Date post: | 02-Apr-2016 |
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Natur+UmweltBUNDmagazin in Bayernwww.bund-naturschutz.de
Heft 2-2011 93. Jahrgang2. Quartal
AKWsaus,Sonnean!
Die Natur braucht Freunde. Helfen auch Sie mit.
Mit rund 175.000 Mitgliedern und Förderern setzen
wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und
für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein.
Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die
Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto
wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen
Naturschutzinte ressen vertreten.
Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-
Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien
eintauschen können.
Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer
Kreisgruppe oder im Internet:
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Sprechen Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf eine Mitglied-schaft im BN an. Und sichern Sie sich attraktive Prämien.
Eine Beitrittskarte finden Sie hier beigeheftet. Vielen Dank. www.bund-naturschutz.de/praemien
Bund Naturschutz in Bayern e.V.Zentrale MitgliederverwaltungDr.-Johann-Maier-Straße 493049 Regensburg
Geworben? Ja, von:
Ich möchte eine Werbeprämie. Infos unter www.bund-naturschutz.de/praemien und bei jeder BN-Kreisgruppe.Ich möchte keine Prämie, verwenden Sie den Betrag für den Naturschutz.
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Ja, ich will mich für den Natur-
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...und erkläre hiermit meinen Beitritt
zum Bund Naturschutz in Bayern e.V.Bei Familienmitgliedschaft bitte ausfüllen:
(mit Jugendlichen bis einschl. 21 Jahren)
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Hiermit ermächtige/n ich/wir Sie widerru ich, die zu entrichtenden
Beitragszahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines/unseres Girokontos
mittels Lastschriftverfahrens einzuziehen.
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Unterschrift
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Jahresbeitrag
Einzelmitgliedschaft mind. € 48,00
Familien mind. € 60,00
(mit Jugendlichen bis einschl. 21 Jahren)
Personen mit geringem
Einkommen mind. € 22,00
(Selbsteinschätzung, auf Antrag)
Senioren-(Ehe-)Paare mit geringem
Einkommen mind. € 30,00
(Selbsteinschätzung, auf Antrag)
Jugendliche, Studenten, Schüler,
Lehrlinge, Teilnehmer am Bundes-
freiwilligendienst und Vergleichbare
(ermäßigt) mind. € 22,00
Schulen, Vereine, Firmen mind. € 70,00
Ich unterstütze den BN freiwillig
zusätzlich mit einem Betrag von jährlich
15,- 30,- 50,- ,- Euro
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[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 3
Natur+Umwelt2-2011
Lebendige MooreMoore sind ein stark bedrohter Lebensraum selten gewordener Tiere und Pflanzen. Und Sie sind unverzichtbar für den Stopp des Klimawandels. Bund Naturschutz und BUND engagieren sich für ihren Schutz. Ab Seite 10
Inhalt Bund Naturschutz Bayern 4 �Kreisläufe Arbeitskreise spielen
im BN eine wichtige Rolle. Wir stellen sie vor und beginnen mit dem AK Abfall und Kreislaufwirtschaft. Und mehr »Intern«
6 Leserbriefe
7 Rebell Romuald Schaber, Vor sitzender der Deutschen Milchviehhalter, wurde vom kreuz braven Bauern zum leidenschaftlichen Bauernrebell. Portrait
8 Ratgeber
9 Wildnis�erwandern Erleben Sie Bergurwälder, Wasserfälle und die Kultur der rumänischen Donaukarpaten. Eine BNReise.
10 ��Lebendige�Moore Unser Titelthema zum Schutz der wertvollen Lebensräume.
24 �Kein�Bock�als�Gärtner Wenn die aktuellen Untersuchungen zum DonauAusbau unabhängig sein sollen, dann dürfen sie nicht von der RheinMainDonau AG bestimmt werden. Und mehr »Aktuell«
30 �Bezauberndes�Rot Der Klatschmohn fasziniert Maler ebenso wie Kinder.
32 �31�000�mal�Ja�Die Unterschriftenaktion für einen Nationalpark im Steigerwald war ein großartiger Erfolg. Markus Söder bekommt 31000 Argumente für mehr Engagement der Staatsregierung. Und viel mehr »Regional«
40 �Bildung
41 Termine, Impressum
Inhalt BUNDB1 BUNDEditorial
B2 �Extra BUNDAktionen nach Fukushima
B4 �Kommentar Allianzen für die Energiewende
B6 �Magazin Kurznachrichten
B8 �Nationalparks Hainich
B11 �Ratgeber Mobilfunk und Gesundheit
B12 Zur�Zeit Zukunftsfähige Kommune
B16 �Aktiv Neues aus dem BUND
B20 Internationales
B22 Die�junge�Seite�Auch dieses Jahr kürt die BUNDjugend wieder die schönsten Naturtagebücher. Eine besonders erfolgreiche junge Autorin im Portrait.
B24 �Persönlich Jean Schwarz
Liebe
Lese
r Energiewende und Schutz der Moore – die Brücke zwi-schen unserer Titelseite und dem Heftschwerpunkt (Seite 10 – 23) ist kürzer als auf den ersten Blick erkenn-bar. Denn Moorschutz bedeutet CO2-Speicherung und damit Klimaschutz. Und wie dringend der ist, gewann in den aktuellen Debatten um dem Atomausstieg (Seite 24 und B2 – B4) noch einmal an Deutlichkeit.
Übrigens ist unser Heftschwerpunkt Moorschutz erstmals in Koproduktion von BUND-Redaktion (Seite 10 – 19) und BN-Redaktion (20 – 23) entstanden. Insgesamt bietet diese Ausgabe etwas weniger bayeri-sche Themen als gewohnt, was meiner zweimonatigen Elternzeit geschuldet ist und durch etwas mehr Berichte aus dem gesamten BUND ausgeglichen wird. Die gewohnte Struktur der Natur+Umwelt mit zwei Schwer-punktthemen finden Sie wieder ab Ausgabe 3-11 – mit Schwerpunkt Energiewende! Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Aussteigen, jetzt!Nun will die AtomLobby mit angeblich extrem steigenden Strompreisen Angst verbreiten. Lassen Sie sich nichts vor machen. Und protestieren Sie mit uns am 28. Mai für den sofortigen Atomausstieg!Seite 24
Öko-PartyBieten Sie Ihren Gästen ein stilvolles und umweltgerechtes Ambiente. Das hebt die Feierlaune, wie unser Ratgeber zeigt. Seite 8
4 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
GrünerEngel:BN-Aktivegeehrt
Ehrenamtliches Engagement im Naturschutz hat die bayerische
Staatsregierung in der Vergangenheit kaum gewürdigt – ganz anders als im Bereich des Sports oder der caritativen Arbeit. Umso mehr freut sich der Bund Naturschutz Landesvorstand, dass Umweltminister Markus Söder eine Anregung des BN aufgegriffen und eine neue Ehrung »Grüner Engel« für aktive Naturschützer entwickelt hat. Bei der erstmaligen Verleihung am 14. März auf der Kaiserburg in Nürnberg wurden zahlreiche zum Teil jahrzehntelang im BN aktive Mitglieder ausgezeichnet: Doris�Tropper, stellvertretende LandesvorsitzendeSebastian�Schönauer,�stellvertretender LandesvorsitzenderChristiane�Matern, langjährige Vorsitzende der Kreisgruppe (KG) Nürnberger LandWerner�Fees, langjähriger Vorsitzender KG MiesbachAlexander�Helber,�Vorstandsmitglied KG DonauRiesHeike�Heß, Vorstandsmitglied KG CoburgGünter�Grimm,�langjähriges Vorstandsmitglied KG SchwabachFranz�Peterhans, KG DingolfingLandauHans-Jochen�Iwan, KG StarnbergThomas�Kastenmüller, KG MünchenOtmar�Fischer,�KG NürnbergLandErich�Rößner,�KG SchweinfurtWalter�Hundhammer,�KG Ostallgäu/KaufbeurenAlfred�Schäflein, KG WürzburgDietmar�Walter, KG Kempten/OberallgäuDer BN-Landesvorstand sagt Danke und herzlichen Glückwunsch! Auch Natur+Umwelt gratuliert.
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Arbeitskreise im BN1.AbfallundKreis-laufwirtschaftWarum�liegt�Ihnen�gerade�die��Abfallwirtschaft�am�Herzen?Um es mit Hubert Weinzierl zu sagen: Ich will »Politik fürs Leben«. Der Bereich Abfall liegt mir dabei ebenso am Herzen wie die bedrohte Mehlprimel. Ich landete 1994 eher zufällig bei diesem Thema. Die Lösung unserer Probleme ist seither übrigens gleich geblieben: Wir müssen unseren Lebensstil ändern!Wo�brennt�es�derzeit�am�meisten?Es gibt nicht »den einen« Brennpunkt. Im Moment versagt die gesamte Politik. Sie überlässt das Feld dem Zufall, der Wirtschaft oder den Lobbyisten und akzeptiert damit, dass Gewinne privatisiert, Verluste und Lasten aber sozialisiert werden.Was�ist�die�wichtigste�Zukunfts-aufgabe�des�LAKs?Wir müssen den Zusammenhang zwischen Rohstoffverknappung und Wertstoffvernichtung deutlich machen und den Kreislaufwirtschaftsgedanken betonen. Nur wenn wir in Zukunft intelligentere Wirtschaftsweisen als heute nutzen, kann den Rohstoffproblemen kommender Jahrzehnte begegnet werden.Was�war�der�größte�BN-Erfolg?Wir haben zusammen mit der Initiative »Besseres Müllkonzept« ein modernes bayerisches Abfallgesetz entwickelt. Auch der hervorragende Standard der Mülldeponien und der Filtertechnik in bayerischen Müllverbrennungsanlagen ist zum großen Teil auf unsere beharrliche Arbeit zurückzuführen.Was�würden�Sie�als�Umweltminister�für�einen�Tag�tun?Mein Amt ernst nehmen!(Interview:�ht)
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BNundFWaufeinerWellenlänge
Der Bund Naturschutz und die Freien Wähler (FW) in Bayern
liegen bei vielen Umweltthemen auf einer Linie. Das stellten die FWLandtagsabgeordnete Tanja Schweiger und der BNLandesbeauftragte Richard Mergner bei einem Treffen Ende Januar in Nürnberg fest. Gerade beim brandaktuellen Thema Energiewende sind die Übereinstimmungen groß.
So unterstützt Schweiger die Forderung des BN, Energieagenturen flächendeckend einzuführen und damit eine unabhängige Energieberatung bayernweit auszubauen. In dieselbe Richtung zielt die »regionale Energieoffensive« der Freien Wähler, die von Mergner ausdrücklich begrüßt wurde. Mit der Veranstaltungsreihe wollen die FW für eine regenerative, dezentrale Energieversorgung sensibilisieren und damit auch für eine Unabhängigkeit von OligopolStrukturen bei der Energieversorgung werben.
Auch bei vielen weiteren Themen fanden Schweiger und Mergner grundsätzliche Übereinstimmungen zwischen BN und FW: keine Grüne Gentechnik, kein Donauausbau, keine dritte Startbahn im Erdinger Moos! Als überparteilicher Verband führt der Bund Naturschutz regelmäßig Gespräche mit Vertetern aller Fraktionen im bayerischen Landtag.
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Mehr zum LAK im InternetAb�dieser�Ausgabe�stellt�Natur+Umwelt�je�Heft�einen�Lan-desarbeitskreis�(LAK)�des�BN�vor.�Den�Start�macht�unser�Interview�mit�Gernot�Hartwig,�Sprecher�des�LAK�Abfall�und�Kreis-laufwirtschaft.�Das�ausführlichere�In-terview�lesen�Sie�unter�www.bund-naturschutz.de/�magazin.�
[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 5
IhrUrteil:GutHerzlichen Dank, liebe Leserin
nen und Leser, dass Sie so bereitwillig und fundiert an unserer Mitgliederbefragung teilgenommen haben, zu der wir Sie im März eingeladen hatten. Nur ganz wenige der repräsentativ ausgewählten BNMitglieder wollten nicht befragt werden – so wenige, dass selbst die für uns tätige Firma ganz überrascht war.
Hoch erfreulich sind auch Ihre Aussagen zum Bund Naturschutz und zur Natur+Umwelt. Das BNMagazin wird intensiv gelesen, meist sogar von mehreren Personen je Haushalt (im Schnitt 1,7), von den meisten für spätere Lektüre aufgehoben (74 %) und überwiegend mit der Note Gut bewertet (Schnitt 2,2). Das freut die Redaktion sehr, ebenso wie Ihre vielen Anregungen, wie wir uns weiter verbessern können. Wir werden versuchen, Ihren Ideen und Wünschen gerecht zu werden.
Eine sehr erfreuliche Bestätigung geben uns auch Ihre Aussagen zu den umweltpolitischen Positionen des BN. Bei allen sieben Themen, zu denen wir um Ihre Meinung baten, konnten Sie uns mit großer Mehrheit bestätigen, dass es Ihre Anliegen sind, die wir als BN vertreten. Sie stimmen mit unseren Forderungen überein, ob wir nun für einen Nationalpark im Steigerwald eintreten (Zustimmung 96 %), gegen eine dritte Startbahn am Flughafen München (82 %) oder für ein Tempolimit 120 auf allen Autobahnen (71 %). Ihre Unterstützung gibt uns frischen Mut, für Umwelt und Natur zu kämpfen. Herzlichen Dank! Mehr�Ergebnisse�der�Mitglieder-befragung�lesen�Sie�in�N+U�3-11.�Ihr�Manfred�Gößwald,��leitender�Redakteur
Der atomare GAU, der größte anzunehmende Unfall, ist in Japan
eingetreten. In einem Land, das wie kaum ein anderes für technische Innovation und Perfektion stand. Die Atomkraft ist unbeherrschbar. Die Leugnung dieser Wahrheit hat wieder einmal für zehntausende Menschen schreckliches Leid gebracht. Boden und Wasser sind auf Jahrzehnte verstrahlt, die radioaktive Wolke bedroht ganze Regionen.
Das vermeintlich zu vernachlässigende atomare
»Restrisiko« ist in Fukushima zur tödlichen Realität geworden. Eine große Region wird
über Jahrzehnte verstrahlt und un
bewohnbar sein. 25 Jahre nach dem katastro
phalen Atomunfall in Tschernobyl kann für unser Land daraus nur eine ethische Konsequenz gezogen werden: Deutschland muss sofort aus dieser nicht beherrschbaren, unverantwortbaren Technologie aussteigen. Atomare Katastrophen wie in Japan lassen sich auch in Bayern und Deutschland nicht verhindern. Sie treten auf – urplötzlich – und die Wahrscheinlichkeit für die Katastrophe ist nicht Null. Dagegen hilft auch kein dreimonatiges Moratorium zu Beruhigung der Bevölkerung. Sicherheit entsteht nur durch sofortiges Abschalten der deutschen Atomkraftwerke. Der Bund Naturschutz und unser Bundesverband BUND fordern dies seit 1975, lange bevor dies irgendeine Partei politisch formulierte.
Über eine Million Menschen haben im März für eine bessere Energiezukunft demonstriert, seither finden in hunderten bayerischen Gemeinden Montagsdemonstrationen, Mahnwachen und Veranstaltungen für den Atomausstieg statt. Die Wahlen in BadenWürttemberg und in RheinlandPfalz haben gezeigt, dass Parteien abgewählt werden, wenn sie sich zum Büttel der Gewinninteressen der Atomkonzerne machen. Die
Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen haben sich klar für den Atomausstieg positioniert und selbst in der CSU hat auch durch unsere Arbeit wie bei der Agrogentechnik ein Umdenken eingesetzt. Jetzt wird über die Zukunft der Energieerzeugung in Deutschland entschieden. Der Kampf gegen die Energieverschwendung auf allen Ebenen, für konsequente Stromeinsparung, Effizienz, KraftWärmeKopplung sowie eine dezentrale Stromversorgung mit naturverträglichen Erneuerbaren Energien muss endlich in der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung in allen Ministerien absolute Priorität bekommen.
Mit Ihrem persönlichen Engagement für den Atomausstieg, mit Ihrer Unterstützung bei den Demonstrationen am 28. Mai in Nürnberg, München und Landshut, können wir die ökologische Energierevolution »von unten« schaffen. Zeigen Sie den Atomkonzernen E.ON, RWE, ENBW und Vattenfall die rote Karte, und wechseln sie zu einem Ökostromanbieter oder einem ökologisch orientierten Stadtwerk. Helfen Sie mit, dass Ihre Gemeinde einen Energienutzungs und Klimaschutzfahrplan beschließt. Wenn wir als führendes Industrieland den Einstieg in eine generationengerechte Energienutzung schaffen, ist dies ein Signal für Länder wie Tschechien, Frankreich, Großbritannien und eine Ermutigung für die leidgeprüften Menschen in Japan.
Ihr�Prof.�Dr.�Hubert�Weiger,��Vorsitzender�des�BNIhre�Doris�Tropper,��stv.�Vorsitzende�des�BNIhr�Sebastian�Schönauer,��stv.�Vorsitzender�des�BN
Ihr Einsatz für die Energiewende
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ben Prozent Mehrwertsteuer verlangt werden. Und wir Verbraucher sollten den Fleischverbrauch kräftig senken. Wenn Wurst oder Fleisch, dann aus der Region oder Bio! Franz�Xaver�Amann,�Hirschaid
TippszumEnergiesparenZum�Ratgeber�»Die�Erneuerbaren�und�das�Geld«�in�N+U�2-10Ein aufgeschlossener Fachverkäufer konnte mir Waschmaschinen mit integriertem WarmKaltwasseranschluss zeigen. Dafür gibt es sogar ein Symbol, das im Bedienfeld der Maschinen aufgedruckt ist. Das Energiesparpotenzial solcher Warm wasseranschlüsse ist vor allem dann nennenswert, wenn das warme Wasser aus einer Solaranlage stammt. Vielen Betreibern von Solaranlagen ist dieses Potenzial überhaupt nicht bewusst, aber erst solche Maßnahmen machen eine thermische Solaranlage wirklich CO2 effektiv und auch wirtschaftlich rentabel. Aber auch die Warmwasserzirkulation im Rohrsystem muss passen. Ohne Zirkulation ist alles schnell für die Katz, denn bis warmes Wasser kommt, ist die Maschine mit kaltem Wasser gefüllt und elektrische Heizenergie trotzdem in erheblichem Umfang erforderlich. Das Optimum ist hier eine steuerbare Zirkulation. Sie wird selten beim Hausbau geplant und wäre ein echter Hit in der Bauvorschrift. Manfred�Liebel,�per�E-Mail
Wärmepumpen sind, von Ausnahmefällen abgesehen, ökologisch nicht sinnvoll. Zu einer Holzpelletheizung sollte man nicht mehr raten, denn das Holz wird bereits knapp, und Anwohner klagen über Geruchsbelästigung und erhebliche Feinstaubemission (circa Faktor 1000 über sauberer Ölheizung!). Ein »hydraulischer Abgleich« der Heizung ist eine Modeempfehlung, jedenfalls in der Regel überflüssig in Ein und Zweifamilienhäusern neuerer Bauart, da diese ja an die Räume angepasste Heizkörper mit Thermostatregelventilen besitzen. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.horbiradio.de. Bernd�Horbaschek,�Vorsitzender�der�BN-Kreisgruppe�Ansbach
SchafehabenFluchtinstinktZum�Titelthema�»Der�Wolf�ist��wieder�da«�in�N+U�1-11Mit der neuen Ausgabe ist Ihnen wieder ein großer Wurf gelungen. Das Thema Wolf, das uns im Landkreis Miesbach seit über einem Jahr beschäftigt, ist durch die Autoren sachlich optimal aufbereitet worden. Großes Kompliment! Helmut�Drösler,�per�E-Mail
Sie behaupten, Schafe seien problemlos zu erlegen, weil sie so gut wie keinen Fluchtinstinkt mehr hätten. Ich verbringe seit mehreren Jahren jedes Wochenende mit Schafen, kenne verschiedene Herden und habe auch ein eigenes Schaf in
einer Herde untergebracht. Dabei erlebe ich immer wieder auf’s Neue: Der Fluchtinstinkt ist bei allen Schafen sehr stark ausgeprägt! Außerdem stehen nicht alle Schafe unbewacht auf Almen – ich kenne auch Schafhalter, die schon seit Jahren Hirten haben! Angela�Selmeier,�München
Wir brauchen im dicht besiedelten Mitteleuropa keine Bären und keine Wölfe. Es wird übersehen, dass die Beutetiere, vor allem unsere Hausschafe, Todesängste ausstehen müssen, wenn Wölfe in ihr Gatter einbrechen. Herrmann�Münst,�Lindau
MassentierhaltungbekämpfenZum�Beitrag�»Mehrgleisig�aktiv«��in�N+U�1-11Ich finde es sehr gut, dass der BUND das Wachstum der industriellen Massentierhaltung auf allen Ebenen bekämpft, zum Wohl der Tiere, für unsere Gesundheit und vor allem auch für den Klimaschutz. Die deutsche Landwirtschaft verursacht heute so viele CO2Emissionen wie der Straßenverkehr. Und hier passiert nichts, überhaupt nichts. Im Gegenteil, die quälerische Massentierhaltung wächst enorm. Die industrielle Landwirtschaft ist in die Verantwortung zu nehmen. Für Produkte, die durch Massentierhaltung erzeugt werden, könnten zum Beispiel 19 statt sie
NeueBahnstreckensindnötigZum�Beitrag�»Zeit�lassen«��in�N+U�4-10Nicht nur der Zeitgewinn, auch die Energieersparnis fordern eine Modernisierung des Streckennetzes. Diese hat man der Eisenbahn lange Zeit politisch versagt, der Fernstraßenbau hatte mehr als ein halbes Jahrhundert absolute Priorität. Leider hat man auch bei den großen Maßnahmen, wie Elektrifizierung und Modernisierung der Leit und Sicherungstechnik, nur wenig unternommen. Der Bau zusätzlicher Strecken ist aber auch zur Trennung der schnellen und der langsameren Verkehrsströme notwendig. Das bedeutet im Umfeld der Großstädte eigene Gleise für den Nahverkehr und auf den wichtigsten Fernstrecken besondere Gleise für den Personen und den Güterverkehr.
Ein Plädoyer für das System »Bahn« ist aber dort nicht angebracht, wo Geschäftsfelder unterstützt werden, die heute eindeutig vom Straßenverkehr besser bedient werden: die schwach belasteten
Nebenbahnen. Verkehre, die im Stundentakt von einem einzigen Omnibus ausreichend bedient werden können, sind für Züge nicht geeignet; der Schienenverkehr ist dort volkswirtschaftlich nicht zu vertreten. Leider wird gerade von Kreisen, die die Bahn fördern wollen, die Beibehaltung solcher Strecken oft vehement gefordert. Wer aber wirklich das System »Bahn« fördern will, muss akzeptieren, dass in den wichtigen Relationen grundlegende Verbesserungen notwendig sind und andererseits an den schwächst belasteten Strecken die Bahn nicht zu unvertretbarem Weiterwursteln gezwungen wird. Dr.-Ing.�Manfred�Weigend,��Leitender�Bundesbahndirektor�a.D.
6 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Schreiben Sie uns!Wir�freuen�uns��auf�Ihre�Meinung:��BN-Magazin�»Natur+Umwelt«,�Dr.-Johann-Maier-Str.�4,��93049�Regensburg,�Tel.�09 41-2 97 20 22,�Fax�2 97 20 31,��[email protected]
Diese�und�weitere�Leserbriefe�werden�auch�im�Internet�veröffentlicht:�www.bund-naturschutz.de/magazin.�
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[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 7
Das Heu: Wer sich ein Bild von Romuald Schaber (54) machen will, muss ihm in den Kuhstall folgen. Dort zeigt der Allgäuer Milchbauer nicht ohne Stolz sein bodenständiges Braunvieh und hält einem eine Hand voll Heu unter die Nase. Es riecht auch nach dem langen Winter noch immer würzig und kräftig wie eine satte Sommerwiese. »So würzig ist das Leben auf unserem Schaberhof«, sinniert der Milchbauer, »ein Leben, das nach was schmeckt.«
Der Hof: Hier also ist der Kern einer bäuerlichen Existenz, die sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und heute an ihre Grenzen stößt. »Niemand hat die Geschichte unserer Familie und ihres Anwesens in Petersthal aufgeschrieben. Dazu hatten wir keine Zeit«, erzählt Schaber, »aber ich weiß, dass wir seit hunderten von Jahren Bauern waren und sind – freie Bauern, stolze Bauern.« Heute aber sei die Situation anders. »Unsere Eigenständigkeit und unsere Existenz stehen auf dem Spiel«, mahnt er.
Die Familie: Mit seiner Familie bewirtschaftet er im Oberallgäu den 35 Hektar großen Grünlandbetrieb mit über vierzig Kühen und einem guten Dutzend Kälber. »Auf dem Hof«, schwärmt er, »ist noch alles eins: Betrieb und Wohnbereich, Leben und Arbeiten, Familie und Beruf.« Hier könnten sich Frauen im Beruf verwirklichen und Männer um ihren Nachwuchs kümmern. »Nirgends ist die Arbeitswelt familiengerechter«, weiß der Vater von fünf Kindern, »aber nur, wenn einem die Arbeit nicht über den Kopf wächst.«
Die Milch: Längst jedoch sehen sich immer mehr Milchbauern in einer ausweglosen Situation. »Milch ist weiß. Frisch, warm, cremig, gesund. Bis sie zum roten Tuch wird.« So steht es in »Blutmilch«, Schabers aufrüttelndem Buch, das Auskunft gibt, wie aus dem abstrakten Begriff des »Bauernsterbens« ein ganz konkretes, fürchterliches Phänomen wurde.
Der Markt: Es ist ein Teufelskreis, der sich – wie eine Schlinge – um den Bauern schließt: Wenn die Investitionen kontinuierlich steigen, der Milchpreis systematisch sinkt und das wirtschaftliche Überleben trotz aller Anstrengungen nicht mehr gelingt, greifen immer mehr Landwirte zum letzten Mittel. »Tut mir leid, sagt
sich der Bauer still und geht in den Stall. Bis ihn die Frau, die Kinder finden. Wer das miterleben muss, den würgt es«, schreibt Schaber. Der Weltmarkt sei schuld, heißt es dann.
Die Ohnmacht: »Auch ich«, so gesteht er ein, »hab lange nicht gemerkt, dass es nicht reicht, sich nur um den eigenen Hof zu kümmern und dass wir etwas ändern können.« Er wagte es, sich wieder seine eigenen Gedanken zu machen. Zum Beispiel über faire Milchpreise und Fairness überhaupt. Über gerechte Entlohnung und Gerechtigkeit an sich. Über den freien Markt und unfreie Bauern, abhängig von Prämienzahlungen der EU. Mitte der 90erJahre war aus dem kreuzbraven Bauer ein leidenschaftlicher Bauernrebell geworden.
Das Aufbegehren: Dass es gerade die Milchbauern sind, die aufstehen, wundert nicht. »Wer weiß, wie Milch, Kuh und Gebären, wie Ernährung und Umweltschutz zusammenhängen, der versteht, warum wir kämpfen«, so Schabers Logik. Aus der wachsenden Unzufriedenheit erwuchs eine bäuerliche Bewegung, die sich 1998 in einer neuen Vereinigung neben dem Bauernverband zusammenschloss. »BDM«, die drei Buchstaben stehen für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und dieser wiederum für Milchstreiks, Mahnwachen, Traktorblockaden – und vor allem für einen anständigen Milchpreis.
Und die Zukunft: Romuald Schaber, der Maurer gelernt hat, aber lieber Bauer geblieben ist, engagiert sich heute an der Spitze des BDM und der entsprechenden europäischen Vereinigung. Souverän und überzeugend trägt er seine Argumente vor. »Wer will uns daran hindern, hochwertige, gesunde und rückverfolgbare Milch zu erzeugen und dabei auf das Wohl von Tier und Umwelt zu achten?«, fragt er, »und wer, der Arbeit ihren Wert zurückzugeben?« Nicht Mut der Verzweiflung, sondern selbstbewusste Zuversicht treibt ihn an. »Der Bauernaufstand unserer Tage findet nicht mit Mistgabeln statt. Bauern stehen auf, weil sie dieser Gesellschaft etwas zu sagen haben.« Zum Beispiel, wie die Milch wieder weiß wird.
KontaktBundesverband�Deutscher�Milch-viehhalter�e.�V.,�Vor-sitzender�Romuald�Schaber,�Burgstraße�5,�87466�Petersthal,�Tel.�0�83�76�-�14�22,��[email protected]
Romuald Schaber
WiedieMilchwiederweißwirdNaturschutz sei keine Ideologie, so die Süddeutsche Zeitung, sondern »Notwehr gegen Angriffe auf Lebensgrundlagen«. Auch die bäuerliche Landwirtschaft sieht sich in einem existenziellen Abwehrkampf. »Höfe sterben, Arbeitsplätze gehen verloren, die Landschaft droht zu verkommen«, beschreibt Romuald Schaber die schier aussichtslose Lage seines Berufsstandes – und wurde zum Bauernrebell. Von Christoph Markl-Meider
Ein Bauer begehrt aufRomuald Schaber, Landwirt im Allgäu, streitet für die Zu-kunft seiner Hei-mat, seiner Kinder und seines Berufs-standes.
Von Menschen, Milch und MärktenRomuald�Schaber:�»Blutmilch.�Wie�die�Bauern�ums�Über-leben�kämpfen«.��Bestellen�bei�der�BN�Service�GmbH,�Tel.�0�91�23�-�99�95�70,�[email protected]
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8 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Es beginnt schon mit der Einladung: Aufwendige Postkarten oder Briefe sollten besonderen Ereignis
sen vorbehalten bleiben, wie runden Geburtstagen oder Hochzeiten. Das gute alte Telefon, EMail oder Face book genügen ansonsten allemal.
Wie klimafreundlich Ihre Gäste anreisen, können Sie nur wenig beeinflussen. Aber der/die Einzige mit dem Überblick über alle Anreisewege sind Sie. Tipps für mögliche Fahrgemeinschaften wird Ihnen also niemand krummnehmen, Ihre Gäste sparen beim Benzin oder als Gruppe beim Ticket. Oft scheitert die umweltfreundliche Anreise an dürftigen NachtFahrplänen. Mit einem Gästebett oder Matratzenlager können Sie skeptische Freunde vielleicht doch für Bus oder Bahn gewinnen. Wenn Sie ein Fest mit weit verstreuten Gästen organisieren – ein Klassentreffen etwa –, sollten Sie den Veranstaltungsort jedenfalls möglichst verkehrsgünstig legen.
BiokostfürIhreGästeEgal ob Sie selbst einladen oder nur ein kulinarisches Mitbringsel beisteuern: Vermeiden Sie den Sparreflex. Warum sollten an einem Festtag mit Freunden und Familie geringere Ansprüche gelten? Gesunde Biokost zählt heute zum Einmaleins der Gastfreundschaft.
Bieten Sie auch genügend fleischlose Gerichte und alkoholfreie Getränke an. Und bereiten Sie realistische Mengen zu. Soll Fleisch dabei sein, meiden Sie Billigware aus dem Selbstbedienungsregal der Discounter, die quasi immer aus Massentierhaltung mit Gentechnikfutter kommt. Halb und halb gegrilltes Gemüse und Grillfleisch vom Bioladen oder von regionalen Weidetieren – damit stehen Sie in Sachen Tierschutz und Klimaschonung weit besser da. Die Faustregel lautet: Pro Person genügen rund 500 bis 600 Gramm Essen – und zwar alles inklusive, von der Suppe bis zum Dessert. Bleiben trotzdem Reste, lassen sich diese meist problemlos
einfrieren. Größere Mengen übriger Gerichte können Sie auch an die Obdachlosenhilfe spenden, allerdings nur frisch, am selben Tag.
PorzellanstattPappeEin Muss für die Esskultur sind Porzellangeschirr, Gläser, Metallbesteck und Stoffservietten. Servicefirmen bieten in vielen Städten Mietgeschirr, einschließlich Reinigung. So sparen Sie sich viel Arbeit und Abfälle, was sich besonders am Morgen danach als Segen erweist. Leihgeschirr oder zumindest Gläser bekommen Sie zuweilen auch von örtlichen Vereinen oder dem Getränkemarkt. Falls Sie draußen feiern: Stellen Sie, wenn es kühl wird, keine künstlichen Wärmequellen auf. Ein Heizpilz auf der Terrasse produziert fast so viel klimaschädliches CO2 wie der Brenner Ihres Heizkessels im tiefsten Winter. Greifen Sie lieber zu Pullis, Decken und heißem Tee. Denn wie sagt eine bekannte Liedzeile? Sommer ist, wenn man trotzdem lacht. Tino�Schlagintweit
ZehnTippsfürdasgrüneFest Weisen Sie in der Einladung auf die Anbindung
mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Verzichten Sie auf üppige WegwerfDeko. Achten Sie bei Schnittblumen auf das FLPLabel. Drosseln Sie rechtzeitig die Heizung: Zehn Personen
wärmen wie ein 1000 WattStrahler. Nutzen Sie statt Einweggeschirr einen Mietservice,
oder bieten Sie Fingerfood an. Kaufen Sie unvermeidliches Einweggeschirr nur mit
dem Label »kompostierbar«. Markieren Sie Gläser individuell mit Permanent
Folienschreiber – das erspart vieles Spülen. Kaufen Sie Getränke möglichst in Mehrwegflaschen. Werfen Sie Essensreste nicht in die Toilette oder den
Restmüll, sondern in den Biomüll. Kennzeichnen Sie Abfallbehälter zur Mülltrennung
deutlich.
Ratholen,nachlesen Für Kindergeburtstage hat der BUNDladen den Titel
»Und die Umwelt feiert mit« im Angebot, außerdem passende Accessoires wie Luftballons aus FSC-zerti-fiziertem Latex, Ökokreide etc.: www.bundladen.de.
Zur Mengenberechnung gibt’s unter www.chefkoch.de Rezepte mit einstellbarer Personenzahl.
Partyguide »Feier dich grün«, herunterzuladen unter www.klima-sucht-schutz.de.
Feste feiern mit Öko-Anspruch
Party-StimmungimgrünenBereichPlanen Sie ein größeres Fest? Dann bieten Sie Ihren Gästen ein stilvolles und umweltgerechtes Ambiente.
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[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 9
Zwischen den Bäumen ist es angenehm kühl, die Luft ist erfüllt von grüngoldenem Licht. Ein Specht
trommelt. Unser Pfad weicht einem umgefallenen Baum aus, über einen anderen klettern wir hinweg. Flechten hängen wie Bärte von seinen Zweigen. »Bei Urwald denken die meisten an die Tropen«, sagt Reiseleiter Dietmar Gross. »Aber auch in Osteuropa gibt es noch Urwälder.« Der wieder in Siebenbürgen lebende bayrische Forstdirektor führt uns in die am dünnsten besiedelten Gegenden Rumäniens, dahin, wo es noch unberührte Bergmischwälder gibt.
Wohl hat der Mensch hier seinen Fuß hineingesetzt, aber nicht eingegriffen. Keine Säge hat hier je gekreischt, keine Forststraße hat den Wald erschlossen, kein umgestürzter Baum wurde abtransportiert. Die Natur allein bestimmt den Kreislauf von Wachstum und Verfall. Das Ergebnis: Imposante jahrhundertealte dunkle Tannen und himmelstrebende Buchen, dazwischen Ulmen und Ahornbäume. Schon am ersten Tag unserer Reise bringen uns Kleinfahrzeuge direkt in diese Wildnis.
MarktreibenundStromschnellenEs ist Markttag in Caransebes. An den Ständen der Bauern und Kleinhändler locken Wasser und Zuckermelonen, Weintrauben und Pfirsiche, Gemüse und Käse. »Die Märkte sind die wichtigste Versorgungsquelle für die Menschen hier«, erklärt Dietmar Gross. Wer italienisch oder eine andere romanische Sprache spricht, wird ein paar Brocken des Rumänischen aufschnappen, »Pruna« für Pflaume oder »Pâine« für Brot. Wir waschen unser Obst am Marktbrunnen und beobachten eine Weile das Treiben. So mit Proviant versorgt, laufen wir am Nachmittag im Nationalpark Domogled durch die Felsenklamm, die der Lauf der Tesna gegraben hat, und rasten dann bei einer einfachen Schäferei.
Die ungeheure Kraft des Wassers zeigt uns die Donau am fünften Reisetag. Unser Boot pflügt flussaufwärts durch das »Eiserne Tor«, den letzten großen Durchbruch der Donau. An dieser Stelle hat der im Schwarzwald geborene, insgesamt 2850 Kilometer lange Strom zu den Wassern anderer Flüsse noch jene von Drau, Theiß und Save aufgenommen. Nun strömt er an links und rechts steil aufragenden Kalkfelswänden vorüber, Kurs nehmend aufs Schwarze Meer.
DasAugedesBeiIm Nationalpark Neraklamm, in dem alpinkarpatine und submediterrane Pflanzen nebeneinander gedeihen, wartet ein Juwel der Natur auf uns, das »Auge des Bei«: Mitten im Wald liegt es türkisblau und klar als kleiner See, der in Wirklichkeit eine Quelle ist. Der Quellmund liegt am Teichboden, Bläschen bildend steigt das Wasser an die Oberfläche auf. Ein Ort von poetischer Schönheit. Rieseln und Plätschern kündet schon von weitem die BeusnitaFälle an. Hier hat das kalkreiche Wasser in Jahrtausende währender Arbeit überhängende Kalktuff und Sinterfelsen angelegt, über die das Wasser tropft und rinnt. Ihr Moosbehang gibt ihnen eine Anmutung von Märchenwelt.
Den Abschluss unserer Reise bildet ein Besuch in Temesvar, das wegen seiner Bauten auch KleinWien genannt wird. Doch vorher tauchen wir noch einmal in die Banater Urwälder ein. Einen Tag lang wandern wir durch den riesigen Buchenwald im SemenicGebirge, ohne auf menschliche Behausungen oder Spuren zu treffen. Wer die Wildnis Rumäniens betritt, wandelt seine Vorstellungen davon, was Natur ist. Beim Durchmessen der Wälder mit den Füßen offenbaren sich unbekannte Dimensionen und ein neues Zeitgefühl. Margarete�Moulin
Foto
s: G
ross
Steiniger PfadTrittsicherheit und Schwindelfreiheit sind bei der Wan-derung durch die Nera-Klamm ein Muss.
Cooler PoolDie Beusnita er-gießt sich mitten in wildem Regen-wald-Szenario in eine Gumpe.
AbindenDschungel!Erleben Sie Bergurwälder und Wasserfälle Rumäniens. Jetzt anmelden für den neuen Reisetermin. 19. bis 28. August 2011 Reisepreis pro Person 990 Euro (für Nichtmitglieder
1190 Euro)Infos und Anmeldung unter Tel. 09 12 3 - 999 57-10, [email protected], www.bund-reisen.de
Wandern in der Wildnis der Donaukarpaten
Wasser,Felsen,weiteWälderDie Augustsonne lastet auf dem dichten Kronen-dach der Buchen. Dort, wo ihre Strahlen durch-dringen, malen sie Kringel auf den Waldboden.
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14 BUNDmagazin [2-11]
Ein Meter Torf in tausend Jahren:Was ein Moor werden will,mussWeile haben.
Lange blieben unsere Moore unangetastet, konnten sich ausdehnen, Schicht um
Schicht zulegen. Doch dann war es vorbei mit der Ruhe. In rascher Folge fielen
die Moore dem Land- und Torfhunger einer stetig wachsenden Bevölkerung zum
Opfer. Die letzten Reste der einst so weiten Moorlandschaften sollten uns heute
in mehrfacher Hinsicht teuer sein. Der BUND kämpft für ihren Schutz – und dafür,
dass geschundene Moore zu neuem Leben erweckt werden.
TITELTHEMA
blick
winkel/McP
HOTO
LebendigeMoore
Morgenstimmung im Murnauer Moos, dem größten geschlossenen Moorkomplex Mitteleuropas; vorne Sibirische Schwertlilien.
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W erfen wir einen Blick in die Vergangenheit: Vor300 Jahren noch dehnten sich vor allem in Nord-
deutschland und am Alpenrand im südlichen Bayernriesige Moore aus. Seit der letzten Eiszeit waren siegewachsen, bis zu 12000 Jahre lang. Hatten Pflanzen-reste angelagert, Millimeter um Millimeter, bis mächti-ge Torfkörper entstanden.
Ihr hoher Wasserstand machte die Moore schwerzugänglich. Länger als alle heimischen Ökosystemewurden sie daher gemieden, blieben unangetastet undvon rauer Wildnis. Märchen und Sagen umkreisten sie,als Schauplatz von Unglücksfällen und Verbrechen.»Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen«, beginntAnnette von Droste-Hülshoffs Ballade »Der Knabe imMoor«; und gegen Ende heißt es: »Wär’n nicht Schutz-engel in seiner Näh', seine bleichenden Knöchelchenfände spät ein Gräber im Moorgeschwehle.« 1842 wardas, und obwohl die Gräber – die Torfstecher – schon indie Moore vorgedrungen waren, hatten diese nochnichts von ihrem Schrecken verloren.
Spezialisten unter sichAls größte baumfreie Inseln im weithin bewaldeten
Mitteleuropa bildeten die Hochmoore einst eine Weltfür sich. Vergleichsweise wenige Arten konnten diesenLebensraum erobern. Zur spezialisierten Tier- undPflanzenwelt der Hochmoore gehören besonders vieleArten, die heute stark bedroht sind. Kein Wunder, ist ihrstilles Reich doch fast völlig verschwunden.
Einst dehnten sich die deutschen Moore über ein-einhalb Millionen Hektar aus. Auf etwa fünf Prozentder Landesfläche – in Norddeutschland teilweise über
15 Prozent – regierten Torfmoose und andere Moor-bildner. Doch seit dem 18. Jahrhundert entzog derMensch 99 Prozent dieser Moore planvoll das Wasserund zerstörte sie dadurch, mal mehr, mal weniger.
Schon eine leichte Absenkung des Wasserspiegelsgenügt, um die Mannigfaltigkeit unberührter Hoch-moore endgültig zu vernichten. Ihre Vegetation domi-nieren verschiedene Torfmoose, Wollgräser und Binsen.Dazu kommen – als stetige Begleiter – etwa zehn Gefäß-pflanzen, vom Sonnentau über die Moosbeere bis zurBesen-, Rosmarin- und Glockenheide. Vor allem in denRandbereichen besiedeln mitunter auch niedrige Bir-ken und Kiefern den Moorboden.
Moore – einst und heuteFrüher prägten Moore in Deutschland große Landstriche. Kaum etwas ist von ihnen übrig geblieben.
Doch ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt, den Hochwasserschutz und das Klima ist immens.
Wir müssen deshalb den bis heute andauernden Raubbau beenden und alle Restmoore schützen.
Hoch- und Niedermoore
Wo Niederschläge und Grundwasser zu einem ständigenWasserüber-schuss führen, entstehen Moore. Abgestorbene Pflanzenreste können imWasser nicht abgebaut werden und lagern sich als Torf ab. Dabei unter-scheidet man hauptsächlich zwei Moortypen: Hochmoore werden aus-schließlich von Regenwasser gespeist. Ihre Entstehung vollzieht sich, in-dem Torfmoose in großen Polstern über das Grundwasser emporwachsen.Intakte Hochmoore werden zu ihrem Zentrum hin immer nasser. Charak-teristisch ist ein kleinräumiges Mosaik von Bulten und Schlenken, vontrockeneren und nassen Bereichen. Hochmoore sind sehr sauer, extremnährstoffarm und wachsen durchschnittlich 1 mm pro Jahr in die Höhe.Niedermoore dagegen entstehen, wo Seen verlanden, Senken versumpfen,Auen periodisch überflutet werden oder Quellen auftreten. Sie sind häufignährstoffreich und teils mit Schilfröhricht und Großseggen, teils mit Bruch-wald bewachsen. Von Nieder- zu Hochmooren gibt es vielfältige Übergänge;diese »Zwischenmoore« werden oft von Kleinseggen besiedelt.
blick
winkel/J.Flohe
Im Murnauer Mooswächst auch das Hell-
gelbe Knabenkraut;die stark gefährdeteOrchidee wird bis zu
einen Meter hoch.
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Immerhin über hundert wirbellose Tiere sind inihrem Vorkommen auf Hochmoore beschränkt. Dazuzählen Käfer wie der Hochmoor-Laufkäfer, Schmetter-linge wie Hochmoorgelbling und -bläuling, Libellenwie die Hochmoor-Mosaikjungfer oder spezialisierteWolfsspinnen. Zu den typischen Brutvögeln zähl(t)enBirkhuhn, Sumpfohreule, Großer Brachvogel undGoldregenpfeifer – vier Arten, die heute in Deutschland
allesamt vom Aussterben be-droht sind.
Niedermoore stellen ver-gleichsweise weniger »extre-me« Lebensräume dar. Andersals Hochmoore wölben siesich nicht über ihre Umge-bung empor und werden des-halb auch Flachmoore ge-nannt. Meist nährstoffreichund immer von Grundwassergenährt, prägen Schilfröhrich-te, Seggenriede oder Bruch-wälder ihr dichtes Pflanzen-kleid. Niedermoore sind weitartenreicher als Hochmooreund werden von weniger spe-zialisierten Tieren und Pflan-zen besiedelt.
Doch ob Hoch- oder Nie-dermoor – kleinräumig verän-derte geologische und klimati-sche Parameter können ingroßen Moorkomplexen zueiner hohen Vielfalt auf engs-tem Raum führen.
Wie die Moore verschwandenUm den Wasserstand zu senken, hoben die ersten
Moorkolonisten ein dichtes Netz von Gräben undKanälen aus. Es diente zur Fortbewegung, solange We-ge im Morast keinen Halt fanden. Und es diente zumAbtransport des Torfes, der als Brennstoff in die Städteund Fabriken geliefert wurde. Wo größere Ansiedlun-
gen fehlten, lohnte der Torfabbau nicht. Man beließ esbei einer geringen Entwässerung, brannte das Mooroberflächlich ab und lebte mehr schlecht als recht vondem, was die Torfasche hergab, Buchweizen oderanspruchslose Feldfrüchte.
Erst mithilfe von Kalk und Mineraldünger liefertedie Bewirtschaftung der Hochmoore ab Mitte des 19.Jahrhunderts mehr Ertrag. Mit dem Einsatz großerLandmaschinen beschleunigte sich die Zerstörung vonHoch- wie Niedermooren im 20. Jahrhundert rapide.Die Not nach dem Zweiten Weltkrieg führte dazu, dassauch den letzten intakten Mooren das Wasser abgegra-ben wurde.
Durch die Trockenlegung aber sackt der Moorboden,Sauerstoff dringt in den Torfkörper, die organischeSubstanz wird zersetzt, der Torf »verbrennt«. Übrigbleibt nach Jahren des Raubbaus ein oft stark verdich-teter, ausgelaugter Boden, der kaum noch Wasser undNährstoffe aufnehmen kann. Aus Ackerland werden Bra-chen, kümmerliches Grasland oder Aufforstungen.
Neben der verbreiteten land- und forstwirtschaft-lichen Nutzung wird in deutschen Mooren bis heuteTorf gewonnen. So sind in Niedersachsen derzeit noch300 Quadratkilometer einstige Hochmoore in Händender Torfindustrie. Schichtweise werden die dicken Torf-lagen hier abgebaut. Doch statt den Abbau so bald wiemöglich zu stoppen, soll er in den nächsten Jahrennoch ausgeweitet werden. 90 zusätzliche Quadratkilo-meter – derzeit Weideland – plant die Landesregierungfür den Torfabbau freizugeben. Der Wasserstand müss-te dafür weiter gesenkt werden, ein Problem vor allemfür unser Klima.
Dramatischer KlimaeffektÜber 60 Prozent unserer Moore gelten heute als
stark entwässert, 35 Prozent als mäßig und weniger alsdrei Prozent als schwach entwässert. Der nach der Ent-wässerung verbrennende Torf setzt große Mengen desKlimagases Kohlendioxid frei. Über Jahrtausende ge-speicherter Kohlenstoff gelangt so binnen Kurzem indie Atmosphäre zurück. Die industrielle Landnutzungder Moore setzt anfangs bis zu 25 Tonnen CO2 pro Hek-
Torfmoos – derStoff, aus demdie Moore sind.
Vom Aussterbenbedroht: Sumpf-ohreule (rechts)und streitendeUferschnepfen.
FotexJustusdeCuveland
Gerd
Kriewald
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tar und Jahr frei, außerdem große Mengen Lachgas, dasbesonders klimaschädlich ist.
Dieser ungewollte, durch falsche Nutzung verschul-dete Schwund der Moorböden dauert bis heute an. ImVerhältnis zu seiner Moorfläche ist Deutschland dergrößte europäische Emittent von Treibhausgasen auszerstörten Mooren. Mit welchen Folgen, erläutertMichael Succow von der Uni Greifswald: »WachsendeMoore sind die wichtigste Kohlenstoffsenke auf demFestland. Ihr Verlust verstärkt die globale Klimaerwär-mung dramatisch. Jährlich entweichen aus drainiertenMooren weltweit etwa drei Milliarden Tonnen CO2.Aktuelle Klimabilanzen berücksichtigen das kaum.«
Moore schützenWo immer also in Deutschland Moorrelikte die Zeit
überdauert haben, verdienen sie bestmöglichen Schutz.Einmal aus Verantwortung für unser Klima. Und dannaus Verantwortung für die hochspezialisierten Pflanzenund Tiere, die ausschließlich in Mooren zu finden sind.Ihr Überleben hängt davon ab, ob wir den Mooren eineZukunft bieten. Verantwortungslos ist es daher, das eineProzent, das von unseren Mooren übrig geblieben ist,teilweise noch immer für den Torfabbau zu entwässern.Dabei wäre diese Bedrohung vergleichsweise einfachund kurzfristig aus der Welt zu schaffen.
Weit schwieriger ist es, zwei anderer Probleme Herrzu werden. So sind besonders die von Natur aus extremnährstoffarmen Hochmoore durch Nährstoffe vonaußen bedroht. Jeder Regen hat hier einen ungewolltenDüngungseffekt, da die Luft – verunreinigt von Land-wirtschaft und Verkehr – heute um ein Vielfaches nähr-stoffreicher ist als noch vor wenigen Jahrzehnten. Auchvon direkt angrenzenden Feldern und Äckern könnenNährstoffe in die Moore sickern. Mit ihnen dringenkonkurrenzstarke Allerweltsarten ein und verdrängendie Moorspezialisten aus ihrem Refugium.
Diese schleichende Überformung ist auf Dauer nurdurch eine Agrarwende, eine großflächig nachhaltigereLandnutzung zu stoppen. Und durch eine deutlicheSenkung der Verkehrsemissionen.
Nicht minder betroffen sind die Moore vom Klima-wandel. Wo die Temperaturen steigen und die Trocken-perioden länger werden, steigt auch der Konkurrenz-druck für die Moorspezialisten – verschärft meist nochdadurch, dass ihr Lebensraum bereits fragmentiertund anderweitig beeinträchtigt ist.
Der BUND setzt sich auf allen Ebenen für die Ret-tung der Moore ein: ob durch gezielten Naturschutz,um Moorflächen zu bewahren und wiederzubeleben,durch Verbrauchertipps (Torf !) oder durch internatio-nale Kampagnen für den Schutz des Klimas und derbiologischen Vielfalt. Lesen Sie mehr zu diesem Enga-gement auf den nächsten Seiten.
Severin Zillich
SabineHauer
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TITELTHEMA
… in Niedersachsen
Der niedersächsische Moor-schutz hat eine fast 40-jährige Ge-schichte. Ab Mitte der 70er Jahrewurden in der Diepholzer Moornie-derung südlich von Bremen Pflege-einsätze organisiert: BUND-Aktivestauten Wasser auf und entferntenGehölze, um die Lebenswelt desHochmoores zu sichern und vorallem der Verbuschung entgegen-zuwirken. Mit Moorschnuckenwurde die traditionelle Beweidungwiederbelebt.
1983 bündelte der BUND seineAktivitäten in einem Projekt undprofessionalisierte damit die Land-schaftspflege (www.bund-dhm.de).Über 6500 Hektar Hochmoor wur-den seitdem renaturiert, die Torf-schicht wächst wieder. Kraniche haben die Niederungnicht nur als Brutgebiet schätzen gelernt: Bis zu 80000Vögel rasten hier gleichzeitig.
Auch in der »Hannoverschen Moorgeest« gehen dieAktivitäten für den Moorschutz inzwischen ins vierteJahrzehnt. Hier kümmert sich der BUND vor allem umkleinere Hochmoore, die der bäuerliche Handtorfstichin Mitleidenschaft gezogen hat. Wieder gilt es aufwach-sende Kiefern und Birken zurückzudrängen und Ent-
wässerungsgräben zu verschließen,um den Wasserhaushalt zu stabili-sieren. Seit 2006 entsteht (gefördertvom Bundesamt für Naturschutz,BfN) ein umfangreiches Konzept zurlangfristigen Sicherung des Moor-komplexes. Seine Umsetzung stehtjedoch in den Sternen.
Auf Druck des BUND bekanntesich das BfN trotz hoher Kosten zurFinanzierung. Seine Bedingung: Derumliegende agrarische Randbereich(in Privateigentum) müsste ins Kon-zept einbezogen werden – nur so seiein weiterer Nährstoffeintrag in dieMoorgeest zu verhindern.
Doch Umweltminister Sanderschlägt die Förderung des BfN ausund hält wie immer zur Agrarlobby.Der BUND fordert das Land auf, »imBoot zu bleiben«. Denn für Klima-
schutz und biologische Vielfalt ist die baldige Renatu-rierung der 1900 Hektar Hochmoor unverzichtbar.
� www.bund-niedersachsen.de/themen/moorschutz
… in Baden-Württemberg
Der BUND Baden-Württemberg betreut etwa 270Hektar Moore. Ein wichtiges Projekt ist die Wiederver-nässung von 100 Hektar im Schwenninger Moos, dasmit Schafen beweidet wird. Zudem überwacht derBUND im Landkreis Konstanz das Fischerweihermoor(54 Hektar) sowie einige Dutzend weitere Moorflächenin den FFH-Gebieten Mindelsee und Bodanrück.
Wieder liegt der Schwerpunkt darin, die Mooreoffenzuhalten. Gezielte Eingriffe fördern gefährdeteTiere und Pflanzen, dazu kommen die Gebietskontrolle,Öffentlichkeitsarbeit und Begleitung wissenschaftli-cher Untersuchungen. Der BUND Markdorf hat sechsHektar einer Pfeifengras-Streuwiese auf Niedermoorwiederhergestellt, gemeinsam mit dem Bodenseekreisim Rahmen eines Interreg-Projekts der EU. Gleichzeitigbetreut die BUND-Gruppe das gesamte Ried-Schutz-gebiet, das über 100 Hektar umfasst.
Eine Reihe weiterer BUND-Gruppen pflegt zudemkleinere Flächen und ist an der Wiedervernässung vonMooren und Torfstichen beteiligt.
BUND aktiv
Moore schützenDer Schutz und die Renaturierung von Mooren spielen für viele BUND-Gruppen eine wichtige Rolle.
Gerade in den moorreichen Bundesländern gibt es eine Fülle von Initiativen. Besonders aktiv sind die
Moorschützer des BUND in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Die Diepholzer Moorniederung – 2004Motiv dieses BUND-Plakats.
Etwa 200 Moorschnucken halten im Schwenninger Moosdie aufwachsenden Gehölze kurz.
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… in Bayern
In Bayern engagiert sich der BUND in mindestens 50größeren Moorschutzprojekten. Schon der erste An-kauf des Bund Naturschutz (BN) im Jahr 1933 galt einerMoorfläche: Das heutige Naturschutzgebiet »Gfällachim Erdinger Moos« wird inzwischen wiedervernässt.Auch andere Ankäufe und Aktivitäten des BN in Moorenentwickelten sich zu Großprojekten. So besitzt der BNim 32 Quadratkilometer umfassenden Murnauer Moosüber 70 Hektar. In den Kendlmühlfilzen bei Traunstein,auch dies eines der größten bayerischen Hochmoore,hat der BN bereits 1973 die Ausweisung eines Natur-schutzgebietes beantragt.
Besonders im Alpenvorland mit seiner deutschland-weit einzigartigen Moorvielfalt ist der BN schon seitden 70er Jahren aktiv. Im Rahmen von etwa 23 größerenSchutzprojekten wurden bisher über 180 Hektar weit-gehend eigene Moorflächen renaturiert, auf 120 Hektarwächst der Torf wieder. Um den Wasserstand im Mooranzuheben, mussten unzählige Dämme in die alten Ent-wässerungsgräben gezogen werden, teils in mühevollerHandarbeit, teils mit großen Baggern.
Moorpflege mit Mensch und TierAuf weiteren 200 Hektar führt der Bund Naturschutz
Pflegemaßnahmen durch. Wo Bäume und Sträuchernach dem Anstau nicht von selbst absterben oder nochkein Anstau möglich ist, wird entbuscht. Im Umfeld derMoore mäht der BN wertvolle Streuwiesen. Als Beloh-nung wachsen schon bald die Torfmoose wieder, ande-re moortypische Pflanzen und Tiere kehren zurück. Soist ins Werdensteiner Moos, das der BN seit 30 Jahrenbetreut, das komplette moortypische Spektrum vonSchmetterlingen und Libellen zurückgekehrt, darunterdie vom Aussterben bedrohte Große Moosjungfer unddie stark gefährdete Arktische Smaragdlibelle.
In den Allgäuer Mooren werben drei Gebietsbetreu-er des BN für mehr Moorschutz, gefördert vom Natur-schutzfonds und dem Europäischen Sozialfonds. DieMoorprojekte des Bund Naturschutz im Alpenraumwaren der Internationalen Alpenschutzkommission2008 eine Auszeichnung mit 20000 Euro Preisgeld wert.
Rettung für den RiedteufelEin zweiter Schwerpunkt der BUND-Aktivitäten liegt
in den großen Niedermooren Südbayerns. Hier stehtneben der Wiedervernässung die Sicherung extensivgenutzter Wiesen im Vordergrund. So grasen im Frei-singer Moos Weiderinder, ein Projekt des BN mit einemBiolandwirt. Das qualitativ hochwertige und klima-und naturverträglich produzierte Fleisch erfreut sichsteigender Nachfrage. Und in der Mertinger Höll beiDonauwörth – ein einmalig kleinteilig strukturiertesGebiet, das besonders für Wiesenbrüter wertvoll ist –besitzt der BN über 120 Hektar. Sie werden von 20Landwirten extensiv genutzt. Gezielte Pflege und dieAnlage feuchter Senken werten das letzte große Wie-
sengebiet im Donauried auf. Das Moorveilchen, derRiedteufel (ein stark bedrohter Augenfalter) und dasBraunkehlchen werden seitdem wieder häufiger.
Seit 2008 ist der Moorschutz in Bayern zumindestfinanziell und personell gestärkt: Die Landesregierungstellte im Rahmen eines Klimaschutzprogramms etwaacht Millionen Euro für die Moore bereit. Auch derBund Naturschutz konnte dadurch neue Projekte star-ten, so im Dattenhauser Ried (Kreis Dillingen) oder imDeininger Moor bei München. Dieses Programm muss,da es dieses Jahr ausläuft, dringend fortgeführt werden.
Die Autorinnen: Heidrun Heidecke
koordiniert den Naturschutz des
BUND, Christine Margraf betreut
den Artenschutz in Südbayern.
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M.D
robny
Arbeit in einemHochmoor beiWeilheim – auchKinder legen beider RenaturierungHand an.
Rasenmähermit Biosiegel –Weiderinder imFreisinger Moos.
Mehr zu den bayerischen Aktivitäten � www.bund-naturschutz.de/moore
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20 BUNDmagazin [2-11]
TITELTHEMA
1 Ein Nationales Moorschutzprogramm in Höhe vonjährlich 50 Millionen Euro im Rahmen des von der
Bundesregierung angekündigten Programms »Biologi-sche Vielfalt«. Damit sollen jedes Jahr zusätzlich 25000Hektar Moorflächen bis zum Ende der Legislaturperiode2013 renaturiert werden, gemeinsam mit den Bundes-ländern und anderen Akteuren.
2 Den Zustand aller noch vorhandenen Moore zuerfassen – um daraus abzuleiten, welche Moore
schnell in natürliche Prozesse zurückgeführt werdenkönnen; und wo, wenn das schwierig ist, ihre Nutzungzumindest extensiviert werden kann.
3 Zügig eine Strategie zum Ersatz von Torfsubstratenim Garten- und Landschaftsbau zu entwickeln;
zudem müssen die Möglichkeiten und Grenzen neuer,angepasster Moornutzungen praxisorientiert erforschtwerden (wie Paludikulturen und Wasserwälder).
4 Ein Verbot des Torfeinsatzes: im privaten Bereichmit sofortiger Wirkung, da es hier genug Alternati-
ven gibt; und im Erwerbsgartenbau binnen drei Jahren(als Zeitraum zur Umstellung). Ausnahmen gelten fürMedizin und Industrie bei der Herstellung von Spezial-filtern.
5 Von den Bundesländern ausreichend finanziertelandesweite Entwicklungskonzepte und Schutz-
programme für Moore (soweit noch nicht vorhanden).
6 Von den Bundesländern, vorrangig Management-pläne für die Moore zu erstellen und umzusetzen,
die als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen sind und de-ren »günstiger Erhaltungszustand« bewahrt und wieder-hergestellt werden muss.
7 Moore auch durch Hochwasserschutz und eineangepasste Landwirtschaft zu erhalten: Alle Fach-
behörden des Bundes und der Länder müssen Moor-schutz bei ihren Maßnahmen, Projekten, Förderungenund Beratungen umsetzen.
8 Attraktive und unbürokratische Förderprogram-me sowie eine bessere behördliche Unterstützung
für den aktiven Moorschutz der weitgehend ehrenamt-lich tätigen Naturschutzverbände.
Kai Frobel
… ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises Naturschutz.
Mehr zur BUND-Position im »Standpunkt Moorschutz«
unter �www.bund.net/moore
Moorschutz
Der BUND fordertWas der BUND und andere Naturschutzverbände praktisch für die Erhaltung undWiederbelebung
unserer Moore leisten, darf Behörden nicht als Alibi dazu dienen, die Hände in den Schoß zu legen.
Zum Schutz der Moore fordert der BUND von der Politik im Einzelnen:
Entwässerungsgräben im Bremer »Blockland« – die Moorböden werden hier seit Jahrhunderten als Grünland genutzt.
Ruth
Sanders
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Zu den Libellen der Moore gehören Torf- und Hoch-moor-Mosaikjungfer, Kleine und Nordische Moos-
jungfer, Speer-Azurjungfer, Schwarze Heidelibelle, Ark-tische Smaragd- und Zwerglibelle. Einige weitere Artenkommen hier, aber auch in anderen Lebensräumen vor.
Ihre Bindung an das Moor hat unterschiedlicheGründe. So vertragen einige Arten sehr gut das saureMilieu der Moorgewässer oder kommen mit den star-ken Temperaturschwankungen im Moor gut zurecht.Oder sie nutzen die Torfmoose als Substrat für die Eiab-lage. Vor allem aber profitieren sie davon, dass sie hiervor ihren Fressfeinden – speziell Fischen – sowie ande-ren, konkurrenzstärkeren Libellenarten sicher sind.
Wodurch bedroht?Moore hat man als »Unland« von alters her urbar zu
machen versucht. Ob trockengelegte Hochmoore auf-geforstet oder Niedermoore in Grünland oder Ackerumgewandelt wurden – immer verschwanden dabeiauch alle Gewässer mit ihren typischen Libellenarten.
Die Torfgewinnung in kleinem Rahmen – etwa alsbäuerlicher Handtorfstich – kann für Libellen durchauspositiv wirken, da neue Moortümpel entstehen. Dochder industrielle Torfabbau führt großflächig zum Total-verlust der ursprünglichen Lebensgemeinschaften.
Besonders empfindlich reagieren die von Natur ausnährstoffarmen Moore auf Nährstoffe, die von außeneinsickern (wie Gülle) und über die Luft eingetragenwerden (vor allem Stickstoff). All diese Faktoren führendazu, dass Moorbiotope verändert werden oder ganzverloren gehen – und damit eben auch die typischenMoorlibellen zu Verlierern werden.
In den letzten Jahren gewinnt ein weiterer Gefähr-dungsfaktor an Bedeutung: der Klimawandel. HöhereTemperaturen, extreme Trockenperioden und gewan-delte Niederschläge führen zu einer deutlichen Verän-derung der Moore. Einer der Effekte: Zunehmend wan-dern mediterrane Arten nach Deutschland ein, die sichdann auch in Mooren ansiedeln. Ein Beispiel ist dieFeuerlibelle, deren aktuelle Verbreitung im Rahmen derBUND-Aktion »Feuermelder« untersucht werden soll.
Hilfe mšglich?Trotz vielfältiger Bedrohungen ist Moorlibellen
durchaus zu helfen. Zunächst einmal durch den Ver-zicht auf Torf im Garten, um die weitere Moorzerstö-rung aufzuhalten. Die behutsame Öffnung von zuge-wachsenen Mooren kann Raum für kleine Moortümpelschaffen, die meist rasch von Libellen wiederbesiedeltwerden. Vor allem Niedermoore lassen sich gut auf-
stauen und damit renaturieren. Hilfe für unsere Moor-libellen ist also möglich – und nötig, als Ausgleich fürdie Zerstörung fast all ihrer einstigen Lebensräume.
Jürgen Ott
… ist Autor und Koautor einiger Roter Listen der Libellen
(Rheinland-Pfalz, Deutschland, Europa).
Mehr über die »Juwelen der Lüfte« und unsere Aktion
»Feuermelder« unter � www.bund.net/libellen.
BUND-Aktiven bietet das Freiwilligenreferat ein Mate-
rialpaket »Libellenschutz« – mit Fachinfos sowie Unter-
lagen für die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung:
Tel. (030) 27586-455, � www.bund-intern.net
Moorlibellen
Verlierer und Gewinner
Die Kleine Moosjungfer (großes Bild) ist regional merklich seltener geworden.Wie die Torfmoos-Mosaikjungfer (links) gilt sie als gefährdet. Die Feuerlibelle(rechts) dringt dagegen seit einigen Jahren auch in Moorlebensräume vor.
J.Ott
(2)
GünterJ.Lo
os
Libellen sind aufgrund ihrer Lebensweise – die fertigen Insekten leben auf dem Land, die Larven
imWasser – oft besonders eng an ihren Lebensraum gebunden. Auch in Mooren finden wir eine
ganz eigene Libellenfauna.
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22 BUNDmagazin [2-11]
TITELTHEMA
E in größerer Kontrast ist nicht vorstellbar: hier helleGlashäuser mit der farbigsten Blumenpracht, dort
schwarze, tote Torfabbauflächen bis zum Horizont. Aufder einen Seite eine urbanisierte Hochzivilisation, aufder anderen Seite eine Torfwirtschaft, die als der letzteJäger und Sammler des Planeten von einem erschöpf-ten Moor zum nächsten zieht.
Es ist die Massenhaltung von Menschen, die wirStädte nennen, die diese Kontraste nährt. Menschen-mengen mit hohen Ansprüchen an immer verfügbareNahrungsmittel und Schmuckgrün fordern eine Indus-trie, die – ebenso auf kleinstem Raum – eine beständigeMassenproduktion von frischem Gemüse und Topf-pflanzen verwirklicht. Die Pflanzen werden in einerderart industrialisierten »Land«-Wirtschaft in künst-lichen Substraten gezogen, weil natürlicher Bodennicht verlässlich genug ist.
Schäden ausgeblendetMomentan ist Hochmoortorf in Deutschland der
bedeutendste Rohstoff für solche Substrate. Nichts eig-net sich besser, denn Hochmoortorf ist eigentlich nichts.Feine Leerräume, zusammengehalten von schwer ab-baubarem organischem Material, schaffen eine Poren-struktur, die die gleichzeitige Anwesenheit von Wasserund Luft im Wurzelraum garantiert. So können diePflanzen weder vertrocknen noch ertrinken.
Die fast inerte, reaktionsträge Substanz erlaubt esfür jede Pflanzenkultur optimale Bedingungen zuschaffen. Gutes (Nährstoffe, Kalk …) kann in der richti-
gen Menge zugefügt werden, ohne Schlechtes (zu vieleNährstoffe, Giftstoffe …) mit viel Aufwand entfernen zumüssen. Hochmoortorf ist einheitlich, standardisier-bar, leicht zu verarbeiten, reichlich vorhanden und bil-lig. Zu reichlich vorhanden, zu billig.
Und darum werden Klimaschäden, die Endlichkeitdes Torfs und die Naturvernichtung bei seinem Abbauignoriert und ausgeblendet. Es gibt kaum Antrieb, nacheiner hochwertigen Alternative zu suchen. Vereinzeltgibt es zwar Möglichkeiten, den Torf zu ersetzen. Dochdie Mengen sind für die Industrie zu gering, oder dieAlternativen haben ihre eigenen betriebs- und umwelt-technischen oder ökonomischen Nachteile.
Die Nachfrage nach Torf jedenfalls hält an. Denn dieMenschen ernähren sich und dekorieren ihre Wohnun-gen mit Grün, ohne sich bewusst zu sein, dass an fastjedem Gemüse, fast jeder Zimmerpflanze Torf klebt.
Strategie für den AusstiegEine industrielle Pflanzenproduktion erfordert hoch-
wertige Substrate. Somit kann der Torfschleier, der wieeine Sucht durch unsere Gesellschaft gewoben ist, nichtvon einem Moment auf den anderen entfernt werden.Wir brauchen eine Strategie für den Ausstieg, die letzt-lich die Verwendung von Torf beendet. Eine beschleu-nigte Entwicklung von Alternativen für den Erwerbs-gartenbau – wie Torfmoos-Biomasse oder hochwerti-ger Kompost. Eine Beschränkung der Torfverwendungauf das Allernötigste. Und eine Begrenzung der Torf-gewinnung auf schon stark vorgeschädigte Flächen.Bereits abgetorfte Flächen müssen wiedervernässt undrestauriert werden.
Und wir müssen sofort damit aufhören, hochwerti-gen Torf für minderwertige Zwecke zu verschwenden.In der Landschafts- und Gartenpflege sowie bei unserenZimmerpflanzen können wir völlig auf Torf verzichten.Es gibt dort gute Alternativen. Ansonsten sollten wirunsere Ansprüche niedriger schrauben.
Jeder Sack torfhaltige Blumenerde, jeder Laster Torf,auf den in Deutschland verzichtet wird, trägt dazu bei,dass Hochmoore im Baltikum und sonstwo in der Weltwieder mehr Zukunft haben.
Hans Joosten
É leitet als Professor die Arbeitsgruppe Moorkunde und
Paläoškologie an der Universität Greifswald.
Torfverbrauch
Raubbau beendenUm unser Klima und die biologische Vielfalt dauerhaft zu schützen, dürfen wir nicht länger
gedankenlos hochwertigen Torf verschwenden. Im industriellen Erwerbsgartenbau sind rasch
Alternativen gefragt. Für die Landschaftspflege und den Hobbybereich gibt es sie schon.
Für deutsche Beete und Topfblumen werden inOsteuropa – im Bild:Weißrussland – riesige Mooreabgetorft, auch von deutschen Großbetrieben.
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J edes Jahr verschlingt der deutsche Gartenbau achtMillionen Kubikmeter Torf. Ein Fünftel davon ver-
brauchen HobbygärtnerInnen, meist in Form von Gar-tenerde. Ein anderes Konsumverhalten könnte alsoerheblich zum Schutz der Moore beitragen.
Im Frühjahr 2010 sorgte eine Anfrage des BUND beiBaumärkten und dem Industrieverband Garten fürAufregung: Wer hatte torffreie Produkte im Angebot?Das Ergebnis war ernüchternd. Der BUND beschloss,eine offensive Kampagne gegen den Torf imHobbygartenbau zu starten. Unter demMotto »Torf tötet« machte der BUNDonline mobil, um auf die Moorzer-störung durch torfhaltige Blu-menerde hinzuweisen. Nebendem Einsatz von E-Mail-News-lettern, Twitter und Facebookwurden diverse Blogs, Porta-le, Magazine und andere In-ternetseiten aufgefordert, dieAktion zu unterstützen. Dankgroßer Resonanz gelang es dieProblematik auch außerhalbdes BUND bekannt zu machen.
Noch EntwicklungslandDer BUND präsentierte das Thema
Moorschutz und torffreie Erden auch aufLandesgartenschauen und vielen lokalen Veran-staltungen. Eine Broschüre über torffreies Gärtnernkonnte zehntausend Mal verteilt werden. Unsere Akti-vitäten führten zu heftigen Auseinandersetzungen mitden Herstellern der Erden und ihrem Lobbyverband,dem Industrieverband Garten.
Nach einem Jahr intensiver Arbeit gibt es erste klei-ne Erfolge. Hatten zu Saisonbeginn 2010 nur fünf Bau-marktketten torffreie Erden im Angebot, so sind esinzwischen doppelt so viele. Eine erste Handelskettedenkt darüber nach, torffreie Topfpflanzen anzubieten.
Trotzdem ist Deutschland noch Entwicklungsland,was torffreies Gärtnern betrifft. So gibt es in Österreichseit drei Jahren eine torffreie Gartenschau. Und inGroßbritannien sind die Königlichen Botanischen Gär-ten in Kew bei London seit 1992 torffrei, dazu unter-stützen prominente Gärtner Kampagnen gegen Torf imGarten. Auch liegt in britischen Gartencentern der An-teil torffreier Produkte bei 30 bis 55 Prozent, ein Viel-faches von dem in Deutschland.
Wird torffreie Erde abgelehnt?Im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz wird
der BUND – und das Gemüsesortenprojekt »Rheinland(+) Pfalz« – mit Gästen der Buga 5000 junge Tomaten-pflanzen setzen: in kompostierbare Töpfchen mit torf-freier Erde. Auch unterstützen wir eine Initiative derLokalen Agendagruppe in Gießen für die erste torffreiehessische Landesgartenschau 2014.
Gleichzeitig untersuchen Studenten der Fachhoch-schule Eberswalde in Kooperation mit dem
BUND die Akzeptanz torffreier Erde. Ist eswahr, was die Hersteller von Garten-
erde und ihr Industrieverband be-haupten? Lehnen die Verbrauche-
rInnen torffreie Erde wirklich ab?Der BUND geht davon aus, dasses lediglich an offensiver Auf-klärung fehlt. Befragungen sol-len dies nun klären und demBUND weitere Argumente fürein Angebot torffreier Erde lie-
fern.
Nicht mehr zeitgemäßEin weiterer Erfolg ist, dass der
Einsatz von Torf nun auch im Fern-sehen mehrfach thematisiert wurde.
Markus Phlippen, Gartenexperte und Mode-rator des ARD-Ratgebers Heim+Garten, bekennt
sich zum torffreien Gärtnern: »Der hohe Torfverbrauchdurch die Hobbygärtnerei ist nicht mehr zeitgemäßund ökologisch vertretbar. Inzwischen gibt es torffreieErden, mit denen sich ebenso gute Ergebnisse erzielenlassen. Ich rate allen Hobbygärtnern, torffreie Erde aus-zuprobieren. Das schont die Moore und ist ein Beitragzum Klimaschutz!«
Heidrun Heidecke
Aktiv werden
Torffrei gärtnernWem der Schutz der Moore am Herzen liegt, der sollte auf torfhaltige Erden verzichten.
Seit Jahren engagieren sich der BUND und viele seiner Gruppen dafür, mit öffentlicher
Aufklärung und politischer Einflussnahme den Verbrauch von Torf zu reduzieren.
Mehr zur BUND-Torfkampagne
Folgendes Infomaterial kšnnen Sie unter� www.bund.net/torf herunterladen:
¥ Gartentipps fŸr BlŸtenpracht auch ohne Torf¥ EinkaufsfŸhrer zu Anbietern torffreier Gartenerde¥ Unser Faltblatt ÈTorffrei gŠrtnernÇ
Das Faltblatt gibt’s auch gedruckt (und gratis) beim
Infoservice, Tel. (0 30) 2 7586-469, [email protected]
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Bayern gehört zu den moorreichsten Bundes-ländern Deutschlands. Damit hat es auch eine be-sondere Verantwortung. Denn Moore sind nicht nur wichtig für den Arten- und den Hochwasser-schutz: Auch weil wir das Klima schützen und schnell aus der Atomenergie aussteigen wollen, führt an einem besseren Moorschutz kein Weg vorbei.
Rund 220 000 Hektar Moore bedecken den Freistaat. Intakt sind davon allerdings nur noch fünf Prozent.
Wie in den anderen Bundesländern auch, haben Entwässerung, Torfabbau und andere Nutzungsformen den bayerischen Mooren arg zugesetzt. Ein wirkungsvoller Schutz für die verbliebenen Flächen und größere Anstrengungen bei der Renaturierung sind nicht nur praktizierter Arten und Hochwasserschutz: Bayern verfügt mit den verbliebenen Flächen über ein Riesenpotenzial für einen kostengünstigen Klimaschutz (siehe� Beitrag� Seite� 11–13). Gestörte Moore hingegen können die Treibhausgasbilanz eines Landes empfindlich belasten. Einmal entwässert, setzen die einstigen CO2Speicher nämlich große Mengen an Klimagasen frei. So stammen in Bayern bis zu sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen aus Mooren.
Zwar gehört der Freistaat zu den aktivsten Bundesländern im Moorschutz und verfügt seit 2003 auch über ein sogenanntes Moorentwicklungsprogramm. Seit 2008 – leider befristet bis 2011 – zweigt das bayerische Umweltministerium außerdem jährlich zwei Millionen Euro aus seinem Klimaschutzprogramm (KLIP) für den Moorschutz ab. Trotzdem bleiben viele Ziele auch hier nichts weiter als Papiertiger. Moore werden weiterhin durch Eingriffe in den Wasserhaushalt, Baumaßnahmen, land oder forstwirtschaftliche Nutzung und Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft beeinträchtigt oder zerstört.
Bayern kann es sich nicht leisten, vorhandenes Potenzial im Klimaschutz zu verschenken. Bisher hat der Freistaat seinen CO2ProKopfAusstoß auch über die fünf bayerischen Atommeiler relativ niedrig gehalten. Doch nicht erst seit der AtomKatastrophe im japanischen Fukushima ist klar, dass Klimaschutz via Atomrisiko nicht zu verantworten ist. Umso mehr müssen jetzt alle Möglichkeiten zur CO2Vermeidung und Speicherung genutzt werden. Im Gegensatz zu aufwendigen und wenig erforschten Technologien, wie der unterirdischen Speicherung von CO2 (CCS), bietet der Moorschutz eine hervorragende und kostengünstige Möglichkeit, Treibhausgase zu vermeiden und zu speichern. Wo der Freistaat hier nachbessern kann, hat der BN in seinen Forderungen für den Moorschutz zusammengestellt: FinanzielleUnterstützungausweiten: Moorschutz ist eine Langzeitaufgabe, deshalb muss die bayerische Staatsregierung die Finanzierung des Moorschutzes über das KLIPProgramm über 2011 hinaus fortführen und aufstocken. Das haben Anfang April auch die versammelten Experten einer großen Moortagung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) gefordert. Der Moorschutz muss auf eine wesentlich größere Fläche ausgedehnt werden. Hier sind alle Grundeigentümer, der Bauernverband und die zuständigen Fachbehörden gefragt. Es ist wichtig, Verbundachsen, Randzonen und Pufferflächen zu entwickeln. Zudem müssen auch die großen bayerischen Niedermoore – die deutlich klimarelevanter als Hochmoore sind – in das Programm einbezogen werden. Förderprogramme verbessern: Die Neuausrichtung der EUAgrarpolitik 2013 bietet sehr gute Chancen, den Moorschutz besser im Fördersystem zu verankern. Hier muss das bayerische Landwirtschaftsministerium seinen Einfluss geltend machen. Die Agrarpolitik soll künftig nach dem Motto »öffentliche Gelder nur für öffentliche Güter« gestaltet werden. Moore erbringen gleich mehrere solcher »öffentlicher Güter«: für Klima, Natur und Hochwasserschutz. BürokratischeHürdenabbauen:Naturschutzverbände sind als Träger vieler Maßnahmen zentrale Partner beim Moorschutz (siehe� Beitrag� Seite� 14/15). Komplizierte Antrags und Abrechnungsverfahren machen es Fo
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In den Rosenheimer Stammbeckenmooren
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Moorschutz ist Klimaschutz
BayernmussseinPotenzialnutzen!
Sie sind zwischen 16 und 30 Jahre alt und kommen aus ganz Bayern. 2009 packten sogar Umweltschüt
zer aus dem russischen Wladimir mit an – ein bunt gemischter Haufen also. Was besonders freut: Es sind immer wieder neue Gesichter dabei. Im Gepäck haben sie hehre Ziele: die Artenvielfalt fördern, etwas Konkretes für den Hochwasser und für den Klimaschutz tun. Seit 2003 organisiert der Arbeitskreis Alpen der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) seine »Much & Moor«Wochenenden. Die meisten Teilnehmer treibt der sofort sichtbare Erfolg: die neu gebauten Staudämme, das Wasser, das sich dahinter sammelt. Eine eingesparte Kilowattstunde Strom ist wichtig – aber man kann sie weder sehen noch herzeigen. In vier Jahren konnte die JBN genug Dämme erstellen, um das 6,5 Hektar große Kematsrieder Moos wieder zu vernässen. Eingriffe, die mit einem Bagger niemals so schonend und präzise hätten erfolgen können.
Am Freitagabend geht’s gemeinsam zu einer rustikalen Hütte, wo gekocht und viel »g’ratscht« wird. Am Samstag heißt es dann: auf zum Arbeitseinsatz! Mittags führt Alfred KarleFendt, seit Jahren aktiv im BNProjekt Felmer Moos, die Gruppe fachkundig durch’s Moor: »Damit ihr wissts, warum ihr das macht!« Bei
vor allem den Ehrenamtlichen schwer; Aktive aus dem BN wissen ein Lied davon zu singen. Hier muss das bayrische Umweltministerium dafür sorgen, dass die Abläufe deutlich vereinfacht werden. AlleBehördenbeteiligen: Die Moorrenaturierung ist nicht nur eine Sache des Naturschutzes. Die Staatsregierung muss die Wasserwirtschafts, Landwirtschafts und andere Fachämter dazu verpflichten, bei der Beratung und allen Maßnahmen den Moorschutz voranzubringen und Synergien zu nutzen. Wiesenbesserschützen: Beim Schutz von »Grünland« hinkt Bayern – auch aufgrund der Blockadepolitik des Bauernverbandes – im bundesweiten Vergleich hinter
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Mach’s doch selbst!Nach dem Motto »Schaufeln statt Schwafeln« tun sich jedes Jahr junge Leute zu-sammen und pa-cken ein Wochen-ende lang beim Moorschutz rich-tig an. Was dabei nicht fehlen darf: die tägliche Torf-schlacht.
Der AutorSimon�Hirscher��ist�Mitglied�der�JBN�und�im�Projekt��»Felmer�Moos«�aktiv.�Seit�2003�leitet�er�die�»Much�&�Moor«-Wochen-
enden�im�Allgäu.�
dieser Gelegenheit werden auch die Erfolge der getanen Arbeit sichtbar. Das Torfmooswachstum setzt bereits im Folgejahr der Vernässung wieder ein.
Für viele Teilnehmer das Highlight der Wochenenden: Kein Tag im Moor geht ohne die obligatorische Torfschlacht zu Ende. Und die Hüttenromantik kommt an den Abenden auch nie zu kurz.
Wer�teilnehmen�möchte:�Das�nächste�Moorwochen-ende�findet�vom�28.�bis�30.�Oktober�2011�statt.�Informa-tion� und� Anmeldung� unter� www.alpen.jbn.de/main.php�Simon�Hirscher�(ht)
her. Gerade in Niedermooren wurden viele Wiesen und Weiden für die Biogasproduktion in Äcker verwandelt. Das Umweltministerium muss dafür sorgen, dass Bayern endlich das Wiesenumbruchsverbot des Bundesnaturschutzgesetzes in Länderrecht umsetzt. Zerstörung stoppen: Nicht zuletzt muss der Moorschutz in Bayern glaubwürdig werden. Solange die Staatsregierung eine dritte Start und Landebahn für den Flughafen München plant, sind alle Bekenntnisse zum Moorschutz Lippenbekenntnisse. Das nördliche Erdinger Moos würde durch die Baumaßnahme endgültig zerstört. Dr.�Christine�Margraf�(ht)
DamitderSpaßnichtzukurzkommt!Selbst anpacken: Das ist das Erfolgsrezept der »Much & Moor«-Wochenenden. Jedes Jahr ziehen junge Leute mit allerhand Werkzeug bewaffnet los. Ihre Mission: Moore renaturieren – und nebenbei eine Menge Spaß haben.
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FaszinierendeMooreerlebenViele BN-Gruppen bieten Veranstaltungen oder Führungen in Mooren an. Im Projekt »Wildnis!Moor« der BN-Kreisgruppe Weilheim-Schongau zum Beispiel legen Kinder nach einer Mooswanderung ein eigenes Moorbuch an (www.weilheim-schongau.bund-naturschutz.de, Link Umweltbildung). In den Allgäuer Mooren werben drei BN-Gebietsbetreuerinnen für mehr Moorschutz, gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds und Europäi-schen Sozialfonds (www.kempten.bund-naturschutz.de, www.lindau.bund-naturschutz.de, www.ostallgaeu-kaufbeuren.bund-naturschutz.de).
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Das Wort »Sumpf« erweckt immer noch negative Assoziationen. Die Trockenlegung von Sümpfen
hingegen stand in der Moderne als Bild für die Aufklärung. Die Moorkultivierung im großen Stil begann auch tatsächlich in diesem Zeitalter. Mit dem aufkom
menden volkswirtschaftlichen Denken im 18. Jahrhundert kümmerte sich der Staat zunehmend um die Ausweitung seiner Fläche. Er definierte sich nicht mehr so sehr als Personenverband, sondern als Territorialstaat: Die Fläche mit den ober und unterirdischen Bodenschätzen war sein Vermögen. Der einzelne Bauer konnte es sich gar nicht leisten, Arbeitskraft und Kapital in
Flächen zu investieren, die erst nach Jahren etwas einbrachten. Bayerisches Beispiel für die nun folgende Ära ist die Trockenlegung des größten bayerischen Niedermoors, des Altbayerischen Donaumooses. Seine Urbarmachung ab 1796 stellte die größte Neulandgewinnung in Bayern seit dem Mittelalter dar.
BNkauftersteFlächenDas Trockenlegen von Mooren bezeichnete man als »Melioration«, also als eine Verbesserung des Bodens. Der Mensch glaubte, die Natur verbessern zu können. Gegen dieses Denken anzugehen, fiel dem Naturschutz lange Zeit schwer. Besonders in Kriegs und Notzeiten erschienen die Moore vielen als Reserve an Nutzland. Außerdem holte man mittels großer Trockenlegungsaktionen die Arbeitslosen von der Straße. Bereits damals wurden die Zerstörungen von früher als Argument für neue Eingriffe in Moore herangezogen.
Gerade weil der Staat beim Moorschutz so zögerlich war, wurde der verbandliche Naturschutz besonders wichtig. So war die erste Ankaufsfläche des Bundes Naturschutz ein Moor. 1933 kaufte er ein etwa 6,5 Hektar großes Areal an der Gfällach im Erdinger Moos. Vor
allem aus heutiger Sicht eine hervorragende Investition: »Moorschutz ist Klima, Hochwasser und Artenschutz in einem Guss und deshalb von zentraler Bedeutung für uns alle!«, erklärt der BNVorsitzende Hubert Weiger. Die gesamte Fläche wurde noch im gleichen Jahr Naturschutzgebiet – das erste Bayerns. Heute ist es Natura2000Gebiet und eines der letzten Refugien für die Arten des ehemals größten südbayerischen Niedermoores.
MooreneinenWertgebenIn Bayern war es vor allem Otto Kraus, der erste amtliche Naturschützer Bayerns, der das Thema wieder aufgriff. Er leitete von 1949 bis 1967 die Bayerische Landesstelle für Naturschutz. Bereits vorher hatte er ehrenamtlich ein Kataster der schutzwürdigen Moore Bayerns mit konzeptionellen Vorschlägen für ihre Sicherung erstellt. Das spätere Ehrenmitglied des Bundes Naturschutz suchte stets die Verbindung zu wirtschaftlichen Überlegungen. Angesichts der Hochwasser von 1954 kritisierte er erstmals die Vernichtung wichtiger Wasserrückhalteräume, wie Auen und Moore. Kraus wusste nur zu gut, dass sich für die Artenvielfalt nur eine kleine sensible Minderheit interessierte. Der Versuch, über die drohende Versteppung und den Hochwasserschutz die Brücke zum ökonomischen Nutzen von Mooren zu schlagen, war aber nicht nachhaltig erfolgreich.
OfteinzäherKampfBis heute ist der Moorschutz ein zäher Kampf gegen verschiedene Nutzungsformen geblieben – immer wieder belohnt durch wichtige Erfolge. Ein Beispiel hierfür ist das Traunsteiner Ödmoos. Das Hochmoor hatte durch Entwässerung und Aufforstung seinen Charakter fast vollständig verloren. Mit Unterstützung der Bayerischen Staatsforsten renaturierte die BNKreis
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Zerstörerische NutzungDer Torfstich im Murnauer Moos (linkes Bild, 1960) ist heute Vergangenheit. 1988 stoppte die bayerische Regierung den Torfabbau im Freistaat. Für den Moosberg (rechtes Bild) im Murnauer Moos kam ein Abbaustopp zu spät. Heute erinnert nur noch ein »Restlochsee« an ihn.
Der AutorReinhard Falter ist Historiker, Philo-soph und Buch-autor (zuletzt »Natur prägt Kul-tur: der Einfluss von Landschaft und Klima auf den Men-schen«, Telesma, 2006). Von 1989 bis 1994 war er Spre-cher der Arbeitsge-meinschaft Fließ-gewässer in Bayern und setzte sich er-folgreich für die Renaturierung der Isar ein. Er ist Mit-begründer und Vorsitzender des Instituts für Natur-philosophische Praxis (INAP).
BN engagiert sich seit acht Jahrzehnten
Moore,SpiegelderNaturschutz-geschichteMoore galten lange Zeit als nutzlos oder gefähr-lich. Als man realisierte, welche wichtigen Funk-tionen sie erfüllen, war bereits ein Großteil ge- oder zerstört. Ein Wettlauf mit der Zeit begann. 1933 kaufte der Bund Naturschutz seine erste Schutzfläche – ein Moor. Bis heute ist ihm der Erhalt dieses Lebensraums ein zentrales Anliegen.
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allem da betrieben, wo er profitabel ist. Klimasünden im Zusammenhang mit dem Flugverkehr werden dagegen billigend in Kauf genommen. So zum Beispiel bei der Grundwasserabsenkung für den Flughafen München im Erdinger Moos: Dass dadurch ein Teil des Moorbodens schlicht verpufft ist, davon reden nur wenige. Jetzt soll auch noch der Rest des Mooses einer dritten Startbahn zum Opfer fallen. Nach Ansicht der Flughafenplaner sollen optimierte Flächen im Freisinger Moos diese Zerstörung »ausgleichen«, die Brachvögel einfach »umziehen«. Aber: »Verbesserungen in einem Moor können die Zerstörung eines anderen nicht ausgleichen«, widerspricht BN
Artenschutzreferentin Christine Margraf. Die Diskussion um die dritte Startbahn zeige, dass der Glaube an technische Machbarkeit nach wie vor weit verbreitet sei. Die Natur bleibe dabei aber immer auf der Strecke, denn Fläche sei nicht vermehrbar. Reinhard�Falter
gruppe Traunstein ab 1985 etwa 16 Hektar Moorfläche. Inzwischen hat sich wieder ein typisches Latschenhochmoor entwickelt, und als FFHGebiet steht es heute unter dem Schutz der EU.
Eine weitere Erfolgsgeschichte: das Murnauer Moos. Das etwa 4200 Hektar große Gebiet ist der größte geschlossene Moorkomplex Mitteleuropas. Im 19. und 20. Jahrhundert setzten ihm industrieller Torf und Gesteinsabbau sowie Entwässerung stark zu. Gemeinsam mit dem Zoologen und Mundartdichter Max Dingler nahm die Botanikerin und BNAktivistin Ingeborg Haeckel Ende der 1930erJahre den Kampf gegen diesen Raubbau auf. Auf ihre Initiative geht der Flächenkauf im Moos und die Ausweisung als Naturschutzgebiet zurück. Heute ist rund die Hälfte des Gebietes im Besitz von Naturschutzverbänden und der öffentlichen Hand.
In der Kendlmühlfilzen, einem Hochmoor im Landkreis Traunstein, ging der BN in den 1970erJahren juristisch gegen die industrielle Abtorfung vor. 1988 wurde der Abbau schließlich eingestellt, und das lange Bemühen um ein Naturschutzgebiet hatte Erfolg.
Einen Schritt weiter in Richtung Verursacherbekämpfung ging man ab 1970, als das Wissen der Bevölkerung über die Umweltprobleme zunahm. Vor allem der heutige BNVorsitzende Hubert Weiger rief damals Gartenbesitzer dazu auf, Torfdüngung zu vermeiden. Ein Landtagsbeschluss von 1988 stoppte schließlich den Abbau in Bayern weitgehend. Heute wird ein Großteil des Torfes aus Russland importiert. Um weltweit die Zerstörung von Mooren für Gartenerde zu stoppen, hat der BUND die Aktion »Torffrei gärtnern« gestartet und einen entsprechenden Einkaufsführer erstellt (siehe�Beitrag�Seite�19).�
Auchgutfür’sKlimaDass Moorschutz praktizierter Klimaschutz ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Trotzdem wird der viel beschworene Kampf gegen die Erderwärmung vor
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Buchtipp:Erinnerungenandie»Mooshex«Die Botanikerin Ingeborg Haeckel (1903– 1994, im Bild bei einer ihrer Moorführungen) kämpfte hartnäckig für den Erhalt des Murnauer Mooses. Es war vor allem ihr Erfolg, dass es auch heute noch ein naturnaher Lebens-raum ist. Ihr Engagement brachte der Enkelin des be-kannten Biologen Ernst Haeckel bei den Behörden bald den Spitznamen »Mooshex« ein. Karla Bauer, selbst BN-Aktivistin und Weggefährtin von Haeckel, hat Erin-nerungsstücke an die Wissenschaftlerin, Lehrerin und Wandergefährtin zusammengetragen. Entstanden ist das respekt- und liebevolle Bild einer couragierten Frau. Karla Bauer (Hrsg.): Persönliche Erinnerungen an Dr. In-geborg Haeckel. St. Ottilien, 2010, Euro 14,– (zzgl. Porto). Bezug: Historischer Verein Murnau e. V., Schloßhof 10, 82418 Murnau am Staffelsee, [email protected]
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Selbst eine rein wirtschaftliche Analyse der Atomenergie lässt nur einen Schluss zu: Aus-steigen sofort, das heißt ohne schuldhaftes Zögern, so schnell wie irgend möglich! Und das ist sehr schnell, denn Erneuerbare Energien können gemeinsam mit Effizienztechnik und einem Ende der Energieverschwendung alle deutschen AKW in kürzester Zeit ersetzen.
A m naturwissenschaftlichen Tatbestand der Gefährlichkeit der Atomenergie hat sich auch nach
Fukushima nichts geändert: Die »NullWahrscheinlichkeit« eines Unfalls beziehungsweise eine 100prozentige Sicherheit der Atomenergie hat es nie gegeben und wird es nie geben. Deshalb kann auch nicht anhand der Sicherheit von Anlagen über ihren Betrieb entschieden werden, sondern nur anhand der potenziellen Schäden beim größten anzunehmenden Unfall (GAU).
Bisher wurden Zwischenfälle in AKW gerne auf menschliches Versagen zurückgeführt. Harrisburg 1979: unzureichende Qualifikation des USBedienpersonals! Tschernobyl 1986: sowjetische Schlamperei! Und nun die nukleare Katastrophe in Japan – in einem Land also, das für seinen Perfektionismus bekannt ist.
Die Reaktorblöcke in Fukushima wurden so ausgelegt, dass sie ein Erdbeben der Stärke 8,2 der Richterskala überstehen konnten. Das war der höchste Wert, der in Japan in den letzten 100 Jahren gemessen wurde. Am 11. März 2011 bebte die Erde jedoch mit einer Stär
ke von neun. Versagt hat daraufhin nicht die Sofortabschaltung der Reaktoren. Versagt hat – ganz unspektakulär – die Kühlung. Die Stromleitungen wurden zerstört und die Notstromaggregate sprangen nicht an. Dies kann aus verschiedenen Ursachen in jedem AKW passieren. Eine rationale Analyse kann deshalb nur lauten: sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie! Der Gewinn für die stromproduzierenden Unternehmen steht in keiner Relation zum möglichen volkswirtschaftlichen Schaden eines Atomunfalls – ganz zu schweigen vom unermesslichen menschlichen Leid.
DerFahrplanfürdenAusstiegLaut Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, exportiert Deutschland Strom entsprechend einer Kraftwerksleistung von 15 Gigawatt. Das heißt, neun AKW könnten sofort abgeschaltet werden, ohne dass die Verbraucher dies spürten. Das wäre mehr als die Hälfte der deutschen Atomanlagen. Laut Bundesumweltminister Norbert Röttgen sind die deutschen AKW verzichtbar, sobald die Erneuerbaren Energien mehr als 40 Prozent des Strombedarfs liefern. Nach den Prognosen des Bundesverbandes der Erneuerbaren Energien (BEE) kommen im Jahr 2020 bereits 47 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbaren Energien. Die deutschen Atomanlagen könnten also in kürzester Zeit abgeschaltet werden, ohne Atomstrom aus Nachbarländern zu beziehen. Hierzu ist die Energieversorgung zu dezentralisieren. Als Übergang ist die gleich
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Wind für die WendeZur Energiewende kann die Windkraft einen bedeuten-den Beitrag leisten, nicht nur vor den Küsten, auch in Bayern. So wie hier in Wilhermsdorf im Landkreis Fürth, wo über 200 ortsnahe Investoren zusammensteuern, können die Bürger die Energieerzeugung der Zukunft selbst in die Hand nehmen. Die insgesamt sechs Wilhermsdorfer Windmühlen werden den Strombedarf von 6000 Familien decken.
Die AutorenDr. Herbert Barthel ist BN-Referent für Energie und Klima-schutz. Richard Mergner ist BN-Landesbeauf trager
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Fukushima mahnt zum sofortigen Atomausstieg
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zeitige Erzeugung von Strom und Wärme in dezentralen Heizkraftwerken zu forcieren. Den Netzbetreibern und Energieversorgern ist der Bezug von Atomstrom von außerhalb Deutschlands zu untersagen.
Die Stromkonzerne verfügen schon jetzt aufgrund der falsch gesetzten politischen Rahmenbedingungen über ungerechtfertigte Gewinne in Milliardenhöhe. Dennoch blockieren sie den nötigen Umbau des Energiesystems in Richtung sparsame und effiziente Energienutzung, und sie blockieren die technisch mögliche Erzeugung des Stroms zu 100 Prozent aus regenerativer Energie. Der wichtigste Schritt in diese Richtung heißt Energiesparen in allen Bereichen: Strom, Wärme und Verkehr! Sparen muss durch Verzicht erfolgen, wo Energie unsinnig verprasst wird und durch intelligente Technik, wo immer dies möglich ist. Energiesparen rentiert sich auch finanziell, lenkt Investitionen sinnvoll und schafft dezentrale Arbeitsplätze.
Das Wuppertal Institut für Umwelt, Klima und Energie schätzt, dass wir kurz bis mittelfristig etwa 20 Prozent unseres Stromverbrauchs einsparen können – schon das entspricht in etwa der Produktion aller deutschen AKW. Langfristig sind laut einer Studie des Umweltbundesamtes etwa 24 Prozent machbar. Und der Bund Naturschutz hat sogar ein Potenzial von mehr als 50 Prozent errechnet, wenn nur heutige Technologien konsequent genutzt werden – ohne Verlust an Lebensqualität. Beispiele für den privaten Haushalt sind der Einsatz von geregelten Heiz und Umwälzpumpen und stromsparenden Geräten.
Entscheidend ist auch eine bessere Wärmedämmung von Gebäuden. Ein Fünftel der in Deutschland verbrauchten Energie geht allein auf das Konto des Heizens privater Haushalte! Hier geschieht viel zu wenig. So liegt im Altbestand der Heizbedarf zehnmal höher als bei energieeffizienten Neubauten. Die Rate der energetischen Sanierung muss hier kurzfristig von heute ein auf über drei Prozent steigen. Außerdem braucht Bayern ein Netz unabhängiger Energiespezialisten, die am Objekt beraten und Fördertipps geben.
Weiter muss Energieeffizienz gesetzlich vorgeschrieben werden. Ein Viertel des bundesdeutschen Primärenergieverbrauchs wird als Verlust bei der Stromerzeugung verschleudert. Strom sollte nur noch mit Kraftwärmekopplung hergestellt werden. Die Abwärme muss als Nah oder Fernwärme für Heizung und Warmwasser genutzt werden.
DieErneuerbarenfördernNur die Erneuerbaren Energien sind in der Lage, langfristig bezahlbaren und sicheren Strom zu liefern. Bayern muss deshalb die Erneuerbaren generell und die Windenergie im Besonderen deutlich ausbauen: Bisher liefert letztere nur ein Prozent des Stroms in Bayern (2010), obwohl sie pro Hektar Fläche etwa zehnmal soviel Stromertrag bringt wie die Fotovoltaik und sogar einhundertmal soviel wie Biogas. Ohne Windenergie werden wir den Ausstieg aus der fossilen Energieproduktion nicht schaffen. Es gibt auch in Bayern viele geeignete, naturverträgliche Standorte für Windräder.
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28. Mai: Anti-AKW-Aktionstag
JetztDruckmachen!S tell’ Dir vor, die AKW sind vom Netz, und keiner
merkt’s … Tatsächlich sind zurzeit acht deutsche AKW abgeschaltet – und es treten keinerlei Probleme auf. Wir sagen: weiter so! Denn als Reaktion auf Fukushima reicht es keinesfalls, nur die ältesten Atomanlagen abzuschalten. Deutschland will ganz raus aus der Kernenergie – sofort und unumkehrbar! Das haben die großen Demos der letzten Wochen gezeigt: Am 26. März ging eine viertel Million Menschen in der gesamten Republik auf die Straße. Allein in München waren es 30 000. Die Chancen, den endgültigen Ausstieg durchzusetzen, standen lange nicht mehr so günstig. Bis zum 15. Juni bleiben acht Anlagen abgeschaltet. Sorgen wir dafür, dass sie nie wieder ans Netz gehen! Jetzt verhandelt die Bundesregierung über ein neues Atomgesetz. Jetzt ist es wichtig, den öffentlichen Druck zu erhöhen!
Mitmachen! Statt der angekündigten Großveranstaltung am 4. Juni am AKW Isar 1 bei Landshut (siehe�N+U� 1-11) wird nun bereits am 28. Mai überall in Deutschland demonstriert. In Bayern gehen die Menschen in München, im Großraum Nürnberg und in Landshut für eine atomkraftfreie Zukunft auf die Straße.
Aktuelle Infos zu den Demos finden Sie unter www.bundnaturschutz.de/projekte/antiatomprotest.
Hier muss ein neuer Landesentwicklungsplan Bayern die Regionalplanung und die Kommunen durch klare Vorgaben unterstützen. Bayern benötigt zwei Prozent der Fläche als Vorrang für den Windstrom.
Die Energiezukunft Bayerns muss eine dezentrale und kommunale Versorgung in der Hand der Bürger sein! Richard�Mergner�und�Dr.�Herbert�Barthel
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Rund 6000 Helfer sicherten ab Mitte März einen Monat lang Kröten, Fröschen und Molchen ihren Weg über die Straßen. Ulrike Geise, Amphibienspezialistin beim BN, schätzt, dass so weit über 500 000 Tiere sicher in ihren Laichgewässern ankamen. Vielerorts hatten die Amphibienschützer dieses Jahr mehr zu tun als sonst, denn es waren besonders viele Erdkröten unterwegs. Da diese vor allem im Alter von drei bis vier Jahren erstmals zum Laichgewässer wandern, ist dies auch als Erfolg der Schutzmaßnah
men der vergangenen Jahre zu sehen. Bayernweit sind derzeit nur etwa ein Drittel der 1333 Amphibienwanderwege mit dauerhaften Leitsystemen ausgestattet. An rund 40 der wichtigsten Strecken werden gerade Tunnelanlagen gebaut, die das aufwendige jährliche Zaunaufstellen endlich überflüssig machen sollen.
Die Saatgutreinheit wird in Deutschland nicht aufgeweicht. Auch dank der massiven Proteste des bayerischen Bündnisses für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft mit dem BN wurde im März ein entsprechender Antrag vom Bundesrat
abgelehnt. Der bayerische Vertreter im Ausschuss hatte sich der Stimme enthalten. Die von Niedersachsen, BadenWürttemberg und SchleswigHolstein vorgeschlagene »praktikable technische Lösung« sollte eine Verunreinigung bis zu 0,1
Prozent ermöglichen. Inzwischen hat der BN die bayerische Staatsregierung aufgefordert, dem Beispiel von Thüringen und NordrheinWest falen zu folgen und endlich dem europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen beizutreten. »Bay
ern kann sich angesichts der vielfachen Ankündigungen für einen gentechnikfreien Freistaat nicht länger hinter der FDP verstecken«, so der BNLandesbeauftragte Richard Mergner.
Amphibiensaison2011:erfolgreichbeendet
Ist der Wolf im Mangfallgebirge noch da (siehe�N+U�1-11)?�Seit 5. Januar 2011 gab es bis Mitte April�(Redaktionsschluss�dieser�Ausgabe) keinen sicheren Nachweis mehr. Wurde er illegal geschossen, ist er weitergewandert, hinterlässt er bald wieder Spuren in Bayern? So oder so: Maßnahmen zum Schutz von Weidetieren sind in jedem Fall sinnvoll. Der Wolf wird früher oder später Bestandteil der bayerischen Artenvielfalt sein. Wie vom BN gefordert, unterstützt der Staat hier inzwischen die Almbauern. Umweltminister Söder startete Ende Januar 2011 mit seinem »AlmAktionsplan
Wolf«. Er ernannte eine Wolfsbeauftragte und stellte Mittel für den Schadensausgleich sowie Soforthilfen für den Herdenschutz von über 60 000 Euro zur Verfügung. Vorerst sollen 15 bis 20 Betriebe Zuschüsse bekommen – das scheint eine überschaubare Aufgabe zu sein. Trotzdem kommt der Prozess nur quälend langsam in Gang. Die EU muss die geplanten Zahlungen erst genehmigen, und die Hilfsmaßnahmen geraten in ein Kompetenzgerangel zwischen Umwelt und Landwirtschaftsministerium. Der BN fordert die Ministerien dazu auf, den Wolfs und den Her
denschutz als gemeinsame Aufgabe zu sehen. »Der Freistaat hat beim Bär Bruno internationales Kopfschütteln ausgelöst.
Das darf sich beim Wolf nicht wiederholen – eine Blamage reicht!«, betont Kai Frobel, BNReferent für Arten und Biotopschutz. Möchten�Sie�wissen,�wie�das��Zusammenleben�zwischen�Mensch�und�Wolf�gut�funktio-nieren�kann?�Unser�neuer�Flyer�»Wolfs-Begegnungen«�gibt�Aus-kunft.�Und�das�Titelthema�Wolf�der�N+U�1-11�ist�als�ebenfalls�kostenloser�Sonderdruck�e�rschienen.�Bestellen�bei�der��BN�Service�GmbH,�Tel.�0�91�23-�9�99�57-0,�Fax�-99,�[email protected],�www.�service.bund-naturschutz.de.�
BayerischerWolf:zwischenAmtsmühlenundAlmbauern
Erfolg:Saatgutbleibtgentechnikfrei
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JBN:gemeinsamfürdenAusstieg!Die junge AntiAtomBewegung in Deutschland ist jetzt noch besser vernetzt. Die Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) hat Ende März bei ihrer JugendVollVersammlung (JVV) in Reimlingen den Arbeitskreis »AK AKW K.O.« gegründet. Er soll sich mit landesweiten Aktionen für einen sofortigen Atomausstieg starkmachen. Rund 50 Delegierte von JBNGruppen aus ganz Bayern tauschten sich über ihre Aktivitäten seit der AtomKatastrophe von Fukushima aus. In der
gemeinsamen Resolution »Fukushima mahnt die Welt: Atomausstieg jetzt!« forderte die JVV eine konsequente Energiewende. Bei der gemeinsam besuchten Großdemonstration in München zeigte der JBN als größter Jugendumweltverband Bayerns Präsenz und fiel mit Fahnen und kreativen Protestschildern auf.Resolution�unter��www.bundjugend.de/bundjugend-aktuell-zu-japan
Sollte es im dicht besiedelten Europa tatsächlich noch vergessene Ecken geben? Hohe Gebirge und häufige Stammesfehden erschwerten schon immer das Reisen in die PrespaOhridRegion auf dem südlichen Balkan. Bis in
die 1990erJahre hinein war es dann der Eiserne Vorhang, der das Gebiet zwischen Mazedonien, Albanien und Griechenland vom Rest der Welt isolierte. Nach dem politischen Wandel hat die Stiftung Euronatur in diesem ein
maligen Naturraum ein grenzüberschreitendes Großschutzgebiet aufgebaut. Mit dem Naturreiseführer »PrespaOhridRegion – Uralte Seen und unentdeckte Gebirge am Grünen Band Balkan« entführen die EuronaturProjekt
mitarbeiter Gabriel Schwaderer und Annette Spangenberg den Leser in diese einzigartige Region. Bezug:�www.euronatur-shop.com�oder�Euronatur�Service�GmbH,�Konstanzer�Str.�22,�78315�Radolfzell,�24,80�Euro�(zzgl.�Versand)
Reisetipp:NaturjuwelaufdemsüdlichenBalkan
Naturschätze EuropasS E R V I C E G M B H
Gabriel Schwaderer & Annette Spangenberg
Uralte Seen und unentdeckte Gebirge am Grünen Band Balkan
Prespa-Ohrid-Region
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28 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Rund 33 Millionen Euro Steuergelder – jeweils zur Hälfte von der EU und Deutschland finanziert –
kostet die neuerliche Untersuchung, die eine neutrale Grundlage für die Entscheidung bilden soll, wie die Donau ausgebaut wird: mit Kanalisierung und Staustufen oder auf Natur schonende Weise. Damit, dass die RMD entscheidend mitwirkt bei der Ausschreibung der einzelnen Untersuchungsteile und bei den Aufträgen selbst, wird der Bock zum Gärtner gemacht. Denn mit einer StaustufenKanalisierung würde die Muttergesellschaft der RMD, die Eon AG, wesentlich mehr einnehmen als mit einem sanften Ausbau. Noch dazu verfügt die RMD über die Konzession zur Stromgewinnung mit DonauStaustufen. RMDVertreter beziehen deshalb seit jeher eindeutig für den vollständigen Staustufenausbau des Flusses Position. Dementsprechend verlief die Untersuchung bisher: Schon das Untersuchungsprogramm wurde festgelegt, ohne dass die Mitglieder der begleitenden MonitoringGruppe, die aus Vertretern von Wirtschaft, Bürgerinitiativen und Umweltverbänden – darunter der Bund Naturschutz – besteht, darauf hätten Einfluss nehmen können. Aufgabe der MonitoringGruppe ist es aber, die gesamte Untersuchung zu begleiten und mit Stellungnahmen und Vorschlägen darauf einzuwirken. Laut einer Auflage der EU müssen wirtschaftliche Interessenkonflikte bei der Untersuchung ausgeschlossen werden, da sie eine unparteiische und objektive Untersuchung beeinträchtigen können. Dass die RMD die Schlüsselrolle bei der Untersuchung besetzt, verstößt eindeutig gegen diese Auflage. Die in der MonitoringGruppe vertretenen Umweltverbände haben deshalb wiederholt bei der EU den sofortigen Ausschluss der RMD aus allen Untersuchungen gefordert – leider bis heute ohne Ergebnis.
Die Kanallobby indes intensiviert nun ihre Lobbyarbeit auf europäischer Ebene. Deshalb hat der BN auch mit EUParlamentariern gesprochen und nachdrücklich für den Schutz der frei fließenden Donau geworben. Die Europaabgeordneten werden sich nach Einschätzung des BN dieses Themas künftig verstärkt annehmen und damit die Position der Flussschützer unterstützen.
LichterfürdieDonauUnterdessen setzten Ende Januar wieder Hunderte Menschen mit Fackeln in den Händen ein Zeichen für den Erhalt des frei fließenden Flusses. In Niederalteich stellten sich rund 500 Donaufreunde schützend vor ihren Fluss. Am Mettener Donauufer waren es rund 80 Flussschützer, in Straubing zogen die Menschen vom Stadtplatz an die Donau, und auch in Bad Abbach, Vilshofen und Jochenstein entzündeten Bürger Fackeln.
Im vergangenen Winter erwies sich der RMDKanal indes ein weiteres Mal als wahrer Engpass für die Schifffahrt: Wegen der Staustufen des Kanals fließt das Wasser langsamer und friert schneller zu. Deshalb wurde der Kanal im Dezember und Januar wegen Vereisung gesperrt, gleichzeitig blieb die Schifffahrt auf der frei fließenden Strecke völlig unbehindert. Auch in den letzten Jahren war der RMDKanal wegen des Eises für jeweils etwa einen Monat komplett unpassierbar. Dagegen musste die Schifffahrt auf der freien Donau in
den letzten Jahrzehnten an keinem einzigen Tag wegen Niedrigwassers eingestellt werden.
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Der AutorHubert Weiger ist Vorsitzender des Bundes Natur-schutz in Bayern (BN) und des Bun-des für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
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KommenSiezumgroßenDonaufest!Beim Donaufest feiern alle Donaufreun-de ihren Fluss. Infostände, Führungen in
die Auwälder, Kinder-Aktionen, Essen, Trinken und Musik sorgen für ein buntes
Programm. Am Nachmittag gibt es außer-dem eine Großdemonstration für die frei flie-
ßende Donau. Je mehr Menschen an der Demo teilneh-men, umso deutlicher das Signal an die Regierung: Stoppt den Kanal, rettet die Donau! Machen auch Sie mit, kommen Sie zum Donaufest!Niederalteich bei Deggendorf, 2. Juni 2011
Rettet die Donau
Donau-Ausbau:RMDvonEntscheidungausschließen!
Der geplante Donau-Ausbau wird derzeit nochmals untersucht, vorgeblich »unabhängig«. Federführend ist dabei ausgerechnet die Rhein-Main-Donau-Gesellschaft (RMD), die an einem Staustufenausbau das größte Interesse hat. Der Bund Naturschutz fordert deshalb, der RMD ihre maßgebliche Rolle bei den Untersuchungen zu entziehen.
30 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Der Frühsommer ist da, wenn in Getreidefel
dern und Brachflächen, an Rainen und Wegrändern die großen, scharlachroten Blüten des Klatschmohns (Papa-ver� rhoeas)� leuchten. Auf häufig bearbeitetem und gestörtem Boden kann sich die »Pio nierpflanze« gegenüber Kon kurrenten strategisch behaupten. Dies zeigte sich eindrucksvoll im 1. Weltkrieg: Manche Schlachtfelder waren im Folgejahr mit solchen Mengen an Mohnblumen überzogen, dass die Soldaten raunten, diese seien aus dem Blut der Gefallenen entsprossen. Auf dem aufgewühlten Boden konnte sich der Klatschmohn dank seiner großer Samenmengen – bis 3000 Samen pro Fruchtkapsel, bis 20 000 pro Pflanze – so stark entfalten.
Das Wildkraut, das in der Jungsteinzeit zusammen mit dem Ackerbau aus dem östlichen Mittelmeergebiet zu uns gekommen ist, hat seinen Lebenslauf auf die Entwicklung des Getreides abgestimmt: Gleichzeitig mit diesem reifen die Samen und werden vor der Ernte ausgestreut. Ein Teil gelangt ins Saatgut und damit wieder auf den Acker.
Der Mensch nimmt gegenüber dem Klatschmohn eine zwiespältige Haltung ein. Die attraktive Pflanze wurde von Malern wie Raffael oder Claude Monet sowie Dichtern wie Georg Trakl gewürdigt. Seit jeher
lieben die Kinder die roten Blüten. Sie fertigten aus ihnen Püppchen, stellten rote »Tinte« her (siehe�Kasten), befragten mit ihrer Hilfe das Orakel. Auch der Name entstand durch Kinderspiel, wie Leonhard Fuchs in seinem Kräuterbuch von 1543 anmerkt: »Die kinder haben jre kurtzweil mit diesen blumen/ dan sie mit den blettern schnallen in der handt
oder stirn machen/ daher würdt diß kraut Klapperroß/ oder Hirnschnall genent.«
Aus den Blütenblättern bereitete man früher Sirup gegen Schlafstörungen oder Husten, heute »schönen« sie noch ohne Anspruch auf Wirksamkeit Heiltees. Die reifen Samen sind ungiftig und können ähnlich den Schlafmohnsamen als Ge
bäckbestreuung dienen. Unreife Samen, Milchsaft und übrige Pflanzenteile sind dage
gen giftig. Das vom Schlafmohn bekannte Morphin ist im Klatschmohn nicht enthalten.
Als Getreideunkraut schätzen Bauern den Klatschmohn seit jeher wenig und sind ihm wie auch den anderen Ackerwildkräutern mechanisch zu Leibe gerückt. Einen deutlichen Rück
gang der Ackerbegleitflora haben allerdings erst in jüngerer Zeit intensive Bodenbearbeitung sowie
der Einsatz chemischer Dünge und Unkrautvernichtungsmittel bewirkt. Während der Klatschmohn
zu den noch verbreitet vorkommenden Vertretern gehört, sind andere Arten wie Kornblume (regional gefährdet), Feldrittersporn (gefährdet) oder Kornrade (vom Aussterben bedroht) selten geworden. Dabei haben Ackerwildkräuter wichtige ökologische Funktionen: Sie können den Boden vor Auswaschung und Abtragung schützen, liefern Humus und fördern manche als Schädlingsvertilger nützliche Insekten. Die Samen vieler Ackerwildkräuter sind unverzichtbare Nahrung für heimische Vogelarten wie das Rebhuhn.
Der Bund Naturschutz wirbt seit langem bei Landwirten und Verbrauchern für eine ökologische Landwirtschaft, in der die unbestreitbar nötige Regulierung des Unkrautbestandes so erfolgt, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt.
Klatschmohn-»Tinte«Das Rot der Mohnblüten schreit geradezu danach, es zum Schreiben zu verwenden. Und so entsteht die Tinte: � voll entfaltete Blütenblätter dicht in ein Schraub-
deckelglas packen� Essigessenz im Verhältnis 1:4 mit Wasser verdün-
nen und das Glas bis unter den Rand auffüllen� Glas verschließen und einige Tage an sonnigem
Platz stehen lassen, zwischendurch leicht schütteln� Flüssigkeit durch ein feines Sieb abseihenAchtung! Verwenden Sie nur Gänsekiel-, Stahl- oder Glasfeder. Die Säure würde andere Schreibinstrumen-te, insbesondere Füller, angreifen. Bringen Sie Essig-essenz und »Tinte« nicht mit Haut oder Schleim-häuten in Berührung.
Buchtipp:WildpflanzenMit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autorin im blv-Verlag einen ganz besonderen Naturführer veröffentlicht. 150 Arten stellt sie dort nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern vor allem mit ihrer Bedeutung für den Menschen vor. ISBN 978-3-8354-0062-7, Euro 7,95. Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70, [email protected]
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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.
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Beliebt bei Malern wie bei Kindern: Die Mohnblume fasziniert mit ihrem herrlichen Rot.
Wildpflanzen im Portrait
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Zu den gefährdeten Wesen des Moors gehört die Speer- Azurjungfer; hier bilden das blau-schwarze Männchen und das grün-schwarze Weibchen ihr »Paarungsrad«. Und zum Wesen des Moors gehört der Torf. Deshalb: Kein Torfabbau für Gartenerde! Schützt die Moore und ihre Bewohner! www.bund.net/moorewww.bund-naturschutz.de/mooreWesen
desMoors
32 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Söder konnte zu dieser Zeit zwar keine Zusage für den National
park geben, erklärte aber, er habe große Sympathien für das Anliegen und werde sich für die weitere Diskussion einsetzen. Der Umweltminister betonte bei der Unterschriftenübergabe im Umweltministerium, ein Nationalpark könne ein Erfolg sein, wenn die Bevölkerung vor Ort dahinter stehe. Auf der oberfränkischen Seite des Steigerwaldes gebe es bereits mehrheitlich Zustimmung. Zudem unterstützt der Umweltminister einen ersten sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung: ein Buchenwaldzentrum im Herzen des Steigerwaldes.
Der Landkreis Bamberg erwägt darüber hinaus, ein 4100 Hektar großes Naturschutzgebiet im Steigerwald auszuweisen (vgl.�N+U�1-11).�Und auch die Gemeinde Ebrach will Waldschutzgebiete einrichten, um so die Voraussetzungen für eine Bewerbung des Steigerwaldes als Weltnaturerbe zu ermöglichen. Die Naturschutzgebiete und das Buchenwaldzentrum werden die positiven Effekte großer Schutzgebiete und ihrer Einrichtungen in
der Region verdeutlichen. Die NationalparkIdee im Steigerwald hat daher weiterhin gute Chancen.
GroßeUnterstützunginFrankenBei der Aktion unter www.jazumnationalparksteigerwald.de hatten rund 31 000 Menschen aus ganz Bayern, vor allem aus Franken, für die Gründung eines Nationalparks unterschrieben – ein großartiger Erfolg. Durch die große Zustimmung sehen sich der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der WWF und weitere Naturschutzverbände in ihrer Forderung nach dem Nationalpark bekräftigt. »Wir freuen uns über die Zustimmung so vieler Menschen. Es gibt eine wachsende Zahl von Unterstützern für einen Nationalpark Steigerwald, besonders in Franken«, erklärte der BNVorsitzende Hubert Weiger bei der Unterschriftenübergabe.
Die bayerische Staatsregierung müsse sich endlich vor Ort einbringen, appellierte Weiger an Umweltminister Söder: »Eine Machbarkeitsstudie zum Nationalpark und ein von der Staatsregierung moderierter Dialog in der Region sind
notwendig. Naturschutz ist schließlich Staatsaufgabe.« Auch der LBVVorsitzende Ludwig Sothmann und Christoph Heinrich, Geschäftsleiter Naturschutz des WWF Deutschland, bekräftigten die Notwendigkeit des Nationalparks.
WeltweiteVerantwortungAuch die alten Buchen des fränkischen Steigerwaldes haben die Initiative ergriffen: Ein über 300 Jahre alter Baum namens Emma hatte sich auf den Weg nach München gemacht, um den Umweltminister zu treffen (Foto). »Buche Emma« berichtete Söder von ihren Sorgen um die alten Bäume im Steigerwald und bat den Umweltminister um Unterstützung bei ihrem Anliegen eines Nationalparks.
Deutschland und insbesondere das Flächenland Bayern tragen weltweite Verantwortung für das Ökosystem Buchenwald. Heute sind nur noch wenige Reste naturnaher, alter Buchenwälder übrig, ein besonders wertvoller im Steigerwald. Nur ein Nationalpark könnte dieses deutsche Waldnaturerbe dauerhaft bewahren.
Die BNInternetaktion war Ende 2009 unter www.jazumnationalparksteigerwald.de gestartet. Das erste Ziel von 11 000 Unterschriften für 11 000 Hektar Nationalparkwald war bereits nach einem halben Jahr erreicht worden. Herzlichen Dank an alle, vor allem auch die tausenden Natur+ Umwelt-Leser, die sich mit ihrer Unterschrift für einen National-park Steigerwald eingesetzt haben! Der Bund Naturschutz ist zuver-sichtlich, dass der Nationalpark Realität werden wird. N+U bleibt dran. Holger�Lieber,�Ralf�Straußberger
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Emma trifft SöderBuche Emma appellierte an Umwelt-minister Markus Söder (2.v. r.): »Wir alten Buchenwälder sind stärker be-droht als der tropische Regenwald. Bitte schützen Sie meinen Steigerwald durch einen Nationalpark!« Nachdruck verliehen dieser Forderung Richard Mergner (BN), Christoph Heinrich (WWF), Ludwig Sothmann (LBV) und BN-Vorsitzender Hubert Weiger (v. l. n. r.).
Steigerwald erwandernNeu: Der BN-Wan-derführer für den Steigerwald. Neun Touren bringen Sie zu uralten Baum-riesen, wildroman-tischen Schluchten, Wiesentälern, Burg ruinen und Weinlokalen. Mit vielen Infos zu Natur und Kultur. Für fünf Euro plus 1,50 Euro Versand jetzt bestellen beim BN Service, Tel. 0 91 23-99 95 70, [email protected].
31 000 Unterschriften für den Steigerwald
SöderzeigtSympathiefürNationalpark
Großartiger Erfolg für die Aktion »Ja zum Nationalpark Steigerwald«: Rund 31 000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift »Ja« gesagt.
Mitte Februar übergaben der BN und seine Partner die Unterschriften an Bayerns Umweltminister Dr. Markus Söder.
[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 33
Die Donaukraftwerk Jochenstein AG plant östlich von Passau
die Errichtung eines riesigen Pumpspeicherkraftwerks. Durch in den Fels der Donauleiten gebohrte Rohre wollen die Betreiber 80 000 Liter Wasser pro Sekunde aus der Donau auf die Hochfläche bei der Ortschaft Riedl in einen künstlichen Speichersee mit 24 Hektar Seefläche pumpen. Zur Spitzenstromerzeugung würde das Wasser durch einen ebenfalls in den Berg gesprengten unterirdischen Hohlraum mit Turbinen geleitet und dann wieder direkt in den Fluss strömen – 100 000 Liter pro Sekunde. Laut Betreiber soll das Projekt als Ausgleich für Schwankungen bei der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen dienen.
Seitdem das Vorhaben im März 2010 bekannt wurde, haben die BNKreisgruppe Passau und die Interessengemeinschaft RIGOJO zahlreiche Aktionen organisiert, um auf die Folgewirkungen des Vorhabens, auch für die direkt betroffenen Orte Riedl, Gottsdorf und Jochenstein,
hinzuweisen. Im Rahmen des derzeit laufenden Raumordnungsverfahrens hat der BN eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben. Bereits die jetzt vorliegenden Unterlagen zeigen, dass das Vorhaben nicht nur das Naturschutz und FFHGebiet Donauleiten, sondern vor allem das FFHGebiet Donau unterhalb Jochenstein in erheblicher und nicht ausgleichbarer Weise beeinträchtigen würde. Durch die ständigen heftigen Wasserschwalle beim Kraftwerkbetrieb wären insbesondere für die wertvolle Fischfauna massive negative Auswirkungen vorprogrammiert. Um dies zu vermeiden, hätte man zumindest eine Alternative mit Unterbecken, ohne direktes Einleiten des Fallwassers in die Donau und somit ohne direkte Beeinträchtigung des Flusses prüfen müssen. Am jetzigen Standort und in der konzipierten Form ist das Projekt jedenfalls nicht raum und naturverträglich. Der BN hat daher gefordert, das Verfahren einzustel
len. Auch die Oberöster reichische Umweltanwaltschaft hat das Vorhaben in der vorliegenden Form klar abgelehnt. Weitere�Informationen:�www.bn-passau.de,�www.speicher-riedl.de.�Kurt�Schmid�(jtw)
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Dreisessel: Ab dem 15. Mai bietet die BNKreisgruppe FreyungGrafenau wieder die Führungen durch das Naturschutzgebiet »Hochwald am Dreisessel« an. Die Wanderungen im Dreiländerberg zwischen Niederbayern, Oberösterreich und Südböhmen gibt es wie im vergangenen Jahr jeden zweiten Sonntag.
Dabei informiert Wanderführer Thomas Zipp über die historische und aktuelle Waldentwicklung am Dreisessel und erklärt, warum die derzeitigen Sturmwurfflächen und großen Totholzbereiche aufgrund von Borkenkäferbefall keine Katastrophe sind. Im vergangenen Jahr waren die Führungen der Renner
der Saison im Programm der Kreisgruppe. Weitere�Infos:�www.freyung-grafe-nau.bund-naturschutz.de�
Einsatz für die Jugend: Marianne Watzenberger, die Vorsitzende der BNOrtsgruppe Unterer Inn und Leiterin der BNGe
schäftsstelle RottalInn, bekam im Februar die Ehrenmedaille des bayerischen Umweltministeriums verliehen. Im Auftrag von Umweltminister Markus Söder überreichte ihr die Landrätin Bruni Mayer die Medaille für ihren beispielhaften Einsatz im Natur und Landschaftsschutz sowie in der Kinder und Jugendarbeit.
Ehrung fürs Ehrenamt: Im vergangenen Jahr haben Paul Riederer�(links), der stellvertretende Kreisgruppenvorsitzende in Landshut, und Johannes Selmannsberger, der Vorsitzende der BNOrtsgruppe »Kleines Vilstal«, das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsiden
ten erhalten. Die beiden BN Aktiven wurden damit für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im Umwelt, Natur und Artenschutz in der Stadt und im Landkreis Landshut geehrt.
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Lebensraum für seltene TiereDie Donauleiten bei Jochenstein sind einer der ganz wenigen Orte in Bayern, wo die Äskulapnatter und die noch seltenere Smaragdeidechse (Foto) vorkommen. Bau und Betrieb des Kraftwerks würden die Tiere stark beeinträchtigen, weshalb sich der BN gegen den Pumpspeicher einsetzt.
Kreisgruppe Passau
EnergiespeicherbedrohtSchutzgebieteanderDonauDer Bund Naturschutz lehnt das zwischen Riedl und Jochen-stein geplante Pumpspeicherkraftwerk ab, weil es einen der wertvollsten Naturräume Bayerns massiv schädigen würde. Zudem gab es keine ernsthafte Prüfung von Alternativen.
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34 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Fünf Bürgerinitiativen und der BN ließen es sich am 21. März
nicht nehmen, den Minister persönlich auf die aktuelle Bedrohung des Reichswaldes hinzuweisen. Der Wald ist überwiegend als sogenannter Bannwald streng geschützt und beherbergt das größte Vogelschutz
gebiet Bayerns. Aktuelle Bauvorhaben lassen erhebliche Eingriffe in diesen wichtigen Naturraum befürchten. So plant die Staats regierung auf dem Gebiet des Reichswaldes den Straßenbau der »Nordspange« als Zubringer zum Flughafen Nürnberg, eine Südum
fahrung bei BuckenhofUttenreuthWeiher, den Ausbau der A6 und der A73 sowie eine Rastanlage an der A6 bei Moosbach. Außerdem wollen die Stadt Nürnberg und der Markt Feucht Gewerbegebiete im Eibacher Forst beziehungsweise am Leimbühl ausweisen.
Die BNAktiven als Vertreter der Waldbesitzer des Reichswaldes – also der Bürger Bayerns – forderten Minister Helmut Brunner auf, deren Willen zum Walderhalt umsetzen. Er sei verantwortlich, wenn Staatsforst für die genannten Vorhaben veräußert oder verpachtet werde und habe für eine korrekte Umsetzung des bayerischen Waldgesetzes und die Einhaltung der Vorgaben im Vogelschutzgebiet zu sorgen. Die Delegation der Bürgerinitiativen und des BN appellierte mit Leidenschaft an Brunner, den Reichswald nicht noch weiter anzutasten. »Wir haben mit dem Wald in Bayern einen Schatz zur Verfügung«, antwortete Brunner. »Ich bin draußen sehr freundlich empfangen worden. Dort habe ich erfahren, dass Bannwald in nicht unerheblichem Umfang für Infrastruktur weichen soll. Ich werde das in meinem Ministerium überprüfen lassen.«Tom�Konopka�(ht)
Ehrung: Bruno Täufer, Vorsitzender der BNOrtsgruppe Bad Windsheim, ist für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für den Naturschutz ausgezeichnet worden. Der bayerische Umweltminister Markus Söder überreichte ihm am 9. Februar in Neustadt a. d. Aisch die Dankurkunde für Verdienste um Umwelt und Gesundheit. Täufer ist seit Ende der 70erJahre aktives BNMitglied.
Jubiläum: Der »Naturnahe Schaugarten« der BNKreisgruppe FürthStadt feiert sein 20jähriges Bestehen. Die öffentlich zugäng
liche Grünanlage ist ein Anschauungsbeispiel für ökologisch verträgliches Gärtnern. Im Jubiläumsjahr will die Kreisgruppe eine neue Infotafel aufstellen und den Garten mit einer Exkursion bei den diesjährigen »NürnbergFürther Stadt(ver)führungen« vorstellen.
Rote Karte: Das Schotter und Steinwerk Weißenburg (SSW) hat damit begonnen, 30 Hektar Wald im Naturpark Altmühltal abzuholzen, um einen umstrittenen Stein
bruch für Plattenkalke anzulegen (s.�N+U�2-10�und�4-10).�Ende Februar zeigten BNMitglieder dem Unternehmen hierfür die rote Karte (Bild). Sie befürchten eine Gefährdung der Trinkwasserquelle von Suffersheim und haben bereits eine Klage eingereicht, über die noch nicht entschieden wurde. Trotzdem bekam SSW vom Verwaltungsgerichtshof die Genehmigung sofort zu roden.
Gifteinsatz: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat sich in der Frage des umstrittenen Insektizides Dimilin für nicht zuständig erklärt. Das Gift wird von der Autobahndirektion Nordbayern in großen Mengen gegen den Eichenprozessionsspinner eingesetzt. Dadurch sind schützenswerte Schmetterlinge wie die Olivgrüne Eicheneule gefährdet. Der BN bat Innenminister Herrmann
schriftlich um seine Mithilfe bezüglich eines Verbotes des Mittels. In seiner Antwort vom Dezember 2010 verwies dieser darauf, für »Fachrecht« nicht zuständig zu sein.
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Einsatz für den BannwaldWaldfreunde aus der Region Nürn-berg-Erlangen be-grüßten den Forst-minister Helmut Brunner (2. v. li.) im Reichswald. Ihre Bitte: keine zerstö-rerischen Baumaß-nahmen in diesem wertvollen Natur-raum! Fo
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Kreisgruppen Nürnberg-Stadt, Nürnberger Land, Erlangen, Schwabach und Roth
HoffnungfürdenReichswald?Bei einem Besuch in Erlangen-Tennenlohe hat der bayerische Forst minister Helmut Brunner das Internationale Jahr der Wälder in Bayern eröffnet. Waldfreunde aus der ganzen Region begrüßten ihn mit Transparenten und Wünschen zum Schutz des Nürnberger Reichswaldes.
[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 35
Bernried wird auch als das »Baumdorf« bezeichnet. Die
Parklandschaften und Altbaumbestände rund um den Ort sind für ganz Oberbayern einmalig. Mit der dort noch existierenden Käfervielfalt bietet das Projektgebiet »Bernrieder Vorsprung« auch seltenen Insekten einen besonderen Lebensraum. Mehrere dieser Totholzkäferarten sind vom Aussterben bedroht, da sie als sogenannte Urwaldreliktarten und Starkholzspezialisten auf sehr alte Bäume und stabile Lebensbedingungen angewiesen sind. Vielfach werden alte Bäume aber aus Sicherheitsgründen gefällt oder zu stark beschnitten. Um das zu verhindern, haben die BNKreisgruppe, die Gemeinde Bernried, der
Landkreis WeilheimSchongau, die WilhelminaBuschWoodsStiftung und die Firma TGM das Projekt »Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See« ins Leben gerufen. Vier Jahre lang fördert der bayerische Naturschutzfonds nun 85 Prozent der Projektkosten.
Die Kreisgruppe setzt sich schon seit vielen Jahrzehnten für die uralten Baumriesen und die Artenvielfalt am Starnberger See ein. Vor 25 Jahren bewirkten BNMitglieder durch eine Petition im bayerischen Landtag die Erstellung eines Parkpflegekonzeptes für den Bernrieder Stiftungspark. Für Veronika Bi
schoff, die Ortsvorsitzende des BN Bernried, ist der Baumschutz zu einem Herzensanliegen geworden: »Wir wollen unseren Kindern und Enkeln diese kostbare Natur vererben, damit auch sie den Stamm einer Eiche umarmen, dem Klopfen eines Schwarzspechtes lauschen und auf ihren Streifzügen Knabenkräuter und Urwaldkäfer entdecken können.« Nach Ansicht der Kreisgruppe könnte das Projekt »Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See« eine Vorbildfunktion für eine ökologisch orientierte Baumpflege auch in anderen Regionen Bayerns einnehmen.Christine�Margraf�(jtw)
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Ortsumfahrung: Im Februar hat der BN die Klage vor dem Verwaltungsgericht München gegen die Ortsumfahrung Wessling im Landkreis Starnberg verloren. Obwohl die Verbesserungen für den Verkehr sehr begrenzt sind, hat das Gericht zugelassen, dass die neue Straße quer durch die Lebensräume von Hirschkäfer�(Bild), Spring
frosch und vielen anderen seltenen Arten führen wird. Zwar konnte der BN Ausgleichsmaßnahmen wie Querungshilfen für Amphibien erreichen, er hätte die Zerschneidung der Landschaft aber gerne ganz verhindert.
Lebensraum gerettet: Die BNKreisgruppe Dachau hat gleich zweifachen Grund zur Freude: Ende 2010 hat die Bevölkerung in einem Bürgerentscheid das geplante Gewerbegebiet im Grüngürtel zwischen Dachau und Karlsfeld gestoppt. Zudem hat die Regierung die Nordostumfahrung von Dachau im neuen Entwurf des Staatsstraßenausbauplanes mit
einem sehr hohen Umweltrisiko und als nicht sehr dringlich eingestuft. Die BNKreisgruppe hatte die Umfahrung vehement abgelehnt. Beide Projekte würden Lebensräume der HelmAzurjungfer (Bild), einer gefährdeten und europaweit geschützten Libellenart, zerstören. Der BN drängt jetzt verstärkt auf einen endgültigen Verzicht auf die Planungen.
Moorschutz: Die oberbayerischen Kreisgruppen sind besonders aktiv im Moorschutz. In den vergangenen Wintermonaten haben sie Gräben angestaut, wertvolle offene Moorflächen von Bü
schen, Gras und anderen Pflanzen befreit und neue Moorgrundstücke angekauft, um diese zu renaturieren. Die Kreisgruppe München setzt sich dafür ein, die Moorflächen im Deininger Moos zu erhalten und beschädigte Bereiche wiederherzustellen. Eine Übersicht wichtiger MoorschutzAktivitäten findet sich unter www.bund-naturschutz.de/moore.
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Erhabene RiesenDie uralten Bäume des »Baumdorfs« Bernried am Ufer des Starnberger Sees sind eine Rari-tät in Bayern.
Kreisgruppe Weilheim-Schongau
SchutzfürdieBernriederBaumriesenMitte März hat Staatssekretärin Melanie Huml den Förderbescheid für das neue Artenschutzprojekt »Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See« übergeben. Damit stehen neue Wege offen, die alten Bäume in Bernried mit ihrer Vielfalt an Käfern, Fledermäusen und Pilzen zu erhalten und zu fördern.
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36 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
Q uasi als Zugpferd der Veranstaltung wirkte der internatio
nal renommierte Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Grassl mit seinen ebenso fundierten wie allgemein verständlichen Ausführungen zu den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels. Auf der Veranstaltung in Bad Kissingen lieferte er den Zuhörern eine ganzen Reihe von praxisgerechten Aktionsvorschlägen – angefangen bei der R enaturierung von Feuchtgebieten über den Bezug von Ökostrom
bis hin zum Kauf langlebiger Gebrauchsgüter.
Eine Regionalisierung der Stromversorgung mahnte Wolfgang Böhm, Geschäftsführer der Energieagentur Oberfranken in Kulmbach, an. Seine zentrale Aussage: »Deutschland kauft für Milliarden Euro Öl und Gas im Ausland statt im eigenen Land Wärme und Strom aus alternativen Energiequellen zu schöpfen.« Bei einer dezentralen Eigenversorgung dagegen bliebe das Geld im Land. Unter großem
Beifall der Tagungsteilnehmer rief er Politiker und Bürger dazu auf, diese Tatsache als Chance zu verstehen und ausreichend regionale Strukturen zu schaffen.
Fazit der Veranstaltung: Es ist höchste Zeit, Natur und Klimaschutz nicht länger an die Politiker zu delegieren, sondern als verantwortlich handelnder Bürger selbst aktiv zu werden – Möglichkeiten dazu gibt es für jeden.
Die Kreisgruppe Bad Kissingen engagiert sich deshalb neben dem klassischen Artenschutz verstärkt beim Klimaschutz und dabei vor allem für Energieeinsparung und Wärmedämmung. Unter anderem bietet sie seit einigen Jahren privaten Hausbesitzern preisgünstige Aufnahmen ihres Eigenheimes mit einer Wärmebildkamera an (Bild).�Diese sollen damit motiviert werden, in die Dämmung ihres Hauses zu investieren.Helmut�Schultheiß�(ht)
Zähne zeigen: Das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft war an allen vier Adventstagen auf Weihnachtsmärkten präsent. Am eigenen Infostand mit offenem Rednerpult und musikalischen Darbietungen gab es verschiedene Aktionen beispielsweise unter dem Motto »Lieber heißer Tee als AKW« oder »Nikolaus mag keine Atomenergie«. Besonders begehrt waren die eigens kreierten Lebkuchen
mit AntiAKWSymbol (Bild). Sie boten den Besuchern die einmalige Gelegenheit, der Atomkraft so richtig die Zähne zu zeigen.
Ökomarkt ausgezeichnet: Die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) hat den Ökomarkt der BNKreisgruppe Miltenberg auf der Messe »Biofach« in Nürnberg prämiert. Er erhielt am 16. Februar im Rahmen des Wettbewerbs »Schönste Veranstaltung der ÖkoErlebnistage 2010« den Sonderpreis für die schönste regionale Veranstaltung. Eine verdiente Würdigung für ein attraktives Angebot, das über die letzten 20 Jahre insgesamt mehr
als 100 000 Besucher aus dem ganzen Untermaingebiet angelockt hat.
Bewährtes Team bestätigt: Bei den Vorstandswahlen der BNKreisgruppe Haßberge am 4. Februar ist Klaus Mandery aus Ebern als erster Vorsitzender im Amt bestätigt worden. Zu seinem Stellvertreter wurde Ludwig Rehm aus Haßfurt gewählt.
Endlich geschützt: Quasi als Weihnachtsgeschenk hat Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer das Naturschutzgebiet »Ehemaliger Standortübungsplatz und Altenbachgrund« – in der Region be
kannt als »EXE« – offiziell ausgewiesen (Bild). Am 21. Dezember letzten Jahres übergab er der Stadt Aschaffenburg die entsprechende Verordnung im Rahmen einer Feierstunde. Die BNKreisgruppe freut sich darüber umso mehr, als sie sich über viele Jahre mit großem Engagement für die Unterschutzstellung des knapp 300 Hektar großen Areals eingesetzt hat. Der BN kann nun in diesem stadtnahen Schutzgebiet Naturschutz und Umweltbildung bestens miteinander verknüpfen.
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Tipps für den AlltagAuf Ökostrom umsteigen, das Eigenheim besser dämmen, lang-lebige Gebrauchs-güter kaufen: Dass es viele Wege gibt, das Klima zu schützen, machten (v. li.) der stellver-tretende BN-Kreis-gruppenvorsitzen-de Franz Zang, Prof. Dr. Hartmut Grassl und Wolf-gang Böhm, Ge-schäftsführer der Energieagentur Oberfranken, auf der BN-Tagung in Bad Kissingen klar.
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Kreisgruppe Bad Kissingen
Klimaschutzgehtallean!Schon lange vor der Katastrophe in Japan hat die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen den Klimaschutz zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht. Dass das Thema alle angeht und jeder aktiv werden kann, demonstrierte sie eindrucksvoll auf ihrer Klimaschutztagung im vergangen November.
[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 37
Bisher ist das Planfeststellungsverfahren der Betreibergesell
schaft zum Ausbau des Memminger Flughafens zwar noch nicht eröffnet, der Verfahrensbeginn steht aber kurz bevor. Aus diesem Grund sieht die BNKreisgruppe großen Handlungsbedarf, etwas gegen den Ausbau des Klimakillers Nummer 1 in Schwaben zu unternehmen.
Geplant sind neue Hallen, die Verbreiterung der Start und Lande
bahn und eine Verlängerung der Betriebszeit bis 23:30 Uhr. Als Zielmarke nennt die Flughafengesellschaft 2,8 Millionen Fluggäste pro Jahr, die dann in Memmingen starten und landen würden. Massive nächtliche Lärmbeeinträchtigungen und eine Zunahme der klimaschädlichen Flugverkehrsemissionen wären die Folge. Dabei ist der Flughafen von seinen ursprünglichen Plänen abgewichen, vor allem
Urlauber ins Allgäu zu bringen und Flüge für Geschäftsreisende anzubieten. Er hat die innerdeutschen Flüge nach Hamburg, Berlin, Köln und Bremen inzwischen eingestellt. Übrig geblieben sind vor allem Flüge in Urlaubsgebiete. Doch ein Flug von Memmingen nach Palma de Mallorca und zurück verursacht etwa ein Drittel des jedem Bundesbürger nach dem Prinzip der CO2Gerechtigkeit zustehenden Klimabudgets. Insgesamt werden die Klimalasten des deutschen Flugverkehrs bis Mitte dieses Jahrzehnts die des gesamten deutschen PkwVerkehrs übersteigen, hat eine Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag des BN ergeben. Nachdem der Allgäu Airport bereits in zweistelliger Millionenhöhe durch den Freistaat Bayern sowie mehrere Allgäuer Landkreise und Städte subventioniert wurde, dürfen jetzt keine weiteren öffentlichen Gelder mehr fließen. Zusammen mit der Bürgerinitiative gegen Fluglärm bringt der BN Stellungnahmen in das Planfeststellungsverfahren ein. Sollten sie nicht berücksichtigt werden, erwägt der BN auch eine Klage. Thomas�Frey�(jtw)
Bachmuschel: Lebte die Bachmuschel – auch Flussmuschel genannt – bis vor einigen Jahrzehnten noch in vielen Bächen Bayerns, ist sie heute vom Aussterben bedroht. Aufgrund schlechter Wasserqualität und starker Verschlammung in vielen Bächen finden Fische wie Döbel, Elritze, Rotfeder oder Flussbarsch, die als Zwischenwirte für die Bachmuschel dienen, keinen geeigneten
Lebensraum mehr. Um die Lebensbedingungen der Bachmuschel wieder zu verbessern, hat die BNKreisgruppe Unterallgäu im Herbst 2010 ein von der schwäbischen Regierung gefördertes Schutzprojekt gestartet. Zusätzlich erarbeiten die Projektbeteiligten eine Vernetzungsstrategie der isolierten Bestände, um noch existierende Populationen in den Bächen des Günztals im Unterallgäu zu schützen.
Flächenverbrauch: Im Januar hat die Kreisgruppe Lindau Klage gegen den geplanten Bau eines Supermarkts und eines Autohauses auf noch unbebauten Flächen im
Außenbereich der Gemeinde Weißensberg im Landkreis Lindau eingereicht. »Dies scheint die einzige Möglichkeit zu sein, dem immer weiter ansteigenden Flächenverbrauch Einhalt zu gebieten«, erklärt der Lindauer BNKreisgruppenvorsitzende Erich Jörg den gerichtlichen Weg. Die Gemeinde hat ihre Siedlungs und Verkehrsfläche in den letzten 30 Jahren mehr als verdreifacht. Sie gehört damit zu den bayerischen Spitzenreitern im Flächenverbrauch.
Ausgezeichnet: Seit 23 Jahren pflegt die BNOrtsgruppe Marktoberdorf eine Streuwiese im Burker Moos. Dafür hat sie im Januar
den ersten Preis des Allgäuer Streuwiesenwettbewerbes erhalten. Die über zwei Hektar große Wiese im Landkreis Ostallgäu ist vor allem wegen ihres großartigen Bestandes an Blauer Iris eine Augenweide. Den Preis hatten die Landschaftspflegeverbände der vier Allgäuer Landkreise gemeinsam ausgeschrieben.
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Belastetes KlimabudgetMit dem Ausbau des Allgäu Airports in Memmingen und der Verlänge-rung der Betriebs-zeiten würden die Klimalasten in Schwaben erheb-lich ansteigen.
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Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu
Klimakiller:AllgäuAirportplantAusbauDer Allgäu Airport möchte die Passagierzahlen verdreifachen und deshalb das Flughafengelände ausbauen und die Betriebszeiten verlängern. Da der Regionalflughafen das Klima in Schwaben wie keine andere Einrichtung belastet, fordert die BN-Kreisgruppe den sofortigen Stopp dieser Pläne.
38 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
G eht es nach den Plänen des Staatlichen Bauamtes in Am
bergSulzbach, wird zwischen Pressath und Erbendorf eine wahre Straßenbauorgie stattfinden: Am sogenannten Abspann, dem Scheitelpunkt des Hessenreuther Berges, soll eine 16 Meter tiefe, 75 Meter breite und 600 Meter lange Straßenschneise entstehen. Östlich von diesem Einschnitt sind bis zu zehn Meter hohe Dämme geplant.
Angesichts der engen Kurven, starken Steigungen und der geringen Breite der jetzigen Straße plädiert auch der BN für eine maßvolle Trassenverbreiterung, eine Erweiterung beziehungsweise Entschärfung zu enger Kurven und die Umleitung des LkwVerkehrs über Kemnath. Damit ließe sich die Verkehrssicherheit entscheidend verbessern, und gleichzeitig würde den LandschaftsschutzBelangen und der Erholungsfunktion des umliegenden Waldgebietes Rechnung getragen. Die geplanten massiven Eingriffe in
das ökologische Gefüge der Bergkuppe und in das großräumige Wald und Erholungsgebiet des Hessenreuther Waldes mit seinem seltenen Artenbestand – unter anderem Schwarzstorch, Fischadler und Bechsteinfledermaus – lehnt der Verband jedoch ab. Sie sind auch aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens von etwa 1500 Kraftfahrzeugen pro Tag nicht zu rechtfertigen.
Die BNKreisgruppe Tirschenreuth kämpft seit fast 30 Jahren gegen den geplanten Vollausbau am Hessenreuther Berg. Mittlerweile besteht mit Waldbesitzern, dem Bayerischen Bauernverband und dem Verein »Unser Hessenreuther Wald« ein breites Bündnis für eine abgespeckte Ausbauvariante. BNKreisgeschäftsführer Karl Paulus fordert das Staatliche Bauamt nun auf, ein moderates Konzept vor zu legen. (ht)
Ausgezeichnet: Für ihre Untersuchungen zur Bedeutsamkeit von Kulturlandschaften ist die Staatliche Berufsschule Neumarkt von der Europäischen Umweltstiftung »Foundation for Environmental Education« (FEE) geehrt worden. Der bayerische Umweltminister Markus Söder verlieh der Einrichtung Ende November 2010 das Prädikat »Umweltschule in Europa«.
Trauer um Olga Aichinger: Die BNKreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab trauert um ihre langjährige Schriftführerin Olga Aichinger. Sie verstarb am 26. November 2010 im Alter von 93 Jahren. Olga Aichinger
engagierte sich von der Gründung im Jahr 1975 bis hinein in die 90erJahre für die Kreisgruppe. Sie hat sich vor allem während der großen Flurbereinigungsverfahren für den Schutz wertvoller Biotopflächen eingesetzt. Der BN ist ihr für diesen jahrzehntelangen Einsatz sehr dankbar.
Doppeljubiläum: Die BNOrtsgruppe Alteglofsheim im Landkreis Regensburg feiert dieses Jahr ihr 20jähriges Jubiläum. Beachtlich gewachsen ist nicht nur die Zahl der Mitglieder von anfangs 42 auf heute 331, auch die Wohnstätten für Schleiereulen, Mauersegler und Turmfalken wurden
mehr. Ein engagiertes Team von Ehrenamtlichen pflanzte Hecken und legte Streuobstwiesen an. Untrennbar verbunden mit der Ortsgruppe ist der Name Tina Dorner (im�Bild�rechts). Sie legte Ende 2010 nach fast 20 Jahren ihr Amt als Vorsitzende wegen eines Umzugs nieder. Ihr hat der Ort nicht nur einen Schmetterlings
garten und einen naturnah umgestalteten Schulhof zu verdanken. Sie hat auch dafür gesorgt, dass die ehemals kleine Tauschbörse am Wertstoffhof mittlerweile auch noch Gartentage, einen Bücherbazar und einen Reparaturservice für Fahrräder bietet. Als Gruppenleiterin hat sie viele Kinder – und da rüber auch deren Eltern – für
den BN gewonnen. Ihre Nachfolgerin Christina Murrmann (Bild�Mitte)�wurde im November letzten Jahres ins Amt gewählt. Raimund Schoberer, Vorsitzender der Kreisgruppe Regensburg, gratulierte.
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Lebensraum schützenIm Hessenreuther Wald findet der Schwarzstorch noch eine Heimat. Auch ihm zuliebe plädieren (v. li.) Werner Schubert, Jürgen Holl und Ernst Grünbauer vom BN für einen maßvollen Ausbau der Bundesstraße 299.
Kreisgruppe Tirschenreuth
KeineStraßenbauorgieamHessenreutherBerg!Seit 30 Jahren wird über den Ausbau der Bundesstraße 299 dis kutiert. Eine Variante wurde bereits 1991 von der höheren Natur-schutzbehörde abgelehnt. In wenigen Wochen soll nun ein ab-gespeckter, aber immer noch überdimensionierter Vorschlag in das Planfeststellungsverfahren gehen. Die Kreisgruppe Tirschenreuth kämpft weiter für einen Ausbau mit Augenmaß.
[2-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 39
Wenn der Naturschutz in einem Landkreis mit einer
Person unmittelbar in Verbindung gebracht wird, so gilt dies in besonderem Maße für Helmut Korn«, betonte Hubert Weiger am 11. Februar bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Bayreuth. Die 200 Anwesenden verabschiedeten Helmut Korn feierlich und mit tosendem Applaus. »Ich bin nur einer von vielen«, zeigte sich Korn bescheiden und übergab sein Amt an Reinhard Birkner.
Schon der Eintritt Helmut Korns in den BN vor fast 38 Jahren war von einem »Kampfprojekt« begleitet: dem geplanten Rotmainspeicher, der auch gestoppt werden konnte. Eine Wiederauflage des Vorhabens vor wenigen Jahren verhinderte Korn ebenfalls. »Das Rotmaintal hat ihm viel zu verdanken«, resümierte Weiger. Zu Helmut Korns größten Erfolgen zählt aber, dass er gemeinsam mit Bürgerinitiativen und den BNKreisgruppen Wunsiedel und Hof den Bau einer Autobahn durch das Fichtelgebirge abwenden konnte. Seither kämpft er weiter gegen einen vierspurigen Ausbau der B 303. Zudem engagierte er sich gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft ohne Gentechnik.
Helmut Korn ist ein »Macher«: Allein 2010 – im Alter von 74 Jahren – brachte er es auf 55 Pflegeeinsätze. Er motivierte viele zum Mitmachen und konnte so die Biotoppflege im Landkreis deutlich ausweiten. Außerdem lag dem Pädagogen die Vermittlung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur an Kinder und Jugendliche am Herzen.
Dass Helmut Korn 2005 für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz erhielt, ist nur folgerichtig. Er hat der Gesellschaft gedient, er hat sie vor Fehlentwicklungen bewahrt und die Diskussion über eine nachhaltig umweltgerechte Zukunft in und um Bayreuth geprägt. Tom�Konopka�(ht)
Schlaglochangeln 1: Anfang März wies der Bund Naturschutz auf Fehlplanungen beim Straßenbau im Landkreis Hof hin. Während das Geld für den Unterhalt und die Sanierung des bestehenden Straßennetzes fehle, erklärte die Kreisgruppe Hof, plane das staatliche Bauamt Bayreuth eine Ortsumgehung bei Oberkotzau. Um auf den schlechten Straßenzustand aufmerksam zu machen, angelten BNMitglieder am Ortseingang
von Döbra symbolisch in einem wassergefüllten Schlagloch nach Fischen (Bild).�Mit einer Verkehrszählung konnte die BNOrtsgruppe Ebensfeld zudem nachweisen, dass nur etwa ein Drittel des Durchgangsverkehrs auf die Umfahrung umgeleitet werden könnte. Damit sei keine spürbare Entlastung der Anwohner zu erwarten und der gravierende Eingriff in die Landschaft nicht zu rechtfertigen.
Schlaglochangeln 2: Auch im Landkreis Lichtenfels werden neue Straßen geplant, statt erst die alten zu sanieren. Hier »angelte« die BNKreisgruppe Mitte März auf den baufälligen Straßen, um auf
diesen Missstand aufmerksam und gleichzeitig gegen die geplante Ortsumfahrung bei Weismain mobil zu machen.
Neues Angebot: In diesem Jahr bringt die Jugendorganisation Bund Naturschutz in der Kreisgruppe Coburg zusammen mit der Kommunalen Jugendarbeit der Stadt erstmalig den Coburger »Kinder Umwelt Kom(m)Pass« heraus. Das Angebot richtet sich nicht mehr wie der Vorgänger, der »Kinder Umwelt(S)pass«, an einzelne Familien, sondern direkt an die verschiedenen Einrichtungen zur Nachmittagsbetreuung. Diese können ab den Pfingstferien die
entsprechenden Nachmittagsaktionen, Projekttage und Ferienangebote für ihre Gruppen buchen.
Hähnchenmastanlage wird gebaut: Das Landratsamt Lichtenfels hat Anfang des Jahres den Bau einer Hühnermastanlage im oberfränkischen Messendorf für knapp 40 000 Tiere genehmigt. Der BNKreisgruppenvorstand in Lichtenfels bedauerte dies auf seiner Sitzung im Januar einhellig. »Leider gibt die bestehende Rechtslage kaum eine erfolgversprechende Handhabe dafür her, diese Massentierhaltung zu verhindern«, stellte Kreisvorsitzender Anton
Reinhardt fest.
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RekordleistungDas hat bisher noch kaum einer geschafft: Fast drei Jahrzehnte war Helmut Korn (im Bild links) Vorsit-zender der Kreisgruppe Bayreuth. Der BN-Vor-sitzende Hubert Weiger ehrte seinen unermüd-lichen Einsatz.
Kreisgruppe Bayreuth
HelmutKorn:ein»Macher«fürdenNaturschutzHelmut Korn ist nach 28 Jahren als dienstältester BN-Kreisvorsitzender aus dem Amt geschieden. Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger ehrte das »Urgestein des Naturschutzes« und gratulierte gleichzeitig der Kreisgruppe Bayreuth zu ihrem 90-jährigen Bestehen.
VerborgeneSchätzeWanderungimNationalparkBayerischerWaldAlte Baumriesen bestaunen, Geschichten lauschen, Stille und angenehme Kühle zwischen Farnen und Moosen genießen: Auf dem Urwalderlebnispfad geht es über Hochberg und Schwellhäusl zum Hans-Watz-lik-Hain und weiter nach Lud-
wigsthal. Gemeinsame Anreise per Bahn ab Passau. �Passau/Bayerischer Wald, 5. Juni 2011Kontakt: BN-Ökostation Nieder bayern, Tel. 08 51 - 9 66 96 30, [email protected]
KostbarkeitenimBuchenwaldDie Laubwälder um Würzburg warten mit verborgenen Besonder-heiten aus Flora und Fauna auf. Da gilt es Rosenkäfer (Foto), Waldlilien und Elsbeeren, Eremiten und majestätische Altbuchen aus fürst- bischöf lichen Zeiten zu entdecken. Zu Fuß geht es »querwaldein«, abseits der Forstwege. �Güntersleben/Rimpar, 3. Juli 2011Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, [email protected]
WeinschwärmerWeinschwärmer sind dämme-rungsaktive Genießer und fliegen im Schwirrflug Blüten zum Nektar-saugen an. Bei der Nachtfalter-exkursion lernen die Teilnehmer die Weinschwärmer und andere hei mische Nachtfalter kennen – inklusive Rotweinverkostung.�Passau, 23. Juli 2011Kontakt: BN-Ökostation Nieder bayern, Tel. 08 51 - 9 66 96 30, [email protected]
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Kleingärten in der Stadt
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Jahr der Wälder2011�ist�das�interna-tionale�Jahr�der�Wälder.�Unser�Tipp:�Internationaler�Waldpädagogik-Kongress�in�Freising,�24.�–�27.�Juli�2011.�Mehr�Info:�www.fo-restpedagogics.eu.
G leich in der ersten Woche der Sommerferien heißt es wieder
»Aufsitzen und losradeln«. Die BNÖkostation Schwaben nimmt zum dritten Mal Anlauf: Nach Bodensee
und Iller steht heuer der Lech im Mittelpunkt. Die Strecke folgt dem Wildfluss aus seiner alpinen Umgebung über die voralpine Kulturlandschaft und endet schließlich im städtisch und industriell geprägten Augsburg. Unterwegs lernen die Teilnehmer Initiativen, Firmen und Kommunen ebenso kennen wie Projekte zum Schutz der Biodiversität und für regenerative Energien und die Regionalentwicklung eines sanften Tourismus. Die Tour bietet anregende Tage für Kopf und Beine, weite Ausblicke ins schwäbische Alpenvorland und interessante Begegnungen.�Tirol�/�Bayern,�1.�–�5.�August�2011Kontakt:�BN-Ökostation�Schwaben,�Tel.�08�31�-�1�51�11,�www.oekostation-schwaben.de
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K leingärten erleben derzeit eine Renaissance: Gar
tenzeitschriften füllen Regale, in den Städten wachsen interkulturelle Gärten, die Lust auf Landleben nimmt zu, die Zahl der Hobbygärtner und köche, die ihr Gemüse selbst ziehen, steigt. Ist das nur ein Modetrend oder eine langfristige Entwicklung zu mehr Regionalität, gesunder Ernährung, Selbstbestimmtheit und Bodenständigkeit?
Diese Fragen und die Umgestaltung eines Regensburger Stadtviertels mit vielen neuen Kleingärten zur »Grünen Mitte« nimmt das BNBildungswerk zum Anlass für eine Veranstaltungsreihe rund um Gärten in der Stadt. Ab Mitte Mai gibt es philosophische Gartengespräche,
Tipps für die Dachbegrünung, den Schmetterlingsgarten und für die Garteneigentümer in der »Grünen Mitte« Regensburgs und aus ganz Bayern. Treffpunkt ist die Naturgartenparzelle der BNKreisgruppe Regensburg mitten in der Stadt. Als Referenten und Ansprechpartner kommen Gärtner und Floristen, Kräuterpädagogen und Schreiner, Landwirte und Pädagogen. �Regensburg,�12.�Mai�–�Oktober�2011Kontakt:�Das�komplette�Programm�gibt�es�beim�BN-Bildungswerk,��Tel.�09�41�-�2�97�20�42,�[email protected]
40 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-11]
echten Urwäldern, verzweigten Flüssen und Seen.�Polen�/�Litauen,�14.�–�25.�Juni�2011
TranssilvanienDas »Land jenseits der Wälder« wartet mit stolzen Wehrkirchen und mittelalterlichen Stadtperlen ebenso auf wie mit den wilden Wäldern des Karpatenbogens.�Rumänien,�15.�–�25.�Juni�2011
RumänischeWaldkarpatenZwischen sanften Hügelketten liegen Dörfer mit weltberühmten Holzkirchen. Wanderungen führen durch bunte Blumenwiesen und stille Wälder.�Rumänien,�30.�Juni�–�9.�Juli�2011
SonderzugzurBundesgartenschauMit dem NostalgieSonderzug geht es aus dem Großraum Nürnberg zur Bundesgartenschau nach Koblenz. �Deutschland,�2.�Juni�2011
Transkarpatien–UrwälderderUkraineDie prächtigen Laubmischwälder sind gewaltig in ihrer Größe und unvergesslich in ihrer Natürlichkeit und Ruhe. Ebenso wie die nahe Stadt Lemberg tragen sie den Titel eines UNESCOWelterbes.�Ukraine,�10.�–�19.�Juli�2011
NationalparkePolensundLitauensFünf Nationalparke, fünf Naturparadiese mit riesigen Wanderdünen,
�Wartaweil,�6.�–�9.�Juni�2011Kontakt:�Naturschutzzentrum��Wartaweil,�Tel.�0�81�52�-�96�77�08,�[email protected]
KalchreutherKirschkärwaBei dem StreuobstInformationstag dreht sich alles um die Kirsche: Von der Kirschsortenausstellung über Kirschkuchen und »KirschSecco« bis zum KirschkernWeitspucken ist für jeden etwas dabei.�Kalchreuth�bei�Erlangen,�3.�Juli�2011Kontakt:�BN-Kreisgruppe�Erlangen,�Tel.�0�91�31�-�2�36�68,�erlangen@�bund-naturschutz.de
ReichswaldfestTraditionsreiches Wald und Familienfest in Nürnbergs grüner Lunge. Mit Exkursionen und BioEssen.
�Nürnberg,�16./17.�Juli�2011Kontakt:�BN-Landesfachgeschäfts-stelle,�Tel.�09�11�-�81�87�80,��[email protected]
Donau-SchifffahrtAuf der frei fließenden Donau geht es an den großen Auwäldern entlang von Deggendorf nach Vilshofen und zurück. Mit Infos und Unterhaltungsprogramm.�Deggendorf,�31.�Juli�2011Kontakt:�BN-Kreisgruppe�Deggen-
BN-VERANSTALTUNGENUNDWEITERETERMINEBundesweiterAnti-
AKW-AktionstagAuch in Bayern gibt es an mehreren Orten
Demos für die Energiewende. Die genauen
Zeiten und Orte erfahren Sie unter www.bundnaturschutz.de. Oder Newsletter abonnieren: www.bundnaturschutz.de/newsletter�Bundesweit,�28.�Mai�2011Kontakt:�BN-Energiereferat,��Tel.�09�11�-�8�18�78�26,�anette.jung@�bund-naturschutz.de
Kinder-Klima-CampKlima schützen – ja, aber wie? Beim zweiten Klimacamp am Ammersee wird das Thema Kindern von zehn bis 14 Jahren kindgerecht vermittelt. Die Kinder können experimentieren und Ideen entwickeln.
dorf,�Tel.�09�91�-�3�25�55,��[email protected]
Bioerleben»Bio erleben« bietet Markt und BioGenuss, Wellness und Kosmetik, Modenschau, Kochshows, Kunst, Musik, Talk, Kabarett und Kinderspaß. Nahezu 100 Aussteller. �Nürnberg,�22./23.�Juli�2011Kontakt:�BN-Landwirtschaftsrefe-rat,�Tel.�09�11�-�8�18�78�21,�[email protected]
BN-STUDIENREISEN| TEL.0 91 23-9 99 57 10
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Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund- naturschutz.deLeitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß)Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph Markl-Meider (cm), Heidi Tiefenthaler (ht),
Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, nu@bund- naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Titelentwurf: Agentur Vasata Schröder FlorenzRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Ber-lin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40
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»Energiesparen JETZT!«
Die unverantwortliche Bagatelli -sierung der Risiken der Atomkraft -
werkstechnologie durch die Bundesregierung muss ein Ende haben – ange-sichts der Unbeherrschbarkeit der Atomreaktoren bei unkalkulierbarenEreig nissen wie Flugzeugabstürzen,terroristischen Angriffen oder mensch-lichem Versagen.
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berater• Kraftwärmekopplung• Stadtwerke und Bürger -
be teiligung• Naturverträglichen Ausbau
der Wind- und Sonnen -energie
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Unwahrheiten der Atom -lobby
»Energiewende Bayern«