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Mensch & Medizin

Date post: 16-Mar-2016
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SAMSTAG, 31. AUGUST 2013 AUSGABE 03/2013 Neues Urologicum: Für die Zukunft bestens aufgestellt .................................................. Seite 6 Abhängig vom Alkohol: Nein-Sagen erfordert Stärke..................................................... Seite 10 Multiple Sklerose: Neurologen erforschen das Symptom Schlafstörung ............................... Seite 15 Kontakt Paracelsus-Klinik Osnabrück Am Natruper Holz 69 49076 Osnabrück T 05 41 966-0 F 05 41 68 13 53 Paracelsus-Kliniken Bad Essen Empterweg 5 49152 Bad Essen T 0 54 72 935-156 F 0 54 72 935-222 www.paracelsus-kliniken.de Vorreiter im Kampf gegen den Schlaganfall Neurologische Notaufnahme eröffnet FOTO: SHUTTERSTOCK
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Page 1: Mensch & Medizin

SamStag, 31. auguSt 2013 auSgabe 03/2013

Neues urologicum:

Für die Zukunftbestens aufgestellt ..................................................Seite 6

abhängig vom alkohol:

Nein-Sagenerfordert Stärke ..................................................... Seite 10

multiple Sklerose:

Neurologen erforschendas Symptom Schlafstörung ...............................Seite 15

KontaktParacelsus-Klinik OsnabrückAm Natruper Holz 6949076 OsnabrückT 05 41 966-0 F 05 41 68 13 53

Paracelsus-Kliniken Bad EssenEmpterweg 5 49152 Bad EssenT 0 54 72 935-156 F 0 54 72 935-222www.paracelsus-kliniken.de

Vorreiter imKampf gegenden Schlaganfall

Neurologische Notaufnahme eröffnet

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Page 2: Mensch & Medizin

SamStag, 31. auguSt 2013Seite 2

Osnabrück. Die Paracelsus-Klinik

Osnabrück hat ihre Stroke unit, die

Station zur behandlung von Schlag-

anfallpatienten, nach dem Konzept

der Deutschen Schlaganfall-gesell-

schaft modernisiert. unter neurolo-

gischer Leitung und in Zusammen-

arbeit mit der Neurochirurgie,

Kardiologie und physikalischen so-

wie neuropsychologischen medizin,

versorgt ein speziell ausgebildetes

team Patienten, die einen Schlagan-

fall (englisch: Stroke) erlitten haben.

Ein Blutgerinnsel verstopft ein wichtiges Blutgefäß im Gehirn, die Gehirnzellen bekommen nicht mehr genug Sauerstoff. Die Folge sind plötzlich auftretende Lähmungen, Sehstörungen, Sprachstörungen – ein Schlaganfall. Jetzt gilt es, schnell

den Notarzt zu rufen, der den Betrof-fenen in ein für die Behandlung von Schlaganfallpatienten ausgerüstetes Krankenhaus bringen lässt. Denn in den nächsten Stunden kommt es darauf an, dass bei der Behandlung ein Rädchen ins andere greift, dass keine wertvolle Zeit verloren geht.

„Rund viereinhalb Stunden ist das Zeitfenster für die Lyse-Therapie“, erklärt Oberärztin Dr. Ulrike Pran-ge von der Abteilung für Neurologie der Paracelsus-Klinik. Es gilt, das Blutgerinnsel aufzulösen und damit weitere Schäden abzuwenden.

In der Notaufnahme finden erste Untersuchungen statt. Im Anamne-se-Gespräch werden mit dem Pati-enten, sofern ansprechbar, oder mit den Angehörigen für die Behandlung wichtige Fragen abgeklärt, etwa, ob

der Patient bereits blutverdünnende Medikamente nimmt. Bildgebende Untersuchungen wie die Computer-tomografie (CT) bestätigen den Ver-dacht und zeigen, welche Bereiche im Gehirn betroffen sind. Oder sie enthüllen mögliche andere Ursachen wie eine Hirnblutung, die ganz ähnli-che Symptome verursacht. Auch für diese Fälle ist die Paracelsus-Klinik gerüstet, Neurochirurgen und an-dere Fachärzte würden die entspre-chende Behandlung übernehmen.

Die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren gehen direkt an die Ärzte der Stroke Unit, die dann über die weitere Therapie entscheiden. Mit Medikamenten, die der Patient per Infusion erhält, kann das Blutgerinn-sel aufgelöst und damit die Ursache des Schlaganfalls beseitigt werden

(Thrombolyse). Damit werden ein erneuter Schlaganfall und die Schä-digung weiterer Bereiche im Gehirn verhindert. Sind große Blutgefäße blockiert, lassen sich diese besser auf mechanischem Weg, mithilfe ei-nes Katheters, der in die Adern einge-führt wird, öffnen – ein Einsatzgebiet der neuen Angiografie-Anlage der Paracelsus-Klinik (siehe Text).

Neben der weiteren Behandlung und Überwachung des Patienten be-ginnt am folgenden Tag bereits der Kampf um die Fähigkeiten, die durch den Schlaganfall verloren zu gehen drohen. Ist ein Teil des Gehirns durch den Sauerstoffmangel geschädigt, können andere Bereiche „lernen“, dessen Aufgaben, zum Beispiel beim Bewegen eines Armes oder beim Sprechen, zu übernehmen. Und auch hier spielt die Zeit eine wichtige Rolle, denn je eher mit den entsprechenden krankengymnastischen und sprach-therapeutischen Übungen begonnen wird, umso besser gelingt dies. „Wir wollen die Patienten möglichst früh mobilisieren“, sagt Dr. Prange. Ein Patient, der am Freitag mit einem Schlaganfall in die Klinik kommt, soll nicht bis Montag warten müssen, bis die für die Rehabilitation so wich-tigen Maßnahmen beginnen können.

Mit den auch am Wochenende ein-satzbereiten Physiotherapeuten und Logopäden, der rund um die Uhr zur Verfügung stehenden bildgebenden Diagnostik und der Möglichkeit, alle Untersuchungen spätestens am Fol-getag abzuschließen, folgt die Stro-ke Unit nun den Vorgaben der Deut-schen Schlaganfall-Gesellschaft.

Michael Birnbacher

imp

ress

um

Herausgeber: Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & co. KGaA, Sedanstraße 109, 49076 OsnabrückVerantwortlich für Redaktion: Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & co. KGaA, Simone Hoffmann

Schlussredaktion: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & co. KG,Abteilung Sondervorhaben/Magazine, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, T 05 41 310-0, Sven Lampe

grafische gestaltung: MSO Medien-Service GmbH & co. KG, Manfred Vogelsangtechnische Herstellung: Druckzentrum Osnabrück GmbH & co. KG, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück

Fachleute im Kampf gegen Schlaganfälle sind (v. l.) Prof. Dr. Franz-Josef Hans (chefarzt Neurochirurgie), PD Dr. Henning Stubbe (chefarzt der Anästhesie und Leiter Notaufnahme), PD Dr. cornelius Bachmann (chefarzt Neurologie). FOTO: PArAcELSuS-KLiNiKEN

Auf die ersten Stunden kommt es anNeu organisierte Stroke Unit sorgt dafür, dass ein Rädchen ins andere greift

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SamStag, 31. auguSt 2013 Seite 3

Osnabrück. mit einer neuen bipla-

naren-angiografie-anlage eröff-

nen sich für die Neurologen und

Neurochirurgen an der Paracelsus-

Klinik Osnabrück neue möglichkei-

ten in Diagnose und behandlung

bei unterschiedlichsten gefäßer-

krankungen. auch die Strahlenbe-

lastung wird durch bauliche und

persönliche maßnahmen sowie das

gerät auf dem neuesten Stand für

Patienten und untersucher mög-

lichst gering gehalten.

Angiografie – das ist die bildliche Darstellung von Blutgefäßen im menschlichen Körper mittels Rönt-genstrahlung und Kontrastmittel. Mit verschiedenen über die Leistenarte-rie eingebrachten Kathetern kann je-der Punkt eines Gefäßes im mensch-lichen Körper erreicht und dargestellt werden. Sogenannte Malformationen, das sind Missbildungen an Gefäßen im Gehirn, können so untersucht werden,

ebenso Aneurysmen, Erweiterungen von Arterien, die zu Gehirnblutungen führen können, und Blutgerinnsel, die Schlaganfälle verursachen.

Bei der Untersuchung entstehen nicht nur Bilder, anhand derer Dia-gnosen erstellt und Operationen ge-plant werden. Die neue Anlage in der Paracelsusklinik ermöglicht es dem Neuroradiologen, gleich in dersel-ben Sitzung nach interdisziplinärer Diskussion des Befundes mit dem ins Blutgefäß eingeführten Katheter Behandlungen durchzuführen. „Man muss nicht mehr alles operieren“, sagt Prof. Dr. Franz-Josef Hans, der Chef-arzt der Neurochirurgischen Abtei-lung an der Paracelsus-Klinik Osna-brück, über die Möglichkeiten des so-genannten endovaskulären Eingriffs. So lassen sich etwa Angiome, Gefäß-missbildungen, bei denen es zu Kurz-schlussverbindungen zwischen Arte-rien und Venen gekommen ist und auf-grund von Lage und Größe ein hohes

Blutungsrisiko besteht, auf diesem Wege von innen mit einem speziellen Kunststoff verkleben. Aneurysmen können beim endovaskulären Coiling-Verfahren mit einer Platin-Spirale und eventuell zusätzlicher Gefäßwandpro-these (Stent) verschlossen werden. Auch Blutgerinnsel können mit den speziellen Kathetern entfernt werden, um verschlossene Gefäße, die einen Schlaganfall auslösen können, medi-kamentös oder mechanisch zu eröff-nen. Ob endovaskulär, operativ oder

medikamentös – welche Behandlung die jeweils beste ist, „wird für jeden Patienten individuell nach Datenlage und persönlicher Erfahrung entschie-den“, so Prof. Hans. An der neuen Anlage wird zudem interdisziplinär zusammengearbeitet. So kann etwa neben der Untersuchung der Gehirn-gefäße auch die Untersuchung der Herzkranzgefäße durch Kardiologen durchgeführt werden.

Michael Birnbacher

Osnabrück. Das Neuro-Zentrum an

der Paracelsus-Klinik Osnabrück

verfügt seit diesem Sommer über

eine neurologische Notaufnahme

und kann nun Notfallpatienten mit

Schlaganfällen, epileptischen an-

fällen und Verletzungen im Schädel-

Hirnbereich rund um die uhr auf-

nehmen und interdisziplinär

versorgen. Zugleich wurde die Stro-

ke unit zur behandlung von Schlag-

anfallpatienten gemäß den Richtli-

nien der Stiftung Deutsche

Schlaganfallhilfe modernisiert, und

eine neue angiographie-anlage er-

öffnet neue möglichkeiten in Diag-

nose und behandlung von neurolo-

gischen erkrankungen.

Ein Sturz im Haushalt oder ein Unfall im Straßenverkehr, bei dem der Not-arzt eine Verletzung im Schädel-Hirn-

Bereich annimmt, oder ein Verdacht auf einen Schlaganfall - das sind typi-sche Fälle, in denen der Rettungswa-gen oder der Rettungshubschrauber direkt ein Krankenhaus ansteuert, das auf die Ver-sorgung von neu-rologischen Not-fällen eingerichtet ist. Vor allem für Not fa l lpat ienten aus dem Bereich Ibbenbüren, Len-gerich und Greven wird künftig die Neuro-Notaufnah-me der Paracelsus-Klinik Anlaufstelle sein. Denn die Klinik im Westen Os-nabrücks ist mit dem Kreis Steinfurt eine „Kooperation Schädel-Hirn-Trau-ma“ eingegangen. „Dass wir nun im

Rettungsdienst vertreten sind, ist für uns ein ganz großer Schritt“, erläutert Anästhesist Dr. Henning Stubbe. „Wir vereinen nun alle Fachdisziplinen der Neurologie in einem Haus, als einzi-

ges Krankenhaus in Osnabrück.“

Noch bevor der Patient mit dem R e t t u n g s w a g e n überhaupt eintrifft, ist in der Neuro-Notaufnahme alles parat. Die Ärzte sind alarmiert und erwarten den Patienten. In der radiologischen Ab-

teilung ist man ebenfalls vorbereitet, um die notwendigen Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren durchzu-führen. Auch ein Bett auf der Intensiv-

station steht bereits bereit. Je nach Art der Verletzung oder Erkrankung wird der Patient gemeinsam mit Fachärzten anderer Abteilungen interdisziplinär versorgt. Bei Schädel-Hirn-Traumata in Verbindung mit Augenverletzungen arbeiten zum Beispiel Neurochirurgie und Augenabteilung Hand in Hand.

Mit der Neuro-Notaufnahme posi-tioniert sich die Paracelsus-Klinik stär-ker als Akut-Krankenhaus und rundet ihr Angebot im Bereich der Neurolo-gie und Neurochirurgie ab. Dieses umfasst unter anderem die Behand-lung von Patienten mit epileptischen Anfällen, mit Hirntumoren und Hy-pophysenerkrankungen, Erkrankun-gen der peripheren Nerven, Multipler Sklerose, Parkinsonscher Krankheit und anderen Bewegungsstörungen sowie Kopfschmerz-Erkrankungen wie Migräne. birn

Modernste Technik

Die biplanare-angiografie-anlage eröffnet neue Möglichkeiten der Diagnose und Behandlung neurologischer Erkrankungen. FOTO: PArAcELSuS-KLiNiKEN

Alles unter einem DachNeuro-Zentrum der Paracelsus-Kliniken nimmt Vorreiterrolle ein

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SamStag, 31. auguSt 2013 Seite 5

individueller ZuschnittGroße und moderne Neurochirurgie bietet maßgeschneiderte Verfahren

Osnabrück. mit sieben Fachärzten

und drei Weiterbildungsassisten-

ten, 60 Patienten-betten inklusive

einer intensivstation mit zehn bet-

ten und modernster behandlungs-

technik gilt die neurochirurgische

abteilung in der Osnabrücker Pa-

racelsus-Klinik als eine der größten,

effektivsten und bekanntesten in

Deutschland.

Von Hirntumoren über Gefäßmiss-bildungen und Wirbelsäulendege-nerationen bis hin zu Schädelbasis-, traumatologischer, peripherer und pädiatrischer Neurochirurgie deckt sie das gesamte Spektrum neurochi-rurgisch behandelbarer Erkrankun-gen ab. „Der Strukturwandel mit der Etablierung von Hauptabteilungen und eines Neurozentrums mit sinnvol-len Investitionen in neue, innovative Techniken und einer Neuronotauf-

nahme etwa für die Erstbehandlung von Schlaganfällen ist hier in beson-derem Maße gelungen“, beschreibt Prof. Dr. Franz-Josef Hans, der zuletzt als leitender Oberarzt an der Univer-sitätsklinik Aachen gearbeitet hat und seit Anfang Oktober 2012 als Chefarzt tätig ist, sein Arbeitsumfeld.

Mit einer neuen, hochmodernen biplanaren Angiografie-Anlage und interventionellen Katheterverfahren können Gefäße unter hohem Strah-lenschutz und entsprechend geringer Strahlenbelastung schnell und kon-trastmittelsparend sowohl für den Anwender als auch für den Patienten invasiv dargestellt und dadurch die unterschiedlichsten Erkrankungen wie Hirnblutungen, Thrombosen oder Schlaganfälle schnell und zuverlässig diagnostiziert und Missbildungen an hirnversorgenden Gefäßen ohne Ope-ration versorgt werden. Gemeinsam mit einem Neuroradiologen werden diese Erkrankungen dann interdiszi-

plinär, „nach höchstmöglichem Stan-dard und individuell auf den Patienten zugeschnitten“ behandelt, erläutert der 50-jährige Chefarzt.

Bei der Schlaganfalltherapie sind neben systemischen oder lokalen Ly-sen auch mechanische Rekanalisatio-nen möglich, bei der Thromben aus Gefäßen entfernt werden, um wieder eine optimale Blutzufuhr zu gewähr-leisten. Bandscheibenvorfälle und an-dere degenerative Erkrankungen an der Wirbelsäule werden mit minimal-stinvasiven, aber auch – etwa bei Brü-chen – mit stabilisierenden Verfahren behandelt. Schnitte und Zugänge können durch Mikroskope mit buch-stäblich lupenreiner Ausleuchtung so klein gehalten werden, dass nur kleine Narben zurückbleiben. Auch bei Operationen am Kopf – etwa von Hirntumoren – sind keinerlei großflä-chige Rasuren mehr notwendig, um kosmetisch günstige Ergebnisse zu erzielen.

Im Schnitt dauert ein Aufenthalt in der Neurochirurgie acht bis zehn Tage. Genügend Zeit, um bei „plan-baren Eingriffen“ denjenigen, der operieren wird, im Vorfeld bis hin zum Aufklärungsgespräch vor dem Eingriff kennenzulernen, um den

„Gürtel um den Hals“ etwas zu lösen und „Barrieren zu knacken“, wie Prof. Dr. Franz-Josef Hans betont, dem es wichtig ist, in diesem extrem angst-besetzten Feld „nah am Menschen“ zu sein und entsprechend passge-naue, persönlich maßgeschneiderte medizinische Konzepte und Lösun-gen anzubieten. In der Osnabrücker Paracelsus-Klinik findet er dafür optimale Bedingungen vor. Auf kur-zen Wegen und in enger Anbindung an und Kooperation mit anderen Ab-teilungen gewährleistet die dortige große Fachabteilung interdisziplinär eine lückenlose neurochirurgische Versorgung für Stadt und Landkreis.

Dr. matthias Liedtke

mRt eines Patienten mit einem bösartigen Gehirntumor, der ringförmig Kontrastmittel aufnimmt. FOTOS: PArAcELSuS-KLiNiK

Prof. Dr. Franz-Josef Hans

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SamStag, 31. auguSt 2013Seite 6

Bestens aufgestelltNeues Urologicum mit kurzen Wegen

und geballter Fachkompetenz

Osnabrück. medizinische einzel-

kämpfer sind in einem modernen

gesundheitswesen nicht mehr ge-

fragt. ein beispiel einer gelungenen

Konzentration von unterschiedli-

chen fachlichen Kompetenzen fin-

det sich seit anfang august in der

länger als ein halbes Jahr komplett

renovierten sechsten etage der Os-

nabrücker Paracelsus-Klinik. Dabei

profitieren die sechs Fachärzte, die

sich im neuen urologicum zusam-

mengeschlossen haben, im tägli-

chen austausch nicht nur wechsel-

seitig voneinander. auch und vor

allem den Patienten kommt die bün-

delung der Kräfte buchstäblich ent-

gegen.

Denn es sind zum einen die kurzen Wege innerhalb der neuen Praxis und in deren direkter Anbindung an die Klinik-Stationen, die ab sofort eine kurzfristigere, schnellere und effekti-vere stationäre Versorgung ermögli-chen. Zum anderen und damit zusam-menhängend können Patienten zukünftig unmittelbar und ohne Um-wege an denjenigen Spezialisten wei-tervermittelt werden, der ihnen etwa bei Inkontinenz oder Prostataerkran-kungen am besten helfen kann. Dabei müsse sich eine entsprechende Ar-beitsteilung „erst noch einspielen“, betont Dr. Martin Schumann, der am Urologicum als Facharzt für Urologie und Andrologie, medikamentöse Tu-mortherapie und fachgebundene Ra-diologie tätig ist.

Schnittmengen zur Strahlenkli-nik könnten durch das neue Team-Konzept ebenso zum ganzheitlichen Wohle der Patienten „besser ausge-nutzt“ werden wie solche zur Onkolo-gie oder Chirurgie und die Nutzung der entsprechenden Geräte etwa zur Röntgentechnik oder die in der Urologie nicht selbstverständliche Möglichkeit des Rückgriffs auf Com-putertomografien (CT). Es sei auch

ein besonderer Standortvorteil, dass Ärzte anderer Fachgebiete, von denen oder an die Patienten weitervermittelt würden, unmittelbar im Hause per-manent erreich- und verfügbar seien, fügt Schumann hinzu. Auch die Pati-enten würden die ortsnahe und inten-sive „Verzahnung mit den Stationen“ schätzen.

Die neue, formalgesellschaftlich autonome Praxis, die 75 Prozent der gesamten ambulanten urologischen

„Manpower“ der Stadt Osnabrück bündelt und mit ihrem zusätzlichen innerstädtischen Standort in der Jo-hannisstraße auch zentral erreichbar ist, habe zudem beste Chancen, neuen gesundheitspolitischen Anforderun-gen nicht zuletzt in Bezug auf eine effektive gemeinschaftliche Nutzung und Wartung der medizinischen Ge-räte gerecht zu werden, ergänzt sein

Kollege Dr. Wolfgang Grewe. Vielfäl-tige Kooperationen auch außerhalb der Klinik garantierten eine enge Bindung unterschiedlicher Praxen, Anbieter und Institutionen an das neue Urologicum.

Zum sechsköpfigen Team des Urologicums gehören die schon seit einigen Jahren in der Paracelsus-Kli-nik tätigen Fachärzte Dr. Peter Fleig und Dr. Andre Mechelhoff, die auch eine spezielle urologische Chirurgie anbieten, sowie Jens-Uwe Heisig und Norbert Vennemann. Eine faktische Kooperation dieser Ärzte in einer Be-rufsausübungsgemeinschaft besteht schon seit Februar. Nun ist sie zeit-versetzt auch baulich in einem Haupt-standort, in dem auf einer frisch und hell renovierten Etage auf rund 450 Quadratmetern die gesamte invasive Diagnostik - inklusive Endoskopie

und Urodynamik beziehungsweise Blasendruckmessung - und Therapie untergebracht sind, zementiert wor-den. Dabei erhöht die Masse an unter-schiedlich spezialisierten Fachärzten an ein und demselben Ort mit breiter gefächertem Leistungsspektrum den Komfort und die Qualität der Behand-lung beträchtlich.

Eine vielseitigere Terminvergabe, flexiblere Arbeitsteilungen, vertie-fende Schwerpunktsetzungen, un-kompliziertere Urlaubsvertretungen und keine Schließzeiten markieren weitere logistische und verwaltungs-technische Vorteile im Sinne einer

„Win-win“-Situation für beide Seiten: Arzt und Patient.

Dr. Matthias Liedtke

Weitere infos unter www.uro-os-de

ein starkes team: Dr. Martin Schumann (links) und seine Mitarbeiterinnen. FOTO: Dr. MATTHiAS LiEDTKE

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Osnabrück. Offener Himmel, weite Felder, ruhiges Wasser: illuminierte Deckenbilder sor-gen in der Radiologie für entlas-tung. Völlig unbeweglich bleibt der durch eine gesichtsmaske fixierte Kopf während der be-strahlung eines gehirntumors.

Damit Patienten in einer solchen b u c h s t ä b l i c h a n ge s p a n nt e n Lage auf andere Gedanken kom-men, wurden in drei Behand-l u n g s r ä u m e n der Osnabrü-cker Paracelsus-St rahlenk l in ik nun von hinten mit kleinen, der Augensituat ion e n t s p r e c h e n d d i m m b a r e n L E D - L i c ht e r n beleuchtete Foli-en, deren Natur-Motive von foto-grafisch ambiti-onierten Angestellten der Klinik zur Verfügung gestellt worden sind, exakt im Blickfeld der Pati-enten unter der Decke installiert.

Neben beruhigend wirkender Musik zur Entlastung der Patien-ten während der Bestrahlung, die seit bereits drei Jahren auf der Ba-sis eines gemeinsamen Projekts mit der Universität eingespielt wird, sind nun als Erweiterung

die Bilder hinzugekommen. „So kann man sich zusammen mit der passenden Musik in die Situation, die das Bild zeigt, hineinversetzen und damit ablenken“, erläutert Ulrich Radke, der als Psychoon-kologe und Diplomtheologe in der Paracelsus-Klinik die - für eine Klinik nicht selbstverständliche, aber für das Wohlergehen der Pa-

tienten wichtige Abteilung leitet. Die Patienten zeigten sich bis-lang von den Bil-dern begeistert.

Verständlich, denn wer in der Ausnahmesitua -tion einer stati-onären Bestrah-lung als optische Ergänzung zur mus i k a l is chen Beschallung von einem Steinufer aus auf klares, u n g e t r ü b t e s Wasser, in dem sich der Sonnen-

untergang spiegelt, auf einem Kornfeld liegend durch Getreide-ähren hindurch in den strahlend blauen Himmel oder vom roten Klatschmohn bis zum bewalde-ten Horizont guckt, dem ist zu-mindest die Möglichkeit gegeben, den Kopf ein wenig zu befreien und beweglich zu halten. Wenn auch nur mit und in der Fantasie.

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Beruhigende Ausstrahlung

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ulrich Radtke FOTO: PArAcELSuS-KLiNiKEN.DE

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Seite 8

Fango und Tango? ein typischer tag in der psychosomatischen Reha der Wittekindklinik bad essen

FOTOS:cOLOurBOx (2)PArAcELSuS-KLiNiKEN

Bad Essen. Morgens Fango – abends

Tango? Dieses Bild der sanften

Entspannung und des geselligen

Vergnügens begleitete lange Jahre

die Vorstellung der Allgemeinheit von

Kur-Aufenthalten. Doch wer sich heute

in eine Rehabilitationseinrichtung

begibt, der muss vor allem intensiv an

sich arbeiten.

Diesen Ansatz hat Karl-Heinz B. verinner-licht. Er versucht während seines Reha-Aufenthalts in der Wittekindklinik Bad Essen, seine Vergangenheit zu ergründen und seine Ängste zu überwinden. Gleich-zeitig möchte er körperlich wieder in die Spur kommen. Ihn plagen zwei Bandschei-benvorfälle, die Schmerzen des jüngeren Vorfalls im Halswirbelsäulenbereich ver-bindet er mit psychischen Problemen.

B. hat gelernt, seine Situation zu re-flektieren. „Meine psychische

Krankheit hat sich auf den Körper

n iederge -schla-

gen, das gilt auch in umgekehrter Rich-tung“, ist der 50-Jährige überzeugt. „Die Schmerzen im Nacken deuten darauf hin, dass ich mir eine zu große Last auf die Schultern gepackt habe oder habe packen lassen.“ Neben gravierenden Problemen mit dem Elternhaus hat der Maschinen-bauingenieur in den vergangenen Jahren mehrfach seine Arbeitsstelle verloren. Oft war er in zeitlich begrenzten Projekten tä-tig und bekam keine Anschlussverträge.

Der Bielefelder hat sich beruflich immer wieder neu erfunden, arbeitete zwischenzeitlich als Dozent, betrieb eine Restaurationswerkstatt für Möbel und begann ein Referendariat für die Fächer Mathematik und Technik. Zuletzt arbeite-te er wieder in seinem alten Beruf, bis er mit seinem Chef aneinandergeriet. „Man

hat mir den Teppich unter den Füßen weggezogen“, betont Karl-Heinz. Mit

der Arbeitslosigkeit kamen depressi-ve Verstimmungen, der Teufelskreis nahm seinen Lauf. „Ich habe ver-sucht, mich gegen meine Probleme körperlich zur Wehr zu setzen“, bi-

lanziert der 50-Jährige.Die psychosomatische Reha in der

Wittekindklinik dauert in der Regel vier bis acht Wochen. Bei den Patienten sind alle Berufs- und Altersgruppen vertreten. Viele leiden unter Erschöpfungsdepressi-onen, auch Angst- und Psychose-Erkran-kungen, Persönlichkeits- oder Essstörun-gen sind vertreten. Das Durchschnitts-

alter bei der Aufnahme in die Klinik beträgt 45 Jahre.

„Wir sind analytisch-tiefenpsy-chologisch orientiert. Wir wollen

Ängste nicht einfach wegtrai-nieren. Sie sind oft nur die Spit-ze des Eisbergs. Wir wollen nicht, dass die Bereiche, die unter der Oberfläche liegen,

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im Dunklen bleiben. Stattdessen untersu-chen wir, welche tiefer liegenden Gründe es für die Angst gibt. Dazu kommen dann auch noch übende Therapieansätze“, er-klärt Chefärztin Dr. Katja Linnemann den Ansatz. Nach Aufnahmegesprächen und einleitenden Informationen zum Kli-nikaufenthalt erhält jeder Patient seinen individuellen Therapieplan.

Ein typischer Tag in der Wittekind-klinik beginnt für Karl-Heinz bereits um 6 Uhr, denn vor dem Frühstück begibt er sich zum Nordic Walking oder Dau-erlauf in den Wald. „Die körperliche Betätigung pustet mir den Kopf frei“, sagt er. Dann kann er zur täglich an-gebotenen ärztlichen Sprechstunde gehen, bevor er sich in der allgemei-nen Sporttherapie austobt. Heute hat die Gruppe in der Halle Hockey gespielt. „Das habe ich seit 35 Jahren nicht mehr gemacht. Wir haben richtig viel Spaß ge-habt.“ Am späteren Vormittag standen vertrauliche Gespräche zu aktuellen Pro-blemen Einzelner in der Bezugsgruppe an. „Meine Mitpatienten rücken die Welt für mich immer wieder ins Lot. Sie geben mir bei Sorgen die Ratschläge, die ich ih-nen in anderen Situationen auch gebe“. Die Diskussionen seien sehr dynamisch und böten oft bereichernde Denkanstöße.

Nach dem Mittagessen besucht er die Wirbelsäulengymnastik. Auch Fango und Massage gehören zu seinem Wochenplan. Die Gruppe zur beruflichen Orientierung nimmt er ebenfalls mit, auch wenn er seine berufliche Zukunft recht klar vor Augen sieht: Sein Job als Maschinenbauinge-nieur begeistert den 50-Jährigen weiter. Und er hat ein neues „vages Stellenange-bot“. Über die Woche verteilt nimmt der Bielefelder überdies an Gruppen zur pro-gressiven Muskelentspannung, zum Um-gang mit Angst oder am Training sozialer

Kompetenzen teil. Abends lässt er den Tag Revue passieren. „Ich nehme mir die freie Zeit zur Besinnung, ich notiere mir Dinge, die ich erlebt habe.“

Die Reha kann sehr un-terschiedliche Ziele v e r f o l g e n :

Bei einigen Patienten, zum Bei-spiel Rentnern, geht es oft um soziale Teilhabe, bei anderen um die Wie-dereingliederung in den Beruf oder die Wiedererlangung der körperlichen Leis-tungsfähigkeit. In allen Fällen geht es um neue Erfahrungshorizonte und die Rück-kehr zu Normalität und Zufriedenheit.

„Die Patienten sollen die Opferhaltung und ihre Passivität aufgeben. Wir sind nur Helfer, die ihre Professionalität anbieten. Wichtig ist, dass die Erkrankten an sich arbeiten, sich über ihre berufliche, sozi-ale und emotionale Situation klar werden und erkennen, was sie selbst tun können. Sie sollen neue Kraft tanken und auch ihre Vorstellung überarbeiten, dass ein Prob-lem, dass sich teils über Jahrzehnte aufge-baut hat, nicht in sechs Wochen abstellbar ist. Daher ist oft noch eine anschließende

ambulante Psychotherapie sinnvoll“, be-tont Linnemann, Fachärztin für Psychia-trie und Psychotherapie.

Karl-Heinz scheint auf einem gu-ten Weg zu sein. „Ich hatte mich im Laufe der Jahre abgekapselt und bin vereinsamt. Das will ich ändern. Das Miteinander in der Gruppe hier ist sehr heilsam. Ich nehme das Gefühl mit nach Hause, dass ich die Segel setzen kann“, fasst er zusammen. Er wird nach der Reha weiter regelmäßig eine Psycho-therapeutin aufsuchen und sich einer Selbsthilfegruppe anschließen.

„Viele Patienten sagen mir, sie haben in der Reha wieder lachen gelernt“, berich-tet Linnemann. Spaß und Entspannung seien wichtig, doch vor allem sollten die Patienten die Zeit zur intensiven Arbeit an sich selber nutzen. Heike Dierks

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Bad Essen. Der Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgemein akzeptiert. Und zugleich ist er ein Zell-gift, das die Körperorgane schädigen kann. Einen Alkoholkonsum ganz ohne Risiko gibt es nicht. Doch jeder kann seine Gewohnheiten kritisch über-prüfen und notfalls gegensteuern. Wir geben Tipps zum risikoarmen Konsum – und zeigen Unterstüt-zungsmöglichkeiten auf für jene, die abhängig sind. Ab wann ist der Alkoholkonsum riskant? Und wann spricht man von einer Abhängigkeit? In der Broschü-re „Basisinformationen Alkohol“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) heißt es dazu: „Gefährdet ist, wer regelmäßig Alkohol trinkt, um alltägliche Anspannungen und Konflikte besser zu bewältigen. Alkohol-missbrauch ist jeder Konsum, der zu kör-perlichen, seelischen und/oder sozia-len Schäden führt. Die Schwelle zur Alkoholabhängigkeit ist erreicht, wenn jemand Alkohol braucht, um sich einigermaßen wohlzufühlen.“

Die Faustregel für einen relativ risikoarmen Konsum lautet: Frauen sollten täglich nicht mehr als circa 0,3 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein/Sekt trinken, Männer täglich nicht mehr als circa 0,6 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein/Sekt. Diese Trinkmengen der verschiedenen alkoholischen Geträn-ke enthalten etwa zwölf beziehungsweise 24 Gramm an reinem Alkohol und gelten für ge-sunde Frauen beziehungsweise gesunde Männer. Wer über diesen Mengen liegt, für den erhöht sich das Risiko (Quelle: DHS).

Zudem empfiehlt Dr. Peter Subkowski, Ärztlicher Direktor des Paracelsus-Therapiezentrums Bad Es-sen, Trinkpausen einzulegen und nicht regelmäßig zu trinken: „An wenigstens zwei bis drei Tagen pro Woche sollte ganz auf Alkohol verzichtet werden, um eine Gewöhnung zu vermeiden.“ Jeder könne sein Trinkverhalten selbst überprüfen, zum Beispiel mit der Frage: Kreist mein Denken um den Alkohol? (Selbsttests zu Alkoholproblemen oder einer mögli-chen Abhängigkeit: siehe Boxen).

Ist man einmal abhängig, sei das kontrollierte Trinken jedoch keine Option mehr, so Subkowski. Abhängige müssen komplett verzichten. Das Nein-Sagen kann sehr schwierig sein. „In der westlichen

Welt ist es toleriert und sogar gewünscht, dass Alkohol getrunken wird. Der Alkohol ist ein soziales Schmier-mittel und wird deshalb nicht umsonst bei Partys gereicht. Er hat eine Funktion in der Gesellschaft“, erläutert der Ärztliche Direktor. Alkoholkranke müssten sich oft rechtfertigen, dass sie nicht trinken. Da braucht es ein stabiles Selbstwertgefühl, um beim Nein zu bleiben.

Ihre Standhaftigkeit bei der Ablehnung von Alko-hol und anderen Drogen können Suchtpatienten zum

Beispiel in der Paracelsus-Berghofklinik üben. Die Einrichtung bietet eine zwölf- bis 15-wöchige Rehabi-litation für entgiftete Abhängige, die ihre Sucht alleine nicht überwinden können. Bereits in einem Stadium, in dem der Betroffene selbst sich noch nicht sicher ist, ob eine Abhängigkeit vorliegt, kann die Klinik mit einer vierwöchigen Motivationsbehandlung unter die Arme greifen. Rund 85 Prozent der Patienten in der Reha sind alkoholabhängig, etwa zehn Prozent me-dikamentenabhängig (und teils zusätzlich alkoholab-hängig), fünf Prozent setzen auf Partydrogen.

Während vor allem Männer mittleren Alters alkoholabhängig sind, greifen Frauen eher zu Me-

dikamenten. Eine jüngere Zielgruppe nimmt Party-drogen und Cannabis. Der Einstieg in die Drogenkar-riere erfolge generell immer früher, meint Dr. Peter Subkowski. Auf dem Gebiet der Partydrogen gibt es bundesweit erst wenige Behandlungsangebote. Die Berghofklinik Bad Essen hat vor rund zwei Jahren eine Reha-Gruppe für Cannabis und Lifestyle-Drogen eingerichtet. „Dieses Angebot ist sehr nachgefragt“, erklärt der Ärztliche Direktor. Von den insgesamt 130 Sucht-Behandlungsplätzen der Klinik entfallen circa 20 auf diesen Bereich.

Bei der Reha verfolgen die Experten einen tiefen-psychologisch-psychoanalytischen Ansatz mit üben-

den Verfahren. Sie ergründen also, welche kompen-sierende Funktion das Trinken oder die Einnah-

me von Medikamenten für den Patienten hat. Sie arbeiten zum Beispiel Schuldgefühle

auf. Neben den Gesprächen in Einzel- und Gruppentherapien gibt es etwa Angebo-te zur Angstbewältigung, ein Training sozialer Kompetenzen, Kreatives, Sport- und Bewegungstherapie sowie Entspannungsverfahren.

Als Ziel strebt das Team der Kli-nik eine „zufriedene sowie körperlich, psychisch und sozial stabile Abstinenz“

des Patienten an, wie es Subkowski ausdrückt. Dazu gehört auch, dass der

Abhängige wieder fit gemacht wird für seinen Arbeitsplatz. Um den Behandlungs-

erfolg weiter abzusichern, raten die Ärzte im Anschluss an die Reha zu einer Nachsorge oder

einer ambulanten Therapie in einer Suchtberatungs-stelle. Vielen hilft es auch, sich einer Selbsthilfegrup-pe anzuschließen. Manche suchen die Unterstützung eines niedergelassenen Psychotherapeuten.

„Eine Rehabilitation lohnt sich sehr, auch volks-wirtschaftlich. Denn viele Patienten sind nach der Reha wieder berufstätig. Sie holen nach durchschnitt-lich drei bis sechs Monaten die Kosten für die Reha wieder ein“, betont Subkowski. Für das individuelle Gelingen einer Reha sei die Eigenmotivation das Wichtigste. „Der Einzelne muss den Wunsch haben oder entwickeln, seinem Leben eine andere Richtung zu geben.“ Und daher könne sich trotz mehrmaliger vorheriger Fehlversuche auch der fünfte oder sechs-te Reha-Aufenthalt noch lohnen, wenn es dann klick macht.

Heike Dierks

Das Nein-Sagen erfordert StärkeTipps zum risikoarmen Konsum von Alkohol

– Abhängige festigen stabile Abstinenz in der Reha

FOTO: cOLOurBOx

Page 11: Mensch & Medizin

SamStag, 31. auguSt 2013 Seite 11

Bad Essen. Suchtpatienten werden

in der Paracelsus-Wiehengebirgs-

klinik in bad essen-Hüsede nicht

nur auf ein dauerhaft abstinentes

Leben vorbereitet. in der Rehabili-

tation spielt die berufliche Wieder-

eingliederung eine große Rolle. Die

Patienten arbeiten im geschützten

Rahmen der Klinik an der Rückkehr

an den arbeitsplatz. Für realitäts-

nahe eindrücke können sie ein Prak-

tikum in einer Firma oder einrich-

tung der Region absolvieren.

„Unser Ziel ist es, dass die Patienten wieder eine Arbeitsstelle finden oder ihre Anstellung behalten“, sagt die Lei-tende Diplom-Psychologin Ingeborg Stein. Bei vielen Suchtkranken, die sich für die durchschnittlich acht- bis 15-wöchige Reha entschieden haben, liegt die Berufstätigkeit lange zurück.

„Wir bieten zum Beispiel Frauen, die eine Familienphase hinter sich haben, die Möglichkeit der beruflichen Neu-orientierung. Die Patienten können prüfen, welcher Job zu ihnen passt“, erläutert Ingeborg Stein.

Die Fachklinik für Suchterkran-kungen bietet ein differenziertes Konzept: Neben dem üblichen Reha-Programm mit Gruppen-, Ergo-, Be-wegungstherapien und vielem mehr können arbeitslose Patienten in aus-führlichen Beratungsgesprächen durch den Sozialdienst und eine Be-fragung in der ergotherapeutischen Abteilung berufliche Perspektiven erarbeiten. Es werden Bewerbungs-trainings angeboten und Internet-recherchen durchgeführt. Wer sich seiner Leistungsfähigkeit nicht mehr sicher ist oder wenig Selbstvertrauen hat, kann eine interne oder externe

Belastungserprobung wählen. Intern werden die Patienten dann

in der hauseigenen Fahrradwerk-statt, der Bücherei, der von Patienten verwalteten Cafeteria oder im Büro eingesetzt. Dieses niedrigschwellige Angebot mit therapeutischer Beglei-tung dient oft als Vorbereitung auf das externe Praktikum. Die Klinik koope-riert mit vielen Firmen vor Ort. Vor allem in die Sparten Verkauf, Pflege und Betreuung, Logistik, Handwerk, Garten- und Landschaftsbau wird ver-mittelt. „In Einzelfällen suchen und finden wir auch neue Praktikumsplät-ze. Wir sind da sehr kreativ. Wir haben schon Interessierte in der Tier- oder der Fußpflege untergebracht. Ein Lehrer konnte probeweise am Gym-nasium unterrichten“, berichtet Sozi-alarbeiterin Bischoff.

Das Praktikum dauert rund drei Wochen, je nach Wunsch des Patien-ten und Bedarf des Arbeitgebers findet es ganz- oder halbtags statt. Dagmar Bischoff und ihr Team bereiten den Patienten auf das Praktikum vor. Der Bezugstherapeut in der Klinik arbei-tet die Berufserprobung mit seinem Schützling später auf, die Ergebnisse fließen in den Entlassungsbericht mit

ein. Das eigentliche Praktikum, das mit einem klassischen Bewerbungs-gespräch beim Praktikumsgeber eingeleitet wird, läuft – mal abgesehen von Komplikat ionen

– ohne klini-sche Beglei-tung. Zum Abschluss erhält der Praktikant ein Arbeits-zeugnis, das für den künf-tigen Kontakt mit dem Jobcenter wichtig ist. „Die Firmen geben sich im Umgang mit un-seren Praktikanten viel Mühe“, freut sich Dagmar Bischoff.

Das Haus Wiesental, eine Pfle-ge- und Betreuungseinrichtung in Hüsede, hält seit Jahren engen Kon-takt zur Wiehengebirgsklinik. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Wenn es kleinere Probleme gibt, tauschen wir uns sofort aus. Wir ha-ben bislang nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt Jasmin Rethschulte, Pflegedienstleitung im Haus Wie-

sental. Durchschnittlich zwölf bis 15 Patienten aus der Klinik absolvieren pro Jahr in ihrer Einrichtung ein Prak-tikum. Die meisten Suchtkranken be-treuen ältere Menschen, gestalten mit ihnen den Nachmittag, begleiten sie bei kurzen Spaziergängen und erledi-gen kleinere Verrichtungen. Auch in der Verwaltung, beim Hausmeister oder in der Hauswirtschaft wurden schon Praktikanten eingesetzt.

Natürlich sei nicht jedes Prakti-kum von Erfolg gekrönt, erklärt die

psychologische Psychotherapeutin Stein und fügt an: „Doch die meis-ten Patienten gewinnen durch die beruflichen Orientierungsangebote an Selbstbewusstsein. Sie wissen an-schließend, wo sie stehen und was sie wollen. Viele strahlen wieder Erfolgs-zuversicht aus. Sie müssen ja nicht in den Job streben, in dem sie ihr Prakti-kum gemacht haben.“

hedi

Praktikum stärkt das Selbstbewusstsein

In der Sucht-Reha der Wiehengebirgsklinik werden berufliche Perspektiven erarbeitet

FOTO: PArAcELSuS-KLiNiK

alkoholabhängigkeit?

▶ Es besteht ein starker Wunsch, ein Verlangen, Alkohol zu trinken.

▶ Die Kontrolle, wie viel und wie lange man Alkohol trinkt, lässt nach.

▶ Es treten Entzugssymptome auf, wen man keinen oder weniger Alkohol trinkt.

▶ Es wird mehr getrunken als früher, um dieselbe Wirkung zu erzielen.

▶ Andere Interessen werden zugunsten des Alkoholkonsums vernachlässigt.

▶ Trotz eindeutig schädlicher Folgen wird weiterhin Alkohol getrunken.

alkoholprobleme?

▶ Trinken Sie häufig mehr, als Sie vorhatten?

▶ Können Sie es kaum abwarten zu trinken, oder denken Sie häufig daran?

▶ Trinken Sie, um Ihre Sorgen und Ihren Ärger wegzuspülen?

▶ Haben Sie Schuldgefühle, was das Trinken angeht?

▶ Macht Ihr Trinkverhalten Probleme, zum Beispiel in der Beziehung, der Familie, im Beruf, finanziell oder gesundheitlich?

▶ Beschwert sich jemand regelmäßig darüber, dass Sie trinken?

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Bad Essen. Wer kennt nicht die be-

klemmung bei der Fahrt im engen

Fahrstuhl. Oder das mulmige ge-

fühl, von zu vielen menschen umge-

ben zu sein. Ängste sind natürlich

und sogar gut, weil der Körper zum

Selbstschutz auf unangenehme Si-

tuationen reagiert. Wer jedoch um

menschenansammlungen grund-

sätzlich einen bogen macht und sich

nur noch zu Hause sicher fühlt, der

könnte eine krankhafte angststö-

rung entwickelt haben. Doch wie

erkenne ich diese, und was tue ich

dagegen?

Eine Patientin schildert ihre Probleme: Sie beschleicht im Kaufhaus regelmä-ßig ein unangenehmes Gefühl. „Ich denke dann, dass ich keine Luft bekom-men und umkippen könnte“, schildert sie die Situation. Sie vermeidet also den Gang ins Kaufhaus, besucht nur noch kleinere Geschäfte, weil sie Angst vor großen Geschäften hat. Doch die Angst verschwindet nicht. Die Frau meidet fortan Menschenmengen aller Art. Sie entwickelt eine Angststörung, meint, ihr Haus nicht mehr verlassen zu kön-nen, weil nur dort schnelle Hilfe er-reichbar ist.Angst ist zunächst einmal ein norma-les Gefühl, das bei jedem Menschen in bedrohlich oder ungewiss erscheinen-den Situationen auftritt. Es handele sich um eine entwicklungsgeschicht-lich tief verwurzelte Schutzreaktion des Körpers, erklärt Ulrich Büscher, Psychologischer Psychotherapeut der Wittekindklinik Bad Essen. Die Mus-keln spannen sich an, um auf die Angst einflößende Situation angemessen re-agieren zu können, zum Beispiel mit Flucht. Erst wenn die Angst unange-messen stark ist oder zu häufig und zu lange auftritt, wird sie zur Krankheit.

„Doch wer gelernt hat, Angst zu haben, kann die Angst auch wieder verlieren“, macht Dr. Katja Linnemann, Chefärztin der Wittekindklinik, Mut. Wer die Angst aushalte, merke, dass das Gefühl auch wieder zurückgeht. Bei der Angststörung werde sehr viel Adrenalin ausgeschüttet, doch die Aus-schüttung ebbe irgendwann ab.

Es gibt verschiedene Angststörun-gen: die Panikstörung („Angst aus heiterem Himmel“), die generalisierte

Angststörung wie Verlust-, Existenz- oder Zukunftsangst, die Agoraphobie als Angst vor unzureichenden Flucht-möglichkeiten auf offenen Plätzen, in Menschenmengen oder bei Flugreisen („Agora“ steht im Griechischen für „Marktplatz“), die soziale Phobie (Be-fürchtung, sich zu blamieren oder von anderen abgelehnt zu werden) sowie spezifische Phobien mit ausgeprägtem Vermeidungsverhalten (etwa Angst vor Donner, Dunkelheit oder Höhenangst).

Angst äußert sich auf vier Ebenen: Der Körper reagiert zum Beispiel mit erhöhtem Blutdruck und beschleunig-ter Atmung, das Gehirn beschäftigt sich mit der Vermeidung der unange-nehmen Situation, das Gefühl der Ver-zweiflung breitet sich aus. Der Betrof-fene entwickelt Fluchttendenzen. Die vier Anteile können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie spielen bei der Entstehung und Verfestigung von Angststörungen eine Rolle. Experten nennen dies auch den Teufelskreis der Angst.

Mögliche Auslösefaktoren sind negative Erfahrungen aus der Vergan-genheit, die erbliche Veranlagung und das Vorbild etwa der Mutter, die schon selbst z. B. ängstlich und unsicher war, ein erhöhtes Stressniveau und Überlas-tung, aber auch der Dauergebrauch von Alkohol und Drogen. Die Angst entwi-ckelte sich dann zum Problem, wenn der Teufelskreis der Angst in Gang komme, erklärt Diplom-Psychologe Ulrich Büscher. Katastrophengedan-ken gewinnen die Oberhand. Der Be-troffene versucht, die angstauslösende Situation zu vermeiden, was kurzfristig zur Verminderung der Angstattacken führt.

Doch langfristig entwickele sich eine „Angst vor der Angst“, führt Bü-scher aus. Das bedeutet, dass bereits die Vorstellung der ängstigenden Si-tuation massive Attacken auslöst. Das Vermeidungsverhalten nimmt immer weiter zu, gleichzeitig fühlt sich der Betroffene immer hilfloser und unsi-cherer. Das kann das soziale Leben, die Partnerschaft, aber auch die Berufstä-tigkeit beeinträchtigen. Auch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch und Traurigkeit bis hin zur Depression kön-nen die Folge sein.

Doch wie kann man der Angst be-

Wenn Angstzur Last

des Lebens wirdTipps zum Umgang

mit dem beklemmendenGefühl – Selbsthilfe bei leichten

Formen möglich

FOTO: cOLOurBOx

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telefonaktion

montag, 2. September,

von 14 bis 16 uhr

tel. 0541/310-300

Angst zu haben, kennt jeder Mensch. Angst kann hilfreich und nützlich sein, weil sie uns vor Gefahren warnt.Wenn Ängste jedoch dazu führen, dass man zum Beispiel das Haus nicht mehr verlassen mag oder Situationen vermeidet, weil man Schlimmesbefürchtet, ist die Angst selbst zum Problem geworden.

Dann bedarf es professioneller Hilfe. Markus Züger, Facharzt für Psycho-therapeutische Medizin, hat schonviele Patientinnen und Patienten aufdem Weg in eine angstfreiere Zukunft begleitet.Er steht ihnen rede und Antwort zu Symptomatik,Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten bei Angsterkrankungen.

Was tun bei Ängsten?

▶ Was sind normale Ängste, und wo beginnt die Angsterkrankung?

▶ Was kann ich selbst tun?

▶ Welche professionellen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

gegnen und sie bewältigen? Betroffene können sich bis zu einem gewissen Grad selbst helfen, meint der Experte (siehe Box: Regeln der Angstbewältigung). Selbsthilfeliteratur könne unterstüt-zend wirken. Katastrophengedanken sollten minimiert und die Angstsitua-tion sollte ausgehalten werden. Neue Erfahrungen führten dazu, dass der Ängstliche eine Angstreduktion erle-be. Kollegin Linnemann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, ergänzt: „Der Betroffene durchbricht die Angstreaktion nur, wenn es gelingt, gegebenenfalls mit therapeutischer Hilfe, in der Konfrontationssituation die Angst auszuhalten. Jedes Vermei-den oder Abbrechen führt noch zu einer Verstärkung der Störung.“

Diese Art der Selbsthilfe sei mög-lich bei klar umrissenen Ängsten wie der Höhenangst. Je komplexer die Angst jedoch werde, desto dringender sei eine psychotherapeutische Beglei-tung nötig, um die dahinter stehenden Konflikte herauszuarbeiten. Manch-

mal sei auch eine medikamentöse The-rapie geboten. Je schwerwiegender die Probleme aus der Vergangenheit, desto langwieriger sei die Aufarbeitung. Ein ausgewachsenes Trauma sei nur tiefen-psychologisch und mit professioneller Hilfe erreichbar, so Linnemann.

Patienten mit komplexeren Ängs-ten finden auch in der Wittekindklinik Bad Essen Hilfe. Dabei geht es auch darum, die unbewussten Wurzeln der Angstgefühle, die oft aus inneren Kon-flikten resultieren, in den Basisthera-piegruppen mit zu bearbeiten und die Angst auf allen Ebenen zu behandeln. Bewegungs- und Kreativangebote so-wie Entspannungsverfahren wie Au-togenes Training oder die Muskelent-spannung nach Jacobson runden die Therapie ab. „Das Ziel einer Angstbe-handlung ist der verbesserte Umgang mit der Angst“, betont Büscher. Es gehe nicht darum, angstfrei zu wer-den. „Denn Angst gehört als Zeichen von Gesundheit zum Leben eines jeden Menschen dazu.“ Heike Dierks

markus Züger, Facharztfür Psychosomatische MedizinFOTO: PArAcELSuS-KLiNiK

Gewinn überreicht

Auf einen Wochenendurlaub im Schloss Mittersill in der Salzburger Bergewelt freut sich Ute Böschemeyer-Schmieding (3. von links) aus Ostercap-peln. Die Reise war der Hauptgewinn für die Teilnahme an der Meinungsum-frage „Wie beurteilen Sie Mensch & Medizin?“ aus der vorigen Ausga-be. Die Umfrageergebnisse sind wesentlicher Teil einer wissen-schaftlichen Arbeit zur Rezeption gedruckter Medien, die Annika Osterwald (2. v. l. ) im Rahmen ihres

Studiums an der Hochschule Osna-brück erarbeitet. Ute Böschemeyer-Schmieding wird den Kurzurlaub in eine Gegend, die sie noch nie besucht hat, zusammen mit ihrem Mann antre-ten. Mit der Gewinnerin freuen sich Marvin Waldrich (links) vom MSO- Medienservice und der Ärztliche Direktor der Paracelsus-Klinik Osnabrück, Prof. Dr. Wolfgang Wagner (rechts).

slx/Foto: Susanne Christeleit

Zehn Regeln der angstbewältigung

1. Meine Angstgefühle und die dabei auftretenden körperlichen Symptome sind nichts anderes als eine „Übersteigerung“ einer normalen Körper- reaktion in einer Stress-Situation.

2. Solche vorübergehenden Gefühle und Körperreaktionen sind zwar sehr unangenehm, aber weder gefährlich noch in irgendeiner Weise schädlich.

3. Ich steigere mich in Angstsituationen nicht selber durch Gedanken wie „Wohin kann das führen“ in noch größere Ängste hinein.

4. Ich konzentriere mich nur auf das, was um mich herum und mit meinem Körper wirklich geschieht – nicht auf das, was in meiner Vorstellung noch alles geschehen könnte.

5. Ich warte ab und gebe der Angst Zeit vorüberzugehen. Ich lasse meine Angst zu! Ich bleibe in der Situation!

6. Ich beobachte, wie meine Angst von selbst wieder abnimmt, wenn ich beginne, mich auf die Realität um mich herum zu konzentrieren.

7. Ich denke daran, dass es für mich beim Üben nur darauf ankommt zu lernen, mit meiner Angst umzugehen – nicht, sie zu vermeiden. Nur so gebe ich mir eine Chance, Fortschritte zu machen.

8. Ich halte mir meine inneren Ziele vor Augen und denke an die Fortschritte, die ich trotz aller Schwierigkeiten bereits gemacht habe.

9. Ich beende eine Übung erst dann, wenn ich merke, dass meine Angst merklich nachlässt.

10. Erst danach beginne ich mit der nächsten Übung.

Page 14: Mensch & Medizin

SamStag, 31. auguSt 2013Seite 14

Osnabrück. Die Parkinsonsche Krankheit beeinträchtigt Patienten in

vielfältiger Weise. therapien mit medikamenten bremsen lediglich den

Verlauf. eine nachhaltige Verbesserung der gesamtsituation verspricht

dennoch ein neues Verfahren: die Parkinson Komplexbehandlung.

Während der Behandlungsdauer von mindestens 14 Tagen werden die Patienten durch ein Team, das unter fachärztlich-neurologischer Leitung steht, multimo-dal behandelt. Das heißt, neben einer Optimierung der medikamentösen Be-handlung auch durch Integration von Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. Jede dieser Therapieformen wird entsprechend den Bedürfnissen des einzelnen Patienten angewendet mit jeweils mindestens 30 Minuten Einzeltherapie. „Das verbessert die Gehfähigkeit und die Feinmotorik wie auch die Sprache und das Schlucken der Patienten signifikant. Viele Patienten erlangen verloren geglaubte Fertigkeiten wieder“, weiß PD Dr. Cornelius Bachmann, Chefarzt der Neuro-logie an der Paracelsus-Klinik Osnabrück.

So können eine Starthemmung beim Gehen oder Engpassstörungen durchbrochen werden, die Parkinson-Kranke etwa beim Laufen haben. Der Effekt, so betont der Fachmann, ist bei ambulanter und regelmäßi-ger Fortsetzung von Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie langfristig spürbar. Diese Wie-dererlangung verloren geglaub-ter Fähigkeiten und deren Si-cherung halte oft über einen langen Zeitraum an.

Denn die Komplexbe-handlung setzt hauptsächlich bei den Kardinalsymptomen der Erkrankung an. Parkin-son-Patienten sind in vielen Bereichen des täglichen Le-bens stark eingeschränkt. So ist häufig die Gehfähig-keit durch die Steifigkeit eingeschränkt, und die Pa-tienten haben ein erhöhtes Sturzrisiko mit dadurch be-dingten Knochenbrüchen. Die Physiotherapie ermög-licht mit einer Gehschule eine Sturzprophylaxe sowie den Erhalt der Beweglichkeit. Die erhöhte Muskelspannung kann neben der medikamen-tösen Behandlung auch durch physikalische Maßnahmen wie

Fango/Massage und Dehnübungen in der Physiotherapie behandelt werden. Die positive Beeinflussung des Langzeitverlaufes der Parkinson-Erkrankung durch tägliche Bewegung soll durch die Therapien verstärkt werden. Deshalb bietet die Paracelsus-Klinik wöchentlich eine Krankengymnastikgruppe für Parkinson-Patienten an, in der sie Übungen erlernen, die sie auch zuhause selb-ständig durchführen können.

Viele Patienten fühlen sich auch durch das Zittern stark eingeschränkt. Da sie nur schlecht ein Wasserglas oder eine Kaffeetasse zum Mund führen können,

trauen sie sich zum Beispiel keine Café- oder Restaurantbesuche zu - mit der möglichen Folge einer sozialen Isolation. Die Ergo-

therapie kann Einschränkungen bei der Fingerfeinmotorik wirksam behandeln. Das führt letztlich zu einer bes-

seren Handlungsfähigkeit und ermöglicht es dem Patienten, sich selbst zu versorgen.

Die Integration der komplementären Be-handlungsformen im Rahmen eines speziell

geschulten multimodalen Teams kann auch weitere Symptome effizient behandeln. So

können die wenig modulierte, leise Spra-che und später im Verlauf der Erkran-

kung auftretende Schluckstörungen effizient behandelt werden. Die Er-gotherapie kann auch bei Begleiter-krankungen wie Demenz oder De-pression eingesetzt werden. Die Parkinson-Komplexbehandlung gibt es erst seit einigen Jahren. Sie führt laut Neurologe Bach-mann im Vergleich zur allein medikamentösen Behand-lung zu wesentlich besseren Behandlungserfolgen und einer signifikant größeren Patientenzufriedenheit.“

Dank der stationären Form übernehmen die Kran-kenkassen die Kosten der Therapie.

Ullrich Schellhaas

Weitere Informationen unter www.paracelsus-klini-ken.de sowie in den Praxen der Neurologen. In Osnabrück ist die Praxis von Cornelius Bachmannunter 05 41/9 66 31 81 zu erreichen.

FOTO: cOLOurBOx

Langfristige HilfeMit der Parkinson-Komplexbehandlung neue Wege gehen

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SamStag, 31. auguSt 2013 Seite 15

Kardiologe leitet die internistische Praxis der Paracelsus-Klinik

Dr. Ingolf Bubinger will neue Qualität erreichen

Osnabrück. Schlafstörungen bei

multipler Sklerose werden an der

neu eröffneten Hauptabteilung

Neurologie der Paracelsus-Klinik

Osnabrück erforscht. Durch spezi-

elle Schlaflabordiagnostik und

therapie sollen Voraussetzungen

geschaffen werden, diese Sympto-

matik der multiplen Sklerose noch

besser erkennen und behandeln zu

können.

Die Multiple Sklerose ist eine chroni-sche Entzündung des zentralen Ner-vensystems, deren Ursachen bis heute nicht genau bekannt sind. In Deutsch-land sind schätzungsweise etwa 120.000 Menschen von der Krankheit betroffen. Damit handelt es sich um die häufigste neurologische Erkran-kung im jungen Erwachsenenalter, wobei etwas mehr Frauen als Männer von ihr betroffen sind.

Die häufig auftretende Schlafstö-rung und auch die Tagesmüdigkeit bei MS können die Bewältigung des Alltags stark einschränken. Schlaf-

störungen sind bei vielen Grunder-krankungen bekannt, aber noch we-nig systematisch bei der Multiplen Sklerose erforscht.

Von der Schlafstörung abzugren-zen ist die enorme Ermüdbarkeit oder Fatigue über Tag. Ebenso von Bedeutung, aber von den Betroffe-nen wenig selbst wahrgenommen, kann eine weitere Störung des Nachtschlafs sein, ausgelöst durch die sogenannten ruhelosen Bei-ne, dem Restless-Legs-Syndrom. Diese Erkrankung kommt bei MS-Patienten sehr viel häufiger vor im Vergleich zur Normalbevölkerung. Zur genaueren Klassifizierung einer Schlafstörung und vermehrten Ta-gesmüdigkeit bei Multipler Sklerose ist mitunter auch eine schlafdiagnos-tische Beobachtung im Schlaflabor (Polysomnographie) sinnvoll.

Weitere Infos unter Telefon 05 41/9 66 31 81 oder per E-Mail un-ter [email protected].

Schlafstörungen bei Multipler Sklerose

Osnabrück. mit antritt von Dr. med.

ingolf bubinger zum 1. august als

leitender arzt im medizinischen

Versorgungszentrum der Paracel-

sus-Klinik Osnabrück wird künf-

tig die ambulante und stationäre

Versorgung von Herz-Kreislauf-

erkrankungen eine neue Qualität

erreichen.

„Insbesondere Patienten mit Durch-blutungsstörungen des Herzens, Herzklappenfehlern oder Herzmus-kelschwäche können wir künftig noch umfassender betreuen und behandeln“, erklärt Dr. Bubinger. Der Facharzt für

Kardiologie mit Zusatzausbildung als Notfallmediziner war nach Stationen im Städtischen Klinikum Osnabrück und dem Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen Leiter des Herzka-theterlabors im Klinikum Kempten und zuletzt sechs Jahre lang Chefarzt der Kardiologie an der Capio Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg, deren kardiologische Abteilung mit Herzka-theterlabor er aufbaute.

Wichtigster Baustein für die künf-tige Behandlung kardiologischer Pati-enten an der Paracelsus-Klinik ist der Aufbau eines Linksherzkathetermess-platzes. Diese Katheteruntersuchun-

gen erlauben eine präzise Darstellung der Herzkranzgefäße. Der Linksherz-kathetermessplatz ist integriert in die hochmoderne biplanare Röntgenanla-ge, die an der Klinik von den Fachab-teilungen für Neuroradiologie, Neu-rochirurgie, Radiologie und Kardio-logie gemeinsam genutzt wird. „Eine Durchblutungsstörung des Herzens aufgrund von Verengungen der Herz-kranzgefäße ist eine der gefährlichs-ten Herzerkrankungen überhaupt. Die apparative Ausstattung der Klinik er-laubt es, diese Verengungen nicht nur präzise zu diagnostizieren sondern sie auch mittels Ballonkatheter und Stent-

Implantation zu behandeln“, erklärt Dr. Bubinger, der auf solch katheterinter-ventionelle Eingriffe spezialisiert ist.

Dr. med. Ingolf Bubinger ist ver-heiratet und hat vier Kinder. Der 56 -jährige stammt gebürtig aus Os-nabrück. Als Sohn eines Internisten mit Praxis in Osnabrück pflegt er langjährige Kontakte zu zahlreichen Vertretern des Gesundheitswesens in Osnabrück.

FOTO: PArAcELSuS-KLiNiK

FOTO: cOLOurBOx

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SamStag, 31. auguSt 2013Seite 16

www.paracelsus-kliniken.de


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