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sicher leben 1/2014

Date post: 28-Mar-2016
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Das bfu-Magazin für Präventionspartner. Ausgabe 1-2014
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MOTORRAD Lass dich nicht abschiessen BERNER POLIZEI Kein Sparen bei der Verkehrserziehung SICHERHEITSBEWUSSTE GEMEINDE Widnau überprüft seine Schulanlagen Das bfu-Magazin für Präventionspartner 1/2014
Transcript

MOTORRAD

Lass dich nicht abschiessen

BERNER POLIZEI

Kein Sparen bei der Verkehrserziehung

SICHERHEITSBE WUSSTE GEMEINDE

Widnau überprüft seine Schulanlagen

Das bfu-Magazin für Präventionspartner 1/2014

2 sicher leben 1 / 2014

«Stayin’ alive, stayin’ alive …»Wer hat nicht begeistert mitgesungen und mitgetanzt beim Hit der Bee Gees? Die Botschaft «Stayin’ Alive» ist immer noch aktuell und sollte eigentlich das Motto aller Strassenbenützenden sein, insbesondere der Motorradfahrenden. Denn sie sind im Vergleich zu den Auto­fahrenden besonders verletzlich. Res­pekt und Toleranz müssen deshalb über allem stehen: Mancher Unfall lässt sich damit vermeiden.

Wachsam sein und defensiv fahren ist die beste Lebensversicherung. Des­halb lancieren die Föderation der Mo­torradfahrer der Schweiz FMS und die bfu im Frühling die Kampagne «Stayin’ Alive» mit dem Ziel, die Anzahl der Kollisionen von Motorrädern zu redu­zieren. Unter dem Motto «Lass dich nicht abschiessen» rufen wir die Motor radfans auf, ihre Maschine nicht zur Jagdtrophäe werden zu lassen. Die Kampagne startet an den grossen Schweizer Motorradmessen und macht an verschiedenen regionalen Veranstal­tungen Halt. 2014 ist auch das Jubi­läumsjahr der FMS, sie feiert ihr 100­jäh­riges Bestehen. Herzliche Gratulation!

Und noch etwas Internes: In der Redaktion von sicher leben ersetze ich Magali Dubois, die Redaktorin für die Romandie. Ich freue mich, an ihrer Stelle fortan die Romandie zu vertreten und regelmässig über Aktionen aus der Westschweiz zu berichten.

Gute Fahrt und … «yeah. I’m stayin’ alive.»

Nathalie Wirtner Julmi

Inhalt Editorial

imprEssum

Herausgeberin: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern, [email protected], www.bfu.ch, Tel. + 41 31 390 22 22

Adressänderungen: [email protected]

Redaktion: Ursula Marti (wortreich gmbh), Rolf Moning (bfu), Tom Glanzmann (bfu)

Redaktionsadresse: Ursula Marti, wortreich gmbh, Maulbeerstrasse 14, 3011 Bern, [email protected], Tel. + 41 31 305 55 66

Korrektorat: Hedy Rudolf (bfu)

Bildnachweise: Seiten 1, 2, 6, 8, 9, 11, 15, 16: bfu; Seite 4: adpic; Seiten 5, 12, 13, 14: Iris Andermatt; Seite 7: FMS; Seite 10: Jaeger-LeCoultre

Layout: SRT Kurth & Partner AG, Ittigen Druck: AST & FISCHER AG, Wabern

Auflage: Deutsch: 9200, Französisch: 3300, Italienisch: 1100. Das Magazin erscheint vierteljährlich.

ISSN 2235-8846 (Print) / ISSN 2235-8854 (PDF)

© Wiedergabe von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion und unter vollständiger Quellenangabe.

diE ZaHl Gute Noten für «sicher leben» 3

FoKus MOTORRADTöfffahren soll sicherer werden 4

Standpunkt von Walter Wobmann, Präsident FMS: Der Fahrspass bleibt 7

Und action: Der Werbespot zur Motorradkampagne 8

NEtZWErK BETRIEBE Spielerisch die Sicherheit fördern: Jaeger-LeCoultre machts vor 10

NEtZWErK POLIZEI Kein Sparen bei der Verkehrserziehung 12

NEtZWErK PARTNER Braucht die Schweiz ein neues Verkehrssicherheitsziel? 13

NEtZWErK GEMEINDEN Widnau überprüft seine Schulanlagen 14

KampaGNENeue Velosicherheitskampagne: Vorsicht beim Vortritt 16

sicher leben 1 / 2014 3

12 800 Empfängerinnen und Empfän­ger hat das Präventionsmagazin «sicher leben». Doch wird es überhaupt gele­sen? Welchen Nutzen hat es für die berufliche Tätigkeit? Was könnte ver­bessert werden? Diesen und anderen Fragen wollte die bfu auf den Grund gehen, um das Magazin künftig noch besser auf die Bedürfnisse der Lesen­den auszurichten. Sie hat deshalb ein Markt forschungsinstitut mit einer Eva­luation beauftragt.

In einer ersten Phase wurden 35 Ein­zelinterviews mit Personen aus der Zielgruppe durchgeführt. Die Erkennt­nisse dienten dazu, einen Fragebogen für die zweite Phase der Befragung zu erarbeiten. Dieser ging im September an alle Empfängerinnen und Empfän­

ger von «sicher leben». Über 1000 Per­sonen haben den Fragebogen ausgefüllt und zurückgesandt.

Die Resultate sind erfreulich: 82 Pro­zent lesen alle vier Ausgaben des Maga­zins. Sie finden es attraktiv aufbereitet und beurteilen die formale Umsetzung, also z. B. die Gestaltung oder die Ver­

ständlichkeit der Texte, als sehr gut bis gut. Für die Mehrheit der Lesenden ist das Magazin für die berufliche Tätig­keit von Nutzen. Stolze 88 Prozent würden das Magazin jemandem weiter­empfehlen. Es gibt jedoch auch Ver­besserungsbedarf: Die Befragten wün­schen eine bessere Aufbereitung von Links zu weiterführenden Informa­tionen. Ebenso mehr Checklisten, Tabel­len und Infografiken. Bei den Stand­punkten im Magazin dürften es durchaus auch mal Pro und Contra oder ein Streitgespräch sein. Die bfu wird auf Ihre Wünsche eingehen und Anpassungen laufend vornehmen. Seien Sie gespannt! Wir danken allen, die sich Zeit für die Befragung genom­men haben. tg

diE ZaHl

Im September 2013 hat Ihnen die bfu zusammen mit dem Magazin einen Fragebogen zugestellt. Wir wollten wissen: Wie zufrieden sind Sie mit «sicher leben»? Über 1000 Leserinnen und Leser haben an der Befragung teilgenommen. Sie geben uns gute Noten und Ideen für Anpassungen.

Gute Noten für «sicher leben»

88

Nachdem die bfu 2011 erstmals eine

Unfallanalyse zum Pferdesport in der

Schweiz erarbeitet hat, geht sie nun

noch zwei Schritte weiter. Zum einen

wird das wissenschaftliche Grundlagen-

papier um eine Risikofaktorenanalyse

ergänzt, aus der sich konkrete Präven-

tionsempfehlungen ableiten lassen.

Zum anderen entsteht – basierend auf

diesen Erkenntnissen – eine Publikums-

broschüre, die gemeinsam mit dem

Schweizerischen Verband für Pferdesport

und anderen Partnern herausgegeben

wird. Wichtigster Tipp gemäss bfu-

Sportberaterin Monique Walter: «Lassen

Sie sich in einem fachlich kompetenten

Reitbetrieb oder Verein ausbilden.

Ungetrübte Freude am Reiten können

Sie nur geniessen, wenn Sie sich mit

und auf dem Pferd sicher fühlen. Bei

qualifizierten Pferdefachpersonen lernen

Sie nicht nur reiten, sondern auch den

Umgang mit dem Pferd, seine Pflege

sowie die Handhabung des Materials.»

Die Grundlage «Sicherheitsanalyse

im Pferdesport in der Schweiz» und die

Publikumsbroschüre «Reiten. Sicher im

Sattel und im Umgang mit dem Pferd»

sind ab April auf www.bestellen.bfu.ch

erhältlich. mor

Vorschau: zwei bfu-Publikationen zum Pferdesport

Zoom

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FoKus MOTORRAD

Töfffahren soll sicherer werdensCHWErpuNKtproGramm Schnell unterwegs, schmale Silhouette, keine Knautschzone: Motorradfahrende sind einem besonders hohen Unfallrisiko ausgesetzt. Um ihren Schutz zu erhöhen, setzt die bfu im Rahmen des Schwerpunktprogramms Motorrad mit Partnern verschiedene Massnahmen um. bfu-Experte Mario Cavegn gibt Auskunft.

Motorradfahrende haben ein besonders hohes Unfallrisiko. Ein gezieltes Massnahmenpaket soll dies ändern.

sicher leben 1 / 2014 5

sicher leben: Die bfu befasst sich zurzeit intensiv mit dem Thema Motorrad. Haben denn die Motorrad-unfälle zugenommen? Mario Cavegn: Nein, ganz im Gegen­teil. Die Anzahl der schwer oder tödlich verletzten Motorradfahrenden hat in den letzten Jahren abgenommen. Motor­radfahrende machen aber mit rund 30 Prozent einen bedeutenden Anteil aller Unfallopfer im Strassenverkehr aus. Ihr Risiko, schwer zu verunfallen, ist nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Im Jahr 2012 gab es über 70 getö­tete und rund 1200 schwerverletzte Motorradfahrende. Es besteht also Hand­ lungs bedarf.

«mensch, maschine und umwelt stehen im Zentrum.»

Der Handlungsbedarf wird auch durch das aktualisierte «Sicherheitsdossier Motorradverkehr» verdeutlicht. Inwiefern? Die Aktualisierung stellt sicher, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Datengrundlagen oder technische Ent­wicklungen in die Präventionsarbeit einfliessen. Zudem haben sich auch ge­wisse politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändert, die es zu berücksichtigen galt. Etwa die Hal­terhaftung, das erwartete ABS­Obliga­torium auf EU­Ebene oder Neuerungen in der Fahrausbildung (OPERA­3). Einige Änderungen wurden durch das Verkehrssicherheitsprogramm Via sicura ausgelöst.

Das Schwerpunktprogramm gegen Motorradunfälle kommt nun in die Umsetzung. Welche konkreten Massnahmen sind zu erwarten?Vorgesehen ist eine breite Palette von Massnahmen – Mensch, Maschine

und Umwelt stehen dabei im Fokus (siehe Kasten). Zusammen mit der Föderation der Motorradfahrer der Schweiz FMS lanciert die bfu eine massenmediale Kampagne, um das defensive Fahren zu fördern. Parallel dazu thema tisiert sie die persönliche Schutzausrüstung. Vorgesehen sind auch Aktionen mit dem Ziel, die Ver­breitung von Motorrädern mit ABS zu fördern. Zudem setzt sich die bfu für eine sicherere Strasseninfrastruktur ein. Hierbei gilt es zunächst Unfall­ und Gefahrenstellen zu sanieren.

Welchen Beitrag kann die bfu selber leisten und wo ist sie auf unterstüt-zende Partner angewiesen?In den Sicherheitsdossiers wird der Handlungsbedarf aufgedeckt, die Hand­lungsmöglichkeiten werden dokumen­tiert und die Prioritäten im Sinne der Unfallprävention vorgenommen. Diese Vorarbeit leistet die bfu. Spätestens bei der Umsetzung von Präventionsmass­nahmen liegt der bfu aber daran, mit Partnerorganisationen zusammenzu­arbeiten. Einerseits erleichtert das den Zugang zur Zielgruppe und andererseits können wir entsprechendes Praxis­wissen ab holen.

An welche Partnerorganisationen denken Sie?Allen voran an die Motorradverbände, den Motorrad­Fachhandel, Fahrlehrer, dann den Verband der Strassen­ und Verkehrsfachleute VSS, verschiedene Behörden wie das Bundesamt für Stras ­sen ASTRA oder die Vereinigung der Strassenverkehrsämter asa usw.

In welchem Zeitrahmen werden die Massnahmen umgesetzt und wann sind erste Verbesserungen zu erwarten? Die Massnahmen sollen in der Grös­senordnung von etwa 5 Jahren in An­griff genommen werden. Die Realisie­

Das Motorrad-Massnahmen-

paket in Kürze• Defensiven Fahrstil fördern • Fahrausbildungen optimieren• Anteil der Motorräder mit ABS

erhöhen• Persönliche Schutzausrüstung

fördern • Gefahren- und Unfallhäufungs-

stellen eliminieren

Das Sicherheitsdossier

Motorrad verkehr ist erhältlich

auf www.bestellen.bfu.ch

(Art.-Nr. 2.211, ab April / Mai)

Mario Cavegn forscht für die bfu

zum Thema Motorrad.

6 sicher leben 1 / 2014

FoKus MOTORRAD

rung wird aber über diesen Zeitraum hinaus dauern. Erste Verbesserungen erwarte ich durch die anstehende Kam­pagne – ich bin zuversichtlich, dass sie ein Erfolg wird. Andere Anstrengungen wie beispielsweise die Anpassung der VSS­Normen oder die angestrebte Op­timierung der Verkehrsingenieuren­ausbildung werden sich erst verzögert – dafür aber umso nachhaltiger – zeigen.

Noch ein Wort zum Präventionsziel: Was strebt die bfu an? Die bfu hat sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl schwer oder tödlich verletzter Motorradfahrer um 15 Prozent zu reduzieren.

Sie waren immer ein begeisterter Motorradfahrer. Sind Sie noch oft auf dem Motorrad anzutreffen?

Momentan habe ich ein anderes Hobby – ich bin nämlich vor kurzem Vater geworden. Da bleibt kaum Zeit fürs Motorradfahren. Deshalb habe ich mein Motorrad schweren Herzens ver­kauft. Aber wer weiss, vielleicht gönne ich mir in einigen Jahren wieder eine Maschine.

Interview: Ursula Marti

Die Kampagne mit dem Slogan «Lass

dich nicht abschiessen» hat zum Ziel,

die Anzahl der Kollisionsunfälle von

Motorradfahrenden, insbesondere an

Knotenpunkten, zu senken. Motorrad-

fahrende sollen motiviert werden,

defensiv, vorausschauend und risiko-

bewusst zu fahren. Die Kampagne wird

ab Februar 2014 in der ganzen Schweiz

lanciert und dauert bis Ende 2016. Sie

wird von der Föderation der Motor-

radfahrer der Schweiz FMS und der bfu

durchgeführt und vom Fonds für

Verkehrssicherheit FVS finanziell

unterstützt.

Weitere Infos auf www.stayin-alive.ch

Die Lancierungsdaten:• Deutschschweiz: 19. Februar 2014,

Swiss-Moto Zürich• Romandie: 15. März 2014, Motoexpo

Martigny• Tessin: 1. Mai 2014, Valle Maggia

Kampagnenstart an der SWISS-MOTO in Zürich mit Walter Wobmann, Zentralpräsident FMS und Nationalrat, Brigitte Buhmann,

Direktorin bfu, und Motorradlegende Jacques Cornu (v.l.n.r.), der einen schweizweit einzigartigen Motorradsimulator präsentierte.

Die Motorrad-Kampagne

sicher leben 1 / 2014 7

FoKus MOTORRAD

staNdpuNKt von Walter Wobmann, Präsident Föderation der Motorradfahrer der Schweiz FMS und Luzerner SVP-Nationalrat, zur Gemeinschaftskampagne «Stayin’ Alive».

Der Fahrspass bleibt

Auf einem Motorrad durch die Land-schaft brausen und die grosse Frei-

heit geniessen. Das ist für viele mehr als ein Hobby, es ist eine Leidenschaft. Leute aller Altersklassen und aller sozialen Schichten schwingen sich in ihrer Freizeit auf den Töff. Leider passieren dabei im-mer wieder Unfälle. Deshalb stehen wir von der FMS hinter der Kampagne, die wir zusammen mit der bfu in einer Pro-jektgruppe erarbeitet haben.

Von der FMS, aber auch von der bfu sind Leute in der Projektgruppe, die sel-ber Motorrad fahren. Diese Leute wis-sen, worum es geht, und verstehen uns Töfffahrer. Die Zusammenarbeit ist ko-operativ und angenehm. Die Kampagne richtet sich nicht gegen Motorradfah-rende. Im Gegenteil, sie appelliert an deren Nachsichtigkeit. Die Motorrad-fahrenden sollen auch mal zugunsten eines Autofahrers auf ihren Vortritt ver-zichten, statt «mit den Engeln zu sin-gen». Wichtig ist uns auch, dass der Fahrspass nicht leidet.

Die Kampagne ist von Motorradfah-rern für Motorradfahrer. Aus diesem Grund waren wir uns in der FMS schnell einig mitzuarbeiten. Wir erhoffen uns davon, dass weniger Motorradfahrende verunfallen. Das Gesamtpaket der ver-schiedenen Massnahmen ist sehr vielver-sprechend und zielt auf die Eigenverant-wortung der Motorradfahrenden ab.

Die FMS ist der offizielle Landesver-band der Motorradfahrer und die Dach-organisation von rund 170 Motorradclubs

und einigen Tausend Einzelmitgliedern. Nebst der Verkehrssicherheit beziehungs-weise der Verkehrspolitik hat der Verband zwei weitere Standbeine: der Motorrad-sport und die Tourenfahrten. Die FMS betreibt eine eigene Verkehrssicherheits-kommission (VSK), die aus Fachleuten besteht. Diese führen zum Beispiel Stand-aktionen durch auf Pässen, wo viele Motor radfahrende anzutreffen sind. Dort verteilen sie Flyer und machen in Gesprä-chen auf Gefahren und Probleme auf-merksam. Die FMS besteht seit 100 Jah-ren. Zur Feier des Jubiläums finden vom 30. Mai bis 1. Juni in Lyss verschiedene Aktivitäten statt. Mehr Informationen dazu auf www.100jahrefms.ch.

Ich selber fahre eher defensiv, vor allem dort, wo Gefahren lauern, also bei Kreuzungen inner- und ausserorts. Na-türlich fahre ich auch gerne zügig, aber nur, wenn die Strassenverhältnisse es zu-lassen und ich die Gefahr abschätzen kann. Früher bin ich sogar gelegentlich Rennen gefahren. Allerdings nur auf offi ziellen Rennstrecken und nicht im Strassenverkehr. Auch die «Überlebens-strategien», die wir in einem Booklet zur Kampagne veröffentlichen werden, wende ich selber an. Die witzig formu-lierten Tipps helfen mir, damit ich nicht aufs Kreuz gelegt werde.

Ich bin überzeugt, dass die Kampagne die Zahl der Unfälle weiter senken kann, sodass Motorradfahren ein schönes Hobby bleibt und nicht zur Risikoaktivi-tät verkommt. •

«Ich bin überzeugt, dass die Kampagne die Zahl

der Unfälle weiter senken kann, sodass das

Motorradfahren ein schönes Hobby bleibt»,

sagt Walter Wobmann, Zentralpräsident FMS.

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FoKus MOTORRADFoKus MOTORRAD

Und action: Der Werbespot zur MotorradkampagnemotorradKampaGNE Die gemeinsame Kampagne der Föderation der Motorradfahrer der Schweiz FMS und der bfu will mehr Sicherheit für Motorradfahrende schaffen. Zur Kampagne gehört auch ein TV-Spot, der im Herbst 2013 in Hamburg gedreht wurde. «sicher leben» war dabei.

Ein Drehtag fängt früh an. Selten passt die Aussage «Zeit ist Geld» so gut wie bei der Produktion eines TV­Spots. An der Erstellung eines Werbefilms sind unzählige Personen beteiligt: Schauspieler, Regisseur, Produzent, Stylistin, Kameramann mit Assistent, Tonmann mit Assistent, Kabelträger, Fahrer usw. Die Liste liesse sich wei­terführen. Es ist wichtig, dass ein Drehtag genau dem geplanten Ablauf folgt, jede Person immer pünktlich vor Ort ist und der Zeitplan eingehalten werden kann. Jede Verspätung geht

schnell ins Geld. Aus Kostengründen und wegen erleichterten Bewilligungs­verfahren wurde in Hamburg gedreht. Geschnitten und fertig gestellt wurde der Spot in der Schweiz.

Profis am WerkBeim Eintreffen auf dem Drehplatz in einem noblen Aussenquartier von Hamburg kurz vor neun Uhr ist das Team bereits an der Arbeit. Die Anfangs szene des Spots ist in der Ga­rage einer modernen Villa aufgebaut. Der Schauspieler ist fertig geschminkt und die Kameraleute sind mit der

Bildeinstellung beschäftigt. Zu disku­tieren gibt einzig noch die Kleidung des Hauptdarstellers. Die Stiefel sehen für einen Töfffahrer zu neu aus und werden von der Stylistin auf «gebraucht» getrimmt. Ausserdem müssen an der Töffbekleidung noch geeignete Reflek­toren befestigt und Markensymbole abgeklebt werden. Dann geht es los mit dem Dreh der ersten Szenen.

Nach einigen Wiederholungen folgt die Beurteilung des gedrehten Materials durch die Werbeprofis der Agentur und den Fachmann des Motorradverbands. Erst nach dem Okay aller Beteiligten geht es mit der nächsten Szene weiter.

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Ein grosser, an einer Stellwand aufge­hängter Plan des Drehbuchs hilft den Beteiligten, den Überblick über die bereits abgedrehten Szenen zu behal­ten, denn die Aufnahmen werden nicht chronologisch gemacht.

Nach einer kurzen Mittagspause wird das ganze Material abgebaut und die Filmcrew fährt in die Innenstadt von Hamburg, wo bei einer Garagenausfahrt Kamera, Licht und Ton wieder aufge­baut werden. Das Team arbeitet schnell und präzis und Neil, der Schauspieler, ist ein Profi. Die Szenen sind darum schnell im Kasten. Der Zeitplan kann genau eingehalten werden und es reicht sogar noch für eine sehr kurze Besichtigung der Hafencity bei Sonnenuntergang.

Mit dem Töff über LandZweiter Drehtag, gleich dichtes Pro­gramm: Einige Kilometer ausserhalb von Hamburg werden alle Fahrszenen gedreht. Ein leichter Morgennebel und die Sonne, die sich langsam durchsetzt,

ergeben zusammen mit Feldern, Wald und Wiesen ein idyllisches Bild. Doch gedreht werden nun diejenigen Se­quenzen, die im TV­Spot ein Gefühl der Gefahr und des Risikos einer Töff­fahrt hinterlassen sollen. Ein Gegen­satz, der nur scheinbar besteht: Bereits beim ersten Anschauen der Bilder ist klar, dass es mit der besonderen Stim­mung und dem Bildausschnitt gelingt, beim Zuschauer dieses Gefühl auszu­lösen.

Am Nachmittag kommt die wahre Herausforderung. Der Schauspieler soll auf seiner Töfffahrt mitten im Alltags­verkehr auf der Landstrasse gefilmt werden. Dazu kommt ein Kamera­ kran zum Einsatz: Auf einem speziellen Fahrzeug, auf dem Regisseur, Kamera­ und Tonmann mitfahren, wird an einem Kran eine Kamera befestigt. So kann Neil auf seiner Fahrt über Land aus allen Blickwinkeln aufgenommen werden, ohne dass der Verkehr aufge­halten wird. Auch dieser Drehtag ver­läuft ohne Pannen und unliebsame

Überraschungen. Zufrieden können alle Beteiligten gegen Abend ihre Sie­bensachen zusammenpacken – alle Szenen für den TV­Spot sind im Kas­ten. Der fertige Werbespot ist ab April 2014 im Fernsehen zu sehen.

Camilla Krebs

www.stayin­alive.ch

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NEtZWErK BETRIEBE

hat die Mitarbeitenden am meisten interessiert?Franck Cesarec: Der Bereich Verkehrsprä­vention war am beliebtesten. Das ist natür­lich auch auf die Kampagne «Slow Down.Take it easy» zurückzuführen, der Engel Franky ist nach wie vor hoch im Kurs.

Wie stufen Sie das Konzept der Ausstellung ein: attraktiv oder eher «moralisierend»?

Spielerisch die Sicherheit fördern: Jaeger-LeCoultre machts vorprÄVENtioNsausstElluNG Nachdem die interaktive Präventionsausstellung der bfu im letzten Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher begeisterte, steht sie nun auch Betrieben zur Verfügung. Die Manufaktur Jaeger-LeCoultre im Vallée de Joux VD hat bereits positive Erfahrungen damit gemacht, wie Franck Cesarec im Interview schildert.

Das Konzept ist attraktiv, einladend und nicht moralisierend – und das ist auch richtig so. In Sachen Gesund­heit und Sicherheit haben meiner Meinung nach Moral und schockie­rende Informationen zeitlich nur eine beschränkte Wirkung. Beson­ders interessant finde ich, dass die Technologie der Spielsteuerung für Sicherheitsbotschaften genutzt wird. Das begeistert Junge, gewährleistet

Spielerisch, interaktiv, humorvoll, span­nend … so oder ähnlich lauten die meisten Kommentare zur Präventions­ausstellung, die im Rahmen des 75­Jahr­Jubiläums der bfu konzipiert wurde. Das Design und die Bedienung durch Handbewegungen sind zweifellos innovativ. Die Anwender kommen sich vor wie in einem Science­Fiction­Film! Wem das nicht ganz geheuer ist, kann auch ein Pad benutzen. So oder so, für Lacher ist gesorgt: Zum Thema Stürze gibt uns ein Typ à la Dr. House gute Rat­schläge, Barbie sorgt für Sicherheit im und ums Haus und ein Hund namens Filou sorgt beim Thema Schutzausrüs­tungen für Action.

Auch den Mitarbeitenden der Manu­faktur Jager­LeCoultre machte es Spass, die Ausstellung zu entdecken. Beson­ders beliebt waren die verschiedenen Quiz sowie die Filme und Spots von früher und heute. Diese vermitteln ver­tieftes Wissen und eignen sich gut, um für Sicherheitsthemen zu sensibilisie­ren. Die Aktion zeigte: Das interaktive Ausstellungssystem und die vielfältigen Themen stossen bei allen auf Interesse.

Für eine kurze Bilanz haben wir mit Franck Cesarec, Leiter Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz bei der Manu­faktur Jaeger­LeCoultre gesprochen:

sicher leben: Welches der Themen – Stürze, Sicherheit im und ums Haus, Sicherheit im Auto, Schutzausrüstung, Alkohol und Müdigkeit am Steuer –

Die Ausstellung bei Jaeger-LeCoultre war an einem attraktiven Ort platziert,

was wesentlich zum Erfolg beitrug.

sicher leben 1 / 2014 11

aber auch eine echte Interaktion, bei der sich das Publikum einbringen kann.

Wo liegt Ihrer Meinung nach der Gewinn für die Mitarbeitenden?Darin, dass Sicherheit auch spielerisch sein kann und dass nützliches Wissen sowohl für den Arbeitsplatz als auch für daheim vermittelt wird.

Haben Sie spezielle Anlässe organisiert, Gruppen gebildet usw.?Wir haben den Zugang zu den Bild­schirmen erleichtert, indem wir sie an einem zentralen Durchgangsort der Manufaktur aufgestellt haben. Die Werkstätten haben sich dann selbst organisiert. Um die Wirkung aber zu verstärken, werden wir das nächste Mal gezielter vorgehen und betreute Events organisieren.

Die Ausstellung war in der Cafeteria untergebracht. Hat sich das Personal entsprechend ungezwungen damit befasst?Ja, und ich denke, es ist wirklich emp­fehlenswert, sie in einem Bereich zu platzieren, wo die Leute entspannt und offen sind, um Neues aufzuneh­men. Die spielerischen, humorvollen

Szenen und die Stimmen der Schau­spieler lenken die Aufmerksamkeit sofort auf sich, denn es ist ungewöhn­lich, dass Sicherheit auf diese Art prä­sentiert wird.

Wie konnten Sie die Ausstellung nutzen? Interne Kommunikation, Wettbewerb usw.? Welche Resultate erwarten Sie davon?Wir haben mit dem bfu­Berater Chris­tian Wyssmüller abgemacht, dass die Teilnehmenden als Geschenke Sicher­heitsprodukte der bfu (z. B. Sicher­heitswesten) erhalten, was auf sehr po­sitives Echo stiess. Für ein nächstes Mal wäre es interessant, einen Wett­bewerb zwischen den verschiedenen Werkstätten zu veranstalten. Auf je­den Fall hat uns die Aktion gezeigt, dass die bfu über qualitativ hochste­hende Ausstellungen und Kommuni­kationsmittel verfügt, die ohne grosses Zutun eingesetzt werden können. Gerne werden wir im Rahmen der Nichtbetriebsunfallprävention 2014 wieder mit der bfu zusammenarbei­ten.

Was würden Sie einer Firma, die an der Ausstellung interessiert ist, besonders empfehlen?

Gezielt auf die Themen der Kampagne eingehen, kurze Einführungen zur Be­nutzung des Bildschirms organisieren und eine Betreuung für den Umgang mit dem System vorsehen.

Interview: Nathalie Wirtner Julmi

Möchten Sie die Präventions-

ausstellung sehen?

Die Ausstellung können Sie maximal

10 Tage mieten. Das Material

wird gratis zur Verfügung gestellt,

be rechnet wird lediglich eine

Transportpauschale. Der Auf- und

Abbau ist einfach, eine Anleitung

dazu wird mit ge liefert. Bei techni-

schen Problemen steht eine Hotline

zur Verfügung. Ab Herbst 2014 wird

die Ausstellung als Web-Applikation

für die neuesten Mobilgeräte und

Computer zur Verfügung gestellt.

Interessiert?

Auf www.ausstellung.bfu.ch sehen

Sie die Verfügbarkeit der Geräte.

Bestellen können Sie sie unter der

Telefonnummer 031 390 22 22.

Rauschende Flüsse, kristallklare

Bergseen und smaragdgrüne Seen in

den Tälern: Die Schweizer Gewässer

sind für Taucherinnen und Taucher aus

dem In- und Ausland attraktiv – aber

nicht ganz ungefährlich. Pro Jahr

ertrinken durchschnittlich drei Men-

schen beim Tauchen und eine Person

stirbt an den Folgen eines Dekom-

pressionsunfalls.

Eine fundierte Ausbildung, eine gute

Vorbereitung auf jeden Tauchgang, ein

zuverlässiger «Buddy» (Tauchpartner)

und die passende Ausrüstung sind die

wichtigsten Voraussetzungen für

sicheres Tauchen. Was das im Detail

heisst, beschreibt die neue Broschüre

«Tauchen in der Schweiz», herausgege-

ben von der bfu und der Fachstelle für

Tauchunfallverhütung FTU in Zusam-

menarbeit mit verschiedenen Partnern.

Neben den wichtigsten Sicherheitsinfor-

mationen enthält sie auch Hinweise auf

weiterführende Apps, Websites und

Guides. Die Publikation ist erhältlich auf

www.bestellen.bfu.ch (Art.-Nr. 3.144).

FrEiZEitKiCK

«Gut Luft» beim Tauchen in der Schweiz

Tauchen in der Schweiz

Gut Luft

12 sicher leben 1 / 2014

NEtZWErK POLIZEI

Kein Sparen bei der VerkehrserziehungKaNtoN BErN Wenn die öffentlichen Mittel knapp werden, können auch bewährte Präventionsmassnahmen wie die Verkehrserziehung unter Druck geraten. Im Kanton Bern hat sich die bfu erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Verkehrsinstruktion durch die Polizei bestehen bleibt.

Eltern und Behörden zusammen. Sie sind Bestandteil einer systematischen Unfallprävention, die jährlich viele tra­gische Unfälle, aber auch hohe volks­wirtschaftliche Kosten zu vermeiden hilft. Dieses wichtige Standbein zu ver­lieren konnte die bfu nicht hinnehmen und setzte sich vehement für den Erhalt der Verkehrsinstruktion ein.

Die bfu entwickelte eine Lobby­ingstrategie und koordinierte eine Gruppe von Verbänden, die sich gegen die Abschaffung der Verkehrsinstruk­tion zur Wehr setzten. In einem Schrei­ben an alle Parlamentsmitglieder und in vielen Gesprächen machte die bfu auf den präventiven Nutzen der Ver­kehrserziehung aufmerksam. Sie zeigte auf, dass die uniformierten Polizistin­nen und Polizisten eine nachhaltige Wirkung auf das sichere Verhalten der Kinder haben. Der Verkehrsunterricht wird dank der praktischen Übungen auf der Strasse zu einem prägenden Erlebnis. Die Parlamentsmitglieder erfuhren zudem, dass die Verkehrs­instruktoren die Gemeinden auch bei der Schulwegsicherung beraten und Sicherheitsaktionen für die ganze Bevöl­kerung durchführen.

Erfolgreiches LobbyingDie Interventionen der bfu und ihrer Partner hatten durchschlagenden Erfolg: Das Kantonsparlament forderte mit 152 zu 0 Stimmen, die Verkehr s­erziehung zu erhalten. «Ich bin als

Mutter und als Politikerin sehr erleichtert, dass die Verkehrserziehung bleibt – sie ist elementar für die Sicherheit der Kin­der», sagte Grossrätin Sarah Gabi Schö­nenberger nach der Debatte. Sie hatte sich besonders für das Anliegen stark gemacht und sich dabei an die bfu gewandt. «Ich habe von der bfu prompt die nötigen Informationen und profes­sionelle Unterstützung erhalten.»

«ich bin erleichtert, dass die Verkehrserziehung bleibt.»

Erfreut über die geglückte Aktion ist auch Guido Fürer, Leiter Kommunika­tion / Public Affairs bei der bfu: «Der bfu war es ein grosses Anliegen, für den Erhalt der Verkehrserziehung zu kämp­fen. Die Verkehrsinstruktorinnen und ­instruktoren gehören zu unseren wichtigsten Partnern in der Präven­tionsarbeit. Falls ihre Arbeit auch in anderen Kantonen in Frage gestellt werden sollte, wird sich die bfu aktiv dagegen wehren und Politiker und Ver­bände unterstützen.»

Das Thema wird im Berner Kantons­parlament auch weiterhin zu reden ge­ben: Ein Vorstoss verlangt, die Verkehrs­instruktion neu im Gesetz zu verankern. Ob dieser Antrag ebenfalls einstimmig verabschiedet wird? Die bfu bleibt dran.

Ursula Marti

Im Kanton Bern drohte für 2014 ein Budgetdefizit. Um dieses abzuwenden, hatte das Kantonsparlament im Novem­ber 2013 über ein rigoroses Sparpaket zu befinden. Bei der Polizei war ein grosser Stellenabbau geplant. Auch der Ver­

kehrsunterricht in Kindergärten und Schulen durch die Verkehrsinstrukto­rinnen und ­instruktoren – insgesamt 35 Stellen – wäre gefährdet gewesen.

Bei der bfu läuteten die Alarmglo­cken. In den 379 Berner Gemeinden unterrichten die Verkehrsinstruktoren jährlich 100 000 Kinder. Sie arbeiten Hand in Hand mit Lehrpersonen,

Verkehrsunterricht – ein eindrückliches Erlebnis.

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bfu-Forum Länder, die sich konkrete Verkehrssicherheitsziele setzen, erzielen bessere Ergebnisse. Das sagte Antonio Avenoso vom European Transport Safety Council am bfu-Forum 2013. Auch die Schweiz hat mit Zielvorgaben bisher positive Erfahrungen gemacht. Nun stellt sich die Frage, ob ein neues Ziel anvisiert werden soll.

Braucht die Schweiz ein neues Verkehrssicherheitsziel?

NEtZWErK PARTNER

Antonio Avenoso, Direktor des ETSC und Stefan Siegrist, stellvertretender Direktor der bfu, plädieren für Zielvorgaben.

Die Schweiz hat zurzeit keine politischen Zielvorgaben für die Reduktion von Ver­kehrsunfällen. Dies, obwohl sie in der Vergangenheit damit gute Erfahrungen gemacht hat: Nachdem der Bundesrat im Jahr 2000 eine Halbierung der schweren Verkehrsunfälle als Ziel definiert hatte, wurde die Umsetzung zielstrebig an die Hand genommen. Die 0,5­Promille­ Limite und die anlassfreie Atemalkohol­kontrolle wurden eingeführt, Fahrzeuge und Strasseninfrastruktur wesentlich sicherer gemacht. Diese und weitere Massnahmen haben dazu geführt, dass die Zahl der Todesfälle seither tatsächlich um fast 50 Prozent zurückgegangen ist.

Antonio Avenoso, Direktor des Euro­pean Transport Safety Councils ETSC 1 und Gastreferent am bfu­Forum im November 2013, ermuntert die Schweiz denn auch, sich erneut ein Verkehrs­sicherheitsziel zu setzen. Er verweist auf Studien, die aufzeigen, dass Länder, die

sich ein Verkehrssicherheitsziel setzen, in der Prävention erfolgreicher sind als andere. «Hoch gesteckte Ziele motivie­ren dazu, sich mehr anzustrengen», sagt Avenoso, «wichtig dabei ist, dass sich die Beteiligten für die vereinbarten Ziele persönlich verantwortlich fühlen und ihr Handeln bewusst danach ausrichten.»

Via sicura umsetzenDem kann Stefan Siegrist, stellvertreten­der Direktor der bfu, nur zustimmen. Auch die bfu begrüsst ein nationales Ziel für die Verkehrssicherheit. «Eine Zielvor­gabe ist aber noch kein Programm. Wir haben Via sicura als umfassendes Ver­kehrssicherheitsprogramm. Dieses um­zusetzen steht nun im Vordergrund und ein konkretes Ziel würde massgebend zum Erfolg dieses Programms beitragen.» Wie die Diskussionen mit verschiedenen Fachleuten am Forum zeigen, ist derzeit auf nationaler Ebene die Bereitschaft

jedoch nicht gegeben, ein politisches Ver­kehrssicherheitsziel zu formulieren. «Es ist aber sehr wichtig, auf der Ebene der Umsetzung Ziele zu setzen, etwa für be­stimmte Segmente wie den Veloverkehr», betont Siegrist. Mit gutem Beispiel voran geht die «Städtekonferenz Mobilität SKM», ein Zusammenschluss von 16 Schweizer Städten. Angeregt durch das bfu­Forum will die SKM die Anzahl der Verkehrstoten und der Schwerverletzten innert 10 Jahren um je ein Viertel reduzieren. Die Schweizer Städte wollen sich mit der systematischen Sanierung von Unfallschwerpunkten und weiteren Massnahmen dafür einsetzen.

Ursula Marti

1 Der European Transport Safety Council ETSC

ist eine europäische Nonprofitorganisation

zur Reduktion der Strassenverkehrsunfälle in

Europa. Die Schweiz ist Mitglied des ETSC.

14 sicher leben 1 / 2014

NEtZWErK GEMEINDEN

Widnau überprüft seine Schulanlagen BauliCHE siCHErHEit Gebäude, die nicht den Sicherheitsnormen entsprechen, sind eine Gefahr für alle, die dort ein- und ausgehen. Dank einer Überprüfung durch die bfu können Unfälle und Sachschäden vermieden werden. Die Gemeinde Widnau hat dies erfolgreich veranlasst, wie ein Rundgang durch die Sport- und Schulanlagen zeigt.

Die Gemeinde Widnau SG hat sich im Sommer 2013 dazu entschlossen, sämt­liche Schul­ und Sportanlagen durch die bfu auf ihre bauliche Sicherheit prüfen zu lassen. Der Anstoss dazu erfolgte durch eine Privatperson. Diese machte Marco Köppel, den bfu­Sicherheitsdele­gierten der Gemeinde Widnau, auf Si­cherheitsmängel in der Sportanlage Aegeten aufmerksam. Köppel nahm dar­aufhin zusammen mit der Gemeinde und dem zuständigen bfu­Chef­Sicher­heitsdelegierten, Stefan Meile, die Über­prüfung in Angriff.

Marco Köppel führt das Amt des bfu­Sicherheitsdelegierten nebenberuflich aus. Hauptberuflich leitet er den Werk­hof von Widnau. Zudem ist er Kom­mandant der Feuerwehr Mittelrheintal. «In dieser Funktion ist es wichtig, mög­liche Gefahren zu erkennen. Diese Fähigkeit kommt mir auch als Sicher­heitsdelegierter zugute», erklärt er.

Sicherheitsmängel zeigten sich bei der Sportanlage Aegeten vor allem bei den Unterkünften. Die tiefe Fenster­brüstung und der breite Fenstersims hätten leicht zu dramatischen Stürzen führen können. Als Sofortmassnahme

bfu-Sicherheitsdelegierter Marco Köppel misst

den Abstand zwischen zwei Staketen im

Geländer des Oberstufenschulhauses in Widnau.

Im Hintergrund begutachten Liegenschafts-

verwalterin Miriam Stoffel und bfu-Chef-

Sicherheitsdelegierter Stefan Meile die Fenster.

sicher leben 1 / 2014 15

wurden deshalb auf der Innenseite zwei Stangen angebracht. So können die Fenster zwar noch leicht geöffnet wer­den, aber nicht mehr so weit, dass jemand hinausfallen könnte. «Wir müssen immer praktisch denken. In ei­nem Zimmer, in dem bis zu vier Perso­nen schlafen, kann man das Fenster nicht komplett verriegeln. Da möchte ich mir die Luft nicht vorstellen», schmunzelt Meile. «Mit dieser Sofort­massnahme ist die Sicherheit nun weitgehend gewährleistet. Idealer und normgerecht wäre, aussen noch ein halb­hohes Glas einzusetzen», ergänzt er.

Treppengeländer und FensterDer technische Bericht zur Sportanlage Aegeten, der aus der bfu­Beratung resultierte, überzeugte den Gemeinde­rat Widnau. Deshalb folgte im Septem­ber 2013 die Überprüfung aller zehn Schulanlagen. «Nach ein oder zwei überprüften Anlagen habe ich selber ein gutes Auge entwickelt, um mög­liche Risiken zu erkennen», erzählt Miriam Stoffel, Liegenschaftsverwalte­rin der Gemeinde Widnau, die bei allen Überprüfungen dabei war. «Meist lau­ern die Gefahren bei Treppengeländern oder Fenstern», ergänzt Köppel.

So auch beim Oberstufen­Schul­haus, wo man gegen die Fenster fallen

und das Glas brechen könnte. Hier wäre Verbundsicherheitsglas notwen­dig. «Diese akute Absturzgefahr haben wir gedämpft, indem wir vorüber­gehend die Griffe aller Fenster entfernt haben, damit sie nicht mehr geöffnet werden können», erzählt Stoffel. Nach dieser Sofortmassnahme sei es nun wichtig, weitere Massnahmen zu erar­beiten, zu budgetieren und umzuset­zen, damit die Sicherheit vollumfäng­lich garantiert werden könne, ergänzt die Liegenschaftsverwalterin.

Auch das Treppengeländer hat seine Tücken. So dürfte der Abstand zwischen zwei Staketen nicht mehr als 12 cm betragen. Sonst kann ein Kind seinen Kopf durch den Zwischenraum stecken, hängen bleiben oder schlimmstenfalls sogar runterfallen. «Hier müssen sobald wie möglich Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden», sagt Köppel.

Ein Gewinn für alleZum Schluss zeigen sich alle Beteiligten überzeugt, dass sich die Sicherheits­prüfungen gelohnt haben. Allfällige Gefahrenstellen sind erkannt und kön­nen nun sorgfältig behoben werden. Die sicheren Schulanlagen kommen übrigens nicht nur den Schulkindern und Lehrpersonen zugute, sondern auch der Gemeinde als Werkeigentümerin.

Denn sie haftet gemäss Obligationen­recht (OR Art. 58) für Schäden, die auf­grund fehlerhafter Anlagen enstehen.

Andrea Mattmann

Überprüfung durch die bfu

Gemeinden oder private Gebäudeeigen-

tümer, die die bauliche Sicherheit ihrer

Gebäude durch die bfu überprüfen

lassen möchten, nehmen am besten mit

der / dem bfu-Sicherheitsdelegierten

ihrer Gemeinde Kontakt auf. Bei

komplexeren Objekten wird der

bfu-Chef-Sicherheitsdelegierte beigezo-

gen. Zusammen werden die Gebäude

besichtigt und die Sicherheitsmängel

mit Hilfe von Fotos dokumentiert. Nach

der Besichtigung erstellt der Chef-

Sicherheitsdelegierte einen technischen

Bericht, in dem die Rechtslage erläutert

ist und alle festgestellten Mängel

dokumentiert sind. Die Überprüfung

durch die bfu und der technische

Bericht sind kostenpflichtig.

Wichtig: Die / der bfu-Sicherheitsde-

legierte ist beratend tätig und hat keine

Weisungsbefugnis. Der Umsetzungsent-

scheid liegt immer in der Verantwor-

tung des Werkeigentümers.

Weitere Informationen sowie die

Kontakt daten der zuständigen

bfu-Sicherheits dele gierten finden

Sie hier: www.gemeinden.bfu.ch

Der Anprall an ein festes Hindernis aus-

serhalb der Fahrbahn ist laut Unfall -

statistik einer der häufigsten Gründe für

schwere und tödliche Motorrad- und

Radunfälle. Zu den festen Hindernissen

gehören auch die Inselpfosten. Sind sie

jedoch flexibel, können die Verletzungen

bei einem Unfall geringer ausfallen.

Einen solchen flexiblen Inselpfosten

bietet die Firma Road Art. Für ihr Pro-

dukt «X-Last» hat sie das bfu-Sicher-

heitszeichen erhalten. Der Pfosten ist

eine sinnvolle Alternative zu den

gängigen Produkten aus Metall, da er

bei einem Zusammenprall nachgibt.

Dennoch ist er widerstandsfähig: Wird

er umgefahren, kehrt er in seine

ursprüngliche Stellung zurück, Kosten

für den Ersatz erübrigen sich. tg

Bezugsquelle: www.roadart.ch

EiNFaCH GENial

Der Klügere gibt nach

16 sicher leben 1 / 2014

KampaGNE

Vorsicht beim Vortritt

Mitte März startet die neue Velosicherheits­kampagne «Vorsicht beim Vortritt». Sie setzt dort an, wo die grössten Risiken lauern: bei der Missachtung des Vortrittsrechts, und zwar durch Velo­ und Autofahrende. Die Velofah­renden halten sich oft bewusst nicht an die Regeln, um möglichst schnell und nach ihrem Empfinden sicher vorwärts zu kommen. Das Problem bei den Autofahrenden liegt dagegen eher darin, dass sie Radfahrende als zu lang­sam einschätzen oder übersehen. Die Kolli­sion mit einem Personenwagen innerorts ist die häufigste Unfallart auf dem Velo.

Ob mit zwei oder vier Rädern unterwegs, der Appell lautet für alle gleich: «Vorsicht beim Vortritt – du weisst nie was kommt!». Verbreitet wird die Botschaft über einen TV­Spot, Plakate und weitere Informationsmittel.

«Wir wollen den Velo­ und Autofahrenden die Gefahr bewusst machen und sie dazu motivie­ren, die Vortrittsregeln einzuhalten und zur Sicherheit jeweils einen Kontrollblick zu ma­chen», sagt bfu­Kampagnenleiterin Camilla Krebs. «Radfahrende sollten zudem darauf achten, dass sie gut sichtbar sind und von den anderen Verkehrsteilnehmenden wahr­genommen werden.»

Die Kampagne wird vom Fonds für Ver­kehrssicherheit finanziert, von Pro Velo, VCS, bfu, Suva und TCS durchgeführt und von vie­len weiteren Partnern mitgetragen. Die breite Abstützung verleiht der Kampagne eine grosse Präsenz und viel Goodwill.

Einen Wettbewerb mit attraktiven Preisen sowie weitere Informationen finden Sie auf www.vorsicht­vortritt.ch (ab Mitte März). um

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Mach den Kontrollblick

VORSICHT-VORTRITT.CH

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