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NAGELFLUH Herbst/Winter 2013

Date post: 19-Mar-2016
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NAGELFLUH 3

Das Miteinander gewinnt. 300 Jahre Nach-haltigkeit hört sich klasse an. So lange

wissen wir also schon, wie es eigentlich gehenmüsste und welche Weichen wir als gestaltendeMenschen zu stellen hätten. Ökonomie, Öko-logie und Soziales sind kein Widerspruch, son-dern gleichberechtigt, sie bedingen sich sogarvielfach gegenseitig. Ohne ein hohes Wohl-standsniveau ist Umweltschutz nur schwerdurchsetzbar, wie uns Schwellenländer, zumBeispiel Indien oder China, tagtäglich demons-trieren. Eine florierende Wirtschaft, die gleich-zeitig Lebensgrundlagen vor Ort zerstört,nimmt sich aber mittelfristig selbst die Grund-lage auf der sie kontinuierlich und effizient arbeiten kann. Gleiches gilt für eine Gesell-schaft, in der die soziale Ungerechtigkeit großist und bei der die Schere zwischen Reich undArm immer weiter auseinandergeht.

Allgäu und Bregenzerwald haben sich inzwi-schen überregional einen hervorragenden Ruferworben, wenn es um Themen der nachhalti-gen Regionalentwicklung geht. Wir sind bei-spielsweise Vorreiter in Sachen Energieeffi-zienz, der Produktion und Verwendung regio-

naler Produkte oder beim kooperativen Natur-schutz. In all diesen Themenbereichen sindechte Fortschritte nur zu erreichen, wenn vieleAkteure themenübergreifend an einem Strangziehen und gemeinsam voran gehen. Daransollten wir uns bei Bedarf immer wieder neuerinnern.

Miteinander statt gegeneinander ist in beiden Regionen seit vielen Jahren ein wichti-ger Arbeitsgrundsatz, weshalb es auch nichtungewöhnlich ist, dass Touristiker und Land-wirte unter gegenseitiger Wertschätzung engmiteinander arbeiten. Wir können deshalbauch »schwierige« Themen angehen, wie eineLenkung der Besucherströme im NaturparkNagelfluhkette mit Hilfe der Initiative »Respek-tiere deine Grenzen«. Nach einer langen Vor-bereitungszeit können wir nun endlich starten.

Dass das Miteinander nicht überall so gutfunktioniert, erlebe ich immer wieder, wennich mit Kollegen aus anderen Naturparkregio-nen rede. Hier verhindert manchmal die zugroße Dominanz einzelner Akteure ein part-nerschaftliches Vorgehen und die ernsthafteSuche nach einem Interessensausgleich.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sind wir also froh, dass der Geist des Mitei-nanders bei uns so stark verankert ist und pflegen wir ihn, es ist nicht selbstverständlich.

Ihr

Rolf EberhardtGeschäftsführer Naturpark Nagelfluhkette e.V.

Mit einer Größe von

405 km² ist die Nagel-

fluhkette im alpen weiten

Vergleich ein Schutz -

gebiet mittlerer Größe.

Während im Bregenzer-

wald jeweils die gesam-

ten Flächen der beteilig-

ten acht Gemeinden im

Naturpark liegen, gehö-

ren von den sieben All-

gäuer Gemeinden in der

Regel die dünn besiedel-

ten Berggebiete dazu.

Innerhalb der Naturpark-

grenzen leben etwa

13.000 Menschen, was zu

einer, im dicht besiedel-

ten Europa, sehr gerin-

gen Siedlungsdichte von

33 Einwohnern je km²führt. Ein besonderes

Merkmal ist der sorgsa-

me Umgang der Bewoh-

ner mit ihrer Heimat.

EDITORIAL

DER NATURPARK NAGELFLUHKETTE

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dieser

ImpressumHerausgeber:Naturpark Nagelfluhkette e.V.Seestraße 10, 87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 9988750info@naturpark-nagelfluhkette.euwww.naturpark-nagelfluhkette.eu

Verlag und Herstellung:Verlag HEPHAISTOS & EDITION ALLGÄULachener Weg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. +49 8379 [email protected]

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Tel. +49 8379 728616, [email protected]

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinungdes Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes

Anzeigen: Sven Abend, Tel. +49 8379 728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012

Vertrieb: Bei Fragen oder Reklamationen bezüglich der Haushaltsverteilung wenden Sie sich bitte an den Verlag: Tel. +49 8379 728616

Bankverbindung Verlag: Deutschland: Raiffeisenbank OberallgäuSüd eG, Konto 7126999, BLZ 73369920

Österreich: Raiffeisen-Landesbank Tirol AGKonto 643361, BLZ 36000

Nächster Erscheinungstermin: voraussichtlich am 1. April 2014

DAS GRÜNE KLASSENZIMMERDie Klasse 3 A entdeckt »ihren« Wald ganz neu 5

DAS GOLDENE HANDWERK IM ALPSENNEREIMUSEUM HITTISAUWie ein Tierarzt ein Stück Bregenzerwälder Geschichte rettete 8

WAS BEDEUTET NACHHALTIGKEIT?Die Zauberformel aus der Forstwirtschaft 10

DER LETZTE WILDE – NATURPARK TIROLER LECHEin Ausflug zum Nachbar-Naturschutzgebiet 14

DER GROSSE NATURPARK-FOTOWETTBEWERB – UNSERE GEWINNERDie zehn schönsten Motive aus dem Naturpark 16

Themen Ausgabe

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ille DER ROTHISRCH

Tierisches Portrait und Interview über den König des Waldes 19

WARTEN AUF DEN BUS...... kann so schön sein. Vor allem in Krumbach 22

WAS MACHEN DIE TIERE IM WINTER?Von Hüftspeck und Wohngemeinschaften 32

DIE ANWÄLTE DER NATUR FEIERN IM ALPSEEHAUS100 Jahre Bund Naturschutz in Bayern 34

DAS REICH DER DRACHEN UND WILDEN FRÄULEINDie neun Naturparkjuwelen stellen sich vor – dritter Teil 36

Kurzmeldungen 24

Spieleseite 38

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Schaut mal, ein Molch!« »Nee, der ist ganz schwarz, der heißt Alpen-salamander!« Aufgeregt schart sich die ganze Klasse um Joshua und

seinen Fund, es ist tatsächlich ein Alpensalamander. Der zeigt sich rechtunbeeindruckt von seinen Fans und führt seinen gemächlichen, schlän-gelnden Spaziergang einfach auf Joshuas Hand fort. »Das habt ihr guterkannt. Wenn es lange geregnet hat, kommen Alpensalamander oft ausihrem Unterschlupf«, erklärt Andreas Fisel seinen aufmerksamen Zuhö-rern. Der Förster betreut das Forstrevier Hörnergruppe. Dazu zählen dieWälder in den Gemeinden Balderschwang, Blaichach, Bolsterlang, Fischen, Obermaiselstein und Ofterschwang. Den Wald bei Blaichachkennt er wie seine Westentasche. Heute wird er den Schülern einen lehr-reichen und dabei doch spannenden Schultag bescheren.

»Stimmt es, dass der Alpensalamander gar keine Eier legt?«, fragt eineStimme aus der hinteren Reihe. Fisel nickt. »Das ist richtig. Der Alpen-salamander gebärt, und das als einzige heimische Amphibienart, leben-

Wen verbindet ein gemeinsamer Nutzen, wer frisst wen?

Die Schüler spannen ein ökologisches Netz des Waldes

Welche Tiere im Wald wohnen, dass Pilze mit Bäumen gerneNährstoffe tauschen – so etwas weiß man als Schüler meistschon. Einen Alpensalamander auf der Hand gehabt, einenBaum umarmt oder ein Hirschgeweih befühlt zu haben, daskann nicht jeder von sich behaupten. Die 3 A schon. Bei einemUnterrichtstag mit dem Förster erlebten die dritten Klassen derVolksschule Blaichach »ihren« Wald einmal ganz anders

Das grüne KlassenzimmerEin Schultag im Wald

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den Nachwuchs.Jetzt lassen wir denkleinen Lurch aber sei-ner Wege gehen – wir habenheute noch viel vor.« Damit verabschiedet die 3 A sich von dem schwar-zen Wanderer, und am Waldrand entlang geht es bergauf. Dabei wirdder Förster neugierig von allen Seiten mit Fragen gelöchert. Was er dennals Förster so mache, welche Tiere er schon gesehen habe – Fisel kommtkaum hinterher mit den Antworten. Klassenlehrerin Mareike Stein beobachtet das Ganze lächelnd. »Es ist toll, wie interessiert die Kindersind. Für sie ist es natürlich richtig aufregend, einen echten ‚Fachmann‘ausquetschen zu können«, meint sie und lässt sich gleich darauf aufmerk-sam von Nico erzählen, wie er auf einer Wanderung mit seinem Vatergenau hier einmal einem Fuchs begegnet ist. »Der ist aber geflohen, alswir ihm näher gekommen sind«, berichtet er.

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Förster Andreas Fisel zeigt den Schülern ein »frisch gefegtes« Rothirschgeweih. Die

Basthaut, die es während des Wachstums überzogen hat, ist abgestreift, das Geweih

glatt – Anfassen erlaubt!

»Im Wald ist alles verknüpft«

Auf einer Wiese, umgeben von den ersten Bäumen, bleibt der Försterplötzlich stehen. »Bevor wir in den Wald gehen, spielen wir ein Spiel.«Die Klasse ist begeistert – spielen an einem Schultag, besser geht es wohlkaum. Spiele seien genau deshalb wichtig, betont Fisel: »Wir bieten Wan-derungen an, bei denen nicht Wissen ‚eingetrichtert’ werden soll, son-dern Erlebnis und Spaß im Vordergrund stehen. Es ist wichtig, dass dieKinder den Wald in guter Erinnerung behalten.« In erster Linie solltejede Schulklasse einmal die Möglichkeit haben, mit dem Förster im Waldzu sein. Andreas Fisel betreut regelmäßig Schulklassen aus dem Ober-allgäu. Jetzt verteilt er erst einmal Postkarten an die Schüler. Darauf istje ein Tier, ein Baum oder eine Pflanze abgebildet, die im Wald vorkom-men. Dann nimmt er ein rotes Wollknäuel in die Hand. »Alle Lebewesenund Pflanzen im Wald sind voneinander abhängig und miteinander ver-netzt. Die einen helfen sich gegenseitig, die anderen haben sich wort-wörtlich zum Fressen gern.« Dieses »Netzwerk« aus Symbiosen undNahrungsgrundlagen sollen die Schüler nun nachstellen, indem sie einenKreis bilden und demjenigen das Wollknäuel zuwerfen, von oder für densie selbst einen Nutzen haben: Der Buntspecht nistet beispielsweise gernein der Birke, der Baum spendet hin und wieder Schatten für eine kleineSchnecke, und die wiederum schmeckt dem Wildschwein recht gut…Das Wollknäuel fliegt von Hand zu Hand, das Netz nimmt immer mehrForm an. Schlussendlich ist die gesamte 3 A »ökologisch verknüpft«.

Doch damit ist die Übung nicht zu Ende. Denn was würde jetzt bei-spielsweise passieren, wenn… »alle Bäume gefällt würden?« Die erstenlassen ihre Schnur fallen. »Wo baue ich jetzt mein Nest?«, fragt Florianalias Herr Kohlmeise berechtigterweise. Er muss sein Stück Netz eben-falls fallen lassen. Am Ende liegt ein roter Wust aus Fäden am Boden –das Ökosystem Wald ist zusammengebrochen. Mareike Stein ist beein-druckt: »Die Kinder waren völlig gefesselt.« Sie erlaubt sich ein Zwin-kern. »Das ist nicht immer so.«

Mein Baum, dein Baum

Der rote Faden wird aufgerollt und nach einer kurzen Brotzeitpausegeht es auf einem breiten Forstweg hinein in den Wald. Ein weiterer Alpensalamander findet sich am Wegesrand und räumt schleunigst dasFeld, als ihm die Begeisterung der Kinder zuviel wird. Sein EntdeckerSimon lässt ihn ziehen.

Nach ein paar Minuten macht die Gruppe Halt. An dieser Stelle desWaldes steht Baum an Baum. »Wir sind da«, nickt der Förster zufrieden,»Ein guter Platz für das Maulwurfspiel.« Zuvor müssen sich die Kinderin Zweiergruppen zusammentun. Als Andreas Fisel mehrere Augenbin-den aus seinem Rucksack zieht, wird klar, warum das Spiel »Maulwurf-spiel« heißt. Die Aufgabe besteht darin, seinen »blinden« Partner sicherzu einem Baum zu führen, den die Maulwürfe sich eine gewisse Zeit»ohne Augen anschauen sollen«. Später müssen sie den Baum wieder-finden. Die 3 A macht sich eifrig ans Werk. »Dieses Spiel erfordert vielVertrauen zum Partner«, verrät derweil Fisel. »Man ist auf den anderenangewiesen.«

Die Schüler der Volksschule Blaichach machen ihre Sache gut. Sehrgewissenhaft wählen die Führer »ihren« Baum aus und steuern ihre Begleiter darauf zu. Sobald der Stamm erreicht ist, untersuchen dieMaulwürfe ihn eingehend: Die Rinde wird abgetastet, nach Moos undWurzeln gesucht. Chiara umarmt ihren Baum sogar. »Der ist ganz schönbreit«, stellt sie fest. Nach einer Weile werden die »Blinden« zurück anden Ausgangspunkt geführt und die Augenbinden abgenommen. Bei deranschließenden Suche dauert es bei keinem lange, bis er seinen Stammwiedergefunden hat. »Woran habt ihr die Bäume erkannt?«, will Fisel

Joshua hat einen Alpensalamander am Wegrand entdeckt – um den schwarzen

»Bergkobold« schart sich augenblicklich eine Schar Bewunderer. Das Tier nimmt

die Begeisterung gelassen hin

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Waldaustellung im AlpSeeHaus

Eine tolle Möglichkeit, bei jedem Wetter den »Wald zu erkunden«, bietetsich bis zum 1. Januar 2014 im AlpSeeHaus. Das Amt für Ernährung,Landwirtschaft und Forsten Kempten präsentiert dann gemeinsam mitdem Naturpark Nagelfluhkette die Sonderausstellung »NachhaltigeForstwirtschaft im Allgäu – Einsatz, der sich lohnt«. Sie beschreibt denlangen und mühsamen Weg zur »nachhaltigen Forstwirtschaft« (sieheauch S. 10). Ihren Höhepunkt erreicht die Schau am 20. Oktober von 12 bis 17 Uhrmit einem Wald-Aktionstag. Vom AlpSeeHaus aus starten dann span-nende Waldexkursionen, zum Beispiel zum Bergrutsch am ImmenstädterHorn um 13.30 Uhr, oder eine Pilzexkursion durch den Wald um 15.30Uhr. Um 13.30 und 15.30 Uhr kann man sogar eine echte Baumfällungmiterleben. Alle Wanderungen dauern etwa eineinhalb Stunden undsind kostenlos. Im AlpSeeHaus selbst warten viele Mitmach-Stationenund ein spannendes Waldrätsel führt durch die Ausstellung.

wissen. Manche hätten mehr Äste gehabt als andere, kommt die ersteAntwort. Viele trugen harzige Verletzungen oder Verformungen in derRinde, an manchem Stamm wuchs ein Pilz. »Mein Baum roch komisch«,behauptet Robert trocken.

»Wir lernen jetzt draußen!«

Noch mehr Spiele werden gespielt an diesem außergewöhnlichenSchultag. Etwa ein Baumrätsel, bei dem die Kinder ihre Schulkenntnisseunter Beweis stellen und allerlei Bäume benennen müssen. Besondersgut kommt der »Gruselweg« an: Auf einem markierten Weg müssen dieSchüler einzeln und »luchsleise« durchs Unterholz schleichen und sichalles merken, was sie sehen. Für manchen erschrockenen Blick sorgt derGamsschädel, den Fisel vorher auf einem Holzhaufen platziert hat. DasHirschgeweih dagegen, das gut getarnt zwischen den Ästen der jungenBäume liegt, entdeckt kaum jemand. Zehn tierische Gegenstände sindes insgesamt. Im Anschluss wird jedes einzeln von den Schülern identi-fiziert und der Förster erzählt etwas zu dem Tier: Beispielsweise, wie derRothirsch sein Geweih einmal jährlich einfach abwirft, oder wie man anden scharfen Zähnen des Fuchsgebisses erkennt, was er gerne frisst –nämlich am liebsten Fleisch.

Am frühen Nachmittag, kurz vor dem Abschied von Förster Fisel, sindsich alle Schüler einig: Das war ein toller Schultag. Anna hat das Anfangsspiel am besten gefallen: »Das Wollknäuel hin und her zu werfenwar lustig, aber man musste ziemlich darüber nachdenken.« Robert nicktbestätigend. »Und das Skelett-Suchspiel war gruselig, aber auch ziemlichcool!« Die Entdeckung der beiden Alpensalamander seien trotzdem »dasHighlight gewesen.« Lukas sind viele Pflanzen am Wegesrand aufgefal-len, die er nicht kannte. Der Förster habe aber alle benennen können,erzählt er ziemlich beeindruckt. »Es wäre schön, das jedes Jahr machenzu können«, meint Vanessa. »Oder gleich immer Unterricht im Freien!«,schlägt Robert vor. »Bei Sonnenschein zumindest!« Jeder Schultag imGrünen. Na, wenn das kein Denkanstoß ist. Viola Elgaß

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Beim Maulwurfspiel geht es darum,

blind einen Baum zu betasten und

ihn später wieder zu finden –

Robert konnte seinen Baum im

Nachhinein tatsächlich wieder

»erschnüffeln«

Ein Schultag im Wald – viel spannender, als die 3 A

der Volksschule Blaichach es sich vorgestellt hat

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Anja Rinderer, Leiterin des Tourismusbüro Hittisau, ist auch für das Museum zuständig.

Daneben: Siebe und Kraxe für den Milchtransport

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Dem früheren Tierarzt Anton Stöckler aus Hittisau, der 92-jährig imJahr 2011 verstarb, ist es zu verdanken, dass im Ort eine original

Alpsennerei zu besichtigen ist. Von seinen Besuchen bei krankem Viehauf den Alpen – früher per Pferd, später mit dem Motorrad – brachteder rührige Heimatkundler Gerätschaften mit, die er zuerst in der Gemeindebücherei, später im Untergeschoss des Ritter von Bergmann-Saals unterbrachte, um sie als Alpsennerei mit angeschlossener Stubewieder aufzubauen. In dem Raum, original mit Holz vertäfelt wie aufAlpen üblich, sieht der Besucher alles, was früher zum Sennen verwendetwurde. Neben einzelnen Gerätschaften, wie einer Milchtrage oder einerhandbetriebenen Zentrifuge, fällt besonders die einfache, aber wirkungs-volle Käsepresse ins Auge, die aus einem runden Holzrahmen und einemDruckstempel besteht. Der fertig »gedeckte« Tisch in der Stube, derenEinrichtung ebenfalls aus einer Alpe stammt, lädt zu »Käsknöpfle« ein.Die liebevollen Details – wie etwa die Löffel in den Tellern oder die rot-weiß-karierten Kissen auf der Eckbank – erwecken einen lebendigenEindruck. Man kann sich vorstellen, dass hier in zwei Minuten die Pfisterund der Senn zum Essen hereinstürmen.

Ein Tierarzt wird Schatzhüter

Mit der Einrichtung des Museums wollte Stöckler die Erinnerung, wieauf Alpen ohne technische Hilfsmittel gesennt wurde, bewahren. Dennnur auf ein paar wenigen der vielen Alpen rund um Hittisau wird heutenoch gesennt. In den 80-er und 90-er Jahren wurden viele Alpen durchWege und Seilbahnen erschlossen, sodass die Milch abtransportiert undanderswo verarbeitet werden konnte. Personalmangel und strengere Hygienebestimmungen durch die EU führten ebenfalls dazu, dass dieAlpsennereien geschlossen wurden. Der Tierarzt erkannte diese Ent-wicklung früh und begann, die ersten Ausstellungsstücke für das Alp-sennereimuseum zu sammeln. Träger des Hauses und des Museums istdie Gemeinde Hittisau. Die Ausstellung ist mittwochs ab 10 Uhr geöffnet,wobei auch ein Film gezeigt wird.

Hittisau ist mit rund 120 Alpen bezie-hungsweise Almen die

alpenreichste GemeindeÖsterreichs. Sie birgt

zudem eine historischwertvolle »Schatzkiste«:Eine voll funktionsfähig

ein gerichtete Alpsennerei -küche, die Gerätschaften derMilchverarbeitung und Käseherstellung aus den

letzten 300 Jahre im Bregenzerwald zeigt

Das goldene Handwerk im Alpsennereimuseum Hittisau

Oben: Herrgottswinkel in der Alpensennerei, in der auch die gemeinsamen Mahl-

zeiten eingenommen wurden. Unten: Eine Holztafel stellt den Zusammenschluss

der örtlichen Sennereien zur Sennerei Hittisau von 1977 anschaulich dar

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Die Sennerei Hittisau heute

Die Sennerei Hittisau wurde 1977als Genossenschaft gegründet, indie die ehemaligen Sennereibetriebeder Orte Rain, Reute, Ach, Schön-bühl, Windern und Platz integriertwurden. Die Jahresmilchanlieferungbeträgt vier Millionen Liter, die von75 Talbetrieben und 63 Alpen über-nommen wird.

Daraus produziert die SennereiHittisau über 73.000 KilogrammBergkäse, 40.500 Kilogramm Butterund 32.700 Kilogramm Emmentaler.Die Produkte werden neben dem Geschäft im Ortszentrum von Hit-tisau sowohl in Österreich als auchim Allgäu verkauft. Sämtliche ver-arbeitete Milch ist sowohl silo- alsauch gentechnikfrei und unterliegtganzjährig strengen Kontrollen, die

bei einem Verstoß erhebliche finanzielle Kürzungen bei den Lieferantennach sich ziehen. Die Alpen verteilen sich zum größten Teil auf Hittisau(49 Betriebe), Balderschwang (7), Riefensberg (3), Oberstaufen (2) undSibratsgfäll (2). Hittisau hat die größte Alpdichte von ganz Österreich.Der Bergkäse und der Emmentaler aus der sogenannten »Heumilch«wurden vielfach mit Gold- und Silbermedaillen prämiert, unter anderembei der »Käseolympiade« in Oberstdorf. Thomas Niehörster

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Das Alpsennereimuseum HittisauPlatz 187, A-6952 Hittisau

FührungenJeden Mittwoch um 10 Uhr (mit Anmeldung), auf Anfrage könnenjederzeit andere Termine ausgemacht werden. Die Führungen dau-ern etwa eine Stunde.Eintrittspreis: Drei Euro pro Person inkl. Käseverkostung

Information und Anmeldung Hittisau TourismusTel.: +43 5513 6209-50 E-Mail: [email protected]

Die Sennerei in Hittisau heute

Mit der Milchzentrifuge schlug man

Sahne, Butter und Magermilch

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Nachhaltig? Eh klar. Nur so viel nutzen, wie nachwächst? Versteht sichdoch von selbst. So leben, dass unsere Nachkommen genauso gut lebenkönnen wie wir heute? Sowieso. »Nachhaltigkeit« erscheint uns heuteebenso simpel wie logisch, fast schon langweilig. Aber unsere Vorfahrenmussten darauf erst mal kommen – und dann auch noch das Richtige tun

Hans Carl von Carlowitz, ein kur-sächsischer Berghauptmann, hat

das Prinzip der Nachhaltigkeit 1713 ineinem dicken Buch, das gerade wiederneu aufgelegt wurde, erstmal deutlichdefiniert. Dort steht:

»… (Es) wird derhalben die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß undEinrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Con-servation und Anbau des Holtzes anzustellen (ist), daß es eine conthi-nuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weiln es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Dasein nichtbleiben mag…«

Dieser Satz beschreibt eine einfache Erhaltungsregel – einen Gene-rationenvertrag: Wir ernten Bäume, welche die Eltern oder Großelterngepflanzt haben. Was wir anpflanzen, ernten die Kinder und Enkel. ImGuten wie im Schlechten.

Warum Holz?

Nun kann man sich natürlich fragen, warum der Begriff »Nachhal-tigkeit« gerade im Zusammenhang mit der Nutzung der Wälder entstand, und warum ihn gerade ein Berghauptmann erfand? Die Erklärung ist einfach: Holz war damals der Rohstoff schlechthin, nichtnur zum Bauen, sondern vor allem als Energieträger. Man schöpfte aus

Hans Carl von Carlowitz (1645 bis

1714) gilt als Begründer des Prinzips

der Nachhaltigkeit

Was bedeutet Nachhaltigkeit?Aus dem Tagebuch eines Waldretters

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einem scheinbar unendlichen Vorrat. Nur wurden die Transportwegeimmer länger. Weite Flächen des Landes waren schon entwaldet und ver-ödet. Holz wurde zusehends knapp. Auch im Bergbau gab es zum Holzkeine Alternative. Man brauchte unendlich viel Holzkohle zum Betriebder Schmelzöfen. Die Menschen hatten sich in eine Existenz bedrohendeEnergiekrise hineinmanövriert. Deshalb musste sich Hans Carl von Car-lowitz von Berufs wegen mit dieser ganzen Bredouille beschäftigen.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist also nicht aus schöngeistigen Motiven heraus entstanden, sondern aus purer Not. Und bei der Holz-versorgung war der Engpass eben am größten. Deshalb ist Nachhaltigkeituntrennbar mit der Forstwirtschaft verbunden.

Nachhaltigkeit braucht Zeit

Es ist einerseits die Endlichkeit der Ressource Holz, derer man sichbewusst wurde, und es ist auf der anderen Seite die Langfristigkeit imWachstum der Bäume. Zwischen Pflanzung und Ernte liegen Jahrzehntebis Jahrhunderte. Man kann also nicht schnell einmal nachsteuern, undalles ist wieder gut. Diesen Aspekt der Langfristigkeit muss man sichimmer wieder klar vor Augen führen: Was wir jetzt in der Waldverjün-gung tun oder nicht tun, wird für die nächsten 100 Jahre Bestand haben.Der Wald hat ein verdammt gutes Gedächtnis. Außerdem gibt es eine Be-sonderheit in der Forstwirtschaft, die das Problem der Übernutzung ver-schärft: Holz wächst nur an Holz! Der Baum ist gewissermaßen eine Pro-duktionsanlage, die das Produkt in Form von Jahrringen an sich selber an-lagert. Wer das Produkt erntet, nimmt also die Maschine immer gleichmit. Wer zu viel erntet, der zieht damit die Produktion rasant nach unten.

300 Jahre neues Denken

Die Wald-Holz-Branche feiert heuer mit einem berechtigten Anflugvon Zufriedenheit das 300-jährige Jubiläum der forstlichen Nachhaltig-keit. Immerhin gibt es auf einem Drittel der Landesfläche wieder ertrag-reiche Wälder. Das war damals alles andere als eine sichere Prognose.Denn die Erkenntnis ist das eine. Aber sie in die Tat umzusetzen – dasist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinenmag. Eine derart revolutionäre Idee muss erst einmal in das Bewusstseinder Menschen vordringen. Und man braucht eine ganze Menge an Informationen: Man muss zum Beispiel zählen, wie viele Bäume über-haupt da sind, welche Baumarten und in welcher Dimension. Man mussherausfinden, wie viel Holz jedes Jahr zuwächst. Welche Faktoren beein-flussen das Wachstum? Welche Wechselbeziehungen wirken im Wald?

Ein bedeutendes Tagebuch

Herr von Carlowitz war viel auf Reisen. Er hat die Erfahrungen seinerZeit zusammengetragen und mit seinem Buch den Grundstein dafür ge-legt, dass im 19. Jahrhundert der Wald nach und nach auch wissenschaft-Fo

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Die erste Erwähnung zur »nachhaltende Nutzung« findet sich auf Seite 105 der

»Sylvicultura Oeconomica« von Hans Carl von Carlowitz

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lich erforscht wurde. Man entwickelte Messverfahren, beschäftigte sichmit der Wuchsdynamik der Baumarten, berechnete Ertragstafeln, forschtean der Bodenchemie und versuchte das ganze Beziehungsgefüge im Lebensraum Wald zu ergründen. In dieser Zeit wurden auch die erstenFörsterschulen gegründet.

War es Herrn von Carlowitz noch darum gegangen, die Rohholzver-sorgung sicherzustellen, so erkannte man bald, dass der Wald eine ganzeReihe von weiteren Leistungen erbringt, die im Laufe der Zeit immermehr an Bedeutung erlangten, wie die Schutz- und Erholungsfunktionen.

Unsere Vorfahren hatten zweifellos auch etwas Glück. Gerade nochzur rechten Zeit wurden nämlich Dampfmaschine und Eisenbahn erfunden. Jetzt konnte man Kohle abbauen und über weite Streckentransportieren. Das Zeitalter der fossilen Energiequellen begann. Dadurch wurden die Wälder entlastet, sodass eine moderne, nachhaltigeForstwirtschaft sich erst richtig entfalten konnte.

Nachhaltigkeit heute

Heute kann man mit moderner Technik ziemlich gut verfolgen, wiesich der Wald in Deutschland entwickelt. Seit einigen Jahrzehnten wächstsogar mehr Holz zu, als geerntet wird. In den Wäldern stehen deshalbbeträchtliche Holzvorräte, die man in vernünftigen Maßen auch erntenkann. Der Wald, den Generationen von Förstern und Waldbesitzern seitHans Carl von Carlowitz wieder aufgebaut haben, kann sich sehen lassen.

Bei aller berechtigten Freude gilt es jetzt aber auch zu überlegen, obdie geerbten Wälder in ihrem heutigen Zustand dem künftigen Klimagewachsen sind. Vor 50 Jahren war diese Entwicklung noch nicht abseh-bar. Mittlerweile ist aber klar, dass wir die Wälder fit machen müssen fürdie Wuchsbedingungen von morgen, und zwar nicht irgendwann, son-dern jetzt. Auch das ist eine Frage der Nachhaltigkeit. Wir sind es denKindern und Enkeln ganz einfach schuldig.

Für den Wald der Zukunft gibt es ein Zauberwort. Es lautet: Misch-wald! Im Naturpark besteht er von Natur aus im Wesentlichen aus dreiBaumarten: Fichte, Buche und Tanne. Dieses Bergwaldteam hat sich übermehrere tausend Jahre bewährt.

Die Zauberformel aus dem Forst

Nachhaltigkeit ist eine ebenso einfache wie großartige Idee. Sie machtgerade eine zweite, ganz große Karriere als Zauberformel für das Über-leben der Menschheit im 21. Jahrhundert.

Weit entfernt vom ursprünglichen Gedanken hat sich die Nachhaltig-keit aber auch als ziemlich beliebiges Modewort etabliert. An dieser Beliebigkeit muss die Forstwirtschaft sich nicht beteiligen. Sie besitztschließlich das Original, und zwar seit 300 Jahren. Das müssen andereBranchen erst einmal hinbekommen. Dr. Ulrich Sauter

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Was kann es schöneres geben, als mitten in einem Naturpark lebenzu dürfen?« Anette Kestler, Geschäftsführerin des Naturparks

Tiroler Lech ist hellauf begeistert von ihrem Arbeitsplatz. Das sind in-zwischen auch die Geschäftsleute und Vermieter, die einen deutlichenAnstieg des Umsatz und der Übernachtungen vermerken können, seit-dem das Gebiet um den Tiroler Lech 2004 zum Naturpark erklärt wurde.Da die Natur keine politischen Grenzen kennt, bildet der Naturpark imNorden zusammen mit Füssen zusätzlich ein Waldschutzgebiet.

Auf einer Länge von 62 Kilometern erstreckt sich von Steeg im Südenbis nach Vils im Norden der Naturpark mit einer Fläche von knapp 42Quadratkilometern. Mit dem Hauptort Reutte leben in der Naturpark-region rund 20.000 Menschen in 24 Gemeinden. Die beiden Richtlinien»Flora-Fauna Habitat« und die »Vogelschutzrichtlinie« bilden die Grund-lage für das ursprüngliche »Natura 2000-Gebiet«. Sie dienen der Siche-rung der Artenvielfalt durch Erhaltung der natürlichen Lebensräume derwildlebenden Tiere und Pflanzen. Fünf Schwerpunkte ziehen sich stell-

Die einzigartige Wildflusslandschaft am Tiroler Lech zählt gemeinsam mit den Seitenflüssen, die in den Lech fließen, zu den letzten naturnah erhaltenen Flusstälern Öster-

reichs. Der 264 Kilometer lange Lech entspringt in Vorarlberg und fließt durch Tirol und Südbayern, wo er in die Donau mündet

Wo Naturjuwele bewahrt und Kulturlandschaften gepflegt werden: 48 Naturparke gibt es derzeit inÖsterreich, 104 in Deutschland. Doch Park ist nicht gleich Park. Mächtige Gletscherzungen beherr-schen das Ötztal, mystische Sagen der tanzenden »Brockenhexen« umgeben das Harzer Mittelgebirge.In unserer neuen Serie besuchen wir ein paar dieser einzigartigen Regionen fern der Nagelfluhkette.Einen ersten Blick werfen wir nach Österreich – ins wildromantische Tal des Tiroler Lechs

Der letzte WildeNaturpark Tiroler Lech

vertretend für die Habitate durch den Naturpark: der Vogelbeobach-tungsturm in Pflach, ein Lehrpfad am Riedener See, das geplante Natur-parkhaus auf der Klimmbrücke, das Frauenschuhgebiet in Martinau undder botanische Lehrpfad an der Jöchelspitze bei Bach.

Sehnsüchtig warten die Naturparkführerinnen und -führer auf denBaubeginn des Naturparkhauses in Elmen, das eine absolute Besonder-heit darstellen wird, da es direkt auf der Klimmbrücke, die über den Lechführt, gebaut werden soll. 950.000 Euro stehen für die Umsetzung bereit.Das Naturparkhaus wird Büros für die Mitarbeiter beherbergen sowieeinen Seminarraum, ein Labor und Nassräume. Bereits in Bau ist ein Be-sucherzentrum für den Naturschutzpark im Burgenensemble Ehrenberg.Rund 100.000 Besucher werden pro Jahr im Burgenensemble gezählt. »Wirschaffen hier etwas, das ein Alleinstellungsmerkmal hat. Wir verbindenKultur und Natur auf eine einzigartige Weise. Mit diesem Projekt wird dieZusammenarbeit zwischen Naturpark und Ehrenberg endgültig manifes-tiert«, ist Armin Walch, Architekt aus Reutte beider Projekte, überzeugt.

NATURPARK-PANORAMA

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Die Lebensraumvielfalt mit dem Wildfluss Lech, Tümpeln, Röhrichtgürtel und

Auwald-Dschungel bieten Brutplätze für seltene Vogelarten wie den Flussuferläufer

Der Fantasie beim Skulpturenbau mit glatt geschliffenen Flusssteinen des Lechs sind

keine Grenzen gesetzt

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Sibirisches Juwel am Riedener See

Das Maskottchen des Naturparks Tiroler Lech ist eine äußerst selteneLibelle, die Azurjungfer. Im Jahr 1952 wurde sie von dem bayerischenInsektenkundler Alois Bilek entdeckt. Das Hauptverbreitungsgebiet derazurblau-schwarz gefärbten Libelle liegt in Ostsibirien. Daher trägt sieauch den Namen »Sibirische Azurjungfer«. Bei dem rund 8000 Kilome-ter weit entfernten Vorkommen in den Alpen handelt es sich um eineisolierte Verbreitung. Die Bilek-Azurjungfer besiedelt klare Bergseen,die einen kalten Zufluss, Quellaufbrüche und einen Abfluss haben. Siebevorzugen die flachen, mit Seggen und Schachtelhalmen bewachsenenUferbereiche.

Der Naturpark ist außerdem mit rund 110 Brutvogelarten im Talbe-reich und vielen Zugvogelarten ein echtes Vogelparadies. Am Moosbergwurde durch ein Beweidungskonzept mit Schafen und Ziegen ein Para-dies für bodenbrütende Vögel wie Neuntöter, Braunkehlchen und Feld-lerche geschaffen. 1.116 Pflanzenarten, darunter 392 Arten mit höchstemGefährdungsgrad, wurden bisher im Bereich des Naturparks nachgewie-sen, darunter seltene Orchideen und die Deutsche Tamariske. Bei Mar-tinsau liegt Europas größtes zusammenhängendes Frauenschuhgebiet.Zwischen 2.000 und 3.000 Exemplare dieser seltenen Orchidee könnenwährend der Blütezeit Mitte Mai bis Mitte Juni bewundert werden.

1997 wurden Kreuzkröten – das seltenste Amphib Österreichs – imLechtal entdeckt. Sie kommen nur noch an zwei Standorten vor – einmalim Lechtal mit zwei Populationen und im Waldviertel bei Gmünd. Sieist eine von neun Amphibienarten, die im Naturpark Tiroler Lech vor-kommen.

Zu Fuß oder per Rad durch den Park

Wanderer am Lech sind inzwischen ein gewohntes Bild. Der Lechwegbietet ein einzigartiges Naturerlebnis. Auf rund 125 Kilometern begleitetder Wanderer den Lech von seiner Quelle nahe des Formarinsees imösterreichischen Bundesland Vorarlberg bis hin zum Lechfall in Füssenim Allgäu. Als Weitwanderweg führt er rund 300 Kilometer bis zurDonau. Der Lechradweg mit seinen 60 Kilometer ist auf zumeist asphal-tierter Strecke ohne beschwerliche Steigungen leicht zu bewältigen.

Neu bietet der Naturpark Tiroler Lech eine Lechweg-Begleitung an.Von Juli bis September begleiten ausgebildete Führer Besucher auf einervier Kilometer langen Strecke von Stanzach bis Forchach und entdeckenmit ihnen seltene Tiere und Pflanzen. Thomas Niehörster

Info: Naturpark Tiroler Lech, Mühlbachweg 5, A-6671 Weissenbach amLech, Tel. +43 676 885087941, E-Mail: [email protected],www.naturpark-tiroler-lech.at

Der Frauenschuh, der Kalkschotterböden als Standort

bevorzugt, kann bis zu 30 Jahre alt werden

Sehr seltener Bewohner des Naturparks ist die Gefleckte Schnarrschrecke. Beim

Fliegen erzeugt sie ein schnarrendes Geräusch

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Lustiges, Kurioses, Schönes: Über 500 Bilder sind seitunserem Aufruf zum großen Fotowettbewerb im Natur-park Nagelfluhkette in der Redaktion eingegangen. Die

Auswahl der Gewinner fiel unssehr schwer. Nichtsdestotrotz,hier sind sie, unsere zehn Sie-ger. Jeder von ihnen gewinnt jeein Exemplar des Bildbandes»Naturpark Nagelfluhkette«aus der EDITION ALLGÄU.Herzlichen Glückwunsch! Wir danken für die Teilnahme.

Der große Naturpark-Fotowettbewerb

Unsere Gewinner

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Nagelfluh

von Stefan Drexelius

Biene

von Peter Hagspiel

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Schnee am Gipfelkreuz

von Alexander Campo

Hörnerrennen in Gunzesried

von Bernd Gradl

Abendsonne am Alpsee

von Roland Heinle

Wannenkopf Aufstieg

von Hans Besler

Bergblick

von Erika Zeidler

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Lachender Löwenzahn

von Michael Finger

Schwarzbau von Specht Rudi

von Reinhard Glassl

Der Naturpark als Kulisse fürs Hochzeitsfoto

von Josef Schwärzler

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Wo die Schwester frisst, muss das Gras besonders lecker sein, denkt sich dieser

»Spießer«. So werden die männlichen Jungtiere genannt, deren Geweih in ihrem

ersten Lebensjahr noch nicht mit mehreren Enden ausgebildet ist

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Aussehen: Große, kräftige Tiere auf hohen Läufen mit gestreckter Rückenlinie undeleganter Gangart. Männchen haben eine Schulterhöhe bis eineinhalbMetern und wiegen bis 200 Kilo. Weibchen werden nicht größer als 120Zentimeter. Das gelblich-weiß gefärbte Fell an der Hinterseite wird »Spie-gel« genannt, der bei Flucht als Signal für die Herde dient. Die Kälberwerden mit weißen Flecken geboren, die sie später verlieren.

Lebensraum im Naturpark:Früher Weideland und Wiesen, mittlerweile durch den Mensch in denschützenden Wald verdrängt. Das große Geweih zeigt allerdings, dassder Hirsch ursprünglich kein Bewohner dichter Wälder war, denn es istim Unterholz sehr hinderlich.

Das Geweih:Kennzeichnend für den männlichen Rothirsch ist sein mächtiges Geweih,das er im Frühjahr abwirft. Kurz darauf wächst ihm ein neues. Währendder Wachstumsphase ist es mit Basthaut überzogen, die, sobald sie ihrenährende Funktion verliert, an Baumstämmen abgerieben (»gefegt«)wird. Weshalb die Hirsche ihr Geweih abwerfen, zählt bis heute zu denGeheimnissen des Waldkönigs.

Fortpflanzung und Aufzucht:Rotwild ist sehr gesellig, lebt aber nach Geschlechtern getrennt. Die Hir-sche bis zur Brunft im Hirschrudel, Weibchen und Kälber im »Kahlwild -rudel«. Zu Brunftbeginn im September/Oktober treibt der Hirsch einige weibliche Tiere zu einem Brunftrudel zusammen und verteidigtsie gegen Konkurrenten. Die Kälber werden gegen Ende Mai/AnfangJuni geboren.

Gut bei Stimme:Sechs Wochen lang geht es auf den Brunftplätzen derb und vor allemlaut zu: Um seine Ansprüche auf die Weibchen geltend zu machen,»röhrt« der Hirsch. Sein mächtiger Brustkorb wirkt dabei als Resonanz-körper. Der tiefe Ruf ist weithin zu hören.

Irrtum:Noch heute glauben viele, der Hirsch sei das Männchen vom Reh. Daswürde aber nicht gut gehen. Rehe sind viel kleiner als Hirsche. 20 Kilo istfür diese Tiere schon ein gutes Gewicht. Seine eigentliche »Gattin« wird»Hirschkuh« genannt, die Jungtiere heißen »Hirschkälber«.

TIERISCHES PORTRAIT

Der Rothirsch

Der Rothirsch (Cervus elaphus) ist unsergrößtes freilebendes Wildtier im Natur-park. Viele Leute nennen ihn »den Königdes Waldes«. Besonders königlich lebt erallerdings derzeit nicht. Immer wiedergerät er zwischen die Fronten von Jägern,Landwirten und Förstern

Bei den sogenannten »Komment-Kämpfen«, die nicht den Tod des Gegners,

sondern lediglich dessen Flucht zum Ziel haben, verhaken die Hirsche

ihre Geweihe ineinander und stemmen ihre Körper gegen den Rivalen

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Gibt es Informationen darüber, wie vielRotwild derzeit etwa in den Wäldern des

Naturparks Nagelfluhkette lebt? Wo liegen dieVerbreitungsräume?

Bei der Winterzählung in den MonatenJanuar und Februar 2013 wurden im Natur-park Nagelfluhkette rund 1100 Stück Rotwildgezählt. Rehwild und Gamswild nutzen diesenNaturraum ebenfalls als ihren Lebensraum,wobei sich diese Tierarten nicht oder schlechtzählen lassen. Die Verbreitungsräume aller dreiSchalenwildarten beziehen sich auf die ganzenaturräumliche Ausdehnung des Naturparks,wobei das Gamswild vorzugsweise in den fel-sigeren Regionen heimisch ist.

Gibt es einen Trend in den Bestands -zahlen, nach oben oder unten?

Vergleicht man die langjährigen Bestands-zahlen miteinander, so ist eine Absenkung derBestandsdichten erkennbar. Dies ist von allenEntscheidungsträgern so gewollt, um die Ver-jüngung naturnaher Wälder zu gewährleisten.

Der Rothirsch wird auch »König desWaldes« genannt. Ist er gleichzeitig ein»Feind« der Bäume?

Der Rothirsch ist der gewichtigste undgrößte männliche Vertreter der heimischenSchalenwildarten und wird deshalb gerne alsKönig der Wälder bezeichnet. Der Löwe hatdiese Auszeichnung in seinem Lebensraumauch inne. Der Rothirsch ist nicht der Feindder Bäume oder des Waldes, er ist Bestandteil

Der Königdes Waldes

Wald, Wild, Mensch – wie gut funktioniert diese Gemeinschaft?Christoph Hieke ist wildbiologischer Fachberater im Jagd- und Fischereirecht beim Landratsamt Oberallgäu. Warum es heute imNaturpark weniger Rotwild gibt als früher und welche Rolle es imÖkosystem Wald einnimmt, hat er uns in einem Gespräch erklärt

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Oben: Mit den ersten Schneefällen

wandert das Rotwild aus den

Gebirgslagen in die Täler, um dort

den Winter zu verbringen.

Rechts: Der tiefe, röhrende Brunftruf

des Rothirsches variiert von Tier zu

Tier, so dass manch aufmerksamer

Zuhörer einzelne Hirsche daran

sogar unterscheiden könnte.

Unten: Frisch geborene Hirschkälber

verbringen die ersten Tage ihres

Lebens versteckt im hohen Gras,

während die Hirschkuh nur zum

Säugen zu ihnen zurückkehrt

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Welche Rolle spielt die Jagd bei demGanzen?

Der Jagd kommt hierbei eine besondereRolle zu, deren Tragweite und Bedeutung ihrsehr wohl bewusst ist und sich auch den Herausforderungen stellt. Der Mensch ist zumregulierenden Glied der Wildpopulationen geworden, da natürliche Feinde wie Bär, Wolfoder Luchs vor rund 150 Jahren vom Menschausgerottet wurden.

Mithilfe des Forstlichen Gutachtens, dasregelmäßig den Zustand der Waldvegetationbeurteilt und einer konsequenten, artgerechtenund schonenden Bejagung ist es möglich, einGleichgewicht von Wald und Wild zu erreichen.

Wo sehen Sie den größten Handlungs-bedarf, um die Situation für das Rotwild inunseren Wäldern zu verbessern?

Es ist der Schutz des Rotwildes, und diesmuss kein Widerspruch sein. Im Gegenteil, anden Lebensraum angepasste Rotwildbeständemit artgerechtem sozialem Aufbau und natür-lichem Sozialverhalten wird man letztendlichsowohl dem Wald als auch dem Wild gerecht.Einen weiteren begleitenden Handlungsbedarfsehe ich im Projekt »Respektiere deine Gren-zen«, um in allen Bereichen der Nutzung desNaturraumes Naturpark Nagelfluhkette überalle Tier- und Pflanzenarten hinweg Verständ-nis und Toleranz zu erreichen.

Herr Hieke, vielen Dank für das Gespräch.

des Systems. Rot- und Rehwild halten sich ausverschiedenen Gründen gerne im Wald auf, lie-ben es aber auch, auf den vorhandenen Wiesenund Alpflächen zu äsen.

Rotwild als vornehmlicher Grasfresservergeht sich nicht an Bäumen. Diese dienenihm während der Fegezeit zum Abschlagen desBastes und gleichzeitigen Verfärben des Gewei-hes. Dies ist ein natürliches Phänomen, dasman dieser klugen Tierart einräumen muss.

Wie kann Wildverbiss im Allgemeinenvermieden oder vermindert werden? WelcheMaßnahmen werden hierzu im NaturparkNagelfluhkette getroffen?

Wildverbiss wird hauptsächlich dem Reh-wild zugeschrieben, Rotwild ist nur in beson-deren Fällen beteiligt, ebenso Gamswild, wennes aus seinen Lebensräumen verdrängt wird.

Zur Vermeidung von Wildschäden ist esnotwendig einen artgerechten Wildbestand zuerzielen, dies kann in erster Linie nur durch die

Jagd passieren. Eine zeitliche und räumlicheSchwerpunktbejagung muss für die Erhaltungoder Schaffung klimatauglicher und naturna-her Wälder die Folge sein.

Dagegen ist man aber auch den Schalen-wildarten verpflichtet, ihnen artgerechte Ruhe-zonen und für sie geeignete Lebensräume zu-zugestehen.

»Wald vor Wild«, lautet unter anderemein Leitgedanke der Bergwaldoffensive (wirberichteten in der vergangenen Ausgabe).Was sagen Sie zu diesem Motto?

Wald vor Wild ist kein Motto, sondern ge-wollter gesetzlicher Auftrag zum Wohle derAllgemeinheit. Der Wald ist jedoch ein Netz-werk, ein Zusammenspiel vieler Pflanzen- undTierarten. Jedes Rädchen in diesem Gefüge hatseine Daseinsberechtigung und ist wichtig fürdie Funktionsfähigkeit des Ökosystems Wald.Anzustreben ist in erster Linie ein stetesGleichgewicht aller beeinflussenden Faktoren.

Oben links: Im Hochwinter gilt für das Rotwild soviel

Energie zu sparen wie möglich, um die kalte Jahres-

zeit zu überstehen.

Oben: Aus seinen hier gut erkennbaren Voraugen-

drüsen sondert das Rotwild ein bräunliches Sekret,

sogenannte »Hirschtränen«, ab. Sie dienen unter

anderem der Reviermarkierung

Links unten: Zur Brunftzeit schart der Platzhirsch eine

weibliche Herde um sich, die es bis zur Paarung

gegen unliebsame Konkurrenten zu verteidigen gilt

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Sou Fujimoto hatte bereits nach einer Stunde zugesagt. »Wunderbar«,schrieb der Japaner begeistert, »Da mache ich mit.« Innerhalb weni-

ger Tage trudelten weitere Zusagen aus aller Welt ein. Damit war derStartschuss für das Projekt BUS:STOP gefallen. Selbst die Verantwortli-chen waren von dieser spontanen Begeisterung doch etwas überrascht.Fällt das Honorar für die zum Teil weltweit bekannten Architekten sehrungewöhnlich aus: Ein Urlaub im Bregenzer wald.

Das Vorhaben, kleine Nutzbauten im öffentlichen Raum von Star-Architekten neu gestalten zu lassen, passt besser zu der Tausendseelen-gemeinde, als man im ersten Augenblick vielleicht vermutet. Vorarlbergund insbesondere der Bregenzerwald haben als Architekturregion durchdie Umsetzung mutiger und ungewöhnlicher Bauprojekte bereits inter-nationales Ansehen erlangt. Erst kürzlich wurde das von den lokalen Architekten Bernardo Bader, Hermann Kaufmann und René Bechter fürKrumbach 2011 gestaltete Bus-Terminal im Dorfkern mit dem Vorarl-berger Holzbaupreis 2013 ausgezeichnet.

Überhaupt ins Leben gerufen wurde das Projekt von KrumbacherBürgern, die daraufhin den Verein »kultur krumbach« gründeten. Nichtdie einzige, aber die »verrückteste« Idee sei BUS:STOP gewesen, heißt

Warten auf den Bus– im »Designerhüsle«

Was machen sieben Architekten aus sieben Ländern – Russland, Norwegen, Belgien, Spanien, Chile, Japan und China –

an einer Bushaltestelle in Krumbach? Nein, sie machen keinen Urlaub. Noch nicht.

Sie gestalten das »Buswartehüsle« neu

Smiljan Radic, BUS:STOP Krumbach 2013

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chen Angelegenheiten und die technischen Abwicklungen, und fungie-ren gleichzeitig als Draht zu den heimischen Handwerkern.

Wartehäuschen auf Reisen

Natürlich können die neuen Haltestellen nicht jedem gleich gut gefal-len, gibt Arnold Hirschbühl zu, »aber das ist ja das Reizvolle an der Kunstam Bau. Die muss nicht nur gefallen, sie soll vor allem zum Nachdenkenanregen.« Nachdenken zum Beispiel über die Werte des öffentlichenNahverkehrs im Bregenzerwald. »In solch einer zersiedelten Region fah-ren die Busse im Stundentakt – das zeugt von einer Qualität, die oft über-sehen wird«, so der Bürgermeister.

Sämtliche Beiträge werden mit den eingereichten Skizzen, Plänen undModellen am 10. Oktober im Kunsthaus Bregenz erstmals vorgestellt. ImZentrum der Präsentation wird ein ausgewähltes Buswartehäuschen imMaßstab 1:1 stehen. In den folgenden Monaten soll die Präsentation wei-ter ergänzt werden, um sie im Anschluss als Ausstellung auf Reisen zuschicken. Als Stationen sind das Vorarlberger Architektur Institut vaiund das Architektur zentrum Wien AzW geplant.

Die eingeladenen Architekturbüros:

- Ensamble Studio Antón García-Abril und Débora Mesa, Spanien- Architecten de Vylder Vinck Taillieu, Belgien- Rintala Eggertsson Architects, Finnland/Norwegen- Alexander Brodsky, Russland- Wang Shu, China- Sou Fujimoto, Japan- Smiljan Radic, ChileWeitere Informationen zum Projekt auf www.kulturkrumbach.at

es von den Mitgliedern. In Zukunft wollen sie den Austausch Krumbachsmit anderen Ländern in weiteren Projekten fördern.

»Innovative Ideen entstehen im Austausch und der Auseinander -setzung mit anderen Kulturen. Für unsere Region suchen wir neue Sicht-weisen und Inspiration«, erklärt Arnold Hirschbühl, Bürgermeister derGemeinde und Schriftführer beim Verein »kultur krumbach«.

Das Große im Kleinen

Einige Rahmenbedingungen wurden vor Planungsbeginn von »kulturkrumbach« festgelegt: Wetterfest sollten die Halte stellen sein, eine bestimmte Größe haben und für den Busfahrer einsehbar sein. Keineleichte Aufgabe, so Dietmar Steiner, selbst Architekt und Kurator vonBUS:STOP: »In der kleinen Form liegt die größte Herausforderung fürdie Architektur. Nur die Besten schaffen das Große im Kleinen.«

Bei Besuchen vor Ort konnten die Star-Architekten die bestehendenBuswartehäuschen anschauen und sich ein Bild von der Umgebung machen. Jedem von ihnen wurde ein Vorarlberger Architekturbüro partnerschaftlich zur Seite gestellt. Diese kümmern sich um die rechtli-

Sou Fujimoto besichtigt dieBushaltestellen von Krumbach

Rintala Eggertsson, BUS:STOP Krumbach 2013

Vier Architekten warten aufden Bus: Debora Mesa mit

Alma, Smiljan Radic, Kiril Assund Antón García-Abril

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NEUES AUS DEM NATURPARK

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Laternenwanderung in die SturmannshöhleMit dem Naturparkbus geht es zum Hirsch-sprung nach Obermaiselstein. Nach einer Win-terwanderung durch den Sagenwald führt derWeg zur Sturmannshöhle. Dort wartet eineabenteuerliche Reise ins Innere des Natur-parks... Den Abschluss bildet eine gemütlicheEinkehr mit Hackbrettmusik.Termine: 26.12., dann jeden Mittwoch bis 23. April 2014Dauer: 18.30 bis 21.30 Uhr, ab 2. April 2014 19.30 bis 22.30 UhrTreffpunkt: Gästeinformation Fischen, Am Anger 15, D-87538 Fischen, Tel. +49 8326 36460Kosten: 8 Euro pro Person Wichtig: Anmeldung erforderlich! Laternenwerden gestellt. Warme Winterkleidung undfestes Schuhwerk anziehen.

Schneeschuhtour im Naturpark NagelfluhketteMit modernen Schneeschuhen entdecken Siedie Schönheiten der Allgäuer Berglandschaft.Unser Naturpark-Wanderführer zeigt Ihnennicht nur die schönsten Touren im Oberallgäu,

Winter im Naturpark Nagelfluhkette bedeutet keinesfalls, dass man sich zuhause verkriechen muss. Ob auf Schneeschuhen zum Hochhäderich bei Hittisau oder mit Laternen durch die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein – die Naturparkführer sowie die Vorarlberger und Allgäuer Gemeinden bieten zahlreiche spannende Touren an

sondern versucht auch, Ihnen möglichstviel Hintergrundwissen und ökologi-sche Zusammenhänge der Bergweltzu vermitteln. Ersatzwanderung beifrühlingshafter Witterung.Termine: 26.12.13 bis 24.4.14Dauer: 9.30 bis 16 UhrTreffpunkt:Gästeinformation Obermaiselstein,Am Scheid 18, D-87538 Obermaiselstein, Tel. +49 8326 277Kosten: 15 Euro inkl. Leihgebühr für Schneeschuhe und StöckeWichtig: Anmeldung erforderlich! Winterkleidung, feste Schuhe und eine kleine Brotzeit mitbringen.

Schneeschuh-Schnuppertour am Hochhäderich bei HittisauTermine: Jeden Dienstag, 16.45 Uhr Dauer: 1,5 bis 2 Std. Kosten: 15 Euro pro Person inkl. Ausrüstung Anmeldung und Info:Tel. +43 664 9141095oder +43 5513 8254

Vollmond-Schneeschuhtour

im Lecknertal Bei Vollmond mit Schnee-

schuhen unterwegs im Lecknertal– geeignet für alle Mondsüchtigen und

Nachtschwärmer.Termine: 16.1/15.2/16.3. 2014Dauer: 1,5 Std. Treffpunkt: Dorfbrunnen Hittisau Preis: 20 Euro pro Person inkl. Ausrüstung Anmeldung und Info:Hittisau Tourismus, Tel. +43 5513 6209-50oder Helga Rädler, Tel. +43 664 5793566,

www.kulturinbewegung.at

Mehrtagestouren durch den Naturpark

- Schneeschuhtour: 4 Tage durch den Naturpark

NagelfluhketteBergschule OASE:

Mehr unter www.oase-alpin.de- Hörnertour: Schneeschuhwochenendemit HüttenübernachtungBergschule OASE:

Mehr unter www.oase-alpin.de

WINTERWANDERPROGRAMM IM PARK

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KURZMELDUNGEN

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täglich von 10 – 17 UhrNovember bis März: Sa, So und Feiertage geschlossen (außer 26. Dezember - 6. Januar),Sonderöffnungszeiten nach Absprache

Eintritt: 3,50 Euro (3 Euro*), bis 16 Jahre frei*Ermäßigt für Naturparkanwohner, mit Bre-genzerwald Gäste-Card, Allgäu-Walser Card

Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509 Immenstadt-Bühl, Tel. +49 8323 9988-750, E-Mail: [email protected],www.nagelfluhkette.info

Neue Öffnungszeitenim AlpSeeHaus

An dieser Stelle soll der neue »Zeitweg« entlang führen, mit vielen Stationen für die ganze Familie

Der Naturpark im Postkartenformat

Mit Unterstützung des LEADER-Programmswurde das Projekt »Alpvielfalt im GunzesriederTal« gestartet. Es ruft die besondere Bedeutungder Alpwirtschaft für das Landschaftsbild unddas Leben im Gunzesrieder Tal in Erinnerung.Entlang eines Rundwegs vom Haldertobel überdie Oberbergalpe zum Bärenköpfle und wiederhinab über die Dürrehornalpe nach Gunzes-ried werden an mehreren Stationen spannendeInformationen rund um die Alpwirtschaft von früher und heute gegeben.Zur Ruhe kommen und dabei die stimmungs-volle Alplandschaft genießen steht dabei imVordergrund, weshalb auch tatsächlich Sitz-bänke als Informationsträger gewählt wurden.Start und Ziel wird jeweils die Sennerei Gun-zesried sein. Wenn sich der Winter wieder ausdem Tal zurückgezogen hat, geht’s los. Dannwerden alle Stationen installiert und die Ar-beitsgruppe »Regionalentwicklung Gunzesrie-der Tal« kann auf ihr erstes erfolgreich umge-setztes Produkt blicken. Weitere werden folgen.

Sitzbänke erklären die Alpwirtschaft

fluh-Postkarte ist die Nummer 69 in der Reiheund im AlpSeeHaus sowie allen Gästeinfos derNaturparkgemeinden kostenfrei erhältlich. Siezeigt den Alpabtrieb, ein Bild von den Bergender Nagelfluhkette sowie als typischen Vertre-ter der Pflanzenwelt die Arnika.

Info: www.alparc.org/ressourcen/unsere-veroeffentlichungen/postkartensammlung

Den Naturpark Nagelfluhkette kann man jetztsprichwörtlich per Post verschicken. Das Netz-werk Alpiner Schutzgebiete, kurz ALPARC, istein Verbund in dem sich die Schutzgebiete derAlpen, also National- und Naturparke sowieBiosphärengebiete zusammengeschlossen ha -ben. Die Nagelfluhkette ist auch dabei und hatdadurch die Möglichkeit bekommen, bei dersehr erfolgreichen Postkartenserie, in der sichjedes Schutzgebiet mit seinen Besonderheitenvorstellt, mitzumachen. Die Naturpark Nagel-

Nach langer Vorbereitungszeit ist es soweit, die Erstellung des »Zeitwegs«, ein Themenwegoberhalb Balderschwang, konnte begonnenwerden. Entlang des Weges werden viele Besonderheiten Balderschwangs für die ganzeFamilie erlebbar werden. Vom Geißengehege über einen Abenteuerwaldbis hin zum Kräutergarten. Im Frühjahr, nachder Schneeschmelze, werden Stück für Stückalle Stationen im Gelände aufgebaut. Nebenspannenden Inhalten hat das Projekt eine wei-

Projekt »Zeitweg« in Balderschwang gestartet

tere Besonderheit. Für jede der Stationen gibtes einen Themenpaten, der für Erstellung undBetrieb verantwortlich ist und sich an den Kos-ten beteiligt. Dies sind Touristiker und Land-wirte gleichermaßen. Das von der Gemeinde und dem Naturpark insLeben gerufene Projekt lebt die immer wiedergeforderte enge Partnerschaft von Tourismusund Landwirtschaft vor. Dies war auch einerder Gründe, weshalb es über das ProgrammLEADER gefördert wird.

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NEUES AUS DEM NATURPARK

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Der Apollofalter (Parnassius apollo) war früherim Naturpark weit verbreitet. An vielen Stellenin der Nagelfluhkette war er anzutreffen undgehörte für Älper und Wanderer zum gewohn-ten Bild unserer Berge. Auch heute noch kannman ihn bei uns finden, aber er ist seltener geworden. Was sind die Gründe für den Rück-gang? Welche Lebensräume benötigt die Art?Weshalb kommt er nach wie vor entlang derNagelfluhkette vor, wohingegen er andernortsschon vielfach ausgestorben ist? Diesen Fragen ist Carolin Schwarz, Lehramts-studentin an der Universität Ulm, in diesemJahr nachgegangen und hat bei ihren Feldstu-dien im Gunzesrieder Tal Spannendes ent-deckt. Es gibt ihn noch bei uns, den einzigenweltweit geschützten außertropischen Tagfal-ter. Auch wenn er bei weitem nicht mehr sohäufig wie früher ist, haben wir noch gute Vor-kommen, zum Beispiel bei der Hinteren Wies-lealpe. Eine reich strukturierte Alpweide, aufder zur Flugzeit der Falter im Juli und Augustein reichhaltiges Blumenangebot vorliegt, isteine Voraussetzung. Besonders wichtig ist dasVorkommen zahlreicher Nagelfluhfelsblöcke inden Alpweiden. Wenn diese stark besonnt wer-den, wächst auf ihnen nämlich die Weiße Fett-

Spannende Erkenntnisse über den Apollofalter

henne, eine kleine, weiß blühende Pflanze, diezu den Dickblattgewächsen gehört. Als Raupefrisst der Apollofalter bei uns fast ausschließ-lich diese eine Pflanze. Ohne Fetthenne alsokein Apollo. »Die Alpwirtschaft übernimmt in SachenApollofalter bei uns eine Schlüsselrolle. Und daist erst mal ein großes Kompliment fällig«, sagtCarolin Schwarz. Ergänzt wird sie von StefanPscherer, der als Geschäftsführer des Land-schaftspflegeverbands Oberallgäu die Arbeitgemeinsam mit dem Naturpark betreut. »VieleÄlpler bewirtschaften ihre Alpe mit unglaub-lich viel Sachverstand. Die Alpwiesen gedeihendort am prächtigsten, wo diese traditionell bewirtschaftet werden. Es zeigt sich, dass dieseArt der Bewirtschaftung die Artenvielfalt för-dert. Auf großflächige Düngung, Planierungund Kalkung wird seit jeher bewusst verzichtet.Pflegliche Alpwirtschaft ist somit auch prakti-zierter Naturschutz.«Unter Druck kommt der Apollofalter dort, wodie Alpwirtschaft intensiver wird und eine maschinelle Bewirtschaftung beispielsweisedazu führt, dass die Nagelfluhfelsblöcke ent-fernt werden. Gleiches gilt für den Fall, dasssich die Alpwirtschaft aus der Bewirtschaftung

zurückzieht und die Flächen verbuschen, be-ziehungsweise eine Wiederbewaldung einsetzt.Um letzteres zu verhindern sind übrigens auchdie Junior Ranger im Naturpark im Einsatz. Siehaben bereits beim »Schwenden«, also demEntfernen von aufkommenden Jungbäumenauf der Alpe, geholfen.

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Weiteres vom Apollo folgt

in der kommenden Sommerausgabe.

Dann fliegt er wieder im Naturpark

Lehramtsstudentin Carolin Schwarz

hat bei ihren Feldstudien viel über den

Apollofalter im Naturpark erfahren

Page 27: NAGELFLUH Herbst/Winter 2013

KURZMELDUNGEN

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Wer sich über den Naturpark Nagelfluhketteinformieren will, dem bietet sich seit kurzemeine neue Gelegenheit in der GunzesriederSäge. Im Cafe und Pensionsbetrieb »Nagelfluh-haus Hirsch« wurde ein Infopunkt eingerichtet,bei dem sich Wanderer, Gäste und Interessiertevon der Einmaligkeit der Nagelfluhkette inspi-rieren lassen können. Mit Filmen, Büchern,Kartenmaterial, Tourenplanern und vielemmehr erfährt man hier allerhand über den Naturpark und seine Sehenswürdigkeiten. Der Infopunkt ist in dem sympathischen Gästehaus bestens untergebracht. Vor einemJahr übernahm Manfred Gresser in der Gun-zesrieder Säge den »Hirschen« und betreibt ihnzusammen mit Doris Wesemann unter demNamen »Naglfluhhaus Hirsch«. Das ehemaligeGasthaus und die Gästezimmer wurden reno-viert, umgebaut, modernisiert und nach eini-gen Monaten mit neuem »Outfit« als Cafe undPensionsbetrieb geöffnet. Die acht Gästezim-mer wurden nach Pflanzen, die im Naturparkwachsen, benannt und in deren jeweiligen Far-ben gestaltet, zum Beispiel Aurikel, Arnika,Knabenkraut, Kuhschelle oder Eisenhut.

Neuer Nagelfluh-Infopunkt im Gunzesrieder Tal

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Als Diplomkunsttherapeut bietet ManfredGresser zusammen mit der WildkräuterführerinChrista Schneider im Sommer einen Wandern-Zeichnen-Workshop an.

Info: Nagelfluhhaus Hirsch, Gunzesried-Säge30, D-87544 Blaichach, Tel. +49 8321 2554, Fax+49 8321 71374, E-Mail: info@nagelfluhhaus-hirsch, www.nagelfluhhaus-hirsch.de

Der Infopunkt befindet sich im angeschlossenen

Lädchen des »Nagelfluhhaus Hirsch«,

dessen Angebot aus Produkten der Region

und Kunsthandwerk langsam wächst

Manfred Gresser und Doris Wesemann

betreiben gemeinsam das Nagelfluhhaus Hirsch.

Torten wie die »Himmlische« oder »Sommerfrische«

werden hier selbst gebacken

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Allgäu: Die torffreie Blumen- und Pflanzerdeder Allgäuer Moorallianz erfreut sich großerBeliebtheit – nicht nur bei den umweltbewuss-ten Naturparkbewohnern. Mehr als 10.000Säcke à 45 Liter sind seit dem VerkaufsstartMitte März 2013 in den Vertrieb gelangt. Land-rat und Zweckverbandsvorsitzender JohannFleschhut: »Wir hätten diese Resonanz nichterwartet. Das entspricht der Menge, die die Allgäuer Moorallianz mit dem Produzenten,den Einheitserdewerken Patzer aus Buchen-berg, eigentlich für die kommenden drei Jahrevorgesehen hatte.« Mit der Erde sowie der

Ein unerwarteter Verkaufsschlager

begleitenden Kampagne »torffrei gärtnern«macht die Allgäuer Moorallianz deutlich, wieleicht jeder Einzelne durch bewusstes Ein-kaufsverhalten den Moor- und Klimaschutzpersönlich unterstützen kann. red

Info: Die aktuelle Liste der (mittlerweile über90) Verkaufsstellen für die torffreie Blumen- und Pflanzerde ist online unter www.moorallianz.de zu finden.

Oberstaufen: Dass Schnee richtig Spaß machenkann, zeigen die Skigebiete am Hündle und amImberg mit zahlreichen Angeboten wie Fun-park, Pistentaxi und neu gebautem Hündle-Skikinderland. Am Samstag, den 25. Januar2014 findet ab 14 Uhr das Winterfest am Kirch-hang in Steibis-Ortsmitte statt. Das beliebteAbendrodeln an der Imbergbahn Steibis findetab dem 28. Dezember bei geeigneter Witterung

Winterfest und Abendrodeln

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Hobbygärtner wissen oft nicht,

dass sie mit torfhaltiger Erde gärtnern

Hittisau: Noch bis 27. Oktober ist im Frauen-museum Hittisau die Ausstellung »Europäerin-nen« zu sehen. Drei Jahre lang reiste die Foto-grafin Bettina Flitner kreuz und quer durchEuropa, um »große Europäerinnen, die unserenKontinent geprägt haben« zu fotografieren:Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Poli-tikerinnen und Menschenrechtlerinnen. Frau-en, die in ihrem Land und darüber hinaus Herausragendes geleistet haben. »Sie geben denTon an, wie die englische Dirigentin Sian Ed-wards. Sie setzen Männer schachmatt, wie dieUngarin Judit Polgar, die beste Schachspielerinder Welt. Sie greifen nicht nur nach den Ster-nen, sondern fliegen gleich selber hin, wie diefranzösische Astronautin Claudie Haigneré«,so Flitner. Die Kurzbiographien schrieb AliceSchwarzer. Begleitend zur Schau sind verschie-dene Filmdokumentationen zu sehen. red

Info: Frauenmuseum Hittisau, Platz 501, A-6952 Hittisau, Tel. +43 664 4355456, E-Mail: [email protected],www.frauenmuseum.at

Starke Damen im Frauenmuseum

1. Moorschutz ist Klimaschutz: Der Torf, derin jeder herkömmlichen Blumenerde ent-halten ist, stammt aus dem Moor. Für denAbbau werden die Moore entwässert, undder zersetzte Torf geht als CO2 in die Luft.Das passiert in kürzester Zeit auch mit demTorf, der als Gartenerde verwendet wird.

2. Moorschutz bedeutet Schutz der Arten-vielfalt: Moore sind unersetzliche Lebens-räume für viele seltene Tier- und Pflanzen-arten, die auf diese Umgebung angewiesensind – etwa der Sonnentau, der Hochmoor-Gelbling oder seltene Libellen. In Mittel -europa wurden bereits 95 Prozent derMoore entwässert und damit die speziellenLebensräume dieser Arten zerstört.

3. Die Bestandteile der Allgäuer torffreienBlumen- und Pflanzerde, etwa der Kom-post, kommen zu einem großen Teil ausdem Allgäu. Das reduziert lange Transport-wege und unterstützt regionale Unterneh-men. Eine sorgfältig ausgewählte Mischunghochwertiger Rohstoffe sichert die hoheQualität, damit nicht nur die Moore, son-dern auch die Gärten erblühen.

Die drei Gründe fürs »torffreie Gärtnern«:

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Garantiert beschneite Pisten undgut ausgebaute Winterwander-wege warten auf die Skifahreram Imberggebiet

jeden Samstag von 18 bis 21 Uhr, sowie am 30.Dezember, dem 2. Januar 2014, am Rosenmon-tag (3. März) und Aschermittwoch (5. März)statt. red

INFO: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720, E-Mail:[email protected], www.huendle.de Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:[email protected], www.imbergbahn.de

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KURZMELDUNGEN

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Bayern: Die Reihe der Alpenvereinskarten»Bayerische Alpen« ist jetzt abgeschlossen. Mitder Veröffentlichung der Kartenblätter »BY 2,Kleinwalsertal, Hoher Ifen, Widderstein« und»BY 4, Allgäuer Hochalpen, Hochvogel, Krot-tenkopf« sind alle 22 Kartenblätter erhältlich.Sie decken den gesamten bayerischen Alpen-raum ab und schließen eine vormals großeLücke in der Karten-Landschaft. Sehr praktischist die Verzeichnung der Wald-Wild-Schon -gebiete sowie empfohlene Auf- und Abstiegs-routen für Wintersportler. Die Reihe entstandin einer Kooperation zwischen dem DeutschenAlpenverein (DAV) und dem Bayerischen Lan-

»Die Alpen sind komplett«

Vorderwald: Über die neue Brennholzbörse,einer Initiative des Landesforstdienstes Vorarl-berg und der Energieregion Vorderwald, habenWaldeigentümer die Möglichkeit, überschüssi-ges Holz an Brennholzsuchende abzugeben.Davon profitieren sowohl Wald als auchMensch. Es gibt im Vorderwald hervorragendeWälder mit hohem Wachstum, aber nichtimmer wird das gesamte verwertbare Holz daraus entfernt, beispielsweise weil ein Wald-besitzer keine Möglichkeit hat, den Schlag zuräumen. Andererseits heizen viele Vorderwäl-der mit Holz, besitzen aber keinen Wald, umeigenes Brennmaterial zu schlagen. Über die

Gratis Brennholz über die Brennholzbörse

desamt für Vermessung und Geoinformation(LVG). Als ideeller Partner unterstützte dasBayerische Landesamt für Umwelt (LfU) dasProjekt von Anfang an. Die Kartenblätter werden nun im Vier- bis Fünf-Jahres-Turnus aktualisiert red

Info: Die Alpenvereinskarten Bayerische Alpenkosten je 5,95 Euro für DAV-Mitglieder und 9,80Euro für Nichtmitglieder (zzgl. Versandkosten)und können per Fax unter der Nummer +49 8914003-911, per E-Mail an [email protected], über die Website www.dav-shop.de oderim Buchhandel bestellt werden.

www.fenster-feuerstein.deMühlenstr. 5, D-87534 Oberstaufen-Weißach

T: +49 8386 1346, F: +49 8386 4341

Handwerk

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Brennholzbörse können die WaldbesitzerBrennholzsuchende kontaktieren, die ihr Holzselbst aufarbeiten möchten. In der Regel dürfendiese den Schlag kostenlos verwerten. Im November findet eine Infoveranstaltung zumThema statt. Der genaue Termin wird in Kürzeauf der Homepage der Energieregion Vorder-wald bekannt gegeben. red

Info: Als Brennholzsuchender melden Sie sichim Internet unter www.energieregion-vorder-wald.at an. Die Liste der Teilnehmer und weitereInformationen zur Vorderwälder Brennholzbör-se sind dort zu finden

Die »Macher« des Kartenwerkes (v.l.n.r.): Professor Dr. Walter Welsch (DAV), Johann Zahn (LVG, kniend), Ludwig

Wucherpfennig (DAV-Vizepräsident), Walter Henninger (ehemals LVG), Dr. Heinrich Gleixner (LVG), Finanzstaats -

sekretär Franz Josef Pschierer (MdL), Hanspeter Mair (DAV), Dr. Klement Aringer (Präsident des LVG)

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Krumbach: Exakt nach 120 Jahre alten Vorbil-dern hat der Oberstaufener Fensterbauer Her-bert Feuerstein sogenannte »Ruckerfenster« fürein Krumbacher Bauernhaus gefertigt. Als Ruckerfenster bezeichnete man im Bodensee-raum früher die kleinen Lüftungsflügel an denFenstern der Bauernhäuser. Da diese in einereinfachen Holznut geführt waren, »ruckelten«

KURZMELDUNGEN

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Vorarlberg in Etappen entdeckenVorarlberg: Seit diesem Sommer führt einneuer Rundwanderweg mitten durch Vorarl-bergs Naturlandschaft: »Min Weag« ist Vorarl-berger Dialekt und bedeutet »Mein Weg«. Ent-wickelt wurden die bisher 31 Etappen von Vor-arlberg Tourismus in Zusammenarbeit mit hei-mischen Bergführern. Verschiedene Themenbegleiten die Routen, zum Beispiel das Wirkender Bregenzerwälder Barockbaumeister oderder Aufstieg und Fall der Wälder Käsebarone.

Der Rundweg steht online auf der Website vonVorarlberg Tourismus zur Verfügung. Jede Ein-zeltour kann online ausgewählt, betrachtet undausgedruckt werden. red

Info: Vorarlberg Tourismus GmbH, Poststraße 11, Postfach 99, A-6850 Dornbirn,Tel. +43 5572 377033-23, Fax +43 5572377033-5, E-Mail: [email protected], www.vorarlberg.travel

Deutschland: Unternehmen sollen auf ihremFirmengelände Lebensräume für Tiere undPflanzen bereitstellen und so die biologischeVielfalt schützen. Das ist das Ziel eines neuenGemeinschaftsprojekts des Bundesumwelt -ministerium und dem Bundesamt für Natur-schutz. Mindestens 20 Firmen sollen einen»Biodiversity Check« durchführen, der die kon -krete Bedeutung der biologischen Vielfalt fürdas Unternehmenshandeln herausarbeitet. Biszu zehn Unternehmen mit entsprechend gro-ßen Firmengeländen werden dann ausgewählt

Biotop auf dem Firmengelände

Immenstadt: Rodler kommen in der AlpseeBergwelt zwischen Immenstadt und Oberstau-fen so richtig in Fahrt. Deutschlands längsteGanzjahres-Rodelbahn, der »Alpsee Coaster«,bietet sechs bis zehn Minuten Fahrspaß überknapp drei Kilometer Länge. Wer es klassischermag, für den sind die Naturrodelbahnen mit3,5 und 4,5 Kilometern Länge vielleicht dasRichtige. Beide Bahnen werden bei entspre-chender Schneelage täglich maschinell präpa-riert, die passenden Schlitten können vor Ortausgeliehen werden. Auch das beliebte Nacht-rodeln bis 21 Uhr findet während der Winter-saison in den Ferien wieder jeden Samstag undMittwoch statt. red

Heißer Tipp für kalte Tage

Ein Original im Bregenzerwald

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Wieder ein Leuchtturmprojekt in der Naturparkge-

meinde Krumbach: Bauernhaus mit Ruckerfenstern

sie beim Schieben zuweilen etwas, was ihnenihren einprägsamen Namen verlieh. Die so ent-standenen Fenster entsprechen sicher nichtden heutigen Standards in Sachen Wärme-schutz oder Bedienkomfort. Dem Bauherrn, so Feuerstein, war das durchaus bewusst. Er habe es jedoch zugunsten der Originaltreuein Kauf genommen. red

Der neue Rundwanderweg führt von Bregenz

über das Rheintal und den Bregenzerwald zum

Tannberg und von der Silvretta über den Verwall

(hier zu sehen) und den Rätikon wieder zurück

ans Ufer des Bodensees

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Durch Kurven, Brücken und Tobel geht es mit dem

»Alpsee Coaster« von der Bergstation hinab ins Tal

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Der 300 Jahre alte Mühlstein der Auen-Mühle

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Riefensberg: Beim Wanderweg von der ParzelleAuen in Richtung Hagspiel, einige Meter vorder Grenze zu Deutschland, können Spazier-gänger in ein Stück Geschichte eintauchen. InRiefensberg gab es vom 17. bis ins 19. Jahrhun-dert einige Mühlen. Von einer dieser Mühlen,der so genannten Auen-Mühle (auch Lexa-Mühle genannt) wurde im Sommer 2010 derrund 300 Jahre alte Mühlstein von WilhelmWilli sowie Altbürgermeister Leopold Willi gefunden und geborgen. Unter einer Schauta-fel, auf der die Funktion und die Geschichte desSteines erläutert wird, ist der massive Mühl-stein ausgestellt. red

Ein schweres Stück Geschichte

und bei der Planung und Umsetzung einer naturnahen Gestaltung der Flächen unter-stützt. »Viele Unternehmen besitzen ungenutz-te Flächen auf ihrem Firmengelände, die sichmit wenig Aufwand in wertvolle Rückzugsräu-me für Tiere und Pflanzen verwandeln lassen«,heißt es im Bundesumweltministerium. »Dasist gut für die biologische Vielfalt, aber es kannauch den Arbeitsplatz verschönern und dieUnterhaltskosten des Betriebs geländes sen-ken.« Die Ergebnisse des Projekts werden Mittedes Jahres 2016 vorgestellt. red

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Was machen die

Tiere im Winter?Wenn es kalt wird, kommt es einem oft so vor, als gäbe es viel weniger Tierein unserer Region als im Sommer. Das liegt daran, dass sich viele in ihrenUnterschlupf zurückziehen, um Winterschlaf zu halten. Doch was tun denneigentlich die Naturparkbewohner, die den Winter nicht verschlafen?

AlpensalamanderIn frostfreien Felsspalten, Mäuselöchern, unter Steinen oder totemHolz liegt sein Rückzugsgebiet im Winter. Bei wärmer werdendenTemperaturen werden die Salamander wieder aktiv.

HaseWie Reh, Hirsch und Fuchs hat er ein dichtes, gut

isolierendes Winterfell. Zusammen mit einer zu-

sätzlichen Speckschicht schützt diese vor der Kälte.

ErdkröteIn frostsicheren Verstecken in Wäldern gräbt sie sich in die Erde

ein. Nach der Schneeschmelze suchen sie ihren Geburtsort auf und

legen dafür oft weite Strecken zurück.

RothirschIm Winter werden viele Rothirsche in »Wintergattern« gefüttert,

damit sie keine Bäume anfressen. Sie können in kalten Wintern eine

Art kurzen Winterschlafes einlegen, dabei nehmen Herzschlag und

Körpertemperatur ab. Sie schrecken jedoch leicht aus diesem Schlaf

hoch und ergreifen panisch die Flucht, wenn sie dabei von Men-

schen gestört werden, deshalb ist hier besondere Rücksicht von

Winterwanderern und Skifahrern gefordert.

FischeSie zehren im Winter von Fettreserven, die sie sich über den Som-mer hinweg angefressen haben, sowie von verbliebenen Pflanzenund Insekten, die sie noch im Wasser finden können. Sie passenihre Körpertemperatur der des Wassers an. Da Gewässer im Wintermeist am Grund am wärmsten sind, halten sich die Fische vorwie-gend dort unten auf.

SchmetterlingeSie begegnen dem Winter auf ganz unterschiedliche Art: Die meis-

ten sterben beim ersten Frost und lassen in kleinen Spalten ihre

Eier oder kleine Raupen zurück. Andere überwintern im Puppen-

stadium an einen Ast geklebt, getarnt als Zweig oder trockenes

Blatt. Manche Raupen überwintern im Ameisenbau und produzie-

ren als »Miete« einen süßen Saft, der den Ameisen schmeckt.

TannenmeiseSie muss täglich 30 Prozent ihres Körpergewichts an Nahrung zu sichnehmen, um zu überleben, was im Winter sehr schwierig ist. Bei lan-gen Kälteperioden sterben daher viele von ihnen. Zur besseren Erkennung von Feinden und um Energie zu sparen bildet sie ihmWinter mit anderen Meisen und Goldhähnchen Gemeinschaften.

AlpenschneehuhnEs hat komplett befiederte Füße, die wärmeres und einfacheresLaufen auf Schnee ermöglichen. Sein Gefieder wird im Winterreinweiß und tarnt dadurch zum Beispiel vor Steinadler-Angriffen.Es fliegt möglichst wenig und nimmt öfters eine »Kugelform« ein.Die Nächte verbringt das Schneehuhn in Schneehöhlen, tagsüberhält es sich im Windschatten von Felsen und Schneekanten auf.

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AmeiseDie Temperaturen im Ameisenbau sinken im Winter unter nullGrad Celsius. Die Ameisen verfallen dann in eine Art Kältestarre,verbrauchen so gut wie keine Energie und halten bis zu zwölf Gradminus aus.

AlpendohleAls intelligenter Rabenvogel hat sie gelernt, dass sie vom Menschen

Futter beziehen kann (vor allem in Bergrestaurants, Alphütten oder

Wanderwegen). Im Winter fliegt sie deshalb oft bis ins Tal. Bei

Schneefall bleibt sie dann einfach dort.

EichhörnchenIm Herbst verstecken sie Nüsse in Baumhöhlen oder in der Erde.

Dann legen sie sich Winternester an, bequem ausgepolstert, warm

und vor allem trocken. Dort kauern sie sich zusammen und wickeln

den langen Schwanz wie eine Decke um sich.

MenschIst im Winter ebenso aktiv wie im Sommer, geschützt durch Strick-

mützen, Handschuhe und Schneeketten. Ausnahmen bestätigen die

Regel: Von einigen Exemplaren ist bekannt, dass sie sich zeitweise,

ähnlich wie viele Winterschläfer, in ihren Unterschlupf zurückzie-

hen und mehrere Tage dort mit Taschentüchern und vielen Tassen

Hustentee verbarrikadieren.

SteinadlerEinige für ihn wichtige Beutetiere halten Winterschlaf oder Winter-ruhe. Er findet häufig junge oder kranke Tiere, etwa Gämsen undBirkhühner, kann aber auch zwei Wochen lang ohne Nahrung aus-kommen. Steinadler verbrauchen bei kalten Temperaturen wenigerEnergie und müssen pro Tag nur drei bis vier Prozent ihres Körper-gewichts fressen, also rund 200 Gramm.

BienenIm Sommer werden Bienen nur sechs Wochen alt und würden denWinter nicht überleben. Doch es gibt spezielle Winterbienen im Bie-nenvolk, welche sechs Monate alt werden können. Sie bleiben denganzen Winter über im Bienenstock und wärmen sich zwischen denWaben gegenseitig mit ihren Körpern. Im Frühling schlüpfen dannwieder neue kurzlebige Sommerbienen.

Rücksicht ist im Winter besonders wichtig

Zur kalten Jahreszeit sind viele Tiere, wie das Schneehuhn oder Rot-wild, besonders empfindlich (siehe auch S. 19 bis 21). Sie müssen Ener-gie sparen, weil sie nicht so viel zu fressen finden. Störungen könnenjetzt fatale Folgen haben, wie Verbissschäden an jungen Bäumen odersogar den Tod der panisch in die Kälte flüchtenden Tiere. Kampagnen wie »RespekTIERE deine Grenzen« und »Skibergsteigenumweltfreundlich« zeigen Ratschläge auf, wie man sich als Mensch zudieser Zeit rücksichtsvoll gegenüber Schneehase und Co. verhält. Diese findet man im Internet oder auch in der Herbstausgabe 2012des Nagelfluhmagazins.

Info: Noch mehr erfinderische Arten und Methoden, wie Wildtiereder Kälte trotzen, kann man in der Erlebnisausstellung im AlpSee-Haus entdecken. Im Winter-Suchspiel haben sich zahlreiche Wald-,Wiesen- und Alpenbewohner in ihren Unterschlupf zurückgezogen –sie alle zu finden, ist gar nicht so einfach.

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erlebniszentrums Allgäu (NEZ) im Alpseehaus als Umweltstation durchdas bayerische Umweltministerium. Bereits im ersten Jahr nach der Auf-nahme der Arbeit im Frühjahr 2012 nahmen über 8000 Personen anüber 350 Veranstaltungen des NEZ teil.

In Zusammenarbeit mit vielen Partnern allgäuweit engagiert sich dasNEZ dafür, das Umweltbewusstsein von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch Umweltbildungsmaßnahmen wie Familiennachmit-tage oder Ferienprogramme zu stärken und einen umweltverträglichenund nachhaltigen Tourismus zu fördern.

Die Basisarbeit der Ortsgruppen besteht seit Jahrzehnten meist ausNatur- und Artenschutzprojekten vor Ort, wie dem Amphibienschutzim Frühjahr oder die Pflege von wertvollen Grundstücken. Seit den1970er-Jahren kauft der Bund Naturschutz Biotopgrundstücke in Schwa-ben an. Insgesamt haben die schwäbischen BN-Kreisgruppen in den ver-gangenen 40 Jahren rund 500 Hektar Naturschutzflächen gekauft odergepachtet, die regelmäßig gepflegt werden.

Seit hundert Jahren stellt sich der Bund Natur-schutz schützend vor Bayerns Landschaft undseine natürlichen Lebensgrundlagen. In Schwabenhat er sich mit aktuell zehn Kreisgruppen undknapp 25.000 Mitgliedern als »grünes Gewissen«der Region etabliert. Ihr Jubiläum feierten dieschwäbischen Natur- und Umweltschützer am 28. Juli rund um das Naturerlebniszentrum Allgäu im AlpSeeHaus bei Immenstadt

Die Anwälte der Naturfeiern im AlpSeeHaus

Diese Feier nahm Umweltminister Huber zum Anlass, dem BN-Naturerlebniszentrum Allgäu die Urkunde zur staatlichen Aner-

kennung als Umweltstation zu überreichen. Um dieses Siegel zu bekom-men, müssen hohe Qualitätsmerkmale der Umweltbildung eingehaltenwerden.

Nach seiner Gründung 1913 war der Bund Naturschutz bereits in den1920er-Jahren mit Bezirksgruppen in ganz Schwaben aktiv. So wurdenüberall in der Region alte Bäume kartiert und auf Anregung der erstenBezirksgruppen unter Schutz gestellt.

Auch in der Umweltbildung war der Bund Naturschutz seit seinerGründung aktiv. Zahlreiche Exkursionen in die ersten Schutzgebiete, wiedas Ammergebirge, das erste Naturschutzgebiet Schwabens, oder anderewertvolle Naturlandschaften zeigen das. In vielen Kreisgruppen entwi-ckelte sich ab den 1970er-Jahren ein umfangreiches Umweltbildungs-programm für Alt und Jung. Die Krönung der Umweltbildungsaktivitä-ten des Bund Naturschutz in Schwaben ist die Anerkennung des Natur-

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Es wächst und wuselt so allerhand auf einer gesunden Streuwiese – bei einer

geführten Exkursion lässt sich viel davon entdecken

Die Junior Ranger erkunden spielerisch ihren Naturpark – mit solchen Angeboten

fördert das Naturerlebniszentrum Allgäu früh das Bewusstsein für Naturschutz

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In Bayern wurde der Biber nach vollständiger Ausrottung durch eine Wiederan-

siedlung in den 1960er-Jahren wieder heimisch. Zur Lösung von Konflikten mit

Landnutzern hat der BN ein Bibermanagement erarbeitet

Beim Mooraktionstag 2011 renaturierten Bund Naturschutz, Stadt Immenstadt,

Forstbetrieb Sonthofen und die Kreisjugendfeuerwehr Oberallgäu aufwendig das

Werdensteiner Moos bei Immenstadt

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Im Jahre 1815 versuchte der Allgäuer Heimatforscher Dr. Geiger alserster die Sturmannshöhle zu erkunden, besonders weit kam er jedoch

nicht. Ebenso erging es dem Revierförster Wacker aus Fischen, dem beiseiner Expedition beinahe die Luft ausgegangen wäre, »da seine Begleitersich hatten einfallen lassen, am Höhleneingang ein Feuer zu entzünden.«Von 1854 bis 1886 folgten weitere Versuche von mehreren tapferen For-schern und Abenteuerlustigen, doch keiner schaffte es, die Sturmanns-höhle vollends zu erobern.

Erst dem Obermaiselsteiner Lehrer Franz Xaver Epplen gelang es imJahr 1904 mithilfe einer damals sehr modernen Azetylenlampe weiter indie Höhle vorzudringen. Daraufhin meldeten sich neun Obermaiselstei-ner freiwillig und gründeten einen Höhlenbauverein, um die Höhle fürdie Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Im Sommer 1906 hatten bereits fast 3000 Besucher mit Kerzen aus -gerüstet die Höhle erkundet. Mancher drehte bereits auf halber Streckewieder um, denn der flackernde Kerzenschein, der kühle Luftzug und

Lange Zeit waren es nur Anekdoten und Schauer-märchen, die von der Sturmannshöhle erzählten. Da trieben die Höhlenfräulein Maringga, TschudreMudre, Ringgede Bingge und Stuzze Muzz ihr Unwesen, und ein Höhlendrache und manch böserGeist benutzen die finsteren Löcher als Wohnstätte

Das Reich der Drachen und wilden Fräulein Sturmannshöhle Obermaiselstein

Ein 287 Meter langer Führungsweg führt durch

verschiedene Abteilungen der Sturmannshöhle

die alten Sagen über die Bewohner der Sturmannshöhle sorgten dochimmer noch für manche Gänsehaut.

Im Laufe der Jahre, mit der vollständigen elektrischen Ausleuchtungder Höhle und dem Anlegen von Treppenstufen, die rund 300 Meter insErdinnere führen, legte sich diese Beklemmung. Vom »Törle« aus gehtes heute durchs »Drachentor« zum »Theater«, zum 30 Meter hohenschlotförmigen »Adlerschacht«, um anschließend über den »Höllen -rachen« den Endpunkt »Höhlenkessel« zu erreichen.

Heute ist die 120 Millionen Jahre alte Sturmannshöhle mit rund50.000 Besuchern im Jahr eine der beliebtesten Natursehenswürdigkeitender Region – und eines der spannenden Juwele in unserem NaturparkNagelfluhkette. ve

Info: Obermaiselstein Tourismus, Am Scheid 18, D-87538 Obermaisel-stein, Tel: +49 8326 277, E-Mail: [email protected],www.obermaiselstein.de

JUWELEN DES NATURPARKS

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Führungen durch die Sturmannshöhle

Dauer ca. 30 MinutenSommer (Mai bis Anfang November): 9.30, 10.30, 11.30, 12.30, 13.30, 14.30, 15.30, 16.30 UhrWinter (25.12. bis Sonntag nach Ostern): Jede volle Stunde von 11 bis 16 UhrIm Winter Montag und Dienstag geschlossen, außer in den Weihnachts- und Osterferien

EintrittspreiseErwachsene 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder (6 bis 14 Jahre, darunterfrei) 2,50 Euro

Ein empfehlenswerter Wanderweg zur Höhle erzählt in Schrift und fantasievollen

Skulpturen von den Sagen, die sich vor langer Zeit um das Erdloch rankten

Aufgrund der künstlichen Beleuchtung haben sich an den Felswänden vereinzelt

Farne und Moose angesiedelt, die ohne Licht nicht bestehen könnten

Die Sturmannshöhle ist die einzige Spalthöhle im Allgäu, das heißt, sie zeigt im

gesamten Verlauf einen spaltförmigen Querschnitt auf

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Wer bin ich?

Über meinen Anblickfreuen sich die Men-schen im Naturpark Nagelfluhkette ganz besonders – das ist keinWunder, bin ich dochsehr, sehr selten gewor-den und stehe deshalbauch unter strengemSchutz. Auf sonnigenAlphängen fühle ichmich pudelwohl. Weilich mit meiner rotenPunktezeichnung so einhübscher Anblick bin,wurde ich sogar nacheiner griechischen Gott-heit benannt. Ein Fotovon mir findest du indiesem Magazin. Kennstdu meinen Namen?

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»Hast du schon einmal gesehen,

wie ein Kälbchen geboren wird?«, fragt der

Bauer den kleinen Fritz. »Nein, wie denn?«

»Zuerst kommen die Vorderbeine, dann der Kopf,

dann die Schultern und der Körper und zum

Schluss die Hinterbeine.« Fritz ist begeistert:

»Toll, und wer bastelt das alles wie-

der zusammen?«

Ein dicker und ein dünnerRothirsch treffen sich. Sagt der Dicke:»Wenn man dich anguckt, könnte man glattmeinen, eine Hungersnot ist ausgebrochen!« Darauf der Dünne: »Und wenn man dichanschaut, könnte man meinen, dubist schuld daran!«

Antwort: ApollofalterZwei Jäger verirren sich nachts im Wald.

»Gib doch einen Schuss ab«, schlägt der eine vor. »Vielleicht

findet man uns dann leichter.« Der zweite befolgt den Rat. Keine

Reaktion. »Schieß noch mal!«, fordert ihn der erste auf. Wieder ein

Schuss, wieder keine Reaktion. »Noch einen Schuss!«, drängt

sein Freund. »Tut mir leid«, antwortet der Schütze,

»das war mein letzter Pfeil.«

Gehen zwei Zahnstocher am

Waldrand spazieren. Nach ein paar

Minuten stapft ein Igel an ihnen vorbei. Da

sagt das eine Streichholz zum anderen:

»Klasse, ich wusste ja gar nicht, dass

hier auch Busse fahren!«

Treffen sich zwei Mäuse und plaudern. Auf einmal fliegt

eine Fledermaus vorbei. Da sagt die eine Maus zur anderen:

»Wenn ich groß bin, werd ich auch Pilot!«

Lach mal wieder

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