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Pflegeverbände Akteure für die Pflege - Thieme · 2020-05-06 · Wir stellen Ihnen die...

Date post: 24-May-2020
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169 Foto: stockpics_Fotolia Pflegeverbände Akteure für die Pflege Fortlaufend setzen sich die Pflegeverbände für Verbesserungen im pflegerischen Berufsalltag ein. Sie bündeln die Interessen der Pflegenden, erarbeiten Strategien für die Zukunft der Pflege und des Gesundheitswesens und gestalten mit Politikern und anderen Akteuren bessere Arbeitsbedingungen. Wir stellen Ihnen die Entwicklung der Pflegeverbände vor und zeigen auf, wie sich ihre Arbeit auf die Professionalisierung und Qualifizierung der Pflege auswirkt. Dominik Zergiebel Die ARD-„Tagesschau“ berichtete am 23. Januar 2014 über den ers- ten Deutschen Pflegetag. Am selben Tag ist der gelernte Krankenpfleger Andreas Wes- terfellhaus (→ Infokasten Westerfellhaus), Präsident des Deutschen Pflegerats e. V. (DPR), zu Gast im ZDF-Morgenmagazin. Das Thema: Unser Beruf als Pflegende, un- sere pflegerische Personalausstattung und unsere tägliche Arbeitsbelastung. Die Pfle- ge und ihre pflegerischen Berufsverbände stehen nach einem langen Dornröschen- schlaf im Zentrum der öffentlichen Be- richterstattung. Die Aktivitäten der Verbandsvertreter sind umfangreich: Neben Auftritten im Fernsehen sowie Pressemeldungen und Ra- diosendungen treffen sie sich mit einfluss- reichen Politikern und Beamten, beraten sich mit anderen Berufs- und Interessenver- bänden, formulieren Programme und Ziele. Die Kontakte zu Ministern, Staatssekre- tären und Entscheidern im Gesundheits- wesen führen zu Verbesserungen und Ver- änderungen in unserem Berufsalltag und zu einer Optimierung der Pflegequalität. Sichtbarstes Beispiel sind die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA): Inzwischen werden zwei Nacht- wachen auf den onkologischen Normalsta- tionen für Kinder eingesetzt, mehr Kolle- gen wird eine Fachweiterbildung ermög- licht und auf den Kinderintensivstationen kommt mehr Personal zum Einsatz. Berufspolitik Anhand der oben genannten Beispiele wird deutlich, wie wichtig die politische Arbeit der Verbände ist. Denn die Politik gestaltet das öffentliche Leben, hier wer- ANDREAS WESTERFELLHAUS Der amtierende Präsident des DPR, Andreas Westerfellhaus (→ Infografik), ist gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger mit Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie, Lehrer für Gesundheitsberufe und Betriebswirt mit Fachrichtung Sozialwesen. Er steht bei- spielhaft für die fortlaufenden Bemühungen der Professionalisierung und Qualifizierung der Pflege und ihrer Vertretungen. Als besondere Auszeichnung wurde Westerfellhaus 2013 in den Senat der Wirtschaft als Senator berufen. Sein wichtigstes Anliegen: „Wie können Lösungsvorschläge für die nächsten zehn oder 15 Jahre aussehen? Weil ich persönlich glaube, dass der Umbau, die Anforderungen an die professionelle pflegerische Versorgung in allen Sektoren, die gesundheits- und sozialpoli- tische Herausforderung in den nächsten Jahren überhaupt darstellt.“ 4 PRAXIS JuKip 4|15 www.thieme.de/jukip
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Pflegeverbände

Akteure für die PflegeFortlaufend setzen sich die Pflegeverbände für Verbesserungen im pflegerischen Berufsalltag ein. Sie bündeln die Interessen der Pflegenden, erarbeiten Strategien für die Zukunft der Pflege und des Gesundheitswesens und gestalten mit Politikern und anderen Akteuren bessere Arbeitsbedingungen. Wir stellen Ihnen die Entwicklung der Pflegeverbände vor und zeigen auf, wie sich ihre Arbeit auf die Professionalisierung und Qualifizierung der Pflege auswirkt. Dominik Zergiebel

Die ARD-„Tagesschau“ berichtete am 23. Januar 2014 über den ers-

ten Deutschen Pflegetag. Am selben Tag ist der gelernte Krankenpfleger Andreas Wes-terfellhaus (→ Infokasten Westerfellhaus), Präsident des Deutschen Pflegerats e. V. (DPR), zu Gast im ZDF-Morgenmagazin. Das Thema: Unser Beruf als Pflegende, un-sere pflegerische Personalausstattung und

unsere tägliche Arbeitsbelastung. Die Pfle-ge und ihre pflegerischen Berufsverbände stehen nach einem langen Dornröschen-schlaf im Zentrum der öffentlichen Be-richterstattung.

Die Aktivitäten der Verbandsvertreter sind umfangreich: Neben Auftritten im Fernsehen sowie Pressemeldungen und Ra-diosendungen treffen sie sich mit einfluss-

reichen Politikern und Beamten, beraten sich mit anderen Berufs- und Interessenver-bänden, formulieren Programme und Ziele.

Die Kontakte zu Ministern, Staatssekre-tären und Entscheidern im Gesundheits-wesen führen zu Verbesserungen und Ver-änderungen in unserem Berufsalltag und zu einer Optimierung der Pflegequalität. Sichtbarstes Beispiel sind die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA): Inzwischen werden zwei Nacht-wachen auf den onkologischen Normalsta-tionen für Kinder eingesetzt, mehr Kolle-gen wird eine Fachweiterbildung ermög-licht und auf den Kinderintensivstationen kommt mehr Personal zum Einsatz.

BerufspolitikAnhand der oben genannten Beispiele wird deutlich, wie wichtig die politische Arbeit der Verbände ist. Denn die Politik gestaltet das öffentliche Leben, hier wer-

ANDREAS WESTERFELLHAUS

Der amtierende Präsident des DPR, Andreas Westerfellhaus (→ Infografik), ist gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger mit Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie, Lehrer für Gesundheitsberufe und Betriebswirt mit Fachrichtung Sozialwesen. Er steht bei-spielhaft für die fortlaufenden Bemühungen der Professionalisierung und Qualifizierung der Pflege und ihrer Vertretungen. Als besondere Auszeichnung wurde Westerfellhaus 2013 in den Senat der Wirtschaft als Senator berufen.

Sein wichtigstes Anliegen: „Wie können Lösungsvorschläge für die nächsten zehn oder 15 Jahre aussehen? Weil ich persönlich glaube, dass der Umbau, die Anforderungen an die professionelle pflegerische Versorgung in allen Sektoren, die gesundheits- und sozialpoli-tische Herausforderung in den nächsten Jahren überhaupt darstellt.“4

PR A XIS

JuKip 4|15www.thieme.de/jukip

den grundlegende Entscheidungen gefällt – auch für unseren Berufsalltag.

Es geht um die Verteilung von Geldern, Personal und Kompetenzen. Da verschie-dene Gruppen unterschiedliche Interessen haben, müssen diese immer wieder neu verhandelt werden. Interessengruppen (zum Beispiel Berufsverbände) vertreten die Positionen ihrer Mitglieder und setzen sich für Verbesserungen ein.

BerufsverbändeAls Bundesarbeitsgemeinschaft der Pfle-georganisationen und des Hebammenwe-sens in Deutschland ist der DPR der stärks-te Zusammenschluss auf Bundesebene. Er ist der „Partner der Spitzenorganisatio-nen der Selbstverwaltung und […] hat das Ziel, die Positionen der Pflegeorganisatio-nen zu koordinieren und deren politische Durchsetzung zu steuern“1.

Aktuell sind sechzehn eigenständige Verbände Mitglied im DPR, zusammen re-präsentieren sie über 100.000 Mitglieder (→ Tab. 1).

Neben der Struktur auf Bundesebene haben sich in vielen Bundesländern Lan-despflegeräte (LPR) konstituiert. Diese leisten in den Bundesländern wichtige Aufgaben und setzen Verbesserungen durch, wie zum Beispiel die Selbstverwal-tung der Pflegenden.

Aus dem DPR ausgetreten sind der Deutsche Berufsverband für Altenpflege e. V. (DBVA, 400 Mitglieder) und der Deut-sche Verband der Leitungskräfte von Al-ten- und Behinderteneinrichtungen e. V. (DVLAB, 700 Mitglieder)2. Sie vertreten teilweise konträre Meinungen und sind zum Beispiel gegen eine Verkammerung oder eine Veränderung der Ausbildung.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa, 8.000 Unterneh-men sind Mitglieder) ist als Arbeitgeber-verband kein Mitglied des DPR. Im Jahr 2009 hat der bpa mit anderen privaten Pflegeunternehmen den Arbeitgeberver-band Pflege (AGVP, 30 Mitglieder) ge-gründet.

Daneben existieren weitere Arbeitge-berverbände oder kleinere, regionale Pfle-geverbände.

Alle Verbände bieten ihren Mitgliedern verschiedene Leistungen an, zum Beispiel regelmäßig erscheinende Fachzeitschriften

und Informationen, Weiterbildungsange-bote und verschiedene Vergünstigungen.

Entwicklung des DPRDer DPR hat eine junge Geschichte (→ Info grafik „Wie hat sich der Deutsche Pflege rat entwickelt?“). 1993 bildeten die Berufsverbände ADS, BA, BALK, BKK und DBfK einen Beirat der Pflegeorganisatio-nen und beteiligten sich dadurch an der Konzertierten Aktion im Gesundheitswe-sen. Mit ihr reagierte die Politik auf die veränderten Bedingungen im Gesund-heitswesen.

Aus der informellen Zusammenarbeit gründete sich 1998 der DPR. Im selben Jahr beurteilte der DPR für das Gutachten des Sachverständigenrats im Gesundheits-wesen die Qualitäts-, Bildungs- und Be-darfssituation der Pflege und nahm damit

Einfluss auf wichtige Entscheidungen für den Berufsstand.

Auf Nachfrage der Bundesärztekammer und der Krankenkassen ist er Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft zur Zertifizie-rung von Gesundheitsdienstleistungen (darauf basierend Mitgesellschafter der Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ) gGmbH) und ist am Aufbau der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) beteiligt.

Marie-Luise Müller, Präsidentin des DPR von 2000 bis 2009, streicht rückblickend besonders die Beteiligung des DPR an der Qualitätssicherung im SGB V §137 he raus: „Die Berufsorganisationen der Pflege und des Hebammenwesens, vertreten durch den DPR, erschienen so zum ersten Mal als eigenständige Vertragsbeteiligte in einem der Sozialgesetzbücher [...]. Ohne Verbands-

Tab. 1 Mitgliedsverbände des Deutschen Pflegerats e. V. (in alphabetischer Reihenfolge).

Verband Abkürzung Mitglieder

AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheits-pflege einrichtungen e. V.

AVG 86 Einrichtungen5

Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e. V.

ADS 5 Verbände

Berufsverband Kinderkrankenpflege e. V. BeKD 2.300

Bund Deutscher Hebammen e. V. BDH 18.500

Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflege-personen der Psychiatrie e. V.

BFLK 380

Bundesverband Geriatrie e. V. BVG 281 Träger6

Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozial-berufe e. V.

BLGS 700

Bundesverband Pflegemanagement e. V. BVPM 1.0007

Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V.

DGF 1.500

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e. V. DBfK 25.000

Deutscher Pflegeverband e. V. DPV keine Angaben

Katholischer Pflegeverband e. V. KPV keine Angaben

Verband anthroposophisch orientierter Pflegeberufe e. V. VfAP 400

Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e. V.

VPU 31

Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e. V.

VdS 22.000

Vereinigung der Hygienefachkräfte der Bundesrepublik Deutschland e. V.

VHD keine Angaben

(eigene Darstellung)

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16 Mitgliedsverbände

bündelt die Interessen seiner Mitgliedsverbände

Ratsversammlungoberstes Organ

des Deutschen Pflegerats

Präsidiumkoordiniert Aufgaben und

laufende Geschäfte des Deutschen Pflegerats

Geschäftsstelle

wählt alle 4 Jahre:• Präsident• 2 Stellvertreter • 4 weitere Mitglieder

tagt mindestens 3x im Jahr

Zusammenschluss als Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege und Hebammenwesen

Wie setzt sich der Deutsche Pflegerat zusammen?

je 2 Delegierte pro Verband

alle Präsidiumsmitglieder

Wie hat sich der Deutsche Pflegerat entwickelt? Wofür setzt sich der Deutsche Pflegerat ein?

Setzt sich für eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheits-versorgung ein.

Initiiert und fördert Qualität im Gesundheits- und Sozialwesen.

Setzt sich für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein, damit sich die einzelnen Professionen weiterentwickeln.

Fördert den Austausch zwischen verschiedenen Professionen.

Nimmt Stellung zu gesundheitspolitischen Fragen.

Vertritt die Interessen der Pflegenden und der Hebammen gebündelt gegenüber Politik und Gesellschaft und möchte so diese Interessen auch politisch durchsetzen.

Positioniert sich zu Fragen der Entlohnung.

Ist Ansprechpartner der Politik, nimmt Aufgaben der Selbstverwaltung wahr und möchte Strukturen verändern und Politik mitgestalten.

2014

2013

2012

2000

2003

2004

2005

2008

2009

2011

1999

1998

1993

Ein weiterer neuer Verband kommt hinzu, es sind nun wieder 16 Verbände.

Informelle Zusammenarbeit verschiedener Berufsverbände als Beirat der Pflegeorganisationen.

Gründung des DPR durch die Verbände ADS, BA, BALK, BKK und DBfK.

Beitritt von weiteren Verbänden, damit verbunden Erweiterung auf das Hebammenwesen.

Beitritt von drei weiteren Verbänden.

Eintragung auf Bundesebene als Verein.

Beteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss.

Teilnahme Runder Tisch Pflege, einberufen vom Bundesministerium.Austritt eines Verbands.

Teilnahme am Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs.

Teilnahme am Pflegegipfel auf Einladung des Bundesgesundheitsministeriums, es werden Hand-lungsempfehlungen für bessere Pflegebedingungen und Pflegequalität erarbeitet.

Gemeinsames Kooperationspapier mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu Anforderungen an Aus- und Weiterbildung.

Mitarbeit an der Richtlinie §63 3c SGB V: Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Alten-/Krankenpfleger zur selbstständigen Ausübung von Heilkunde im Rahmen von Modellvorhaben.

Weitere Eintritte erhöhen die Mitgliedsanzahl auf 16 Verbände, ein Verband tritt aus.

Glossar:DPR = Deutscher PflegeratADS = Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e. V. BA = Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe e. V.BALK = Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegepersonen e. V.BKK = Berufsverband für Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger e. V., heute BeKD = Berufsverband Kinderkrankenpflege e. V.DBfK = Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e. V.

Andreas Westerfellhaus Präsident

Vizepräsidenten:Franz WagnerAndrea Lemke

weitere Mitglieder:Claudia Dachs

Rolf HöfertThomas Meissner

Birgit Pätzmann-Sietas

1 2 3 Wie wird der Deutsche Pflegerat für andere sichtbar?4

Eine Kampagne des Deutschen Pfl egerats e.V.

Ich will Pfl ege …

für dich!

Meine Mutter lebt im Pfl egeheim und wird dort wirklich gut versorgt. Es darf nicht sein, dass ihre Pfl egen den am Rande ihrer Kräfte sind.

Eine Kampagne des Deutschen Pfl egerats e.V.

Ich will Pfl ege …

für mich!für dich!für alle!

Professionelle Pfl ege in Deutschland braucht endlich tragfähige Lösungen für die Zukunft.

Fordern Sie die Politik zum Handeln auf!Geben Sie der Pfl ege Ihre Stimme!

Im Mai 2013 startete der Deutsche Pflegerat eine bun-desweite Kampagne unter dem Titel „Ich will Pflege!“.

Eine Website, zahlreiche zen-trale und dezentrale Aktionen, die intensiv genutzten Social Media der Kampagne sowie umfangreiche Medienarbeit sorgten für Resonanz. Ziel der Kampagne war es, Druck auf die Verantwortli-chen in der Gesundheitspolitik auszuüben, um im Wahljahr 2013 Lösungen für den Pfle-genotstand in Deutschland zu finden.

Aktion „Bundestagswahl ist Pflegewahl“ am 7. September 2013 in Berlin mit Andreas Wester-fellhaus.

Andreas Westerfellhaus eröffnet den Deutschen Pflegetag in Berlin im März 2015. Den vom Deutschen Pflegerat veranstalteten Kongress haben 4500 Interessierte aus Pflege, Politik und Wirtschaft besucht und sich bei vielen Vorträgen über aktuelle Themen aus der Pflege informiert. Gr

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Anforderungen für einen neuen Verband: • in mindestens 50 Prozent der Bundeslän-

der vertreten oder für ein bestimmtes Handlungsfeld der Pflege und des Heb-ammenwesens repräsentativ,

• besteht seit mindestens 3 Jahren,• verfolgt Ziele, die mit denen des Pflege-

rats vereinbar sind,• erkennt die Satzung des Pflegerats an,• erbringt einen Nachweis über bisherige

Aktivitäten.Die Verbände sind in der Fußzeile mit ihrem Logo abgebildet.

Die 16 Mitgliedsverbände des Deutschen Pflegerats

AVG_Logo_2007.indd 1 17.07.2007 14:21:03 Uhr

KINDSEIN BRAUCHT

U N S E R E P F L E G E

BERUFSVERBAND KINDERKRANKENPFLEGE DEUTSCHLAND E.V.

175

Tab. 2 Geschichte der pflegerischen Berufsverbände.

16. Jahr­hundert

Konfessionelle Schwesternverbände haben die längste Tradition: Seit dem 16. Jahrhundert leben verschiedene Orden und ihre Nonnen die christliche Barmherzigkeit und die Laienpflege.

19. Jahr­hundert

Friederike und Theodor Fliedner begründeten 1836 in der Diakonissenanstalt Kaiserswerth die pflegerische Ausbildung.Diese wurde durch Florence Nightingale ab 1860 weiterentwickelt.Zu dieser Zeit werden die meisten Pflegenden von Schwesternschaften beschäftigt, sie „organisierten die Pflege in Anlehnung an die frühere in Klöstern erbrachte Fürsorge, indem sie eine Art säkularisierten Orden aufbauten. In diesen ‚Mutterhäusern‛ lebten die jungen Frauen, [...] und wurden kirchlichen und öffentlichen Krankenhäusern für die Pflege zur Verfügung gestellt“8. Die Rote Kreuz Schwestern sind ein Beispiel für die sogenannten weltlichen Schwestern. Das erste Mutterhaus wird 1859 in Baden gegründet, „um den unverheirateten Pflegerinnen des Roten Kreuzes Halt in einer Gemeinschaft zu geben und sie den gesellschaftlichen Moralvorstellungen gemäß abzusichern“9.

Jahrhundert­wende/ beginnendes 20. Jahr­hundert

Agnes Karll, eine Lichtgestalt der freien Schwestern (auch als „wilde Schwestern“ bezeichnet, da sie weder einem Mutterhaus noch einem Orden angehören), gründete 1903 die Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands (B.O.K.D.). Immer noch aktuell sind ihre Forderungen nach Professionalisierung, einer akademischen Ausbildung und der Selbstverwaltung. Neben ihrem Engagement in Deutschland ist Karll treibendes Mitglied des International Council of Nurses (ICN). Sie wurde 1909 zur Präsidentin des ICN gewählt.

1914 bis 1918 Bedingt durch den Ersten Weltkrieg ließen sich Karlls weitreichende Forderungen nicht realisieren. Trotz einer positiven Mit-gliederentwicklung wurde nur ein geringer politischer Einfluss erreicht.Andere Pflegeverbände waren gegen die Positionen der B.O.K.D.: Die „Schwesternschaften behindern die organisierte Interes-senvertretung“8, hinzu kam, dass insbesondere „die konfessionellen Verbände alle Versuche, den Pflegeberuf zu modernisieren und zu akademisieren, unterliefen“8.

1927 Als fachspezifische Berufsvertretung gründete Antonie Zerwer den Reichsverband der Säuglings- und Kleinkinderschwestern.

1933 bis 1945 In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Pflege gleichgeschaltet.1938 wurde die B.O.K.D. „aufgelöst und in den Reichsbund der freien Schwestern und Pflegerinnen überführt“10.Es „führten der Nationalsozialismus und seine Folgen für die deutsche Pflege zu einem Rückstand in der internationalen Wei-terentwicklung der Pflege hin zu einer Profession“11.

ab 1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg „kam es zur Entnazifizierung der Pflegekräfte, besonders der ,braunen Schwestern‘“11 und die Be-rufsverbände bildeten sich neu.Die B.O.K.D. wurde nach 1945, um seine Gründerin zu ehren, in Agnes-Karll-Verband umbenannt.In Ostdeutschland wurde nach dem Krieg eine Neugründung der B.O.K.D. nicht zugelassen und die Mitgliedschaft im Agnes-Karll-Verband war verboten.In Westdeutschland bildeten sich weitere Zusammenschlüsse:

1947 Gründung AG der anerkannten Schwesternverbände der britischen Zone.

1948 Gründung Deutsche Schwesterngemeinschaft e. V. (DSG).

1951 Gründung AG Deutscher Schwesternverbände (ADS).

1967 Der Fachverband der (männlichen) Krankenpfleger tritt dem Agnes-Karll-Verband (Mitglied der DSG) bei.

1973 Gründung des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe e. V. (DBfK) aus Pflegeverbänden der DSG.Auflösung der DSG nach dem Austritt der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und der Arbeiter-wohlfahrt (AWO).Gründung Bundesausschuss der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe (BA); ab 2009 Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe.

1974 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. (DGF).Gründung des Deutschen Berufsverbands für Altenpflege e. V. (DBVA).Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegepersonen (BALK); ab 2012 Bundesverband Pflegemanagement e. V.

1976 Gründung Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e. V. (BFLK).

1977 Gründung der Vereinigung der Hygienefachkräfte der Bundesrepublik Deutschland e. V. (VHD).

1980 Gründung des Arbeitskreises Kinderkrankenpflege; von 1991 bis 2000 Berufsverband für Kinderkrankenschwestern und Kin-derkrankenpfleger e. V. (BKK); ab 2000 Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V. (BeKD).

1993 ADS, BA, BALK, BKK und DBfK bilden einen Beirat der Pflegeorganisationen und beteiligen sich an der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen.

1998 Der DPR wird von den fünf Berufsorganisationen ADS, BA, BALK, BKK und DBfK gegründet.

(eigene Darstellung)

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ideologie, aufgaben- und sachorientiert, bahnten wir also unseren Weg zum ,ersten großen Durchbruch‘: durch konstruktive und offensive Gespräche.“3

Durch die beratende Teilnahme des DPR an dem Unterausschuss Qualitätssi-cherung im G-BA bringt der Pflegerat pra-xisnahes pflegerisches Wissen ein.

Die stabile Entwicklung im Inneren und die Reaktionen auf die äußeren Einflussfak-toren machen den DPR „innerhalb weniger Jahre zu einem wichtigen Akteur im Ge-sundheitswesen“, so Marie-Luise Müller3.

Andreas Westerfellhaus, amtierender Präsident des DPR, resümiert: „Das konnte man sicher 1998 nicht glauben. Man muss das auch noch mal so sehen, wir haben in der Vergangenheit eine Landschaft vorgefunden, von einzelnen Verbänden und Partikularin-teressen und eine langsam wachsende Er-kenntnis von einzelnen Personen, dass man Politik nur in abgestimmter Form, wie auch in anderen Berufsgruppen, umsetzen kann.“4

Wichtiges Ziel war und ist es, die Wahr-nehmung des DPR in der Berufsgruppe zu steigern. Die Zielrichtung einer größeren Binnenwirkung wird durch viele Veranstal-tungen, „in allen Regionen Deutschlands, in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, auf Kongressen, Symposien, vor Ort auf der In-tensivstation, in Mitgliederversammlungen […] in den Verbänden“4 unterstützt, fasst Westerfellhaus die Aktivitäten zusammen.

Die Kampagne „Ich will Pflege ... für mich! für dich! für alle!“ rüttelte auf mit öf-fentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, einer breiten Medienpräsenz, einer hohen Zahl an Unterschriften und einem starken Onlineauftritt. In vielen Städten wurden Flashmobs zum Motto „Die Pflege ist am Bo-den“ durchgeführt. Der erste Deutsche Pfle-getag steigerte die Wahrnehmung über eine kleine Fachöffentlichkeit hinaus und erfuhr eine starke Verbreitung durch die Medien.

Ausrichtung des DPRAndreas Westerfellhaus betont die gemein-same Zielrichtung der Verbände des DPR: „Wir brauchen ein politisches Schwerge-wicht, wir müssen verhindern, dass Pfle-geverbände in ihrer politischen Wahrneh-mung auseinanderdividiert werden, son-dern gemeinsame Positionen beziehen.“4

Doch er sieht auch die Unterschiede: „Der deutsche Pflegerat ist [...] ein sehr he-terogener Verband, mit seinen Mitglieds-verbänden, Fachgesellschaften, Generalis-tenverbänden und Lehrern, Managern der unterschiedlichen Einrichtungen und Be-reiche. Da liegt es in der Natur der Sache, dass es auch unterschiedliche Auffassungen gibt und unterschiedliche politische Ziele und auch individuelle Verbandsziele.“4

Es gab, mit der ersten Eintrittswelle im Jahr 2000, Diskussionen, „wie groß will man als Deutscher Pflegerat letztendlich werden und wo geht die Zielrichtung hin“4. Als Folge wurden Bedingungen für die Mitgliedschaft eines Verbands definiert. Aufgenommen werden „Verbände, die bundesweit vertre-ten sind, die gemäß ihrer Satzung auch kein Arbeitgeberverband sind, sondern die Pfle-genden vertreten [...]“4, so Westerfellhaus.

FAZIT

Die Arbeit der Berufsverbände ist unver-zichtbar geworden.Die pflegerische Berufsvertretung schafft im G-BA relevante Fakten für eine sichere Pflege und eine bessere Personalausstat-tung durch die Richtlinien. In Gesprächen mit Politikern und Entscheidern in den Ministerien werden die Nöte der Pflegen-den angesprochen und Lösungsstrategien eingefordert. Durch die Mitarbeit in Ar-beitsgemeinschaften und Arbeitskreisen geben die Verantwortlichen der Berufs-verbände Richtungen und Meinungen aus der Praxis wieder und entwickeln die Rahmenbedingungen für das pflegerische Berufsbild weiter. ▄

LITER ATUR

1 DPR e. V. Verbandsziele. Im Internet: http://www.deutscher-pflegerat.de; Stand: 1.9.2013

2 Bundestag. Ständig aktualisierte Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern. Im Internet: http://www.bundestag.de/dokumente/lobbyliste/ lobbylisteaktuell.pdf; Stand: 11.11.2013

3 Müller M. Der deutsche Pflegerat. Pflegerischer Akteur. Im Internet: https://www.thieme.de/cne/inhalte/fortbildung/108/dpr.html; Stand: 2.1.2014

4 Zergiebel D. Zitate Andreas Westerfellhaus. In: Zergiebel D. Pflege im Verteilungskampf. Berufs-politische Vertretung und Interessenartikulati-on. O. O: unveröffentlicht; 2014

5 Anbieterverband qualitätsorientierter Gesund-heitspflegeeinrichtungen e. V. Mitglieder. Im Internet: http://avg-ev.com/typo3_01/index.php?id=56; Stand: 9.3.2015

6 Bundesverband Geriatrie. Wir über uns. Im Internet: http://www.bv-geriatrie.de/index.php?page=wir; Stand: 9.3.2015

7 Bundesverband Pflegemanagement. Kurzpor-trait. Im Internet: http://www.bv-pflegemanage ment.de/kurzportrait.html; Stand: 9.3.2015

8 Krampe E. Missglückte Emanzipation? Professi-onalisierung der Pflege aus historischer Sicht. Im Internet: https://www.thieme.de/cne/inhalte/pdf/le12_313.pdf; Stand: 28.12.2013

9 Verband der Schwesternschaften vom DRK e. V. Historie. Im Internet: http://www.rotkreuz schwestern.de/historie.html; Stand: 22.2.2014

10 Bildungszentrum für Gesundheit Mathilden-höhe. Agnes-Karll-Verband. Im Internet: http://www.bzg-mathildenhoehe.de/de/agnes_karll_ verband/; Stand: 9.3.2015.

11 Mettrop S, Charlier S. Profession Altenpflege. In Charlier S, Hrsg. Soziale Gerontologie. Stuttgart: Thieme Verlag; 2007: 338

INTERESSENKONFLIK T

Der Autor ist stellvertretender Landesbe-auftragter der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. für das Bundesland Nordrhein-Westfa-len (seit November 2014) und hat seine Magisterarbeit zum Thema „Pflege im Ver-teilungskampf. Berufspolitische Vertretung & Interessenartikulation“ verfasst. Thema sind die Aktivitäten des Deutschen Pflege-rats e. V.

BIBLIOGR AFIE

DOI 10.1055/s-0035-1559991JuKip 2015; 4: 169–176© Georg Thieme Verlag KGStuttgart · New York · ISSN 1439-2569

AUTOR

Dominik ZergiebelM. A., Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpfle-ge und Anästhesie, stellvertre-tender Landesbeauftragter der DGF e. V. NRW.E-Mail: [email protected]

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