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Risikomanagementin der Supply Chain
Dr. Erik HofmannProjektleiter / Studienleiter Executive MBAKühne-Institut für LogistikUniversität St.Gallen, Schweiz
Logimat, 30. März 2006
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Agenda
1. Einführung2. Aktuelle Forschungsergebnisse3. Ausgewählte Strategien und Instrumente für das
Risikomanagement in der Supply Chain4. Fazit
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Einführung:Entwicklungstrends und Herausforderung in Supply Chains
Entwicklungstrends
• Globalisierung von Supply Chains
• Zunehmender Rückgriff auf Outsourcing und Kooperationen
• Single Sourcing
• Wenig „Spiel“ in der Supply Chain
• Wettbewerb zwischen Supply Chains
• Beschaffung in Billiglohnländern
Herausforderungenfür das Managementin der Supply Chain
• Abstimmung von Angebot und Nachfrage
• Simultane Entwicklung von Produkten sowie Supply Chain-Prozessen und -Strukturen
• Dynamischer Angebots-Nachfrage-Abgleich (z.B. Dell, Zara, dm-Drogeriemarkt)
• Implementierung geschlossener Kreisläufe (Rücknahmen)
• Berücksichtigung von Supply Chain-Störungen und -Katastrophen
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Einführung:Prominente Beispiele für Supply Chain-Störungen
1997: Toyota: Schliessung von 18 Werken für zwei Wochen aufgrund einesFeuers beim Zulieferer für Bremsflüssigkeitenventile, Umsatzeinbussen ca. 325 Mio. USD
1999: Taiwan: Erdbeben erschüttert Halbleitermarkt, Chip-Industrie muss Fertigungsrückstände bis zu 5 Tage hinnehmenUmsatzeinbussen: mehrere Millionen USD
2001: Ericsson: Brand beim einzigen Lieferanten von RFID-Chips, Mobiltelefonproduktion für mehr als 3 Wochen unterbrochen, Umsatzeinbussen: ca. 400 Mio. USD
2001: Maul und Klauenseuche in UK: Volvo und Jaguar müssen Produktion unterbrechen, weil kein Leder mehr verfügbar istUmsatzeinbussen: mehrere Millionen £
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Einführung:Katastrophen und ihre Auswirkungen auf Supply Chains
Hurrikane Kriege Terrorismus Erdbeben Tsunami Seuchen
Supply Chains werden zunehmend verwundbar(Verwundbarkeit als Mass für die Risikoexposition)!
Quelle: Wagner (2006)
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Einführung:Empirische Untersuchung von Hendricks/Singhal (2005)
� 838 Ankündigungen von Supply Chain-Störungenim Wall Street Journal und in den Dow Jones News
• „Nike Warns Fiscal 3rd-Quarter Earnings Will Miss Estimates by at Least 28%”Wall Street Journal, February 27, 2001
• „Sony Sees Shortage of Playstation 2s for Holiday Season”Wall Street Journal, September 28, 2000
• „Hershey will miss earnings estimate by as much as 10% because ofproblems in delivering order“Wall Street Journal, September 14,1999
• „Boeing pushing for record production, finds parts shortages, delivery delays“Wall Street Journal, June 26, 1997
• “Apple Cuts 4th period forecast citing parts shortages, product delays”Wall Street Journal, September 15 1995
Supply Chain-Störungen wirken sich auf die Aktienperformance und gewinnorientierte Performance Maße aus!
Quelle: Hendricks/Singhal (2005)
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Einführung:Die Störungen in Supply Chains scheinen im Zeitverlauf zuzunehmen
Quelle: Hendricks/Singhal (2005)
Verteilung der Ankündigung von Störungen in Supply Chains über die Zeit
Anzahl der befragten Unternehmen in %
0
10
20
30
40
1989-1991 1992-1994 1995-1997 1998-2000Zeit
Erhöhte Eintrittswahrscheinlichkeit von Gefahrenereignissen in Supply Chains im Zeitverlauf!
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Einführung:Das Risikomanagement in der Supply Chaingewinnt an Bedeutung
Erhöhte Eintritts-wahrscheinlichkeit vonGefahrenereignissen
Erhöhte Verwundbarkeitvon Supply Chains
im Zeitverlauf
Negative Auswirkungenvon Supply Chain-Störungenauf den Unternehmenswert
ErhöhtesSupply Chain-
Risiko
Ganzheitliches Risikomanagement in der Supply Chain
Absicherunggegen
Supply Chain-Risiken
Erhöhung derSupply Chain-
Robustheit
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Agenda
1. Einführung2. Aktuelle Forschungsergebnisse3. Ausgewählte Strategien und Instrumente für das
Risikomanagement in der Supply Chain4. Fazit
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Aktuelle Forschungsergebnisse:Von Risikoquellen zum Unternehmenserfolg
Quelle: Wagner (2006)
Risiko-quellen
Risiko-ergebnis
Supply Chain-Risiko
Verwund-barkeit der
Supply Chain
Massnahmenzur Risiko-
eindämmung
Erfolg derSupply Chain
Unternehmens-erfolg
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Aktuelle Forschungsergebnisse:Ein Clusterungs-Versuch für Risikenquellen in Supply Chains
Risikoquellenin Supply ChainsRisikoquellen
in Supply Chains
EndogeneSupply Chain-Risiken
EndogeneSupply Chain-Risiken
Unternehmens-risiken
Unternehmens-risiken
Spezifische RisikenSpezifische Risiken
BetriebsrisikoBetriebsrisiko
FinanzrisikoFinanzrisiko
Marktrisiko (intern)Marktrisiko (intern)
RechtsrisikoRechtsrisiko
IntegrationsrisikenIntegrationsrisiken
KooperationsrisikenKooperationsrisiken
KoordinationsrisikenKoordinationsrisiken
EEEExogeneSupply Chain-Risiken
EEEExogeneSupply Chain-Risiken
LänderrisikenLänderrisiken
RechtsrisikenRechtsrisiken
NaturrisikenNaturrisiken
Marktrisiko (extern)Marktrisiko (extern)
Quelle: Stemmler (2004)
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Aktuelle Forschungsergebnisse:Der Materialfluss im Brennpunkt der Risikobetrachtung
Quelle: Hendricks/Singhal (2005)
0
5
10
15
20
25
30
Anzahl der befragten Unternehmen in %
Fehl-mengen
Roll out-Probleme
Volatilität derBestellungen
Produktions-probleme
F&E-Probleme
Qualitäts-probleme
KeineAntwort
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Aktuelle Forschungsergebnisse:Die interne Verantwortung für Supply Chain-Risiken dominiert
Quelle: Hendricks/Singhal (2005)
0
5
10
15
20
25
30
35
Anzahl der befragten Unternehmen in %
InternKunden
LieferantenUmfeld
(Natur, Politik)
AndereKeine
Antwort
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Aktuelle Forschungsergebnisse:Supply Chain-Risiken haben einen negativen Einfluss aufden Unternehmenswert
Quelle: Hendricks/Singhal (2005)
durchschnittl. Verlust von Shareholder Value (in Mio. USD) durch Eintreten von Supply Chain-Risiken (USA, n = 519 Ereignisse)
Anzahl der befragten Unternehmen in %
1989-1991
Zeit
1992-1993 1994-1995 1996-1997 1998-1999 1999-2000
-100
-200
-300
-400
-69-19
-67-116 -130
-328
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Agenda
1. Einführung2. Aktuelle Forschungsergebnisse3. Ausgewählte Strategien und Instrumente für das
Risikomanagement in der Supply Chain4. Fazit
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Ausgewählte Strategien und Instrumente:Aufgabenbereiche des Risikomanagements in der SupplyChain
1) Identifikation von Risikoquellen♦ Operative Ursachen
♦ Zufällige Auslöser (z.B. Naturkatastrophen)
♦ Absichtsvolle Handlungsträger (z.B. Terror, Regulierung)
2) Abschätzen des Risikoergebnisses
♦ Schätzen von Wahrscheinlichkeiten und Schadenshöhen
♦ Near Miss Management bei zufälligen Auslösern
♦ Read Team/Blue Team-Ansatz bei absichtsvollen Handlungsträgern
3) Risikovorsorge erhöhen und Verwundbarkeit reduzieren
♦ Informationen und Anreize bei mehreren Supply Chain-Partnern
♦ Iuk-Techniken einsetzen
♦ Anreize für Informationen und Vorsorge in der Supply Chain setzen
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Erhöhung derSupply Chain
Robustheit
Ausgewählte Strategien und Instrumente:Phasen des Risikomanagementszur Erhöhung der Supply Chain-Robustheit
Risiko-identifikation
Risiko-analyse
Risiko-steuerung
Risiko-kontrolle
Erhöhung derSicherheit
ex ante-Risiko-
bewertung
Aufbau vonRedundanzen
Flexibilitäts-erhöhung
SteigerungBeziehungs-
qualität
Quelle: Sheffi/Rice (2005)Wagner (2006)
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Ausgewählte Strategien und Instrumente:Bewertung eines Risikos anhand einer Risikomatrix
Ergebniseffekt (Schadenausmass)
Eintritts-wahrscheinlichkeit(Schadenswahr-scheinlichkeit)
hoch
gering
gering mittel katastrophal
Risikoschwelle gem. Erwartungswert
RnRnRnRn Spezifisches Risiko
R1R1R1R1
R2R2R2R2
R3R3R3R3R4R4R4R4
R5R5R5R5
R6R6R6R6
Quelle: Zsidisin et al. (2004
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Ausgewählte Strategien und Instrumente:Maßnahmen zum Risikomanagement in der Supply Chain
Instrumente Lieferanten Produktion/Distribution Kunden SC-übergreifend
Risiko-vermeidung
Risiko-transfer
Risiko-streuung
Risiko-übernahme
Vertikale Integration
Lieferantenauswahl
Local Sourcing
Lieferzeitverkürzung
Multiple Sourcing
Standardisierung
Reservierung von Lieferkapazitäten
Standortpolitik
Transportmittelwahl
Qualitätsmanagement
Durchlaufz.-verkürzung
Prozess-Outsourcing Kundenlieferzeit-erhöhung
VMI-Ansätze
JIT-Ansätze
Marktforschung
Prognoseverfahren
Preispolitik
IuK-Integration
ECR-Ansätze
VMI-Ansätze
JIT-Ansätze
Postponement
Standardisierung
(Prozesse, Komponenten)
Kapazitätsreserven
Prozessflexibilität
SC-Dispositionsregeln
Sicherheitsbestände
Marktdiversifikation
Kundenspezifischer Lieferservice
Kooperationsregeln
Standardisierung
Quelle: Zsidisin et al. (2004
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Agenda
1. Einführung2. Aktuelle Forschungsergebnisse3. Ausgewählte Strategien und Instrumente für das
Risikomanagement in der Supply Chain4. Fazit
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FazitDas Risikomanagement in Supply Chains ist eine Führungsaufabe
Massnahmen für ein leistungswirtschaftliches Risikomanagement
• Aufbau einer Dokumentation mit Reporting-Struktur
• Unternehmensführung muss das Risikomanagement stützen
• Mitarbeiter sollten Risikobewusstsein entwickeln
• Schulungen anbieten
• Grenzen im Rahmen der Risikostrategie festlegen
• Trennung der Stellen, die die risikosensitiven Tätigkeiten übernehmen und überwachen
• Aufbau eines Frühwarnsystems in den leistungswirtschaftlichen Bereichen
Aber:Für alle Aktivitäten gilt es, den Trade-off zwischen geringer Risikoexposition (z.B. durch Sicherheitsmassnahmen) und
geringen Kosten (z.B. durch Supply Chain-Risiken) zu lösen!
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Literaturverzeichnis
Hendricks, K. B.; Singhal, V. R. (2005): Association Between Supply Chain Glitches and Operating Performance. In: Management Science, 2005, Vol. 51 Issue 5, pp. 695-711.
Sheffi, Y.; Rice Jr., J. B. (2005): A Supply Chain View of the Resilient Enterprise. In: MIT Sloan Management Review, 2005, Vol. 47 Issue 1, pp. 41-48.
Stemmler, L. (2004): Risikomanagement in Supply Chains: ein konzeptioneller Ansatz. 2. Wissenschaftssymposium Logistik der BVL e.V., Berlin 26.05.2004.
Wagner, S. M. (2006): Risikomanagement in Supply Chains. 3. WHU-Logistiksymposium –Campus for SCM, Vallendar 09.02.2006.
Zsidisin, G. A.; Ellram, L. M.; Carter, J. R.; Cavinato, J. L. (2004): An analysis of supply risk assessment techniques. In: International Journal of Physical Distribution & LogisticsManagement, 2004, Vol. 34 Issue 5; pp. 397-413.
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