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Missionsschwesternvom Hlst.HerzenJesuvonHiltrup · 2012. 10. 12. ·...

Date post: 25-Jan-2021
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5-2008 MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP I INHALT: Generalkapitel: Ein Herz – Eine Mission Seite III Verantwortung bei erlassjahr.de Seite VIII Lernbegierige Kinder bereiten Freude Seite VI Ein Leben für die Südsee-Mission Seite IV Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente • 5-2008 Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu von Hiltrup Foto: Brigitta Bauer Die neue Generalleitung der MSC-Schwestern: Schwester Helena (Namibia), Schwester Barbara (USA), Generaloberin Schwester Mechthild (Deutschland/Peru), Schwester Gregoria (Korea)
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  • 5-2008 MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP • I

    INHALT: Generalkapitel:Ein Herz –EineMissionSeite III

    Verantwortungbeierlassjahr.deSeite VIII

    LernbegierigeKinderbereiten FreudeSeite VI

    Ein Lebenfür dieSüdsee-MissionSeite IV

    Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente • 5-2008

    Missionsschwestern vomHlst. Herzen Jesu von Hiltrup

    Foto:BrigittaBauer

    Die neue Generalleitung der MSC-Schwestern:Schwester Helena (Namibia), Schwester Barbara (USA),Generaloberin Schwester Mechthild (Deutschland/Peru),

    Schwester Gregoria (Korea)

  • II•MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP 5 2008

    Fotos:MSC-Archiv,Sr.BrigittaElsnerMSC,Sr.Bartholom

    äaMSC,gott.net,KarlHesse

    AUS ALLER WELT

    �ProvinzoberinSchwesternDoris, assistiert vonSchwesterBartholomäa,über-gibtdenkünftigenMissionshelferinnenunddemHelfereinWeltmissionskreuz,daszuvor imRahmeneiner liturgischenFeiervonPaterStefanRadermacherMSCgesegnetwurde.

    Mit diesem Foto dokumentiert Erzbischof Hesse den Bautenstand der Kathe-drale imJuni 2008. Zur Zeitwird dasAltarbild geschaffen. Paderborn, dasHei-matbistumdes Erzbischofs, stiftet zwei Fenster.

    Entsendefeier für Missionshelfer

    Am Sonntag, den 6. Juli war eswieder so weit: Vier Missions-helferinnen und ein Helfer sindineinerAussendefeieroffiziell indie Länder ihrer Wahl, nachNamibia und Peru, entsandtworden. Die Feier haben diejungen Leute selbst gestaltetund unter das Thema „Be-gegnung“ gestellt. Provinz-oberin Schwester Doris griff inihrer Begrüßung das Thema auf.

    „Begegne ich dir – begegne ichmir. Jede Begegnung hat eineWechselwirkung. Der Weg vonsich weg, hin zu den Menschen,ist immer ein guter, sichlohnender Weg. Bei allen An-strengungen, die mit einemsolchen Einsatz verbunden sind,werdenSie selbst bereichert zu-rückkehren…“ Insgesamt reisenindiesemJahrneunPersonen inunsere Auslandsmissionen.

    Mit der Einweihung der neuenKathedrale geht am29. Septem-ber 2008 das Festjahr der Erzdi-özese Rabaul zu Ende, mit demder Ankunft der ersten Missio-nare am29. September 1882 ge-dacht wurde. Die KathedralewurdeandenPlatzderaltenKir-che errichtet, die ausKriegsma-terialiendesPazifik-Kriegesge-baut wurde. Die neue Kathedra-le bietet mit 1200 Plätzen beina-he doppelt soviel GläubigenPlatz wie die vorherige Kirche.Ein in Australien lebenderKünstler aus Bulgarien arbeitet

    im Ikonenstil am Altarbild. Dazuschreibt Erzbischof Hesse: „DasBild gerät wundervoll. VieleMenschen kommen her, wohlumentwederdasBild zubewun-dern oder den Künstler, wenn erseinWerkmit Details versieht.“Es wird ein Meilenstein in derGeschichte der Kirche von Ra-baul sein, wenn Erzbischof KarlHesse die Kathedrale einweiht.Allerdings ist er noch auf Spen-den in Höhe von 35.000 Euro fürdie Restfinanzierung der neuenBischofskirche angewiesen, diewir gern weiterleiten.

    Ohne mich könnt ihr nichts tun. – GottMit der Druckerlaubnis von veröffentlichenwir die folgende nachdenklich stimmende Illustration.

    Neue Kathedrale in Vunapope

  • 5-2008 MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP • III

    Vom 3. bis 28. Juni 2008 war HausBlegge in Bergisch Gladbach voninternationalem Gepräge erfüllt.Aus allen Kontinenten der Erdekamendie gewähltenSchwesternzum Generalkapitel der Ordens-gemeinschaft zusammen. DasKapitel als richtung- undweisungsgebende Instanz der Or-densgemeinschaft hatte an einerNeuformulierung von Teil-bereichen der Ordensregel zu ar-beiten, was unter fachkundiger

    Begleitung des KirchenrechtlersPater Francis Morrisey OMI ausKanada geschah. Auch wurdeüber unser Missionsdokumentmit vielen dazu gehörenden An-trägendiskutiert.Im verabschiedeten Leitbild heißtes: „In Treue zu unseremCharisma, das uns die Gründermit auf den Weg gegeben haben,geben wir den Menschen und un-tereinanderZeugnis vonderLiebeGottes bei allen Diensten, die wir

    STANDPUNKT

    32Kapitularinnen, eineBeobachterin, zweiModeratorinnen, sechsÜbersetzerinnen und drei Sekretärinnen sind ausallen Teilen derWelt zumGeneralkapitel nachBergischGladbach-Paffrath gekommen.

    mit den Menschen und für sieleisten.“ – Das ist eine wichtigeMaximefürunsalsGemeinschaft.Es stand auch die Wahl der Ge-neralleitung an. Wieder gewähltwurden Schwester MechthildSchnieder, Generaloberin, und dieRatsschwester Helena Amwaan-dangi (Namibia). AlsweitereRats-schwestern wurden BarbaraWinkler (USA) und Gregoria Jeon(Korea) gewählt. Wir gratulierenundwünschenGottesSegen.

    LiebeLeserin,lieber Leser!

    Inden letztenAusgabenvonkon-tinente haben wir bereits daraufhingewiesen: Das Jahr 2008 istein Jahr der Kapitel in unsererOrdensgemeinschaft. Die erstePhase des Provinzkapitelshattenwir bereits imJanuar, dasGeneralkapitel mit Wahl derneuen Generalleitung war imJuni (siehe nebenstehendenBericht), und nun folgt noch imSeptember der zweite Teil desProvinzkapitel für die deutscheOrdensprovinz mit Wahl einerneuen Provinzleitung.In der Politik würde man inWahlkämpfen von einem heißenWahlsommer sprechen. Doch ineiner Ordensgemeinschaft läuftder Wahlprozess ganz andersab. Bei diesem Generalkapiteldurfte ich eswieder erleben: DieModeratorinnen (Mitglieder ei-ner anderen Ordensgemein-schaft) sorgten für eine ruhigeAtmosphäre. Während der Zeitder Bearbeitung andererThemen waren Personaldis-kussionen tabu. Während derWahlen gab es immer wiederZeit zur Reflektion und zumpersönlichen Gebet. So ist dasGeneralleitungsteam in einerAtmosphäre des Gebetes ge-wählt worden, und wir sind da-von überzeugt, dass der HeiligeGeist mitgewirkt hat. Das er-hoffen wir uns auch für die Wahlder deutschen Provinzleitung,die im September erfolgt.

    Generalkapitel: EinHerz – EineMission

    DieArbeitsgruppen sind international zusammengesetzt. Zwar ist das „Angebot“ noch reicher als auf diesemFoto,aber hier sind bereits sechsNationen vertreten: (von links) Australien, Deutschlad, USA, Peru, Indien undNamibia.

  • PAPUA-NEUGUINEA – DEUTSCHL AND

    Mit viel Liebebrachte sie denMädchen haus-wirtschaftlicheFähigkeiten bei.DerNähunter-richt ist ganzwichtig, weilin Papua-Neuguineaoftmals FrauenmitNäharbeitenihre Familienernähren. Siesind auf eine guteAusbildungangewiesen.

    Ein Leben für die Südsee-Mission54 Jahre in der Südsse-Mission – das ist eine kleine Ewigkeit. Nun ist sie imAlter von86 Jahrenwieder in der erstenHeimat angekommen: Schwester Gerhardia KoopmannMSC.Sie hat sehr viele Erfahrungen gesammelt, Freude und Leidmit denMenschen geteilt.Ihre Aufzeichnungen lassen uns dieses erahnen.

    IV•MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP 5-2008

    Fotos:Sr.Bartholom

    äaMSC,PrivatbesitzSr.GerhardiaMSC

    Am 1. März 1954 kam Schwester Gerhardiain Vunapope an, nach einer insgesamt acht-wöchigen Schiffsreise, mit zwei MonatenUnterbrechung in Australien zur Erlernungder englischen Sprache. In Vunpope durftesiesechsWochen lang innerlichankommen,sich mit dem Klima, mit Land und Leutenvertraut machen undmit Traditionen, SittenSprache und Lebensweise der einhei-mischen Bevölkerung in Verbindung treten.Danach kam ihr erster Einsatz in Valoka, inWest-Neubritannien. Schwester Gerhardiaschreibt: „Hier leiteten die Schwestern einKrankenhaus, natürlich ohne Arzt. Eineunserer Schwestern hat mit angelerntenHelferinnen hervorragende Krankenbe-treuung geleistet. Zwei Schwestern mit ei-nigen Helfern (examinierte Lehrer gab esdamals kaum) unterrichteten mehr als 400Kinder in vier Klassen. Später kamen nochzwei weitere Klassen dazu. Alle übrige Ar-beitbliebfürmich,mitdemAnlernenjungerMädchen – zunächst in kleinen Gruppen –in allen hauswirtschaftlichen Arbeiten,woraus sich eine Hauswirtschaftsschuleentwickelte. Derartige Hauswirtschafts-schulen gab es auf allen Außenstationen.“

    Nach 18 Jahren sorgte sie in einem Zwi-scheneinsatz von zwei Jahren für das leib-liche Wohl der Patres und Brüder inVunapope. Danach wurde sie nach Lanovgaiversetzt, eine Insel vorNeuirland, die früherNeu Hannover hieß. „Die Überfahrt miteinem normalen Boot von Kavieng (Neuir-land) aus dauert sechs Stunden. Lavongaihat zwei größere Missionsstationen, eineRegierungsstationmit Polizei,mehrere ka-tholische und auch andere Schulen, einHospital (nur mit Krankenschwester, ohneArzt). Jeglicher Transport ist mit einemkleinen Schiff, Speedboot, Kanu, aus-gehöhltem Baumstamm oder zu Fuß zuerledigen. Einen Flughafen gibt es nicht.Vereinzelt findetman auch ein Fahrrad vor.Einmal imMonatwerdenvomKrankenhausaus alle Dörfermit den Speedboot besucht.Auf einer dieser Visitationsreisen fand einedeutsche Mitschwester auf einer der ent-ferntesten Stationen ein etwa zweieinhalb-jährigesMädchen, völlig unterernährt, leb-los am Ufer liegen. Die Schwester er-kundigte sich nach der Mutter des Kindes.Diese war jedoch nicht im Ort, da sie alsSekretärin auf der Polizeistation arbeitete

    und ihre kleine Anna ihrem verheiratetenBruder anvertraut hatte.DieserwarLehrerund hatte selbst drei hungrige kleineJungen. Nach einiger Zeit kam die Frau desLehrers und die Schwester bat sie, ihr dasKind zu überlassen, damit wir ihr alleerdenkliche Pflege angedeihen lassenkönnen, um so ihr Leben zu erhalten. Indiesem Zustand wäre das Kind sicherlichbald gestorben. Bei ruhigem Seegangwurde Anna ein paar Tage später abgeholtund meiner Obhut anvertraut. Was für einAnblick: Ich dachte, sie müsste bei jeg-lichem Anfassen zerbrechen, so schwachund hilflos sah die kleine Anna aus. Ich gabihr einen Becher voll Milch, den sie ganzgierigmitbeidenHändenumfassteund leertrank. Nun gab es ein Rätselraten, welchefeste Speise sie wohl essen würde und ichdachte mir: Als Lehrerkind ist sie gewissauch an Reis und Büchsenfleisch gewöhnt.Ich bereitete es zu. Bald stellte sich heraus,dass ihr die kleinen stärkeren Buben wohlalles weggenommen hatten. Wenn auchnur eine von uns Schwestern in ihre Nähekam, bedeckte sie mit der einen Hand ihreMahlzeit und mit der anderen wehrte siejeden ab.Sie entwickelte sich prächtig, aber sehrlangsam. Das alleine Gehen machte ihr

    ImNähzimmer in Vunapope: Hier pflegte SchwesterGerhardiadieKirchenwäsche fürdieKathedrale.

  • SchwesterGerhardia kurz vorihrer Abreise nachDeutschlandmit

    jungeneinheimischenSchwestern.

    Einige haben beiihr dasNähenerlernt, andere

    haben imRahmenderNoviziats-ausbildung einpaarMonate imNähzimmer von

    ihr gelernt.

    5-2008 MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP • V

    Schwierigkeiten. Nach fünf Monaten sor-genvoller Pflege gelang es ihr erstmals ineinem unbeobachteten Moment, allein zustehen, was zufällig von einem Mädchendurch das Fenster gesehen wurde. Von daan ging es bergauf. Das Sprechen lernte sieauch schnell. Ich habe unendlich viel Spaßmit der Kleinen erlebt, so dass ich die Zeitnichtmissenmöchte.Mit vier Jahren war sie ein normales KindihresAlters, geistigwachundmit vielenFä-higkeiten ausgestattet. Ihre Mutter war in-zwischen verheiratet und hatte bereits dreiKinder. Nachdem ich Anna darauf vor-bereitet hatte, sollte sie in ihre eigeneFamilie zurückkehren. An einem be-stimmtenMorgen fuhrenwir– Annaund ichund der Speedbootfahrer – zu einer zwei-

    einhalb Stunden entfernten Insel, um An-nas Familie ausfindig zumachen. Über ver-schiedene Stationen fuhren wir dann zurPolizeistation, auf der Annas Mutter ar-beitete.Siewarebenfalls informiert.Als ichmich vergewissert hatte, dass diese Frauwirklich Annas Mutter war, holte ich dasKind aus dem Auto. Und was geschah: DieKleine umarmte ihre Mutter zu meinergrößten Freude... Mir aber rollten dieTränen nur so herunter und ichmußtemichschnell entfernen. Jahre lang blieb ich mitder Mutter noch schriftlich in Verbindung,die dankbar war, dass wir Schwestern ihreTochter gerettet hatten.“Nach Lavongai wurde Schwester Gerhardiaauf die Insel Unea versetzt, wo sie zehn Jahrewirkte, und anschließend sechs Jahre in �

    Stationen imMissionsleben vonSchwester Gerhardia:

    1922 geboren in Löningen1950 Eintritt in denOrden der

    Missionsschwestern vomHlst. Herzen Jesu vonHiltrup

    1952 Erste Profess (Gelübde)1953 Ausreise nachAustralienmit

    demSchiff (Dauer derÜber-fahrt: fünfWochen)Nach 2Monaten Sprachunter-richt in EnglischWeiterfahrtper Schiff nachRabaul inPapua-Neuguinea

    1954 Ankunft in VunapopeSechsWochen Zeit , umeinwenigMenschen, Sitten undSprache kennenzulernen.Danach Einsatz in Valoka /Westneubritannien

    1972 Einsatz imHaushalt derPatresundBrüder in Vunapope

    1974 Einsatz auf der Insel Lavongai1984 Einsatz auf der Insel Unea1994 Einsatz in derHauptstadt Port

    Moresby, Stadtteil Gerehu2000 Einsatz imMutterhaus in

    Vunapope2008 Rückkehr insMutterhaus

    nachHiltrup in Deutschland

    KrönenderAbschluss ihresmissionarischenWirkenswar im

    Frühjahr 2007 diestaatlicheAus-

    zeichnung für ihremehr als 50jährige

    Tätigkeit zurEntwicklung des

    Volkes vonPapua-Neuguinea.Mit ihrwurden auch dasLebenswerk von

    SchwesterBernadetteHowardMSCundPater GuyMSCgewürdigt. (s.kontinente 4/2007)

    Gerehu, einem Vorort der Hauptstadt PortMoresby. InbeidenStellenwar ihreHauptauf-gabe,dieErziehungundWeiterbildung jungerFrauen in hauswirtschaftlichen Arbeiten. Dieletzte Station – und damit schließt sich derKreis –wardasMutterhaus inVunapope.Hiersetzte sie sich acht Jahre lang imNähzimmerein, nähte Ordenskleider, Paramente undstellte sogar Mitras für Bischöfe her. Vor ein-einhalb Jahren dann die große Ehrung durchdie Regierung. Personen, die sich für die Ent-wicklung des Landes und insbesondere fürdie Entwicklung der Jugend, der Zukunft desLandes, eingesetzt haben, wurdenmit einemOrden ausgezeichnet. Eine von ihnen warSchwester Gerhardia, die am 27. Mai 2008nachDeutschlandzurückkehrteundsich jetztimMutterhaus inHiltrupeinlebt.

  • VI•MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP 5-2008

    Fotos:

    Priv

    atbe

    sitz

    Anna

    Venn

    eman

    n

    Anna Vennemann –Einsatz imHostel Gibeon

    LernbegierigeKinder bereiten Freude

    Am 3. September 2007 ging es also los aufdieweiteReise in ein bis dahin fürmichnochvöllig unbekanntes Land. Vorfreude,Spannung und Nervosität mischten sich mitAngst und Abschiedsschmerz. Als ichplötzlich alleine im Flieger saß und mir dieWeltkarte auf den kleinen Monitoren an-schaute, auf der die Entfernung zwischenDeutschland und Namibia ganz deutlichwurde, war ichmirmeiner Sache doch nichtmehr so sicher. Auf was hatte ich mich daeingelassen? Sollte ich wirklich sechsMonate ohne meine Familie und Freundeund in so weiter Ferne auskommen?

    Schutz undHilfe durchKinderAlles war neu und sehr überwältigend: dieKultur, die Landschaft, die Sprachen, dieMenschen. Manchmal kam ich mir vor wieein kleines Kind, das staunend eine unbe-kannteWelt erforschte. Ichwurdemit neuenEindrücken förmlich überschüttet undlernte jeden Tag etwas Neues dazu. ZumGlück hatte ich da die Kinder aus demHostel, die mir das Einlebenmit ihrer unbe-schwerten und offenen Art um einiges er-leichtert haben. Ohne Berührungsängste

    Die eigeneWäschewaschen – das lernendie Jungen imHostel.Anna konnte ihnendabei behilflich sein,durfte ihnen abernicht die Arbeitwegnehmen,denn sie gehörtzumAlltag derKinder.

    Anna Vennemann inNamibia.

    gingen sie auf mich zu, spielten mit mir,zeigtenmir das Hostel, nahmenmich an dieHand und führtenmich durch’s Dorf.Hatte ich mich mit den Kindern schnell ver-traut gemacht, fiel es mir jedoch nochschwer, so frei undoffenmit denSchwesternund Betreuerinnen umzugehen. Ein Grunddafür war unter anderem sicher, dass ichmich noch hinter dem anderen deutschenVolunteer in Gibeon „verstecken“ konnteund mir viele Dinge von ihm erklären ließ.Als er nach einem Monat meines Aufent-halts zurück nach Deutschland flog, war ichnur nochmit den Einheimischen zusammenund ausschließlich auf ihre Hilfeangewiesen, so dass ich mich ihnen erstdann wirklich öffnen und mich richtig ein-leben konnte.

    TeilnahmeamKonventslebenNachdem die für das Hostel verantwortlicheSchwester Bernadette von einem interna-tionalen Kurs der Ordensgemeinschaft ausMariental zurückgekehrt war und das Hos-telleben somit wieder seinen gewohntenLauf nahm, kam Rhythmus in mein Leben,und ich begann, mich heimisch zu fühlen.

    MISSIONSHELFERIN IN NAMIBIA

    Meine Aufgabe bestand darin, den Betreue-rinnen unter die Arme zu greifen und ihnenbeim Kochen, Putzen, Waschen etc. zuhelfen, mich mit den Kindern zu be-schäftigen und ihnen bei alltäglichen Auf-gabenwieWäschewaschenbehilflichzuseinoder auch die Schwestern bei der einen oderanderenTätigkeit zuunterstützen.Sohalf ichihnen im Umgang mit dem Computer, er-klärte ihnen wie man E-Mails sendet undempfängt,wiemanTexteschreibt unddrucktusw. Auch die Teilnahme am Gebet und demsonntäglichen Gottesdienst gehörte zumeinem namibianischen Leben dazu undbrachte mir die Verbundenheit derMenschen mit Gott näher. Die Kraft und Zu-versicht, die viele aus dem Glaubenschöpfen, waren für mich sehr beein-druckend und hinterließen ihre Spuren inmeiner eigenen Einstellung zu Gott.Mit den Kindern bin ich amWochenende ei-nige Male zum Fluss gelaufen, um dortschwimmen zu gehen. Ich habe mit ihnenFreundschaftsbändchen aus Wolle ge-knüpft, ihnen Spiele wie ‘Reise nachJerusalem’ beigebracht oder ihnen mit ab-waschbarer Hautmalfarbe kleine Bildchenwie Blumen oder Schmetterlinge auf dieHaut gemalt. Außerdem haben Johannesund ich mit unseren Kameras Fotos einesjeden Kindes gemacht, so dass jedes Kind

    Lebe deinen Traum! – Daswar der Gedanke, dermich dazu bewog, für ein halbes JahrFreunde, Familie undmein Zuhause zu verlassen und in 10.000 Kilometer Entfernungein neues Leben kennen zu lernen.

  • 5-2008 MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP • VII

    „Reise nachJerusalem“ istein bei Kindernbeliebtes Spiel,auch inNamibia.

    Die Kinderlernten esschnell und

    hattenoffensichtlichihre Freude am

    Spiel.

    Das „Abschieds-geschenk“ von

    Anna an dieKinder in

    Gibeon: Siemalte die Arche

    Noah auf dieMauer desHostels.

    Die Kinder undMitarbeite-

    rinnenwerdendurch diese„Verschöne-

    rungsaktion“ anAnna erinnert.

    eine bleibende Erinnerung aus seinerKinder- bzw. Jugendzeit bekam. Ab und anhalf ichdenKindernauchbei ihrenHausauf-gaben oder Prüfungsvorbereitungen, abereigentlich machten sie das sehr selbst-ständig und halfen sich untereinander, wasich so auch belassen wollte, schließlich warich nur für einen absehbaren Zeitraum dort.Und wenn etwas im Dorf oder in der Schulelos war, wie z.B. eine Gedenkfeier zu Ehrendes vor mehr als 100 Jahren verstorbenenStammesführer Hendrik Witbooi, der durchseinen Widerstand gegen die deutsche Be-satzung zum Nationalhelden wurde, durftedas natürlich kein Kind verpassen, und ichwurde ganz einfachmitgenommen.

    Beiderseitiges Sprache-lernenAm Anfang war die Verständigung mit denKindern jedoch noch schwierig. Ich hatteGlück, dass bis zu den großen Ferien imDezember noch Kinder bis Klasse 10 imHostel lebten und ich mich mit diesen aufEnglisch verständigen konnte. Englisch istAmtssprache in Namibia und somit weiterverbreitetalsbeiuns inDeutschland. Ichwarüberrascht, wie gut diemeistenKinder Eng-lisch sprechen konnten. Auch als ich nachden Ferien begann, mit ihnen Afrikaans zusprechen, gab es einige Kinder, die sichliebermitmiraufEnglischunterhielten,weilsie Spaß an der Sprache hatten und so ihrSprachvermögen trainieren konnten.Dennoch war es gut, dass ich in den Feriendurch neu geschlossene Freundschaftenmehr Afrikaans gelernt hatte, denn imneuen Jahr wurden nur noch Kinder bisKlasse 7, das heißt rund 13 Jahre alt, auf-genommen, und mit den Kleinen war esdann doch einfacher, Afrikaans zu sprechen.Eine weitere Sprache, die zu großen TeilenimSüdenNamibias gesprochenwird, ist dasnach seinem Stamm benannte Nama. Cha-rakteristisch für diese Sprache sind dievielen Schnalz- und Klicklaute, die das Er-lernen für mich in diesem verhältnismäßigkurzem Zeitraum unmöglich gemachthaben. Somit konnte ich mich mit einigenKindern, die zu Hause nur Nama sprachen,über keineSprache verständigen. Jedoch istesbeiKindernnichtnotwendig, ihreSprachezu sprechen, um Zugang zu ihnen zu be-

    kommen. Oft sagt ein Lächeln, ein Hände-druck oder eine Gestemehr alsWorte.Auch beim gemeinsamen Singen, zum Bei-spiel in derKirche, trat dieSprachbarriere inden Hintergrund, und mir wurde bewusst,dassMusikein verbindendesGlied zwischenallen Kulturen und Völkern ist.Oft erzeugte die Art und Weise, wie dieNamibianer,obgroßoderklein,ausgelassentanztenundsangen, beimir eineGänsehaut.Ganz besonders, als die Kinder sich amletzten Abend mit einigen Liedern von mirverabschiedeten und mich so berührten,dass der Abschied doch sehr tränenreichwurde. Als „Abschiedsgeschenk“ meiner-seits hatte ich die Mauer, die das Hostelumgab, auf der Seite, auf der die Kinderspielten, etwas verschönert. Drei Wochenvor meinem Rückflug hatte ich begonnen,Jesus mit dem biblischen Spruch „Lassetdie Kinder zu mir kommen!“ auf Englisch,Afrikaans und Nama und die Arche Noah

    darauf zumalenundwurdekurz vormeinemAbschied damit fertig.

    ResümeeAuchwenn es nicht immer so leicht war, wiees mit dem Spruch „Lebe deinen Traum!“gesagt ist, würde ich mich trotzdem immerwieder für diese erfahrungsreiche Zeit ent-scheiden. Ich habe ein tolles Land kennengelernt, das sowohl durch seine Landschaftals auch durch seine Menschen einzigartigist. In dem halben Jahr wurde es zu meinerzweitenHeimat . TrotzdergroßenArmutundden damit verbundenen Problemen wie bei-spielsweise Alkohol, Drogen, Gewalt undKriminalität, sind die Namibianer unglaub-lich lebensfroh und glaubensstark. Ichdenke, dass wir Deutschen uns einiges da-von abgucken könnten. Reich zu seinbedeutet nicht gleich, glücklich zu sein. Dasist mir jetzt, da ich wieder zurück bin, nocheinmalmehr bewusst geworden.

  • Namibia: Im Juni 2008 habenunsere namibischen Schwesterndie Arbeit in der neuenMissions-station Okalongo aufgenommen.Okalongo liegt im Norden vonNamibiaanderGrenzezuAngola.Wir wünschen den Schwesternein gutes Gespür für die Nöte derMenschendortund GottesSegenzumNeubeginn.Aston/Birmingham: Die Herz-Jesu-Missionare haben eine eu-ropäische Kommunität in Eng-land eröffnet. Mitglieder derneuen „Cordate-Community“sind jeweils ein irischer, einniederländischer und ein belgi-scher MSC-Pater. Aston ist einKrisengebiet: 88,2 Prozent derBevölkerung gehören zu denzehn Prozent der Ärmsten inEngland. Die Patres nehmenbewusst im Volk an der Sonn-tagsmesse teil und kon-zelebrieren nur an besonderenFesten. – In einer der kom-menden Ausgaben wollen wirmehr darüber berichten.Reading/USA: Im August 2008konnte unsere USA-Provinz auf100 Jahre MSC-Schwestern indenUSA zurückblicken. ZumAb-schluss der zweiten Phase desProvinzkapitels wurde diesesJubiläum in einem Gottesdienstfestlich begangen. Wir gratu-lieren den Schwestern herzlichzudiesemJubiläum.

    VIII •MISSIONSSCHWESTERN VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU VON HILTRUP 5-2008

    MSC WELT WEIT

    IMPRESSUMEigenteil derMissionsschwestern vomHlst.Herzen Jesu vonHiltrup

    Verantwortlich: (Redaktion,Vertrieb,BestellungenundAdressen-änderungen):Sr.M.BartholomäaJanßenMSC,Tel. (02501) 17-3303,Fax: (02501) 17-3301.E-Mail: [email protected]: (Zahlungen, Spenden):Sr.M.Brigitta ElsnerMSC,Missionsprokuratorin,Tel. (02501) 17-3300,Fax: (02501) 17-3301.Anschrift:Missionsschwestern vomHeiligstenHerzenJesu vonHiltrup:Westfalenstraße109,48165Münster-Hiltrup.kontinente-MissionsverlagGmbH,Postfach102164, 50461Köln.Jahresbezugspreis: Euro 10,80Zahlungenan:MissionsschwesternvonHiltrup:BankkontoNr. 3078702bei derDKM-DarlehnskasseMünster,Bankleitzahl 40060265.IBAN:DE85400602650003078702BIC/Swift-Code:GENODEM1DKMNicht abbestellterBezuggilt alserneuert.LithoundDruck:LVDLimburger Vereinsdruckerei,Senefelderstraße2, 65549Limburg.Objekt 24

    WIE LEBT frau IM KLOSTER?

    Interessierte Frauen, die erfahrenmöchten, wie Frauen in einerGeistlichen Gemeinschaft leben, oder die einfachmal sich selbstStille Tage gönnenmöchten, sind herzlich eingeladen, bei uns„Tage imKloster”zu verbringen.Anfragen sind zu richten an die Oberin imMutterhaus, SchwesterBernaditaMSC, 48165Münster-Hiltrup,Westfalenstraße 109,Telefon 02501/17-3000.

    MSC-Gemeinschaften beimKatholikentag

    Neues aus…

    Alles war stimmig beimKatholikentag in Osna-brück: das Wetter, diefrohe und harmonischeAtmosphäre – und auchunser Standort nahe beider Katharinenkirche. Als

    MSC-Gemeinschaften hattendie Herz-Jesu-Missionare unddie Missionsschwestern vomHlst. Herzen Jesu erstmalseinen gemeinsamen Stand beieinem Katholikentag. Wirkonnten gemeinsam viele Be-sucher registrieren, die Inter-esse zeigten für unsere Mis-sionsarbeit. Überrascht warenwir über den Andrang anunserem Nachbarstand, die

    � Grafik:P.ManfedOßnerMSC,Fotos:erlassjahr.de,Sr.BrigittaElsnerMSC

    Legio Mariens. Hier wurdenRosenkränze geknüpft, vonmorgens bis abends. Undimmer wieder gab es viele Be-geisterte, Jung und Alt, ganzeFamilien, die sich einen Rosen-kranz knüpften.DaswecktHoff-nung auf ein Aufblühen dieserGebetsform.An unserem Stand hatten wireine Menge zu tun; es kamenviele junge Familien mit Kin-dern, um die sich SchwesterDorothe kümmerte. Als Leh-rerin hatte sie sich gut auf ihrenEinsatz vorbereitet und auch einPreisrätsel entwickelt, derenGewinner zumdiesjährigenMis-sionstag eingeladen wurden.

    Viele Erwachsene erkundigtensich nach Patres, Brüdern undSchwestern in unseren Aus-landsmissionen. Es war schonfast ein Familienfest! �

    Verantwortung bei

    Seit zehn Jahren zählt unsereOrdensgemeinschaft zu denMitträgern von .Von Beginn an ist Schwester Ur-sula-Maria von Tils unsereKon-taktperson. Bei der letzten Mit-

    trägerversammlung wurde sie(auf dem Foto Vierte von rechts)in den Lenkungsrat (Geschäfts-führender Vorstand) gewählt.Mit Dank für ihren Dienst gratu-lierenwir ihr zu dieserWahl.

    Sr. Dorothe (links) imGesprächmiteiner interessiertenBesucherin.


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