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Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft Praxisratgeber für den Grundstückseigentümer Regenwasserversickerung – Gestaltung von Wegen und Plätzen (Stand Juni 2000)
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Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft

Praxisratgeber für denGrundstückseigentümerRegenwasserversickerung –Gestaltung von Wegen und Plätzen

(Stand Juni 2000)

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Praxisratgeber für denGrundstückseigentümerRegenwasserversickerung –Gestaltung von Wegen und Plätzen

(Stand Juni 2000)

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Impressum1. Auflage Juni 2000

Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Lazarettstraße 67, D-80636 München,eine Behörde im Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklungund Umweltfragen Überarbeiteter Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 3109, 65021 Wiesbaden

Idee, Konzeption und Text (Seite 6–41): Umweltplanung Bullermann Schneble GmbH, DarmstadtText (Seite 42–50): Referat 33 „Siedlungsentwässerung“, Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, MünchenFotos: Umweltplanung Bullermann Schneble GmbH, Darmstadt

Hermann Oehling, Frankfurt am MainGestaltung: Andreas Rimmelspacher, traffic unit pro Werbeagentur, MünchenDruck: Pericolini, Lahr

Für den Druck wurde Recycling-Papier aus 100% Altpapier verwendet.Bezug: Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, Postfach 2060, 94460 Deggendorf

Nachdruck und Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers und des HessischenMinisteriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten

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Vorwort

Ein wesentliches Anliegen moderner Siedlungsentwässerung ist es, Niederschlagswasser von befestigten Flächenweitestgehend in den natürlichen Wasserkreislauf zurückzuführen. Es gibt Möglichkeiten, den Boden zu befesti-gen, ohne ihn zu versiegeln. Eine Befestigung muss nicht das „Aus“ für den Wasser- und Naturkreislauf bedeuten.Es hat sich jedoch gezeigt, dass bezüglich der verschiedenen Methoden und der technischen Ausführung sowie derzu beachtenden Randbedingungen ein erheblicher Informationsbedarf besteht.

Der vorliegende Praxisratgeber wurde mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Umwelt,Landwirtschaft und Forsten erstellt. Er enthält anschauliche Entsiegelungs- und Versickerungsmaßnahmen, erklärtPlanungs- und Rahmenbedingungen und gibt zahlreiche Tipps und Anregungen aus der Praxis für alle privatenGrundstückseigentümer, die sich über das Thema Entsiegeln und Versickern informieren möchten bzw. vielleichtdie eine oder andere Maßnahme planen und selbst bauen wollen. Er kann aber auch als wertvolle Hilfe allen den-jenigen dienen, die in den Kommunen oder in Fachbüros Entsiegelungs- und Versickerungsprojekte koordinierenoder hierzu Beratung anbieten.

Auf privaten Grundstücken können viele einzelne Maßnahmen dazu beitragen, den örtlichen Wasser- und Natur-haushalt zu verbessern, die Kanalisation zu entlasten und das Gesamtbild einer Siedlung zu verschönern.

Eines sollte immer bedacht werden: Viele kleine Teile tragen zum Großen und Ganzen bei! Jeder QuadratmeterFläche, der naturnah belassen wird und jeder Liter Regenwasser, der der Natur zurückgegeben wird, ist einGewinn für jeden Einzelnen von uns und ein wichtiger Beitrag im Sinne des nachhaltigen Umgangs mit unserennatürlichen Lebensgrundlagen.In diesem Sinne möchte der Praxisratgeber Anregungen geben.

Prof. Dr.-Ing. Albert GöttlePräsident des Bayerischen Landesamtes für WasserwirtschaftJuli 2000

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Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Entsiegeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Entsiegelung durchführen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Durchlässige Flächenbefestigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Rasenfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Kies-Splitt-Decken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Schotterrasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Holzroste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Holzpflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Rasengittersteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Rasenfugenpflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Rasenwabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Porenpflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Durchlässige Befestigung bauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Versickerung von Regenwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Wasserdurchlässigkeit des Bodens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Muldenversickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Rohr-Rigolenversickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Schachtversickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Planungstipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Planung und Bau einer Muldenversickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Planung und Bau einer Rohr-Rigolenversickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Regenwassernutzung und -versickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Rechtliche Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Niederschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Technische Regeln (TRENGW) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

Informationen – Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

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Einleitung

Welche Möglichkeiten zur Entsiegelungvon Flächen und Versickerung von Regen-wasser gibt es auf Ihrem Grundstück?

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Gehen Sie einmal über Ihr Grundstück und prüfen Sie, wie vieleFlächen in einer Weise befestigt sind, dass Regenwasser nichtversickern kann und deshalb das kostbare Regenwasser in dieKanalisation abfließt.

Sie werden feststellen, dass es sich um Eingangswege, Garagen-einfahrten, Stellplätze, Plätze der Sammelbehälter für Abfälle und Wertstoffe, aber auch um die Dächer des Wohnhauses, vonGaragen und Gartenschuppen handelt.

Vieles, was früher üblich und vielleicht sogar vorgeschrieben war,ist aus heutiger Sicht eher negativ zu bewerten. Wenn das Regen-wasser von versiegelten und bebauten Flächen aus Siedlungsgebie-ten in die Kanalisation fließt, hat dies nachteilige Folgen:� Das Regenwasser vermischt sich in der Kanalisation mit

Schmutzwasser und lässt sich nur mühsam und aufwendig wieder reinigen.

� Zudem sind die Kanalnetze bei Regenwetter oft überlastet, und das Abwasser wird schlecht gereinigt in Bäche und Flüsseabgegeben.

� Durch den schnellen Abfluss aus den Siedlungsgebieten steigtdie Gefahr von Überschwemmungen.

� Dem Natur- und Wasserhaushalt vor Ort fehlt das abgeflosseneRegenwasser. Betroffen sind insbesondere das Grundwasser undkleine Bäche. Regional kann es deshalb zu Schäden in der Vegetation kommen. Auch das Kleinklima wird negativ verändert, weil weniger Wasser verdunstet und die Luft somittrockener wird.

Für Gegenmaßnahmen wie z. B. große Klärbecken und Gewässerausbau müssen alle bezahlen. Sie werden wahr-scheinlich bemerkt haben, wie die Gebühren für Trinkwasser und Abwasser steigen.

Es ist bereits heute von großer Bedeutung und wird in Zukunft noch wichtiger werden, Regenwasser auch auf demGrundstück versickern zu lassen oder gar selbst zu nutzen. Deshalb ist es wichtig, aktiv zu werden, zumal es sich in vielfacher Hinsicht, nicht zuletzt auch wirtschaftlich für Sie persönlich lohnt. Zum Teil sind die notwendigenMaßnahmen zur Entsiegelung von Flächen und Versickerung von Regenwasser sehr einfach durchzuführen. ImFolgenden wird gezeigt, wie Sie im privaten Bereich selbst aktiv werden können.

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Vorgarten vor …

… und nach der Entsiegelung

Entsiegelbare Flächen

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Entsiegeln

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Auf vielen Grundstücken gibt es Flächen, die versiegelt und befestigt sind, weil es für deren Nutzung notwendigoder zweckmäßig erschien. So wurden Flächen gepflastert, zubetoniert und asphaltiert, weil es die Nutzung z. B.als Gehweg, Abstellfläche oder Stellplatz erforderte. Häufig wurden Flächen auch versiegelt, weil deren Pflegeeinfacher als die einer Grünanlage erschien, die bewässert und gepflegt werden muss.

Oftmals ist aber die Nutzung solcher Flächen entfallen oder deren geplante Nutzung nicht eingetreten. Hinzukommt, dass sich die Einstellung zu Umwelt und Natur geändert hat. Die Menschen sind sensibler geworden – eingrüner, blühender Garten wird gerade in Siedlungsgebieten mit vielen Straßen, Parkplätzen und Gebäuden heutesehr geschätzt.

Versiegelte Flächen, deren Nutzung nicht mehr besteht, sollten in Grünflächen umgewandelt werden. Dies wird Entsiegelung genannt. Folgende Gründe sprechen dafür, dass Sie aktiv werden und Flächen entsiegeln:� Sie sorgen dafür, dass das Regenwasser vor Ort versickern bzw. verdunsten kann.� Sie verschönern Ihr Grundstück durch Begrünung bzw. freuen sich über selbst angebautes Gemüse.� Sie sparen Gebühren für die Niederschlagswasserableitung, die schon heute vielerorts erhoben werden.

Wandeln Sie die Beton-, Asphalt- und Pflasterflächen, die nicht mehr erforderlich sind, in Grünflächen mitblühenden Blumen, Bäumen und Büschen um!

Überprüfen Sie Ihr Grundstück auf versiegelte und befestigte Flächen, die nicht benötigt werden und die Siebegrünen können! Beispiele für geeignete Flächen zur Entsiegelung sind:� Nicht mehr erforderliche Stellflächen oder Parkplätze.� Zu breite oder nutzlose Wege.� Befestigte und versiegelte Vorgärten!� Vollständig versiegelte Hofflächen.

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Die Entsiegelung von befestigten Flächen ist in der Regel einfach auszuführen. Der Aufwand ist entscheidenddavon abhängig, welche Art der Befestigung entfernt werden soll. Materialien wie Pflaster oder Splitt bzw. Kieslassen sich wesentlich einfacher entfernen als Beton- oder Asphaltflächen. Nach der Art der Befestigung entschei-det sich, ob die Entsiegelung von Ihnen durchgeführt werden kann.

1. Pflaster, Schotter, Kies- oder Splittdecken können Sie – wenn auch mit etwas Schweiß – selbst entfernen. Als Werkzeug bzw. Material brauchen Sie Folgendes:� Spaten, Schaufel, Spitzhacke, Rechen� Schubkarre� Container für die Abfuhr der Materialien� Mutterboden zum Wiederauffüllen� Grünpflanzen oder Saatgut

2. Beton- und Asphaltflächen sind durch ihre kompakte, harte Oberfläche nur mit erhöhtem Aufwand zu entfer-nen. Man sollte diese Mühe nur auf sich nehmen, wenn die Flächen nicht allzu groß sind und die Dicke des Belages10 bis 15 Zentimeter nicht überschreitet. Bei Betonflächen ist es schwer abzuschätzen, wie hart der Beton ist undob Baustahl verwendet wurde. Sie sollten dies an einer Ecke der Fläche mit Hammer und Meißel überprüfen, bevorSie sich entscheiden, die Entsiegelung selbst durchzuführen. Wird die Beton- oder Asphaltfläche in Eigenleistung entfernt, benötigen Sie neben den genannten Werkzeugen undMaterialien zusätzlich einen schweren Elektrohammer (Leihgebühr zirka 70 DM pro Tag). Die Arbeitsschritte sindsonst die gleichen wie beim Rückbau der bereits erwähnten Oberflächen.

Ist Ihnen der Rückbau in Eigenleistung zu aufwendig, beauftragen Sie hierfür ein Bauunternehmen oder einenGartenbaubetrieb. Dabei ist auf Folgendes zu achten:� Holen Sie mehrere Angebote ein, damit Sie die Preise vergleichen können.� Lassen Sie sich einen Festpreis anbieten, der alle Leistungen wie Nebenarbeiten, Abtransport und Entsorgung

der kompletten Befestigung bis zum Einbringen des Mutterbodens beinhaltet.� Wenn Sie nur Teile einer befestigten Fläche entfernen lassen, denken Sie daran, dass die verbleibende Fläche

am Rand neu gefasst werden muss und das Angebot die Kosten hierfür enthält. � Erteilen Sie einen schriftlichen Auftrag und lassen Sie sich eine Auftragsbestätigung mit einem Ausführungs-

termin geben. � Bei der Ausführung achten Sie vor allem darauf, dass die Befestigung vollständig entfernt wird. Also auch der

Schotter oder Kies, der unter der Oberfläche liegt.

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Entsiegelung durchführen

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Wenn alle Geräte und Materialien vor Ort sind, kann es losgehen.

Zuerst wird die Oberfläche gelockert, bzw.die Pflastersteine werden nach und nach ent-fernt. Achtung! Pflastersteine halten nur des-halb gut zusammen, weil sie im so genanntenVerbund liegen. Daher die Steine vom Randabnehmen, ggf. die Randbefestigung vorherentfernen. Die Steine können vielleichtwoanders wieder verwendet werden. Erkun-digen Sie sich bei der Firma, die den Contai-ner stellt, oder bei Ihrer Gemeinde.

Das Material, das unter der bereits entfernten Oberfläche liegt,wird jetzt bis zum natürlich gewachsenen Boden ausgehoben, ineinen Container gefüllt und abgefahren. Falls erforderlich, sindRandbefestigungen abzutragen bzw. neu herzustellen.

Nachdem alle Bestandteile der Befestigung vollständig entferntsind, wird der Mutterboden aufgebracht. Dieser sollte etwas höheraufgefüllt werden als notwendig, weil er sich mit der Zeit setzt.Achten Sie darauf, dass lockerer, humusreicher Boden geliefertwird, der keine Steine oder Grassoden enthält.

Bei der Begrünung sollten Sie einheimische, standortgerechtePflanzen verwenden. Informationsmaterial erhalten Sie hierzubei Ihrer Kommune. Achten Sie auf einen ausreichenden Abstand,da viele Sträucher oder Bäume mit den Jahren groß werden undviel Platz beanspruchen. Neu gesetzte Pflanzen müssen gutgewässert werden.

Bei einer 10 Quadratmeter großen Fläche entstehen folgende Kosten Container mit ca. 4 Kubikmeter Bauschutt ca. 400 bis 600 DMMutterboden ca. 4 Kubikmeter ca. 150 bis 250 DM

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Für Flächen, die aufgrund ihrer Nutzung befestigt sein müssen, gibt es viele Systeme, die wasserdurchlässig sind.Für den privaten Bereich sind folgende geeignet: � Rasen � Kies-Splitt-Decken � Schotterrasen� Holzroste � Holzpflaster � Rasengittersteine� Rasenfugenpflaster � Rasenwabe � Porenpflaster

Die Auswahl einer geeigneten Befestigung erfolgt im Wesentlichen nach den folgenden Kriterien:� Eignung für die vorgesehene Nutzung� Aussehen der Oberfläche� Kosten für die Herstellung� Aufwand zur PflegeBei der Wahl der Befestigung sollten Sie besonders berücksichtigen, dass� die Oberfläche einen hohen Grünanteil hat und somit ökologisch hochwertig ist,� auch bei starken Regenfällen möglichst das gesamte Regenwasser zwischengespeichert werden kann und

versickert,� bei kommunalen Förderprogrammen bei Belagsänderungen evtl. nur bestimmte Materialien gefördert werden.

Anwendung. Durchlässige Befestigungssysteme werden zu folgenden Anlässen eingesetzt:1. Neue Flächenbefestigungen werden in Neubaugebieten oder bestehenden Siedlungsflächen heutzutage

fast nur noch wasserdurchlässig gebaut.2. Vorhandene undurchlässige Befestigungen, die hässlich bzw. erneuerungsbedürftig sind, werden in der

Regel ebenfalls durch wasserdurchlässige Oberflächen ersetzt. Ist der Bestand der undurchlässigen Oberflächen vorteilhaft oder erwünscht, ist zu prüfen, ob das abfließende Regenwasser in eine Versickerungsanlage abgeleitet werden kann (siehe Seite 24, Kapitel „Versickerung von Regenwasser“).

Achtung! Eine Ausnahme für die Verwendung von wasserdurchlässigen Oberflächenkönnen steile Hanglagen bzw. ein sehr gering durchlässiger Untergrund (Ton,Fels) sein. Werden Oberflächen gegen wasserdurchlässige Befestigungenausgetauscht, ist häufig auch das Material unterhalb der Oberflächen – die so genannte Tragschicht – zu wechseln, wenn diese nur gering wasserdurch-lässig ist. Es besteht sonst die Gefahr von Stauwasser.

Auf den folgenden Seiten werden unterschiedliche Materialien hinsichtlich ihrerEigenschaften und Einsatzgebiete auf privaten Grundstücken vorgestellt. Danach wirdgezeigt, wie Sie eine Fläche in wasserdurchlässiger Einfachbauweise selbst herstellenkönnen.

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Durchlässige Flächenbefestigungen

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empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

Rasenflächen bestehen aus verdichtetem Mutterboden und sind mit strapazierfähigen Gräsern bewachsen.

Anwendungsbereiche Terrassen –Fußwege oKfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt –Fahrbereiche – Hofflächen –Spiel- und Bewegungsflächen +Einsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 20 – 30 DM pro Quadratmeter Grünflächenanteil: 100 ProzentUnterhaltung: regelmäßiges MähenVertrieb/Herstellung: Gartenfachhandel/LandschaftsbauMaterialien für 10 Quadratmeter Rasenfläche300 Gramm Gebrauchsrasensamen, Regelsaatgutmischung (RSM) 2.1 – 2.42,2 – 3,6 Kubikmeter MutterbodenHerstellungAuf den Untergrund werden 20 – 30 Zentimeter Mutterboden aufgebracht und mit einer Walze verdichtet. Der Mutterboden muss sandig sein, sonst verfestigt sich der Boden bei Belastung so sehr, dass das Gras nicht mehr wachsen kann. Vorzugsweise im Herbst oder Frühjahr wird strapazierfähiger Grassamen gesät, eingeharkt und verdichtet.PraxistippBefestigungssystem, das für viele Nutzungen ausreicht, jedoch regelmäßiger Pflege bedarf.

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Rasenfläche

Rasen

20–30 cm Mutterboden

Untergrund

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Kies-Splitt-Decken bestehen aus Kies oder Splitt, der eine gleichförmige mittlere Körnung hat.

Anwendungsbereiche Terrassen +Fußwege +Kfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt +Fahrbereiche +Hofflächen oSpiel- und Bewegungsflächen oEinsatz bei starkem Gefälle –zum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 20 – 30 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: keinerUnterhaltung: gelegentliches GlättenVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel/LandschaftsbauMaterialien für 10 Quadratmeter Kies-Splitt-Decke1,2 Tonnen Kies oder Splitt der Körnung 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippSehr preisgünstiges Befestigungssystem, das gut für den Selbstbau geeignet ist (siehe hierzu Seite 22, Kapitel „Durchlässige Befestigung bauen“).

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Kies-Splitt-Decken

6 cm Kies oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

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Schotterrasen besteht aus einem verdichteten Gemisch aus Schotter und Mutterboden, das mit Gräsern bewachsen ist.

Anwendungsbereiche Terrassen oFußwege +Kfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt +Fahrbereiche +Hofflächen oSpiel- und Bewegungsflächen oEinsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 30 – 50 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: 20 – 30 ProzentUnterhaltung: gelegentliches Mähen bei geringer NutzungVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel, Gartenfachhandel/LandschaftsbauMaterialien für 10 Quadratmeter Schotterrasen150 Gramm Parkplatzrasensamen, Regelsaatgutmischung (RSM) 5.10,9 Kubikmeter Mutterboden1,4 Tonnen Schotter der Körnung 2/323,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippHoch belastbares Befestigungssystem, das einer Rasenfläche ähnlich sieht und preiswert in der Erstellung ist.

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Schotterrasen

Rasen15 cm Schotter-Mutterboden-Gemisch

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

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Holzroste bestehen aus imprägnierten heimischen Hölzern (Lärche, Zeder) und werden auf eine gut durchlässige Fläche aufgelegt.

Anwendungsbereiche Terrassen +Fußwege oKfz-Stellplätze selten genutzt –Kfz-Stellplätze häufig genutzt –Fahrbereiche –Hofflächen –Spiel- und Bewegungsflächen –Einsatz bei starkem Gefälle –zum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 90 – 130 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: keinerUnterhaltung: gelegentliche Behandlung mit HolzölenVertrieb/Herstellung: Holzhandlungen, Baumärkte/ZimmereibetriebeMaterialien für 10 Quadratmeter Holzroste10,0 Quadratmeter Holzroste24,0 – 30,0 Meter Kantholz b/h = 8/10zirka 100 Stück Schrauben0,6 Tonnen Splitt der Körnung 2/82,0 – 3,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippNatürliches Material speziell für Terrassen und Eingangspodeste. Wurzelwachstum von benachbarten Bäumen wird nicht behindert.

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Holzroste

3–5 cm Holzrost10 cm Kantholz

3 cm Splitt10–15 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

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Holzpflaster wird aus imprägnierten Holzklötzen hergestellt, die auf eine gut durchlässige Fläche aufgelegt und mit Sand oder Splitt ausgefugt werden.

Anwendungsbereiche Terrassen +Fußwege +Kfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt oFahrbereiche –Hofflächen oSpiel- und Bewegungsflächen oEinsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 80 – 120 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: keinerUnterhaltung: gelegentliche Behandlung mit HolzölenVertrieb/Herstellung: Holzhandlungen, Baumärkte/LandschaftsbauMaterialien für 10 Quadratmeter Holzpflaster10,0 Quadratmeter Holzpflaster (Höhe zirka 8 – 15 Zentimeter)1,0 Tonnen Sand oder Splitt der Körnung 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippFür Liebhaber von Holz das richtige Material, jedoch mit begrenzter Lebensdauer und ggf. bei Nässe Rutschgefahr.

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Holzpflaster

8–10 cm Holzpflaster3–5 cm Sand oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

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Rasengittersteine bestehen aus Beton und haben wabenförmige Öffnungen, die mit sandigem Mutterboden gefüllt und mit Gras bewachsen sind.

Anwendungsbereiche Terrassen – Fußwege oKfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt +Fahrbereiche +Hofflächen o Spiel- und Bewegungsflächen – Einsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet – KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 60 – 80 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: über 40 ProzentUnterhaltung: gelegentliches Mähen bei geringer NutzungVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel/Landschaftsbau, BaufirmenMaterialien für 10 Quadratmeter Rasengittersteine10,0 Quadratmeter Rasengittersteine0,4 Kubikmeter Mutterboden130 Gramm Parkplatzrasensamen, Regelsaatgutmischung (RSM) 5.10,6 – 1,0 Tonnen Sand oder Splitt der Körnung 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippPreiswerter Klassiker für Stellplätze und Fahrspuren!

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Rasengittersteine

Rasengittersteine mit Rasen6 cm Sand oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

Page 21: regenwasserversickerung praxisratgeber

Rasenfugenpflaster besteht aus Betonsteinen mit Abstandhaltern, die gleichmäßig breit begrünte Fugen gewährleisten.

Anwendungsbereiche Terrassen –Fußwege oKfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt +Fahrbereiche +Hofflächen oSpiel- und Bewegungsflächen –Einsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet –KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 70 – 90 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: bis 35 ProzentUnterhaltung: gelegentliches Mähen bei geringer NutzungVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel/Landschaftsbau, BaufirmenMaterialien für 10 Quadratmeter Rasenfugenpflaster10,0 Quadratmeter Fugenpflaster inklusive Abstandhalter0,1 – 0,3 Kubikmeter Mutterboden30 – 90 Gramm Parkplatzrasensamen, Regelsaatgutmischung (RSM) 5.10,6 – 1,0 Tonnen Sand oder Splitt der Körnung 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45

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Rasenfugenpflaster

Pflastersteine mit Rasenfugen3–5 cm Sand oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

Page 22: regenwasserversickerung praxisratgeber

Rasenwabenflächen bestehen aus stabilen Kunststoffelementen, die mit sandigem Mutterboden gefüllt und mit Gras bewachsen sind.

Anwendungsbereiche Terrassen –Fußwege +Kfz-Stellplätze selten genutzt +Kfz-Stellplätze häufig genutzt +Fahrbereiche +Hofflächen –Spiel- und Bewegungsflächen oEinsatz bei starkem Gefälle ozum Selbstbau geeignet +KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 70 – 90 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: 90 ProzentUnterhaltung: gelegentliches Mähen bei geringer NutzungVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel, Gartenfachhandel/LandschaftsbauMaterialien für 10 Quadratmeter Rasenwabe10,0 Quadratmeter Rasenwaben300 Gramm Gebrauchs- oder Parkplatzrasensamen, Regelsaatgutmischung (RSM) 2.1 – 2.4 oder 5.10,8 Kubikmeter Mutterboden0,6 – 1,0 Tonnen Sand oder Splitt 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter 2/32 – 2/45PraxistippSieht aus wie eine Rasenfläche, ist jedoch hoch belastbar.

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Rasenwabe

4–5 cm Rasenwabe mit Rasen3–5 cm Sand oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

Page 23: regenwasserversickerung praxisratgeber

Porenpflaster besteht aus großporigen, wasserdurchlässigen Betonsteinen.

Anwendungsbereiche Terrassen +Fußwege +Kfz-Stellplätze selten genutzt –Kfz-Stellplätze häufig genutzt oFahrbereiche oHofflächen +Spiel- und Bewegungsflächen oEinsatz bei starkem Gefälle +zum Selbstbau geeignet –KenndatenBaukosten (mit Einbau): zirka 80 – 100 DM pro QuadratmeterGrünflächenanteil: keinerUnterhaltung: gelegentliches Abkehren zum Erhalt der DurchlässigkeitVertrieb/Herstellung: Baustoffhandel/Landschaftsbau, BaufirmenMaterialien für 10 Quadratmeter Porenpflaster10,0 Quadratmeter Porenpflaster0,1 Tonnen Splitt der Körnung 2/8 für die Fugen 0,6 – 1,0 Tonnen Sand oder Splitt der Körnung 2/83,0 – 6,0 Tonnen Kies oder Schotter der Körnung 2/32 – 2/45PraxistippVom Aussehen her wie normales Betonpflaster, jedoch wasserdurchlässig. Ökologisch nur wasserwirtschaftlich sinnvoll!

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Porenpflaster

Porenpflaster3–5 cm Sand oder Splitt

15–30 cm Kies- oder Schottertragschicht

Untergrund

empfohlen +bedingt empfohlen onicht empfohlen –

Page 24: regenwasserversickerung praxisratgeber

Durchlässige Befestigungen können je nach gewähltem Belag selbst erstellt werden. Falls Sie Fördergelderbeantragt haben, denken Sie daran, dass die Kosten mit Rechnungen bzw. Quittungen belegt werden müssen.

1. Einfachbefestigungen (Rasen, Kies-Splitt-Decken und Schotterrasen) können im Gegensatz zu Pflasterbelägenund Holzoberflächen ohne größere Fachkenntnisse und spezielles Gerät selbst hergestellt werden. Als Beispiel wirdin dem vorliegenden Praxisratgeber der Bau einer Kies-Splitt-Decke ausführlich dargestellt. Die Anlage vonRasenflächen wird in einschlägigen Gartenbüchern erläutert.

2. Pflaster- und Holzoberflächen sind durch ihre Bauart schwierig selbst herzustellen. Die zahlreichen Arbeits-schritte für die Herstellung von Pflasterbelägen müssen sorgfältig und fachgerecht durchgeführt werden. BeiHolzrosten ist eine spezielle Unterkonstruktion erforderlich, zudem sind ausreichend große Dehnungsfugen ein-zuplanen. Fachgerecht werden diese Befestigungen von Bauunternehmen oder Gartenbaubetrieben ausgeführt. Bei einer Beauftragung ist auf Folgendes zu achten:� Legen Sie genau fest, welche Leistungen erbracht werden sollen.� Holen Sie mehrere Angebote ein, damit Sie die Preise vergleichen können.� Lassen Sie sich einen Festpreis anbieten, der alle Leistungen von der Lieferung der Materialien bis zur

kompletten Fertigstellung des Belages beinhaltet.� Prüfen Sie genau, ob die Angebote alle gewünschten Leistungen beinhalten.� Erteilen Sie einen schriftlichen Auftrag und lassen Sie sich eine Auftragsbestätigung mit einem

Ausführungstermin geben. � Überprüfen Sie vor dem Einbau, ob die richtigen Materialien geliefert wurden.� Schauen Sie öfters einmal auf die Baustelle und prüfen Sie, ob alles nach Ihren Vorstellungen gebaut wird.

Beispiel: Selbstbau Kies-Splitt-DeckeEine Kies-Splitt-Decke können Sie mit ein wenig Geschick selbst bauen. Informationen zu den Eigenschaften undder Eignung von Kies-Splitt-Decken finden Sie auf Seite 14. Als Werkzeug bzw. Material brauchen Sie Folgendes:� Spaten, Schaufel, Rechen� Schubkarre� Stampfer oder Flächenrüttler (Ausleihe!)� Holzlatte zum Abziehen der Fläche� Kies oder Splitt für die Oberfläche (z. B. Korngröße 2/8 mm)� gemischtkörniger Kies oder Schotter für die Tragschicht (z. B. Korngröße 2/32 mm)� ggf. Randsteine, Kiessand, Zement und entsprechendes Werkzeug

Es entstehen Ihnen Kosten von etwa 120–200 DM, wenn Sie alle Arbeiten selbst ausführen.

Der Bau einer Schotterrasenfläche ist nicht wesentlich aufwendiger. Anstatt der Kies- bzw. Splittdecke wird dieOberfläche aus einem Gemisch aus Schotter und Mutterboden hergestellt und eingesät. Anschließend muss dieFläche mit einem Flächenrüttler verdichtet werden (siehe Seite 15).

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Durchlässige Befestigung bauen

Achtung! Kies und Schotter werden oft nur nach Gewicht angeboten. Ein Kubikmeter lose geschüttet wiegt zirka1,8 Tonnen. Wenn der Kies bzw. Schotter richtig verdichtet wird, „schrumpft“ er etwa um 10 bis20 Prozent. Für eine Fläche von 10 Quadratmeter benötigt man 1,4 Tonnen Kies oder Splitt derKörnung 2/8 mm und 3–6 Tonnen Kies bzw. Schotter der Körnung 2/32 mm für die Tragschicht.

Page 25: regenwasserversickerung praxisratgeber

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Wenn alle Geräte und Materialien vor Ort sind, kann es losgehen. Falls undurchlässige Befestigungen vorher entfernt werden müssen,finden Sie Angaben hierzu im Kapitel „Entsiegelung durchführen“auf Seite 10.

Stellen Sie eine möglichst ebene Fläche her, die etwa 20 Zentimetertiefer ist als die Höhe der gewünschten späteren Oberfläche (Erd-aushub oder Entfernen des alten Befestigungssystems).

Falls die Fläche eingefasst werden soll, setzen Sie jetzt die Rand-steine in ein Kiessand-Zement-Gemisch. Damit die Einfassunggerade wird, spannen Sie eine Schnur. Achtung, die Höhenlage derspäteren Fläche wird hierdurch festgelegt! Achten Sie darauf, dassdie Anschlüsse an benachbarte Flächen passen.

Füllen Sie jetzt zirka 15 Zentimeter Kies oder Schotter locker auf.Die Oberfläche muss eben, evtl. mit dem gewünschten Gefällehergestellt werden. In Abhängigkeit der späteren Belastung ist dieFläche mit einem Stampfer (Gehweg, Abstellfläche) oder Flächen-rüttler (Kfz-Stellplatz, Fahrweg) zu verdichten. Während des Ver-dichtens ist die Fläche öfters zu glätten und ggf. aufzufüllen, biseine ebene Fläche in der gewünschten Höhe entstanden ist.

Jetzt wird der Kies bzw. Splitt mit der Körnung 2/8 mm auf dieverdichtete Fläche locker in der Schichtdicke von zirka 5 bis 6 Zentimeter aufgebracht, verdichtet und glatt geharkt.

Die neue, wasserdurchlässige Befestigung kann nun genutztwerden.

Kosten entstehen für folgende Geräte und MaterialienMiete Flächenrüttler ca. 70 DM/TagKies bzw. Splitt für die Oberfläche ca. 30 DM/tKies bzw. Splitt für die Tragschicht ca. 25 DM/t

Page 26: regenwasserversickerung praxisratgeber

Regenwasser, das von versiegelten Flächenabfließt, kann in vielen Fällen gezielt in denBoden versickert werden. Das Wasser wirddem Boden über Mulden, Schächte oder sogenannte Rohr-Rigolen zugeführt. Es han-delt sich hierbei um Regenwasser vonDachflächen oder aus dem Überlauf vonRegenwasserspeichern. Die gezielte Ver-sickerung von Regenwasser wird auch inFällen angewendet, in denen der Austauschvon wasserundurchlässigen Oberflächenbe-festigungen zu teuer bzw. zu aufwendig ist.

Die Versickerung in einer Mulde, Rohr-Rigole oder einem Schacht ist jedoch nichtüberall uneingeschränkt möglich. FolgendeVoraussetzungen sind für eine Versicke-rung erforderlich:� Der Boden muss ausreichend wasser-

durchlässig sein.� Die Belange des Grundwasserschutzes

müssen berücksichtigt werden, z. B.Metalldächer aus Kupfer- und Zink-blechen dürfen nicht ohne amtlicheErlaubnis an Versickerungsanlagenangeschlossen werden.

� Es muss ein Standort mit geeigneter Lage und Größe für eine Versickerungsanlage auf dem Grundstückvorhanden sein.

� Es muss mit vertretbarem Aufwand möglich sein, das Regenwasser an den Standort der Versickerungsanlagezu leiten.

� Die Voraussetzungen für eine erlaubnisfreie Versickerung müssen bestehen, bzw. eine wasserrechtlicheErlaubnis muss erteilt worden sein (siehe Seite 42).

Aus Umweltschutzgründen ist eine Versickerung über mindestens 20 cm bewachsene Bodenzone (Humusschicht), z. B. die Muldenversickerung, bevorzugt zu verwenden.

Auf den folgenden Seiten werden unterschiedliche Systeme vorgestellt, Hinweise zur Planung gegeben und derSelbstbau von Systemen gezeigt.

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Versickerung von Regenwasser

Muldenversickerung

Rohr-Rigolen-versickerung im Bau

Schacht-versickerung

im Bau

Page 27: regenwasserversickerung praxisratgeber

Bevor Sie sich für eine Versickerungsanlage entscheiden, solltenSie wissen, wie viel Wasser Ihr Boden aufnehmen kann. Informa-tionen hierzu können Sie ggf. bei Ihrer Gemeinde- oder Stadtver-waltung im Bauamt erhalten.

Eine einfache Art, die Bodendurchlässigkeit selbst zu ermitteln, istdie Durchführung eines Versickerungsversuches in einer kleinenGrube. Es wird die Menge an Wasser ermittelt, die in einerbestimmten Zeit versickert.Folgende Materialien und Werkzeuge werden benötigt:� Spaten� Zollstock, Klebeband� Metallstab oder Holzlatte, zirka 70 Zentimeter lang, Hammer� Uhr, Testformular (siehe Seite 27), Stift� ein Eimer mit nicht zu grobem Kies oder Splitt� ausreichend WasserDer Versickerungsversuch sollte an der Stelle im Garten durchge-führt werden, an der später voraussichtlich die Versickerungsanlagegebaut wird. Wählen Sie einen Platz, an der Sie keine Leitungen inder Erde vermuten. Graben Sie dennoch vorsichtig.

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Wasserdurchlässigkeit des Bodens

Sand/Kies

SchluffFeinsand

Page 28: regenwasserversickerung praxisratgeber

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Wasserdurchlässigkeit des Bodens

Versickerungsversuch

Im ersten Arbeitsschritt wird eine Fläche der Größe 50 mal 50 Zen-timeter abgesteckt. Dann beginnt man zu graben. Die richtige Tiefeder Grube ist erreicht, wenn der Mutterboden vollständig entferntund zusätzlich zirka 20 Zentimeter des darunter liegenden Bodensausgehoben wurden. Oft ist diese Mutterbodenschicht 20 bis30 Zentimeter dick, so dass eine Gesamttiefe von 40 bis 50 Zenti-meter für die Grube erforderlich ist.

Die Sohle der Versickerungsgrube ist annähernd eben herzustellen;hierbei ist darauf zu achten, dass von oben kein Mutterboden aufdie Sohle fällt. Sie wird mit einer 1 bis 2 Zentimeter dicken Kies-oder Splittschicht bedeckt. Sand ist hierfür ungeeignet, da es zueiner Verschlammung der Sohle kommen kann.

Nun wird der Metallstab in die Grube eingeschlagen. Der Zollstockwird auf die Sohle gestellt und mit Klebeband am Metallstab befestigt.

Vor Versuchsbeginn ist die Grube zirka eine halbe Stunde langvorsichtig zu bewässern, wobei eine dauerhafte Vollfüllunggewährleistet sein muss und darauf zu achten ist, dass kein Bodenvon den Seitenwänden abgespült wird. Diese Vorbewässerung istnotwendig, da ein trockener Boden das Wasser schneller aufnimmtals ein bereits feuchter. Richtige Versuchsergebnisse lassen sichjedoch nur mit feuchten Böden ermitteln.

Ist die Vorbewässerung abgeschlossen, kann der eigentliche Ver-such beginnen. Zur Auswertung verwenden Sie die beigefügteTabelle. Die Grube wird zunächst bis in Höhe der Mutterboden-schicht, also zirka 20 Zentimeter, mit Wasser gefüllt. Der Wasser-stand (Ablesung am Zollstock) wird in die Tabelle eingetragen(Versuchsbeginn, Spalte B).

Während des Versuches ist nach 30 Minuten eine Kontrolle desWasserstandes durchzuführen. Ist eine Versickerung am Zollstockdeutlich erkennbar, sind Uhrzeit und die Höhe des Wasserspiegelsabzulesen und zu notieren (Nach 30 Minuten, Spalte C). Ist der Wasserstand weniger als 2 Zentimeter gesunken, ist eineweitere Kontrolle nach insgesamt 120 Minuten erforderlich (Nach120 Minuten, Spalte D).Um eine ausreichende Sicherheit bei denermittelten Werten zu erreichen, sollte dieser Versuch zweimaldurchgeführt werden. Entstehen bei den Ergebnissen größereAbweichungen, ist ein dritter Versuch notwendig.

Page 29: regenwasserversickerung praxisratgeber

Versuch 1

Versuch 2

Erfassung der Versuchsergebnisse

Tragen Sie die am Zollstock abgelesenen Wasserhöhen und die entsprechenden Uhrzeitenin die Spalten B, C und D ein. In den Spalten E und F werden die berechneten Differenzeneingetragen.

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A B C D E Fabgelesene Werte Auswertung

Versuchsbeginn Nach 30 Min. Nach 120 Min. Versickerungin Zentimeter(Spalte C minusSpalte B)

Uhrzeit t0 = ............ t30 = ............ t120 = ............ t30 – t0 = 30 Min. t120 – t0 = 120 Min.

Wasserstand in h0 = ............ cm h30 = ............ cm h120 = ............ cm hA = h0 – h30 hB = h0 – h120

Zentimeter(abzulesen amZollstock) hA = ............ cm hB = ............ cm

A B C D E Fabgelesene Werte Auswertung

Versuchsbeginn Nach 30 Min. Nach 120 Min. Versickerungin Zentimeter(Spalte C minusSpalte B)

Uhrzeit t0 = ............ t30 = ............ t120 = ............ t30 – t0 = 30 Min. t120 – t0 = 120 Min.

Wasserstand in h0 = ............ cm h30 = ............ cm h120 = ............ cm hC = h0 – h30 hD = h0 – h120

Zentimeter(abzulesen amZollstock) hC = ............ cm hD = ............ cm

Page 30: regenwasserversickerung praxisratgeber

Auswertung der Versuchsergebnisse

Wenn Sie die zwei Versickerungsversuche durchgeführt haben, können Sie dieVersuchsauswertung mit den ausgefüllten Tabellen wie nachfolgend beschriebenvornehmen.

1. Addieren Sie die 2 Werte aus den dick umrandeten Feldern der Spalte E (Versuchsdauer 30 Minuten) bzw. F (Versuchsdauer 120 Minuten) der Tabellen Versuch 1 und Versuch 2.

30 Minuten: hA + hC = hSumme bzw.120 Minuten: hB + hD = hSumme

2. Teilen Sie den berechneten Wert hSumme durch 2.

hSumme : 2 = h

Sie erhalten den Wert h, mit dem Sie aus der folgenden Tabelle die Durchlässigkeit IhresBodens bestimmen können. Mit dieser Angabe können Sie auf den nächsten Seiten über-schlägig die Größe Ihrer Versickerungseinrichtung festlegen.

Dauer des Versuchs 30 MinutenMittlere Versickerungshöhe h (cm) Bodendurchlässigkeitkleiner 2,0 Versuch mit 120 Minuten

durchführen2,0 – 4,0 gering4,0 – 8,0 mittelgrößer 8,0 gut

Dauer des Versuchs 120 MinutenMittlere Versickerungshöhe h (cm) Bodendurchlässigkeitkleiner 4,0 zu gering4,0 – 12,0 geringgrößer 12,0 mittel

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Wasserdurchlässigkeit des Bodens

Page 31: regenwasserversickerung praxisratgeber

Die Versickerung von Regenwasser in einer Mulde ist baulich die einfachste und kosten-günstigste Variante. Eine Mulde ist eine Vertiefung in einer Rasen- oder Pflanzfläche, indie das Regenwasser oberflächig eingeleitet wird. Die maximale Einstauhöhe darf 30 Zen-timeter nicht übersteigen. Generell werden solche Mulden so groß ausgelegt, dass selbst beistärksten Regenfällen spätestens nach 15 Stunden sämtliches Wasser versickert ist. Beigeringen Niederschlägen ist in der Regel kein Wasser in der Mulde sichtbar. Zum BeispielRasenflächen können somit nach wie vor als Spielwiese genutzt werden.

AnwendungsbereicheBei günstigen Bodenverhältnissen.Bei großen Grundstücken mit viel Rasen- bzw. Pflanzflächen.Vorrangig, wenn Zuführung von Regenwasser oberirdisch erfolgt.Im Eigenbau leicht zu realisieren.KenndatenFlächenbedarf Sohlfläche 10 bis 20 Prozent der

angeschlossenen versiegelten FlächenBöschung möglichst flach, mindestens 1:2Vorfilterung nicht erforderlichKosten (mit Einbau) zirka 70 bis 90 DM pro QuadratmeterUnterhaltung Grünflächenpflege, Entfernung von LaubVertrieb/Herstellung Gartenfachhandel/LandschaftsbauZur Herstellung einer 10 Quadratmeter großen Mulde und einer Pflasterrinne werden folgende Materialien benötigt 67° Fallrohrbogen, evtl. Zwischenstücke und Befestigungsschelle Pflastersteine, je nach Länge der Pflasterrinne 1 Sack Zement 0,2 Tonnen Kiessand 12 Quadratmeter Rollrasen alternativ eventuell Wiederverwendung der ursprünglichen Rasenschollen oder Pflanzenalternativ 300 Gramm Rasensamen zur Neueinsaatalternativ z. B. 20 schnell wachsende Bodendecker

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Muldenversickerung

Page 32: regenwasserversickerung praxisratgeber

Bei der Rohr-Rigolenversickerung wird gesammeltes Regenwasser unterirdisch über eingeschlitztes Kunststoffrohr (Sickerrohr) dem Boden zugeführt. Das Rohr ist von Kies,Schotter oder speziellen Kunststoffkörpern umgeben, wo bei starken Regenfällen das Was-ser zwischengespeichert wird. Um die Rigole selbst befindet sich oben und ggf. seitlich einFiltervlies, welches verhindert, dass Boden in die Rigole eingespült wird. Zur Reinigungdes Wassers vor der Rohr-Rigole muss ein einfacher Laubfang oder Filter eingesetzt wer-den, damit kein Schmutz in das Sickerrohr gelangt und dieses langfristig verstopft. Durchdie Rohr-Rigole ergibt sich fast keine Einschränkung der Nutzung des Grundstücks.Lediglich Bäume und große Sträucher dürfen nicht auf diese Versickerungseinrichtunggepflanzt werden. Anlagen zur Rohr-Rigolenversickerung können auch z. B. unter Geh-wege und Parkplätze gelegt werden.

AnwendungsbereicheBei beengten Platzverhältnissen auf dem Grundstück. Vorrangig, wenn Zuführung von Regenwasser unterirdisch mit Rohr erfolgt. Im Eigenbau zu realisieren. Ideal in der Verbindung mit Regenwassernutzung.KenndatenFlächenbedarf besteht nichtVorreinigung erforderlichKosten (mit Einbau) zirka 230 bis 270 DM pro Meter Rohr-RigoleUnterhaltung Wartung der VorreinigungVertrieb/Herstellung Baustoffhändler, Baumärkte/Baufirmen, LandschaftsbauZur Herstellung einer 5 Meter langen, 1 Meter breiten und 1 Meter hohen Rohr-Rigole mit einer Füllung aus Kies oder Schotter werden folgende Materialien benötigt 67° Fallrohrbogen, evtl. Zwischenstücke und BefestigungsschelleVorreinigung (zum Beispiel: Hofablauf mit Schlammeimer)Rohr als Zuleitung zur Rohr-Rigole, Länge je nach Abstand zum GebäudeCa. 30 Quadratmeter Filtervlies (2 Bahnen à 7,0 x 2,0 Meter)5 Kubikmeter Kies oder Schotter, z. B. Körnung 16/325 Meter Sickerrohr, Durchmesser 100–200 mmEndkappe für Sickerrohr

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Rohr-Rigolenversickerung

Page 33: regenwasserversickerung praxisratgeber

Bei der Schachtversickerung wird das Regenwasser über gelochte Schachtringe aus Betonoder Kunststoff dem umliegenden Boden zugeführt. Zum Schutz des Grundwassers ist injedem Fall eine Vorreinigungsanlage, z. B. ein Sieb zum Grobstoffrückhalt, vorzuschalten.Eingetragene Schmutzstoffe lagern sich auf der Sohle des Schachtes ab und können beiBedarf entfernt werden. Bei starken Regenfällen wird das Wasser im Schacht zwischenge-speichert. Der Bereich um den Schacht wird mit Kies oder Schotter verfüllt und ggf. miteinem Filtervlies abgedeckt. Dadurch kann verhindert werden, dass Boden in den Schachteingespült wird.

AnwendungsbereicheBei beengten Platzverhältnissen auf dem Grundstück. Achtung: Oft ist der Grundwasserspiegel zu hoch! Vorrangig, wenn Zuführung von Regenwasser unterirdisch durch Rohr erfolgt. Bei Verwendung von Betonschächten nur schwer im Eigenbau zu realisieren.KenndatenFlächenbedarf sehr geringVorreinigung erforderlichKosten (mit Einbau) zirka 2000 bis 3000 DM pro Schacht, je nach GrößeUnterhaltung Reinigung der Sohle nach BedarfVertrieb/Herstellung Baustoffhändler, Baumärkte/Baufirmen, LandschaftsbauZur Herstellung eines Schachtes mit einem Durchmesser von 1200 Millimetern und Zuleitung werden folgende Materialien benötigt Rohre als Zuleitung zum Schacht, Länge je nach Abstand zum GebäudeVorreinigung (zum Beispiel: Hofablauf mit Schlammeimer)Schachtabdeckung mit Schmutzfänger und LüftungSchachtkonus mit Aussparung für ZulaufSickerringe90° Winkel als Einlauf in den Schacht0,5 Kubikmeter SandPrallplatte (z. B. Gehwegplatte 25 x 25 cm)1 Kubikmeter Kies oder Schotter, z. B. Körnung 16/32ggf. 10 Quadratmeter Filtervlies

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Schachtversickerung

Page 34: regenwasserversickerung praxisratgeber

Bei Planung und Bau von Versickerungsanlagen sind einige besondere Aspekte zu berücksichtigen. Hierzu einige Tipps:

Standort/Lage der Versickerungsanlage. Der notwendige Abstand zu unterkellerten Gebäuden ist abhängig vonder Durchlässigkeit des Bodens, der Art der Gebäudeabdichtung und der Versickerungsmethode. Häufig gewählteMindestabstände liegen zwischen 3 und 6 Metern.

Ein Sickerschacht mit einer Sohle von 2 Metern unter Gelände kann durchaus z. B. bei gut durchlässigem Sand-boden 2 Meter neben dem Keller eines Neubaus mit fachgerechter Abdichtung angeordnet werden. Andererseitssollte eine Versickerungsmulde bei geringer durchlässigem Schluffboden neben einem unterkellerten Altbaumindestens 6 bis 8 Meter Abstand zu dem Gebäude aufweisen.

Falls Ihre Versickerungsanlage aufgrund extremer Regenfälle oder wegen mangelnder Wartung einmal überläuft,sollte sichergestellt sein, dass kein Regenwasser unmittelbar auf ein benachbartes Grundstück läuft und dortSchäden verursacht. Achten Sie auf Ihrem eigenen Grundstück darauf, dass kein Regenwasser z. B. in Licht-schächte von Kellerfenstern oder Souterrainterrassen Ihres Hauses gelangen kann.

Zuführung von Regenwasser. Bei der Zuführung des Regenwassers vom Dach zur Versickerungseinrichtung istFolgendes zu beachten:� Die Zuleitung von Regenwasser in Mulden sollte möglichst oberirdisch in gepflasterten flachen Rinnen, Kasten-

rinnen mit Gitterabdeckung bzw. Rasenmulden erfolgen. Die ersten 2 bis 3 Meter am Haus müssen gedichtetausgeführt werden. Die Nutzung des Grundstückes muss eine oberirdische Ableitung des Regenwasserszwischen den Fallrohren und der Versickerungsmulde zulassen. Achten Sie z. B. auf Wege und Blumenbeete.Die oberirdische Zuleitung benötigt ein Gefälle von mindestens einem Zentimeter pro zwei Meter (0,5 Prozent).Bei größeren Entfernungen und ungleichem Geländegefälle schneiden die Mulden- und Zuleitungsrinnen amEnde tief in das Gelände ein. Falls Sie keine Stelle finden, die dichter am Haus liegt oder von Seiten desGefälles günstiger ist, und Sie gleichzeitig keine tiefe Mulde wünschen, dann sollten Sie eine unterirdischeVersickerungsanlage bauen.

� Bei der Rohr-Rigolen- und Schachtversickerung wird das Regenwasser in der Regel unterirdisch mittels Rohr-leitungen zugeleitet. Die Rohrleitungen sollten in Mindesttiefe und -gefälle verlegt werden. Zudem ist einemöglichst kurze Zuleitung vorteilhaft, sonst ist die Rohrleitung aufgrund des Gefälles am Ende mitsamt derVersickerungseinrichtung sehr tief. Die Mindesttiefe beträgt in der Regel je nach Frostsituation zwischen 80 und100 Zentimeter unter Gelände. Das Mindestgefälle beträgt für den üblicherweise verwendeten Rohrdurchmesservon 100 Millimetern 1 Zentimeter pro Meter (1 Prozent).

� Da bei der unterirdischen Versickerung (Rohr-, Rigolen- und Schachtversickerung) die reinigende Wirkung derbelebten Bodenzone nicht genutzt wird, ist der Grundwasserschutz besonders zu beachten. Das heißt, es darfkeine Versickerung des Wassers von Wegen oder Parkplätzen etc. ohne ausreichende Vorreinigung erfolgen.

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Planungstipps

Page 35: regenwasserversickerung praxisratgeber

Abkopplung von undurchlässigen Oberflächenbefestigungen. Wenn es zu aufwendig oder zu teuer ist, die was-serundurchlässige Befestigung z. B. einer Einfahrt oder einer Terrasse gegen eine wasserdurchlässige Oberflächen-befestigung auszutauschen, ist es oft dennoch möglich, das abfließende Regenwasser zu versickern. Ein Hofeinlaufkann z. B. meist vom Kanal abgekoppelt und an eine Rohr-Rigolenversickerung angeschlossen werden. Bei derEntwässerung einer Fläche durch eine Kastenrinne ist die Trennung vom Kanal ebenfalls möglich, wenn dasRegenwasser z. B. durch Verlängerung der Rinne einer Versickerungsmulde zugeführt wird.

Vorhandene Leitungen. Wenn Sie den Standort für Ihre Versickerungsanlage festlegen, beachten Sie, dass dort keine Leitungen und Kabel z. B. für Trinkwasser, Telefon, Strom, Gas oder Abwasser liegen. Oft gibt es für private Grundstücke keine genauen Pläne hierzu. Graben Sie deshalb vorsichtig! Außer Trinkwasser- undAbwasserleitungen sind alle Leitungen in der Regel mit einem farbigen Sicherungsband, welches einige Zentimeterüber der jeweiligen Leitung liegt, gesichert.

Wartung. Die einzelnen Versickerungssysteme haben einen unterschiedlichen Wartungsaufwand. Wollen Siewenig Arbeit mit der Wartung haben und vermuten Sie z. B. viel Laub oder Staub vom Dach, bauen Sie nachMöglichkeit eine Muldenversickerung. Schacht- und Rohr-Rigolenversickerungsanlagen erfordern eine regel-mäßige Kontrolle und Wartung.

Genehmigung. Bevor Sie anfangen, dieDetails Ihrer Versickerungsanlage zu pla-nen, prüfen Sie, ob die Belange des Grund-wasserschutzes ausreichend berücksichtigtsind und die Versickerung keiner wasser-rechtlichen Erlaubnis bedarf. Näheres hier-zu können Sie dem Kapitel „RechtlicheVoraussetzungen“ auf Seite 42 entnehmen.

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Oberflächige Zuleitungen von Regenwasser in Mulden

Page 36: regenwasserversickerung praxisratgeber

Im Folgenden werden die Bemessung und der Bau einer typischen Versickerungsmulde aufeinem bebauten, konventionell entwässerten Grundstück beschrieben. Auch Laien könneneine Versickerungsmulde einfach bauen.

BemessungZunächst müssen Sie die Größe Ihrer Mulde festlegen. Sie ist abhängig von der Fläche, die angeschlossen werden soll, von der Wasserdurchlässigkeit des Bodens und den örtlichen Niederschlagsverhältnissen. Die Durchlässigkeit können Sie entweder selbst bestimmen (siehe Seite 25, Kapitel „Wasserdurchlässigkeit des Bodens“) oder Sie wenden sich an die zuständige Stelle Ihrer Gemeinde- oder Stadtverwaltung. In der folgenden Tabelle können Sie unter Berücksichtigung der Durchlässigkeit des Bodens ablesen, wie groß die Sohle der Versickerungsmulde sein muss, wenn z. B. 100 Quadratmeter Dachfläche angeschlossen werden sollen. Die Tabelle ist gültig für einen maximalen Einstau der Mulde von 25 Zentimetern und mittlere Niederschlagsverhältnisse in Bayern. Die höheren Werte gelten eher für das Alpenvorland.Wasserdurchlässigkeit des Bodens Sohlfläche für 100 Quadratmeter

angeschlossene Fläche und einen maximalen Einstau von 25 Zentimetern

gut 9 – 11 Quadratmetermittel 11 – 15 Quadratmetergering 15 – 20 QuadratmeterBeispielSie haben festgestellt, dass der Boden in Ihrem Garten eine mittlere Wasserdurch-lässigkeit hat. Aus der Tabelle entnehmen Sie nun, dass 15 Quadratmeter Sohl-fläche erforderlich ist, um das Regenwasser von einer 100 Quadratmeter großen Fläche zu versickern. Hat Ihr Dach eine Fläche von zum Beispiel 140 Quadrat-metern, ergibt sich folgende Größe der Muldensohle15 m2

100 m2x 140 m2 = 21 m2

Sie wissen nun, wie groß die Versickerungsmulde wird. Im nächsten Schritt muss überlegt werden, wie Sie die Mulde in Ihren Garten einbinden. GestaltungBevor die Mulde gebaut wird, ist bezüglich der Gestaltung Folgendes zu beachten: Die Mulde sollte möglichst unauffällig in den Garten eingefügt werden. Großzügig geböschte Mulden sind in diesem Sinne richtig. Eine Mulde, die einen gesamten Nutzungsbereich wie z. B. eine Spielwiese einnimmt, ist später praktisch kaum sichtbar. Die Böschungen von Mulden sollten maximal eine Neigung von 50 Zentimetern auf einen Meter betragen. Prüfen Sie, ob der überschüssige Boden beim Aushub der Mulde auf dem Grundstück verwertet werden kann – ansonsten muss er mit einem Container abgefahren werden. Es ist vorteilhaft, Versickerungsmulden mit Rasen zu belegen (Rollrasen oder ausgebaute Rasenschollen). Falls Rasen neu eingesät wird, ist jedoch im Bereich des Zulaufes in jedem Fall Fertigrasen zu verwenden. Außerdem ist während der Anwuchsphase ggf. Rasen nachzusäen. Statt einer Rasenfläche können Mulden auch mit Saatmischungen für Blumenwiesen oder mit Bodendeckern bzw. Stauden angelegt werden.

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Planung und Bau einerMuldenversickerung

Page 37: regenwasserversickerung praxisratgeber

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Bau. Für den Bau benötigen Sie die folgenden Materialien undWerkzeuge. Die Menge der Materialien ist abhängig von der Größeder Mulde (siehe Seite 29, Kapitel „Muldenversickerung“).� Holzpflöcke, Hammer � Wasserwaage, Metermaß, Schnur � Spaten, Schubkarren � Zement, Kiessand� Pflastersteine � evtl. Container zum Abfahren von überschüssigem Boden � Metallsäge � 67° Fallrohrbogen, evtl. Zwischenstück und Befestigungsschelle � Endkappe als Verschluss für vorhandene Regenwasserableitung

Wenn alle Werkzeuge und Materialien vor Ort sind, kann es losge-hen:

Stecken Sie zunächst die Fläche für die Mulde einschließlich derdafür notwendigen Böschungen ab.

Entfernen Sie dann die Rasenschicht im Bereich der Mulde und desZulaufes. Die Rasensoden werden bei Wiederverwendung sorgfäl-tig seitlich gelagert.

Der anstehende Mutterboden wird nun ebenfalls ausgehoben undseitlich gelagert, da er später wieder eingebaut wird.

Der unter dem Mutterboden befindliche Untergrund wird bis ineine Tiefe von 25 Zentimetern (Muldentiefe) ausgehoben. DerBoden wird entsprechend den Möglichkeiten auf dem Grundstückverwertet oder mit einem Container abgefahren.

Page 38: regenwasserversickerung praxisratgeber

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Nach Erreichen der Endtiefe ist der Mutterboden wieder einzubrin-gen, gut festzustampfen und die Mulde auszuformen. Erfolgt dieBegrünung mit Rollrasen oder den zuvor ausgebauten Rasenschol-len, bringen Sie 5 Zentimeter Mutterboden weniger auf.

Dann wird die Zuleitung zur Mulde gebaut, indem zunächst dieErde im Bereich des Standrohres der Regenwasserableitung aufge-graben und das Standrohr entfernt wird.

Das vorhandene Regenrohr wird mit einer Endkappe verschlossenund der Boden aufgefüllt.

Mindestens die ersten zwei bis drei Meter der Rinne am Haus wer-den gepflastert. Die Pflastersteine werden in Magerbeton verlegt.Achten Sie darauf, dass die Rinne ein Gefälle von mindestens1 Zentimeter auf 2 Meter Länge hat. Die Tiefe sollte mindestens2 Zentimeter betragen. An den gepflasterten Teil der Rinne schließtsich eine Grasmulde bis zur Versickerungsmulde an.

Dann wird ein passender Bogen auf das Fallrohr aufgesteckt und andem Gebäude mit einer Schelle befestigt. Somit kann das Regen-wasser gezielt in die Ableitungsrinne abfließen. War das ursprüng-liche Standrohr relativ hoch, muss ggf. vorher noch ein Zwischen-stück in der richtigen Länge eingepasst werden.

Im letzten Arbeitsschritt im Bereich der Mulde wird der seitlichgelagerte Rasen wieder aufgebracht, festgetreten und in den erstenTagen/Wochen gut bewässert.

Page 39: regenwasserversickerung praxisratgeber

Im Folgenden werden die Bemessung und der Bau einer Rohr-Rigolenversickerung aufeinem konventionell entwässerten Grundstück beschrieben. Anlagen zur Rohr-Rigolenver-sickerung eignen sich durchaus zum Selbstbau.

BemessungZunächst wird die Größe der Rigole festgelegt. Sie ist abhängig von der Fläche, die angeschlossen werden soll, von der Wasserdurchlässigkeit des Bodens und den örtlichen Niederschlagsverhältnissen. Die Durchlässigkeit können Sie entwederselbst bestimmen (siehe Seite 25, Kapitel „Wasserdurchlässigkeit des Bodens“) oder Sie wenden sich an die zuständige Stelle Ihrer Gemeinde- oder Stadtver-waltung. In der folgenden Tabelle können Sie unter Berücksichtigung der Durchlässigkeit des Bodens und unter der Randbedingung, dass die Rigole mit Kies oder Schotter gefüllt ist, ablesen, wie lang die Rohr-Rigole sein muss, wenn z. B. 100 Quadrat-meter Dachfläche angeschlossen werden sollen. Falls die Rigole mit speziellen Kunststoffkörpern gefüllt wird, ändert sich die Geometrie, und die Bemessungs-angaben der Hersteller sind zu beachten. Die Tabelle ist gültig für mittlere Niederschlagsverhältnisse in Bayern und die folgenden geometrischen Größen der Rigole.Breite 1 MeterHöhe 1 MeterFüllung Kies oder Schotter, Körnung 16/32

Wasserdurchlässigkeit des Bodens Erforderliche Rigolenlänge bei 100 Quadratmeter

angeschlossener Flächegut 6–7 Metermittel 7–8 Metergering 9–10 MeterBeispielSie haben festgestellt, dass der Boden in Ihrem Garten eine gute bis mittlere Wasserdurchlässigkeit hat. Aus der Tabelle entnehmen Sie nun, dass 7 Meter Rigole mit dem Querschnitt 1 mal 1 Meter erforderlich sind, um das Regenwasser von einer 100 Quadratmeter großen Fläche zu versickern. Hat Ihr Dach eine Fläche von z. B. 90 Quadratmetern, ergibt sich folgende Länge der Rigole:7 m

100 m2x 90 m2 = 6,3 m

Somit steht die Größe Ihrer Rohr-Rigole fest.

Bau. Für den Bau einer Rohr-Rigole benötigen Sie folgende Materialien und Werkzeuge.Die Menge der Materialien ist abhängig von der Größe der Rohr-Rigole (siehe Seite 30,Kapitel „Rohr-Rigolenversickerung“).� Holzpflöcke, Hammer � Wasserwaage, Metermaß, Schnur � Spaten, Schubkarren � Kelle, Eimer � Zement, Kiessand � Hofablauf mit Schlammeimer � Metallsäge � 67° Fallrohrbogen, evtl. Zwischenstück und Befestigungsschelle � Endkappe als Verschluss für vorhandene Regenwasserableitung � Filtervlies entsprechend den gewählten Abmessungen der Rohr-Rigole � Kies oder Schotter (Körnung 16/32) oder spezielle Kunststoffkörper � Verbindungsrohre zwischen Hofeinlauf und Rohr-Rigole � Versickerungsrohr (Durchmesser 100–200 mm) mit Endkappe

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Planung und Bau einer Rohr-Rigolenversickerung

Page 40: regenwasserversickerung praxisratgeber

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Wenn alle Werkzeuge und Materialien vor Ort sind, kann eslosgehen:

Stecken Sie die Länge und Breite der Rohr-Rigole und den Bereichdes Zulaufes ab.

Heben Sie die Rasen- und Mutterbodenschicht innerhalb dieserFläche aus und lagern Sie diese seitlich.

Nun kann die Grube für die Rohr-Rigole und den Zulauf bis zurerforderlichen Tiefe (für das Beispiel zirka 1,4 Meter) ausgehobenwerden. Ein Teil des Bodens (für den Zulauf) wird später wiederzum Verfüllen der Grube benötigt.

Der überschüssige Boden wird in der Regel am besten auf demGrundstück verwertet oder mit einem Container abgefahren. Dannwird die Zuleitung zur Rohr-Rigole gebaut, indem zunächst dieErde im Bereich des Standrohres der Regenwasserableitung auf-gegraben und das Standrohr entfernt wird.

Das vorhandene Regenrohr wird mit einer Endkappe verschlossenund der Boden aufgefüllt. Der Hofablauf wird nun in Magerbetonin unmittelbarer Nähe zum Fallrohr gesetzt.

Nun schließen Sie das Verbindungsrohr an den Hofablauf an undführen es bis zum Rigolenkörper. Achten Sie darauf, dass das Rohrein leichtes Gefälle zur Rigole hat und gut aufliegt.

Jetzt legen Sie das Filtervlies im Bereich der Wandung des Rigo-lenkörpers in die Grube ein. Die überstehenden Enden werden mitSteinen beschwert, damit sie beim weiteren Bau nicht stören.

Page 41: regenwasserversickerung praxisratgeber

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An das Verbindungsrohr wird das Versickerungsrohr angeschlos-sen und auf eine Schicht Schotter oder Kies aufgelegt. Das Endedes Versickerungsrohrs wird mit einer Kappe verschlossen.

Danach wird der Rigolenkörper bis zur erforderlichen Höhe mitKies oder Schotter aufgefüllt.

Decken Sie nun den Kies oder Schotter mit dem überstehendenVlies ab.

Füllen Sie den Graben für das Zuleitungsrohr und die Fläche aufder Rigole mit dem vorher ausgehobenen Boden auf. VerdichtenSie den Boden zwischendurch regelmäßig.

Wenn der Boden bis zirka 20 Zentimeter unter Gelände aufgefülltund verdichtet wurde, füllen Sie den Mutterboden wieder auf. Nunlegen Sie die Rasenschollen auf die Fläche und treten diese gut fest.

Zuletzt wird ein passender Bogen auf das Fallrohr aufgesteckt undan dem Gebäude mit einer Schelle befestigt. Das Regenwasserkann gezielt in den Hofablauf abfließen. War das ursprünglicheStandrohr relativ hoch, muss ggf. vorher noch ein Zwischenstück inder richtigen Länge eingepasst werden.

Nach der Fertigstellung ist der Rasen gut zu wässern, damit erwieder anwächst.

Vergessen Sie nicht, später ab und zu den Hofablauf zu reinigen!

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Die Regenwassernutzung und die Regenwasserversickerung sind beides Elemente zur Regenwasserbewirtschaf-tung auf privaten Grundstücken. Die Nutzung von Regenwasser z. B. für die Toilettenspülung, das Wäschewaschenund die Gartenbewässerung hat vorrangig das Ziel, dass weniger Trinkwasser verbraucht wird. Bei der Versickerung wird das Regenwasser dem Boden und Grundwasser vor Ort gezielt zugeführt. Durch beideMaßnahmen soll zudem erreicht werden, dass möglichst kein Regenwasser vom Grundstück abfließt und in dieKanalisation eingeleitet wird.

Technische Ausführungen zu Anlagen zur Nutzung von Regenwasser sind der einschlägigen Literatur zu entneh-men. Im Folgenden werden deshalb nur spezifische Aspekte erläutert, die sich aus der Verknüpfung zwischenRegenwassernutzung und Versickerung ergeben.

Planungshinweise. Grundsätzlich sind Anlagen zur Nutzung und zur Versickerung unabhängig voneinander zuplanen. Vorteilhaft ist es sicherlich, wenn ein gemeinsamer Standort gefunden wird. Die Bemessung der Versicke-rungsanlage wird getrennt von der Regenwassernutzungsanlage vorgenommen. Es muss davon ausgegangen wer-den, dass der Regenwasserspeicher z. B. bei längeren Urlaubszeiten voll ist und alles überlaufende Regenwasser indie nachgeschaltete Versickerungsanlage fließt. Eine Ausnahme besteht nur, wenn im Regenwasserspeicher einspezielles Rückhaltevolumen vorgesehen ist, welches nach einem Regen langsam entleert wird.

Die Versickerung des Überlaufwassers aus Regenspeichern in flachen Mulden ist oft schwierig, weil der Überlaufin der Regel mindestens einen Meter unter Gelände liegt. Deshalb ist die Kombination von Regenwassernutzungs-anlagen mit der Rohr-Rigolenversickerung oder Schachtversickerung vorteilhaft. Hersteller bieten mittlerweileunmittelbar kombinierte Anlagen an, die das Regenwasser in einem Bauwerk komplett bewirtschaften.

Die Versickerung von Regenwasser, welches aus Regenwasserspeichern überläuft, ist unter dem Aspekt desGrundwasserschutzes positiv zu sehen. Das Wasser stammt in der Regel ausschließlich von Dachflächen. Es wurdegefiltert und Feststoffe haben sich in dem Speicher abgesetzt. Regenwasser aus Anlagen, die nach dem Stand derTechnik gebaut wurden und die ordnungsgemäß betrieben werden, erfüllen fast immer die Anforderungen derRichtlinie der Europäischen Gemeinschaft für Badegewässer.

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Regenwassernutzung und -versickerung

Page 43: regenwasserversickerung praxisratgeber

Regenwassernutzungsanlage inModulbauweise mit Außenspeicherund Rohr-Rigolenversickerung

1 Dachrinne/Fallrohr2 Zentraler Filter3 Speicher4 Überlauf mit Geruchverschluss5 Beruhigter Zulauf6 Entnahmeleitung7 Wasserstandsmessung8 Pumpe 9 Anlagensteuerung10 Trinkwassernachspeisung11 Verteilnetz12 Kennzeichnung 13 Sickerrohr14 Rigole15 Vlies

Filter, Regenwasserspeicher, Sickerschacht

Regenwasserspeicherkombiniert mit Rigolenversickerung

ÜberlaufRegenwasserspeicherin Mulde

000

Regenwasser

Regenwasser

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Speichermodul

Regenwasserzentrale

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Gesetzliche Bestimmungen

Auf Grund § 33 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz vom 12. November 1996 können die Länder bestimmen, dass für das schadlose Einleiten von Niederschlagswasser ins Grundwasser eine Erlaubnis nicht erforderlich ist. DasBayerische Wassergesetz (BayWG) trägt dieser Vorgabe durch Art. 33 Abs. 2 Rechnung. Mit Art. 33 Abs. 2 BayWG hat das Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen die gesetzlicheGrundlage erhalten, die Voraussetzungen für die erlaubnisfreie Versickerung von Niederschlagswasser in einerVerordnung zu konkretisieren.

Dies ist mit der Niederschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV), die am 1. Februar 2000 in Kraft getretenist, geschehen. Zusammen mit der NWFreiV wurden technische Regeln zum schadlosen Einleiten von gesammeltem Nieder-schlagswasser in das Grundwasser (TRENGW) eingeführt.Diese technischen Regeln gelten für das erlaubnisfreie, schadlose Versickern von gesammeltem Niederschlags-wasser von bebauten oder befestigten Flächen einschließlich Verkehrsflächen nach Art. 33 Abs. 2 BayWG.

Niederschlagswasser, das auf Flächen mit durchlässigen Belägen fällt und versickert, gilt nicht als gesammelt undunterliegt somit nicht der NWFreiV. Eine geordnete Entwässerung dieser Flächen ist jedoch trotzdem erforderlich,um Beeinträchtigungen Dritter im Sinne des Art. 63 BayWG auszuschließen.

Mit der zuständigen Gemeinde muss in jedem Fall abgeklärt werden, welche Vorgaben die jeweilige kommunaleEntwässerungssatzung enthält.

Erlaubnisfreie Versickerung von gesammeltem Niederschlagswasser

Nach der Niederschlagswasserfreistellungsverordnung dürfen höchstens 1000 m2 befestigte Fläche an eine Ver-sickerungsanlage angeschlossen werden. Als Nachweis genügt eine pauschale Erhebung aller an der Versicke-rungsanlage angeschlossenen Teilflächen in der Horizontalprojektion (z. B. Dachflächen, Stellplätze, Gehwege)oder wenn die Nutzung von Grundstücken noch nicht feststeht, die maximal zulässige Befestigung gemäßBebauungsplan.

Für die Einstufung der befestigten Flächen ist die Verschmutzung der Oberflächen festzustellen. Sie hängt vomverwendeten Belag und von der Nutzung der Flächen ab.

Dachflächen von Wohngebieten sind im Allgemeinen gering belastet. Eine Ausnahme bilden unbeschichtetekupfer-, zink- und bleigedeckte Dachflächen, die besonders bei saurem Regen hohe Metallkonzentrationen imersten Regenabfluss aufweisen können. Das Versickern des Niederschlagswassers von diesen Dachflächen ist nicht erlaubnisfrei.

Sind von einem Gebäude nur kleinere Dachflächenanteile bis insgesamt 50 m2 der Gesamtdachfläche, wie z. B. Eingangsüberdachungen, Gauben oder Erker, mit unbeschichtetem Kupfer, Zink oder Blei gedeckt, so könnendiese Anteile vernachlässigt werden. Das Gleiche gilt für Dachrinnen und Fallrohre. Dieses Niederschlagswasserkann dann erlaubnisfrei versickert werden.

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Rechtliche Voraussetzungen

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Die Untere Wasserbehörde kann auf Antrag oder um eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit odernachteilige Wirkungen für andere zu verhüten, für Einzelfälle oder für bezeichnete Gebiete die Erlaubnispflichtwiederherstellen oder weitergehende Anforderungen für das erlaubnisfreie Versickern von gesammeltem Nieder-schlagswasser festsetzen.

Andererseits kann die Untere Wasserbehörde auch, soweit nicht eine wasserrechtliche Erlaubnis beantragt wird, imEinzelfall Ausnahmen von den Anforderungen zulassen, wenn dadurch eine Verunreinigung der Gewässer odereine sonstige nachteilige Veränderung ihrer Eigenschaften nicht zu besorgen ist.

Erlaubnispflichtige Versickerung von gesammeltemNiederschlagswasser

Die Versickerung von Niederschlagswasser ist eine Gewässerbenutzung, die, wenn sie über den Rahmen der Nie-derschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV) und der zugehörigen Technischen Regeln zum schadlosenEinleiten des gesammelten Niederschlagswassers in das Grundwasser (TRENGW) hinausgeht, einer wasserrecht-lichen Erlaubnis durch die Kreisverwaltungsbehörde bedarf.

Im vorliegenden Praxisratgeber wurden befestigte Flächen beschrieben, die in den meisten Fällen erlaubnisfreiesVersickern ermöglichen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Das Grundstück darf nicht gewerblich oder industriellgenutzt werden. Ein Versickern des Niederschlagswassers von diesen Grundstücken ist immer erlaubnispflichtig (§ 2 NWFreiV).

Die Grundlagen zur Beurteilung einer erlaubnispflichtigen Versickerung finden sich in dem im Februar 2000erschienenen Merkblatt M 153 „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser“ der Deutschen Vereini-gung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK).

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Auszug aus dem Bayerischen Wassergesetz

Art. 33 BayWG (zu § 33 WHG) – Beschränkung und Erweiterung der erlaubnisfreien Benutzungen

(1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung ist außer in den Fällen des § 33 Abs. 1 WHG nicht erforderlichfür das Entnehmen, Zutagefördern, Zutageleiten oder Ableiten von Grundwasser in geringen Mengenzum Zwecke der Land- und Forstwirtschaft und des Gartenbaus zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit.

(2) Das Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen kann durch RechtsverordnungMaßgaben festlegen, mit denen Anforderungen an das schadlose Versickern von Niederschlagswassernäher geregelt werden, und im Einvernehmen mit den Staatsministerien für Wirtschaft und Verkehrund für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für einzelne Gebiete durch Rechtsverordnung dieerlaubnisfreien Benutzungen nach Absatz 1 einschränken und die in § 33 Abs. 2 WHG vorgesehenenBestimmungen treffen, wenn es der Grundwasservorrat nach Menge und Güte erfordert oder zulässt.

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Verordnung über die erlaubnisfreie schadlose Versickerung

von gesammeltem Niederschlagswasser (Niederschlagswasserfreistellungsverordnung – NWFreiV)

Vom 1. Januar 2000

Auf Grund des Art. 33 Abs. 2 des Bayerischen Wassergesetzes (BayWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom19. Juli 1994 (GVBl S. 822, BayRS 753-1-U), zuletzt geändert durch § 6 des Gesetzes vom 27. Dezember 1999(GVBl S. 532), erlässt das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen folgendeVerordnung:

§ 1Erlaubnisfreie Versickerung von

gesammeltem Niederschlagswasser

Für das Einleiten von gesammeltem Niederschlagswasser in das Grundwasser (§ 3 Abs. 1 Nr. 5 WHG) ist eineErlaubnis nicht erforderlich, wenn das Niederschlagswasser

� außerhalb von Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten und von Altlasten und Altlastverdachtsflächenversickert wird,

� nicht durch häuslichen, landwirtschaftlichen, gewerblichen oder sonstigen Gebrauch in seinen Eigenschaftennachteilig verändert ist,

� nicht mit anderem Abwasser oder wassergefährdenden Stoffen vermischt ist und� wenn die Anforderungen nach §§ 2 und 3 und etwaige weitergehende Anforderungen nach § 4 Abs. 1 Satz 1

erfüllt sind (schadloses Versickern von gesammeltem Niederschlagswasser).

§ 2Anforderungen an die zu entwässernden Flächen

Soll gesammeltes Niederschlagswasser erlaubnisfrei versickern werden, darf es nur von folgenden Flächenstammen:

1. Dachflächen, mit Ausnahme von- Dachflächen in Gewerbegebieten oder Industriegebieten, - Dachflächen, von denen Anteile über 50 m2 der Gesamtdachfläche kupfer-, zink- oder bleigedeckt sind,

2. Pkw-Stellplätzen, privaten Hof- und Verkehrsflächen, mit Ausnahme von gewerblich und industriell genutztenGrundstücken,

3. Kreis- und Gemeindestraßen mit nicht mehr als zwei Fahrstreifen, soweit diese nicht Gegenstand einerstraßenrechtlichen Planfeststellung sind,

4. sonstigen öffentlichen Straßen nach Art. 53 des Bayerischen Straßen- und Wegegesetzes.

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Niederschlagswasserfreistellungs-verordnung (NWFreiV)

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§ 3Anforderungen an das schadlose Versickern

(1) 1Erlaubnisfrei zu versickerndes, gesammeltes Niederschlagswasser ist in Versickerungsanlagen flächenhaft über eine geeignete, bewachsene Oberbodenschicht in das Grundwasser einzuleiten. 2Die Mächtigkeit derOberbodenschicht muss mindestens 20 cm betragen.

(2) Wenn eine flächenhafte Versickerung in Versickerungsanlagen nach Absatz 1 nicht möglich ist, kann Nieder-schlagswasser nach Vorreinigung (z. B. in einem Absetzschacht, Absetzteich, Absetzbecken, Bodenfilter) auch über andere Versickerungsanlagen, insbesondere über Rigolen, Sickerrohre oder -schächte, versickertwerden.

(3) An eine Versickerungsanlage nach Absatz 1 oder Absatz 2 dürfen höchstens 1000 m2 befestigte Flächeangeschlossen werden.

(4) Bei der Bemessung, Ausgestaltung und dem Betrieb von Versickerungsanlagen nach den Absätzen 1 und 2sind die Regeln der Technik, insbesondere die vom Staatsministerium für Landesentwicklung und Umwelt-fragen nach Art. 41e BayWG bekannt gemachten, zu beachten.

§ 4Weitergehende Anforderungen, Ausnahmen

(1) 1Die Kreisverwaltungsbehörde kann auf Antrag oder um eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheitoder nachteilige Wirkungen für andere zu verhüten, für Einzelfälle oder für bezeichnete Gebiete die Erlaubnis-pflicht wiederherstellen oder weitergehende Anforderungen für das erlaubnisfreie Versickern von gesammel-tem Niederschlagswasser festsetzen. 2Die Vorschriften über die Bekanntmachung kommunaler Satzungengelten für die Bezeichnung der Gebiete entsprechend.

(2) Die Kreisverwaltungsbehörde kann, soweit nicht eine wasserrechtliche Erlaubnis beantragt wird, im EinzelfallAusnahmen von den Anforderungen nach § 3 zulassen, wenn dadurch eine Verunreinigung der Gewässer odereine sonstige nachteilige Veränderung ihrer Eigenschaften nicht zu besorgen ist.

§ 5In-Kraft-Treten

Diese Verordnung tritt am 1. Februar 2000 in Kraft.

München, den 1. Januar 2000

Bayerisches Staatsministeriumfür Landesentwicklung und Umweltfragen

Dr. Werner S c h n a p p a u f , Staatsminister

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Page 48: regenwasserversickerung praxisratgeber

Die nachfolgend wiedergegebenen Technischen Regeln TRENGW wurden mit Bekanntmachung des BayerischenStaatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 12. Januar 2000 Nr. 52e-4505-1999/15 (AllM-Bl 2000 S. 84) nach Art. 41e Abs. 1 des Bayerischen Wassergesetzes (BayWG) als Regeln der Technik im Sinnedes § 18b Abs. 1 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) eingeführt.

Technische Regeln zum schadlosen Einleiten von gesammeltemNiederschlagswasser in das Grundwasser (TRENGW)1)

Inhaltsübersicht

1 Anwendungsbereich2 Ermittlung der befestigten Flächen3 Einstufung der befestigten Flächen

4 Flächenhafte Versickerung über Oberboden5 Unterirdische Versickerungsanlagen

6 Planung, Bau und Betrieb von Versickerungsanlagen7 Weitere Anforderungen

8 Regelwerke und Bezugsquellen

1 Anwendungsbereich

Diese Technischen Regeln gelten für das erlaubnisfreie, schadlose Versickern von gesammeltem Niederschlags-wasser von bebauten oder befestigten Flächen einschließlich Verkehrsflächen nach Art. 33 Abs. 2 WHG in Ver-bindung mit der Verordnung über das erlaubnisfreie schadlose Versickern von gesammeltem Niederschlagswasser(NWFreiV). Sie gelten nicht für das Versickern von gesammeltem Niederschlagswasser, das der Erlaubnis bedarf.

2 Ermittlung der befestigten Flächen

Nach § 3 Abs. 3 NWFreiV dürfen erlaubnisfrei höchstens 1000 m2 befestigte Fläche an eine Versickerungsanlageangeschlossen werden. Als Nachweis genügt eine pauschale Erhebung aller an der Versickerungsanlage ange-schlossenen Teilflächen in der Horizontalprojektion (z. B. Dachflächen, Stellplätze, Gehwege) oder wenn dieNutzung von Grundstücken noch nicht feststeht, die maximal zulässige Befestigung gemäß Bebauungsplan.

1) Die Verpflichtungen aus der Richtlinie 83/189/EWG des Rates vom 28. März 1983 über ein Informationsverfahren auf dem Gebietder Normen und technischen Vorschriften (ABl. EG Nr. L 109 S. 8), zuletzt geändert durch die Richtlinie 94/10/EG des EuropäischenParlaments und des Rates vom 23. März 1994 (ABl. EG Nr. L 100 S. 30), sind beachtet worden.

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Technische Regeln (TRENGW)

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3 Einstufung der befestigten Flächen

Die Verschmutzung von Oberflächen hängt vom verwendeten Werkstoff und von der Nutzung der Flächen ab. In der Tabelle im Abschnitt 5 sind beispielhaft Flächen genannt, die nach ihrem Verschmutzungsgrad geordnetwurden. Befestigte Flächen, die namentlich nicht unter den angeführten Beispielen zu finden sind, müssen ent-sprechend ihrer Verschmutzung zugeordnet werden.

Dachflächen in Wohngebieten sind im Allgemeinen gering belastet. Eine Ausnahme bilden unbeschichtete kupfer-,zink- und bleigedeckte Dachflächen, die besonders bei saurem Regen hohe Metallkonzentrationen im erstenRegenabfluss aufweisen können. Das Versickern des Niederschlagswassers von diesen Dachflächen ist nach § 2 Nr. 1 NWFreiV nicht erlaubnisfrei.

Sind von einem Gebäude nur kleinere Dachflächenanteile bis insgesamt 50 m2 der Gesamtdachfläche, wie z. B.Eingangsüberdachungen, Gauben oder Erker, mit unbeschichtetem Kupfer, Zink oder Blei gedeckt, so könnendiese Anteile vernachlässigt werden. Das Gleiche gilt für Dachrinnen und Fallrohre. Das Niederschlagswasser kann im Rahmen der NWFreiV erlaubnisfrei versickert werden.

In der Verordnung wurde die Differenzierung von Straßen auf Begriffe wie zum Beispiel „Kreis- und Gemeinde-straßen mit nicht mehr als zwei Fahrstreifen“ (§ 2 Nr. 3 NWFreiV) und nicht auf den täglichen durchschnittlichenVerkehr (DTV, Anzahl Pkw/24 h) abgestellt. Die tatsächlich zu erwartende Verschmutzung des abfließendenNiederschlagswassers hängt jedoch von der Stärke des Verkehrsaufkommens ab. In der Tabelle im Abschnitt 5wurde daher zwischen sehr geringer Verkehrsbelastung mit einem Verkehrsaufkommen unter etwa 300 Kfz/24 hund geringer Verkehrsbelastung mit einem Verkehrsaufkommen bis zu etwa 5000 Kfz/24 h unterschieden.

4 Flächenhafte Versickerung über Oberboden

In § 3 Abs. 1 NWFreiV wird zum erlaubnisfreien Versickern eine „flächenhafte“ Versickerung vorausgesetzt. Hier-für ist eine Mindestgröße der ausgewiesenen Versickerungsfläche oder Versickerungsmulde erforderlich. Sie darfim Rahmen der erlaubnisfreien Versickerung nicht kleiner als 1/15 der angeschlossenen befestigten Fläche sein.

Die Versickerung erfolgt über eine bewachsene Oberbodenschicht mit einer Mächtigkeit von mindestens 20 cm.Wegen der erhöhten Belastung des Niederschlagswassers von Kreis- und Gemeindestraßen mit einem Verkehrsauf-kommen über etwa 300 Pkw/24 h ist bei flächenhaften Versickerungsanlagen für Niederschlagswasser folgendeZusammensetzung des Oberbodens erforderlich:

pH-Wert mindestens 62–10 % Humusgehalt5–20 % Tongehalt

Im Abstand von drei Jahren ist der pH-Wert des Bodens zu überprüfen. Bei einem Absinken unter den erforder-lichen pH-Wert von 6 sind geeignete Maßnahmen zu seiner Erhöhung erforderlich, zum Beispiel das Aufbringenvon ca. 0,5 kg/m2 langsam wirkendem Kalk. Oberboden, der den oben genannten Anforderungen nicht genügt, ist zur erlaubnisfreien Versickerung des Niederschlagswassers von Straßen mit einem Verkehrsaufkommen überetwa 300 Pkw/24 h nicht geeignet.

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Page 50: regenwasserversickerung praxisratgeber

5 Unterirdische Versickerungsanlagen

Kann die Flächenversickerung oder das Anlegen von Mulden aus Platzgründen nicht verwirklicht werden, so isteine linienförmige Versickerung über Rigolen oder Sickerrohre anzustreben. Die punktuelle Versickerung vonRegenwasser über einen Sickerschacht ist nur anzuwenden, wenn zwingende Gründe eine der vorgenanntenLösungen ausschließen.

Zum Schutz des Grundwassers und zum Erhalt einer dauerhaften Funktionsfähigkeit ist einer unterirdischenVersickerungsanlage (Rigolen-, Rohr- oder Schachtversickerung) in jedem Fall eine ausreichende Vorreinigungvorzuschalten. Hierfür eignen sich die in der folgenden Tabelle aufgeführten Vorreinigungsanlagen oder gleich-wertige Einrichtungen.

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Technische Regeln (TRENGW)

An der Versickerungsanlage angeschlossene Flächen

(nicht aufgeführte Flächen sind ihrer Verschmutzung nach entsprechend einzuordnen):

� Dachflächen

� Terrassenflächen

� Fußgängerbereiche, Eigentümerwege, sonstige beschränktöffentliche Wege

� Rad- und Gehwege außerhalb des Spritz- und Sprühfahnen-bereichs von Straßen (Abstand über 3 m)

� Pkw-Stellplätze, private Hof- und Verkehrsflächen mit sehrgeringem Verkehrsaufkommen (bis etwa 300 Kfz/24 h)

� Kreis- und Gemeindestraßen mit nicht mehr als zweiFahrstreifen und geringem Verkehrsaufkommen (bis etwa5000 Kfz/24 h)

Einstufung befestigter Flächen und Anforderungen an die Vorreinigung von Niederschlagswasser

Beispiele für Vorreinigungsanlagen vor einer Rigolen-, Rohr- oder

Schachtversickerung

� Siebe oder Körbe zum Grobstoff-rückhalt

� Hof- oder Straßenabläufe mitSchlammeimer

� Straßenabläufe für Nassschlammoder Absetzanlagen nach RAS-Ew für rkrit = 30 l/(s·ha)

� Absetzanlagen nach RAS-Ew für rkrit = r(15,1) (Regenspende mit 15-minütiger Dauer und 1-jährlicherWiederkehr)

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6 Planung, Bau und Betrieb von Versickerungsanlagen

Technische Regel für die hydraulische Bemessung, die Anordnung, die Bauausführung und den Betrieb vonVersickerungsanlagen ist das ATV-Arbeitsblatt A 138 der Abwassertechnischen Vereinigung e.V. in der jeweilsgültigen Fassung.

Sickerschächte für Niederschlagswasser von Kreis- und Gemeindestraßen mit einem Verkehrsaufkommen überetwa 300 Pkw/24 h sind abweichend vom ATV-Arbeitsblatt A 138 nach den Richtlinien RAS-Ew zu bemessen undauszuführen. Die Wände dieser Sickerschächte sind undurchlässig. Die Versickerung erfolgt vertikal durch die inden Richtlinien vorgesehenen Filterschichten über der Schachtsohle.

7 Weitere Anforderungen

Durch den Bau von Versickerungsanlagen dürfen keine stauenden, das Grundwasser schützenden Deckschichten(z. B. ausgeprägte Lehmschichten) durchstoßen werden.

Die Sohle einer Versickerungsanlage darf im Rahmen der NWFreiV nicht tiefer als 5 m unter Geländeoberkanteliegen.

8 Regelwerke und Bezugsquellen

ATV-A 138 Bau und Bemessung von Anlagen zur denzentralen Versickerung von nicht schädlich verunreinig-tem Niederschlagswasser. Abwassertechnische Vereinigung e.V., Theodor-Heuss-Allee 17,53773 Hennef

RAS-Ew Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil: Entwässerung. Forschungsgesellschaft für Straßen-und Verkehrswesen, Alfred-Schütte-Allee 10, 50973 Köln

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Fragen Sie bei Ihrer Kreisverwaltungsbehörde (z. B. Landratsamt) nach weiteren Broschüren zum ThemaRegenwasser oder auch nach dem örtlichen Agenda 21-Büro.

Informationen zum Thema „Umweltgerechter Umgang mit Regenwasser“ enthält die Broschüre des VBB Thissen, die bereits von einigen Landratsämtern und Städten kostenlos herausgegeben wird.

Naturnaher Umgang mit RegenwasserArbeitsblätter für die Bauleitplanung Nr. 15München, Oktober 1998Hrsg.: Oberste Baubehörde im Staatsministerium des Innern, Postfach 22 00 36, 80535 München

Merkblatt ATV-DVWK-M 153 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit RegenwasserDeutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall i. G.Bezug: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e.V. (GFA),Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef

ATV Arbeitsblatt A138 (wird zur Zeit überarbeitet)Bau und Bemessung entwässerungstechnischer Anlagen zur Versickerung von nicht schädlich verunreinigtem NiederschlagswasserSt. Augustin, Januar 1990Abwassertechnische Vereinigung e.V. (ATV)Bezug: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e.V. (GFA),Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef

Regenwassernutzung:

Regenwassernutzung von A–Z: Ein Handbuch für Planer, Handwerker und BauherrenKönig, Klaus W.Donaueschingen, 5. Auflage, 2000

Weitere Informationen erhalten Sie auch bei der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr.), Darmstadt

Einschlägige Firmenunterlagen von Betonherstellern zu den einzelnen Materialien

Einschlägige Bauvorschriften für die Herstellung von Schotterrasen und Kies- Splitt-Decken

HinweisDie Verwendung von Begriffen wurde zum Verständnis der Benutzer/innen des Praxisratgebers an der Umgangssprache orientiert. Es ergeben sich hierdurch zum Teil Abweichungen zu bestehenden Normenbzw. Regelungen.

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Informationen – Literatur


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