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TEXT PROF. DI (FH) FRITZ EHN FOTOS ARCHIV … das Moped Puch Maxi war ein Verkaufsknüller, so-gar...

Date post: 06-Jul-2018
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TEXT PROF. DI (FH) FRITZ EHN FOTOS ARCHIV ÖSTERR. MOTORRADMUSEUM VINTAGE ZUM 100. TODESTAG VON JOHANN PUCH 41 40 www.motomobil.at www.motomobil.at 41 40 www.motomobil.at www.motomobil.at Am 19. Juli jährt sich zum hundertsten Mal der Todestag von Johann Puch. Das Wichtigste, das man über die spätere Marke von Weltruf wissen sollte, lesen Sie in „motomobil“ beruflichen Perfektionierung (unter anderem bei seinem späteren Kon- kurrenten Benedikt Albl, der die Graziosa Fahrradwerke gründete) im 27. Lebensjahr den Weg in die berufliche Selbständigkeit an: Ende 1889 kann Puch seine Tätigkeit in vollem Umfang in der Straucher- gasse in Graz aufnehmen. Johann Puch ist inzwischen mit der Tochter der Gärtnerfamilie Reinitzgruber verheiratet, auf deren Grund sich G egen Ende des 19. Jahrhun- derts erwirbt ein Mann mit später weltberühmtem Namen eine Berechtigung für die fabriksmäßige Herstellung von Fahrrädern und beginnt in der Strauchergasse 18a in Graz sein Un- ternehmen. Aber beginnen wir ganz von vorn: Der im Jahr 1862 in der damaligen Untersteiermark (heu- te Slowenien) geborene Johann ist Sohn einer kinderreichen Familie und macht sich bereits im frühen Alter von zwölf Jahren auf, um den Beruf eines Schlossers zu erlernen. Nach abgeleisteter Militärdienstzeit – während der er wegen seiner au- ßergewöhnlichen Kenntnisse und Fähigkeiten als Regimentsschlosser tätig war – arbeitet er bei verschie- denen Firmen. Denn damals ist es üblich, bis zur Meisterprüfung sein Handwerk auf „der Walz“, also als wandernder Handwerker, zu erler- nen. In jenen Jahren erlangt das Fahr- rad größte Popularität. Vor allem bedingt durch die Tatsache, dass das bis dahin übliche Hochrad (das ja ohne Kette durch den Pedal–Di- rektantrieb des Vorderrades ange- trieben und daher nicht einfach zu fahren ist) infolge der Erfindung der feingliedrigen Fahrradkette vom so- genannten Niederrad abgelöst wird – also jener Form des Fahrrads, wie wir es heute kennen. F ür Johann Puch liegt somit nichts näher, als sich möglichst rasch als Mechaniker mit diesen Geräten zu beschäftigen und so tritt er nach weiteren Jahren der auch sein erster Betrieb befindet. Die Ehe bleibt kinderlos. Zu Puchs zahllosen zufriedenen Kunden zäh- len vor allem auch Mitglieder des Akademisch-technischen Radfahr- vereins aus Graz, die ihn ermutigen, nicht mehr an den zumeist aus Eng- land stammenden Fahrrädern Re- paratur- und Instandsetzungsarbei- ten durchzuführen, sondern eigene Fahrräder zu erzeugen. „Mir wird me scho machen“ pflegt Puch mit dem leichten Akzent seiner Heimat zu sagen, den er zeitlebens nicht ab- legt. Und er macht. 1890 erhält er einen Gewerbeschein für die fabriksmäßige Herstellung von Fahrrädern. Mit einem Geldge- ber erweitert er rasch den Umfang seiner Fabrikation, im Juni 1892 be- schäftigt er am neuen Firmenstand- ort in der Karlauerstraße in Graz bereits 34 Arbeiter. J ohann Puch ist nicht nur selbst begeisterter Radrennfahrer, son- dern er erkennt auch schnell den Wert des – wie wir heute sagen – „Marketings“ seiner unter dem Markennamen „Styria“ firmieren- den Fahrräder, die bald weit über die Grenzen der Monarchie hinaus bekannt sind. Der ständige Ausbau seiner Firma efordert immer neues Kapital und so nimm er schließlich die deutschen Dürkopp-Werke als Gesellschafter mit ins Boot. Aber das geht bei einem Patriarchen wie ihm nicht lange gut, es kommt zu Streit und im Juli 1897 scheidet Jo- hann Puch – finanziell abgefertigt und inzwischen Millionär – aus der Styria-Fabrik aus. Damit wäre die Geschichte auch schon zu Ende, wenn, ja wenn da nicht der große Ehrgeiz von Johann Puch wäre. Schwer gehandikapt durch eine zweijährige Konkur- renzklausel, beginnt er bereits an der Gründung seiner „Johann Puch – erste steiermärkische Fahrrad- Fabriks AG“ in Graz zu arbeiten, die am Ende des Jahres 1899 ihren Betrieb in der Laubgasse aufnimmt. Und hier legt er richtig los: 1900 gibt es die ersten Prototypen eines Automobils mit eigenem Boxermo- tor und eines Motorrads mit eige- nem Einzylindermotor. Die serienmäßige Fabrikation von Motorrädern beginnt 1903, die von Automobilen 1906. Die erste Phase der Automobilfertigung endet 1919, die zweite Phase beginnt mit dem Kleinwagen Puch 500 im Jahr 1957 und dauert, wenn man so will, beim neuen Eigentümer Magna Steyr bis heute an. Doch Johann Puchs Leidenschaft gehört eindeutig dem Zweirad. Bei den Fahrrädern steht Puch als größter Produzent der Monarchie an erster Stelle und exportiert die Puch-Räder unter anderem unter DIE MAGIE DES NAMENS PUCH (1) Dichtes Gedränge: ein Eindruck von der Puch-Fahrradauslieferung im Jahr 1930 (2) Hier das Jahr 1936, die Endmontage der Puch 250 PROF. DI (FH) FRITZ EHN (das Foto zeigt ihn bei der Präsentati- on eines seiner Motorbücher) ist die Instanz im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Geschich- te der individuellen motorge- stützten Mobilität gilt. Dass seine besondere Liebe der einspurigen Fortbewegung gilt, zeigt eine Unzahl an Veröffentlichungen, zum Beispiel „Das große PUCH Buch“ (H. Weishaupt Verlag, Graz) oder „Auf zwei Rädern ins Wirtschaftswunder“ (GeraMond Verlag, München). Das von ihm gegründete und geleitete „Erste Österreichische Motorradmuse- um“ in Sigmundsherberg zeigt auf 1300 Quadratmetern Ausstel- lungsfläche 250 wertvolle und richtungsweisende Exponate Im Jahr 1903 baut Johann Puch sein erstes Motorrad 1 2
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TEXT PROF. DI (FH) FRITZ EHNFOTOS ARCHIV ÖSTERR. MOTORRADMUSEUM

VINTAGE ZUM 100. TODESTAG VON JOHANN PUCH

4140 www.motomobil.atwww.motomobil.at 4140 www.motomobil.atwww.motomobil.at

Am 19. Juli jährt sich zum hundertsten Mal der Todestag von Johann Puch. Das Wichtigste, das man über die spätere Marke von Weltruf wissen sollte, lesen Sie in „motomobil“

beruflichen Perfektionierung (unter anderem bei seinem späteren Kon-kurrenten Benedikt Albl, der die Graziosa Fahrradwerke gründete) im 27. Lebensjahr den Weg in die berufliche Selbständigkeit an: Ende 1889 kann Puch seine Tätigkeit in vollem Umfang in der Straucher-gasse in Graz aufnehmen. Johann Puch ist inzwischen mit der Tochter der Gärtnerfamilie Reinitzgruber verheiratet, auf deren Grund sich

Gegen Ende des 19. Jahrhun-derts erwirbt ein Mann mit später weltberühmtem

Namen eine Berechtigung für die fabriksmäßige Herstellung von Fahrrädern und beginnt in der Strauchergasse 18a in Graz sein Un-ternehmen. Aber beginnen wir ganz von vorn: Der im Jahr 1862 in der damaligen Untersteiermark (heu-te Slowenien) geborene Johann ist Sohn einer kinderreichen Familie und macht sich bereits im frühen Alter von zwölf Jahren auf, um den Beruf eines Schlossers zu erlernen. Nach abgeleisteter Militärdienstzeit – während der er wegen seiner au-ßergewöhnlichen Kenntnisse und Fähigkeiten als Regimentsschlosser tätig war – arbeitet er bei verschie-denen Firmen. Denn damals ist es üblich, bis zur Meisterprüfung sein Handwerk auf „der Walz“, also als wandernder Handwerker, zu erler-nen. In jenen Jahren erlangt das Fahr-rad größte Popularität. Vor allem bedingt durch die Tatsache, dass das bis dahin übliche Hochrad (das ja ohne Kette durch den Pedal–Di-rektantrieb des Vorderrades ange-

trieben und daher nicht einfach zu fahren ist) infolge der Erfindung der feingliedrigen Fahrradkette vom so-genannten Niederrad abgelöst wird – also jener Form des Fahrrads, wie wir es heute kennen.

Für Johann Puch liegt somit nichts näher, als sich möglichst

rasch als Mechaniker mit diesen Geräten zu beschäftigen und so tritt er nach weiteren Jahren der

auch sein erster Betrieb befindet. Die Ehe bleibt kinderlos. Zu Puchs zahllosen zufriedenen Kunden zäh-len vor allem auch Mitglieder des Akademisch-technischen Radfahr-vereins aus Graz, die ihn ermutigen, nicht mehr an den zumeist aus Eng-land stammenden Fahrrädern Re-paratur- und Instandsetzungsarbei-

ten durchzuführen, sondern eigene Fahrräder zu erzeugen. „Mir wird me scho machen“ pflegt Puch mit dem leichten Akzent seiner Heimat zu sagen, den er zeitlebens nicht ab-legt. Und er macht.1890 erhält er einen Gewerbeschein für die fabriksmäßige Herstellung von Fahrrädern. Mit einem Geldge-ber erweitert er rasch den Umfang seiner Fabrikation, im Juni 1892 be-schäftigt er am neuen Firmenstand-ort in der Karlauerstraße in Graz bereits 34 Arbeiter.

Johann Puch ist nicht nur selbst begeisterter Radrennfahrer, son-

dern er erkennt auch schnell den Wert des – wie wir heute sagen – „Marketings“ seiner unter dem Markennamen „Styria“ firmieren-den Fahrräder, die bald weit über die Grenzen der Monarchie hinaus bekannt sind. Der ständige Ausbau seiner Firma efordert immer neues Kapital und so nimm er schließlich

die deutschen Dürkopp-Werke als Gesellschafter mit ins Boot. Aber das geht bei einem Patriarchen wie ihm nicht lange gut, es kommt zu Streit und im Juli 1897 scheidet Jo-hann Puch – finanziell abgefertigt und inzwischen Millionär – aus der Styria-Fabrik aus. Damit wäre die Geschichte auch schon zu Ende, wenn, ja wenn da nicht der große Ehrgeiz von Johann Puch wäre. Schwer gehandikapt durch eine zweijährige Konkur-renzklausel, beginnt er bereits an der Gründung seiner „Johann Puch – erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks AG“ in Graz zu arbeiten, die am Ende des Jahres 1899 ihren Betrieb in der Laubgasse aufnimmt.

Und hier legt er richtig los: 1900 gibt es die ersten Prototypen eines Automobils mit eigenem Boxermo-tor und eines Motorrads mit eige-nem Einzylindermotor. Die serienmäßige Fabrikation von Motorrädern beginnt 1903, die von Automobilen 1906. Die erste Phase der Automobilfertigung endet 1919, die zweite Phase beginnt mit dem Kleinwagen Puch 500 im Jahr 1957 und dauert, wenn man so will, beim neuen Eigentümer Magna Steyr bis heute an. Doch Johann Puchs Leidenschaft gehört eindeutig dem Zweirad. Bei den Fahrrädern steht Puch als größter Produzent der Monarchie an erster Stelle und exportiert die Puch-Räder unter anderem unter

DIE MAGIE DES NAMENS PUCH

(1) Dichtes Gedränge: ein Eindruck von der Puch-Fahrradauslieferung im Jahr 1930 (2) Hier das Jahr 1936, die Endmontage der Puch 250

PROF. DI (FH) FRITZ EHN (das Foto zeigt ihn bei der Präsentati-on eines seiner Motorbücher) ist die Instanz im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Geschich-te der individuellen motorge-stützten Mobilität gilt. Dass seine besondere Liebe der einspurigen Fortbewegung gilt, zeigt eine Unzahl an Veröffentlichungen, zum Beispiel „Das große PUCH Buch“ (H. Weishaupt Verlag, Graz) oder „Auf zwei Rädern ins Wirtschaftswunder“ (GeraMond Verlag, München). Das von ihm gegründete und geleitete „Erste Österreichische Motorradmuse-um“ in Sigmundsherberg zeigt auf 1300 Quadratmetern Ausstel-lungsfläche 250 wertvolle und richtungsweisende Exponate

Im Jahr 1903 baut Johann Puch sein erstes Motorrad

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dem Namen „Velos JPAG" (Johann Puch AG) nach ganz Europa und nach Übersee. Bei den Motorrä-dern liegen ihm ganz besonders die Rennerfolge am Herzen, und daher werden neben den gut verkauf-ten Serienmodellen mit Ein- und Zweizylindermotoren vor allem die Rennmodelle kultiviert. So steht er persönlich hinter den ersten großen Rennerfolgen seiner Maschinen bei

den großen internationalen Ren-nen – beispielsweise dem Coupe In-ternationale in Patzau in Böhmen, bei dem Nikodem auf der Puch 900 Renntype siegt. Puch-Motorräder siegen auf der ganzen Linie, sowohl beim Semmeringrennen als auch in-ternational in München, Budapest, Barcelona und Warschau. Natürlich gegen starke internationale Kon-kurrenz wie Norton/GB, Bianchi/I,

Dennoch erfordern die wirt-schaftlich schwierigen Zwi-

schenkriegsjahre ihren Tribut: 1928 wird Puch mit den Austro Daimler Werken aus Wiener Neustadt (bis dahin als Produzent hochkarätiger Luxusautomobile bekannt) unter dem Namen ADP – Austro Daimler Puch AG – fusioniert. 1934 kommt der Steyr-Konzern aus Oberöster-reich dazu: Die Steyr Daimler Puch

AG ist geboren und wird erst durch den Verkauf an Frank Stronachs Magna-Konzern Ende der 1980er-Jahre endgültig zerschlagen. Die Motorräder der Zwischenkriegs-jahre wie Puch 125, 220 und 250 sind heute Legende. Ebenso die Exoten wie die Puch 500 mit dem Doppel- Doppelkolbenmotor, die Puch 800 mit Vierzylinder Boxermotor oder das erste „Moped“ aus Graz, die Puch Styriette mit 60-Kubik-Motor.

Laurin & Klement/A oder Motosa-coche/CH.Johann Puch, dessen Gesundheit infolge eines Herzleidens bereits schwer angeschlagen ist, stirbt am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Agram, dem heutigen Zagreb, am 19. Juli 1914. Doch sein Werk lebt bis heute fort.

Am Ende des Weltkriegs sind die Puch-Werke derart verschul-

det, dass der Hauptgläubiger, die Österreichische Bodenkreditanstalt, auf Geheiß des Hauptaktionärs Ca-millo Castiglione den Techniker Giovanni Marcellino nach Graz ent-sendet, um das Werk zu liquidieren. Marcellino sieht jedoch eine gute Chance, Puch wieder in die Gewinn-zone zu bringen – und zwar mit ei-nem komplett neuen Motorenkon-zept, dem Doppelkolbenprinzip, mit dem dann die Puch-Motorräder bis 1968 ausgestattet sind. Sehr schnell kommt es mit dem neuen Modell Puch LM und Puch LM II Monza zu großen Sporterfolgen – Puch ist wie-der erfolgreich unterwegs.

(1) Am Semmering im Jahr 1909, ganz links im Bild Johann Puch(2) Eine Puch aus dem Jahr 1907 und ihr stolzer Besitzer(3) Bundeskanzler Leopold Figl bestaunt im Jahr 1949 die Puch 250 TF(4) Die Versuchsbahn der Puch-Werke im Jahr 1924

Das von „motomobil“-Vintage-Autor Fritz Ehn gegründete „1. Österreichi-sche Motorradmuseum/Sammlung Ehn“ im niederösterreichischen Sig-mundsherberg bei Horn beherbergt die weltweit größte Puch-Motorradsamm-lung und besteht aus 60 Puch-Motor-rädern aller Epochen und 34 Puch-Mo-peds. Im Puch-Saal des Museums sind rund 65 Fahrzeuge ständig ausgestellt. Hier ist eine Auswahl der interessantesten Typen:Puch R 2 Baujahr 1914Puch Damen LM 1924Puch 500 JAP 1928 (gebaut rund 300 Stück)Puch 250 Sport 1930 (Bronzekopf)Puch 250 SL 1933 (gebaut 340 Stück)Puch 800 1937 (gebaut 550 Stück)Puch 125 SL 1953Puch 250 TFS 1953Puch 175 SVS Werks–Schrittmachermaschine 1957Puch R 125, erster Serienroller 1952, FIN 600001Puch MC 250 ex Harry Everts, WM 1975Puch MS 50 Erstversion 1954

Puch MV 50 „Sears“-Exportmodell USAPuch Monza 6 SL schwarz, 1976Puch MC II 1974Puch MS 50 Expeditionsmoped „Rund um die Welt“/Stefan Waigand

1. Österreichisches Motorradmuseum, Kleinmeiseldorferstraße 8, 3751 Sigmundsherberg, Tel.: 0664/649 38 55. Geöffnet von 15. März bis 15. November an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 17.00 Uhr; Eintritt für Erwachsene € 6,–, Kinder frei, Schüler und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren € 3,–; www.motorradmuseum.at

Puch-Motorräder siegen auf der ganzen Linie

Die Geburtsstunde der Steyr Daimler Puch AG kommt 1934

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DIE GRÖSSTE PUCH-SAMMLUNG DER WELT IM „1. ÖSTERREICHISCHEN MOTORRADMUSEUM“

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pedroller Puch DS 50, von dem ab 1959 in allen Varianten insgesamt 283.554 Stück gebaut und verkauft werden.

Auch wenn die Schalenrahmen-Puchs den Niedergang des Mo-

torrads nicht aufhalten konnten, so soll doch ihre Bedeutung für die Motorisierung der Nachkriegsjahre nicht unterschätzt werden: Immer-hin wurden 220.000 Exemplare gebaut, mehr als alle TF und RL zusammen. Auch das Moped Puch Maxi war ein Verkaufsknüller, so-gar weltweit – in verschiedenen Va-rianten wurde es 1,8 Millionen Mal erzeugt. Trotz der großartigen Ver-kaufserfolge einzelner Modelle und Baureihen stellt die Steyr Daimler Puch AG die Zweiradfertigung im Jahr 1987 endgültig ein. Doch im Geiste von Firmengründer Johann Puch werden sämtliche Puch-Pro-dukte bis heute von einer höchst lebendigen und umtriebigenPuch–Fangemeinde aufrechterhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg be-ginnt Puch mit der Fertigung des neuen Modells Puch 125, aus dem sich die Modelle 125 T, 125 S, 125 TT und 125 TS entwickeln. Der große Durchbruch ist dann die Puch 250

TF, die sich infolge ihrer unglaubli-chen Zähigkeit und Zuverlässigkeit schnell den Ehrennamen „die steiri-sche Norton“ erwirbt. Doch in den 1950ern geht die Zeit des Motorrads zu Ende – da helfen auch die neuen Schalenrahmenmodelle (von der

150 TL über die 175 V bis zur 250 SG und SGS) nicht mehr viel.

Der seinerzeitige Firmenchef Ingenieur Walter Kuttler reißt

noch einmal das Ruder herum, in-dem er mit dem Know-how der Motorradfertigung einen sensatio-nellen Motorroller auf den Markt bringt: den Puch RL 125. Dieser (wegen seiner Farbe auch „Grüner Heinrich“ genannte) Roller weist von Anfang an die Konkurrenz in die Schranken: Große 12-Zoll-Räder, ein echtes Teleskopgabel–Schwin-genfederungs-Fahrwerk und ein bergfreudiger, gebläsegekühlter 123-Kubik-Einkolbenmotor sind Argumente, denen sich schlussend-

lich über 85.000 Käufer – und vor allem auch Käuferinnen – nicht ent-ziehen können. Denn Puch hat bei diesem ersten „Zeitgeistfahrzeug“ vor allem auch die weibliche Kund-schaft im Auge. Ebenso wie gut sieben Jahre später mit dem Mo-

Spitzname der Puch 250 TF: die „steirische Norton“

(1) Auf der Wiener Messe 1950 belegt Steyr Daimler Puch riesige Ausstellungsflächen(2) Von den Schalenrahmen-Puchs wurden 220.000 Exemplare hergestellt (3) Puch-Paar auf einer 175er im Jahr 1926(4) Der Puch RL 125 wurde über 85.000 Mal verkauft(5) Das Puch Maxi schließlich fand weltweit 1,8 Millionen begeisterte Käufer

DAS GROSSE PUCH BUCHDie ultimative Aufarbeitung der legendären Zweiradmar-ke Puch durch „motomobil“-Vintage-Autor Fritz Ehn erschien im Verlag Weis-haupt erstmals 1988, die jüngste Neuauflage erschien im Juni 2008. Auf 288 Seiten sind alle Modelle und Typen von 1890 bis 1987 exakt be-schrieben, umfangreiche Kapitel befassen sich mit den großen Sporterfolgen. „Das große Puch Buch“ kostet € 50,–, es ist lagernd im Österreichischen Motorrad-museum/Sigmundsherberg sowie bei Bestseller im Ekazent Hietzing, 1130 Wien, Tel.: 01/877 61 02 oder kann online bestellt werden auf www.bestseller.co.at und www.motorbox.at

SV sehr zu empfehlen: Gute Fahrlei-stungen und spurtreues, komfortables Fahrwerk sowie gute Ersatzteilversor-gung sprechen für dieses Modell.

Zu welchen Preisen können Rol-lerfreunde einen funktionierenden Puch RL finden?„Scheunenfunde“ gibt es ab 500 Euro. Um 1000 bis 1500 Euro darf man sich schon ein tadellos fahrbares Exem-plar erwarten.

Wie ist die Verfügbarkeit von Puch-Oldies der Zwischenkriegsjahre? Welche Typen sind leistbar und wel-che sind sehr rar? Gibt es auch hier eine Versorgung mit Ersatzteilen? Für den „Veteranen-Normalverbrau-cher“ sind nur mehr die 250er-Model-le leistbar. Für die gibt es auch eine passable Ersatzteilversorgung. Die Modelle 175, 220, 350, 500 und 800 sind etwas für Spezialisten, die weder technischen Aufwand noch Kosten scheuen.

Und wie sieht es mit den Modellen vor dem Ersten Weltkrieg aus?Die findet man kaum noch. Hier ist der Liebhaber ganz auf sich alleine gestellt.�

RBO-Gründer Hermann Stöckl ist die Adresse, wenn es darum geht, mit kalkulierbarer Teile-versorgung historische Puch-Bikes am Leben und am Laufen zu erhal-ten (www.rbo.at). Wel-che Puch-Modelle sind am nachhaltigsten und am unkompliziertesten?

„motomobil“: Wenn man als Puch-Fan, aber als Neuling der Veteranen-szene, in die Sammlerei einsteigen will – welches Modell würde sich anbieten, das zu einem erschwing-lichen Preis erhältlich ist und mit dem man einigermaßen zuverlässig ein paar Mal im Jahr einen Ausflug machen kann?Hermann Stöckl: Zum Einsteigen in dieses Thema sind die Mopeds MS 50 oder DS 50 am besten geeignet. Das sind echte „Puch-Klassiker“, die mit sehr überschaubarem technischen und finanziellen Aufwand am Leben zu erhalten sind. Ein Einsteiger sollte ein funktionsfähiges Fahrzeug erwer-ben. Im Betrieb kann er sich an die fahrzeugspezifischen Eigenschaften gewöhnen und wertvolles Know-how erlernen.

Wenn man eine typische Doppel-kolben-Puch sucht, welches Modell wäre denn dafür am besten geeig-net?Als Einsteiger sollte man sich ein Nachkriegsmodell zulegen. Die sind technisch ausgereift und zuverlässig. Prinzipiell sind alle Doppelkolben-Puchs sehr gute Motorräder. Wenn es keine 250er sein muss, ist eine 175

„1500 EURO FÜR EINEN GUTEN ROLLER-OLDIE“

INTERVIEW: PUCH-SPEZIALIST HERMANN STÖCKL SPRICHT

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