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Date post: 16-Mar-2020
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Mit OH-Folie Aktuelle Unterrichtsmaterialien Sek. I 11|2016 Jahrgangsstufe 8|10 Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik
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Mit OH-Folie

Aktuelle Unterrichtsmaterialien Sek. I 11|2016

Jahrgangsstufe8|10

Warum glaubt der Mensch?Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik

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Zum Inhalt• :in Ethik enthält jeweils eineUnterrichtseinheit• kompetenzorientierte Didaktik undMethodik• zu aktuellen Themen•mit einsatzfertigenMaterialien in Text undBild

Unser Ziel:in Ethik bietet Ihnen Material für aktuellenundmotivationsfördernden Unterricht in derFächergruppe Ethik/Philosophie/LER/PraktischePhilosophie in der Sekundarstufe I. Die Themensind so aufbereitet, dass sie abwechselnd fürdie Stufen 5–7 und die Stufen 8–10 geeignetsind. Jede Einheit thematisiert aktuelle Vorgän-ge auf dem Stand der fachlichen Diskussion.Methodisch leiten die Ausgaben zur Problemlö-sung und zumTransfer an. So ist :in Ethik dieideale Ergänzung zumSchulbuch.

Der KontaktWir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungenund Verbesserungsvorschlägemitteilen. Wennauch Sie eine interessante Unterrichtseinheitausgearbeitet haben, so schreiben Sie uns docheinfach:

ImpressumHerausgeber:Toni Zierer

Erscheinungsweise:Zwölf Ausgaben pro Jahr zumDownloaden

Abonnement pro Jahr:96,00 € unverb. Preisempf. inkl. MwSt.für zwölf Downloads

Gestalterische Umsetzung:

Verlag:

Titelbild:©picture alliance/Heritage ImagesFotograf: Fine Art Images

Literatur (Auswahl)Lothar Aßmann u.a.: Zugänge zur Philosophie. Einführungs-phase, Berlin 2015, S. 151ff.

Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums. Ausgabe inzwei Bänden. Hrsg. v. Werner Schuffenhauer, Berlin 1956.

Ludwig Feuerbach: Vorlesungen über das Wesen der Religion.Hrsg. v. Wilhelm Bolin, Stuttgart 1960.

Martin Morgenstern/Robert Zimmer (Hrsg.): Treffpunkt Phi-losophie, Bd. 1: Grunderfahrungen und Grundfragen, Düssel-dorf 1998, S. 41–60.

Martin Morgenstern/Robert Zimmer (Hrsg.): Treffpunkt Phi-losophie, Bd. 2: Ansichten und Selbstbilder des Menschen, Düs-seldorf 1999, S. 120–126.

ZumAutor dieser AusgabeDr. phil. Oliver Laschet, Jahrgang 1978,hat Philosophie, Geschichte und Sport-wissenschaften in Köln studiert. Promoti-on am Philosophischen Seminar der Uni-versität zu Köln. Er unterrichtet in seinenFächern amKöln-Kolleg.

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1EINFÜHRUNG

// Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //:inEthik 11|2016

Oliver Laschet

Warum glaubt der Mensch?Zur Aktualität von Ludwig Feuerbachs Religionskritik

Aktualität und Lehrplanbezug der StundeAktualität: Der religiöse Gottesglaube ist eine dem Menschen eigentümliche Lebenshaltung, die sein Selbst-und Weltbild entscheidend prägt. Die Frage nach Gott – im Alltag häufig in den Hintergrund gedrängt – beschäf-tigt wohl jeden Menschen vom Kindesalter an. In Deutschland gehört nach wie vor die Mehrheit junger Men-schen einer Glaubensgemeinschaft oder Kirche an. Lediglich 23 Prozent der 12- bis 25-Jährigen in Deutschlandsind laut der aktuellen Shell-Jugendstudie konfessionslos. Warum glaubt der Mensch an Gott? Die wegweisen-de religionskritische Position Ludwig Feuerbachs regt zur Auseinandersetzung mit dieser zentralen metaphysi-schen Frage an.

Lehrplanbezug undmöglicher ReihenkontextDie vorliegende Stunde kann in unterschiedliche Themenkontexte des Faches Ethik/Praktische Philosophie in-tegriert werden. Sie eignet sich insbesondere für eine Einbettung in die Rahmenthemen „Menschen- und Got-tesbilder in Religionen“ aus dem Fragenkreis 7 („Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn“; NRW), „Fragennach Religionen und Weltanschauungen“ (Niedersachsen) sowie „Religionsphilosophie und vergleichendeBetrachtung derWeltreligionen“ (Bayern).Im Rahmen der unterrichtlichen Reflexion kann der Frage nach Gott aus unterschiedlichen Perspektiven nach-gegangen werden. So lässt sich die vorliegende Stunde beispielsweise in einen Reihenkontext einbetten, derthematisch von der existenziellen Grenzerfahrung des menschlichen Wissens um die eigene Sterblichkeit aus-geht (erste Sequenz) und als Antwort auf die metaphysische Frage nach einer (möglichen) Weiterexistenz überden leiblichen Tod hinaus die Überzeugungskraft religiöser Jenseitsvorstellungen erörtert (zweite Sequenz). ImAnschluss an die religionskritischen Überlegungen L. Feuerbachs wäre dann zu fragen, ob und gegebenenfallswelche Konsequenzen aus dieser empirisch-anthropologischen „Entzauberung“ der (christlichen) Religion fürdenmenschlichen Glauben an Gott bzw. an eine unsterbliche Seele zu ziehen sind (dritte Sequenz).1

Didaktische ErläuterungDie für den Stundeneinstieg gewählten Bilder (M1/Folie) sollen anhand aktueller und allgemein bekannter per-sönlicher Beispiele eine Annäherung an das Stundenthema ermöglichen. Das sich anschließende Unterrichtsge-spräch ist so zu führen, dass die Frage nachmöglichen Ursachen und Gründen für die Gottesgläubigkeit der dar-gestellten Personen in den Fokus rückt. Davon ausgehend soll der Blick auf die übergeordnete Frage nachallgemeinen Begründungsmöglichkeiten für die Hinwendung des Menschen zu einer Religion bzw. die Annahmeeines religiösen Gottesglaubens gelenkt werden, sodass den Schülerinnen und Schülern ein spontanes Anknüp-fen an die Problemstellung („Warum kommt der Mensch zum Glauben?“) aus ihrer eigenen Erfahrungswelt he-raus ermöglicht wird (intuitive Problemlösung).Die in der kontrollierten Problemlösungsphase zu erarbeitenden, stark gekürzten Auszüge aus Ludwig Feuer-bachs religionskritischen Schriften (M2)2 können insgesamt als eine direkte Antwort auf das Stundenproblemverstanden werden. Dadurch ist im Anschluss an die kontrollierte Problemlösungsphase eine Vergleichbarkeitder ‚intuitiven‘ Schülerergebnissemit der Position Feuerbachs gewährleistet.

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2 DIDAKTISCHE HINWEISE

:in Ethik 11|2016 // Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //

Die Aufgabenstellungen zur Erarbeitung der Position Feuerbachs orientieren sich an dem didaktischen Grund-prinzip Think – Pair – Share: Zentrale Aussagen der beiden Textauszüge über das Verhältnis von Mensch undGott werden zunächst in arbeitsteiliger Einzelarbeit herausgearbeitet und anschließend in Partnerarbeit gra-fisch visualisiert (vgl. M3 und M4). Im Anschluss an die Präsentation der Arbeitsergebnisse lässt sich die Argu-mentation Feuerbachs hinsichtlich der traditionellen Auferstehungsvorstellung des Christentums präzisieren(vgl. M5). Die Beschäftigung mit Feuerbach abschließen kann dann eine Vertiefung der anthropologischen undethisch-sozialkritischen Aspekte seines Denkens, wozu sich neben M6 auch ein als Podcast verfügbarer Radio-beitrag von Rolf Cantzen anbietet.3

Der vorliegende Entwurf benötigt je nach Lerngruppe 1–2 Schulstunden à 45Minuten.

1) Empfehlenswert hierzu ist die antagonistisch angelegte Textauswahl zu dualistischen undmonistischen Positionen der philosophischen Tradition in Martin Morgenstern/Ro-bert Zimmer (Hrsg.), Treffpunkt Philosophie, Bd. 2: Ansichten und Selbstbilder des Menschen, Düsseldorf 1999, S. 120–126.

2) Feuerbachs Analyseansatz steht exemplarisch für eine empirisch-anthropologisch begründete Strömung der neuzeitlichen Religionskritik; er ist auch in gegenwärtigen kriti-schen Haltungen gegenüber religiösen Phänomenen nachwie vor lebendig. Vgl. dazu Dirk Grossklaus: Philosophische Religionskritik. Debatten amoffenen Grab Gottes. In:Philipp Thomas/EkkehardMartens (Hrsg.): Praxishandbücher Philosophie/Ethik: Bd. 3: Religionsphilosophie, Hannover 2004, S. 133–147. Feuerbachs Grundgedanken könnenergänzt werden durchweitere Standpunkte der Religionskritik des 19. und 20. Jahrhunderts (Karl Marx, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Erich Fromm…).

3) Vgl. http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/ludwig-feuerbach-philosoph100.html

Phase HandlungsverlaufMedien,Sozial- undHandlungs-form

DidaktischerKommentar

Hinführung Die Lehrperson lässt die Bilder zunächst alsstummen Impuls wirken. Die Schüler/-innenäußern sich spontan.Möglicher Lehrerimpuls:Was könnten Erklärun-gen für die Religiosität der abgebildetenMen-schen sein?Lehrperson notiert evtl. die Äußerungen derSchüler/-innen stichwortartig.

Lehrerimpuls

UG

OHP-Folie(M1)

• Motivation und Ak-tivierung

• Problementwick-lung

• Sensibilisierung

Problemstel-lungsphase

Überleitung zur Fragestellung:Warum kommtder Mensch zumGlauben?

UGTafel/Folie

• Problemfokussie-rung

IntuitiveProblemlösung

Lehrperson:Welche Gründe kann es dafür ge-ben, dass ein Mensch zu seinemGlauben bzw.zur Religion findet?Schüler/-innen bieten Gründe an. Zu erwartensind Äußerungenwie:• Angst vor dem Tod• Schicksalsschläge/Verzweiflung am Leben• Dankbarkeit, Liebe, Demut• Fragen, bei deren Beantwortung der Mensch nicht

weiterkommt• Einsamkeit• Gotteserfahrungen (Wunder), Nahtoderfahrungen• Man wird in eine religiöse Tradition/Kultur hinein-

geboren

Die Lehrperson sammelt die Ergebnisse an derTafel oder auf Folie.

UG

Tafel/Folie

• Anregung zur Re-flexion

• Erzeugung einesProblembewusst-seins

• Antizipation mögli-cher Lösungsansät-ze

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3DIDAKTISCHE HINWEISE

// Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //:inEthik 11|2016

Phase HandlungsverlaufMedien,Sozial- undHandlungs-form

DidaktischerKommentar

KontrollierteProblemlösung

Die Lehrperson leitet über zu den Arbeitstextenund erläutert die Aufgabenstellung.Die Schüler/-innen bearbeiten Aufgabe 1 zu-nächst in Einzelarbeit (Stichworte).Die Schüler/-innen erläutern und besprechenpartnerweise (oder in Kleingruppen) ihreErgebnisse und bearbeiten gemeinsam Aufga-be 2.

LVEA, Arbeits-blätter (M2,M3), Folie/Pla-katPA oder GA

• Schaffen von Transpa-renz durch Darbietungvon Informationen überLudwig Feuerbach unddieArbeitstexte

• Selbstständige und ko-operative begrifflicheTextarbeit

Eventualphase/„Didaktische Re-serve“

Schnell arbeitende Schüler/-innen bearbeitendie Zusatzaufgabe. Sie sollen erkennen, dassbei Feuerbach der Schöpfungsakt gleichsamumgekehrt wird.

PA, Zusatzauf-gabe (M2, M 3)

• Möglichkeit der Binnen-differenzierung und in-dividuellenFörderung

Präsentation/Sicherung

Einige Schüler/-innen tragen ihre Arbeitsergeb-nisse vor.Die übrigen Schüler/-innen ergänzen und korri-gieren ggf.Die Lehrperson entwickelt mithilfe der Äuße-rungen der Schüler/-innen ein Tafelbild zumStandpunkt L. Feuerbachs (vgl. M4), das dieSchüler/-innen abschreiben.

SuS-Präsenta-tion, Folie/Pla-kat, UG

Tafel (vgl. M4)

• Würdigung und sach-lich-kritische ReflexionderArbeitsergebnisse

• Zentrale Sicherungdes Textverständnis-ses und schriftliche Fi-xierung eines kompri-miertenStundenergebnisses

Festigung undRückbezug

Die Schüler/-innen vergleichen L. FeuerbachsAuffassungmit den von ihnen in der intuitivenProblemlösungsphase genannten Vorschlägen.Mögliche Impulsfrage: Könnt ihr Ähnlichkeitenentdecken?SOLLBRUCHSTELLE (Hausaufgabe 1/M5)

EA,Tafel/Folie, UG

• Rückbezug und An-wendung des Erarbei-teten auf das Stunden-problem

Stellungnahme Mögliche Impulsfragen:L.:Welche Argumente bietet Feuerbach eigent-lich? Können seine Argumente die Existenz einesGottes widerlegen?Was haltet ihr von seinenÜberlegungen vor demHintergrund der euchbekannten religiösen Jenseitsvorstellungen?Lassen sie sichmit Feuerbachs Überlegungenvereinbaren?(Hausaufgabe 2/M6)

UG/Diskussion • Begründete (würdi-gende und/oder kriti-sche) Stellungnahmezur Position L. Feuer-bachs

• Berücksichtigung vonÜberlegungen zur drit-ten Aufgabenstellung(Zusatzaufgabe) desArbeitsblattes

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4 FOLIE

:in Ethik 11|2016 // Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //

M1Was bedeutet mir die Religion?

Fotonachweis© Luther: picture alliance/FarnkMay©Beyoncé: dpa-Report/Fotograf: Keystone Herrick© J. Boateng: picture alliance/augenklick/rauchensteiner©Osama bin Laden: picture alliance/ AP Photo/ Fotograf: Mazhar Ali Khan

„Meine Religion bedeutet mir

etwas. Gott ist Teil meines

Lebens.“

Jérôme Boateng (geb. 1988), deutscher Fußballspieler

„Der Glaube ist der Anfang

aller guten Werke.“

Martin Luther (1483–1546), deutscher Theologeund Reformator

„Was mich erdet ist, dass ich weiß, dass

ich immer beschützt bin und dass Gott die

Kontrolle hat.“

Beyoncé Giselle Knowles-Carter (geb. 1981), US-amerikanischeR&B- und Pop-Sängerin

„Ich lade euch ein, den Islam anzunehmen. (...) Wie ihr euch

von der Sklaverei durch Mönche, Könige und den Feudalismus

befreit habt, solltet ihr euch von der Täuschung, den Fesseln

und der Zermürbung durch das kapitalistische System

befreien.“

Osama bin Laden (1957/58–2011), saudi-arabischer Terrorist, Gründer und Anführerder Terrorgruppe al-Qaida

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5MATERIAL

// Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //:inEthik 11|2016

M2 Ludwig Feuerbach (1804–1872): Das Wesen der Religion

Ludwig Feuerbach wurde katholisch getauft, jedoch protestantisch erzo-gen. In seiner Jugend war er sehr religiös. 1823 begann er ein Studiumder protestantischen Theologie in Heidelberg, was ihn aber bald frust-rierte und sein Interesse hin zur Philosophie lenkte. Er studierte in derFolge Philosophie in Berlin und Erlangen. 1841 erschien sein Hauptwerk„Das Wesen des Christentums“. Feuerbach hat mit seiner Religions-theorie einen starken Eindruck bis in die Gegenwart hinterlassen.

Der Mensch glaubt Göttern nicht nur, weil er Fantasie und Gefühl hat, sondern auch,

weil er den Trieb hat, glücklich zu sein. Er glaubt ein seligesWesen, nicht nur, weil er

eine Vorstellung der Seligkeit hat, sondern weil er selbst selig sein will; er glaubt ein vollkommenes Wesen, weil

er selbst vollkommen zu sein wünscht; er glaubt ein unsterbliches Wesen, weil er selbst nicht zu sterben

wünscht. Was er selbst nicht ist, aber zu sein wünscht, das stellt er sich in seinen Göttern als seiend vor; die Göt-

ter sind die als wirklich gedachten, die in wirklicheWesen verwandeltenWünsche des Menschen; ein Gott ist der

in der Fantasie befriedigte Glückseligkeitstrieb des Menschen. Hätte der Mensch keine Wünsche, so hätte er

trotz Fantasie und Gefühl keine Religion, keine Götter. Und so verschieden dieWünsche, so verschieden sind die

Götter, und die Wünsche sind so verschieden, als es die Menschen selbst sind. […] Der Trieb, aus dem die Religi-

on hervorgeht, ihr letzter Grund ist der Glückseligkeitstrieb, und wenn dieser Trieb etwas Egoistisches ist, also

der Egoismus. […]Ludwig Feuerbach, Vorlesungen über dasWesen der Religion (1848/49). Hrsg. v. Wilhelm Bolin, Stuttgart 1960, S. 250f.

Aufgaben1. Einzelarbeit: Markiere beim ersten Lesen wichtige Begriffe und Thesen Feuerbachs. Beant-

worte mit eigenen Worten die Frage, warum der Mensch laut Feuerbach gläubig wird.2. Partnerarbeit: Vergleicht eure Antworten mit eurem Sitzpartner/eurer Sitzpartnerin. Fertigt

dann gemeinsam ein Schaubild zu Feuerbachs Auffassung über das Verhältnis von Menschund Gott an.

Zusatzaufgabe1. Vergleiche Feuerbachs Auffassungen mit dem oben zitierten „Schöpfungsakt“ aus der Bibel.2. Beurteile die Berechtigung der Argumentation Feuerbachs.

©picture alliance/Quagga Illustrations

„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen

als unser Abbild, uns ähnlich. […]

Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als

Abbild Gottes schuf er ihn […].“ (Gen 1,26-27)

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6 MATERIAL

:in Ethik 11|2016 // Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //

M3 Ludwig Feuerbach (1804–1872): Das Wesen der ReligionLudwig Feuerbach wurde katholisch getauft, jedoch protestantisch erzogen. In seinerJugend war er sehr religiös. 1823 begann er ein Studium der protestantischen Theolo-gie in Heidelberg, was ihn aber bald frustrierte und sein Interesse hin zur Philosophielenkte. Er studierte in der Folge Philosophie in Berlin und Erlangen. 1841 erschien seinHauptwerk „Das Wesen des Christentums“. Feuerbach hat mit seiner Religionstheorieeinen starken Eindruck bis in die Gegenwart hinterlassen.

Die Religion ist die Entzweiung des Menschen mit sich: Er setzt sich Gott alsein ihm entgegengesetztes Wesen gegenüber. Gott ist nicht, was der Menschist – der Mensch nicht, was Gott ist. Gott ist das unendliche, der Mensch dasendliche Wesen, Gott vollkommen, der Mensch unvollkommen, Gott ewig,

der Mensch zeitlich, Gott allmächtig, der Mensch unmächtig, Gott heilig, der Mensch sündhaft. […]Wenn aber die Religion […] als das Selbstbewusstsein des Menschen bezeichnet wird, so ist dies nichtso zu verstehen, als wäre der religiöse Mensch sich [dessen] direkt bewusst, […] denn der Mangel die-ses Bewusstseins begründet eben das eigentümlicheWesen der Religion. […] Und unsre Aufgabe ist eseben, nachzuweisen, dass der Gegensatz des Göttlichen undMenschlichen ein durchaus illusorischer,dass folglich auch der Gegenstand und Inhalt der christlichen Religion ein durchausmenschlicher ist.Die Religion, wenigstens die christliche, ist das Verhalten des Menschen zu sich selbst oder (richtiger)zu seinem (und zwar subjektiven) Wesen, aber das Verhalten zu seinemWesen als zu einem andernWesen. Das göttlicheWesen ist nichts andres als dasmenschlicheWesen oder besser: dasWesen desMenschen, gereinigt, befreit von den Schranken des individuellenMenschen, […] – alle Bestimmungendes göttlichenWesens sind darumBestimmungen desmenschlichenWesens.Ludwig Feuerbach: DasWesen des Christentums (1841). Ausgabe in zwei Bänden. Hrsg. vonWerner Schuffenhauer, Bd. 1, Berlin 1956, S. 52, 81.

Aufgaben1. Einzelarbeit: Markiere beim ersten Lesen wichtige Begriffe und Thesen Feuerbachs. Beant-

worte mit eigenen Worten die Frage, warum der Mensch laut Feuerbach gläubig wird.2. Partnerarbeit: Vergleicht eure Antworten mit eurem Sitzpartner/eurer Sitzpartnerin. Fertigt

dann gemeinsam ein Schaubild zu Feuerbachs Auffassung über das Verhältnis von Menschund Gott an.

Zusatzaufgabe1. Vergleiche Feuerbachs Auffassungen mit dem oben zitierten „Schöpfungsakt“ aus der Bibel.2. Beurteile die Berechtigung der Argumentation Feuerbachs.

„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen

als unser Abbild, uns ähnlich. […]

Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als

Abbild Gottes schuf er ihn […].“ (Gen 1,26-27)

©picture alliance/Quagga Illustrations

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7ERWARTUNGSHORIZONT

// Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //:inEthik 11|2016

M4Mögliches Tafelbild

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8 ZUSATZMATERIAL

:in Ethik 11|2016 // Warum glaubt der Mensch? Zur Aktualität von Feuerbachs Religionskritik //

M5 Ludwig Feuerbach: Das Wesen der Auferstehung Christi

Der Mensch hat, wenigstens im Zustande des Wohlseins, den Wunsch, nicht zu ster-

ben. Dieser Wunsch ist ursprünglich eins mit dem Selbsterhaltungstrieb. Was lebt,

will sich behaupten, will leben, folglich nicht sterben. Dieser erst negative Wunsch

wird in der späteren Reflexion und im Gemüte, unter dem Drucke des Lebens, be-

sonders des bürgerlichen und politischen Lebens, zu einem positiven Wunsche,

zum Wunsche eines Lebens, und zwar besseren Lebens, nach dem Tode. Aber in

diesem Wunsche liegt zugleich der Wunsch nach Gewissheit dieser Hoffnung. Die

Vernunft kann diese Hoffnung nicht erfüllen. [...]

Zu solcher Gewissheit gehört eine unmittelbare persönliche Versicherung, eine tat-

sächliche Bestätigung. Diese kann mir dadurch gegeben werden, dass ein Toter, von dessen Tode wir vorher

versichert waren, wieder aus dem Grabe aufersteht, und zwar ein Toter, der kein gleichgültiger, sondern viel-

mehr das Vorbild der anderen ist, sodass auch seine Auferstehung das Vorbild, die Garantie der Auferstehung

der anderen ist. Die Auferstehung Christi ist daher der realisierte Wunsch des Menschen nach unmittelbarer

Gewissheit von seiner persönlichen Fortdauer nach dem Tode – die persönliche Unsterblichkeit als eine sinnli-

che, unbezweifelbare Tatsache.

Ludwig Feuerbach: DasWesen des Christentums (1841). Ausgabe in zwei Bänden. Hrsg. vonWerner Schuffenhauer, Bd. 1, Berlin 1956, S. 219f.

1. Welche Bedeutung hat das Christentum laut Feuerbach für den menschlichen Wunsch nachpersönlicher Unsterblichkeit?

2. Nimm Stellung zu Feuerbachs Position. Berücksichtige dabei auch die dir bekannten religiö-sen Jenseitsvorstellungen. Lassen sie sich mit Feuerbachs Überlegungen vereinbaren?

M6Weiterführende Aufgabe/Hausaufgaben

Ausgehend von seiner Position fordert Feuerbach Konsequenzen für das Leben der Menschen.Welche Konsequenzen ergeben sich aus seiner Argumentation? Schreibe einen zusammenhän-genden Text, in dem du auch auf das folgende Zitat Feuerbachs eingehst:

„Der Zweck meiner Schriften […] ist: die Menschen aus Theologen zu Anthropologen, […] aus Kandidaten desJenseits zu Studenten des Diesseits, aus religiösen und politischen Kammerdienern der himmlischen und irdi-schenMonarchie und Aristokratie zu freien, selbstbewussten Bürgern der Erde zumachen.“Ludwig Feuerbach: Vorlesungen über dasWesen der Religion (1848/49)

© picture alliance/Quagga Illustrations


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