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PUNKT Zeit

Date post: 07-Mar-2016
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Zeit erneuert sich zwar Tag für Tag selber, ist aber dennoch die knappste aller Ressourcen. Diesem, meist selbst verschuldeten, Umstand versucht PUNKT in dieser Ausgabe Gegensteuer zu geben. Aber nicht nur. Nehmen Sie sich die Zeit, um mehr über Zeit zu erfahren.
84
9 771661 806003 36 Ausgabe MäRZ / APRIL 2012 HEFT-N˚36 | JAHRGANG 07 KOSTEN CHF 9,50 WEB PUNKTMAGAZIN.CH wirtschaft ist mehr. Ökonomische Zeitenwende? Wie eine Zukunft ohne Wirtschafts- wachstum aussehen könnte Globaler Kampf um Erdöl Friedensforscher Daniele Ganser über Erdöl und globale Rohstoffkriege Neues Zeitalter für Ostafrikas Architektur ANZA schafft eine Plattform, damit Architektur endlich zum Thema wird
Transcript
Page 1: PUNKT Zeit

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3

36

ZeitAusgabe

März / April 2012

Heft-N˚36 | JaHrgaNg 07

KosteN CHF 9,50

Web punktMAgAzin.CH

wirtschaftist mehr.

Ökonomische Zeitenwende?Wie eine Zukunft ohne Wirtschafts-wachstum aussehen könnte

Globaler Kampfum ErdölFriedensforscher Daniele Ganser über Erdöl und globale Rohstoffkriege

Neues Zeitalter für Ostafrikas ArchitekturANZA schafft eine Plattform, damit Architektur endlich zum Thema wird

Page 2: PUNKT Zeit

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Das hocheffiziente Motorenkonzept und das Start-Stop-System des neuen Audi A4 bewirken gegenüber dem Vorgänger eine deutliche CO2-Reduzierung und Treibstoff ersparnis. Hinzu kommen intelligente Assistenzsysteme, die in seiner Klasse einzigartig sind. Der Audi A4 ist die perfekte Symbiose aus Effizienz, Komfort und Sportlichkeit. Mehr Infos bei Ihrem Audi Händler und auf www.audi.ch/A4

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Page 3: PUNKT Zeit

editorialNo 36 / 2012März/AprilAusgabe: Zeit

Cover No 36Fotografie

boris gassmann

postproduktion

fabian Widmer

Keine Zeit. Eine trostlose Wortkombination, nicht? Und doch liegt sie uns ständig auf der Zunge. Zeit läuft zwar immer weiter und kann uns darum nie ausgehen, ist aber trotzdem die knappste aller Ressourcen. Um dieses Dilemma

zu entschärfen, wurde Zeitmanagement erfunden. In der Theorie funktioniert das ganz gut. Praxis tauglicher ist das Eisenhower-Prinzip: «Wichtige Aufgaben sind selten dringend und dringende Aufgaben sind selten wichtig.» Werden auch Sie «Meister der Zeit» (S. 22). Besonders wichtig ist ein guter Umgang mit Zeit für Freischaffende, die einen sicheren Arbeisplatz ge-gen mehr Freiheit getauscht haben. Trotz vieler Stolper-steine: Der Wortteil «frei» macht es aus. Erfahren Sie, wie Freelancer «Die neue Freiheit gestalten» (S. 28). «Die Erde dreht sich nicht schneller» (S. 04), aber dafür alles andere, hat man oft das Gefühl. Nicht nur die Arbeitsformen verändern sich, die ganze Welt tut es. Und das mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit. Gegensteuer geben muss jeder für sich. Apropos müssen: Wirtschaft muss wachsen. Sagt man. Doch das Bruttoinlandprodukt als Wohlstands-messer steht in der Kritik. Um unsere Lebensqualität adäquat abzubilden, ist es zu eindimensional. Da der Westen in Zukunft zwangsweise mit weniger Wachstum auskommen muss, schafft das Raum, neue Modelle zu diskutieren. Wird aus der Not eine Tugend? Folgt gar eine «Ökonomische Zeitenwende?» (S. 16). Und wie gehetzt ist Ihr persönliches Umfeld? Finden Sie es heraus, indem Sie einen Freund fragen: «Gehen wir Kaffee trinken? Ich habe Zeit, und du?» Die wirklich Reichen antworten: «Klar! Wo treffen wir uns?» In eigener Sache: Wir haben uns Zeit genommen, PUNKT weiter zu verbessern. Ein aufgefrischtes Layout, neue Rubriken und gesteigerter Lesefluss dank einfa-cherer inhaltlicher Strukturierung erwarten Sie.

3PUNKTmagazin Zeit

Page 4: PUNKT Zeit

Anzahl Jahre, bis mindestens 1 Million Schweizer das jeweilige Medium genutzt haben

Internet-Nutzung in der Schweiz nach Bildungsstand (ab 14 Jahren) 2000 2011

Tertiärstufe (Hochschulen)

Radio

27

1

TV

15Facebook

2Internet

6

+710%

Asien

922 Mio.

114 Mio.

35 Zettabytes (7,7 Billionen DVD)

+1840%2011 >>> 2020

1,8 Zettabytes

100 Exabytes

114 Mio.

+10%

Asien

+2280%

Afrika

119 Mio.

5 Mio.18 Mio.

+2200%

Mittlerer Osten

69 Mio.

3 Mio.

+180%

Australien & Ozeanien

21 Mio. 8 Mio.

+150%

Nord Amerika

272 Mio.

Einwohner nach Kontinenten 2010 2100

Während die Bevölkerung Europas um 9% schrumpft …

… wächst die Bevölkerung Afrikas um 260%.

Mrd. 2,830,76

+260%

25 000.–

-9%

108 Mio.

+1100%

SüdAmerika

216 Mio.

+350%

Europa

476 Mio.

105 Mio.

Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung 2010 2100

Anzahl der über 60-Jährigen weltweit.

Vergangenheit Gegenwart Zukunft

Europa hatheute relativ

soviele über 60-Jährige, wie Afika.4 2100

werden es nur noch

soviele sein.1,6

in

Sekunde…

+260%

Afrika

Europa

+17%

Süd Amerika

688 Mio.

590 Mio.

+52%

NordAmerika

Afrika

526 Mio.

345 Mio.

+78%

Australien + Ozeanien

66 Mio.

37 Mio.

Datenmengen

Internet Nutzung

Medien

Demografie

Internet-Nutzer nach Kontinenten 2000 2011

Afrika

Die weltweiten Datenmengen wachsen rasant, Tag für Tag 2005 2011 2020

1 Exabyte = 1’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mio. DVD)

1 Zettabyte = 1’000’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mrd. DVD)

Nord Amerika

>>>>>>

35 000… werden auf YouTube

Videos abgespielt.

… steigt die Welt-bevölkerung um 2,6 Personen.

… werden 3 Frauen ungewollt schwanger.

… werden Schweizer Aktien im Wert von

gehandelt.

… verhungern 1,2 Menschen. 1,2

… werden 12 Computer verkauft. 12

… generieren Migros + Coop einen Umsatz von knapp 1600 Franken.

1600.-

154 000 l… werden

Erdöl verbraucht.

>>>

… werden 630 kg Elektroschrott produziert.kg630

5,5% 20,0%

Asien 9,9% 32,1%

SüdAmerika

10% 34,4%

Europa

im Jahr 2010

Mrd.im Jahr 2100

21,8% 32,5%

Tertiärstufe (höhere Berufsbildung)

Sekundarstufe IIObligatorische Schule

58% 77% 86% 95%22% 35% 58% 72%

2000 2005 2020 2100

UNO-Schätzungen

mehr350Zwischen 2005 und 2020 wachsen die Datenmengen um das 350-fache. Die weltweiten Datenmengen entsprechen dann

Billionen

7,7DVD

CHF

4,6 Mrd.

4,2 Mrd.

3,6 Mrd.

1 Mrd.

-9%

674 Mio.

738 Mio.

Auf die Erde ist Verlass: Seit fast 4,6 Milliarden

Jahren dreht sie sich in knapp 24 Stunden einmal

um ihre eigene Achse. Die Geschwindigkeit der

Kreisbewegung am Erdäquator beträgt somit

durchschnittlich 434 Meter pro Sekunde. Was

nur schon in einer von täglich 86 400 Sekunden

passiert, ist bemerkenswert.

Da werden zum Beispiel zwölf Computer ge-

kauft – und 630 Kilogramm Elektroschrott ent-

stehen. Ein guter Teil davon gelangt vorerst als

«gebrauchte Computer» nach Afrika, wo man

dann merkt, dass sie ja gar nicht mehr funktio-

nieren. Noch fehlt dort oft das Wissen, um die

Abfälle fachgerecht zu entsorgen und die wie-

derverwertbaren Rohstoffe zu recyceln. Noch.

Denn das Internet, und mit ihm freier Zugang zu

Wissen, macht sich auch in Afrika breit. Der Zu-

gang findet – genau wie in Asien übrigens auch –

vorwiegend über mobile Geräte statt. Ein Trend,

dem die westlichen Nationen nachziehen.

All diese Menschen erzeugen riesige Daten-

mengen. Würde man sie auf Laptops mit einer

500 Gigabyte grossen Festplatte packen, könnte

man ganze Städte zupflastern. Rund um diese

Daten bildet sich sogar ein eigener Wirtschafts-

zweig, die «Second Economy». Ihr Ziel besteht

darin, in diesem Datenheuhaufen die relevanten

Informationsnadeln zu finden.

Mit dieser atemberaubenden Geschwindig-

keit immer und überall Schritt zu halten, ist ein

Ding der Unmöglichkeit. «Mut zur Lücke», lautet

daher ein probates Mittel. Das gilt für die Ver-

gangenheit (Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit,

die Einstellungen der Timeline bei Facebook zu

studieren), die Gegenwart (PC abstellen, jetzt!)

und die Zukunft (Planen Sie Ferien auf der Alp).

Die Erde dreht sich vielleicht nicht schneller,

dafür alles andere.

Quellen UNO, Internetworldstats, McKinsey Quarterly

Darstellung PUNKTmagazin

Die erDe Dreht siCh NiCht sChNeller

Farb-zuordnung

Anzahl Jahre, bis mindestens 1 Million Schweizer das jeweilige Medium genutzt haben

Internet-Nutzung in der Schweiz nach Bildungsstand (ab 14 Jahren) 2000 2011

Tertiärstufe (Hochschulen)

Radio

27

1

TV

15Facebook

2Internet

6

+710%

Asien

922 Mio.

114 Mio.

35 Zettabytes (7,7 Billionen DVD)

+1840%2011 >>> 2020

1,8 Zettabytes

100 Exabytes

114 Mio.

+10%

Asien

+2280%

Afrika

119 Mio.

5 Mio.18 Mio.

+2200%

Mittlerer Osten

69 Mio.

3 Mio.

+180%

Australien & Ozeanien

21 Mio. 8 Mio.

+150%

Nord Amerika

272 Mio.

Einwohner nach Kontinenten 2010 2100

Während die Bevölkerung Europas um 9% schrumpft …

… wächst die Bevölkerung Afrikas um 260%.

Mrd. 2,830,76

+260%

25 000.–

-9%

108 Mio.

+1100%

SüdAmerika

216 Mio.

+350%

Europa

476 Mio.

105 Mio.

Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung 2010 2100

Anzahl der über 60-Jährigen weltweit.

Vergangenheit Gegenwart Zukunft

Europa hatheute relativ

soviele über 60-Jährige, wie Afika.4 2100

werden es nur noch

soviele sein.1,6

in

Sekunde…

+260%

Afrika

Europa

+17%

Süd Amerika

688 Mio.

590 Mio.

+52%

NordAmerika

Afrika

526 Mio.

345 Mio.

+78%

Australien + Ozeanien

66 Mio.

37 Mio.

Datenmengen

Internet Nutzung

Medien

Demografie

Internet-Nutzer nach Kontinenten 2000 2011

Afrika

Die weltweiten Datenmengen wachsen rasant, Tag für Tag 2005 2011 2020

1 Exabyte = 1’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mio. DVD)

1 Zettabyte = 1’000’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mrd. DVD)

Nord Amerika

>>>>>>

35 000… werden auf YouTube

Videos abgespielt.

… steigt die Welt-bevölkerung um 2,6 Personen.

… werden 3 Frauen ungewollt schwanger.

… werden Schweizer Aktien im Wert von

gehandelt.

… verhungern 1,2 Menschen. 1,2

… werden 12 Computer verkauft. 12

… generieren Migros + Coop einen Umsatz von knapp 1600 Franken.

1600.-

154 000 l… werden

Erdöl verbraucht.

>>>

… werden 630 kg Elektroschrott produziert.kg630

5,5% 20,0%

Asien 9,9% 32,1%

SüdAmerika

10% 34,4%

Europa

im Jahr 2010

Mrd.im Jahr 2100

21,8% 32,5%

Tertiärstufe (höhere Berufsbildung)

Sekundarstufe IIObligatorische Schule

58% 77% 86% 95%22% 35% 58% 72%

2000 2005 2020 2100

UNO-Schätzungen

mehr350Zwischen 2005 und 2020 wachsen die Datenmengen um das 350-fache. Die weltweiten Datenmengen entsprechen dann

Billionen

7,7DVD

CHF

4,6 Mrd.

4,2 Mrd.

3,6 Mrd.

1 Mrd.

-9%

674 Mio.

738 Mio.

4 Wirtschaft

«Zeit» in Zahlen

Page 5: PUNKT Zeit

Anzahl Jahre, bis mindestens 1 Million Schweizer das jeweilige Medium genutzt haben

Internet-Nutzung in der Schweiz nach Bildungsstand (ab 14 Jahren) 2000 2011

Tertiärstufe (Hochschulen)

Radio

27

1

TV

15Facebook

2Internet

6

+710%

Asien

922 Mio.

114 Mio.

35 Zettabytes (7,7 Billionen DVD)

+1840%2011 >>> 2020

1,8 Zettabytes

100 Exabytes

114 Mio.

+10%

Asien

+2280%

Afrika

119 Mio.

5 Mio.18 Mio.

+2200%

Mittlerer Osten

69 Mio.

3 Mio.

+180%

Australien & Ozeanien

21 Mio. 8 Mio.

+150%

Nord Amerika

272 Mio.

Einwohner nach Kontinenten 2010 2100

Während die Bevölkerung Europas um 9% schrumpft …

… wächst die Bevölkerung Afrikas um 260%.

Mrd. 2,830,76

+260%

25 000.–

-9%

108 Mio.

+1100%

SüdAmerika

216 Mio.

+350%

Europa

476 Mio.

105 Mio.

Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung 2010 2100

Anzahl der über 60-Jährigen weltweit.

Vergangenheit Gegenwart Zukunft

Europa hatheute relativ

soviele über 60-Jährige, wie Afika.4 2100

werden es nur noch

soviele sein.1,6

in

Sekunde…

+260%

Afrika

Europa

+17%

Süd Amerika

688 Mio.

590 Mio.

+52%

NordAmerika

Afrika

526 Mio.

345 Mio.

+78%

Australien + Ozeanien

66 Mio.

37 Mio.

Datenmengen

Internet Nutzung

Medien

Demografie

Internet-Nutzer nach Kontinenten 2000 2011

Afrika

Die weltweiten Datenmengen wachsen rasant, Tag für Tag 2005 2011 2020

1 Exabyte = 1’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mio. DVD)

1 Zettabyte = 1’000’000’000’000’000’000’000 bytes ( = 222 Mrd. DVD)

Nord Amerika

>>>>>>

35 000… werden auf YouTube

Videos abgespielt.

… steigt die Welt-bevölkerung um 2,6 Personen.

… werden 3 Frauen ungewollt schwanger.

… werden Schweizer Aktien im Wert von

gehandelt.

… verhungern 1,2 Menschen. 1,2

… werden 12 Computer verkauft. 12

… generieren Migros + Coop einen Umsatz von knapp 1600 Franken.

1600.-

154 000 l… werden

Erdöl verbraucht.

>>>

… werden 630 kg Elektroschrott produziert.kg630

5,5% 20,0%

Asien 9,9% 32,1%

SüdAmerika

10% 34,4%

Europa

im Jahr 2010

Mrd.im Jahr 2100

21,8% 32,5%

Tertiärstufe (höhere Berufsbildung)

Sekundarstufe IIObligatorische Schule

58% 77% 86% 95%22% 35% 58% 72%

2000 2005 2020 2100

UNO-Schätzungen

mehr350Zwischen 2005 und 2020 wachsen die Datenmengen um das 350-fache. Die weltweiten Datenmengen entsprechen dann

Billionen

7,7DVD

CHF

4,6 Mrd.

4,2 Mrd.

3,6 Mrd.

1 Mrd.

-9%

674 Mio.

738 Mio.

5WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 6: PUNKT Zeit

Fidelity Funds – Global Real Asset Securities Fund (ISIN LU0417495479). Fidelity Funds ist eine offene Investmentgesellschaft luxemburgischen Rechts. Wir empfehlen Ihnen, Anlageentscheidungen nur auf Grund detaillierter Informationen zu fällen. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Investitionen sollten auf Basis des aktuellen Verkaufsprospektes und vereinfachten Prospektes getätigt werden. Diese Prospekte sowie der aktuelle Jahres-/Halbjahresbericht sind kostenlos bei den berechtigten Vertriebsstellen, beim europäischen Service-Center in Luxemburg oder beim Vertreter in der Schweiz (BNP Paribas Securities Services, Paris, succursale de Zurich, Selnaustrasse 16, 8002 Zurich) erhältlich. Zahlstelle für die Schweiz ist die BNP Paribas Securities Services, Paris, succursale de Zurich, Selnaustrasse 16, 8002 Zurich. Fidelity, Fidelity Worldwide Investment, das Logo Fidelity Worldwide Investment und das Symbol F sind Warenzeichen von FIL Limited.

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Page 7: PUNKT Zeit

10 Kurz & Bündig Wirtschaft

16 Ökonomische Zeitenwende?Obwohl der Wachstumsimperativ vermehrt kriti-siert wird, ändert sich wirtschaftspolitisch nichts. Das muss sich ändern, findet der Autor.

22 Meister der Zeit Oft hat die Zeit uns im Griff, statt umgekehrt. Diesem Missstand kann abgeschworen werden.

24 Bauer, ledig, schaut MeteoMit Eigenproduktionen und US-Serien versucht der TV-Sender «3+», das Schweizer Staatsfernsehen zu konkurrieren. Keine leichte Aufgabe.

27 L’Entrepreneur Christoph Seitz von Spontacts AG

28 Die neue Freiheit gestaltenFreelancer haben Freiheit gegen Sicherheit ein getauscht, sind dafür Herr ihres Arbeitsalltags. Jetzt hätten sie gerne etwas Sicherheit zurück.

32 Die Zukunft des ShoppingsWarum die Welt zu einem einzigen Shopping Center wird und was das für den Handel bedeutet.

35 Kolumne Querdenker

36 Globaler Kampf um Erdöl Der Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser über Erdölfeldzüge, Peak Oil und die Chancen einer Energiewende.

44 «Bank on Us» Eine fotografische Aufarbeitung des Banken-platzes Schweiz von Mark Henley.

iNhalt iAusgabe: ZeitMärz/AprilNo 36 / 2012

Wirtschaft

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36

16

7PUNKTmagazin Zeit inhaltsverZeichnis

Page 8: PUNKT Zeit

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64

Invest

Lebensart

Unter anderem Inserenten

iNhalt ii

50 Ein Schreckgespenst jagt das nächste

Heute Deflation, morgen Inflation. Auf lange Sicht ist Geldentwertung ein Aspekt, den es in der Vermögensverwaltung zu berücksichtigen gilt.

55 Kolumne Mirjam Staub-Bisang

56 Kurz & Bündig Invest

59 Alternativanlage Whisky Investieren in reale Werte

60 Rechtzeitig säen und üppig erntenAltersvorsorge beginnt nicht erst mit der Pension, sondern einiges früher, sagt Susi Feldmann vom VZ Vermögenszentrum Zürich.

62 Die Zeit zu Nutze machen Barriere-Reverse-Convertibles locken mit hohen Coupons, eignen sich aber nur für Aktienanleger.

64 ANZA –Ostafrikas erstes Architekturmagazin

Die Städte Afrikas wachsen rasant und planlos. Eine Auseinandersetzung mit Architektur fand bisher nicht statt. Mit ANZA ändert sich das.

70 Satz. Pause. Pause.Sprechen ist dem Diktat der Zeit unterworfen. Wie man das Machtverhältnis umkehrt, zeigen Poetry Slammer auf künstlerische Weise.

72 Kurz & Bündig Lebensart

75 Kolumne René Allemann

76 Gadgets

03 Editorial04 Infografik 81 Abonnement82 Vorschau82 Impressum

02 Audi06 Fidelity09 Beyer 15 iShares21 Cheaptickets43 EFG FP49 Blickfang54 Saxo Bank57 Scoach63 Quade & Zurfluh83 Giardina Zürich84 ZKB

8 inhaltsverZeichnis

Page 9: PUNKT Zeit

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Page 10: PUNKT Zeit

Vorbild New York Die Idee der Zeitbank ist nicht neu. In der Stadt New York wurde das Modell bereits im April 2009 eingeführt. «Jedermann hat etwas anzubieten. Nutze deine Zeit, dein Wissen und deine Bereit-schaft, um die dringendsten Bedürfnisse zu lösen», lautet das Motto von «NYC Service». Der dortige Service richtet sich jedoch nicht nur explizit an Rentner, sondern an Bürger aller Altersklassen. Interessierte können sich und ihre Fähigkeiten registrieren lassen, im Bedarfsfall werden sie aufgeboten und leisten ihre Arbeit. Abgerechnet werden die Arbeiten in «TimeDollars». Ob Kochen gegen Nähen oder Nachhilfe gegen Einkaufen – alle Vari-anten sind möglich. Viel Zuspruch erhielt das Projekt vom republikanischen Bürgermeister Michael R. Bloomberg, einem der Schirmherren: «Der Start des NYC-Services kommt in einer schwierigen Zeit für unsere Wirtschaft. Eine Zeit, in der viele New Yorker die Auswirkun-gen der Rezession zu spüren bekommen und sich Sorgen über ihre Zukunft machen.» Zeitbanken bedienen eines fast schon vergessenen Konzepts der klassischen Wirt-

arbeitgegeNarbeitText riNo boriNi

Eine Bank, die keine Gebühren erhebt, ohne Zinsen operiert, kein Geld bunkert und kein Systemrisiko darstellt – eine Utopie? Nein. Sind Zeitbanken gar die Vorboten einer Trendwende?

Aufgrund zunehmender Veralterung der Gesellschaft und Mangel an Pflegepersonal wird die Versorgung von alten, kranken und hilfsbedürftigen Menschen immer schwieriger zu bewerkstelligen – und insgesamt teurer. Doch in vielen Städten und Gemeinden klafft in den Kassen ein grosses Loch. Da die Mittel fehlen, um öffentliche und soziale Auf-gaben wahrzunehmen, müssen einzelne Leistungen reduziert oder teilweise sogar ganz eingestellt werden. Neue Konzepte sind gefragt.

25 000 Betreuungsstunden jährlich Ein solches hat die Stadt St. Gallen in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen entwickelt: das Modell der Zeitvorsorge. Forciert wurde die Initiative vom damaligen Bundesrat Pascal Couchepin. Die Idee der Zeitbank ist so einfach wie bestechend: Solange die «jungen Alten» körperlich fit sind und über freie Zeit verfügen, können sie den «alten Alten» im Haus-halt, bei administrativen Angelegenheiten, beim Einkauf oder bei einfachen Körperpflege arbeiten zur Hand gehen. Ihren Lohn erhalten die rüstigen Rentner jedoch nicht in Form von Geld, sondern als Zeitgutschriften. Diese Gutschriften werden – genau wie bei einer konventionellen Bank – auf einem Konto notiert. Wenn die Senioren später selber auf Hilfe angewie-sen sind, können sie die erbrachten Stunden einlösen. Die Projektverantwortliche Katja Meierhans rechnet damit, dass sich in St. Gallen rund 300 Menschen zum Mitmachen bewegen lassen, insgesamt sollen auf diese Weise jährlich etwa 25 000 Betreuungsstunden zusammenkommen.

10 Wirtschaft

Wirtschaft

Page 11: PUNKT Zeit

schaftslehre: der Arbeitswerttheorie. Diese besagt, dass der Wert einer Ware bestimmt wird durch die Arbeitszeit, die für deren Her-stellung aufgewendet werden muss. Der Wert einer Arbeitsstunde ist in dieser Theorie ebenfalls eine Arbeitsstunde. Verfechter der Arbeitswerttheorie sind der Ansicht, dass Zeit in Bezug auf Arbeitsleistung die einzige Kon-stante ist – und somit auch die einzig faire Bewertungsgrundlage. Zeitvorsorgemodelle könnten einen Wandel von der monetären hin zur Zeitökonomie andeuten. St. Gallens Projektverantwortliche Katja Meierhans: «So kommen Qualitäten und Werte zum Tragen, für die das monetäre System gewissermassen ‹blind› ist, da sie nur unzureichend in Geld abgebildet werden können.» Es ist wohl nicht zu erwarten, dass die Theorie in der Wirtschaft demnächst flä-chendeckend Einzug halten und alles um-krempeln wird. Doch in Zeiten, in denen ein CEO im Extremfall vierhundert Mal soviel verdient wie ein Sachbearbeiter des gleichen Unternehmens, erscheint der Grundgedanke hinter der Arbeitswerttheorie weniger absurd als auch schon.

Der Toggenburger Uhrmacher, Mathematiker und Astronom Jost Bürgi baute 1585 die erste Uhr mit drei Zeigern und gilt somit als eigentlicher Erfinder der Sekunde.

Dass es Bürgi war, dem die bahnbrechende Erfindung gelang, ist er-

staunlich, denn dem 1552 in Lichtensteig (SG) Geborenen blieb eine

höhere Bildung verwehrt. Davon wird zumindest ausgegangen, denn

Bürgi war des Lateinischen, der Sprache der Gelehrten, nicht mächtig.

Wie und wo er sich seine umfassenden mathematischen und astrono-

mischen Kenntnisse aneignete, ist nicht klar überliefert, von Aufent-

halten in Strassburg und Italien ist die Rede. Fakt ist, dass er 1579 am

Hof des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel eine Anstellung

als Hofuhrmacher und Astronom erhielt. Obwohl nur für die Wartung

der Messinstrumente zuständig, begann er bald, sie zu verbessern.

Schon bald war Bürgi weit über den Hof hinaus bekannt, was auch

seinen Himmelsgloben und der von ihm erfundenen Logarithmen-

tafel zuzuschreiben ist. Der Landgraf liess sogar extra für den Nicht-

lateiner eine deutsche Übersetzung von Kopernikus’ Hauptwerk «De

Revolutionibus Orbium Coelestium» anfertigen – die erste deutsche

Fassung von Kopernikus’ Schriften überhaupt. Die Uhr mit Sekunden-

zeiger, die Bürgi endgültig zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten

seiner Zeit werden liess, baute er 1585. Eine damals unglaubliche Leis-

tung, zumal man bis anhin keine genaue Vorstellung davon hatte, was

eine Sekunde überhaupt ist. «Die Dauer einer Sekunde ist nicht so sehr

kurz, sondern kommt der Dauer der kleinsten Note in einem mässig

langsamen Lied gleich», umschrieb Christoph Rothmann, ebenfalls

Astronom, die gefühlte Dauer der neuen Zeiteinheit. Während ein

Minutenzeiger pro Minute lediglich 6 (von Auge nicht wahrnehmbare)

Winkelgrade zurücklegt, sind es beim Sekundenzeiger 360 – eine volle

Umdrehung eben. Und diese Bewegung ist von Auge wahrnehmbar.

Bürgi hat somit nicht weniger als die Zeitverflug geschwindigkeit für

das menschliche Auge sichtbar gemacht. dF

Der seKuNDeNmaNN

11WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 12: PUNKT Zeit

Wenn viele Menschen gleichzeitig etwas wollen, müssen sie dafür anstehen – das kostet Zeit. Dank der Smartphone-App Qminder gehört das vielleicht schon bald der Vergangenheit an.

Bei aller Liebe zur Entschleunigung: Warteschlangen strapazieren die

Geduld. Qminder will das ändern. Die App, die im Rahmen eines Start-ups

von vier jungen Esten programmiert wurde, basiert auf dem bekannten

System der Nummerntickets. Mit dem Unterscheid, dass die Kunden

nicht vor Ort sein müssen, um ein Ticket zu ziehen – das geschieht über

die App. Die Information, wann sie voraussichtlich an der Reihe sein wer-

den, erhalten sie per SMS. Ähnliche Systeme existieren bereits als Online-

App likation für Spitäler und Arztpraxen in Kanada (Technowait) und Sin-

gapur (Queue Watch) sowie als iPad-App für Restaurants in der Schweiz

(Localina). CEO Rauno Rüngas hat mit Qminder bereits in der Betaphase

den Start-up-Preis 2011 von «Garage48» im estnischen Tartu gewonnen.

Zurzeit wird die Anwendung von ausgewählten Unternehmen getestet,

der offizielle Launch ist für dieses Jahr geplant. Die Vorteile der App sind

offensichtlich: Läden können den Besucherstrom besser dosieren und

Kunden stehen weniger lang Schlange. Doch wäre die App auch in der

Lage, zum Beispiel der legendären Warteschlange vor dem Louvre in

Paris den Garaus zu machen? «Theoretisch schon», sagt Bruno Zeitoun,

Leiter des Logistik- und Informationsdienstes des besucherstärksten

Museums der Welt. Aber nur, wenn sich alle an die angegebenen Zeiten

hielten und die Verkaufsabläufe immer in etwa gleich lang dauerten.

Zudem müssten Touristen aus aller Welt, die oft nur einmal im Louvre

sind, erst die App herunterladen. Doch für kleinere Unternehmen ist

Qminder durchaus ein möglicher Weg ins Glück. Dass die App aus Estland

kommt, erstaunt nicht. Bereits die kostenlose Telefonplattform Skype

wurde dort entwickelt. Für die über 1,4 Millionen Esten ist es selbstver-

ständlich, das Netz immer und überall zu nutzen. Kostenloses Internet

garantiert die Regierung per Gesetz. js

aNsteheN mit Dem smartphoNe

Der IT-Dienstleister Atos will Emails aus dem Geschäftsalltag verbannen. Verrückt? Nicht unbedingt.

Dass Emails oft mehr Ablenkung als Arbeits-

hilfe sind, ist nur zu gut bekannt. Gemäss

Atos-CEO Thierry Breton sind nur gerade zehn

Prozent aller Emails relevant, der Rest über-

flüssig – und zeitraubend. Er beabsichtigt

daher, den unternehmensinternen Email-

Verkehr innert 18 Monaten komplett abzu-

schaffen. Stattdessen sollen die Mitarbeiter

wieder vermehrt persönlich oder zumindest

per Telefon miteinander kommunizieren.

Oder über die extra geschaffene Kollabora-

tions-Plattform. Der Plan von Breton ist ehr-

geizig, findet aber durchaus Zuspruch. Manch

einer ist gar der Ansicht, Email sei sowieso

nur eine Übergangstechnologie: zu statisch,

zu langsam, zu umständlich – und vor allem

unpraktisch. Darauf deutet unter anderem

die Tatsache hin, dass die Betreffzeile in den

allermeisten Fällen gar nicht, oder höchstens

für Begrüssungsfloskeln wie «Hey», «Sali»

oder «Gugus» genutzt wird. Zudem wird die

Kommunikationsform Email oft gewählt, um

unangenehme Sachverhalte anzusprechen,

mit anderen Worten: Email ist für Feiglinge.

Dass eine erfolgreiche Karriere ohne Emails

möglich ist, beweist Luis Suarez. Der IBM-

Ingenieur hatte vor vier Jahren ein für alle

mal genug von der täglichen Email-Flut und

hörte ganz einfach auf, sie zu beantworten.

Kommunizieren tut er seitdem insbesonders

über öffentliche Netzwerke wie Twitter und

Google+. Das sei praktischer und darüber hi-

naus könnten Doppel spurigkeiten verhindert

werden. Einzig für Sitzungseinladungen prüft

der auf Gran Canaria lebende Manager gele-

gentlich seine Inbox. Seit er nicht mehr so viel

Zeit mit der Beantwortung von Emails ver-

bringe, habe er mehr Zeit für andere Dinge,

sagt Suarez. Arbeiten zum Beispiel. dF

habeN emailsausgeDieNt?

12 Wirtschaft

Page 13: PUNKT Zeit

Dank «Chapter 11» erhalten konkursite US-Firmen eine Galgenfrist. Besonders in Krisenzeiten ist das häufiger nötig.

«Chapter 11» des US-Insolvenzgesetzes er-

möglicht es konkursiten Firmen, unter Auf-

sicht eines Insolvenzrichters weiterzuar-

beiten und nötige Sanierungsmassnahmen

einzuleiten. Dabei erhalten sie eine Schonfrist

vor den Gläubigern: Der Erhalt des Unterneh-

mens geniesst oberste Priorität. Der jüngste

Kandidat, Eastman Kodak, steht seit Januar

– im Durchschnitt dauern die Verfahren drei

bis vier Monate – unter Schutz. Kritiker be-

zeichnen «Chapter 11» als branchenschädi-

gend. Weil Schuldner ihre Gläubiger zunächst

nicht mehr fürchten müssten, könnten die

«kranken» Unternehmen ihre Preise senken

und der Konkurrenz Kunden abjagen. So ge-

schehen bei den US-Fluggesellschaften TWA

und Continental. Firmen werden geschützt,

Private nicht. Wäre vielleicht das Schlamas-

sel der US-Hypothekarkrise kleiner ausge-

fallen, gäbe es «Chapter 11» für Private? Ja,

meint Ökonom und Nobelpreisträger Joseph

E. Stiglitz: «Es ist wichtig, Unternehmen als

geschäftstätige Betriebe am Leben zu er-

halten, um Arbeitsplätze und Wachstum zu

schützen. Doch ist es auch wichtig, Familien

und Gemeinden intakt zu halten. Also braucht

Amerika ein ‹Chapter 11› für Eigenheimbesit-

zer.» Übrigens: Auch in der Schweiz laufen zur-

zeit Bestrebungen, das Schuldbetreibungs-

und Konkursgesetz zu überarbeiten und

ähnliche Insolvenz ansätze zu integrieren. rb

Das letzte Kapitel

Schon länger wird in den USA über Sinn und Unsinn der Todesstrafe diskutiert. Immer häufiger geht es dabei um Geld.

Ersichtlich wird das am Beispiel Kalifornien:

Die Zahlen der 2011 veröffentlichten Studie

«A Roadmap to mend or end the California

Legislature’s Multi-billion Dollar Death Penal-

ty Debacle» sind alarmierend. Seit die Todes-

strafe im bevölkerungsreichsten US-Bundes-

staat 1978 wieder eingeführt wurde, belaufen

sich die Zusatzkosten auf über vier Milliarden

Dollar. Und das für ein alles andere als effi-

zientes System, lediglich 13 Personen wur-

den tatsächlich hingerichtet. Die über 700

Häftlinge, die in Todeszellen auf ihre Exeku-

tion warten, werden wohl eher eines natürli-

chen Todes sterben denn an der Giftspritze.

Grund für die höheren Kosten sind die Rekurs-

möglichkeiten, welche das Rechtssystem den

Todeskandidaten einräumt. Nur schon der or-

dentliche Prozess kostet im Durchschnitt eine

Million Dollar mehr als wenn keine Todesstra-

fe gefordert wird. Mit all den Rekursmög-

lichkeiten können die Totalkosten zwanzig

bis dreissig Mal höher sein. Gemäss Studien-

autor Richter Arthur L. Alarcon gibt es mehre-

re Stellschrauben, an denen gedreht werden

kann. Möglichkeit 1 sieht lediglich Änderun-

gen im Rekurswesen vor, womit – nach an-

fänglichen Zusatzinvestitionen – jährlich

bereits Millionen gespart werden könnten.

Möglichkeit 2 besteht da rin, die Todesstrafe

einfach weniger häufig zu fordern. Statt 39

sollen nur noch 5 Verbrechensarten mit dem

Tod bestraft werden. Die dritte Möglichkeit:

Abschaffung der Todesstrafe. Einsparungen

von 170 Millionen Dollar pro Jahr wären die

Folge. Über die nächsten zwanzig Jahre könn-

ten so gegen fünf Milliarden Dollar gespart

werden. Die Wahl in Kalifornien lautet dem-

zufolge nicht «Geld oder Leben!» sondern

«Geld oder Tod!». dF

Nur Der toD ist gratis. falsCh.

vermeiDbaresChäDeN

Gemäss Studien betragen die di-

rekten Ausgaben für das Ersetzen

von rostigen Teilen an Brücken,

Fassaden, Tunnels et cetera jähr-

lich bis zu vier (unter Berücksich-

tigung der Folgekosten sogar bis

zu sieben) Prozent des weltweiten

BIP. Laut der World Corrosion Or-

ganization könnte ein Viertel der

Schäden verhindert werden, wenn

die bekannten Vorsorgemass-

nahmen konsequent angewendet

würden. Noch wirkungsvoller sei

ein aktives Vorgehen gegen Kor-

rosion: In Versuchen des US-Mili-

tärs erreichten die achtzig über

drei Jahre getesteten Verfahren

einen durchschnittlichen Nutzen

von 50:1 – pro investiertem Dollar

konnten fünfzig gespart werden.

Wissenschafter des Fraunhofer-

Instituts betonen die Wichtigkeit,

mögliche Korrosionsschäden um-

fassend zu berücksichtigen: «Kor-

rosionsschutzforschung dient dem

Ziel, Kosten zu sparen und die Si-

cherheit zu erhöhen. Sie sollte da-

her möglichst früh – idealerweise

noch in der Entwicklungsphase

einer Anwendung oder eines Pro-

duktes – ansetzen.» dF

Die Schäden durch Korrosion sind enorm. Noch schlimmer: Häufig wären sie vermeidbar.

13WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 14: PUNKT Zeit

Seit langem forschen Wissenschafter nach den Anfängen des Seins. Die Suche verschlingt Milliarden, obschon ihr Nutzen ungewiss ist. Man fragt sich: Wozu eigentlich das ganze Theater?

Spätestens seit Einstein wissen wir, dass die Zeit irgendwann – vor zirka

13 Milliarden Jahren – begonnen haben muss, abhängig von der Materie,

der Welt, den Sonnen, dem Weltall. Alles ist, so erklärt es die Wissen-

schaft, an diesem ominösen Punkt Null, dem Big Bang, mehr oder weni-

ger gleichzeitig entstanden. Doch woraus? Aus einem winzig kleinen,

ultrastark aufgeladenen Energiebällchen, sagen die einen. Woher die-

ses Bällchen kam und woher die Energie dafür stammt, weiss niemand.

Zwar lassen immer wieder Meldungen aufhorchen, die Lösung sei bald

gefunden, aber die These sei erlaubt: Niemand wird sie je präsentieren.

Der Grund dafür ist, dass wir selber Teil dieses mysteriösen Prozesses

und im Strudel der Raumzeitevolution gefangen sind. Rund 10 000 For-

scher weltweit suchen seit Jahren für die Europäische Organisation für

Kernforschung CERN in Genf nach dem allerletzten unbekannten Teil-

chen, dem Higgs-Bosom, das die Entstehung der Materie, den absoluten

Anfang, abschliessend erklären sollte. Abschliessend, absolut? Weit ge-

fehlt, denn man kann den Punkt Null nicht wissenschaftlich erklären,

weil dann ja sozusagen das Nichts, das Null, existieren müsste. Das wie-

derum widerspricht dem logischen Grundsatz der Wissenschaft. Dieser

Tatsache oder besser gesagt diesem Paradox sind sich die Wissenschaf-

ter durchaus bewusst, auch wenn sie in der Öffentlichkeit nicht gerne

darüber sprechen. Schliesslich geht es um hart umkämpfte Forschungs-

gelder. Im Fall CERN beispielsweise um über eine Milliarde Franken jähr-

lich. Gelder bekommt nur zugesprochen, wer spektakuläre Fragen auf-

wirft und noch spektakulärere Erkenntnisse in Aussicht stellt – auch

wenn sie nicht geliefert werden können. Ob sich dieses Verhalten lang-

fristig positiv auf die Qualität und die Forschungsfelder der Wissen-

schaft auswirkt, darf bezweifelt werden. Und die Frage nach dem

Anfang der Zeit? Wird wohl nie ein Ende nehmen. js

auf DeN spureN Des urKNalls

Je stärker die Beschleunigung, desto mehr drängt es nach Entschleunigung. Doch wie? Vollbremsung oder U-Turn?

«In der Moderne dreht sich alles um die Be-

schleunigung der Zeit», so das Credo des Kul-

turhistorikers Peter Conrad. Die sich selbst kon-

tinuierlich beschleunigende Beschleunigung

ist aus dem modernen Leben nicht wegzuden-

ken. Seit der Industrialisierung warnen Pessi-

misten vor dem drohenden Kollaps, der jedoch

nie eintrat. Und das, obwohl die Geschwindig-

keit der Kommunikationsübertragung seit Be-

ginn der Industrialisierung um nicht weniger

als das 107-fache zugelegt hat. Die Transport-

geschwindigkeit immerhin um das 102-fache.

Das Tempo nimmt bis heute ungebrochen zu.

Dauerte ein Telefongespräch 2001 durchschnitt-

lich 2,2 Minuten, sind es heute noch 1,8. Selbst

bei schriftlicher Konversation drückt man auf

die Tube: «lg» (Liebe Grüsse) und «hdl» (Hab

Dich lieb) ersetzen zeit- und displayraubende

Floskeln. Doch der Geschwindigkeitswahn for-

dert, wenngleich unbeachtet, seinen Tribut. Es

ist illusorisch zu denken, die ganze Welt schrei-

te im gleichen Tempo voran. Tatsächlich besteht

ein Beschleunigungsgefälle, eine «Gleichzeitig-

keit des Ungleichzeitigen», so beispielsweise

zwischen dem Westen und dem Rest der Welt.

In ihrer ganzen Tiefe entfaltet sich die Proble-

matik bei Gegensätzen wie Ökonomie und Öko-

logie: Letztere kann mit der Entwicklung erste-

rer schon lange nicht mehr mithalten. Auch auf

der menschlichen Ebene hat die Beschleuni-

gung Folgen. Das ständige Hetzen ins Nirgend-

wo bietet dem modernen Menschen keinen

greifbaren Sinn. Vielleicht ist das der Grund,

warum immer noch viele ihr Heil in der Religion

suchen, deren Streben nicht in weiterem Stre-

ben, sondern in einem beruhigenden Jenseits

mündet. Führen diese gegensätzlichen Bewe-

gungen zu einer Annäherung in der Mitte? Oder

doch zu einem U-Turn mittels Handbremse? bp

besChleuNigte besChleuNiguNg

?

14 Wirtschaft

Page 15: PUNKT Zeit

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Page 16: PUNKT Zeit

16 Wirtschaft

Page 17: PUNKT Zeit

Die Weltwirtschaft kennt nur ein Ziel: Wachstum.

Daran wird zwar vermehrt Kritik laut, doch auf konkrete

wirtschaftspolitische Schritte wartet man vergebens. Das hat

zwar seine Gründe, ist langfristig dennoch keine Option.

Das meint zumindest der Autor dieses Texts, der gemäss Statistik

noch ein halbes Jahrhundert auf dem Planeten leben sollte.

Text: David Fehr | Bild: Yoshinori Watabe

WirtschaFt

17WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 18: PUNKT Zeit

Wenn etwas gemessen und verglichen werden soll, braucht es eine allgemein gültige Masseinheit. Das gilt auch für die Leistung von Volkswirtschaften, wo man sich auf das Bruttoinlandprodukt (BIP), den Gesamtwert aller im Inland erstellten Waren und Dienstleistun-

gen, geeinigt hat. Da es den Menschen gemäss Wirt-schaftstheorie umso besser geht, je mehr Güter gehan-delt werden, muss das BIP Jahr für Jahr wachsen. Dieser Zusammenhang gilt unbestritten auf tie-fem Entwicklungsniveau, wo sich die Lebens qualität schon durch geringe Erhöhungen stark verbessert: 1000 statt 500 Kalorien täglich, sauberes statt drecki-ges Wasser, Schuhe statt barfuss, Haus statt Hütte, Mo-ped statt Schubkarre, Bildung statt Kinderarbeit. Dass dabei Aspekte wie Menschenrechte, Demokratie und Umweltschutz oft auf der Strecke bleiben und die Ver-teilung des Reichtums ungleich verläuft, ist unver-meidbar, letzteres zwecks Anreizsetzung teils sogar erwünscht. In solch frühen Wachstumsphasen pro-fitieren in der Regel die meisten auf irgendeine Art, gesamtwirtschaftlich überwiegen darum die Vorteile. Entwicklungsländer haben gar keine Wahl: Um der Armut zu entrinnen, braucht es Wachstum.

Wachstum, Wohlstand, Nachhaltigkeit Egal, wie hoch ein Land entwickelt ist, BIP-Wachstum bleibt immer ein Ziel. Exemplarisch dafür die aktuelle wirt-schaftspolitische Strategie des Schweizer Bundes rates: «Wir wollen Wachstum und Wohlstand mehren und die Nachhaltigkeit sichern.» Nachhaltigkeit ist ein dehnbarer Begriff, wie sie gemessen werden soll, muss erst noch definiert werden. Das wirklich relevante Ziel – für die Schweiz und alle anderen Nationen – ist BIP-Wachstum, denn nur dieses ist quantifizierbar. Ob das sinnvoll ist, steht zur Debatte, denn mit steigendem Entwicklungsgrad wird auch der Zusam-menhang zwischen Wachstum und Wohlstand kom-plexer. In den westlichen Ländern geht es schon lange nicht mehr um die Befriedigung von existenziellen Bedürfnissen. Eingangs beschriebene Entwicklungs-schritte haben wir teils vor über hundert Jahren gemacht, und seit mehreren Jahrzehnten leben wir in einer Überproduktion. Ist das BIP als Wohlstands-gradmesser veraltet? Es berücksichtigt zum Beispiel nicht, in welcher Branche ein Ertrag erwirtschaftet wird. Ebenfalls folgenlos sind Freiwilligen- und Haus-haltsarbeit, obwohl sie die Lebensqualität zweifellos erhöhen. Negative Ereignisse wie Natur katastrophen

und Unfälle tun das zwar nicht, steigern aufgrund der reparaturbedingten Folgekosten aber das BIP. Dass die-se Kosten in der Regel mit neuen Schulden bezahlt wer-den, spielt hingegen keine Rolle. Das gilt auch für die Tatsache, wie fair der Reichtum verteilt ist: Das BIP pro Kopf ist ein Durchschnittswert. Dabei gäbe es durchaus alternative Wohlstands-gradmesser, etwa den Genuine Progress Indicator (GPI) oder den Human Development Index (HDI) der UNO. Obwohl beide noch nicht ausgereift, anerkennen sie immerhin, dass zahlenmässiges Wachstum auch Kos-ten verursacht und berücksichtigen diese monetär. Dass diese Kosten vor allem für den Planeten hoch sind, ist unbestritten. Rufe nach einer «nachhaltigen» Wirt-schaft werden laut. Gemeint ist eine «nachhaltigere» Wirtschaft, denn in einer per Definition «nachhalti-gen» Wirtschaft müsste sich die Erde in einem Gleich-gewicht befinden. Es dürften nur so viele natürliche Ressourcen abgebaut werden, wie im selben Zeitraum erneuert werden. Der CO2-Ausstoss dürfte die Menge, die von Pflanzen mittels Photosynthese in Sauerstoff zurückverwandelt werden kann, nicht überschreiten. Wenn das alle wollen Davon sind wir weit entfernt. Nicht 1, sondern 1,5 Planeten «brauchen» wir gemäss der Nichtregierungsorganisation Footprintnetwork für un-seren Lebensstandard. Jeweils vor Herbstbeginn ist das jährliche Guthaben bei der «Bank Erde» aufgebraucht, den Rest des Jahres leben wir auf Kredit kommender Ge-nerationen. Selbstredend unterscheiden sich die ökolo-gischen Fussabdrücke nach Region stark. Einzelne Län-der Afrikas haben Werte von unter 0,5, die USA und die Europäer inklusive der Schweiz das sechs- bis zehnfache. «Wir leben auf Kosten anderer Erdteile oder künftiger Generationen», heisst es auf der Webseite des Bundes. Die Lage verschärft sich bei einem Blick auf die Entwicklung in diesen «anderen Erdteilen»: In aufstre-benden Ländern wie China und Indien gibt es zweiein-halb Milliarden Menschen, die so leben wollen wie wir. Ihre Wirtschaftsleistung wird grösser, was für die Um-welt eine Mehrbelastung darstellt, denn Wachstum bedeutet höheren Ressourcenverbrauch und steigende Emissionen, wie das Beispiel China zeigt: Noch vor we-nigen Jahrzenten praktisch unbedeutend, verbraucht die chinesische Volkswirtschaft heute bis zu einem Drittel der weltweiten Kohle-, Stahl-, Zink- und Alumi-niumproduktion. Mit einem Pro-Kopf-Ausstoss, der zig-mal kleiner ist als derjenige der Amerikaner, verursacht China bereits jetzt etwa ein Viertel der globalen Treib-hausgasemissionen.

18 Wirtschaft

Wirtschaft

Page 19: PUNKT Zeit

Neue Wohlstandsformel Die westliche Wohlstands-formel funktioniert jetzt und für uns. Aber tut sie es auch für acht oder zehn Milliarden Menschen? David Bosshart, Chefdenker des GDI, zweifelt daran. «Der Ter-ror der Mainstream- Ökonomie, die eine materielle Wohl standstechnokratie einfach endlos linear weiter-schreibt und uns zu bewusstlosem Zahlenwachstum zwingt, ist weder nachhaltig noch wünschenswert. Es muss eine Alternative geben», fasst er in seinem neuen Buch «The Age of Less» zusammen. Die Zukunft könnte etwa so aussehen: Weniger Geschwindigkeit, weniger Produktion, weniger Wert-schöpfung, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Fleisch, weniger Kredit, weniger Erwerbsarbeit, weniger Pendeln. Es geht nicht darum, dem Leben den Spass zu nehmen, sondern der grenzenlosen Verschwen-dung vergangener Tage abzuschwören. Bewusster statt massloser Konsum – eine Forderung, die den gesunden Menschenverstand nicht überraschen kann. Schon gar nicht wenn man zum Beispiel weiss, dass aktuell fast die Hälfte der Lebensmittel unverzehrt im Abfall landet. Vieles, was bin anhin egal war, spielt neu eine Rolle. Dazu gehört auch der Umgang mit Wasser, de ssen Verbrauch sich in den letzten hundert Jahren ungefähr verzehnfacht hat. Der direkte Bedarf eines entwickelten Haushalts (200 bis 500 Liter pro Tag) spielt dabei nur eine marginale Rolle, Hauptverbraucher ist mit über siebzig Prozent die Landwirtschaft. Nur schon für die Lebensmittelproduktion eines einzigen Haushalts fal-len täglich 2000 bis 5000 Liter an. Die Produktion eines Kilos Rindfleisch beispielsweise erfordert etwa 15 000

Liter Wasser, ein Kilo Brot zehn Mal weniger. An einer Senkung des Fleisch- und Wasserkonsums führt kein Weg vorbei, soll Wasser nicht weltweit zum raren Gut werden, wie es das für über eine Milliarde Menschen in Afrika bereits jetzt der Fall ist. Die Grundidee hinter den neuen Wohlstands-formeln: Eine massvollere Ökonomie produziert we-niger Abfall, verbraucht weniger Ressourcen, erzeugt weniger Treibhausgase und verkleinert den mensch-lichen Fussabdruck. Die Krux: Weniger Produkti-on erfordert weniger Arbeitsaufwand. Entweder teilt man die Arbeit neu auf, oder Arbeitsplätze fallen weg.

Die heiligen Kühe der Ökonomie Das ist ein Pro-blem. Menschen brauchen eine Arbeitsstelle, denn ohne Arbeit kein Einkommen – und somit keine Lebensgrundlage. Da Einkommen direkt an Arbeit gekoppelt ist, sind Arbeitsplätze so etwas wie die hei-ligen Kühe der Ökonomie. Politiker, die Arbeitsplätze schaffen wollen, sind gut, die anderen schlecht. Heilige Kühe schlachtet man ja auch nicht. Diesem Dilemma könnte man entgehen, sagen Befürworter des bedingungslosen Grundeinkom-mens. Sie wollen Arbeit und Einkommen zumindest teilweise entkoppeln: Jeder Bürger – ob er einer Lohn-arbeit nachgeht oder nicht – erhielte monatlich einen fixen Betrag. In der Schweiz läge er zwischen 1500 und 2500 Franken. Statt dass die Umverteilung ei-nem intransparenten und ineffizienten Verwaltungs-apparat überlassen wird, geschähe sie direkt. Men-schen könnten vermehrt selber entscheiden, wie

arbeitsplätze sind die hei-

ligen Kühe der Ökonomie,

sie zu schlachten, ist frevel:

ohne arbeitsplätze kein

einkommen. Die initiative

für ein bedingungsloses

grundeinkommen sieht

da rum vor, einkommen und

arbeit zu entkoppeln.

19WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

:

Page 20: PUNKT Zeit

sie ihr Leben führen wollen: viel Arbeit, viel Einkom-men, viel Konsum. Oder von allem wenig, dafür aber ei-nen kleinen ökologischen Fussabdruck und mehr Frei-heiten. Ein Grundeinkommen könnte die bisherigen Sozial systeme nicht komplett ersetzen, aber sicher ent-lasten. Die Idee dazu stammt übrigens nicht von linken Sozialromantikern, sondern von Milton Friedman, Wirtschaftsnobelpreisträger und klassischer Liberaler. Ein Verzicht auf Wachstum bedeutet immer auch ein Verzicht auf Arbeitsplätze. Würde sich eine Volks-wirtschaft tatsächlich zu diesem Schritt entschliessen, käme man mittel- bis langfristig nicht umhin, heilige Kühe zu schlachten und die Beziehung zwischen Arbeit und Einkommen zu überdenken. Noch heikler ist die zweite Frage, die ausbleibendes Wachstum provoziert: Wenn nur noch wenig neuer Reichtum entsteht, muss der bestehende neu verteilt werden?

Schimpfwort oder politisches Instrument? Mit die-ser Idee tut man sich vorderhand schwer. Umverteilung ist heutzutage mehr Schimpfwort denn wirtschafts-politisches Instrument. In den westlichen Leistungs-gesellschaften gilt noch immer: Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer fleissig arbeitet, der steigt wirtschaft-lich auf – und umgekehrt. Zudem gibt es in den meis-ten westlichen Sozialstaaten ja bereits unzählige Ins-trumente der Umverteilung von Reich nach Arm. Das ist zweifelsohne richtig. Der langfristige Trend geht trotzdem in die andere Richtung, wie eine globale Betrachtung der Gini-Koeffizienten zeigt.

Dieses statistische Mass wird angewendet, um die Verteilung des Reichtums innerhalb einer Nation zu messen. 0 bedeutet eine perfekte Gleichverteilung, bei 1 hat einer alles. Entwicklungsländer haben bis auf wenige Ausnahmen Werte um 0,5 herum. Doch mit steigendem Entwicklungsgrad erhöht sich fast immer auch der Gini-Koeffizient. Die Schweiz liegt in diesem Ranking mit einem Wert von über 0.8 auf dem zweiten oder zweitletzten Platz – je nach Betrachtungsweise. In einer Wachstumswirtschaft ist das egal: Wenn alle einigermassen gut – oder die meisten sogar sehr gut, wie in der Schweiz – leben, wird der Anstieg der Ungleichheiten zwar erkannt, aber selten angeprangert, da für alle etwas abfällt. Das kann schnell drehen, wie die heftigen Proteste in den USA und Griechenland zei-gen. Davon sind wir zum Glück weit entfernt. Aber um solche Szenarien mit Sicherheit zu verhindern, könn-te ein Angehen der Verteilungsfrage helfen. Jetzt, da die Lage nur angespannt und (noch) nicht prekär ist. Sinnvoll wäre zudem eine Versachlichung der Diskussion über Sinn und Zweck von Umverteilungen. Bis anhin werden sie meist mit Sozialhilfe empfängern, Drogensüchtigen, Invaliden und Arbeitslosen in Ver-bindung gebracht. Menschen, die es nicht schaffen, selber für ihren Unterhalt zu sorgen. Mit der Idee, dass Umverteilung auch den Zweck verfolgen könnte, Men-schen in einer Post-Wachstumsgesellschaft mit den lebensnotwendigen Gütern zu versorgen, freundet man sich nur schwer an. Einfacher ist es, die offensicht-lichen Missverhältnisse als Schönheitsfehler abzutun und bei der altbewährten Strategie zu bleiben: Ewiges Wachstum und Arbeitsplätze für alle.

Nicht wachsen ist keine Option Die unangenehme Wahrheit ist, dass wir eigentlich gar keine Wahl haben: Wirtschaft will nicht nur wachsen, sie muss. Eine Volkswirtschaft besteht aus einer Vielzahl von Unternehmen, die Güter verkaufen. Diese müssen sie zuerst produzieren, und dazu brauchen sie Kapital, eigenes und fremdes. Die Leihgabe ist mit Risiko ver-bunden, da der wirtschaftliche Erfolg nie garantiert ist: die Firma kann Pleite gehen, der Absatz stocken, Miss-management et cetera. Um dieses Investitions risiko zu kompensieren, muss sie den Kapitalgebern einen Risiko aufschlag bezahlen. Beim Fremdkapital sind es Zinsen, beim Eigenkapital durch Dividenden ausge-schütteter Reingewinn. Ohne Wachstum könnten diese Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllt werden. Für Un-ternehmen besteht darum ein Wachstumszwang, der demzufolge auch für die Volkswirtschaft – die Summe aller Unternehmen – als ganzes besteht. Da alles wachsen muss, braucht es immer neues Geld. Dieses entsteht nicht nur, wie man meinen könnte, wenn die Nationalbank neue Noten druckt. Jeder Bank ist es erlaubt, virtuelles Geld zu schöpfen, Eigenkapital braucht sie dazu nur wenig. Neues Geld, das sie an Privat-personen, Unternehmen und Staat vergibt, bedeutet aber immer auch neue Schulden. Da diese Investitionen wie-der Gewinn abwerfen müssen, braucht es in der Zukunft immer mehr Geld als in der Gegenwart.

«Bürger könnten selber

entscheiden: viel Arbeit,

viel Einkommen, viel Kon-

sum. Oder wenig von allem,

dafür einen kleinen ökolo-

gischen Fussabdruck und

mehr Freiheiten.»

20 Wirtschaft

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Page 21: PUNKT Zeit

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Die aktuelle Krise ist nicht nur eine Schulden- und Staatskrise, sondern auch eine Krise des Geldsys-tems. Der Ball liegt nicht bei den Banken, sondern bei der Politik. Doch die verwendet all ihre Kraft auf den Versuch, ein angeschlagenes System mit Rettungsschir-men und Schuldenschnitten zu retten. Ein Kampf gegen Windmühlen, wie die Resignation der beteiligten Ak-teure zeigt. Ob gesund schrumpfen oder Konjunktur-ankurbelung durch Mehrkonsum auf Kredit: Dass sämtliche west lichen Staatshaushalte in Anbetracht ih-rer Schulden berge und Zinszahlungen irgendwann wie-der ins Lot kommen sollten, erfordert Vorstellungskraft.

Wirtschaftspolitisches Waffenarsenal Einen radi-kalen Schritt fordert darum der Verein Monetäre Mo-dernisierung. Ihre Vollgeldreform sieht vor, den Banken die Möglichkeit der Geldschöpfung zu entziehen. Sie dürften nur noch Kredite sprechen, wenn sie tatsäch-lich über das Geld verfügten. Neues Geld würde dann hauptsächlich durch Seignorage entstehen, sprich, Bund und Kantone würden es direkt und dem Gemein-wohl verpflichtet in Umlauf bringen. Die Vorteile: Es entstehen keine neuen Schulden, der Zinszwang wird kleiner und der Wachstumszwang schwindet. In eine ähnliche Richtung geht die Idee, für die drei Grundbedürfnisse Wohnen, Nahrung und Bildung eigene Währungen zu schaffen, die ebenfalls vom Staat

ausgegeben würden. Da aber genau dieser Staat oft nur sehr langsam reagiert, nimmt man die Sache vieler-orts selber in die Hand. So wie eine 10. Klasse im bayri-schen Chiemgau, die 2003 im Rahmen eines Schüler-projekts eine eigene Regionalwährung erschaffen hat. Heute wird der «Chiemgauer» (Kurs zum Euro 1:1) von mehr als 3000 Menschen in über 600 Geschäften als Zahlungsmittel eingesetzt, der jährliche Umsatz liegt mittlerweile bei über vier Millionen Euro. Da die Scheine ein Verfalldatum haben und danach zwei Pro-zent an Wert verlieren, besteht ein Anreiz, sie in Um-lauf zu halten, und zwar in der Region. Inno vation trifft Lokalpatriotismus trifft Geldpolitik. Neue Wohlstandformel, kein Wachstumszwang, Grundeinkommen, Umverteilung, Geldreform, Re-gio nalwährungen: All diesen Ideen ist gemein, dass sie die aktuellen staats- und wirtschafspolitischen He-rausforderungen nicht mit herkömmlichen, sondern mit komplett neuen Instrumenten lösen wollen. Die Situation ist vergleichbar mit einem Krieg, in dem der Feind (der unverdiente und unerwartete ökonomische Abstieg) seit ein paar Jahren mit Waffen kämpft, die wir in den Jahrzehnten zuvor nicht gese-hen haben. Da unsere bestehenden Methoden offen-sichtlich nur sehr wenig Wirkung zeigen, sollten wir ernsthaft daran denken, unser wirtschafts politisches Waffenarsenal zu erweitern.

Page 22: PUNKT Zeit

meister Der zeitText ClauDia tHÖNy Bild fabiaN WiDmer

Die Zeit im Nacken und die ellenlange Aufgabenliste im Kopf, wursteln wir uns durch das Wirrwarr unserer täglichen Pflichten. Oft haben die Umstände uns im Griff statt umgekehrt.

Die Outlook-Erinnerungen blinken, das Smart-phone surrt, die Emails «bingen» sich ins sowieso schon überfüllte Postfach, und gelbe Klebezettel säumen den Monitor. Kein Wunder erinnert die Situation am eigenen Arbeitsplatz nicht selten an den Berg des Sisyphus. Die Fülle an Literatur ist ein Indiz dafür, dass unsere Gesellschaft im Umgang mit der Zeit viel Optimierungsbedarf aufweist. Nie zuvor war die Menschheit einem solchen Tempo ausgesetzt wie heute. Die Digitalisierung ist Freund und Feind zu-gleich. «Eine der heutigen Hauptherausforderungen in unserem Beruf ist die zunehmende Geschwindig-keit», konstatiert Jeannette Bours, Geschäftsführerin der Zürcher Eventagentur Aroma. «Früher begann ein Projekt mit einem persönlichen Gespräch, heutzutage meist mit einer Email oder einem Anruf», fügt sie an. Und so schnell, wie der Anfragende den Auftrag erteilt habe, so rasch wünsche er auch schon Resultate.

Störfaktor Unterbrechung Zeitdruck ist ständiger Begleiter. Dies bestätigt auch die Marketingverant-wortliche des Rechenzentrumsdienstleisters Interxion Schweiz, Cornelia Arioli: «Hinzu kommt das Problem der ständigen Unterbrechungen, denen Mitarbeitende und Vorgesetzte ausgesetzt sind. Wir sind permanent erreichbar und lassen uns leicht ablenken.» Gemäss Studien der amerikanischen Beratungsfirma Basex wird ein US-Mitarbeiter im Durchschnitt alle elf Mi-nuten in seiner Arbeit gestört. Gloria Mark, Wissen-schafterin an der University of California, untersuchte die Arbeitsabläufe einer kalifornischen High-Tech- Firma. Sie fand heraus, dass die Angestellten dort je-weils acht Minuten brauchten, bis sie sich wieder im gleichen produktiven Zustand befanden wie vor der Unterbrechung. So gesehen besteht die Arbeitsstunde am Ende aus mehr Störungsmomenten als effektiven Arbeitsminuten. Eine ernüchternde Hochrechnung.

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«Solche Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen», meint jedoch Dr. Cornelius König, Professor für Arbeits- und Organisations-psychologie an der Universität Saarbrücken. Seitens Wissenschaft und Praxis existierten keine allgemeingültigen Messwerte, wie hoch die Kosten von schlechtem Zeitmanagement für einen Betrieb tatsächlich sind, sagt er. Die-se seien auch schwierig abzuschätzen. Zudem führten Unterbrechungen nicht zwingend zu Zeitverschleiss. Ein eingehender Anruf könne ein Problem auch lösen, der Schwatz mit einer Kollegin das freundschaftliche Ar-beitsklima fördern. «Störungsmanagement ist für Organi-sationen ein essentielles Thema», ist König überzeugt. Betriebsverantwortliche sollten sich darum folgende Fragen stellen: Verfügen die Mitarbeitenden über sinnvolle Planungs-instrumente? Müssen sie wirklich ständig erreichbar sein und ihren Arbeitsplatz be-setzen? Die Verantwortung für ein gutes Zeit-management, liest man daraus, liegt also nicht alleine in den Händen des Mitarbei-ters? «Ja», meint König, «Unternehmen kön-nen ihre Mitarbeitenden in ihrer Aufgaben-organisation sinnvoll unterstützen, indem sie ihnen verschiedene Möglichkeiten bie-ten. Denn Zeitmanagement ist so individuell, wie der Mensch selber.»

Arbeitgeber sollten mitdenken Indivi-duelle Bedürfnisse erfordern spezifische Lösungen, aber nicht immer und überall, meint Jeannette Bours. «Standards gelten bei uns dort, wo wir übergreifende Aufgaben und Informationen organisieren und verwalten. Zum Beispiel in unserem einheitlich geführ-ten Prozessplan.» Ansonsten sei es den Team-mitgliedern selber überlassen, wie sie ihre Zeit und Aufgaben planen wollen. Wer un-gestört arbeiten möchte, könne sich in eines der zahlreichen Sitzungszimmer zurück-ziehen oder in der Cafeteria nach kreativen Lösungen suchen. Das klingt nach durchaus erstrebens-werten Arbeitsumständen. Was aber nützt ein solches Angebot, wenn ein Mitarbeiter seine überbordenden Aufgaben kaum zu bewälti-gen vermag? In erster Linie müsse der Arbeit-geber mit ihm zusammen zeitlich umsetz-bare Ziele definieren. Dies gelinge nur, wenn Vorgesetzte über die laufenden Arbeiten ihrer Angestellten im Bilde seien und die Projekte zusammen mit ihnen vorausplanen, ist die Aroma-Geschäftsführerin überzeugt. So zahlreich sich Autoren dem Thema Zeitmanagement widmen, so einstimmig sind oftmals ihre Aussagen, zum Beispiel diese: «Lieber Bündeln statt Kleckern.» Das

bedeutet, Mitarbeitende sollten ihre Fragen und Anliegen besser komprimiert in einer einzelnen Email stellen, statt den Empfän-ger alle paar Minuten mit auftauchenden Kleinigkeiten zu bombardieren. In diesem Zusammenhang taucht auch vermehrt der Begriff «Meetingkultur» auf. Dieser verur-sacht bei so manchem «Sitzungsgefange-nen» ein Augenrollen.

Die gute Sitzung Meetings gelten in der Praxis als Zeitfresser, manchmal auch als Beschäftigungstherapie – zu Recht und zu Unrecht. Betriebswirtschaftlich betrach-tet stellen Besprechungen tatsächlich ei-nen nicht unerheblichen Kostenfaktor dar. Mit klaren Regeln und Zielen aber können Meetings effiziente Problemlöser sein, da die Anliegen – genau wie man es bei Emails halten sollte – gebündelt statt gestreut plat-ziert und gelöst werden. «Es gibt nichts Ein-facheres für Manager, als mit sich selber Geschäfte zu machen – Sitzung folgt auf Sit-zung», sagte kürzlich Shell-CEO Peter Voser

in einem Interview mit der Zeitung «Der Sonntag». Bei Voser dauert eine Bespre-chung deshalb nie länger als eine Stunde. An dieser Regel hält auch Cornelia Arioli fest. «Besser sogar nur 45 Minuten, danach nimmt die Konzentration ab.» Auch in Sachen Teilnehmer ist für die Marketingverantwortliche weniger mehr: «Wenn möglich maximal vier bis fünf Leu-te.» Für einen effizienten Ablauf muss die Sitzung gut organisiert sein: klar definierte Traktanden und Ziele, gut vorbereitete, kon-zentrierte Sitzungsteilnehmer sowie pünkt-liches Beginnen und Enden – und natürlich keine Unterbrechungen. Aber auch unter Berücksichtigung aller Hinweise ist der Er-folg im Alltag nicht garantiert, stellt Arioli abschliessend fest: «Ein bewusster Umgang mit der Zeit garantiert sicherlich nicht aus-nahmslos einen erfolgreichen Zeitplan, in unserem Arbeitsalltag ist ja vieles fremdbe-stimmt.» Gewiss aber ist: Wer Meister seiner Zeit ist, fühlt sich im Arbeitsalltag seltener wie der gepeinigte Sisyphus am Berg.

23WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

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24 Wirtschaft

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bauer, leDig, sChaut meteo Text DmitriJ gaWrisCH

Illustration fabiaN WiDmer

Noch hat das staatliche Schweizer Fernsehen zur Hauptsendezeit die meisten Zuschauer. Doch der P rivatsender «3+» holt auf und bedroht «SRF» immer häufiger mit Eigenproduktionen. Dabei geht es um Marktanteile – aber vor allem um Werbeeinnahmen.

Nein, als grosse Fernsehnation kann man die Schweiz beim besten Willen nicht bezeichnen. Wie der Werbevermarkter Publisuisse herausgefunden hat, schaut der Durchschnittseidgenosse ab 15 Jahren täg-lich gerade einmal 150 Minuten fern. Bei ei-nem Franzosen sind es täglich 217 Minuten, bei einem Deutschen 221 Minuten. Spitzen-reiter sind die Italiener: Sage und schreibe 247 Minuten verbringen sie Tag für Tag vor dem Flimmerkasten. Noch immer schaltet der Schweizer am häufigsten einen der öffentlich-rechtli-chen Sender «SF1» oder «SF zwei» ein. Zu-sammen erreichten die beiden Platzhirsche in der ersten Jahreshälfte 2011 einen Markt-anteil von 29 Prozent. In der Primetime – also der Hauptsendezeit, die sich von Land zu Land unterschiedlich von etwa 20 bis 23 Uhr erstreckt – lag der Marktanteil des Staatsfernsehens gar bei 31,4 Prozent.

Konkurrenz aus dem Internet Die ver-meintlichen Traumeinschaltquoten kön-nen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem traditionellen Schweizer Fern-sehen das Publikum davonläuft. Noch vor zehn Jahren hatte die Hauptausgabe der «Tagesschau» um 19:30 Uhr fast eine Mil-lion Zuschauer. Heute schalten im Winter lediglich etwas mehr als 800 000 Personen zu, im Sommer gar nur 600 000. Ähnlich erging es der Konsumentensendung «Kas-sensturz»: 2002 erreichte sie einen Markt-anteil von 45 Prozent – heute sind es nur 30 bis 35 Prozent. Als einen der Gründe für den Verfall des Marktanteils sehen Experten das Inter-net. Immer mehr Zuschauer schauen die Sendungen nicht mehr an einem TV-Gerät, sondern per Stream im Webbrowser. Oder sie laden sie sich als Podcast herunter. Diese «Einschaltquote» wird jedoch noch nicht systematisch erfasst und schlägt sich dem-ensprechend nicht in Werbeeinnahmen nieder. Ändern wird sich das erst ab Anfang 2013, wenn das neue Erfassungssystem

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von Kantar Media in Kraft treten wird. Der andere Grund für den Rückgang ist der junge Schweizer Privatsender «3+».

Erfolgreiche Eigenformate Der einzige überregionale Deutschschweizer Privatsen-der nahm den Betrieb am 31. August 2006 auf. Heute erreicht «3+» in der Primetime eine stabile Einschaltquote von 4 bis 4,5 Prozent. Wöchentlich schalten nach eigenen Anga-ben 1,7 Millionen Zuschauer und damit je-der dritte Deutschschweizer den Sender ein. «3+» strahlt neben Spielfilmen hauptsächlich US-Serien aus, vor allem erfolgreiche Krimi-serien wie «The Mentalist», «Navy CIS» oder «Bones» sowie Sitcoms wie «How I Met Your Mother» oder «The Big Bang Theory». Von diesen werden bis zu vier Folgen am Stück gesendet. «Viele Zuschauer schauen sich tat-sächlich mehrere Folgen hintereinander an», bestätigt Dominik Kaiser, Geschäftsführer des Senders aus dem zürcherischen Schlieren, den Erfolg der Strategie. Er fügt an: «‹3+› ist in der Schweiz der Sender mit der zweithöchs-ten Nutzungsdauer pro Zuschauer.» Die meisten Zuseher erreicht der Sen-der allerdings mit Eigenproduktionen wie «Adieu Heimat – Schweizer wandern aus», der helvetischen Ausgabe der Quizshow «Wer

wird Millionär?» oder der Doku soap «Bauer, ledig, sucht …». Fünf Hochzei-ten, sieben Kinder und über ein Dut-zend mehr oder minder glücklicher Liebschaften ist die Ausbeute der ersten sieben Staffeln der Verkupplungsshow, die seit Sommer 2008 jeweils zur bes-ten Abend sendezeit

ausgestrahlt wird. Ein Glücksgriff für «3+». «Mit der Sendung waren wir in der relevan-ten Zielgruppe der 15- bis 49-Jährigen mehr-fach Marktführer vor SF1», freut sich Kaiser. Und trotzdem: «Mit jeder Eigenpro-duktion verlieren wir auch heute noch Geld», erklärt der Gründer von «3+». Warum sie trotzdem weiter produziert werden? «Eigen-formate bringen zusätzliche Zuschauer auf den Sender, die dann auch unsere Spielfilme und Serien schauen.»

Primetime – 2500 Sekunden Werbung Wie die meisten Privatsender lebt «3+» von Sponsoring, Produktplatzierungen, Sende-platzverkäufen, Merchandising – Fans von

verliebten Bauern können beim Sender etwa Jasskarten oder Tirggel-Gebäck bestel-len – und natürlich von geschalteter Wer-bung. Während fast 2500 Sekunden, also mehr als 40 Minuten pro Abend, wurde in der ersten Jahres hälfte 2011 in der Prime-time für Produkte geworben, wie das Fern-sehpanel von Media pulse ermittelt hat. Im Durchschnitt kostet eine Werbe-sekunde 53 Franken. Die in einem Block erst- und letztplatzierten Spots nochmals zwanzig Prozent mehr. Abend für Abend nimmt der Sender so bis zu 130 000 Franken ein. Davon verbleibt jedoch lange nicht alles bei «3+». Ab einem Buchungsvolumen von 25 000 Franken erhält der Kunde einen Ra-batt von bis zu 21 Prozent, ein Teil der Ein-nahmen geht überdies an den Vermarkter. Im vergangenen Jahr gaben Unter-nehmen in der Schweiz gemäss Mediafocus insgesamt 4,5 Milliarden Franken für Wer-bung aus. Mit 1,4 Milliarden Franken ging das grösste Stück des Werbekuchens an die TV-Stationen. Am intensivsten beworben wurden Nahrungsmittel, gefolgt von Fahr-zeugen sowie Kosmetik- und Körperpflege-produkten. Werbekunden bezahlen für gewöhnlich nur für diejenigen Zuschauer, die den Werbe spot wirklich gesehen haben.

Bis zu 950 Franken pro Werbesekunde «Für jeden Werbeblock erstellen wir vor der Ausstrahlung eine Zuschauerprognose», erläutert Geschäftsführer Kaiser. Nach der Ausstrahlung werde überprüft, wie viele Zuschauer den Spot tatsächlich gesehen haben. «Wenn er höhere Zuschauerzah-len hatte als von uns prognostiziert, erhält der Kunde die zusätzlichen Zuschauer kos-tenlos. Hatte der Spot weniger Zuschauer, bekommt der Kunde einen weiteren kos-tenlos», so Kaiser. Je mehr Zuschauer, desto begehrter die Sendezeit, desto teurer die Werbung – die Logik leuchtet ein. Als einer der teu-ersten Werbeblöcke in der Schweiz gilt derjenige auf «SF1» um 19:53. Nach Infor-mationen von Publisuisse kostet eine Wer-besekunde an einem gewöhnlichen Sonn-tagabend um diese Zeit fast 950 Franken. Gerechtfertigt wird der hohe Preis mit den fast 900 000 Zuschauern, die nach der «Ta-gesschau» auf dem Sender bleiben oder zu-schalten, um bei «Meteo» zu erfahren, ob am nächsten Tag Regenschirm oder Son-nencrème angesagt ist. Mit rund 50 Prozent erreicht die fünfminütige Wettersendung regelmässig die höchsten Einschaltquoten im Schweizer Fernsehen. Besonders beliebt ist sie übrigens bei Bauern.

Ø Werbedauer

in der primetime

(19–23 Uhr)

6SSF

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.

min.8SF Info

23Super RTL

28SF 2

31SF 1

34MTV

34RTL

35VOX

39RTL 2

39ProSieben

413+

min.43Kabel eins

25VIVA/Comedy

44Sat. 1

Quelle: mediapulse fernsehpanel,

01.01.–30.06.2011

in «How i Met Your Mother»

begleiten die Zuschauer von

«3+» ted mosby auf der lang-

wierigen suche nach seiner

zukünftigen frau. und das

viermal täglich.

26 Wirtschaft

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PUNKTmagaziN War die Gründung von Spontacts eine Bieridee oder von langer Hand geplant?chrisToPh seiTz_ sie war von langer hand geplant, dafür mit reichlich Bier.

Ihre Vision? Wir wollen Das instrument wer-den, mit dem sich Freizeitbegeisterte verabre-den und persönliche erlebnisse teilen. Nicht nur in der schweiz, sondern weltweit.

Wie viele Seiten umfasst ihr Businessplan? Spielt er im Alltag eine Rolle oder kommt immer alles anders? Der Plan besteht aus ei-nem excel-sheet und 25 seiten in Prosa. Und ja, wir versuchen den Fokus zu wahren und die einnahmequellen so umzusetzen, wie es im Businessplan steht.

War es einfach, an Kapital zu kommen? Nein, überhaupt nicht. ich meldete mich sogar als Kandidat bei der Quizshow «Traders», um das nötige geld aufzutreiben. Weil wir drei gründer nicht mehr an der Uni waren, blieben uns viele honigtöpfe verwehrt. Wir präsentier-ten an zahlreichen investorenkonferenzen und fanden einen Business angel, der uns mit einem Wandeldarlehen unterstützte. im Februar ha-ben wir erfolgreich eine zwischenfinanzierung durchgeführt.

Ihre grösste Herausforderung bei Spontacts? Die idee an sich – virtuelle Kontakte in reale aktivitäten zu verwandeln – ist eine riesige he-rausforderung. Das hat bis jetzt erstaunlich gut geklappt. aktuell sind wir daran, neue Funktio-nen zu entwickeln, um das Vertrauen der Kunden weiter zu stärken.

Der grösste Misserfolg? Wir setzten zuerst auf eine falsche Technologie und mussten sechs monate Programmierarbeit löschen. Klar, wir lernten dabei auch viel. aber in einer zeit, wo man nichts verdient, tut das weh.

Was haben Sie daraus gelernt? Wir evaluieren Technologien jetzt viel vorsichtiger, bevor wir los-legen. Das hat einen direkten einfluss auf die Wahl unserer entwicklungspartner.

Das verrückteste, das Sie bisher mit Spontacts erlebt haben? in der anfangsphase quartierte ich einen ostdeutschen Programmierer für vier monate auf meinem sofa ein. Jetzt freue ich mich, die Wohnung wieder für mich zu haben.

Das ärgerlichste, das Sie mit Spontacts er­lebt haben? als ich die zehnte und letzte Frage bei «Traders» vermasselte, ging mir das für einen moment schon an die Nieren. ich war jung und brauchte das geld!

Was würden Sie tun, wenn ihr Unterneh­men morgen Pleite ginge? zuerst einmal stolz sein auf das erreichte. Danach würde ich eine kurze Pause machen und dann schauen, welche neuen chancen sich bieten. ich bin dies-bezüglich sehr spontan, genau wie auch unsere Klientel.

Wie lautet Ihre Devise als Unterneh­mer? mir kommen oft die Worte von Thomas edison in den sinn: «ich habe noch nicht he-rausgefunden, wie die glühbirne funktioniert – aber hundert Wege, wie es nicht geht.» so funk-tioniert innovation!

Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche? auch Unternehmer sind nur menschen: mehr als fünfzig stunden konzentriert zu arbeiten, ist schwierig. zeitintensiv sind vor allem die vielen Treffen an den abenden und Wochenen-den, die in eine grauzone zwischen arbeit und Freizeit fallen.

Und zum Schluss: Wer sind Sie eigentlich? Wenn ich das wüsste! spontacts hat schon ei-nige neue seiten an mir herausgeschält. Dass ich mit dem Produkt nie zufrieden bin zum Bei-spiel. Was ich aber sicher habe, ist eine grosse Begeisterungsfähigkeit für Neues, auch wenn es kleine sachen sind.

seitzChristoph

spoNtaCts ag2009

teChNologieSpontacts ist eine App für iPhone und Android, mit der sich unbekannte Gleichgesinnte spontan zu Freizeitaktivitäten verabreden können. Ob Kino, Snowboarden, tanzen oder Theaterbesuch: Findet sich ein Gleichgesinnter, kann’s losgehen. Spontacts wurde 2009 von Christoph Seitz, Florian Specker und Daniel Kästli als GmbH gestartet, im Januar 2012 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.

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Die NeuefreiheitgestalteNText miCHaël JarJour Bilder aNDreW WHite

Freischaffende haben Sicherheit gegen Zeit getauscht und sind dafür Herr ihres Arbeitsalltags. Jetzt hätten sie gerne ein wenig Sicherheit zurück. Um das zu er-reichen, organisieren sie sich in Gewerkschaften und gestalten so den Arbeitsalltag der Zukunft.

Leise Aufregung bricht aus. Neben mir sitzt eine junge Frau auf dem Sofa in der Ecke. Sie hat kurze, blonde Haare. Bis eben hat-te sie ihre Beine auf dem Sofatischchen verschränkt, darauf ein Lap-top. Doch der zeigt jetzt nur eine weisse Browser-Seite an, und das ist ein Problem. «Geht das Internet bei dir?», fragt sie mich und zieht ihre Füsse vom Tisch. Ein Mann mit blauem, gestreiftem Hemd und Krawatte läuft an ihr vorbei. Ein Dutzend Augenpaare löst sich fast synchron von den Bildschirmen und folgt ihm zur Theke. «Leute, ihr habt ein Problem mit dem Internet!», sagt er etwas ungehalten. Nun gelten die Blicke dem jungen Mann hinter der Theke. Er bückt sich und startet das Modem, das sich offensichtlich unter der Bar befindet, neu. Das W-Lan nimmt seinen Dienst wieder auf, die Köpfe senken sich und es wird weitergearbeitet. Kaum einer ist wegen dem Kaffee hier. Das «Modca» ist einer von unzähligen Orten hier in Brooklyn, New York, die eher an ein Büro erinnern als an ein Café, das es eigentlich ist. Von Zuhause aus arbeiten scheint so lange reizvoll, bis man merkt: Es geht nicht. Cafés sind da eine gute Option. Fast die Hälfte der amerikanischen Free-lancer, auch Indie-Arbeiter genannt, lebt in New York. Sie arbeiten in den unterschiedlichsten Branchen – und sie werden immer mehr, wie aus einer Studie der amerikanischen Freelancer’s Union, der Ge-werkschaft für die Indie-Arbeiter, hervorgeht.

Grosse Veränderungen Unterstützung, wie sie die Gewerkschaft anbietet, können Freelancer zurzeit brauchen. Die Wirtschaftskrise hat viel neue Konkurrenz gebracht. Noch mehr Menschen stützen sich teilweise oder ganz auf Einkünfte aus einer Arbeitswelt, die sie sich aus verschiedenen Auftraggebern zusammenstellen. Ein Trend, der nicht aufzuhalten ist, auch wenn sich die Wirtschaft erholt. Das gilt nicht nur für New York, sondern auch für Berlin, London, Ams-terdam und andere Städte der entwickelten Welt. Es steht ein grosser Wandel an. «Der grösste seit der Industrialisierung», sagt Sara Horo-witz, Chefin der Freelancer’s Union und so etwas wie die Mutter der

amerikanischen Indie-Arbeiter. Diese Ver-änderungen werden die Rolle von Arbeit-geber und -nehmer für immer verändern. Lynda Gratton, Professorin für Ma-nagement an der London Business School, schreibt im Untertitel ihres neusten Bu-ches «The Shift»: «Die Zukunft der Arbeit ist schon da.» In diesem Werk beschreibt sie den Arbeitsalltag von fiktiven Personen im Jahr 2025. Sie zeigt auf, wie wir uns un-abhängig machen von einzelnen Arbeit-gebern – und wie Firmen sich von der Bürde der Festangestellten lösen. Eine Ar-beitswelt, frei von Arbeitszeiten, dauerhaf-ten Teams und festen Arbeitsorten. Die Freelancer, die in den Cafés für europä-ische Auftrag geber arbeiten, trampeln den Weg in die Zukunft schon mal ab. Es ist der immer grössere Wunsch nach Freiheit, der bereits seit einem Jahr-zehnt immer mehr Freischaffende hervor-bringt. Als Treiber wirkten die Wirtschafts-krise und die darauffolgende Rezession. Zu jenen, die freiwillig zu Freelancern wurden, haben sich diejenigen dazugesellt, die ihre Jobs verloren haben. Letztere haben kaum eine andere Wahl. Doch die meisten sind in diese neue Freiheit gekommen, um zu blei-ben. Über zwei Drittel von ihnen sagen, dass sie nicht nach einer Festanstellung suchen wollen. Auch, weil sie ihr eigener Boss sein können. Das steht in einer Studie, die die Londoner Kingston Universität im Auftrag der englischen Freelancer-Vereinigung PCG erstellte. In der Studie steht ausserdem, dass sich Freelancer im Vergleich zu normalen Angestellten glücklicher schätzen und zu-friedener sind mit ihrem Einkommen. Und sie sind voller Hoffnung, dass sich die Be-dingungen für Freischaffende in den nächs-ten Jahren verbessern. Sie könnten Recht bekommen, denn der einst so chaotische Haufen beginnt, sich zu organisieren.

Antiquierte Denkweisen Die Gewerk-schaft in den USA kämpft derzeit dafür, dass Indie-Arbeiter ihre Löhne mit Hilfe des Amts für Arbeit einfordern können. So, wie normale Angestellte es auch tun kön-nen. Angeblich sind es mehrere Milliarden Dollar jährlich, die ihnen nicht oder nur mit Verspätung ausbezahlt werden. Ein ers-ter Erfolg der Gewerkschaft ist ein Kran-kenkassen-Angebot für Freelancer, da die-se nicht vom Arbeitgeber bezahlt wird. Als Individuen erhalten sie sonst nur skanda-lös teure Angebote. Doch der Kampf endet nicht an der Landesgrenze. Sara Horowitz ist in engem Kontakt mit der englischen Freelancer-

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die einzelgängerin, sarah lilley (46)

sarah lilley ist faszinierend. schnoddrig, unauf-

fällig angezogen, kompromisslos. sie arbeitet

alleine in ihrem Haus im osten von Williams-

burg in brooklyn. und das seit vierzehn Jahren.

«Wenn ich alleine arbeiten kann, bin ich so viel

glücklicher, dann kann ich einfach denken – ohne

mich um etwas anderes kümmern zu müssen.»

Zur freelancerin geworden ist sie aus demsel-

ben grund wie viele andere: misstrauen gegen-

über firmen. Dieses ist so gross wie noch nie. «es

war deprimierend», sagt sarah lilley über ihre

Zeit in der Plattenindustrie, wo sie vor 14 Jahren

immer mehr ihrer Kollegen hat gehen sehen. sie

ging freiwillig und wurde freie Journalistin. auf-

träge erhält sie heute vor allem vom New yorker

sender des öffentlichen radios. momentan laufe

es gut, sagt sie. Über schwere Zeiten hilft ihr ihre

Kreditkarte hinweg. Doch für sarah geht der Deal

auf. «ich arbeite gerne zu merkwürdigen Zeiten.

ich kann morgens um halb sieben eine idee ha-

ben, mich an meinen Computer setzen, mit bade-

mantel und zerzausten Haaren. ich mag das. um

drei uhr Nachmittags schaltet mein gehirn ab.»

der netzWerker, tony bacigalupo (28)

tony bacigalupo hat «New Work City» gegründet,

eine der ersten arbeitsgemeinschaften in New

york. «ich wollte einfach nicht mehr zu Hause ar-

beiten», sagt der ehemalige Produktmanager einer

Webfirma. Heute ist tony Vollzeitchef von «New

Work City», wo jeden tag Dutzende hipper Kreati-

ver über ihren neuen firmen, ideen und Produkten

brüten. tony macht sich derzeit jedoch vor allem

gedanken über die anderen, die uncoolen. Diejeni-

gen, über die keine schlagzeilen geschrieben wer-

den. sie, die bisher in nine-to-five-Jobs gearbeitet

haben. «es sind diese leute, die jetzt auf unsere

seite des bootes wechseln», stellt tony fest. und

dabei benötigen sie Hilfe, denn in der schule hat

ihnen niemand beigebracht, eine firma zu grün-

den, eine buchhaltung zu führen oder sich im inter-

net zu vermarkten. und sowieso: Wie finden sie ei-

nen mentor, jetzt, da sie keinen boss mehr haben?

Was ist mit Krankenkasse, Pension und Versiche-

rungen? «Die Welt ist noch nicht gebaut für indie-

arbeiter. sie ist gebaut für angestellte.» Die be-

tonung liegt auf «noch», denn tony ist einer von

denen, die sie umbauen wollen.

die unternehmerin, zana bayne (23)

Das ist alles so amerikanisch! Zana bayne sagt

Dinge wie: «Wenn du etwas willst, dann musst du

einfach sehr, sehr hart arbeiten.» oder dass sie

«so dankbar für all die möglichkeiten» sei. man

könnte jetzt sagen, «yadda, yadda!» («bla, bla,

bla»). aber man glaubt Zana. sie ist 23, kommt

aus Kalifornien und hat Kunst studiert. Via berlin

ist sie nach New york gekommen, hat kurz in ei-

nem Klamottenladen gejobbt, sagt aber, sie

wolle niemals («never!») wieder bei einem festen

arbeitgeber angestellt sein. Via ihren blog hat

sie nebenbei lederdresse verkauft. «und dann

hatte ich ein email in der inbox und dann stand

da ‹lady gaga› im betreff.» Die Nachricht hat ihr

leben verändert. mittlerweile ist «yoü and i», das

musikvideo, in dem lady gaga Zanas lederdress

trägt, auf youtube fast fünfzig millionen mal an-

geklickt worden. ihr Design wurde kopiert, und

zwar vom Kleidermulti «topshop». und das, ob-

wohl Zana bayne erst vor zwei Jahren angefan-

gen hat, ihre Kleider zu verkaufen. Das geht nur

dank sehr harter arbeit und thai-lieferservice.

«und», wie Zana gesteht, «dank red bull. leider.»

«Und dann stand da

Lady Gaga im Betreff.»

«Die Jobs, die wir haben,

sind die, die wir schaffen.»

«Einfach denken – ohne mich

um etwas zu kümmern.»

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Gruppe. Diese ist eine der führenden Grup-pierungen im Kampf für Arbeitsgesetze, die der neuen Art des Arbeitens, des unabhängi-gen Arbeitens, gerecht werden. «Eines der Ge-setze, die es Freischaffenden schwer machen, gibt vor, dass Temporär-Angestellte nach zwölf Wochen dieselben Zusatzleistungen erhalten müssen wie Festangestellte», sagt John Brazier, der Chef der englischen Free-lancer-Gruppe. «Dadurch entsteht die Ge-fahr, dass sie keine Aufträge finden, die länger als zwölf Wochen dauern.» Es sind veraltete Gesetze, die für diese neue Art von Auftrags-verhältnissen nicht mehr funktionieren.

So kämpft auch die holländische Gewerkschaft der Selbstständigen gegen an-tiquierte Denkweisen und veraltete Gewerk-schaften. «Die Gewerkschaften in Holland hätten es gerne, wenn alles so wäre wie vor dreissig Jahren. Aber das ist es einfach nicht mehr», sagt Linde Gonggrijp, Freiberuflerin und seit vier Jahren Chefin der Gewerkschaft. Sie und ihre Pendants aus anderen Ländern Europas treffen sich dieses Jahr erstmals zu einem Freelancer-Gipfel in Mailand. Dabei werden Themen wie Altersvorsorge, Arbeits-unfähigkeit und Weiterbildung im Zentrum stehen. Garantierte Altersrenten und sozia-le Sicherheit im Allgemeinen sind auch für Freischaffenden wichtige Anliegen. Bis jetzt schaute jeder für sich selbst.

Selbständige Selbständige Dass die Selb-ständigen wirklich selbständig sind, zeigen sie in den Metropolen wie New York. Und zwar nicht nur diejenigen, die im Café ar-beiten. «Es ist schier unglaublich, wie die Zahl der Arbeitsgemeinschaften explodiert ist», konstatiert Sara Horowitz. Während die

Politik sie immer noch mehr oder weniger ignoriert, haben sie sich eigene Arbeitswel-ten geschaffen, die denen ähneln, die Lynda Gratton in ihrem Buch beschreibt. In die-sen Arbeitsgemeinschaften oder Co-Wor-king-Spaces treffen sich Individualisten, um zusammen zu arbeiten und zusammen-zuarbeiten. «Es ist die Veränderung von iso-lierten Konkurrenten zu innovativen Net-workern», schreibt Gratton. Nicht mehr gegen die Arbeitskollegen oder andere Freelancer, sondern mit anderen Unab-hängigen zusammen. In der Arbeitswelt der Zukunft hat Erfolg, wer «einzigartige

Kenntnisse hat, sich also von der ‹Crowd› abhebt, und gleichzeitig dennoch intensiv mit der ‹Crowd› vernetzt ist.» Das gilt auch für dauer haft Angestellte. Eine Idee, wie das aussehen könnte, zeigen die Indie-Arbeiter in Brooklyn. Men-schen wie Sarah, Zana und Tony (Portraits links). Sie haben ihren Arbeitsalltag so ein-gerichtet, dass er zu ihrem Leben passt. Sie sind «erwachsen» geworden, wenn man mit Lynda Grattons Analogie sprechen will. In diesem Gleichnis entspricht die traditionelle Rollenverteilung zwischen Ar-beitgeber und Arbeitnehmer einer Eltern-Kind-Beziehung. Die Zukunft bringt eine Erwachsenen-Erwachsenen-Beziehung. Im besten Fall – wie das so ist mit dem Erwachsenwerden – «kommt damit auch die Notwendigkeit, aktiv Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben.» Im Falle der jungen blonden Frau aus dem «Modca» ist das die Entscheidung, weiter im Café zu arbeiten oder doch lieber ein paar hundert Dollar für einen richtigen Arbeitsplatz auszugeben.

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Die zuKuNft Des shoppiNgs Text martiNa KÜHNe Bild fabiaN WiDmer

Die Verschmelzung von Einkaufsstrasse und Online Shopping macht die Welt zu einem einzigen grossen Einkaufscenter. Für Händler liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, sich in und zwischen diesen Welten richtig zu positionieren.

«Kiss Your Mall Goodbye» titelte das vielbeachtete Time Magazine im Sommer 1998, «Online Shopping is faster, cheaper and better.» Inzwischen sind einige Jahre vergangen, und die meisten Shopping Center sind immer noch da. Doch das Internet beschäftigt die Branche stark wie selten zuvor. Es verändert die Art, wie die Welt sich informiert, wie sie sich austauscht, wie sie einkauft. Nichts deu-tet darauf hin, dass sich in den nächsten Jahren an dieser Dynamik etwas ändern sollte. Im Gegenteil: Das vergleichsweise junge Trio Amazon, Apple und Google macht sich gerade daran, den fünfhun-dertjährigen Buchhandel mit Kindles, iPads und E-Books zu revolu-tionieren. Eine Entwicklung, die das Potenzial hat, viele herkömmli-che Händler zu erschrecken.

Den Laden neu denken Von den ersten Marktplätzen der Antike über Tante-Emma-Läden und Supermärkte bis hin zu den Shop-ping Centern der Moderne wird die Welt des Handels ständig neu erdacht. Einige aktuelle Entwicklungen verdeutlichen dies: Das On-line-Kaufhaus eBay errichtet plötzlich auch in der physischen Welt – genauer im Londoner Soho-Quartier – eine temporäre Präsenz. Die Musikbranche dagegen verabschiedet sich fast komplett von der Einkaufsstrasse und siedelt sich stattdessen im Cyberspace, oder besser im iTunes-Store, an. Und der britische Vorzeigehändler Tesco sorgt in Südkorea seit einigen Monaten mit sogenannten virtuellen Läden in U-Bahn-Stationen für Schlagzeilen. Nun zieht der Schwei-zer Grossverteiler Coop mit virtuellen Ladenregalen auf der Zür-cher Bahnhofbrücke nach. Auch hier können Kunden neuerdings via Barcode-Scanner mit dem Handy einkaufen. Wer weiss da, wozu es physische Geschäfte heute noch braucht? Und morgen? Klar ist: Reale und virtuelle Welt kommen sich

Online shopping ist zwar

praktisch und gewinnt an

gewicht. Das physische ein-

kaufen wird es aber nicht

ablösen, sondern ergänzen.

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immer näher, digitale Techniken wachsen zunehmend in die physische Welt hinein. Statt einer klar abtrennbaren Online- und ei-ner dinglichen Welt verschmelzen die beiden Universen. Ausgehend davon beschreibt das Gottlieb Duttweiler Institute vier Trends, die aufzeigen, wohin die Reise geht.

1. Wer wartet, ist schon tot Zu lange haben Ladenbesitzer darauf gewartet, dass Kunden ihre Geschäfte von alleine betreten. Nun ma-chen sie zunehmend mobil und mischen sich per Handy in die Zeitbudgets und Tagesab-läufe ihrer Kunden ein. Via rasch wach-senden Internet-Rabattdiensten wie etwa «Groupon» oder «DeinDeal» suchen und fin-den sie den Weg aufs Mobiltelefon von preis-sensiblen Konsumenten und locken sie mit attraktiven Schnäppchenangeboten wieder in die Läden. Besonders ausgeklügelte mobile Dienste stimmen diese Lockangebote zeitlich exakt mit besonders schwach frequentierten Öffnungs zeiten ab. Wer massgeschneiderte mobile Services bietet, der schlägt seinen konventionell agierenden Konkurrenten in der Einkaufsstrasse.

2. Der Laden wird anklickbar Über je-dem Laden liegt künftig eine digitale Schicht, die Produkte und Sortimente via Barcode-Scanning mit Zusatzinfos (Herkunftshin-weise, Produktbeschreibungen, Preisver-gleiche) aus der virtuellen Welt anreichert. Dabei wird das Taktile der physischen Ware vermengt mit dem Convenience-Faktor, den

digitale Dienste heute bieten. Dank neuen «Augmented Reality»-Anwendungen, die vir-tuelle Informationen mit der Wirklichkeit verknüpfen, können bei der Modekette «Top-shop» beispielsweise Kleider vor dem virtuel-len Spiegel anprobiert werden. Damit entfällt das mühsame Umziehen in engen Umkleide-kabinen. Wer das Serviceerlebnis für seine Kunden nicht optimiert, hat ein Problem.

3. Ein einziges riesiges Shopping Center Die Welt selber wird zunehmend zu einem einzigen grossen Shopping Center, in dem immer, überall und sofort eingekauft werden kann. Etwa, wenn Konsumenten irgend einen Artikel – egal, ob er in einem Schaufenster liegt, auf dem Screen des Handys prangt oder von einem Passanten getragen wird – an-klicken, via Barcode einscannen und kau-fen können. Ausgerüstet mit der «ScanLife»-Technologie erfasst das Mobil telefon einen begehrten Artikel im Schaufenster schon heute via QR-Code und ermöglicht den so-fortigen Online-Kauf der Ware, unabhängig von den Öffnungszeiten des Geschäfts. Doch: Die jederzeitige Verfügbarkeit der Ware wird bald auch einen Gegentrend hervorrufen. Gewisse Produkte werden limitiert und sind nur für Mitglieder von exklusiven Shopping-Clubs wie «Vente-privee.com», «Gilt.com» oder «KupiVIP.ru» zugänglich. Das wird im neuen Cybernomaden – dies bezüglich ähnelt er dem Shopping-Neandertaler stark – ver-mutlich Begehrlichkeit wecken.

4. Jeder ist nur ein Händler auf Zeit Wenn Händler bisher von der Bildfläche verschwan-den, war der Grund meist ein Konkurs, eine Übernahme oder die Aufgabe des Geschäfts wegen schwieriger Nachfolgeregelung.

Künftig verschwinden Läden, weil es sie in ihrer Funktion als Lagerraum und Ort des Abverkaufs schlichtweg nicht mehr braucht. Die Generation, die mit den Vor-zügen des mobilen Internets in der Hosen-tasche aufwächst, benötigt bestimmte Geschäfte schlicht nicht mehr. Für den Händler, der heute im Business steht und es auch morgen noch möchte, bedeutet das: Kein Laden – ob online oder offline – wird mehr für die Ewigkeit gebaut. Das verdeut-licht nur schon die wachsende Zahl der Pop Up Stores, die temporär an hoch frequen-tierten Strassen eröffnen und dann wieder verschwinden.

Bricks oder Klicks? Beides! Vom nostal-gischen Bücherladen bis zum personalisier-ten High Tech Store, vom lokalen Wochen-markt bis zum virtuellen Shopping Center: Die Zukunft des Shoppings wird vielfältiger. Für Händler besteht die Herausforderung darin, sich überhaupt erst der Funktion ei-nes Ladens bewusst zu werden. Lagerhal-tung an Toplagen wie beispielsweise der Zürcher Bahnhofstrasse ist definitiv vorbei, und vermutlich werden wir auch weniger reine Verkaufsfläche benötigen. Stattdessen muss der Laden vermehrt seine ureigenste Stärke ausspielen, als sozialer Treffpunkt wirken, als lokale Anlaufstelle, als echter Showroom in einer Welt, die vom Konsu-menten zunehmend als eine virtuelle wahr-genommen wird. Wird es den Menschen in zehn, zwan-zig oder dreissig Jahren genügen, sich beim Einkauf bloss online auszutauschen? Das scheint heute – trotz wachsendem Online-Handel – nicht realistisch. Das soll nun kei-nesfalls heissen, dass wir uns getrost der Online-Evolution verweigern dürften. Es gilt vielmehr, eine Strategie zu finden, die off- und online – also «Bricks and Klicks» – zusammenführt, aber auf eine intelli-gente Weise. Wer die gesamte real-virtuelle Klavia tur mindestens so gut beherrscht wie seine Kunden, wird sich vor der Zukunft nicht fürchten müssen.

gastautorin Martina Kühne ist senior researcher

am gDi gottlieb Duttweiler institute, wo sie wirt-

schaftliche und gesellschaftliche Veränderungen

mit den schwerpunkten Konsum, shopping, ein-

zelhandel und Dienstleistungen analysiert.

«Wer die real-virtuelle

Klaviatur mindestens so

gut beherrscht wie seine

Kunden, braucht sich

vor der Zukunft nicht zu

fürchten.»

34 Wirtschaft

4 4

Page 35: PUNKT Zeit

Das Jahr 2012 wird uns lange in Erinne-rung bleiben. Es war das Jahr, in dem man verzweifelt versuchte, die Gren-zen der Realität so lange zu verschie-ben, bis das Geschehene nie eintreten

sollte. Kaum ging das alte Jahr zu Ende, rollte der Kopf des Notenbanken-Chefs durch die Redaktionsräume der Weltwoche. Wenig später passierte, was kein Schweizer je für möglich ge-halten hatte: Die erste Bad Bank wurde ins Le-ben gerufen und aus Netto wurde Notenstein. Im Mai wurde erstmalig nach dem Zweiten Weltkrieg das Schweizer Notstands-recht zur Rettung der Zürcher Kantonalbank angewandt mit dem Ergebnis, dass die in den USA liegenden Schweizer Gold reserven auf Begehren Frankreichs arrestiert wurden. Schuld daran war nicht das bis anhin unbe-kannte Adressbuch von Carla Bruni. Was war geschehen? Merkels Pariser Busenfreund war von der skrupellosen Vorgehensweise der amerikanischen Steuerbehörde derart be-eindruckt, dass er sie ganz einfach kopierte. Denn was unterscheidet die Beihilfe zur Steuer hinterziehung zu Gunsten amerikani-scher von jener französischer Steuerbürger? Vor diesem Hintergrund ist der Umstand, dass die UBS zwischenzeitlich Deutsche Bank heisst, nur noch eine Randnotiz. Auch in der Politik wird gekeult. In Zü-rich landen seit Herbst nur noch Propeller-maschinen im geschröpften Anflug, und England trat den EFTA-Staaten Luxemburg, Belgien und dem Saarland bei. Und was wurde aus dem im Februar zurückgetretenen Chris-tian Wulff? Er verheimlichte die langjährige Geschäftsbeziehung zu Dagmar Wulff, die

kostenlos seine Wohnung seit seiner Kind-heit putzte mit der Konsequenz, dass nun sei-ne Mutter vor dem Untersuchungsausschuss des Niedersächsischen Landtages in Hanno-ver Red und Antwort stehen muss. Der Unter-suchungsausschuss des Deutschen Bundes-tages hingegen wittert Verfassungsbruch, da noch nicht ganz klar ist, wer seine Camping-wagenstandgebühr auf der Insel Norderney im Gesamtwert von 35 Euro beglichen hatte. Der Chefredaktor der Bildzeitung wurde wie angedroht Ende Herbst tot im Flussbett des Rubicon aufgefunden. Es war Selbstmord. Man munkelt, dass sein letzter Bericht über die Präsidentengattin – er behauptete, ein Tat-too an ihrem rechten Oberschenkel verherrli-che den Hitlergruss – doch zu weit ging. Das Jahr hatte aber auch seine guten Sei-ten. Das Eidgenössische Notenbankreglement wurde nach reiflicher Überlegung angepasst. Somit gehören Auslandsaufenthalte von Na-tionalbankangestellten nun mehr der Ver-gangenheit an, denn der Konsum im Ausland könnte eine getarnte Devisenspekulation bedeuten. Ob für sie das Zölibat gelten soll, konnte noch nicht abschliessend geklärt wer-den. Hildebrands Massstab für künftige De-missionen führte gegen Jahresende dazu, dass Papst Benedikt XVI abdanken musste, da er bei der letzten Audienz versehendlich einem Minderjährigen die Stirn küsste. Wollen wir in einem Land leben, wo-Nachsicht als Schwäche geächtet und das Prinzip der zweiten Chance als Sabotage an der Nulltoleranzpolitik gewertet wird? Ist es wirklich das, was wir wollen? In diesem Sinne: Jetzt erst recht!

Ächtzeit

Der Querdenker hat sich die etwas andere informationsvermittlung auf seine fahne geschrieben. Diese ist

stets gehisst, auch dann, wenn der Wind eisig bläst.

35WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

kolumne

der querdenker

Page 36: PUNKT Zeit

«Verlass dasErdöl, bevor esdich verlässt.»

36 Wirtschaft

Page 37: PUNKT Zeit

globaler Kampf um erDölNachgefragt riNo boriNi Bilder CHristiNe bärloCHer

Dass uns das Erdöl irgendwann ausgehen wird, ist unbestritten. Die Frage ist, wann es passieren wird. Der Friedensforscher Daniele Ganser ist überzeugt, dass das Fördermaximum wurde bereits 2006 erreicht. Für die Schweiz sieht er darin durchaus Chancen.

PUNKTmagaziN Herr Ganser, Sie haben sich als Friedensforscher auf den globalen Kampf ums Erdöl spezialisiert. Was forschen Sie genau?DaNiele gaNser_ offensichtlich gibt es zustände, in denen menschen in Frieden leben und andere, in denen sie in gewalt leben. als Friedensfor-scher interessiert mich, ob die gewaltsituationen einen zusammenhang mit dem Kampf um den wichtigsten rohstoff haben, das erdöl. meine For-schungsergebnisse dazu sind eindeutig: Der Kampf ums erdöl ist real, wird aber mehrheitlich totgeschwiegen. Kriegs- und Konfliktsituationen werden gerne so dargestellt, als ob um menschenrechte oder Demokratien gekämpft würde. meistens stimmt das nicht. Sie sprechen vermutlich die Kriege im Irak oder jüngst in Libyen an. ich bin der festen Überzeugung, dass der irakkrieg 2003 und auch der li-byenkrieg im letzten Jahr reine erdölbeutezüge waren. andere Forscher be-zeichnen den irakkrieg als Versuch, einem von einem gewaltherrscher ter-rorisierten land demokratische grundzüge zu vermitteln, dasselbe beim libyenkrieg. ich sehe das anders. Die angreifenden länder waren keines-wegs darum bemüht, bessere regierungsformen zu implementieren. ihr interesse bestand darin, sich zugang zu knappen ressourcen zu sichern.

Das ist ein harter Vorwurf. Die argumentation der Demokratiebringer-Theorie geht einfach nicht auf. Dazu muss man nur die geschichte studie-ren. Dass der Westen im zweifelsfall auch bereit ist, eine Demokratie zu zerstören, um an ressourcen zu gelangen, zeigte sich unter anderem 1953, als die damalige regierung im iran gestürzt wurde. Diese war durchaus demokratisch und wollte die erdölgewinne zum grössten Teil dem breiten Volk zugute kommen lassen. Doch über erdölbeutezüge darf man nicht of-fen sprechen, die Bürger würden sich dagegenstellen. es wird viel gelogen, wie etwa damals, als die Bush-administration den angriff auf den irak mit sich im Bau befindlichen massenvernichtungswaffen begründet hat. Die Briten taten dasselbe.

37WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Daniele Ganser

:

Page 38: PUNKT Zeit

Der Iran verfügt noch immer riesige Erdöl reserven. Ein Pulverfass? Der iran hat nach saudi-arabien die zweitgrössten reser-ven der erde, noch vor dem irak. Der iran und sein wertvolles erdöl sind meiner meinung nach schon lange auf dem radar vieler akteure. ame-rikaner, russen, chinesen – alle zeigen interesse. Der iran ist definitiv ein geostrategisches objekt, und es besteht die gefahr, dass das land wegen seinem erdölreichtum angegriffen wird. man argumentiert zwar damit, dass man verhindern wolle, dass der iran die atombombe baue, doch das ist zweitrangig. auch die Usa, grossbritan-nien, israel, Pakistan, russland, china, Frank-reich und indien haben die atombombe gebaut, aber niemand verlangte, dass man sie darum angreifen sollte. Wir müssen lernen, unsere Kon-flikte ohne gewalt zu lösen. Übrigens prüfte auch die schweiz während des Kalten Kriegs den Bau einer eigenen atombombe, die Tests hätten im gotthard stattgefunden. Dieser Plan wurde zum glück nie realisiert.

Sie sind Dozent an der Universität Basel. 2011 haben Sie zusätzlich das SIPER gegründet, warum? ich habe das «swiss institute for Peace and energy research» ins leben gerufen, um die beiden Komponenten Krieg und erdöl zusam-menbringen, denn sie sind sehr eng miteinander

vernetzt. Die ressourcenkriege gibt es, aber es ist nicht immer einfach, sie offen anzusprechen. Für die Friedensforschung sind sie ein wichtiges, aber auch anspruchsvolles Thema.

Weg von der Politik, hin zum Kern der Sache: Erdöl ist ja per se nichts Schlechtes. erdöl hat uns reich gemacht. Und als hochwertiger rohstoff ist es in der Produktion enorm hilfreich, aber man sollte erdöl nicht verbrennen. Von den täg-lich 88 millionen verbrauchten Fässern setzen wir lediglich zehn Prozent für Werkstoffe ein, der rest wird verbrannt.

Erdöl ist omnipräsent, das 20. Jahrhundert gilt als das «Zeitalter des Erdöls». ich würde es «zeitalter des billigen erdöls» nennen. aber das ist nun vorbei. in den fünfziger und sechziger Jahren kostete das Fass erdöl zwei Dollar. mit der ersten erdölkrise 1973 stieg der Preis auf fünf Dollar, und wenig später notierte das Fass schon bei elf Dollar. Das klingt nach wenig, war damals aber mehr als eine Verfünffachung des Preises.

Befinden wir uns aktuell im «Zeitalter des teuren Erdöls»? 2008 notierte der Preis bei bis zu 150 Dollar pro Barrell, aktuell pendelt er zwi-schen 110 und 120 Dollar. Das ist eindeutig teures erdöl. aber noch wichtiger als die Preisentwick-lung ist das Verständnis dafür, dass wir bei der Förderung des konventionellen erdöls den Peak erreicht haben.

Was genau bedeutet «Peak» in diesem Zusammenhang? mit Peak oil ist die maxi-male Ölfördermenge gemeint. Weltweit fördern gerade einmal 30 von insgesamt 197 Nationen erdöl in vernünftigen mengen, und von diesen haben einige den Peak bereits erreicht. in den Usa war das bereits 1970 der Fall, doch mittler-weile sinkt auch die Produktion von grossbri-tannien und Norwegen. indonesien hat den Peak ebenfalls erreicht, ist jetzt Nettoimporteur und ist darum aus der oPec ausgetreten.

Wie sieht es global aus? Wenn ich die informa-tionen der internationalen energiebehörde und alle anderen verfügbaren Daten analysiere, kom-me ich zum schluss, dass das Fördermaximum von konventionellem Öl bereits 2006 erreicht wurde. es betrug damals 70 millionen Fass pro Tag. Die Weltwirtschaft benötigt heute aber rund 88 millionen Fass, das sind gut 44 supertanker täglich.

Da fehlen 18 Millionen Fass. richtig. Diese 18 millionen Fass, notabene pro Tag, werden aus nichtkonventionellen Quellen gefördert. in diesem Punkt herrscht oft Verwirrung, viele menschen

«Von den täglich 88

Millionen Fass Erdöl

setzen wir nur zehn

Prozent für Werkstoffe

ein, der Rest wird

verbrannt.»

38 Wirtschaft

4 4

:

Page 39: PUNKT Zeit

39WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 40: PUNKT Zeit

40 Wirtschaft

Page 41: PUNKT Zeit

kennen den Unterschied nicht zwischen konven-tionellem und nichtkonventionellem erdöl.

Höchste Zeit, Unklarheiten zu beseiti­gen. Konventionelles erdöl ist flüssig und ein-fach zu fördern. Nicht konventionelles erdöl ist schwierig zu fördern – und darum teuer. zu den unkonventionellen Quellen gehört Ölsand, der nicht flüssig ist und darum abgebaggert werden muss. auch Ölschiefer und Tiefseeöl, also Quellen ab 500 meter unter dem meeresspiegel, sind unkonventio-nell und darum in der Förderung sehr riskant. Die zerstörte Ölplattform Deepwater horizon beispiels-weise musste fünf Kilometer in die Tiefe stechen, um an erdöl zu gelangen. Und dann ist sie explodiert.

Wann ist der finale Peak erreicht? ich erwarte, dass die Förderspitze für alle Ölarten kumuliert noch vor 2020 erreicht wird. Wichtig ist zu verste-hen, dass wir auch nach dem erreichen des Peaks erdöl haben werden. so schnell geht es uns dann doch nicht aus. Doch das leben und das Wirt-schaften werden anspruchsvoller, denn wir ken-nen den künftigen Weg nicht. Nachdem wir dank erdöl 160 Jahre einen aufstieg erlebt haben, der uns viel Wohlstand brachte, müssen wir uns jetzt auf den abstieg vorbereiten.

Der Weg ins Tal könnte beschwerlich wer­den, denn über zwei Milliarden Menschen in Asien wollen den gleichen Wohlstand wie wir. genau, die haben unsere Fernsehprogramme geschaut und gesehen, wie wir leben (lacht). es ist in der Tat so, dass beispielsweise allein die chine-sen im letzten Jahr pro monat eine million Neu-wagen auf die strassen gebracht haben. in nur vier monaten haben sie so viele autos gekauft, wie in der ganzen schweiz zugelassen sind. Die neue chinesische mittelschicht will ein auto, ei-nen Kühlschrank, vier beheizte räume und vier-mal pro Woche Fleisch auf dem Tisch. Der Druck auf die schwächer werdenden erdölquellen wird zweifelsohne stark zunehmen.

Wo liegt das grösste Konfliktpotenzial? china benötigt etwa zehn Prozent des weltweiten erdölangebots, das sind neun millionen Fass. Die Usa benötigen ihre zwanzig millionen Fass pro Tag. Und natürlich wird jetzt gestritten. Die bei-den grossmächte befinden sich in einem direkten Konflikt um die abnehmenden Ölvorräte.

Gibt das Anlass zur Sorge? meiner meinung nach schon, denn die chinesen kaufen alle roh-stoffe auf, die sie in die Finger kriegen, nicht nur in afrika. Ungünstig ist, dass die eU nicht wirk-lich eine geopolitische Position zwischen den amerikanern und den chinesen einnimmt. in europa wird gar nicht kommuniziert, dass es

diesen Peak oil gibt. auch hier in der schweiz sind Peak-oil-Kriege ein Tabuthema.

Wo kaufen die Chinesen denn überall ein? Wie gesagt, vor allem in afrika. sie sind aber auch im Ölsand in Kanada investiert. Die amerikaner ihrerseits bombardieren irak und libyen, um sich erdöl zu sichern. Dieses «spiel» kann man schon noch zehn oder zwanzig Jahre weiterführen, aber die situation wird dadurch nicht besser, sondern eher noch schwieriger.

Wie lautet Ihr Lösungsvorschlag? Wir müssen das energieproblem lösen. zudem müssen wir ler-nen, Konflikte friedlich zu lösen. Unser bisheriger leistungsausweis ist hier miserabel. Wenn es hart auf hart kommt, lautet die Devise: es hat zuwe-nig, also bringen wir die anderen um und sagen, wir tun es für die menschenrechte.

Wie sieht die konkrete Lösung aus? man kann es drehen und wenden wie man will, die lösung kann nur hundert Prozent erneuerbare energie heissen. alles andere funktioniert nicht. Nur mit erneuerbaren energien kommen wir aus diesem Problem heraus. zudem braucht es effi-zienz und auch suffizienz. Wir werden lernen müssen, mit weniger glücklich zu sein.

Die Zukunft gehört also den alternativen Energien? ich bin ein klarer Befürworter von hundert Prozent erneuerbaren energien. Die Fakten sind eindeutig: schnell wachsende Bevöl-kerung, einbrechende erdölfördermengen, Peak oil beim konventionellen erdöl, Klimawandel und ressourcenkriege – es braucht die energie-wende. sie hat ja schon begonnen, wie zum Bei-spiel Bertrand Piccard mit seinem solarflugzeug beweist. aber es wäre fahrlässig zu glauben, der Übergang von fossilen zu alternativen energien sei einfach, billig und schnell zu haben.

In welchen Bereichen sind die grössten Änderungen zu erwarten? Niemand weiss, wie es wirklich wird, wenn das erdöl nach dem Peak oil einbricht. einen grossen einfluss hat es sicher auf die lebensmittelproduktion, denn die jetzi-gen landwirtschaftsflächen können nicht mit esel und Pferden beackert werden. Welche alternativen man auch immer finden wird, die Preise werden steigen. Für uns ist das vielleicht nicht so schlimm, doch für menschen, die pro Tag nur zwei Dollar verdienen, sind die auswirkungen dramatisch. Die Nahrungsmittelsproduktion ist definitiv eine der grössten weltweiten herausforderungen.

Was sind die weiteren Herausforderun­gen? Die zweite ist das Wirtschaftswachstum. Wir haben in der Vergangenheit immer ein

zur person

Daniele ganser, 1972 in lugano

geboren, ist Historiker, friedens-

forscher und Dozent am insti-

tut für soziologie an der univer-

sität basel. er ist spezialisiert

auf energiefragen, Wirtschafts-

geschichte, geostrategie und

internationale Zeitgeschichte

seit 1945. ganser ist zudem Prä-

sident der association for the

study of Peak oil schweiz (asPo)

sowie wissenschaftlicher beirat

der World Peace academy und

des Wirtschaftsverbandes

swiss cleantech. 2011 gründete

er das swiss institute for Peace

and energy research (siPer), um

den globalen Kampf ums erd-

öl aus geostrategischer Pers-

pektive zu betrachten. Die Visi-

on von siPer ist eine Wende hin

zur hundert Prozent erneuerba-

ren energieversorgung und zur

friedlichen Konfliktlösung. einer

breiten Öffentlichkeit wurde

ganser bekannt, als er die offizi-

elle Version der amerikanischen

regierung rund um die terroran-

schläge des 11. september 2001

anzweifelte. er ist zudem autor

des buches «Nato-geheimar-

meen in europa». Daniele ganser

ist verheiratet und lebt mit frau,

sohn und tochter in der Nähe

von basel.

41WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

4 4

:

Page 42: PUNKT Zeit

Wachstum erlebt. Natürlich erlebten wir da-zwischen immer wieder zeiten der rezession, aber letzten endes haben wir uns an ein durch-schnittliches Wachstum von rund zwei Prozent jährlich gewöhnt. ab einem bestimmten erdöl-preis wird jedoch das Wachstum abgewürgt. mit einem Preis von 300 Dollar pro Barrel funktio-niert die Weltwirtschaft nicht mehr so wie jetzt.

Die Schweiz ist überdurchschnittlich stark abhängig vom Erdöl. Was bedeutet der Peak für uns? es wird nicht einfach. Die energiefrage ist vergleichbar mit einem hundertmeterlauf: Die ersten 10 meter sind atomenergie, die nächsten 53 meter sind energie aus erdöl. Dann folgen 14 meter Wasserkraft und über 12 meter erdgas. Bio-masse, vor allem holz, macht etwa 4 meter aus. im zentimeterbereich haben wir noch solar, Wind und geothermie. es sind diese letzten paar zenti meter, auf die wir uns nun konzentrieren müssen. aber es ist klar, dass der energiewandel ein Umlenken der geldflüsse bedingt. Wir sollten unser geld nicht für erdöl in die Wüste schicken, sondern im inland erneuerbare energien ausbauen und dadurch un-sere Unabhängigkeit stärken.

Was kann die Industrie beitragen? im Ver-kehr sollten wir den Treibstoffverbrauch der Fahrzeuge von heute durchschnittlich acht liter auf drei bis vier liter pro hundert Kilometer sen-ken. Technisch ist das absolut möglich. Wenn sie auto kilometer ersetzen, ist auch der einsatz von elektrobikes wie dem Flyer sinnvoll. Und immo-bilien müssen wir gänzlich vom erdöl befreien.

Sie sprechen Cleantech an. Was kann getan werden? Wir haben die möglichkeit, unsere häuser so zu isolieren, dass sie nur noch sehr wenig energie benötigen. Diese kann auf unter-schiedliche art erzeugt werden, beispielsweise mit einer Wärmepumpe. Der strom, den diese benö-tigt, kann mit Photovoltaik erzeugt werden. an-fänglich bedingt das zwar investitionen, aber man muss die Vorteile sehen. Werden die Um-bauten konsequent umgesetzt, bedeutet das hohe investitionen in unsere Wirtschaft.

Also kurbeln wir damit die Konjunktur an? Natürlich. aktuell schicken wir viel geld nach libyen, Nigeria, Kasachstan oder aserbaidschan, denn das sind unsere erdöllieferanten. Wenn wir das geld dagegen in Umbauten investieren, bringt das dem schweizer gewerbe, also unserer Volkswirtschaft, einen mehrwert. zudem bereiten wir damit unser land auf den Peak oil vor. Wenn er dann tatsächlich erreicht wird, sind wir stra-tegisch besser aufgestellt. Natürlich wird uns der Peak oil auch dann treffen, aber weniger hart.

Ist das finanzierbar? Das ist durchaus finan-zierbar, aber nicht günstig. leute, die langfris-tig denken, erstellen eine lebenskostenrechnung. eine erdölheizung ist im moment zwar günstig, aber längerfristig – wenn der erölpreis weiter steigen wird – wird sie zu einer Belastung. es ist darum cleverer, bei immobilien vorauszudenken und sie schnellstmöglich vom erdöl zu befreien. ein weiterer aspekt, der leider fast nie erwähnt wird: erdölunabhängige immobilien werden stark an Wert gewinnen, wenn sich der Peak defi-nitiv im Preis niederschlägt.

Kann sich die Schweiz einen Alleingang leisten? Wir sind fähig, hier eine industrie zu entwickeln, die wir als innovatives exportpro-dukt verkaufen können, wenn cleantech von der grossen masse nachgefragt wird. ich bin davon überzeugt, dass die schweiz hier vorwärts machen sollte. Der Wirtschaftsverband swiss cleantech setzt sich für diese ziele ein, mit erfolg. Wir haben alles, was es braucht, um in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einzunehmen: intelligente men-schen, viel Kapital, einen hohen Wohlstand und ein gewerbe, welches das umsetzen kann.

Wie schnell kann diese Umstellung vor­genommen werden? Wir können es nicht bei allen gleichzeitig umsetzen. es geht nun darum, die Umstellung sinnvoll zu staffeln. eine gute Kommunikation ist in diesem Prozess zen tral. Wer begriffen hat, dass die zeiten des billigen erdöls definitiv vorbei sind, sollte auch bereit sein, an konkreten lösungen mitzuarbeiten.

Müsste der Staat das verstärkt fördern, allenfalls auch vermehrt mit finanziellen Mitteln? aus der geschichte weiss man, dass es eine Überstrukturierung der Wirtschaft gibt, wenn der staat zu stark eingreifen will, und das ist nicht ideal. Die konkreten lösungen müs-sen vom freien markt kommen, wo sich die bes-ten modelle durchsetzen werden. Der staat muss jedoch eine klare ansage machen und erklären, dass wir als Vision hundert Prozent erneuerbare energie anstreben. Wir müssen das erdöl verlas-sen, bevor es uns verlässt.

rock oder Pop?

bratwurst oder filet?

vegetarisch

velo oder auto?

apple oder Dell?

email oder brief?

baZ oder Weltwoche?

finanz und Wirtschaft

theater oder Kino?

hüst & hott

«Mit einem Preis von 300

Dollar pro Barrel funktio-

niert die Weltwirtschaft

nicht mehr so wie jetzt.»

42 Wirtschaft

4 4

Page 43: PUNKT Zeit

NACHHALTIG INVESTIERENIN WIND, WASSER UND SOLAR

PARTIZIPATION

RECHTLICHER HINWEISDas Finanzinstrument wird von der Structured Solutions AG (dem „Lizenzgeber»») nicht gespon-sert, gefördert, verkauft oder auf eine andere Art und Weise unterstützt und der Lizenzgeber bie-tet keinerlei ausdrückliche oder stillschweigende Garantie oder Zusicherung, weder hinsichtlich der Ergebnisse aus einer Nutzung des Index und/oder der Index-Marke noch hinsichtlich des Index-Stands zu irgendeinem bestimmten Zeitpunkt noch in sonstiger Hinsicht.

Diese Publikation dient nur zu Informationszwe-cken und stellt weder eine Empfehlung zum Er-werb von Finanzprodukten noch eine Offerte oder Einladung zur Offertstellung dar und ist kein Re-search. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Bei Pro-dukten, welche nicht unter COSI begeben wer-den, sind die Anleger dem vollen Kreditrisiko der Emittentin resp. der Garantiegeberin ausgesetzt.

Diese Publikation stellt keinen vereinfachten Prospekt im Sinne des Art. 5 KAG dar. Die mass-gebende Produktdokumentation kann direkt bei EFG Financial Products AG unter Tel. +41 (0)58 800 1111, Fax +41 (0)58 800 1010 oder über E-Mail [email protected] bezogen werden. Verkaufsbeschränkungen bestehen für den EWR, Hongkong, Singapur, die USA, US persons und das Vereinigte Königreich (die Emission unterliegt schweizerischem Recht).

© EFG Financial Products AG 2012. Alle Rechte vorbehalten.

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LAUFZEIT

Die in diesem Dokument erwähnten Finanzprodukte sind derivative Finanzinstrumente. Sie qualifizieren nicht als Anteile einer kollektiven Kapitalanla-ge im Sinne der Art. 7 ff. des Schweizerischen Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) und sind daher weder registriert noch über-wacht von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA. Anleger geniessen nicht den durch das KAG vermittelten spezifischen Anlegerschutz.

Anders als bei der Verbrennung von fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle werden bei der Nutzung er-neuerbarer Energien das Klima und die Umwelt nachhaltig geschont.

Es gibt verschiedene Arten erneuerbarer Energieträger, aus deren Nutzung Elektrizität, Wärme und Treibstoff gewonnen werden kann. Die Kraft des Wassers wird in der Schweiz traditionell genutzt und auch weitere erneuerbare Energien wie Sonne, Wind, Geothermie oder Biomasse bilden einen wachsenden Anteil an der Schweizer Energieversorgung.

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13327021 Global Wind Performance Index CHF 1.20% p.a. Open-End CHF 110.10

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Best Market Maker 01/2012

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Page 44: PUNKT Zeit

Mark Henley, 1966 in Oxford geboren, fokussiert

sich in seiner Arbeit auf Themen der Globalisierung.

In seinem Werk «Bank on Us» beleuchtet er foto-

grafisch das Vermögensverwaltungsgeschäft der

Schweizer Banken – ein 5,5 Billionen Franken

teures Geheimnis. Die beiden Grossbanken UBS

und Credit Suisse, welche die Hälfte der Gelder

verwalten, stehen dabei im Fokus. Für seine in

schwarz-weiss gehaltene Arbeit wurde Henley

für den renommierten «Swiss Photo Award - ewz

sélection» nominiert, der am 16. Mai in Zürich

verliehen wird. Am 23. Mai ist er zudem Gast am

marK heNley’s

“baNK oN us”

Event «Exotische Schweiz - Aussensichten auf das

Eigene», einer Veranstaltung der Vereinigung

fotografischer GestalterInnen (vfg) im Rahmen

der «ewz.sélection» (ewzselection.ch). Die Werke

von Henley, der schon in über fünfzig Ländern fo-

tografierte, fanden Einzug in zahlreichen renom-

mierten Publikationen wie «Spiegel», «NZZ», «The

Economist» oder «Business Week». Mit «Bank on

Us» setzte Henley erstmals ein Grossprojekt in

der Schweiz um. Die Bildunterschriften sind in

Originalsprache und stammen vom Künstler. Nach

sechs Jahren in Zürich lebt Henley heute in Genf.

44 Wirtschaft

Wirtschaft im Bild

Page 45: PUNKT Zeit

01| smoker taking a break outside the annual general meeting of ubs, in which there was a share-

holder revolt after catastrophic losses requiring a government bailout, following exposure to the

subprime market and an investigation into tax advoidance schemes in the us, which has threate-

ned the very concept of banking secrecy. 02| after leaving ubs Headquarters, a man runs across

Paradeplatz in the pouring rain. Paradeplatz, symbolic heart of an industry estimated to hold up

to us$ 7000 billion in assets, including a third of all global offshore funds. 03| giant armoured

vehicle in Zurich’s main banking district. HQ of Credit suissse behind.

45WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 46: PUNKT Zeit

01| Chairman of ubs Kaspar Villiger, addressing shareholders, as seen on a monitor during the bank’s annual general meeting 2011.

the former politician’s position has been placed in question. 02| shareholders at ubs annual general meeting. 03| ubs employee

being interviewed by a tV station after the announcemnet of annual results, in the lobby of a art-decorated building in centre

Zurich belonging to the bank.

46 Wirtschaft

Page 47: PUNKT Zeit

47WirtschaftPUNKTmagazin Zeit

Page 48: PUNKT Zeit

01| Ceo of Credit suisse, brady Dougan during a press conference in the bank’s offices to

anounce annual results. 02| members of the board of Credit suisse sharing a joke in front row

seats, before the bank’s annual general meeting 2011, following disappointing results.

48 Wirtschaft

Page 49: PUNKT Zeit

v

BASEL I HAMBURG I KopEnHAGEn I STUTTGART I WIEn I ZÜRICH

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sask

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iez,

nch

en

23 | 24 | 25 MÄRZ 2012BASEL E-HALLEwww.blickfang.com

Page 50: PUNKT Zeit
Page 51: PUNKT Zeit

1

1

Heute Deflation, morgen Inflation.

Die Politik der Notenbanken dür�e die Teuerungsraten auf absehbare Zeit steigen lassen.

Anleger sind gut beraten, ihre Portfolios entsprechend auszurichten.

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konto 10 000 000 000rettungsschirme

!!! billiges geld !!!

text: barbara Kalhammer

Illustration: fabian Widmer

Invest

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Weltweit warnen Experten vor der zunehmenden Inflationsgefahr. Die Gründe dafür liegen in der jüngs-ten Vergangenheit. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise versuchen die Noten banken die Wirtschaft durch billiges Geld auf Touren zu bringen.

Die einfache Schlussfolgerung lautet für viele: Mehr Geld bedeutet mehr Inflation. Doch das ist nur zum Teil richtig. Prinzipiell bedeutet Inflation beziehungsweise Teuerung, dass die Geldmenge stärker zunimmt als die Menge der hergestellten Produkte. Die Folge ist eine reale Abwertung des Geldes. So erhält man in inflationären Phasen für den gleichen Betrag weni-ger Güter oder Dienstleistungen als davor. Legt man eine Hundertfranken-Note unter das Kopfkissen, dann müsste man nach 15 Jahren ein Drittel davon abschneiden und vernichten. Grund dafür ist eine Inflationsrate von zwei Prozent. Um dieses Drittel hat sich dadurch der reale Kaufkraftwert reduziert. Auch für Anleger hat die Inflation Folgen, denn in der Vergangenheit standen hohen Inflationsraten zumeist auch deutlich höhere Zinsen gegenüber. Aktuell liegt die Inflationsrate, beispielsweise in Deutschland, jedoch auf dem Niveau der Zinsen von Obligationen. Somit bringen Anleiheninvestments nur geringe bis gar keine Renditen ein.

Arten der Inflation Die Ursache für Inflation liegt aber nicht allein in der Erhöhung der Geldmenge durch die Notenbanken. Ebenfalls von Bedeutung ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Zwar stellt die Notenbank Staaten und Banken Geld zur Verfü-gung, dieses wir aber nicht weitergegeben, beispiels-weise in Form von Krediten an Unternehmen. Das Geld bleibt also einfach liegen – und die Umlauf-geschwindigkeit nimmt ab. Geld kann die Inflation aber nur dann erhöhen, wenn es zirkuliert. Also nimmt die Inflationsgefahr zwar aktuell zu, die In-flation damit aber nicht. Jörn Spillmann, Leiter Volkswirtschaft Inter-national der Zürcher Kantonalbank (ZKB), gibt zu bedenken, dass konjunkturbedingte Inflation von zwei Seiten entstehen kann: von der Nachfrage- oder der Angebotsseite. Wie der Name schon sagt, liegen im ersten Fall die Gründe für Inflation im Verhal-ten der Endabnehmer von Gütern und Dienstleis-tungen. Im Detail nimmt die Nachfrage stärker zu als die Produktion. In der Folge werden die Preise

nach oben «gezogen» (sogenannte Nachfragesog-inflation). Diese Art der Inflation kann beispielswei-se durch eine Erhöhung der Geldumlaufgeschwindig-keit entstehen. Langfristig ist Inflation allerdings ein monetäres Problem, das dann entsteht, wenn die Geld-menge dauerhaft stärker zunimmt als die gesamtwirt-schaftliche Produktion. Die angebotsseitige Inflati-on ist überwiegend auf steigende Produktionskosten zurückzuführen (man spricht von der sogenannten Kosten druckinflation). Dazu zählen insbesondere Löhne, Energiepreise oder Fremdkapitalkosten. Auch diese Inflationsart kann nur bei einer entsprechenden Ausweitung der Geldmenge längerfristig bestehen, da andernfalls volkswirtschaftliche Anpassungsprozesse zu wieder sinkenden Preisen führen würden. Während für die Schweiz Inflation bislang noch kein grosses Thema ist, haben viele europäische Staa-ten und Schwellenländer bereits mit hohen Teue-rungsraten zu kämpfen. Hierzulande ist das Preis-niveau in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Auch für das Jahr 2012 rechnet die Schweizer Natio-nalbank mit einem Inflationsrückgang von 0,3 Pro-zent. Zurückzuführen ist die Preisentwicklung vor al-lem auf die Stärke der Landeswährung und die damit verbundenen sinkenden Importpreise. Deflation ist das Gegenteil von Inflation, sprich, das Preisniveau

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Die Geldmengenausweitung nach dem

Börsencrash 1987 führt zu einem

erneuten Anstieg.

1980–1983

Dieser Anstieg ist eine Folge der Geld-

mengenausweitung nach der Festsetzung

des Wechselkursziels gegenüber der D-Mark

auf deutlich über 80 Rappen.

1994–2007

Die konsequente Geldmengenkontrolle führt

zur längsten Phase von Preisstabilität seit dem

2. Weltkrieg (Teuerung unter 2%).

2011

Die Nationalbank bindet

den Kurs des Schweizer

Frankens an den Euro.

1974

Ölkrise

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Börsen-

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Jahr

gOldpreis– & teuerungs-

entwiCklung iM ver-

gleiCH langfristig ist gold

seinem ruf als inflations-

schutz gerecht geworden.

Phasenweise war dies aber

nicht der fall.

gold als inFlationsschutz

Quelle: bundesamt für statistik, Darstellung: PuNKtmagazin

52 invest

Invest

Page 53: PUNKT Zeit

geht zurück, die Geldmenge wächst also langsamer als die Zahl der hergestellten Güter und Dienstleis-tungen. Aber nicht nur eine Senkung der Geldmenge kann Deflation verursachen, sondern eben auch eine kleinere Umlaufgeschwindigkeit. Konsumenten und Unternehmer schieben dann in Erwartung sinkender Preise ihre Kauf- und Investitionsentscheidungen auf. Gemäss Jörn Spillmann ist das negative Preiswachs-tum in der Schweiz aber nur vorübergehend. «Die Inflations erwartungen der Wirtschaftssubjekte sind gut verankert und auf längere Sicht stellt die hö-here Geldmenge eine grössere Gefahr dar», sagt er. Sobald die Euro-Schuldenkrise überwunden sei, sind die Notenbanken gefordert, die Liqui-dität rechtzeitig abzuziehen und die Zinsen zu erhöhen. Andernfalls werde die Inflation stark zunehmen. Besonders Investoren mit einem längerfristigen Anlagehorizont von über zwei Jahren müssten drohende Inflationsgefahren berücksichtigen.

Mit der richtigen Anlage gut positioniert Wer also sein Geld einfach unter das Kopfkis-sen legt oder auf einem Sparkonto mit geringen Zinsen parkiert, droht die Gefahr, langfristig von der Teuerung enteignet zu werden. Es ist also nötig, die Konsequenzen der Marktinterventionen für sich selbst einzuschätzen und sich mit der richti-gen Anlage zu positionieren. Aktuell ist das aufgrund des unsicheren Umfeldes alles andere als eine einfa-che Aufgabe. Jene, die Investitionen mit einem länger-fristigen Horizont tätigen, sollten das Risiko steigen-der Inflationsraten berücksichtigen. Daniel Kohler, Portfolio manager bei 1741 Asset Management, rät daher bei hoher Inflation in erster Linie von Invest-ments ab, bei denen man für längere Zeit einen fixen

Zinssatz bindet. Dazu zählen insbesondere langfristige Anleihen. In den letzten Jahren profitierten Obligati-onenanleger von Kursgewinnen durch sinkende Zin-sen, doch die Tiefzinsphase könnte nun vorüber sein. Höhere Inflationserwartungen führen zu steigenden Zinsen, was wiederum zu tieferen Anleihenkursen führt. Ausserdem sinkt die Rendite durch einen An-stieg der Teuerung. Die nominale Rendite ist jene, die der Anleger für das eingesetzte Kapital erhält. Nicht berücksichtigt wird dabei aber die Teuerungsrate.

Aussagekräftiger ist daher der reale Zins, denn dieser entspricht dem Coupon abzüglich der Inflationsrate. Anleger mit einem Inflationssze-nario sollten Kurzläufer vorziehen, damit das Kapital nicht lange gebunden ist, wenn der Zins-erhöhungszyklus einmal einsetzt. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, von der zukünftigen höhe-ren Inflation zu profitieren. Gemäss Kohler kann das tiefe Zinsumfeld ge-nutzt werden, um den momentan tiefen Hypo-thekarzins langfristig anzubinden. Immobilien-besitzer profitieren von hohen Inflationsraten aber nicht nur durch einen sinkenden Realwert ihrer Hypothekarschuld, sondern auch durch steigende Hauspreise. Dies gilt allerdings nur in einem Umfeld konstant hoher Inflationsraten.

Befindet sich die Wirtschaft hingegen im Umbruch von einer Deflation hin zu einer Inflation, ist dies mit steigenden Zinsen verbunden, weshalb Immobi-lienpreise in solchen Phasen auch Schaden nehmen. Wer selbst nicht Hausbesitzer werden möchte, kann mit Immobilienfonds oder börsengehandelten In-dexfonds (ETF) ebenfalls von steigenden Preisniveaus profitieren. Bei Immobilienaktien sollte berücksich-tigt werden, dass es sich um normale Aktien handelt und sie somit mit Kursrisiken verbunden sind.

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Die Geldmengenausweitung nach dem

Börsencrash 1987 führt zu einem

erneuten Anstieg.

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Dieser Anstieg ist eine Folge der Geld-

mengenausweitung nach der Festsetzung

des Wechselkursziels gegenüber der D-Mark

auf deutlich über 80 Rappen.

1994–2007

Die konsequente Geldmengenkontrolle führt

zur längsten Phase von Preisstabilität seit dem

2. Weltkrieg (Teuerung unter 2%).

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Die Nationalbank bindet

den Kurs des Schweizer

Frankens an den Euro.

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crash

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Die Geldmengenausweitung nach dem

Börsencrash 1987 führt zu einem

erneuten Anstieg.

1980–1983

Dieser Anstieg ist eine Folge der Geld-

mengenausweitung nach der Festsetzung

des Wechselkursziels gegenüber der D-Mark

auf deutlich über 80 Rappen.

1994–2007

Die konsequente Geldmengenkontrolle führt

zur längsten Phase von Preisstabilität seit dem

2. Weltkrieg (Teuerung unter 2%).

2011

Die Nationalbank bindet

den Kurs des Schweizer

Frankens an den Euro.

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Ölkrise

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crash

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gold als inFlationsschutz

Quelle: bundesamt für statistik, Darstellung: PuNKtmagazin

«Sobald die Euro-

Schulden krise bewältigt

ist, sind die Notenbanken

gefordert, die Liquidität

rechtzeitig abzuziehen

und die Zinsen zu

erhöhen.»

Jörn spiellmann

53investPUNKTmagazin Zeit

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Page 54: PUNKT Zeit

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Inflationsschutz Nummer eins Als Inflations-schutz schlechthin bezeichnet Kohler Edelmetalle, ins-besondere Gold. Dabei gilt es jedoch zu berücksichti-gen, dass Edelmetalle zum einen keine Zinsen abwerfen und sich zum anderen sehr volatil entwickeln können. Generell hängt die Preisentwicklung von Edelmetal-len wie Silber oder Platin zudem stark von konjunk-turellen Nachfragekräften ab und nicht alleine von der Inflationsentwicklung. Gold beispielsweise ist ein beliebtes Kriseninstrument. So hat der Goldpreis zwischen den Jahren 2009 und 2012 mehr als achtzig Prozent an Wert gewonnen. Experten raten zu einem Goldanteil im Portfolio von etwa 5 bis 15 Prozent. Die Palette der Gold-Investments ist besonders breit. Ne-ben ETF, die physisch mit Gold hinterlegt sind, bieten sich auch Zertifikate oder der Kauf von Münzen und Barren an. Doch nicht nur Gold ist einen genaueren Blick wert. Die Inflation ist oft auf einen steigenden Ölpreis zurückzuführen. Dieser verteuert die Lebens-haltungskosten, doch können die Mehrkosten durch diversifizierte Rohstoffanlagen ausgeglichen werden. Ebenfalls als guter Inflationsschutz erweisen sich Aktien. Aktien sind Beteiligungspapiere an real existierenden Unternehmen. das verleiht ihnen einen

gewissen realwirtschaftlichen Charakter. Kohler rät, den Fokus auf solide Unternehmen mit hohen Di-videndenrenditen zu legen. Durch die Ausschüttun-gen erhalten Investoren laufende Erträge. Anleger, die auf einzelne Werte setzen möchten, sollten al-so die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, seine Marktstellung und die Zukunftsperspektiven genau kennen. Einfacher ist der Weg über börsenkotierte Indexfonds oder aktiv gemanagte Aktienfonds. Ne-ben realen Werten stellen auch inflationsgebundene Anleihen eine Möglichkeit dar. Wie der Name schon sagt, ist die Entwicklung, genauer gesagt die Coupon-zahlung, an die Inflationsrate gekoppelt. Bei einer steigenden Inflation erhöhen sich auch die Zinszah-lungen. Angeboten werden vor allem Staatsanleihen von den USA, Grossbritannien, Frankreich, Deutsch-land und Italien. Da die Anleihen in anderen Wäh-rungen denominiert sind, sollten Anleger auf jeden Fall das Währungsrisiko beachten.

Nominale Werte für Deflationsszenario Zwar überwiegt auf längere Sicht die Inflationsgefahr, doch gibt es sicherlich Anleger, bei denen die Angst vor einer deflationären Phase überwiegt. Sie sind mit nominalen Werten – also Bargeld oder Obligationen – gut beraten. Schliesslich lauten die entsprechen-den Anlagen für das jeweilige Szenario folgenderma-ssen: Jene, die Bargeld, langlaufende Obligationen oder Festgeld besitzen, verlieren bei hohen Inflati-onsraten. Bessere Chancen bieten in solchen Phasen reale Werte wie Immobilien, Rohwaren oder auch Aktien. Ihre Schutzfunktion können Gold und Akti-en besonders bei hohen Inflationsraten, sogenann-ter Hyperinflation, erfüllen. Von Bedeutung für den Anlageentscheid ist ausserdem das Währungsrisiko. Rohwaren beispielsweise notieren in Dollar. Es ist ebenfalls nicht ratsam, sich auf eine der Anlageklas-sen zu verlassen: Eine ausreichend breite Diversifi-kation des Portfolios ist entscheidend.

immobilienbesitzer profi-

tieren doppelt von hohen

inflations raten: der realwert

ihrer schuld schrumpft und

die Hauspreise steigen.

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Page 55: PUNKT Zeit

Nachhaltigkeit ist Zeitgeist

in weniger als fünf Sekunden schnellt der Sportwagen Lotus Exige S von 0 auf 100 – allerdings mit ohrenbetäubendem Ge-töse. Der Roadster von Tesla schafft es in weniger als vier Sekunden. Dabei summt

er nur leise, denn ein neu entwickelter Hoch-leistungs-Elektromotor treibt ihn an. Doch der lärmige Exige S und der leise Roadster ha-ben eine Gemeinsamkeit: das windschlüpf-rige Chassis in Leichtbautechnologie. Das ist wenig überraschend, werden sie doch beide von Lotus hergestellt. Die im Silicon Valley beheimatete Tesla nutzt die hochentwickel-te Leichtbautechnologie von Lotus, damit der Roadster trotz des Gewichts von 6800 Batteri-en leicht bleibt. Dabei gewinnt auch der eng-lische Traditionsbetrieb Lotus: Chassis für Elektroautos sind mit dreissig Prozent Um-satzanteil zum bedeutenden und stark wach-senden Treiber geworden – gewissermassen der Antipode zum traditionellen Geschäft mit den lärmenden Benzinfressern. Ein Wan-del, fast wie von Saulus zu Paulus. Dem Mut-terhaus in Malaysia scheint es zu gefallen. Der Tesla liegt im Zeitgeist, vereint er doch die Freuden der Spassgesellschaft mit dem Ruf nach mehr Nachhaltigkeit. Auch andere Unternehmen haben erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht Verzicht, sondern Ge-winn bedeutet. Mit einer nachhaltigen Pro-duktstrategie profitieren sie von grünen Trends und wachsenden Märkten. So zum Beispiel der Technologiekonzern Siemens, der mit seinen Produkten hauptsächlich in den Sektoren Energie und Infrastruktur rund 40 Prozent des globalen Potenzials zur CO2-Reduktion anpeilt. Auch Sika und erst recht

Geberit profitieren dank ressourcenschonen-den Werkstoffen beziehungsweise Sanitär-lösungen stark vom grünen Bauboom. Kein Wunder, macht doch Energieeffizienz bei Gebäuden mit einer Lebensdauer von durch-schnittlich drei Generationen einfach Sinn. Dank auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Pro-duktionsprozessen konnte beispielsweise Ge-berit innert zwei Jahren rund fünfzig Prozent des Wasserverbrauchs einsparen. Ein weite-res Beispiel ist Unilever. Der Konzern will bis in knapp zehn Jahren nur noch Produkte aus nachhaltig erzeugten Rohstoffen anbieten. Nachhaltigkeit ist eine Strategie, um langfristig im Markt bestehen zu können. All diese Unternehmen agieren nicht aus Altru-ismus, sondern wittern Geschäftschancen. Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt. Sie wis-sen, dass ihre Kunden nachhaltige Produkte fordern und reagieren auf die Nachfrage. Sustainability means Business! Nachhaltig-keit ist ökonomische Vernunft und bringt langfristig attraktive Renditen für Investoren. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schrei-ben, ohne diese wirklich umzusetzen, «Green-washing» im Fachjargon genannt. Dazu ge-hört wohl BP, die ihre geringen Investitionen in alternative Energien medial stark anpries, um sich einen grünen Anstrich zu verleihen. Gleichzeitig wurde bei der Betriebssicherheit gespart. Das Resultat dieser Strategie ist be-kannt: Eine Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko und empfindliche Verluste für die Aktionäre. Die Konklusion ist klar: Nur nach-haltig ausgerichtete Unternehmen können langfristig bestehen.

Dr. mirjam staub-bisang ist gründungspartnerin sowie Verwaltungsratsdelegierte der independent Capital

management ag. Die rechtsanwältin und buchautorin hält zudem einen mba-abschluss der iNseaD.

mirjam staub-bisang

55investPUNKTmagazin Zeit

kolumne

Page 56: PUNKT Zeit

timiNg ist allesText barbara KalHammer

Anleger suchen den perfekten Zeitpunkt für ihr Börsenengagement, auch wenn das gemäss Studien gar nicht möglich ist. Ganz ausser Acht lassen sollte man das Market Timing aber dennoch nicht.

Market Timing bezeichnet den Versuch, Titel im optimalen Moment zu kaufen beziehungsweise ver-kaufen, um so die Gewinnchancen zu erhöhen. Dies setzt voraus, dass Anleger die Richtungsänderungen des Marktes vorhersehen. Dies geschieht durch den Einsatz von fundamentalen oder technischen Analy-sen. Erstere leiten die Prognosen für die Aktienent-wicklung aus realwirtschaftlichen Kennzahlen wie Kurs/Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert oder Divi-dendenrenditen ab. Bei technischer Analyse wird ver-sucht, mit Hilfe von Charttechnik und Kurs-Indikato-ren Kauf- und Verkaufsignale zu ermitteln und sich dementsprechend zu positionieren. Doch führt eine Market-Timing-Strategie zum Erfolg? Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass dem nicht so ist. Market Timing ist sogar vielmehr eine reine Glückssache. Als grösste Gefahr gilt das Risiko, entscheidende Handelstage an der Börse zu verpassen. Der Spanier Javier Estrada, Ökonom an der IESE Business School, hat in seiner Studie «Black Swans and Market Timing» die Entwicklung verschie-dener Indizes zwischen 1989 und 2006 untersucht. Dabei zeigte sich, dass für eine gute Performance nur einzelne wenige Börsentage entscheidend waren. Wer über den ganzen Zeitraum mit 1000 Fran-ken dabei war, erhielt am Ende rund 3700. Wer jedoch die zehn besten Tage verpasste, hatte lediglich 1870. Nur 70 blieben, wenn man die besten 100 Handels-tage verpasste. Estrada ist überzeugt, dass die guten Börsentage nicht vorhersehbar sind, dazu bräuchte man hellseherische Fähigkeiten. Dazu kommt, dass die Renditen zusätzlich geschmälert werden durch anfallende Kauf- und Verkaufsgebühren. Zudem läuft man Gefahr, Markterholungen zu verpassen, die oft auf Crashtage folgen. Da diese Gegenbewegungen oft sehr stark ausfallen und unerwartet kommen, drohen bei Verpassen hohe Renditeausfälle.

Ist Market Timing als Strategie demzufolge komplett unnütz? «Nein», widerspricht Christian Gattiker, Chefstratege der Bank Julius Bär. Eine aktive Bewirtschaftung des Portfolios könne durchaus von Erfolg gekrönt sein. Beispielsweise erwarteten Inves-toren, welche die Anlageentscheide in die Hand einer Bank gegeben haben, 2008 und auch im vergange-nen Jahr, dass diese eingreift, um Verluste zu begren-zen. «Aktive Strategien bieten die Möglichkeit, das Risiko -Rendite-Verhältnis zu optimieren und Klip-pen zu umschiffen», sagt er. In dosierter Form mache Market Timing daher durchaus Sinn. Dass Anleger im Durchschnitt durch den richtigen Einstiegszeit-punkt die Rendite verbessern können, hält Gattiker für einen Mythos. Erfolgsversprechender sei ein gra-dueller Entscheid. Bei diesem werden die Positionen nicht alle zu einem Zeitpunkt gewechselt, sondern in mehreren Schritten. Der Mittelweg – ein längerfristiges Engage-ment in Kombination mit aktiven Ansätzen, um sich den Marktveränderungen anzupassen – ist demnach die beste Wahl. Entscheidend ist, dass sich Anleger ei-ne eigene Meinung bilden. Denn wirklich teuer wird es für jene, die tägliche ihre Ansichten über den Hau-fen werfen und unkontrolliert ein- und aussteigen.

56 invest

Invest

Page 57: PUNKT Zeit

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Der Wandel des globalen Handels wird bestimmt durch langfristig wir-

kende Treiber. Megatrends erstrecken sich über Jahrzehnte und haben

starke Auswirkungen auf Gesellschaft und Natur. Bereits seit längerem

beschäftigen uns Treiber wie demografischer Wandel und Globalisie-

rung, die eine Verschiebung der Nachfrage bewirken. Eine besondere

Bedeutung kommt den Schwellenländern zu. Denn in diesen Staaten

bündeln sich die Trends der Globalisierung und des Bevölkerungswachs-

tums. Bereits jetzt beträgt ihr Anteil an der weltweiten Wertschöpfung

über 35 Prozent, schreibt die Allianz. Zudem gelten die Länder als Stabi-

litätsanker, da sie über zwei Drittel aller Devisenreserven verfügen und

nur 15 Prozent der weltweiten Staatsschulden auf ihnen lasten. Eine

wichtige Rolle nimmt Asien, allen voran China ein. Dort wächst die Mittel-

schicht enorm und mit ihr der Bedarf an Konsum- und Luxusgütern. Mit

höherem Wohlstand und dem notwendigen Infrastrukturausbau steigt

auch die Nachfrage nach Rohstoffen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Alumi-

nium, Kupfer und Stahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu

verdreifacht. Die Ressourcen werden zusehends knapper, neue Energie-

quellen werden benötigt. Gemäss Allianz dürfte auf der Angebotsseite

im nächsten langen Zyklus die Steigerung der Ressourcen- und Energie-

produktivität ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg darstellen. Für Anleger

eröffnen Megatrends Chancen im Bereich der alternativen Energiemög-

lichkeiten, der effizienten Nutzung der weltweiten Ressourcen, der Um-

welt- und Informationstechnologien wie Smart Grid, der Infrastruktur,

des Konsums aber auch – aufgrund der Überalterung der Gesellschaft

– der Biotechnologie. Ebenfalls an Bedeutung gewinnen laut Allianz ver-

antwortungbewusste Investments. Gerne werden solche Megatrends in

Themenzertifikate oder Fonds verpackt. Anleger sollten jedoch genau

prüfen, ob ihre Anlageziele auch wirklich realisiert werden. bk

Megatrends wie Globalisierung, Ressourcenverknappung und Demografie bringen politische und wirtschaftliche Herausforde-rungen mit sich – und eröffnen interessante Investitionschancen.

megatreNDs im foKus

PUNKTmagazin Zeit

Page 58: PUNKT Zeit

Staatsanleihen sind unsicherer denn je, das Zinsniveau notiert rekordtief, Aktien sind hohen Schwankungen unterworfen. Alternativen bieten hochverzinsliche Unternehmensanleihen.

Bis vor Ausbruch der Schuldenkrise galten Staatsanleihen per se als

sichere Anlagen. Diese Regel gilt nicht mehr, wie die Beispiele Portugal,

Italien, Griechenland oder Spanien zeigen. Bei anderen Ländern ist zu-

mindest das Prädikat «hohe Sicherheit» stark angekratzt. Anlagen in

Aktien dagegen sind – besonders für konservativ orientierte Anleger – zu

riskant. Einen Ausweg aus dieser Misere können Unternehmensobligati-

onen sein. Anleihen von Firmen mit soliden Bilanzen bieten risikoberei-

nigt etwas mehr Rendite als Staatspapiere und sind diesen derzeit vorzu-

ziehen. Staatsanleihen dürften unter Verkaufsdruck geraten, sobald das

Vertrauen zurückkehrt. Das Segment der sogenannten High-Yield-Obliga-

tionen bietet ansehnliche Renditeaufschläge. Dabei ist eine sorgfältige

Titelauswahl wichtiger denn je. Zudem sollten die Laufzeiten der Anlei-

hen eher kürzer ausfallen. Dadurch reduziert sich das Risiko von Kurs-

verlusten bei einem Zinsanstieg, denn früher oder später dürfte dieser

eintreffen. Langfristige Obligationen sind daher wenig attraktiv. Je nach

Ausmass der beiden gegensätzlichen Bewegungen kann in der Summe

sogar ein Kursgewinn entstehen. Steigt das Zinsniveau aufgrund einer

Wachstumsbeschleunigung, ist es sogar wahrscheinlicher, dass das Kre-

ditrisiko abnimmt. Das gilt umso mehr für die Phasen des Kreditzyklus,

in denen Unternehmen gering verschuldet sind. Für Privatanleger sind

kollektive Anlagelösungen dank ihrer automatischen Diversifikation

erste Wahl. Glaubt ein Investor, ein aktives Fondsmanagement schnei-

de besser ab als der Vergleichsindex, kann er aus einer Vielzahl von Pro-

dukten auswählen. Sucht er eine günstigere Anlageform, so findet er die

Alternative im Segment der börsengehandelten Indexfonds. Diese schla-

gen den einen Vergleichsindex, sind dafür günstiger als traditionelle

Fonds. Und bekanntlich ist das Finden eines erfolgreichen Managers

vergleichbar mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. rb

auf Der suChe NaCh ziNseN

Dank Hebeleffekten locken Warrants & Co. mit hohen Gewinnen. Doch Obacht, sie kennen nicht nur eine Richtung.

Warrants und Mini-Futures sind der Umsatz-

schlager an der Börse. Doch aufgepasst: Sie eig-

nen sich nur für spekulativ orientierte Anleger.

Man will mit wenig Kapital möglichst rasch viel

Gewinn erzielen. Und das ist durchaus möglich.

In den letzten Jahren konnten Mini-Futures

die Gunst der Anleger gewinnen. Unter ande-

rem, weil sie im Vergleich mit klassischen War-

rants einfacher zu verstehen sind. Sie kennen

keine feste Laufzeit, und ihre Kursentwick-

lung ist leicht nachvollziehbar. Angenommen,

ein Investor glaubt an eine Kurssteigerung der

Aktie «Musterfirma», die aktuell bei 1000 Fran-

ken notiert. Statt dass er nun die Aktie zu 1000

Franken kauft, investiert er in einen Mini-Long

auf diese Firma. Dieser kostet in unserem Bei-

spiel 200 Franken. Die Differenz von 800 Fran-

ken wird vom Emittent als Kredit zur Verfü-

gung gestellt. Steigt die Aktie um 50 Franken

auf 1050, so verteuert sich der Mini-Long eben-

so um 50 Franken auf 250. Ein Anstieg der Aktie

um 5 Prozent erhöht den Wert des Mini-Futures

also um 25 Prozent. Der gleiche Mechanismus

spielt auch umgekehrt. Fällt der Titel um 5 Pro-

zent, verliert der Mini-Future 25 Prozent. Um

die möglichen Verluste einzugrenzen, sind sie

mit einer automatischen Kursbarriere ausge-

stattet. Diese sogenannte Stopp-Loss-Marke

wird bei der Lancierung definiert. Unterschrei-

tet der Kurs diese Marke, wird das Produkt ge-

stoppt. Der maximale Verlust kann also nicht

höher sein als das eingesetzte Kapital. Beim

Kauf sollte daher darauf geachtet werden, dass

der Abstand des aktuellen Kurses zum Stopp-

Loss möglichst gross ist. An der Börse Scoach

sind Mini-Futures mittlerweile fast auf jede Ak-

tie erhältlich. Doch bevor die Gier auf schnelle

Gewinne sich durchsetzt, sollten sich Anleger

intensiv in die Materie einlesen. rb

für NerveNaus stahl

AuswAhl hochverzinslicher obligAtionen Fonds

Anlagefonds�

Name aNbieter iSiN WähruNg gebühreN 2011%

SwisscantobondinvestglobalhighYield Swisscanto Lu0556184884 ChF 1.30% 5.40%

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ubSShortDurationhighYield ubS Lu0577855785 ChF 1.26% 2.50%

ubSbondasianhighYield(ChFhedged) ubS Lu0626907470 ChF 1.40% n.a.

FidelityasianhighYield Fidelity Lu0286668453 uSD 1.41% 7.00%

FidelityeuropeanhighYield Fidelity Lu0110060430 eur 1.41% 6.40%

blackrockglobalhighYield blackrock Lu0171284770 uSD 1.46% 4.20%

LgtmultimanagerhighYield Lgt Li0026564604 uSD 2.50% 4.70%

SchrodershighYield Schroder Lu0189893018 uSD 1.00% 4.50%

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Name aNbieter iSiN WähruNg gebühreN 2011%

LyxoretFiboxxeurLiquidhighYield30 Lyxor Fr0010975771 eur 0.45% 6.10%

iSharesmarkitiboxxeurohighYield iShares ie00b66F4759 eur 0.50% 7.00%

SPDrbarclaysCapitaleurohighYield StateStreet ie00b6YX5m31 eur 0.45% n.a.Quelle: Anbieter, Stand: 14.2.2012

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2011 bescherte manchem ein fettes Minus, kaum ein Depotauszug zeigte eine positive Rendite. Eine Alternative bieten Anlagen in reale Sachwerte, beispielsweise Whisky.

Im ersten Moment könnte man meinen, Investitionen in Whisky gehören in den Hobby bereich. Doch weit gefehlt. Mittlerweile gibt es manch einen Sammler, der mit Kauf und Verkauf der hochwertigen Spirituose ein kleines Vermögen gescheffelt hat. Grund dafür sind enorme Preissteige-rungen, die in der Vergangenheit festzustel-len waren. So wurde 2011 ein 62 Jahre alter Dalmore-Whisky, der 2002 noch für 39 000 Dollar zu haben war, in einem Duty-Free- Geschäft am Flughafen Singapur für sagen-hafte 200 000 Dollar verkauft. Eine Rendite, die auf der Zunge zergeht: sage und schreibe 413 Prozent in neun Jahren. Die durchschnitt-liche jährliche Wertsteigerung liegt bei knapp 20 Prozent. Dass der teure Whisky ausgerech-net in Asien verkauft wurde, ist kein Zufall. Der wachsende Wohlstand in vielen Schwel-lenländern geht mit einer steigenden Nach-frage für Edel-Spirituosen einher. Whisky als Wertanlage wird immer beliebter. Destilleri-en haben diesen Trend erkannt und bringen Whiskys auf den Markt, die gezielt auf Samm-ler und Anleger ausgerichtet sind. Der Schlüs-sel zum Erfolg: Rarität und Exklusivität. Whisky ist kein Spekulations objekt, und wie bei jeder Geldanlage gilt der Grund-satz, dass sich der Investor intensiv mit dem

Markt beschäftigen muss. Whisky ist nicht gleich Whisky. Der König unter den Whiskys ist der Single Malt. «Single» zeigt an, dass nur eine einzige Whiskysorte verwendet wurde. «Malt» bedeutet, dass ausschliesslich mit ge-mälzter Gerste gearbeitet wurde. Ein Single Malt ist etwas Spezielles, er hat Charakter. Malt-Whiskys machen jedoch lediglich et-wa fünf Prozent des weltweiten Verkaufs-volumens aus. Beliebter sind Blends, Mi-schungen aus verschiedenen Whiskys, wie Johnny Walker oder Chivas Regal. Wie hoch die Renditen, die Sammler aus ihrer Whisky-Investition erzielen, tat-sächlich sind, ist nur schwer zu beziffern. Ei-ne Richtschnur zumindest bietet der World-Whisky-Index. Das 2007 ins Leben gerufene Barometer informiert über Preise, Marken und Alter der verschiedenen Marken und Abfüllungen. Derzeit sind auf der Plattform über 47 000 Flaschen aufgeführt. Der teuerste Whisky im Index ist ein «Springbank 1919», der für rund 67 000 Franken angeboten wird. 2009 lag der Verkaufspreis der Edelspirituose – lediglich 24 Flaschen wurden abgefüllt – noch bei knapp 25 000 Franken. Wer sich also für Whisky mit Wertsteigerungspotenzial interessiert, sollte sich vor allem auf Raritäten und auf Originalabfüllungen konzentrieren und diese möglichst bald nach Erscheinung kaufen, solange sie noch vergleichsweise günstig zu haben sind. Einen ganz natürlichen Vorteil bieten Whisky-Investments: Falls man mit der Ren-dite nicht zufrieden ist und den Ärger erträn-ken will, kann man sich wenigstens den Gang zum Spirituosengeschäft ersparen. rb

WhisKyhoChprozeNtige reNDite

Top-5 Whiskys

Springbank

1919 / 50 Jahre *

55 000.– EUR

Macallan

1948 / 51 Jahre

5954.– EUR

Macallan

1977 / 25 Jahre

5310.– EUR

Bowmore

1964 / 43 Jahre

4095.– EUR

Bowmore

1964 / 42 Jahre

3965.– EUR

*Jahrgang / Dauer Lagerung

Quelle: World-Whisky-Index,

Stand 14.2.20122

59investPUNKTmagazin Zeit

Page 60: PUNKT Zeit

Altersvorsorge beginnt nicht erst mit der Pensionierung. Wer den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand halten will, sollte das Thema möglichst früh anpacken.

PUNKTmagaziN Frau Feldmann, es wird zunehmend schwieriger, den gewohnten Lebensstandard nach der Pensionierung alleine mit AHV und Pensionskasse zu hal­ten. Es wird wohl kaum einfacher, oder?sUsi FelDmaNN_ Nein, das wird es definitiv nicht. Das hauptproblem ist die Überalterung der gesellschaft. Die steigende lebenserwar-tung führt dazu, dass die Vorsorgewerke ihre altersleistungen heute deutlich länger auszah-len müssen als noch vor zwanzig Jahren. ahV und Pensionskassen müssen sich diesen Verän-derungen anpassen. Wir werden um abstriche bei den leistungen nicht herumkommen. am besten fährt, wer nicht allein auf staatliche und berufliche Vorsorge angewiesen ist, sondern zusätzlich selbst für sein alter spart.

Was bedeuten das konkret für die Versi­cherten? Das einkommen aus ahV und Pen-sionskasse beträgt bei den meisten angestell-ten nur etwa sechzig Prozent des letzten lohns. Be sser stehen arbeitnehmende da, deren Pen-sionskasse mehr als die minimalen leistun-gen versichert. aus meiner erfahrung weiss ich, dass die meisten leute nach der Pensionie-rung etwa gleich viel geld ausgeben wie vorher. Wer nicht privat vorsorgt, muss sich im alter einschränken.

Also sollte sich jeder selber mit seiner Vor­sorge auseinandersetzen? Ja, in meinen augen hat das mit selbstverantwortung zu tun.

ich kenne selbständige, die beim sozialamt an-klopfen müssten, wenn sie zum Beispiel längere zeit krank wären. Das ist kein gutes gefühl. mir persönlich ist es wichtig, dass ich auch dann gut weiterlebe, wenn ich nicht mehr arbeiten kann oder wenn ich alt bin. Wer Familie hat, möchte sicher sein, dass Partner und Kinder auch nach seinem Tod gut versorgt sind. allein das Wissen, dass alle gut abgesichert sind, ist viel wert.

Wann fängt man idealerweise damit an? Die meisten Kunden beginnen sich für ihre Vorsorge zu interessieren, wenn sich in ihrem leben etwas Wichtiges verändert, beispielsweise Konkubinat, heirat, scheidung, Nachwuchs, Kauf von Wohn-eigentum, unbezahlter Urlaub, Veränderung des arbeitspensums oder gründung einer eigenen Firma. Bei einem arbeitgeberwechsel überprüfen wir oft, wie gut die leistungen der neuen Pensi-onskasse im Vergleich zur bisherigen sind. Wenn Kunden deutlich mehr verdienen, zeigen wir die auswirkungen auf ihre Vorsorge auf. ab 45 Jah-ren beginnen sich Kundinnen und Kunden er-fahrungsgemäss auch für ihre altersvorsorge zu interessieren.

Betrachten wir einzelne Lebensabschnitte. Sollten sich schon junge, alleinstehende Menschen Gedanken über ihre Altersvorsor­ge machen? auch junge menschen können auf-grund einer Krankheit oder eines Unfalls arbeits-unfähig werden. Deshalb lohnt es sich zu prüfen, wie viel geld man in so einem Fall erhielte. Wer es vermag, kann schon in jungen Jahren begin-nen, für sein alter sparen. Je länger es bis zur Pen-sionierung dauert, desto stärker hilft der zinses-zinseffekt beim sparen. Wer ende Jahr geld auf die seite legen kann, sollte in die säule 3a einzah-len und vom Vorzugszins und der steuerersparnis profitieren. sinnvoll sind Vorsorgekonten oder -depots bei einer Bank.

reChtzeitigsäeN uNDüppig erNteNNachgefragt riNo boriNi

60 invest

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Wohneigentum zu kaufen, sollte die 3a-säule un-bedingt bei einer Bank und nicht bei einer Versi-cherung abschliessen. so steht mehr Kapital zur Verfügung, das man als eigenmittel anrechnen lassen kann.

Welche Vorsorgemöglichkeiten sollten Familien in Betracht ziehen? Wenn die Per-son, von dessen einkommen die Familie lebt, in-valid wird oder stirbt, ist eine ausreichende Vor-sorge unverzichtbar, damit die Familie wie bisher weiterleben kann und sich nicht einschränken muss. Bleibt jemand zu hause, um den haushalt zu besorgen oder die Kinder zu betreuen, sollte die Familie abgesichert sein für den Fall, dass eine haushaltshilfe gebraucht wird oder die Kin-der fremdbetreut werden müssen. solange Kinder minderjährig sind, bekommen sie nur eine mini-male rente, wenn sie invalid werden. Wer seinem Kind mehr finanzielle sicherheit und Unabhän-gigkeit bieten will, kann eine Kinderrentenversi-cherung abschliessen.

Wie sieht es kurz vor der Pensionierung aus? Soll man sich sein Pensionskassenvermögen auszahlen lassen oder doch besser über die Jahre als Rente beziehen? auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige antwort. Dieser ent-scheid wirkt sich nicht nur auf die höhe und die sicherheit des einkommens nach der Pensionie-rung aus, sondern auch auf die finanzielle Flexi-bilität, die steuerbelastung und die absicherung der angehörigen. Deshalb ist es wichtig, die Un-terschiede zu kennen und sorgfältig abzuwägen, welche lösung den Familien- und Vermögensver-hältnissen entspricht. Wir erstellen für unsere Kunden eine einkommens-, steuer- und Vermö-gensplanung für 25 bis 30 Jahre über die Pensio-nierung hinaus. Das hilft beim entscheid, wie viel Pensionskassen kapital sie als rente beziehen und wie viel sie auszahlen lassen wollen.

Bei einer Frühpensionierung fallen die Ren­ten niedriger aus. Was gilt es in so einem Fall zu beachten? eine Frühpensionierung ist teuer. Wenn jemand mit 64 statt mit 65 Jahren aufhört zu arbeiten, kostet das erfahrungsgemäss unge-fähr ein Jahresgehalt. Wer schon früh auf eine Frühpensionierung hin spart, ist am ehesten in der lage, die mehrkosten des vorzeitigen aus-stiegs zu finanzieren.

Sowohl Banken als auch Versicherungen bie­ten Vorsorge produkte in der Säule 3a und der Säule 3b an. Wo liegen die Unterschiede? Die säule 3a bezeichnet man auch als gebundene Vor-sorge, die säule 3b als freie Vorsorge. zu letzterer gehören alle mittel, über die man frei verfügen kann: sparkonten, Wertschriften, liegenschaften, sparversicherungen, antiquitäten, schmuck et

cetera. Wer mit der säule 3a vorsorgt, kann über dieses Vermögen nicht frei verfügen. Dafür win-ken steuervorteile, die es bei der säule 3b nicht gibt. eine säule 3b hat jedermann. Wer zusätz-lich geld für sein alter oder für Wohn eigentum reservieren möchte, ergänzt seine freie Vorsorg e um die säule 3a.

Worauf muss man weiters achten? Überle-gen sie, ob in ihrer situation eher ein Vorsorge-produkt einer Bank oder einer Versicherung passt: Wie flexibel möchten sie sein, wie viel risiko sind sie bereit einzugehen, welche zu-kunftspläne haben sie? Wo ist das sparen am günstigsten, wer bietet den besten zins, wer hat den besten leistungsausweis bei investi-tionen in Wertschriften? Und wie ist ihr geld geschützt, wenn die Bank beziehungsweise die Versicherung Konkurs geht?

Vorsorgekapital ist steuerbefreit. Gilt das auch, wenn ich mir dieses Kapital bei der Pensionierung oder auch früher auszahlen lasse? gebundenes Vorsorgekapital, das vor-zeitig bezogen wird, muss versteuert werden. Je nach Wohnsitz und höhe der auszahlung be-trägt die steuer vier bis zwölf Prozent des aus-bezahlten Betrags. Bei der Pensionierung kann die steuerbelastung optimiert werden, indem das geld aus der 2. säule und der säule 3a nicht im selben steuerjahr bezogen wird. Um die-se staffelung noch effektiver zu machen, sollte man die einzahlungen in die säule 3a auf meh-rere 3a-Produkte verteilen. so können diese guthaben über mehrere Jahre verteilt bezogen werden; bei Frauen zwischen 59 und 64 und bei männern zwischen 60 und 65. Dieses Vorgehen ist zurzeit in den meisten Kantonen möglich.

Susi Feldmann ist Vorsorgeexpertin beim VZ Vermögenszentrum Zürich.www.vermoegenszentrum.ch

Wieso nicht bei einer Versicherung? 3a-spar-pläne bei Versicherungen enthalten Todesfall-deckungen, die geld kosten. Für alleinstehende Personen, von deren einkommen niemand ab-hängig ist, sind solche Versicherungen unnö-tig. Dazu kommt, dass man in der regel nicht jedes Jahr frei entscheiden kann, wie viel man einzahlen möchte.

Was hat man für Möglichkeiten, wenn man Wohneigentum kaufen möchte, das ange­sparte Geld aber auf einem Vorsorgekonto liegt? geld, das in der säule 3a und in der Pensi-onskasse gebunden ist, kann man vorzeitig bezie-hen, wenn man selbstbewohntes Wohneigentum kauft. Bei der auszahlung werden steuern fällig. stammt das geld aus der Pensionskasse, sind frei-willige einzahlungen erst dann wieder steuer-begünstigt, wenn der Bezug für das Wohneigen-tum vollständig zurückbezahlt ist. Wer plant,

«Das Einkommen aus

AHV und Pensionskasse

beträgt bei den meisten

Angestellten nur etwa

sechzig Prozent des letz-

ten ausbezahlten Lohns.»

61investPUNKTmagazin Zeit

Page 62: PUNKT Zeit

Barrier-Reverse-Convertibles locken mit überdurchschnittlich hohen Couponzahlungen. Nebst ihrer unbestrittenen Stärken haben sich auch Tücken.

Selten waren die Prognosen für die Finanzmärkte so divergierend wie die-ses Jahr. Werden die Aktienmärkte in den Industriestaaten und Schwellenländern an-steigen? Wie sieht es mit den Obligationen aus? Staatsanleihen oder doch lieber hoch-verzinsliche Unternehmens obligationen? Bleibt das Zinsniveau weiterhin auf einem Tiefststand? Und selbst wenn die Zinsen wieder steigen sollten, hat der investierte Anleger ein Problem: Steigende Zinsen be-deuten fallende Obligationenkurse. Die Politik des «billigen Geldes» sorgt für zusätzliche Liquidität im Markt, und davon können Aktien profitieren. Denn Beteiligungspapiere bieten einen gewissen Schutz vor Inflation. Das eigene Depot sollte folglich so strukturiert sein, dass es einer-seits erstklassige Sicherheiten beinhaltet, andererseits aber auch vom Renditepoten-zial profitiert, das der Aktienmarkt bietet.

Trendlose Märkte Dass es an den Börsen regelmässig tierisch zur Sache geht, ist all-gemein bekannt. Börsianer orientieren sich in der Regel an zwei Tieren: den Bullen und den Bären. Glaubt ein Anleger an steigende Kurse, dann ist er ein Bulle. Geht er von sin-kenden Kursnotierungen aus, bezeichnet man ihn als Bären. Dieses Sinnbild soll üb-rigens auf das 16. Jahrhundert zurückgehen, als ein spanischer Literat die holländische Börse in Amsterdam besuchte, die damals

ein wichtiger Handelsplatz war. Das Treiben auf dem Börsenparkett erinnerte ihn an eine besondere Variante des Stierkampfs in Süd-amerika, wo man Bullen gegen Bären antre-ten liess. Schlägt der Bär nach einem Gegner, haut er mit der Tatze von oben nach unten. Der Bulle hingegen stösst mit den Hörnern von unten nach oben. Doch zurück zum Börsentreiben. Lange anhaltende Bullenmärkte gibt es immer wie-der, so beispielsweise von 1982 bis 2000, als der Dow-Jones-Index von 800 Punkten auf fast 14 000 stieg. Lange Bärenmärkte hin-gegen sind äusserst selten. Dafür sind lange Phasen der Stagnation viel ausgeprägter. Die-se können auch als Seitwärtsmärkte bezeich-net werden. Was sich gegenüber früher verän-dert hat, ist die Kurzfristigkeit wie auch die heftigen Kursschwankungen. Hinzu kommt das Dilemma, dass die laufenden Vermögens-erträge kaum die Bank- und Vermögensver-waltungsgebühren decken können.

Hoher Zins Für Anleger gibt es aus dieser Situation nur wenige Auswege. Entweder er parkiert sein nicht investiertes Vermögen als Bargeld und nimmt den realen Wertverlust in Kauf oder er nutzt die Zeit von richtungs-losen Märkten und optimiert seine Rendite. Doch wie? Unter diesen Umständen rücken Aktienanleihen (Barrier-Reverse-Conver-tibles, BRC) ins Blickfeld. Die von Banken he rausgegebenen Produkte bieten – meist nur für kurze Laufzeiten – hohe Zinsen. Der Nachteil: Wenn es schlecht läuft, bekommen Anleger nicht Bargeld zurück, sondern Ak-tien, die an der Börse weniger Wert sind als zu Beginn der Investition. Damit wird gleich klar, dass es sich bei diesen Produkten nicht um klassische Obligationen handelt, denn die Anleger gehen Aktienkursrisiken ein.

Richtungslose Trends nutzen Diese Zer-tifikate sind für Marktphasen ausgerich-tet, in denen keine klaren Trends ersicht-lich sind, wenn sich die Märkte lethargisch verhalten. Im Fachjargon werden solche In-strumente als Renditeoptimierung bezeich-net. Durch die maximale Laufzeit von rund einem Jahr bieten sie eine gute Möglich-keit, dem Depot zu mehr Renditepunkten zu verhelfen. Wie bei jedem Finanzprodukt müssen jedoch die produktspezifischen Eigenheiten verstanden werden. Erstens: Jeder Barrier-Reverse-Con-vertible bezieht sich auf einen Basiswert, in den meisten Fällen sind dies Aktien. Bevor die Gier auf die hohe Zinszahlung den Aus-schlag gibt, ist somit darauf zu achten, dass die zugrundeliegende Aktie im Falle einer physischen Auslieferung auch ins Depot passt. Zweitens: Die garantierte Zinszah-lung ist um einiges höher als ein Investor derzeit für eine einjährige Zinsanlage be-kommen würde. Drittens: Der Ausübungs-preis und die dazugehörende Barriere wer-den bei der Lancierung fixiert. Bei der Emission ist der Ausübungspreis gleich hoch wie der Wert der zugrunde liegenden Aktie. Die Barriere liegt, je nach Aktie, zwi-schen 15 und 40 Prozent tiefer. Diese Diffe-renz kann auch als bedingter Kapitalschutz oder Risikopuffer betrachtet werden. Das Produkt schöpft dann seine Kraft voll aus, wenn die zugrunde liegende Aktie während der Laufzeit diese Barriere nie be-rührt. Dann erhält der Halter das eingesetz-te Kapital zurück und profitiert darüber hi-naus von der überdurchschnittlich hohen Zinszahlung. Dieser Zinscoupon wird un-abhängig von der Entwicklung der zugrun-de liegenden Aktie bezahlt. Berührt jedoch der Aktienkurs die fixierte Barriere, erhält

Die zeit zu Nutze maCheNText riNo boriNi

62 invest

Invest

Page 63: PUNKT Zeit

To be or not to be.Auf der Suche nach neuen Ideen, wenn es kein Wachstum mehr für alle gibt?

Quade & Zurfluh AG - Unklassische Werbeagentur - Hardturmstrasse 76 - 8005 Zürich - [email protected] - 043 204 18 18

140

130

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110

100

90

80

Barriere

Ausübungspreis

t=0: bank Vontobel lancierte am 17. Dezember 2010 einen

barrier-reverse-Convertible auf den luxusgüterkonzern

lVmH moët Hennessy louis Vuitton. Das Produkt hatte ei-

nen ausübungspreis von 123,20 euro. Dies entsprach dem

aktienkurs von lVmH bei lancierung. Die barriere wurde bei

euro 92,40 fixiert. Der risikopuffer betrug somit 25 Prozent.

Der Coupon wurde bei 10,30 Prozent fixiert

t+1: am Verfallstag, dem 20. Januar 2012, wurde das Produkt zu

100 Prozent zurückbezahlt, da es während der ganzen laufzeit

die barriere nie berührt hat. Die Zinszahlung in der Höhe von

10,3 Prozent erhält der anleger sowieso. somit konnte innert

13 monaten eine satte rendite generiert werden.

kursentWicklung lVmh

12.2010 – 01.2012 in %

Quelle: morningstar, stand: 24.11.2011

der Inhaber bei Verfall sein eingesetztes Kapital nur dann zu hundert Prozent zu-rück, wenn die Aktie am Ende der Laufzeit über dem Ausübungspreis notiert. Wenn nicht, erfolgt eine Aktienlieferung.

Kein Mehrwert Diese Instrumente brin-gen nichts, wenn steigende Aktienkurse erwartet werden. In diesem Fall rentieren Aktienanlagen deutlich besser. Beim Kauf eines Barrier-Reverse-Convertible ist die maximale Rendite auf den Coupon be-grenzt. Anders ist die Situation, wenn die Märkte abstürzen und die Barriere be-rührt wird oder am Verfallstag unter dem Ausübungskurs liegt. In diesem Fall er-folgt die Auslieferung der Aktien. Und nun wird auch klar, warum bei der Auswahl des Basiswerts ein Titel gewählt werden soll-te, der zum Anleger passt. Denn in diesem Szenario wird er Aktionär. Sein Verlust ist aber geringer als wenn er die Aktie gekauft hätte, denn immerhin konnte er sich an einer überdurchschnittlich hohen Zins-zahlung erfreuen. Übrigens: Wie bei einer Obligation ist der Anleger auch bei einem Barrier-Reverse-Convertible dem Ausfall-risiko der Gegenpartei ausgesetzt.

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64 lebensart

Page 65: PUNKT Zeit

Die Städte Ostafrikas wachsen mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit

– und vollkommen unkoordiniert.

Eine Diskussion über Städtebau und Architektur findet so gut wie gar nicht statt.

ANZA, die erste Architekturzeitschrift Ostafrikas, will das ändern.

Genüsliches

Lebensart

Text beNeDiKt bouCseiN, axel HumPert Illustration boris gassmaNN, Reportagebilder William DaVis & floriaN graf

65lebensartPUNKTmagazin Zeit

Page 66: PUNKT Zeit

Die Hafenstadt Dar es Salaam in Tansania wächst, wie fast alle Grossstädte Afrikas, atemberaubend schnell. Zwar ist das Wachstum in der grössten Stadt des Landes nicht exakt bezifferbar, Statistiker der UNO rechnen jedoch damit, dass sie 2025 von zirka 6,2 Millionen Menschen bevöl-

kert sein wird. Heute sind es nur knapp halb so viele. Viele Städte Asiens befinden sich in einer vergleich-baren Situation. Doch während dort die Infrastruk-tur dem Wachstum angepasst wird, geschieht dies in Afrika kaum. So leiden auch die Einwohner Dar es Salaams unter zahlreichen Unpässlichkeiten: immer grösser werdenden Staus auf hoffnungslos überfüll-ten Strassen, ständigen Stromausfällen oder einer nur bruchstückhaft vorhandenen und völlig überbelaste-ten Kanalisation. Die grossen und schnell wachsenden Siedlun-gen am Stadtrand halten sich an keine städteplane-rischen Regelungen, während das historisch wertvolle Zentrum von spekulativer Bautätigkeit völ-lig überschwemmt wird. Die resultierenden Neubauten sind mit ihren Glasfassaden und Klimaanlagen für das tropische Klima allerdings ungeeignet und jagen einem Vor-bild hinterher, das seinen Ursprung in den Hochhäusern der Weltwirtschaftszentren hat. Erschreckend schnell verwandelt sich die vormals charakteristische Innenstadt in einen hastig gebauten und energiefres-senden Abklatsch westlicher Metropolen.

Korruption und nasser Beton Zwar exis-tieren Gesetze und Pläne, um diesen Fehl-entwicklungen entgegenzuwirken, doch die meisten Bemühungen scheitern an na-tionalen und internationalen Partikular-interessen, Korruption, Innovationsfeind-lichkeit und resignativem Desinteresse. Zudem sind die meisten Einwohner Tan-sanias vornehmlich damit beschäftigt, ihr Überleben zu sichern. Daher waten die Wenigen, die etwas bewegen wollen, gleich-sam in nassem Beton. Dabei herrschte in Tansania unmittel-bar nach der Unabhängigkeit im Jahre 1961 noch grosse Aufbruchsstimmung. Geprägt wurde diese vor allem vom ersten Präsi-denten Julius Nyerere (1922-1999), dessen Führung massgeblich dazu beitrug, dass es

in Tansania seit der Unabhängigkeit zu keinem einzi-gen Bürgerkrieg mehr kam. 1985 trat Nyerere freiwil-lig von seinem Amt zurück und übergab die Landesfüh-rung seinen demokratisch gewählten Nachfolgern. Er selber engagierte sich bis zu seinem Tod 14 Jahre später als Friedensvermittler in ganz Afrika. Von Nyereres Geist ist heute kaum noch etwas zu spüren. Institutionen wie die National Housing Corpo-ration (NHC), die einen grossen Teil der Immobilien Tansanias besitzt und einen positiven und vor allem re-gulierenden Einfluss auf die baulichen Entwicklungen Dar es Salaams haben könnte, werden ihrer Verantwor-tung gegenüber der tansanischen Bevölkerung nicht ge-recht. «Ich sehe nichts ‹Nationales› mehr in der NHC», gab daher Walter Bgoya, ehemaliger Direktor des Tan-zania Publishing House, während eines Symposiums im Oktober dess vergangenen Jahres zu bedenken. Ver-gleicht man die Taten der Verantwortlichen mit ihren Versprechen, scheint aus der Zeit des Aufbruchs nur die Rhetorik übrig geblieben zu sein. Nach Abklingen der

ersten Begeisterung klingt sie bald nur noch hohl und heuchlerisch.

Ostafrikas erste Architekturzeitschrift Hoffnung geben in dieser Situation vor allem Ansätze, die sich nicht auf etablierte Kräfte stützen. Eine solche Initiative macht sich seit einigen Monaten mit starker und klarer Stimme bemerkbar: die Architektur zeitschrift ANZA, was Suaheli ist und mit «starten» über-setzt wird. Das interdisziplinäre Team von Stu-denten und jungen Absolventen der Ardhi University in Dar es Salaam, das diese Zeit-schrift betreibt, hat sich zum Ziel gesetzt, Ost-afrikas Städten eine Publikation zu geben, die deren Situation aus architektonischer und städtebaulicher Sicht kritisch reflektiert und diskutiert. Eine solche Publikation existierte in ganz Ostafrika – ein Gebiet mit über 300 Millionen Einwohnern – bislang nicht. Startschuss für «ANZA war ein vier-wöchiger Workshop im Spätsommer 2011, initiiert und durchgeführt vom Architektur-magazin «Camenzind» aus Zürich. Neben des-sen Redaktion wurde der Workshop von ei-nem internationalen Expertenteam begleitet. Journalisten, Fotografen, Grafiker, Künstler und Architekten aus Europa und Tansania stellten ihr Know-how unentgeltlich zur Ver-fügung. Die Teilnehmer rekrutierten sich

Da in ostafrika so gut wie keine

theoretische auseinandersetzung

mit architektur stattfindet, wach-

sen die städte planlos. ehemals

charakteristische innenstädte wer-

den zu einem energiefressenden

Abklatsch westlicher metroplen.

66 lebensart

:

Lebensart

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67lebensartPUNKTmagazin Zeit

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aus Studenten und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Städtebau, Ingenieur-wesen und Landschaftsarchitektur der Ardhi University in Dar es Salaam. Zielsetzung des Workshops war es, die Zeitschrift mit der Produktion der Erstausgabe zum Leben zu er-wecken. Es galt zu konzipieren, den Inhalt zu erarbei-ten, zu produzieren, zu drucken und schliesslich auch zu vertreiben. Trotz enormer logistischer und personeller Herausforderungen wurde das Ziel erreicht. Mitte Okto-ber konnten 5000 in Tansania gedruckte Exemplare der ersten Ausgabe von ANZA in Dar es Salaam und weiteren Städten Ostafrikas sowie in Europa vertrieben werden.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede Bei der ge-meinsamen Arbeit wurden zwischen den Situationen in den beiden Ländern viele Unterschiede, dazwischen aber auch immer wieder Gemeinsamkeiten, festgestellt. Von der Intensität, mit der in Schweizer Zeitungen über Architektur und Städtebau diskutiert wird, ist in Tansania nichts zu spüren. Auch sonst sind Univer-sitäten und Architekten in der öffentlichen Debatte kaum präsent. Doch die Redaktoren von ANZA haben eine sehr ähnliche Zielsetzung wie die von «Camen-zind»: Sie wollen ihre Rolle als Architekten in der Ge-sellschaft reflektieren und, was noch wichtiger scheint, definieren. Sie wollen anderen diese Rolle und ihre An-liegen einfach und klar vermitteln. Und sie wollen da-zu aufrufen, die Art und Weise, wie und von wem die Stadt gebaut wird, kritisch zu reflektieren. Um dies zu erreichen, sollen Inhalte auch für Laien ansprechend und lesbar gestaltet werden. Beide Zeitschriften streben danach, eine Plattform sowohl für Fachleute als auch für Nicht-Architekten zu sein. Für das Redaktionsteam von «Camenzind» barg das Projekt daher auch Potenziale in der Schweiz. Über die Situation in Tansania konnten fachliche Erkenntnisse gewonnen werden, die in Form neuer An-regungen in den Büroalltag einfliessen. Das Interes-se von Nicht-Fachleuten für das Projekt ermöglichte es zudem, deren Blick für architektonische und urbanis-tische Anliegen generell zu öffnen. Denn vieles, was in Dar es Salaam passiert, betrifft auch die Schweiz. Genau wie in Tansania stellt sich die Frage nach einem nach-haltigen Lebensstil. Auch hierzulande wird die Land-schaft zersiedelt, weil Individuen und Gemeinden ihre Partikularinteressen durchsetzen. Und auch im entwi-ckelten Westen muss die Infrastruktur in Zeiten knap-per werdender Ressourcen und einer alternden Bevöl-kerung überdenkt werden.

Vielfältiger Inhalt Entsprechend der breiten Zielset-zung ist der Inhalt der ersten Ausgabe von ANZA sehr vielfältig. Im Magazin finden sich unter anderem ein historischer Abriss zur Architektur Dar es Salaams, ein Interview mit einem altgedienten Taxifahrer, Beiträge international ausgerichteter Experten, die über die Situation in Städten wie Addis Abeba und in Ruanda be-richten sowie eine erzieherische Kolumne, in der eine Autorin die Stadtbewohner dazu auffordert, Gebäude

wie neugeborene Babys zu behandeln. Die Berichte über die zwei wichtigsten noch lebenden Architekten aus der Aufbruchszeit des sehr jungen Landes haben bei Initiatoren und Teilneh-mern des Workshops einen bleibenden Eindruck hin-terlassen. Die Treffen und ausführlichen Gespräche mit diesen Koryphäen der tansanischen Architektur sind für das Selbstverständ-nis der jungen Architekten von unschätzbarem Wert. Denn sie gehören zur ersten Generation, die im eigenen Land ausgebildet wird. Zur-zeit gibt es in Tansania nur gerade 300 eingetragene Ar-chitekten (allein in der Stadt Zürich sind es laut dem Mitgliederverzeichnis des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins 956). Der Unterschied zwischen den Aufgaben eines Architekten und eines Ingenieurs ist in Ostafrika weder der Bevölkerung noch den Betroffenen selbst ganz klar. Der ersten Ausgabe von ANZA fehlen Eigenschaf-ten, die Architekturmagazine normalerweise auszeich-nen. Der Innenteil wurde aus Kostengründen auf bil-ligem Zeitungspapier gedruckt. Hochglanz fotos und Projekte von Stararchitekten sucht man vergebens. Viele Teilnehmer hatten während des Workshops zum ersten Mal überhaupt die Gelegenheit, unter Anleitung mit professionellen Layout- Programmen zu arbeiten, Interviews zu führen und eigene Texte zu verfassen.

Fest entschlossen zur Veränderung Trotz dieser Unerfahrenheit war während der gesamten vier Wochen des Workshops ein schier unermüdlicher Enthusiasmus zu spüren, der bis heute nicht verflogen ist. Ein neu-er Workshop, um die zweite Ausgabe von ANZA zu er-stellen, ist bereits ohne die Unterstützung von «Camen-zind» in Vorbereitung, und die Redaktion trifft sich trotz zahlreicher anderer Verpflichtungen regelmässig. Den vielen Steinen, die ANZA in Form von nicht enden wol-lenden bürokratischen Prozessen wie etwa der Registrie-rung des Heftes in den Weg gelegt werden, begegnet die Redaktion mit einer bewundernswerten Gelassenheit. In Tansania scheint sich allmählich eine Genera-tion zu formieren, die sich – ähnlich der Generation der Nyereres und Bgoyas – nicht mit dem Status Quo zu-frieden gibt und sich mehr und mehr Gehör verschafft. Was wäre treffender, als wenn sich ANZA zum Sprach-rohr einer solchen Generation entwickeln könnte?

Benedikt Boucsein und Axel Humpert sind Heraus-geber des Architekturmagazins «Camenzind».www.cazmag.com

69lebensartPUNKTmagazin Zeit

4 4

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satz. pause. pause.Text aDriaN WitsCHi

Unser Sprechen ist dem Diktat der Zeit unterworfen. Doch darüber machen wir uns selten Gedanken, wir sprechen so, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Für Poetry Slammer gilt das nicht. Denn sie reden nicht einfach, sie machen Sprechkunst.

Was wir sagen, wissen wir. Meistens zumindest. Die Art und Weise, wie wir etwas sagen, ist jedoch ein grösstenteils unreflek-tierter Prozess. Mal sprechen wir schneller, mal langsamer, und manchmal schweigen wir, machen Pausen. Unser Sprechen hat ei-nen Rhythmus, und der ist mittlerweile beliebter Forschungsgegen-stand von Sprachwissenschaftern rund um den Globus. Welche Rolle der so genannte Sprechrhythmus für die menschliche Kommuni-kation im Detail spielt, ist jedoch noch weit-gehend ungeklärt. Neue Erkenntnisse über den Rhythmus unseres Sprechens erhofft sich die Linguistik nicht zuletzt aus der Be-trachtung zeitgenössischer Lyrik. Darunter fallen auch Poetry Slams. Das sind Vortragswettbewerbe, an de-nen die Künstler selbst geschriebene Texte innert einer bestimmten Zeitdauer auf der Bühne vortragen. Der Sieger wird an-schliessend durch das Publikum gekürt. Für PUNKTmagazin haben zwei Poetry Slammer über ihre Arbeit mit Tempo, Pau-sen und Takt nachgedacht.

Mit überhöhter Geschwindigkeit zum Erfolg «Es kommt auf den Text an, ob ich bewusst mit Rhythmen arbeite oder nicht», meint Phibi Reichling. Der 24-jährige Phi-losophiestudent aus dem zürcherischen Stäfa gilt zurzeit als einer der besten Poe-try Slammer der Schweizer Szene. Seine Texte sind geprägt von sub-tilem Humor, einer Vorliebe für fliegende Pinguine und einem fesselnden Rhythmus. Vorwiegend bei gereimten Texten arbeitet Reichling ganz bewusst mit Rhythmen. Der Einsatz von Geschwin-digkeit zum Beispiel sei ein wirksames Stilmittel: «Ein schneller

Text, vor allem ein schneller gereimter Text, wirkt erstaunlich. Das ist etwas, das den Zu-schauer mitreisst.» Im Alltag wirkt schnelles Sprechen oft unangebracht, verwirrend oder gar ver-wirrt. Auf der Bühne hingegen scheint es sehr beliebt zu sein. Auch Simon Chen, ein anderer Slammer, der mittlerweile sogar von seiner Wortakrobatik leben kann, weiss um den Effekt des schnellen Sprechens. «Wenn ein Slammer schnell spricht, macht das dem Publikum Eindruck. Das ist eine Fertigkeit, die bewundert wird. Das hat eine Kraft.» Der 38-Jährige ist der Überzeugung, dass Tempo vor allem durch Emotion und Identifikation entsteht. Wenn man mit Lei-denschaft von etwas berichtet, dann tut man das oft mit einer erhöhten Geschwindigkeit. Nebensächlichere oder ruhigere Ge-schichten erfordern dagegen eher langsa-meres Erzählen. Man könne auf der Bühne aber auch genau das Gegenteil tun, meint Chen, und zum Beispiel ruhigere Inhalte schnell erzählen. Das wirke dann eher ko-misch und lustig. Dass das schnelle Sprechen auf der Bühne beliebter ist als im Alltag, hängt auch mit der einseitigen Kommunikations-situation zusammen. Bei einem Poetry Slam steht der Zuschauer nicht unter dem Druck desjenigen, der antworten muss. Folglich kann er einfach geniessen und sich dem rasenden Rhythmus hingeben.

Pausen muss man aushalten können Ein Sprechrhythmus besteht aber nicht nur aus schnell oder langsam Gesprochenem, sondern auch aus Stille. Wie wichtig Pau-sen für unser Sprechen sind, wird offen-sichtlich, wenn man mit anderen nationa-len Gesprächskulturen konfrontiert wird. In Deutschland zum Beispiel sind die Pau-sen zwischen zwei Gesprächsbeiträgen ten-denziell kürzer als in der Schweiz. Vor allem die Pausen bei einem Sprecherwechsel wer-den stark verkürzt. Die Deutschen überlap-pen sich oft mit ihren Gesprächsbeiträgen, was in der Schweiz eher unüblich ist. Nicht selten empfinden die Schweizer daher die Deutschen als unhöflich, weil sie ihnen «ins Wort fallen». Im finnischen Gesprächsver-halten wiederum sind die Pausen nochmals um ein Vielfaches länger als im Schweizer-deutschen. So würden denn Finnen die Schweizer im Gespräch wahrscheinlich als vorschnell und unverschämt empfinden. Auf der Bühne jedenfalls sind Pau-sen äusserst wichtig. «Pausen sind gleich wichtig wie der Text», meint Chen und er-gänzt: «Eine Pause nach einem Satz

70 lebensart

:

Page 71: PUNKT Zeit

Poetry slammer in ihrer

natürlichen umgebung, der

bühne: simon Chen (unten)

und Phibi reichling.

71lebensartPUNKTmagazin Zeit

Page 72: PUNKT Zeit

unterstreicht den Satz zusätzlich, verleiht dem Gesagten Gewicht.» Mit Pausen kann man aber auch bewusst Spannung aufbauen. Chen beispielsweise hat einen Text verfasst, den er selber als «Unreimtext» bezeichnet. In diesem spielt er mit den Erwartungen des Zuschauers. Er macht jeweils eine erste Zei-le und betont die letzte Silbe. Dann trägt er eine zweite Zeile vor, doch kurz vor der letz-ten Silbe macht er eine Pause. Während die-ser Pause denkt sich der Zuschauer den Reim aus, der jetzt folgen muss. Oder müsste – denn wenn Chen die letzte Silbe bringt, merkt man: sie reimen sich nicht. Die aufgebaute Span-nung entlädt sich und der Zuschauer bleibt erstaunt und belustigt, vielleicht sogar ver-wirrt, zurück. Die Pause als Spannung aufbauendes Stilmittel funktioniert auch in der alltäg-lichen Kommunikation. Menschen, die mit vielen Pausen reden, umgibt oft eine Aura des Geheimnisvollen. Doch Pausen machen ist gar nicht so leicht. Schon gar nicht auf der Bühne. «Eine Pause auf einer Bühne ist et-was unheimlich Schwieriges», bestätigt Phibi Reichling, «das ist etwas, das man regelrecht erdauern muss.»

Schwebende Menschen und stampfende Maschinen Die Poetry Slammer arbeiten in ihren Texten nicht nur mit alltäglichen sprechrhythmischen Phänomenen wie Pau-sen oder schnellem Sprechen. Ihre Poesie ist Kunst. Und wie so oft in der Kunst werden auch im Poetry Slam Dinge weitergedacht und neu entwickelt. Phibi Reichling bei-spielsweise ist gerade dabei, einen neuen Text zu schreiben. Dieser soll einen ganz speziel-len Rhythmus erhalten. «Eigentlich ist es ei-ne Allegorie», sagt er über dessen Grundidee. «Es geht darum, dass Leute wie wir uns selber als über der Gesellschaft schwebend betrach-ten. Unter uns liegt die düstere, üble Welt und wir leben in ständiger Angst, hinunterzufal-len.» Sowohl den Zustand des Schwebenden als auch das Bild der dunklen Welt darunter will Reichling rhythmisch umsetzen. Immer dann, wenn er von der Welt der Schwebenden erzählt, will er das in einem schaukelnden, wogenden Rhythmus tun. Die düstere Welt hingegen wird einen stampfenden, mechani-schen und düsteren Takt erhalten. Sie soll wie eine Maschine klingen. «Man könnte dann in dieser Maschi-nenwelt zum Beispiel die Maschine auch mal aussetzen lassen», fügt er noch hinzu, «und dann einfach einen leeren Takt einschieben.» Handwerklich sei das Ganze aber äusserst an-spruchsvoll. Ob er den Text je fertig stellen wird, bezweifelt er.

Es ist anzunehmen, dass es auch im Leben eines Mannes Tage gibt, an

denen er beim morgendlichen Blick in den Spiegel am liebsten wieder

unter die Bettdecke zurückkehren möchte. Doch bedarf es wirklich de-

korativer Männerkosmetik, oder reichen nicht auch die schon zahlreich

erhältlichen Pflegelinien für die spezifischen Bedürfnisse des Mannes,

um die Zeichen der Zeit zu kaschieren? Über 500 Millionen Franken gaben

Europas Männer 2010 für auf ihr Geschlecht zugeschnittene Kosmetik-

produkte aus. Fleissig wird gecremt, geschmiert und abgedeckt. Rund 23

Minuten braucht der Durchschnittsmann heute laut einer britischen Stu-

die im Bad. Und wird die Zeit für Auswahl der Klamotten, Anziehen und

das Finish mit Gel und Aftershave dazugezählt, erreicht ER die unglaub-

liche Zeitspanne von 83 Minuten. Mann oh Mann! Nur für den Vergleich:

Frau braucht dazu ganze vier Minuten weniger, und auch bei der Netto-

zeit im Bad ist sie eine Minute schneller. Der Marktführer im Segment

der Anti-Aging-Produkte für den Mann, Men Expert von L’Oréal, kennt

offensichtlich das Geheimnis hinter dem Erfolg von Männerkosmetika:

eine gelungene Marketingstrategie und Imagekampagnen. Nicht nur,

dass wohl jeder Mann sich gerne mit der Bezeichnung «Experte» beti-

teln lässt, die berühmten Testimonials tun ihr Übriges. Hollywood-Beaus

Patrick Dempsey und Gerald Butler sind echte Kerle und erfolgreich bei

Frauen. Wenn also Dr. Shepherd (Dempseys Rolle in der TV-Serie «Grey’s

Anatomy») einen Anti-Age-Augen-Roll-On benutzt und König Leonidas

(den Butler im Film «Sparta» spielte) den aufkommenden Falten mit

Hydra Energy den Kampf ansagen, dann darf es Otto Normalverbraucher

ihnen ruhig nachtun. Es gilt wohl das gleiche Prinzip wie einst bei Coca-

Cola, wo man eigens für die männliche Zielgruppe Cola Zero entwickel-

te, da kein echter Mann je eine Light-Version kaufen würde: Solange die

Männlichkeit unter der Nutzung nicht leidet, ist es okay. Einem dauerhaf-

ten Erfolg von «Manscara» und «Guyliner» schauen wir daher skeptisch,

aber nicht ängstlich entgegen. wb

Sie heissen «Manscara» und «Guyliner» und sind der neueste Schrei in Sachen Männer-Make-up. Dermatologisch getestet,versprechen sie, «your secret weapon» zu sein.

sChöNheit für DasstarKe gesChleCht

72 lebensart

4 4

Page 73: PUNKT Zeit

eiN begriffim WaNDelDer zeitText Wilma boegel

Das Prädikat Manufaktur wird für alles Mögliche verwendet. Dabei geht gerne vergessen, was sich ursprünglich hinter dem Begriff verbirgt. Höchste Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.

In der heutigen Wirtschaftswelt entsteht leicht der Verdacht, dass Unternehmen mit der Be-zeichnung Manufaktur lediglich sich und ihre Pro-dukte aufwerten möchten. Marketing-Manufaktur,

Geschenke-Manufaktur, Gourmet-Manufaktur und sogar eine Well-ness-Manufaktur gibt es – daher sei die Frage erlaubt: Ist es über die Jah-re vielleicht doch zu einem werbli-chen Missbrauch eines eigentlich für Qualität stehenden Begriffs gekommen?

Junge Manufaktur «Die unge-schriebenen Gesetze der Schweizer Uhrenindustrie gestehen den Ti-tel Manufaktur nur Herstellern zu, die mindestens ein Kaliber im ei-genen Haus fertigen», erklärt Sara Gianella, PR- & Eventmanagerin bei Bucherer Montres und verant-wortlich für die Uhrenmarke Carl F. Bucherer, den Umgang mit der Be-zeichnung in ihrer Branche. «Somit können nur die wenigsten Uhren-firmen für sich deklarieren, eine echte Manufaktur zu sein.» Das in Luzern tätige Unternehmen stellt zwar bereits seit 1919 Chronometer her, trägt den begehrten Titel aber erst seit Juli 2007, als die neu erwor-

bene Manufaktur als Carl F. Bucherer Technologies in das Unternehmen integriert wurde.

«Anhand der Uhrenbranche lässt sich das mo-derne Verständnis des Begriffs Manufaktur beson-ders gut erläutern. Seinem lateinischen Wortstamm nach steht er für Handgemachtes (manus = Hand, fac-tura = zu Machendes). Eine Manufaktur bildete, his-torisches betrachtet, den Übergang zwischen Hand-werksbetrieb und Industrieunternehmen. Heute dürfen sich Unternehmen aber auch derart betiteln, wenn die meisten und vor allem wesentlichen Teile selbst angefertigt werden – auch wenn dies nicht ge-nerell von Hand passiert. Dazu Sara Gianella: «Bei uns werden alle Manufakturwerke in den eigenen Werkstätten in Ste-Croix konstruiert und gefertigt. Bei der Herstellung der Komponenten wie Brücken, Zahnrädern und Federn verwenden wir ausschliess-lich modernste Verarbeitungsmaschinen; Handarbeit wäre bei diesen Arbeitsgängen nicht genau genug. Die Uhrwerke werden danach aus diesen Komponenten von Hand montiert; diese Tätigkeit können und wol-len wir nicht automatisieren.»

Schwarze Schafe gibt es überall Automatisiert hat sich dafür die Verwendung des Begriffes Manufak-tur. Doch auf Konkurrenten, die sich den Titel zu Un-recht auf die Fahne schreiben, schaut man bei Buche-rer Montrés nicht. «Schwarze Schafe gibt es in jedem Wirtschaftszweig. Das ist immer schade, da sie den Ruf einer ganzen Branche zerstören können», so die Expertin. «Wir konzentrieren uns auf unser eigenes Handwerk, das sich tagtäglich durch hundert Prozent Perfektion, Innovation und Leidenschaft ausweist.» Und nur so kann es letztendlich auch der Kunde halten, der sich auf das Wesentliche konzentriert und mit gesundem Menschenverstand selbst entschei-det, welcher Betrieb wohl wirklich nahezu alle Teile im eigenen Unternehmen und Land fertigt – und wie handwerklich es dagegen in einer Marketing- oder Wellness-Manufaktur zugeht.

73lebensartPUNKTmagazin Zeit

Lebensart

Page 74: PUNKT Zeit

mittelalterbis baroCK

Starten tut die Reise im Dalhousie

Castle in Edinburgh, das im 13.

Jahrhundert erbaut wurde und ei-

nes der ältesten bewohnten Ge-

bäude Schottlands ist. Im Speise-

saal, untergebracht in einem

Burgverlies, wacht eine alte Rit-

terrüstung über die Gäste. Weiter

geht es nach Prag in ein Domini-

kanerkloster aus dem 14. Jahrhun-

dert, das sechs Jahrhunderte Archi-

tekturgeschichte vereint. In den

Zimmern finden sich gotische

Gewölbe, in der Kapelle aus der

Renaissancezeit das Spa. Danach

schläft man unweit von Palma in

einer mallorquinischen Villa aus

dem 15. Jahrhundert. Auch im Ho-

tel Son Julia sind jahrhundertealte

Elemente gut erhalten. Aus dem

16. Jahrhundert stammt der am

Canale Grande in Venedig liegende

Palazzo Barbarigo, der kürzlich

rundum erneuert wurde. Der Ab-

schluss der Reise findet im 17. Jahr-

hundert im Hotel de la Minerva in

Rom statt. Der prächtige Bau über-

zeugt mit freskenverziertem Ge-

wölbe in den Zimmern und bietet

einen genialen Blick über die Dä-

cher der ewigen Stadt. rb

Ein Leben streng nach dem Evangelium ist nicht jedermanns Sache. Wer doch gerne mal probieren will, in Frömmigkeit zu leben, kann es bei den Kapuzinern zeitlich begrenzt ausprobieren.

Wir leben in einer Multioptionsgesellschaft sondergleichen. Der Segen

gereicht jedoch häufig zum Fluch, denn wer aus allem auswählen kann,

entscheidet sich oft für nichts so richtig. Die Folgen der «Da kommt si-

cher noch etwas Besseres»-Haltung bekommen offensichtlich auch die

Kapuzinermönche zu spüren, es mangelt ihnen an Nachwuchs. Zu ihrer

Verteidigung muss gesagt werden, dass ihre Ausgangslage – gerade in ei-

ner Multioptionsgesellschaft – verzwickt ist. Wie um Himmels Willen sol-

len sich Menschen, die noch nicht mal die Entscheidung treffen können,

ob sie heute Abend ins Kino oder doch lieber in eine Bar wollen, dazu ver-

pflichten, ihr ganzes Leben im Kloster zu verbringen? Als Reaktion da-

rauf hat der Kapuziner-Orden ein neues Projekt lanciert: Bruder auf Zeit.

Auf der Webseite wird es wie folgt angepriesen: «Wir bieten die Möglich-

keit, für eine begrenzte Zeit (drei Jahre) mit uns zusammenzuleben und

mit uns den Alltag eines Kapuziners zu teilen, in seinem Wechsel von Ge-

bet, Meditation, Arbeit, Freizeit. Es geht darum, gemeinsam ein einfaches

Leben zu wagen, ganz im Vertrauen auf Gott, im Verwiesensein auf die

Brüdergemeinschaft und ohne auf eigenen Besitz zurückzugreifen. Wich-

tig ist uns dabei die Lebensinspiration des Franz von Assisi.» Melden kön-

nen sich unter 45-Jährige Männer mit gutem Leumund, abgeschlossener

Berufsausbildung oder Studium, die körperlich und geistig fit sind – und

katholisch getauft. Da auch drei Jahre eine eher lange Zeit ist, sieht der

Vertrag eine zweimonatige Probezeit vor, bevor der neue Bruder defini-

tiv in einer der schweizweit zwölf Niederlassungen sesshaft wird. Per-

sönlicher Besitz ist nicht erlaubt. «Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen

Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zwei-

tes Hemd», wie Franz von Assisi dereinst predigte, gilt selbstverständlich

auch für die Temporär-Kapuziner. dF

auf fraNz voN assisis spureN

Strandferien sind langweilig. Mehr Spannung versprechen Zeitreisen durch Jahrhunderte.

74 lebensart

Page 75: PUNKT Zeit

Was lange währt ...

es gibt Dinge, die werden erst mit der Zeit gut. Käse zum Beispiel. Oder Wein, Grappa, Männer. Und nicht selten auch Marken. Für viele Unternehmen ist das bereits der erste Stolperstein.

Verübeln kann man das niemandem: In einer Welt, wo jeder Mensch tagtäglich mit Aber-tausenden von Bildern, Status Updates und Veränderungen aller Art konfrontiert ist, wird Zeit zum Luxusgut. Und zwar eines von den wenigen, das sich auch mit Geld (und Kam-pagnen) nicht kaufen lässt. Dabei ist es genau das, was es braucht, um eine erfolgreiche Mar-ke zu schaffen: echtes Zeitinvestment. Denn nur so kann eine Marke langfristig geplant und kontinuierlich etabliert werden. Wie auch im richtigen Leben gibt es im Branding Prozesse, die nicht beschleunigt werden sollten. Manchmal ist es eben gerade die Dauer eines Prozesses, die etwas einzig-artig macht. Solche Prozesse werden begleitet von Erfahrungen, zeichnen sich aus durch Rituale und reifen heran durch Bräuche – über Jahre und Generationen entsteht so Tra-dition. Und diese suggeriert nicht nur Wissen, sondern zeugt von Nachhaltigkeit und Lang-fristigkeit. Und das ist ein Mehrwert, ein Vor-sprung, ein Plus. Kein Wunder also, dass vie-le Marken sich dieses Plus ans Revers stecken wollen. Nicht umsonst erfreut sich der Mar-kenzusatz «seit Neunzehnhundertmöglichst-früh» ebensolcher Beliebtheit wie die auf alt gemachten Möbel in den Hipster-Wohnzim-mern. Tradition ist nicht nur wertvoll, son-dern heuer auch noch chic. Das Problem: Das allein genügt nicht. Unternehmen, die aktuelle Trends ausser

Acht lassen, laufen Gefahr, als verstaubt zu gelten. Für Marken ist dieser Umstand ein re-gelrechtes Paradoxon. Willkommen auf dem schmalen Grat des Brandings! Viele Unternehmen verlieren hier die Balance. Entweder sie verschlafen vor lauter Traditionsbewusstsein die digitale Revolution (guten Morgen Kodak!) oder sie hecheln mit kurzfristigen, ach so lustigen Ideen jedem Trend hinterher. Und das, ohne der Marke Zeit gelassen zu haben, Wurzeln zu schlagen und eine Identität zu entwickeln (aufgepasst, liebe Lana del Rey!). Und so gelangt manch eine Marke heute unüberlegt schnell auf Fa-cebook und Twitter. Nur, um eben auf Face-book und Twitter zu sein. Das wiederum ge-fährdet einer der wichtigsten Markenwerte: ihre Authentizität. Aber was tun, wenn CEO, Aktionäre, Quartalsabschlüsse und die eigene Karriere nach schnellen Resultaten rufen? Es gibt nur eine Antwort: Die Marke muss in jedem Fall halten, was sie verspricht. Schon mal von BP gehört? Eine Marke mit Geschichte wagt den trendorientierten Sprung auf den Zug der ökologischen Welle. Resultat: BP goes green. Im Grunde schön und gut. Aber dann? Die Realität liess die unauthentischen Marken-werte im Nu einstürzen. Klar ist, was immer eine Marke verspricht – seien es ökologische, traditionelle oder innovative Werte –, sie muss ihre Versprechen halten können. Alles andere kostet sie letztlich den Kopf. Mit dem Branding ist es wie im rich-tigen Leben. Ob Käse, Alkohol, Männer oder Marken: Was lange (und ehrlich) währt, wird endlich gut.

rené allemann ist gründer und Ceo des beratungsunternehmens branders, das sich auf markenberatung

spezialisiert hat. er ist zudem Herausgeber des online-magazins thebrander.com.

René Allemann

75lebensartPUNKTmagazin Zeit

kolumne

Page 76: PUNKT Zeit

Uhren gibt es in den unterschied-lichsten Modellen. In der Regel ist für jeden Geschmack etwas dabei: diskret oder prah-lerisch, avantgardisch oder schlicht – jeder nach seiner Facon. Wer jedoch eine Uhr von Urwerk trägt, zieht die Aufmerksamkeit auf alle Fälle auf sich. Die 2011 im Rahmen des Grand Prix d’Horlogerie de Genève aus-gezeichnete UR-110 mit Stundensatelliten auf Planetengetriebe zählt zur Avantgarde der hohen Uhrmacherkunst. Die originelle Komplikation ist eine direkte Erweiterung der Urwerk-Kollektionen, welche die Zeit mit Stundensatelliten anzeigen. Bei der UR-110 RG wird die Zeit rechts angezeigt. Das bewegliche Modul folgt einer vertika-len Kurve mit einer Anzeige von 0 bis 60 von oben nach unten. Drei Pfeile nehmen Kurs auf den Minutenbogen. Dieses Trio be-findet sich im formierten Anflug über der Werksplatine und korrigiert seine Position im Laufe der verstreichenden Minuten. Die Stundenmodule behalten ihre paralle-le Positionierung während der gesamten Rotation bei. Diese technischen Finessen können durch ein breites Saphierglas be-wundert werden.

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76 lebensart

«Pompöses»

Page 77: PUNKT Zeit

golfeN iN österreiCh

Auch wenn die Uhren im Mühletal langsamer zu ticken schei-nen, bedeutet das nicht, dass man auf die Annehmlichkeiten der heu-tigen Zeit verzichten muss. Sauna, Dampfbad, Solarium, Schwimm-teich, Gym, Golfsimulator und Tennisplatz lassen keine Wünsche offen. «Golfrebell» Alf Geiger hat sich zum Ziel gesetzt, Golfkurse oh-ne Stress, dafür mit Spass und Erfolgsgarantie anzubieten. Die Golf-akademie Kleebauer ist inzwischen zur führenden Feriengolfschule Österreichs geworden. Unter der Leitung von Manfred Knauss, ein-ziger «Master of Pro PGA» Österreichs, dürfen die Kursteilnehmer vom ersten Tag an auch ausserhalb der Unterrichtsstunden spielen. Golf lernt man nicht auf der Driving Range, sondern durch häufiges Spiel auf dem Platz. Auch für Spieler mit Handycap steht ein um-fangreiches Programm zur Verfügung, um dieses zu verbessern.

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77lebensartPUNKTmagazin Zeit

Verlosung

Page 78: PUNKT Zeit

maximaler style

Paul Mitchell absolvierte seine Ausbildung bei Vidal Sassoon im London der wilden sechziger Jahre, der Zeit der Beatles und des Minirocks. Sassoon wurde Mitchells Mentor und dieser stieg schon bald zum Art Director auf. Anschliessend wechselte er nach New York, wo er begann, die Coiffeurszene zu revolutionieren. Anfangs der achtziger Jahre tat sich Mitchell mit John Paul DeJoria zusam-men. Gemeinsam realisierten sie seine Vision von der Maximie-rung der Zeit und des Talents von Friseuren durch Stylingprodukte.Jeder Mann braucht einen besten Freund, auf den er sich verlassen kann. Einfach in der Handhabung, wirkungsvoll und individuell ist MITCH genau das, wonach Mann sich immer gesehnt hat. Frische, unkomplizierte Produkte lassen jeden Stylingwunsch in Erfüllung gehen – die Produktauswahl ist leicht verständlich und intuitiv. Farb-kodierungen weisen den Weg zum passenden Produkt.

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78 lebensart

Verlosung

Page 79: PUNKT Zeit

1967 stellte die Schweizer Manufaktur Olympia Express erstmals die Cremina vor. Das Modell ist sozusagen der Rolls-Royce unter den Kaffeemaschinen. Ein Klassi-ker, gebaut für die eine Ewigkeit – ein Rolls-Royce eben. Verarbeitet werden rostfreier Stahl, Chrom und Messing. Die Maschine arbeitet mit dem bewährten Pre-Infusions- Kolbensystem: Dabei wird beim Aufziehen des Hebelarms eine kleine Menge Wasser aus dem Heizkessel in die Kolbenkam-mer gezogen und fliesst in das gepresste Espressopulver. Beim manuellen Nieder-drücken des Hebels wird das heisse Wasser dann durch das Espressopulver gepresst. Geruch und Geschmack ergeben ein har-monisches Vergnügen für Auge, Nase und Gaumen. Die Maschine, die einen perfek-ten Espresso garantieren soll, wird in exklu-siver Stückzahl von nur rund zweihundert pro Jahr hergestellt.

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79lebensartPUNKTmagazin Zeit

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Page 80: PUNKT Zeit

1972 war das Jahr, in dem die Olym-pischen Sommerspiele in München statt-fanden und das Jahr der Geburtsstunde des berühmten Dreiblatt-Logos als Sign-off für alle adidas-Produkte. 2012 feiert adidas Ori-ginals dieses Logo und präsentiert dazu iko-nische Bekleidungsteile und Schuhmodelle aus dieser Ära. Zum Beispiel den adiStar Racer Laufschuh mit flachem Profil.

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Page 81: PUNKT Zeit

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Nachhaltigkeit ist ein Mega trend,

der nach Erläuterung schreit. Oder

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Digitalisierung, wohin das Auge

reicht. Umso wichtiger ist es, nicht

Digitales im Auge zu behalten.

Ausgabe N°31

Entrepreneurship hört sich zwar

sexy an, birgt aber immer auch

Risiken. Sind Sie ein Unternehmer?

Ausgabe N°34

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hilfe und Kaufverführer in einem.

Das wichtigste ist Authentizität.

Ausgabe N°35

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grösser die Sehnsucht nach früher.

Retro, der neue, alte, ewige Trend.

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81lebensartPUNKTmagazin Zeit

Page 82: PUNKT Zeit

impressumvorschauNo 37 / 2012Mai/JuniAusgabe: Emotionen

verlag financialmedia ag, Pfingstweidstrasse 6, CH-8005 Zürich,

[email protected], financialmedia.ch

verleger rino borini, Patrick m. Widmer

Auflage 12 500 exemplare, 40 000 leser/ausgabe (lpa)

issn-nr. 1661-8068

erscheinung 2012 N˚35 Januar / februar, N˚36 märz / april, N˚37 mai / Juni,

N˚38 Juli / august, N˚39 september / oktober, N 4̊0 November / Dezember

Haftungsausschluss Die Wiedergabe von artikeln und bildern, auch aus-

zugsweise, nur mit genehmigung des Verlags. für unverlangte Zusendungen

wird jede Haftung abgelehnt. Die im magazin veröffentlichten angaben die-

nen der information und sind keine aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf

von (anlage-)Produkten.

reDaKtioN Chefredaktion rino borini; [email protected]

redaktoren mark baer (mb), Wilma boegel (Wb), Valerio bonadei (Vb), rino

borini (rb), David fehr (Df), Dmitrij gawrisch (Dg), simon Jacoby (sJ), michaël

Jarjour (mJ), barbara Kalhammer (bK), fabrice müller (fm), matthias Niklowitz

(mN), bojan Peric (bP), Jörg suter (Js), Claudia thöny (Ct), adrian Witschi (aW)

redaktion PuNKtmagazin, c/o financialmedia ag, Pfingstweidstrasse 6,

CH-8005 Zürich, [email protected], punktmagazin.ch

KreatioN & umsetzuNg Art direction, konzept,bildredaktion boris gassmann;

[email protected]

layout, grafik, postproduktion boris gassmann;

[email protected], fabian Widmer; [email protected]

Fotografie Christine bärlocher; chbaerlocher.ch, Patrizia Human;

patriziahuman.ch, alfonso smith; alfonsosmith.com, andrew White;

andrewwhite.tumblr.com

illustration ian David marsden; marsdencartoons.com,

Patric sandri; patricsandri.com

druck pmc, print media corporation, CH-8618 oetwil am see, pmcoetwil.ch

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b03 amnesty international, s14 b01 moterus.es, b02 fm ag, s19 b01 grund ein-

kommen.ch, b02 Hans Neleman, s20 butch martin, s23 oeCD/itf, s25-26 3plus,

s33 freudenthal Verhagen, s34 b01 fittingreality.com, b02 fredmiranda.com,

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Zu lesen in der nächsten Ausgabe

In der Wirtschaftstheorie arbeitete man in der Vergangenheit mit dem Menschenbild des «Homo Oeconomius»: Er handelt rational, hat fixe Präferenzen und maximiert stets seinen eigenen Nutzen. Dabei weiss man genau: So einfach ist es nicht. Entscheidend für das Verhalten und die Motivation von Menschen sind oftmals irrationale Aspekte. «Emotionen» – das Thema der nächsten PUNKTausgabe.

auktionen«Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft!» Selten vermischen sich Emotionen und Ökonomie so spektakulär wie bei Auktionen.

wahlen in den usa Der amtierende US-Präsident Barack Obama rüstet sich für den Wahl-kampf und geht im Internet auf die Suche nach Wähleremotionen.

im netz der liebeOnline-Partnerbörsen versprechen, mit wissenschaftlichen Kriterien den Traum partner zu finden. Trotz zweifelhaftem Leistungsausweis läuft das Geschäft mit der Liebe auf Hochtouren.

und mehr …

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Leben im Garten14.–18. März 2012Messe Zürich | www.giardina.ch

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Für Truls Toggenburger, Geschäftsführer, überzeugtdie Zürcher Kantonalbank mit ihren Leistungen. Eine konstante Beziehung und die lokale Verwurzelungbilden das Fundament dieser erfolgreichen Partnerschaft.

«Ein starker Partner, der auch bei KMUs verlässlich mit anpackt.»Truls Toggenburger, Toggenburger Unternehmungen


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