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DIREKT!-Magazin 2-2013

Date post: 10-Mar-2016
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Verbandsmagazin des Bundesverbandes Direktvertrieb Deutschland e.V.
16
Inhalt S. 2 Editorial Statements und Auszug aus den Wahlprogrammen der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien zu direktvertriebsrelevanten Themen S. 4 Julia Klöckner, CDU S. 6 Sigmar Gabriel, SPD S. 8 Philipp Rösler, FDP S. 10 Cem Özdemir, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN S. 12 Katja Kipping und Bernd Riexinger, DIE LINKE S. 14 Trend zur Verkaufsparty setzt sich fort S. 15 LichtBlick: Energiepolitik entscheidet bei drei von zehn Deutschen über Stimmabgabe S. 16 Gründerworkshop des BDD Mitgliedsunternehmen, Impressum GRüNDERLAND DEUTSCHLAND: WEG IN DIE SELBSTäNDIGKEIT ERLEICHTERN Nach einer aktuellen Umfrage* der Europäischen Kommission ist die Anzahl der Erwerbstätigen, die sich vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen, dramatisch gesunken. Aktuell liegt ihr Anteil bei gerade einmal 29 Prozent (2009: 41 Prozent). In China ist der Anteil mit fast 56 Prozent doppelt so hoch. Aufgrund des sich verschärfenden internationalen Wettbewerbs ist dies ein Alarmsignal für den Standort Deutschland. Es ist deshalb die Aufgabe der Politik, ein positives Klima für Existenzgründerinnen und Existenzgründer zu schaffen. Menschen, die den Mut aufbringen, ihr Berufsleben in die eigene Hand zu nehmen, sollten aktiv von der Politik gefördert und bürokratische Hemm- DIREKT Magazin des Bundesverbandes Direktvertrieb Deutschland Wirtschaftsmotor Direktvertrieb: Die politischen Forderungen des BDD Im Dialog mit der Politik setzt sich der Bundesverband Direktvertrieb auch in den kommenden Jahren dafür ein, dass die Mitgliedsunternehmen die notwendigen Rahmenbedingungen vorfinden, um den wirtschaftlichen Erfolg der gesamten Branche weiter zu steigern. Die wichtigsten Forde- rungen des BDD im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und des Verbraucherschutzes möchten wir Ihnen im Folgenden vorstellen: ! THEMA: Bundestags- Wahl 2013 Ausgabe 2/2013 Foto: Marcito - Fotolia.com * Europäische Kommission Flash Eurobarometer 354 „Unter- nehmertum in der EU und darüber hinaus“, 2012
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Page 1: DIREKT!-Magazin 2-2013

Inhalt

S. 2 Editorial

Statements und Auszug aus den Wahlprogrammen der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien zu direktvertriebsrelevanten ThemenS. 4 Julia Klöckner, CDUS. 6 Sigmar Gabriel, SPDS. 8 Philipp Rösler, FDPS. 10 Cem Özdemir,

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENS. 12 Katja Kipping und Bernd Riexinger,

DIE LINKE

S. 14 Trend zur Verkaufsparty setzt sich fort

S. 15 LichtBlick: Energiepolitik entscheidet bei drei von zehn Deutschen über Stimmabgabe

S. 16 Gründerworkshop des BDD Mitgliedsunternehmen, Impressum

GründerlAnd deuTSchlAnd: WeG in die SelBSTändiGkeiT erleichTern

Nach einer aktuellen Umfrage* der

Europäischen Kommission ist die Anzahl der

Erwerbstätigen, die sich vorstellen können,

ein Unternehmen zu gründen, dramatisch

gesunken. Aktuell liegt ihr Anteil bei gerade

einmal 29 Prozent (2009: 41 Prozent). In China

ist der Anteil mit fast 56 Prozent doppelt

so hoch. Aufgrund des sich verschärfenden

internationalen Wettbewerbs ist dies ein

Alarmsignal für den Standort Deutschland.

Es ist deshalb die Aufgabe der Politik, ein

positives Klima für Existenzgründerinnen und

Existenzgründer zu schaffen. Menschen, die

den Mut aufbringen, ihr Berufsleben in die

eigene Hand zu nehmen, sollten aktiv von der

Politik gefördert und bürokratische Hemm-

Direkt Magazin des Bundesverbandes Direktvertrieb Deutschland

Wirtschaftsmotor direktvertrieb: die politischen Forderungen des Bdd im dialog mit der Politik setzt sich der Bundesverband direktvertrieb auch in den kommenden Jahren dafür ein, dass die Mitgliedsunternehmen die notwendigen rahmenbedingungen vorfinden, um den wirtschaftlichen erfolg der gesamten Branche weiter zu steigern. die wichtigsten Forde-rungen des Bdd im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und des Verbraucherschutzes möchten wir ihnen im Folgenden vorstellen:

! TheMA:Bundestags-Wahl2013

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* Europäische Kommission Flash Eurobarometer 354 „Unter-nehmertum in der EU und darüber hinaus“, 2012

Page 2: DIREKT!-Magazin 2-2013

2 | AUS DEM vErBAND

www.direktvertrieb.de

nisse beseitigt werden. Die Selbständigkeit

sollte als gleichrangige Alternative neben

der Festanstellung anerkannt werden. Dabei

sollte nach Ansicht des BDD der Einstieg in die

Selbständigkeit erleichtert und die Gewährung

des Existenzgründerzuschusses der Bundes-

agentur für Arbeit wieder zur echten Ermes-

sensentscheidung werden. Gerade Frauen und

Männer, die aus der Arbeitslosigkeit heraus

ein Unternehmen gründen wollen, benötigen

oftmals bei den ersten Schritten in die eigene

Existenz umfassende Unterstützung, vor allem

auch finanzieller Art.

VorSorGePFlichT Für SelBSTändiGe: AuSnAhMen Für Gründer und GerinGVerdiener

Der BDD unterstützt das vorhaben, eine

vorsorgepflicht für Selbständige einzuführen.

Auf diese Weise können auch diejenigen

Selbständigen vor einer verarmung im Alter

geschützt werden, die nicht schon heute

obligatorisch oder aus freien Stücken für

das Alter vorsorgen. Die Einführung einer

vorsorgepflicht für Selbständige sollte jedoch

keinesfalls dazu führen, dass bestehende

Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der

Beitragszahlung abgeschafft werden. Für

Existenzgründerinnen und Existenzgründer

sowie für Geringverdiener darf es keine

verbindliche vorsorgepflicht geben. So wäre es

ein fatales Signal an Gründungswillige, wenn

es eine gesetzliche vorschrift zur Einzahlung

in die rentenkasse ab dem ersten Tag der

Selbständigkeit geben würde. viele ange-

hende Existenzgründerinnen und Existenz-

gründer würden durch die damit verbundene

Bürokratie und die finanziellen Belastungen

von einem Sprung in die Selbständigkeit

abgeschreckt. Deutschland würde Innovati-

onskraft verlieren und damit auf lange Sicht

Wettbewerbsvorteile einbüßen. Statt bislang

drei, sollten Unternehmer in der Startphase

bis zu fünf Jahre lang von einer vorsorgepflicht

ausgenommen werden – und dies ohne vorhe-

rige Antragstellung. Gerade Personen, die mit

Mut und Ideen den Weg in die Selbständigkeit

gehen, sollten in ihrem vorhaben unterstützt

und nicht durch zusätzliche Pflichtabgaben

belastet werden. Zudem fordert der BDD, dass

Selbständige die Beiträge zur rentenversiche-

rung flexibel leisten können. Denn oftmals ver-

fügen diese Personen, anders als Angestellte,

nicht über ein planbares Einkommen.

Auch Geringverdiener müssen von der

vorsorgepflicht ausgenommen werden.

Andernfalls würden aufgrund der mit der vor-

sorgepflicht verbundenen Bürokratie und der

finanziellen Belastungen viele Personen auf

einen Nebenverdienst verzichten. In diesem

Fall besteht die Gefahr, dass Personen, die

sich hauptsächlich um Kinder oder pflegebe-

dürftige Angehörige kümmern, dauerhaft dem

Erwerbsleben fern bleiben. Das Problem des

Fachkräftemangels würde weiter verschärft,

da die Hürde des Wiedereinstiegs in das

Berufsleben mit jedem Jahr des familienbe-

dingten Aussetzens größer wird. Der BDD

unterstützt deshalb den vorschlag des Bun-

desministeriums für Arbeit und Soziales, dass

geringfügig verdienende Selbständige und

Existenzgründer wie bisher von der vorsorge-

pflicht ausgenommen bleiben sollen.

editorial

Jochen clAuSniTzer,

GESChäFTSFÜhRER

DES BUNDESVERBaNDES

DIREKTVERTRIEB

Wahltag!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

→ Fortsetzung von Seite 1

Der Wettbewerb unter den politi-

schen Parteien ist in diesen Tagen auf

einem höhepunkt angelangt: Themen

wie die Euro-Rettung und die arbeits-

marktpolitik stehen dabei im Mittel-

punkt.

Doch auch für den Direktvertrieb

wichtige Themen, wie die Vorsorge-

pflicht für Selbständige, die Förderun-

gen von Existenzgründern und der Ver-

braucherschutz werden im Wahlkampf

thematisiert. Wir haben uns deshalb

die Programme der derzeit im Deut-

schen Bundestag vertretenen Parteien

genauer angeschaut und die für den

Direktvertrieb relevanten Positionen

zusammengetragen. außerdem lassen

wir in diesem DIREKT! Vertreterinnen

und Vertreter von CDU, FDP, SPD,

Bündnis 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE

selbst zu Wort kommen. Prominente

Gastautoren wie Julia Klöckner, Sigmar

Gabriel, Philipp Rösler, Cem Özdemir

sowie Katja Kipping und Bernd Riexin-

ger erklären ihre politischen Ziele und

erläutern, welchen programmatischen

Stellenwert der Direktvertrieb für ihre

Partei jeweils hat.

Machen Sie sich vor dem Gang an

die Wahlurne am 22. September ein

eigenes Bild, welches Parteiprogramm

Sie am überzeugendsten finden – diese

ausgabe von DIREKT! soll Ihnen dabei

helfen.

Mit besten Grüßen

Ihr Jochen Clausnitzer

➜ zurück zu Seite 1

→ aktuelles über den Direktvertrieb

Etwa 640.000 selbständige Vertriebspartner sind aktuell im Direkt-

vertrieb tätig. Nach den Plänen der deutschen Direktvertriebsunternehmen werden weitere

100.000 Personen eine vertriebstätigkeit aufnehmen, so das Ergebnis einer aktuellen

Untersuchung der Universität Mannheim. Die positive Entwicklung der Direktvertriebsfirmen

spiegelt sich auch in ihrer Umsatzsteigerung wider: Seit 2007 sind die Umsätze jährlich um

elf Prozent auf über 17 Milliarden Euro im Jahr 2012 gestiegen. Der Di-

rektvertrieb ist extrem wettbewerbsfähig und bietet somit zunehmend mehr Menschen eine

flexible, familienfreundliche Beschäftigungsform. Darüber hinaus fördert er den Unterneh-

mergeist in Deutschland.

Weitere Informationen zum Direktvertrieb und zum BDD lesen Sie bitte auf Seite 14.

Page 3: DIREKT!-Magazin 2-2013

➜ zurück zu Seite 1 Direkt!

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 3

FAMilienFreundlichkeiT: FlexiBle ArBeiTSModelle Fördern

Familien sind die kleinsten Einheiten des

Zusammenlebens und bilden das Funda-

ment unserer Gesellschaft. Hier übernehmen

Menschen verantwortung füreinander. Kinder

zu erziehen und Angehörige zu pflegen sind

essenzielle Aufgaben, die viele Familien für

unser Gemeinwesen übernehmen. Sie dabei

zu unterstützen ist eine Pflicht für uns alle. Die

Politik sollte deshalb flexible Arbeitsmodelle

fördern, um den wechselnden Bedürfnissen der

Menschen gerecht zu werden. Eine selbständige

Tätigkeit im Direktvertrieb ist ein solches Modell:

vertriebspartnerinnen und vertriebspartner im

Direktvertrieb können frei entscheiden, wann

und wo sie arbeiten wollen. Diese Möglichkeit,

die persönliche Belastung durch unterschiedliche

verpflichtungen zu verringern, ist ein starker

Anreiz zur Aufnahme einerBeschäftigung im Di-

rektvertrieb. Es ist aus unserer Sicht Aufgabe der

Politik, solche familienfreundlichen Einkommens-

formen weiter zu ermöglichen und zu fördern.

VerBrAucherSchuTz: inTereSSen der WirTSchAFT BerückSichTiGen

verbraucherschutzpolitik sollte die freie

Kaufentscheidung der Konsumenten und damit

den Wettbewerb fördern. Außerdem kann

verbraucherschutz ein wichtiges Instrument

sein, um das vertrauen der Kunden zu stärken.

So führten die Mitglieder des BDD bereits 1980

freiwillig das Widerrufsrecht ein. Die Tatsache,

dass bei über zwölf Millionen Bestellungen bei

den BDD-Mitgliedsunternehmen im Jahr 2012

nur jeder 230. vertrag widerrufen wurde – und

das bei steigenden Umsätzen –, belegt, dass

kluger verbraucherschutz Kunden und Unterneh-

men dient. Ein überzogenes verbraucherschutz-

niveau kann dagegen zu Missbrauch einladen

und für kleine und mittlere Unternehmen sogar

existenzbedrohend sein. In vielen Fällen erhöhen

zum Teil gut gemeinte vorschriften lediglich den

verwaltungs- und Kostenaufwand für Unterneh-

men, ohne für verbraucher spürbare vorteile zu

schaffen. So führt der überbordende Katalog an

Informationspflichten, wie er beispielsweise in

der EU-verbraucherrechterichtlinie vorgesehen

ist, wohl kaum zu mehr Klarheit für den verbrau-

cher. Bei der zukünftigen regulierung des ver-

braucherschutzes sollte deshalb der Gesetzgeber

die Interessen der Wirtschaft und verbraucher

gleichermaßen im Blick behalten. Dies ist den

Abgeordneten des Deutschen Bundestages

bei der Umsetzung der EU-verbraucherrechte-

richtlinie gelungen. Die Parlamentarier sind bei

ihrer Entscheidung im Juni 2013 nicht über die

Anforderungen der richtlinie hinausgegangen

und haben so den Unternehmen zusätzliche

Belastungen erspart. Auf Anregung des BDD

wurden zudem die vorhandenen Handlungs-

spielräume genutzt, um mehr rechtssicherheit

zu schaffen. So wird es zukünftig kein unbefris-

tetes Widerrufsrecht mehr geben, wenn über

dieses nicht oder unvollständig informiert wurde.

Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages

haben auf diese Weise einen zu weit gehenden

verbraucherschutz wieder auf ein sinnvolles Maß

zurückgeführt. Der BDD wird auch in Zukunft für

ein ausgewogenes und sinnvolles verbraucher-

schutzniveau eintreten.

rechTSdurchSeTzunG: VorrAnG Für AuSSerGerichTliche STreiTBeileGunG

Die Kundenzufriedenheit liegt den im

Bundesverband Direktvertrieb organisierten

Unternehmen besonders am Herzen. So treten

die BDD-Mitgliedsunternehmen durch die

verhaltensstandards des Direktvertriebs für

ein faires Miteinander in der Branche ein.

Als leitlinien für ein sauberes Marktverhal-

ten schützen die verhaltensstandards des

Direktvertriebs Kunden und vertriebspartner

über das gesetzliche Maß hinaus. Der BDD

bietet seinen Mitgliedern zudem in Koopera-

tion mit dem Online-Schlichter des Zentrums

für Europäischen verbraucherschutz e.v. (ZEv)

die Teilnahme an einem Online-Schlichtungs-

verfahren an. Unstimmigkeiten zwischen

Unternehmen und Kunden können auf diese

Weise unbürokratisch und schnell geklärt

und langwierige gerichtliche Auseinanderset-

zungen vermieden werden. Die Einführung

kollektiver rechtsschutzinstrumente lehnt der

BDD jedoch ab. Die Erfahrungen mit den US-

amerikanischen Sammelklagen zeigen, dass

von solchen Klagen erhebliches Gefahrenpo-

tenzial für die Wirtschaft ausgeht. So muss ein

Drittel der von einer Sammelklage betroffenen

Unternehmen Insolvenz anmelden. Die bloße

Androhung einer Sammelklage wirkt sich

negativ auf die Aktienkurse der betroffenen

Unternehmen aus, und Unternehmen werden

auf diese Weise erpressbar. Um Waffen-

gleichheit zu wahren, sollte die Politik auf

das bewährte Individualklagesystem setzen

und zudem Instrumente außergerichtlicher

Streitbeilegungsverfahren fördern.

dATenSchuTz: MiT AuGenMASS ModerniSieren

Eine Harmonisierung und Modernisierung

des Europäischen Datenschutzrechts wird vom

BDD ausdrücklich befürwortet, solange dies mit

Maß und Ziel erfolgt. Um die Belastung von Un-

ternehmen durch noch mehr Informationspflich-

ten, Bürokratie und Mehrkosten zu vermeiden,

bedarf es ausgewogener, praxisorientierter und

sachgerechter Datenschutzregelungen. Insbe-

sondere darf die Möglichkeit von Unternehmen,

werblichen Kontakt mit ihren Kunden aufzuneh-

men, nicht in einem unverhältnismäßigen Um-

fang beschränkt werden. Ein freier Wettbewerb

zwischen Unternehmen im Binnenmarkt ist nur

denkbar, wenn diese ausreichende Möglichkei-

ten zur (Neu-)Kundenwerbung haben.

Der BDD fordert die politischen Entschei-

dungsträger auf, die Interessen des Direkt-

vertriebs bei den Koalitionsverhandlungen

zu berücksichtigen und für die Sicherung der

Erwerbschancen von über 600.000 vertriebspart-

nern in Deutschland einzutreten.

Foto

BDD

Jochen Ackervorstandsvorsitzender des BDD und Autor dieses Beitrags

Page 4: DIREKT!-Magazin 2-2013

www.direktvertrieb.de

4 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013

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SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Die Zukunft unseres landes liegt in einer leistungsfähigen Wirt-

schaft, die auch weiter mit Ideenreichtum und Kreativität Produkte und

Dienstleistungen entwickelt, die bei uns und im Ausland nachgefragt

sind. Gerade hierfür brauchen wir Existenzgründer, die ihre Ideen

verwirklichen wollen und auf diesem Weg Arbeitsplätze und Wohlstand

schaffen. Ob dies gelingt, hängt entscheidend davon ab, auch künftig

genug Menschen zu haben, die den Mut und die Tatkraft haben, sich

selbständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Bislang sind es vor allem Menschen unter 40 Jahren, die diesen Schritt

wagen. Im Zuge des Bevölkerungswandels wird diese Altersgruppe in

Zukunft aber besonders stark zurückgehen. Umso wichtiger ist es, in

Deutschland passende rahmenbedingungen mit geeigneten Finan-

zierungsmodellen, die zu mehr Unternehmensgründungen auch durch

Ältere führen, zu schaffen. Wir wollen daher die Gründungsfinanzierung

ausbauen. Für Existenzgründer wollen wir einen leichteren Zugang zu

Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direkt- vertrieb in Deutschland für die CDU?

Der Mittelstand ist und bleibt das rück-

grat unserer Wirtschaft und einer der Garan-

ten für unseren Wohlstand. Seine Betriebe

und Unternehmen sind nicht nur die größten

Arbeitgeber des landes, sondern auch Im-

pulsgeber und Ideenfabriken. Aber nicht nur

der wirtschaftliche Erfolg ist wichtig. Gerade

im Mittelstand werden Prinzipien der Sozia-

len Marktwirtschaft mit leben gefüllt – etwa

durch verantwortliches Unternehmertum.

Auch der Bereich Direktvertrieb kann und

sollte hier seinen Beitrag leisten.

Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorge-pflicht für Selbständige?

Selbständige sind oft nur unzureichend

für das Alter oder Krankheitsfälle abgesi-

chert. CDU und CSU wollen ihren sozialen

Schutz verbessern und eine Altersvorsorge-

pflicht für alle Selbständigen einführen, die

nicht bereits anderweitig abgesichert sind.

Dabei sollen sie zwischen der gesetzlichen

rentenversicherung und anderen vorsorge-

arten wählen können. Wir werden lösungen

entwickeln, die auf bereits heute selbstän-

dig Tätige rücksicht nehmen und Selbstän-

dige in der Existenzgründungsphase nicht

überfordern.

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streitbeilegung im Bereich des Verbraucherschutzes?

CDU und CSU sehen in der außergericht-

lichen Streitbeilegung viele vorteile für ver-

braucher wie Unternehmen, denn die ver-

fahren sind in der regel weniger aufwändig,

kostspielig und langwierig als Gerichtsver-

fahren. Deshalb werden wir Möglichkeiten

zur außergerichtlichen Streitschlichtung

ausbauen. Wir werden einen bundesweiten

Online-Schlichter einführen und für nahezu

alle Streitigkeiten aus verbraucherverträgen

ein Netz an Schlichtungsstellen einrichten.

Welchen Beitrag können Selbstver-pflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?

Für CDU und CSU haben Selbstverpflich-

tungen der Wirtschaft grundsätzlich vorrang

vor gesetzlichen regelungen. Wenn die

Wirtschaft selbst faire Bedingungen auf

den Märkten gewährleistet, dann muss der

Gesetzgeber nicht eingreifen. Wir erwarten

aber von der Wirtschaft, dass sie Selbstver-

pflichtungen, zum Beispiel über regelungen

zur Information und Kontrolle sowie über

Sanktionen, verbindlich gestaltet. Auch

können Selbstverpflichtungen gesetzliche

regelungen nicht komplett ersetzen.

Selbstverpflichtungen der Wirtschaft haben Vorrang vor gesetzlichen regelungen

Positionen der cdu/cSu zu direktvertriebsrelevanten Themen

Julia klöckner, stellvertretende cdu-Bundesvorsitzende, Vorsitzende der cdu rheinland-Pfalz und Vorsitzende der cdu-Fraktion im landtag von rheinland-Pfalz im interview

Julia klöcknerstellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz

Foto

:CDU

Page 5: DIREKT!-Magazin 2-2013

DIREKt!

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 5

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Wagniskapital eröffnen, mit dem sich Investoren an jungen Unterneh-

men beteiligen, in denen vielversprechende Ideen umgesetzt werden.

Auch den Zugang zu sogenannten „Business Angels“, die den jungen

Unternehmen in der Startphase mit rat und Kapital zur Seite stehen,

wollen wir erleichtern.“

„Das Programm zur Förderung von Wagniskapital mit Hilfe von

Investitionszuschüssen wollen wir verlängern und auf insgesamt 300

Millionen Euro verdoppeln. Damit die Zuschüsse in voller Höhe den

jungen Unternehmern zu Gute kommen und ihre Wirkung entfalten

können, wird diese Förderung von der Ertragsbesteuerung freigestellt.

Wir werden uns auch in Europa dafür einsetzen, die rahmenbedingun-

gen für junge, innovative Unternehmen weiter zu stärken.“

„ Mit einer Änderung des Insolvenzrechts haben wir die Grundlage

geschaffen, dass Unternehmensgründer auch im Falle des Scheiterns

besser als bisher eine zweite Chance erhalten.“

zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe „In Deutschland gibt es rund 2,6 Millionen Selbständige ohne

eigene Mitarbeiter. viele von ihnen sind oft nur unzureichend für das

Alter oder Krankheitsfälle abgesichert. Wir wollen ihren sozialen Schutz

verbessern und eine Altersvorsorgepflicht für alle Selbständigen ein-

führen, die nicht bereits anderweitig abgesichert sind. Dabei sollen sie

zwischen der gesetzlichen rentenversicherung und anderen vorsorge-

arten wählen können. Wir werden lösungen entwickeln, die auf bereits

heute selbständig Tätige rücksicht nehmen und Selbständige in der

Existenzgründungsphase nicht überfordern.“

VerBrAucherSchuTzPoliTik„Unser leitbild ist der eigenverantwortlich handelnde verbraucher.

Er braucht transparente, verständliche und vergleichbare Angebote.

Aufgabe von verbraucherpolitik ist es, dafür zu sorgen, dass die Produk-

te sicher sind und die verbraucher verständliche Informationen erhal-

ten. verbraucher brauchen starke rechte, aber keine Bevormundung.

Angesichts des freien Warenverkehrs in Europa und des zunehmenden

weltweiten Handels reichen nationale regelungen allein nicht mehr

aus, um verbraucher wirksam zu schützen. Deshalb setzen wir uns dafür

ein, die EU-verbraucherpolitik auszubauen und das hohe deutsche

Schutzniveau in ganz Europa zu verankern.“

„verbraucher dürfen am Telefon nicht mehr mit Werbeanrufen be-

lästigt werden und wer sich in der Warteschleife von Servicenummern

befindet, muss dafür nicht mehr bezahlen.“

„Deshalb werden wir Organisationen zur Beratung der verbraucher,

wie zum Beispiel die Stiftung Warentest und den verbraucherzentrale

Bundesverband (vzbv), weiter unterstützen. Darüber hinaus werden wir

einen „Sachverständigenrat für verbraucherpolitik“ mit unabhängigen

Experten und Wissenschaftlern einrichten. Er soll regelmäßig einen „la-

gebericht der verbraucher“ mit Empfehlungen an die Politik erstellen.

Die in Deutschland in den vergangenen Jahren erfolgreich verankerte

verbraucherforschung werden wir ausbauen und weiter vernetzen, um

neueste Erkenntnisse in die verbraucherpolitik einfließen zu lassen.“

Wir werden das Projekt „Klarheit und Wahrheit“ mit der Internet-

plattform „lebensmittelklarheit.de“ auch für andere Felder entwickeln,

wie zum Beispiel bei Haushaltswaren und Bedarfsgegenständen. Auf

dieser Internetplattform können verbraucher Produkte nennen, von

denen sie sich getäuscht fühlen. Die verbraucherzentrale bewertet

die Kennzeichnung und die betroffenen Unternehmen können dazu

Stellung nehmen.“

„Gemeinsam mit rechtsexperten, verbraucher- und Datenschüt-

zern sowie Wissenschaftlern werden wir Kriterien für einen Check

Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB-Check) entwickeln. Er soll

die verbraucherfreundlichkeit transparent machen. Wir wollen, dass

hochwertige und benutzerfreundliche Produkte ein Markenzeichen der

deutschen Wirtschaft bleiben. Dafür werden wir ein verbraucher-Siegel

schaffen. Unternehmen können sich damit ihre verbraucherfreundlich-

keit bestätigen lassen. Anhand dieses Gütesiegels lassen sich dann

verbraucherfreundliche Unternehmen besonders leicht erkennen. Das

schafft ein Mehr an vertrauen und Sicherheit.“

„verbraucher sollen im Streitfall schnell und einfach zu ihrem recht kom-

men. Dazu werden wir einen bundesweiten Online-Schlichter einführen, der

unbürokratisch hilft, wenn beim Kauf im Internet etwas schief geht.“

ArBeiTSMArkTPoliTik „Ein ebenso zentraler Punkt für Familien ist der Faktor Zeit. Eltern

brauchen Zeit für ihre Kinder. Nachhaltige Familienpolitik heißt für CDU

und CSU deshalb, mehr Zeit für Familie zu ermöglichen. Wir wollen eine

familienfreundliche Arbeitswelt. Deshalb unterstützen wir Unternehmen

dabei, Arbeitsplätze besser auf die Bedürfnisse von Familien anzupas-

sen. Dazu zählen flexible Arbeitszeiten, Teilzeit und Telearbeit wie auch

Betriebs-Kitas und die Zusammenarbeit mit Kinderbetreuungseinrich-

tungen mit flexiblen Betreuungszeiten. Wir sind überzeugt, dass Mo-

delle, bei denen beide Elternteile eine sogenannte vollzeitnahe Teilzeit

– also gut 30 Stunden pro Woche – arbeiten, auch in Deutschland noch

öfter möglich sind.

Zu einer familienfreundlichen Arbeitswelt gehört auch, dass fami-

lienbedingte Auszeiten nicht zum Karrierehemmnis werden und ein

Wiedereinstieg gut möglich ist.

Deshalb wollen wir gemeinsam mit den Arbeitgebern nach Möglich-

keiten suchen, wie Beschäftigte auch während der Familienphase ihre

Fachkenntnisse und Fertigkeiten in Weiterbildungsmaßnahmen erhalten

und verbessern können. Dies wollen wir durch ein „Wiedereinstiegs-BAföG“

unterstützen, insbesondere in Wirtschaftszweigen, in denen Fachkenntnisse

und berufliches Wissen ständig Neuerungen unterliegen.

Familie und Beruf zeitlich besser miteinander zu vereinbaren, kann

auch durch Unterstützung im Haushalt erleichtert werden. Dazu werden

wir für Familien die Inanspruchnahme von haushalts- und familienun-

terstützenden Dienstleistungen weiter erleichtern.“

„Mit einer neuen lebenszeitpolitik wollen wir bessere Möglichkei-

ten eröffnen, um berufliche Auszeiten zur Erziehung von Kindern, zur

Weiterbildung, aber auch für die Pflege der eigenen Eltern oder anderer

Angehöriger zu ermöglichen.“

Page 6: DIREKT!-Magazin 2-2013

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6 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013

Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direkt- vertrieb in Deutschland für die SPD?

verantwortungsbewusste Unterneh-

merinnen und Unternehmer sind wichtige

Gesprächspartner für die SPD, mit denen ich

einen engen Austausch pflege. Es gibt viele

Bereiche, wo es große Übereinstimmungen

gibt, zum Beispiel in der Energie- und Indust-

riepolitik, einer modernen Bildungs- und Be-

treuungspolitik, die das widersinnige „Betreu-

ungsgeld“ ablehnt und Bildungsgerechtigkeit

fördert, oder auch einer Infrastrukturpolitik,

die Deutschland fit für die Zukunft macht.

Wir glauben, dass Deutschland mit

seiner diversifizierten Wirtschaftsstruktur

und den vielfältigen vertriebswegen in einer

guten Ausgangsposition ist, um kommen-

den Herausforderungen zu begegnen. Der

Direktvertrieb ist integraler Bestandteil dieser

Wirtschaftsstruktur und ist in bestimmten

Bereichen unverzichtbar.

Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorgepflicht für Selbständige?

Derzeit sind rund 4,5 Millionen Men-

schen in Deutschland selbständig. rund 2,4

Millionen davon beschäftigen keine Mitar-

beiter, sind „Solo-Selbständige“. Besonders

sie sind gefährdet, mangels vorsorge im Alter

auf Grundsicherung angewiesen zu sein.

Um diesen Menschen eine Alterssicherung

zu ermöglichen, treten wir für die Einbezie-

hung der Selbständigen ohne obligatorische

Altersversorgung in die gesetzliche rentenver-

sicherung ein. Die Beiträge sollen angemes-

sen und einkommensabhängig ausgestaltet

werden, um eine übermäßige Belastung von

Existenzgründern und Solo-Selbständigen zu

vermeiden.

Diejenigen, die bereits in der gesetzlichen

rentenversicherung, als Beamtinnen und

Beamte, in berufsständischen versorgungs-

werken oder anderen Einrichtungen eine

obligatorische Alterssicherung haben, sind

davon unberührt.

Die Einbeziehung der Selbständigen

ohne obligatorische Altersversicherung wird

auch verfassungsrechtliche Aspekte und die

Wahrung bereits erworbener Ansprüche be-

rücksichtigen müssen und deshalb langfristig

angelegt sein.

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streit- beilegung im Bereich des Verbraucher-schutzes?

Gerade beim verbraucherschutz kommt

der außergerichtlichen Streitbeilegung (ADr)

eine hohe Bedeutung zu. Die vorhandenen

Möglichkeiten müssen deswegen ausgebaut

und ausgeweitet werden. Denn die Durch-

setzung der rechtsansprüche vor Gericht

scheitert häufig daran, dass verbraucher ge-

richtliche verfahren als zu teuer, zeitaufwän-

dig, bürokratisch, umständlich und ineffektiv

einschätzen. Auch für die Unternehmen sind

gerichtliche Auseinandersetzungen mit einem

hohen Aufwand verbunden.

Ziel sollte es sein, für alle verbraucherrele-

vanten Sektoren die Möglichkeit eines ADr-

verfahrens bei Streitigkeiten zwischen ver-

brauchern und Unternehmen sicherzustellen,

einheitliche Qualitätsstandards vorzugeben

und die Unternehmen zur aktiven Information

ihrer Kunden über die Möglichkeiten von ADr

zu verpflichten.

Welchen Beitrag können Selbst- verpflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?

Selbstverpflichtungen können einen wirk-

samen Beitrag zum verbraucherschutz leisten.

voraussetzung ist, dass sie transparent ge-

macht und eingehalten werden. Idealerweise

enthalten sie klare regeln und verfahren, um

die Einhaltung der Selbstverpflichtungen zu

garantieren. Selbstverpflichtungen funktionie-

ren besonders gut „im Schatten der Hierar-

chie“, d. h. sie können staatliche regulierung

solange und insoweit ersetzen, wie sie einge-

halten werden und den verbrauchern einen

angemessenen Schutz verschaffen. regelmä-

ßig sind Selbstverpflichtungen komplementär

zu staatlicher regulierung und ergänzen sich

wechselseitig.

direktvertrieb ist ein integraler Bestandteil der Wirtschaftsstruktur

Sigmar Gabriel, Vorsitzender der SPd, im interview

Sigmar GabrielVorsitzender der SPD

Foto

: SPD

Page 7: DIREKT!-Magazin 2-2013

Direkt!

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 7

➜ zurück zu Seite 1

SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Wir wollen die rahmenbedingungen zur Entfaltung von Mittel-

stand, Selbständigkeit und Existenzgründung verbessern. Deutschlands

wirtschaftlicher Wohlstand beruht zu einem erheblichen Teil auf dem

Einsatz seiner Selbständigen. Die Selbständigenquote in Deutschland

ist dabei mit ca. zehn Prozent im internationalen vergleich nach wie

vor unterdurchschnittlich. Gerade beim Sprung ins Informations- und

Wissenszeitalter muss Deutschland sich stärker als Selbständigengesell-

schaft aufstellen. vor allem in den kleinen und mittleren Unternehmen

und auch in den freien Berufen entstehen Ausbildungs- und Arbeitsplät-

ze von morgen. Deshalb wollen wir auf die Förderung dieses Bereichs in

unserer Wirtschaftspolitik ein besonderes Augenmerk legen und bereits

in der schulischen und beruflichen Ausbildung mehr junge Menschen

für die Selbständigen begeistern.“

zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe„Solo-Selbständige, befristet Beschäftigte und andere Formen

prekärer Beschäftigung wollen wir besser absichern, etwa durch eine

Ausweitung der rahmenfrist zum Erwerb von Anwartschaften in der

Arbeitslosenversicherung auf drei Jahre, durch die Aufnahme von

Solo-Selbständigen in die gesetzliche rentenversicherung sowie die

Durchsetzung sozialer Mindeststandards und -honorare in öffentlich

geförderten Projekten und Einrichtungen.“

„Wir wollen eine Solidarrente einführen: Wer langjährig der gesetzli-

chen rentenversicherung angehört und Beiträge gezahlt hat, muss eine

rente deutlich oberhalb der Grundsicherung erhalten.“

„Die Einbeziehung der Selbständigen ohne obligatorische Altersversor-

gung in die gesetzliche rentenversicherung reduziert ihr Armutsrisiko im

Alter. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, die gesetzliche

rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung auszubauen.“

„Alle Bürgerinnen und Bürger sollen durch die Bürgerversicherung

unabhängig von ihrer lebenslage oder ihrem Erwerbsstatus eine gute

Kranken- und Pflegeversicherung haben. Wir wollen die Arbeitslosen-

versicherung zu einer Arbeitsversicherung für Alle weiterentwickeln.

Das hilft den Menschen, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und in

Beschäftigung zu bleiben. Mit der Ausweitung des versichertenkreises

in der gesetzlichen rentenversicherung machen wir einen Schritt zu

einer Erwerbstätigenversicherung, in der alle zu gleichen Bedingungen

für das Alter und bei Erwerbsminderung versichert sind. Wir werden die

Grundsicherung im SGB II und SGB XII so gestalten, dass sie die vorga-

ben des Bundesverfassungsgerichts erfüllt. Das heißt: ein transparentes

und sachgerechtes verfahren, realitätsnah und nachvollziehbar.“

VerBrAucherSchuTzPoliTik„Wir wollen die Beratung und Information in Bund und ländern

weiter ausbauen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Stiftung

Warentest, dem verbraucherrat des DIN und den verbraucherzentralen

zu. verbraucherinnen und verbraucher sollen mehr rechte auf gute

Information bekommen. Dazu werden wir das durch Schwarz-Gelb

schwach ausgestaltete verbraucherinformationsgesetz verbessern:

Der Anwendungsbereich muss auf alle Produkte und Dienstleistungen

erweitert, die Informationspflicht der Behörden klar geregelt und sogar

ein begrenzter Informationsanspruch gegenüber den Unternehmen

geschaffen werden. Wir werden die verbraucherforschung ausbauen

und ihre Ergebnisse nutzen, um Instrumente und Maßnahmen zu entwi-

ckeln, die der vielfalt der verbraucherinnen und verbraucher und ihrer

Bedürfnisse rechnung tragen.“

„Zudem prüfen wir die Einrichtung einer staatlichen „verbraucher-

Ombudsperson” nach dem vorbild Dänemarks, die die Durchsetzung

von Gesetzen und verordnungen beaufsichtigen soll. Wir wollen mit der

Etablierung von „Marktwächtern” in allen wichtigen Feldern – Finanzen,

Gesundheit, lebensmittel, Energie und digitale Welt – den verbraucher-

schutz stärken. „Marktwächter” sind – staatlich beauftragte – zivilge-

sellschaftliche verbraucherschutzorganisationen wie die verbraucher-

zentralen. Die „Marktwächter” sollen den Markt beobachten, unlautere

Praktiken aufspüren, Hinweise systematisch erfassen und Missstände

an die Aufsicht weitergeben.“

ArBeiTSMArkTPoliTik „Wir wollen den raum dafür schaffen, dass Menschen besser über ihre

Zeit verfügen können. Wir wollen sie stärker dabei unterstützen, Beruf,

Familie und Engagement zu vereinbaren. Dauer und lage der Arbeitszeit

beeinflussen die Teilhabe am gesellschaftlichen leben, an kulturellen, so-

zialen und ehrenamtlichen Betätigungen der Menschen. Es bedarf sowohl

familiengerechter Arbeitszeiten im Betrieb als auch einer besseren Infra-

struktur und verlässlicher rechtsansprüche bei der Bildung und Betreuung

von Kindern und Pflegebedürftigen. Auch väter wollen sich verstärkt in die

Familie einbringen und mehr Zeit investieren. Dabei brauchen sie unsere

Unterstützung. Eine Familienarbeitszeit soll Eltern erlauben, ihre Arbeitszeit

zeitlich befristet partnerschaftlich zu reduzieren (z.B. 30-Stunden-Woche),

ohne dass dies zu lasten ihrer beruflichen Entwicklung geht. Wir werden

im Teilzeit- und Befristungsgesetz für Eltern und pflegende Angehörige den

rechtsanspruch auf reduzierung der Arbeitszeit um ein rückkehrrecht zur

alten Arbeitszeit ergänzen. Wir werden das bestehende Diskriminierungs-

verbot im Teilzeit- und Befristungsgesetz durchsetzen. Arbeit muss mit

leben und Familie vereinbar sein.“

„Es geht darum, den Bedürfnissen der Beschäftigten über verschie-

dene Phasen des Erwerbslebens besser gerecht zu werden. Jobs auf

unterschiedlichen Hierarchieebenen müssen flexibel mit verschiedenen

Wochenstunden geleistet werden können. Die Möglichkeiten von

Job-Sharing sollen ausgebaut werden. Die Arbeitszeiten sollen dem le-

bensverlauf folgen. Dafür werden wir den rechtsanspruch auf Arbeits-

zeitreduzierung konkretisieren und stärken.

Wir wollen Betriebe in dieser revolution des Arbeitsmodells unter-

stützen: Sie brauchen Anreizsysteme zur Einführung von lebensarbeits-

zeitkonten und Arbeitszeitkonten, die kurzzeitige Arbeitsunterbrechun-

gen bspw. für Pflege und Betreuung oder längere Unterbrechungen für

Weiterbildung ermöglichen. Wir brauchen eine neue Arbeitskultur. Es

muss um Ergebnisse der Arbeit gehen statt um Anwesenheitszwang

und Überstunden.“

Positionen der SPd zu direktvertriebsrelevanten Themen

Page 8: DIREKT!-Magazin 2-2013

www.direktvertrieb.de

8 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013

Unser gemeinsames Anliegen ist es, vom

verbraucher her zu denken. Transparenz und In-

formationen über Dienstleistungen und Produkte

sollen den verbraucher in die lage versetzen,

selbstbestimmt auswählen zu können. Eine

funktionierende soziale Marktwirtschaft braucht

das vertrauen der Marktteilnehmer zueinander.

Das gilt insbesondere für den Direktvertrieb,

bei dem Anbieter und Kunden vom persönlichen

Kontakt profitieren. Ob klassischer vertreter-

besuch, lieferdienst oder Einkaufsparty mit

Freunden und Bekannten – die kontinuierlichen

Umsatzsteigerungen zeigen, dass Ihre Angebote

überzeugen und auch den sich wandelnden

modernen Kundeninteressen gerecht werden.

Damit das auch in Zukunft so bleibt, haben Sie

mit Online-Shops das Angebot komplettiert.

Ich begrüße sehr, dass Sie sich mit den ver-

bandseigenen verhaltensstandards zu einem fai-

ren Umgang gegenüber den verbrauchern und

vertriebspartnern verpflichten. Diese Maßstäbe

an sich selbst machen gesetzliche regelungen

entbehrlich. Hier zeigt sich redliches Unterneh-

mertum, das wir seit jeher unterstützen.

Und wenn es dennoch zu Unstimmigkeiten

gekommen ist, erleichtert die außergerichtliche

Streitbeilegung den verbrauchern die rechts-

durchsetzung. Deshalb freue ich mich, dass Ihr

verband auch ein Online-Schlichtungsverfahren

anbietet. Das erhöht das vertrauen und ermög-

licht den verbrauchern wie den Anbietern eine

schnelle und kostengünstige Möglichkeit der

Klärung.

Wir liberalen setzen auf mehr Wettbewerb

und auf die Kraft liberaler Ordnungspolitik.

Deshalb wollen wir beispielsweise die Unter-

nehmensteuer wachstumsfreundlich moderni-

sieren und teure und überflüssige Bürokratie

abbauen. Und wir wollen mehr Selbständigkeit

in Deutschland. Eine vorsorgepflicht sehen wir

daher grundsätzlich kritisch. Auch hier erhält die

Eigenverantwortung den vorzug.

➜ zurück zu Seite 1

ein Geschäftsmodell des Vertrauens

Positionen der FdP zu direktvertriebsrelevanten Themen

Gastbeitrag von dr. Philipp rösler, Bundesvorsitzender der FdP und Bundesminister für Wirtschaft und Technologie

Philipp röslerBundesvorsitzender der Freien Demokrati-schen Partei, Bundesminister für Wirt-schaft und Technologie

Foto

: FDP

SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG

„Wir wollen mehr Selbständigkeit in

Deutschland. Deutschland weist im internatio-

nalen vergleich einen unterdurchschnittlichen

Anteil an Selbständigen und Existenzgründern

auf. Das wollen wir ändern, denn neben den

unbestrittenen wirtschaftlichen vorteilen ist

die Gründungs- und Gründerfreundlichkeit

einer Gesellschaft ein wichtiger Ausdruck ihrer

liberalität. Deshalb werden wir durch eine

Evaluation des veränderten arbeitsmarktpoliti-

schen Instrumentes des Gründungszuschusses

prüfen, ob auch ein solches niedrigschwelliges

Förderprogramm aus Beitrags- oder Steuer-

mitteln dazu wieder einen stärkeren Beitrag

leisten kann. Dazu kommen kann beispiels-

weise die Prüfung zusätzlicher steuerlicher An-

reizmodelle für Geber von Wagniskapital und

eine verbesserung des Bildes von Existenz-

gründungen und Selbständigkeit etwa durch

Berücksichtigung in schulischen lehrplänen.“

zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe

„Wir wollen private vorsorge für jeden,

auch für Geringverdiener, attraktiv machen.

Daher dürfen Einkommen aus privater und

Page 9: DIREKT!-Magazin 2-2013

DIREKt!

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 9

➜ zurück zu Seite 1

betrieblicher vorsorge nur teilweise auf die

Grundsicherung im Alter angerechnet werden.

Dies ist ein wirksamer Beitrag, der Gefahr

zukünftiger Altersarmut frühzeitig entgegen-

zuwirken. Wir wollen außerdem Selbständigen

den Weg zur riester-Förderung eröffnen.“

„In der Diskussion über die Einführung

einer rentenversicherungspflicht für Selbstän-

dige sprechen wir uns grundsätzlich gegen

eine gründungs- und innovationsfeindliche

Zwangslösung aus. Diese bedroht die Existenz

von Selbständigen und die Entstehung von

Arbeitsplätzen: Wer heute schon vorsorgt, wird

seine vorsorge gegebenenfalls mit massiven

verlusten umstrukturieren müssen – und die-

jenigen, die sich aufgrund fehlender Gewinne

eine Altersvorsorge noch nicht leisten können,

werden in die Insolvenz und in die Abhän-

gigkeit von staatlichen Transfersystemen

getrieben.“

„Weiterhin streben wir eine flexible An-

rechnung von Selbständigkeit, bei Alleiner-

ziehenden und bei Teilzeitmodellen während

der Elternzeit an. Für Selbständige wollen wir

faire Bedingungen beim Elterngeld schaffen.

Das Einkommen, das sich Selbständige vor

ihrer Elternzeit erarbeitet haben, ihnen aber

erst während der Elternzeit gezahlt wird, soll

nicht auf das Elterngeld angerechnet werden

und damit zu einer Kürzung des Elterngeldes

führen.“

VerBrAucherSchuTzPoliTik

„Für liberale ist vom verbraucher her zu

denken eine Kernaufgabe. Denn verbraucher-

politik verbindet die Traditionen einer klugen

Wirtschafts- mit freiheitlicher Bürgerrechtspo-

litik. liberale verbraucherpolitik setzt deshalb

auf eine Stärkung des verbrauchers auf dem

Markt. Wir sorgen dafür, dass verbraucher

durch Transparenz und Informationen über

Dienstleistungen und Produkte in die lage

versetzt werden, selbstbestimmt auswäh-

len zu können. Unsere verbraucherpolitik

ermöglicht und ermuntert selbstbestimmte

Entscheidungen. liberale verbraucherpolitik

wendet sich gegen politische Bevormun-

dung durch Formen der Konsumsteuerung.

Deshalb lehnen wir eine Ausweitung von

Werbeverboten oder die Einführung spezi-

fischer Konsumsteuern ab. Schlupflöcher für

Betrüger und Abzocker schließen wir. Denn

effizienter verbraucherschutz ist Wirtschafts-

politik für jedermann. Eine funktionierende

Marktwirtschaft braucht das vertrauen der

Marktteilnehmer zueinander. Deshalb vertei-

digt effizienter liberaler verbraucherschutz die

redlichen Unternehmer gegen die „windigen“.

Im Streitfalle erleichtern wir verbrauchern die

rechtsdurchsetzung.“

„Im Bereich telefonischer Servicehotlines

wollen wir Anrufentgelte aus dem Mobilfunk

denen aus dem Festnetz angleichen. Für

telefonische Auskunftsdienste wollen wir

Preistransparenz durch eine verpflichtende

Preisansage vor Beginn der Entgeltpflicht

einführen.“

„Der Inhaber einer reisegewerbekarte hat

dem zuständigen Ordnungsamt nachgewie-

sen, dass kein Zweifel an seiner persönlichen

Zuverlässigkeit besteht. Er bietet in der

reisegewerbekarte genannte Dienstleis-

tungen legal an. Daher darf er nicht länger

bei Werbung, Angebotsunterbreitung und

Auftragsannahme eingeschränkt werden.“

ArBeiTSMArkTPoliTik

„Wir wollen das liberale „AlterNsmanage-

ment“ als Organisationsform einer lebens-

phasenorientierten und präventiven Perso-

nalpolitik in Unternehmen und öffentlicher

verwaltung einführen. Auf der Basis eigener

verantwortungsbereiche für jeden Beschäftig-

ten sind laufbahnbegleitende Weiterbildung,

familienorientierte Arbeitszeiten, altersent-

sprechende Arbeitsplätze und abwechslungs-

reiche Tätigkeiten die besten Instrumente zur

Förderung von lernfähigkeit und leistungs-

bereitschaft in jedem Alter. Sie bilden letztlich

die beste Garantie für Zufriedenheit im Beruf.

Die Herausforderungen des demographischen

Wandels können nur in gemeinsamer verant-

wortung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern

bewältigt werden.“

„Wir wollen die vereinbarkeit von Fa-

milie und Beruf erleichtern. Wer für andere

Menschen verantwortung übernimmt, soll

das nicht um den Preis eigener Chancen tun

müssen. Deshalb wollen wir die Nutzung von

flexiblen Arbeitszeitmodellen, Home-Office-

Möglichkeiten, Freistellungsjahren und den

Wechsel zwischen voll- und Teilzeit in Unter-

nehmen weiter erleichtern.

Wir wollen die Inanspruchnahme des

Elterngeldes durch bessere Teilzeit-Möglich-

keiten weiter flexibilisieren und die Partner-

monate stärken. Weiterhin streben wir eine

flexible Anrechnung von Selbständigkeit, bei

Alleinerziehenden und bei Teilzeitmodellen

während der Elternzeit an. Für Selbständige

wollen wir faire Bedingungen beim Elterngeld

schaffen. Das Einkommen, das sich Selbstän-

dige vor ihrer Elternzeit erarbeitet haben,

ihnen aber erst während der Elternzeit gezahlt

wird, soll nicht auf das Elterngeld angerech-

net werden und damit zu einer Kürzung des

Elterngeldes führen.“

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Page 10: DIREKT!-Magazin 2-2013

www.direktvertrieb.de

Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direktvertrieb in Deutschland für Bündnis 90/Die Grünen?

Selbstbestimmung und Eigenverantwortung

haben für BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN eine

zentrale Bedeutung. Grüne Wirtschaftspolitik

bedeutet, raum für die Entwicklung und Um-

setzung neuer Ideen zu schaffen. Wir wollen

optimale rahmenbedingungen und geeignete

Anreize schaffen, um Menschen, die ihr leben

selbst bestimmen wollen, den Schritt in die

Selbstständigkeit zu erleichtern.

Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorge-pflicht für Selbständige?

In Deutschland sind Selbstständige, anders

als in der Mehrzahl der übrigen EU-Staaten,

nicht obligatorisch in den sozialen Siche-

rungssystemen abgesichert. Der existierende

gesetzgeberische Flickenteppich ist willkürlich

und unsystematisch und allenfalls historisch,

nicht aber systematisch zu begründen. Er führt

zu nicht nachvollziehbaren Ungleichbehand-

lungen gleicher oder zumindest vergleich-

barer wirtschaftlicher lagen. Wir wollen alle

Selbständigen in die vorsorgesysteme mit

einbeziehen. Bei der Ausgestaltung werden

wir darauf achten, dass Selbstständige nicht

überfordert werden.

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streit- beilegung im Bereich des Verbraucher-schutzes?

viele verbraucherinnen und verbraucher

scheuen bei fehlerhaften Dienstleistungen

und Produkten den Gang vor Gericht. Alter-

native Streitbeilegung kann vor allem bei

geringen Streitwerten eine wichtige lücke

schließen. Nachdem auf EU-Ebene mit der

ADr-richtlinie grundsätzliche regelungen zur

außergerichtlichen Streitschlichtung getroffen

wurden, kommt es jetzt auf die Umsetzung an.

Ausschlaggebend ist, dass Unabhängigkeit und

Sachkunde der Schlichtungsstellen gewähr-

leistet sind. Sie sollten institutionell getrennt

sein von Anbietern und verbraucherorgani-

sationen, damit sie unabhängig vermitteln

können. Außerdem darf durch das Einschalten

einer Schlichtungsstelle der rechtsweg nicht

beschnitten oder verkürzt und die verjährung

während des Streitbeilegungsverfahrens nicht

gehemmt werden.

BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN sehen in außer-

gerichtlichen Streitbeilegungsformen keinen

Ersatz für kollektive Klagerechte. Wir wollen

Gruppenklagen von verbraucherinnen und

verbrauchern ermöglichen und haben hierfür

einen Gesetzentwurf vorgelegt.

Welchen Beitrag können Selbst- verpflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?

Eine volkswirtschaft ohne soziale und

ökologische verantwortung beraubt sich ihrer

eigenen Grundlagen. viele Unternehmen

haben das erkannt und setzen mit Selbstver-

pflichtungen diese verantwortung in konkrete

Unternehmensziele um. Es wäre falsch, die

Eigeninitiative der Unternehmen zu verhindern

und bis ins Detail Unternehmensziele vorgeben

zu wollen.

Selbstverpflichtungen sind daher eine wich-

tige Ergänzung zu einem bindenden sozialen

und ökologischen Ordnungsrahmen. Sie kön-

nen diesen aber nicht ersetzen. Der Staat sollte

durch vernetzung entsprechender Projekte und

durch seine Nachfragemacht Selbstverpflich-

tungsinitiativen unterstützen und fördern.

10 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013

Grüne Wirtschaftspolitik bedeutet: raum schaffen für die entwicklung und umsetzung neuer ideen

➜ zurück zu Seite 1

cem özdemir, Parteivorsitzender von BündniS 90/die Grünen, im interview

cem özdemirVorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

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Page 11: DIREKT!-Magazin 2-2013

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 11

direkT! ➜ zurück zu Seite 1

SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Die Bedingungen für Existenzgründungen verbessern wir, indem

wir Gründungshemmnisse abbauen. Neue Unternehmungen sind für

uns kein bürokratischer Akt, sondern kreativer Aufbruch, der Innovatio-

nen und Arbeitsplätze ermöglicht und persönliche Freiheit verwirklicht.

Dafür fordern wir bei Gründungen aber auch eine bedarfsgerechtere

finanzielle Ausstattung und zielgerichtete Angebote für die Unter-

nehmensgründungen von Frauen, auch und besonders für Wieder-

einsteigerinnen. Die Förderung in die Selbständigkeit muss auch für

alle gründungswilligen Arbeitssuchenden gewährleistet sein. Und wir

brauchen bessere Beratungsangebote. Gerade die jeweiligen Potentiale

von Menschen mit Migrationsgeschichte sowie die Potentiale von Men-

schen mit Behinderungen müssen individuell gefördert werden.“

zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe„Unser Konzept der vermögensabgabe haben wir so gestaltet,

dass Selbständigen und Unternehmern, die nicht in der gesetzli-

chen rentenversicherung sind, ein armutsfestes und auskömmliches

Alterseinkommen aus eigenem vermögen ermöglicht wird. Außerdem

wollen wir Selbständige, die keine ausreichende anderweitige vorsorge

haben, in die gesetzliche rentenversicherung so einbeziehen, dass es

sie finanziell nicht überfordert und sich ihnen so auch ein Weg in die

Garantierente eröffnet.“

„Wir von BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN wollen die derzeitige Arbeitslo-

senversicherung mittelfristig zu einer umfassenden Arbeitsversicherung

umbauen. Alle Erwerbstätigen, also auch flexibel Beschäftigte und

Solo-Selbständige, sollen einbezogen werden. Ansprüche auf Arbeits-

losengeld können auch unstetig Beschäftigte anmelden, wenn sie

mindestens vier von 24 Monaten Beiträge gezahlt haben. Neben der

Absicherung bei Arbeitslosigkeit liegt der Fokus der grünen Arbeits-

versicherung auf berufsbegleitender Qualifizierung, gerade für von

Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen.“

„Mittelfristig soll die rentenversicherung zur Bürgerversicherung

weiterentwickelt werden, in die alle Bürgerinnen und Bürger, das heißt

auch BeamtInnen, Selbständige und Abgeordnete, auf alle Einkom-

mensarten unabhängig vom Erwerbsstatus einzahlen. Das ist für uns

sowohl eine Frage der Gerechtigkeit wie der ökonomischen Nachhaltig-

keit. Gleichzeitig werden dadurch versicherungslücken geschlossen und

eigene Ansprüche aufgebaut, die präventiv vor Altersarmut schützen.

Als erste Schritte wollen wir wieder Mindestrentenbeiträge für Arbeits-

lose einführen, die Minijobs vollumfänglich und auch die bisher nicht

pflichtversicherten Selbständigen in die rentenversicherung einbezie-

hen. Gerade Selbständige sind heute für das Alter häufig sehr schlecht

abgesichert. Das müssen wir ändern.“

VerBrAucherSchuTzPoliTik„Wissen ist Macht. Deshalb wollen wir lücken im verbraucherinfor-

mationsgesetz schließen und die Informationspflichten über riskante

Finanz- und versicherungsprodukte ausweiten. verbraucherInnen

wollen zu recht wissen, was drin ist in Produkten und Dienstleistungen.

Wir setzen uns für eine verlässliche und transparente Kennzeichnung

ein, um die Auswahl nachhaltiger Produkte zu ermöglichen.“

„[…] werden wir gemeinsam mit den verbraucherverbänden ein

verbraucherportal Unternehmenscheck auf den Weg bringen. Wir

werden uns dafür einsetzen, dass Unternehmen soziale und ökologi-

sche Mindeststandards bei Produktion und vertrieb in Deutschland

und weltweit einhalten und ihre CSr-Standards für verbraucherInnen

erkennbar sind. Wir setzen auf aktive verbraucheraufklärung mit

einem erweiterten Bildungs- und Beratungsangebot der verbraucher-

verbände.“

„Die Finanzierung einer unabhängigen verbrauchervertretung

muss dauerhaft gesichert werden. Dafür wollen wir das Kartellrecht

ändern, Kartellstrafen zur finanziellen Stärkung der verbraucherar-

beit einsetzen und ein verbandsklagerecht für die verbraucherver-

bände prüfen. Die Ministererlaubnis wollen wir durch ein suspen-

sives veto des Deutschen Bundestags ergänzen. Um die Macht der

verbraucherinnen und verbraucher zu bündeln, wollen wir Grup-

penklagen ermöglichen. So können Geschädigte sich vor Gericht

zusammenschließen und ihr gutes recht schneller und einfacher

durchsetzen. Wir werden prüfen, ob die Einführung einer Ombuds-

stelle dazu beitragen kann. Die Grundvoraussetzung für bewussten

Konsum ist, dass Unternehmen verpflichtet werden, ihre ökologi-

schen und sozialen Produktionsbedingungen einschließlich ihrer

vorgelagerten lieferketten zu dokumentieren und offenzulegen. Nur

so können verbraucherInnen und NGOs die grünen Aussagen von

Unternehmen bewerten und seriöse Unternehmungen von unseri-

ösem Greenwashing unterscheiden. Um verbraucherpolitik wissen-

schaftlich zu fundieren, wollen wir einen Sachverständigenrat für

verbraucherfragen einrichten, der Politik und Institutionen in Fragen

der verbraucherpolitik kritisch begleitet und berät.“

ArBeiTSMArkTPoliTik„Zeit ist für Familien ein knappes Gut, besonders wenn die Eltern

berufstätig sind. Wir wollen Müttern und vätern mehr Flexibilität

geben, ihre Arbeitszeiten mit den Anforderungen ihrer Familie in

Einklang zu bringen – ohne dass dies immer gleich eine Festlegung für

ihre gesamte Berufsbiografie beinhaltet. Wir führen ein rückkehrrecht

auf eine vollzeittätigkeit ein und ergänzen damit das im Teilzeit- und

Befristungsgesetz verankerte recht auf Teilzeit an entscheidender

Stelle. Auch eine Weiterentwicklung des Teilelterngeldes und eine

Flexibilisierung der Elternzeit führen zu mehr Spielraum. So bleibt mehr

Zeit für die Familien.“

„Wir müssen die Arbeitszeiten so regeln, dass es neben dem recht

auf Teilzeit auch ein recht auf rückkehr zu vollzeit gibt. Wir brauchen

qualifizierte Angebote für Erwerbslose und WiedereinsteigerInnen nach

einer Familienzeit.“

Positionen von BündniS 90/die Grünen zu direktvertriebsrelevanten Themen

Page 12: DIREKT!-Magazin 2-2013

www.direktvertrieb.de

12 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013

DIE lINKE unterstützt das kleine und mittlere Unternehmertum.

Das kreative Potenzial der KMU ist für uns ebenso unerlässlich wie

Innovationsfreude und das Engagement von Unternehmerinnen und

Unternehmern. In diesem Kontext steht auch der Direktvertrieb. Dessen

leistungsfähigkeit wissen wir durchaus zu würdigen. Das Unterneh-

mertum steht für uns auch nicht grundsätzlich im Widerspruch zu einer

demokratisch-sozialistischen Gesellschaft.

Die lINKE steht für eine solidarische und kostengünstige soziale

Sicherung für alle Bürgerinnen und Bürger. Auch Selbständige sollten

in die Sozialsysteme einbezogen sein. Ihre Beiträge zur Kranken- und

Pflegeversicherung sind am tatsächlichen Einkommen zu orientieren.

Selbständige mit geringem Einkommen sollten bei vollen Ansprüchen

nur 50 Prozent des Beitragssatzes zahlen. Mit steigendem Einkommen

erhöht sich der Beitragssatz bis zur vollständigen Selbstzahlung der

Beiträge. Kurzfristig ist es wichtig, die Mindestbeiträge für Selbständige

mit geringen Einkommen deutlich zu reduzieren. langfristig will DIE

lINKE eine Neuorganisation der Gesundheits- und Pflegepolitik durch

die Einführung einer solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversiche-

rung. Schließlich sollen alle Personen, die eine selbständige Erwerbs-

tätigkeit aufnehmen, auch in der Arbeitslosenversicherung pflichtversi-

chert sein.

DIE lINKE steht für

eine aktive verbrau-

cherpolitik mit hohen

Standards. DIE lINKE

fordert neben dem

Ausbau der kollektiven

Klagerechte die Um-

kehr bzw. Erleichte-

rung der Beweislast.

Der Zugang zu Gerich-

ten und rechtsbera-

tung muss unabhän-

gig vom Geld für alle

möglich sein. Darüber

hinaus setzen wir uns

für Schlichtungsstellen

ein, die im vorfeld von

Gerichtsverfahren für alle Seiten vorteilhaft sein können.

Selbstverpflichtungen der Wirtschaft können sinnvoll sein, dürfen

aber nie hinter gültigen rechtsnormen zurückbleiben. Deshalb setzt

sich DIE lINKE beispielsweise für verlässliche Zertifizierungen von

lebensmitteln und anderen Gütern ein.

innovationsfreude und das engagement von unternehmerinnen und unternehmern sind wichtigGastbeitrag von katja kipping und Bernd riexinger, Vorsitzende der Partei die linke

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➜ zurück zu Seite 1

katja kippingVorsitzende DIE LINKE

Positionen von die linke zu direktvertriebsrelevanten Themen

zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe

„Selbständige wollen wir in die Erwerbslo-

senversicherung einbeziehen, so dass sie im

Falle einer Insolvenz Anspruch auf Erwerbslo-

sengeld haben.“

„Alle Erwerbseinkommen müssen in die

rentenversicherung eingehen – auch die von

Selbständigen, Beamtinnen und Beamten,

Politikerinnen und Politikern. Beitragsbemes-

sungsgrenzen sind aufzuheben, die rentenhö-

he ist abzuflachen.“

„Die Beiträge zur gesetzlichen rentenversi-

cherung müssen paritätisch von den Beschäf-

tigten selbst und den Unternehmen bzw. Auf-

traggeberinnen und Auftraggebern finanziert

werden. Das gilt für alle Erwerbstätigen. Die

Beitragshöhe soll sich nach dem angestrebten

Sicherungsziel richten und nicht nach der

Zahlungswilligkeit der Unternehmen.“

VerBrAucherSchuTzPoliTik„Zur Abfallvermeidung und für mehr

verbraucherschutz sind Garantie und

Gewährleistungspflichten zu verlängern und

Sollbruchstellen gesetzlich zu verbieten. So

können Produkte länger halten bzw. repariert

statt weggeworfen werden.“

„Unternehmen sollten künftig für mehr

Produktgruppen als bislang die sogenannte

Produktverantwortung für den gesamten

lebenszyklus ihres Produktes übernehmen

Page 13: DIREKT!-Magazin 2-2013

DIREKt!

SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 13

müssen. Firmen müssen dann Produkte nach

ihrer lebensdauer zurücknehmen und einer

verwertung zuführen.“

„Wir wollen Unternehmen verpflichten,

Umweltdaten und Sozialstandards offenzule-

gen, und sie externen Kontrollen unterwerfen.

Auch Aktivitäten von Tochterfirmen, Zuliefe-

rern oder Auftragsfertigern müssen einbezo-

gen werden.“

„Unternehmen werden verpflichtet, ihre

Produkte innerhalb von drei Jahren am

Standard des jeweils effizientesten Gerätes zu

orientieren, um sie kontinuierlich zu verbes-

sern (»Top-runner-Modell«).“

„Transparenz ist nicht genug. Selbstregu-

lierungen der Wirtschaft sind oft Selbstbetrug.

Wir wollen die rechte der verbraucherinnen

und verbraucher gegenüber den Unterneh-

men stärken. Dabei geht es nicht nur um

Informationsrechte, sondern auch darum,

klare gesetzliche vorgaben und regulierungen

gegenüber den Unternehmen und eine öf-

fentliche Kontrolle der Märkte durchzusetzen:

angefangen bei sicheren lebensmitteln über

Telekommunikation und Internet, Finanz-

dienstleistungen, bezahlbare Wohnungen,

die versorgung mit Wasser und Energie bis zu

einem kundenfreundlichen öffentlichen Nah-

und Fernverkehr.“

„Unlautere Geschäftspraktiken und aggres-

sive Werbepraxen müssen wirksam unterbun-

den werden. verbraucherschutz ist nur dann

wirksam, wenn es handlungsfähige öffentliche

Institutionen sowie starke, finanziell gut

ausgestattete verbraucherorganisationen

gibt, die ihn durchsetzen. Dazu müssen die

verbraucherzentralen finanziell abgesichert

und zum Beispiel durch die Einführung eines

verbandsklagerechtes rechtlich gestärkt

werden.“

„Wir brauchen endlich ein starkes verbrau-

cherministerium und eine verbraucherschutz-

behörde. Die kollektiven Interessenvertretun-

gen der verbraucherinnen und verbraucher

müssen auf allen Ebenen gestärkt werden.“

„Wir wollen ein verbraucherinformations-

gesetz, das Auskünfte kostenfrei gewährt und

nicht auf den lebensmittelbereich beschränkt

ist, sondern alle Dienstleistungen umfasst.

verbraucherinnen und verbraucher müssen

die Möglichkeit haben, sich direkt beim Un-

ternehmen über seine Produkte, ihre sozialen

und ökologischen Herstellungsbedingungen

zu informieren.“

ArBeiTSMArkTPoliTik „Arbeit ist mehr als Erwerbsarbeit. Zur

Arbeit zählen auch alle ehrenamtlichen Tä-

tigkeiten, Erziehungsarbeit, Pflegearbeit und

dergleichen mehr. Diese müssen in unserer

Gesellschaft stärker anerkannt werden. Damit

die Erwerbsarbeit sich besser verbinden lässt,

beispielsweise mit Familienleben und der

Erziehung von Kindern, brauchen wir neue

Arbeitszeit-Modelle. Dann können Eltern

die Arbeiten im Haushalt und die Erziehung

der Kinder gerechter als bisher untereinan-

der aufteilen. Das Konzept von Flexibilität

muss sich im Arbeitsleben endlich an den

Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren.

Beispiel: Beschäftigte sollen zweimal in ihrem

Berufsleben die Möglichkeit haben, für ein

Jahr auszusteigen (Sabbatjahr), verbunden mit

einem rückkehrrecht auf den gleichen oder

einen gleichwertigen Arbeitsplatz.“

„Die Beschäftigten brauchen größere

Selbst- und Mitbestimmungsrechte in Bezug

auf ihre Arbeitszeit und die Gestaltung ihrer

Arbeit – Überbelastungen müssen abgebaut

werden. Nur so bleibt genügend freie Zeit für

Erholung, Muße und selbstbestimmte Tätigkei-

ten. Der Profitdruck wird heute zunehmend an

jeden einzelnen Beschäftigten weitergegeben.

Das Unternehmen will nicht nur die Arbeits-

kraft, es will den ganzen Menschen: seine

Motivation, seine Kreativität, sein Wissen, um

Kosten zu sparen und die leistung noch mehr

zu steigern. Es ist Zeit, diese Tendenz umzu-

drehen: Arbeit und Arbeitsplätze müssen nach

den Bedürfnissen der Beschäftigten gestaltet

werden. Es gibt ein recht auf Feierabend.“

„DIE lINKE unterstützt Arbeitszeitmodelle,

die es Müttern und vätern ermöglichen, ihren

Beruf mit Familie und Privatleben unter einen

Hut zu bringen. Statt einer Flexibilisierung von

Arbeitszeit, die sich lediglich an den betrieb-

lichen Erfordernissen orientiert, brauchen

die Beschäftigten mehr Zeitautonomie. Die

Arbeitszeit ist so zu gestalten, dass alle die

Möglichkeit haben, Beruf, Familie, Freizeit und

Engagement in ihren Alltag zu integrieren.

Eltern brauchen als Beschäftigte mehr rechte,

um trotz Erwerbsarbeit genug Zeit für ihre

Familie zu haben. Das individuelle recht auf

Teilzeitarbeit muss uneingeschränkt gelten.

Die Entgeltstrukturen zwischen Industrie-,

Dienstleistungs- und Sorgearbeiten sind nicht

gleichwertig und müssen angepasst wer-

den. Ein rückkehrrecht auf vollzeitarbeit ist

einzuführen. Für Eltern wird ein besonderer

Kündigungsschutz geschaffen, der bis zur voll-

endung des 6. lebensjahres des Kindes gilt.

Der Wiedereinstieg in den Beruf nach einer

schwangerschafts- und erziehungsbedingten

Pause muss durch kostenfreie Weiterbildungs-

angebote erleichtert werden.“

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Bernd riexingerVorsitzender DIE LINKE

Page 14: DIREKT!-Magazin 2-2013

14 | AUS DEM vErBAND

www.direktvertrieb.de

Bei den im Bundesverband

Direktvertrieb Deutschland orga-

nisierten Unternehmen setzt sich

der Trend zum Erlebniseinkaufen

bei verkaufspartys fort. von den

etwa zwölf Millionen Bestellun-

gen, die im vergangenen Jahr bei

den im verband vertretenen Un-

ternehmen eingingen, entfielen

wie bereits im vorjahr allein 8,5

Millionen auf verkaufspartys. Das

entspricht einem Anteil von gut

73 Prozent. vor allem Haushalts-

und Küchengeräte, Accessoires,

Home Decoration sowie Erotik-

artikel wurden auf diese Weise

vertrieben. Das ist das Ergebnis

einer Umfrage, die der BDD unter

seinen Mitgliedern für das Jahr

2012 durchgeführt hat. „Gemein-

sam mit Familie, Freunden oder

Kollegen werden Shoppingpartys

immer mehr zu einem sozialen Ereignis, das über das bloße Einkaufen

hinausgeht“, beschreibt der vorstandsvorsitzende des BDD, Jochen

Acker, die Beliebtheit dieser vertriebsmethode.

Jochen Acker verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der

Direktvertrieb heute ein differenzierter verkaufskanal ist, der ganz

unterschiedliche Wege nutzt, um die Konsumenten zu erreichen. Der

Anteil der beim so genannten unbestellten vertreterbesuch abgege-

benen Bestellungen nahm etwa drei Prozent ein. Mit elf Prozent haben

Onlinebestellungen als ergänzende vertriebsmethode der Direktver-

triebsunternehmen im BDD eine relativ große Bedeutung.

Besonders hoch ist darüber hinaus die Zufriedenheit der Kundin-

nen und Kunden, die im letzten Jahr bei BDD-Mitgliedsunternehmen

gekauft haben: Eine Widerrufsquote von 0,4 Prozent deutet darauf hin,

dass Konsumenten im Direktvertrieb mit ihrer Bestellung fast immer

zufrieden waren. Nur etwa jeder 230. vertrag wurde widerrufen. „Der

vorteil des Direktvertriebs für den Kunden ist es, dass die Produkte vor

dem Kauf ausprobiert werden können und eine umfassende Beratung

erfolgt. Das wissen die Konsumenten zu schätzen“, führt Jochen Acker

aus.

Mit einem Plus von 24 Prozent konnten die BDD-Mitgliedsunter-

nehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr auf 1,53 Milliarden Euro

deutlich steigern. 2011 hatte der

Umsatz noch 1,23 Milliarden Euro

betragen. Treiber dieser positiven

Entwicklung war der vertrieb von

Haushaltsprodukten und Tiernah-

rung. Für die gesamte Direktver-

triebsbranche hatte eine Studie

der Universität Mannheim im Mai

dieses Jahres einen Gesamtumsatz

von 17,4 Milliarden Euro für 2012

prognostiziert.

Keine deutliche veränderung

gab es bei der Zahl der ver-

triebspartnerinnen und ver-

triebspartner, die im vergangenen

Jahr für die Mitgliedsunternehmen

des BDD tätig waren. Sowohl 2011

als auch 2012 waren etwa 180.000

Beraterinnen und Berater im Au-

ßendienst aktiv, 95 Prozent davon

nebenberuflich. 78 Prozent der

vertriebspartner der BDD-Mitglieds-

unternehmen waren Frauen. „Die Selbständigkeit im Direktvertrieb

entwickelt sich immer mehr zu einer attraktiven Einkommensquelle,

gerade auch für Frauen, die oftmals die Hauptlast der Familienarbeit

zu tragen haben. Freie Zeiteinteilung ist im Direktvertrieb ein vorteil,

der in anderen Erwerbsmodellen oftmals nicht zu finden ist“, interpre-

tiert der BDD-vorstandsvorsitzende die Entwicklung im Bereich der

vertriebspartner.

Trend zur Verkaufsparty setzt sich fort Umfrage unter BDD-Mitgliedsunternehmen verdeutlicht Entwicklungen im verband

➜ zurück zu Seite 1

→ BDD in Zahlen*

➜ Umsatz: 1,53 Milliarden Euro➜ vertriebspartnerinnen und vertriebspartner: 180.000

➜ Widerrufsquote: 0,4 Prozent➜ Bestellungen: 12 Millionen➜ Bestellungen auf verkaufspartys: 8,5 Millionen*Die Angaben beziehen sich auf eine Befragung

der BDD-Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2012.

Weitere informationen/kontakt

➜ Jochen Clausnitzer unter

[email protected]

„Gemeinsam mit Familie, Freunden oder Kollegen werden Shop-pingpartys immer mehr zu einem sozialen Ereignis, das über das bloße Einkaufen hinausgeht.“ Jochen Acker, BDD-Vorstandsvorsitzender

Foto

s: BD

D

Page 15: DIREKT!-Magazin 2-2013

AUS DEN UNTErNEHMEN | 15

➜ zurück zu Seite 1 direkT!

Die erfolgreiche Bewältigung der Energie-

wende trauen 24 Prozent der Bürgerinnen

und Bürger am ehesten der Partei Bündnis

90/Die Grünen zu. 22 Prozent setzen auf

die regierende CDU/CSU mit dem für die

Energiewende zuständigen Bundesumwelt-

minister Peter Altmaier. Deutlich schlechter

schneidet die SPD mit 11 Prozent ab. Auf die

Partei Die linke setzen fünf Prozent. lediglich

zwei Prozent verorten die größte energiepo-

litische Kompetenz bei der regierungspartei

FDP mit dem in Energiefragen federführenden

Wirtschaftsminister Philipp rösler.

Bei der lichtBlick-Umfrage wurde auch

ermittelt, welche Energiethemen für die

Bürgerinnen und Bürgern bei der Wahl

bedeutsam sind. An erster Stelle halten 86

Prozent bezahlbare Energiepreise für „sehr

wichtig“ oder „wichtig“. An Platz zwei folgt

für 72 Prozent die Aufgabe, wetterbedingte

Schwankungen bei der Produktion von er-

neuerbaren Energien durch den Einsatz von

Speichern auszugleichen. Es folgt der Aus-

bau der Stromnetze, der für sieben von zehn

Wählern besonders zentral ist. Themen wie

Atomausstieg, Abschaltung klimaschädlicher

Kohlekraftwerke, Klimaschutz und Ausbau der

erneuerbaren Energien spielen ebenfalls für

eine Mehrheit eine zentrale rolle.

„Die Energiewende wird die Bundestags-

wahl 2013 erheblich beeinflussen. Unsere Um-

frage zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen

in allen Aspekten der Energiepolitik Wert auf

eine klare und glaubwürdige Positionierung

legt. Die Wähler sehen hier große Unterschie-

de zwischen den Parteien“, so Gero lücking,

Direktor Energiewirtschaft bei lichtBlick.

die energiepolitik entscheidet bei drei von zehn deutschen über Stimmabgabe

Für 9 von 10 deutschen ist die Sicherung bezahlbarer energiepreise ein wichtiges kriterium für die Wahlentscheidung

Frage: Wie wichtig sind Ihnen folgende Aspekte für Ihre Wahlentscheidung auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (nicht wichtig)? N= 1.065

die energiepolitik der Parteien kann die Bundestagswahl entscheiden. Für 29 Prozent der deut-schen spielt das Thema energie eine „sehr große“ oder „große“ rolle bei der Stimmabgabe am 22. September. Weitere 39 Prozent geben an, das Thema beeinflusse ihre entscheidung zumin-dest teilweise. dies geht aus einer repräsentativen online-umfrage des Meinungsforschungsins-tituts youGov im Auftrag des energieanbieters lichtBlick hervor.

→ Die Studie

inhalt der Studie

➜ Endkundenbefragung zum Thema

Energiepolitik im Wahlkampfjahr.

untersuchungsdesign

➜ online-Befragung

unter 1.002 Deutschen über den

Online-Panel-Anbieter YouGov

➜ Die Ergebnisse sind gewichtet

und repräsentativ für die deutsche

Bevölkerung ab 18 Jahren

➜ Die Prozentwerte

sind auf ganze Zahlen gerundet

➜ Befragungszeit: 16. bis 17. Mai 2013

Weitere informationen/kontakt

➜ http://www.lichtblick.de/ueber-uns/

medien/news/?detail=263&type=

press&lgn=1

[email protected]

die Bewältigung der energiewen-de wird am ehesten den Grünen oder der cdu/cSu zugetraut.

Frage: Welcher Partei trauen Sie am ehes-ten zu, die Energiewende zu bewältigen? N= 1.002

Page 16: DIREKT!-Magazin 2-2013

16 | AUS DEM vErBAND

www.direktvertrieb.de

Erstmals lädt der BDD in diesem Jahr zu einem Gründerworkshop

ein. Im rahmen der Gründerwoche des Bundeswirtschaftsministeri-

ums können sich Unternehmen, die im Direktvertrieb aktiv werden

wollen, am 21. November 2013 in der Geschäftsstelle des BDD darüber

informieren, was bei den ersten Schritten in dieser Branche zu beachten

ist. Wie wird eine erfolgreiche vertriebsmannschaft aufgebaut? Welche

rechtlichen vorgaben sind zu beachten und welche Erfahrungen haben

andere Direktvertriebsunternehmen bereits gemacht? Diese und andere

Fragen werden bei der veranstaltung im November im Mittelpunkt

stehen.

! Am 21. November 2013, 10.00-15.30 Uhr

! In der Geschäftsstelle des BDD, Bundesallee 221, 10719 Berlin

! Informationen zur Anmeldung und zu den Teilnahmebedingungen

finden Sie in Kürze unter www.direktvertrieb.de

! Fragen zur veranstaltung?

Ihr Ansprechpartner ist Jochen Clausnitzer:

[email protected], Tel.: +49 (0) 30 23 63 56 86

ProGrAMM: ➜ Die Direktvertriebsbranche in

Deutschland: Ein Überblick |

Jochen Acker, vorstandsvorsitzen-

der BDD

➜ Multi-Channel-Marketing: Gründe für

den Neueinstieg im Social Selling/Direktvertrieb nach 16-jähriger

Erfahrung im Online-Handel | Gerald Heydenreich, Geschäftsführer

PippaJean GmbH, Frankfurt/M.

➜ Praxisbericht: Dos and Dont’s beim Aufbau eines Direktvertriebs-

unternehmens | Thomas Warnke, Gründer PepperParties, Köln

➜ Wettbewerbs- und vertragsrechtliche Aspekte: Was sollte bei der

Existenzgründung im Direktvertrieb/Social Selling berücksich-

tigt werden? | rA Dr. Markus Knell, Partner Graf von Westfalen,

München

➜ Umsetzung der EU-verbraucherrechterichtlinie: Welche vorschrif-

ten sind im Direktvertrieb und bei Messegeschäften ab 13. Juni

2014 zu beachten? | Jochen Clausnitzer, Geschäftsführer BDD

Die Mitglieder des Bundesverbandes

iMPreSSuMHerausgeber:

Bundesverband Direktvertrieb Deutschland e. v.

Bundesallee 221, 10719 Berlin

verantwortlich:

Jochen Clausnitzer

Tel. 030 / 23 63 56 80, Fax 030 / 23 63 56 88

[email protected]

www.direktvertrieb.de

redaktion: Anke Hufnagel, Evelyn Zschächner

Satz und layout: Anke Hufnagel, Nürnberg

Fotos BDD: Sablotny Fotografie, Berlin

regina Sablotny

Aktuelle Informationen entsprechen dem

Stand vom 10.09.2013. redaktionsschluss der

nächsten Ausgabe: 1.2.2014

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existenzgründung im direktvertrieb und Social Selling

BDD lädt zum Gründerworkshop ein

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