Date post: | 23-Mar-2016 |
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TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
CHF 5.– / EURO 4.– 4/2010
STS fordert:
Schonzeit
für alle
Wild
tiere!
STS fordert:
Schonzeit
2011: Grosse Herausforderungen für den Tierschutz
TIERREPORT 4/20102
4 Erbkrankheit Ein mutiger Schafhalter macht auf ein Zuchtproblem bei Schafen aufmerksam.
6 Nachteile abwägen Ein Freihandelsabkommen mit der EU bringt Rückschritt fürs Tierwohl.
8 Projekt in Nepal Der STS unterstützt die einzige Tierschutzorganisation Nepals.
10 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen aus der Schweiz.
12 Irrige Namen Viele Tiere haben ganz schön irreführende Namen.
14 Hände weg! Die «Produktion» von Reptilleder ist eine Tortur für die betroffenen Tiere.
16–19 Seekühe ahoi Früher für Meerjungfrauen gehalten, auch heute immer noch geheimnisvoll.
20 Tierversuch Schmerzlinderung nach Eingriffen wird Versuchstieren oft verweigert.
22 Jagdgesetz Der STS fordert eine Schonfrist für alle jagdbaren Arten.
24 Katzenkastration Die bewährte STS-Aktion verhindert Tierleid unter überzähligen Katzen.
26–28 Auf Lupos Spuren Ein Besuch im ältesten Nationalpark Europas – dem Parco Nazionale d’Abruzzo.
29–31 Aktuelles Welt Kurzmeldungen aus aller Welt.
32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT (ehemals «Du+die Natur»)Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS 137. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2010, erscheint viermal jährlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STS Dornacherstrasse 101, 4008 BaselTelefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
Redaktor: Mark Rissi
Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Julika Fitzi, Hansuli Huber, Lolita Morena, Catherine Reber, Stefan Tschopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach
Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWStEinzelnummer CHF 5.–
Tierreport-Abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen Telefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktion mit Quellenangabe gestattet.
ISSN 1424-9537, Papier 100% Recycling
Besuchen Sie uns im Internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau · Appenzell · Basel-Stadt · Baselland · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/MendrisiottoEmmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-Léman · Heiden · Horgen · Interlaken-Oberhasli · Jura/AJPA, · Jura/SoubeyKreuzlingen · La Chaux-de-Fonds · Liechtenstein · Linth · Locarno · Lugano · Luzern · Monthey · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · Oberaargau · ObersimmentalOberwallis · Obwalden · Olten · Rheintal · Romanshorn · Rorschach · St. Gallen Kanton · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · Thun · Toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’Accueil pour Animaux Gerenau-Stiftung für Tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt · AKUT Aktion Kirche und Tier · APS Auffangstation für Sittiche und Papa-geien · Club der Rattenfreunde · Le Refuge de Darwyn · Schweizer Wildstation Landshut · PRT Protection et Récupération des Tortues · VAZ Verein Aquarium Zürich
TITE
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OTO
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TIERREPORT 4/2010
TIERREPORT 4/2010 3
EDITORIAL
wohl ausstehen, der zu einem solchen Zweck missbraucht wird?
Und aus welchem Beweggrund wird die Tradition der völlig un-
nötigen Baujagd von Leuten, die sich als «Heger und Pfleger»
bezeichnen, immer noch hochgehalten? Ich verstehe unter Hege
und Pflege etwas anderes.
In der Schweiz ist das Abhalten von Kämpfen zwischen Tieren
verboten und strafbar. Es ist deshalb ein Skandal, dass die Bau-
jagd als Ausnahme immer noch erlaubt ist. Doch diese Tierquä-
lerei könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Nach ei-
nem endlosen Hin und Her hat alt Bundesrat Leuenberger vor
ein paar Monaten doch noch grünes Licht für eine Revision
der eidgenössischen Jagdverordnung gegeben. Eine Vernehm-
lassung dazu wird demnächst starten. Der STS wird alles dar-
ansetzen, dass bei dieser Gelegenheit die tierquälerische Bau-
jagd und andere schon lange nicht mehr zeitgemässe Jagdprak-
tiken endlich verboten werden. Es wäre ein schöner Sieg für
den Tierschutz.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,
recht frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr.
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Sie verstehen sich als Heger, Pfleger und Tierfreunde, sehen aber
rot, wenn man eines ihrer Privilegien antastet, auch wenn es ein
Privileg der Tierquälerei ist. Gemeint sind die Jagdverbände, die
sich seit Jahrzehnten mit Händen und Füssen dagegen wehren,
sich in «Traditionen» dreinreden zu lassen, die man beim besten
Willen nicht als «Hege und Pflege» betrachten kann, und die bei
der überwältigenden Mehrheit der Schweizer Bevölkerung auf
Abscheu stossen.
Bei der in der Schweiz immer noch praktizierten Baujagd wer-
den speziell scharfgemachte kleine Jagdhunde eingesetzt, um
Füchse und Dachse aus ihren unterirdischen Bauen vor die Flin-
ten der wartenden Jäger zu treiben. Dabei finden unterirdische
Kämpfe statt, und oft verbeissen sich der Hund und seine leben-
dige Beute derart ineinander, dass die schwer verletzten Tiere
ausgegraben werden müssen. Was empfindet wohl die Füch-
sin, die verzweifelt versucht, ihre Jungen vor dem angreifenden
Hund zu schützen? Denn Füchse gehören zu den sogenannten
«Schädlingen», denen keine Schonzeit zusteht. Sie dürfen jeder-
zeit gejagt werden, auch in ihrem Bau, während sie ihre Jungen
aufziehen. Das Jagdgesetz erlaubt es.
Eine andere, nicht weniger grausame Tragödie findet in den
«Kunstbauen» statt, Anlagen, in denen die Baujagdhunde auf
ihre Aufgabe abgerichtet werden. Um sie scharfzumachen, wer-
den die Hunde in einem künstlichen Röhrensystem mit einem
lebendig eingesperrten Fuchs konfrontiert. Fuchs und Hund sind
zwar durch Glasscheiben getrennt, können sich also nicht inei-
nander verbeissen, aber welch panische Angst muss ein Fuchs
Heger und Pfl eger?
TIERREPORT 4/20104
Es kommt selten vor, dass sich ein Tier-
halter wegen Tierquälerei selber anzeigt.
Schafhalter Roland Strebel hat dies ge-
macht, als er bei vielen seiner neugebo-
renen Lämmer einwärtsgestülpte Augen-
lider, mit Fachbegriff Entropium, ent-
deckt hat. Beim vererbbaren Entropium
stülpt sich das Unterlid nach innen und
die Wimpern zerkratzen die Hornhaut,
die Folge ist eine Entzündung des Auges
bis hin zur Erblindung.
Vom Veterinäramt abgewimmeltAls Strebel beim Schafzüchterverband
auf das Problem aufmerksam machen
wollte, schmetterte dieser ihn mit der
Begründung ab, Entropium sei kein Pro-
blem. Er solle doch einfach mal seinen
Stall desinfizieren (als ob sich Erbkrank-
heiten dadurch beseitigen liessen …).
Hatte Strebel nur geträumt? Filme
von Mark Rissi zeigen, dass Strebels
Lämmer tatsächlich Entropium haben.
Strebel zeigte sich daraufhin selber beim
Veterinäramt an, weil er den Zuchtver-
band dazu zwingen wollte, sich des Pro-
Ein mutiger Schafhalter hat das Problem Entropium, eine schmerzhafte Augenerkrankung, aufgedeckt. Ein Gutachten belegt, dass es sich um eine Erbkrankheit handelt. Der STS fordert deshalb ein Zuchtverbot für betroffene Schafe. Doch das BVET bleibt bisher passiv.
Mutig: Roland Strebel hat sich selbst angezeigt, um auf die Augenkrankheit Entropium aufmerksam zu machen.
Das Leiden der Lämmer
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TIERREPORT 4/2010 5
blems anzunehmen. Hilfe bekam er von
den Behörden aber nicht.
Das zuständige Veterinäramt be-
rief sich zwar auf die Zuchtartikel der
Tierschutzverordnung, nach denen das
Züchten von Tieren verboten ist, wenn
damit gerechnet werden muss, dass erb-
lich bedingt Körperteile umgestaltet sind
und dem Tier hierdurch Schmerzen, Lei-
den oder Schäden entstehen.
Genaue Richtlinien bestehen jedoch
noch nicht. Es heisst da lediglich: «Das
BVET kann Vorschriften technischer Art
über die Zucht von Tierarten, Rassen,
Stämmen und Zuchtlinien mit bestimm-
ten Merkmalen erlassen.» Damit verwies
die zuständige Kantonstierärztin Roland
Strebel ans Bundesamt für Veterinärwe-
sen (BVET).
Problem wird verdrängtDas BVET wiederum legte sich auf das
Wörtchen «kann» dieses Gesetzesartikels
fest, ergänzte es ausserdem stillschwei-
gend mit dem Zusatz «muss aber nicht,
zumindest nicht in naher Zukunft» –
und verwies Strebel zurück ans kanto-
nale Veterinäramt. Statt aktiv zu werden,
schoben sich die beiden Behörden ge-
genseitig den schwarzen Peter zu.
Mit der Entropiumproblematik kon-
frontiert, meinte das BVET, nach Kon-
sultation mit den entsprechenden Zucht-
verbänden im Jahr 2011 würden dann
falls nötig schon Zuchtvorschriften er-
lassen. Diese seien aber nicht vor 2013
zu erwarten.
In einem Artikel der Zeitschrift «Tier-
welt» vom 6.10.2010 bekundet ebendie-
ser betroffene Zuchtverband, dass er sich
vom Entropiumproblem als nicht betrof-
fen erachte. Gegen 4000 Schafe seien an
Ausstellungen kontrolliert worden, wo-
bei nur ganz wenige Fälle von Augen-
entzündungen gefunden worden seien,
die aber auf Staub beim Transport zu-
rückzuführen gewesen seien.
Gutachten bestätigt ErbkrankheitDer STS hat beim Nutztierspezialisten
Prof. Dr. Adrian Steiger von der Univer-
sität Bern ein Gutachten zum Schafen-
tropium in Auftrag gegeben. Steiner
sagt klar, dass das erbliche Entropium
ein Tierschutzproblem sei und mit be-
troffenen Schafen nicht gezüchtet wer-
den dürfe, weil damit gerechnet werden
müsse, dass ihre Nachkommen ebenfalls
an dieser schmerzhaften Augenkrank-
heit leiden würden.
Es wäre also für das BVET ein Leich-
tes, ein Zuchtverbot für Entropiumschafe
zu erlassen. Für den Schafzuchtverband
dürfte es kein Problem sein, ein solches
Zuchtverbot widerstandslos zu akzep-
tieren, weil ja angeblich sowieso kaum
Schafe davon betroffen seien. Aber ist
es so einfach?
Mangelhafte KontrollenEs stimmt nachdenklich, dass bei kei-
nem einzigen der 4000 an Ausstellun-
gen kontrollierten Schafe Entropium
entdeckt wurde, während bei Strebels
Lämmern, Nachkommen eines prämier-
ten Widders, gegen zwei Drittel mit En-
tropium zur Welt kamen.
Gibt es sonst in der Schweiz wirk-
lich keine Schafe mit Entropium? Viel-
leicht landen diese jeweils gar nicht an
den vom Schafzuchtverband kontrollier-
ten Ausstellungen, weil sie schon vor-
her geschlachtet werden. Oder das En-
tropium wird mit Behandlungsmethoden
angegangen, die später nicht mehr sicht-
bar sind (Unterspritzen des Augenlids
oder Massieren beziehungsweise Aus-
falten von Hand), sodass man bei den
ausgestellten Tieren nichts mehr erken-
nen kann.
Die Erbanlagen für
Entropium tragen sie
aber sehr wohl noch
und können diese wei-
tervererben. Kontrol-
liert werden muss also
nicht an Ausstellungen,
sondern möglichst bald
nach der Geburt der
Lämmer, und zwar von
unabhängigen Fach-
personen, um Manipu-
lation vorzubeugen.
STS fordert ZuchtverbotEs ist im Interesse aller, vor allem aber
der Schafe, dass das Problem Entropium
nicht ignoriert, sondern entschieden und
ehrlich angegangen wird. Darum braucht
es ein vom BVET erlassenes Zuchtverbot
für Schafe mit angeborenem Entropium
sowie für deren Elterntiere, auch wenn
diese an Ausstellungen hochdekoriert
worden sind!
Im Vollzug, bei dem Zuchtverbände
und kantonale Veterinärämter gefordert
sind, müssen schon neugeborene Läm-
mer auf Entropium untersucht werden.
Behandlungen müssen dokumentiert,
behandelte Tiere gekennzeichnet und
von der Zucht ausgeschlossen werden.
In diesem Sinn hat der STS mit dem
Gutachten nun auch an das BVET ap-
pelliert. Bis Redaktionsschluss lag noch
keine Antwort vor.
Mutiger SchafhalterSchafhalter Roland Strebel hat – bis-
her als Einziger – gehandelt: Alle seine
Lämmer, die an Entropium litten, wur-
den von der Tierärztin behandelt, um
ihr Leiden zu mildern. Später wurden sie
geschlachtet und somit definitiv aus der
Zucht entfernt. Eine radikale, aber wirk-
same Lösung.
Es ist an der Zeit für ebenso konse-
quentes Handeln der Entscheidungsträ-
ger, damit das Leiden der Lämmer ge-
stoppt werden kann!
Dr. sc. nat. Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
Erbkrankheit Entropium: Das Unterlid stülpt sich nach innen und die Wimpern zerkratzen die Hornhaut.
ZVG
TIERREPORT 4/20106
Die Vorschriften der eidgenössischen
Tierschutzgesetzgebung gewährleisten
keine tierfreundliche Nutztierhaltung. Sie
legen lediglich die Grenze zur Tierquälerei
fest, die von den Behörden geahndet wird.
Trotzdem sind diese Vorschriften für die
Haltung und den Umgang mit Tieren so-
wie für Transport und Schlachtung nach
wie vor strenger als die entsprechenden
EU-Richtlinien.
Wesentliche UnterschiedeVon besonderem tierschützerischem Inter-
esse sind drei grundsätzliche Unterschiede
der gesetzlichen Regelung des Nutztier-
schutzes in der EU und in der Schweiz:
Während die Schweizer Gesetzgebung
zu allen Nutztieren detaillierte Vorschrif-
ten und Mindestmasse vorgibt, fehlen EU-
Richtlinien unter anderem zur Haltung
von Kühen, Mastvieh, Truten, Straussen
und anderen Geflügelarten (ausser Hüh-
nern), Schafen, Ziegen und Pferden. Da-
mit sind Millionen von Nutztieren in der
EU ohne gesetzlichen Schutz.
Die EU schreibt keinen Tierschutz-TÜV
vor. In der Schweiz hingegen müssen seri-
enmässig hergestellte und verkaufte Hal-
tungssysteme und Stalleinrichtungen auf
Tierschutzkonformität und Praxistaug-
lichkeit überprüft und bewilligt werden.
In der Schweiz sind die allermeisten
schmerzhaften Eingriffe verboten. In der
EU hingegen dürfen junge männliche Käl-
ber, Zicklein und jährlich 125 Millionen
männliche Ferkel ohne Schmerzausschal-
tung kastriert werden. Unter Einschrän-
kungen sind auch das in der Schweiz ver-
botene Schnabel- und Schwanzcoupieren
oder das Herausbrechen von Zähnen bei
Ferkeln zulässig.
Obwohl die Schweizer Tierschutz-
gesetzgebung wie die EU-Nutztierricht-
linien lediglich Mindestmasse und Vor-
schriften enthält, welche die Grenze zur
Tierquälerei definieren und damit keine
optimale, tierfreundliche Haltung garan-
Die Schweiz ist zwar bei Weitem kein Paradies für Nutztiere. Doch im Vergleich mit der EU ist der Tierschutz hierzulande trotzdem deutlich besser. Das geplante Agrarfreihandelsabkom-men mit der EU hätte negative Auswirkungen auf das Tierschutz-niveau und würde die bisherige Qualitätsstrategie in der Land-wirtschaft sabotieren.
FON
ZI TR
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Agrarfreihandel mit EU bringt Rückschritt fürs Tierwohl
Die Broschüre «Freihandel und Tierschutz.
Ein Vergleich Schweiz–EU» kann unter
www.tierschutz.com oder telefonisch bei
der STS-Geschäftsstelle (061 365 99 99)
gratis bestellt werden.
TIERREPORT 4/2010 7
Bäuerliche Tierhaltung gegen MassentierhaltungIn der Schweiz hat sich aus verschiedenen
Gründen (Tradition, Bio-/Kreislaufphilo-
sophie, Agrarpolitik) eine bäuerlich ge-
prägte Tierhaltung erhalten mit oft meh-
reren gehaltenen Tierkategorien, modera-
ten Tierzahlen pro Stall respektive Betrieb
und einer Abstimmung von Futterfläche
und Hofdüngeranfall.
Demgegenüber verlief im Ausland der
Spezialisierungs- und Konzentrationspro-
zess in der Tierhaltung ungebremst. Mas-
sentierhaltungen und Tierfabriken mit
zehntausenden von Schweinen und hun-
derttausenden von Hühnern sind nicht
nur in den USA und anderen Ländern
gang und gäbe, sondern auch in jenen Re-
gionen der EU, welche den Grossteil der
Eier und des Fleisches produzieren.
Selbst im ebenfalls noch eher bäu-
erlich geprägten Österreich hält man im
Durchschnitt 20 000 Masthühner – in der
Schweiz sind es 6000. In Deutschland wer-
den durchschnittlich 50 000 Masthühner
pro Betrieb gehalten.
Keine Frage, dass bei solchen Betriebs-
grössen der Liter Milch, das Kilo Fleisch
oder ein Ei kostengünstiger erzeugt werden
können als unter Schweizer Verhältnissen.
Allerdings geht dies in der Regel auf Kos-
ten der Tiere und auch all jener kleineren
und mittleren Betriebe, die wirtschaftlich
nicht mehr mithalten können.
Der tierschützerisch gewichtigste Ein-
wand gegen Massentierhaltungen besteht
aber darin, dass die Mensch-Tier-Bezie-
hung, die Tierpflege und -überwachung
gegen null tendieren.
Unterschiede bei denTiertransportenSowohl die Schweiz als auch die EU ver-
fügen über detaillierte Tiertransportvor-
schriften. Die für die Tiere gewichtigs-
ten Unterschiede betreffen die Rege-
lung der Transportdauer sowie Umset-
zung und Vollzug der Vorschriften. In der
Schweiz sind Transporte von Verladeort
bis Schlachthof auf maximal sechs Stun-
den Fahrtzeit beschränkt und der Transit
von Schlachttieren ist gemäss Tierschutz-
verordnung verboten.
In der EU sind, entsprechende Fahr-
zeuge und das Einhalten von Ruhezeiten
vorausgesetzt, Ferntransporte über meh-
rere Tage und Ländergrenzen hinweg zu-
lässig.
Die Schweiz kennt glücklicherweise
nur einen Bruchteil der in der EU be-
kannten Tierseuchen. Dazu beigetragen
haben kostenintensive Gesundheits- und
Prophylaxeprogramme zum Wohl der
Tiere sowie die Tatsache, dass ein intensi-
ver Nutztierhandel über Grenzen hinweg
bislang nicht stattgefunden hat, da das
Schlachttiertransitverbot jahrzehntelang
gültig und unbestritten war.
Schächtverbot in der SchweizEin tierschützerisch bedeutsamer Unter-
schied besteht ausserdem beim Schlach-
ten: In der Schweiz ist die vorgängige Be-
täubung von Säugetieren in Schlachtan-
lagen Pflicht. In der EU hingegen dürfen
Schafe, Ziegen, Kälber und Rinder ohne
vorherige Betäubung zum Entbluten ge-
stochen werden.
Hansuli Huber
STS-Geschäftsführer Fachbereich
tieren, sind Schweizer Nutztiere von Ge-
setzes wegen besser geschützt als ihre
Kollegen in der EU.
Dank Konsumenten und Poli-tik höheres TierwohlniveauDas Beispiel Schweiz zeigt, dass die Nach-
frage am Markt (Labelfleisch, Freiland-
eier) und staatliche Tierschutz-Förderpro-
gramme die Tierhaltungspraxis wesent-
lich mitbestimmen und zugunsten eines
höheren, über die Mindestvorschriften der
Tierschutzgesetzgebung hinausgehenden
Haltungsstandards beeinflussen können.
Der STS hat deshalb in EU-Ländern eine
Umfrage zur Verbreitung von besonders
tierfreundlichen Haltungsformen (Weide,
Auslauf- und Freilandhaltung, Biotierhal-
tungen) durchgeführt. Die insgesamt 32
auswertbaren Resultate aus 12 EU-Län-
dern wurden dann mit der Verbreitung
von BTS- und RAUS-Haltungsformen in
der Schweiz verglichen, ebenso die Aus-
künfte des FiBL und von zehn nationalen
Bioorganisationen zum Umfang der Bio-
tierhaltung in der EU respektive in einzel-
nen EU-Ländern (siehe Tabelle).
Bei der Verbreitung von tierfreundli-
chen Ställen und Auslauf-/Freilandhal-
tungen steht die Schweiz bei praktisch al-
len hier berücksichtigten Tierarten euro-
paweit alleine oder mit anderen Ländern
an der Spitze. Über alle Tierarten gesehen
weist die Schweiz mit Abstand die höchs-
ten Anteile an Weide-/Auslauf-/Freiland-
haltungen auf.
Allerdings können auch in der Schweiz
Millionen von Nutztieren nicht regelmäs-
sig ins Freie. Hier besteht also noch erheb-
licher Handlungsbedarf!
Verbreitung tierfreundliche Haltungsformen
CH A NL F S D FIN GB DK B IRL PL EST
Weidegang Milchkühe 80 20-40 60-80 10 80* 20-40 60-80* 80 40-60 80 60-80 60-80 20-40
Auslauf Mastvieh 50 5-10 80 10 80* 5-10 60-80* 60-80 80 10-20 60-80 40-60 60-80
Auslauf tragende Sauen 66 <5 <5 <5 5 -10 5-10 <5 40-60 <5 <5 <5 5-10 <5
Auslauf Mastschweine 62 <5 <5 <5 5 -10 5-10 5-10 5-10 <5 <5 <5 5-10 <5
Freilandhaltung Legehennen 69 20-40 10-20 10-20 20-40 10-20 10-20 40-60 20-40 20-40 20-40 <5 5-10
Gruppenhaltung tragende Sauen 100 20-40 60-80 10-20 80 40-60 5 100 40-60 20-40 20-40 40-60 80
* Diese hohen Werte in Schweden und Finnland gelten lediglich für die Vegetationsperiode, im Winter sind die Tiere im Stall. In der Schweiz können Kühe im Rahmen des RAUS-Programms auch im Winter regelmässig ins Freie.
CH
80
50
66
62
69
100
TIERREPORT 4/20108
Anscheinend wahllos stechen Schlachter,
unterstützt von freiwilligen Helfern, mit
Messern und Macheten auf die wehrlosen
Tiere ein. Der staubige Boden wird bald
mit dem Blut der geopferten Haustiere
getränkt. Während des dreitätigen Fes-
tes zu Ehren der Hindugöttin Gadhimai
kommen auf diese Art und Weise rund
250 000 Büffel, Ziegen, Hühner und Tau-
ben ums Leben.
Das Fest, das alle fünf Jahre von den
Hindus gefeiert wird, lockte im letzten
Jahr fast eine Million Menschen
nach Nepal zum Gadhimai-Tem-
pel. Die Gläubigen erhoffen sich
durch die Tieropfer Wohlstand und
Schutz vor dem Bösen.
Einsatz für einen GesinnungswandelWeltweite Proteste von Tierschützern ge-
gen dieses gigantische Massaker an Tie-
ren waren die Folge. Doch auch in Ne-
pal selbst sind nicht alle Menschen mit
dieser grausamen Tradition einverstan-
den. So wehrt sich die SPCAN (Gesell-
schaft zur Verhinderung von Tierquälerei
Nepal) gegen solche Praktiken und setzt
sich seit 1990 für die Tiere im Himalaya-
Staat ein.
Die SPCAN will bei der Bevölkerung
das Bewusstsein für Tierschutzanliegen
wecken. Dies ist auch dringend notwen-
dig, wie viele Beispiele zeigen: häufig
fehlt es an der Empfindungsfähigkeit für
die Mitgeschöpfe.
Kaum Mitgefühl für TiereIst eine Kuh zu alt, um Milch zu geben,
wird sie einfach vom Hof gejagt. Stierkäl-
ber werden schon im Alter von zwei Mo-
naten einfach sich selbst überlassen, da
sie für ihre Besitzer wertlos sind. Streu-
nende Hunde werden oft aus Angst vor
Tollwut mit Strychnin vergiftet. Die Tiere
erleiden dadurch einen qualvollen Tod.
Schwarze Katzen werden von den Leu-
ten als schlechtes Omen betrachtet und
deshalb zu Tode geprügelt oder ertränkt.
Affen werden unter erbärmlichen Bedin-
gungen gezüchtet, um nachher an Ver-
suchslabore verkauft zu werden.
REUT
ERS
Hilfe für Tiere in Nepal Tieren kommt in Nepal nur ein geringer Stellenwert zu. Oft müssen sie unter der Gleichgültigkeit der Menschen leiden. Einzig die Tier-schutzorganisation SPCAN kümmert sich um sie. Der STS unterstützt deshalb die Gesellschaft fi nanziell bei ihren Bemühungen.
Angefahren: Mitarbeiter der SPCAN kümmern sich um eine angefahrene Kuh.
TIERREPORT 4/2010 9
Vielfältige AufgabenDie SPCAN steht also vor ei-
ner immensen Arbeit, zumal
sie die einzige Tierschutzor-
ganisation des Landes ist. Ge-
nerell geht es vor allem um
eine Verbesserung der Lebens-
bedingungen für streunende
Tiere. Selbst mitten in der
Hauptstadt Kathmandu trifft
man auf herrenlose Hunde und Kühe.
Diese Tiere befinden sich meistens in ei-
nem erbärmlichen gesundheitlichen Zu-
stand: verwurmt und von Parasiten befal-
len, zudem oft unterernährt oder an Hau-
terkrankungen und unbehandelten Ver-
letzungen leidend.
Klinik und Tierheim als AnlaufstelleDie Mitarbeitenden der SPCAN sammeln
solche Tiere ein und bringen sie in die Kli-
nik der Gesellschaft, wo sie von Tierärzten
medizinisch versorgt und betreut werden.
Nach erfolgreicher Behandlung kümmert
sich das Pflegepersonal im Tierheim wei-
ter um die Patienten. Nach Möglichkeit
werden die Tiere an gute Plätze vermittelt,
wenn sie sich erholt haben.
Leider musste die SPCAN dieses Jahr
einen herben Rückschlag hinnehmen: Der
starke Monsunregen hat die Klinik und
das Tierheim stark beschädigt. Für den
Wiederaufbau sowie ein dringend benö-
tigtes Fahrzeug hat der STS finanziellen
Beitrag geleistet.
Impf- und Kastrations-kampagnenSobald die Reparaturarbeiten ausgeführt
sind, wird das Team hoffentlich wieder
voll einsatzfähig sein können. Doch ne-
ben der alltäglichen Soforthilfe für Tiere
in Not kümmert sich die SPCAN auch um
die Prävention. Ein wichtiger Bestandteil
bildet das ABC-Programm (Animal Birth
Control), welches vor allem auf Strassen-
hunde ausgerichtet ist. In vier Dörfern
wurden zudem medizinische Camps ein-
gerichtet, um die Hunde der Dorfbevöl-
kerung zu kastrieren und gegen Tollwut
zu impfen.
Geschundene EselDie Mitarbeiter der SPCAN besu-
chen ausserdem die Ziegeleien, wo
Esel als Lasttiere eingesetzt wer-
den. Die Esel werden oft schlecht
behandelt und geschlagen. Sie
erhalten zu wenig Futter für die
schwere Arbeit, die sie verrich-
ten müssen, und wenn sie verletzt
sind, erfolgt keine Behandlung. Die
Tierschützer kümmern sich um die
geschundenen Esel und versuchen
ihre Besitzer davon zu überzeugen,
dass sie besser mit ihren Tieren umgehen
sollen.
Aufklärungsarbeit zum Umgang mit TierenHier setzt die Aufklärungsarbeit der
SPCAN ein. Die Tierschützer versuchen
die Leute davon zu überzeugen, dass Tiere
empfindungsfähige Lebewesen mit eige-
nen Bedürfnissen sind. So besuchen die
SPCAN-Mitarbeiter die Schulen des Lan-
des, führen Informationsveranstaltungen
durch und verteilen Broschüren zu Tier-
schutzthemen, um bereits die Jugendli-
chen zu sensibilisieren.
Auf der politischen Ebene sucht die
SPCAN das Gespräch mit den verantwort-
lichen Gemeindebehörden. Mit einer ak-
tuellen Kampagne will die SPCAN Ein-
fluss auf die Regierung nehmen, damit in
der neuen Verfassung Nepals auch Tier-
schutzvorschriften zu stehen kommen.
Angesichts der instabilen politischen Si-
tuation der jungen Demokratie des bis-
her von einem König regierten Himalaya-
Staates ist dies gewiss ein ambitioniertes
Projekt.
Mit all diesen Bemühungen auf zahl-
reichen Ebenen möchte die SPCAN bei
den Menschen in Nepal vor allem eine
Mentalitätsveränderung in der Beziehung
zu den Tieren herbeiführen.
Mark Rissi
Bitte helfen Sie mit!Der STS unterstützt die wichtige Arbeit der SPCAN in Nepal.
Wenn auch Sie dieses Projekt in Nepal unterstützen wollen, so ver-
wenden Sie bitte einen der Einzahlungsscheine. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Lokaler Einsatz: Aufklärung und Impfaktion gegen Tollwut.
Mobiler Einsatz: Dank der Unterstützung des STS verfügt die SPCAN über einen Bus.
In der Klinik: Ein verletzer Hund wird versorgt.
TIERREPORT 4/201010
+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H
J A G D
Anpassung der Urner Jagdverordnung
In der Detailberatung beantragte die Erst-
felder Landrätin Pia Tresch im Namen der
SP/GB-Fraktion, dass der Schneehase und
das Schneehuhn von der Liste der jagd-
baren Tiere gestrichen werden. Die Ar-
gumentation des Regierungsrates, dass
die Abschüsse (2009: 62 Schneehasen,
32 Schneehühner) für den Fortbestand
der Arten irrelevant seien, liess die Tresch
nicht gelten. «Man kann nur von einer
Nichtbeeinträchtigung des Fortbestands
sprechen, wenn man den Bestand der Ar-
ten genau kennt», so Pia Tresch. Und klar
sei, dass sowohl das Schneehuhn als auch
der Schneehase nicht wegen des Fleisches,
sondern einfach als Trophäen abgeschos-
sen würden.
Mit ihrem Antrag weckte Pia Tresch die
PETE
R RU
GG
LE
B E S C H W E R D E R E C H T
Bravo Kanton Bern!
Der Berner Regierungsrat hat eine
Anpassung der kantonalen Tier-
schutzverordnung verabschiedet.
Diese gewährleistet, dass der Kanton
die bewährte Aufgabenteilung im
Tierschutz auch unter der neuen eid-
genössischen Strafprozessordnung
weiterführen kann.
Am 1. Januar 2011 tritt die eid-
genössische Strafprozessordnung in
Kraft. Dieses vereinheitlichte Verfah-
rensrecht umschreibt die Möglichkeit
zur Beteiligung an Strafprozessen
anders als das bisher geltende ber-
nische Recht. Deshalb mussten auf
kantonaler Ebene die Grundlagen
geschaffen werden, um die bisherige
Aufgabenteilung fortzuführen.
Konkret wird das seit 1998 ge-
setzlich verankerte Recht des Dach-
verbandes Berner Tierschutzorga-
nisationen weitergeführt, bei Tier-
schutzdelikten als Partei mit Be-
schwerderecht aufzutreten. Damit
wird der Tatsache Rechnung getra-
gen, dass Tiere rechtlich keine Sache
sind und Tierschutz ein wichtiges öf-
fentliches Anliegen ist.
L E H R L I N G S W E T T B E W E R B « E S S E N M I T H E R Z »
Das sind die GewinnerKreativ, vielfältig und einfach umzusetzen
sollen sie sein, die Rezepte für das STS-
Kochbuch «Essen mit Herz». Jetzt wurden
die Gewinnerinnen und der Gewinner der
ersten fünf Ränge des STS-Lehrlingswett-
bewerbs ausgezeichnet. Plätze 1 bis 3: An-
gela Mumenthaler aus Blumenstein (BE),
gefolgt von Ayan Hersin aus Schliern (BE)
und Caroline Dreier aus Diegten (BL). Die
Ränge 4 und 5 belegten Nicolas Schwob
aus Frenkendorf (BL) und Aline Hof aus
Münchenstein (BL).
Die Siegerurkunden wurden den
Gewinnern von STS-Präsident Heinz
Lienhard im Rahmen eines Nachtessens
in Vreni Giger’s Jägerhof in St. Gallen
überreicht. Die Bio-Spitzenköchin (17
Punkte bei GaultMillau) hat das Patro-
nat für das STS-Kochbuchprojekt «Essen
mit Herz» übernommen.
«Essen mit Herz» will Lust machen
auf gesundes, genussreiches und ver-
nünftiges Kochen. Und das nötige Wis-
sen vermitteln, das man dafür braucht.
Das Kochbuch soll im Frühjahr 2011 er-
scheinen, wissenswerte Infos gibt es
schon jetzt auf der «Essen mit Herz»-
Website: www.essenmitherz.ch
Jäger im Saal. «Negativ und enttäuscht»
zeigte sich laut Neuer Urner Zeitung CVP-
Landrat Alois Zurfluh: «Es kann wirklich
nur ausgesprochenen Gegnern der Jagd
in den Sinn kommen, diese Tierarten un-
ter Schutz zu stellen», wetterte er und mo-
nierte, dass «gewisse Kreise unermüdlich»
versuchten, Jägerinnen und Jägern die
Freude an der Jagd zu verderben.
TIERREPORT 4/2010 11
V O G E L B E S T A N D
Landwirtschaft verdrängt
Vogelarten
H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S
In der Schweiz leben immer weniger in-
sektenfressende Vögel, weil es in land-
wirtschaftlich genutztem Land zu wenige
offene Bodenstellen gibt. Dies zeigt eine
Studie der Universität Bern und der Vo-
gelwarte Sempach.
Die Forscher untersuchten mit Hilfe
von winzigen Sendern das Nahrungssuch-
verhalten von Gartenrotschwanz, Heide-
lerche, Wendehals und Wiedehopf. So be-
vorzugen die Vögel Orte mit lückenhafter
Bodenvegetation, weil der offene Boden
es ihnen erlaubt, Insekten zu erbeuten, die
sich in der nahen Vegetation entwickeln.
Dieser offene Boden fehlt in Schweizer
Landwirtschaftsgebieten jedoch weitge-
hend. Die Universität Bern fordert nun
entsprechende Massnahmen, damit sich
die Vogelbestände erholen können.
R A T G E B E R
Übersicht im LabeldschungelDie Stiftung für Konsumentenschutz,
der Schweizer Tierschutz STS und der
WWF Schweiz haben ihren Ratgeber für
Lebensmittellabels neu aufgelegt. Die
Neubewertung zeigt: nur die etablierten
Biolabels – wie Knospe oder Demeter –
schaffen es, in allen Bereichen zu über-
zeugen. Weil sie sowohl an inländische
als auch an importierte Produkte hohe
Das freiburgische Kantonsparlament hat
die Kantonsregierung beauftragt, die Ver-
suche mit Affen an der Freiburger Univer-
sität zu überprüfen. Der Grosse Rat über-
wies ein Postulat mit diesem Inhalt mit 53
gegen 30 Stimmen. Eingebracht hatte das
Postulat die so genannte Petitionskom-
mission des Kantonsparlaments.
T I E R V E R S U C H E
Kanton Freiburg untersucht Affenversuche an der Universität
W E L P E N H A N D E L
Zwei Jahre wegen Betrug und Tierquälerei
Das Geschäft muss verlockend geklungen
haben: Chihuahuawelpen von Züchtern
im Ausland für rund 700 Franken kaufen
und sie hierzulande für mehr als das Dop-
pelte weiterverkaufen. Während dreier
Monate führte die Angeklagte mit ihrem
Mann zwanzig solcher Welpen illegal in
die Schweiz ein und veräusserte sie. Den
Käufern versicherte sie, die Tiere stamm-
ten aus eigener Zucht oder aus der Zucht
ihrer Mutter in Österreich.
Im Glauben daran, Welpen aus ein-
wandfreier nationaler Zucht zu kaufen,
zahlten die Käufer einen entsprechend
hohen Preis. Schon wenige Tage spä-
ter zeigten sich bei den Tieren aber ge-
sundheitliche Probleme: Hüftdeformatio-
nen, Leistenbrüche, Lungenwürmer, Ohr-
milben. Der Tierarzt konnte aufgrund der
Chips der Tiere feststellen, dass sie aus
Osteuropa stammen.
Neben gewerbsmässigem Betrug
musste sich die Angeklagte zudem wegen
Tierquälerei verantworten, da sie ihren ei-
genen Chihuahua zwei Tage lang in einer
Hundebox auf dem Balkon eingesperrt
hatte. Als das Tier von der Polizei befreit
wurde, war es vom eigenen Urin durch-
nässt, ausgehungert und hatte einen Ab-
szess im Analbereich.
Die Angeklagte wurde in beiden Punk-
ten einstimmig schuldig gesprochen.
Die Petitionskommission hatte im Sep-
tember 2009 eine mit rund 19 000 Unter-
schriften versehene Bittschrift von Tier-
schutzorganisationen erhalten, in welcher
diese einen Stopp der Versuche an Affen
forderten. Die Kommission kam in der
Folge zum Schluss, es sei angebracht, die
Versuche näher zu untersuchen.
Anforderungen stellen, schneiden sie mit
«sehr empfehlenswert» ab.
Von den Labels, die ausschliesslich
Fleisch auszeichnen, schneiden jene sehr
gut ab, die nebst strengen Umweltricht-
linien auch beim Tierwohl hohe Anfor-
derungen betreffend Stallgrösse, Auslauf
und Weidegang stellen. Mehr dazu im In-
ternet auf www.essenmitherz.ch.
Mit einem neuen Label zeichnet der STS
exklusiv Geschäfte und Bekleidungs-
marken aus, welche garantiert auf Echt-
pelze verzichten. Vize-Miss Schweiz 2008
Rekha Datta und Fotomodel Jasmin Brun-
ner stellten das neue Label vor. Auf dem
Plakat posiert Jasmin Brunner – eben
«Lieber nackt als im Pelz!»
Die Katze hat eine Maus nach Hause ge-
bracht. Wirklich eine echte Maus? Ein
Blick mit der Lupe in den Rachen der ver-
meintlichen Maus bringt eine Reihe mes-
serscharfer Zähnchen ans Licht. Zähne
eines erfolgreichen kleinen Raubtiers,
das es auf alles abgesehen hat, was ihm
kreuchend oder fleuchend vor die Killer-
schnauze läuft solange es kleiner als zwei
Zentimeter ist.
Spitzmäuse sind wohl die am häufigs-
ten für Mäuse gehaltenen Nichtmäuse.
Echte Mäuse sind Nagetiere und somit
mehrheitlich Vegetarier (gelegentlich ein
knackiges Insekt zum Dessert verschmäht
auch eine Hausmaus oder Ratte nicht).
Ihr Gebiss ist bestens an zähe pflanzliche
Nahrung, Grünzeug und Körner angepasst:
vorne befinden sich oben und unten je zwei
Schneide- oder eben Nagezähne mit einge-
bautem Selbstschärfemechanismus.
Die Nagezähne bestehen aus weichem
Zahnbein, nur vorne ist eine Schicht des
harten Schmelzes aufgelagert. Dadurch,
dass das Zahnbein beim Nagen schnel-
ler abgenutzt wird als der Schmelz, bleibt
immer eine scharfe Schneide zurück. Und
weil dauerndes Nagen doch recht am Ma-
terial zehrt, wachsen Nagezähne das ganze
Leben lang nach.
Mit solchen Superhauern ausgestat-
tet, legt beispielsweise der Biber ganze
Bäume um. Man versuche sich mit unse-
rem menschlichen Gebiss mal an einem
dünnen Baumschössling – dann wird man
die Holzfällerleistung des Bibers erst recht
bewundern!
Insekten als LieblingsspeiseSpitzmäuse hingegen, wie auch Igel und
Maulwurf, zählen die systematischen Zoo-
logen unter dem Stichwort «Insektenfres-
ser» zu den absoluten Fleischliebhabern.
Sie fressen zwar nicht Filet und Kotelett,
aber doch ausschliesslich Fleisch von an-
deren Tieren, die sie jagen und erlegen.
Diese zerkauen sie genüsslich mit ihren
messerscharfen Zähnchen.
Der Maulwurf hat dabei das Pech, dass
seine Erdhaufen denen der Wühlmäuse
gleichen und er deshalb, obwohl eigent-
lich geschützt, als sogenannter «Schäd-
ling» bekämpft wird. Als Insektenfresser
etikettiert, schlürft er aber eigentlich lieber
Regenwürmer wie Spaghetti ein, statt an
Wurzeln zu nagen wie Wühl- und Scher-
mäuse.
«Fliegende Mäuse»Von echten und unechten «Mäusen» un-
ter Tage nun zur «mäusischen Luftwaffe»:
die hoch spezialisierten Fledermäuse ha-
ben mit Mäusen so wenig zu tun wie ein
Die zoologischen Namensgebungen für Tiere sind manchmal ganz schön irreführend: da gibt es fliegende Hunde, Katzen, die unter Wasser leben oder Mäuse, die gar keine sind. Amüsante Betrachtungen unserer STS-Zoologin.
TIERREPORT 4/201012
Die Spitzmaus: Im Gegensatz zur Hausmaus ein Insektenfresser.
Der Katzenhai: Alles andere als ein Streicheltier.
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TierischeDer Seehund: Tönt zwar wie ein Hund, geht aber nicht Gassi.
Namensverwirrungen
Flughunde hingegen ernähren sich ve-
getarisch von Früchten oder Blütennektar,
im Gegensatz zu den meisten ihrer nicht-
verwandten Namensgeber, die einem Hap-
pen Fleisch nicht abgeneigt sind.
Falsche KatzenZurück zur Katze: Im Tierreich tummelt
sich eine ganze Reihe von Tieren, bei denen
«Katze» draufsteht, aber keine Katze drin-
steckt. Sogar in unserer Affenverwandt-
schaft schwingt sich eine solche Pseudo-
katze durch die Bäume der afrikanischen
Savanne: die Meerkatze, genauer die Grüne
Meerkatze. Es handelt sich hierbei um ei-
nen Affen, der in grossen Gruppen lebt und
über ein erstaunliches Vokabular verfügt,
das unter anderem unterschiedliche Warn-
rufe vor Adlern, Schlangen und Leoparden
enthält.
Noch komplizierter machen es die Hol-
länder, die mit «Meerkat» dann wieder ein
anderes Tier meinen, das auf Deutsch Erd-
männchen heisst. Weitere «Namensdiebe»
sind die Schleichkatze, ein kleines, eher
marderähnliches Raubtier, die Ginsterkatze,
der Katzenfrett sowie im Meer schliesslich
noch der friedliche Katzenhai (Schmusen
und Kraulen ist trotzdem weniger empfeh-
lenswert).
Sogar die Pflanzenwelt startet zum
Generalangriff auf das «Kätzische»: Wei-
denkätzchen, Erlenkätzchen – viele Sa-
menstände einheimischer Pflanzen leihen
sich den Namen. Unvergesslich und aller-
liebst dargestellt wird dies von der Schwei-
zer Künstlerin und Kinderbuchmalerin Mili
Weber im Buch «Botschaft der Natur» und
vom Dichter Christian Morgenstern im Ge-
dicht «Die Weidenkätzchen»:
Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt.
Hunde sind nicht nur VierbeinerAuch des Menschen treuster Freund ist vor
Namensplagiatoren nicht gefeit: der See-
hund gehört zu den Hundsrobben. Ganz
entfernt mit dem Hund verwandt, kamen
die Seehunde wohl wegen ihrer bellähn-
lichen Laute zu diesem Namen und ver-
lassene Seehundjunge heulen ein bisschen
wie Wölfe.
Ob allerdings das Sachkundenachweis-
Obligatorium auch bei Hundshaien besteht,
müsste man erst beim Bundesamt für Vete-
rinärwesen nachfragen. Es wäre auszupro-
bieren, ob Hundshaie lernen können, brav
an einer durchhängenden Angelleine bei
Flosse zu schwimmen und Pantoffelschne-
cken zu apportieren.
Dr. sc. nat. Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
TIERREPORT 4/2010 13
Die grüne Meerkatze: Lebt nicht im Wasser, wie der Name vermuten lassen könnte.
Braune Langohrfledermaus: Fledermäuse und Flughunde sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können.
Flughund: Frisst lieber Früchte als Fleisch und bellt auch nicht. Der Maulwurf: Schaufelt mit seinen kräftigen Händen ganze Erdhügel auf.
Flughund mit Fido. Mit einem effizienten
Ultraschallsonarsystem ausgerüstet, halten
sie den Luftraum insektenfrei. Sie «erhö-
ren» Grösse und Art ihrer Beute, ja kön-
nen sogar, den Dopplereffekt ausnutzend,
Flugrichtung und Geschwindigkeit ihrer
bevorzugten Beute, der Nachtfalter, erken-
nen und sie mit gezielten Flugmanövern
abfangen.
Im evolutionären Wettrüsten waren die
Falter hingegen auch nicht untätig: hö-
ren sie (übrigens mit Ohren an den Bei-
nen!) eine Fledermaus einen Ortungsschrei
ausstossen, falten sie ihre Flügel zusam-
men und tauchen im Sturzflug aus der Ge-
fahrenzone. Vor manchen «scharfohrigen»
Fledermausarten wie dem Braunen Lang-
ohr können sich Insekten aber nicht einmal
verstecken, wenn sie mucksmäuschenstill
auf einem Blatt sitzen.
TIERREPORT 4/201014
An Weihnachten werden gerne exklusive
Geschenke gemacht. Luxusartikel sind
gefragt – zum Beispiel Uhren mit Arm-
bändern aus Krokodilleder oder Schuhe
aus Schlangenleder. Stammt das Reptil-
leder aus einer Farm, kann man sich ru-
higen Gewissens diesen Luxus leisten.
Oder doch nicht? Der Schweizer Tier-
schutz STS rät: Hände weg von Reptil-
leder!
Schockierende Bilder aus IndonesienIn einem von der «Rundschau» am 6.10.
2010 ausgestrahlten Bericht dokumentiert
Filmemacher Res Gehriger das Schick-
sal von Reptilien, die in Indonesien ihrer
Häute wegen getötet werden. Was uns die
Bilder zeigen, sind nicht schreckliche Aus-
nahmen – es ist der Alltag bei der Pro-
duktion von Reptilleder: in Plastiksäcke
gestopfte, in grotesken Verrenkungen ge-
fesselte Warane, Krokodile und Pythons
werden zur Schlachtung angeliefert. Die
Tiere werden mit Hammerschlägen auf
den Kopf «getötet». Da das Zentralnerven-
system der Echsen jedoch anders aufge-
baut ist als beim Menschen, können sie
auch mit eingeschlagenem Schädel noch
weiterleben und Schmerzen empfinden.
Blutüberströmt und sich im Todeskampf
windend, werden die Tiere entweder zum
langsamen Sterben in eine Ecke auf einen
Haufen geworfen, oder man zieht ihnen
noch bei lebendigem Leib die Haut ab. Rie-
senschlangen werden aufgehängt und mit
Wasser gefüllt, bis sie platzen – «weil die
Haut sich dann besser abziehen lässt» und
«um die Haut zu strecken», wie die Tortur
gerechtfertigt wird.
Sie werden brutal gefesselt, tagelang ohne Wasser und Nahrung transportiert und schliesslich auf grausame Art getötet: Jedes Jahr erleiden abertausende Reptilien dieses schreckliche Schicksal, weil ihre Häute in der Luxusbranche für exotische Uhrenarmbänder, Gürtel und Taschen herhalten müssen. Auch in der Schweiz.
von Reptilleder!Hände weg
REUT
ERS
TIERREPORT 4/2010 15
Problematische HerkunftsbezeichnungenHerkunftsbezeichnungen bei Reptilleder
können trügerisch sein. So hat der Rund-
schaubeitrag aufgedeckt, dass tausende
Häute aus angeblichen Reptilienfarmen in
die Schweiz importiert werden, obschon
es in Indonesien keine einzige Farm gibt,
die Reptilien züchtet. Wie ist das möglich?
Reptilleder wird mit einer Plombe des In-
ternationalen Reptillederverbandes ge-
handelt, deren Zahlencode über Herkunft
und Tierart Auskunft gibt. Gehandelt wird
angeblich nur mit Produkten, welche mit
dem Washingtoner Artenschutzüberein-
kommen (CITES) konform sind. Doch die
Mitglied staaten von CITES kontrollieren
«ihre» bedrohten Tierbestände selber und
können auch Vorbehalte zu einzelnen Ar-
ten anmelden. Gemäss TRAFFIC, einer in-
ternationalen NGO, die den Handel mit
Produkten bedrohter Arten überwacht, ist
die Gefahr gross, dass der Schutz der Bio-
diversität den wirtschaftlichen Interessen
untergeordnet wird. So hat sich in Indo-
nesien ein florierender Schmuggel von
Reptilleder nach Malaysia etabliert. Diese
Häute tauchen nicht in den offiziellen Zah-
len der «legal» aus Indonesien exportierten
Produkte bedrohter Arten auf. Es ist da-
her zu befürchten, dass Häute illegalen Ur-
sprungs fälschlicherweise als «Farmleder»
deklariert in die Schweiz gelangen, wo sie
als Uhrenarmbänder Verwendung finden.
Tierschutz kein ThemaDie Einhaltung der Artenschutzbestim-
mungen garantiert noch keinen sorgsamen
Umgang mit den Tieren. Es gibt keine inter-
nationalen Tierschutznormen und nieman-
den, der darüber wachen würde – die exo-
tischen «Rohstofflieferanten» der Uhrenin-
dustrie sind der grausamen Behandlung in
den Herkunftsländern ausgeliefert. Gemäss
Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verban-
des der Schweizerischen Uhrenindustrie,
«war Tierschutz in unseren Organen bis-
her kein Thema». Es ist erschreckend, dies
von Vertretern einer Industrie zu hören, die
ihre Rohstoffe von empfindsamen Lebewe-
sen bezieht! Immerhin zeichnet sich ge-
mäss Res Gehriger bei der Uhrenindustrie
Gesprächsbereitschaft ab. «Die Vertreter der
Modebranche haben es dagegen nicht mal
für nötig erachtet, auf Fragen der Rund-
schau zu antworten», so Gehriger.
Was tun?Kaum ein anderes Land handelt mit der-
art vielen Produkten bedrohter Tierarten
wie die Schweiz. Hauptverantwortlich da-
für sind die Uhrenindustrie und die Mode-
branche, die zusammen jährlich über eine
Million Uhrenarmbänder aus Reptilleder
und 50 000 Produkte aus Pythonleder,
zum grössten Teil von wild gefangenen
Tieren, importieren. Hinter diesen Zahlen
verbergen sich enormes Tierleid und be-
ängstigender Raubbau an der natürlichen
Artenvielfalt.
Eigentlich ist es klar: kein anständiger
Juwelier darf weiterhin solche Lederwaren
zum Kauf anbieten. Es muss ein sofortiger
Handelsstopp für den Import exotischer
Leder und Lederprodukte aus problema-
tischen Ländern wie Indonesien verfügt
werden. Und die Nachfrage muss gedros-
selt werden. Daher gilt: Hände weg von
Reptilleder!
Sara Wehrli, Fachstelle Wildtiere
Unglaubliche Tortur: Schlangen werden mit Wasser gefüllt, bis sie platzen.
Todeskampf: Durch Hammerschläge betäubter Waran verendet auf einem Haufen Artgenossen.
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Uhrenarmband: Hände weg von Reptilleder.
TIERREPORT 4/2008
Diese Kühe grasen unter Wasser
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TIERREPORT 4/201016
Nur wenig ist über diese geheimnisvollen Säugetiere bekannt, denn Seekühe leben ausschliesslich im Wasser. Matrosen hielten sie früher für Meerjungfrauen.
TIERREPORT 4/2010 17
Obwohl sie auf Lateinisch «Sirenia» heis-
sen, dürfte es sich bei den Seekühen wohl
kaum um jene Sirenen handeln, welche in
der Antike den griechischen Helden Odys-
seus mit ihrem lieblichen Gesang verführen
und ihn vergeblich von seiner Mission auf
ihre Insel locken wollten.
Denn besonders zierlich wirkt eine
Seekuh nun wahrlich nicht: der grosse
Körper ist massig und plump. Der Afri-
kanische Manati, als grösste der vier See-
kuh-Arten, kann bis zu 4,5 Meter lang und
über eine Tonne schwer werden. Der fül-
lige Rumpf ist zylinderförmig und mit zwei
paddelförmigen Vordergliedmassen aus-
gestattet sowie mit einer leicht gegabel-
ten Schwanzflosse, einem Überbleibsel der
zurückgebildeten Hinterbeine. Die ausge-
prägte Schnauze ist stumpf und vom Kopf
deutlich abgesetzt.
Verkappte Meerjungfrau?Geradezu schmeichelhaft erscheint da die
Schilderung von Matrosen zur Zeit von
Christoph Kolumbus: als diese zum ers-
ten Mal Seekühe erblickten, hielten sie die
Tiere für Meerjungfrauen. Nun, das mag
vielleicht an der weissen Haut liegen und
daran, dass die weiblichen Tiere über üp-
pige Brüste verfügen und horizontal aus
dem Wasser auftauchen, um Luft zu holen.
Ein Bild, das von Weitem an einen Men-
schen erinnern mag und wohl schon die
Fantasie mancher einsamer, liebestoller
Matrosen beflügeln mochte.
Zurück ins WasserMit Kühen haben Seekühe übrigens über-
haupt nichts gemeinsam, ausser dass sie
ebenfalls grasen. Dafür sind erstaun-
licherweise die Elefanten an Land die
nächsten Verwandten dieser merkwür-
digen Wassertiere. Ähnlich wie bei den
grössten Landtieren der Erde ist die Haut
von Seekühen sehr dick und faltig, aber
leicht verletzbar.
Im Gegensatz zu den meisten Säu-
getieren sind die Seekühe im Laufe ihrer
Entwicklung wieder ins Wasser zurückge-
kehrt und haben sich vollständig an die-
Unterwasserweide: Bis zu zehn Prozent ihres Eigengewichts nehmen Seekühe täglich an Futter auf.
Kein Muh: Trotz fehlender Stimmbänder kommunizieren Seekühe mit Tönen im tiefen Frequenzbereich.
ses Element angepasst. So ist ihr massi-
ger Körper stromlinienförmig ausgebil-
det, damit sich die gemächlichen Tiere
mit möglichst wenig Energie vorwärtsbe-
wegen können. Die Knochen des Skeletts
sind zwar dick, aber leicht zerbrechlich.
Schwere KostDie friedfertigen Wasserbewohner ver-
bringen viel Zeit mit der Nahrungsauf-
nahme. Den Manatis, die zumeist in Flüs-
sen leben, treibt die Strömung das Fut-
TIERREPORT 4/2010
ter aus Pflanzenteilen und Blättern von
Ästen an der Wasseroberfläche praktisch
vors Maul, ohne dass sie sich gross an-
strengen müssten.
Etwas mehr bemühen muss sich da der
Dugong, der überall in Küstennähe im in-
dopazifischen Raum verbreitet ist. Mit sei-
ner hufeisenförmigen Schnauzenspitze, die
mit Borsten besetzt ist, weidet er die See-
graswiesen auf dem Meeresgrund ab, wobei
er die Wurzeln und Sprossen der Seegräser
bevorzugt. Dazu stützt er sich manchmal
mit den Vorderflossen ab, um an seine Lieb-
lingsspeise zu gelangen.
Allerdings ist die Kost der Seekühe
nährstoffarm und zudem ziemlich schwer
verdaulich. Deshalb brauchen sie auch gro-
sse Mengen, um satt zu werden – pro Tag
über zehn Prozent ihres eigenen Körper-
gewichts. Zwar sind sie keine Wiederkäuer
wie «richtige» Kühe, verfügen dafür aber
über einen bis zu 45 Meter langen Darm.
Entsprechend viel Zeit und Energie bean-
sprucht deshalb auch die Verdauung, was
die träge Lebensweise der Seekühe erklärt.
Über das Sozialverhalten dieser Tiere
ist nur wenig bekannt. Man weiss aber, dass
sie offenbar über verschiedene Lautäusse-
rungen miteinander kommunizieren, ob-
wohl sie keine Stimmbänder haben.
Kaum Feinde – ausser dem MenschenAllein durch ihre grosse Masse müssen
sich Seekühe kaum vor anderen Tieren
fürchten. Allenfalls können dem Ama-
zonasmanati Jaguare oder Krokodile ge-
fährlich werden. Manchmal wird ein Du-
gong von einem Hai getötet.
Die grösste Gefahr droht den Seekü-
hen eindeutig durch den Menschen. Seit
jeher werden die harmlosen Riesen wegen
ihres angeblich schmackhaften Fleisches
als einfache Beute gejagt. Indigene Völ-
ker nutzen ausserdem die zähe Haut zur
Herstellung von Lederwaren, und aus der
dicken Fettschicht aus der Unterhaut ge-
winnen sie Öl.
Atmen: Alle paar Minuten müssen Seekühe zum Luft schnappen an die Wasseroberfläche auftauchen.
Harmlos: Die merkwürdigen Tiere sind völlig friedlich und wehrlos.
Seichtes Wasser: Flüsse und Küstennähe bilden den Lebensraum.
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ARCO
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TIERREPORT 4/2010 19
Fabelwesen: Seeleute hielten die Seekühe von Weitem für Meerjungfrauen.
Doch die traditionelle Jagd ist kaum
der Grund, weshalb die Dugongs sowie
alle Manatis auf der roten Liste der be-
drohten Arten stehen. Zwar sind die sanf-
ten Wassersäugetiere praktisch überall in
der Welt geschützt, doch reduzieren die
Meeresverschmutzung und die technische
Zivilisation ihre Bestände immer stärker.
Viele der langsamen Tiere gelangen in die
Schrauben von Motorbooten und werden
dabei schwer verletzt, oder sie verfangen
sich in Fischernetzen und ertrinken.
Vor der Küste Floridas ist es inzwi-
schen zu einer beliebten Touristenattrak-
tion geworden, mit Schnorchel und Tau-
cherbrille die Manatis im seichten Küsten-
gebiet zu beobachten. Ob dies langfristig
zur Sensibilisierung für den Schutz der
Seekühe beiträgt, bleibt offen. Jedenfalls
kümmern sich verschiedene Organisati-
onen um verletzte Tiere und behandeln
diese in speziell eingerichteten Kranken-
stationen.
Matthias Brunner
Seekühe (Sirenia) gliedern sich in zwei Familien auf. Die Rundschwanzseekühe um-fassen die drei verschiedenen Manati-Arten, die in der Karibik, im Amazonas sowie in Westafrika vorkommen. Zu den Gabelschwanzseekühen zählt nur gerade der Dugong. Er bewohnt ausschliesslich die seichten Küstengewässer des indischen Pazifiks und des Roten Meeres.
Seekuhweibchen bringen nur etwa alle drei Jahre nach 12 bis 14 Monaten Trag-zeit ein einzelnes Kalb im Wasser zur Welt. Manatis können bis zu 40 Jahre alt werden, Dugongs sogar bis zu 60 Jahre.
Zoologischer Steckbrief
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TIERREPORT 4/2010
Für Patienten aus der Humanmedizin ist die meist mehrtägige Abgabe von Schmerzmitteln nach chirurgischen Eingriffen selbstverständlich. Klar defi niert sind dabei auch Dosierung, Frequenz und Dauer der Schmerzmittelabgabe, um sicherzu-stellen, dass nach einer Operation niemand Schmerzen erlei-den muss.
Studie belegtVersuchstiere erhalten zu wenig oder gar keine
Schmerzmittel
Seit Jahren fordern Tierschutzorganisatio-
nen mehr Transparenz im Tierversuchsbe-
reich. Die jährliche Tierversuchsstatistik
bringt nur Zahlen und grobe Katalogisie-
rungen, jedoch keine konkreten Angaben
darüber, was wozu mit welchem Tier in ei-
nem Experiment tatsächlich gemacht wird.
weile knapp fünfzig Prozent der Tierver-
suche ausmacht, wird in der industriellen
Forschung und an Universitäten, an ETHs
und in Spitälern ohne bestimmten Zwang
und Zweck munter draufl osgeforscht. Auf
konkreten Erkenntnisgewinn wartet man
meist vergebens. Damit unterscheidet
sich die Grundlagenforschung klar von der
angewandten Forschung.
Nachdem das Bundesgericht 2009
Affenexperimente an den Zürcher Hoch-
schulen gestoppt hatte und damit sig-
nalisierte, dass auch in der Grundlagen-
forschung künftig ein Erkenntnisgewinn
erwartet werden darf, ohne dass ein
Resultat erst nach einer Kette von wei-
teren Tierversuchen vorliegt, fühlen sich
nun etwa achtzig Forscher veranlasst,
unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine
streng vertrauliche Tagung durchzufüh-
ren. Zusammengetrommelt vom Verein
«Forschung für Leben», wollen sie sich
«kritisch» – wie es heisst – mit den gesetz-
lichen Regelungen auseinandersetzen,
welche die heutige Forschung ihrer Mei-
nung nach «massiv behindern».
Solange Forscher im Geheimen disku-
tieren, beschliessen und agieren, bleibt
Transparenz wohl Wunschdenken.
«Research at a Crossroads?»
Expertentagung in Basel
20
TIERREPORT 4/2010 31
Dies gilt jedoch nicht für Kaninchen,
Schweine, Schafe, Hunde und Affen: ihnen
werden im Versuchslabor nach schmerz-
haften Eingriffen schmerzlindernde Medi-
kamente vielfach verweigert oder in unge-
nügenden Dosen beziehungsweise zu we-
nig lange verabreicht. Zu diesem Ergeb-
nis kommt eine Studie britischer Wissen-
schaftler.
Die Forschergruppe der Universität
Newcastle wertete 74 Publikationen aus
den Jahren 2000 und 2001 sowie 75 Ar-
beiten aus den Jahren 2005 und 2006 aus,
die in 61 verschiedenen, wissenschaftlich
angesehenen Fachjournalen veröffentlicht
worden waren. Dabei wird der Frage nach-
gegangen, inwieweit Kaninchen, Schwei-
nen, Schafen, Hunden und Affen nach ex-
perimentellen Eingriffen Schmerzmittel
verabreicht wurden.
Eine vorangehende Arbeit1 zeigt, dass
die Schmerzmittelabgabe an Labornage-
tiere nach chirurgischen Operationen in
nur 20 Prozent der überprüften Studien be-
schrieben wird. Zwar ist damit noch nicht
gesagt, dass Labornager nach Eingriffen
grundsätzlich keine Schmerzlinderung er-
halten – weil «Underreporting» in Studien
aber ein eher seltenes Phänomen ist, gehen
die Autoren dennoch davon aus.
In einer anderen Studie2 wird erläu-
tert, dass Schmerzen bei Mäusen und Rat-
ten nicht immer klar erkennbar sind, und
dass das Laborpersonal Nagetiere ausser-
dem subjektiv anders behandelt und be-
obachtet als grössere Versuchstiere. Da-
her befasst sich die vorliegende Studie mit
der Frage, ob auch grössere Labortiere wie
Hunde, Affen, Schweine, Schafe und Ka-
ninchen auf die Schmerzmittelgabe nach
operativen Eingriffen verzichten müssen.
Bei den an den Tieren vorgenomme-
nen Eingriffen handelte es sich um Haut-
schnitte, Schädel-, Bauch- oder Brust-
korböffnungen, Knochenoperationen und
Verbrennungen. Nur die Hälfte der Pub-
likationen aus den Jahren 2000 und 2001
erwähnt die Verabreichung systemischer
Schmerzmittel an grössere Versuchstiere.
In den Jahren 2005 und 2006 waren es
immerhin insgesamt 63 Prozent. Aller-
dings bedeutet die blosse Erwähnung von
Schmerzmitteln noch nicht, dass die Ver-
suchstiere nach den Eingriffen auch tat-
sächlich schmerzfrei waren und nicht ge-
litten haben. Denn die Studie zeigt eben-
falls auf, dass in den Versuchslaboren of-
fensichtlich grosse Unsicherheiten in der
Anwendung und Dosierung der Schmerz-
mittel bestehen und womöglich falsche
oder falsch dosierte Substanzen gegeben
oder Schmerzmittel zu wenig lange verab-
reicht wurden. In jenen Studien, die eine
Schmerzmittelabgabe beschreiben, gab es
in 46 Prozent der Fälle überhaupt keine
Angaben zur Art des Schmerzmittels. Bei
68 Prozent der Publikationen mit Angaben
zu den verwendeten Schmerzmitteln wie-
derum fehlten die dazugehörigen Details zu
den Dosierungen. In den Veröffentlichun-
gen mit Angaben zur Dosierung war diese
vielfach ungenau. So wurde die Dosierung
gerne in Milliliter pro Tier statt in Milli-
gramm pro Kilogramm Körpergewicht an-
gegeben, was keineswegs der (veterinär-)
medizinischen Lehre zur Anwendung von
Medikamenten entspricht und insbeson-
dere in der wissenschaftlichen Forschung
inakzeptabel ist. Kaninchen erhielten zum
Beispiel ein Schmerzmedikament in bis zu
dreissigfach unterschiedlicher Dosierung.
Ungenauigkeiten dieser Art beeinflussen
nicht zuletzt auch die Versuchsergebnisse
und führen zu massiven Verfälschungen.
Von der Übertragbarkeit der Experimente
auf den Menschen ganz zu schweigen.
Das Bitterste am Ergebnis der vorlie-
genden Studie aber ist, dass sich all die
Vermutungen über ein gequältes, schmerz-
volles Dasein im Versuchslabor wohl für
einen Grossteil der Tiere bestätigen.
Dr. med. vet. Julika Fitzi
Fachstelle Tierversuche und
Gentechnologie
Quelle: Coulter, C. A./Flecknell, P. A./Richardson, C. A.[MS2]: Reported analgesic administration to rabbits, pigs, sheep, dogs and non-human primates undergoing experimental sur-gical procedures. Laboratory Animals 2009; 43: S. 232-238. 1 Stokes, E. L./Flecknell, P. A./Richardson, C. A.: Reported an-algesic and anaesthetic administration to rodents undergoing experimental surgical procedures. Laboratory Animals 2009; 43: S. 149-154.2 Hawkins, Penny: Recognizing and assessing pain, suffering and distress in laboratory animals: a survey of current practice in the UK with recommendations. Laboratory Animals 2002; 36: S. 378-395.
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2011: Grosse Herausforderungen für den Tierschutz
ags gerne gemütlich. ichkeit wäre ich froh.tzverein Rheintal
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TIERREPORT 4/201022
Artikel 5 des Bundesgesetzes über die Jagd
und den Schutz wildlebender Säugetiere
und Vögel (JSG) definiert für eine auser-
wählte Gruppe jagdbarer Tierarten Schon-
fristen während der Zeit der Jungenauf-
zucht (und teilweise der Wintermonate). Je
nach Art dauert diese Schonfrist zwischen
drei (Reh, Fuchs) und zehn Monaten (Mur-
meltier, Wildhuhn). Andere Arten – bei-
spielsweise die Elster oder der Waschbär
– sind ganzjährig jagdbar. Haben sie keine
Schonung verdient?
Diskriminierende GesetzgebungDie Unterscheidung in Arten, die eine
Schonfrist «verdienen» und den vogel-
freien Rest ist geprägt von einer überholten
Mentalität: hier das klassische Hoch- und
Niederwild sowie das einheimische Haar-
raubwild – dort die «Plagen», namentlich
die Rabenvögel und «Faunenfremdlinge».
Es wird unterschieden zwischen angeblich
nützlichen und schädlichen Arten, zwi-
schen einheimisch und fremd. Doch weder
die eine noch die andere Unterscheidung
ist konsequent, geschweige denn ökolo-
gisch sinnvoll. Ungerecht sind beide.
Überholte Denkweisen«Neue Arten hat es immer gegeben»,
schreibt Professor Josef Reichholf, Bot-
schafter der Deutschen Wildtier Stiftung,
in seinem kürzlich erschienenen Buch «Na-
turschutz – Krise und Zukunft» (2010). Ge-
mäss Reichholf ist es gar nicht so einfach,
ureinheimische Arten ausfindig zu ma-
chen. Was heute als einheimisch gilt, war
unseren (Ur-)Grosseltern noch fremd. So
gehören weder Sikahirsch, Mufflon, Tür-
kentaube noch Fasan zur ursprünglichen
Wildfauna der Schweiz – und doch wer-
den sie alle als jagdbares Wild geführt und
geniessen spezifische Schonzeiten. Wa-
rum also sollten Neuankömmlinge wie der
Waschbär ganzjährig jagdbar sein?
KEYS
TON
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Die Schweizer Jagdgesetzgebung sieht nicht für alle Wildtiere Schonzeiten vor. Sie nimmt in Kauf, dass verwaiste Jungtiere elendiglich umkommen. Im Rahmen der Revision der Verord-nung über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSV) fordert der STS eine Schonfrist für alle jagd-baren Arten.
Alle Wildtiere haben Anrecht auf Schonzeit!
TIERREPORT 4/2010 23
Die Einteilung der Tierwelt in so ge-
nannte Nützlinge und Schädlinge ist nicht
nur anthropozentrisch, sondern auch öko-
logisch unhaltbar. Wissenschaftliche Ar-
beiten haben zum Beispiel längst ergeben,
dass Rabenvögel keine ernst zu nehmende
Bedrohung für die Bestände anderer Vögel
darstellen. Eine Bejagung mit der Begrün-
dung der «Schädlingskontrolle» erfolgt
also ohne sachliche Grundlage! Und wie
sieht es mit dem Waschbären aus, der ur-
sprünglich aus Nordamerika stammt?
Der Waschbär ist längst EuropäerIn seiner amerikanischen Heimat hat der
Waschbär keine natürlichen Feinde, wel-
che seine Bestände wirksam kontrollieren
würden. Die Jungensterblichkeit durch
Seuchen und Parasiten ist dagegen sehr
hoch. Dem Waschbären gefällt es offen-
bar sehr gut in Mitteleuropa, denn er brei-
tet sich trotz aktuell starker Bejagung
in Deutschland (jährlich werden gegen
55 000 Tiere erlegt!) immer noch aus –
auch in die Schweiz.
Als Allesfresser besetzt er eine ähnli-
che ökologische Nische wie der Europäi-
sche Dachs, ist aber stärker an Gewässer
gebunden und tritt in Europa hauptsäch-
lich in Siedlungsgebieten auf. Eine Be-
drohung einheimischer Arten konnte bis-
lang nicht festgestellt werden, obschon es
in Mitteleuropa Waschbären in grösserer
Anzahl schon seit den 50er-Jahren gibt! In
Deutschland wird er unterdessen als «ein-
heimische» Art betrachtet, und erste Län-
der gestehen den Muttertieren Schonzei-
ten zu. Es gibt also keinen Grund, Wasch-
bären zu Freiwild zu erklären!
Verwaiste Jungtiere sterben elendiglichDasselbe gilt eigentlich für alle so genannt
«schädlichen» Arten. Ihre Schädlichkeit
ist oft mehr Volksglaube als Realität. Das
ausreichende Vorhandensein geeigneter
Lebensräume und die Populationsdyna-
mik (Seuchen, Migration, Stress) regulie-
ren ihre Bestände. Ein hoher Jagddruck ist
nicht nur wirkungslos, sondern oft sogar
kontraproduktiv: bei anpassungsfähigen
Arten in optimalen Lebensräumen führt er
sogar zu erhöhter Fruchtbarkeit und damit
zu insgesamt wachsenden Beständen! Die
Bejagung während der Zeit der Jungenauf-
zucht ist aber eine tierethisch nicht ver-
tretbare Grausamkeit: Wird das säugende
Muttertier erschossen oder ein Ernährer der
Familie getötet, verhungern oder erfrieren
die von der elterlichen Fürsorge abhängi-
gen Jungtiere elendiglich. Sie müssen ster-
ben, bevor sie überhaupt eine reelle Chance
hatten, das Leben alleine zu meistern.
EhrensacheDass den jagdbaren Tierarten eine mehr-
monatige Schonzeit zugestanden wird, ist
eigentlich weidmännische Ehrensache: das
Wild soll ja auch Rückzugsmöglichkeiten
haben (Schonzonen), und Jungtiere sollen
nicht ihrer Eltern beraubt werden (Schon-
zeiten). Unlautere Jagdmethoden werden
von verantwortungsbewussten Jägern ge-
ächtet. Dem Tier wird durch diesen Ehren-
kodex eine realistische Überlebenschance
gewährt und Achtung vor seinen Bedürf-
nissen entgegengebracht. Auch aus diesem
Grund sollten Schonzeiten für alle jagdba-
ren Tierarten selbstverständlich sein!
Sara Wehrli, Fachstelle WildtiereOhne Überlebenschance: Werden die Eltern getötet, sind junge Waschbären dem Tod geweiht.
Heimisch geworden: Waschbären sind schon längst in Europa etabliert, sind also grundlos zu Freiwild erklärt.
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TIERREPORT 4/2010
Meine Jugendzeit war nicht gerade leicht.
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewach-
sen. Meine Mutter starb schon früh. Ob-
wohl sie schwer krank war, brachte sie der
Bauer damals nicht zum Tierarzt, da ihn
das Geld dafür reute.
Wir waren insgesamt sechs Geschwis-
ter und standen als kleine Kätzchen plötz-
lich allein da. Oft hatten wir Hunger.
Weniger Katzenjammer durch Kastration
«Wie? Sie wollen wissen, wie meine Kin-
der heissen? Also, da wären Maxi, Carlo,
Tiger, Ronja, Flexi, Valentina … äh … also
ich kann mir beim besten Willen nicht
sämtliche Namen meiner über zweihun-
dert Nachkommen merken!
Meinen ersten Wurf mit vier Babys
hatte ich bereits als junges Katzenmäd-
chen im zarten Alter von neun Monaten.
Seit vielen Jahren führt der STS-Kastrationsaktionen durch und wendet dafür pro Jahr 250 000 Franken auf. Das Geld wird vor allem für Bauernhofkatzen und Streuner einge-setzt, um weiteres Tierleid zu vermeiden. Denn noch immer werden unerwünschte Kat-zenbabys grausam getötet, oder die Jungtiere werden krank und nicht behandelt oder verhungern elendiglich. Die Sektionen arbeiten mit ihren Vertrauensärzten zusammen, um die Kätzinnen rechtzeitig zu kastrieren.
Danke für Ihre Unterstützung!
Die Katzenpopulation in der Schweiz ist mit über 1,3 Millio-nen Tieren enorm. Nur durch konsequente Kastrationskam-pagnen, wie sie der STS jedes Jahr durchführt, kann weiteres
Tierleid verhin-dert werden. Der STS setzt für diese wich-tige Präventi-onsarbeit jähr-lich 250 000 Franken ein.
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TIERREPORT 4/2010 25
Auszug aus «Süddeutsche Zeitung»
Belgier und Katzen verbindet seit je-
her ein angespanntes Verhältnis. Bis
ins 19. Jahrhundert hinein herrschte
in Flandern zum Beispiel der Brauch,
Katzen nach dem Winter massenhaft
vom Stadtturm zu werfen. König Lud-
wig XIV. setzte dieser Tradition zwar ein
Ende, doch bis heute wird im flandri-
schen Ypem jedes Jahr das Katzenfest
gefeiert – inzwischen fliegen nur noch
Plüschtiere durch die Luft.
Grosse ÜberpopulationRichtig locker ist die Beziehung zwi-
schen Mensch und Tier aber nicht. In-
zwischen soll es bei 10,6 Millionen Bel-
giern schon mehr als eine Million Kat-
zen geben – zu viele, meint das Gesund-
heitsministerium. Nun sollen offenbar
alle Katzen und Kater kastriert werden.
Bis 2016, so ein Plan der Behörde,
darf es keine fortpflanzungsfähigen
Katzen im Land mehr geben. Anges-
tossen hat das Projekt der Tierschutz-
rat im Ministerium. Die Tierfreunde ha-
ben einen Sechs-Stufen-Plan ersonnen,
mit dem die Verbreitung der Katzen ge-
stoppt werden soll – «weil sie sich so
stark vermehren, dass sie in elendem
Zustand auf den Strassen leben», erklärt
ein Sprecher.
Sinnvolle AktionIn Etappe eins bis drei sollen alle Tier-
heimkatzen kastriert werden. Von 2014
an soll dann in Etappe vier auch Züch-
tern verboten werden, unkastrierte Tiere
zu verkaufen. In Phase fünf wird Kat-
zenwerbung untersagt, zum Schluss be-
trifft die Kastrationspflicht auch Katzen
in Privathaushalten.
Bis Belgien eine neue Regierung hat,
können sich die Tiere jedoch noch un-
gebremst vermehren, das Gleiche gilt
für Kommentare besorgter Katzenlieb-
haber im Internet. «Wird es 2026 keine
Katzen in Belgien mehr geben?», fragt
«boully» auf der Webseite der Zei-
tung «Sud Presse», die die Angelegen-
heit öffentlich gemacht hat. Ein ande-
rer schreibt: «Das kann doch gar nicht
funktionieren.»
Erfolge in DeutschlandTut es aber doch – das zeigen Beispiele
aus Deutschland. In Städten wie Düssel-
dorf, Delmenhorst und Paderborn etwa
herrscht bereits Kastrationspflicht für
Katzen. «Wir machen gute Erfahrungen
damit», sagt ein Sprecher des Paderbor-
ner Veterinäramtes, «die Tierheime sind
vorher ja übergequollen». Weil das in
ganz Deutschland der Fall ist, spricht
sich auch der Tierschutzbund für die
Kastrationspflicht aus.
Nach dem Willen der belgischen Behörden sollen bis 2016 sämtliche Kater und Katzen im Land der Kastrationspfl icht unterliegen. Die Kosten hätten dabei die Tierhalter selber zu tragen. Die Population von rund einer Million Katzen soll da-mit längerfristig eingedämmt werden.
Der kastrierte KaterWenn wir manchmal etwas zum Fressen
bekamen, so waren es höchstens ein paar
Essensreste, welche die Menschen übrig
gelassen hatten. Von Anfang an sagte
man uns: ‹Sucht euer Fressen selber!› Zum
Glück war ich ziemlich geschickt darin,
Mäuse zu fangen.
So wurde ich auf dem Bauernhof wei-
terhin geduldet. Nur mein einziger Bruder
blieb bei mir, während unsere Schwestern
wegziehen mussten. Seither haben wir
uns nie mehr gesehen und ich weiss nicht,
was aus ihnen geworden ist. Mein Bruder
starb im Alter von drei Jahren, nachdem
er an Leukose erkrankt war. Leider war er
wie wir alle nicht gegen die tödliche Kat-
zenkrankheit geimpft gewesen.
Nach meinem ersten Wurf war ich
praktisch jedes Jahr zwei Mal trächtig.
Die Kater kamen aus der ganzen Umge-
bung und miauten mir etwas von Liebe
vor. Doch kaum trug ich Junge im Bauch,
machten sie sich sogleich aus dem Staub.
Langsam hatte ich genug davon, mich als
alleinerziehende Mutter um meine Kinder
zu kümmern. Ich wurde ja auch nicht jün-
ger, und es wurde immer anstrengender
für mich.
Zum Glück traf ich vor einigen Mona-
ten auf einen netten Menschen: die Sym-
pathie war vom ersten Moment an auf
beiden Seiten gross. Er adoptierte mich,
was dem Bauern egal war.
Mein neuer Meister brachte mich zum
Tierarzt, der mich operierte, damit ich
keine Jungen mehr bekommen kann. Es
war gar nicht so schmerzhaft, da ich vor-
her eine Narkose erhalten hatte.
Nun geniesse ich mit zehn Jahren un-
beschwert mein neues Leben. Ich kann im
grossen Garten und dem angrenzenden
Quartier frei herumspazieren, und wenn
ich nach Hause komme, steht das Essen
schon bereit.»
Ihre Luna
TIERREPORT 4/2010
Der Nationalpark Abruzzen ist das älteste
und wichtigste Naturschutzgebiet in Ita-
lien. Er ist vor allem für seine Biodiversität
bekannt: man zählt nicht weniger als 8000
verschiedene Tier- und Pflanzenarten, ein-
schliesslich weltweit einzigartiger Vertre-
ter von Flora und Fauna. Der Park spielt
bei der Erhaltung bestimmter Grosssäuger
wie Abruzzen-Braunbär, Wolf und Gämse
eine wichtige Rolle. Sehenswert sind auch
die wunderschönen mittelalterlichen Dör-
fer mit ihrem lokalen Handwerk.
Ziel meines ersten Ausfl ugs ist natürlich …den Wolf zu erspähen! Doch nachdem ich stundenlang durch die
alten Eichenwälder gepirscht bin, muss ich
mir eingestehen, dass der Wolf ein scheues
Tier ist … wohl gar ein Geisterwolf!
Dann halt … zu den Gämsen!Drei Stunden Wanderzeit und 800 Höhen-
meter in den Beinen später befinde ich
mich auf einem Karstfeld im Val di Rose,
wo eine Herde von etwa fünfzig Abruz-
zen-Gämsen friedlich weidet. Diese en-
demische beziehungsweise nur in dieser
Gegend auftretende Art konnte dank dem
Nationalpark vor dem Aussterben geret-
tet werden und zählt heute eine Popula-
tion von 650 Tieren. Die Gämsen sind sehr
schön, nicht ängstlich und daher ziemlich
zutraulich. Von den Alpengämsen unter-
scheiden sie sich durch etwas längere Hör-
ner und eine andere Fellfarbe.
Der Abstieg fordert meinem müden
Körper alles ab … Aber als ich mich durch
ein Feld kämpfe, während die Sonne hin-
ter den letzten schroffen Bergkreten des
Parks verschwindet, mache ich eine uner-
wartete Begegnung: ein Abruzzen-Braun-
bär – der letzte Vertreter einer Art, die in
den Kastanienwäldern und Brombeerhai-
nen in diesen Bergen im Zentrum von Ita-
lien Zuflucht gefunden hat. Der Bär ist die
Bildmarke des Nationalparks, in dem rund
fünfzig Vertreter dieser Art leben. Der Ab-
ruzzen-Bär ist kleiner als der Braunbär,
hauptsächlich Vegetarier und kaum ag-
gressiv. Im September und Anfang Okto-
ber folgt er abends dem Duft der Früchte
und Beeren bis in die Dörfer. Auf die Su-
che nach etwas Essbarem konzentriert, be-
merkt der Bär meine Anwesenheit nicht
einmal! Aber ich vergesse meine schmer-
zenden Muskeln und meinen schwachen
26
Der Nationalpark Abruzzen (Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise) wurde 1922 auf private Initiative hin als erster europäischer Nationalpark gegründet. Er umfasst eine Fläche von 50 000 Hektaren und erstreckt sich – bei gleicher Distanz zum Mittelmeer und zur Adria – zwischen Rom und Neapel über den Apennin, der das Rückgrat des italienischen Stiefels bildet.
Lolita Morena
Der Nationalpark
Abruzzen
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(1)
TIERREPORT 4/2010 27
Körper und lasse mich vom Reiz dieser
unerwarteten Begegnung ganz gefangen-
nehmen!
Als ich an diesem Abend die Augen
schliesse, sehe ich die wunderbaren Bilder
der wilden Tiere nochmals vor mir. Einen
kurzen Moment haben sie ihr verstecktes
Leben mit mir geteilt … Dann falle ich in
einen tiefen Schlaf und träume von einem
Rudel von Wölfen … das ich vielleicht
morgen sehen werde?
Noch bevor die Sonne die majestäti-
schen Landschaften des Apennins in ihr
Licht taucht, bin ich schon wieder unter-
wegs. Heute treffe ich auf Hirsche, die sich
im Herbst fortpflanzen. Es ist die Zeit der
Brunft, wenn die Hirsche mit ihrem Röh-
ren nach paarungsbereiten weiblichen
Tieren suchen. Der Rothirsch wurde 1970
gleichzeitig mit dem Reh im Park angesie-
delt. Er ist scheuer als die Gämse und lässt
keine Annäherung zu. Trotzdem gelingt es
mir, einige herrliche Tiere zu sehen … Und
noch heute höre ich den Klang ihres «Lie-
besliedes».
So weit, so gut; aber wo ist der Wolf?Nachdem ich die Hirsche gesehen habe, er-
tappe ich mich beim inbrünstigen Wunsch,
nun auch den «Canis lupus italicus» zu fin-
den. Im Nationalpark Abruzzen leben sie-
ben Rudel von Apennin-Wölfen, eine ge-
drungene und robuste Art mit typisch ro-
ten Ohren. Seitdem die Jagd im Park voll-
ständig verboten wurde, ist die Präsenz
des Wolfs für die Gesundheit der Popula-
tion der wilden Pflanzenfresser sehr wich-
tig. Der Wolf ist ein natürlicher und wirk-
samer Regulator! Auch er wurde dank dem
Nationalpark vor der Ausrottung bewahrt
und ist der unbestrittene Star. Gemeinsam
mit den Bären ziehen die Wölfe Jahr für
Jahr Millionen von Touristen an, was der
einheimischen Bevölkerung ein gesicher-
tes Einkommen verschafft.
Der Schrei eines Königsadlers durch-
bricht die Stille im Wald. Und während
ich den prachtvollen Raubvogel im Flug
bestaune, packt mich eine Vorahnung …
Gleich wird er vor mir stehen!
Und tatsächlich, da ist er! Lautlos
taucht er im Unterholz auf, windet sich
elegant um die Bäume, erblickt mich
plötzlich, steht still und fixiert mich mit
seinen gelben Augen, ohne Aggressivität
oder Angst, nur überrascht vielleicht oder
auch neugierig. Es ist ein magischer Mo-
ment, die Zeit steht still … Alles andere
verliert an Bedeutung. In diesem Augen-
blick möchte ich ihm zurufen: «Wie schön
und intelligent du bist!» Genau diese Ei-
genschaften sind es nämlich, um die ihn
der Mensch so sehr beneidet, dass er ihn
ausrotten will. Aber ich, ich bewundere
ihn!
Während dieses kurzen Blickwechsels,
dieser ewig langen Sekunden, stehe ich
versteinert da. Noch lange, nachdem der
Wolf weitergezogen ist, frage ich mich, ob
ich diese grossartige Begegnung tatsäch-
lich erlebt oder nur geträumt habe.
Abruzzen-Gämse: Bis vor wenigen Jahren vor dem Aussterben bedroht und sehr zutraulich.
Abruzzen-Bär: Diese Bärenart ist kleiner als der Braunbär und ernährt sich vorwiegend vegetarisch.
Apennin-Wolf: Ein Aushänge-schild des Parks und bei den Besuchern sehr beliebt.
A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E
TIERREPORT 4/2010
Die Gegend ist nicht nur ein natürli-
cher Schauplatz für tausende von wilden
Tieren, darunter Raubtiere wie der Bär, der
Wolf oder der Luchs, sondern auch Sitz
von 300 landwirtschaftlichen Betrieben.
Da stellt man sich natürlich die Frage, wie
Mensch und Tier hier zusammenleben.
Ich habe verschiedene Bauern getrof-
fen, und ihre Antwort lautete einstimmig:
«Sehr gut!» Grund dafür ist die Schäfertra-
dition, die nach einem alten Muster funk-
tioniert: die Herden werden ständig von
einem Schäfer und von Hunden bewacht,
die hier zärtlich «weisse Waffe» genannt
werden. Es sind Wachhunde aus den Ab-
ruzzen oder auch Schäferhunde aus der
Maremma, die im Sommer und im Winter
mit der Herde zusammenleben. Während
der Sömmerung werden die Tiere nachts
eingepfercht. Jede Herde von 500 Schafen
wird von sieben Hunden bewacht.
Wie in der Schweiz tragen die Schafe
zum Erhalt der traditionellen Landwirt-
schaft bei. In den Abruzzen arbeiten die
Schafzüchter je-
doch noch mit ih-
ren Schafen und
produzieren Wolle,
Fleisch, Milch und Käse.
Ein Schafzüchter, den ich befragte,
fasst die Situation so zusammen: «Seit es
Schafe gibt, gibt es auch Wölfe, Bären und
Menschen. Wir können und müssen zu-
sammenleben!»
Der Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio
e Molise gilt als Erfolgsbeispiel. Hier ist es
gelungen, das Naturerbe mit einer nach-
haltigen lokalen Wirtschaftsentwicklung
zu vereinbaren.
Im Centro Faunistico von Pescasse-
roli findet man einige Exemplare der lo-
kalen Fauna. Es sind verletzte Tiere, die
nicht mehr in Freiheit leben können und
von den Parkzuständigen gepflegt werden.
Ich bestaune eine kleine Wölfin, die von
ihrer Mutter verlassen wurde … Hier hat
der Wolf fast Heiligenstatus. Denn wie ja
schon die Legende besagt, wurde Rom von
den Zwillingen Romulus und Remus ge-
gründet, die von einer Wölfin gerettet und
gesäugt worden waren!
Als ich den Park verlasse, sehe ich am
Strassenrand einen wunderschönen Fuchs.
Noch ein letzter Blick auf diesen einzigar-
tigen Ort – und ich weiss, die Zeit war zu
kurz. Ich muss wiederkommen, um auch
den Luchs, den Dachs, den Steinmarder,
das Wiesel, den Fischotter und das Eich-
hörnchen, den Bussard, den Turmfalken,
den Wanderfalken, den Uhu, die Eule, den
Geier, den sehr seltenen Weissrücken-
specht, das Steinhuhn und die Alpenkrähe,
den Graureiher, den Haubentaucher, den
Kranich und andere Entenvögel zu sehen.
All diese Tiere gibt es im Naturpark. Und
wer weiss, vielleicht zeigt sich ja auch der
Wolf noch einmal? Lolita Morena
28
Brunftzeit: Im Herbst treffen sich die Hirsche im grossen Weidegebiet zur Paarung.
Keine Angst vor dem Wolf: Schäfer und Hunde schützen die Herde.
Traumhaft: Die Landschaft des Nationalparks lockt viele Touristen an.
Adieu Abruzzen: Ein Fuchs überraschend am Strassenrand.
E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L
TIERREPORT 4/2010 29
M A D A G A S K A R
Geschmuggelte Schildkröten kehren in ihre Heimat zurück
411 in Malaysia konfiszierte Schildkrö-
ten wurden in ihre Heimat Madagaskar
zurückgebracht. Der Internationale Tier-
schutzfonds IFAW und die französische
Schildkrötenschutzorganisation SOP-
TOM organisierten und finanzierten die
Rückführung. Die Tiere waren illegal in
der Wildnis Madagaskars gefangen wor-
den.
Die Strahlenschildkröte, die Gewöhn-
liche Spinnenschildkröte und die Mada-
gassische Schnabelbrustschildkröte ge-
hören zu den seltensten, am meisten be-
drohten und gehandelten Schildkröten-
arten weltweit. Sie waren vermutlich für
öffentliche Märkte in China bestimmt, als
sie im Juli am Flughafen von Kuala Lum-
pur beschlagnahmt wurden.
In China zahlen Sammler bis zu 3600
Euro für ein lebendes Exemplar, in Japan
oder den USA sogar bis zu 7000 Euro.
Die Schildkröten wurden nach Madagas-
kar geflogen und werden nun zwölf Mo-
nate in einer Quarantänestation gehal-
ten, bevor sie in ein sieben Hektar grosses
Schutzgebiet entlassen werden. IS
TOCK
PHO
TO
IFAW
/N. C
EGAL
ERBA
E U
Handelsverbot für Robbenpro-dukte bestätigtDer Gerichtshof der Europäischen
Union hat das Handelsverbot für Rob-
benprodukte bestätigt. 16 Parteien,
darunter kanadische und norwegische
Robbenjäger, hatten zuvor Klage ge-
gen das Verbot erhoben.
Das Handelsverbot der EU verbietet
die Einfuhr von sämtlichen Robben-
produkten, die aus kommerzieller Jagd
stammen, wie sie in Kanada, Norwegen
oder Namibia praktiziert wird.
Vom Verbot ausgenommen ist ein-
zig die Jagd auf Robben der Inuit und
anderer indigener Völker.
P Y R E N Ä E N
Bärenschützer in Sorge
Camille, der letzte aus den Pyrenäen
stammende Braunbär, ist verschwunden.
Er wurde letztmals am 5. Februar im spa-
nisch-französischen Grenzgebiet von ei-
ner der zahlreichen Überwachungskame-
ras in seinem Revier erfasst. Das knapp
dreissig Jahre alte Tier wirkte krank und
geschwächt. Ein weiterer Hinweis auf sein
Ableben ist die Tatsache, dass in der Re-
gion seit Monaten keine Schafe mehr ge-
rissen worden sind.
Camille ist der letzte wirklich aus den
Pyrenäen stammende Bär. Er hatte sich
1994 auf die spanische Seite abgesetzt,
nachdem ein Jäger Camilles Gefährtin er-
schossen hatte.
E N G L A N D
Milde Strafe für Katzenentsorgerin
Weil sie ein lebendiges Kätzchen in eine
Abfalltonne gesteckt hat, ist eine Britin
zu einer Geldstrafe von umgerechnet 375
Franken verurteilt worden. Das Gericht
verbot der 45-jährigen Bankangestellten
auch den Besitz von Tieren für die kom-
menden fünf Jahre.
Der Fall war durch ein Internetvideo
weltweit bekannt geworden. Dieses zeigt,
wie die Angeklagte die Katze zunächst
streichelt, sie dann am Nacken packt und
in eine Tonne wirft. Nur weil die Katze Lola
so laut miaute, wurde sie nach 15 Stunden
schliesslich von ihren Besitzern entdeckt.
Das Gericht in Coventry sprach ein
mildes Urteil mit der Begründung, die Frau
sei durch das Medieninteresse an dem Fall
bereits gestraft und werde in einigen Ge-
genden «verteufelt». Ausserdem habe die
Katze durch den Aufenthalt in der Müll-
tonne keinen wirklichen Schaden davon-
getragen.
A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T +
TIERREPORT 4/201030
B H U T A N
Tiger ohne Höhenkoller
ROD
RIG
O V
ALEN
ZUEL
A AC
EVAL
/FLI
CKR
Ein britisches Fernsehteam hat eine Gruppe
von Tigern entdeckt, die offenbar in weit-
aus grösserer Höhe lebt, als Biologen dies
jemals für möglich gehalten haben. Dem
Naturschützer Alan Rabinowitz und einem
Filmteam des Senders BBC gelang es, mit
Hilfe einer versteckten automatischen Ka-
mera mehrere Tiger zu filmen, die in dem
kleinen Himalaya-Königreich Bhutan in
3000 und sogar 4100 Metern Höhe leben.
Offenbar sind die Raubkatzen auch in der
Lage, sich dort dauerhaft aufzuhalten und
fortzupflanzen. Die Aufnahmen belegen
frühere Berichte von Einheimischen.
U S A
Gefährdete Puma-Unterarten
Es ist wie bei den Turnschuhen: Puma
ist nicht gleich Puma. Bei den Raubkat-
zen dieses Namens, die vom Nordwesten
Nordamerikas bis zur Südspitze Südame-
rikas vorkommen, kennt man immerhin
32 verschiedene Unterarten. Deren DNA
ist aber so ähnlich, dass sie doch alle mit-
einander eine Art bilden und sich entspre-
chend über die Unterartgrenzen hinweg
fortpflanzen können.
Eine der besonders gefährdeten Sub-
gruppen bildet der Florida-Puma, dessen
Bestand Anfang der 90er-Jahre nur noch
20 bis 25 Exemplare betrug. Aufgrund
der Inzucht litten viele der zwei Dutzend
Tiere an allen möglichen Krankheiten so-
wie anderen «Defekten» wie schlechter
Spermienqualität oder niedrigem Testos-
teronspiegel.
Um das endgültige Aussterben der
Raubkatzen zu verhindern, wurden 1995
acht Weibchen des nahe verwandten Te-
xas-Pumas in Florida ausgewildert. Diese
Massnahme scheint Erfolg gehabt zu ha-
ben, wie das US-Wissenschaftsmagazin
«Science» berichtet.C H I L E
Liebesspiel mit Fusstritten
Der chilenische Nasenfrosch hat eine
ausgefeilte Fortpflanzungsstrategie.
Dennoch ist er vom Aussterben bedroht,
ebenso wie zahlreiche andere Amphibien.
Forscher bauen ihnen nun eine Arche.
Die Nasenfrösche leben inmitten kal-
ter, aber extrem feuchter Wälder. Sie hüp-
fen im Unterholz umher, in der Laub- und
Moosschicht. Hier ist es so feucht, dass
der Laich bedenkenlos an Land abgelegt
werden kann.
Zu diesem Zweck treffen sich die Frö-
sche zu einem merkwürdigen Ritual. Zu-
nächst ruft das Froschmännchen, eher
mit vogelähnlichem Trillern als mit «fro-
schigem» Quaken, und das Weibchen lässt
sich davon anlocken. Anschliessend be-
tastet das Männchen die potenzielle Part-
nerin ausgiebig, wobei es ihr auch gern
über die Nase streichelt.
Ist sie schliesslich richtig in Stim-
mung, tritt sie zu – mit der ganzen Kraft
ihrer Froschschenkelchen. Unsanft wird
das Männchen von der Wucht des Tritts
weggeschleudert, nur um daraufhin er-
neut heranzuhüpfen und kurze Zeit spä-
ter wieder durch die Luft zu segeln. Erst
nach einigen Durchgängen entscheidet
sich das Weibchen, ob es zu weiteren In-
timitäten bereit ist.
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TIERREPORT 4/2010 31
B A Y E R N
Das tote Reh ist von der Bühne Die unheilschwangere Geschichte von der
todbringenden Liebe zwischen dem Was-
sermädchen und dem Prinzen, der die
Schöne bei der Rehjagd aufstöbert, geht
auch ohne tote Rehe unter die Haut.
Gut hundert Jahre nach der Urauffüh-
rung von Antonín Dvoráks Oper «Rusalka»
über eine sterbensunglückliche Seejung-
frau, sollte es auf der Bühne jedoch här-
ter zur Sache gehen. Ein echtes Reh, so
sah es die Inszenierung vor, sollte bei der
Premiere im Nationaltheater München an
zwei grossen Fleischerhaken hängen. Fo-
tos der Hauptorchesterprobe zeigen ein
totes Tier, kopfüber an einem Metallge-
stänge baumelnd.
Die Bayerische Staatsoper hat nach
Protest von Tierschützern das Regiekon-
zept geändert und verzichtet nun auf ein
erlegtes Wild.
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U
I T A L I E N
Vogeljagdgeht weiter
Trotz rückläufiger Bestände vieler
Arten wurde in Italien die Herbst-
jagd auf Zugvögel bewilligt. Die
Regierung unter Ministerpräsident
Silvio Berlusconi gab insgesamt 43
Vogelarten zum Abschuss frei, da-
runter auch viele Arten, deren Be-
stände in der Schweiz gefährdet
sind. Auf der Abschussliste stehen
unter anderem Feldlerchen, Sing-
drosseln, Turteltauben, Kiebitze,
Kampfläufer, Rotschenkel, Bekassi-
nen und Wasserrallen.
Da die Jagdsaison insgesamt 60
Tage dauert, dürften rund 1,2 Mil-
liarden gefiederte Reisende erlegt
worden sein. Dazu kommen noch
viele Rotkehlchen, Nachtigallen
und andere geschützte Arten, die in
illegal aufgestellten Fallen und Net-
zen verenden. Hauptabnehmer der
gefangenen Tiere sind Restaurants
und Metzgereien, welche die Vögel
als «Delikatesse» verkaufen.
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Y VA
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In den Savannen Kenias setzen sich ag-
gressive Ameisen gegen Elefanten durch
und beugen so der Vernichtung von Bäu-
men vor. Die Dickhäuter sind die einzigen
Säugetiere, die einen ausgewachsenen Sa-
vannenbaum fällen können. Giraffen rich-
ten zwar auch Schäden an, aber nur Elefan-
ten verfügen über ausreichend Körperkraft
für eine komplette Zerstörung. Die drama-
tischen Folgen: Vernichtung ganzer Baum-
bestände, die Savanne verwandelt sich zur
Steppe.
In Kenia finden sich allerdings auch
Gebiete, in denen die Dickhäuter die Bäume
in Ruhe lassen. Der Boden besteht dort aus
grauem Ton, alter Vulkanasche, ganz an-
K E N I A
Die winzigen Wächter der Savanne ders als die sonst übliche, rötliche ostafrika-
nische Erde. Auf den Tonböden besteht der
Baumbewuchs fast nur aus Flötenakazien.
Diese Akazienart, die ihren Namen den
flötenartigen Tönen verdankt, wenn der
Wind durch die Äste rauscht, bleibt von
der Elefantengewalt verschont. Die Dor-
nen der Flötenakazien sind besonders dick
und innen hohl, was den Ameisen als Un-
terschlupf dient.
Die Ameisen wiederum schützen ihre
Wohnbäume gegen Schädlinge – auch ge-
gen sehr grosse. Biologen haben beobach-
tet, wie die bissigen Verteidiger vorgehen
– sie marschieren sogar in die Rüssel der
Dickhäuter ein.
TIERREPORT 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT 4/201032
Chap, bin ein grosser, kräftiger Bullmastif-Rüde, kastriert und siebenjährig. Ich war viel allein und möchte zu einem Meister, der Erfahrung mit Hunden wie mir hat und viel Zeit aufbringen kann.STS-Sektion Aargauischer TierschutzvereinTel. 0900 98 00 22
Taro, bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. Brauche jemand der geduldig ist, da ich etwas scheu bin und mich nicht gerne kämmen lasse. Kinder mag ich nicht so.STS-Sektion Tierschutzverein RheintalTel. 079 481 90 12
Fidelio, bin ein zehnjähriger English Cocker Spaniel, kastriert. Ich liebe ausgedehnte Spazier-gänge und wünsche mir einen verständnisvollen Menschen, der Geduld mit mir hat.STS-Sektion Aargauischer Tierschutzverein Tel. 0900 98 00 22
Flipp und Flopp sind zweijährige Zwergkaninchen, kastriert. Die Beiden sind zutraulich zu Menschen.STS-Sektion Tierschutzverein ZugTel. 041 755 33 21
Figara, bin fünfjährig, weiblich und kastriert. Schmuse gerne und suche einen Einzelplatz mit Auslauf. Andere Katzen mag ich nicht.STS-Sektion Tierschutzverein Zug, Tel. 041 711 00 33
Bac, bin sechsjähriger Deutsch Drahthaar-Rüde, kastriert. Am liebsten laufe ich viel im Wald. Ich suche jemand, der bereits Erfahrung mit Jagdhunden hat.STS-Sektion Aargauischer TierschutzvereinTel. 0900 98 00 22
Nala, bin ca. vier Monate altes Weibchen. Ich brauche unbedingt eine andere Katze an meiner Seite, damit ich nicht allein bin.STS-Sektion Tierschutzverein RheintalTel. 079 481 90 12
Kira 1, bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Bin zwar zuerst etwas scheu, aber dann verschmust. Wünsche mir ein Zuhause bei ruhigen Menschen ohne Kinder, mit Auslauf.STS-Sektion Tierschutzverein ZugTel. 041 711 00 33
Kira 2, bin achtjährig und weiblich. Ich spiele für mein Leben gern und mag Kinder. Auf Auslauf kann ich nicht verzichten.STS-Sektion Tierschutz-verein RheintalTel. 079 481 90 12
Lucy, bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich bin verschmust und spiele gerne. Brauche Auslauf. Artgenossen und kleine Kinder mag ich nicht so.STS-Sektion Tierschutzverein ZugTel. 041 711 00 33
Siri, bin siebenjährig, weiblich, kastriert und bin eine echte Lady. Suche ein Zuhause, wo ich allein die volle Aufmerksamkeit bekomme.STS-Sektion Aargaui-scher TierschutzvereinTel. 0900 98 00 22
Siriweiblich, kastriert und weiblich, kastriert und bin eine echte Lady. bin eine echte Lady. Suche ein Zuhause, Suche ein Zuhause, wo ich allein die volle Aufmerksamkeit bekomme.bekomme.STS-Sektion Aargaui-STS-Sektion Aargaui-scher Tierschutzvereinscher TierschutzvereinTel. 0900 98 00 22
Kira 1,weiblich und kastriert. Bin weiblich und kastriert. Bin zwar zuerst etwas scheu, zwar zuerst etwas scheu, aber dann verschmust. aber dann verschmust. Wünsche mir ein Zuhause bei ruhigen Menschen ohne Kinder, mit Auslauf.Kinder, mit Auslauf.STS-Sektion STS-Sektion Tierschutzverein ZugTierschutzverein ZugTel. 041 711 00 33
Kira 2Kira 2weiblich. Ich spiele für weiblich. Ich spiele für mein Leben gern und mag Kinder. Auf Auslauf kann ich nicht verzichten.ich nicht verzichten.STS-Sektion Tierschutz-STS-Sektion Tierschutz-verein RheintalTel. 079 481 90 12
Flipp und FloppFlipp und FloppFlipp und FloppFlipp und FloppFlipp und Flopp sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen, sind zweijährige Zwergkaninchen,
FidelioFidelioFidelio, bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker , bin ein zehnjähriger English Cocker
Lucy, bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich , bin ca. zweijährig, weiblich und kastriert. Ich
Chap,Chap,Bullmastif-Rüde, kastriert und siebenjährig. Ich war viel allein siebenjährig. Ich war viel allein und möchte zu einem Meister, der und möchte zu einem Meister, der Erfahrung mit Hunden wie mir hat Erfahrung mit Hunden wie mir hat und viel Zeit aufbringen kann.STS-Sektion Aargauischer TierschutzvereinTierschutzvereinTel. 0900 98 00 22Tel. 0900 98 00 22
Ich brauche unbedingt eine andere Katze an Ich brauche unbedingt eine andere Katze an
BacDeutsch Drahthaar-Rüde, Deutsch Drahthaar-Rüde, kastriert. Am liebsten laufe kastriert. Am liebsten laufe ich viel im Wald. Ich suche jemand, der bereits Erfahrung mit Jagdhunden hat.hat.STS-Sektion Aargauischer STS-Sektion Aargauischer TierschutzvereinTel. 0900 98 00 22
NalaNalaNala, bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen. , bin ca. vier Monate altes Weibchen.
abgegeben
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abgegeben
aufgegriffen
FigaraFigara, bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich , bin fünfjährig, weiblich
abgegeben
abgegeben
abgegeben
abgegeben
abgegeben
abgeschobenaufgefunden
aufgefunden
, bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater. , bin ein ca. achtjähriger Perser Kater.
zugelaufen
Kasimier, bin ca. vierjähriger Kater. Ich liebe es zu kuscheln und mags gerne gemütlich. Über eine Auslaufmöglichkeit wäre ich froh.STS-Sektion Tierschutzverein RheintalTel. 079 481 90 12
Redaktor und Moderator
Beat Berger stellt in der TV-Sendung
«tierisch» weitere heimatlose Tiere
vor: www.tierisch.tierschutz.com