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Das Magazin für unsere nachbarn€¦ · Mw verlost Karten für Bon Jovi 05 Liebe Leserinnen und...

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AUSGABE 116 | MAI 2011 M W :MEHR WIS SEN INTERVIEW Bürgermeister Mayer zur guten Beziehung zwischen KGG und Gemeinde ENERGIE So erzeugt ein Siedewasserreaktor Strom SCHULUNG Mitarbeiter trainieren regelmäßig am Kraftwerks- Simulator DAS MAGAZIN FÜR UNSERE NACHBARN GEWINNSPIEL Rocken Sie mit Bon Jovi im Münchener Olympiastadion. Übernachtung inklusive! SEITE 19 Sicherheit in deutschen Kernkraftwerken auf dem Prüfstand WOHIN GEHT DIE REISE?
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Page 1: Das Magazin für unsere nachbarn€¦ · Mw verlost Karten für Bon Jovi 05 Liebe Leserinnen und Leser, ausgabe 1 | 2011 StandPunKt 3 MW: Wie ist die Stimmung in Gundremmingen? Bürgermeister

ausgabe 116 | Mai 2011

MW:mehr wissenIntervIewBürgermeister Mayer zur guten Beziehung zwischen KGG und Gemeinde

energIeSo erzeugt ein Siedewasserreaktor Strom

SchulungMitarbeiter trainierenregelmäßig am Kraftwerks-Simulator

Das Magazin für unsere nachbarn

Gewinnspiel

rocken sie mit Bon Jovi im

münchener Olympiastadion.

Übernachtung inklusive!

Seite 19

Sicherheit in deutschen Kernkraftwerken auf dem Prüfstand

Wohin geht die Reise?

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Inhalt

Mw: Das Magazin für unsere nachbarn2

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KontaKt: so eRReichen sie uns

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wie auch Sie blicken wir in diesen tagen mit großer Sorge nach Japan. wir sind sehr betroffen über die schreckliche Katas trophe, die durch das Jahrhun-dertbeben und den darauffolgenden tsu-

nami aus gelöst wurde. Die lage in den re-aktorblöcken in Fukushima ist für uns von außen schwer zu beurteilen. umso wichti-ger ist es, alle uns zur verfügung stehen-den technischen Mittel für eine hilfsaktion bereitzustellen.

natürlich ist eine verkettung eines derart schweren erdbebens und eines schweren tsu-namis in Deutschland nicht vorstellbar. Die vorkommnisse in Japan haben jedoch ge-zeigt, dass ereignisse auch jenseits berück-

sichtigter Szenarien eintreten können. Das hat hierzulande verständlicherweise viele Menschen verängstigt und verunsichert. Den-noch gibt es im umkreis unseres Kraftwerks weiterhin nachbarn, die nach wie vor ver-trauen in die Sicherheit unserer reaktoren ha-ben (S. 3 und 5). trotzdem gibt es Fragen, die wir in der „Mw“ aufgreifen. wir erklären, wie unser Kernkraftwerk funktioniert (S. 6), wel-che hohen Sicherheitsstandards es erfüllen muss (S. 8) und wie wir unsere Mitarbeiter schulen, damit sie für den sicheren Betrieb un-serer Anlagen bestens gerüstet sind (S. 10).

Sicherheit ist unser oberstes Prinzip. wir sollten das dreimonatige Moratorium nicht nur zum Anlass nehmen, um den reaktor-unfall in Japan genau zu analysieren und et-waige erkenntnisse, die sich hieraus erge-ben, zur weiteren verbesserung der hohen deutschen Sicherheitsreserven nutzen, sondern auch um die Folgen für unser ener-

Ansprechpartner:Rudolf Kögler, Wolfgang Peck, Simone RuschÖffnungszeiten:Montag bis Freitag, 9 bis 16 UhrSamstag/Sonntag: 13 bis 18 UhrAn Feiertagen geschlossen.

InforMatIonSzentruM GundreMMInGentelefon: 08224/78 22 31 e-Mail: [email protected]ße 1,89355 Gundremmingenwww.kkw-gundremmingen.de

herausgeber: rwe Power Ag Kernkraftwerk gundremmingen gmbh

anschrift: huyssenallee 2, 45128 essen; Dr.-August-weckesser-Straße 1, 89355 gundremmingen

V.i.S.d.P.: Stephanie Schunck, rwe Power Ag

redaktion und Gestaltung: rwe Power Ag / ergo unternehmenskommunikation gmbh & co. Kg, Frankfurt, e-Mail: [email protected]

in diesem heft

iMpRessuM

giekonzept im Auge zu behalten. Fakt ist, dass die deutschen Kernkraftwerke zur ver-sorgungssicherheit beitragen (S. 13).

Die Frage nach Sicherheit kann natürlich nicht an den deutschen grenzen haltma-chen. Darum begrüßen wir die freiwilligen europaweiten Stresstests, die die Politiker in der europäischen union beschlossen ha-ben. Dies wird auch von rwe positiv bewer-tet. wie unsere nachbarn in europa auf die ereignisse in Japan reagieren unterschei-det sich ansonsten deutlich vom deutschen vorgehen (S. 14).

Ich wünsche Ihnen eine informative lek-türe!

Ihr

Dr. helmut Bläsigtechnischer leiter des Kernkraftwerks gundremmingen

StAnDPUnKt Seite 3Interview mit gundremmingens Bürgermeister

AKtUelleS Seite 4nukleare Katastrophe in Fukushima | 25 Jahre tschernobyl

KRAFtWeRK & ReGion Seite 5Das Kgg lädt zum Kraftwerksgespräch

eneRGie & techniK Seite 6So funktioniert ein Kernkraftwerk | Sicherheit hat oberste Priorität

BlicK inS KRAFtWeRK Seite 10Im Simulator üben Schichtmitarbeiter den extremfall

DiSKUSSion Seite 12Das Moratorium und seine möglichen Konsequenzen

BlicK inS AUSlAnD Seite 14wie europa die Kernenergie beurteilt

GiRlS‘ DAY Seite 16technikerin Anja Sigel gibt einblick in ihren Beruf

MeinUnG Seite 18Die Debatte um endlagerung erhitzt die gemüter

SPASS & SPAnnUnG Seite 19Mw verlost Karten für Bon Jovi

05

Liebe Leserinnen und Leser,

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ausgabe 1 | 2011

StandPunKt

3

MW: Wie ist die Stimmung in

Gundremmingen?

Bürgermeister Wolfgang Mayer: es ist

sehr ruhig. Ich bekomme keine Anfragen

von Bürgern, die sich Sorgen machen um

die Sicherheit hier oder sich fragen, was

die derzeitigen geschehnisse für die Zu-

kunft bedeuten.

MW: Wie erklären Sie sich das?

Mayer: Das Kernkraftwerk gehört für die

Bürger hier zum Alltag. Die Kühltürme

hat man täglich im visier. Ich schaue je-

den Morgen nach oben auf die Dampf-

wolken, um zu sehen, wo der wind

herkommt. Dann weiß ich, ob wir gutes

oder schlechtes wetter kriegen. Aber

viel entscheidender ist die tatsache,

dass die gundremminger seit Jahrzehn-

ten vertrauen in diese technik haben.

und sie vertrauen den verantwortlichen

und den Mitarbeitern des Kernkraftwer-

kes, sodass sie keine Angst verspüren.

Die Menschen hier wissen, dass man of-

fen mit ihnen umgeht.

MW: Inwiefern?

Mayer: es gibt eine regelmäßige Kom-

munikation zwischen der leitung des

Kernkraftwerks und der gemeinde.

wenn es mal ein meldepflichtiges ereig-

nis gegeben hat, wurde uns das immer

sehr zeitnah mitgeteilt.

MW: Auch die Gundremminger können

in den Medien die Ereignisse in Japan

verfolgen. Da kann man es doch mit

der Angst zu tun bekommen . . .

Mayer: es kann nichts ausgeschlossen

werden. Aber die Bürger wissen, dass uns

kein erdbeben in diesem Ausmaß treffen

kann und dass es bei uns hier an der

Donau keinen tsunami geben wird. hät-

ten wir in der vergangenheit eine Schutz-

übung wegen solcher naturkatastrophen

angesetzt, hätten uns die Menschen für

verrückt erklärt.

natürlich verfolgen wir die Berichter-

stattung über Japan mit Sorge, auch der

reaktorunfall von tschernobyl wird uns

jetzt wieder in erinnerung gerufen. Aber

ich möchte noch einmal betonen: Die

Bürger haben vertrauen in die technik

und die Mitarbeiter des Kernkraftwerks

gundremmingen.

MW: Machen Sie sich Sorgen um die

Zukunft?

Mayer: wir müssen mit dem leben, was

kommen wird. Die Politik muss entschei-

den, ob Maßnahmen notwendig sind,

und wenn ja, welche das sind. Dann

schauen wir, ob sie uns betreffen.

nachbarn: wolfgang Mayer, Bürgermeister von gundremmingen, spricht im Interview über die jahrzehntelange gute Beziehung zwischen den Bürgern der gemeinde und dem Kernkraftwerk.

„WiR veRtRauen den mitarbeitern im KraftwerK“

Wolfgang Mayer, Bürgermeister von Gundremmingen

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn4

fuKushiMa: so fing alles an

ein gewaltiges erdbeben erschüttert Ja-

pan am 11. März – das schwerste seit

Aufzeichnung. Die Seismologen messen

die Stärke 9,0 auf der richterskala. Das

epizentrum liegt im Meer vor der Ost-

küste Japans. Durch das Beben werden

eine reihe japanischer Kernkraftwerke

automatisch heruntergefahren, darun-

ter die reaktoren 1, 2 und 3 von Fuku-

shima I. Die reaktoren 4 bis 6 stehen zu

dem Zeitpunkt wegen Inspektionen

schon still.

Das Seebeben löst einen gigantischen

tsunami aus. Die Flutwelle trifft mit bis

zu 14 Meter hohen wellen auf die Ost-

küste. Im gegensatz zum vorangegange-

nen erdbeben hat der tsunami ver-

heerende Auswirkungen. Innerhalb we-

niger Minuten löscht er ganze Städte aus.

Die welle zerstört auch die Dieselaggre-

gate, die nach dem durch das erdbeben

ausgelösten Abschalten der reaktorblö-

cke in Fukushima I Strom lieferten. Die

einspeisung von Kühlwasser erfolgt nun

durch Dampfantrieb. Die dafür nötigen

Komponenten können einige Stunden

über Batterien betrieben werden.

Später melden japanische Medien, dass

die Kühlung in den Blöcken 1 bis 3 in Fuku-

shima ausgefallen ist. Das umfeld des

Kraftwerks wird vorsorglich innerhalb

eines radius von 20 Kilometern evakuiert.

Die lage spitzt sich in den folgenden

tagen und wochen immer weiter zu.

Mehrere explosionen erschüttern die

reaktoren, erste radioaktive Strahlung

tritt aus. tausende von Menschen ver-

folgen seither auch in Deutschland vor

den Fernsehern den Kampf der japani-

schen hilfskräfte, die versuchen, die

reaktoren zu stabilisieren. Inzwischen

wird der unfall in Fukushima gemäß

IneS-Skala mit 7 bewertet, ebenso wie

tschernobyl.

Die deutschen Kernkraftwerksbetrei-

ber haben kerntechnisches equipment

im wert von mehreren hunderttausend

euro bereitgestellt, das den japani-

schen Kollegen im Bedarfsfall umge-

hend zur verfügung steht.

www.fukushima.grs.de

Der Unfall: um 1.23 uhr

am 26. April 1986 ereignet

sich der bislang schwerste

reaktorunfall in der ge-

schichte der Kernenergie.

ein experiment mit dem

turbinen-generatorsatz

der Kraftwerksanlage,

den die expertenmann-

schaft im sowjetischen

reaktor in tscherno-

byl (heute ukraine)

durchführt, verur-

sacht einen zu star-

ken leistungsanstieg. Durch die Über-

hitzung des Brennstoffs bersten Brenn-

stabhüllen. es kommt zu einer heftigen

Brennstoff/wasser-reaktion mit stoßar-

tigem Druckaufbau und Zerstörung des

reaktorgebäudes. große teile des gra-

phitmoderators und der Anlage werden

in Brand gesetzt. während dieser Zerstö-

rungsphase werden schätzungsweise

acht tonnen radioaktiven Brennstoffs

aus dem Kern in das gebäude und die

umgebung geschleudert.

Die Folgen: Die Mitglieder von Betriebs-

personal und Feuerwehren sowie die Auf-

räumarbeiter werden sehr hohen Strah-

lenbelastungen ausgesetzt mit zum teil

tödlicher Folge. Bei der Bevölkerung

kommt es durch die einatmung des radio-

aktiven Jods und durch den verzehr jod-

belasteter nahrungsmittel zu einer hohen

Strahlenbelastung der Schilddrüse. Dies

gilt insbesondere für zehntausende Kin-

der. In der ukraine und weißrussland sind

nach offiziellen Schätzungen bis heute

etwa 50 Menschen durch die direkte

Strahlenbelastung gestorben. Insgesamt

könnte nach Angaben von IAeA, whO

und unDP die Zahl der todesopfer auf bis

zu 4.000 ansteigen.

Insgesamt war in Deutschland die Strah-

lenbelastung sehr gering. negative ge-

sundheitliche Auswirkungen in Deutsch-

land infolge der direkten Strahleneinwir-

kung durch den unfall waren und sind

nach heutigem Stand der Kenntnisse nicht

gegeben.

Die Ursachen: erste Analysen sahen die

ursachen im menschlichen versagen und

in der unkenntnis der Betriebsmannschaft

über spezielle technologische eigenschaf-

ten der Anlage. Mittlerweile sieht man in

den Schwächen des Sicherheitssystems

die wesentlichen ursachen. russische ex-

perten kannten die Schwachstellen, doch

diese waren nie veröffentlicht worden.

Das führte zu einer Kette falscher ent-

scheidungen und unzulässiger eingriffe

der Mannschaft, die den test – entgegen

den vorschriften – bei laufendem Betrieb

des reaktors durchführte.

www.kernfragen.de

25 Jahre Tschernobyl

ein Sarkophag – ein Schutzmantel aus Beton um den Reaktor – schließt heute die Strahlung ein. er wird laufend stabilisiert.

aKtuelleS

im schwer beschädigten Kernkraftwerk ver-suchen die hilfskräfte, die Folgen der Kern-schmelze so gering wie möglich zu halten.

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ausgabe 1 | 2011 5

Japan bestimmt die gespRächeeinladunG: Beim Kraftwerksgespräch nutzten die gäste das expertenwissen der gundremminger geschäftsführung und ließen sich die ereignisse in Japan erklären.

geliefert. 20,9 Milliarden Kilowattstunden

steuerte gundremmingen bei, erläuterten

die beiden geschäftsführer Dr. helmut

Bläsig und christoph Quick in ihrer Bilanz.

Das mache knapp 30 Prozent des baye-

rischen Stroms aus. wie schwierig es ist,

diese Strommenge kurzfristig durch an-

dere energieträger zu ersetzen, erläuterte

gastredner Jörg Kerlen. Der leiter energie-

politik bei rwe Power aus essen stellte die

Ziele und Planungen des energiekonzep-

tes vor, das die Bundesregierung im ver-

gangenen herbst beschlossen hat. um

langfristig erneuerbare energien nutzen

zu können, sei es notwendig, die Strom-

netze stark auszubauen sowie Stromspei-

cher zu errichten. Für den Übergang seien

flexible Kraftwerke – wie die Kernkraftwer-

ke, aber auch fossile Kraftwerke – notwen-

dig, die immer dann Strom liefern, wenn

windräder aufgrund von windflaute oder

Solarzellen bei wenig Sonnenschein keine

energie produzieren.

Die ereignisse in Japan waren das be-

herrschende thema bei den 26. Kraft-

werksgesprächen des Kernkraftwerks

gundremmingen. ganz frisch im ge-

dächtnis waren schließlich bei gästen

und gastgebern noch die eindrücke des

schweren erdbebens und tsunamis, die

erst eine woche zuvor Japan überrollt

und unfälle in den Blöcken des Kernkraft-

werks Fukushima ausgelöst hatten. So

nutzten die mehr als 120 vertreter aus

Politik, wirtschaft und Medien das exper-

tenwissen der gastgeber und fragten sie

nach ihrer einschätzung der ereignisse.

„wir sind tief betroffen. unsere ge-

danken sind bei den Menschen vor Ort“,

sagte Dr. helmut Bläsig, technischer ge-

schäftsführer des Kernkraftwerks. Solch

gewaltige Katastrophen wie in Japan sei-

en auf Deutschland aber nicht übertrag-

bar. Bereits bei der Konstruktion und dem

Bau des Kernkraftwerks gundremmingen

sei ein mögliches erdbeben mit sehr

konservativen Annahmen berücksichtigt

worden. Zudem erläuterte Bläsig den

Zuhörern, wie die Sicherheitssysteme in

gundremmingen funktionieren. Pro Block

stehen sechs notstromdieselaggregate

räumlich getrennt zur verfügung. Auch

beim unwahrscheinlichen Ausfall aller

notstromsysteme ist in gundremmingen

gewährleistet, dass Kühlwasser ohne

Strom über Druckbehälter oder durch

mobile Pumpen in den reaktor geleitet

werden kann. „Das zeigt, dass unser

Kraftwerk auf höchstem Sicherheitsni-

veau arbeitet“, unterstrich Bläsig.

Zwei Drittel des Stroms im Freistaat ha-

ben die bayerischen Kernkraftwerke 2010

experten: Dr. helmut Bläsig (KGG, r.) und Gastredner Jörg Kerlen (RWe) beant-worten beim Kraftwerksge-spräch die Fragen der Gäste nach den ereignissen in Japan.

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„Unser Kraftwerk arbeitet auf höchstem

Sicherheitsniveau.“

KraftwerK & reGIon

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn6

enerGIe & technIK

enerGieGewinnunG: Knapp ein viertel des deutschen Stroms stammte 2010 aus Kernkraft-werken. welche Prozesse bei der energieproduktion ablaufen, stellen wir hier dar.

KernKraft veRstehen

Wie funktioniert ein Kernkraftwerk?um in einem Kernkraftwerk Strom zu

erzeugen, nutzt der Mensch ein na-

türliches physikalisches Phänomen.

er lässt ein neutron – ein natürlicher

Bestandteil jedes Atomkerns – im re-

aktor ➀ auf ein uran-Atom treffen.

Das benötigte uran sitzt in Brenn-

stäben. es wird dafür zu kleinen, tab-

lettenförmigen Pellets gepresst, die

in eine röhre – den Brennstab – ge-

steckt werden. Mehrere röhren bün-

delt man zu Brennelementen ➁, die

in den reaktor eines Kernkraftwerks

eingelassen werden.

Das neutron spaltet den Atomkern

in zwei teile, die mit viel Kraft aus-

einanderbersten. Das setzt Bewe-

gungsenergie frei, die in wärme

umgewandelt wird. Diese wärme er-

hitzt das Brennelement und auch das

wasser im reaktor, das verdampft.

Der Dampf ➃ treibt – wie in jedem

anderen wärmekraftwerk auch – ei-

ne turbine ➅ mit generator ➆ an:

elektrischer Strom wird erzeugt. Da

bei der Spaltung der Atomkerne zu-

sätzliche neutronen frei werden, die

wiederum urankerne spalten kön-

nen, setzt sich der Spaltvorgang im-

mer weiter fort. Dieser Prozess nennt

sich nukleare Kettenreaktion. Sie wird

vom Menschen ständig kontrolliert

und gesteuert ➂, damit sie gezielt

zur Stromproduktion eingesetzt wer-

den kann.

Warum ist Kühlung auch bei Abschaltung des Reaktors nötig?Die einspeisung von Kühlmittel ➄

ist ein zentrales element in jedem

Kernkraftwerk, das dafür sorgt, dass

der reaktorkern nicht überhitzt. es

muss selbst dann noch funktionieren,

wenn die nukleare Kettenreaktion un-

terbrochen wird. Denn die radioakti-

ven Stoffe in den Brennelementen

erzeugen weiterhin wärme. Stoppt

die Kettenreaktion, produzieren die

elemente zu Beginn noch etwa fünf

Prozent der ursprünglichen wärme-

leistung und klingen anschließend

weiter ab. Damit die temperatur nicht

übermäßig ansteigt, muss die wärme

abgeführt werden. Dazu wird kälteres

wasser benutzt, das die nach- und

notkühlsysteme bereitstellen. Je

höher die Anzahl der unabhängigen

Kühlsysteme, desto sicherer ist die

Anlage.

Was könnte passieren, wenn die Kühlung komplett aus-fällt?Fällt die Kühlung länger aus, verdampft

das Kühlmittel wasser im reaktor. Der

Dampf wird aus dem Kühlkreislauf ab-

gelassen, damit es durch den hohen

Druck nicht zu einer Überbelastung

des reaktordruckbehälters kommt.

Doch beim Dampfablassen verliert der

Kühlkreislauf einen teil seines wassers.

Das muss ersetzt werden, sonst sinkt

der wasserstand im reaktordruckbe-

hälter zu stark ab. erfolgt diese nach-

speisung nicht, reicht das wasser nicht

mehr aus, um die Brennelemente voll-

ständig zu bedecken. Ohne das küh-

lende wasser heizen sich diese immer

stärker auf und beginnen schließlich

zu schmelzen: Die sogenannte Kern-

schmelze beginnt.

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ausgabe 1 | 2011 7

enerGIe & technIKg

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1 Reaktordruckbehälter

2 Brennelemente

3 Steuerstäbe

4 Frischdampf

5 Speisewasser

6 turbine

7 Generator

8 Kondensator

9 Speisewasserpumpe

10 Kühlwasser

11 Betonabschirmung

zum

Kühl-

turm

Reaktorgebäude Maschinenhaus

so funKtionieRt‘s: der siedewasserreaKtor

Im reaktordruckbehälter (1) entsteht durch Kernspaltung wärme. Dadurch verwandelt sich wasser zu Dampf (4), der die turbi-

ne (6) antreibt. Im Kondensator (8) kühlt das Kühlwasser den Dampf ab, sodass er als Speisewasser (5) wieder in den reaktor

zurückfließen kann.

einblick: im Abklingbecken des Reaktors kühlt Wasser die ausge-dienten Brennelemente. Später kommen sie in castorbehälter.

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn8

enerGIe & technIK

Verschiedene systeme sorgen für

sicherheiT 1,8 Meter StahlBeton: So dIcK ISt dIe wand deS reaKtorGeBäudeS In GundreMMInGen. der SIcherheItSBehälter (contaInMent), der den reaKtordrucKBehälter uMfaSSt, ISt zuSätzlIch MIt eIner 1,2 Meter dIcKen BetonSchIcht uMMantelt. BeIde GeBäudeteIle SInd räuMlIch VoneInander Getrennt (SIehe tItelBIld). erSchütterunGen aM contaInMent üBertraGen SIch dadurch nIcht auf den reaKtordrucKBehälter.

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ausgabe 1 | 2011 9

enerGIe & technIK

ist ein Unglück, wie es in Japan ge schehen ist, auch bei uns denkbar? Ursache für die Ereignisse in Japan war

die Verkettung zweier Naturkatastro-

phen. Ein derart schweres Erdbeben

verbunden mit einem gewaltigen Tsuna-

mi ist in Deutschland nicht vorstellbar.

Nichtsdestotrotz: Obwohl die Erdbeben-

tätigkeit bei uns sehr gering ist, ist das

Sicherheitslevel der Reaktoren in die-

sem Punkt extrem hoch. Wissenschaft-

ler haben die tektonischen Verhältnisse

und seismischen aktivitäten in einem

Umkreis von 200 Kilometern um Gund-

remmingen vor dem Bau des Kraftwerks

untersucht. Seitdem werden diese Da-

ten regelmäßig erhoben und abgegli-

chen. Das Ganze geschieht gemäß den

Vorgaben des deutschen kerntechni-

schen Regelwerks sowie auch unter Hin-

zuziehung internationaler Standards. in

Gundremmingen sind Bauweise der Re-

aktoren und Technik so ausgelegt, dass

sie sogar einem Erdbeben standhalten

würden, das statistisch gesehen nur

einmal in 100.000 Jahren auftritt.

Stimmt es, dass der japanische Unglücksreaktor und das Kern-kraftwerk Gundremmingen die-selbe Funktionsweise haben? in beiden Fällen handelt es sich um Sie-

dewasserreaktoren. Diese funktionieren

physikalisch gesehen überall auf der Welt

gleich. auch deren Sicherheitssysteme

sind grundsätzlich vergleichbar. aber

es bestehen große Unterschiede in der

konkreten technischen ausführung und

in den Details der Sicherheitssysteme.

Gundremmingen verfügt über einen ho-

hen automatisierungsgrad. Bei einem

möglichen Störfall reagiert die Technik

der anlage sofort und zunächst ohne

menschliche Eingriffe. im Gegensatz

zum japanischen Reaktor verfügt Gund-

remmingen über mehr unabhängig von-

einander arbeitende Sicherheitssysteme.

Redundanz nennt dies der Fachmann.

Diese Systeme funktionieren im Sinne der

Diversität auch noch nach verschiedenen

technischen Prinzipien. außerdem ist die

Bauart des Sicherheitsbehälters, der ra-

dioaktive Systeme beinhaltet, stabiler.

Was ist, wenn der Strom im KKW Gundremmingen ausfällt?Je Block stehen in Gundremmingen sechs

Dieselgeneratoren zur Notstromversor-

gung zur Verfügung, damit die Kühlung

des Reaktors auch bei einem Stromausfall

gewährleistet ist. Je drei davon sind sogar

besonders gegen Erdbeben geschützt.

Diese Dieselgeneratoren werden mit

Wasser aus der Donau gekühlt. Zusätzlich

steht pro Block aber noch ein weiteres

erdbebengeschütztes Dieselaggregat

bereit: unter freiem Himmel gebunkert,

überflutungssicher und räumlich vonein-

ander getrennt. Obwohl es genügt, wenn

im Störfall nur eines dieser sechs Systeme

funktioniert, ist das Kernkraftwerk Gund-

remmingen in diesem Punkt noch zwei

Mal abgesichert. Zum einen kann mittels

Strom aus Batterien der Druck im Reaktor-

druckbehälter in 15 Minuten so weit abge-

senkt werden, dass es möglich ist, diesen

über den Speisewasserbehälter zu kühlen.

Zum anderen steht eine mobile Feuer-

löschpumpe mit eigener Stromversorgung

zur Verfügung, die Wasser aus der Donau

in den Druckbehälter leiten kann.

Verschiedene systeme sorgen für

sicherheiT

inforMation: Die ereignisse im japanischen Kernkraft-werk Fukushima werfen Fragen nach der Sicherheit der deutschen Anlagen auf. welche Anforderungen und Sicherheitssysteme gibt es? Sind sie mit den japanischen vergleichbar? hier die Antworten.

1,8 Meter StahlBeton: So dIcK ISt dIe wand deS reaKtorGeBäudeS In GundreMMInGen. der SIcherheItSBehälter (contaInMent), der den reaKtordrucKBehälter uMfaSSt, ISt zuSätzlIch MIt eIner 1,2 Meter dIcKen BetonSchIcht uMMantelt. BeIde GeBäudeteIle SInd räuMlIch VoneInander Getrennt (SIehe tItelBIld). erSchütterunGen aM contaInMent üBertraGen SIch dadurch nIcht auf den reaKtordrucKBehälter.

nur durch mehrere Sicherheitsschleusen gelangen Mitarbeiter bis zum Reaktor. Alle müssen Schutz-anzüge tragen. Wer hinein und heraus geht, wird genau dokumentiert.

Maßstab: 1:4

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn10

BlIcK InS KraftwerK

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Die umgebung ist lothar Klein, Kle-

mens lein und Frank hämmerle bes-

tens vertraut. Doch der Ort, an dem

sich die beiden Schichtleiter und der

reaktorfahrer befinden, liegt 500 Kilo-

meter von ihrem üblichen Arbeitsplatz

im Kernkraftwerk gundremmingen ent-

fernt. Drei Mal im Jahr absolvieren sie

ebenso wie ihre Kollegen bei der ge-

sellschaft für Simulatorschulung in es-

sen ein einwöchiges Simulatortraining,

um fit zu bleiben für alle Fälle.

Jeder Schalter gleicht dem originalJeweils vier bis fünf Kollegen, die alle-

samt in der Blockwarte – also der Schalt-

zentrale des Kraftwerks – arbeiten, rei-

sen gemeinsam an. Die gundremminger

Mitarbeiter finden ihre gewohnte umge-

bung vor, denn ihr Arbeitsplatz wurde

originalgetreu nachgebaut: Die Schalt-

pulte gleichen sich bis ins letzte Detail.

„es ist wichtig, dass man sich sofort zu-

rechtfindet, dass es keine unterschiede

gibt“, erklärt Schichtleiter lothar Klein.

was noch wichtiger ist: „Die Blockwarte

in essen sieht nicht nur identisch aus,

sie simuliert die Abläufe auch 1:1.“ So

können beispielsweise Kraftwerksmitar-

routine füR alle fällesiMulatortraininG: Schichtleiter und reaktorfahrer üben regelmäßig außergewöhn-liche ereignisse, für die das Kernkraftwerk bereits ausgelegt ist.

BlIcK InS KraftwerK

Ständiges training: Drei Mal im Jahr bilden sich alle Schicht-leiter und Reaktorfahrer wie lothar Klein, Frank hämmerle und Klemens lein (v.l.) in der Simulatorschulung in essen wei-ter und üben für ernstfälle.

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ausgabe 1 | 2011 11

beiter Befehle ins Schaltpult nur einge-

ben, indem sie mit der linken hand den

Freischalter betätigen und mit rechts

den entsprechenden Knopf drücken.

Das ist die realität am angestammten

Arbeitsplatz in gundremmingen und

muss deswegen auch im Simulator so

funktionieren.

Die gundremminger Mitarbeiter ha-

ben ein wochenprogramm, in dem

grob die verschiedenen Übungen auf-

gelistet sind. Sie wissen aber nicht,

was konkret auf sie zukommt. ge-

schult werden zum einen alltägliche

Abläufe, zum anderen aber auch spe-

ziellere handlungen, wie das „An- und

Abfahren eines reaktors, weil man

das im normalbetrieb nicht so oft

macht“. Das thema Sicherheit hat bei

allen Schulungsszenarien im-

mer oberste Priorität.

Störfälle im Stundenplannatürlich dienen die Aufenthalte in es-

sen auch dazu, extremsituationen zu

trainieren. Der Ausbilder kann unzählige

Szenarien über seine Steuerungszentrale

einspielen: vom Ausfall einer kleinen

Pumpe bis zum versagen von Sicher-

heitssystemen. „wir trainieren auch Situ-

ationen, die eigentlich nicht zu erwarten

sind“, erklärt lothar Klein. er und seine

Mannen müssen theoretisch auf alles

vorbereitet sein und handeln nach den

„handbüchern“, einer meterlangen

Sammlung von Ordnern. Sie enthält auch

für diese seltenen ereignisse detaillierte

handlungsvorgaben. In der regel ver-

bringen lein und seine Kollegen

die vormittagsstunden in essen mit

verschiedenen trainingssimulationen,

der nachmittag dient dann der nachbe-

sprechung und Aufarbeitung. Das Simu-

latortraining ist breit aufgestellt und

wird auf die Ansprüche der jeweiligen

Mitarbeiter abgestimmt. „Alle Prozedu-

ren müssen Jahr für Jahr wiederholt wer-

den – immer und immer wieder.“

Übrigens: nicht nur für das Stamm-

personal ist das Simulatortraining

wichtig. es ist auch ein entscheiden-

des Instrument bei der Ausbildung der

neuen Schichtmitarbeiter. Sie absol-

vieren im rahmen ihrer dreieinhalbjäh-

rigen Ausbildung insgesamt 14 wo-

chen in essen.

www.simulatorzentrum.de

BlIcK InS KraftwerK

im simulations-zentrum sind die Blockwarten aller deutschen KKws

orginalgetreu nachgebaut.

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn12

dISKuSSIon

KRaftWeRKe auf dem prüfstandMoratoriuM: noch höhere Sicherheitsstandards für die deutschen Kernkraftwerke.

Die hohen Sicherheitsstandards für alle

deutschen Kernkraftwerke noch einmal

zu überprüfen, ist das Ziel des Moratori-

ums der Bundesregierung.

Dazu wurde von der gesellschaft für

reaktorsicherheit ein Katalog mit rund

150 Fragen für jedes Kernkraftwerk er-

stellt, der bis zum 21. April beantwortet

sein musste. Der Katalog enthält eine

liste von Anforderungen, die die Anla-

gen künftig erfüllen müssen, wenn sie

weiter laufen sollen.

In der Prüfungsphase haben die Be-

treiber auf Anweisung der Bundesregie-

rung die sieben älteren Kernkraftwerke

abgeschaltet. „Älter“ sind alle Kraft-

werke, die vor 1980 in Betrieb gingen.

Das Kernkraftwerk gundremmingen pro-

duziert seit 1984 Strom und wird daher

im laufenden Betrieb geprüft.

Über die entscheidung der Bundes-

regierung herrschen in der deutschen

Bevölkerung geteilte Meinungen. hier

lesen Sie die Argumente der natur-

schutzorganisation nABu und eine

Stellungnahme des Deutschen Atom-

forums.

„Die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk

(AKW) Fukushima hat gezeigt, dass selbst hoch­

technisierte Gesellschaften die Nutzung der Atom­

energie nicht kontrollieren können. Darauf mit ei­

nem Moratorium zu reagieren, heißt Beruhigungs­

pillen zu verteilen, bis die Aufregung hierzulande

verklungen ist. Denn die gesetzliche Verlängerung (!)

der Atomlaufzeiten gilt derweil unverändert weiter.

Sie muss sofort zurückgenommen werden. Zum Ab­

schalten brauchen wir kein Moratorium: Seit Jahren

werden ohnehin umfangreiche periodische Sicher­

heitsüberprüfungen in allen deutschen AKWs durch­

geführt. Wir wissen, welche AKWs wie gefährlich

sind. Und wir wissen, wie schnell wir den restlichen

Atomstrom einsparen und ersetzen können. Wir

müssen es nur umsetzen: Mit einem rechtlich abge­

sicherten Fahrplan für den Atomausstieg, konse­

quentem Energiesparen und dem naturverträg­

lichen Ausbau der erneuerbaren Energien.“

Karin Deckenbach, Pressesprecherin des nABU

„Ich halte es für richtig, dass die Politik nach den Er­

eignissen in Japan gehandelt hat. Wir müssen diese

drei Monate nutzen, um mit der Bundesregierung

und ihren zuständigen Beratungsgremien zu disku­

tieren, welche zusätzlichen Sicherheitsanforderun­

gen an die Anlagen zu stellen sind. Vor den Ereignis­

sen in Japan waren wir gemeinsam mit der Bundes­

regierung der Meinung, dass unsere Anlagen die im

internationalen Vergleich sehr hohen Sicherheitsan­

forderungen erfüllen. Jetzt müssen wir aber die Er­

kenntnisse aus Japan berücksichtigen und gegebe­

nenfalls in einigen Punkten das Sicherheitsniveau

anheben. Das ist für unsere Anlagen nicht neu. Sie

werden schließlich regelmäßig modernisiert und im­

mer den neusten Anforderungen angepasst. In ei­

nige Anlagen ist inzwischen viel mehr an Nachrüs­

tungen investiert worden als der ursprüngliche An­

schaffungspreis. Meine Hoffnung ist, dass die

Untersuchungen wirklich ergebnisoffen ablaufen.“

Dr. Ralf Güldner, Präsident des Deutschen Atomforums

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www.nabu.de www.kernenergie.de

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ausgabe 1 | 2011 13 ausgabe 1 | 2011

dISKuSSIon

13

einspeisung vOn wind & phOtOvOltaiK Juni 2010

50.000

45.000

40.000

35.000

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0

Megawatt

installierte Leistung von Wind und Photovoltaik Ende 2010: 45.000 Megawatt

Wind

Photovoltaik

Kann der Strom ausfallen?

nein, das ist nicht zu befürchten. Ohne die energie, die die sie-

ben abgeschalteten Kernkraftwerke normalerweise liefern, sinkt

die Stromproduktion in Deutschland um bis zu zehn Prozent.

trotzdem kann die derzeitige nachfrage gedeckt werden, aber

der Sicherheitspuffer wird geringer.

Wird der Strom teurer?

Ja, das ist nicht auszuschließen. grund: Durch den verzicht

auf Kernkraftkapazitäten kommen vergleichsweise ineffizi-

ente Steinkohle- und gaskraftwerke, die bisher nur gering

ausgelastet sind, verstärkt zum einsatz. Die Stromproduktion

in solchen Anlagen ist teurer, die umweltbelastung steigt.

Außerdem müssen Kraftwerksbetreiber eine Art Abgabe be-

zahlen, die sich danach richtet, wie stark sie die umwelt mit

Kohlendioxid bei der Stromproduktion belasten. Beides wird

der verbraucher spüren.

Muss Deutschland Strom aus dem

Ausland kaufen?

Dies ist bereits passiert. Zum einen, um die Stabilität des netzes

aufrechtzuerhalten. Zum anderen stellen die erhöhten Preise für

die Stromproduktion im Inland einen Anreiz für Importe aus dem

Ausland dar. Denn dort bekommen die energieerzeuger weniger

geld für ihren Strom. Das heißt: Derzeit kauft Deutschland bei

Bedarf günstigen Strom aus Frankreich oder tschechien.

Sind die regenerativen Energien die

Lösung für das Problem?

Sicher nicht kurzfristig. wind- und Solarkraft sind vom wetter

abhängig (siehe grafik), ihr Beitrag zur gesicherten leistung

ist derzeit noch sehr gering. Das liegt vor allem am langsamen

Stromnetzausbau und an fehlenden Speichermöglichkeiten –

zwei Probleme, die sich nur mittelfristig lösen lassen. eine wei-

tere herausforderung: Die umstellung auf erneuerbare energien

ist teuer. letztlich bezahlen wir verbraucher das mit unserer

Stromrechnung. Das geld sollte daher nur in effiziente techno-

logien gesteckt werden.

stillstand: Die Sicherheit in allen Kernkraftwerken wird als reaktion auf die ereignisse in Japan derzeit geprüft. während des checks sind die sieben älteren Kernkraftwerke abgeschaltet worden. viele meinen, es sei gar nichts passiert. wir haben nachgehakt.

abschaltung ohne Konsequenzen?

dISKuSSIon

Tage1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

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Mw: Das Magazin für unsere nachbarn14

BlIcK InS auSland

euRopa nutzt Kernenergie

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Die ereignisse im japanischen Kernkraftwerk Fukushima haben in Deutschland die gesell-schaftliche und politische Diskussion um die nutzung von Kernenergie neu entfacht. wie reagieren die nachbarn in europa? viele betreiben nahe der deutschen grenze Kernkraft-werke. was wer in europa hat oder plant, zeigt die nachfolgende Übersicht*:

Frankreich:Frankreich ist mit 58 Reaktoren an 19 Stand-orten weltweit einer der Spitzenreiter in Sachen Energiegewinnung durch Kernkraft. Sie erzeugen rund drei Viertel des französi-schen Stroms. Ein neuer großer Reaktor wird in Nordfrankreich gebaut. Er soll 2014 ans Netz gehen. Ein weiteres KKW ist geplant. Für Präsident Nicolas Sarkozy gilt nach einem Bericht der Zeitung „Le Figaro“ vom März:

„Ein ausstieg kommt nicht infrage.“

niederlande:Das Kernkraftwerk Borssele liefert zurzeit Strom. Es ging 1973 ans Netz, seine Laufzeit wurde auf 60 Jahre (bis 2033) verlängert. ins-gesamt hat die Kernenergie einen anteil von vier Prozent bei der Stromerzeugung des Lan-des. Für die nahe Zukunft plant die niederlän-dische Regierung ein weiteres Kraftwerk mit zwei großen Blöcken im Südwesten.

Großbritannien:Kernenergie ist nach Erdgas und Kohle die drittwichtigste Energiequelle. Die 19 Kern-kraftwerke liefern 18 Prozent des Stroms. im Oktober 2010 veröffentlichte die Regierung Pläne zum Bau von acht neuen anlagen, die erste soll 2018 in Betrieb gehen. Grundsätzlich weicht Großbritannien nicht davon ab, als Kon-sequenz aus Fukushima verschob die Regie-rung jedoch anfang april die Genehmigung für den Bau neuer anlagen um mindestens drei Monate. Die Sicherheit bestehender anla-gen wird überprüft.

Belgien: 60 Prozent des belgischen Stroms stammen aus den sieben Reaktoren bei antwerpen sowie Tihange nahe der deutschen Grenze. Die Laufzeiten wurden 2009 verlängert. Damit kippte die Regierung einen Beschluss der Vor-gänger-Regierung, die bis 2025 alle Kernkraft-werke abschalten wollte.

Polen:Polen will neu in die Kernenergie einsteigen. Das Land plant vier große Kernkraftwerke, um seine abhängigkeit von der heimischen Steinkohle und russischen Gasimporten zu verringern. Zudem überlegen die polnische Regierung und die baltischen Nachbarn, ein gemeinsames Kraftwerk zu planen. Litauen hatte sich vor dem EU-Beitritt verpflichtet, das einzige baltische KKW ignalina abzu-schalten, da es mit nachgerüsteten Reakto-ren vom Tschernobyl-Typ arbeitete.

Schweiz:Die Eidgenossen betreiben fünf Kernkraft-werke und haben im Jahr 2008 sogenannte Rahmenbewilligungsersuche für drei neue gestellt. Diese Pläne hat die Schweizer Regie-rung Mitte März auf Eis gelegt, bis die Ursa-chen des Unfalls in Japan analysiert sind.

Slowakei:in der Slowakei laufen in einem Kernkraft-werk derzeit vier Reaktorblöcke. in Mochovce, 150 Kilometer östlich von Wien, werden zwei weitere Reaktoren gebaut, die 2013 ans Netz gehen sollen.

Österreich:in der alpenrepublik existiert kein Kernkraft-werk. Neben Österreich haben Griechenland, Luxemburg, Dänemark und irland auf dem EU-Ministertreffen Mitte März den ausstieg der Europäischen Union aus der Kernenergie gefordert. alle fünf Staaten besitzen keine Kernkraftwerke. auch Portugal, italien, Polen, Estland, Lettland und Litauen erzeugen ihren Strom ohne Kernkraft. in Litauen ging 2010 der Meiler ignalina vom Netz (siehe Polen).

italien:italien hatte geplant, wieder in die Kernener-gie einzusteigen. Mit dem Bau der ersten von acht Reaktoren sollte 2013 begonnen wer-

den. Diese Pläne hat die Regierung gestoppt. Seit einem Referendum im Jahr 1987, bei dem sich rund 80 Prozent der Befragten gegen Kernkraft aussprachen, erzeugt ita-lien keine Kernenergie mehr. Bereits existie-rende oder im Bau befindliche anlagen wur-den damals stillgelegt oder umfunktioniert.

Schweden:in Schweden sollen für die bestehenden zehn Reaktoren Ersatzbauten entstehen, wenn ihre Laufzeit endet. Die Reaktoren arbeiten an den drei Kraftwerksstandorten in Forsmark, Skar-shamn und Ringhals. Damit bleibt Schweden bei seinem „ausstieg vom atomausstieg“. Nach einer Volksabstimmung im März 1980 hatte das schwedische Parlament beschlossen, keine weiteren Kernkraftwerke zu bauen. Bis 2000 sollte der ausstieg abgeschlossen sein, dieser Zeitraum wurde jedoch verlängert und 2010 durch Reichstagsbeschluss aufgehoben.

Finnland:Die Finnen bauen zurzeit einen großen Reak-tor bei Helsinki, der 2013 ans Netz gehen soll. 2010 genehmigte die Regierung zwei weitere Kernkraftwerke und hält an den Plänen fest.

Ungarn:Ein Kernkraftwerk mit vier Reaktorblöcken erzeugt zurzeit 1.980 Megawatt Strom. Das Kraftwerk soll laut Planungen um zwei Blöcke erweitert werden.

Bulgarien: Das Land verfügt über zwei Reaktoren am Standort Kosluduj. Vier weitere Blöcke dieses Kraftwerks wurden als Bedingung für den EU-Beitritt abgeschaltet. Bereits im Jahr 1984 wurde mit dem Bau des Kernkraftwerks Belene mit zwei Reaktoren gestartet, dessen Fertig-stellung nach dem Regierungswechsel im Jahr 2009 aber gestoppt wurde. Bulgarien kann beziehungsweise will derzeit das Kernkraft-werk aus eigenen Mitteln nicht finanzieren.

* Die informationen spiegeln den Stand bei Drucktermin am 29. April 2011 wider.

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ausgabe 1 | 2011 15

BlIcK InS auSland

euRopa nutzt Kernenergie Weltweit laufen nach Angaben der internationalen Atomenergiebehörde iAeA in Paris zurzeit mehr als 440 Kernkraftwerke (KKWs). ein Großteil steht in der europäischen Union: 143 Kraftwerke decken circa ein Drittel des Strombedarfs der 27 Mitgliedsstaaten. Rechnet man auch die nicht-eU-Mit-glieder Russland, Schweiz und die Ukraine hinzu, sind sogar 195 KKWs in europa am netz.

StReSSteStS: Als Folge von Japan sollen unabhängige experten alle Reaktoren in der europäischen Union testen. Damit veranlasst die eU-Kommission, dass erstmals nach einheitlichen Kriterien die Sicherheit der Anlagen überprüft wird. Die Kriterien werden zurzeit ausgearbeitet. Allerdings sind die sogenannten Stress-tests freiwillig. Die deutschen Kernkraftwerksbetreiber begrüßen sie jedoch und machen mit.

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16 Mw: Das Magazin für unsere nachbarn

Name: anja Sigel alter: 33 Jahre Beruf: diplom-Ingenieurin für elektrotechnik Bereich: Mess- und regeltechnik in Gundremmingen seit: 2005

GIrlS‘ day

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ausgabe 1 | 2011 17

fasziniert Von techniKporträt: Ingenieurinnen und technikerinnen bilden heute noch die Ausnahme in deut-schen unternehmen. Auch in gundremmingen arbeiten deutlich weniger Frauen als Männer in technischen Berufen. Anja Sigel ist eine von ihnen.

gebnisse an. Zum Beispiel kümmere ich

mich darum, dass die Messgeräte immer

einwandfrei funktionieren. Außerdem

prüfe ich, ob sich die Messgeräte für die

Aufgaben eignen, für die sie gedacht

sind. Das hört sich einfach an, aber von

den geräten hängt viel ab. Denn sie do-

kumentieren rund um die uhr, wie der

Strom im reaktor erzeugt wird. Dadurch

können wir die physikalischen vorgänge,

zum Beispiel die Kernspaltung, genau

beobachten und dafür sorgen, dass alles

sicher abläuft.

MW: Wann haben Sie sich für ein Tech­

nikstudium entschieden?

Sigel: Ich hatte immer schon eine Bega-

bung für technik und naturwissenschaf-

ten. Physik und chemie waren meine

lieblingsfächer. Darum habe ich nach

dem realschulabschluss das Abitur auf

einem technischen gymnasium abgelegt.

„ran an die werkbank“, heißt es seit eini-

gen Jahren am girls‘ Day. Junge Frauen

schnuppern einen tag lang in technische

tätigkeiten hinein. Das Kernkraftwerk

gundremmingen hat wieder mitgemacht

und das chemielabor, die technischen

werkstätten und die tore der werksfeu-

erwehr geöffnet. Dass technik keines-

wegs nur Männersache ist, beweist Anja

Sigel.

MW: Frau Sigel, was fasziniert Sie an

Technik?

Sigel: technik basiert auf Mathe und na-

turwissenschaften. Ich finde, das sind die

ehrlichsten Fächer. Ich kann genau nachvoll-

ziehen, wie ich zu einem ergebnis komme.

MW: Inwiefern spielt das in Ihrer Arbeit

im Kraftwerk eine Rolle?

Sigel: Ich arbeite in der Mess- und re-

geltechnik. Da kommt es auf genaue er-

Für mich war schon früh ganz klar, dass

ich elektrotechnik studieren möchte.

MW: Was raten Sie Schülerinnen, die sich

für technische Berufe interessieren?

Sigel: ein Schnupperpraktikum ist auf al-

le Fälle gut, um zu schauen, ob die eige-

nen vorstellungen vom Beruf sich mit der

wirklichkeit decken. Auch die teilnahme

am girls‘ Day hilft. er zeigt, welche Mög-

lichkeiten junge Frauen heute haben.

und als Frau muss man viel humor mit-

bringen, um in der Männerwelt zu beste-

hen. Im Berufsleben spielt es allerdings

keine rolle, ob Männer oder Frauen den

Job erledigen. Da zählt die Aufgabe. und

die macht richtig Spaß.

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GIrlS‘ day

Schauen, ausprobieren und selber erfah-

ren, wie spannend ein technischer Beruf

ist: Dieses Angebot nutzten 30 Mädchen

am girls Day im Kernkraftwerk gund-

remmingen. Dass technik alles andere

als langweilig ist, sondern im gegenteil

sehr attraktiv ist und Spaß bereitet, über-

raschte viele der teilnehmerinnen. An-

gelika rupp, die Ausbildungsleiterin des

Kernkraftwerks gundremmingen, freut

sich darüber: „Das ist für uns ein positi-

ves und motivierendes Signal, auch im

kommenden Jahr beim girls Day dabei

zu sein“, betonte sie. „Die jungen Mäd-

chen waren sehr engagiert und haben

sich offen mit den gewerblich-techni-

schen Berufen auseinandergesetzt. nur

diese konkrete erfahrung hilft den Schü-

lerinnen, die oft fehlende Begeisterung

für naturwissenschaften zu entwickeln.

So können sie die hervorragenden

Karriere chancen in technischen Berufen

nutzen.“

Zu allen Fragen rund um das thema Aus-

bildung standen den Mädchen Ausbilder

und Mitarbeiter des Kraftwerks rede und

Antwort. gundremmingen bietet zum

Beispiel die Ausbildungsberufe Indus-

triemechanikerin, elektronikerin für Be-

triebstechnik oder Informatikkauffrau an.

Seit 1992 ist das Kraftwerk ein zuverlässi-

ger Ausbildungspartner der region.

13 junge Menschen in gewerblich-techni-

schen und kaufmännischen Berufen wer-

30 Mädchen schnuppeRn techniKluft

den hier auch im September 2011 wieder

ihre ersten Schritte im Berufsleben ab-

solvieren.

Informationen zur Ausbildung im Kraft-

werk stehen im Internet unter:

www.kkw-gundremmingen.de

Stefanie Kempfle aus offingen packt im chemielabor des Kraftwerks mit an.

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18 Mw: Das Magazin für unsere nachbarn

MeInunG

laut dem deutschen Atomgesetz ist der

Bund – und damit die gewählten Politiker

im Bundestag – dafür verantwortlich, eine

endlagerstätte auszuweisen.

Kosten zahlen die StromkonzerneDie Kosten für die erkundung und den Be-

trieb des endlagers zahlen die Abfallver-

ursacher. Im Fall der hochaktiven Abfälle

sind das fast ausschließlich die unterneh-

men, die Kernkraftwerke betreiben. Den

Steuerzahler belastet die erkundung in

gorleben kaum. lediglich für die entsor-

gung des geringen Anteils hochaktiver

Abfälle aus dem Betrieb von Forschungs-

einrichtungen muss die öffentliche hand

aufkommen.

Damit der entscheidungsprozess für ei-

nen endlagerstandort transparent abläuft,

sind Diskussionen zwischen Befürwortern

und gegnern von Kernenergie wichtig.

Die ereignisse in Fukushima haben die

Diskussion um die laufzeiten der deut-

schen Kernkraftwerke neu entfacht. un-

abhängig davon, wie lange sie Strom pro-

duzieren, muss hochradioaktiver Abfall

sicher endgelagert werden. wo dies ge-

schehen soll, ist noch nicht abschließend

geklärt.

Bei radioaktiven Abfällen unterschei-

den die experten schwach- und mittelak-

tive von den hochaktiven Abfällen. letz-

tere entwickeln wärme. Für schwach-

und mittelaktive Abfälle, die über

90 Prozent des gesamten Atommüllvolu-

mens ausmachen, gibt es bereits ein ge-

nehmigtes endlager: den Schacht Kon-

rad bei Salzgitter.

Das endlager für hochaktive Abfälle

muss über lange Zeit wärme vertragen

und darf sich unter diesem einfluss

nicht verändern. Die Bundesrepublik

will den hochradioaktiven Abfall tief

unter der erde lagern und erkundet seit

1979 den Salzstock gorleben.

Bislang spricht nichts gegen die eig-

nung des Salzstocks – das hat die rot-

grüne Bundesregierung im Jahr 2000

festgestellt. Allerdings ruhte die erkun-

dung für zehn Jahre und wurde erst kürz-

lich wieder aufgenommen. Somit kann

das endlager frühestens im Jahr 2034 in

Betrieb gehen, schätzt die gesellschaft

für nuklearservice (gnS). ein späteres Da-

tum hat der Bundesumweltminister im

Blick: Frühestens im Jahr 2035 sei es mög-

lich, gorleben als endlager in Betrieb zu

nehmen, sagte er im Dezember 2010 zum

thema weitererkundung des Salzstocks.

Politiker in der PflichtDie entscheidung für eine endlagerstätte

muss auf politischer ebene fallen. Denn

endlaGerunG: wohin mit dem radioaktiven Müll? Diese Frage stellen sich Befürworter wie gegner der Kernenergie gleichermaßen. Auf einladung der volkshochschule ulm haben vertreter beider Seiten diskutiert.

Kritischer dialog

„Bei der Verwirklichung eines tiefengeologischen

Endlagers gibt es viele Unsicherheiten. Zum Beispiel

kann die Bundesregierung keine wissenschaftlich

gesicherte Analyse vorlegen, wie das Salz in Gor­

leben oder an einem anderen Standort auf heißen

radioaktiven Müll auf Dauer reagiert. Solange die

Endlagerung nicht geklärt ist, ist es besonders un­

verantwortlich, die Laufzeit für Atomkraftwerke zu

verlängern. Aber seit etwa 1960 produzieren wir

diesen tödlich strahlenden Müll und müssen dafür

ein Endlager finden und bauen. Die oberirdische

Zwischenlagerung ist zu gefährlich. Wir müssen

aufhören, neuen Atommüll zu erzeugen, und wir

müssen den vorhandenen Müll bestmöglich in der

Tiefe unseres Landes lagern.“

www.atommuell-lager.de

Raimund Kamm, Vorstand des „FoRUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare energiepolitik“

„Es ist technisch möglich, hochradioaktiven Abfall si­

cher zu lagern. Weltweit setzen die Industrienationen,

die Kernenergie nutzen, auf eine Lagerung tief unter

der Erde. Der Vorteil: Der Abfall ist langfristig sicher

eingeschlossen und dringt nicht in die Umwelt. Eine

Überwachung entfällt. Forschungen zeigen, dass Salz

sich durch seine chemische Struktur gut als Wirtsge­

stein für ein Endlager eignet, langfristig Wärme ver­

trägt und die Abfälle sicher einschließt. Aus diesem

Grund und weil die bisherigen Erkundungsergebnis­

se überwiegend positiv waren, spricht vieles für den

Salzstock Gorleben als mögliche Endlagerstätte. Al­

lerdings fehlt es bislang am politischen Willen, die

Entsorgungsfrage für die hoch aktiven Abfälle zügig

und konstruktiv zu klären.“

www.gns.de

Dr. Klaus-Jürgen Brammer, Geowissenschaftler, Gesellschaft für nuklearservice (GnS)

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ausgabe 1 | 2011 19

SPaSS & SPannunG

Vollblut-rocKer unteR fReieM hiMMel

Sie gelten als die erfolgreichste Rockband der Welt: Bon Jovi.

in mehr als 50 ländern sind die Musiker um den beliebten

Frontmann Jon Bon Jovi bislang aufgetreten, bei etwa 2.600

live-Shows haben sie unglaubliche 34 Millionen Konzertbesu-

cher begeistert. Mehr als 120 Millionen tonträger haben die

Musiker während ihrer Karriere weltweit verkauft. eine Band

der Superlative.

Jetzt kommt das Quartett aus new Jersey (USA) nach

Deutschland und präsentiert das aktuelle Greatest-hits-Album

im Rahmen der open-Air-tour 2011: hits wie „livin‘ on a pray-

er“, „it’s my life“, „Wanted dead or alive“ oder „Runaway“

sind für die vielen Fans also garantiert. Auch einige neue lie-

der haben Bon Jovi dabei, darunter die Single „What do you

got?“. Und das ist noch nicht alles: neben zahlreichen Songs

zum Mitsingen verehren die Fans Bon Jovi für ihre überwälti-

genden Bühnenshows, die gerade unter freiem himmel ein

absolutes highlight sind.

Rocken Sie gemeinsam mit Bon Jovi am 12. Juni ab 18 Uhr

im olympiastadion in München! Die MW macht es möglich:

Zwei MW-leser und ihre Partner gehen auf eventreise. Sie um-

fasst den eintritt ins Konzert und die anschließende Übernach-

tung im Doppelzimmer im hilton hotel München Park (12./13.

Juni), Frühstück inklusive. Beantworten Sie einfach unsere

Preisfrage – und mit ein wenig Glück sind Sie dabei!

Preisfrage: Wie viel pRozent des deutschen stRoMs pRoduzieRten 2010 die deutschen KeRnKRaftWeRKe?

1. Preis: 2 x 2 tickets für eine eventreise zum Bon-Jovi-

Konzert am 12. Juni in München.

2. bis 11. Preis: je eine Familien-eintrittskarten für das

legoland Günzburg.

Schicken Sie ihre lösung per Postkarte oder e-Mail an RWe

Power AG, PcK-i, huyssenallee 2, 45128 essen;

[email protected].

einsendeschluss ist der 27. Mai 2011. Der Rechtsweg ist

ausgeschlossen.

coole Musiker: Bon Jovi begeistern seit Jahren die Fans bei ihren live-Konzerten.

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Das Energiekonzept der Bundesregierung hat die Debatte erst richtig in Fahrt

gebracht: Woher kommt die Energie der Zukunft? Wie gelangt der Strom

des Nordens zu den Menschen im Süden? Was muss passieren, damit unser

Stromnetz den neuen Anforderungen gerecht werden kann? Wer trägt die

Kosten für den Ausbau? Und wie weit sind wir von einem Blackout entfernt?

Wir bieten diesen Fragen eine Bühne.

Debattieren Sie mit auf www.energiedebatte.com

ENErgiE iSt Nichtschwarzweiss!www.energiedebatte.com

Ohne grünen strOm geht nichts.ein mast im VOrgarten geht gar nicht!


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