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MIRAKTUELL - Brandenburg · VBB-weite Fahrgastinformation und überbetriebliche Anschlusssicherung...

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MIRAKTUELL 2/05 1 Schwerpunktthema IBA Fürst-Pückler-Land Die neue Brandenburgische Camping- und Wochenendhausplatz- Verordnung 2005 - inkl. Verordnungstext - Perspektiven für die Regionalparks in der Metropolregion Berlin-Brandenburg VBB-weite Fahrgastinformation und überbetriebliche Anschlusssicherung auf der Basis von Ist-Daten 2·2005 MIRAKTUELL VIERTELJAHRESSCHRIFT
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MIRAKTUELL 2/05 1

Schwerpunktthema IBA Fürst-Pückler-Land

Die neue Brandenburgische Camping- und Wochenendhausplatz-Verordnung 2005 - inkl. Verordnungstext -

Perspektiven für die Regionalparksin der Metropolregion Berlin-Brandenburg

VBB-weite Fahrgastinformation und überbetriebliche Anschlusssicherung auf der Basis von Ist-Daten

2·2005

MIRAKTUELLV I E R T E L J A H R E S S C H R I F T

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Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Bewegtes Land – Zur Halbzeit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land 2000 - 20105 Jahre IBA – eine Zwischenbilanz (2000 – 2005) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Szenarien der „Neuen Landschaft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Entstehungsgeschichte der IBA Fürst-Pückler-Land in der Lausitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

IBA-Projekte und Arbeitsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

IBA-Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Internationale Projekte (REKULA, VIKTOUR, IdeQua) , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

IBA-Ausblicke – die zweite Halbzeit (2005 – 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Statements zur IBA-Halbzeit Dr. Mahmut Kuyumcu, LMBV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Andreas Kipar, IBA-Fachbeirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Holger Bartsch, Vorsitzender der IBA-Gesellschafterversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Ausgewählte Landschaftsinseln und beispielhafte IBA-ProjekteLandschaftsinsel „Lauchhammer- Klettwitz: Industriekultur“- Besucherbergwerk F60, Kraftwerk Plessa, Biotürme Lauchhammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Landschaftsinsel „Wasserwelt – Lausitzer Seenkette“- Schwimmende Häuser, SeeStadt Senftenberg, Wettbewerb Landmarke Lausitzer Seenland . . . . . . . . . . . . . . . 11

Landschaftsinsel “Welzow: Landschaft im Wandel“- Wüste/Oase Welzow, Energielandschaft Welzow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Landschaftsinsel „IBA-Zentrum“ - IBA-Auftaktgebiet Großräschen-Süd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Landschaftsinsel „Cottbus: Seestadt – Stadtsee“ - Großsiedlung Sachsendorf-Madlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

IBA-Gesamtgebiet- Fürst-Pückler-Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

„Bewegtes Land“ - Die Höhepunkte der IBA-Werkschau 2005 „Bewegtes Land“ als zentrale Ausstellung auf den IBA-Terrassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Tom Duncan, McCauley, mesh design: Statement zur Ausstellung “Bewegtes Land” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Ausstellungssatellit „memo_see“ auf Tour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

IBA-Halbzeitdokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Nächste Werkschauhöhepunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Inhaltsverzeichnis

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Warum wir uns bei der IBA Fürst-Pückler-Land einbringen können und sollten Die IBA aus der Sicht eines Studenten der Regionalwissenschaften aus Potsdam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Die IBA Fürst-Pückler-Land in der europäischen Planungskultur, Interview mit Prof. Dr. Max Welch Guerra,Bauhaus Universität Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Die Geschichte der Internationalen Bauausstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Fürst Pückler – der Namensgeber der IBA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Die neue Brandenburgische Camping- und Wochenendhausplatz-Verordnung 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

Verordnung über bauaufsichtliche Anforderungen an Camping- und Wochenendhausplätze im Land Brandenburg(Brandenburgische Camping- und Wochenendhausplatz-Verordnung - BbgCWPV) vom 18. Mai 2005 . . . . . . . . . . . . . . . 24

Monitoring zum Stadtumbau – Einführungsveranstaltung und die nächsten Schritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Arbeitshilfe „Umweltprüfung im Bauleitverfahren nach dem BauGB 2004“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

EAG Bau-Einführungserlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Perspektiven für die Regionalparks in der Metropolregion Berlin-Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischen Stadtkernen in Ziesar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Historische Stadtkerne zeigen Ausstellungen zum Kulturlandjahr 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Methoden der Erfassung von Wohnungsleerstand im Stadtumbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

VBB-weite Fahrgastinformation und überbetriebliche Anschlusssicherung auf der Basis von Ist-Daten . . . . . . . . . . . . . . 38

Die Entwicklung des Systems der „Pädagogisch qualifizierten Fahrschulüberwachung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Bericht zur Fachwerkstatt „Chancen des Begleiteten Fahrens“ des Forums für Verkehrssicherheitdes Landes Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Bericht über die planfeststellungsrechtliche Absicherung der Schwerpunktmaßnahmen Bundesfernstraßen im Land Brandenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Kurzmeldungen:

Berufswunsch: Minister - Zukunftstag 2005 auch im MIR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Vielfalt der Stadt - 6. Brandenburgischer Architekturpreis vergeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

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Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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Liebe Leserinnen und Leser,die Internationale Bauausstellung(IBA) Fürst-Pückler-Land in der Lausitzzieht nach der ersten Halbzeit von fünfJahren Zwischenbilanz. Das MIRnimmt dies zum Anlass, dem Thema imvorliegenden Heft einen Schwerpunktzu widmen, da schon Vieles bewegtund angestoßen wurde.

Der Titel der Bilanz „Bewegtes Land“trifft sicherlich auf ganz Brandenburgzu, meint hier aber vor allem die berg-bau-bewegte Lausitz. Der Braunkoh-lenbergbau bewegte und bewegt Milli-onen Kubikmeter Boden und MillionenKubikmeter Wasser. Die erzeugteEnergie ist Grundlage für wirtschaftli-che Entwicklung und Wohlstand weitüber die Landesgrenzen von Branden-burg hinaus.

Bewegung heißt Veränderung. Vorhan-dene Landschaften verschwinden,neue entstehen. Gemeinsam mit derIBA will das MIR die Veränderung derbergbaugeprägten Lausitz bewusst ge-

stalten und die Menschen im doppeltenWortsinn bewegen. Diese Bewegungsoll über nationale und InternationaleGrenzen hinaus bekannt gemachtsowie Erfahrungen und Ergebnisse mitanderen Regionen ausgetauscht wer-den.

Die größte Landschaftsbaustelle Euro-pas ist verknüpft mit dem Strukturwan-del einer dünn besiedelten Region. In-novative Projektideen sind gefragt, umlangfristig tragfähige Lösungen für denUmbau dieser Region zu finden, fürneue Landschaften, neues Wohnen,neues Arbeiten und neue Energien.Die Verbindungen zur Industriege-schichte sollen dabei nicht gekappt,sondern sichtbar mit der Neugestal-tung verbunden werden.

Die Bilanz zur IBA-Halbzeit ist zweifel-sohne erfolgreich. Die IBA ist Ausdruckeines lebendigen gelebten Regional-managements in Südbrandenburg undhat sich zu einem Innovationsmotor imgemeinsamen Planungsraum Berlin-

Brandenburg entwickelt. Ich bin über-zeugt, dass die IBA auch für die erfolg-reiche Fortführung dieses Prozesses inder zweiten Halbzeit die erforderlicheDynamik entfaltet.

In meinem Haus liegt nunmehr die fe-derführende Begleitung dieses Prozes-ses, zu dessen weiteren Erfolg dasMIR seinen Beitrag leisten wird. DasHeft vermittelt Ihnen einen umfassen-den Überblick über die vielfältigen Pro-jekte, die bereits laufen und geplantsind sowie über die Möglichkeiten, wieSie die IBA in der Lausitz erfahren underleben können. Dabei wünsche ichIhnen viel Spaß und natürlich auchbeim Lesen dieser Zeitschrift.

Frank SzymanskiMinister für Infrastrukturund Raumordnung

Einführung

Frank Szymanski

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Fünf Jahre IBA - eine ZwischenbilanzBewegtes Land. Gemeint ist die Lausitz.Ein Landstrich, der vom Menschen ver-ändert wurde wie kaum ein zweiter inDeutschland. Die Landschaft wurde be-wegt, abgebaggert, aufgeschüttet undumgeschichtet. Seit 150 Jahren prägtder Braunkohlebergbau die Lausitz, ihreLandschaft, ihre Siedlungs- und Infra-struktur, ihre Kultur und ihre Menschen.

Der Bergbau gab vielen Menschen Ar-beit und Heimat. Anderen hat er die Hei-mat genommen: Ca. 80 Dörfer und Ort-schaften wurden abgebaggert, ihreBewohner umgesiedelt. Tausende Men-schen zogen wegen der Arbeit in dieboomende Lausitz. Heute verlassenTausende Menschen die Lausitz, weilsie hier keine Arbeit mehr finden. Nunwird die Lausitz also erneut umgebaut.Zehn Jahre lang, von 2000 bis 2010 wirddas Braunkohlerevier umgestaltet zumFürst-Pückler-Land. Das ist das Ziel dergleichnamigen Internationalen Bauaus-stellung (IBA).

Erstmals in der langen Tradition Interna-tionaler Bauausstellungen in Deutschlandsteht „Landschaft“ im Mittelpunkt. Dabeigeht es nicht einfach um „Heilung“ derdurch den Bergbau verwundeten Land-schaft oder gar um die Wiederherstellungeiner Lausitztypischen Landschaft - wastechnisch und finanziell ohnehin nichtmöglich wäre. Vielmehr soll im Rahmendieser IBA das Element „Neue Land-schaft“ als Entwicklungschance für dieLausitz eingesetzt werden.

Szenarien der „Neuen Landschaft“ Die Bergbauunternehmen sind gesetz-lich zur Sanierung verpflichtet und müs-sen dafür entsprechende Rücklagen bil-den. Für die aufgelösten Staatsbetriebeder DDR übernahm die BundesrepublikDeutschland diese Aufgabe und schufein Instrumentarium - die Lausitzer undMitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsge-sellschaft mbH (LMBV). Ein „Braunkoh-leausschuss“ aus Vertretern der Berg-bauunternehmen, der Politik und derBetroffenenverbände entscheidet überdie Art der Sanierung. Dabei gab und

gibt es durchaus auch unterschiedlicheVorstellungen, wie diese „Neue Land-schaft“ aussehen soll.

Vor Beginn der IBA stand zur Diskus-sion:Szenario 1 - Sanierung als Wiedergut-machung Natur wurde zerstört, Menschen mus-sten ihre Häuser zugunsten der Tage-baue verkaufen und umsiedeln. Wiesollte das, wenn schon nicht ungesche-hen, so doch wieder gutgemacht wer-den? Man könnte die sandigen Schütt-flächen rekultivieren oder neu bebauen

und nutzen. Aus den großen Restlö-chern des Tagebaus entständen Bade-seen oder Biotope. Stillgelegte Koke-reien, Kraftwerke und Fabriken würdenabgerissen, die Flächen ebenfalls neubebaut oder begrünt. In ein, zwei Gene-rationen wäre so von der Bergbauge-schichte nichts mehr zu sehen und dieLausitz dann eine Art zweite Mecklen-burger Seenplatte. Genau so sahendann auch die anfänglichen Planungenaus.

Eine weitere diskutierte Möglichkeit war:Szenario 2 - Verzicht auf Sanierung

Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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Bewegtes Land – Zur Halbzeit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land 2000 bis 2010

Prof. Dr. Rolf Kuhn

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Man überlässt von dem Moment an dieBergbaufolgelandschaft sich selbst, so-bald die Pumpen abgestellt sind, mitderen Hilfe die Tagebaue trocken gehal-ten wurden. Die Gruben füllen sich mitGrundwasser und nach und nach er-obert sich die Natur die Landschaft zu-rück. Vegetation siedelt sich am Ufer anund überwuchert auch Gütergleise undIndustriebauten. So entstände ohne Ein-griff des Menschen ein einzigartiger Na-turpark. Einige Wissenschaftler undKünstler schwärmen von diesem Sinn-bild der Vergänglichkeit, dem morbidenCharme verfallender Industriebautenund Landschaften, die so unwirklich wieunwirtlich wären. Doch das faszinieren-de Schauspiel wäre nicht ohne Risiken:Die steilen unbefestigten Grubenkantenkönnten abbrechen und die Randberei-che nachrutschen - in einem bis zu zweiKilometer breiten Streifen. Zudem kannder jahrzehntelange Eingriff in den Was-serhaushalt der Region nicht von heuteauf morgen beendet werden, ohne dasgesamte Ökosystem der hiesigen Flüs-se und Seen - etwa des Spreewaldes -zu gefährden.

Die Internationale Bauausstellung ent-schied sich für:Szenario 3 - Nachhaltige Sanierung alsdritter WegDie Landschaft der Lausitz wurde seitder Industrialisierung so schwer verwun-det, dass die Selbstheilungskräfte derNatur überfordert sind. Der Mensch mussalso eingreifen und sanieren. Er leitetkontrolliert Wasser aus der Spree, derNeiße und der Schwarzen Elster in diestillgelegten Tagebaue - und führt umge-kehrt den Flüssen Wasser zu, bevordiese einen Mindestwasserstand unter-schreiten. Gruben-Randbereiche werdenverdichtet und Steilbereiche abgeflacht.In diesem Prozess der Neugestaltungkann und soll die industrielle Vergangen-heit der Lausitz nicht „weggewischt“ odergar verleugnet werden. Vielmehr geht esdarum, herausragende architektonischeund landschaftliche Zeugnisse der Indus-triegeschichte zu erhalten. Denn machennicht gerade diese Zeitzeugen die Re-gion aus? Beraubt man die Menschendurch Abriss und herkömmliche Sanie-rung nicht auch ihrer Identität, ihrer Ge-schichte und Geschichten?

Deshalb setzt sich die InternationaleBauausstellung Fürst-Pückler-Land ge-meinsam mit ihren Partnern dafür ein,besonders eindrucksvolle Beispiele derLausitzer Industriekultur und Geschichtevor dem Abriss und Vergessen zu be-wahren. Bekanntestes Beispiel ist dasBesucherbergwerk F60 in Lichterfeld:Die F60 und der angrenzende, geradeentstehende Bergheider See (benanntnach dem überbaggerten, ehemaligenOrt Bergheide) sind ein Sinnbild für dasIBA-Programm: Altes wird mit Neuemverbunden, regionale Identität wird er-halten und Neues kommt mit viel Phan-tasie und hoher gestalterischer Qualitäthinzu, um so Impulse für eine nachhalti-ge Regionalentwicklung auszulösen.

Das gleiche Prinzip wird bei vielen an-deren IBA-Projekten angewandt: Demehemaligen Kraftwerk Plessa, den Bio-türmen in Lauchhammer, der Slawen-burg Raddusch, dem Landschaftswan-del bei Welzow oder der nach ihrerSanierung wieder gefragten Werkssied-lung Marga in Brieske.

Mit dem konzeptionellen und gestalteri-schen Anspruch der IBA werden heutenicht nur (Abraum)Berge versetzt, neueSeen oder Energielandschaften ge-schaffen sowie ausrangierte Bergbau-technik umgenutzt. Es wird auch Be-wusstsein entwickelt für den Wert dereigenen Wurzeln. Damit ein solchesVorhaben gelingt, muss es von mög-lichst vielen getragen werden. Deshalbist die IBA Knoten eines Netzwerks, dasdie Akteure vor Ort untereinander undmit nationalen und internationalen Fach-leuten verknüpft. Dies geschieht überHochschulen und Universitäten, überWettbewerbe, Konferenzen, Workshops,über Exkursionen und Erfahrungsaus-tausche.

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Entstehungsgeschichte der IBAFürst-Pückler-Land in der Lausitz 1994 Wolfgang Joswig, Stadtplaner aus Senf-tenberg, entwickelt aus den Visionenvon Otto Rindt erste Ideen zu einer Neu-gestaltung der Landschaft zwischenGroßräschen und Senftenberg.1995Studentische Workshops führen dieseEntwürfe weiter; die Idee einer IBA ent-steht. Die Stadt Großräschen, der Land-kreis Oberspreewald-Lausitz und dar-aufhin die gesamte RegionalePlanungsgemeinschaft der Region Lau-sitz-Spreewald unterstützen diese Ideepolitisch und fachlich.1996 Auf der Grundlage zweier Machbarkeits-studien beschließt der Regionalvorstandder Regionalen PlanungsgemeinschaftLausitz-Spreewald die Bestellung desGründungskuratoriums „IBA Fürst-Pück-ler-Land“. Das Gründungskuratoriumder IBA mit Spiritus Rector Karl Ganserkonstituiert sich unter Leitung von Wal-ter Momper. 1997„Die Empfehlungen des Gründungskura-toriums“ erscheinen.1998 Gründung der IBA-Vorbereitungsgesell-schaft durch die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und die kreisfreieStadt Cottbus.1999 Die Landesregierung von Brandenburgbeschließt die Durchführung und Förde-rung der IBA. Staffelstabübergabe derIBA Emscher Park an die IBA Fürst-Pückler-Land in der Brikettfabrik Louise.Eröffnung der „IBA-Auftaktwoche“ durchden Ministerpräsidenten Manfred Stolpe.2000 Die IBA nimmt mit Sitz in Großräschenihren Betrieb auf. Bundeskanzler Ger-hard Schröder ist ein Vorabbesucher aufder F60 und macht der IBA Mut.2001Internationaler Entwurfsworkshop„Werkstatt für neue Landschaften“ mit35 international renommierten Expertenund 100 Studenten aus 18 Ländern.2002 Erste Projekte sind fertig gestellt: DasBesucherbergwerk F60 wird eröffnetund die Slawenburg Raddusch beginntmit „Baustellen-Tourismus“.2003Bundespräsident Johannes Rau schaltet dasLicht-Klang-Kunstwerk „Lichterfeld F60“ ein. 2004Einweihung der IBA-Terrassen als Infor-mations- und Ausstellungszentrum

2005 Eröffnung der IBA-Werkschau 2005 alsHalbzeitpräsentation „Bewegtes Land“durch den Ministerpräsidenten des Lan-des Brandenburg Matthias Platzeck undStippvisite des BundespräsidentenHorst Köhler auf den IBA-Terrassenwährend seines Antrittsbesuches inBrandenburg. (siehe Foto rechts)

IBA-Projekte und ArbeitsweiseDie IBA arbeitet gleichzeitig an 24 ver-schiedenen Einzelprojekten, welchesich thematisch und flächenmäßig inneun Teilgebiete einordnen - ein Zen-trum, sieben Landschaftsinseln und eineEuropainsel. Diese „Inseln“ sind Gebietemit ganz bestimmten Gegebenheiten,Strukturen und Problemen. Jedes hatein eigenes Thema. Da gibt es zum Bei-spiel die Landschaftsinsel „Industriekul-tur“ rund um Lauchhammer mit ausge-wählten Industriedenkmälern wie demBesucherbergwerk F60, den Biotürmenin Lauchhammer und dem KraftwerkPlessa. Die Landschaftsinsel „Wasser-welt Lausitzer Seenkette“ hingegen wid-met sich der entstehenden Seenland-schaft zwischen Großräschen undHoyerswerda.

Die IBA ist auf die Zusammenarbeit mitDritten angewiesen. Sie ist keine Behör-de oder Gebietskörperschaft, sonderneine zeitlich befristete GmbH. Als inter-mediäre Organisation steht sie außer-halb der Planungshierarchie - sie erstelltkeine Bebauungspläne, hat keinen Pla-nungsvorbehalt und keine Befugnisse.Sie hat nur die Mittel der Kommunika-tion. Die IBA kann Projekte vorschlagen,initiieren und geeignete Entscheidungs-träger zusammenbringen. Die IBA ver-sucht, den ohnehin anstehenden Struk-turwandel zu qualifizieren und mitgestalterischen Ansprüchen zu verse-hen. Sie „macht“ keine Projekte - son-dern fördert Projektträger, wo sie beste-hen und gründet neue, wo diese fürungewöhnliche Ideen gesucht werden.Die IBA versteht sich somit gleichzeitigals Initiator von Netzwerken, als Forum,Ideenfinder, Motor und Katalysator desWandels sowie als Anwalt des industriel-len Erbes und das auf Basis einer trag-fähigen Zukunftsvision.

IBA-TourismusSeit 2002 entwickelt die IBA die ver-schiedensten Touren und touristischenAngebote. Damit werden drei Ideen ver-folgt: Zum einen soll die Arbeit der IBAund die Idee vom Strukturwandel an-schaulich werden. Gleichzeitig will dieIBA, indem sie auf neue Weise die Qua-

litäten der Region erlebbar macht, zumImagewandel der Lausitz beitragen.Schließlich ist es erklärtes Ziel der IBA,wirtschaftliche Impulse für die Lausitz zugeben. Der Tourismus befördert alle dreiZiele gleichzeitig.

Viele bislang abgeriegelte und geheim-nisvoll wirkende Tagebaue und Indus-trieareale mit ihrer eigentümlichenSchönheit werden nun für die Öffentlich-keit zugänglich. Geführte Touren durchdie Tagebaue lassen Einheimische undGäste „Steppe, Canyons und Gigantenaus Stahl“ (so der Titel einer der Touren)entdecken und ermöglichen so neueSichtweisen auf die Lausitz im Wandel.Einige der Attraktionen gibt es in weni-gen Jahren nicht mehr - wenn die Tage-baue geflutet und zur größten künst-lichen Seenlandschaft werden. Solangelassen sich die Veränderungen in Floraund Fauna und der landschaftliche Wan-del unmittelbar miterleben.

Ständig wird das Angebot ergänzt - teil-weise durch die IBA selbst, teilweisedurch Partnerunternehmen. Neu hinzukommen ab 2005 etwa Off-Road-Tourenmit dem Geländewagen oder auch Floß-fahrten auf den entstehenden, erst halbgefüllten Seen. Weitere Touren führen

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zu den Industriemonumenten und ent-lang des neu geschaffenen Fürst-Pück-ler-Weges. Die IBA schuf und schafft inder Lausitz völlig neuartige touristischeProdukte. Dafür schult sie auch touristi-sche Gästeführer und unterstützt dieIBA-Projekte, wie die IBA-Terrassen, dasBesucherbergwerk F60 oder die Slawen-burg Raddusch, von Beginn an möglichstrasch auf eigenen Füßen zu stehen.

So will die IBA Impulse geben und Ent-wicklungen anstoßen. Ziel ist es, regio-nale Akteure, unter Nutzung eigenerPotenziale und Ressourcen der Region,nachhaltig zum Handeln zu aktivieren.

Internationale ProjekteEin Blick auf das IBA-Projektgebiet ge-nügt: Die IBA Fürst-Pückler-Land heißtnicht nur Internationale Bauausstel-lung, sie ist auch international. Zwei derneun Landschaftsinseln liegen grenz-überschreitend, teils in Deutschland,teils in Polen: Die Europainsel Guben-Gubin und die Insel Fürst-Pückler-Kul-turlandschaft Bad Muskau, wo die Neißeeinst von Fürst Pückler als gestalteri-sches Element in den Muskauer Parkeinbezogen wurde und den Park heutein einen polnischen und einen deut-schen Teil trennt. Die 2004 eingeweihteFußgängerbrücke macht den Park wie-der zu einem Gesamtkunstwerk.

Auch an anderer Stelle baut die IBABrücken über Länder- und Verwal-tungsgrenzen hinweg. So koordiniertsie mehrere Projekte der EU.

REKULALaufzeit: 2003 - 2005In dem von der EU geförderten Projektzur Restrukturierung von Kulturland-schaften (REKULA) entwickelt die IBAmit ihren Partnern in Polen (Oberschle-sien) und Italien (Venetien) Strategienzum Umgang mit industriell geprägtenKulturlandschaften und zur Neu-Struk-turierung gestörter Landschaften.Dabei werden zum Beispiel zur Verbes-serung der Wohnsituation der Men-schen vor Ort ganz konkrete Vorhabenfür Wohnsiedlungen in Zabrze und inSachsendorf-Madlow (Cottbus) durch-geführt.

VIKTOURLaufzeit: 2002 – 2005Ein weiteres EU-Projekt, in diesem Fallzur Tourismusförderung, ist VIKTOUR(Virtueller Industrie-Kultur-Tourismus).Es soll Gästen in wenigen Jahren einenanspruchsvollen touristischen Leitfadendurch die Industrie- und Kulturland-schaft der Lausitz bieten. Im Rahmenvon VIKTOUR schult die IBA dafür auchEinheimische als Gästeführer.

IdeQuaLaufzeit: 2004 - 2006Identität und Qualität (IdeQua) stehenim Mittelpunkt dieses EU-Projektes zurTourismus-Förderung. Die IBA arbeitethier mit 17 internationalen Partnern aussechs mittelost- und südosteuropäi-schen Ländern zusammen. Schwer-punkte der Arbeit liegen in der Stärkungder regionalen Identität durch eine Auf-wertung und Vermarktung vorhandenertouristischer Potenziale und die Schaf-fung von Qualitätsstandards. Profitierensollen insbesondere mittelständischeTouristikbetriebe von dem Projekt.

Gemeinsam ist all diesen Projekten derinternationale Erfahrungsaustausch unddie Bildung von Netzwerken. Von diesemAustausch profitieren auch andere Akteureder Region. So konnten etwa die Branden-burgische Technische Universität Cottbusund die Fachhochschule Lausitz ihre ohne-hin internationale Arbeit weiter ausbauen.Nicht zu vergessen: Durch fachliche Unter-stützung hilft die IBA bei der Erschließungvon EU-Fördermitteln und macht die regio-nalen Entscheidungsträger „fit für Europa“.

Interkontinental kooperiert die IBA mitProjekten in Nishnij Tagil, der russischenIndustriestadt in Asien sowie in der Ata-cama-Wüste in Chile, Süd-Amerika.

IBA-Ausblicke - die zweite Halbzeit(2005 - 2010)Bis 2010 bleiben der IBA und ihrenPartnern noch einige Jahre, um eineungewöhnliche, attraktive Seenland-schaft mit zu gestalten. In dieser Zeitwird der Arbeitsaufwand für die Umset-zung der in Gang gebrachten Entwick-lungen nicht nur weiterhin sehr hochsein - er steigt sogar noch.

In den ersten fünf Jahren der IBA ginges vor allem darum, Soforthilfe zu lei-sten, um das durch drohenden Abrissoder Verfall akut gefährdete industrielleErbe zu retten und damit die Identitätder Region zu wahren. Nach dem Motto„Zukunft braucht Herkunft“ sollte damit

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auch die Chance auf eine eigenständigeRegionalentwicklung erhalten werden.In der ersten Hälfte der IBA wurde fürdiese Entwicklung das Fundament ge-legt. In der zweiten Hälfte wird auf die-sem Fundament aufgebaut. Es entstehtNeues, das in der Region, in ihrer Ge-schichte und Kultur wurzelt und in dieZukunft weist. Die IBA ist weit mehr alseine normale Bauausstellung: Sie ist einauf Dauer angelegter Prozess, eine Vi-sion. Vor allem aber ist sie bereits Wirk-lichkeit, die Tag für Tag, Projekt für Pro-jekt sichtbarer wird und mehr Bedeutungfür die Lausitz bekommt.

Diese Wirklichkeit gewordene und wer-dende Vision lässt sich besichtigen: Woim Tagebau Meuro in Großräschennoch bis 1999 Braunkohle gefördertwurde, kann man heute dem künftigenIlse-See bereits beim Entstehen zuse-hen. 2004 wurden die IBA-Terrasseneingeweiht. Als spektakuläres Ausstel-lungsgelände und Informationszentrumder IBA zwischengenutzt, werden dieTerrassen später Teil der Großräsche-ner Uferpromenade sein. Seit Juni2005 zeigt eine Seebrücke an, dasshier schon bald das Tor zum LausitzerSeenland real sein wird.

Wann genau hier mit dem Baden, Segelnund Surfen begonnen werden kann, istnoch nicht klar. Vielleicht noch innerhalbder Laufzeit der IBA bis 2010. Vielleichtaber auch ein paar Jahre später. Dochwenn alles gut läuft und alle am ProjektBeteiligten aus Landes- und Kommunal-politik sowie aus der Wirtschaft weiter sogut zusammenarbeiten wie bisher, heißtes vielleicht schon 2010 "Leinen los!" imGroßräschener Hafen. Hierfür soll die ab2005 am Sedlitzer See erprobte Nutzungeines erst halb gefüllten Sees Perspekti-ven aufzeigen.

Das gilt auch für die vielen anderen ent-stehenden IBA-Projekte in der Lausitz.Nicht alle werden spektakulär sein - aberalle schaffen etwas Neues, das es so inder Lausitz oder anderswo noch nichtgibt. Es wird im Zentrum der 14.000 Hek-tar großen Seenlandschaft eine 7.000Hektar große Seenkette geben, unter-einander mit Kanälen schiffbar verbun-den. Es wird u. a. schwimmende Häusergeben, eine begehbare Wüsten-Oase imaktiven Tagebau. Manches davon wirdbis zum Ende der IBA im Jahr 2010 ein-geweiht werden können, anderes erstdanach. Visionen brauchen einen langenAtem. Und sie brauchen Menschen undStrukturen, die sie teilen, mittragen, rea-lisieren und nutzen.

Um der Bevölkerung und den Entschei-dungsträgern die Veränderungen näherzu bringen, wird die IBA ihre Ziele in derzweiten Halbzeit stärker nach außen tra-gen. Wurden in den ersten fünf Jahrenspektakuläre Einzelprojekte wie die F60bekannt gemacht, soll nun der Zu-sammenhang zwischen den 24 Projek-ten noch klarer werden. So wird der(Struktur-)Wandel für jedermann sinn-lich „erfahrbar“, nachdem der „Fürst-Pückler-Weg“ eingeweiht ist, der ab2005 fast alle Projektstandorte verbin-det. Betont wird das übergeordnete Zieldes Strukturwandels auch durchSchwerpunktthemen.

Ab 2006 widmet sich die IBA jährlicheinem solchen Thema. Die Themenjah-re sollen unter dem jeweiligen Jahres-schwerpunkt die entsprechenden IBA-Projekte, ihre Partner und Netzwerkesowie besondere Landstriche hervorhe-ben und diese sowohl durch die zentra-le Ausstellung auf den IBA-Terrassenals auch durch Vor-Ort-Veranstaltungenbekannt machen.

2006: Neues Europa - die sich an ihremöstlichen Rand erweiternde EU mitihren neuen Beziehungen und Möglich-keiten für die Lausitz: Trennendes über-winden, Gemeinsames entdecken zumgegenseitigen Vorteil.

2007: Neue Energie - regenerative, dieLandschaft neu nutzende Energien ausnachwachsenden Rohstoffen und ausWind und Sonne - aber auch aus mo-dernisierten Braunkohlekraftwerken.

2008: Neues Wasser - die neuen Was-serflächen, die die Region für einenneuartigen Tourismus und weitere wirt-schaftliche Ansiedlungen und Dienstlei-stungen am und auf dem Wasser at-traktiv machen.

2009: Neues Land - neu geschüttetesund neu zu nutzendes Land mit wirt-schaftlichen, künstlerischen und Natur-schutz-Potenzialen. So wird bei Wel-zow in einem noch aktiven Tagebau einbereits entkohltes Gebiet nach land-schaftsarchitektonischer Vorgabe wie-der aufgefüllt. Hier entsteht ein Land-schaftspark von Pücklerscher Qualitätmit Schüttkegeln und Gebirgsrippen.

Entsprechende Ausstellungen auf denIBA-Terrassen werden diese Schwer-punkte verdeutlichen und dokumentie-ren. An den Jahresthemen wird auchdeutlich, dass die IBA-Akteure und ihrePartner, nachdem sie 2000 bis 2005 die

Zukunft der Region mit ihrer Geschichteverbunden haben, nun stärker die neuhinzukommenden Elemente als Chancefür die Lausitz betrachten werden.

2010: Schließlich wird die IBA Bilanzziehen und sich mit einer Abschlussaus-stellung und vielen Höhepunkten anihren Projektstandorten verabschieden.Ihre Projekte aber werden bleiben undvon den Lausitzern und ihren Gästengenutzt werden. 2010 soll die Lausitz ihrneues Gesicht zeigen: Eine Region mitneuen Landschaften, neuen touristi-schen und wirtschaftlichen Impulsen -eine Region mit neuer Energie. �

Fotomontage: Robert Herrmann

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Dr.-Ing. Mahmut Kuyumcu, Vorsitzen-der der Geschäftsführung der LMBV:Die Internationale BauausstellungFürst-Pückler-Land ist als „Werkstattfür neue Landschaften“ vor fünf Jahrenan den Start gegangen. Die neuenLandschaften in der Lausitz wurdendurch die LMBV und ihre Auftragneh-mer in weiten Strecken bereits geformtund werden nun durch die IBA „ver-edelt“. Die daraus erwachsene Zu-sammenarbeit trägt bereits heuteFrüchte. Bei vielen Projekten, die aufder Grundsanierung aufsetzen, wie demBesucherbergwerk F60 in Lichterfeld,der Slawenburg in Raddusch, den IBA-Terrassen sowie dem Lausitzer Seen-land und anderen, ist es der IBA gelun-gen, die Veränderungen in der Lausitzden Lausitzern selbst und weit darüberhinaus bekannt zu machen und wichtigeImpulse für einen nachhaltigen Struktur-wandel der einstigen Kohleregion zugeben.

Die Sanierung der LMBV befindet sichin der Endrunde und bald auf der Zielli-nie. Die Gestalt der neuen Landschaft

ist erkennbar. Die Seen entstehen undbis zum Erreichen des Endwasserstan-des werden gerade in Brandenburgnoch einige Jahre vergehen. Zeiträume,in denen die IBA für diese touristischund ökologisch bedeutenden Potenzialeweitere Visionen entwickeln undZwischennutzungen anstoßen kann.

Die Lausitz muss den Weg des Wandelsweiter gehen. Ich bin davon überzeugt:Die IBA kann und soll Mut zu Verände-rungen machen, Möglichkeiten aufzei-gen und die entstandenen und entste-henden Ideen und Projekte verknüpfenund Synergien schaffen.

Dr. Andreas Kipar, IBA-Fachbeirat,Milano:Internationale Bauausstellungen bildenprivilegierte Plattformen der inter- undmultidisziplinären Auseinandersetzung.Im Dialog der Disziplinen lassen sich In-novationspotenziale neu orten und mittragfähigen Bildern belegen. Am Bei-spiel der IBA Fürst-Pückler-Land istdiese Herausforderung besonders aus-geprägt. Erstmalig in der Tradition der

Bauausstellungen steht „LAND-SCHAFT“ im Fokus der Arbeit. Auf derSuche nach den „neuen Landschaften“liegt die große Chance, den Struktur-wandel der Region mit Bildern einersich stetig wandelnden Landschaft zuunterlegen. Diesen Weg der Entstehungneuer Kulturlandschaften gemeinsammit Menschen vor Ort und auswärtigenBeobachtern zu begleiten, ist ein sinn-voller und lehrreicher Prozess, an demich gerne mitarbeite.

Holger Bartsch, Landrat des Land-kreises Oberspreewald-Lausitz undVorsitzender der IBA-Gesellschafter-versammlung:„Eine Idee nimmt Gestalt an“, so könnteman die Entstehungsgeschichte der IBAvon den ersten Gedanken 1994 bis zurheutigen Halbzeitbilanz beschreiben.Die Idee, die unumgängliche Gestaltungder Bergbaufolgelandschaft im Lausit-zer Revier mit dem Instrument einerInternationalen Bauausstellung zu ver-binden und damit den Strukturwandelals Zukunftschance zu nutzen, entwik-kelte in einem gut fünf Jahre währendenDiskussionsprozess eine Eigendyna-mik, der sich zu guter Letzt auch dasLand Brandenburg nicht mehr entzie-hen konnte.

Aus den Pyramiden der ersten Visionensind in diesem Prozess konkrete Pro-jekte geworden - Projekte wie die F60,die Slawenburg oder die IBA-Terrassen,doch es bleibt das Verdienst der Vor-denker und der regionalen Verantwort-lichen, hartnäckig für ihre Idee nicht nurgeworben, sondern schließlich auch dieganze Region dafür begeistert zuhaben. Damit war der entscheidendeSchritt zur Umsetzung der Idee in dieRealität getan: Vier Landkreise und dieStadt Cottbus gründeten auf eigene Ko-sten und eigenes Risiko die Vorberei-tungsgesellschaft. Jetzt hatte die IBAein Gesicht und eine Struktur! �

Statements zur IBA-Halbzeit

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Landschaftsinseln sind Räume, diedurch den Tagebau maßgeblich geprägtsind und sich durch ihr Gestaltungspo-tenzial von der „einfachen“ gewachse-nen Landschaft der Lausitz abheben.Ihre Entwicklung ist jeweils unter einLeitthema gestellt, das durch modellhaf-te Einzelprojekte untersetzt wird. DieseLeitthemen ergeben sich aus den vorge-fundenen, natürlichen und kulturellenBesonderheiten. Die farbig hervorgeho-benen Begrenzungen orientieren sichnicht an administrativen Zuordnungen,sondern heben die räumlichen und the-matischen Zusammenhänge hervor.

Eine andere Besonderheit der Lausitzthematisieren zwei Landschaftsinseln,die den Grenzraum mit Polen umfassenund beispielhaft Möglichkeiten dergrenzübergreifenden Zusammenarbeitund Stadtentwicklung aufzeigen.

Landschaftsinsel „Lauchhammer-Klettwitz: Industriekultur“Die Landschaftsinsel spiegelt in ihrenvielfältigen Landschaftsbildern und In-dustriemonumenten die verschiedenenEpochen der industriellen Entwicklungder Lausitz wider: Vom Eisenkunstgussüber die unterschiedlichen Stufen desBergbaus bis hin zu neuen Formen derEnergiegewinnung. Diese einzigartigenRelikte und Landmarken - die Förder-brücke F60, das Kraftwerk Plessa, dieBiotürme der ehemaligen Kokerei inLauchhammer, der Windpark Klettwitzoder die technisch bedingten Land-schaftsstrukturen - sollen im Rahmender IBA gesichert, kulturell und touri-stisch genutzt und vernetzt werden.

Besucherbergwerk F60Die Abraumförderbrücke F60 ist dieweltweit größte fördertechnische Anla-ge, die jemals gebaut wurde. Als begeh-bares Besucherbergwerk und Trägereiner spektakulären Licht-Klang-Installa-tion ist sie erhalten geblieben und als„liegender Eiffelturm der Lausitz“ zumtouristischen Magneten geworden. InZukunft soll die F60 noch mehr Men-schen anziehen: Unmittelbar neben derF60 entsteht derzeit der BergheiderSee. Geplant sind hier ein schwimmen-

des Restaurant, ein Bootshafen, Ba-destrand und Ferienwohnungen.

Johannes Rau, Bundespräsident a.D.:„Die F60 als Besucherbergwerk ist einGlücksfall - nicht nur für die Lausitz und fürBrandenburg, sondern auch für Deutsch-land… Das Signal aus der Lausitz kannnur heißen: Kommen Sie her, sehen Siesich dieses Land an, stellen Sie fest, wel-che Erfahrungen, welche Kenntnisse undwelche Probleme es hat… Und ich kannaus Erfahrung sagen: Eine solche Interna-tionale Bauausstellung ist nicht nur wäh-rend sie stattfindet, sondern auch wenn siegewesen ist, ein Gewinn für eine Region.“

André Speri, Geschäftsführer der „F60concept GmbH“„Die Zusammenarbeit mit der IBA istperfekt. Sie hat uns geholfen, das Besu-cherbergwerk F60 weltweit bekannt zumachen und Besucher aus aller Welthierher nach Lichterfeld zu holen.“

Kraftwerk PlessaVor der Entdeckung reicher Braunkohle-vorräte Mitte des 19. Jahrhunderts wardie Gemeinde Plessa ein 400-Seelen-Dorf, bewohnt von Bauern und Fischern.

Mit der Braunkohle wuchs Plessa aufgut 4.000 Einwohner. 1926 wurde einKraftwerk gebaut und blieb bis 1992 inBetrieb. Es ist eines der ältesten Braun-kohlekraftwerke Europas, das in seinerursprünglichen Bausubstanz erhaltenist. Mit der laufenden Sanierung wird dieehrwürdige „Kathedrale der Arbeit“ fürdie gewerbliche und kulturelle Nachnut-zung vorbereitet.

Biotürme LauchhammerDie Biotürme in Lauchhammer mutenwie eine historische Burg der Lausitz an- das Castellmonte der Industriezeit. Tat-sächlich jedoch stammen sie aus den1950er Jahren und blieben als letzteund einzige Anlage der Kokerei Lauch-hammer erhalten – hier wurden einst dieindustriellen Abwässer biologisch ge-klärt. Seit 1996 stehen die Biotürmeunter Denkmalschutz. Nach ihrer Sanie-rung sollen sie zu einer Landmarke undzum Veranstaltungsort werden.

Landschaftsinsel „Wasserwelt - Lau-sitzer Seenkette“Diese Landschaftsinsel umfasst denKernbereich des Lausitzer Seenlandes.Hier soll die modernste Wassertouris-

Ausgewählte Landschaftsinseln und beispielhafte IBA-Projekte

Brigitte Scholz

Fotomontage: Robert Herrmann, Daniela Ottmann

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musregion Deutschlands mit einzigarti-gem Profil entstehen. Ein Vergleich bei-spielsweise mit dem erst dreißig Jahrealten Fränkischen Seenland beweist,dass neue Wasserlandschaften die re-gionale Wirtschaft sehr positiv beeinflus-sen können. So birgt auch das LausitzerSeenland ein hohes Potenzial an neuenArbeitsplätzen in sich und könnte einmalzu einem wichtigen wirtschaftlichenPfeiler in der Region werden.

Nach erfolgreicher touristischer Entwick-lung des Senftenberger Sees sollen nunzehn ehemalige Tagebaue zu einer neuen

Wasserlandschaft verbunden werden.Zum einen geschieht dies durch den Bauschiffbarer Kanäle zwischen den Seen,zum anderen durch ein freizeitorientiertesWegenetz. Ein Kanal ist bereits errichtet,drei weitere sind im Bau. 2007 wird be-reits eine Wasserfläche von über 4.000Hektar miteinander verbunden sein. Wennetwa 2008 die Wasserstände hoch genugsind, werden die ersten Überfahrten vonSee zu See beginnen können.

Über einen Zeitraum von ungefähr 20Jahren werden an verschiedenenStandorten markante touristische Ange-bote entstehen, die sich gegenseitig er-gänzen. Die Besonderheit dieser künst-lichen Seenlandschaft soll sich inbesonderen Projekten, die andernortsnicht so möglich sind, widerspiegeln.Wer sich dann auf eine Bootswande-rung von See zu See begibt, erlebtüberall etwas Neues: Am SpreetalerSee soll ein Speedbootzentrum entste-hen. In der Bergbaufolgelandschaft umden Sabrodter See wird ein großesSport- und Golfresort projektiert. AmPartwitzer See entsteht ein Reitsport-

zentrum. Ebenso bietet es sich an, aufeinem der Seen das erste Schwimmen-de Wellness-Hotel einzurichten. Am zu-künftigen Ilse-See mit den IBA-Terrassenexistiert bereits ein Besucherzentrum,das den Wandel der Landschaft thema-tisiert.

Aber nicht nur die Entwicklung des Tou-rismus ist bedeutend. Durch die neuenSeen entsteht auch ein sehr attraktivesneues Umfeld zum Wohnen und Arbeiten.Der Tourismus könnte Wegbereiter für an-dere wirtschaftliche Entwicklungen werden.So kann die „Wasserwelt“ auch ein Modellfür die Dienstleistungsgesellschaft der Zu-kunft sein, wo neue Wohn- und Arbeitsfor-men in der Landschaft erprobt werden.

Die gegründeten Zweckverbände sowieprivate Investoren sind Träger dieserEntwicklung. Der Entstehungsprozessund die Zwischennutzungen sind dabeivon großer Bedeutung. So veranstaltendie Anrainerkommunen 2005 gemein-sam mit der LMBV und anderen Part-nern aus der Wirtschaft sowie mit Ver-einen bereits zum dritten Mal die

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„Besuchertage Lausitzer Seenland“:Vom 8.–10. Juli konnten Tausende Be-sucher im Vorgriff auf die Zukunft dievielen Nutzungsmöglichkeiten derneuen Landschaft ausprobieren.

Kathrin Winkler, TourismusverbandNiederlausitz:„Das Lausitzer Seenland bietet ein phan-tastisches Potenzial. Es muss uns in dennächsten Jahren gelingen, die Grenzenzwischen Brandenburg und Sachsen so-weit abzubauen, dass der Gast das ge-samte Gebiet als eine Region wahr-nimmt. Dabei ist die Unverwechselbarkeitder künstlichen Seenlandschaft in denVordergrund zu stellen, da sie sonst einevon vielen in Deutschland ist. Und essollte auch mal die Phantasie bemühtwerden - so wie es die IBA vormacht.Auch auf die Gefahr hin, dass bestimmteProjekte länger dauern bzw. schwer rea-lisierbar sind. Mit einer durchschnitt-lichen Seenlandschaft haben wir langfri-stig keinen Erfolg.“

Schwimmende Häuser GeierswaldeDie Gestaltung des Geierswalder Seessetzt Maßstäbe und gibt Impulse für denCharakter des gesamten LausitzerSeenlands. Der Geierswalder Seegrenzt an den touristisch bereits gutentwickelten Senftenberger See. Erwird als erster See der „neuen“ Seen-landschaft besondere Zeichen setzen.Schwimmende Inseln, Wassersport, wieSurfen, Segeln und Wasserski sollenvor allem junge, aktive Leute in die Re-gion locken. Markenzeichen und Im-pulsgeber sollen Schwimmende Häuserwerden.

SeeStadt SenftenbergSeit dreißig Jahren liegt Senftenberg aneinem sehr populären Badesee - einemder ersten gefluteten und umgestalte-ten Tagebaurestlöcher in der Lausitz.Damit ist die Stadt das einzige Mittel-zentrum direkt an einem See. DieseChance gilt es noch stärker zu nutzen.Dazu sollen die touristischen Potenzia-le des Sees stärker mit der städtebau-lichen Entwiklung verknüpft werden. Imaktuellen Stadtumbauprozess in Senf-tenberg soll die Stadt zum See hin ge-öffnet werden.

Wettbewerb „Landmarke LausitzerSeenland“Am Ufer des derzeit gefluteten SedlitzerSees wird zukünftig die „LandmarkeLausitzer Seenland“ stehen. Der stäh-lerne Turm der Architekten Giers undGiers (München/Wettenberg) ist das Er-gebnis eines internationalen Architektur-

wettbewerbs der IBA und der Stadt Senf-tenberg (siehe Fotos). Die rostige Stahl-hülle setzt bewusst auf Assoziationenmit dem industriekulturellen Erbe der Lau-sitz. Der Turm werde zum „Erzählort überdie Landschaft für die Menschen der Region wie für Gäste aus der Welt“, sodas hochkarätig besetzte Preisgerichtunter Vorsitz von Prof. Axel Oestreich(BTU Cottbus) in seiner Begründung.

Landschaftsinsel „Welzow: Land-schaft im Wandel“Der Tagebau Welzow gehört zu dennoch längere Zeit aktiven Braunkohle-Tagebauen in der Lausitz und ist Cha-rakteristikum der „Landschaftsinsel Wel-zow“. Mit dem Weiterziehen desTagebaufeldes werden ausgekohlte Flä-chen geschlossen und rekultiviert, neueFlächen aufgebrochen und die Erde um-gesetzt, andere Bereiche wiederum blei-ben über Jahre hinweg offen liegen. DerTagebau Welzow bietet die Möglichkeitfür eine großmaßstäbliche Gestaltungnachindustrieller Landschaften.

Die Chance besteht darin, in einem Teil-bereich die Spuren des Bergbaus sicht-bar zu belassen und eine sich mit demTagebau wandelnde Wüste mit einge-schlossener Oase zu schaffen sowie aufrekultivierten Flächen experimentelleine „Energielandschaft“ mit nachwach-senden Rohstoffen anzulegen.

Wüste/Oase WelzowDie Weite der Landschaft, bizarre Gelän-deformen, Einsamkeit und Trockenheit imBereich der Tagebaue erinnern an denMythos Wüste. Was liegt also näher fürdie IBA, als diese Bilder für die Gestal-tung des „Fürst-Pückler-Landes“ in derLausitz offensiv aufzugreifen und sie ineinem ungewöhnlichen Zukunftsprojektumzusetzen: In der Rekultivierung desnoch aktiven Tagebaus wird schon wäh-rend des laufenden Betriebs eine einzig-artige neue Landschaft modelliert für dieZeit nach dem Bergbau 2030. So ist derWandel für jedermann miterlebbar.

Prof. Undine Giseke, bgmr:„Die IBA-Idee, zeitgleich zum aktiven Ta-gebau mit den Tagebaugroßgeräten aucheine Bergbaufolgelandschaft zu gestal-ten, ist faszinierend. Es wird dadurch eineandersartige Lausitzer Landschaft entste-hen.“

Kathrin Schneider, Gemeinsame Landes-planungsabteilung der Länder Berlin undBrandenburg:„Die Verbindung von Lausitzer Bergleu-ten und Landschaftsarchitekten hat

schon so manches interessante Projekthervorgebracht. Keines kann sich je-doch mit der Dimension und der zu er-wartenden Ausstrahlung der Wüste/Oase Welzow messen. Mit Hilfe derüberdimensionalen Bergbautechnik ent-stehen auf 700 ha Fläche geometrischeund doch bizarre, sich stetig verändern-de Formationen, die immer wieder zuneuen Entdeckungen einladen sollen.Ein faszinierendes Landschaftsprojekt,einmalig in der Lausitz, einmalig inDeutschland und darüber hinaus. Mitder Umsetzung der im BraunkohlenplanWelzow-Süd enthaltenen Option wirddie Lausitz um eine weitere IBA-Attrak-tion reicher.“

Energielandschaft WelzowIm Rahmen der „Werkstatt für neueLandschaften“ erarbeiten die BTU Cott-bus und der Energiekonzern Vattenfal

Entwurf: Giers, Architektur & Landschaft

Entwurf: bgmr/archiscapeEntwurf: bgmr/archiscape

Entwurf: Ecke-Design

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gemeinsam mit der IBA Fürst-Pückler-Land, basierend auf langjähriger For-schungsarbeit, Konzepte für eine öko-logisch, sozial und ökonomischnachhaltige Nutzung und Gestaltungvon Energielandschaften. Dabei geht esauch um die vielfältigen Möglichkeitendes Anbaus und der Nutzung von Bio-masse als regenerative Energiequelle.

Auf einer Fläche im Tagebau Welzowsollen nun im Landschaftsmaßstabunter betriebswirtschaftlich relevantenBedingungen unterschiedliche Formender Landnutzung in einer „Energieland-schaft" zusammengefasst werden. An-dere regenerative Energieträger auf be-nachbarten Flächen sind in das Konzeptintegriert. Gezielte Öffentlichkeitsarbeitund Wissensvermittlung sollen dieseEntwicklungsprozesse ins Bewusstseinrücken.

Landschaftsinsel „IBA-Zentrum“Der Tagebau Meuro zwischen Großrä-schen und Senftenberg wurde 1999 still-gelegt. Seitdem befindet er sich in derSanierung und damit in einem ständigenTransformationsprozess, der durch dasansteigende Wasser ab 2006 an Dyna-mik gewinnen wird. Für die Entwicklungdes Gesamtgebietes haben sich ver-schiedene Schwerpunkte herauskristal-lisiert. Im Mittelpunkt steht das IBA-Auf-taktgebiet Großräschen-Süd mit derIBA-Geschäftsstelle und einem moder-nen Informations- und Ausstellungszen-

trum an der Tagebaukante, den IBA-Ter-rassen. Hier, unmittelbar am Ufer deskünftigen Ilse-Sees, finden bis 2010 diejährlich wechselnden zentralen Ausstel-lungen der IBA statt. Und von hier ausstarten auch die IBA-Touren als sinnli-che Tagebauerkundungen in dieZwischenlandschaften, zu den einzel-nen IBA-Projekten oder auch als The-menrouten.

Das IBA-Zentrum ist durch seine Lageam zukünftigen Ilse-See und dessen Be-deutung im Rahmen der Schritt fürSchritt miteinander verbundenen Lausit-zer Seenlandschaft zugleich auch Ele-ment der Landschaftsinsel 5 unter demThema „Wasserwelt Lausitzer Seenket-te“.

IBA-Auftaktgebiet Großräschen-SüdIm Auftaktgebiet laufen bei der IBA-Ge-schäftsstelle und bei den IBA-Terrassenals zentralem Informations- und Ausstel-lungszentrum alle Fäden zusammen.Mit ihrer spektakulären Architektur – dieTerrassen haben Ende Mai dieses Jah-res den Brandenburgischen Architektur-preis erhalten – stellen die unmittelbaram Grubenrand gelegenen 270 Meterlangen IBA-Terrassen einen besonderenAnziehungspunkt dar. Mit seiner bereitsfertiggestellten Seebrücke an den IBA-Terrassen, dem Hafen und der Seepro-menade wird Großräschen nach voll-endeter Flutung des Ilse-Sees 2018 dasTor zum Lausitzer Seenland sein.

Ferdinand Heide, Architekt (BDA) derIBA-Terrassen:„Die IBA-Terrassen bergen ein großesPotenzial für Veranstaltungen aller Art insich. Nicht nur die Ausstellungsräumesondern vor allem die Terrassen sindRäume mit hohen Aufenthaltsqualitäten.Daher war es mir wichtig, auch die Be-sonderheiten der Tagebaugrube einzube-ziehen - die außergewöhnliche Weite, dieRuppigkeit des Geländes und die Spurendes Tagebaus. Von Anfang an war ichvon der Einmaligkeit des Geländes be-eindruckt. Aus diesem Grunde habe ichein Gebäude konzipiert, das mit den Be-sonderheiten des Ortes - dem Übergangzwischen einer gewachsenen Landschaftund einer riesigen Grube - spielt.

Ich finde es wunderbar, dass Besuchererst in die Tagebaugrube sehen, ehe siein die Ausstellungsräume „eintauchen“.Das Gebäude ist aus dem Ort entstan-den, es ist ein Unikat und unverwechsel-bar. Man wird an keinem anderen Ortnoch einmal so bauen. Ich wünsche mir,dass die IBA-Terrassen den besonderen

Charakter der Landschaft unterstreichenund stärken.“

Landschaftsinsel „Cottbus: Seestadt –Stadtsee“Die Landschaftsinsel „Seestadt - Stadt-see“ umfasst die Stadt Cottbus und dieFläche des unmittelbar angrenzendenTagebaus Cottbus Nord, der in den Jah-ren 2020 bis 2030 zu einem großenBinnensee werden soll. Mit dem allmäh-lichen Transformationsprozess des Ta-gebaus bietet sich die Chance, die StadtCottbus bezüglich ihrer Lage in der Re-gion und ihres unmittelbaren räumlichenUmfeldes neu zu definieren und recht-zeitig eine attraktive Verbindung zwi-schen Innenstadt und zukünftigem Seeherzustellen.

Großsiedlung Sachsendorf-MadlowDie Großsiedlung Sachsendorf-Madlow,im Westen der Stadt Cottbus einst fürdie zuziehenden Berg- und Energiear-beiter in Plattenbauweise errichtet, weistheute einen Leerstand von 25 Prozentauf. Um den Stadtteil zukunftsfähig zugestalten, wird der Stadtumbau, alsoAbriss und Umnutzung, Modernisierungund Aufwertung, planvoll gestaltet undwissenschaftlich begleitet.

IBA-GesamtgebietDie IBA-Projekte sind über eine Flächevon gut 5.000 Quadratkilometer verteiltund thematisch und räumlich breit ge-streut. Als übergreifende und verbinden-de IBA-Projekte stehen der „Fürst-Pük-kler-Weg“ sowie die "Route derEnergiemonumente".

Fürst-Pückler-WegAuf 500 Kilometern verbindet der Fürst-Pückler-Weg die meisten der 24 IBA-Projekte und macht so die IBA als Gan-zes „erfahrbar“. Der Radweg führtzudem durch den Spreewald, entlangder Neiße und zu zahlreichen weiterenSehenswürdigkeiten der Lausitz. Paral-lel zum Füst-Pückler-Weg für Radfahrerwurde auch die Möglichkeit ausgebaut,wie zu Pücklers Zeiten mit einer Post-kutsche zwischen den beiden Pückler-Parks zu reisen. Mit dem Fürst-Pückler-Weg wurde so ein attraktivestouristisches Angebot geschaffen, dasweit über die Region ausstrahlt.

Olaf Schöpe, proGastra GmbH:„Die vielen IBA-Projekte werden durcheinen gut ausgebauten attraktiven Rad-weg miteinander verbunden. So gelingtes, auf ganz intensive und auch gesund-heitsfördernde Weise spannende Projek-te, einmalige Landschaften und kulturelle

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Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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Schätze per Rad zu erschließen. Und wirorganisieren das Ganze touristisch -übernehmen die Tourgestaltung, die Bu-chung der Hotels, den Gepäcktransfer,die Verpflegung, die Räder und alles, wasgewünscht wird. Die Zusammenarbeit mitder IBA ist für uns Touristiker sehr erfolg-versprechend.“

Andreas Pahl, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park undSchloss Branitz, Cottbus:„Der Fürst-Pückler-Weg wird sicherlichdazu beitragen, dass sich der Radtou-rismus zu einem sehr wichtigen Feldentwickelt. Bei der Radwegeausschilde-rung haben wir hervorragend mit derIBA zusammengearbeitet. Beim An-schluss an die innerstädtischen Radwe-ge und für bestimmte Lückenschlüsse(B 115) liegen noch Reserven. Die Er-öffnungsveranstaltung der IBA zumFürst-Pückler-Kutschweg war ein High-light im Veranstaltungsprogramm derStiftung.“

Am 15. April feierte die IBA den Beginnder IBA-Werkschau 2005. Zur Halbzeitder Internationalen Bauausstellung(IBA) Fürst-Pückler-Land präsentiertnun die Werkschau bis Ende Oktoberfertige und zukünftige Projekte. ImMittelpunkt steht die neue IBA-Ausstel-lung „Bewegtes Land“ auf den IBA-Ter-rassen in Großräschen, die in eindrucks-vollen Bildern den einmaligen Wandelder Region erlebbar macht. Sie bettetdie insgesamt zehn Jahre IBA in einengrößeren zeitlichen Zusammenhang ein:Von der Eiszeit zur Freizeit. Seit derletzten Eiszeit hat sich die Landschaftder Lausitz nicht mehr so gravierendverändert wie im Moment. Die Konfron-tation mit gewaltigen Zeitspannen, gera-dezu absurden Größenverhältnissenzwischen Mensch und Maschine undüberraschenden Beispielen des aktuel-len Wandels eröffnet neue Sichtweisenund schärft den Blick für das Potenzialder Landschaft.

Ministerpräsident Platzeck, der ebensowie viele Gäste aus Politik und Wirtschaftder Eröffnung von „Bewegtes Land“ bei-wohnte, äußerte sich abschließend: „DieIBA steht dafür, wie schier Undenkbaresund Unmögliches Stück für Stück Rea-lität werden kann.“ Seit diesem Eröff-nungswochenende haben bereits 10.000Besucher die IBA-Terrassen in Großrä-schen besucht – unter ihnen auchBundespräsident Horst Köhler.

Statement:Tom Duncan, McCauley, mesh-design(Designer der Ausstellung „BewegtesLand“ auf den IBA-Terrassen):„Bewegtes Land“ präsentiert den Halb-zeitstand der IBA Fürst-Pückler-Land.Die Ausstellung befasst sich mit demWandel der Lausitz. Sie illustriert dieVerformung der Landschaft im Laufe derZeit und die Auswirkungen auf die dortlebenden Menschen. Im Mittelpunktsteht das Potenzial dieser Landschaft.

Die Ausstellung richtet sich an zweierleiZielgruppen: Zum einen will sie die Be-wohner der Lausitz anregen, ihre Hei-mat mit anderen Augen zu betrachten,und zum anderen möchte sie auswärti-gen Besuchern helfen, die nicht auf denersten Blick sichtbaren Schätze der Lau-sitz zu entdecken. In beiden Fällen gehtes darum, ein neues Sehen zu lernen.

Darüber hinaus soll die neue Veranstal-tungsreihe „Terrassen-Abende“ dieIBA-Terrassen beleben und jedenSamstagabend mit vielfältigen kulturel-len Veranstaltungen an den Tagebau-rand locken. Regionales wird mit Über-regionalem zusammengeführt. Dabeireicht die Palette der Veranstaltungenvom „Tangolibre“ bis zum „Jazz im Lie-gestuhl“, von der Vorstellung des Berg-mannslebens in der chilenischen Ataca-ma-Wüste bis zur Lesung des LausitzerSchriftstellers Jurij Koch aus seinen„Tagebuchnotizen zur Landschaft“.

„Bewegtes Land“ – Die Höhepunkte der IBA-Werkschau 2005

Katja Wolf

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Ausstellungs-Satellit „memo_see“auf TourMit der Eröffnung der Werkschau MitteApril in der Lausitz ist auch ein Ausstel-lungs-Satellit auf die Reise gegangen,der auf das „Bewegte Land“ aufmerk-sam machen und nach Großräscheneinladen soll. Bisher machte der Satellitim Extension Pavillon von AedesBerlinStation und wanderte dann in Berlin in

die Landesvertretung des Landes Bran-denburg, siehe S. 4. Im Mai war er erst-mals unter freiem Himmel zu erlebenund lud auf der Bundesgartenschau inMünchen zum Memory spielen ein.

In einer kleinen, spielerisch-anschau-lichen Ausstellung konnten sich die Be-sucher über den Landschafts- undStrukturwandel im ehemaligen Braun-kohle-Tagebaurevier an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen in-formieren. Grundidee ist ein Memo_see-Spiel, das die 24 IBA-Projekte auf 48Bausteinen zeigt. Von jedem Projekt exi-stieren zwei Bausteine, so dass der Be-sucher sowohl das Projekt als auch dieFamilie, zu der die Projekte gehören,wiederfinden kann. Die Bausteine gebeneinen Eindruck von der Verschiedenartig-keit der IBA-Projekte, von der räumlichenAusdehnung des Planungsgebietes undbetonen gleichzeitig deren Zusammen-gehörigkeit als IBA-Projekte.

Die Ausstellungsbausteine können zurIBA-Werkschau 2005 in verkleinerterForm auch als Kartenspiel für Zuhausemit dem Titel „Memo-see“ erworben wer-den.

IBA-HalbzeitdokumentationWährend die Ausstellung "BewegtesLand“ auf den IBA-Terrassen die zehnJahre IBA in einen viel umfänglicherenzeitlichen Kontext einbettet, übernimmtdie IBA-Halbzeitdokumentation in über-sichtlicher Weise die Funktion von Bilanzund Ausblick. Sie bietet vertiefendeSachinformationen zu allen 24 IBA-Pro-jekten. Außerdem lässt sie auch die Men-schen, die im gegenwärtigen Umbruchs-prozess eine aktive Rolle spielen, zuWort kommen. Sie ist nicht zuletzt ein

Buchprojekt, in dem der Fotografie einhoher Stellenwert zukommt, was sich ineiner umfangreichen Bebilderung durchzahlreiche Fotografen ausdrückt. DieIBA-Halbzeitdokumentation kann auf den IBA-Terrassen in Großräschen für 10 Euro erworben bzw. unter www.iba-see.de bestellt werden.

Die nächsten Werkschau-HöhepunkteInsgesamt zehn Höhepunktveranstal-tungen sowie ein vielseitiges, buntesRahmenprogramm laden 2005 die Lau-sitzer und ihre Besucher aus nah undfern ein, beim Halbzeitjahr der IBA mit-zufeiern. Neben dem „Werkschau-An-stoß“ im April und der großen Eröff-nungsveranstaltung sowie der sie-bentägigen „Tour ‘d IBA“ entlang dem500 Kilometer langen Fürst-Pückler-Weg, fanden im Mai das Kutschweg-Event „Reisen mit Pückler“ sowie dieKonferenz „Netze und Verbindungen“statt. Im Juni folgte mit „Über Grenzen“ein IBA-Halbzeithöhepunkt im Rahmendes Kreiskirchentages in Guben-Gubin.Und im Juli war das Event „Wasserwe-ge“ ins großangelegte Wochenendpro-gramm der „3. Besuchertage im Lausit-zer Seenland“ integriert, die die StadtGroßräschen gemeinsam mit der LMBVund der IBA rund um die IBA-Terrassenveranstaltete.

20. August - „Übers Wasser gehen“ inPritzenDie IBA lädt an der Spitze der „PritzenerLandzunge“ dazu ein, übers Wasser zugehen. Am Rande des Tagebaurestlo-ches Greifenhain, bietet sich eine über-wältigende Aussicht auf ein sich wan-delndes Landschaftspanorama. Hier sollin der zweiten Hälfte der IBA die histori-sche Verbindung von Pritzen nach Alt-

Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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döbern anhand eines Brückenkopfesbegonnen werden, der den Prozess desWandels in der Region sichtbar macht.Besucher haben die Möglichkeit, Projek-te wie die Kunstscheune Pritzen, dasBürgerhaus, die Landschaftskunstwerkesowie die zukünftigen Standorte für dieSchwimmenden Häuser am Gräbendor-fer See kennen zu lernen.

28. – 30. August - „Fürstlich Feiern“ inFürstlich DrehnaMusikalisch beschwingt durch das male-rische Wasserschloss wandeln, einenBummel auf dem urtypischen LausitzerMarkt unternehmen und sich von Lichtund Schauspiel im Schlosspark verzau-bern lassen - all das bietet das festlicheWochenende in Fürstlich Drehna. Von Töpferwaren, Blaudruck-Stoffen,Handwerksdemonstrationen der „Lausit-zer Zeitreisen“ bis zum Räucherfisch wirdhier alles feilgeboten, was Herz und Gau-men erfreut. Daneben gibt es fachkundi-ge Führungen durch Schloss und Parksowie Schauspiel, Tanz und Musik, diespielerisch das Leben am Hofe auferste-hen lassen. Der mit Licht gestalteteLandschaftspark spiegelt mehrere Epo-chen gartenkünstlerischen Schaffenswider.

17. und 24. September sowie 1. Okt-ober - „Lichtwechsel“ als Route F60 /Biotürme / PlessaDas Besucherbergwerk F60 in Lichter-feld, die Biotürme in Lauchhammer unddas Kraftwerk Plessa in neuem Licht er-leben! Durch Illumination in Szene ge-setzt, verwandeln sich die drei wichtig-sten Industriedenkmäler im IBA-Land instrahlende Veranstaltungsorte. Die Bus-

rundfahrt „IBA-Lichtwechsel-Tour“ an den3 Samstagabenden macht daraus ein be-sonderes Erlebnis. Anmeldung erforderlich: 035753/2610,www.iba-see.de -> touren

15. Oktober - „Marktplatz LausitzerKulturen“ in der Slawenburg Rad-duschReges Markttreiben herrscht im Innernder Slawenburg Raddusch wenn histori-sche Handwerker zu einer Zeitreise ein-laden. Hier wird nicht nur die Zeit der Sla-wen lebendig. Passend zur Ausstellung„Archäologie in der Niederlausitz“ span-nen anschauliche Demonstrationen denBogen von der Steinzeit bis zum Mittelal-ter. Nach Einbruch der Dunkelheit verlei-hen Licht und Musik der Burg eine be-sondere Atmosphäre.

30. Oktober – „Ausklang“ auf den IBA-TerrassenAn Pücklers Geburtstag feiert die IBAden Abschluss der Ausstellung „Beweg-tes Land“ und gibt gleichzeitig einen Aus-blick auf Kommendes. Umrahmt wird derAusklang durch die Prämierung der Spa-ten-Paten, ein Konzert sowie einen filmi-schen Ausblick in die Zukunft des entste-henden Ilse-Sees.

In der Lausitz rührt sich was. Das Ge-biet zwischen Cottbus, Guben, Luckau,Plessa und Bad Muskau - geprägt vonehemaligen Tagebaugruben – verändertsich von Tag zu Tag. Eigenwillige, sichständig im Wandel befindendeZwischenlandschaften formen nun die-sen Landstrich. Millionen KubikmeterErde wurden und werden bewegt. FürIndustriebauten, Bergbaugeräte undehemalige Siedlungen werden neueNutzungen entwickelt. Tagebaurestlö-cher werden geflutet. Europas größtekünstlich geschaffene Seenkette ent-steht. Seit nunmehr fünf Jahren befindetsich hier der Schau- und Aktionsplatz

der Internationalen Bauausstellung(IBA) Fürst-Pückler-Land. Das Thema„Landschaft“ steht im Mittelpunkt ihresWirkens.

Was also liegt näher für uns Studentender Regionalwissenschaften und -pla-nung, als uns diesem Projekt mit grö-ßerer Aufmerksamkeit zu widmen. In-tensiv setzten wir uns mit der natur-,kultur-, sozial-, und wirtschaftsräum-lichen Ausstattung von Regionen undmit den Wirkungen von ökonomischen,sozialen und politischen Entscheidun-gen in den und auf die Regionen aus-einander. Da ist es nur ein kleiner

Schritt, sich mit einem wohl einzigarti-gem Vorhaben zu beschäftigen, zumales für Potsdamer Studierende quasium die Ecke liegt und für manche einStück „erweiterte Heimat“ ist. „Fanta-stisch, der wohl größte BuddelkastenEuropas“ sagte Thomas Lange (24),Student der Regionalwissenschaften inPotsdam, als wir das erste Mal vor Ortwaren und uns von den See-Terrassenein Bild über das Projekt machen konn-ten. Hier kann man in einzigartigerWeise das „See Werden“ erleben - obmit kindlichem Staunen oder dem ge-schulten Blick eines angehenden „Pla-ners“.

Warum wir uns bei der IBA Fürst-Pückler-Land einbringen können und sollten

Die IBA aus der Sicht eines Studenten der Regionalwissenschaften aus Potsdam

Sebastian Heck

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Dabei ist es nicht nur die Faszination fürdas Ausmaß und die Tragweite eines sol-chen Projektes. Auch die ganz konkretenFragestellungen, die in den Konzeptenwie Vorhaben des Stadtumbaus, der Um-gang mit dem industriekulturellen Erbesowie mit Werksiedlungen, erneuerbareEnergien und die touristische Nutzungder Tagebau-Landschaften entwickeltund umgesetzt werden, regen an, darüberzu diskutieren und von ihnen zu lernen.In zahlreichen Einzelprojekten konntenwir Studenten uns aus verschiedenenFachbereichen in das „Werk“ IBA Fürst-Pückler-Land einbringen: Ob wir in inter-nationalen Workshops erste Schritte fürIBA-Themenbereiche entwerfen oderUmsetzungsstrategien qualitativ weiter-entwickeln, uns mit Nachnutzungskon-zepten am Stadtumbau der Lausitz-StadtCottbus beteiligen oder einfach nur diegeplante IBA-Wanderroute quer durchden Tagebau testen.

Manch ein Student und Absolvent ent-wickelt im Hinblick auf die Neunutzungbrachliegender Flächen und Gebäudeeventuell mehr Kreativität als professio-nelle Planer und einige davon können –die Kooperationsbereitschaft der Planervorausgesetzt – sogar umsetzbar werden.Dass derartige Kreativität ohne größerePlanungshilfen durchführbar ist, zeigt sicham Wiederaufwertungsprozess von Indu-striearealen ehemaliger Bergbauregionen,die im Zuge der IBA Emscher Park ent-wickelt wurden. Hier wurde in den 1990erJahren unter Beteiligung von Studentenund Künstlern in informellen Planungs-prozessen Neunutzungen in verlassenenFabrikgebäuden geschaffen, die Galerien,Gastronomie und andere Berufsgruppennach sich zogen und durch Sanierungsak-

tivitäten einen Verfall ganzer Areale ver-hindert haben.

Für die IBA Fürst-Pückler-Land – wenn-gleich nicht eins zu eins vergleichbar –kann man durchaus ableiten, dass sichan bestimmten Standorten das histori-sche Erbe einer bestimmten Produktions-weise als so anschaulich und restaurier-bar darstellt, dass dort mit Strategien derMusealisierung, Zurschaustellung undnachvollziehbaren Umdeutung neueBrennpunkte touristischer Attraktivität ge-schaffen werden können.

Wenn auch solche komplexen Erneu-rungsstrategien und visionäre Zukunfts-pläne dem ein oder anderen aus derAußenperspektive utopisch erscheinenmögen, kommt man nicht umhin, dassohne Beitrag und Akzeptanz des gesam-ten Umfelds alle Ideen zum Scheiternverurteilt sind. Selbst wenn die Planungnoch so gut sein sollte: Erst wenn An-wohner, Touristen, Interessierte, Betrof-fene und Beteiligte bereit sind, sich derveränderten und sich veränderndenLandschaft zu öffnen und diese anzuneh-men, kann die IBA auch nach ihrer Been-digung zu einem Erfolg werden.

“Es gibt keinen Wald als objektiv fest be-stimmte Umwelt, sondern es gibt nureinen Förster-, Jäger-, Botaniker-, Spa-ziergänger-, Naturschwärmer-, Holzle-ser-, Beerensammler- und einen Mär-chenwald, in dem Hänsel und Gretel sichverirren.“ Dieses Zitat von Werner Som-bart1 über den Wald veranschaulich ein-drucksvoll, wie wichtig es ist, die Identitäteiner Landschaft nicht nur auf ihr Er-scheinungsbild zurückzuführen, sonderndie Blickweise der in ihr Wirkenden mit in

Betracht zu ziehen. Durch sie lebt Land-schaft und wird zu dem, was sie ist.Genau dies wird von dem Projekt IBA be-achtet und in die Planung mit einbezo-gen. Den Menschen soll begreiflich ge-macht werden, was mit ihrer Regionpassiert, sie sollen an ihr beteiligt werdenund neue positive Perspektiven in ihr ent-decken und entwickeln.

Insbesondere aus der studentischenSicht läst sich feststellen, dass von unse-rer Seite ein intensives Auseinanderset-zen und Beteiligen nötig ist, um das rich-tige Verständnis für die Anforderungenund Maßnahmen der Gestaltung und Pla-nung dieser - und damit ebenfalls anderer- Regionen zu bekommen. Wir lernen von heute, um zukünftig gestalten zu kön-nen.

Aber bei der IBA gibt es nicht nur viel zuverstehen, sondern darüber hinaus vielzu erleben. "Ist es Ihnen nicht auchschon so ergangen? Sie stehen aneinem Ort, der grandios, der überwälti-gend ist. Vielleicht ein tosender Wasser-fall, wogendes Meer, die gewaltige Höheeiner Kathedrale, die antike Stätte, ander einst Geschichte geschriebenwurde. Alle Orte voller Kraft, voller Ener-gie! Dort finden Begegnungen statt, dieauch zu uns selbst führen: Die uns dieMaßstäblichkeit unseres eigenen Seinswieder entdecken lassen“ – dies schriebOlaf Kaltenborn in "Magische Orte"(2003) zur IBA Emscher-Park.

Solche magischen Orte gibt es auch inder Lausitz. Und manchmal sieht manbereits Boote über den Ilse-See fahren,wo heute noch Grashalme und Wande-rer aus den Restlöchern gucken. �

Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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1Werner Sombart (* 19. Januar 1863 in Ermsleben; † 18. Mai 1941 in Berlin) war ein deutscher Soziologe, Kulturphilosoph und Volkswirt. Er widme-te sich vor allem der Erforschung der Wirtschaftsgeschichte des Abendlandes. Ebenso wie seinem Zeitgenossen Max Weber ging es Sombart um einespezifisch soziologische und historische Fundierung der Entwicklungsgeschichte des kapitalistischen Systems. Sombarts Soziologie behauptete unteranderem eine Entsprechung von Geist und Gesellschaft, was bedeutet, dass Geistes- und Gesellschaftswissenschaften als Einheit gesehen werdenmüssen.2Dr. Olaf Kaltenborn, * 1965, Leiter der Abteilung Kommunikation der Privaten Universität Witten/Herdecke, Chefredakteur und Mitgründer desregionalen Wissenschaftsmagazins Transfer - Wissenschaft im Ruhrgebiet; Diplomjournalist (1995).Autor des Kunstreiseführers „Magische Orte - eine neue Beschaulichkeit des Reisens im Ruhrgebiet“, 2003.

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Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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MIR AKTUELL: Was macht die Nieder-lausitz für die europäische Planungs-kultur so interessant? Prof. Dr. Welch Guerra: Die Niederlau-sitz bietet zunächst einmal ein bemer-kenswertes Fallbeispiel für die Inwert-setzung großflächig gestörter euro-päischer Kulturlandschaften, wobei hierrecht problematische Merkmale vorlie-gen, die die Gegenwart sehr belastenund die Zukunft der Region bedrohen.Die Herausforderung besteht nun darin,die Region dennoch weiterzuentwickeln:Mit Gründung der IBA Fürst-Pückler-Land hat die Landesregierung Branden-burg der Regionalplanung Lausitz-Spreewald - für den Teilraum Niederlau-sitz - ein ergänzendes, informelles undinnovatives Instrument der Raumord-nung zur Seite gestellt, um den stattfin-den Strukturwandel besser begleiten zukönnen und um Impulse für eine nach-haltige Regionalentwicklung zu geben.Klar war allen Akteuren, dass eine nach-haltige Regionalentwicklung ausschließ-lich mit formellen Instrumenten derräumlichen Planung auch hier nichtmachbar sein würde.

MIR AKTUELL: Worin sehen Sie denplanungspolitischen Ansatz?Prof. Dr. Welch Guerra: Der IBA Fürst-Pückler-Land liegen die strategischenAnsätze, Denk- und Strukturmuster derinformellen Planung und nachhaltigenRegionalentwicklung zugrunde. Siekann wesentlich aus Erfahrungen undErkenntnissen vorangegangener regio-naler Großprojekte wie IBA EmscherPark und Industrielles Gartenreich Wör-litz schöpfen. Die IBA-Gesellschaft istallerdings keine Behörde oder Gebiets-körperschaft, sie verfügt über kein pla-nungsrechtliches Umsetzungsinstru-mentarium. Projekte kann sie nurinitiieren. Ein Teil der im Rahmen derIBA entwickelten Projekte und Planun-gen werden durch die Projektpartner(z.B. Kommunen und Regionale Pla-nungsgemeinschaft) durch formelle In-strumente gesichert (z.B. Bebauungs-plan für die IBA-Terrassen, Nut-zungsverträge usw.). Die IBA setzt aufSelbstverpflichtung und -bindung derbeteiligten Akteure. Zur Durchsetzung

des IBA-Konzeptes wird daher auf infor-melle Planungsinstrumente und Strate-gien, die in der Regel auf die Überschrei-tung von Sachgrenzen abzielen, orien-tiert. Eine deutliche experimentelle undergebnisoffene Vorgehensweise verleihtder gesamten IBA-Arbeit den Charaktereiner großen Werkstatt. Klar ist, dass beieinem solchen Ansatz dem Handlungsstilder Geschäftsführung und deren Mitarbei-ter eine Schlüsselrolle zukommt.

MIR AKTUELL: Können Sie die Pla-nungsinstrumente der IBA Fürst-Pückler-Land näher charakterisieren?Prof. Dr. Welch Guerra: Der Schwer-punkt liegt auf überzeugenden, partizipa-torischen und kooperativen Strategien.So sind aktivierende und mobilisierendeAktionen, wie zum Beispiel überzeugen-de Einzelgespräche, kooperative Beteili-gungsverfahren, öffentliche Kommunika-tions- und Diskussionsrunden, Planungs-workshops oder IBA-Foren das wichtig-ste Handwerkszeug der IBA. Daraus hatdie IBA sieben Hauptaufgabenfelder undHandlungsansätze entwickelt: • Regionalen Akteure werden im Sinne

der Aktivierung endogener Potentialeund Ressourcen der Niederlausitznachhaltig zum Handeln angeregt;

• lokale und regionale Akteure werdenvernetzt;

• für die IBA-Projekte werden in Zu-sammenarbeit mit dem Brandenburgi-schen Regionalmanagement und Mar-keting die Entwicklung und dasManagement übernommen;

• die IBA übernimmt auch das Finanz-management dieser Projekte ein-schließlich der Hilfe bei der Beantra-gung, Verwaltung und Abrechnung vonFördermitteln;

• Im Sinne identitätsfördernder Entwick-lung arbeitet die IBA industrielle Ver-gangenheit als positiven Anknüpfungs-punkt im Sinne einer Stärkung derRegion heraus;

• eine differenzierte Informations- undÖffentlichkeitsarbeit wird geleistet;

• touristische Angebote, öffentliche In-formations- und Diskussionsveranstal-tungen sowie Fachtagungen, Semina-re usw. werden konzipiert, organisiertund realisiert

MIR AKTUELL: Welchen Stellenwertkommt der IBA als mittlerweile eta-blierte Institution zu?Prof. Dr. Welch Guerra: Im Laufe derbisherigen Arbeit hat die IBA als Institu-tion ein dichtes personelles und institu-tionelles Netzwerk verschiedenster Ak-teurs- und Interessensgruppen in derRegion entwickelt. Über die Einbindungder Landes-, Regional- und Kommunal-politik in den Projektbeirat und Gesell-schafterkreis wird politischer und finan-zieller Rückhalt gesichert. Für externesFachwissen stehen Fachbeirat, strategi-sche Kommission und Arbeitskreise derIBA zur Seite. Im Sinne experimentie-render, lernender und flexibler Planung,werden IBA-Aktivitäten außerdem in derGeschäftsstelle fortwährend reflektiert.Gewonnene Erkenntnisse fließen in dielaufende Arbeit ein, so dass die IBA, imRahmen ihrer übergeordneten Zielstel-lung, einem ständigen Wandel unterliegtund flexibel auf aktuelle Entwicklungenreagieren kann.

MIR AKTUELL: Welchen Handlungs-spielraum hat die IBA überhaupt?Prof. Dr. Welch Guerra: Die möglichenWirkungen der IBA auf die Landschafts-struktur der Niederlausitz sind wesent-lich dadurch eingeschränkt, dass bereits1994/95 – weit vor dem Start der IBA –Sanierungspläne überwiegend für dieRekultivierung der Braunkohlerestlöcherals Rechtsverordnungen verabschiedetwurden und diese heute kaum noch ver-ändert werden können. Deshalb äußertsich die Arbeit der IBA derzeit darin,dass sie die in Sanierung befindlichenTagebaurestlöcher mit verschiedenstenAktionen erfolgreich „bespielt“ und er-lebbar macht.

Was den Bereich der siedlungs- undlandschaftsstrukturellen Wirkungen an-geht, sehen wir noch große Reserven füreine Konsolidierung des fachpolitischenProfils der IBA. Mit dem laufenden IBA-Projekt „Industriepark + GartenstadtMarga“, das Gartenstadt mit angrenzen-dem Industriepark verbinden wird, sollein lebendiges Beispiel für die histori-sche Verknüpfung von Wohnen und Ar-beiten und für den sozialreformerischen

Die IBA Fürst-Pückler-Land in der europäischen Planungskultur

Interview mit Prof. Dr. Max Welch Guerra,Bauhaus Universität Weimar

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Ansatz im Städtebau entstehen. Für dieErhöhung der Freizeit- und Naherho-lungsmöglichkeiten sowie der Lebens-und Wohnumfeldqualität kann die IBAeine Vielzahl weiterer Impulse vermitteln.Zu den stärksten und positiven Wirkun-gen der IBA-Arbeit gehört aus unsererSicht der Beitrag zur Stärkung derNiederlausitz hinsichtlich ihrer regionalenIdentität. Die Niederlausitz wird durch dieIBA auch hinsichtlich weiterer solchersubjektiver Faktoren gestärkt, die füreine zukunftsfähige Regionalentwicklungeine Schlüsselbedeutung haben. Soließe sich die IBA als ein einzigartigerMechanismus zur systematischen Ein-führung, Förderung und Optimierung vonKooperation zwischen unterschiedlichenregionalen Akteuren beschreiben.

Ein weiteres Wirkungsfeld der laufendenArbeit betrifft die Erhöhung der Sichtbar-

Berühmt wurde etwa die StuttgarterWeißenhofsiedlung (Leitung: Mies vander Rohe), einem der wichtigsten Zeug-nisse des Neuen Bauens, die 1927 imRahmen der Werkbund-Ausstellung „DieWohnung“ entstand. Auch die „Interbau“(1957) in West-Berlin und ihre Ergeb-nisse - wie das Hansaviertel oder dieKongresshalle (heute: das Haus derKulturen der Welt) - fanden internationalviel Beachtung.

1984 bis 1987 fand die IBA erneut inBerlin statt - die erste InternationaleBauausstellung, die auch mit IBA abge-kürzt wurde. Sie setzte inhaltlich ganzneue Schwerpunkte: Im Mittelpunktstanden nun nicht mehr großflächiger

Von 2000 bis 2010 findet in der Lausitz,im Süden Brandenburgs, die Internatio-nale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land statt. Damit wird die lange TraditionInternationaler Bauausstellungen fortge-setzt. Die Geschichte der IBA und ihrerVorläufer in Deutschland kann man überhundert Jahre zurückverfolgen.

Mitte des 19. Jahrhunderts begann mandamit, in Ausstellungen, vor allem inWeltausstellungen, Ingenieurleistungenund bautechnische Neuerungen zu prä-sentieren. 1901 war Darmstadt Ort derersten eigenständigen Bauausstellung.So wie hier auf der Mathildenhöhe zeig-ten auch die folgenden AusstellungenBeispiele zeitgenössischen Städtebaus.

Neubau und neue Architektur, sondernStadtreparatur und neue Formen derPlanung. Altbauquartiere wurden behut-sam und mit Bewohnerbeteiligung sa-niert und gewachsene Strukturen mitNeubauten ergänzt.

Noch einen Schritt weiter ging die IBAEmscher Park von 1989 bis 1999. Auchsie widmete sich der „Reparatur“ undeiner neuen Planungskultur. Allerdingswar ihr Bezugsrahmen nicht eine Stadt,sondern eine ganze Region, der Em-scherraum im nördlichen Ruhrgebiet.Erstmals wurde die IBA zudem als In-strument des Strukturwandels einge-setzt. In der vom Bergbau und der Mon-tanindustrie geprägten und von ihremNiedergang gezeichneten Region galtes, neue Nutzungen für leer stehendeIndustriebauten und Brachflächen zufinden, zerstörte Landschaften aufzu-werten, Werkssiedlungen zu sanierenund einen Bewusstseinswandel herbei-zuführen. Mit ihren innovativen Projek-ten und Strategien wurde die IBA Em-scher Park zu einer der meistdiskutierten Bauausstellungen.

An die Erfahrungen der „Werkstatt fürdie Zukunft von Industrieregionen“(Untertitel der IBA Emscher Park),knüpft seit 2000 die IBA Fürst-Pückler-Land als „Werkstatt für Neue Landschaf-ten“, an. �

Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

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Die Geschichte der Internationalen Bauausstellungen

keit und der Bekanntheit der Niederlau-sitz im In- und Ausland sowie die damiteinhergehende Internationalisierung.Durch das Bekanntmachen der IBA inanderen Ländern wird das Bild der mehr-fach belasteten Region Niederlausitz, dieneue Wege der Erneuerung geht, ineiner reflektierten Weise ins europäische

und außereuropäische Ausland vermitteltund lockt Regionen mit gleichgelagertenProblemen zum Erfahrungsaustausch.

MIR AKTUELL: Herr Professor, vielenDank für das Gespräch.

Tetraeder Bottrop

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Hermann Ludwig Heinrich Fürst vonPückler-Muskau war ein Allround-Ta-lent: Abenteurer, Weltenbummler, Rei-seschriftsteller und Landschaftsarchi-tekt. Mit dem berühmten Eis hatte erallerdings wohl eher weniger zu tun,auch wenn es seinen Namen trägt.

Für den 1785 auf dem Familiensitz inMuskau geborenen Sohn des Reichs-grafen Ludwig Carl Hans Erdmann vonPückler und der sächsischen Reichs-gräfin Clementine von Callenberg wardie Welt ein einziger großer Garten.Der Schaffung des „perfekten Gartens“hatte er sein Leben verschrieben. DochGeld um sein Lebensziel zu erreichen,hatte er stets zu wenig. Er liebte dieSchönheit, die Frauen, gutes Essenund Reisen in ferne Länder, von denener sich für seine künstlerischen Gärtenimmer wieder inspirieren ließ. Er berei-ste halb Europa, Afrika und den Vorde-ren Orient, lernte die Kultur der altenÄgypter kennen, liebte Griechenlandund seine Philosophen. Er tolerierte an-dere Kulturen wie kaum ein andererseiner Zeit, schöpfte aus ihnen undsaugte Nachahmenswertes in sich auf,um seine eigenen Kreationen zu ent-werfen. Von jeder Reise brachte erneue Garten-Ideen in die Lausitz mitund setzte sie dort um.

Seine Braut Lucie, die Tochter despreußischen Staatskanzlers Fürst Har-denberg, unterstützte ihn finanziell.Nach der Hochzeit 1817 auf SchlossMuskau, das wegen Arbeiten an denGartenanlagen eine Baustelle war, gabPückler die ganze Mitgift für seine Gar-ten-Pläne aus. Die durch den Schwie-gervater betriebene Erhebung in denFürstenstand (1822) half ihm nicht wei-ter. Und so einigte sich die künftigeDurchlaucht Pückler mit Gattin Lucieauf eine Scheidung - zum Schein. DennPückler wollte sich in England nach

einer kunstsinnigen und reichen Ladyumsehen. Doch alles, was er von die-ser zweiten Englandreise zurückbrach-te, waren - wieder neue Gartenideen.

Also wurde in Muskau gegraben undgepflanzt, gefällt und umgebaut, aufge-schüttet und geflutet. Pückler kaufteriesige Bäume im Umland und transpor-tierte sie in seinen Park. Es heißt, erhabe es sogar verstanden, blühendeBäume umzusetzen. Seine Kreativität,seine Konsequenz und Beharrlichkeitverschafften ihm bei allem Spott auchRespekt bis hin zum Berliner Hofe.Sogar den ersten Architekten des Kö-nigs, Karl Friedrich Schinkel, konntePückler für die Ausarbeitung seinerParkideen gewinnen. Schinkel liefertegroßartige Entwürfe für zahlreiche Bau-werke, unter anderem für das NeueSchloss. Leider fehlte Pückler für dieUmsetzung dieser Pläne das Geld, sodass einige der Gebäude zunächst nuraus Holz gefertigt wurden. Auf andereverzichtete Pückler ganz. Nur bei derAnlage des Parks duldete er keineKompromisse. Zwischendurch küm-merte er sich auch noch um königlicheGärten in Babelsberg, um den Etters-berg bei Weimar oder um Anlagen imAusland.

1845 schließlich war Muskau nichtwiederzuerkennen: Seine Gärten blüh-ten. Doch Pückler war pleite und mus-ste sein Lebenswerk sogleich wiederverkaufen. Pückler blieb nur der Rück-zug nach Branitz, das unveräußerlicheFamilienerbe. Bereits 61-jährig beganner, wieder einen seiner Träume zu ver-wirklichen. Er pflanzte Bäume, legtekünstliche Wasserläufe und Seen anund ließ kleine Hügel aufwerfen. AlsLucie 1854 starb, hatte sie schon diePark-Grundzüge des genialen Garten-baukünstlers gesehen, nicht aber diePyramide im See mit dem Tumulus, der

nach Pücklers Tod am 4. Februar 1871zu seiner Grabstätte werden sollte.

In einem der zahlreichen Bücher überihn heißt es: „So hektisch er lebt, derNatur tritt er gelassen gegenüber. Alleseine Anlagen, sagt er, seien so be-rechnet, dass sie nach 150 Jahren denhöchsten Grad ihrer Entfaltung erreichthaben. Auch eine neue Dimension.Nach eineinhalb Jahrhunderten geltenrote oder schwarze Zahlen nichtsmehr, gilt nur noch die Leistung, dasWerk.“(Heinz Ohff, „Der grüne Fürst“).

Schwerpunktthema: IBA Fürst-Pückler-Land

MIRAKTUELL 2/05 21

Fürst Pückler - der Namensgeber der IBA

1298_US1bis21 18.07.2005 11:31 Uhr Seite 21


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