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Niedrig-dosiertes Methotrexat beim Prä-Sézary Syndrom

Date post: 25-Aug-2016
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| Der Internist 9·99 Kasuistik 974 J. Böhm 1 · G. Schupp 1 · E. Pakos 2 · R. Bauer 1 1 Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn 2 Institut für Pathologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn Niedrig-dosiertes Methotrexat beim Prä-Sézary Syndrom Schuppung (Abb. 1a), subjektiv bestand quälender Juckreiz. Die Fußnägel wa- ren dystrophisch und zeigten subun- guale Hyperkeratosen. Er hatte eine Alopecia androgenetica sowie eine feinlamelläre Schuppung des Capilliti- ums auf gerötetem Grund. Außerdem sah man palmoplantare Hyperkerato- sen, die an den Fußsohlen ausgeprägter als an den Handinnenflächen waren. Laborbefunde BSG 38/62 mm n. WG, nach Rückgang der Erythrodermie 4/8 mm. Leukozy- ten einmalig erhöht auf 15600/μl. Eosi- nophile im peripheren Blut (Abb. 2). Flowzytometrisch mit Hilfe monoklo- naler Antikörper und der FACS-Analy- se konnten im peripheren Blut ver- mehrt CD4+CD7- T-Lymphozyten wäh- rend der Akutphase (bis maximal 40%) gemessen werden. Zytologischer Blut- befund: leichte Linksverschiebung bei unauffälliger Leukozytenzahl. Kein Nachweis von Lymphomzellen im peri- pheren Blutbild, insbesondere kein Nachweis von Sézary Zellen. Die elek- tronenmikroskopische Analyse eines Buffy coat ergab 10% atypische Lym- phozyten mit angedeutet zerebriformer Kernstruktur. Das Gesamt-IgE war mit < 2,0 kU/l unauffällig, aber das eosino- Das Sézary Syndrom gehört zusam- men mit der Mycosis fungoides in die Gruppe der kutanen T-Zell Lymphome (CTCL), die wiederum zu den niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen gerechnet werden. Das Sézary Syndrom ist charakterisiert durch eine exfoliative Erythrodermie, quälenden Juckreiz, Lymphadenopathie und atypische Lym- phozyten, den Sézary-Zellen, im peri- pheren Blut. Die Prognose hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Nach einer Untersuchung des ‘National Cancer In- stitute’ [14] hatten Patienten im Stadium T1 oder T2 ohne Lymphknoten-, Blut- oder viszerale Beteiligung einen Median der Überlebenszeit von mehr als 12 Jah- ren. Trotz moderner Therapiestrategien konnte die Prognose der Patienten mit CTCL bzw. Sézary-Syndrom nicht ver- bessert werden. Eine frühzeitig eingelei- tete Therapie verbessert jedoch die Le- benserwartung und kann sogar Heilung erzielen [13]. Während es für alle CTCL- Stadien Therapieempfehlungen gibt [9], fehlen diese für Frühformen, wie z. B. das Prä-Sézary Syndrom. Dieses wurde definiert als chronische Erythrodermie, klinische Charakteristika des Sézary Syndrom, Vorhandensein eines subepi- dermalen bandförmigen lymphozytä- ren Infiltrats in der Hautbiopsie und weniger als 1000 zirkulierende Sézary Zellen/μl im Blutausstrich [19]. Wir berichten über einen Patienten mit PräSézary Syndrom, der mit low-dose Methotrexate (MTX) erfolgreich be- handelt wurde. Kasuistik Internist 1999 · 40:974–977 © Springer-Verlag 1999 Dr. I. Böhm Universitäts-Hautklinik, Sigmund-Freud Straße 25, D-53105 Bonn& / f n - b l o c k : & b d y : Fallbericht Anamnese Der 72jährige Patient bemerkte seit mindestens 3 Jahren einen progredien- ten Pruritus, anfangs an den Unter- schenkeln, später im Bereich des ge- samten Integuments, auf einer sehr trockenen Haut. Eine symptomatische Therapie mit lokal applizierten Korti- kosteroiden und einem Antihistamini- kum hielt die Progredienz der Hauter- krankung nicht auf. Es entwickelte sich eine Erythrodermie. Zum Zeitpunkt der Erstvorstellung in unserer Klinik bestand die Erythrodermie 3 Monate. Es gab weder einen anamnestischen Hinweis auf Erkrankungen aus dem al- lergisch/atopischen Formenkreis, noch ließ sich eine andere Ursache eruieren. Befunde Klinischer Untersuchungsbefund Wir sahen einen 170 cm großen und 75 kg schweren Patienten mit leicht redu- ziertem Allgemeinzustand mit erhöhter Kälteempfindlichkeit und permanen- tem Frösteln. Inguinal waren beidseits vergrößerte Lymphknoten tastbar. Dermatologischer Befund Das gesamte Integument war gerötet im Sinne einer Erythrodermie mit ausge- prägter Lichenifikation, Exkoriationen,
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Page 1: Niedrig-dosiertes Methotrexat beim Prä-Sézary Syndrom

| Der Internist 9·99

Kasuistik

974

J. Böhm1 · G. Schupp1 · E. Pakos2 · R. Bauer1

1 Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn2 Institut für Pathologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn

Niedrig-dosiertesMethotrexat beimPrä-Sézary Syndrom

Schuppung (Abb. 1a), subjektiv bestandquälender Juckreiz. Die Fußnägel wa-ren dystrophisch und zeigten subun-guale Hyperkeratosen. Er hatte eineAlopecia androgenetica sowie einefeinlamelläre Schuppung des Capilliti-ums auf gerötetem Grund. Außerdemsah man palmoplantare Hyperkerato-sen, die an den Fußsohlen ausgeprägterals an den Handinnenflächen waren.

Laborbefunde

BSG 38/62 mm n. WG, nach Rückgangder Erythrodermie 4/8 mm. Leukozy-ten einmalig erhöht auf 15600/µl. Eosi-nophile im peripheren Blut (Abb. 2).Flowzytometrisch mit Hilfe monoklo-naler Antikörper und der FACS-Analy-se konnten im peripheren Blut ver-mehrt CD4+CD7− T-Lymphozyten wäh-rend der Akutphase (bis maximal 40%)gemessen werden. Zytologischer Blut-befund: leichte Linksverschiebung beiunauffälliger Leukozytenzahl. KeinNachweis von Lymphomzellen im peri-pheren Blutbild, insbesondere keinNachweis von Sézary Zellen. Die elek-tronenmikroskopische Analyse einesBuffy coat ergab 10% atypische Lym-phozyten mit angedeutet zerebriformerKernstruktur. Das Gesamt-IgE war mit< 2,0 kU/l unauffällig, aber das eosino-

Das Sézary Syndrom gehört zusam-men mit der Mycosis fungoides in dieGruppe der kutanen T-Zell Lymphome(CTCL), die wiederum zu den niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphomengerechnet werden. Das Sézary Syndromist charakterisiert durch eine exfoliativeErythrodermie, quälenden Juckreiz,Lymphadenopathie und atypische Lym-phozyten, den Sézary-Zellen, im peri-pheren Blut. Die Prognose hängt vomStadium der Erkrankung ab. Nach einerUntersuchung des ‘National Cancer In-stitute’ [14] hatten Patienten im StadiumT1 oder T2 ohne Lymphknoten-, Blut-oder viszerale Beteiligung einen Mediander Überlebenszeit von mehr als 12 Jah-ren. Trotz moderner Therapiestrategienkonnte die Prognose der Patienten mitCTCL bzw. Sézary-Syndrom nicht ver-bessert werden. Eine frühzeitig eingelei-tete Therapie verbessert jedoch die Le-benserwartung und kann sogar Heilungerzielen [13]. Während es für alle CTCL-Stadien Therapieempfehlungen gibt [9],fehlen diese für Frühformen, wie z. B.das Prä-Sézary Syndrom. Dieses wurdedefiniert als chronische Erythrodermie,klinische Charakteristika des SézarySyndrom, Vorhandensein eines subepi-dermalen bandförmigen lymphozytä-ren Infiltrats in der Hautbiopsie undweniger als 1000 zirkulierende SézaryZellen/µl im Blutausstrich [19]. Wirberichten über einen Patienten mitPräSézary Syndrom, der mit low-doseMethotrexate (MTX) erfolgreich be-handelt wurde.

KasuistikInternist1999 · 40:974–977 © Springer-Verlag 1999

Dr. I. BöhmUniversitäts-Hautklinik, Sigmund-Freud Straße 25,

D-53105 Bonn&/fn-block:&bdy:

Fallbericht

Anamnese

Der 72jährige Patient bemerkte seitmindestens 3 Jahren einen progredien-ten Pruritus, anfangs an den Unter-schenkeln, später im Bereich des ge-samten Integuments, auf einer sehrtrockenen Haut. Eine symptomatischeTherapie mit lokal applizierten Korti-kosteroiden und einem Antihistamini-kum hielt die Progredienz der Hauter-krankung nicht auf. Es entwickelte sicheine Erythrodermie. Zum Zeitpunktder Erstvorstellung in unserer Klinikbestand die Erythrodermie 3 Monate.Es gab weder einen anamnestischenHinweis auf Erkrankungen aus dem al-lergisch/atopischen Formenkreis, nochließ sich eine andere Ursache eruieren.

Befunde

Klinischer Untersuchungsbefund

Wir sahen einen 170 cm großen und 75kg schweren Patienten mit leicht redu-ziertem Allgemeinzustand mit erhöhterKälteempfindlichkeit und permanen-tem Frösteln. Inguinal waren beidseitsvergrößerte Lymphknoten tastbar.

Dermatologischer Befund

Das gesamte Integument war gerötet imSinne einer Erythrodermie mit ausge-prägter Lichenifikation, Exkoriationen,

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phil cationic protein (ECP) mit 129 µg/lerhöht (normal bis 12 µg/l).

Histologie

Eine Stanzbiopsie vom Oberschenkelzeigte eine dezente, kompakt geschich-tete Hyperkeratose sowie eine normaleDicke des Epidermisbandes. Innerhalbdesselben finden sich vereinzelte lym-phozytäre Zellelemente mit perinu-kleären Halos, die stellenweise auch bi-nukleäre Formationen aufweisen. Fer-ner fokales Gruppieren von atypischenlymphozytären Zellelementen entlangder Basalmembran. Im oberen KoriumNachweis eines bandförmigen lympho-zytären Zellinfiltrats, wobei sich auchhier die dezenten Atypien der Zellkernewiederfinden (Abb. 3).

der Sézary-Zellen im peripheren Blut wurdedie Diagnose eines Prä-Sézary Syndromsgestellt.

Therapie und Verlauf

Initial sprach der Patient gut auf syste-misch und lokal applizierte Kortiko-steroide an. Nach Absetzen kam es er-neut zum Auftreten der Erythroder-mie. Es wurde eine PUVA-Therapieeingeleitet, die keine Besserung erziel-te, sondern den Befund verschlechterte.Zum Zeitpunkt des Maximalbefundeshatte der Patient zusätzlich zur Eryth-rodermie massive teigige Schwellun-gen vorwiegend der Extremitäten, eineausgeprägte Desquamation begleitetvon einem reduzierten Allgemeinzu-stand mit permanentem Frösteln. DiePUVA-Therapie wurde abgesetzt undeine niedrig dosierte MTX Therapiemit 12,5 bis 25 mg i. v./Woche eingelei-tet. Bereits nach der ersten Injektionbesserte sich der Befund deutlich.Nach der 2. Injektion bildete sich dieödematöse Schwellung völlig zurück.Der Patient war mit dem therapeuti-schen Ergebnis zufrieden und wünsch-te keine weiteren MTX-Injektionen, sodaß lediglich eine Behandlung mit lo-kal appliziertem Triamcinolon, imWechsel mit blanden pflegenden Maß-nahmen und einem Antihistaminikumfortgesetzt wurde.

Im Verlauf der folgenden 4 Monatebeobachteten wir eine langsame Progre-dienz des Hautbefundes bis schließlicherneut eine Erythrodermie manifestwurde. Es erfolgte wiederum eine low-dose MTX Therapie mit Einzeldosenzwischen 12,5 und 25 mg/Woche. Dar-unter kam es kontinuierlich zur Befund-besserung. Nach einer kumulativen Do-sis von 177,5 mg wurde innerhalb von9 Wochen eine komplette Remission er-zielt, so daß die systemische MTX-Therapie beendet wurde. In der Nach-sorgephase trat bislang kein Rezidiv auf.Die Eosinophilen zeigten sich auchnach Absetzen des MTX rückläufig(Abb. 2), während die übrigen hämato-logischen Parameter unverändert blie-ben. Der Patient ist derzeit 27 Monateohne Therapie beschwerdefrei (Abb. 1b).

Diskussion

Der hier vorgestellte Fall zeigt das cha-rakteristische Bild eines Prä-Sézary

Röntgen-Thorax

Kein Anhalt für Infiltrationen, kei-ne Ergüsse, mediastinale oder hiläreLymphknoten. Die Sonographie desAbdomen zeigte bis auf ca. 1,0 cm großeLymphknoten in der linken Leisten-beuge sowie einen 1,5 cm und einen2 cm großen Lymphknoten rechts in-guinal mit erhaltenem Sinus keineweiteren krankheitstypischen Verän-derungen.

Diagnose

Aufgrund dieser Befundkonstellation mitErythrodermie, die ohne erkennbare exoge-ne Ursache entstanden war, Lymphknoten-vergrößerung, Vermehrung von CD4+CD7−T-Zellen, aber nur einer diskreten Erhöhung

1a

b

Abb. 1a, b b Prä-Sézary-Syndrom a) vor und b) nachzwei Wochen low-dose MTX Therapie

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Syndroms. Diese wenig bekannte Früh-form ist einerseits durch eine chroni-sche Erythrodermie, klinische Charak-teristika des Sézary Syndroms, Vorhan-densein eines subepidermalen band-förmigen lymphozytären Infiltrats inder Hautbiopsie sowie weniger als 1000zirkulierende Sézary Zellen/µl im Blut-ausstrich [19] und andererseits durchdas Vorkommen von durchschnittlich340 (22,4%) CD4+CD7− T-Zellen, einerCD4/CD8-Ratio von 8,5 und im Schnittvon 24,3% CD3+HLA−DR+ Zellen imperipheren Blut [7] charakterisiert.

Nach welcher Zeit mit einem Über-gang in ein Sézary Syndrom gerechnetwerden muß, kann der vorhandenen Li-teratur zu diesem Thema nicht ent-nommen werden. Aufgrund der Tatsa-che, daß es sich um eine selten gestellteDiagnose handelt, gibt es auch in derLiteratur keine Therapievorschläge fürdas Prä-Sézary Syndrom.

Da die Erythrodermie per se eingravierender Krankheitszustand istund einer möglichst raschen und effek-tiven Therapie bedarf, entschlossen wiruns nach dem Versagen der PUVA-The-rapie für eine niedrig-dosierte MTXTherapie, die kürzlich erfolgreich beimSézary Syndrom eingesetzt worden war[21]. Es gelang innerhalb kürzester Zeit,die Erythrodermie incl. ausgeprägterÖdeme der Extremitäten und palmo-plantarer Hyperkeratosen bei unseremPatienten zur Rückbildung zu bringen.Parallel dazu fielen die während derAkutphase teilweise drastisch erhöhtenEosinophilenzahlen ab (Abb. 2). MTXverursachte keine Nebenwirkungen,und die Remission dauert bereits mehr

rodermische CTCL-Patienten präsen-tiert, die MTX in Einzeldosen von 5–125mg oral, i. m. oder s. c. in wöchentlichenbis zweimal wöchentlichen Applikati-onsintervallen erhielten. Das Follow-uperstreckte sich bis zu einem Zeitraumvon 129 Monaten. Dabei wurden kom-plette Remissionen bei 41% und parti-elle Remissionen bei 17% der Patientenbei einer medianen Überlebenszeit von8,4 Jahren beobachtet.

McDonald und Bertino erzieltenmit moderaten MTX-Dosen zwischen60 und 24 mg/m2 oder 1–5 mg/kg i. v.und anschließender Gabe des Citrovo-rumfaktors signifikant höhere Ratenkompletter Remissionen und länger an-haltende Therapieantworten [12] alsStudien, bei denen Mechlorethamin,Cyclophosphamid, Chlorambucil, Cis-platin, Doxorubicin,VP-16,VM26, Flud-arabinphosphat und 2´-Deoxycoformy-cin verwendet wurden [zitiert in 9, 12].7/11 Patienten hatten eine komplette Re-mission und 2/11 zeigten eine Besse-rung von mehr als 80%. Mit einer ora-len MTX Erhaltungstherapie konntenRemissionen von 6–30 Monaten doku-mentiert werden.

In dem von Haynes und van Scott[8] vorgestellten Kollektiv wurde mit50 mg MTX pro Woche bei 6 von 30 Pa-tienten eine komplette Remission indu-ziert, die zwischen 5 und 20 Monate an-dauerte. Wright berichtete über eine50–90%ige Verbesserung mit 2,5–10 mgMTX p. o. bei einem signifikanten Pro-zentsatz der behandelten Patienten.Dieser Erfolg hielt 1,5–24,5 Monate an[20]. In der von Epstein und Mitarbei-

als zwei Jahre nach Absetzen der Thera-pie an. MTX ist auch beim manifestenCTCL kein Therapeutikum der erstenWahl. Interferon α2a, Retinoide, PUVAund extrakorporale Photopherese sindals Mono- oder Kombinationstherapiederzeit bevorzugte Behandlungsverfah-ren beim CTCL [2, 5, 9, 10, 13, 14]. Ob-wohl einige Übersichtsarbeiten [9, 10,13] MTX als Therapiealternative beimCTCL erwähnen, ist die Zahl publizier-ter Fälle, bei denen eine low-dose MTX-Behandlung durchgeführt worden ist,vergleichsweise gering. Randomisierte,doppelt-blinde Multicenterstudien feh-len gänzlich.

Berichte über MTX in kleinenCTCL-Patientenkollektiven zeigen sehrgute Therapieresultate. In der kürzlichvon Zackheim und Mitarbeitern [21]erschienenen Arbeit werden 29 eryth-

Abb. 2 m Verlauf der absoluten Zahl eosinophiler Granulozyten während therapiefreier und low-doseMTX-Therapiephasen (↓ = wöchentliche MTX-Injektionen)

Abb. 3 m (HE-Färbung). Dichtes Entzündungsinfiltrat bestehend aus vorwiegend lymphozytärensowie histiozytären Zellelementen im oberen und mittleren Korium teilweise in periadnexialer

Anordnung. Exozytose von Entzündungszellen in die Epidermis und Formation spongiotischer Vesi-kel. Die lymphozytären Zellen sind teilweise atypisch verändert

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tern [6] durchgeführten Untersuchungzur Effizienz der MTX Behandlung kames bei 82% der CTCL-Patienten (n = 45)zur klinischen Verbesserung. Die einge-setzten MTX Dosen und der Grad derBesserung sind in der Arbeit leidernicht erwähnt.

Der für die klinische Besserungbeim CTCL und Prä-Sézary verant-wortliche pharmakologische Effekt desMTX ist derzeit unbekannt. Währendbei der Hochdosis-Chemotherapie inKombination mit anderen Chemothe-rapeutika [4, 15] immunsuppressive Ei-genschaften zum Tragen kommen,scheint der Effekt der low-dose Thera-pie [6, 8, 9, 12, 18, 21] eher auf einer Im-munmodulation zu beruhen [Übersichtbei 1]. Das rasche klinische Ansprechennach einer geringen kumulativen DosisMTX unterstützt diese These. WeitereHinweise dafür sind immunologischeBefunde, die von verschiedenen Ar-beitsgruppen in den letzten Jahren er-hoben worden sind. So fanden 1989Segal und Mitarbeiter [16], daß MTXdie Interleukin-1 (IL-1) Aktivität inhi-biert, während Synthese und Sekretiondieses Zytokins unbeeinflußt bleiben.Wir konnten anhand eines in-vitro-As-say zeigen, daß MTX die Bindung desZytokins IL-1β an seinen Zelloberflä-chenrezeptor verhindert [3]. Da es Hin-weise für die pathogenetische Relevanzdes IL-1 bei malignen Lymphomen [17]und beim CTCL [11] gibt, kommt dieserMechanismus möglicherweise auch hierzum Tragen.

Anhand der bisher vorliegendenDaten scheint low-dose MTX eine inte-ressante Therapiealternative beim CTCL,insbesondere beim Sézary-Syndrom zusein. Ob diese Strategie bei frühzeiti-gem Einsatz, d. h. beim Prä-Sézary Syn-drom einen Nutzen bzw. eine Überle-genheit gegenüber anderen Therapienbietet, indem möglicherweise die Ent-wicklung des Vollbildes des Sézary Syn-droms verhindert würde, müßte an-hand größerer Patientenkollektive sy-stematisch überprüft werden. Wirschlagen nach Versagen einer konven-tionellen PUVA-Therapie oder einerBade-PUVA-Therapie den Einsatz vonniedrig dosiertem MTX beim CTCL so-wie beim Prä-Sézary Syndrom vor, dadieses Regime möglichweise aufgrundimmunmodulierender Effekte klinischeine günstige Wirkungs-/Nebenwir-kungsrelation zeigt.

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Zusammenfassung

Ein männlicher 72 jähriger Patient mit Prä-

Sézary Syndrom,der auf PUVA nicht ansprach,

wurde systemisch mit einer low-dose Metho-

trexat (MTX)-Therapie (12,5 mg bis 25 mg/

Woche i.v.) behandelt.Das klinische Bild mit

Erythrodermie,Lichenifikation, Schuppung,

ödematöser Schwellung der Extremitäten

und einem quälenden Juckreiz besserte sich

durch MTX rasch.Parallel dazu ließ sich ein

Rückgang der Eosinophilie im peripheren Blut

feststellen.Alle übrigen hämatologischen Pa-

rameter incl. flowzytometrisch analysierter

T-Zell-Subsets blieben im Normbereich.Eine

Immunsuppression trat nicht auf.Der Patient

tolerierte die MTX-Therapie subjektiv sehr

gut,objektive Nebenwirkungen wurden nicht

beobachtet.Nach Erzielung der kompletten

Remission wurde die MTX-Therapie abge-

setzt. In der Nachsorgephase von 27 Monaten

trat bislang kein Rezidiv auf.Anhand unserer

Kasuistik scheint die low-dose MTX-Therapie

im Frühstadium des Sézary-Syndroms (Prä-

Sézary Syndrom) eine ausgezeichnete Be-

handlungsstrategie zu sein, was anhand grö-

ßerer Patientenkollektive systematisch über-

prüft werden müßte.

Schlüsselwörter

T-Zell Lymphom kutanes · Erythrodermie ·

Eosinophilie · Low-dose Methotrexat ·

Prä-Sézary Syndrom


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