Ihrer Umwelt und mit Gott. Dabei will ich an dieser Stelle in großer Dankbarkeit verweisen auf die wertvolle seelsorgerliche Arbeit der Katholischen Studentengemeinde (KSG), die für zahlreiche Generationen von Studierenden zur geistlichen Heimat geworden ist und wo auch heute und hoffentlich in Zukunft viele ein „Dach für ihre Seele“ und Rat und Hilfe in ihrem Fragen und Suchen finden.

Selbst wenn die kommenden Wochen nur von Vorlesungen frei sind, nicht aber von der Arbeit da-heim am Schreibtisch, in der Bibliothek oder an der Praktikumsstelle und vielleicht nur wenig Zeit zum Verschnaufen bleibt, so wünsche ich Ihnen, dass Sie diese Zeit nicht nur als dicht gefüllte, son-dern auch als erfüllende Zeit erleben. Zugleich wünsche ich Ihnen allen gerade an dieser Nahtstelle zwischen Kalenderjahr und Studienbetrieb die Kraft und Zeit zum „eifrigen Streben“ und Menschen, die Sie darin begleiten – nicht nur in Ihrem Studium, sondern auch in Ihren Lebensfragen.

Wilhelm Schraml, Bischof von Passau

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Studenten und Doktoranden aus aller Welt simulierten im De-zember vergangenen Jahres die alljährliche Model United Nati-ons Konferenz in Bonn (BIMUN). Eine Woche lang versetzten sich 140 internationale Teilnehmer in die Rolle von Diplomaten, um in Form von Resolutionen Lösungen für globale Probleme auszuarbei-ten. Im Rahmen der BIMUN 2005 tagten die VN-Generalversamm-lung, der Sicherheitsrat, der Eu-ropäische Rat, der Internationale Gerichtshof, die UNESCO und die UN-Menschen-rechtskommission.

Die Konferenz stand unter dem Motto „Migrati-on – Trafficking – Proliferation: Cross-Border Is-sues as Aspects of International Stability“. Aus 40 Nationen und den entferntesten Flecken der Erde kamen die Teilnehmer angereist, um sich – teils als Neulinge, teils als alte Hasen – auf das Parkett der internationalen Diplomatie zu bege-ben. Jeder Teilnehmer schlüpfte in die Rolle des Botschafters eines ihm im Vorfeld der Konferenz zugeteilten Landes. Voraussetzung war hierbei, dass nur Staaten repräsentiert werden durften, denen man nicht selbst angehörte. Im Laufe des Konferenz galt es für jeden Delegierten, „sein“ Land realitätsgetreu durch die Verhandlungen zu führen. Während in der UNESCO über Bildungs-fragen, den Schutz des Weltkulturerbes in Afgha-nistan und Minderheitenrechte diskutiert wurde, verurteilte der Internationale Strafgerichtshof den indonesischen General Wiranto für Verstö-ße gegen die Menschenrechte. In den Gremien wurde bis in die Nacht debattiert, koaliert und um Resolutionen gekämpft.

Bereits im Vorfeld der Konferenz bereiteten sich die Teilnehmer intensiv auf die Verhandlungen vor und reichten Papiere ein, in denen die Po-sition ihrer Länder zu bestimmten Streitfragen dargelegt wurde. Die Delegierten zeichnete ein beeindruckendes Hintergrundwissen über Ge-schichte, Politik und Kultur „ihres“ Landes aus – so mancher Teilnehmer verschmolz nach dem mehrtägigen Verhandlungsmarathon fast gänz-lich mit seiner Rolle. In der Tat war es herausfor-dernd, nach den verhandlungsintensiven Tagen zwischen politischer Fiktion und Realität zu un-terscheiden und beständig zwischen der Mutter-sprache und den Verhandlungssprachen Englisch und Französisch zu wechseln. Bald gehörte es zum guten Ton, andere selbst während der Ver-handlungspausen mit „honourable delegate“ an-zusprechen und die „rules of diplomatic conduct“ zu jeder Tages- und Nachtzeit einzuhalten.

Alle Teilnehmer nutzen die Chan-ce, sowohl in den Verhandlungen als auch im Rahmen der ange-botenen Fachvorträge und Podi-umsdiskussionen ihr Verständnis der Vereinten Nationen und ihrer Arbeit zu vertiefen. Diese wurde nicht immer nur von ihrer Scho-koladenseite präsentiert. Hitzige Debatten reflektierten insbeson-dere Kritik an der Unterrepräsen-tanz der Nationen der Südhalb-kugel, der dominanten Stellung der USA, der Reformresistenz

des Sicherheitsrats sowie der offensichtlichen Handlungsunfähigkeit der VN in Krisenzeiten. Die jungen idealistischen Delegierten äußerten vielfach Zweifel an der Wirksamkeit der zuvor noch mit Eifer verabschiedeten Resolutionen und bedauerten, dass diese nicht bindend, sondern als Absichtserklärungen lediglich symbolische Wirkung entfalten.

Model United Nations ist mehr als nur eine Si-mulation. Diese Konferenz bedeutet die Chance, wirklichkeitsnahe Schritte auf dem Parkett der Diplomatie zu üben und eine einzigartige Pers-pektive auf die Mechanismen internationaler Po-litik einzunehmen. Die Verhandlungen fördern die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Anderen, erweitern Horizonte und schulen rhe-torische Fähigkeiten ebenso wie interkulturelle Kompetenz.

Nach Ende der Konferenz sollten uns zwei Ge-danken auf den Weg in unsere Heimatstädte be-gleiten: Zum Einen die Einsicht in den Wesenkern der internationalen Diplomatie als „die Kunst mit dem Fuß aufzustampfen ohne jemandem auf die Füße zu treten“. Und zum Anderen das Bewusst-sein, in einer globalisierten Welt zu leben, in der es noch vieler diplomatischer Bemühungen be-darf, bis unsere Resolutionen sprechen und die Waffen schweigen.

Ellen Madeker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie und vertrat Indien im UNESCO-Committee der BIMUN.

Weiterführende Informationen unter www.bi-mun.org

von Ellen Madeker, Dipl.-Kulturwirtin

„Dear honourable delegate...“

Erfahrungen auf dem Parkett internationaler Diplomatie

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Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD Europapolitische Perspektiven der neuen Bundesregierung

Die Große Koalition unter Angela Merkel steht vor Mammutaufgaben im Inneren. Erheblicher Reformbedarf besteht nach wie vor auch im poli-tischen System der krisengeschüttelten Europä-ischen Union, deren Ratsvorsitz die Bundesrepu-blik Anfang 2007 übernehmen wird. Noch immer krankt der supranationale Staatenverbund am allerorten beklagten Demokratiedefizit. Dessen Ausmaße hatten sich bei den negativen Verfas-sungsreferenden in Frankreich und den Nieder-landen Mitte des vergangenen Jahres eindrucks-voll manifestiert. Europa bleibt ein bürgerfernes Elitenkonstrukt. Die vorläufige Ablehnung des Verfassungsvertrags muss aber auch unter dem Blickwinkel der Osterweiterung und des notwen-digen Ausgleichs einer enorm gestiegenen He-terogenität nationaler Interessenlagen beunru-higend wirken: Noch stellt der defizitäre Vertrag von Nizza die Verhandlungsgrundlage des eu-ropäischen Integrationsprozesses dar. Steigen-den internationalen Erwartungshaltungen an die Handlungs- und Konfliktlösungsfähigkeiten der sich dynamisch erweiternden EU stehen zugleich Intransparenz, bürokratische Schwerfälligkeit und ein mangelnder politischer Wille gegenüber, kollektive Lösungen für globale Probleme anzu-bieten.

Ein Blick auf den Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vom 12. November 2005 offenbart die Vorstellungen der neuen Bundes-

regierung zur künftigen Europapolitik Deutsch-lands. Im Vergleich zur rot-grünen Koalitions-vereinbarung des Jahres 1998 gehen Union und SPD hierbei über schwammige Aussagen zur weiteren Einbindung Deutschlands in die EU hin-aus und präsentieren konkrete Zielvorgaben zur Gestaltung der verschiedenen Politikbereiche so-wie zur Reform der EU.

In einem „Europa der Bürgerinnen und Bürger“ will sich die Bundesregierung für eine stärkere Demokratisierung der EU bei gleichzeitiger Siche-rung der Handlungsfähigkeit der europäischen Institutionen einsetzen. Unnötige Bürokratie soll zurückgedrängt, die europäische Gesetzgebung auf „das Wesentliche“ reduziert werden. Hieran lässt sich die prinzipielle Forderung nach einer Zügelung europäischer Legislative in den in-ternen Politikbereichen ablesen. Von einer ver-antwortungsvollen Ausübung der Kompetenzen der Union im Sinne des Subsidiaritätsprinzips ist die Rede, die der Aushöhlung der Zuständig-keiten der Mitgliedstaaten vorbeugen soll. Ver-heißungsvoll klingt in diesem Zusammenhang insbesondere die Ankündigung, die Ratifizierung des Europäischen Verfassungsvertrags über das erste Halbjahr 2006 hinaus fortführen und ab 2007 dahingehend selbst neue Anstöße geben zu wollen. Impulse zur Konstitutionalisierung der Union sind auch von der gegenwärtigen ös-terreichischen Ratspräsidentschaft zu erwarten.

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Auf dem Ratsgipfel im Juli wird eine Bilanz über die selbst verordnete Denkpause Europas gezo-gen und über den weiteren Fahrplan entschie-den werden müssen.

Im Bereich der Finanzplanung bekräftigt die Große Koalition die Haltung der vormals rot-grü-nen Bundesregierung und betont noch einmal, dass Deutschland nicht mehr als 1 Prozent sei-nes Bruttonationaleinkommens zum EU-Haus-halt beisteuern solle. Gleichzeitig wird gefordert, dass die deutschen Grenzregionen zu den neuen EU-Mitgliedstaaten wichtige Adressaten europä-ischer Strukturförderung sein müssen. Deutsch-land will überdies – in einem Bekenntnis zum geltenden EU-Recht – bis 2007 zur Erfüllung der Stabilitätskriterien zurückkehren.

Der Koalitionsvertrag bekennt sich zum europä-ischen Binnenmarkt und möchte funktionieren-den Wettbewerb, Wachstum und wirtschaftliche Dynamik gefördert sehen. Ordnungspolitisch mahnt die Große Koalition eine „wachstums-freundliche Balance zwischen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und sozialem Zusammen-halt“ an. Eindeutige Prioritäten werden dabei allerdings nicht gesetzt: So werden einerseits der Lissabon-Prozess zur Stärkung der Wettbe-werbsfähigkeit sowie die Deregulierung des be-stehenden Gemeinschaftsrechts mit Nachdruck unterstützt, andererseits aber Markteingriffe wie etwa die im Zuge der Osterweiterung einge-führten siebenjährigen Übergangsfristen für die Dienstleistungsfreiheit und Freizügigkeit oder die Einführung von Mindeststeuerquoten als Ge-genmaßnahme zum Steuerdumping in der EU befürwortet.

In der Säule der Gemeinsamen Außen- und Si-cherheitspolitik (GASP)der EU verschreibt sich die Bundesregierung – im Gegensatz zu vielen Politikbereichen der Europäischen Gemeinschaft – einer verstärkten Integration. Sie kündigt die Intensivierung der Einbindung europäischer Po-litik in multilaterale Gremien an und meint damit in erster Linie die Vereinten Nationen und die Organisation für Sicherheit und Zusammenar-beit in Europa (OSZE). Grundlage dafür soll eine deutsche Außen-, Europa- und Entwicklungspo-litik sein, die als eine Art integrierte Globalisie-rungspolitik sowohl Chancen der Globalisierung nutzen als auch einen effektiven Beitrag zur Bewältigung sicherheitspolitischer Herausfor-derungen, etwa regionaler Konflikte oder dem internationalen Terrorismus, leisten möchte. Die deutsche Außenpolitik fußt demnach auf einem komplexen Sicherheitsbegriff und forciert eine kooperative Bewältigung globaler Herausforde-rungen. Eine solche Politik setzt „auf das Ver-trauen unserer Verbündeten und Partner“. Kon-sequenterweise erwähnt der Koalitionsvertrag in diesem Zusammenhang nicht nur die euro-päische Integration und insbesondere die enge

Freundschaft und Zusammenarbeit mit Frank-reich, sondern nennt explizit auch die Förderung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Falle Russlands will sich die Bundesrepublik gemeinsam mit den EU-europä-ischen Nachbarn für eine strategische Partner-schaft einsetzen, die auf bilateraler Ebene und auf Ebene der EU in allen Bereichen vorange-trieben werden soll. Die Angebote Deutschlands und der EU, Russland bei der Schaffung von Rahmenbedingungen für eine politische Lösung des Tschetschenien-Konflikts zu unterstützen, bleiben bestehen. Der demokratische und öko-nomische Transformationsprozess in der Ukraine finden weiterhin volle Unterstützung. Die NATO soll auch zukünftig das maßgebliche Instrument deutscher Sicherheits- und Vertei-digungspolitik sowie der zentrale Ort des tran-satlantischen sicherheitspolitischen Dialogs zwi-schen den USA und einem „selbstbewussten“ Europa bleiben, das sich als Partner, nicht als Gegenmacht versteht. Gleichzeitig sollen zur Stärkung der transatlantischen Sicherheitspart-nerschaft aber die Fähigkeiten und Handlungs-optionen der EU verbessert werden – auch um unnötige und kostenintensive Doppelungen mit der Nordatlantischen Allianz zu vermeiden. Richtschnur des europäischen sicherheitspoli-tischen Handelns ist für Deutschland dabei die Europäische Sicherheitsstrategie Javier Solanas, einer visionären Doktrin zur „Sicherheit Euro-pas in einer besseren Welt“, die im Dezember 2003 vom Europäischen Rat unterzeichnet wor-den war. Die Bundesregierung sieht in diesem Rahmen das Erfordernis für europäische zivile und militärische Mittel zur Konfliktbeilegung und -verhütung. Die bestehende Europäische Sicher-heits- und Verteidigungspolitik (ESVP) soll zu einer Sicherheits- und Verteidigungsunion wei-terentwickelt werden.

Schließlich tritt die Bundesregierung auch im Be-reich der dritten Säule der Europäischen Union, in der die polizeiliche und justizielle Zusammen-arbeit koordiniert wird, für eine vertiefte Inte-gration ein. So soll eine engere und effiziente-re grenzüberschreitende Kooperation bei der Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität sowie eine Stärkung der dafür zu-ständigen Institutionen Europol und Eurojust er-reicht werden.

Stabilität kann nur derjenige geben, der selbst stabil ist. Insofern spricht der Koalitionsvertrag von einer „umsichtigen“ Erweiterungspolitik, die sich unter der Zielvorgabe der Stabilisierung und Befriedung des europäischen Kontinents nicht nur an der Europafähigkeit von Beitrittskandi-daten, sondern zunehmend auch an der Auf-nahmefähigkeit der EU orientieren muss. Mithin wird die Regierung die endgültige Entscheidung zur Ratifizierung der Beitrittsverträge Rumäni-

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ens und Bulgariens ausschließlich im Lichte der Fortschrittsberichte und Empfehlungen der Eu-ropäischen Kommission treffen. Die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien wird begrüßt, die europäische Perspektive für ande-re Staaten des westlichen Balkans bekräftigt. Noch einmal wird betont, dass der am 3. Okto-ber 2005 unterzeichnete Vertrag zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei einen ergebnisoffenen Prozess eingeleitet und kei-nen Beitrittsautomatismus generiert hat. Diese Feststellung steht mit der Forderung der Bun-desregierung nach einer „ambitionierten und differenzierten“ Nachbarschaftspolitik der EU im

Einklang. Die Option einer privilegierten Part-nerschaft findet implizit Erwähnung für den Fall, dass die EU nicht aufnahmefähig oder die Türkei nicht in der Lage sein sollte, sämtlichen mit ei-ner Mitgliedschaft verbundenen Verpflichtungen vollständig nachkommen zu können.

Der Koalitionsvertrag online unter www.bundes-regierung.de

von Martin Reichinger, Dipl.-Kulturwirt

„Es riecht nach alten Erinnerungen“Spurensicherung gegen die Vergänglichkeit

Damit nichts dieser geschichtsreichen Stadt ver-loren geht und der Zeitgeist von heute von der Vergangenheit weiß, hat Rudolf Klaffenböck ein besonderes Ausstellungsprojekt im Museum Mo-derner Kunst in Passau inszeniert.

Ein Stück Kulturge-schichte, nicht konser-viert, sondern lebendig gehalten mit Bildern, Geräuschen und Ge-rüchen, wartet in der Ausstellung „Nibelun-genhalle – Räume der Erinnerung“ auf den Besucher. In den Aus-stellungsräumen wird eine Geschichtsepiso-de nicht nur erzählt und anhand von Bil-dern und verschiede-nen Objekten dokumentiert, sondern zugleich mit allen Sinnen erlebt.

Es sind alltägliche Gebrauchsgegenstände, altes Mobiliar und Dinge, die auf den ersten Blick be-langlos erscheinen und oft nur ein Menschenleben lang einen speziellen Wert haben oder besondere Achtung erfahren, die hier im Museum in einzig-artiger, skurriler, witziger wie kritischer Weise an den Besucher herantreten. In drei Stockwerken wird mit den unterschiedlichsten gestalterischen Mitteln und in Form von Gedächtniskunst ver-sucht, die Erinnerungen an die Nibelungenhal-le, die rund sieben Jahrzehnte das Zentrum der Stadt markierte und als Mehrzweckhalle die viel-fältigsten Ereignisse in sich beherbergte, frisch zu halten und wiederzubeleben.

Jeder Raum des Museums spiegelt besondere Momente der Halle wider. An den Wänden hängen

beispielsweise Bilder des Gebäudes und Aufnah-men von Teilen davon, die einen Eindruck von der Größe, dem Bau und der architektonischen Gesamtkomposition vermitteln. Ein Mosaik aus verschiedenen aufbewahrten Fußbodenresten

der Halleninnenräu-me erinnert daran, dass einst Tanzpaare voller Begeisterung ihre Tanzschritte auf diesem Parkettboden machten. Eine von der Zimmerdecke hängen-de Besenparade lässt daran denken, dass die Halle nach jedem Ereignis wieder neu gereinigt und gepflegt werden musste, um so die Jahre zu überdau-ern.

Die Halle hat viel erlebt: Unzählig vielen Veran-staltungen wie Frühjahrsausstellungen, Nacht-flohmärkten, Popkonzerten und Christkindlmärk-ten bot die im Volksmund als „Niha“ bekannte Halle ein Dach. Die Niha war aber auch ein Ort, an dem Spektakuläres, Atemberaubendes, Höchstbrisantes und noch nie da Gewesenes vor-gestellt wurden: Vom Boxländerkampf Deutsch-land gegen Finnland, vom Spielzeugmarkt der Hitlerjugend, von der Mercedes-Lastwagen-schau bis hin zum Damenschlamm-Catchen oder zur Thailändischen Transvestiten-Show. Ob als Flüchtlings- oder Katastrophenschutzlager – wie eine Krankentrage und Luftmatratze informieren – oder als Künstler- und Schauspielhaus – wie Schminktisch und Leuchtreklamen berichten – , die Niha stand für jeden Zweck bereit. Heiter-keit, Melancholie und Betroffenheit in jeder Va-riante verschmelzen und begegnen sich auch in

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den Museumsräumlich-keiten.

Im Jahr 1935 als Groß-aufmarschplatz für fa-schistische Zusammen-künfte konzipiert, hatte die Nibelungenhalle bis zu ihrem Abriss im Frühjahr 2004 ein viel-seitiges Gesicht. Neben persönlichen Bezügen wird in der Ausstellung gerade auch die über-regionale Bedeutung angesprochen. Visuelle Ausschnitte und Hörse-quenzen in einem der Ausstellungsräume las-sen einen Hauch der Stimmung aufkommen, die sich einstellte, wenn die legendären politischen Aschermittwoche der CSU in der Halle abgehal-ten wurden. Ein Originaltonband des ehemali-gen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Jo-sef Strauß beschallt den ganzen Raum, während sich der Blick des Besuchers auf eine Glasvitrine konzentriert, in der die Überreste der typisch bayerischen Brotzeit auf einem mit blau-weißen Rauten bemalten Pappteller aufbewahrt sind. Für den alteingesessenen Passauer bedeutet der Rundgang durch die Ausstellung das Eintauchen in alte Zeiten und ein Wachrufen persönlicher Erinnerungen und vergangener Augenblicke. Für den interessierten Stadtbesucher und Fremden ist es sowohl Erinnerungssuche als auch mitrei-ßende Geschichtsstunde. Das Museum fungiert als Verhandlungsort und wird zur Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Gerade in Anbetracht der aktuellen Baumaß-nahmen und Pläne für die Gestaltung der Neu-en Passauer Mitte am Exerzierplatz erscheint es mehr als angemes-sen, dieser Baustelle große Aufmerksam-keit zu schenken. Beim Gedenken an die alte Halle kann die Zukunft aus den Erfahrungen alter Tage Weisheit und Wissen schöpfen. Jeder

kann bis zum Ende der Ausstellung im März die-se besondere Gelegenheit wahrnehmen. Junge wie Alte sind beim Museumsbesuch eingeladen, ihre Fantasie anregen zu lassen und auf der Brü-cke zwischen Damals und Heute zu wandeln.

Wir danken Herrn Hans-Peter Wipplinger, Di-rektor des Museums Moderner Kunst – Stiftung Wörlen, für seine freundliche Unterstützung und Auskunftsbereitschaft.

Weiterführende Informationen unter:www.mmk-passau.de

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Trotz mancher Kritik ist das Buch Alexander von Schönburg, des gegangenen Redakteurs, des Bruders der Gräfin Gloria von Thurn und Taxis, des Sohns einer von den Kommunisten enteig-neten ungarischen Adligen, ein Meisterwerk und eine logische Fortführung des epochalen Werkes „Der Aufstand der Massen“ von José Ortega y Gasset.

Schönburg redet nicht von Hartz IV und Sparen, er gibt keine Tipps gegen Überschuldung, er ist nicht der Retter einer breiten, geldlosen Masse. Schönburg verfolgt nämlich ein ganz anderes Ziel. Ein Ziel, das von der deutschen Öffentlich-keit im Jahre 2005 noch kaum erkannt wurde: Aufzuzeigen, dass Reichtum nicht vom Geld-beutel abhängt, nicht die quantitativ messbare, angesammelte Masse irdischer Vermögensgü-ter ist. Nein, Reichtum ist eine Geisteshaltung, eine Einstellung, eine Lebensform. Denn reich ist, wer nicht die vergänglichen Konsumgüter braucht, reich ist, wer sich selbst erfindet, reich ist, wer aus seinem Innersten eine Generosität im Denken besitzt, eine gelassene Einstellung zum Leben und zu dessen Akteuren.

„Adel ist gespanntes Leben, Leben, das immer in Bereitschaft ist... So stellt sich edles Leben dem

gemeinen oder tatlosen gegenüber... Adel, das sind die Ausgezeichneten, die Edlen, die einzi-gen Aktiven, für welche das Leben eine ständige Spannung, ein unaufhörliches Training ist. Trai-ning = askesis. Sie sind die Asketen.“ – diese Worte des José Ortega y Gasset wirken wie auf das WerkSchönburgs maßgeschneidert. Wahrer Adel, wahrer Reichtum – das kann man nicht mit Geld erreichen, das sind innere Werte.

Von den Kommunisten enteignet, doch reich durch das Bewusstsein der Tradition, der Werte, der Jahrhunderte – das ist die Quintessenz des Buches. Leben ist kurz, oberflächlich und ver-gänglich – höchste Zeit also, uns von der Vor-stellung zu trennen, Reichtum sei materieller Reichtum. Häufig ist ganz und gar das Gegenteil der Fall.

von Schönburg, Alexander (2005), Die Kunst des stilvollen Verarmens. Wie man ohne Geld reich wird, Berlin: Rowohlt, 240 S., ISBN 3871345202, EUR 17,90.

von Melani Barlai und Dipl. Kauffrau Conny Kummer

Vom edlen und vom gemeinen Leben

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Nach fünf Jahren Zivilleben fühlt sich die fleck-tarnfarbene Uniform ungewohnt und doch altver-traut an. Ich sitze im Hörsaal der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck bei München, um mich herum etwa dreißig Studenten und young professionals, die das gleiche Ziel haben wie ich: Die Ausbildung zum Reserveoffizier. Dafür sind wir alle bereit, acht Wochen unserer Sommersemesterferien zu opfern und uns für die Monate August und September 2005 wieder in die mili-tärische Hierarchie einzufügen. Ver-rückt? Das mag auf den ersten Blick so scheinen. Aber jeder von uns hat gute Gründe dafür.

Dabei erfüllt niemand die Stereo-type, die Außenstehende der Bun-deswehr gelegentlich zuschreiben. Vielmehr sind wir eine Gruppe Akademiker der unterschiedlichsten Fachrichtungen: Physiker, Juristen, Betriebs- und Volkswirtschaftler, Lehr-amtsstudenten, Politologen, ein Biologe; ich selbst habe eine Woche zuvor, im Juli 2005, in Passau meinen Magister in Mittlerer und Neue-rer Geschichte gemacht. Einer sticht besonders hervor: Studium in Oxford, Promotion am Max-Planck-Institut in Köln, jetzt angestellt bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main. Ein weiterer ist Berater bei Accenture. Das Alter der Teilnehmer variiert zwischen einundzwanzig und zweiunddreißig.

Um zum Lehrgang zugelassen zu werden, muss jeder Bewerber die Eignungsprüfung an der Offi-zierbewerberprüfzentrale (OPZ) der Bundeswehr in Köln bestehen; ein Verfahren, das ganz ähn-lich abläuft wie Assessment-Center in der Wirt-schaft oder die Auswahltagungen der Studienför-derungswerke. Allerdings kommt noch ein kleiner Fitness-Test hin-zu.

Hat man diese Hürde genom-men, erhält man seine Zulassung zum Reserveoffi-zieranwärter. Die Ausbildung ist in drei Module à vier Wochen eingeteilt. Modul 1 und 2 finden an der Offizierschule der Luftwaffe statt und kön-nen als eine achtwöchige Wehrübung abgeleistet werden. Die Ausbildung ist recht theorielastig. Unterrichtet wird u.a. Wehrrecht, Menschenfüh-rung, Logistik, Militärgeschichte, Luftkriegsleh-re. Zusätzlich steht Sport auf dem Programm,

allerdings ist das Quantum so bemessen, dass man es auch als relativ untrainierter Student mit etwas Disziplin problemlos bestehen sollte. Hinzu kommen einige „grüne“ Anteile, also Schießen, Stationsausbildungen und drei Geländetage, wo-

bei man langsam immer mehr an die Tätigkeit als Zugführer heran-geführt wird und die Teilnehmer dabei in zuneh-mendem Maße selbst Leitungstä-tigkeiten überneh-men. Das Modul 3 bildet dann einen rund vierwöchiger Fachlehrgang, in dem man für eine

spezifische Verwendung im Bereich der Luftwaf-fensicherung ausgebildet wird. Höhepunkt war ein 60-stündiges Überlebenstraining in Schon-gau. Vor der herrlichen Kulisse der schwäbischen Alpen wurden wir dort an unsere physischen und psychischen Belastungsgrenzen gebracht.

Das Programm begann mit einem simulierten Fallschirmabsprung aus zwölf Metern Höhe, wo-bei man buchstäblich ins Nichts fiel, ehe einen nach einigen Metern die Sicherungsleine auffing. Weiter ging es mit der Überwindung verschiede-ner Hindernisse, wie engen Tunneln oder einem Seilgarten, wobei es vor allem darauf ankam, die Herausforderungen als Gruppe zu lösen. In der ersten Nacht war ein Orientierungsmarsch zu be-stehen, der sich für die meisten Gruppen – mei-ne inbegriffen – bis in den frühen Morgen hinzog. An Schlaf war für die meisten Kameraden daher

nicht zu denken. Der zweite Tag bot besondere Highlights: Das Abseilen von einer 27m hohen Felswand und die Überquerung des Halblech auf einem 70m langen Doppelseilsteg in 37m Höhe. Nach einem weiteren Nachtmarsch, einem Verwundeten-transport und einer letzten Über-querung der Hindernisbahn war dann das Ziel erreicht und Schon-gau überstanden!

Zu einem „echten“ Einsatz kam es während des Lehrganges ebenfalls:

Wegen des Isar-Hochwassers wurden wir nach Erding beordert. Unsere Aufgabe war es, einen Damm gegen die steigenden Fluten zu sichern. Dreißig Akademiker beim Schleppen von Sand-säcken! Für uns alle zwar völlig ungewohnt, al-lerdings waren wir hoch motiviert und hatten – anders als die Rekruten neben uns – eine Men-ge Spaß. Unsere Mühen wurden schließlich von

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livder Erdinger Brauerei mit reichlich alkoholfreien Getränken honoriert, wodurch der Einsatz ein lohnendes Ende fand.

Für die vorangegangenen Mühen entschädigte der Abschlussappell in vollem Maße: Luftwaffen-musikkorps, Ehrenformation aus Offizieren und – als Krönung – der Überflug einer Tornado-For-mation bildeten einen stilvollen Rahmen für die Beförderungen zum Fähnrich bzw. Leutnant der Reserve. Niemand hat den Lehrgang freiwillig

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abgebrochen, obwohl es jedem jederzeit freistand zu gehen. Gerade das aber hat unsere Motivation noch gesteigert, so dass ich den Lehrgang im Re-sumée als gelungenes Erlebnis und als wertvolle Erfahrung in Erinnerung behalte.

Weiterführende Informationen zur Reserveoffi-zierausbildung der Bundeswehr unter www.bun-deswehr.de

von Lennart Hildebrand,M.A.

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Anfang November 2005 ist nun der zweite Teil der Kohl´schen Erinnerungen im Droemer/ Knaur Verlag erschienen. Das an die 1.100 Sei-ten starke Werk bearbeitet in sauberer Abfolge die ersten acht Jahre der Kanzlerschaft, bis in das Jahr 1990 hinein. Es endet abrupt mit den Volkskammerwahlen im Frühjahr 1990.

Hatte man bei den Erinnerungen 1930-1982 zeitweise den Eindruck, dass der Terminkalen-der Pate stand, so verfestigt sich dieser Eindruck aufs Neue. Das Buch behandelt akribisch und detailverliebt alle wesentlichen und unwesent-lichen Ereignisse der Kanzlerjahre. Es legt Re-chenschaft ab über Geschehnisse und Geschich-ten, vor allem werden innerparteiliche Fragen bis zur Übergenauigkeit erörtert. Dabei wirkt der leidenschaftslos berichtende Stil, der um sämt-liche Wahlergebnisse und Personalfragen nicht herumkommt, eher als ein historisches Protokoll denn als Erinnerungen eines großen Staatsman-nes.

Diese Nüchternheit täuscht aber: Kohl hat sehr wohl ein streitbares Werk verfasst, ein Werk, das längst vergessen geglaubte Querelen neu aufrollt, mit alten Weggefährten abrechnet und einer sehr eigenen Interpretation breiten Raum überlässt. Ob diese immer so richtig ist, mag man mehr als anzweifeln. Oft fühlt man sich in ein hoffnungsloses Klein-Klein versetzt, in ein nachtragendes und kleinliches Hinterhertreten. Kohl sieht sich selbst fehler- und makellos: Von Selbstkritik oder Altersweisheit ist nichts zu merken. Einst wurden dem Kanzler die Eigen-schaften Beratungsresistenz, Eigensinn, Selbst-verliebtheit und Kritikunfähigkeit nachgesagt: In seiner Autobiographie bestätigt und bestärkt

Kohl all seine Opponenten – leider. Dem Buch fehlen auch Visionen, Bekenntnisse, Glaubensgrundsätze und echte Rückblicke. Statt der Aneinanderreihung von Banalitäten hätte der Leser ein politisches Vermächtnis, eine Meis-terleistung an politischen Inhalten erwartet. Von der Größe eines Reagan („American Life“), einer Thatcher („Downing Street Years“) oder selbst des Kohl´schen Ministers Genscher („Erinnerun-gen“) ist nichts vorhanden. Kohl war weder eine tiefgründige Gedankenwelt, noch das stilvoll Staatsmännische zu eigen.

Alles in allem entlarvt sich Kohl wieder einmal als nachtragender und kleinkarierter Provinzpo-litiker, nicht als großer Staatsmann. Blieb nach der Lektüre der Erinnerungen 1930-1982 noch zu hoffen, dass die tiefen Einsichten und Einbli-cke in den ideologischen Überbau des Kanzlers im nun vorliegenden Buch offenbar werden, so muss das Publikum mit einer doppelten Ent-täuschung fertig werden. Kohl stellt sich damit selbst ein Zeugnis aus.

Zwei große Vorteile kann man der Veröffentli-chung aber dennoch abgewinnen: Jedes Buch wie sein Verfasser – insoweit lernt man Kohl in einer absolut authentischen Art und Weise ken-nen. Und daneben hat man wohl die umfassends-te und ausführlichste Nacherzählung dieser acht bedeutsamen Jahre. Besser und abschließender kann man diese Epoche nicht zu Papier bringen.

Kohl, Helmut (2005), Erinnerungen 1982-1990, München: Droemer/ Knaur, 1136 S., ISBN 3426273209, EUR 29,90.

von Alexander-Frank Paul

Von Größe nichts zu merkenErinnerungen des Helmut Kohl 1982-1990

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Debeka Hochschulservice - Servicebüro Passau, Exerzierplatz 9, Tel. (0851) 75 17 40Alexander Katzensteiner, Bezirksleiter und Jens Neugebauer, Bezirksbeauftragter

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Seite 13 - Ausgabe I / 2006

Impressum

9. Ausgabe des UP-Campus Magazins, Ausgabe 1/2006 (Winter 2005/2006)erschienen im Februar 2006Auflage: 2000 Stk. in Passau

Herausgeber:Dr. Florian Hartleb und Bence Bauer

Gestaltung/Konzept/Layout:Christoph Stöß

Chefredaktion:Martin Reichinger

Stv. Chefredaktion:Johannes Pinkl

Redaktion:Melani Barlai, Bence Bauer, Dr. Florian Hartleb, Martin Reichinger, Conny Kummer, Heide Lohmeier, Alexander-Frank Paul, Johannes Pinkl, Eva Schindler, Christoph Stöß

Anzeigenleitung:Ulrich Sommer, Stefan Hassfurter

Distribution:Ulrich Sommer

Imp

ressu

mFotos:Bence Bauer, Christoph Stöß

Freie Mitarbeiter:Lennart Hildebrand, Ulrich Sommer

Herzlichen Dank an alle Inserenten!

Kontakt

Passauer Publikationen GruppeHausdorffstraße 35-5353129 BonnTel.: +49 2534 5399-00Fax: +49 2534 5399-01Email: [email protected]: www.ppg-online.de

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Seite 14 - Ausgabe I / 2006

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Zahlreich sind die Stimmen, die Deutschland als ökonomischen Verlierer des Globalisierungs-prozesses der vergangenen Jahre bezeichnen. Dieser pessimistischen Grundstimmung will der frühere Ministerpräsident Baden-Württembergs und ehemalige Jenoptik-Chef Lothar Späth mit seiner „Strategie Europa“ eine optimistische Sichtweise entgegensetzen. In dem gleichna-migen, vor kurzem erschienenen Buch entwirft Späth mit der Strategie Europa ein fundiertes Zukunftsmodell für die globalisierte Welt, indem er Europa zutraut, sich als Garant einer fried-lichen und ökologisch nachhaltigen Zukunft im weltweiten Machtgefüge zu profilieren.

Zuerst formuliert Späth eine Bestandsaufnahme der politischen Welt und analysiert die gegen-wärtige internationale Wirtschaftsordnung. Sein Blick fokussiert die spezifischen Probleme und Chancen Europas. Anschließend wendet sich der Autor ausführlich der ökonomischen und politi-schen Lage Deutschlands zu, die er – als ehe-malige Führungskraft in Politik und Wirtschaft – hervorragend auf den Punkt zu bringen vermag. Sehr schlüssig zeigt Späth, dass das Schicksal Europas ebenso abhängig ist von der Erneue-rung Deutschlands wie Deutschland seinerseits von der positiven Entfaltung Europas.

Späth sieht das „Staatennetzwerk Europa“ als ordnungspolitisches Alternativmodell zu den USA und China, das aufgrund seiner speziellen historischen Erfahrungen (wie der Überwindung jahrhundertealter Konflikte und dem Einigungs-prozess seit Ende des Zweiten Weltkriegs) auf einzigartige Errungenschaften bauen könne. Frieden schaffend und ökologisch soll die Strate-gie sein, mit der Europa eine bedeutende Rolle in der zunehmend globalisierten Welt spielen kön-ne. Als intellektuellen Hintergrund dieser Strate-gie fordert Späth von den Europäern eine Vision, wie wir sie in 20 oder 30 Jahren leben wollen. Die Basis für den ökonomischen Erfolg seiner Strategie ist für Späth die Konzentration der eu-ropäischen Gesellschaften auf den Produktions-faktor Wissen.

Unter dem gedanklichen Dach dieser weit rei-chenden Strategie macht der 68-Jährige bereits konkrete Vorschläge für eine Umsetzung des geistigen Konstrukts: Im Bildungsbereich er-scheint ihm ein Netzwerk von etwa 40 besonders innovativen europäischen Universitäten sinnvoll, die den Wissenschaftsstandort Europa gemein-sam voranbringen. Der Wirtschaft empfiehlt er eine weitere Clusterbildung, insbesondere in der Bio- und Nanotechnologie, der Medizintechnik und bei den erneuerbaren Energien. Späth nennt als Beispiel die erfolgreiche Clustergründung im thüringischen Jena, an der er selbst von 1991 bis 2003 als Leiter der Jenoptik AG (www.jenoptik.com) wesentlich mitwirkte. Des Weiteren schlägt er vor, das in der Wirtschaft bewährte Bench-marking – den Vergleich eigener Produkte und Leistungen mit denen der Konkurrenz – auf die politische Ebene im Sinne eines Vergleiches mit anderen effizienten Systemen zu übertragen.

Im Wertebewusstsein sollten sich die Europäer auf die Unverletzlichkeit der Menschenrechte so-wie auf soziale Modelle besinnen, die das Ge-setz des Stärkeren überwinden. Immer wieder betont der Schwabe dabei, wie wichtig offene Gesellschaften in Europa sind, die vor dem Hin-tergrund der demographischen Entwicklungen die Immigration und Integration neuer Mitbür-ger weiter fördern. In diesem Zusammenhang verneint Späth die insbesondere von Samuel Huntington herauf beschworene Gefahr eines drohenden „Kampfes der Kulturen“.

Neben seinen eigenen Ideen und Konzepten greift Späth oft auf Klassiker philosophischen und öko-nomischen Denkens zurück, wie etwa Immanuel Kant, Adam Smith, David Ricardo, Mancur Olson oder Joseph Schumpeter. Die Retrospektive auf deren politische und wirtschaftliche Modelle be-reichert zuweilen die Inhalte seiner Strategie, ist meist jedoch eine zu umfangreiche Wiedergabe weithin bekannter wissenschaftlicher Theorien,

Strategie Europa

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Seite 15 - Ausgabe I / 2006

die die Konzentration der Leser zu sehr von den wesentlichen Aussagen der Strategie Europa ab-lenken.

Die Leistung, die Späth hingegen in seinem Buch vollbringt, ist eine übergreifende, gedanklich umfassende Strategie, die sich wohltuend von den Teilreformen insbesondere in Deutschland abhebt, die zur Lösung der großen Aufgaben des Globalisierungsprozesses nicht mehr aus-reichend erscheinen. So versteht es der nach eigener Meinung „unheilbar an Optimismus er-krankte“ Autor, in der gängigen, oftmals sehr

pessimistisch geführten Globalisierungsdebatte den Lesern Mut zu machen und Zuversicht zu wecken.

Späth, Lothar (2005), Strategie Europa. Ein Zukunftsmodell für die globalisierte Welt, Ber-lin: Rowohlt, 272 S., ISBN 3498063839, EUR 19,90.

von Eva Schindler, Dipl.-Kulturwirtin

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Page 16: UP-Campus 1/2006

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