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Pädiatrie aktuell

Date post: 07-Feb-2017
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Hintergrund Die Geschichte des Tabakkon- sums in Europa beginnt mit Christopher Columbus, der bei seiner Ankunft in der sog. Neuen Welt Tabakblätter als Geschenk erhielt. Zigaretten wurden in Europa ab etwa 1840 verkauft, als erstes von Philip Morris in Lon- don. England war auch das Land, in dem der Zigarettenkonsum zwischen 1940 und 1960 als ers- tes seinen Höhepunkt erreichte. Im Gegensatz dazu war dies z.B. in Russland erst in den 1990er Jahren der Fall. Für Griechen- land, Österreich, Spanien, Bulga- rien und Litauen wird der Höhe- punkt erst im letzten Jahrzehnt angenommen. Man rechnet in der Europäischen Union (EU) mit 120 Mio. Rauchern, was 28 % der Erwachsenenpopulation ent- spricht. Jahr für Jahr sterben 650.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Als Gegenmaßnahme erließ die World Health Organization (WHO) im Jahr 2003 die „Frame- work Convention on Tobacco Control“ (FCTC). Diese wurde von vielen Staaten unterzeichnet, Originalpublikation Britton J, Bogdanovica I (2013) To- bacco control efforts in Europe. Lancet 381:1588–1595 Monatsschr Kinderheilkd 2013 · 161:782–785 DOI 10.1007/s00112-013-2987-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Redaktion: O. Bodamer (Miami), J. Freihorst (Aalen), R. Kerbl (Leoben), G. Krandick (Oberhaching) (Nicht-)Raucherschutz in Europa Empfehlungen, Möglichkeiten und Realität aber großteils nicht oder nur un- vollständig umgesetzt. Studie Schutz vor Rauchbelastung 2004 untersagte Irland als erstes Land das Rauchen in geschlosse- nen Arbeitsräumen. Europaweit bestehen jedoch große Unter- schiede in den Bemühungen, vor der sog. passiven Nikotinbelas- tung zu schützen, obwohl deren schädigende Auswirkungen u. a. auf Schwangere und Kinder viel- fach dokumentiert sind. Als Hauptgrund für die man- gelnde Umsetzung wird einer- seits der fehlende politische Wille angesehen (Beispiel Luxemburg), teilweise auch die fehlende Com- pliance der Bevölkerung (Beispiel Griechenland). Warnung vor Tabakgenuss In Artikel 11 der FCTC wird die Kombination von Text- und Bild- warnungen auf Zigarettenpackun- gen gefordert, diese sollten zumin- dest 30 %, bevorzugt 50 % der Pa- ckungsoberfläche einnehmen. Im Jahr 2012 wurde dieser Flächenan- teil durch eine EU-Direktive auf 75% angehoben. Des Weiteren wird empfohlen, den Andruck der Ziga- rettenmarke (z.B. Marlboro) auf der Packung stark zu beschränken und stattdessen (wie in Australien) sog. Standardpackungen zu verwenden. Daneben wird angeregt, Massen- medien (insbesondere das Fernse- hen) für Warnungen zu nutzen. Auch in diesem Punkt folgen viele Länder den Empfehlungen nur in bescheidenem Umfang, bezüglich des Medieneinsatzes setzen diesen nur 9 europäische Länder um. Werbeverbot und Erhöhung der Steuern 1989 wurde EU-weit Fernsehwer- bung für Zigaretten verboten, 2003 durch eine EU-Direktive auch Werbung in Printmedien, im Radio und im Internet untersagt. 2005 wurde zudem die Werbung bei Sportveranstaltungen und Sponsorship (z. B. Formel-1-Auto- rennen) eingeschränkt. Trotzdem Ticker STIKO empfiehlt Impfung gegen Rotaviren In den diesjährigen Impfempfehlun- gen spricht sich die Ständige Impf- kommission für eine allgemeine Imp- fung gegen Rotaviren bei Säuglin- gen aus. In diesem Jahr registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) schon 1350 Rotavirus-Fälle allein in Hessen. Die Rotavirus-Saison beginnt meist im Herbst und dauert bis in den März hinein. Es ist also damit zu rechnen, dass im Herbst die Fallzahlen noch einmal deutlich ansteigen. Studien haben gezeigt, dass die Impfung zu 96 bis 98% vor schweren Verläufen einer Infektion mit Rotaviren schützt. Damit lassen sich über 90% aller Krankenhausbehandlungen wegen Rotavirusinfektionen verhindern. www.rki.de Qualitätsanspruch bei Babyklappen Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge warnt vor den Risiken der Babyklappe und fordert von den Trägern der Einrichtungen ein Mindestmaß an Qualität. Die un- begleitete Geburt könne die Ge- sundheit von Mutter und Kind ge- fährden und die Kinderrechte fänden oft kaum Berücksichtigung. Um die Risiken zu minimieren, hat der Verein entsprechende Empfehlungen ent- wickelt, die sich vor allem an Kran- kenhäuser und Jugendämter richten. So sollten die Träger von Babyklap- pen die Inanspruchnahme anony- mer Beratung bewerben. Wird die Babyklappe dennoch in Anspruch genommen, müsse die Erstversor- gung des Kindes in einer Klinik erfol- gen und sichergestellt sein, dass die zuständige Gemeindebehörde und das zuständige Jugendamt unmittel- bar vom Auffinden eines Kindes in einer Babyklappe erführen. www.deutscher-verein.de © Andy / fotolia.com © Getty Images/iStockphoto Pädiatrie aktuell · Für Sie gelesen 782 | Monatsschrift Kinderheilkunde 9 · 2013 8 Besonders Kinder- und Jugendliche müssen vor Tabakrauch ge- schützt werden
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Page 1: Pädiatrie aktuell

HintergrundDie Geschichte des Tabakkon­sums in Europa beginnt mit Christopher Columbus, der bei seiner Ankunft in der sog. Neuen Welt Tabakblätter als Geschenk erhielt. Zigaretten wurden in Europa ab etwa 1840 verkauft, als erstes von Philip Morris in Lon­don. England war auch das Land, in dem der Zigarettenkonsum zwischen 1940 und 1960 als ers­tes seinen Höhepunkt erreichte. Im Gegensatz dazu war dies z.B. in Russland erst in den 1990er Jahren der Fall. Für Griechen­land, Österreich, Spanien, Bulga­rien und Litauen wird der Höhe­punkt erst im letzten Jahrzehnt angenommen. Man rechnet in der Europäischen Union (EU) mit 120 Mio. Rauchern, was 28 % der Erwachsenenpopulation ent­spricht. Jahr für Jahr sterben 650.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.

Als Gegenmaßnahme erließ die World Health Organization (WHO) im Jahr 2003 die „Frame­work Convention on Tobacco Control“ (FCTC). Diese wurde von vielen Staaten unterzeichnet,

Originalpublikation

Britton J, Bogdanovica I (2013) To-bacco control efforts in Europe. Lancet 381:1588–1595

Monatsschr Kinderheilkd 2013 · 161:782–785 DOI 10.1007/s00112-013-2987-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

Redaktion:O. Bodamer (Miami), J. Freihorst (Aalen), R. Kerbl (Leoben), G. Krandick (Ober haching)

(Nicht-)Raucherschutz in EuropaEmpfehlungen, Möglichkeiten und Realität

aber großteils nicht oder nur un­vollständig umgesetzt.

Studie

Schutz vor Rauchbelastung2004 untersagte Irland als erstes Land das Rauchen in geschlosse­nen Arbeitsräumen. Europaweit bestehen jedoch große Unter­schiede in den Bemühungen, vor der sog. passiven Nikotinbelas­tung zu schützen, obwohl deren schädigende Auswirkungen u. a. auf Schwangere und Kinder viel­fach dokumentiert sind.

Als Hauptgrund für die man­gelnde Umsetzung wird einer­seits der fehlende politische Wille angesehen (Beispiel Luxemburg), teilweise auch die fehlende Com­pliance der Bevölkerung (Beispiel Griechenland).

Warnung vor TabakgenussIn Artikel 11 der FCTC wird die Kombination von Text­ und Bild­warnungen auf Zigarettenpackun­gen gefordert, diese sollten zumin­dest 30 %, bevorzugt 50 % der Pa­

ckungsoberfläche einnehmen. Im Jahr 2012 wurde dieser Flächenan­teil durch eine EU­Direktive auf 75% angehoben. Des Weiteren wird empfohlen, den Andruck der Ziga­rettenmarke (z.B. Marlboro) auf der Packung stark zu beschränken und stattdessen (wie in Australien) sog. Standardpackungen zu verwenden. Daneben wird angeregt, Massen­medien (insbesondere das Fernse­hen) für Warnungen zu nutzen.

Auch in diesem Punkt folgen viele Länder den Empfehlungen nur in bescheidenem Umfang, bezüglich des Medieneinsatzes setzen diesen nur 9 europäische Länder um.

Werbeverbot und Erhöhung der Steuern1989 wurde EU­weit Fernsehwer­bung für Zigaretten verboten, 2003 durch eine EU­Direktive auch Werbung in Printmedien, im Radio und im Internet untersagt. 2005 wurde zudem die Werbung bei Sportveranstaltungen und Sponsorship (z. B. Formel­1­Auto­rennen) eingeschränkt. Trotzdem

Ticker

▶ STIKO empfiehlt Im pfung gegen Rotaviren

In den diesjährigen Impfempfehlun-gen spricht sich die Ständige Impf-kommission für eine allgemeine Imp-fung gegen Rotaviren bei Säuglin-gen aus. In diesem Jahr registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) schon 1350 Rotavirus-Fälle allein in Hessen. Die Rotavirus-Saison beginnt meist im Herbst und dauert bis in den März hinein. Es ist also damit zu rechnen, dass im Herbst die Fallzahlen noch einmal deutlich ansteigen. Studien haben gezeigt, dass die Impfung zu 96 bis 98% vor schweren Verläufen einer Infektion mit Rotaviren schützt. Damit lassen sich über 90% aller Krankenhausbehandlungen wegen Rotavirusinfektionen verhindern.

www.rki.de

▶ Qualitätsanspruch bei Babyklappen

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge warnt vor den Risiken der Babyklappe und fordert von den Trägern der Einrichtungen ein Mindestmaß an Qualität. Die un-begleitete Geburt könne die Ge-sundheit von Mutter und Kind ge-fährden und die Kinderrechte fänden oft kaum Berücksichtigung. Um die Risiken zu minimieren, hat der Verein entsprechende Empfehlungen ent-wickelt, die sich vor allem an Kran-kenhäuser und Jugendämter richten. So sollten die Träger von Babyklap-pen die Inanspruchnahme anony-mer Beratung bewerben. Wird die Babyklappe dennoch in Anspruch genommen, müsse die Erstversor-gung des Kindes in einer Klinik erfol-gen und sichergestellt sein, dass die zuständige Gemeindebehörde und das zuständige Jugendamt unmittel-bar vom Auffinden eines Kindes in einer Babyklappe erführen.

www.deutscher-verein.de

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Pädiatrie aktuell · Für Sie gelesen

782 | Monatsschrift Kinderheilkunde 9 · 2013

8 Besonders Kinder- und Jugendliche müssen vor Tabakrauch ge-schützt werden

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tion des allgemeinen Rauchkon­sums und strenge Bestimmungen zur Darstellung in den Medien würden sich daher v. a. auch auf Jugendliche positiv auswirken. Sinnvoll wären auch Rauchverbo­te an öffentlichen Plätzen, in Lo­kalen und ein Heraufsetzen des Mindestalters. Leider irren die Autoren mit ihrer Einschätzung „All European countries now pro-hibit sale or distribution of tobacco to people younger than 18 years“.

Schlechte Bewertung für Deutschland und ÖsterreichDie Autoren präsentieren in ihrer Publikation auch eine Bewertung 31 europäischer Länder, die von der „Association of European Cancer Leagues“ vorgenommen wurde. In dieser Tabelle werden in 6 Kategorien (Preis, Rauchver­bot im öffentlichen Bereich, In­formationskampagnen, Werbe­verbote, Gesundheitswarnungen, Behandlung) Punkte vergeben, ein höherer Gesamtscore bedeu­tet besseren Nichtraucherschutz. In dieser Liste führt Großbri­tannien vor Irland und Norwe­gen, die Schweiz liegt auf Platz 11. Deutschland findet sich auf Platz 26 und somit im hinteren Drittel. Österreich teilt sich mit Griechenland den 30. und letzten Platz!

KommentarDie Autoren belegen den EU­weit großteils unbefriedigenden Nicht­raucherschutz, der insbesondere für Kinder und Jugendliche nega­tive Auswirkungen auf deren Ge­sundheitsentwicklung hat und darüber hinaus einen enormen ökonomischen Schaden bedingt. Neben den Interessen der Tabak­industrie, fehlender Compliance und Korruption (die Raucherprä­valenz korreliert direkt mit der Korruption im öffentlichen Sek­tor!) scheinen v. a. das mangelnde Interesse oder die individuelle Schwäche der politisch für die Ge­

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. R. Kerbl Abteilung für Kinder und Jugend-liche LKH Leoben Vordernbergerstraße 42 A-8700 Leoben Österreich [email protected]

ist z. B. Philip Morris als Hersteller von Marlboro weiterhin Haupt­sponsor bei Ferrari.

Preiserhöhungen bzw. hohe Abgaben werden als sehr wirksa­me Maßnahme zur Einschrän­kung des Nikotingenusses an­gesehen. Man rechnet, dass eine Preiserhöhung um 10 % den Kon­sum um 4 % reduziert, den Rau­cheranteil um 2 %. Die Wirkung auf Jugendliche wird besonders hoch eingeschätzt. Dabei wird allerdings gewarnt, dass im Fall von massiven Preiserhöhungen viele Raucher auf billigere Mar­ken und selbst gedrehte Zigaret­ten ausweichen könnten.

ErsatzmaßnahmenSie zielen darauf ab, Nikotin in quasi harmloserer Form anzubie­ten. Paradebeispiel dafür ist die in Schweden gängige Methode von „Snus“, welches als oral appli­ziertes und über die Schleim haut resorbiertes Nikotinpräparat Ver­wendung findet. Es trägt wesent­lich dazu bei, dass Schweden EU­weit die niedrigste Raucherprä­valenz hat. In anderen EU­Län­dern ist „Snus“ allerdings verbo­ten.

Eine andere Möglichkeit sind elektronische Zigaretten. Durch ein inhalationsabhängiges LED­Licht (LED: „light­emitting dio­de“) an der Zigarettenspitze wird das Glimmen einer echten Ziga­rette simuliert, mundnah wird flüssiges Nikotin durch ein Ther­moelement zu Dampf umge­wandelt und bei jedem Zug einge­atmet. Die Akzeptanz dieser Alter native ist allerdings bisher eher gering, EU­weit testeten nur etwa 7 % aller Raucher diesen Zi­garettenersatz.

Schutz für JugendlicheDie Autoren weisen darauf hin dass die Prävalenz des Rauchens unter Jugendlichen stark vom Vorbild der Erwachsenen und der Darstellung in den Medien ab­hängt. Maßnahmen zur Reduk­

© p

hoto

s.co

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sundheit Verantwortlichen hier­für verantwortlich zu sein. Die Autoren beschlie ßen ihren Bei­trag mit folgendem Statement: „Smoking kills more Europeans than any other avoidable factor, and prevention is achievable. All that is needed is political will“.

▶ Betreuung von Schülern mit Diabetes

Der Dachverband der deutschen Diabetes Hilfe fordert bundesweit einheitliche Regelungen für die Be-treuung von Kindern und Jugendli-chen mit Diabetes in der Schule. „Sie sind in der Schule genauso leis-tungsfähig wie gesunde und im Um-gang mit ihrer Erkrankung in der Re-gel gut geschult“, erläutert Thomas Danne, Vorstandsmitglied von dia-betesDE. Auch am Sportunterricht und bei Ausflügen können sie grundsätzlich teilnehmen. Den jun-gen Patienten muss dabei keine Sonderrolle zugeschrieben werden. Auf keinen Fall sollten sie von Aktivi-täten ausgeschlossen sein. Lehrer fürchten sich aber oft vor rechtlichen Konsequenzen bei etwaigen Feh-lern, falls sie einem Schüler beim In-sulinspritzen oder im Notfall helfen, kritisiert diabetesDE. Ob und inwie-weit für Lehrkräfte eine Verpflich-tung besteht, Schülern mit Diabetes beim Insulinspritzen zu helfen und inwieweit sie damit betraut werden können, hängt von den regionalen Schulgesetzen, den beamtenrechtli-chen Regelungen der Bundesländer und den Erlassen der Kultusministe-rien ab. Hier fordert der Verband eine bundeseinheitliche Regelung, um Unsicherheiten bei Eltern und Lehrern abzubauen und Kinder mit Diabetes Typ 1 optimal in den Schul-alltag integrieren zu können.

www.diabetesde.org

Ticker

783Monatsschrift Kinderheilkunde 9 · 2013 |

Page 3: Pädiatrie aktuell

ADHD – ein lebenslanges Problem?In einer Studie in Boston wurde das Langzeit­Outcome von Er­wachsenen, die in ihrer Kindheit an ADHD erkrankt waren, unter­sucht. Insgesamt wurden 5718 Per­sonen in die Studie eingeschlos­sen, davon waren 367 Personen in ihrer Kindheit an ADHD (atten­tion­deficit/hyperactivity disor­der) erkrankt. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren 1,9 % der ehema­ % der ehema­% der ehema­ligen ADHD­Patienten verstorben und 2,7 % inhaftiert. Das Sterb­ % inhaftiert. Das Sterb­% inhaftiert. Das Sterb­lichkeitsrisiko im Vergleich mit der Kontrollgruppe war für ehe­malige ADHD­Patienten 1,9­fach erhöht, jenes für Tod durch Selbst­mord 4,8­fach. Bei 29 % persistier­ % persistier­% persistier­te die Erkrankung ADHD bis in das Erwachsenenalter. Außerdem hatten (ehemalige) ADHD­Patien­ten ein 2,6­fach erhöhtes Risiko, an mehr als einer psychiatrischen Erkrankung zu leiden.

Pediatrics 2013; 131:637–644PMID 23460687

Zunehmende Angst der Eltern vor ImpfschädenImpfskepsis und ­ablehnung stel­len in vielen Ländern ein zuneh­mendes Problem dar. In einer Stu­die in Oklahoma wurden das Aus­maß der Impfablehnung im longi­tudinalen Verlauf über 3 Jahre untersucht und die Gründe hier­für erfragt. Herangezogen wur­den die Impfungen gegen Diph­terie/Tetanus/(Pertussis), Menin­gokokken [MCV4 („meningococ­cal conjugate vaccine“)] und bei Mädchen gegen HPV (humanes Papillomavirus). Als Hauptgrün­de für inkomplette Immunisie­rungen wurden genannt: „nicht empfohlen“, „nicht notwendig“, für HPV auch „sexuell nicht ak­tiv“. Im Jahr 2008 hatten 4,5 % der Eltern Bedenken über die Sicher­

Forschung kurz notiert

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heit von Impfungen, dieser Anteil stieg im Jahr 2009 auf 7,7 % und im Jahr 2010 weiter auf 16,4 %. Der HPV­Impfung standen im Jahr 2008 39,8 % ablehnend gegenüber, im Jahr 2010 waren es bereits 43,9 %. Die Autoren fordern für die verschiedenen Impfungen unterschiedliche Informations­kampagnen, um der Skepsis der Eltern adäquat begegnen zu kön­nen.

Pediatrics 2013; 131:645–651PMID 23509163

Diuretika bei broncho-pulmonaler DysplasieAn vielen neonatologischen Zent­ren werden Diuretika zur Be­handlung der BPD eingesetzt, ob­wohl es dafür keine gesicherte Evidenz gibt. Wissenschafter aus Ohio untersuchten in einer retro­spektiven Analyse die Vorgehens­weise an 35 neonatologischen Ein­heiten. Die Erhebung wurde auf Frühgeborene mit weniger als 29 Gestationswochen beschränkt, welche am 28. Lebenstag die Kri­terien der BPD erfüllten. Von den 1429 in die Erhebung eingeschlos­senen Patienten erhielten 86 % Di­ % Di­% Di­uretika, der Median der Applika­tionsdauer betrug 9  Tage. Ein Großteil der Patienten wurde al­lerdings nur 5 oder weniger Tage behandelt, bevorzugt mit Furose­mid. Wenn stattdessen Chloro­thiazid verwendet wurde, ergab sich im Schnitt eine längere Be­handlungsdauer (Median 21 Ta­ge). In der Studie wurden insbe­sondere bezüglich der Applika­tionsdauer große Unterschiede zwischen den einzelnen Zentren beobachtet. Die Autoren betonen den Wunsch nach evidenzbasier­ten Empfehlungen auf Basis pros­pektiver kontrollierter Studien.

Pediatrics 2013; 131:716–723PMID 2378874

Frühgeburtlichkeit und metabolisches Syndrom – eine MetaanalyseMehrfach wurde darüber berich­tet, dass ehemalige Frühgeborene ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines metabolischen Syndroms haben. Neonatologen aus London führten einen syste­matischen Review zu dieser Frage­stellung durch und erstellten eine Metaanalyse. Für einen Großteil der untersuchten Parameter [u. a. BMI (Body­Mass­Index), Taille­Hüft­Quotient, Fettmasseanteil], die mit dem metabolischen Syn­drom assoziiert sind, fand sich kein signifikant erhöhtes Risiko. Aus den insgesamt 27 Studien mit 17.030 eingeschlossenen ehemali­gen Frühgeborenen ergaben sich jedoch ein signifikant erhöhter systolischer (+4 mmHg) und dia­stolischer Blutdruck (+2 mmHg), des Weiteren waren die LDL­Wer­te (LDL: „low density lipoprotein“) bei den ehemals Frühgeborenen höher als in der Kontrollgruppe (+0,14 mmol/l). Die Blutdruck­unterschiede waren beim weibli­chen Geschlecht ausgeprägter als beim männlichen.Pediatrics 2013; 131:e1240–e1263

PMID 23509172

„Back to sleep“ – schon an der NICURückenlage gilt als effektive Maß­nahme in der Prävention des plötz­ lichen Säuglingstodes (SIDS). In Frühgeborenenintensivstationen

(NICU) wird diese Empfehlung jedoch oft nicht adäquat an die El­tern weitergegeben. Im Rahmen einer Studie in Houston wurde ein Algorithmus entwickelt, um die Prävalenz der Rückenlage zu erhö­hen. Informationsprogramme für das eigene Personal und die Eltern, zusätzliche Aufklärungsmateria­lien und telefonische Erinnerun­Erinnerun­gen nach der Entlassung waren wesentlicher Bestandteil dieses Programms. Dadurch konnte die Compliance (Anwendung der Rü­ckenlage) von 39 % auf 83 % erhöht werden. Die Verwendung einer festen Unterlage stieg von 5 % auf 96 %, die Vermeidung weicher Gegenstände im Kinderbett von 45 % auf 75 %. Die Autoren emp­ % auf 75 %. Die Autoren emp­% auf 75 %. Die Autoren emp­ %. Die Autoren emp­%. Die Autoren emp­fehlen daher derartige Maßnah­men als Routinevorgehen auch für andere NICUs.Pediatrics 2013; 131:e1264–e1270

PMID 23460685

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. R. Kerbl LKH Leoben Abteilung für Kinder und Jugendliche LKH Leoben, Vordernbergerstr. 42 A-8700 Leoben, Österreich [email protected]

Pädiatrie aktuell · Forschung kurz notiert

784 | Monatsschrift Kinderheilkunde 9 · 2013

Page 4: Pädiatrie aktuell

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