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HERAUSGEBER: GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT K 1527 E, NR. 3-4 17. MÄRZ 2009 NIEDERSACHSEN 3-4/2009 Tarif- und Besoldungsrunde 2009 / Mitglieder stimmen zu Doppel-Null verhindert – Entgelterhöhung erzielt A m 13. März stimmten die zuständigen Gremien der GEW der am 1. März er- zielten Einigung der Tarifvertragspartei- en für die Beschäftigten der Länder zu. Nach zum Teil sehr schwierigen Verhandlungen, die durch eine äußerst starre Haltung der Ta- rifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) be- lastet wurden, konnte in der 4. Verhand- lungsrunde in Potsdam eine Tarifeinigung er- zielt werden. Der Tarifvertrag wurde zwar pa- raphiert, bedurfte aber zur Wirksamkeit noch der Zustimmung der Gewerkschaftsmitglie- der. In einer Mitgliederbefragung stimmten über 80% der Befragten für die Annahme des Tarifergebnisses. Folgende Hauptpunkte enthält der Tarifkompromiss: 1. Erhöhung der Tabellenentgelte des TV-L: ab 1. März 2009 um 40 Euro und dann um 3,0% ab 1. März 2010 um 1,2 % 2. Anhebung im Tarifgebiet Ost auf 100% West zum 1. Januar 2010 3. Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 60 Euro zum 1. März 2009 um 1,2% zum 1. März 2010 4. Einmalzahlung von 40 Euro für die Monate Januar und Februar 2009 5. Streichung des Leistungsentgeltes und Ein- bau in die Tabelle ab 1. Januar 2009 6. unverzügliche Verhandlungen zur Entgelt- ordnung (einschließlich Lehrkräfte) nach den Sommerferien auf der Grundlage der alten Eingruppierungsregelungen des Bun- desangestelltentarifvertrages (BAT) 7. Änderungen im Manteltarifrecht, u. a. Ver- längerung der Aufstiegsregelungen des BAT 8. Laufzeit bis zum 31. Dezember 2010 Weitere Punkte betreffen Änderungen im Überleitungsrecht sowie Verbesserungen für einzelne Beschäftigtengruppen. Gewerkschaften: Ein tragfähiger Kompromiss Die Verhandlungsführer der Gewerkschaf- ten sprachen von einem „tragfähigen Kom- promiss“, der aber keine Begeisterung auslö- sen könne. Positiv zu vermerken ist, dass die Einigung aus einem Mix unterschiedlicher tarifpoliti- scher Instrumente besteht: • Sockelbetrag Lineare prozentuale Erhöhung • Einmalzahlungen Manteltarifliche Verbesserungen Erhöhung um 5,3 – 6,5 Prozent Diese unterschiedlichen Teile führen zu ei- nem je nach persönlichem Entgelt unter- schiedlichen Ergebnis. So errechnen die Ge- werkschaften im Durchschnitt eine Erhöhung der Entgelte um 5,8% bezogen auf eine Lauf- zeit von 24 Monaten. Da sich Einmalzahlun- www.gew-nds.de Hinweis Diese EuW erscheint als Doppelausgabe 3-4/2009. Die Aprilausgabe entfällt. Die nächste EuW erscheint zum gewohnten Zeitpunkt im Mai 2009. Pressekonferenz: Die Verhandlungskommissionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften verkünden das Ergebnis der Tarifverhandlungen. Auf unse- rem Foto Achim Meerkamp (ver.di), Ilse Schaad (GEW), Konrad Freiberg (GdP), Frank Stöhr (dbb-tu), Hartmut Möllring, Hartmut Linssen (Finanzminis- ter Nordrhein-Westfalen) und Frank Bsirske (ver.di; v.lks). Foto: Kay Herschelmann
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HERAUSGEBER: GEWERKSCHAFT ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT K 1527 E, NR. 3-4 17. MÄRZ 2009

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Tarif- und Besoldungsrunde 2009 / Mitglieder stimmen zu

Doppel-Null verhindert –Entgelterhöhung erzielt

Am 13. März stimmten die zuständigenGremien der GEW der am 1. März er-zielten Einigung der Tarifvertragspartei-

en für die Beschäftigten der Länder zu. Nachzum Teil sehr schwierigen Verhandlungen,die durch eine äußerst starre Haltung der Ta-rifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) be-lastet wurden, konnte in der 4. Verhand-lungsrunde in Potsdam eine Tarifeinigung er-zielt werden. Der Tarifvertrag wurde zwar pa-raphiert, bedurfte aber zur Wirksamkeit nochder Zustimmung der Gewerkschaftsmitglie-der. In einer Mitgliederbefragung stimmten

über 80% der Befragten für die Annahmedes Tarifergebnisses.

Folgende Hauptpunkte enthältder Tarifkompromiss:1. Erhöhung der Tabellenentgelte des TV-L:

• ab 1. März 2009 um 40 Euro und dann um3,0%

• ab 1. März 2010 um 1,2 %2. Anhebung im Tarifgebiet Ost auf 100%

West zum 1. Januar 20103. Erhöhung der Ausbildungsentgelte

• um 60 Euro zum 1. März 2009• um 1,2% zum 1. März 2010

4. Einmalzahlung von 40 Euro für die MonateJanuar und Februar 2009

5. Streichung des Leistungsentgeltes und Ein-bau in die Tabelle ab 1. Januar 2009

6. unverzügliche Verhandlungen zur Entgelt-ordnung (einschließlich Lehrkräfte) nachden Sommerferien auf der Grundlage deralten Eingruppierungsregelungen des Bun-desangestelltentarifvertrages (BAT)

7. Änderungen im Manteltarifrecht, u. a. Ver-längerung der Aufstiegsregelungen desBAT

8. Laufzeit bis zum 31. Dezember 2010Weitere Punkte betreffen Änderungen im

Überleitungsrecht sowie Verbesserungen füreinzelne Beschäftigtengruppen.

Gewerkschaften: Ein tragfähiger Kompromiss

Die Verhandlungsführer der Gewerkschaf-ten sprachen von einem „tragfähigen Kom-promiss“, der aber keine Begeisterung auslö-sen könne.

Positiv zu vermerken ist, dass die Einigungaus einem Mix unterschiedlicher tarifpoliti-scher Instrumente besteht:• Sockelbetrag• Lineare prozentuale Erhöhung• Einmalzahlungen• Manteltarifliche Verbesserungen

Erhöhung um 5,3 – 6,5 ProzentDiese unterschiedlichen Teile führen zu ei-

nem je nach persönlichem Entgelt unter-schiedlichen Ergebnis. So errechnen die Ge-werkschaften im Durchschnitt eine Erhöhungder Entgelte um 5,8% bezogen auf eine Lauf-zeit von 24 Monaten. Da sich Einmalzahlun-

www.gew-nds.de

HinweisDiese EuW erscheint als Doppelausgabe 3-4/2009.Die Aprilausgabe entfällt.

Die nächste EuW erscheint zum gewohnten Zeitpunkt

im Mai 2009.

Pressekonferenz: Die Verhandlungskommissionen von Arbeitgebern und Gewerkschaften verkünden das Ergebnis der Tarifverhandlungen. Auf unse-rem Foto Achim Meerkamp (ver.di), Ilse Schaad (GEW), Konrad Freiberg (GdP), Frank Stöhr (dbb-tu), Hartmut Möllring, Hartmut Linssen (Finanzminis-ter Nordrhein-Westfalen) und Frank Bsirske (ver.di; v.lks).

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3-4/2009 NIEDERSACHSEN

TARIFRUNDE 20092

gen und Sockelbeträge bei niedrigeren Beträ-gen prozentual stärker auswirken als beihöheren Einkommen, ist der Wert bei denoberen Einkommensgruppen geringer. So er-höht sich beispielsweise das Entgelt in Ent-geltgruppe 11, Stufe 4 um 6,1% und in derEntgeltgruppe 13, Stufe 2 um 5,5%.

Alles in allem ein respektables Ergebnis,insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieArbeitgeber zuvor lediglich 2,1% für 2009 undkeinerlei Erhöhung für 2010 angeboten hatten.Dieses Angebot der „Doppel-Null“ wurde, ge-stützt durch die massiven Warnstreiks in derWoche vor der 4. Verhandlungsrunde, so am25. Februar in Hannover (siehe Seite 14 + 19)deutlich verbessert. Im Ergebnis konnte somitein Reallohnverlust verhindert werden und An-schluss an die Entgeltentwicklung bei Bundund Kommunen gehalten werden.

Wichtige Forderungen der GEW umgesetzt

Neben der Erhöhung der Entgelte konntennoch weitere wichtige Ergebnisse für Be-schäftigte aus dem Organisationsbereich derGEW erzielt werden und spezifische Forde-rungen der GEW umgesetzt werden.• Abschaffung des Leistungsentgeltes und

Einbau in die Tabellen • Erhöhung der Entgelttabelle um 14,40 Euro

bzw. 12,80 Euro für viele Lehrkräfte • Verlängerung des Überleitungsrechts • Anrechnung von 6 Monaten des Referenda-

riats auf die Stufenlaufzeit • Strukturausgleich für Lehrkräfte der Vergü-

tungsgruppe II b an Schulen und Hochschu-len

• Verhandlungen über die Einbeziehung vonHilfskräften an Hochschulen in den TV-L

• Stärkere Berücksichtigung von beruflicherErfahrung bei Arbeitgeberwechsel.Als besonders relevant ist die Durchsetzung

der Anerkennung von Zeiten eines Referenda-riats anzusehen, da alle neu eingestellten Ta-rifbeschäftigten bereits nach einem halbenJahr in die Stufe 2 ihrer Entgeltgruppe auf-rücken und früher ein höheres Gehalt bezie-hen. Dies begünstigt auch befristet Beschäf-tigte (Feuerwehrlehrkräfte).

Auch die erreichte Verlängerung des Über-leitungsrechts führt bei bestimmten Beschäf-tigten, die noch unter BAT eingestellt wur-den, zum Erhalt von Bewährungs- und Zeit-aufstiegen. Hierbei handelt es sich um Be-schäftige im sozialpädagogischen Bereich, inHochschule und Forschung sowie Lehrkräfte(Nicht-Erfüller). Wichtig ist, dass die Betroffe-nen einen Antrag auf Weitergeltung desÜberleitungsrechts stellen müssen.

Streitpunkt Leistungsentgelt?Das Leistungsentgelt (bisher Paragraf 18

TV-L) wird nach dem Tarifabschluss gestri-chen, das hierfür bereitstehende Geldvolu-men in das Tabellenentgelt zurückgeführt.Diese Rückführung erfolgt in Höhe von 20Euro (= 50 Prozent des 40-Euro-Sockels)gleicht die bisher ausgeschütteten Beträgenicht aus.

Die Gewerkschaften wollten daher dasLeistungsentgelt nicht mit einem Sockel,sondern mit einem Prozentanteil zurück-führen. Dies scheiterte am Widerstand derArbeitgeber. Die Einbeziehung des Lei-stungsentgelts in die Tabelle bedeutet keinematerielle Entgelterhöhung und ist daher ne-gativ zu bewerten

Eine abschließende Bewertung kann beidiesem Gesamtpaket sicherlich nur differen-ziert vorgenommen werden. Immerhin ent-hält das Tarifpaket nicht weniger als 29 ver-schiedene Komponenten. Gemessen an derAusgangsforderung von 8%, mindestensaber 200 Euro ist die rein prozentuale Er-höhung nur mit Einschränkungen als Erfolgzu werten. Misst man den Kompromiss aberan der realen gesellschaftlichen Situation,die sich zwischen der Aufstellung der Forde-rung im September bis Anfang Dezember2008 erheblich verändert hat, so ist die Eini-gung durchaus vorzeigbar. Die Lohnforde-rung orientierte sich an der bei Bund undKommunen aufgestellten, wobei jedoch eini-ge gravierend andere Bedingungen seitensder Gewerkschaften mit zu bedenken sind• Die Tarifrunde 2008 bei Bund und Kommu-

nen fand in einer Phase wirtschaftlichenAufschwungs statt.

• Die gewerkschaftliche Kampfkraft ist im Be-reich der Länder wesentlich schwächer.

• Es gibt kaum Bereiche, in denen wirtschaftli-cher Druck auf die Arbeitgeber ausgeübtwerden kann.

• Der Arbeitgeberverband TdL tritt wesentlichkonfrontativer auf.

• Im Bereich der Länder dominieren Beamtin-nen und Beamten gegenüber den Tarifbe-schäftigten (Polizei und Schule).

• Die Kräfteverhältnisse zwischen den betei-ligten Gewerkschaften sind anders als imKommunalbereich.

Tarif- und Besoldungspolitik als Einheit begreifen

Diese unterschiedlichen Ausgangsbedin-gungen müssen genauer analysiert werdenund die Ergebnisse in die gewerkschaftlicheStrategie einfließen.

Die Bereiche Schule/Hochschule und Poli-zei stellen die mit Abstand größten Personal-körper unter der Länderbeschäftigten. Dahersind in zukünftigen Tarifrunden die Gewerk-schaft GdP und insbesondere die GEW sehrviel stärker in die Auseinandersetzungen ein-zubeziehen.

Bei einer Mehrheit von Beamtinnen und Be-amten in Schule und Polizei, kann daher Tarif-und Besoldungspolitik nur als Einheit begrif-fen werden. Somit wird es zur Durchsetzungzukünftiger Forderungen entscheidend daraufankommen, Beamtinnen und Beamte gemein-sam mit Tarifbeschäftigten in Aktionen einzu-beziehen. In Ansätzen ist dies 2009 in Nieder-sachsen schon gelungen.

Tarifergebnis zeit- und inhalts-gleich auf Beamte übertragen

Die Forderung nach zeit- und inhaltsglei-cher Übertragung des Tarifergebnisses auf dieniedersächsischen Beamtinnen und Beamtenwar immer Bestandteil der gewerkschaftli-chen Politik. Es liegen bereits aus sieben Bun-desländern entsprechende Gesetzentwürfebzw. Absichtserklärungen der Landesregie-rungen vor. Die GEW fordert gemeinsam mitden anderen Gewerkschaften und dem DGBhier entsprechende Schritte der Landesregie-rung. Ein Abkoppeln bzw. eine nur teilweiseÜbertragung werden die Gewerkschaftennicht kampflos hinnehmen.

Laut internen Informationen soll im Finanz-ministerium ein Vorschlag zur Übertragung aufdie Beamtinnen und Beamten in Vorbereitungsein. Sobald hier Näheres bekannt ist, werdenwir unverzüglich informieren.

Profil in der Tarif- und Besoldungspolitik gewonnen

Insgesamt muss man konstatieren, dass dieGEW ihrem Ziel einer durchsetzungsfähigenTarif- und Besoldungspolitik erheblich nähergekommen ist. Die spezifischen Interessender Beschäftigten im Bildungsbereich konntedie GEW in dieser Tarif- und Besoldungsrundeerkennbar verdeutlichen und in vielen Berei-chen durchsetzen. Die Beteiligung von mehre-ren Zehntausend Beschäftigten des Schulbe-reichs im Osten, aber zunehmend auch imWesten hat hier entsprechend für Nachdruckgesorgt und sprechen nachdrücklich für dieseThese. (Siehe auch Seite 14 und 19 dieserAusgabe). RÜDIGER HEITEFAUT

In der 4. Verhandlungsrunde den Durchbruch erzielt. Auf unserem Foto Achim Meerkamp, IlseSchaad, Rainer Speer (Finanzminister Brandenburg) und Hartmut Möllring (von links).

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NiedersachsenBerliner Allee 16, 30175 Hannover, Tel. 0511/33804-0, Fax: 0511/33804-46, e-mail: [email protected], Internet: www.GEW-Nds.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,ich wende mich an Euch in höchster Sorge um den weiteren Bestand der

Integrierten Gesamtschulen nicht nur in Niedersachsen. So einen Angriffauf die Gesamtschulen hat es in der 40-jährigen Geschichte noch nicht ge-geben.

Ich wende mich an Euch, weil wir die Chance nutzen müssen, jetzt alleszu tun, um unsere IGSen und die nach Schuljahrgängen gegliederten KGS-en zu retten. Die Chancen stehen nicht schlecht, weil die Gesamtschulenim Aufwind sind.

Worin besteht der Angriff? Ministerpräsident Wulff hat – noch etwas ne-bulös – formuliert, die Landesregierung plane eine Änderung des Schulge-setzes und wohl auch des Grundsatzerlasses mit dem Ziel, ab 2010 an In-tegrierten Gesamtschulen und an allen Kooperativen Gesamtschulen dasAbitur in einem 8–jährigen Bildungsgang verpflichtend einzuführen. DasG 8 soll in den Gesamtschulen implementiert werden.

Die Auswirkung der Schulzeitverkürzung für einen Teil der Schülerschaftder Gesamtschulen liegt auf der Hand. Die integrierte Sekundarstufe I wirdzerstört. Die Anhebung der Wochenstundenzahl in den Jahrgängen 5 bis 10bedeutet, dass ein gemeinsamer Unterricht, das bisherige Differenzie-rungsmodell ab Klasse 7 auf zwei Leistungsniveaus und der bisher beste-hende Wahlpflichtbereich nicht mehr existieren können. Wenn die Schüle-rInnen des gymnasialen Bildungsgangs separiert werden, ist die Abtren-nung der „RealschülerInnen“ von „HauptschülerInnen“ vorprogrammiert.

Es ist meines Erachtens eine Illusion zu glauben, man könne durch einekluge und behutsame Umsetzung diese Auswirkungen innerhalb einer IGSoder integrierten KGS „unterlaufen“. Die Situation ist überhaupt nicht zuvergleichen mit der Einführung der verbindlichen Fachleistungsdifferenzie-rung vor 30 Jahren.

Viele SchulleiterInnen von Gesamtschulen haben sich in den letzten Ta-gen in diesem Sinne in der Presse geäußert. Journalisten schreiben vom„Krieg gegen die Gesamtschulen“ und davon, dass Wulff Öl ins Feuer gießt.Eine öffentlich wahrnehmbare Protestbewegung wird erwartet.

Wulff startet seinen Angriff auf die Gesamtschulen gerade zu dem Zeit-punkt, in dem sich zahlreiche Schulträger aller politischen Couleurs mitdem Gedanken tragen, zur Sicherung eines vollständigen Schulangebots inden Landkreisen Integrierte Gesamtschulen einzurichten. Schulträger wol-len frei entscheiden, wie sie die Bildungsgänge in ihrem Territorium anbie-ten. In diesem Sinne hatten sich der Niedersächsische Landkreistag (Loc-cumer Erklärung) und der Städtetag geäußert. Die Kommunalpolitiker kön-nen sich dabei auf ein überragendes Interesse der Elternschaft stützen.

Eine Aufspaltung der IGSen in Schulzweige erfordert mehrzügige, alsodeutlich größere Schulen. Die Schulträger aber fordern kleinere Gesamt-schulen, die vierzügig und als Ausnahme auch dreizügig sein sollen. WulffsPläne stehen in deutlichem Widerspruch zu den Erfordernissen des demo-graphischen Wandels, des drastischen Rückgangs der Schülerzahlen.

Die bestehenden IGSen und KGSen haben sich in den letzten Jahren im-mer mehr auch als Alternative zum Gymnasium, insbesondere zum G8 ent-wickeln können. Eltern verstehen nicht, warum ihnen diese Alternative ge-nommen werden soll, so lautet die Stellungnahme des Vorsitzenden desLandeselternrats Matthias Kern.

Ministerpräsident Wulff hat im Wahlkampf verstanden, das Interesse derEltern an den Gesamtschulen zu beachten, indem er die Aufhebung desGründungsverbots ankündigte. Die 13 neuen Gesamtschulen (11 IGS, 2

KGS), die zum 1.8. 2009 ihre Arbeit aufnehmen, die zahlreichen weiterenSchulträger, die Gesamtschul-Gründungen für 2010 vorbereiten, bestäti-gen das in diesem Ausmaß neue Interesse an einer Alternative zum geglie-derten Schulsystem. Wulff muss sich nun entscheiden, ob er als Landesva-ter zu klugen Entscheidungen steht, die mit den Vorstellungen aus seinerkommunalpolitischen Basis übereinstimmen, oder ob er in der Pose desgealterten Funktionärs der Schülerunion im Auftrage des Philologenver-bands verharrt, der keine Alternative, kein Abitur nach 13 Schuljahren anGesamtschulen zulassen will.

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP, McAllister und Jörg Bode,haben in ihrer Pressemitteilung vom 3. März den Regierungsbeschluss mitdem Satz befürwortet: „Die Fraktionen von CDU und FDP begrüßen dasZiel der Landesregierung, Gesamtschulen zu ermöglichen, die Hochschul-zugangsberechtigung nach 12 Jahren zu vergeben.“ Entweder ist dieseAussage purer Zynismus oder die Regierungsposition wird vorsichtig modi-fiziert. Es gehört zu den programmatischen Vorstellungen der Gesamtschu-len Lernwege zu individualisieren. Wenn Gesamtschulen also etwa dieMöglichkeit bekommen sollten, auf äußere Fachleistungsdifferenzierung zuverzichten und eigene Modelle von jahrgangsübergreifendem Unterrichteinführen zu können, darüber wäre zu sprechen.

In der Landesfachgruppe Gesamtschulen haben wir verschiedene Akti-vitäten beraten, die wir den Gesamtschulen, den Gründungsinitiativen, ins-besondere auch den Eltern und Schülerinnen und Schülern vorschlagen.Eine gewisse Einheitlichkeit in den inhaltlichen Aussagen und im Vorgehenerhöht unsere politische Wirksamkeit.

Möglichst schnell:1. Protestresolutionen gegen die Zerstörung der integrierten Sekundarstufe

I, die Zerschlagung der IGS von schulischen Gremien: Schulvorstand,Schulelternrat, Gesamtkonferenz, Personalversammlung, Schülervertre-tung gerichtet an das Kultusministerium , an die GEW zur Kenntnis

2. Protestschreiben der Planungsgruppen und Gesamtschulinitiativen3. Veröffentlichung der Protestschreiben in der regionalen Presse und Mail-

Versand an die anderen Gesamtschulen und die Gesamtschulinitiativen4. Örtliche öffentlichkeitswirksame Aktionen

Mittelfristig:5. Petition von Eltern, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern an den Kul-

tusausschuss des Landtages6. Versammlung im Leineschloss mit Beteiligung aus Schulen, von Initiati-

ven, von Kommunalpolitikern vor einem Landtagsplenum am 12. Mai7. Öffentliche Lehrstunde zum Thema Demokratie und demokratisches

Schulsystem in HannoverWeitere Anregungen sind willkommen.

Mit solidarischen GrüßenEberhard Brandt

Als Anlage erhaltet ihr:1. Entwurf (neu) einer Petition, die vor Ort abgewandelt werden kann. Un-

terzeichner sind immer einzelne BürgerInnen. Für SchülerInnen wird eingesonderter Text entwickelt.

2. Pressemitteilung des „Elternverband für Gesamtschulen Niedersachsen“3. Eine Analyse von Dr. Dieter Galas

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

An– die Leiterinnen und Leiter der Gesamtschulen– die Personalräte der Gesamtschulen– die Kollegien der Gesamtschulen– die GEW-Landesfachgruppe Gesamtschulen– den Landesvorstand der GEW Hannover, 6. März 2009

Protest gegen die Zerschlagung der Integrierten GesamtschulenDamit kommt Wulff nicht durch!Einschätzung der Regierungspläne – Vorschläge zum koordinierten Protest

Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftNiedersachsenVorsitzender

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3-4/2009 NIEDERSACHSEN

GESAMTSCHULE4

VON DR. DIETER GALAS

Der Kabinettsvorlage des Kultusministeri-ums vom 24. Februar 2009 zum „Bil-dungsland Niedersachsen“ sind die fol-

genden Ausführungen zur Absicht entnom-men, auch an den IGS die Allgemeine Hoch-schulreife nach zwölf Schuljahren zu verge-ben:„Schaffung einheitlicher Bildungsbedingun-gen auf dem Weg zum Abitur

Niedersachsen stellt sich erfolgreich denbildungspolitischen Herausforderungen imnationalen und internationalen Vergleich. Zuden internationalen Standards gehört auch,

dass die Hochschulzugangsberechtigungnach zwölf Schuljahren vergeben wird. Diesgilt auch für Gesamtschulen. In Niedersach-sen soll dies künftig ebenso der Fall sein. Al-le Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufesollen ab 2018 die Allgemeine Hochschulrei-fe nach zwölf Schuljahren vergeben.

Denjenigen Schülerinnen und Schülern, dieden Weg zum Abitur nach zwölf Jahren nichtwählen, eröffnet die Realschule mit ansch-ließender Fachoberschule oder Fachgymnasi-um den Weg zur Hochschulreife nach 13 Jah-ren.

Integrierte Gesamtschulen bleiben im Se-kundarbereich I in ihrer Anlage grundsätzlich

erhalten. Für die Schülerinnen und Schüler mitgymnasialem Leistungsniveau wird über eineentsprechende Ausgestaltung des Wahl-pflichtunterrichts der Erwerb der AllgemeinenHochschulreife nach zwölf Jahren sicherge-stellt.“

Radikaler Schwenk der Landesregierung

Mit der Absicht, nach den Gymnasien (undden Gymnasialzweigen der Kooperativen Ge-samtschulen) („G 8“) nun auch den Integrier-ten Gesamtschulen (IGS) aufzugeben, denWeg zum Abitur um ein Jahr zu verkürzen(„I 8“), nimmt die Landesregierung einen radi-kalen Schwenk vor. So hieß es im Jahre 2003,als das unbefristete Verbot der Errichtungneuer Gesamtschulen und die Verkürzung derSchulzeit bis zum Abitur an den Gymnasien imSchulgesetz verankert wurde, in der Begrün-dung des Gesetzentwurfs (Landtagsdruck-sache 15/30, S. 15):„Die Einführung weiterer Gesamtschulen …geht zulasten der Bildungsqualität“.

Weil man im Regierungslager nicht vonder Leistungsfähigkeit der IGS überzeugtwar, durften die damals bestehenden IGSnicht an der Schulzeitverkürzung teilnehmen.An dieser Einschätzung der IGS hat sich imGrunde bis heute nichts geändert. So wur-den die IGS noch im Februar-Plenum desLandtags als „Einheitsschule“, als „antiquier-te Schulform“ und als „Schulform von vorge-stern“ bezeichnet und ihre Verfechter „Träu-mer der 70er-Jahre“ genannt.

Regierungslager nicht von Leistungsfähigkeit der IGS überzeugt

Nachdem sich einerseits die Einführungdes „G 8“ als sehr konfliktträchtig herausge-stellt und andererseits sich nach Aufhebungdes Errichtungsverbots eine große Eltern-nachfrage nach einem alternativen und weni-ger stressbeladenen Bildungsweg bis zumAbitur, also nach mehr IGS-Plätzen, ent-wickelt hat, soll plötzlich auch die IGS in derLage sein, die Allgemeine Hochschulreifenach zwölf Schuljahren zu vergeben. Das istsie für einen bestimmten Teil ihrer Schülerin-nen und Schüler zweifellos auch. Aber ebennicht für alle!

Dass es zum pädagogischen Konzept derIGS gehört, alle Schülerinnen und Schülergemeinsam zu einem möglichst qualifiziertenSchulabschluss zu führen und die Schullauf-bahn möglichst lange offen zu halten, wirdvon denen nicht akzeptiert, die jetzt der IGSeinen vermeintlichen Vorteil nehmen und siein die Schulzeitverkürzung zwingen wollen,weil sie mit aller Macht am „begabungsge-rechten“ Schulwesen festhalten wollen. Der

Überlegungen zur Absicht der Landesregierung, an den niedersächsischen IGS das Abitur nach zwölf Jahren einzuführen

Bleiben die IGS„Integrierte“ Gesamtschulen?

Wie schon jetzt an den Gymnasien soll an den Integrierten Gesamtschulen das Abitur nachzwölf Jahren vergeben werden. Kritiker sehen darin einen Angriff auf die Integration selbst. DerWiderstand wächst.

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Dagmar Austin, Hameln; Detlev Bayer, Olden-burg; Katrin Biester, Rinteln; Johanne Bouws,Nordhorn; Anke Brandt, Hannover; Ulrike Bre-genhorn, Oldenburg; Christa Debbeler, Wal-lenhorst; Margit Fickinger, Hildesheim; BirgitFlohr-Liebthal, Springe; Martin Giesecke-Eh-lers, Langenhagen; Jutta Hartje-Schmidt, Hil-desheim; Ulrike Herbst, Wolfenbüttel; HelgaHülsmann, Hannover; Jutta Jaeger, Neindorf;Hildegard Käter, Lindern; Karin Koch, Goslar;Gerlinde Kruse, Sehnde; Gabriele Lehne-Smei-kal, Braunschweig; Johanna Leicht, Wallen-horst; Christina Marx, Hannover; Margitta Nitt,

Lingen; Lore Puntigam, Oldenburg; RüdigerStreilein, Sehnde; Karl-Heinz Reinisch, Vögel-sen; Hans-Jürgen Schlüter, Vordorf; KlausSchluepmann, Betzdorf; Hans-Georg Schmidt,Cuxhaven; Karin Schröder, Oldenburg; UrsulaSprung, Meppen; Eva Staudinger, Bremen;Manfred Steps, Sickte; Sonja Thienel, Haste;Annegret Thomsen-Holz, Meine; Edda Traul-sen, Scharnebeck; Michael Wehrhahn, Syke;Frauke Weitemeier, Celle; Gaby Wendel-Rothe,Wilhelmshaven; Christa Westphal-Schmidt,Wolfsburg; Christina Renneberg, Göttingen;Christine Schmidt, Bad Gandersheim.

25 Jahre in der GEWZum „Silbernen“ GEW-Jubiläum gratulieren wir im April folgenden Kolleginnen und Kollegen unddanken für ihre langjährige Mitgliedschaft:

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GESAMTSCHULE 5

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

in den Elternbefragungen in den Landkreisenund Gemeinden überall nachweisbareWunsch nach IGS-Plätzen, der den nachPlätzen im herkömmlichen Schulwesen häu-fig deutlich übersteigt, soll nachhaltig be-grenzt werden.

IGS halten Schullaufbahn möglichst lange offen

Dazu ist der Regierungsmehrheit schon bis-her jedes Mittel Recht gewesen. Dass beirückläufigen Schülerzahlen für die Errichtungeiner IGS eine über 14 Jahre reichende Fünf-zügigkeit als Genehmigungsvoraussetzungnachgewiesen werden muss, kann nur mitKopfschütteln zur Kenntnis genommen wer-den und muss schlicht als Bösar-tigkeit bezeichnet werden. ZumVergleich: Nicht weniger als 66 %der Hauptschulen erreichen imSchuljahr 2008/09 in ihrem 5.Schuljahrgang nicht die vorge-schriebene Mindestgröße von zweiparallelen Klassen. Wie groß mussdie Angst vor der „antiquierten“Schulform sein, wenn man imSchulgesetz festschreiben lässt,dass bei Errichtung einer IGS derBesuch herkömmlicher Schulenunter zumutbaren Bedingungengewährleistet bleiben muss! StattWettbewerb der Schulformen viel-mehr Schutzglocke für die her-kömmlichen Schulen! Dass regie-rungsseitig nicht akzeptiert wird,dass zum pädagogischen Konzeptder IGS ihre Arbeit als Ganztags-schule gehört, sei hier der Voll-ständigkeit halber noch einmal ge-sagt.

Die Forderung nach Fünfzügigkeit ist schlicht bösartig

Sollte tatsächlich die „I 8“ nachÄnderung des Schulgesetzes ein-geführt werden, hätte dies erhebli-che Auswirkungen auf den Sekun-darbereich I dieser Schulform. Er bliebe nichtin seiner Anlage „grundsätzlich erhalten“ (sie-he oben). Das soll im Folgenden gezeigt wer-den.

„I 8“ hat zur Folge, dass für einen Teil derSchülerschaft der IGS der 10. Schuljahrgangzur „Einführungsphase“ der dreijährigengymnasialen Oberstufe wird. Das bedeutet,dass spätestens nach dem 9. Schuljahrgangeigene Klassen für diese Schülerinnen undSchüler gebildet werden müssen. Ende desgemeinsamen Unterrichts nach dem 9.Schuljahrgang! Damit nicht genug: Es musszwangsläufig nach Klasse 9 ein „Filter“ ein-gebaut werden, der den Zugang zu „G 10“reguliert. Das bedeutet eine Art vorgezoge-ner Abschluss oder zumindest eine „Verset-zung“ von 9 nach G 10. Die Versetzungs-und/oder die Abschlussverordnung müsstenin diesem Sinne geändert werden. Knapp 40Jahre sind die IGS in Niedersachsen – wasviel zu wenig bekannt ist – im Sekundarbe-reich I eine Schulform ohne Versetzungenund ohne Sitzenbleiben, ohne dass das ih-nen und vor allem den Schülerinnen undSchülern geschadet hätte!

Ende des gemeinsamen Lernensnach dem 9. Jahrgang

Die Rückwirkung von „I 8“ auf den integrier-ten Sekundarbereich I beginnt aber nicht erstam Ende des 9. Schuljahrgangs. Da sich dasKultusministerium an die KMK-Vereinbarunghält, dass vom 5. Schuljahrgang bis zum Abi-tur 265 Wochenstunden Unterricht nachge-wiesen werden müssen, muss der Stunden-anteil für die „I 8“-Schüler(innen) größer seinals für die anderen. Nach den zurzeit gültigenGrundsatzerlassen haben die IGS-Schülervon 5 bis 10 insgesamt 179 WochenstundenUnterricht, die „G 8“-Schüler hingegen 192Stunden. Es dürfte völlig ausgeschlossen

sein, dass die erhöhte Stundenzahl allenSchülerinnen und Schülern zugestanden wird.Dann stellt sich aber die Frage, für welcheSchülerinnen und Schüler von welchem Jahr-gang an eine höhere Wochenstundenzahl ver-bindlich sein wird. Das müsste spätestensvom 7. Schuljahrgang, eher früher erfolgen.Also Einrichtung von D-Zug-Klassen von An-fang an? Das wäre wirklich das Ende der Inte-grierten Gesamtschule. Zu bezweifeln ist,dass die „Mehr“-Stunden ausschließlich imWahlpflichtbereich angesiedelt werden, wiedas die oben zitierte Kabinettsvorlage weis-machen will.

Das Ende der „integrierten“ Gesamtschule

„D-Zug“-Überlegungen haben übrigensschon im Jahre 2003 eine Rolle gespielt. DieIGS könnten ja auch nach 12 Jahren das Abi-tur vergeben, hieß es damals bei den Regie-rungsfraktionen, wenn sie „besondere Ange-bote“ für „besonders leistungsstarke Schüle-rinnen und Schüler“ („D-Zug-Klassen“) vor-hielten (nachzulesen in Protokollen des Kul-tusausschusses und im schriftlichen Bericht –

Drucksache 15/290 – über die Schulgesetz-Novelle vom Sommer 2003). Diese Überle-gungen haben dann tatsächlich Eingang ge-funden in den Erlass vom 3.2.2004 über dieArbeit in der IGS. Danach kann „zu Beginndes Schuljahrgangs 5“ eine Klasse für diejeni-gen Schülerinnen und Schüler eingerichtetwerden, die die Allgemeine Hochschulreife einJahr früher, also nach zwölf Schuljahren, er-werben wollen (Wer weiß das schon zu die-sem Zeitpunkt?). Die Verkürzung der Schulzeitsoll durch gleichsam kollektives Überspringeneines Jahrgangs erfolgen. Von dieser Möglich-keit hat keine IGS Gebrauch gemacht.

In diesem Zusammenhang ist auch damitzu rechnen, dass der große Spielraum, den

die IGS bei der Gestaltung derFachleistungsdifferenzierung inden Fächern Deutsch, Mathema-tik, Englisch und Naturwissen-schaften zurzeit noch haben, beider Realisierung von „I 8“einge-schränkt werden wird. Ob dieMöglichkeit bestehen bleibenwird, lediglich auf zwei Anspruch-sebenen (A- und B-Kurse) zu diffe-renzieren, darf wohl bezweifeltwerden. Sollten die Pläne der Lan-desregierung nicht verhindertwerden können, werden sich dieIGS sehr wahrscheinlich auch aufdie verpflichtende Einrichtung von(gymnasialen) „Z-Kursen“, min-destens in den oberen Schuljahr-gängen einstellen müssen. Ver-mutlich werden sie sich auch vonder Möglichkeit verabschiedenmüssen, bis zum 8. SchuljahrgangLernentwicklungsberichte stattNotenzeugnisse auszustellen.

Der Widerstand gegen die Politik der Regierung Wulff wächst täglich

Eine Möglichkeit, den Angriffder Landesregierung auf die IGSzu durchkreuzen, könnte darin lie-gen, dass alle Schülerinnen und

Schüler auf den Eintritt in den G-Zug verzich-ten, die Schuljahrgänge 5 bis 10 auf dem heu-tigen „Normal“-Weg durchlaufen und erstnach der 10. Klasse in die Einführungsphaseder gymnasialen Oberstufe eintreten, wennsie den erweiterten Sekundarabschluss er-worben haben. Für sie bliebe es dann bei „I9“. Alle Schülerinnen und Schüler und ihre El-tern zu einem solchen Schritt zu motivieren,dürfte aber sehr schwer werden. Abgesehendavon, dass es nicht ganz leicht zu erklärenwäre, warum ein 10. Schuljahrgang zweimalabsolviert werden muss.

Nicht allzu sehr sollten sich die bestehen-den und künftigen IGS ohne gymnasiale Ober-stufe darauf verlassen, dass in der eingangszitierten Kabinettsvorlage nur von IGS mitgymnasialer Oberstufe die Rede ist. An ihnenwird der Kelch nicht vorübergehen; auch siewerden für einen Teil der Schülerschaft den10. Schuljahrgang als Einführungsphase, alsoals erstes Jahr der dreijährigen gymnasialenOberstufe führen müssen, wenn es dem täg-lich stärker werdenden Widerstand nicht ge-lingt, die Pläne der Landesregierung zur Aus-höhlung der IGS zu verhindern.

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Die Medienfrage, ob MinisterpräsidentWulff angesichts sich häufender Pro-blemlagen immer noch Lust habe in

Niedersachsen zu regieren, wurde von H.Brinkmann am 26. Februar 2009 in der „Neu-en Osnabrücker Zeitung“ deutlich positiv be-antwortet. Zwei Tage später war dazu in derwöchentlich erscheinenden Glosse „Aus mei-nem Papierkorb“ von M. Berger in der „Han-noverschen Allgemeinen Zeitung“ zu lesen:„Der Wulff sei mit seinem „ersten Regierungs-jahr“ in dieser Wahlperiode zufrieden“, meldetder Deutsche Depeschendienst. Na, was an-deres hätten wir vom Ministerpräsidentenauch gar nicht erwartet, der diese Woche al-len Eltern, die ihr Kind auf eine Gesamtschuleschicken, weil sie das Turbo-Abi eben nichtturbogeil finden, eine Ätsch-bätsch-Nasedrehte. Alle müssen jetzt in zwölf Jahren Abimachen, Gefangene werden nicht gemacht.Von wegen Wahlfreiheit. So kann auch dieSchulpolitik immer wieder reaktionäre Wen-dungen nehmen.

Es ist nicht einfach gewordenglänzend da zu stehen

Vor sechs Jahren strotzte die Regierungs-koalition regelrecht vor Zuversicht. Als Wulffnach einigen erfolglosen Anläufen 2003 vorallem dank strategischer Fehler der SPDdoch noch zum Ministerpräsidenten gekürtwurde, wurden für ihn vor dem Landtag Gir-landen aufgehängt. Endlich war die politi-sche Macht wieder bei denen, die aus kon-servativer bzw. rechtsliberaler Weltsicht oh-nehin ein Abonnement darauf haben.

Mittlerweile ist es nicht gerade einfachergeworden glänzend dazustehen. Wer jahre-lang einer Stärkung der sogenannten Markt-kräfte und entsprechender Deregulierungdas Wort geredet hat, was faktisch auf eineforcierte Umverteilung von unten nach obenhinauslief, ist durch die Finanzmarktkriseund ihre Folgen einigermaßen blamiert wor-den. Die bisherigen Versuche ihrer Bewälti-gung beinhalten keinen wirklichen Kurs-wechsel. Zustimmende Wählervoten sindweniger denn je garantiert. Auch in der Bil-dungspolitik weht inzwischen ein andererWind.

Bildungspolitik findet vor allem in den Län-dern statt. Wegen ihrer Bildungspolitik sindschon Regierungen abgewählt worden, auchin Niedersachsen. Die Parole „Wohlstand füralle“ ist inzwischen von „Bildung ist Hauptsa-che“ abgelöst worden. Die Realität sieht an-ders aus. Alle niedersächsischen Landesre-gierungen haben in den letzten Jahrzehntenzuwenig in die Bildung investiert und statt-dessen lieber die zu geringe Zahl der Be-schäftigten mit wachsenden Aufgaben be-frachtet. Die Bereitschaft der Beschäftigten,dieses ohne Widerspruch hinzunehmen, istallerdings merklich gesunken. Die Beteiligun-gen an der Großdemonstration am 8. Mai2008 gegen die Vertagung der Rückzahlungder Arbeitszeitkonten und an den Streiks undDemonstrationen im Rahmen der Tarif- undBesoldungsrunde 2009 sprechen eine deutli-

che Sprache. Auch Ministerpräsident Wulffzeigt inzwischen Nerven.

Er attackiert die GEW, deren Argumenteund Aktionen viele Betroffene und Interes-sierte beeindruckt haben. Bereits vor der Ka-binettspressekonferenz am 24. Februar, inder er zusammen mit seiner KultusministerinHeister-Neumann das Regierungskonzept zurUnterrichtsversorgung und Schulstruktur vor-stellte, warf er der GEW eine ideologisch ge-prägte Haltung vor. Es ist das alte Lied: dieeigene Position wird als rein sachlich be-stimmt und Kritik als ideologisch abgetan.Dabei war und ist gerade konservative Bil-dungspolitik immer wieder auch Gesell-schaftspolitik zur Stabilisierung gewollter ge-sellschaftlicher Ungleichheiten.

In der Bildungspolitikweht ein anderer Wind

Einen Tag nach der Pressekonferenz kames im NDR-Fernsehen in der Sendung„Menschen und Schlagzeilen“ zum Wort-duell zwischen Wulff und dem GEW-Lan-desvorsitzenden Eberhard Brandt. Wulffmusste einräumen, dass weit über tausendLehrkräfte zu wenig an den Schulen sindund Teilzeitarbeit auch eine Antwort auf zuhohe Belastungen darstellt. In Unkenntnisder wirklichen Situation geht er aber davonaus, dass die größten Probleme nach demdoppelten Abiturjahrgang 2011 bewältigtsein werden.

Er musste sich anhören, dass gegenLehrkräftemangel nicht Teilzeitaufstockungund Mehrarbeit helfen, sondern nur zusätzli-che Einstellungen, bessere Arbeits-, Aus-

und Weiterbildungsbedingungen und besse-re Bezahlung. Das Regierungskonzept grei-fe zwar einige Vorschläge der GEW auf, be-stehe aber zum größten Teil aus Luftbu-chungen und zusätzlichen Belastungen vonBelasteten. In seinem Schlusswort erneuerteWulff seinen Vorwurf, die GEW verfolgeideologische Ziele und arbeite gegen dieRegierung. So habe sie in einem Brief an al-le Lehrkräfte die Bitte der Kultusministerinan die in Teilzeit arbeitenden Lehrkräfte, ihreStunden zu erhöhen, kritisiert.

Wortduell auf NDR 3zwischen Wulff und Brandt

Was erwartet Wulff von der GEW? Regie-rungstreue? Die GEW macht das, was voneiner Bildungsgewerkschaft erwartet werdendarf: Sie vertritt die Interessen ihrer Mitglie-der und streitet für ein demokratisches Bil-dungswesen, das allen Menschen ohneAusgrenzung ein Lernen auf der Höhe derZeit ermöglicht. Dabei weiß sie sich einigmit vielen anderen im Lande, mit Eltern,Schülerinnen und Schülern, Studierendenund den anderen Gewerkschaften.

Ministerpräsident Wulff täte gut daran,seine eigenen ideologischen Scheuklappenabzulegen. Es ist z.B. kein Naturgesetz,dass Konservative Gesamtschulen das Leben schwer machen müssen. Vor derletzten Landtagswahl schien er das ei-nen Moment lang verstanden zu haben. In-zwischen ist er wohl längst wieder in Hal-tungen zurückgefallen, mit denen auf Dauernicht zu gewinnen sein wird.

RICHARD LAUENSTEIN

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

LANDESREGIERUNG6

Der Ministerpräsident zeigt Nerven

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Ein Entwurf der SPD-Fraktion zur Ände-rung des Schulgesetzes sowie je ein Ent-schließungsantrag der drei Oppositions-

fraktionen bildeten die Grundlage einer Debat-te im Februar-Plenum des Landtages, in der esum die Errichtung von Gesamtschulen und de-ren Führung als Ganztagsschulen ging. Dabeiprallten die gegensätzlichen Auffassungen vonRegierungsmehrheit und Opposition erneutunversöhnlich aufeinander. Eine Einigung aufeine einvernehmliche Weiterentwicklung desallgemein bildenden Schulwesens in Nieder-sachsen angesichts sinkender Schülerzahlenund des unübersehbaren Rückganges der An-meldezahlen zur Hauptschule ist nicht erkenn-bar.

Der von der Fraktion der SPD eingebrachteGesetzentwurf sieht die Streichung des Be-standschutzes für die herkömmlichen Schul-formen des Sekundarbereichs I vor, wonachbei Errichtung einer Gesamtschule der Besuchvon Hauptschulen, Realschulen und Gymna-sien „im Gebiet des Landkreises oder der kreis-freien Stadt unter zumutbaren Bedingungengewährleistet bleiben“ muss (§ 106 Abs. 2NSchG). Die kommunalen Schulträger sollenkünftig allein auf der Grundlage einer nachge-wiesenen Elternnachfrage zur Errichtung vonGesamtschulen berechtigt sein. Die Errichtungneuer (Integrierter) Gesamtschulen soll außer-dem dadurch erleichtert werden, dass die fürdiese Schulform von der Regierungsmehrheitwillkürlich festgesetzte Mindestgröße von fünfZügen reduziert wird.

Landtagsopposition stellt Entschließungsanträge

Diese Festsetzung habe sich als „gravieren-des Hindernis“ für eine vernünftige Neuord-nung der Schullandschaften in den Gemeindenund Landkreisen, insbesondere in den ländli-chen Bereiches des Flächenlandes Nieder-sachsen, erwiesen, heißt es in der Begründung

des Gesetzentwurfs. Die neue Mindestgröße –Vierzügigkeit – soll im Ausnahmefall auch un-terschritten werden dürfen. Als Voraussetzungfür eine Unterschreitung wird beispielsweisedie sinnvolle Nutzung eines vorhandenen Ge-bäudebestandes genannt.

Im bei der Errichtung neuer Gesamtschulenaufgebrochenen Streit, inwieweit zum pädago-gischen Konzept der Gesamtschulen die Arbeitals Ganztagsschule gehört, sieht der Gesetz-entwurf der SPD eine gesetzliche Klarstellungvor: Gesamtschulen „sollen“ als Ganztags-schulen geführt werden (§ 23 Abs. 1 NSchG).Das bedeute für die kommunalen Schulträger,dass sie bei Anträgen auf Errichtung einer Ge-samtschule nur in Ausnahmefällen davon ab-sehen können, gleichzeitig die Führung alsGanztagsschule zu beantragen, heißt es in derBegründung des Gesetzentwurfs. Folgerichtigsoll die bisherige Freiwilligkeit zur Teilnahmeder Schülerinnen und Schüler an den ganz-tagsspezifischen Angeboten der Schule „in derRegel“ durch eine Verpflichtung ersetzt werden(„gebundene“ statt „offene“ Ganztagsschule).

In den Entschließungsanträgen der Fraktio-nen Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE, diedie Landesregierung zum Handeln auffordern,werden weitgehend dieselben Forderungen er-hoben wie im Gesetzentwurf der SPD: Wegfalldes Bestandsschutzes für das herkömmlicheSchulsystem, Reduzierung der Mindestzügig-keit, Führen der Gesamtschulen als gebundeneGanztagsschule. Beim Vorliegen eines geeig-neten pädagogischen Konzepts sollen nachdem Antrag der Grünen auch zweizügige Ge-samtschulen genehmigt werden können. Ge-fordert wird darüber hinaus die Auflösung derbisherigen Haupt- und Realschulen zugunstenvon Integrierten Gesamtschulen. In der Ent-schließung der Fraktion DIE LINKE wird mitBlick auf die von der Landesregierung an-gekündigte Möglichkeit der stärkeren Koope-ration von Hauptschulen und Realschulen vor

der Einführung neuer Schulformen gewarnt.Das Einführen eines zweigliedrigen Schulsys-tems führe in die bildungspolitische Sackgas-se. In einer als Ergänzung zu ihrem Gesetzent-wurf gedachten Entschließung verlangt dieSPD-Fraktion von der Landesregierung, ab so-fort wieder gebundene Ganztagsschulen zugenehmigen, wenn das von den Schulen undSchulträgern beantragt wird und diese voll-ständig mit Lehrerstunden auszustatten.

Heftige Reaktionen ausdem Regierungslager

Für die CDU-Fraktion verteidigte Karl-HeinzKlare die auf fünf Züge festgesetzte Mindest-größe für Integrierte Gesamtschulen. Das seieine Frage von „Verantwortungsbewusstsein“:„Erst die Fünfzügigkeit schafft das vernünftigeMaß an Differenzierung“, worauf die Kinder ei-nen Anspruch hätten. Im Übrigen warf der Ab-geordnete den Antrag stellenden Fraktionenvor, sie hätten nur das Ziel, „das differenzierte,breit gegliederte Schulangebot in Niedersach-sen kaputt zu machen und an dessen Stelle ei-ne Einheitsschule einzuführen“.

Zu den Oppositionsfraktionen gewandt,meinte die CDU-Abgeordnete Ursula Körtner,deren Anträge zu den Gesamtschulen nähmen„immer irrationalere Züge“ an. „Bei Ihnen brichtgeradezu eine kollektive Hysterie aus“, sagtesie wörtlich. Grundlage der Argumentation derOpposition seien „überholte Vorstellungen vo-riger Jahrhunderte“: „Reformpädagogen warenimmer rückwärts gewandt“.

Mit Blick auf das veränderte Übergangsver-halten auf die weiterführenden Schulen undden demografischen Wandel sagte der Abge-ordnete Björn Försterling von der FDP-Frakti-on, dies dürfe nicht dazu führen, „dass dieTräumer der 70er-Jahre ihre Ideologie zu La-sten der kommenden Generation in die Realitätumsetzen können.“ Die FDP werde am „bega-bungsgerechten, differenzierten Schulwesen“festhalten.

FDP will am begabungsgerechtenSchulwesen festhalten

Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumannsprach ebenfalls von der „Debatte der vergan-genen Jahrzehnte“, „ideologischen Gra-benkämpfen“, „schematischen Einheitsrezep-ten von oben“ und von einem durch die Oppo-sitionsanträge ausgelösten „massenhaftenSchulsterben“. „Kinder in die gleiche Schule zustecken und darauf zu hoffen, dass dabei mehrGerechtigkeit herauskommt, das halte ich füreinen Irrweg“, sagte die Ministerin wörtlich. Siesah im Übrigen in den Anträgen der Oppositi-onsfraktionen „eine bewusste Bevorzugungder Gesamtschulen“ gegenüber den her-kömmlichen Schulen. Zur Bevorzugung der In-tegrierten Gesamtschulen zählte sie auch,dass deren Schülerinnen und Schülern bis zumAbitur „weiterhin systematisch ein Schuljahrlänger zugestanden“ wird.

Dabei übersah die seit gut einem Jahr amtie-rende Ministerin allerdings, dass diese Regelungin der letzten Wahlperiode von der damaligen(und jetzigen) Regierungsmehrheit als gegen dieGesamtschulen gerichtete Maßnahme durchge-setzt wurde. Inzwischen hat Heister-Neumannangekündigt, die schulgesetzlichen Vorausset-zungen für das „Turbo-Abitur“ auch an den Inte-grierten Gesamtschulen zu schaffen D.G.

GESAMTSCHULE 7

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Große Gesamtschuldebatte im Landtag

Kein Einvernehmen überdie künftige Schulstruktur

Anträge der Oppositionsparteien zum Thema Gesamtschule wurden im Landtag debattiert.Die Landesregierung wies die Vorschläge zurück.

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Die Reform unseres Bildungswesenssteht in allen Aussagen unserer Lan-desregierung ganz oben auf der Tages-

ordnung. Allein die Resultate ihrer bildungs-politischen Bemühungen lassen zu wünschenübrig.

Im Focus der publizistischen Reformagen-da stehen die Förderung der Vorschulerzie-hung, der Abbau der mangelnde Effizienz unddes geringen Leistungsniveaus unseresSchulsystems. Der Vorwurf, dass in einemgegliederten Schulwesen aufgrund seinerschulischen Selektionsmechanismen Bil-dungskarrieren unverhältnismäßig stark vonder sozialen Herkunft abhängen, wird immerwieder vehement zurückgewiesen.

Bildungsreform muss sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten

Die Argumente werden gebetsmühlenartigwiederholt: Nicht alle Kinder können auf demgleichen Weg zum gleichen Ziel gelangen. Siehaben verschiedene Begabungen, unter-schiedliche Stärken und Schwächen. Des-halb ist eine Differenzierung erforderlich. Beider Qualitätsverbesserung unseres Bildungs-wesens dürften Organisationsfragen nicht imVordergrund stehen. Im Übrigen sei das ge-gliederte Schulsystem einem Schulwesen mitlängerer gemeinsamer Beschulung leistungs-mäßig überlegen.

Der Glaube an diese Art von Begabungs-unterschieden sei „durch keine Studie aufder ganzen Welt“ belegt, sagt der deutscheEntwicklungspsychologe Kai S. Cortina, der

an der University of Michigan, USA, lehrtund bezeichnet ihn als „gefährliche Folklo-re“. Die Autoren der Iglu-Studie kritisierendas Begabungskonzept höflicher: Es sei„eher ständestaatlich als wissenschaftlich“begründet. Statt an die lernfeindlichenStrukturen zu rühren, denen die Misere un-seres Schulsystems anzulasten ist, begnügtsich die Bildungspolitik wieder nur damit, anden Symptomen herumzukurieren. Vor die-sem Hintergrund muss die „Weiterentwick-lung“ von Hauptschule und Realschule be-wertet werden.

Hauptschule und Realschule drohen zu Verlierern des Bildungsrankings zu werden

Eine Bildungsreform, der an einer nach-haltigen qualitativen Verbesserung der schu-lischen Bildung gelegen ist, müsste sich anden wissenschaftlichen Erkenntnissen derBildungsforschung ausrichten, statt dieQualitäts- und Leistungsbilanz unseresSchulsystems im Rahmen der Strukturen zuverbessern, denen sie zu einem großen Teilanzulasten ist. Diese Landesregierung ope-riert mit Glaubenssätzen, wo Wissenschaft-lichkeit gefragt ist, und sie schützt Privilegi-en, wo gesellschaftliche Zukunft notwendigist. Sie verspielt trotz besseren Wissensnicht nur die Zukunftschancen vieler jungerMenschen, sondern versäumt es auch, diefür die Zukunft dieser Gesellschaft notwen-digen und vorhandenen Bildungsressourcenauszuschöpfen.

Die Hauptschule ist trotz der überaus enga-gierten Arbeit der Kolleginnen und Kollegenzum Sammelbecken der Benachteiligten indieser Gesellschaft geworden, die auch beiguten Leistungen kaum Chancen auf dem Ar-beitsmarkt haben. Deshalb laufen alle Versu-

Trotz der Krise des gegliederten Schulsystems

Ein Systemwechsel steht nicht bevor

Verlierer im Bildungsranking? Die Realschulen werden ihre Schüler durch Abwanderung verlie-ren, wenn sie entsprechend den Plänen der Landesregierung zu einer vorwiegend berufsorientie-renden Schulform verändert werden.

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Herausgeber:Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftNiedersachsen, Berliner Allee 16,30175 Hannover, Telefon 0511 33804-0,Fax 0511 33804-46, [email protected]: Eberhard Brandt, HannoverVerantwortl. Redakteur: Joachim TiemerRedaktion: Sabine Kiel, Andreas Klepp,Richard Lauenstein, Hans Lehnert,Cordula Mielke, Brunhild Ostermann, Horst VogelPostanschrift der Redaktion:Berliner Allee 16, 30175 Hannover,Fax 0511 33804-21E-Mail: [email protected] und Wissenschaft Niedersachsen (EuW)erscheint 10x jährlich (Doppelausgabe im Juni undSeptember). Für Mitglieder ist der Bezugspreis imMitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder be-trägt der Bezugspreis jährlich 7,20 € zzgl. 11,30 €

Zustellgebühr (einschl. MwSt.).Redaktionsschluss ist der 20. des Vormonats. Spätereingehende Manuskripte können nur ausnahmswei-se berücksichtigt werden. Grundsätzlich behält sichdie Redaktion bei allen Beiträgen Kürzungen vor. Fürunverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wirdkeine Verantwortung übernommen. Die mit dem Na-men oder den Initialen des Verfassers gekennzeich-neten Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinungdes Herausgebers oder der Redaktion dar.Verlag mit Anzeigenabteilung:STAMM Verlag GmbH, Goldammerweg 1645134 Essen, Tel. 0201 84300-0Fax 0201 472590E-Mail: [email protected]: www.erziehungundwissenschaft.de Verantw. für Anzeigen: Mathias MüllerGültige Preisliste Nr. 30 vom 1. Januar 2009Anzeigenschluss siehe TerminplanHerstellung: Kornelia Schick, Adlerstraße 8 31228 Peine, Tel. 05171 929295Fax 05171 929397Druck: Druckhaus A. Schlaeger GmbHWoltorfer Straße 116, 31224 PeineTel. 05171 400-20Fax 05171 16424

NIEDERSACHSEN

ISSN 0170-0723

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

SCHULSTRUKTUR8

40 Jahre in der GEW

Zum 40-jährigen GEW-Jubiläum gratulieren wirim April folgenden Kolleginnen und Kollegenund danken für ihre langjährige Mitgliedschaft:Fritz Arends, Aurich; Karin Banse, Wieren;Manfred Bertram, Gevensleben; Wolfgang Ca-nenbley, Bad Bederkesa; Irena Demtröder-Kut-schera, Meppen; Georg Gehrig, Kreiensen;Gerhard Geisler, Göttingen; Klaus-Dieter Groß,Wennigsen; Ilsabe Horstmann, Uetze; GudrunKienzle, Hildesheim; Wilhelm Langenheim,Haste; Horst Liebethal, Hildesheim; Kurt May-er, Vechelde; Ilse Müller, Northeim; JürgenNickel, Bad Salzdetfurth; Hildburg Onken, Bor-kum; Ingo Preusse, Wolfenbüttel; IngridRoessler, Hannover; Marianne Schumann, Ca-denberge; Monika Schütze, Gleichen; HeikoSudwischer, Harsefeld; Heinrich Uhlenberg,Sulingen;Unser Dank gilt außerdem allen Kolleginnenund Kollegen, deren Mitgliedschaft sich in die-sem Monat zu einem weiteren Jahr rundet.

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SCHULSTRUKTUR 9

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

che, die Hauptschule wieder attraktiv zu ma-chen, ins Leere. Eltern wählen die Haupt-schule ab. Ihr Protest macht deutlich, dasssie die mangelnden Zukunftsperspektivenund die soziale Benachteiligung ihrer Kindernicht länger hinnehmen wollen.

Auch die Realschule droht zum Verlierer indiesem Bildungsranking zu werden. Siedroht, ihre Schüler in dem Maße durch Ab-wanderung zu verlieren, wie sie zu einer vor-wiegend berufsorientierten Schulform verän-dert wird. Die Tendenzen dazu sind in der Ka-binettsentscheidung zur „Weiterentwicklungder Realschule“ angelegt.

Pate steht - wie auch für die Hauptschule -das „Neustädter Modell“. Es ist flächen-deckend für die Realschulen allein deshalbnicht umzusetzen, weil es nur als Ganztags-modell funktioniert. Die Schülerwochenstun-den müssen auf 38 erhöht werdenund die dafür zusätzlich notwendi-gen Ressourcen stehen nicht zurVerfügung. In diesem Modell er-halten die Schüler und Schülerin-nen an zwei Tagen 15 Wochen-stunden Unterricht an einer be-rufsbildenden Schule. In Kauf ge-nommen werden die Streichungaller Unterrichtsstunden im mu-sisch-kulturellen Bereich, Stun-denkürzungen im gesellschaftspo-litischen und naturwissenschaftli-chen Bereich.

Die abgespeckte Version soll inder Realschule zum Tragen kom-men. Den Realschulen wird vorge-schrieben, dass sie in den Klas-senstufen 9 und 10 als Berufs-orientierung und als Vorbereitungfür die Fachoberschule oder dasFachgymnasium – von der Vorbe-reitung auf das allgemeinbildendeGymnasium wird nicht mehr ge-sprochen - im Wahlpflichtbereichmindestens zwei Profile zu denBereichen Wirtschaft – Technik –Soziales – Fremdsprachen bildenmüssen. Für diese WPK werdenim Rahmen der bisherigenSchülerpflichtstunden jeweils vierWochenstunden zur Verfügung gestellt.

Dafür sollen Kooperationen mit berufsbil-denden Schulen angestrebt werden, damitFachlehrer von dort an den Realschulen un-terrichten können. Sogar institutionelleSchulverbünde zwischen den Schulformenwerden gewünscht. Ob die Teilnahme an ei-nem Profil für Schülerinnen und Schüler ver-pflichtend sein wird, ist aus den vorliegen-den Informationen noch nicht zu beurteilen.

Die Marktverwertbarkeit ihrerSchülerinnen und Schüler soll die Attraktivität der Realschule ausmachen

Wahlpflichtkurse unterlagen bisher demBildungsziel, die Persönlichkeitsentwicklungder jungen Menschen in unseren Schulen zufördern, ihre persönlichen Fähigkeiten undNeigungen stärker zu fördern, als das imKlassenverband möglich ist. Die Profilbildungist an dieser Stelle ein Paradigmenwechsel.Nicht die Persönlichkeitsbildung der Schüle-

rinnen und Schüler steht im Mittelpunkt, son-dern eine sehr eng geführte marktgesteuerteBerufsorientierung. Nicht die Qualität der Re-alschule soll gestärkt werden, sondern eineSchulform soll gestärkt werden, indem ver-meintlich die Berufschancen ihrer Absolven-ten verbessert werden. Nicht die Persönlich-keitsentwicklung der Schülerinnen undSchüler, sondern ihre Marktverwertbarkeitsoll die Attraktivität der Realschule ausma-chen.

Kooperation von Haupt- und Realschulen löst die Krise desgegliederten Schulsystems nicht

Ob die von der jeweiligen Schule angebo-tenen Profil-Bereiche eine allgemeine Berufs-orientierung vermitteln können, die dem brei-ten Spektrum beruflicher Möglichkeiten einer-

seits und den vielfältigen Berufswünschender Schülerschaft andererseits gerecht wer-den kann, darf zumindest bezweifelt werden.Das gilt auch für die Profil-Entscheidung, diedie Schülerinnen und Schüler am Ende derKlasse 8 treffen müssen, zu einem Zeitpunkt,da sie noch kein Praktikum gemacht haben,kaum Einblicke in berufliche Möglichkeitenhaben und auch ihre eigenen Voraussetzun-gen und Fähigkeiten im Hinblick auf berufli-che Spezifizierung nicht ausreichend beurtei-len können. Dennoch legen sie mit ihrer Ent-scheidung eine Berufsorientierung für ein Be-rufsfeld fest, in das sie später eventuell nichteintreten wollen oder können. Durch die Fest-legung der Wahlpflichtkurse auf insgesamtvier Stunden ist diesen Schülerinnen undSchülern eine weitere Schwerpunktbildungnicht möglich.

Andererseits ist für Schülerinnen undSchüler, die Französisch gewählt haben, einberufsorientierendes Profil nicht wählbar. DieProfilbildung stellt damit einen zusätzlichenSelektionsmechanismus dar, der die Schüler-

schaft zu einem sehr frühen Zeitpunkt in zweisich auseinanderentwickelnde Gruppen teilt,eine auf ein begrenztes Berufsfeld zu qualifi-zierende Gruppe und eine Gruppe, der ein er-höhtes Angebot an Allgemeinbildung zuge-standen wird, ohne ihnen allerdings eine ech-te Chance zu einem Wechsel auf das Gymna-sium zu bieten.

Haupt- und Realschulen, vornehmlich klei-nere Systeme als zusammengefasste Haupt-und Realschulen, sollen außer in den Haupt-fächern in allen Fächern kooperieren können.Bei der derzeit angedachten Weiterentwick-lung der Hauptschule ist das organisatorischnur vorstellbar, wenn sich die Realschule zueiner vorwiegend berufsorientierenden Schul-form entwickelt. Dann ist die Problematik, inder die Hauptschule steht, endgültig in derRealschule angekommen. Sie ist endgültig

vom Gymnasium abgekop-pelt. Die Entscheidung zu ei-ner Fusion von Haupt- und Re-alschule zu einer dem Gymna-sium nachrangigen Schulformist nur eine Frage der Zeit.

Auch die Problematik derRisikoschüler wird durch Ko-operation nicht gelöst. Im Ge-genteil, die im Vergleich zurHauptschule in der Ressour-cenzuweisung schlechter ge-stellte Realschule wird perso-nell und organisatorisch über-fordert. Den ohnehin schon bisan die Grenzen belasteten Kol-leginnen und Kollegen werdennochmals zusätzliche Belas-tungen aufgebürdet, wenn sieKlassen oder Schülergruppennach schulformspezifischenCurricula unterrichten und be-urteilen sollen.

Der Übergang in dieSEK II der IGS wird erschwert

Sollte nun auch die IGS dasAbitur nach 12 Jahren durch-führen müssen, hat das erheb-liche Auswirkungen auf die

Realschule. Die 10. Klasse der IGS würde„Einführungsphase“ der dreijährigen gymna-sialen Oberstufe. Das bedeutet, dass Real-schüler, die nach Klasse 10 in die SEK IIwechseln wollen, wie auch beim Übergangauf das Gymnasium, die Klasse 10 wiederho-len müssen. Damit hat die Realschule erneutan Attraktivität für Eltern verloren, die für ihreKinder den Weg zum Abitur offen halten wollen.

Die geplante Weiterentwicklung von Haupt-und Realschule ist das Ergebnis der Allianzvon CDU, Philologenverband und konservati-ven Elternverbänden, am Gymnasium als „ex-zellentem“ Ausbildungsort festzuhalten, umüber den privilegierten Zugang zu höherer Bil-dung den daran gebundenen beruflichen Vor-teil für ihre Kinder zu sichern. Die nachrangi-gen Schulformen sollen dann die Ausbildunganbieten, die von der Wirtschaft für wei-sungsgebundene und mehr oder weniger an-spruchsvolle Tätigkeiten benötigt wird. DieFachgruppe Realschule lehnt eine solcheEntwicklung ab. THOMAS GLAUCHE

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12

Im Rahmen des Maßnahmebündels „Bil-dungsland Niedersachsen – Erfolge undHerausforderungen“, das die niedersächsi-

sche Landesregierung am 24. Februar verab-schiedet hat, wird angekündigt, auch imGrundschulbereich alle Einstellungsangebotenur noch im Beamtenverhältnis und in Voll-zeit auszuschreiben. Die in den letzten Jahrenlediglich in Zwangsteilzeit als Tarifbeschäftig-te eingestellten Grundschullehrkräfte werdenebenfalls auf volle Beamtenstellen übernom-men.

Langjährige GEW-Forderung erfüllt

Hiermit wird eine jahrelange Praxis der Dis-kriminierung von Grundschullehrkräften ge-genüber den Einstellungsbedingungen deranderen Schulformen aufgehoben. Die GEWhatte die Benachteiligung der Lehrkräfte imPrimarbereich stets kritisiert und auf eineGleichstellung mit den anderen Lehrkräftengedrungen. Nicht zuletzt dem Einsatz derGEW ist es zu verdanken, dass die Landesre-gierung nunmehr diesen längst fälligen Schrittgegangen ist.

Für die betroffenen Lehrkräfte hat dies un-mittelbar folgende positive Aspekte:• Höheres Einkommen • Anspruch auf Vollzeitstellen• Gleichstellung mit anderen Lehrkräften im

Grundschulbereich

• Bessere VersorgungsleistungenDie Landesregierung hatte bisher wider

besseres Wissen behauptet, es gäbe im Be-reich der Grundschulen keine Notwendigkeitvolle Stellen anzubieten. Der Bedarf gehedurch den Schüllerrückgang bedingt starkzurück und es seien genügend Bewerberin-nen und Bewerber auf dem Arbeitsmarkt fürLehrkräfte vorhanden.

Auch wenn die Schülerzahlen im Grund-schulbereich leicht rückläufig sind, so ist den-noch zu konstatieren, dass der Bedarf ange-stiegen ist.

Allein die Veränderungen im Primarbereichhaben diesen Rückgang mehr als ausgegli-chen. Die Landesregierung stellt in ihrem Pa-pier zum Bildungsland selbst heraus, durchwelche schul- und bildungspolitischen Schrit-te im Bereich der Grundschulen ein erhöhterBedarf aufgetreten ist. So wurden u. a. fol-gende Maßnahmen eingeleitet:• Modell „Brückenjahr“ mit einer verstärkten

Kooperation von Kindertageseinrichtungenund Grundschulen

• Sprachförderung vor der Einschulung• Fremdsprachenlernen in der Grundschule• Vorverlegung des Einschulungstermins

Diese Maßnahmen haben zu einem er-höhten Bedarf an Grundschullehrkräften ge-führt, der trotz aller Beteuerungen auf demArbeitsmarkt nicht immer gedeckt werdenkonnte.

Niedersachsen war mit seiner Einstellungs-politik der Zwangsteilzeit im Angestelltenver-hältnis im Vergleich mit anderen Bundeslän-dern in vielfacher Hinsicht nicht konkurrenz-fähig. Wenn auch das Kultusministerium imZusammenspiel mit dem Finanzministeriumdie Notwendigkeit einer Verbesserung der Ein-stellungsbedingungen verneinte, so hat dersich verstärkende Konkurrenzkampf der Bun-desländer hier zu einem Umdenken geführt.

Erhöhter Bedarf an Grundschullehrkräften

Die aktuelle Diskussion in der Kultusminis-terkonferenz über die Abwerbung von Lehr-kräften zeigt, dass Niedersachsen seineselbst geschaffenen Standortnachteile zügigwird aufgeben müssen, um nicht dauerhaft anAttraktivität zu verlieren. Der Schritt zu Voll-zeitstellen im Beamtenverhältnis ist ein ersterSchritt in die richtige Richtung, die Senkungder Klassenfrequenzen, die Stärkung der indi-viduellen Fördermöglichkeiten gerade im Ele-mentar- und Primarbereich und eine zeit-gemäße Ausstattung der Grundschulen müs-sen allerdings noch hinzutreten.

Ziel der GEW sollte es weiterhin sein, eineAngleichung und Verbesserung der Besol-dung und der Arbeitsbedingungen in allenSchulformen zu erreichen.

Einen ersten Erfolg haben wir errungen.RÜDIGER HEITEFAUT

Die Landesregierung hat nach Jahrendes bewussten Wegguckens nunmehreingeräumt, dass 1.500 Stellen an

den Schulen fehlen. In dem Maßnahmepa-ket mit dem Titel „Bildungsland Nieder-sachsen – Erfolge und Herausforderungen“vom 24. Februar wird unter II. „Sicherungder Unterrichtsversorgung als Fundament“als eine Maßnahme eine Änderung der bis-herigen Praxis bei den Feuerwehrlehrkräf-ten angekündigt. Unter Nr. 5 heißt es wört-lich“ Feuerwehrlehrkräfte können bis zurvollen Stundenzahl eingestellt werden underhalten in der Regel nach zwei Jahrenstatt nach drei Jahren der Tätigkeit ein An-gebot auf dauerhafte Beschäftigung“.

So sehr es zu begrüßen ist, dass dieLandesregierung bei den am wenigsten ge-schützten Beschäftigten im Lehrkräftebe-reich eine Verbesserung der sozialen Lageanstrebt, so wenig konkret liest sich dieAnkündigung bei genauerer Betrachtung.

Späte Einsicht oder Druck des Arbeitsmarktes?

Volle Beamtenstellen endlich auch im Grundschulbereich

Landesregierung will Bedingungen für Vertretungslehrkräfte verbessern

GEW fordert volle Stellen und Mindestlaufzeit der Verträge

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PERSONALBEDARF10

Das Volumen an zusätzlichem Personal istviel zu gering. Im Sommer 2009 wird dasThema „fehlende Lehrkräfte“ wieder auf denTisch kommen. Immerhin: Einzelne Maßnah-men nehmen Forderungen der GEW auf.– Es gibt überhaupt zusätzliche Stellen für

Lehrkräfte und im Referendariat– Volle Beamtenstellen für 1.300 Grundschul-

lehrkräfte– Volle Verträge für Feuerwehrlehrkräfte über

ein SchuljahrDie Hälfte der harten Maßnahmen erhöht

die Belastung von Lehrkräften und Schülern.– Schulleitungen sollen Teilzeitkräfte an Gym-

nasien unter Druck setzen– Kürzung von Anrechungsstunden– Abbau von Förderstunden an Grundschu-

len in sozialen Brennpunkten– Größere Klassen durch neue Vorschriften

für KlassenbildungDas hektische Herumdoktern geht weiter.

Luftnummern mit Pensionären, Seiteneinstei-gern, Pastoren, Katecheten und Referenda-ren.

Ein zukunftsfähiges Programm fehlt

In der Pressekonferenz der Landesregie-rung am 24. Februar 2009 bestätigte Minis-terpräsident Wulff, was die Kultusministerinerst Anfang Februar nach langem Leugnenzugegeben hatte: Zum Schuljahresbeginn2009 fehlen mindestens 1.500 Lehrerstellen,um die gegenwärtige – schlechte – Unter-richtsversorgung aufrecht zu erhalten.

Die von der Staatskanzlei als Tischvorlagepräsentierte Beschlussvorlage suggeriert, derzusätzliche Personalbedarf werde durch ein

„Maßnahmenbündel“ gedeckt. Das ist abernicht der Fall. Das Volumen der harten Maß-nahmen, deren Wirkung tatsächlich zu mes-sen ist, ist zu gering. Es macht nicht einmaldie Hälfte des erforderlichen Personalmehr-bedarfs aus. Die „harten Maßnahmen“ wer-den überwiegend durch die Mehrbelastungder Kollegien und den Abbau von pädagogi-schen Leistungen erwirtschaftet.

Welche Funktion haben die Luftnummern?

Im Übrigen ist die Tischvorlage von Luft-nummern geprägt, die schon in den vergan-genen Jahren nicht gegriffen haben. Daher istzu erwarten, dass im Sommer 2009 das hekti-sche Theater um die Unterrichtsversorgungweitergeht. Was außer einer weiteren Mehr-belastung der Lehrerinnen und Lehrer wirdder Landesregierung dann einfallen? Und:welche Funktion haben die Luftnummern indiesem Zusammenhang? Dienen sie der Lan-desregierung im Sommer dazu, anderen dieSchuld für ihr Versagen, für ihre mangelndeVorsorge für den Nachwuchs vorzuwerfen, al-so den Spieß herumzudrehen? Sollen diePensionäre schuld sein, die nicht in ausrei-chender Zahl nach ihrer Pensionierung weiterarbeiten wollen, oder die Referendare, die ihreStunden nicht genügend freiwillig aufstocken,oder die Seiteneinsteiger, die ohne pädagogi-sche Ausbildung zu 70% nach einem Viertel-jahr das Handtuch werfen, oder die Schullei-ter, die ihren Lehrkräften aus Verantwortungs-bewusstsein weiterhin die Genehmigung vonTeilzeit zugebilligt haben?

Wulffs Blick in die Zukunft zeigt, dass erden Ernst der Lage, die Dynamik der Pensio-

nierungswelle und das unzureichende Volu-men in der Lehrerbildung nicht begriffen zuhaben scheint. Er geht davon aus, dass ab2011 die Unterrichtsversorgung kein Problemmehr darstellt, weil der Doppeljahrgang amG8 das Abitur absolviert hat und dann 1.100Lehrkräfte frei werden. Und er verweist auf diestark rückläufigen Schülerzahlen. Wulff ver-liert nicht ein Wort darüber, dass 2011 aucham Gymnasium das Lehrerarbeitszeitkontozurückgegeben wird. Die Rechnung der Re-gierung geht nur dann auf, wenn die viel zuhohen Klassenfrequenzen und die Überla-stung der Pädagoginnen und Pädagogenfestgeschrieben werden, wenn spürbare Ver-besserungen verhindert werden.

Wulff hat den Ernst der Lage nicht begriffen

Nur wenige der anwesenden Journalistenfielen auf die Präsentation von Wulff undHeister-Neumann herein. Die Regierunghatte eine schlechte Presse. Es wird deut-lich, Wulff hat die Deutungshoheit in Sa-chen Personalbedarf und Unterrichtsversor-gung verloren. Es wirkt irgendwie peinlich,wenn er davon spricht, Niedersachsen seiauf einem guten Wege, die Zukunft sei ge-sichert und nur die böse GEW drohe durchPolemik und schlechten Einfluss auf dieLehrerschaft die nötige Bereitschaft zurMehrarbeit zu verhindern.

Bei der Pressekonferenz wurde schon for-mal deutlich, mit welcher Kurzatmigkeit dasProblem der unzureichenden Personalaus-stattung betrieben wird. Nicht die Fachleutedes Kultusministeriums hatten die Beschlüs-se vorbereitet, sondern die Staatskanzlei mit-

Position der GEW zur Tischvorlage der Staatskanzlei

Personalbedarf an den niedersächsischenSchulen nicht gesichert

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1500 Lehrerstellen fehlen, die Unterrichtsversorgung ist massiv gefährdet. Ministerpräsident Christian Wulff und Kultusministerin ElisabethHeister-Neumann haben zur Sicherung der Unterrichtsversorgung ein so genanntes „Maßnahmenbündel“ vorgelegt. In den Kollegien – unser Foto –wird mit Spannung erwartet, welche der teilweise heftig umstrittenen Maßnahmen tatsächlich realisiert werden.

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PERSONALBEDARF 11

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

tels einer Tischvorlage. Dem Kultusministeri-um war die Sache entzogen worden.

Zu den Maßnahmen im Einzelnen:250 VZLE durch zusätzliche Stellen

250 zusätzliche Stellen sollen im Nach-tragshaushalt für das zweite Halbjahr 2009 fi-nanziert werden. 250 neue Stellen warenschon für das neue Schuljahr in den Haushalteingestellt. Dies Volumen ist viel zu gering.Lange Zeit hatte die Regierung den Bedarf anzusätzlichen Stellen verneint und die Forde-rungen der GEW zurückgewiesen. Die Regie-rung ist endlich einen Schritt in die richtigeRichtung gegangen, aber dieser Zwergen-schritt ist ungenügend. Weil dies auch die Re-gierung weiß, werden die übrigen Maßnah-men durch Mehrbelastung den Kollegien auf-gedrückt.140 VZLE durch volle Beamtenstellen fürGrundschullehrkräfte in Zwangsteilzeit

Die alte Forderung der GEW nach vollenBeamtenstellen für die 1.300 angestelltenGrundschullehrerinnen in Zwangsteilzeitwird erfüllt. Die Regierung verspricht sichdavon ein um 140 VZLE vergrößertes Ar-beitsvolumen. Das kann aber nur realisiertwerden, wenn Lehrkräfte von Grundschulenan andere Schulformen ab-geordnet oder versetzt wer-den.80 VZLE durch 240 neue Re-ferendarstellen für das Lehr-amt an Gymnasien

sind ohne Zweifel dringendnotwendig. 1.000 hatte dieGEW für alle Lehrämter gefor-dert, damit der Stau auf demWeg von der Hochschule insReferendariat abgebaut wird.Die Referendare sollen im Ge-genwert von ca. 80 VZLE ei-genverantwortlichen Unter-richt leisten. Allerdings ver-säumt die Landesregierungwie in den Vorjahren, die er-forderlichen zusätzlichenStellen für Seminarleitungeneinzurichten. Das belastet dieQualität der Ausbildung unddie Ausbilder.350 VZLE durch Reduzierung der Teilzeitarbeit

350 Vollzeitlehrereinheitensollen durch die Reduzierung der Teilzeit nach§ 80a erwirtschaftet werden. Die Schulleite-rInnen vor allem an Gymna-sien sollen die Teilzeit-Anträge von Kollegenmit Mangelfächern überprüfen. Die Schul-leitungen müssen die weitere Genehmi-gung solcher Anträge umfassend begründen.So werden beide unter Druck gesetzt: Schul-leitungen und Lehrkräfte an Gymnasien. DieBehauptung der Kultusministerin: „alle Stunden helfen“ ist nunmehr offenbar vomTisch. Heister-Neumann hatte diesen Ap-pell ja an die Lehrkräfte aller Schulformen ge-richtet. Es war ja auch nicht einzusehen, wieeine zusätzliche Stunde einer Grundschulleh-rerin, die in der Stundentafel ihrer Schulenicht unterzubringen ist, die Mangelfachsitua-tion in der gymnasialen Oberstufe verbessernsollte.

150 VZLE durch „vorübergehende“ Reduzierung von Anrechnungsstunden

10% der Anrechnungsstunden und 1/3 derStunden für Beratungslehrkräfte sollen fürzwei Jahre abgebaut werden. Die Aufgabensollen die Kolleginnen aber dennoch unver-drossen erfüllen.90 VZLE durch Abschaffung der Vollen Halbtagsgrundschulen

Feuerwehrlehrkräfte mit besseren Verträgen

Die Förderstunden an den VHGS werdengestrichen. Die Vollen Halbtagsgrundschulenarbeiten oftmals in sozialen Brennpunkten,die die dort eingeführte Personalausstattungfür ihre pädagogische Arbeit dringend benöti-gen. Die VHGS, deren Fortbestand nach mas-siven Protesten der Eltern und der GEW er-reicht werden konnte, soll nunmehr abge-schafft werden. Ihr pädagogisches Profil ent-fällt.190 VZLE durch Veränderung der Klassen-bildung bei sinkenden Schülerzahlen

Durch die jährliche Neubildung von Klassensollen 190 VZLE aufgebracht werden. AlsZuckerli wird den Schulen versprochen, dassdie Klassen auch bei weiter sinkenden Schü-lerzahlen für zwei Schuljahre erhalten bleiben,

wenn die Schule auf abnehmende Schüler-zahlen mit einer Zusammenlegung von Klas-sen frühzeitig reagiert hat. 40 VZLE durch Arbeit nach der Pension340 VZLE durch zusätzlichenUnterricht von Referendaren150 VZLE durch Genehmigung derBlockfreizeit für Lehrkräfte, die 2009in Altersteilzeit gehen

Diese Kolleginnen und Kollegen sollen end-lich volle Verträge über ein Schuljahr erhaltenkönnen und sollen in der Regel nach zweiJahren eine dauerhafte Stelle angeboten be-kommen. Dies entspricht einer alten GEW-Forderung. Es ist aber unsinnig, wenn dieStaatskanzlei meint, durch diese Maßnahmedie Unterrichtsversorgung verbessern zu kön-nen. Feuerwehrlehrkräfte arbeiten als Vertre-tungskräfte, zählen also nicht mit bei der Un-

terrichtsversorgung. Dennoch präsentiert dieStaatskanzlei hier einen Wert von 50 VZLE.

Was tut die GEW?Jede weitere Überlastung der Beschäftig-

ten an den Schulen ist für die GEW völlig in-akzeptabel! Es bleibt dabei: Gegen Lehrkräf-temangel helfen nicht Teilzeitaufstockung undMehrarbeit, sondern nur zusätzliche Einstel-lungen, bessere Arbeits-, Ausbildungs- undWeiterbildungsbedingungen und bessere Be-zahlung!

Jetzt müssen die Weichen dafür gestelltwerden, dass in den kom-menden 20 Jahren genügendPersonal in den Schulen seinwird. Dafür müssen in einemNachtragshaushalt 1.500Stellen zusätzlich eingerich-tet werden. Dafür müssensofort Notmaßnahmen gegenden aktuellen Fachkräfte-mangel ergriffen werden.Dafür müssen die Kapazitä-ten in der Lehrerbildungmassiv ausgeweitet werdenund durch ein Lehrerbil-dungsgesetz muss dieLehrerbildung grundsätzlichneu gestaltet werden. Dazubrauchen wir eine mittelfristi-ge Planung des Personalbe-darfs, der den gestiegenengesellschaftlichen Anforde-rungen und Erwartungen derEltern an das Schulsystemgerecht wird. Dazu gehörenFristenpläne zur Reduzierungder Klassenhöchstgrößen,

zur erlasskonformen Personalausstattungder Ganztagsschulen, zur personellen Unter-setzung des Brückenjahrs, der sprachlichenFrühförderung, der regionalen Integrations-konzepte in der Primarstufe und der Sekun-darstufe. Auch der um ein Drittel gestiegeneBesuch der gymnasialen Oberstufe musspersonell untersetzt werden.

Alternativprogramm der GEWDie GEW hat ein Alternativprogramm vor-

gelegt: „Vorschläge der GEW zur Überwin-dung der Notlage in der personellen Ausstat-tung der niedersächsischen Schulen“.

Das Programm kann von der Homepageder GEW www.gew-nds.de heruntergeladenwerden. Es ist dort unter der entsprechendenPressemitteilung vom 20.02.2009 eingestellt.

EBERHARD BRANDT

60 Jahre in der GEW

Zum 60-jährigen GEW-Jubiläum gratulieren wirim April folgenden Kolleginnen und Kollegenund danken für ihre langjährige Mitgliedschaft:Margarete Sempf, Elze; Siegfried Wagner, San-de. Unser Dank gilt außerdem allen Kolleginnenund Kollegen, deren Mitgliedschaft sich in die-sem Monat zu einem weiteren Jahr rundet.

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NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Es verbleibt bei den einschränkenden Be-dingungen „können bis zur vollen Stun-denzahl eingestellt werden“ und „erhaltenin der Regel nach zwei Jahren ein Ange-bot“.

Die Feuerwehr hilft – wer hilft den Feuerwehrlehrkräften?

Aus Sicht der GEW hat hier der Arbeit-geber seine Interessen zu Lasten der Be-schäftigten deutlich in den Vordergrund ge-stellt. Das Land will weiterhin mit kurzfristi-gen Maßnahmen Unterrichtsfehl abmildern.Eine Vertretungsreserve mit für alle Be-schäftigten gleichen Beschäftigungsbedin-gungen muss aber weiterhin das Ziel derGEW sein.

So ist zu kritisieren, dass die Praxis derbefristeten Verträge ohne hinreichende so-ziale Absicherung nicht aufgegeben wird.Im Konzept „Bildungsland“ ist weder et-was über die Mindestdauer der einzelnenVerträge noch die Bezahlung in den Ferien

noch über den Umfang der Arbeitsverträgeausgesagt.

GEW-Forderungen für Feuerwehrlehrkräfte

Die GEW fordert für Beschäftigte als sog.„Feuerwehrlehrkräfte“:• Volle Stellen für alle Vertretungslehrkräfte• Mindestlaufzeit eines Vertrages von einem

Kalenderjahr • Volle Bezahlung in den Schulferien• Garantie auf Anschlussverträge • Übernahmegarantie nach spätestens zwei

Jahren auf volle Beamtenstellen im bisheri-gen regionalen Umfeld

• Keine Bevorzugung bzw. Benachteiligungeinzelner Schulformen oder FächerDiese Mindestbedingungen garantieren

einerseits eine soziale Mindestabsiche-rung und verhindern Arbeitslosigkeit fürdie Beschäftigten. Andererseits eröffnensie eine berufliche Perspektive in Nieder-sachsen und tragen damit zu einer Siche-

rung des erforderlichen Nachwuchsesbei.

Die jetzt angekündigte Änderung derPraxis ist auch dem Einsatz der GEW undder Personalvertretungen zu verdanken, dieimmer wieder für eine Verbesserung derBerufsaussichten von „Feuerwehrlehrkräf-ten“ eingetreten sind. GewerkschaftlichesZiel ist und bleibt die Schaffung von unbe-fristeten Vollzeitstellen und die Schaffungeiner hinreichenden Vertretungsreserve. DieGEW wird dieses ziel im Rahmen ihrerKampagne zur Nachwuchssicherung weiter-hin verfolgen.

Eine Voraussetzung zur Erreichung die-ser Ziele ist eine mitgliederstarke unddurchsetzungsfähige Gewerkschaft. Die„Feuerwehrlehrkräfte“ gehören in ihre Inter-essenvertretung: die GEW. Der erheblicheMitgliederzuwachs der letzten Monatezeigt, dass sehr viele Kolleginnen undKollegen das auch so sehen.

RÜDIGER HEITEFAUT

Vier Tage lang präsentierte sich dieGEW zusammen mit dem GEW-Lan-desverband Niedersachsen auf der Di-

dacta 2009 in Hannover. Der Andrang undInformationsbedarf am Stand war so großwie nie zuvor.

GEW-Stand auf der DidactaNahezu ununterbrochen herrschte großes

Gedränge am gemeinsamen GEW-Messe-stand in Hannover. Die ehrenamtlichen Kolle-ginnen und Kollegen aus den Bezirksverbän-

den nahmen sich Zeit viel für die Problemeund Fragen der Messebesucher.

Besonders junge Erzieherinnen und Erzie-her sowie Anwärterinnen und Referendarehaben die Gelegenheit genutzt, sich zu in-formieren und die GEW näher kennen zulernen.

Mit ihren Veranstaltungen und Präsentatio-nen konnte die GEW offensichtlich auch über-zeugen, denn mehr als 130 Stand-Besucherhaben sich vor Ort entschlossen, Mitglied beider GEW zu werden.

GEW auf der Didacta 2009erfolgreich vertreten

Die GEW-Kollegen Rolf Heidenreich und Michael Strohschein in Gesprächen mit Messebesuchern.

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Martina Bantje-Reuter, Scheeßel; Elke Bier,Sulingen; Werner Bömeke, Lohne; ChristineDelekat-Heinrich, Uelzen; Uwe Döhner-Miß-ling, Wolfenbüttel; Marion Ernst, Uhry; JosefEschweiler, Königslutter; Renate Gades-mann, Hermannsburg; Friederike Grünhagen,Norden; Dagmar Hammer, Hannover; Adel-heid Hauke, Bremen; Wolfgang Heinzius,Wittingen; Willy Hoever, Vechta; GescheHüchting, Bremen; Ursula Kastrup, Melle;Martin Knobbe, Göttingen; Peter-M. Köhler,Hannover; Ulrike Kuhlmann-Warning, Dam-me; Friedr.-Wilh. Marsitzky, Faßberg; WernerLehnau, Ihme-Roloven; Helmut Meier, Aden-dorf; Ilka Michels-Orlowski, Oldenburg;Hannchen Mustert, Hesel; Manfred Oetting,Hannover; Burkhard Ohm, Upgant-Schott;Barbe Ostermeier, Winsen; Edmund Pander,Aurich; Detlef Petsch, Hannover; Anke Prie-mer, Wiefelstede; Wolfgang Queiß, Winsen;Ulrich Quensen, Delligsen; Ingeborg Riedel-Sutor, Jork; Edgar Schäfer, Sottrum; AlvaScharz, Bremerhaven; Barbara Schmidt, Rin-teln; Uwe Schmidt-Klie, Goslar; Elke Schnit-ger, Wardenburg; Claudia Schoppe-Alves,Hannover; Thomas Schulze, Braunschweig;Maike Schwarz, Lilienthal; Ulrike von Seherr-Thohss, Rodenberg; Brigitte Simat, Ronnen-berg; Fikret Sönmez, Georgsmarienhütte;Marianne Swiontek, Osterholz-Scharmbeck;Andreas Tieben, Hannover; Antje Viereck,Wolfsburg; Jürgen Walte, Stadthagen; Eveli-ne Wefer-Kamali, Osnabrück; Heike Wefer-Linn, Schwanewede; Renate Wiehmann,Stade; Gudrun Willemer, Eystrup; DieterWoydelleck, Bramstedt; Thea Zimmerning-kat, Dötlingen; Rüdiger Zimmerningkat, Döt-lingen; Ulrike Zimmermann, Osnabrück.

25 Jahrein der GEW

Zum „Silbernen“ GEW-Jubiläum gratulierenwir im März folgenden Kolleginnen und Kolle-gen und danken für ihre langjährige Mitglied-schaft:

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Hannover ist am 25. Februar ab 11:30Uhr im Zuge der Tarifrunde 2009 einervon mehreren Schauplätzen von Warn-

streiks und Kundgebungen. Drei Tage vor derentscheidenden Verhandlungsrunde in Pots-dam ziehen tausende Kolleginnen und Kolle-gen der DGB-Gewerkschaften des öffentli-chen Dienstes – GdP, GEW und ver.di – sowieder dbb-Tarifunion von den Sammelplätzenam Klagesmarkt und dem Schützenplatz zumzentralen Kundgebungsort auf dem Opern-platz. Ihr Ziel: massiv Druck auf die TdL auszu-üben. Anders als am 3. Februar haben die Be-schäftigten diesmal die Zügel straffer gezo-gen. Das ergibt sich schon aus dem Zeitpunktder Veranstaltung.

Möllring im Zentrum der KritikWer in Hannover dabei ist, muss zumindest

zeitweilig die Arbeit niederlegen um sich anden Warnstreiks beteiligen zu können. Wiegroß der Zorn der Beschäftigten über die zö-gerliche Tarifpolitik der TdL unter Führung desNiedersächsischen Finanzministers HartmutMöllring (CDU) ist, wird an der großen Zahl derTeilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich. Su-

sanne Kremer, stellvertretende ver.di- Landes-bezirksleiterin, begrüßt um Punkt 13 Uhr„mehr als zehntausend Kolleginnen und Kolle-gen“ und zählt die Beschäftigungsbereicheauf: Polizisten, Justizangestellte, Lehrkräfte,Beschäftigte von Hochschulen, Finanzämtern,Straßenmeistereien, der Berufsfeuerwehr undUniversitätskliniken. In der Zeitung ist zu le-sen, dass an der MHH 30 von 110 geplantenOperationen verschoben werden mussten.

Weniger als die Abwrackprämiefür eine Schrottlaube

Der Opernplatz ist zu diesem Zeitpunktdicht gefüllt. Auf einem Meer von Plakaten undTransparenten sind die Forderungen der Ge-werkschaften dargestellt. An ihren Fahnenkann man erkennen, wo die Blöcke der einzel-nen Gewerkschaften sich zusammenge-schlossen haben. Für Getränke und Verpfle-gung ist bei dieser Veranstaltung gesorgt. InGulaschkanonen wird alternativ Gulasch- odereine vegetarische Suppe angeboten.

Kritik konzentriert sich auf den Verhand-lungsführer Hartmut Möllring. Der Ton wirdrauer: „Willkommen in der Stadt von Möllring!“ruft Ilse Schaad, die GEW-Verhandlungsführe-rin aus. Mit einem gellenden Pfeifkonzert zei-gen die Demonstranten, was sie von Möllringhalten. Kollegin Schaad verdeutlicht, was vondem bisher vorliegenden Angebot der Arbeit-geber zu erwarten ist: „Sechs Nullmonate in2009, ab 1. Juli eine Erhöhung um 4,2 Prozentund im Jahre 2010 zwölf weitere Nullmonate.“Für jemand, der 2.500 Euro brutto verdient,bedeute dies, dass er oder sie in den nächsten18 Monaten 18mal ungefähr 100 Euro bruttomehr bekomme, am Ende also 1.800 Euro.„Das ist weniger als die Abwrackprämie für ei-ne alte Schrottlaube.“

Für Schaad ist klar, dass die Gewerk-schaftsforderung von acht Prozent und min-

destens 200 Euro mehr als berechtigt ist. Be-troffen seien fast zwei Millionen Beschäftigte –700.000 Angestellte und 1,25 Millionen Beam-tinnen und Beamte. Das Gesamtvolumen derTarifforderung bezifferte Schaad auf 7,8 Milli-arden Euro. Sie sei ein Schritt zum Anschlussan die Tarifsituation beim Bund und den Kom-munen. Sie sei aber auch notwendig, um dieAttraktivität der Berufe für Nachwuchskräftezu fördern.

Darüber hinaus werde damit die Binnen-nachfrage nachhaltig gefördert. „Diese Tarif-und Besoldungserhöhung ist ein Konjunktur-programm.“ Die Steigerung der Nachfrage, daseien sich diesmal alle Wirtschaftsweisen ei-nig, helfe auf jeden Fall. „Vier von fünf Arbeits-plätzen hängen von der Binnennachfrage ab.“In der letzten Aufschwungphase 1998 bis2000 sei die Binnennachfrage um 11 Prozentgestiegen.

Tariferhöhung ist Konjunkturprogramm

Scharfe Kritik äußert Ilse Schaad an derVerhandlungskommission der TdL. Jetzt denBeschäftigten die aktuelle Wirtschaftslageentgegen zu halten, sei „mehr als zynisch“.Einige Wenige hätten mit Leerverkäufen, Im-mobilienspekulationen und maßloser Gierden gesellschaftlichen Wohlstand verzockt.„Und sollen die, die immer davor gewarnthaben, die Zeche bezahlen.“ Die Arbeitgeberverhielten sich im Aufschwung und im Ab-schwung immer gleich. Geld für die Beschäf-tigten sei nie da.

Ilse Schaad ruft die Kolleginnen und Kolle-gen auf, bis zum Wochenende alles zu tun, umdie Forderungen durchzusetzen. Wenn esnicht zu einem akzeptablen Kompromiss kom-me, „sind wir bereit mehr und länger Druck zumachen“. Wenn das Angebot nicht stimme,werde weiter gestreikt. JOACHIM TIEMER

Warnstreiks in Niedersachsen und Bremen. Auf dem Opernplatz in Hannover demonstrierten kurz vor der entscheidenden vierten Verhandlungsrun-de mehr als 10.000 Kolleginnen und Kollegen für die Tarifforderungen ihrer Gewerkschaften.

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Tarifrunde: Warnstreiks und Demonstrationen am 25. Februar in Hannover

Mehr als 10.000 beteiligen sich an Kundgebung

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TARIF- UND BESOLDUNGSRUNDE14

50 Jahre in der GEW

Zum 50-jährigen GEW-Jubiläum gratulieren wirim März folgenden Kolleginnen und Kollegenund danken für ihre langjährige Mitgliedschaft:Hanne-Lore Bruns, Bad Harzburg; Lisa Ranke,Achim.Unser Dank gilt außerdem allen Kolleginnenund Kollegen, deren Mitgliedschaft sich in die-sem Monat zu einem weiteren Jahr rundet.

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„Diese Landesregierung hält uns in SachenGesamtschulen ganz schön in Bewegung undversetzt uns immer wieder mächtig in Rage,“sagte Richard Wilmers, Sprecher der Schaum-burger Initiative „Keine Demontage der Ge-samtschulen“ bei der Übergabe von 1573 Un-terschriften an den Landtagsabgeordneten Kar-sten Heineking (CDU) und den Vorsitzenden derSchaumburger CDU-Kreistagsfraktion, GuntherFeuerbach.

Gemeinsam mit Vertretern der Lehrkräfte, derEltern und der Schüler überreichte Wilmers am26. Februar im Haus der Kreisverwaltung inStadthagen die zahlreichen Unterschriften, diezuvor im Landkreis Schaumburg gesammeltworden waren. Zur Erinnerung: Vor der letztenLandtagswahl kündigte Ministerpräsident Chri-stian Wulf (CDU) an, das Gesamtschulerrich-tungsverbot nach der Wahl wieder aus demSchulgesetz nehmen zu wollen. Dabei hat ernicht das Wohl dieser Schulform im Blick ge-habt, sondern vielmehr die Akzeptanz der Ge-samtschulen in der Bevölkerung, wie sie auchvon einer NDR-Fernsehbefragung deutlich de-monstriert wurde. Nach gewonnener Wahl wur-de zwar mit reichlicher Verzögerung das Schul-gesetz verändert, das Errichtungsverbot gestri-chen, aber neue Schikanen für die Gesamt-schulen aufgebaut. Neue Integrierte Gesamt-schulen müssen mindestens fünfzügig sein,sind nicht mehr automatisch Ganztagsschulen,die Doppelzählung der I-Kinder in den Integrati-onsklassen sollte wegfallen.

Gegen diese Veränderungen gab es einenSturm der Entrüstung im Schaumburger Land,wo gerade drei neue IGS’n auf den Weg ge-bracht worden waren. Vom Wahlbetrug warschnell die Rede. Doch die Schaumburgersteckten nicht den Kopf in den Sand, sondernwehrten sich gegen den Versuch, die Integrier-ten Gesamtschulen zu demontieren. Nach einerProtestaktion am am 11. Dezember auf demStadthäger Marktplatz (EuW berichtete) wurdenüberall im Schaumburger Land fleißig Unter-schriften gesammelt.

Die Hauptforderungen:• Neue Gesamtschulen müssen auch drei-

oder vierzügig sein können!• Integrationsklassen haben maximal 22

Schülerinnen und Schüler!• Neue Gesamtschulen sind in Schaumburg

nur als „Teilweise offene Ganztagsschulen“ zuführen (d.h.: an drei Nachmittagen in der Wo-che gibt es verpflichtenden Unterricht, an ei-nem weiteren Nachmittag gibt es freiwilligeAngebote).

Mit ihrer Unterschrift unterstützten 1573Schaumburger Bürger diese Forderungen undverlangten, dass das Kultusministerium keineVerschlechterungen der pädagogischen Arbeitan den Gesamtschulen vornimmt. Vor allemdie Eltern engagierten sich in dieser Aktion:Unterschriften wurden an Elternabenden ge-sammelt, einige gingen in ihren Wohnbezirkenvon Haus zu Haus, auf dem StadthägerMarktplatz wurden bei eisiger Kälte an einemSamstag an einem Info-Stand noch viele Un-terschriften gesammelt. Es war nicht schwer,für die berechtigten Anliegen und Forderun-gen zu werben. Zahllose Gespräche habendeutlich gemacht, dass die Eltern keine De-montage der Gesamtschulen wollen. Mit ihrerUnterschrift haben zahlreiche SchaumburgerEltern, Lehrkräfte und Schüler/innen der Ge-

samtschulpolitik dieser Landesregierung eineklare Absage erteilt.

Kurz vor der Übergabe der Unterschriftenwurde die Absicht der Landesregierung be-kannt, auch für die Gesamtschulen die Schul-zeitverkürzung umzusetzen. Dies sorgte erwar-tungsgemäß für zusätzlichen Sprengstoff.

„Die Eltern wurden von dieser Landesregie-rung hinters Licht geführt“, sagte Burkhard Wit-te, Elternvertreter, und bezeichnete die Maß-nahmen der Landesregierung als „Kampfansa-ge an das pädagogische Konzept der Integrier-ten Gesamtschulen“. Witte fand deutliche Wor-te zu der Gesamtschulpolitik in Hannover unddrückte stellvertretend für viele SchaumburgerEltern seine Abneigung der gesamtschulfeindli-chen Pläne aus. „Es ist unverständlich, warumeinerseits Einsparungen gerade im Schulbe-reich vorgenommen werden, andererseits aberMissmanagement in der Wirtschaft großzügigvon Land und Bund gefördert werden“, rief Wit-te aus.

Erik Sondermann, Lehrer an der künftigenIGS in Helpsen, forderte mehr Unterstützungdurch die Landesregierung ein. „Mit sehrgroßem Engagement planen wir in Schaum-burg die neuen Gesamtschulen, vermissenaber die Unterstützung und Anerkennung un-serer Arbeit.“

Jan-Philip Beck, IGS-Oberstufenschüler,sprach sich sehr deutlich für den verbindlichenGanztagsbetrieb aus, weil „ich diesen aus eige-ner Erfahrung kennengelernt habe und weiß,wie wichtig die Ganztagschule für die schuli-sche Laufbahn so vieler Schülerinnen undSchüler ist“.

„Bei uns funktioniert das pädagogische Kon-zept auch deshalb so gut, weil durch den Ganz-tagsbetrieb mit der Ausweitung der Stundenauch die individuelle Förderung einzelnerSchüler besser erreicht werden kann“. Beckplädierte dafür, grundsätzlich alle Schulen auchals verbindliche Ganztagsschulen zu führen.

„Jetzt wird wohl die letzte Keule rausgeholt“,so die Vermutung von Bernd Wolf, stellvertre-tender Vorsitzender des Kreiselternrates, in An-spielung auf die Schulzeitverkürzung auch fürIntegrierte Gesamtschulen. „Zug um Zug prä-

sentieren Wulf und das Kultusministerium Maß-nahmen, um den neuen Gesamtschulen zuschaden und um den Zulauf zu dieser Schul-form zu verhindern“. Letzlich ginge es aberwohl nun doch um die Zerstörung dieser vonder Landesregierung wenig geliebten Schul-form. Diese neue Entwicklung sei tatsächlich ei-ne Kampfansage, denn offensichtlich geht esnach dem Motto: Je stärker und ungebrochenerder Elternwille, umso heftiger die Angriffe desMinisterpräsidenten und der Kultusministeringegen diese Schulform. Bernd Wolf wörtlich:„Wir fordern den Ministerpräsidenten und dieCDU-FDP-Landesregierung auf, nehmen Siedie Signale aus Schaumburg ernst-unterlassenSie weitere Generalangriffe auf die IGS“.

Landtagsabgeordneter Karsten Heineking(CDU) nahm die Schaumburger Unterschriftenentgegen und räumte in seiner kurzen Anspra-che unverhohlen ein, dass die CDU nicht un-bedingt Anhänger der Integrierten Gesamt-schule sei. „Wir wollen das gegliederte Schul-system stärken und haben kein Interesse da-ran, Gesamtschulen flächendeckend einzu-führen“, betonte er. Nach seiner Überzeugungsei eine Sechs- bis Achtzügigkeit durchaussinnvoll, da eine eingerichtete Gesamtschuleauch bei rückläufigen Schülerzahlen dauerhaftBestand haben müsse. Heineking versprach,die Unterschriften dem Kultusminesterium zuüberreichen, warnte aber vor Illusionen. „Dieneuen Rahmenbedingungen werden wohl blei-ben.“

Gunther Feuerbach sagte, dass die Kreis-CDU die „Schaumburger Lösung“ favorisiere.„Die Praktikabilität steht im Vordergrund“,mahnte er und vesprach, auch weiterhin die In-tegrierten Gesamtschulen in Schaumburg zuunterstützen. Hier sei zu erinnern, dass dieSchaumburger CDU die Einrichtung der dreineuen Integrierten Gesamtschulen ausdrück-lich unterstützt hat.

Zum Schluss dankte Richard Wilmers demLandkreis Schaumburg als Schulträger für dietatkräftige Unterstützung. „Wir fühlen uns vomSchulträger bestens unterstützt, dies könnenwir leider in keinster Weise von der Landesre-gierung sagen.“ RICHARD WILMERS

Protest gegen die Gesamtschulpolitik der Landesregierung. Der CDU-LandtagsabgeordneteKarsten Heineking (Bildmitte) nahm aus der Hand von Richard Wilmers 1573 Unterschriften entge-gen. Mit auf dem Foto Jan-Philip Beck, Erik Sondermann, Bernd Wolf, Gunther Feuerbach undBurkhard Witte (von links).

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Schaumburger Gesamtschulinitiativeübergibt 1573 Unterschriften

Demontage der IGS abwehren

GESAMTSCHULE 15

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

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3-4/2009 NIEDERSACHSEN

BERATUNGSLEHRKRÄFTE18

Nachdem die Kultusministerin am 24.Februar 09 verkündet hatte, zur Siche-rung der Unterrichtsversorgung wür-

den u.a die Entlastungsstunden für Bera-tungslehrer erneut zusammengestrichen, wa-ren am folgenden Montag schon die beidendemnächst als einzige für Beratung vorgese-henen Wochenstunden verbraucht: Ein El-terngespräch wegen Schulabsenz; Klassen-beratung zu Mobbingfragen; Mutter undTochter besuchen den Beratungslehrer (BL)wegen Leistungsproblemen – das wäre esgewesen!

Die vorgesehenen Tätigkeiten der Wochewie Austausch mit dem Jugendamt, die Mo-deration eines Eltern-Lehrer-Gespräches, diedringende Überprüfung eines 6.Klässlers undder Unterrichtsbesuch zur Beobachtung einerverhaltensauffälligen Schülerin können auf-grund der 40%igen Kürzung der BL-Stundenohnehin nur durch Mehrarbeit durchgeführtwerden. Sie müssten aufgegeben werden.Und ganz zu schweigen von den im Erlassaufgeführten Aufgaben wie der Organisationvon Trainingsprogrammen, Optimierung vonUnterrichtsprozessen, Durchführung von Per-sönlichkeitstests u.a.m.

Aufgaben nur per Mehrarbeit zu lösen

Seit 1978 werden die BL zur Verstärkungund Ergänzung der schulpsychologischenBeratung in der Schule eingesetzt. Ein zwei-jähriger Studiengang in pädagogischer Psy-chologie mit mündlicher und schriftlicher Prü-fung bereitet die BL auf ihre Aufgaben vor.Fünf Entlastungsstunden wurden damals ausguten Gründen für diese Tätigkeit gewährt -was sich angesichts der vielfältigen Bera-tungsaufgaben aber als eher ungenügendherausstellte.

38 verschiedene Tätigkeitsbereiche für BLstellte die GEW bei einem Workshop im Jahre1996 zusammen: Komplexe Bereiche, vomAngstbewältigungs-Training über Systembe-ratung, Supervision, Gruppen- und Einzelbe-ratung sowie als Kontaktstelle zu weiterenBeratungsinstitutionen umfasst das Aufga-benfeld der Beratungslehrkräfte.

Schon 1992 weckten die 5 Entlastungs-stunden für dieses umfangreiche Arbeitsge-biet die Begehrlichkeiten der Bildungspolitik:Um den Lehrermangel auszugleichen redu-zierte man diesen Stundenpool an kleinerenSchulen um 2 Stunden. Offenbar auf den„Geschmack“ gekommen, startete die„Düwel-“ und später die „Ermert-Kommissi-on“ 1996 einen Frontalangriff auf die Funkti-onsstellen der BL: Angedacht war deren völli-ge Abschaffung – bei gleichzeitiger Zunahmeder sozialpsychologischen Probleme in denSchulen.

Dank der Mobilisierung der GEW und desöffentlichen Protestes von Schulen und Elternkonnte dieses Vorgehen gestoppt werden:Die BL hatten bewiesen, dass ihre Arbeit anden Schulen unverzichtbar ist. Es gründetesich der Verband der Beratungslehrer Nieder-sachsen (vbn), der bis heute mit wissen-schaftlicher Begleitung der Uni Hildesheimdie BL-Arbeit begleitet und unterstützt.(www.beratungslehrer-niedersachsen.de)

38 verschiedene Tätigkeitsbereiche

Mit der Zunahme der Probleme in der Leh-rerversorgung sowie der Entwicklung der „Ei-genverantwortlichen Schule“ legt die Bil-dungspolitik immer weniger Wert auf psycho-logische und psycho-soziale Beratung. DieStellen der Schulpsychologie wurden 2005landesweit bis auf 66 reduziert, die Stundenfür BL generell um 2 Stunden gekürzt. SeitJahren werden Jahr für Jahr weniger BL neuzugelassen. Gleichzeitig benötigen Ratsu-chende durch die Abschaffung der OS, durchdie Einführung von Vergleichstests und Prü-fungen, durch neue gesellschaftliche Proble-me wie Cyber-Mobbing, Gewalt und Drogen-missbrauch gerade vor Ort Ansprechpartner.

Dessen ungeachtet legt nun Frau Heister-Neumann noch einmal nach und kürzt die BL-Stunden um eine weitere Stunde! Deutlicherkann man im Grunde nicht ausdrücken, wiegering man die schulpsychologische Bera-tung und die Beratungstätigkeit an den Schu-len einstuft und wie wenig ernst man die Not-wendigkeit dieser Kompetenz nimmt.

Halten wir uns vor Augen: Die Reduzierungvon Schulpsychologenstellen auf mittlerweilenur noch 36 lässt Niedersachsen mit 27.000SchülerInnen pro SchulpsychologIn auf dem

letzenPlatz aller

Bundesländerrangieren (zum Ver-

gleich: Hamburg5.500). Mit der erneuten

Kürzung der BL-Std. umnunmehr 60% wird gleich-

zeitig die bisher von qualifi-zierten Kräften durchgeführ-

te Beratungstätigkeit in derSchule zur Bedeutungslosig-keit abgewertet.

Widerstand organisieren

Wie zum Hohn verkündete dieRegierung im Sommer 2008 auf

eine Anfrage der GRÜNEN, man habe „eineausgeglichene schulpsychologische Versor-gung sichergestellt“. Dabei scheint es dasZiel dieser Bildungspolitik zu sein, eine Inef-fizienz der schulischen und schulpsychologi-schen Beratung zu provozieren, um derenSelbstabschaffung zu erreichen.

Damit das, wenn auch bisher nochnicht optimale, aber doch halbwegs hand-lungsfähige Beratungs- und Unterstüt-zungssystem nicht zur Farce verkommensoll, gilt es, seiner Zerstörung einen breitenWiderstand von Schulen, Eltern, Gewerk-schaften und Verbänden entgegenzusetzen,wie er schon einmal 1996 erfolgreich war!Nur dann kann zumindest ein Teil auchder wöchentlichen Beratungsaufgaben erle-digt werden, deren Bearbeitung dazudient, Schüler, Eltern und Lehrkräfte inihrem Schulalltag zu unterstützen.

JOCHEN MÜLLER

50 Jahre in der GEW

Zum 50-jährigen GEW-Jubiläum gratulieren wirim April folgenden Kolleginnen und Kollegenund danken für ihre langjährige Mitgliedschaft:Gerhard Alwes, Osnabrück; Günther Boven-schulte, Elze; Heinz Breitsprecher, Aurich; Jür-gen Geller, Lüneburg; Peter Herbeck, Hildes-heim; Edith Noeske, Heerstedt; Walter Noeske,Heerstedt; Fritz Schubert, Bad Zwischenahn;Hilmar Seeger, Northeim.Unser Dank gilt außerdem allen Kolleginnenund Kollegen, deren Mitgliedschaft sich in die-sem Monat zu einem weiteren Jahr rundet.

Kultusministerin plant Kürzung derAnrechnungsstunden für Beratungslehrkräfte

Beratung erneut vor dem Aus?

Page 17: Download Gesamtausgabe

Demozug hannoverscher Streikendertrifft auf dem Schützenplatz ein

An der Spitze derDemo: die Spit-zenvertreterInnenvon GEW, ver.di,GdP und dbb-Ta-rifunion

Angekommen auf dem Opernplatz Vor der Bühne

Yes, we can!

Weitere GEW-KollegInnen, hieraus dem BV Braunschweig, dieunterwegs dazustoßen

Ilse Schaad, im Hintergrundrechts Eberhard Brandt

BernhardWitthaut(GdP)

GEW-Fahnen, wohin man schaut

Ilse Schaad spricht

IMPRESSIONEN VOM 25. FEBRUAR 19

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

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Page 18: Download Gesamtausgabe

Seit Herbst 2008 existiert ein Referenten-entwurf für ein „Niedersächsisches Ver-sammlungsgesetz“, der sich inhaltlich

stark an Vorlagen aus Bayern und Baden-Württemberg anlehnt. Nach der Föderalismus-reform von 2006 ist das VersammlungsrechtAngelegenheit der Länder. Der niedersächsi-sche Entwurf muss jetzt von der Fachabtei-lung des Innenministeriums noch einmal über-arbeitet werden, weil das Bundesverfassungs-gericht am 27. Februar 2009 dem Eilantragvon 13 Parteien, Gewerkschaften und Organi-sationen entsprochen und zentrale Regelungendes bayerischen Versammlungsgesetzes außerKraft gesetzt hat.

Niedersächsischer Entwurf muss überarbeitet werden

In einem am nächsten Tag in der „Hannover-schen Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichtenKommentar heißt es treffend: „Den Grund ha-ben die Richter deutlich formuliert: Das Gesetzschüchtert Demonstranten ein. Einen herberenVorwurf kann man einem Gesetzgeber in einerDemokratie kaum machen. Dennoch trifft er zu.Denn das Gesetz aus der kurzen Ära Becksteinliest sich wie eine Versammlungsverhinderungs-maßnahme. Es erlaubte der Polizei, die Demon-stranten – und zwar keinesfalls nur Neonazisbeim Aufmarsch - zu filmen und ihre Bilder unterUmständen unbegrenzt zu speichern, als seienDemonstranten allesamt potenzielle Verbrecher.Die Behörden sollten außerdem aufgrundäußerst vager Formulierungen Bußgelder ver-hängen dürfen. So drohten Sanktionen, wenneine Demonstration ein „einschüchterndes“ Er-scheinungsbild abgibt. Was einschüchternd istund was nicht, bestimmt die Polizei. Der mündi-ge Bürger, der mit einem politischen Anliegenauf die Straße geht, wird so zum Sicherheitsrisi-ko erklärt.“

Die Grünen im niedersächsischen Landtagbezeichneten das Urteil als „Signal an denFreund der Videokameras und RichtmikrofoneSchünemann“. Der Innenminister müsse nun beiseinem Gesetzentwurf abrüsten. Als Versamm-lung wird darin definiert „eine ortsfeste oder sichfortbewegende Zusammenkunft von mindes-tens zwei Personen zur gemeinschaftlichen,überwiegend auf die Teilhabe an der öffentli-chen Meinungsbildung gerichteten Erörterungoder Kundgebung.“

Der mündige Bürger wird zum Sicherheitsrisiko erklärt

Versammlungen unter freiem Himmel sinddem ursprünglichen Schünemann-Entwurf zuFolge der zuständigen Behörde spätestens 72Stunden vor der Bekanntgabe mit detaillierten

Angaben anzuzeigen. Ausgenommen sind sog.Eilversammlungen, bei denen eine Anzeige spä-testens mit der Bekanntgabe ausreicht, bzw.Spontanversammlungen ohne Veranstalter. So-fern von der Behörde verlangt, sind ihr auch diepersönlichen Daten der Ordnerinnen und Ordnermitzuteilen, die sie ablehnen kann. Verbotensind Störungen bei oder im Zusammenhang mitöffentlichen oder nichtöffentlichen Versammlun-gen, die bezwecken, die ordnungsgemäßeDurchführung zu verhindern. Untersagt ist,durch das Tragen einer Uniform, von Uniformtei-len oder vergleichbaren Kleidungsstücken eineeinschüchternde Wirkung zu erzielen, in einerdie Feststellung der Identität verhinderndenAufmachung teilzunehmen und gegen polizeili-che Vollstreckungsmaßnahmen geeigneteSchutzausrüstungen mitzuführen.

Der Streit um ein neues Versammlungsrecht

Ein Gesetz zur Einschüchterungvon Demonstranten

Viele Eingriffsrechte für die Polizei sieht der Entwurf für ein neues niedersächsisches Versammlungsgesetz vor. Doch der Innenminister mussden Gesetzentwurf nachbessern.

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Gemäß den „Richtlinien des Wahlausschus-ses“ und der Ausschreibung für die durch

Wahl zu besetzenden Ämter auf dem bevorste-henden GEW-Gewerkschaftstag vom 25. bis29. April 2009 in Nürnberg hat der Wahlaus-schuss die eingegangenen Wahlvorschläge aufihre Gültigkeit überprüft und gibt diese mit Zu-stimmung der Kandidatinnen und Kandidatenbekannt. 1. Geschäftsführender Vorstand:Vorsitzende/Vorsitzender: Ulrich ThöneArbeitsbereich Finanzen: Petra GrundmannArbeitsbereich Frauenpolitik: Anne JenterArbeitsbereich Angestellten- und Beamtenpolitik: Ilse SchaadOrganisationsbereich Jugendhilfe und Sozialarbeit: Norbert HockeOrganisationsbereich Schule: Marianne Demmer

Organisationsbereich Hochschule und Forschung: Dr. Andreas KellerOrganisationsbereich Berufliche Bildungund Weiterbildung: Dr. Stephanie OdenwaldGemäß § 20 der GEW-Satzung, Punkt 4 wer-den aus der Mitte der Mitglieder des Ge-schäftsführenden Vorstandes die stellvertreten-de Vorsitzende oder der stellvertretende Vorsit-zende in einem gesonderten Wahlgang ge-wählt. Auch hierzu sind Vorschläge eingegan-gen:Stellvertretende Vorsitzende/stellvertreten-der Vorsitzender: Marianne Demmer 2. BundesschiedskommissionDrei ständige Mitglieder und drei stellvertreten-de Mitglieder: Rainer Dahlem

Andreas Meyer-Lauber,Vorsitzender des Wahlausschusses

Wahlvorschläge für denGewerkschaftstag 2009

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

VERSAMMLUNGSGESETZ20

Page 19: Download Gesamtausgabe

VERSAMMLUNGSGESETZ 21

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Die Polizei darf bei Versammlungen unter frei-em Himmel und in geschlossenen Räumen Bild-und Tonaufzeichnungen von teilnehmenden Per-sonen anfertigen, wenn anzunehmen ist, dassdiese die öffentliche Sicherheit und Ordnung ge-fährden bzw. einen Grund zur Versammlungsauf-lösung verursachen. Erlaubt sind auch Über-sichtsaufnahmen von Versammlung und Umfeldzur Lenkung des Polizeieinsatzes sowie zur Aus-wertung des polizeitaktischen Vorgehens. DieAufnahmen sollen unverzüglich gelöscht wer-den, soweit sie nicht zur Straftatenverfolgungund Gefahrenabwehr benötigt werden.

Hohe Risiken für die VeranstalterDie zuständige Behörde kann Versammlun-

gen beschränken, verbieten oder auflösen.Für Zuwiderhandlungen werden hohe Geld-

und Haftstrafen angedroht. Insbesondere fürVersammlungsleitungen ergeben sich ziemli-che Risiken, weil sie für nahezu alles ver-antwortlich gemacht werden können.

Den Ordnungsbehörden wirddurch unbestimmte Formulierungenein großer Ermessensspielraumeröffnet. Wann stört jemand eine Ver-sammlung? Ist ein von Veranstalternunerwünschter gegnerischer Redebei-trag eine Störung? Sind Sonnen-brillen, Mützen und SchalsVermummungsgegenstän-de? Kann ausgeschlossenwerden, dass Warnstreiksbehindert werden undkünftig auch einheitlich gestalteteJacken mit Gewerkschaftsemblem und Streik-westen als uniformähnliche Kleidungsstückegelten, durch die sich irgendjemand einge-schüchtert fühlen könnte?

Wer die Geschichte des staatlichen Umgangsmit Demonstrationen in der Bundesrepublikkennt, weiß, dass solche Bedenken nicht ausder Luft gegriffen sind. 1985 erst sorgte derBrokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsge-richts für eine deutliche Neubewertung desRechts auf Versammlungsfreiheit. Er kennzeich-

nete Versammlungs- und Meinungsfreiheit als„unentbehrliche und grundlegende Funktions-elemente eines demokratischen Gemeinwe-sens“ und als Ausdruck ursprünglich-ungebän-digter unmittelbarer Demokratie.

Die praktische Regelungsdichtebei Versammlungen unter öffentli-chem Himmel ist gleichwohl seitdemnicht geringer geworden.Viele Demonstrationen se-hen inzwischen schonroutinemäßig wiewandernde„Hambur-ger Kes-sel“aus.

OskarNegt undandere ha-

ben verschiedentlichdarauf hingewiesen,

dass der in der Bundesrepu-blik Deutschland aufgebaute

Wohlfahrtsstaat unter den Bedingungen ei-ner entfesselten Weltmarktkonkurrenz im-

mer mehr in einen Wettbewerbs- und Sicher-heitsstaat verändert worden ist. Sind zusätzli-che Kontroll- und Machtmittel auch dazu be-stimmt, in Zukunft möglicherweise noch wach-sende Proteste von Leidtragenden der bisheri-gen wirtschaftlichen Entwicklung und Umvertei-lungspolitik besser eindämmen zu können?

Sinnvoller wäre ein Verbot der NPDAuch der niedersächsische Entwurf wird

außer mit einer überfälligen Modernisierung desalten Versammlungsrechts insbesondere damitbegründet, dass rechtsextreme Aktivitäten anbestimmten Orten unterbunden werden sollen.

Dieses ohne Zweifel notwendige Anliegen wäreallerdings mit einem Verbot der rechtsextremenNPD und der neofaschistischen Kameradschaf-ten viel wirksamer zu erreichen. Nach dem vordem Bundesverfassungsgericht gescheitertenersten Verbotsverfahren ist allerdings klar, dass

die NPD nur verboten und diesemZentrum der rechtsextremen Szenedamit auch die staatliche Parteienfi-nanzierung entzogen werden kann,

wenn zuvor die V-Leute des Ver-fassungsschutzes aus den ent-

scheidenden Ebenen abgezogenwerden.

Warum wird dieses von vielenkonservativen Politikern beharrlich

verweigert? Niemand wird ernsthaftbehaupten wollen, dass konservative Eliten

und Politiker heute oder in Zukunft in Deutsch-land noch einmal wie 1933 auf eine Zusammen-arbeit mit rechtsradikalen Kräften setzen wür-den. Auch sie haben schmerzhaft dazugelernt.Der Faschismus ist bei uns inzwischen deutlichdiskreditiert und die für ihn typische Verbindungvon biologistischer Gesellschaftstheorie, extre-mem Nationalismus und ebenso extremer Ge-waltorientierung verfängt selbst in seinen mo-dernisierten Varianten in einer Welt multinatio-naler Unternehmen und übernationaler Staaten-zusammenschlüsse immer weniger.

Deutschland ist auch nicht gleichzusetzen mitItalien, wo eine reaktionäre bürgerliche Rechtesich ungeniert von postfaschistischen Kräftenunterstützen lässt.

Will man sich weiterhin die Option offenhal-ten, sich auch am rechten Rand zu profilieren?Sollen in Kalter Kriegsmanier wie bisher diejeni-gen mit Rechtsextremisten in einen Topf ge-schmissen werden, die als Antifaschisten immerwieder darauf aufmerksam machen, dass daskapitalistische Wirtschafts- und Gesellschafts-system mit seinen Konkurrenzverhältnissen,Ausgrenzungstendenzen und krisenhaften Ver-unsicherungen der „Schoß“ war und ist, „ausdem das kroch“ (B. Brecht)?

RICHARD LAUENSTEIN

70 JahreMadeleine Falke, Wolfsburg

01.04.1939Käthe Schönfeld, Lauenbrück

01.04.1939Jörg-Johannes Haecker, Cuxhaven, 02.04.1939

Helga Reimann, Dransfeld03.04.1939

Volker Oldag, Osterholz-Scharmbeck, 04.04.1939

Athanasio Kotopoulis,Lengede, 06.04.1939Regina Wähner, Syke

06.04.1939Gert Jannsen, Oldenburg

07.04.1939Gisela Burda, Nordholz

10.04.1939Hartmut Jödicke, Neuenhaus

10.04.1939

Albert Riddermann, Emden10.04.1939

Ingrid Wordelmann, Wedemark, 11.04.1939

Karin Hamelau, Otterndorf13.04.1939

Reiner Zinn, Papenburg14.04.1939

Andreas Ewert, Hannover15.04.1939

Norbert Cebulski, Wolfenbüttel, 17.04.1939Bärbel König, Emmerthal

17.04.1939Günter Ruhrig, Nienburg

17.04.1939Gertrud Dittrich, Hannover

20.04.1939Erika Göbel, Norden

20.04.1939Helge Karnagel,

Braunschweig, 20.04.1939

Richard Goedeke,Braunschweig, 21.04.1939

Reinhart Ruemenap, Großheide 22.04.1939

Karin Basu, Rinteln24.04.1939

Heino Duwendag, Hasbergen24.04.1939

Ramon Henriquez, Wolfsburg24.04.1939

Klaus Potthast, Bienenbüttel25.04.1939

Cornelia Dianati, Göttingen27.04.1939

Volker Dietrich, Weyhe27.04.1939

75 JahreEilhart Kuck, Hannover

05.04.1934Matthias Schachtschneider,

Oldenburg 07.04.1934Inge Ackermann,

Bad Zwischenahn, 09.04.1934Jürgen Thölke, Delmenhorst

10.04.1934

Nonno De Vries, Schüttorf10.04.1934

Manfred Lange, HessischOldendorf, 12.04.1934

Jörg Moser, Hameln20.04.1934

Sigrid Legutke, Cuxhaven22.04.1934

Horst Schaub, Göttingen22.04.1934

Heinrich Hofmeister,Hildesheim, 25.04.1934

80 JahreHorst Schmidt, Hohenhameln

08.04.1929

85 JahreHerbert Bastemeyer,Neustadt, 07.04.1924

Werner Kramer, Oldenburg10.04.1924

Dieter Troitzsch, Zeven29.04.1924

86 JahreHans Mudler, Auetal

13.04.1923

Walter Reinhold, Bad Harzburg 26.04.1923

88 JahreHelga Ludewigs, Edewecht

07.04.1921Gerhard Becker, Lüneburg

19.04.1921Edelgard Dussler, Bückeburg

23.04.1921

89 JahreHanne Braunschweiger, Wittmund, 04.04.1920

91 JahreHanna Schulz, Osnabrück

05.04.1918Gustav Haupenthal, Rastede

28.04.1918

92 JahreSonja Barthel, Lüneburg

17.04.1917

93 JahreWilhelm Thielke, Nordhorn

12.04.1916

Unsere Jubilare im April

Die GEW gratuliert

Page 20: Download Gesamtausgabe

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

PROJEKT SCHULVERWEIGERER22

Im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes ander Fachhochschule Osnabrück ging es umdie Frage, welche Unterstützungsleistungen

soziale Arbeit für junge Menschen in sog.„prekären Lebenslagen“ aus deren eigenerWarte erbringt bzw. erbringen könnte. Das Pro-jekt war u.a. in den außerschulischen Lernstan-dorten für Schulverweigerer in Stadt und Land-kreis Osnabrück angesiedelt. In diesem Artikelsollen nun einige Ergebnisse kurz skizziert wer-den. Eine umfänglichere Darstellung ist erfolgtin: Hellmann, Wilfried (2007) „Schulverweigererin außerschulischen Lernstandorten. Eine Eva-luations- und Nutzerstudie. Berlin“.

33 Schulverweigerer interviewtDie Daten der durchgeführten Studie wurden

nach der Methodologie der Qualitativen Sozial-forschung gewonnen und ausgewertet. Sie ba-sieren auf 33 Interviews mit Schulverweigern(10 weibl., 23 männl.) aus fünf Standorten. DasDurchschnittsalter der Befragten beträgt 16,2Jahre. Zwei Drittel von ihnen hat zuvor dieHauptschule (allerdings eher selten oder ebennicht!) besucht, die anderen kommen zu glei-chen Teilen aus der Förderschule und der Real-schule. Die Befragung wurde einige Wochenvor Beendigung der Maßnahme durchgeführt.

Der konzeptionelle Ansatz der beteiligtenaußerschulischen Lernstandorte lässt sich ide-altypisch durch folgende Trias charakterisieren:Schulische Förderung

Erklärtes Ziel der schulischen Förderung istmöglichst die Erlangung eines Hauptschulab-schlusses. Der Unterricht erfolgt in kleinenLerngruppen und berücksichtigt vorrangig diezur Erlangung des Abschlusses relevantenFächer. Der Rückgriff auf arbeitspädagogischeElemente und die Einbeziehung von sportivenund erlebnispädagogischen Aktivitäten istmöglich. Lehrkräfte bereiten auf eine Externen-prüfung vor.Werkpädagogik, berufsorientiertes Lernen

Arbeits- und werkpädagogische Annahmengehen davon aus, dass es vielen Jugendlichenleichter fällt, über konkretes und praktisch er-fahrbares Tun anwendungsorientiert zu lernen,als Wissensbestände über theoretisches undabstraktes Denken anzuhäufen. Sozialarbeiterische Betreuung und Begleitung

Die Aufgabe der sozialarbeiterischen Betreu-ung besteht darin, die Persönlichkeitsentwick-lung der Jugendlichen zu unterstützen und die-se bei einer tragfähigen Perspektiventwicklungund mittelfristigen Lebensplanung zu begleiten.

Die soziale SituationBeim Blick auf die sozioökologische und so-

zioökonomische Situation der Schulverweige-rer fällt die gravierende soziale Benachteiligungins Auge. Insbesondere materielle Armut undBildungsarmut des Herkunftsmilieus mit allihren Begleiterscheinungen sind signifikanteund zentrale Merkmale fast aller Schulverwei-gerer. Hierzu die gravierendsten Indikatoren:Migration

Weit über die Hälfte der Befragten hat einenfamiliären Migrationshintergrund. Allein daranwird bereits deutlich, wie überproportional ge-fährdet junge Menschen mit Migrationshinter-grund sind, in der Schule zu scheitern. Familienstand der Eltern

In über 50% der Fälle sind die Eltern derSchulverweigerer geschieden oder sie leben

getrennt. Andere sind von vornherein in einerAlleinerziehungssituation groß geworden. Beiweiteren sind die Eltern bereits verstorben (u.a.an exzessivem Suchtmittelmissbrauch). VierJugendliche haben Teile ihres bisherigen Le-bens in Pflegefamilien oder stationären Ju-gendhilfeeinrichtungen verbracht bzw. habendort auch aktuell ihren Lebensmittelpunkt. Erwerbstätigkeit der Eltern

Von den Alleinerziehenden (dies sind immerdie Mütter) ist niemand erwerbstätig. Zu etwasmehr als der Hälfte leben die Jugendlichen ineiner Familie mit zwei Elternteilen (leibliche El-tern, Stiefvater bzw. Patchwork-Lebensge-meinschaft). In zehn Fällen sind die Männer die-ser Familien erwerbstätig als Metallfacharbeiter,Fernfahrer, oder sie gehen Tätigkeiten nach, zuderen Ausübung keine Berufsausbildung erfor-derlich ist (z.B. Lagerarbeiter). Die übrigen(Stief)Väter sind arbeitslos. In Einzelfällen gehendie Mütter folgenden Erwerbstätigkeiten nach:Raumpflegerin, Verkäuferin, Bürokauffrau, Fa-milienhelferin, Floristin, Köchin. Fazit: In denFamilien der Schulverweigerer ist regelmäßigmit einem Einkommen zu rechnen, welchesnicht unerheblich unter dem Einkommens-durchschnitt der Bevölkerung liegt. MaterielleDeprivation wird wahrscheinlich die chronischeDauererfahrung fast aller Schulverweigerersein! Anzahl der Kinder

Im Bundesdurchschnitt leben zurzeit ca. 1,3Kinder pro Familie. Mit einem arithmetischenMittel von 3,7 Kindern pro Familie ist die Quotebei dem Befragtensample fast um das Dreifa-che erhöht! Straftaten

Zwei Drittel der befragten Schulverweigererberichten von in der Vergangenheit begange-nen Straftaten. Es ist also eine hohe Korrelation

von jugendlicher Delinquenz und Schulschwän-zen zu konstatieren. Ohne vorschnell einen Ur-sache-Wirkungs-Zusammenhang behauptenzu wollen, kann dennoch angenommen wer-den, dass die Verhinderung von Schulverweige-rung auch kriminalpräventive Effekte hat. Be-sonders signifikant an unserem Befund ist dieTatsache, dass die Schulverweigerer weit über-proportional an Gewaltdelikten beteiligt sind.Während bundesweit bei den jugendlichenStraftaten die Eigentumsdelikte oben anstehen,ist die Anzahl der Gewaltdelikte in unserer Un-tersuchung doppelt so hoch wie die der Eigen-tumsdelikte!

Eskalierende, kritische Schulphasen

Wie haben die Jugendlichen die zurücklie-gende Zeit an der Regelschule erlebt, bevor sievon dort in das außerschulische Lernprojektwechselten? Wie ist ihre retrospektive Sichtwei-se und Bewertung mit Blick auf die Schulzeit, inwelcher sie vorzeitig in der Dynamik eines eska-lierenden Prozesses vom klassischen Schul-system exkludiert wurden?

Die von uns befragten Schulverweigereräußern sich hier zunächst bemerkenswertselbstkritisch. Eine Hauptursache ihres Schei-terns sehen sie in der damaligen eigenen Hal-tung. Sie hätten oft „einfach keinen Bock mehrgehabt“. Anfängliches, gelegentliches Schwän-zen sei sukzessive unreflektiert gesteigert wor-den, sie hätten Lehrer malträtiert und seienauch gewalttätig geworden.

In etlichen Fällen wird von Lehrkräften be-richtet, die Unterstützung angeboten hätten.Dies sei von ihnen jedoch damals nicht als sol-ches registriert oder angenommen worden. Inder Kritik an früheren Lehrern werden Situatio-

Lehrforschungsprojekt der FH Osnabrück zum Thema Schulverweigerer

Schulabschluss ist in erreichbare Nähe gerückt

Besonders nachhaltig: die Verschränkung von praktischem Tun und Theorielernen.

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Page 21: Download Gesamtausgabe

PROJEKT SCHULVERWEIGERER 23

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

nen geschildert, die als willkürlich, ungerechtoder überzogen empfunden wurden.

Andere kritisieren, dass ihr Fehlen eigentlichstillschweigend und folgenlos hingenommenworden sei. Ein Drittel der Jugendlichen hatsich nach den eigenen Aussagen in der damali-gen Schulphase als chronisches Opfer von ver-balen und physischen Attacken durch Mit-schüler erlebt und hat in der Folge aus Angstund Unlust die Schule gemieden.

Generell kann festgestellt werden, dass dieAussagen der Jugendlichen indirekt eindeutigeHilfs- und Unterstützungsappelle an die Schulebeinhalten. Der Kulminationspunkt einer Ent-wicklung, die letztlich zur manifesten Schulver-weigerung führt, kündigt sich offenbar über ei-nen längeren Zeitraum in verschiedenen Stadi-en des Zu-Spät-Kommens, Störens, des Fau-lenzens und „Abhängens“ im Unterricht an.

Hier müssten innerschulische Hilfen eindeu-tig schneller und unmittelbarer greifen, indemzunächst eine erhöhte Sensibilität für entspre-chendes Schülerverhalten entwickelt wurde. Invielen Fällen wird eine entschlossene Einbezie-hung der Eltern, ggf. auch des Jugendamtesoder anderer Dienste (z.B. Beratungsstellen) er-forderlich sein.

Ein unbegründetes, untätiges Warten istnichts als verschenkte Zeit. Zudem setzt es diefalschen Signale! Die Schule muss den Anfän-gen wehren. Desinteressierte, ignorierendeoder laxe Reaktionen auf ein schulisches Fern-bleiben sind nicht das Mittel der Wahl. Ein Ab-gleiten muss dadurch verhindert werden, dassdie Schüler wissen, dass man besonders aufsie schaut und ihnen aber auch Zeit und Bera-tung zur Verfügung stellt, um evtl. vorhandeneschwierige Lebensumstände zu begleiten.Natürlich braucht es dazu fachlicher und zeitli-cher Ressourcen. Mit den zurzeit zur Verfügungstehenden „Bordmitteln“ ist das meistens nichtzu machen!

Rückmeldungen an das außerschulische Lernprojekt

Trotz moderater Einzelkritiken nimmt dieüberwiegende Anzahl der Interviewten (88%)positiv Stellung zu ihrer Gesamtsituation imaußerschulischen Lernprojekt. Sie fühlen sichvon den in den Projekten tätigen Lehrkräften,Sozialarbeitern und gewerblichen Ausbildungs-fachkräften in ihrer Situation ernst genommenund unterstützt und sie attestieren ihnen Enga-gement, Zuverlässigkeit und Kompetenz.

Mit Blick auf das Projektkonzept loben dieJugendlichen besonders die didaktische Ver-schränkung von praktischem Tun und Theorie-lernen in kleineren Lerngruppen, sie empfindenden Aktivitäts- und Abenteuerfaktor im Rahmeneinzelner Aktivitäten als Bereicherung und sieentdecken Mitbestimmungsmöglichkeiten. Diepersönlichen (Aus)Wirkungen der einjährigenProjektteilnahme liegen nach den Selbstaus-künften der ehemaligen Schulverweigererhauptsächlich in folgenden Dimensionen:– Stabilisierung des Selbstwertgefühls– Erlangung der Fähigkeit zur Selbststeuerung– Entwicklung von Durchhaltevermögen– Erwerb von lebenspraktischen Fähigkeiten– Entwicklung einer beruflichen Perspektive

Von fast allen Befragten wird besonders po-sitiv vermerkt, dass der bereits abgeschriebeneSchulabschluss nun doch noch in erreichbareNähe gerückt ist und eine mittelfristige, berufli-

che Lebensplanung möglich sei. Die meistenwollen sich im Anschluss um eine Ausbildungs-stelle bemühen, einige streben den Realschul-abschluss an.

Eher am Rande sei vermerkt, dass die außer-schulischen Lernprojekte auch für die betroffe-nen Eltern offensichtlich eine segensreiche Erfin-dung darstellen. Die häusliche Situation musszum Zeitpunkt der sich zuspitzenden Schulver-weigerung in den meisten Fällen sehr konflikthaftgewesen sein. Zwei Drittel unserer Befragten be-richten von energischen, verzweifelten und auch„kopflosen“ Versuchen der Erziehungsberech-tigten, die Situation in den Griff zu bekommen.Anschreien, Hausarrest, Drohung einer Heimun-terbringung, Abschließen von Türen, Beschla-gnahme von Ausstattungsgegenständen sinddie Register, die (vergeblich) gezogen wurden.Mit der Teilnahme am außerschulischen Lern-projekt scheinen sich diese Verhältnisse weitest-gehend entschärft zu haben.

ResümeeEine entwickelte Bildungs- und Dienstlei-

stungsgesellschaft kann es sich nicht leisten,die Potenziale der nachwachsenden Generati-on ungenutzt zu lassen. Das Produzieren oderschlichte Hinnehmen von Exklusionsdriften wä-re eine gesellschaftliche und sozialpolitischeBankrotterklärung, und es würde dem grund-rechtlich verbrieften – und im SGB VIII konkreti-sierten – Recht des Einzelnen auf Förderungseiner individuellen und sozialen Entwicklungsowie auf Vermeidung bzw. Abbau von Benach-teiligungen widersprechen.

Mit Blick auf die Problematiken, die sich u.a.im Kontext von Schulverweigerung ergeben, istzunächst einmal nachdrücklichst die Schuleselbst gefragt. Hier muss hauptsächlich impräventiven Bereich etwas getan werden. Diesbetrifft z.B.– Schaffung eines guten Schulklimas– Gute und förderliche Arbeitsbedingungen für

die Lehrenden– Etablierung einer Unterstützungskultur für

schwächere Schüler– Abwechslungsreicher, flexibler Unterricht– Engagierte Elternarbeit– Sozialräumliche Kooperationen und Vernet-

zung– usw. usw.

Solche Forderungen sind nicht neu, und sieschlagen sich sicher auch in etlichen selbstver-pflichtenden „Leitbildern“ oder „Schulprofilen“nieder. Das Problem ist jedoch, dass solche An-sprüche oft nicht Wirklichkeit werden können,weil zeitlich-strukturelle Zwänge dominant undpersonelle Ressourcen unzureichend sind.Längst ist deutlich geworden, dass sich in derSchule nicht nur junge Menschen in der Rollevon Schülerinnen und Schülern aufhalten, diehier etwas lernen sollen und oft auch wollen,sondern dass es sich dabei um Kinder und Ju-gendliche handelt, die auch einen Sozialraumund eine Lebenswelt suchen, in der sie ganz-heitlich sich selbst, ihre entwicklungstypischenFragen und Probleme und ihre zum Teil drama-tische Situation in oft fast unerträglicher Weiseinszenieren können bzw. zwangsläufig müssen.

Dies fordert unübersehbar auch zu interventi-ven Maßnahmen dort in der Schule heraus, wosich erste Anzeichen von Unterrichts- undSchulabsentismus zeigen. Hier ist ein energi-scher, konzeptioneller und personeller Ausbauder Schulsozialarbeit erforderlich.

Für solche Jugendlichen jedoch, bei denendie Schule trotz qualifizierter und intensiverBemühungen eine hartnäckige Schulverweige-rung nicht verhindern kann, stellen außerschuli-sche Lernstandorte eine gute Option zur Schul-pflichterfüllung dar. Wie die durchgeführte Stu-die zeigt, bekommen hier Jugendliche, die re-gelmäßig aufgrund ihrer besonderen Lebensla-ge häufig durch mehrere Benachteiligungsfak-toren gehandicapt sind, eine neue, eine zweite,oder wie viele von ihnen selbst sagen, eine„letzte Chance“.

Die Einsichten der Projektteilnehmer in dieGründe ihres zurückliegenden Scheiterns in derRegelschule sind in der Retrospektive oft in ei-nem beeindruckenden Maß selbsterkennend.Sie können klar ihre eigenen Anteile und(Fehl)Verhaltensweisen benennen, weil sie auf-grund der Erfahrungen in den Lernstandortenzu besseren Einsichten und Haltungen gefun-den haben. Diese fließen ebenso in die Lebens-planungsperspektiven und in die Gewissheitüber damit verbundene, zukünftige Anstren-gungen ein.

Die Jugendlichen sind – spätestens nach ei-ner Eingewöhnungszeit – so gut wie ausnahms-los bereit, die sich bietenden Entwick-lungschancen des Projektes zu nutzen. Sie ent-decken schnell die in die besondere Konzeptioneingelassene Passung sowohl hinsichtlich ihresNachhol- und Förderbedarfs, als auch ihrer vor-handenen Begabungen und Interessen.

Dies kann jedoch nur gelingen, wenn diehauptberuflich beschäftigten Fachkräfte in denProjekten für dieses schwierige Unterfangen er-stens qualifiziert und zweitens bereit sind, dievielschichtigen Anforderungen überzeugend(und überzeugt), engagiert, glaubwürdig, zuver-lässig, konsequent und zugewandt zu erfüllen.Wenn dies gelingt, beziehen die Jugendlichendaraus den dringend benötigten Halt, eineschon länger vermisste Orientierung sowie per-sönliche Zuwendung und Akzeptanz. Sie be-kommen mehr Vertrauen in die eigenen Fähig-keiten und sie sind so für ein systematischesLernen wieder zugänglich. Indem ihr Selbst-wertgefühl steigt, stellen sich auch neue Sicht-weisen ein: Weg von der Sinnlosigkeit und hinzu einer realistischen Zukunftsplanung!

WILFRIED HELLMANN

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3-4/2009 NIEDERSACHSEN

VOLLE HALBTAGSGRUNDSCHULEN24

Ende der 80er-Jahre wurden in denGrundschulen Niedersachsens die ers-ten Arbeitsgruppen gebildet, um die Ein-

führung der Vollen Halbtagsgrundschule vor-zubereiten. Die damalige CDU-Landesregie-rung wollte mit dieser Organisationsform dieQualität in den Grundschulen erhöhen undden veränderten gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen Rechnung tragen. Eltern undLehrkräfte haben damals viel Zeit und Kraftinvestiert, um ein umfangreiches Konzept zuerarbeiten, das den veränderten Bildungs-und Erziehungsansprüchen gerecht wird.

Wenn jetzt, rund 20 Jahre später, einerseitsmit viel Aufwand durch die inzwischen eta-blierte Schulinspektion versucht wird, das Bil-dungsniveau unserer Schülerinnen undSchüler zu verbessern, andererseits durch dieAbschaffung der „Vorzeigeschule“ (Nordsee-Zeitung v. 28.02.2009) Löcher in der Unter-richtsversorgung an anderen Schulen ge-stopft werden sollen, dann entsteht dadurchein eklatanter Widerspruch in der Bildungs-politik.

Eklatanter WiderspruchNachdem vor einigen Jahren bereits pro

Klasse zwei Stunden der sog. „Vertretungsre-serve“ gestrichen wurden, würde jetzt dieUmwandlung in eine Verlässliche Grundschu-le die pädagogischen und didaktischen Kon-zepte der Vollen Halbtagsgrundschulen über-flüssig machen. Vertretungsunterricht könntedann nicht mehr von ausgebildeten Lehrkräf-ten aus dem eigenen Kollegium erteilt wer-den, sondern müsste von – in den meistenFällen berufsfremden – pädagogischen Mitar-beitern übernommen werden. Team-teachingzur individuellen Förderung der Schülerinnenund Schüler wäre ebenso wenig möglich wiedie Arbeit in Halbgruppen, um dort hand-

lungs- und projektorientierten Unterrichtdurchzuführen.

So ist es dann auch kein Wunder, dassderzeit in den verbliebenen Vollen Halbtags-grundschulen die Lehrkräfte sowie dieSchul- und Klassenelternräte emsig daranarbeiten, den Politikern die Vorteile derVHGS zu verdeutlichen. Der Sparzwang desMinisteriums darf nicht dazu führen, dassLehrerstunden in Betreuungsstunden umge-wandelt werden, in denen die Schülerinnenund Schüler vorrangig beaufsichtigt werden,anstatt gezielt gefördert oder gefordert zuwerden.

Eltern und Lehrkräfte gemeinsamgegen Abschaffung der VGHS

Ursprünglich war einmal beabsichtigt, alleGrundschulen im Laufe der Jahre in VolleHalbtagsgrundschulen umzuwandeln. Alssich in Zeiten zunehmender Finanzknappheitherausstellte, dass diese Organisationsformdurch einen zusätzlichen Bedarf an Lehrer-stunden zwangsläufig auch zu zusätzli-chen finanziellen Belastungen führt, wurdedie Idee der Verlässlichen Grundschulegeboren, um Kosten zu sparen. Wenn nun unter der Überschrift „BildungslandNiedersachsen – Erfolge und Herausforde-rungen“ (http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C53714580_L20.pdf) zu lesen ist,dass zum Schuljahresbeginn 2011/12 einHandlungsspielraum entsteht, „sodass zu-gesagte und geplante Reformen umgesetztwerden können“ (a.a.O., S. 7), dann könnteman als zukunftsorientierter Pädagogeund/oder Politiker doch tatsächlich auf die Idee kommen, die Volle Halbtagsgrund-

schule am Leben zu erhalten und sie in zwei Jahren zum zweiten Mal als Pilotpro-jekt zu starten. Oder nicht?

DIETER HENKEN

Volle Halbtagsgrundschulen haben wichtige Funktion

Landesregierung plant Abschaffungder Vorzeigeschulen

Arbeit in Halbgruppen … ein wichtiger Baustein im Konzept der VHGS.

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Der Lesepeter ist die Aus-zeichnung der Arbeitsge-meinschaft Jugendlitera-tur und Medien(AJuM) der GEW für einherausragendes, aktuellesBuch der Kinder- und Ju-

gendliteratur. Die ausführliche Rezension(mit pädagogischen Hinweisen) ist im In-ternet unter www.ajum.de abrufbar.

Der LesePeter im März geht an KarinSchmidl für das Sachbuch ISLAM – Paulund die Weltreligionen. Karin Schmidl:München: Prestel 2008, 67 Seiten, geb.,12,95 Euro, ab 10 J.

Auf lebendige und kurzweilige Art ver-mittelt das Buch jugendlichen Lesern ei-nen grundlegenden Einblick in die Religi-on der Muslime.

Folgebände, die weitere Religionsge-meinschaften vorstellen, sind in Vorberei-tung.

Auch unter http://www.mit-paul-im-museum.de und anderen Internet-Adres-sen können weitere Informationen gewon-nen werden.

Lesepeter derAJuM der GEW

Maren VolkertsGeesthachtgeb. am 29.08.1954gest. am 01.11.2008

Johann LükenNordholzgeb. am 13.03.1935gest. am 01.02.2009

Ursula BlumeGarbsengeb. am 25.02.1949gest. am 03.02.2009

Günter OttoSalzgittergeb. am 26.09.1922gest. am 09.02.2009

Kirsten TrenneWilhlemshavengeb. am 22.05.1954gest. am 11.02.2009

Unseren Totenzum GedächtnisWir werden ihr Andenken stets

in Ehren halten.Gewerkschaft

Erziehung und WissenschaftLandesverband Niedersachsen

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Um einen Blick über den Tellerrand zubekommen, besuchte der erweiterteBezirksvorstand Braunschweig der

Fachgruppe NLSP Berliner Kollegen an derFörderschule für Geistige Entwicklung, die„Schule am Park“ in Berlin. Der GEW – Kolle-ge Joachim Bellert informierte eindrucksvoll

über die Arbeitsbedingungen der Pädagogi-schen MitarbeiterInnen an Berliner Förder-schulen.

Kern der Arbeitsverträge ist hier, dass dieKollegInnen mit der Ausbildung als Erzieheroder Sozialpädagogen grundsätzlich alsLehrkräfte eingestellt werden und unter der

Bezeichnung PU (Pädagogische Unterrichts-hilfen) geführt werden. Hierbei haben sie eineStundenverpflichtung von 31 Stunden für ei-ne Vollzeitstelle. Die Eingruppierung ergibtsich aus dem Eingruppierungserlass, ähnlichwie für angestellte Lehrkräfte und bewegtsich in den Entgeltgruppen E 9 bis E 10.Durch die Festlegung als Lehrkräfte mit einerüberwiegend unterrichtlichen Tätigkeit erü-brigt sich so die in Niedersachsen lästige Fra-ge nach der Einarbeitung der Ferienzeit. Soist es in Berlin selbstverständlich, dass Voll-zeitstellen für die pädagogischen Unterrichts-hilfen zur Verfügung gestellt werden. Auchsind die Eigenverantwortlichkeit und die Stel-lung im Team deutlich besser als die derpädagogischen Mitarbeiter in Niedersachsen.

Auch bis August 2002 wurden in Nieder-sachsen den Förderschulen Vollzeitstellen fürPädagogische MitarbeiterInnen zur Verfü-gung gestellt. Bedingt durch die Einarbeitungder den Jahresurlaub überschreitenden Feri-enzeit erhöht sich bei der niedersächsischenRegelung die wöchentliche Arbeitszeit von38,5 Stunden auf ca. 44 Stunden. Hier sahdas MK ein Einsparpotenzial und vergabfortan nur noch Arbeitsverträge in Zwangsteil-zeit mit 80%. Hierbei erwartet der Arbeitgeberallerdings eine hundertprozentige Leistung.Auch so sind die PM nach Abzug der Anrech-nungszeit noch 31 Stunden im Unterricht ein-gesetzt und decken den vollständigen Unter-richt der Schülerinnen und Schüler ab.

Als Fazit ist zu ziehen: Bei gleicher Arbeits-leistung von 31 Stunden wird die Arbeit inNiedersachsen um 20 Prozent geringer ver-gütet als in Berlin und auch in allen anderenBundesländern.

Um dieser Benachteiligung für die neu ein-gestellten Kollegen mit Zwangsteilzeitverträ-gen entgegen zu wirken, hat die FachgruppeDiskussionsveranstaltungen mit Vertreterndes Kultusministeriums sowie Schulleiterndurchgeführt und die Landtagsfraktionen in-formiert. HENNING WEGENER

Besuch in Berlin. Der erweiterte Vorstand der Braunschweiger Bezirksfachgruppe NichtlehrendesSchulpersonal (NLSP) informierte sich über die dort geltenden Arbeitsverträge. In Berlin werdenErzieherInnen oder SozialpädagogInnen grundsätzlich als Lehrkräfte („Pädagogische Unterrichts-hilfen“). eingestellt.

Pädagogische Mitarbeiter aus dem Bezirk Braunschweiginformieren sich über Berliner Arbeitszeitregelung

Ein Modell für Niedersachsen?

70 JahreFritz Schöning, Wedemark

03.03.1939Aenne Thesing, Aurich

03.03.1939Hanna Wojtysiak, Peine

04.03.1939Thomas Leithaeuser,

Ottersberg, 10.03.1939Kurt Stein, Sauensiek

10.03.1939Jörg Fischer, Braunschweig

12.03.1939Hartmut Thiele, Braunschweig

17.03.1939Axel Viebrock, Großenhain

22.03.1939

Gertrud Dom, Osnabrück26.03.1939

Horst Liebethal, Hildesheim26.03.1939

Hanna Stübig, Salzgitter26.03.1939

Gesine Langenkamp,Herzberg, 27.03.1939

Ingeborg Ehrhardt, Hannover28.03.1939

Peter Haffmans, Oldenburg29.03.1939

Thilo Harborth, Achim29.03.1939Arnulf Hopf,

Bad Zwischenahn, 29.03.1939Karl Kamphenkel, Braunlage

29.03.1939Volkhard Scholten, Göttingen

30.03.1939Dorit Heuer, Hannover

31.03.1939

Anne-Katrin Wohlfahrt,Sittensen, 31.03.1939

75 JahreDieter Schrader, Langelsheim

07.03.1934Rosemarie Kirves, Osnabrück

10.03.1934Dieter Muhs, Braunschweig

14.03.1934Brigitte Hofmann, Göttingen

15.03.1934Rolf Kellermann, Melle

16.03.1934Günter Behrens, Cuxhaven

21.03.1934Helmut Benjes,

Bad Bederkesa, 22.03.1934Konrad Hamann, Hannover

24.03.1934Marga Klein, Hildesheim

28.03.1934

80 JahreIngeborg Talarowski,

Braunschweig, 04.03.1929

Ilse Pietrucha, Uslar09.03.1929

Helmut Kiel, Hann Münden12.03.1929

Christian Mierke, Baunschweig, 26.03.1929

86 JahreRobert Fey, Wolfsburg

06.03.1923Rudolf Krueger, Hannover

13.03.1923Annemarie Wessels, Leer

20.03.1923Hermann Ziegler, Neustadt

27.03.1923

87 JahreHerbert Kraatz, Molfsee

04.03.1922Margarete Rieke, Rotenburg

08.03.1922Almuth Cornelius, Varel

11.03.1922Dietmar Quentin, Bovenden

19.03.1922

Herta Maier-Holthusen, Burgwedel 22.03.1922

88 JahreAlfred Gottschalk, Konstanz

11.03.1921Inge Wildt, Himmelpforten

30.03.1921

89 JahreHellmut Steinhagen,

Grünendeich, 09.03.1920

94 JahreRuth Wallace, Buchholz

23.03.1915

96 JahreMargarete Sempf, Elze

09.03.1913

98 JahreHermann Borkenhagen

Wilhelmshaven, 02.03.1910

Unsere Jubilare im März

Die GEW gratuliert

FACHGRUPPE NLSP 25

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

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Nachdem sich die Teilnehmer und Teil-nehmerinnen mit einem Memory, beidem Fotos von DDR-Autoren mit den Ti-

telbildern ihres bekanntesten Werkes ver-knüpft werden mussten, auf das Thema einge-stimmt hatten, leitete Dr. Caroline RoedersVortrag über die Auswirkungen der Wende inder Kinder- und Jugendliteratur die dreitägigeTagung ein.

Deutsche Zeitgeschichte in derKinder- und Jugendliteratur

Sie begann ihren Vortrag mit der Feststel-lung, dass es im Osten und Westen deutlichunterschiedliche Kindheitserinnerungen anLieblingsbücher gibt und versuchte im An-schluss, dies zu begründen. Während einigeAutoren nur in der DDR oder lediglich in derBundesrepublik gelesen und gedruckt wurden,gab es auch Autoren, wie z. B. James Krüss,der in beiden Teilen gleichermaßen veröffent-licht wurde.

Abschließend betrachtete sie die Wendelite-ratur und sagte vorher, dass ein deutlicher Ab-stand zur historischen Epoche nötig ist, bevorsie literarisch reflektiert werden kann, so dassin naher Zukunft weitere Bücher zu diesemThemenkreis zu erwarten sind. Der zu erwar-tende Wandel in der Geschichtsbetrachtungwird auch zu Veränderungen in der Literaturführen, anstelle der auktorialen Erzählhaltungwerden privatere und damit vielfältigere Pers-pektiven entstehen, die auch individuellereBlickwinkel aufweisen werden.

Für den Unterricht mit Wendeliteratur emp-fiehlt sie unterschiedliche Ansätze. Es kann mitSachbüchern gearbeitet werden (z.B. Vinke,„Die DDR“). Es lassen sich ebenso literarischeGegenwelten nutzen, wie sie die „Verschwie-gene Bibliothek“ z.B. mit Eckert „Jahr ohneFrühling“ anbietet. Aber auch Steinhöfels „Be-schützer der Diebe“, in dem die Protagonistendauernd zwischen Ost und West pendeln, bie-tet sich für eine Untersuchung an.

Nach dem Abendessen las Anne Voorhoeveaus ihrem Roman „Lilly unter den Linden“ undbeantwortete Fragen.

Der zweite Tagungstag stand im Zeichen derGruppenarbeiten. Die Kolleginnen und Kolle-gen erstellten Unterrichtsmaterialien zu Lek-türen, die sich mit dem Thema „Wende“ be-schäftigen und präsentierten abends ihre Er-gebnisse.

Unterschiedliche Kindheitserinnerungen

Am letzten Tag stellte Frau Krones vondtv/Hanser die zeitgeschichtliche Literatur vor,die im Haus angeboten wird. Sie stellte zeitge-schichtliche Bücher als Brücken zwischenZeitzeugen und Nachgeborenen vor, die zur ei-genen Identitätsfindung beitragen. Sie emp-fahl eine Reihe Bücher für den Unterricht, dar-unter: Tuckermann, „Ein Buch für Yunus“ fürdie Primarstufe und Reichert, „Deutschlandgefühlte Heimat“ für die Sekundarstufe I und II.

Die nächste Jahrestagung der AJuM wirdvom 17. bis zum 19. November in Loccumstattfinden. Geplant ist das Thema „Leseför-derung für Jungen“. SABINE HARTMANN

Gruppenarbeit bei der Jahrestagung von AJuM.

Dr. Caroline Roeders. Frau Krones von dtv/Hanser. Nach dem Abendessen las Anne Voorhoeve.

Jahrestagung der AJuM Niedersachsen

Brücken zwischen Zeitzeugenund Nachgeborenen

40 Jahre in der GEW

Zum 40-jährigen GEW-Jubiläum gratulieren wirim März folgenden Kolleginnen und Kolle-gen und danken für ihre langjährige Mitglied-schaft:Jürgen Beckmann, Gifhorn; Edith Blume,Cremlingen; Heinz-Hermann Böttcher, Syke;Klaus Botermann, Oldenburg; Christa Düro,Delligsen; Jürgen Heere, Osnabrück; Klaus Lie-der, Stade; Wolfgang Lindau, Beverstedt; Sieg-fried Meinusch, Hemmoor; Joachim Preiser,Hannover; Uta Schenk-Bruss, Wedemark; In-geborg Schrader, Soltau; Anna-Luise Vogel,Göttingen; Renate van Kampen, Berlin.Unser Dank gilt außerdem allen Kolleginnenund Kollegen, deren Mitgliedschaft sich in die-sem Monat zu einem weiteren Jahr rundet.

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

JUGENDLITERATUR UND MEDIEN26

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JUGENDLITERATUR UND MEDIEN 27

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Unheimlich schönWolfgang Spreckelsen, Das Haus hinter Mit-ternacht, Fischer Schatzinsel, Ill. v. IsabelKlett, l, 281 S., 17,90 Euro, ab 13 J.

Gruselgeschichten zum Vorlesen und Er-zählen, vom Herausgeber sorgfältig zusammen-gestellt und erprobt. Droste-Hülshoff, Heine,Kaschnitz, H. G. Wells, Stevenson, Grimm u.a.sind die Autoren. Dazu ein Nachwort, das dasGenre Gruselgeschichte erklärt und zum Er-zählen praktische Hinweise gibt.

Ein schönes Buch im nachtblauen Lei-neneinband mit Lesebändchen und fein imSchuber verpackt. Ein Schatz auch mit denganzseitigen Bildern in bläulichem Ton.

Es geht immer um grausige Begegnungen mitUntoten, die Lebende erschrecken, verwirrenund gefährden. Spannend und haarsträubendsind die Erlebnisse, die in den Alltag der Heldeneingreifen und sie nur selten schadlos daraushervorgehen lassen. Wunderbar die letzte Ge-schichte der Sammlung von Saki (Hector HughMunro 1870 – 1916), die zeigt, wie Grauen alleindadurch entsteht, dass die Realität nur ein we-nig im Erzählen verändert wird.

So ein Buch müssen Lehrer zur Hand ha-ben zum planvollen Einsatz im Unterricht undzum gruseligen Vergnügen, wenn die Situa-tion dazu einlädt. DOROTHEE PFENNIG

Philosophisches BilderbuchFrançois Place, Der König der Winde, Gers-tenberg, 47 S., 14,90 Euro, ab 10 J.

Eine Karawane, die „Große Gesandt-schaft”, zieht durch die Welt. Ihr Ziel ist es,dem Großen König, dem König der vier Win-de, Ehrerbietung zu erweisen. Dieses gelingtauch, nachdem große Gefahren überstandensind. Ehe die Gesandten den Heimweg antre-ten, schließen sie mit dem König einenFreundschaftsbund, und sie lernen und hörenvon ihm, dass jeder Mensch als ein Gesand-ter zu betrachten ist.

Das großformatige Bild-Text-Buch kann alseine Parabel auf das Leben gesehen werden.Die Philosophie des Buches mit seinen mär-chenhaften, schön kolorierten, Tiefe aus-strahlenden Zeichnungen dieser wundersa-men, wunderbaren Bilderwelt (Vogelperspek-tive!), die Karawane der Männer, Frauen undKinder in Wäldern, Feldern, Wüsten, Meeres-und Bergwelten darstellend, lautet: „Kein Le-ben ist klein und unbedeutend … Alles, waswir sagen, kommt von weither. Jeder von unsist ein Gesandter.” Das gilt sowohl für den Kö-nig der vier Winde, als auch für alle Gesand-ten der Großen Gesandtschaft und weiterhinfür den vermeintlichen Pferdedieb, den Musi-kanten und die Prinzessin.

Das Buch erzählt in Wort und Bild vomReichtum des Lebens, vom Unterwegssein,vom Reisen, regt zur Lebensbetrachtung, zuMeditation und zum Philosophieren an undein. Es zeigt, wie unterschiedlich menschli-che Eigenschaften, Talente und Lebensauf-gaben sind. Es existieren in dieser Welt ne-beneinander Arm und Reich, es gibt Königund Prinzessin und einen Musikanten,prächtig gekleidete Reiter, Bauern, Tagelöh-

ner, Landvermesser, Uhrmacher, Boten,Kundschafter, Führer, Übersetzer, Kalligra-fen, Jäger, Vorratsmeister, Händler, Weise;es gibt Streitgespräche – und dennoch Ge-borgenheit in der Zeltstadt – es gibt dieSehnsucht nach Frieden und die Geburt ei-nes Kindes. Im schönsten Zelt gibt’s Tee füreine schöne Prinzessin von ihrer Dienerin. Ineiner großen Gefahr werden Gebete in zehnverschiedenen Sprachen gemurmelt, es gibtTod und Liebe und Generationenfolge: Alldas sind Realitäten und Metaphern zugleich.Diese gilt es zu deuten, liest und betrachtetman das Buch mit älteren Kindern.

CHRISTIANE SCHRÖDER-HINZ

Nulli & Priesemut feiern OsternMatthias Sodtke, Der Osterfrosch, Lappan,32 S., 12,95 Euro, ab 3 J.

Kurz vor Ostern bekommen Nulli und Prie-semut einen Brief, in dem sie gebeten wer-den, für den verletzten Osterhasen einzu-springen und im Garten von Oma Bär bunteOstereier zu verstecken.

Damit auch Priesemut als Osterhase ak-zeptiert werden kann, bekommt er eineHasenohrenkappe, mit der er sich sehrwohlfühlt. Unverzüglich und mit großem

Spaß machen die beiden sich an die Auf-gabe, Eier auszublasen, anzumalen undschließlich in Oma Bärs Garten zu ver-stecken. Dabei erfahren sowohl die beidenals auch die Leserinnen und Leser jedeMenge über die Osterbräuche im Zusam-menhang mit den Ostereiern. Es gibt auchVorlagen zum Auspusten und Bemalen derEier.

Oma Bär verrät ihr bestes Rezept für Eier-pfannkuchen, denn irgendetwas muss man jamit dem Inhalt der ausgeblasenen Eier ma-chen.

Alles, was die beiden Freunde mit den Eiernmachen wird sehr detailliert beschrieben undist immer so exakt illustriert, dass man allesnachmachen kann.

Nulli und Priesemut sind so liebevoll gezeich-net wie in allen anderen Abenteuern, die im Lap-pan Verlag erschienen sind, auch. Dieser Bandzeichnet sich jedoch durch besondere Detail-reichheit aus und eröffnet durch die Möglichkeit,alles nachmachen zu können.

Am Ende schließen sich noch ein Suchspielund ein Ausschnitt aus der „Osteroder Oster-zeitung“ an.

Sowohl für Kindergruppen als auch für ein-zelne Kinder ist dies ein Buch, das vielfältigeAnsatzmöglichkeiten zur Beschäftigung bie-tet. Speziell im Frühjahr, um Ostern herum, istes ein aufmunterndes Buch, das anregt, et-was gemeinsam zu tun, genauso wie Priese-mut und Nulli. SABINE HARTMANN

Wilfried Fischer ist neuer Leiter der AJuM

Unsere Qualitätsstandards halten

Nach sechs erfolgreichen Jahren übergabDorothee Fedder-Borchert auf der Jahresta-gung der AJuM in Loccum die Leitung derArbeitsgemeinschaft an Wilfried Fischer.Der pensionierte Schulleiter lebt mit seinerFrau Petra in Tarmstedt bei Rotenburg undhat bereits ein Unterstützerteam um sichversammelt. „Die Arbeit muss auf mehrSchultern verteilt werden, damit wir unsereQualitätsstandards halten können“, sagtWilfried. „Wir brauchen junge Menschen,die in die Verantwortung hineinwachsenkönnen.“ Er selbst hat in seiner mehr als

zwanzigjährigen Zugehörigkeit zur Arbeits-gemeinschaft viel für seinen Unterricht ge-wonnen, und vieles konnte er an seine Kol-legen weitergeben, so dass alle davon profi-tieren konnten.

Hat er in seiner aktiven Zeit an der Schulevorzugsweise Bücher für Grundschüler ge-lesen, widmet er sich nun auch Texten fürÄltere. Er hat bereits mit der Planung dernächsten Jahrestagung begonnen und einPlanungstreffen der Ausschussvorsitzendenfür den 18. April 2009 einberufen.

SABINE HARTMANN

Neue Bücher – kurz vorgestellt

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In der Zeit der Euphorie zur Fußballweltmei-sterschaft, die auch die Grundschüler undGrundschülerinnen erfasst hat, fällt auf: In

den Lese- und Sprachbüchern gibt es erstaun-lich wenige Texte und Sprachübungen zumThema Fußball. Ausgearbeitete Unterrichtsein-heiten sind kaum auf dem Markt. Gute Kinder-bücher über Fußball sind selten. Dabei kann esfür den Unterricht durchaus fruchtbar sein,wenn es gelingt, das Interessenpotenzial derKinder aufzuarbeiten. Die vorgestellte Unter-richtseinheit ist in einem 4. Schuljahr (Anfangdes Schuljahres) durchgeführt worden. DieseEinheit lässt sich leicht in den laufenden Unter-richt einplanen. Vielleicht ist sie auch eine An-regung für den Vertretungsunterricht.

I. Der Einstieg in das Thema erfolgt im Sport-unterricht beim Hallenfußball. Die Klasse ist indrei Gruppen eingeteilt. Zwei Gruppen spielenFußball. Eine dritte Gruppe pausiert. Sie beob-achtet das Fußballspiel und gibt eine schriftli-che Beschreibung davon, wie es die Reportermachen.1. Beispiel: „Es ist ein spannendes Spiel. Oleund Bernd kämpfen um den Ball. Bernd hatden Ball, Ole spielt ihn wieder ab und läuft zumTor. Aber Bernd schafft es wieder, ihn abzu-spielen. Die beiden konzentrieren sich nur aufden Ball. Dann ist Halbzeit. Und es geht weiter.Udo hat den Ball und läuft damit zum Tor. Tors-ten ist traurig, dass er Udo nicht halten kann.Bernd bekommt den Ball und schießt ein Tor!Tor! Tor! Udo steht doof rum. Bald ist das Spielaus. Es endet 2:1.“ (Sandra)

2. Beispiel: „Sven ist Spitze. Er dribbelt alleaus. Aber was ist dann? Ute greift an und …Das gibt es doch nicht. Ute haut mit dem Ballab. Aber Sven hat den Ball wieder und schießt.Aber der Torwart hat den Ball gehalten. Dannpfeift der Schiedsrichter ein Foul, ein glattesFoul. Erich schießt den Elfmeter. Es steht 1:0.“(Florian)

Die beiden Schülerarbeiten zeigen, dass siein der Lage sind, lebendige Berichte zu er-stellen.

II. Nun werden die Kinder aufgefordert, ihrAugenmerk auf die Verben zu legen. Aus ihrenschriftlichen Berichten suchen sie die Verbender Bewegung heraus. An der Tafel entsteht ei-ne Liste von Wörtern „wie der Ball behandeltwerden kann“: spielen, dribbeln, fummeln, tre-ten, abnehmen, tunneln, schießen, ergattern,holen, streicheln, stoppen …

Im Gespräch werden die Bedeutungsunter-schiede herausgearbeitet.

Anschließend überarbeiten die Kinder nocheinmal ihre Berichte in Partnerarbeit. Sie ach-ten darauf, ob sie die Verben genau genug be-nutzt haben. Gegebenenfalls werden sie durchWörter aus der Tafelliste ersetzt.

III. Im nächsten Abschnitt der Unterrichtsein-heit sollen die herausgestellten Tätigkeitswör-ter im Reporterspiel noch einmal angewandtwerden. Ein Kind (Reporter) bekommt ein Mi-krofon in die Hand, ein anderes „treibt“ den Balldurch die Klasse um Stühle und Tische herum.

Das Reporterkind kommentiert den Fußbal-ler mit möglichst treffenden Verben (vergl. Foto)

IV. Anschließend bekommen dieKinder ausgewählte kurze Sportbe-richte aus Lokalzeitungen. Diesesollen sie aufmerksam lesen undmit ihren Arbeiten vergleichen.Auch hierbei konzentrieren sich dieKinder besonders auf die Verwen-dung der Verben. U.U. gibt es nochErgänzungen für die Tafelliste.

V. Nachdem die Kinder sensibelgeworden sind für die Fußballspra-che, lesen sie Geschichten dazu.

WILFRIED FISCHER

Im Umfeld der Fußballweltmeister-schaft sind einige neue Kinderbücherzum Thema Fußball auf den Markt ge-kommen, die als Anschlusslektüre ge-eignet sind:Manfred Mai: Wir holen den Pokal,Loewe Verlag, Bindlach, ISBN 3-7855-578-2 Manfred Mai: Eine Klasse im Fußball-fieber, Ravensburger Verlag, ISBN 3-473-36022-8Manfred Mai: Wir werden Meister, Loewe Verlag, ISBN 3-7855-5772-8Werner Färber: Kleine Fußballge-schichte, ars-Edition, ISMB 3-7607-3956-3Ulli Schubert: Die frechen Fußball-freunde gewinnen den Pokal,Loewe-Verlag, ISBN 3-7855-5776-0Barbara Zoschke: Das große Buch derFußballgeschichten, Loewe-Verlag,ISBN 3-7855-5777-9

Fußball im Deutschunterricht der Grundschule

Gute Kinderbücherüber Fußball sind selten

Durch mehrfache Übung verstehen die Schüler und Schüle-rinnen den Ball vielseitig zu behandeln, so dass der Reporterschnell mit Sprache reagieren muss. Jungen und Mädchensind bei diesen Aufgaben gleichermaßen kreativ und auf-merksam bei der Sache.

3-4/2009 NIEDERSACHSEN

JUGENDLITERATUR UND MEDIEN28

Kikis nützlicher KinderratgeberKlaus Heilmann, Knaur, 157 S., ab 16 J.

Kinder sind Kinder. Die aufgeweckte 9-jähri-ge Kiki hat ein besonderes Problem: Es gibtunübersichtliche viele Erziehungsratgeber fürEltern, aber keinen Ratgeber für Kinder, die ihreEltern vernünftig erziehen wollen. Das kreativeMädchen beschließt, selbst ein Erziehungsbuchzu schreiben.

In der Umkehrung des Erziehungsgedankenskommt Kiki zu überraschenden, nachdenkens-werten Erkenntnissen über herkömmliche Erzie-hungsprinzipien. „Die Erwachsenen soll einerverstehen, also echt! Die waren doch auch malKinder. Doch das vergessen sie gerne, die Er-wachsenen, dass sie auch mal Kinder warenund schnell groß werden wollten. Aber das soll-ten sie nicht vergessen... Denn dann würden sieihre Kinder viel besser verstehen und sich mit ih-nen leichter tun.”

Kiki schreibt ein Erziehungsbuch. Bei ihremNachdenken über Erziehung handelt Kiki dieneuralgischen Problemfelder der Kind-Eltern-Beziehungen in 17 Kapiteln in respektloser, et-was altkluger Diktion ab. Es geht um Geld inKinderhänden, um die Pflege von Haustieren,um weite, ungeliebte Urlaubsreisen, um Haus-aufgaben, um chaotische Kinderzimmer, umFreizeitgestaltung …

Sogar der aktuellen Diskussion über Hochbe-gabte ist ein Kapitel gewidmet. Kikis naiver, re-spektloser Blickwinkel lassen den Leser in-nehalten und das Verhältnis zu Kindern in einemneuen Zusammenhang sehen: Spielen ist dochso wichtig für Kinder. Aber wann soll man schonspielen, wenn die Eltern dauernd was mit einemvorhaben? Bei Eltern mit guten Nerven werdendie Kinder erst sehr spät schwierig. Und wennman nicht weiß, was man will, dass aus einemwerden soll, wie kann man dann dafür lernenwollen?Nicht dazu da die Träume der Eltern zu erfüllen

Kinder sind nicht dazu da, die Träume ihrer El-tern in Erfüllung gehen zu lassen. – Eltern sindviel schwieriger als normale Erwachsene. Elternsind ungeduldig und leicht erregbar. Kindermuss man sich gut überlegen, bevor sie kom-men...” Das 14. Kapitel, in dem sich Kiki Gedan-ken über Lehrer machen wollte, bleibt ausge-spart, weil die „Leute vom Verlag gemeint ha-ben, es wäre besser damit zu warten, bis ichnicht mehr auf der Schule bin.” Wie bei jeder gu-ten Satire werden auch in diesem Buch alltägli-che Gewohnheiten aus einer neuen Perspektiveheraus kritisiert, lächerlich gemacht und manch-mal ad absurdum geführt. Das „Lernen durchAusprobieren” führt sogar zum Feuermachen imKinderzimmer. Die Erziehungsprobleme werdenvon Kiki sehr emotional in der Ich-Form darge-stellt. Manchmal wird ganz eindringlich der Le-ser einbezogen und direkt angesprochen. einigekleine eingestreute Kinderzeichnungen unter-streichen zusätzlich die naive Sicht.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen Undam Ende des Buches kommt Kiki noch zu einembeachtenswerten Resümee: „Kinder sind keinekleinen Erwachsenen. Kinder sind Kinder. Undsie gehören nicht den Eltern, sondern sichselbst.” Spätestens hier wird deutlich: Diesesdurchaus amüsante Buch ist für Erwachsenegeschrieben, um sie aufzurütteln und ihren Er-ziehungstrott im Alltag zu hinterfragen.

WILFRIED FISCHER

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TERMINE 29

NIEDERSACHSEN 3-4/2009

DIDAKTIK DERPOLITISCHEN BILDUNG&KOOPERATIONSSTELLE HOCHSCHULE/GEWERKSCHAFTEN

Fachtagung für Sek. II LehrerInnenUnterrichten im Fach Politik-Wirtschaft

Beispiele zu den veränderten Anforderungendes Kerncurriculums

Mittwoch, 22. April 2009, 9.30 h bis 16.00 UhrCarl von Ossietzky Universität Oldenburg

Bibliothekssaal - UhlhornswegIn der Politischen Bildung hat das ökonomische Lernfeld in den letztenJahren an Bedeutung gewonnen. Die gewerkschaftliche Bewegung hat sich unter anderem durch ihreBeteiligung an der Initiative „Wirtschaft – notwendig für schulische All-gemeinbildung“ für die Stärkung des ökonomischen Lernens einge-setzt. Darin wurde den Ländern empfohlen, ein eigenständiges Schul-fach zur sozioökonomischen Bildung zu entwickeln. Inzwischen sind al-le Kultusministerien insoweit den Forderungen nachgekommen, alsdass sie den ökonomischen Lernbereich in den Bildungsplänen gestärkthaben. Am niedersächsischen Gymnasium drückt sich dies beispiels-weise in der Umbenennung des Unterrichtsfaches Politik in „Politik-Wirtschaft“ aus.Diese politische Grundsatzentscheidung ist fachdidaktisch noch nichthinreichend nachvollzogen worden. In das Vakuum fachdidaktischerFundierung des sozialwissenschaftlichen Unterrichts sind vermehrtWirtschaftsunternehmen, Stiftungen, Interessenverbände, Vereine undInitiativen gestoßen, die Unterrichtsmaterialien, Lehrerweiterbildungenund curriculare Vorschläge entwickeln. Nicht immer genügen diese An-gebote den Kontroversitätsanforderungen der Politischen Bildung. Teil-weise sind sie tendenziös. Es besteht die dringende Notwendigkeit, denpolitisch-ökonomischen Bildungsbereich fachdidaktisch und ideolo-giefrei zu entwickeln.Anmeldung: Bitte bis zum 1404.2009 direkt bei der Universität Olden-burg, Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften, bitte mit Hin-weis auf die Workshopteilnahme, Tel. 0441 - 7982909, Fax 0441 -798192909 oder formlose Mitteilung an folgende E-Mail-Adresse: [email protected] Informationen: [email protected] - http://www.poli-tischebildung.uni-oldenburg.de/Die Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit:

Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftNiedersachsenBezirksverband Lüneburg

Einladung zu einem FortbildungstagWann? Montag, den 18. Mai 2009, 09.00 Uhr bis 17.00 UhrWo? Ver.di Bildungs- und Tagungszentrum WalsrodeSunderstraße 77, 29664 Walsrode, Tel. 05161- 9790Thema: „Wer hat an der Uhr gedreht?“ ZeitmanagementReferentin: Bernhild Schrand – Soziologin, Führungscoach undSupervisorinLeitung: Christiane Lohe und Gundi Müller

Dieses Seminar richtet sich an alle im Bildungsbereichtätigen Personen im Lande-schulbehördenbezirk Lüne-burg, die seit dem 01.01.2006 in die GEW eingetretensind.Die Verpflegungskosten (Kaffeepause mit Brötchen amMorgen, das Mittagessen und die Kaffeepause mit Ku-chen am Nachmittag) übernimmt die GEW. Fahrkostenkönnen nicht erstattet werden.Eine verbindliche Anmeldung bis zum 4. April 2009 istnötig.Die offizielle Einladung, mit der du dann Sonderurlaubnach § 2 Nr. 1 der Sonderurlaubs-verordnung (es müs-sen keine Unterrichtsstunden vor- oder nachgearbeitetwerden) bei deiner Schulleitung beantragen musst, wirddir rechtzeitig zugeschickt.Wenn du Fragen zum Seminar hast oder falls es Schwie-rigkeiten bei der Bewilligung des Sonderurlaubs gebensollte, melde dich bitte bei Christiane Lohe: Tel. 04285 -1812, E-Mail:[email protected] Anmeldung bis 4. April 2009 an die GEW-Ge-schäftsstelle des BV Lüneburg: Auf dem Berge 3, 21647Moisburg, Fax: 04165 - 1415, E-Mail: [email protected]

Die Fachgruppe Seniorinnen und Seniorenim BV Braunschweig der GEW veranstaltet einen

Informationstagam Mittwoch,29.April 2009,10.00 bis 16.00 Uhr,im Vortragssaal der Stadthalle Braunschweig Arbeitsschwerpunkte– Schulstrukturentwicklung im Sekundarbereich I und II (Dieter

Galas)– Beihilfe – und ihre Grenzen (Vertreterin des Landesamtes für Be-

züge und Versorgung)– Föderalismusreform – Auswirkungen auf Tarife und Besoldung

(N.N.)Eingeladen sind Seniorinnen und Senioren aus dem Bezirksver-band Braunschweig der GEW. Interessenten melden sich bitte bieden Fachgruppen-Vertretern der Kreisverbände.Konakt: Christa Burbat, Tel 05361 - 16674E-Mail: [email protected]

Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftNiedersachsenBezirksverband Lüneburg

Neue PäWo-Broschüreliegt vor!

„Schwimmen lernen in der Informationsflut – Medienpädagogik imZeitalter der digitalen Medien“Die Broschüre mit den Ergebnissen der 64. „Pädagogischen Wo-che“ des BV Lüneburg wird neben Arbeitsgruppenberichten fünfauf der PäWo vorgetragene Referate beinhalten:1. Prof. Martin Korte (Technische Universität Braunschweig): „Wie

lernt der Mensch im Internetzeitalter? Oder: Wissen ist nicht Bil-dung, Bildung ist mehr als Wissen, aber ohne Wissen keine Bil-dung"

2. Florian Rehbein u.a. (Kriminologisches Forschungsinstitut Nie-dersachsen): „Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkon-sums,. Eine Analyse auf der Basis verschiedener empirischerUntersuchungen“

3. Prof. Friedrich Schönweiss (Universität Münster): „Bildung inZeiten des Internet. Über aktuelle Mythen, Hoffnungen undPerspektiven“

4. Prof. Heinz-J. Bontrup (Fachhochschule Gelsenkirchen): „Stel-lenwert von Bildung – Bildung und Medien“

5. Rainer Butenschön (politischer Journalist, Hamburg): „Gegendie vervielfältigte Einfalt. Oder: Keine Demokratie ohne Demo-kratisierung der Medien“

Die Broschüre kann bestellt werden zum Preis von 11 Euro zzgl.1 Euro für Porto- und Versandkosten in der Geschäftsstelle desBV Lüneburg, Auf dem Berge 3, 21647 MoisburgFax: 04165 - 1415; E-Mail: [email protected]

BildungsvereinigungArbeit und Leben Nds.Nord gGmbH, Oldenburg

Deutsche Vereinigung fürPolitische BildungDVPB – LandesverbandNiedersachsen

Gewerkschaft Erziehungund Wissenschaft

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Inhalt: Entwicklungspolitikim Wandel stellt die kon-krete Entwicklungszusam-menarbeit in den Mittel-punkt. Mithilfe von Berich-ten von Entwicklungsex-pertInnen aus dem Südenund dem Norden wird das interessanteund vielfältige Arbeitsfeld vorgestellt.Aktuelle Projektbeispiele werden ergänztdurch Berichte aus den 1960er Jahren undder Entwicklungspolitik der DDR. So zei-gen sich Veränderungen in Ansätzen undKonzepten. Länderbeispiele sind unter an-dere Tansania, Mosambik, und Indien.

Themen sind good governance, nachhaltige Entwicklung, Krisen-und Konfliktprävention, ländliche Entwicklung und aktuelle Entwick-lungstheorien.Im ersten Teil der Arbeitshilfe werden konkrete Unterrichtsvorschlägefür zwei, drei und vier Doppelstunden präsentiert. Dabei wird Bezuggenommen auf die Kompetenzentwicklung des Orientierungsrah-mens Globale Entwicklung und es wird gezeigt, wie mit der Arbeits-hilfe die Kompetenzen Erkennen, Bewerten und Handeln gestärktwerden können.Der zweite Teil ist für den direkten Einsatz im Unterricht konzipiert. Erenthält neben den Berichten zahlreiche Arbeitsblätter, Länderinfor-mationen und ein Glossar.Zielgruppe: Politik- und Geografieunterricht der Sekundarstufe IIKosten: 5 Euro zzgl. 2,50 Euro Verwaltungspauschale. Die Broschü-re umfasst 94 Seiten und kann ab sofort bestellt werden.Per E-Mail: [email protected], per Fax 030 - 6926419, per Telefon030 - 61203954

Neues Unterrichtsmaterial von EPIZ

Entwicklungspolitik im Wandel

Anmeldungen und Anfragen an: Akademie Waldschlösschen,37130 Reinhausen, Tel. 05592 - 9277-0, Fax 05592 - 9277-77,[email protected], www.waldschloesschen.org

TTTTeeeerrrr mmmmiiiinnnneeeeGEW unterstützt Demonstrationen am 28. März

Wir zahlen nichtfür eure Krise!

Die GEW Niedersachsen un-terstützt den Aufruf „Wirzahlen nicht für eure Krise“

und ruft alle ihre Mitglieder auf,sich an den bundesweiten De-monstrationen am Samstag, den28. März in Berlin und Frankfurt zubeteiligen.

In dem Aufruf heißt es u.a. „Wirdemonstrieren für Sofortmaßnah-men, die den Opfern der Krise hel-fen, aber gleichzeitig den ökologi-schen und demokratischen Um-bau der Wirtschaft vorantreibenals Schritte auf dem Weg in einesolidarische Gesellschaft.“ Gefor-dert werden „umfangreiche Inve-stitionsprogramme in Bildung,Umwelt- und Klimaschutz, öffent-liche Infrastruktur und Gesund-heit“ sowie ein „sozialer Schutz-

schirm für Beschäftigte, Erwerbs-lose und RentnerInnen.“

Am 28.3. werden Gewerkschaf-ten und soziale Bewegungen par-allel auch in anderen europä-ischen Ländern und auf anderenKontinenten demonstrieren: dasWeltsozialforum hat Ende Januarin Belem/Brasilien den Tag zumweltweiten Aktionstag ausgerufen.

Örtliche Aktionsbündnisse vonGliederungen von DGB, GEW,ver.di und der IG Metall sowieattac und zahlreichen anderen Or-ganisationen organisieren die An-reise per Bus.

Infos dazu, die Liste der Unter-stützerInnen sowie den Aufruf sel-ber findet man auf der Internetsei-te www.28maerz.de

ANDREAS KLEPP

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NIEDERSACHSEN 3-4/2009

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Kalender von Kindernmit Behinderung 2010

Malwettbewerb: „Mein schönstes Erlebnis“ startet Kaum hatdas neue Jahr begonnen, startet der Bundesverband SelbsthilfeKörperbehinderter e.V. (BSK) wieder ein Malprojekt von und fürKinder mit Behinderung.„Mein schönstes Erlebnis“ lautet diesmal das Thema des Wettbe-werbs, an dem sich wieder Kinder mit einer Körperbehinderungim Alter von 8 bis 12 Jahren beteiligen können. Das Bild solltemöglichst farbenprächtig und im Format DIN A4 gemalt werden.Bitte keine Collagen einsenden. Aus den Einsendungen wählt eine Jury zwölf Monatsbilder unddas Titelbild aus. Der Kalender wird in einer Auflage von 20.000Exemplaren in den Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Be-hinderung hergestellt und ist ab Herbst 2009 erhältlich.Der Einsendung sollen neben dem Originalbild mit Titelangabeauch ein kurzer Lebenslauf und ein Foto des Künstlers/der Künst-lerin beiliegen. Alle eingereichten Bilder bleiben Eigentum des BSKe.V.Einsendungen bitte an: BSK e.V., Altkrautheimer Straße 20,74238 Krautheim. Einsendeschluss ist der 9. April 2009. WeitereInfos unter www.bsk-ev.org oder telefonisch unter: 06294 -428143.

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3-4/2009 NIEDERSACHSEN

LETZTE SEITE32

Ein Cartoon von Peter Baldus

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NIEDERSACHSEN 3-4/2009

Neue BbS-VO zum 01.08.2009Bis zum 21. November 2008 bestand Gelegenheit, zu den Ent-würfen der neuen BbS-VO und den dazugehörigen Ergänzen-den Bestimmungen für das berufsbildende Schulwesen (EB-BbS) Stellung zu nehmen. Ende Januar wurde den Schulendie nach der Anhörung leicht überarbeitete 2. Entwurfsfassungder neuen BbS-VO vom 23.01.2009 zugesandt. Diese Fassungwird sich inhaltlich nicht mehr verändern. Es wird lediglich re-daktionelle Änderungen geben. Da die Schulen jedoch drin-gend eine Handlungsgrundlage für das kommende Schuljahrbrauchten, wurde ihnen vor Abschluss der redaktionellen Über-arbeitung die 2. Entwurfsfassung zur Verfügung gestellt. EndeMärz/Anfang April ist mit der endgültigen Fassung zu rechnen. Eine interessante Neuerung: Nicht nur ein bereits erreichterHauptschulabschluss kann – durch den Besuch der BEK – ver-bessert werden (BbS-VO, Anlage 2, § 4). Auch Schülerinnenund Schüler, die eine Fachschule besuchen und schon eineFachhochschulreife durch den Erwerb eines anderen Bildungs-ganges erworben haben, können diese gegebenenfalls verbes-sern (BbS-VO, Anlage 8, § 14). Wichtig: Diese Regelung giltauch schon für die Schülerinnen und Schüler, die mit Ende desSchuljahres 2008/09 die Fachschule abschließen und die Vo-raussetzungen für den Erwerb der Fachhochschulreife in dembesuchten Bildungsgang erfüllen.

„Projektgruppe LSchB“Das Niedersächsische Ministerium für Inneres, Sport und Inte-gration als zuständiges Ministerium für die Verwaltungsmoder-nisierung in Abstimmung mit dem Niedersächsischen Kultus-ministerium einen externen Berater damit beauftragt, eine Kon-zeption für die Aufgaben, Arbeit und Struktur der Landesschul-behörde unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Erforder-nisse der eigenverantwortlichen Schule zu erstellen. Die Pro-jektgruppe soll ein Konzept für eine arbeitsfähige Schuladmini-stration erstellen. Erwartet wird eine Konzeption für die Aufga-ben, Arbeit und Struktur der Landesschulbehörde unterBerücksichtigung der Erfahrungen und Erfordernisse der ei-genverantwortlichen Schule, des Nds. Kultusministeriums, desNiLS und der Schulinspektion.

Vorgriffsregelungen zur neuen PVO-Lehr IIDas MK hat im Vorgriff auf die noch nicht vorliegende Prüfungs-verordnung Lehrer II NEU einige Regelungen in den Durch-führungsbestimmungen zur derzeitigen PVO-Lehr II den neuenAusbildungsstrukturen angepasst. So bestehen keine Beden-ken, mit Beginn des 2. Schulhalbjahres 2008/09 die Verteilungdes eigenverantwortlich zu erteilenden Unterrichts möglichstflexibel zu handhaben. Eine Orientierungsphase von drei Mona-ten zu Beginn der zweiten Phase wird es nicht mehr geben.Stattdessen fand erstmalig im Februar eine einwöchige Ein-führungsphase statt. Zukünftig soll es nur nach Prüfung des Einzelfalles mehr alszwei besondere Unterrichtsbesuche geben und im Regelfallwird nur noch ein Gespräch zum Ausbildungsstand geführt.Der Umfang der Hausarbeiten soll deutlich verringert werden,die Erarbeitung einer Unterrichtsreihe ist nicht mehr zwingenderforderlich. Die Regelungen gelten bis zum Inkrafttreten dernovellierten PVO-Lehr II, an der im MK mit Hochdruck gearbei-tet wird.

Pilotprojekt in NRW –Schulen schaffen Hausaufgaben ab

Eine Studie der TU Dresden hatte schon vor einem Jahr belegt,dass Hausaufgaben nicht viel bringen. Nordrhein-WestfalensSchulen wird nun durch das neue Schulgesetz ermöglicht, inPilotprojekten den Verzicht auf Hausaufgaben zu erproben.

Altersermäßigung für tarifbeschäftigte Lehrkräfte in Altersteilzeit

In der Arbeitszeitverordnung für Lehrkräfte (ArbZVO-Lehr) istin § 9 Abs. 3 festgelegt, dass Lehrkräfte in Altersteilzeit (ATZ)keine Altersermäßigung erhalten. Mit Erlass vom 02.07.08,veröffentlicht im Schulverwaltungsblatt auf Seite 246, hat dasKultusministerium ein Urteil des Bundesarbeitsgerichtes(BAG) von 2003 umgesetzt und festgelegt, dass die in § 9Abs. 3 ArbZVO-Lehr festgelegte Regelung für tarifbeschäftig-te Lehrkräfte keine Anwendung findet. Somit erhalten tarifbe-

schäftigte Lehrkräfte in ATZ vom Beginn des Schulhalbjahresan, das auf die Vollendung des 60. Lebensjahres folgt, einehalbe Stunde Altersermäßigung. Schwerbehinderte Tarifbe-schäftigte mit einem GdB von mindesten 50 erhalten die Al-tersermäßigung bereits ab dem Schulhalbjahr, das auf das55. Lebensjahr folgt (§ 8 Abs. 1 und 2). Lehrkräfte, die auf-grund von Anrechnungen weniger als die Hälfte der Regel-stundenzahl erteilen, erhalten keine Altersermäßigung (§ 8Abs. 3). Das BAG ließ sich in seiner Entscheidung vom ar-beitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz leiten. Danachgibt es für eine unterschiedliche Behandlung von Lehrkräftenin ATZ gegenüber anderen teilzeitbeschäftigten Lehrkräftenkeine sachliche Rechtfertigung. Tarifbeschäftigte Lehrkräfte inATZ dürfen von einer Ermäßigung der Unterrichtsstunden ausAltersgründen nicht ausgeschlossen werden, da diese Er-mäßigung ausschließlich zum Ausgleich der besonderen al-tersbedingten Belastung im Unterricht gewährt wird. AllesGründe, die dafür sprechen, auch Beamten in ATZ eine Al-tersermäßigung zu gewähren. Leider steht dem eine Ent-scheidung des Bundesverwaltungsgerichtes vom 25.10.07entgegen. Dort wurde in Kenntnis des BAG-Urteils eine Ein-beziehung der verbeamteten Lehrkräfte ausdrücklich ver-neint.

Resolution zur Unterrichtsversorgung der Ganztagsschule Lilienthal

In einer gemeinsamen Resolution mit Unterschriftenlisten ha-ben der Schulpersonalrat und die Elternvertretung der Ganz-tagsschule Lilienthal auf die aktuellen Beschlüsse der Landes-regierung reagiert. Seit vier Jahren liegt die Unterrichtsversor-gung zu Schul(halb)jahresbeginn um oder unter 95 Prozent, so-dass das Schulkonzept sowie der Fachunterricht nur mit Ab-strichen erteilt bzw. umgesetzt werden könne. Die nun geplan-ten Maßnahmen würden das Versorgungsproblem, das Ergeb-nis der verfehlten Bildungspolitik des Landes sei, nicht lösen.Wichtig seien sowohl kurzfristige als auch langfristige Investi-tionen im Bildungsbereich, insbesondere in die Ausbildung vonLehrkräften. Die Ganztagsschule Lilienthal benötigt dringenddrei zusätzliche Lehrkräfte, um die in der Stundentafel vorgese-henen Stunden und Fächer unterrichten zu können.

Dienstliche Beurteilung der LehrkräfteDer Erlass „Unterrichtsbesichtigungen und Unterrichtsbesuche– Dienstliche Beurteilung der Lehrkräfte“ ist zwar außer Kraftgetreten, verfahren wird nach ihm aber bis zum In-Kraft-Tretender Neufassung weiterhin. Mit Beschluss vom 11.02.2009 hatdas OVG Lüneburg nun die Regelung in Nr. 4 des Erlasses,nach der das Ergebnis der Beurteilung in einer Notenskala von1 bis 6 entsprechend § 16 Abs. 5 der Niedersächsischen Lauf-bahnverordnung (NLVO) zusammenzufassen ist, rechtlich be-anstandet. Vielmehr müssen die fünf Rangstufen des § 40Abs. 3 NLVO Anwendung finden, da es sich um Beurteilungenund nicht um Prüfungen handelt. Das MK hat die LSchB ange-fordert, bis zur Neufassung der Beurteilungsrichtlinie anstelleder Noten gemäß § 16 Abs. 5 NLVO die Rangstufen aus § 40Abs. 3 NLVO zu verwenden.

Hildesheimer Schüler sollten Klassenräume selbst reinigen

Die Stadt Hildesheim plante die Einsparungen beim Reini-gungspersonal der Schulen in Höhe von rund 150.000 Euro.Die Reinigungskräfte sollten nur noch an zwei Tagen pro Wochein den Schulen kommen. An den anderen Tagen sollten dieSchüler selbst zu Besen und Putzlappen greifen und den Müllentsorgen. Nur von der Reinigung der Toiletten und der Fenstersollten sie befreit bleiben. Für Grundschulen sollte diese Rege-

lung nicht gelten. Nach einem Proteststurm aus Schulen undElternschaft äußerte sich zunächst der Pressesprecher desMK, Andreas Krischat, in der Süddeutschen Zeitung vom26.02.2009: „Die Schüler gehen zur Schule, um zu lernen undnicht um zu putzen. Es gibt eine klare gesetzliche Regelung:Der Schulträger, also die Stadtverwaltung, finanziert den Schul-betrieb, und das Bundesland stellt die Lehrer ein. Ebenso klarist die Aufgabe der Schüler, nämlich das Lernen. Dass Schülerdie Tafel wischen oder für Ordnung sorgen, wenn sie etwasdurcheinandergebracht haben, ist davon unbenommen. Das istja ein pädagogisches Mittel, um respektvollen Umgang zu er-lernen. Dennoch gilt: Die Einführung eines Putzdienstes fürSchüler, um Kosten zu sparen, widerspricht dem Gesetz.“ In-zwischen ist die Stadt Hildesheim auf Initiative des MK durchdie LSchB auch schriftlich auf § 108 Abs. 1 Satz 1 NSchG hin-gewiesen worden, wonach die regelmäßige Reinigung von Un-terrichtsräumen als Teil der Unterhaltungspflicht des Schulträ-gers abzuleiten ist.

Pensionierungswelle rollt anVon den ca. 80.000 Lehrkräften der niedersächsischen Schu-len erreichen ca. 42.000 in den kommenden 15 Jahren dasPensionsalter; durchschnittlich also 2.800 pro Jahr. Der Wie-derbesetzungsbedarf wird sich nach Ansicht der Landesre-gierung erst ab 2016 aufgrund der Entwicklung der Schüler-zahlen verringern. Während im allgemein bildenden Bereichdas Durchschnittsalter der ausscheidenden Lehrkräfte bei 61Jahren liegt (2003: 60 Jahre) gehen die Lehrkräfte der berufs-bildenden Schulen durchschnittlich mit 63 Jahren in Pension(2003: 61 Jahre). Insgesamt verließen 2008 2.687 Lehrkräfteden aktiven Schuldienst, 232 davon wegen Dienst, Erwerbs-oder Berufsunfähigkeit. In den nächsten fünf Jahren werdeninsgesamt etwa 12.000 Studierende ein Lehramtsstudium ab-schließen (6.500 GHRS; 4.500 Gym und 1.000 FöS). Der An-teil der Bewerbungen aus anderen Bundesländern zwischen26 und 29 Prozent belege, dass Niedersachsen als Einstel-lungsland interessant sei. (Antwort auf eine Anfrage der Lin-ken-Landtagsfraktion: Landtags-Drucksache 16/962)

Betriebe lassen sich die Weiterbildung etwas kosten

Laut aktueller Weiterbildungserhebung des Instituts der deut-schen Wirtschaft Köln investierten im Jahr 2007 84 Prozentder Unternehmen in Bildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeiter.Rechnerisch hat jeder Beschäftigte 1,3-mal an Weiterbil-dungsveranstaltungen teilgenommen – ein Anstieg von 39Prozent seit 2004. Zeitlich betrachtet hat jeder Weiterbildung-steilnehmer 35,7 Stunden – also fast eine Arbeitswoche – fürdie Erweiterung seines Wissens aufgewendet. Für die direk-ten Kosten wendeten die Betriebe durchschnittlich 419 Europro Mitarbeiter auf, die indirekten Kosten durch die für dieWeiterbildung eingesetzte Arbeitszeit beliefen sich auf 635Euro. Somit haben die Unternehmen durchschnittlich 1.053Euro je sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne Aus-zubildende) für Weiterbildungsmaßnahmen aufgewandt; ins-gesamt rund 27 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Für die rund80.000 Lehrkräfte in Niedersachsen stehen dem NiLS Fortbil-dungsmittel in Höhe von gut 3 Mio. Euro zur Verfügung.

Aufsicht auf dem SchulhofBei einer Verletzung der Aufsichtspflicht ist im Hinblick aufdie Haftungsgrundlage die Art des Schadens sowie die Zu-gehörigkeit der betroffenen Person zur Schule entscheidend.Für Sach- und Vermögensschäden sowie für Körperschädenschulfremder Personen haftet gemäß § 839 BGB derDienstherr. Sollte die Aufsichtspflicht vorsätzlich oder grobfahrlässig verletzt werden, kann die Lehrkraft in Regress ge-

nommen werden. Hinsichtlich der Aufsichtpflicht von Lehr-kräften auf dem Schulhof bietet ein Urteil des OLG Hammvom 17.10.2007 interessante Ausführungen. Eine Klägerinverlangte vom beklagten Land Schadensersatz wegen derBeschädigung ihres PKW, der infolge eines Steinwurfs durchzwei Siebenjährige aus einem Gebüsch des Schulhofes einerGrundschule beschädigt worden war. Das OLG Hamm wiesdie Klage ab und begründete die Entscheidung damit, dassbei Kindern im grundschulfähigen Alter unterstellt werdendarf, dass ihnen die Gefahr der Entstehung von Schäden beiSteinwürfen bereits durch die Erziehung der Eltern bewusstsei. Demgemäß sei eine Überwachung auf Schritt und Trittnicht erforderlich und die Aufsichtsführung müsse nicht soorganisiert werden, dass eine ständige Beaufsichtigung ge-währleistet ist. Auch sei bei der Gestaltung des Schulhofsdavon auszugehen, dass Grundschüler keiner ständigen Be-aufsichtigung bedürfen und sich zeitweilig dem Blick desAufsichtspersonals entziehen können. Eine Beseitigung allerBlickhindernisse sei nicht zumutbar. Im vorliegenden Fall wardarüber hinaus keine Kausalität zwischen Fehlverhalten undSchadensereignis festzustellen, denn bei dem Aufheben undWerfen von Steinen handelt es sich um ein Augenblicksge-schehen, das auch nicht hätte verhindert werden können,wenn das Aufnehmen des Steines von der Aufsicht bemerktworden wäre.

Zukünftig Girls’ und Boys’ Days?Die niedersächsischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftrag-ten und der Landesfrauenrat haben die Landesregierung aufge-fordert, den alljährlichen „Zukunftstag“, der der Berufsorientie-rung von Mädchen und Jungen dienen soll, geschlechterdiffe-renziert fortzuentwickeln bzw. getrennte Girls’ und Boys’ Daysanzubieten. Verwiesen wird dabei auf andere Bundesländer, indenen nach wie vor Bemühungen im Mittelpunkt stünden, spe-ziell Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Beru-fe zu motivieren, anstatt diesen Tag als „beliebigen Praxistag“zu gestalten. In Niedersachsen laufe es „nicht ganz rund“, seitdie Verantwortung für den Girls’ Day vom Frauen- in das Kul-tusministerium gewandert sei. Auch die Landtagsgrünen for-dern inzwischen „Aus eins mach’ zwei“, da kaum jemand etwasmit dem Konzept des Zukunftstages für Jungen und Mädchenanzufangen wisse und sich dadurch zunehmend Beliebigkeitund damit Lustlosigkeit breitmache.

Konjunkturpaket II sieht 200 Millionen für die Schulen vor

Sollte die Umsetzung des Konjunkturpaketes II wie von derLandesregierung geplant umgesetzt werden können, werdenim Förderschwerpunkt Schulinfrastruktur 200 Mio. Euro zurVerfügung stehen. Knapp 35 Mio. sollen für die Medienausstat-tung verwendet werden und 131 Mio. sind für Schulbaumaß-nahmen der Schulträger vorgesehen. Die BerufsbildendenSchulen erhalten 21 Mio.; die Schulen in freier Trägerschaftkönnen für Medienkompetenz 2 Mio. ausgeben und gut 7,8Mio. für Baumaßnahmen verwenden. Die Medienzentren sollenmit 3 Mio. für online-Landeslizenzen bedacht werden.

Beurteilung einer Unterrichtsstunde reicht nicht aus

Das Verwaltungsgericht Lüneburg (VG) hat per Beschlussvom 29. Mai 2008 (1 B 6/08) kritisiert, dass sich eine Aus-wahlentscheidung bei der Besetzung einer Schulleiterstelleausschließlich auf die Notendifferenz („gut“/„befriedigend“)bei der Beurteilung einer Unterrichtsstunde stützte. Damit ha-be die Auswahlkommission alle jene Anforderungen ausge-blendet, die aktuell an eine Leiterin oder einen Leiter einerSchule zu stellen sind. Dies sei nicht sachgerecht. „Diese An-forderungen treten bei einer Unterrichtsbesichtigung mitihrem zufälligen, vom Schülerverhalten abhängigen Stunden-verlauf gar nicht bzw. nur am Rande – ggf. im Teil ‚Stellenbe-zogenes Gespräch’ – zutage.“ Eine Unterrichtsbesichtigunghabe eine andere Zielrichtung und sei auf pädagogische Un-terrichtskompetenzen ausgerichtet, die nichts mit den Funk-tionen einer Schulleiterin oder eines Schulleiters „modernerPrägung (Sozialkompetenz, Organisationstalent)“ zu tun ha-be. Auf eine Unterrichtsbesichtigung könne nur mit Zurück-haltung zurückgegriffen werden, da sie – wie Auswahlge-spräche – nur eine begrenzte Aussagekraft habe. Es dürftenkeine pauschalen, einer „Momentaufnahme“ entstammenden

und ggf. willkürlichen Werturteile zur Grundlage von grund-rechtsrelevanten Verwaltungsentscheidungen gemacht wer-den. Quelle: SchulVerwaltung 2/2009, S. 57f.

Übertragung der BeurteilungskompetenzEs gibt in letzter Zeit Anfragen aus Schulen, ob und inwieweitan Lehrkräfte, die nicht Schulleiterinnen oder Schulleiter sind,die Beurteilungskompetenz übertragen werden darf, z. B. beiUnterrichtsbesichtigungen im Rahmen der Lebenszeitverbe-amtung oder bei Beförderungen etwa nach A 14. Darf z. B. aneinem Gymnasium ein Oberstudienrat oder ein Koordinatorvom Schulleiter damit beauftragt werden, einen anderen Kolle-gen im Rahmen einer Unterrichtsbesichtigung dienstlich zu be-urteilen?Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Niedersachsen hat perBeschluss vom 10. November 2008 (5 ME 260/08) zu diesemProblem geurteilt. „Orientierungssatz: Die Übertragung derBeurteilungskompetenz auf unzuständigen Dritten führt zurRechtswidrigkeit der Beurteilung. Nach der Entscheidung desOVG obliegt dem Schulleiter die Erstellung einer aus Anlasseiner Beförderung erforderlichen dienstlichen Beurteilung, so-weit einer Schule die dienstrechtliche Befugnis zu dieser Er-nennung übertragen ist. Als persönlich und sachlich zustän-digem Amtswalter ist es ihm verwehrt, diese Beurteilungs-kompetenz auf einen unzuständigen Dritten zu übertragen.Die dienstliche Beurteilung einer Lehrkraft hat sich u. a. aufeine Unterrichtsbesichtigung und auf eine abschließende Be-sprechung zu stützen. Der Schulleiter hat solche Bespre-chungen selbst durchzuführen, er darf nicht Dritten die Lei-tung der Gesprächsführung überlassen und sich selbst ganzüberwiegend auf die Rolle des Beobachters beschränken.Nimmt gleichwohl eine dritte Person diese Befugnis wahr, soliegt ein Verfahrensfehler vor, der zur Rechtswidrigkeit derBeurteilung führt.“ Quelle: SchulVerwaltung 2/2009, S. 55f.

Stundentafel Gymnasien Sek I nur unwesentlich geändert

Der Versuch der Ministerin, die Stundentafeln für den Sek I-Be-reich der Gymnasien zu ändern (vgl. EuW 2/2009, Seite 11), istim Wesentlichen gescheitert. Es war geplant, Stunden aus dem8. und 9. Schuljahrgang auf die Klassen 5 und 6 zu verlagern.Das hätte zur Folge gehabt, dass die Schülerinnen und Schülerbereits im 6. Schuljahrgang 32 Wochenstunden hätten absol-vieren müssen, dafür wären im Jahrgang 8 und 9 Stunden weg-gefallen. GEW und Landeselternrat hatten die Pläne massiv kritisiert.Laut Erlass des MK vom 5.3.2009, der per Mail den Gymna-sien und Kooperativen Gesamtschulen mitgeteilt worden ist,bleibt es jetzt bei folgender Verteilung: Jahrgangsstufe 5 und6 je 30 Stunden pro Woche, 7. Jahrgang 32, 8. und 9. Jahr-gang 33 und 10. Jahrgang 34. Im Endergebnis wurde durchStundentausch bei den Fächern Erdkunde und Geschichtelediglich eine Stunde vom 9. Schuljahrgang in den 5. Schul-jahrgang verschoben.

Schullizenzen für DiagnoseverfahrenAuf Nachfrage der SPD teilte das MK mit, das Land beab-sichtige nicht zentral Lizenzen für die Onlinediagnoseverfah-ren der Schulbuchverlage zu erwerben, da die Erhebung vonLernständen und die Konzepte zur Förderung in der Gestal-tungsfreiheit der Eigenverantwortlichen Schulen stünde. DieJahrgangslizenz der Verlagsgruppe Westermann/Schroedel/Diesterweg für Deutsch, Englisch und Mathematik kostet 239Euro. (Protokoll der 32. Plenarsitzung vom 20.02.2009, Seite3787)

Seiteneinsteiger/innen im SchuldienstIm ersten Schulhalbjahr des Schuljahres 2008/09 waren 421Quereinsteiger/innen an allgemein bildenden Schulen – davon199 an Gymnasien – und 362 an berufsbildenden Schulen tätig.Damit werden 0,6% des allgemein bildenden und 3,7% des be-rufsbildenden Unterrichts von Quereinsteiger/innen erteilt.

AN DIESER AUSGABE HABEN MITGEWIRKT:Barbara Biadacz-Hennig, Ulla Holterhus, Cordula Mielke,Henner Sauerland, Monika Schaarschmidt, AndreasStreubel

Bitte ans „SchwarzeBrett“ hängen

Aus Rechtsschutz-undPersonalratsarbeit

gew-nds.de/SHPR


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