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Risiko- und Krisenkommunikation im web 2.0… Überlegungen ... · katastrophen, Krisen,...

Date post: 30-Sep-2020
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www.notfallpaedagogik.de Dr. phil. Harald Karutz Diplom-Pädagoge Vertr.-Prof. für Medizinpädagogik Risiko- und Krisenkommunikation im web 2.0… Überlegungen aus Sicht der Notfallpädagogik Medical School Hamburg Fachhochschule für Gesundheit und Medizin
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Dr. phil. Harald KarutzDiplom -Pädagoge

Vertr.-Prof. für Medizinpädagogik

Risiko - und Krisenkommunikation im web 2.0…

Überlegungen aus Sicht der Notfallp ädagogik

Medical School Hamburg

Fachhochschule für

Gesundheit und Medizin

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Gliederung

� Grundgedanken zur Notfallpädagogik

� Definition� Begründungen� Ziele� Erwachsenenbildnerisches Grundverständnis

� Perspektiven für die Nutzung des web 2.0

� Voraussetzungen

� Problematische Aspekte

� Fazit

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Notfallp ädagogik: Definition

Notfallpädagogik ist die Wissenschaft und Praxis von Erziehung und (Aus-) Bildung, die auf Notfälle

bezogen ist. Sie entwickelt Theorien, Konzepte und Methoden für eine notfallbezogene Erziehung sowie Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen mit dem

Ziel notfallbezogener Mündigkeit. Synonym kann auch von notfallbezogener Erziehungswissenschaft

gesprochen werden.

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Systematische Zuordnung

Notfall-psychologie

Notfall-pädagogikTrauma-

pädagogik Sicherheits-pädagogik

Krisen-pädagogik

Umwelt-erziehung

Gesundheits-erziehung

Friedens-erziehung

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Begründungen

Geier (2008):„…Vollkaskomentalität!“„ist Deutschland ein Entwicklungsland“

Goersch (2010): „Vernachlässigung der persönlichen Notfallvorsorge ist DIE Schwach-stelle des Bevölkerungsschutzes in Deutschland!“

Hagebölling (2007):„Selbstschutzspezifisches Analphabetentum!“

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Studienlage (www.votekk.de)

� 67 Prozent der Bundesbürger fühlen sich auf Natur-katastrophen, Krisen, Terroranschläge oder Großschadens-lagen nicht vorbereitet

� Nur 11 Prozent haben konkrete Notfallplanungen getroffen

� 21 Prozent der Jugendlichen kennen die Notrufnummer nicht!

� 20 Prozent haben noch nie (!) den Begriff Zivilschutz bzw. Katastrophenschutz gehört

� 70 Prozent können keine Erste Hilfe leisten, Reanimationendurch Ersthelfer werden nur in 12,5 Prozent der plötzlichenHerz-Kreislauf-Stillstände durchgeführt

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Weitere Begründungszusammenh änge (1)

� Selbstbestimmung und Handlungsfähigkeit

� Einsatztaktische Überlegungen

� Verringerung sachbezogener bzw. ökonomischer Notfallfolgen� 1 Euro Vorsorgeausgaben spart 7 bis 10 Euro Schäden

� Verringerung psychischer Notfallfolgen

� Verringerung medizinischer Notfallfolgen� 10 Prozent der Unfallopfer könnten durch Verkürzung des

„therapiefreien Intervalls“ gerettet werden

� 50 Prozent der Reanimationen könnten erfolgreich verlaufen

� Reduzierung der Überlebenswahrscheinlichkeit bei Herz-Kreislauf-Stillstand pro Minute um 10 Prozent

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Weitere Begründungszusammenh änge (2)

� Zunehmende Bedeutung in den kommenden Jahren:

� Verlängerung der Hilfsfristen� Verringerung der „Krankenhausdichte“� Notarztmangel, v. a. in ländlichen Regionen� Klimawandel, häufigere und heftigere Naturereignisse� Globalisierungsfolgen� Asymmetrische Bedrohungssituation� Demographische Entwicklung� Komplexität gesellschaftlicher Zusammenhänge

(mehr und „teurere“ Schäden!)

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Ziele

beinhaltet

mit dem Ziel

NotfallbezogeneMündigkeit

Notfallbezogene Lernprozesse „Lernen für Notfälle“ und „Lernen aus Notfällen“

NotfallbezogeneErziehung und (Aus-) Bildung

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Konstrukt „Notfallbezogene M ündigkeit“

SelbsthilfefähigkeitSich selbst helfen können / anderen helfen (können)

SelbstbestimmungsfähigkeitSich bestimmen: Eigene Reaktionen verstehenÜber sich bestimmen: Sinnvoll planen (können)

SolidaritätsfähigkeitAnderen beistehen, Anteil nehmen (können)

S

S

S

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Erwachsenenbildnerisches Grundverständnis

� „Lernpartner“ ernst nehmen, ihnen etwas zumuten und zutrauen!

� Partizipation ermöglichen

� Kontakt und Austausch „auf Augenhöhe“

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web 2.0

Zentrale Charakteristika

� schnell

� aktivierend („Mitmach-Internet“)

� niedrigschwellig verfügbar

� wechselseitige Kommunikation

� ebenfalls „auf Augenhöhe“

Zahlen, Daten, Fakten:49 Millionen Bundesbürger sind regelmäßig im Internet,

rund die Hälfte ist im „social web“ aktiv (allein „facebook“: 14 Millionen Mitglieder)

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Nutzungsperspektiven

Bereits reale Beispiele:

� Informationsaustausch

� Internetplattform „Ushahidi“

� Suche nach Vermissten

� Anforderung von Hilfe

� Spendenaufrufe

� Ausdruck von Anteilnahme (Loveparade 2010)

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„Beh ördliche“ Nutzung? (1)

Aber:Zentrale Voraussetzung (einmal mehr!):

Gegenseitige Akzeptanz und Kommunikation auf Augenhöhe!

Durchaus denkbare Beispiele:

� Lagebilderstellung

� Informationsvermittlung

� Informationsgewinnung

� Steuerung und Organisation von Hilfe

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„Beh ördliche“ Nutzung? (2)

Stattdessen: Konstruktives Miteinander der Schützenden und der zu Beschützenden!

wissend

„oben“

„aktiv“

unwissend

„unten“

„passiv“

Dieser Gedanke ist keineswegs neu –vgl. „Paradigmenwechsel im Bevölkerungsschutz“

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Cave: Das Verh ältnis von Theorie und Praxis!

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Problematische Aspekte

� Man muss schnell reagieren können

� Man muss einer Erwartungshaltung gerecht werden

� Man muss wirklich (!) offen und transparent reagieren

� Sprache und Stil

� Personelle Ressourcen

� Auch zu beachten: Erreicht wird lediglich eine Bevölkerungs-teilgruppe (die meisten „User“ sind unter 40, besonders aktiv sind „User“ zwischen 14 und 19)

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Fazit

� Generell ist das web 2.0 kein Ersatz, sondern eine Ergänzungder bisherigen Risiko- und Krisenkommunikation

� web 2.0 und Notfallpädagogik basieren auf vergleichbarenGrundgedanken:

� „Jeder ist (sein eigener) Experte“

� Denkbare Chance: „Community of Security“?

� Erfordert den Abschied von tradiertem „Behördendenken“ und Vertrauensaufbau im Vorfeld

Chancen? Nutzen!

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Quellen (Auswahl!)

Blank-Gorki V., Karutz H. (2011): web 2.0: Neue Perspektiven für den Bevölkerungsschutz? In: Bevölkerungsschutz 1/2011, 24-27.

Dennenmoser C. (2010): Der Wert sozialer Netzwerke in Katastrophen. In: Im Einsatz 17, 216-219.

Kaplan, A. M., Haenlein, M. (2010): Users of the world unite! The challenges and opportunities of Social Media. In: Business Horizons, 53, 59-68.

Palmer J. (2008): Emergency 2.0 is coming to a website near you. In: New Scientist, Jg. 198, Heft 2654, 24-25.

Pannen, U. (2010): Social Media: Eine Architektur politischer Kommunikation. In: Forschungsjournal NSB, Jg. 23, 3/2010, 56-63.

Schrape, J. (2010): Web 2.0 und Massenmedien: Visionen versus Empirie. In: Forschungsjournal NSB, Jg. 23, 3/2010, 72-83.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Medical School Hamburg

Fachhochschule für

Gesundheit und Medizin

Dr. phil. Harald Karutz

Notfallpädagogisches InstitutMüller-Breslau-Str. 30a 45130 [email protected]

Medical School HamburgKaiserkai 120457 [email protected]


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