+ All Categories
Home > Documents > Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in...

Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in...

Date post: 27-Mar-2018
Category:
Upload: buinhi
View: 217 times
Download: 1 times
Share this document with a friend
43
Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske Stefan Rühl . Ludus & Ludus · Stuttgart · 2004
Transcript
Page 1: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Migration in Europa -Daten und Hintergründe

Edda Currle

unter Mitarbeit von

Harald W. Lederer Matthias Neske Stefan Rühl

. Ludus & Ludus · Stuttgart · 2004

Page 2: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

3. Frankreich

Frankreich ~~~ T)I>T

3.1 Migrationsgeschichte, Migrationspolitik und gesetzliche Grundla­gen der Zuwanderung in Frankreich

3.1.1 Einführung

Frankreich ist das Land mit der größten Einwanderungstradition Europas. Schon im neunzehnten Jahrhundert wurde aufgrunddes damaligen Geburten­rückgangs die Zuwanderung als bevölkerungspolitisches Instrument verwendet, um die Wehrfähigkeit des Landes zu erhalten und die niedrigen Geburtenraten, vor allem im Hinblick auf die bevölkerungsmäßige Überlegenheit des deutschen Nachbarn, auszugleichen. Bereits 1889 wurde das ius soli in das Staatsangehö­rigkeitsrecht integriert. Frankreich unterscheidet sich damit in wesentlichen Punkten von den meisten anderen europäischen Ländern bis zum Zweiten Weltkrieg.

Die zwei großen Einwanderungswellen des zwanzigsten Jahrhunderts fanden zwischen 1920 und 1930 sowie zwischen 1956 und 1973 statt. In den zwanziger Jahren war Frankreich- nach absoluten Zahlen- das zweitgrößte Einwande­rungsland der Welt hinter den Vereinigten Staaten. Seine koloniale Geschichte prägte in der nachfolgenden Zeit die Migrationssituation Frankreichs. Insbe­sondere das komplexe Verhältnis zu Algerien bestimmte die weitere migrations­politische Entwicklung.

Migranten in Frankreich sollen traditionsgemäß assimiliert werden. Der An­spruch, Zuwanderer und vor allem ihre im Land geborenen Kinder in fran­zösische Bürger "umzuformen", bestimmt im wesentlichen die Integrations­politik des Landes. Dementsprechend existiert keine Minderheitenpolitik

In Europa gehört Frankreich zu den Initiatoren der migrationspolitischen Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und zu den Gründungsmitgliedern des Schengen-Vertrages.

81

Page 3: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;~ Edda Currle ."..,.".

3.1.2 Grund- und Strukturdaten 1

Bevölkerung: 61,1 Mio. Einwohner

Fläche: 547.026 km2 (ohne Übersee-Departements)

Landessprache: Französisch

Religionen: 82 % römisch-katholisch; ca. 0,8 Mio. Protestanten; 2,4 Mio. Moslems; 0,7 Mio. Juden

Regierungsform: Parlamentarische Präsidialdemokratie mit 2 Kammern: Nationalversammlung mit 577 Abgeordneten, für 5 Jahre gewählt; Senat mit 321 Senatoren, für 9 Jahre gewählt

3.1.3 Das Migrationsgeschehen in Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg

Die Zuwanderungssituation Frankreichs wird stark von seiner kolonialen Geschichte geprägt. Die Zuwanderung aus den nordafrikanischen Ländern Algerien, Marokko und Tunesien hat ihre Wurzeln in der Kolonialisierung dieser Länder. Aus dem im Jahr 1830 kolonialisierten Algerien kamen bereits zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts die ersten Arbeiter nach Frankreich. Dieser Trend setzte sich verstärkt während des Ersten Weltkrieges fort und brach auch in den zwanziger Jahren nicht ab. Bereits zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts lebten ca. 1 Million Einwanderer2 in Frankreich. Ihr Anteil an der französischen Bevölkerung betrug ca. 3%, der bis zum ersten Höhepunkt im Jahr 1931 stetig anstieg. Die Weltwirtschaftskrise führte zu einer Rückkehr vieler Nordafrikaner.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde bereits im Jahr 1946 das 11 0ffice national d'immigration" gegründet (1987 in 11 0ffice des migrations interna­tionales", OMI, umbenannt). 1952 ratifizierte Frankreich die Genfer Flücht­lingskonvention und schuf das "Office franc;ais de protection des retugies et apatrides" (OFPRA), welches für die Durchführung der Asylverfahren zuständig und dem Außenministerium nachgeordnet ist.

Für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nordafrikanische Arbeitskräfte ein weiteres Mal benötigt. 1947 wurden Zuwanderungsbeschrän-

82

1 Quelle: Auswärtiges Amt, Stand Dezember 2002

2 Wenn im folgenden von Einwanderern die Rede ist, bezieht sich dieser Terminus auf den Fachbegriff der "immigres", der mit dem Begriff des "Ausländers", wie er z.B. in Deutschland verwendet wird, nicht zu vergleichen ist. Die "immigres" sind im Ausland geborene Personen, die zum Zeitpunkt der Geburt nicht die französische Nationalität besaßen, mittlerweile aber in Frankreich leben und sowohl französischer als auch ausländischer Staatsangehörigkeit sein können (s. auch Kapitel3.2.1).

Page 4: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;;­

"""""

kungen für algerische Staatsangehörige, die ab diesem Zeitpunkt als französi­sche Staatsangehörige galten, aufgehoben -eine Regelung, die zunächst auch nach der Unabhängigkeit Algeriens im Jahr 1962 aufrecht erhalten blieb und erst in den 70er Jahren aufgehoben wurde. Durch diese Maßnahme änderte sich die Zusammensetzung der Zuwanderung von Algeriern nach Frankreich: Während aus Tunesien und Marokko, die beide 1956 unabhängig wurden, nach wie vor in der Regel junge Männer nach Frankreich kamen, wurde für Algerier nun auch der Familienzuzug möglich. In der Folgezeit nutzten zahlreiche Familienmitglieder aus Algerien die Möglichkeit, zu ihren in Frankreich leben­den Angehörigen zu ziehen. Dies hatte zur Folge, dass auch heute noch der überwiegende Teil der nordafrikanischen Zuwanderer aus Algerien stammt.

Gleichzeitig fand im Zuge der Unabhängigkeitsbewegungen der drei Länder eine Rückkehrbewegung der ursprünglich aus Frankreich stammenden Perso­nen statt. Diese so genannten "pieds noirs" verließen nach dem Algerien-Krieg, der in die Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1962 mündete, in großer Anzahl das Land, während aus Tunesien und Marokko nur wenige unmittelbar nach der Unabhängigkeit nach Frankreich zurückkehrten. Erst in den 60er Jahren kam es auch in diesen beiden Ländern zu großen Abwanderungsbewegungen von Franzosen.

Das "Office national d'immigration" war in den 60er Jahren für den Betrieb von Anwerbebüros in mehreren südeuropäischen Ländern zuständig und wurde, entsprechend seiner damaligen Bestimmung, dem Arbeitsministerium nachgeordnet, wo es auch heute noch verankert ist. Insbesondere die Zuwan­derung aus Portugal wurde gefördert. 1963 eröffnete es Anwerbebüros auch in Marokko und Tunesien, mit denen ein Anwerbevertrag geschlossen wurde. Ein Jahr später folgte ein Vertrag mit Algerien. 1974 wurde angesichts der wirt­schaftlichen Situation auch in Frankreich ein Zuwanderungsstopp von Arbeits­migranten beschlossen.

In Folge des Familiennachzugs nahm die Zuwanderung in den sechziger und siebziger Jahren stetig zu. Im Jahr 1968 überstieg die Zahl der im Land lebenden Einwanderer die Drei-Millionen-Grenze und stabilisierte sich auf einem hohem Niveau ab 1975 bei ca. 4 Millionen. Der Anteil der Einwanderer an der Gesamt­bevölkerung blieb stabil und lag 1990 bei ca. 6,6o/o (Daguet/Thave 1996).

3.1.4 Migrationspolitik in Frankreich

Bereits im 19. Jahrhundert wurde Migration als bevölkerungspolitisches Mit­tel in Frankreich angewandt. Die Integrationspolitik Frankreichs zielte auf die Assimilierung der neuen Bevölkerungsteile ab, indem den Einwanderern weit­gehende politische Rechte zugestanden wurden. Das "republikanische Modell" der Integration erwartet von den Einwanderern die Übernahme der französi­schen Kultur und Sprache. Kulturelle Eigenheiten sind auf den privaten Bereich

83

Page 5: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~:- Edda Currle TI>T

zu beschränken. Integrationsinstrumente dieses Modells sind der leichte Zu­gang zur französischen Staatsbürgerschaft, - das Prinzip des ius soli gab es in Frankreich bereits 1889- die laizistische öffentliche Schule, das Militär und die Gewerkschaften sowie die Katholische Kirche (Schnapper 1995: 102 ff.). Insbe­sondere die starke regionale Konzentration der Einwandererbevölkerung in den wenigen Ballungsräumen in Kombination mit der Tatsache, dass die traditionel­len nationalen Integrationsinstanzen mit Ausnahme der Schule alle an Be­deutung verloren haben, hat jedoch auch in Frankreich zu Integrationsproble­men insbesondere der Nachkommen von Einwanderern geführt.3

Die Grundlage der Migrationspolitik Frankreichs knüpft nach wie vor an die 1945 erlassenen Verordnungen von Charles de Gaulle an, die einerseits die Be­dingungen für Einreise und Aufenthalt, andererseits den Zugang zur französi­schen Staatsbürgerschaft regeln. Seit den 80er Jahren wird die wechselvolle Geschichte der Migrations- und Integrationspolitik Frankreichs von den Macht­wechseln bestimmt. Nach dem Zuwanderungsstopp von 1974 versuchte Präsi­dent Giscard d'Estaing während seiner Regierungszeit von 1974 bis 1981, eine restriktive Migrationspolitik umzusetzen. Algerische Migranten versuchte man zu bewegen, in ihr Heimatland zurückzukehren. Diese Phase wurde abgelöst von einer liberalen Politik der Linken, die, 1981 an die Macht gekommen, mit dem Gesetz von 1984 ausdrücklich die Dauerhaftigkeit des Aufenthalts der im Land lebenden Migranten anerkannten. Erstmals wurde in Frankreich eine Legalisierung illegal im Land lebender Personen durchgeführt.

Der erneute Machtwechsel1993 brachte wiederum eine Neukonzeption der Migrationspolitik mit sich. Im Rahmen der so genannten 11 Lois Pasquas", be­nannt nach dem damaligen Innenminister, wurden verschiedene Bestimmun­gen verschärft. Zu diesen gehörten unter anderem der Zugang zum Asyl, die Einbürgerungsformalitäten für im Land geborene Kinder ausländischer Eltern, die Intensivierung der Kontrollen gegen illegale Zuwanderung sowohl an den Grenzen als auch im Inland und die Ausweisungsbestimmungen. Pasqua war es auch, der den Begriff der "Immigration Zero" prägte. Im Zuge des erneuten Regierungswechsels von 1997 wurden einige Bestimmungen wieder gelockert, z.B. durch die Rücknahme der Formalitäten für eine Einbürgerung volljähriger, im Land geborener Kindern ausländischer Eltern (s. auch 3.1.5.3).

1996 besetzten etwa 300 von Abschiebung bedrohte so genannte 11 Sans pa­piers" in Paris zwei Kirchen, um auf die Situation dieser illegal im Land leben­den Personengruppe aufmerksam zu machen. Eine grundlegende Änderung dieser Situation strebte die 1997 an die Macht gekommene Mitte-Links-Regie­rung unter Lionel ]ospin an, die zu diesem Zweck den sans papiers die Möglich-

84

3 Diesem Umstand trägt die im Oktober 2002 vorgestellte Idee des Staatspräsidenten Jacques Chirac Rechnung, auch in Frankreich die Neuzuwanderer einen Integrationsvertrag nach dem Vorbild der Niederlande schließen zu lassen.

Page 6: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;;­Tl>T

keit eröffnete, ihren Status zu legalisieren. Die Legalisierung im Juni 1997 nutz­ten ca. 80.000 Ausländer. In der Hauptsache handelte es sich dabei um Eltern in Frankreich geborener Kinder, um Angehörige legal im Land lebender Aus­länder und um Ehepartner französischer Staatsangehöriger. Mit dem nach dem französischen Innenminister benannten "Loi Chevenement" von 1998 wurde ein härteres Vorgehen gegen illegale Einwanderung beschlossen und die Ein­reise- und Aufenthaltsbestimmungen im Land lebender Personen verbessert. Die grundlegenden Bestimmungen wurden jedoch nicht geändert.

Nachdem die konservative Union mouvement populaire (UMP) im Juni 2002 einen deutlichen Wahlsieg errungen hatte, kündigte die neue Regierung im darauf folgenden Monat eine Reform des Asylrechts an und legte bereits im September ihre Vorschläge vor. Im Mittelpunkt der bis April2003 diskutierten Vorhaben stehen eine Verkürzung der Bearbeitungszeiten bei gleichzeitiger Begrenzung der Aufnahmefristen von Asylbewerbern sowie eine effizientere Ge­staltung des Abschiebeverfahrens. Gleichzeitig wurde eine Liste dreizehn siche­rer Herkunftsstaaten vorgelegt, worunter sich Staaten mit traditionell hohen Zugangszahlen wie z.B. Mali befinden. Außerdem sieht das neue Gesetz an­gesichts steigender Asylbewerberzahlen eine personelle Aufstockung des "Office fran\=ais de protection des retugies et apatrides" (OFPRA) bei gleichzeitiger De­zentralisierung der Organisation vor. Die neue Gesetzgebung tritt nach der An­nahme vom Ministerrat im April voraussichtlich zum 1. Januar 2004 in Kraft.

Im April 2003 wurde ein umfangreiches Aktionsprogramm zur Integration von Zuwanderern in Frankreich vorgestellt. Neu sind die aus anderen Ländern bekannten Integrationsverträge mit Neuzuwanderern, die ab 2004 zur Teil­nahme sowohl an Sprachkursen als auch an Kursen zur gesellschaftlichen Bil­dung mit einem Gesamtumfang von 200 bis 300 Stunden verpflichtet werden. Weiterer Schwerpunkt des Aktionsprogramms sind Maßnahmen der individuel­len beruflichen und sozialen Förderung, flankiert von der Einrichtung einer unabhängigen Behörde zur Bekämpfung von Diskriminierung.

Die zuwanderungsrechtlichen Kompetenzen sind in Frankreich wie folgt aufgeteilt: Das Innenministerium ist zuständig für die Erteilung der Aufenthalts­erlaubnisse und die effektive Kontrolle der Wanderungsströme. Das Außen­ministerium ist über das OFPRA in die Migrationspolitik involviert. Ferner ist die "Direction de la population et des migrations" (DPM) des Arbeitsministeri­ums aktuell zuständig für die Durchführung des Familiennachzugs, für die Er­teilung von Arbeitserlaubnissen, für Maßnahmen der Integrationspolitik, die auch Asylbewerber einschließen, und für Einbürgerungen. Einige Kompetenzen des Arbeitsministeriums wurden 1993 ins Justizministerium verlagert.

85

Page 7: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;:;:-:- Edda Currle

"'"'"'

3.1.5 Maßgebliche gesetzliche Regelungen in Frankreich für Migration und Inte­gration von Migranten

Im Laufe der 90er Jahre wurden die wesentlichen gesetzlichen Bestimmun­gen der Migrationspolitik in Frankreich mehrfach und grundlegend geändert. Die folgende Übersicht über die Bereiche Einreise und Aufenthalt, Flucht und Asyl, Staatsangehörigkeit und Zugang zum Arbeitsmarkt bezieht sich auf die aktuelle Rechtslage, schließt einen kursorischen Überblick über die Verände­rungen aber dennoch mit ein.

3.1.5.1 Einreise und Aufenthalt

Ordonnance No. 45-2658, 2. November 1945, geändert 1974 Gesetz Nr. 98-349, 11. Mai 1998 ("Chevenement-Gesetz")

Basis des Ausländerrechts in Frankreich ist nach wie vor die 1974 veränderte Verordnung von 1945. Die Neuregelungen vom 11. Mai 1998 berühren diese Grundlagen nicht. Ausländer über 18 Jahre benötigen demnach für einen Auf­enthalt in Frankreich, der länger als drei Monate dauert, eine so genannte "carte de sejour". EU-Bürger und Staatsangehörige des europäischen Wirt­schaftsraumes haben Anspruch auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Bei einer auf mehr als 12 Monate angelegten Tätigkeit wird sie von Beginn an für 10 Jahre ausgestellt und mit der ersten Verlängerung in eine unbefristete umgewandelt. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Aufenthaltsgenehmigungen: die befristete ("carte de sejour temporaire"), die Niederlassungsgenehmigung ("carte de resi­dent") und eine "Rentnerkarte" für Ausländer, die über Altersversorgungs­ansprüche in Frankreich verfügen, ihren Lebensabend aber nicht dort verbrin­gen möchten ("carte de sejour retraite"). Sie gilt 10 Jahre und ist verlängerbar.

Befristete Aufenthaltsgenehmigungen gelten für jeweils ein Jahr und werden für einen bestimmten Zweck ausgestellt. Dazu gehören Genehmigungen für Besucher, für Studenten, für Wissenschaftler oder für Familienangehörige von Ausländern. Die Niederlassungsgenehmigung hat eine Dauer von 10 Jahren und ist stets mit einer Arbeitserlaubnis verbunden. Voraussetzung ist in der Regel ein seit drei Jahren dauernder, ununterbrochener legaler Aufenthalt in Frank­reich und die Fähigkeit, für den eigenen Unterhalt sorgen zu können. Aus­länder, die seit mindestens 10 Jahren legal in Frankreich leben, erhalten die Niederlassungsgenehmigung ohne weitere Prüfung von Voraussetzungen.

Die Familiennachzugsregelung wurde zuletzt am 11. Mai 1998 geändert. Es wurde zwar eine Lockerung des Verfahrens beschlossen, ohne jedoch die grund­sätzlichen Bedingungen zu verändern. Der Familiennachzug wird Ehegatten und minderjährigen Kindern gewährt, wenn sich der Antragsteller seit min­destens einem Jahr im Land aufhält, ausreichenden Wohnraum zur Verfügung stellen und ein geregeltes und gesichertes Einkommen nachweisen kann. Die nachziehenden Familienangehörigen müssen sich zum Zeitpunkt des Antrages

86

Page 8: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;:­"..".".

im Ausland aufhalten. Der Familiennachzug für algefische und togolesische Staatsangehörige ist in bilateralen Abkommen geregelt. Die im Vergleich zu anderen Ländern liberale Regelung des Familiennachzugs wird durch ein kom­pliziertes Antragsverfahren jedoch teilweise wieder aufgehoben.

3.1.5.2 Asyl und Flucht

Präambel der Verfassung vom 27. Oktober 1946, integriert in die aktuelle Verfassung von 1958 Gesetz Nr. 52-893, 25. Juli 1952 Lettre Circulaire, 26. September 1991

Gesetz Nr. 98-349, 11. Mai 1998 ("Chevenement-Gesetz")

Die Präambel der Verfassung sieht über die internationalen Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention hinaus für jene Personen einen Schutz vor, die von Verfolgung aufgrund ihres Engagements für die Freiheit ("action en faveur de la liberte") bedroht sind.

Asylbewerber in Frankreich, die nach dem 1.10.1991 einen Antrag auf Aner­kennung gestellt haben, besitzen nicht das Recht, während des Verfahrens eine Arbeit anzunehmen. Ihre provisorische Aufenthaltserlaubnis wird auf einen Monat befristet, ist aber verlängerbar. Die pekuniäre Unterstützung der Bewer­ber während der Dauer des Verfahrens ist im Vergleich zu anderen europäi­schen Ländern niedrig und nur für kurze Zeit angesetzt. Anerkannte Asylbewer­ber nach der Genfer Flüchtlingskonvention erhalten eine Niederlassungsge­nehmigung für 10 Jahre. Ein nach der Verfassung anerkannter Flüchtling er­hält eine Aufenthaltsgenehmigung "vie privee et familiale", die mit einer Ar­beitserlaubnis verbunden ist.

In Frankreich gab es bis 1998 keinen offiziellen vorübergehenden Schutz­status aus humanitären Gründen für Flüchtlinge. Die nach Frankreich einge­reisten Personen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien erhielten jedoch provisorische, drei oder sechs Monate gültige Aufenthaltserlaubnisse, die eine Arbeitserlaubnis einschlossen. 1998 wurde diese gesetzliche Lücke mit der Einführung des "asile territoriale" geschlossen, das Personen, die nicht nach der Genfer Konvention anerkannt werden, einen Flüchtlingsstatus auf Antrag zuge­stehen kann. Das "asile territoriale" gewährt Menschen entsprechend der Euro­päischen Menschenrechtskonvention Abschiebeschutz, wenn ihnen bei der Abschiebung Tod oder Folter drohen. Anerkannte Personen erhalten zunächst eine befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Während Flüchtlinge aus Bosnien von der Regelung noch nicht profitieren konnten, erhielten ca. 10.000 Kosovo-Flüchtlinge diesen offiziellen Status. 2.547 von ihnen waren bis zum Ende des Jahres 1999 mit Rückkehrhilfen zurückgekehrt.

87

Page 9: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~~ Edda Currle T~T

Ähnlich dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Deutschland obliegt in Frankreich dem "Office fran<;:ais de protection des refu­gies et apatrides" (OFPRA) die Entscheidung über Asylanträge. Das Amt ist dem Außenministerium nachgeordnet. Gegen abgelehnte Bescheide kann bei der "Commission des recours des refugies", die Teil der französischen Verwaltungs­gerichtsbarkeit ist, Einspruch erhoben werden.

3.1.5.3 Staatsangehörigkeit

Code de nationalite, 1998 eingefügt in den Code Civil

Die französische Staatsangehörigkeit durch Abstammung erhalten Kinder mindestens eines französischen Elternteils. Eine Zurückweisung der französi­schen Staatsbürgerschaft ist ab sechs Monaten vor und bis zwölf Monate nach dem 18. Geburtstag möglich, vorausgesetzt, eine andere Staatsangehörigkeit liegt vor.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Einbürgerungen in Frankreich: Ein­bürgerungen "par decret" sind Ermessenseinbürgerungen. Eingebürgert werden können volljährige Ausländer, die seit fünf Jahren legal in Frankreich leben. Die Fünf-Jahres-Frist verkürzt sich auf zwei Jahre, wenn der Ausländer mindestens zwei Jahre erfolgreich an einer französischen Hochschule studiert hat oder eine für Frankreich wichtige Tätigkeit ausübt. Für bestimmte Personengruppen kann von einer Wartefrist abgesehen werden. Voraussetzungen für eine Ermessens­einbürgerung sind ein "einwandfreier Lebenswandel", die Integration bzw. Assimilation in die französische Gesellschaft, ein gesichertes Einkommen und eine gute gesundheitliche Verfassung.

Bei Einbürgerungen "par declaration" handelt es sich um Anspruchseinbür­gerungen. Hierunter fallen zum einen Einbürgerungen von Ehegatten fran­zösischer Staatsangehöriger, die frühestens ein Jahr nach der Hochzeit erfolgen können. Von dieser Frist wird bei einem gemeinsamen Kind französischer Staatsangehörigkeit abgesehen.

Zum anderen haben aufgrundder ius-soli-Regelung in Frankreich geborene Jugendliche ausländischer Eltern ab Vollendung des 16. Lebensjahres einen An­spruch auf die französische Staatsangehörigkeit, sofern sie zum Zeitpunkt der Antragstellung ihren Wohnsitz in Frankreich haben und seit Vollendung des elften Lebensjahres mindestens fünf Jahre ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich hatten. Zwischen 1993 und 1998 gab es als dritte Gruppe von Ein­bürgerungendie so genannten "manifestations de volonte": Hatten bis 1993 in Frankreich geborene Kinder von Immigranten die französische Staatsbür­gerschaft mit der Volljährigkeit ohne große Formalitäten erhalten, wurden sie mit der Rechtsänderung im Rahmen der "Lois Pasqua" nun gezwungen, sie zwischen ihrem sechzehnten und dreiundzwanzigsten Lebensjahr zu beantra­gen. Der Anspruch darauf bestand aber nach wie vor. Im Zuge des erneuten

88

Page 10: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~; ,.~ ...

Regierungswechsels von 1997 wurden diese Bestimmungen wieder rückgängig gemacht, so dass seit 1999 wieder die alte Rechtslage gilt. Bis einschließlich 1993 und seit 1999 können die Anspruchseinbürgerungeil dieser Art nur ge­schätzt werden.

Wieder eingeführt wurde 1999 die Möglichkeit für die gesetzlichen Vertreter von in Frankreich geborenen Kindern ausländischer Eltern bereits ab Vollen­dung des 13. Lebensjahres, die französische Staatsangehörigkeit zu beantragen. Sie war 1993 abgeschafft worden. Die Voraussetzungen sind dieselben wie bei Sechzehnjährigen, eine Zustimmung des Kindes muss vorliegen.

Die Aufgabe der früheren Staatsangehörigkeit wird in Frankreich nicht ver­langt. Die Wirkung der Einbürgerung erstreckt sich auch auf minderjährige Kinder, wenn sie im Antrag erwähnt sind und denselben Wohnsitz haben. Ab Vollendung des 16. Lebensjahres kann das Kind eine so erworbene französische Staatsbürgerschaft zurückweisen.

3.1.5.4 Zugang zum Arbeitsmarkt

Code du Travail

EU-Bürger und Staatsangehörige des Europäischen Wirtschaftsraumes brau­chen keine Arbeitserlaubnis für Frankreich, sind aber an einige Formalitäten gebunden. Nicht-EU-Bürgern gewährt die Niederlassungsgenehmigung stets die freie Berufsausübung.

Ein Drittstaatsangehöriger, der einen Arbeitsvertrag mit einem in Frankreich niedergelassenen Arbeitgeber nachweisen kann, erhält eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis für Erwerbszwecke. Die Arbeitserlaubnis ist in der Aufent­haltsgenehmigung vermerkt, sie hängt jedoch von der Arbeitsmarktlage ab. Die Arbeitserlaubnis kann auf eine bestimmte Region oder auf einen bestimmten Beruf beschränkt erteilt werden. Inhaber einer Aufenthaltsgenehmigung für Familienangehörige erhalten auf Anfrage eine befristete Arbeitserlaubnis. Sie sind nicht von der Arbeitsmarktsituation abhängig.

Für Saisonarbeitnehmer gilt der behördlich genehmigte Arbeitsvertrag als Arbeitserlaubnis. Saisonarbeit darf innerhalb eines Jahres maximal acht Monate ausgeübt werden und ist außerdem auf genau festgelegte Tätigkeiten be­schränkt.

89

Page 11: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;:- Edda Currle ........

3.2 Migration in Frankreich: Daten und Fakten

3.2.1 Die Bevölkerung der Einwanderer und Ausländer in Frankreich

Aufgrund des fehlenden Meldewesens bilden die Volkszählungen aus den Jahren 1990 und 1999 die Grundlage der Bestandsdaten der französischen Be­völkerung. Die Zahlen zur Gesamtbevölkerung zum 1. Januar jeden Jahres wer­den vom zentralen statistischen Amtes Frankreichs, dem "Institut national de la Statistique et des Etudes Economiques" (INSEE) aus den jährlichen Fort­schreibungen auf der Basis der Zivilstandsregister, kombiniert mit einer Schät­zung zum jährlichen Migrationssaldo gewonnen.

Die Bevölkerungsstatistiken Frankreichs unterscheiden zwischen Ausländern ("etrangers") und Einwanderern ("immigres"), wobei sich diese Teilgruppen überschneiden. Einwanderer sind Personen, die als Ausländer im Ausland ge­boren wurden und in Frankreich leben, unabhängig von ihrer jetzigen Staatsan­gehörigkeit. Eingebürgerte zählen, sofern sie im Ausland geboren wurden, somit zu dieser Kategorie. Ein im Ausland geborener Franzose, der mittlerweile im Land lebt, ist jedoch nicht zu den Einwanderern zu rechnen. Dasselbe gilt für einen im Inland geborenen Ausländer. In Frankreich geborene Kinder von Migranten werden daher den immigres nicht zugerechnet.

Offizielle Statistiken des INSEE nehmen stets Bezug auf die Gruppe der Ein­wanderer. Aus diesem Grund ist eine internationale Vergleichbarkeit der Aus­länderzahlen nicht gegeben. Das folgende Schema zeigt die Definitionsgrund­lagen (Geburtsland und Staatsangehörigkeit) der Begriffe des Einwanderers und des Ausländers anhand möglicher Beispiele:

Tab. 3.1: Die Begriffe "immigre fran~ais", "immigre etranger" und

"etranger" in Frankreich

französische Staatsangehörigkeit bei Geburt

französische Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung

andere Staatsangehörigkeit

Im Inland geboren

Kind französischer Eitern

im Inland geboren, später eingebürgert

etranger (Ausländer, nicht eingebürgert)

Im Ausland geboren

im Ausland geborener Franzose

immigre fran~ais (im Ausland geborener Eingebürgerter)

immigre etranger (Ausländer, im Aus­land geboren)

Die Volkszählung von 1999 ergab zum 8. März 1999 58.520.000 in Frank­reich lebende Personen gegenüber 56.660.000 im Jahr 1990 (gerundete Zahlen). Die folgende Tabelle 3.2 zeigt Ergebnisse dieser zwei Volkszählungen: Wie

90

Page 12: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~;­Tl>T

haben sich die Einwandererbevölkerung und die ausländische Bevölkerung in den einzelnen Kategorien verteilt?

Tab. 3.2: "lmmigres" und "etrangers" in Frankreich: Ergebnisse der

Volkszählungen 1990 und 1999 (in Tausend)

Im Inland geboren1 Im Ausland geboren Zusammen

1990

französische Staats- 49.560.000 1.720.000 51.280.000 angehörigkeit bei Ge-burt

französische Staats- 470.000 1.310.000 1.780.000 angehörigkeit durch lmmigres fran~aises Einbürgerung

andere Staatsangehö- 740.000 2.860.000 3.600.000 rigkeit Etrangers lmmigres etrangers

Zusammen 50.770.000 5.890.000 56.660.000

1999

französische Staats- 51.340.000 1.560.000 52.900.000 angehörigkeit bei Ge-burt

französische Staats- 800.000 1.560.000 2.360.000 angehörigkeit durch lmmigres fran~aises Einbürgerung

andere Staatsangehö- 510.000 2.750.000 3.260.000 rigkeit Etrangers lmmigres etrangers

Zusammen 52.650.000 5.870.000 58.520.000 1 Einschließlich überseeischer Gebiete

Quelle: INSEE

1999 lebten insgesamt 4.310.000 Einwanderer ("immigres fran<;:ais" plus "immigres etrangers") in Frankreich, was einem Anteil von 7,4% an der Ge­samtbevölkerung entsprach. Dieser Anteil ist seit 1975 stabil. Der Ausländer­anteil lag bei 5,6o/o. 85o/o der im Land lebenden Ausländer wurden im Ausland geboren, zählen also auch zu der Kategorie der Einwanderer. Während sich die absolute Zahl der Einwanderer von 1990 auf 1999 leicht um 145.000 (+3,4o/o) erhöht hat, nahmen sowohl die absolute Zahl als auch der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung ab (s. Tabelle 3.3):

91

Page 13: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~~ Edda Currle ... ~ ...

Tab. 3.3: Die Bevölkerung Frankreichs: Einwanderer und Ausländer und

ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung 1990 und 19991

Gesamtbevölkerung

Ausländer

in % der Gesamtbevölkerung

Veränderung in %

Einwanderer

in % der Gesamtbevölkerung

Veränderung in %

1990

56.660.000

3.600.000

6,0

4.170.000

7,0

1999

58.520.000

3.260.000

5,6

-9,0

4.310.000

7,4

+3,4 1 Ergebnisse der Volkszählungen in Tausend

Quelle: INSEE

Abb. 3.1: Ausländer (etrangers) und Zuwanderer (immigres) in Frank­

reich: Die Ergebnisse der Volkszählungen 1990 und 1999

4.500.000

4.000.000

... 3.500.000 C1l "C c '"' 3.000.000 -;;; ~

<( "C 2.500.000 c ~ .. C1l

2.000.000 ... C1l

"C c ~ 1.500.000 c

ü:i 1.000.000

500.000

0 1990

Daten nach Angaben von INSEE

Jahr

liillmmigres D Etrangers

1999

© efms 2003

Nach Angaben von INSEE wurden 1997 ca. 80.000 Ausländer in Frankreich legalisiert. Knapp ein Drittel darunter befand sich bereits vor 1990, dem Zeit­punkt der letzten Volkszählung, im Land. Von ihnen wurde angenommen, in

92

Page 14: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~ ~ :­,...,,..

die damalige Volkszählung eingegangen zu sein. Die verbliebenen zwei Drittel wurden dem ausländischen Bevölkerungsteil zum 1. Januar 1999 hinzugerech­net (Kerjosse 1999). Die Entwicklung der Einwanderer- und der Ausländer­anzahl zeigt Abbildung 3.1.

Abbildung 3.2 zeigt, dass mehr als ein Drittel der 1999 im Land lebenden Einwanderer die französische Staatsbürgerschaft besaß. Die Zahl der Eingebür­gerten unter den immigres hat sich im Laufe des Jahrzehnts um 250.000 (+19o/o) erhöht (s. auch Tabelle 3.1). Insgesamt nahm die Zahl der Eingebürgerten sogar um 33o/o zu. Im Gegenzug nahm der Anteil der Ausländer unter den Einwan­derern um 105.000 (-4o/o) ab und lag 1999 bei ca. 2J5 Millionen.

Abb. 3.2: Die Zuwanderer (immigres) Frankreichs 1990 und 1999:

Ergebnisse der Volkszählungen

100 Daten nach Angaben von INSEE

-------©efms 2003

90

80

70

~ 0 60 .5 ·a; 50 ..... c <:

40

30

20

10

0 1990

Jahr 1999

II andere Staatsangehörigkeit: immigre etranger

D französische Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung: immigre fran<;ais

Für die Jahre 1990 und 1999liegen die Ergebnisse der Volkszählung für die Verteilung der häufigsten Staatsangehörigkeiten der in Frankreich lebenden Ausländer vor. 1999 waren 17o/o der ausländischen Bevölkerung portugiesischer Staatsangehörigkeit. Marokko und Algerien folgten mit jeweils 15%. Mit Italien

93

Page 15: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;;- Edda Currle .... ~ ....

und Spanien lagen zwei weitere EU-Länder vor Tunesien. Die ausländische Be­völkerung in Frankreich kam damit in den 90er Jahren hauptsächlich entweder aus Nordafrika oder aus EU-Ländern (s. Abbildung 3.3).

Abb. 3.3: Ausländische Bevölkerung in Frankreich nach den häufigsten

Staatsangehörigkeiten im Jahr 1999

Algerien 15%

Marokko 15%

Gesamtzahl: 3.263.186

Tunesien 5%

Daten nach Angaben von INSEE © efms 2003

Die Geschlechterverhältnisse unter den Immigranten Frankreichs haben sich derjenigen der Gesamtbevölkerung weitgehend angenähert. Nach Angaben des INSEE ist gegenüber 1990 die Immigrantenpopulation von 1999 zwar gealtert, umfasst aber nach wie vor mehr junge Menschen als der Rest der französischen Bevölkerung. Eine Vergleich der Altersstruktur der Immigres mit dem Rest der französischen Bevölkerung ist aufgrund der vorliegenden Daten nicht möglich. Für die folgende Darstellung wurden daher die 2,3 Millionen Franzosen, welche die französische Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung erworben haben, mit

94

Page 16: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;;­... ~..,

den 3,2 Millionen Ausländern zusammengefasst und den französischen Staats­angehörigen gegenübergestellt, die ihre Nationalität von Geburt an besitzen. Die Graphik zeigt die Auswirkungen des Staatsangehörigkeitsrechts in Frank­reich, wonach ein in Frankreich geborenes Kind ausländischer Eltern die fran­zösische Staatsangehörigkeit erwirbt: Die Kategorie der unter 15jährigen ist bei den französischen Staatsangehörigen durch Geburt deutlich höher besetzt. Dies gilt vor allem im Vergleich mit anderen Staaten Europas, in denen es keine ius­soli-Regelungen gibt. Die größte Gruppe unter den Ausländern und Eingebür­gerten sind die 40 bis 59jährigen (31,3%), gefolgt von den Personen zwischen 25 und 39 Jahren (24,6%).

Abb. 3.4: Französische Staatsangehörige durch Geburt im Vergleich mit

Ausländern und französischen Staatsangehörigen durch Einbürgerung

nach Altersgruppen im Jahr 1999

c "' c. c.

über 60 Jahren

40 bis 59 Jahre

~25 bis 39 Jahre ~ ~ <

15 bis 24 Jahre

unter 15 Jahren

'I I

I I

I I

I I

I I

/ 0 5

Daten nach Angaben des INSEE

I u

I

I l

I IJ

I u

/ / / /

10 15 20 25 Anteil in%

D Französische Staatsangehörige durch Geburt

II Ausländer und Eingebürgerte

3.2.2 Das Migrationsgeschehen in Frankreich seit 1990

© efms 2003

/

30 35

"La mesure des entrees d'etrangers reste difficile." (Kerjosse 1999). Die Zu­wanderungs- und Einbürgerungszahlen Frankreichs werden seit 1987 in einem von Andre Lebon jährlich verfassten Bericht des Arbeitsministeriums ("Ministe­re de l'Emploi et de la Solidarite, Direction de la Population et des Migrations,

95

Page 17: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~:- Edda Currle "~"

DPM") veröffentlicht4• Der Bericht fasst dabei verschiedene Datenquellen zu­

sammen. Für die Wanderungszahlen sind die hauptsächlich zuständigen Stellen das OMI (Arbeitsministerium) und das OFPRA (Außenministerium). Die Berech­nungen und Schätzungen der Wanderungszahlen erfolgen dabei nach einer 1990 vom Haut Conseil de l'Integration festgelegten Berechnungsart auf der Basis dieser Daten. Der Haut Conseil de l'Integration wurde 1990 ins Leben gerufen. Eine seiner Aufgaben besteht nach eigenen Angaben darin, Statistiken zu Migration und Integration zu koordinieren, zu harmonisieren und zu produ­zieren. Die "groupe permanent charge des statistiques" des Haut Conseil be­steht aus Vertretern verschiedener, mit der Thematik befasster Ministerien und Institutionen und veröffentlicht jährlich einen eigenen Bericht. Dieser bildet eine weitere Quelle für eine umfassende Darstellung von Migrations- und Inte­grationsstatistiken in Frankreich. Daneben veröffentlicht das OMI einen eige­nen Jahresbericht (11Annuaire des migrations").

Die eingangs erwähnte Problematik der Messung und Darstellung der Wan­derungszahlen Frankreichs liegt daher nicht nur in methodischen Schwierig­keiten begründet, sondern auch in der institutionellen Fragmentierung der Zuständigkeiten. Die im folgenden verwendeten Angaben entstammen den Berichten des Arbeitsministeriums, die im Moment der Veröffentlichung bei der

11Documentation fran~aise" offiziellen Status haben.

Die Zuwanderungsstatistik Frankreichs umfasst grundsätzlich nur Ausländer, Franzosen sind nicht enthalten. Eine Abwanderungsstatistik existiert nicht. Es wird unterschieden zwischen dauerhafter Migration (Aufenthaltserlaubnisse ab einem Jahr Gültigkeit) und vorübergehender Migration (Aufenthaltserlaubnisse mit einer Gültigkeit zwischen drei Monaten und einem Jahr). Für zehn der ins­gesamt achtzehn ausgewiesenen Zuwanderungskategorien der dauerhaften Wanderung werden die Informationen aus den Daten des OMI und des OFPRA gewonnen, wobei lediglich für die Arbeitsmigration und die anerkannten Flüchtlinge ausschließlich registrierte und keine geschätzten Daten vorliegen. Alle weiteren Zuwanderungsarten müssen durch geschätzte Angaben ergänzt werden. In die Wanderungsstatistik der dauerhaften Zuwanderung gehen neben den Neuzuwanderern die im Rahmen von Legalisierungen erfassten Personen genauso ein wie Immigranten, deren Aufenthaltsstatus sich von "vorüber­gehend" zu "dauerhaft" geändert hat.

Im einzelnen bestehen die Kategorien der dauerhaften Migration aus: Ar­beitsmigranten und nicht beschäftigten Arbeitnehmern auf der Basis der

96

4 Das erste Mal wurde 1987 eine Statistik vom Office national d'immigrants, dem Vorläufer der DPM veröffentlicht, die aus den Länderberichten für die OECD hervorging. Der damalige Direktor der Abteilung gab den Anstoß, die Zahlen in einem eigenständigen Bericht öffentlich zu machen- daraus entstanden die seit 1986/87 bei der Documentation franc;:aise erhältlichen jährlichen Publikationen.

Page 18: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~~ T~T

Arbeitserlaubnisse des OMI, anerkannten Flüchtlingen (zuständig: OFPRA), dem Familiennachzug zu Drittstaatsangehörigen, zu französischen Staatsangehöri­gen und zu Flüchtlingen auf der Grundlage der vom OMI verwalteten Anträge, Besuchern, Beziehern von Unfallrenten, legalisierten Personen sowie einer Sonstigen-Kategorie (OMI). Das OMI erfasst im Gegensatz zum OFPRA Alter, Geburtsjahr, Geschlecht und Nationalität. Herkunfts- und Zielländer von Wan­derung werden in beiden Organisationen nicht erhoben.

Die zusätzlichen, geschätzten Kategorien der Zuwanderung sind im Laufe der 90er Jahre im Rahmen immer weitergehender Verbesserungen der Zuwan­derungsstatistik hinzu gekommen. Ein Grund hierfür liegt darin, dass das Innenministerium seit 1994 eine Statistik zu den jährlich erteilten Aufenthalts­erlaubnissen, unabhängig von ihrer Dauer und für alle Herkunftsländer, ein­schließlich der Europäischen Union, zur Verfügung stellt. Seit 1998 werden diese Daten jährlich in einer eigenständigen Publikation des Innenministeriums herausgegeben. Die Statistik zu den Aufenthaltsgenehmigungen des Innen­ministeriums sind allerdings keine echten Flow-Daten, da der Zeitpunkt der Einreise und der Zeitpunkt der Erfassung nicht derselbe sind. Von Experten wird sie nicht als geeignete Gesamtwanderungsstatistik bewertet. Ein Manko des Datenbestandes besteht darin, dass es sich um eine Statistik handelt, in die Daten aus den einzelnen Präfekturen eingehen. Diese Meldungen sind oft nicht befriedigend ausgefüllt. Zudem waren vor allem zu Beginn der Erfassung Dop­pelzählungen offensichtlich unvermeidbar.

Dem Arbeitsministerium bietet sich jedoch seitdem die Möglichkeit, für seine Berichte einige zusätzliche Zuwanderungskategorien, insbesondere den Fami­liennachzug aus der Europäischen Union, zu schätzen. Die Daten des Innen­ministeriums werden dabei nicht als eigentliche Quelle, sondern lediglich als Grundlage für Schätzungen herangezogen. Eine Vergleichbarkeit der Daten bis und ab 1994 ist daher nicht gegeben und muss bei der Betrachtung der folgen­den Abbildungen und Tabellen berücksichtigt werden. Bereits seit 1993 sind folgende Kategorien hinzu gekommen: Zuzug von EU-Angehörigen, die keine Arbeitnehmer sind, die Familienzusammenführung von EU-Angehörigen, der Nachzug von EU-Angehörigen zu französischen Staatsangehörigen, sowie als Besucher einreisende EU-Bürger. Im Rahmen von Angleichungen werden ferner Zuwanderungsarten, für die nur unzureichend genaue Angaben vorlagen, nun geschätzt. Dazu zählen die Familienzusammenführung von Flüchtlingen sowie, seit 1997, weitere Kategorien von Drittstaatsangehörigen, auf die nicht näher eingegangen wird, da ihre Gesamtzahlen sehr gering sind. In die dauerhafte Wanderungsstatistik gehen seit 1997 auch Personen ein, die im Rahmen einer Legalisierungskampagne einen legalen Status erlangt haben. Dennoch bleiben nach Angaben von Experten Gruppen von Zuwanderern übrig, die nicht in die Zuständigkeit der drei beteiligten Ministerien fallen. Die Gesamtzahlen sind daher als ein Minimum zu sehen.

97

Page 19: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~;- Edda Currle T~T

In den Darstellungen zur vorübergehenden, temporären Migration (Aufent­haltserlaubnisse von 3 bis zu 12 Monaten) sind Asylbewerber enthalten. Diese gehen damit nicht, wie in den meisten europäischen Ländern, in die Ge­samtzuwanderungsstatistik ein. Weitere Gruppen bestehen aus Studenten und Praktikanten sowie Besitzern einer vorläufigen Arbeitserlaubnis (seit 1999). Als dritte Kategorie der temporären Migration werden Saisonarbeitnehmer geführt.

Die folgenden Darstellungen der Gesamtzahlen beziehen sich ausschließlich auf die dauerhafte Migration ab einem Jahr Aufenthalt. Das Gesamtzuwan­derungsvolumen ausländischer Staatsangehöriger nach Frankreich lag für die Jahre 1990 bis 2001 bei folgenden Zahlen:

Tab. 3.4: Zuwanderung von Ausländern nach Frankreich von 1990 bis

2001

Jahr Zuwanderung Veränderung Registrierte Veränderung Geschätzte Veränderung insgesamt in °/o 1 Zahlen in o/o1 Zahlen in °/o1

1990 115.796 102.424 9.300

1991 123.413 6,6 109.885 7,3 10.000 7,5

1992 135.372 9,7 116.588 6,1 12.200 22,0

1993 116.161 -14,2 99.186 -14,9 16.975 39,1

1994 82.770 -28,7 69.290 -30,1 13.480 -20,6

1995 68.289 -17,5 56.739 -18,1 11.550 -14,3

1996 73.983 8,3 55.593 -2,0 18.390 59,2

1997 102.417 38,4 80.877 45,5 21.540 17,1

1998 138.138 34,9 116.903 44,5 21.235 -1,4

1999 104.398 -24,4 86.263 -26,2 18.135 -14,6

2000 119.250 +14,2 97.340 +12,8 21.910 +20,8

2001 140.953 +18,2 128.131 +31,6 12.822 -41,5 1 Bezug auf das Vorjahr

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite; eigene Berechnungen

Dabei werden zwei dominante Entwicklungen sichtbar (s. Abbildung 3.5). Der erste Höhepunkt 1992 geht auf die Regularisierungsmaßnahme von 1991 zurück, bei der ca. 18.000 Personen einen legalen Status erhielten und in die Zuwanderungsstatistik eingingen. Der nachfolgende Rückgang wird auf die veränderte rechtliche Lage nach dem Regierungswechsel von 1993 zurückge­führt. Der zweite Sprung zeigt sich in einem Anstieg zum Jahr 1997, der 1998 noch einmal signifikant deutlich wurde (+38,4 Prozentpunkte und +34,9 Pro-

98

Page 20: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~;­"'.,_"'

zentpunkte). Der Anstieg zum Jahr 1998lässt sich auf die 1997 erfolgte Legali­sierung von insgesamt ungefähr 80.000 Ausländern zurückführen, die zum Teil (45.773) in die Zuwanderungsstatistik eingingen und so 1998 zum Höhepunkt der 90er machten. Die Zahl der in die Statistik eingehenden ehemaligen "sans papiers" verringerte sich im darauf folgenden Jahr wieder auf 3.322, entspre­chend sank die Zuwanderungszahl von 1999 auf das Niveau von 1997. Seit 2000 ist eine kontinuierliche Zunahme der Zuwanderung nach Frankreich zu erkennen, die insbesondere auf gestiegene Zahlen bei der Familienzusammen­führung zurückzuführen ist. Insgesamt sind die Zuwanderungszahlen Frank­reichs im europäischen Vergleich allerdings eher niedrig, was unter anderem darauf zurückgeht, dass die Asylbewerberzahlen in die Darstellung der dauer­haften Migration nicht eingehen.

Abb. 3.5: Zuwanderung von Ausländern nach Frankreich von 1990 bis 2001: Registrierte und geschätzte Zahlen

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite ©efms 2003 160.000 ,--------"--------'---------------,

40.000 +----------------------------1

20.000 +-------------

0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Jahr Geschätzte Zahlen -+-Registrierte Zahlen -.-Insgesamt

Da es, wie bereits erwähnt, aufgrund des fehlenden Melderegisters keine Daten zur Auswanderung gibt, schätzt INSEE zu Beginn jeden Jahres den Wan­derungssaldo des voran gegangenen Jahres für die dauerhafte Migration (gemäß der Definition des Haut Conseil a l'integration) auf der Grundlage der Zuwan­derungsdaten des OMI und des OFPRA, der geschätzten Abwanderungsdaten sowie der Bevölkerungsfortschreibungen und der Angaben der Volkszählungen. Die Salden wurden für die 90er Jahre folgendermaßen ausgegeben:

99

Page 21: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~~ Edda Currle ........

Tab. 3.5: Geschätzter Migrationssaldo in Frankreich

Jahr Migrationssaldo

1990 +80.000

1991 +90.000

1992 +90.000

1993 +70.000

1994 +50.000

1995 +40.000

1996 +35.000

1997 +40.000

1998 +45.000

19991 +45.000

20001 +55.000 I vorläufige Angaben

Quelle: INSEE

1996 war das vierte Jahr in Folge, in dem der Migrationssaldo im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hatte (s. Tabelle 3.5): Für 1992 wurde ein Saldo von 90.000 angegeben, der sich in den kommenden Jahren stetig verringert hat. Der Einbruch der Zuwanderungszahlen zwischen 1993 und 1994 wird auf die ver­änderte rechtliche Lage zurückgeführt. Der Saldo der kommenden Jahre wurde auf dieselbe ungefähre Höhe festgelegt, wobei ein leichter Zuwachs von Jahr zu Jahr zu verzeichnen war: +40.000 für 1997, +45.000 für 1998 und1999 sowie +55.000 für 2000, wobei es sich bei den letzten zwei Salden um vorläufige An­gaben handelt.

Für die Gesamtzahlen der Zuwanderung werden seit 1994 Drittstaatsange­hörige und Angehörige aus dem Europäischen Wirtschaftsraum unterschieden (s. Abbildung 3.6 und Tabelle 3.8). Aufgrund der traditionellen Bindungen zu vor allem Portugalliegen die Zahlen der nach Frankreich zugewanderten Per­sonen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum fast durchgängig bei rund einem Viertel und sind damit im europäischen Vergleich relativ hoch.

100

Page 22: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;:­""~'"'

Abb. 3.6: Anteile der Drittstaatsangehörigen und der Staatsangehörigen

des Europäischen Wirtschaftsraumes an der Zuwanderung nach

Frankreich von 1994 bis 2001: Registrierte und geschätzte Zahlen

100

90

80

70

# 60 .5 ] 50 c < 40

30

20

10

0 1994 1995

Jahr D EWR-Angehörige II Drittstaatsangehörige

Staatsangehörigkeiten

Die Zuwanderung französischer Staatsangehöriger kann nicht gesondert aus­gewiesen werden. Sie sind in der Gesamtzahl der EU-Angehörigen enthalten. Man kann jedoch für jede Zuwanderungsart, mit Ausnahme der nur geschätz­ten Arten, Angaben zu allen anderen Staatsangehörigkeiten machen. Noch zu Beginn der 90er Jahre repräsentierten Portugal, Algerien, Italien, Marokko und Spanien die Hauptherkunftsländer der Zuwanderer nach Frankreich. Aus diesen fünf Ländern stammten beinahe zwei Drittel aller im Land lebenden Immi­granten (Daguet/Thave 1996). Diese Situation hat sich insofern gewandelt, als die Zuwanderung aus der EU stetig abgenommen hat (s. auch Kap. 3.2.3.1). In einer Gesamtbetrachtung für die 90er Jahre (s. Abbildung 3.7) ist kein Land der EU mehr vertreten. Marokko und Algerien lagen mit 14 bzw. 13 Prozentpunk­ten Anteil an der Gesamtzuwanderung jedoch nach wie vor auf Platz eins und zwei, gefolgt nun von der Türkei mit 7%, Tunesien, Ex-Jugoslawien und dem Libanon. Alle drei Maghrebländer sind demnach auch noch in den 90er Jahren Hauptausgangsländer der Zuwanderung nach Frankreich. Gemeinsam bilden sie 31% der Gesamtzuwanderung. Die Zuwanderung aus Osteuropa hat in Frankreich in den 90er Jahren keine große Rolle gespielt.

101

Page 23: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~:- Edda Currle ... ,.. ...

Abb. 3.7: Zuwanderung nach Frankreich nach den sechs häufigsten

Staatsangehörigkeiten (nur registrierte Zuwanderung, ohne geschätzte

Kategorien) von 1990 bis 1999

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite

Gesamtzahl: 888.300

3.2.3 Formen der Migration in Frankreich

3.2.3.1 EU-Binnenmigration

Marokko

© efms 2003

Die EU-Zuwanderung von Ausländern lässt sich aus den Angaben des Arbeits­ministeriums zur Zuwanderung nach Staatsangehörigkeit ziehen - allerdings sind dann die wesentlich höheren geschätzten Anteile nicht enthalten. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich lediglich auf Zuwanderer der Kategorie Arbeitsmigration, da EU-Ausländer sich für den Zweck der Arbeitsaufnahme beim OMI registrieren lassen müssen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch dies nicht durchgängig geschieht, da die Meldung von Seiten der Unternehmen auf Freiwilligkeit basiert.

Seit dem Zuwanderungshöhepunkt von 1992 ist die Zuwanderung der EU­Angehörigen stetig im Sinken und lag 1998 bei 5,2% Anteil an der Gesamtwan­derung (s. Tabelle 3.6 und Abbildung 3.8). Seit der Süderweiterung der EU gingen die Zahlen der Arbeitsmigration aus Spanien zurück. Es handelt sich allerdings nur um die offiziell registrierten Zahlen der dauerhaft beschäftigten Arbeitneh­mer. Hinzu kommen die nicht gemeldeten Arbeitnehmer sowie ein nicht genau zu beziffernder Anteil weiterer EU-Angehöriger. Entgegen der in Tabelle 3.6 d(lr­gestellten Zahlen wird davon ausgegangen, dass jährlich rund 30.000 Personen aus der Europäischen Union sich in Frankreich dauerhaft niederlassen.

102

Page 24: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~:­T~T

Tab. 3.6: Zuwanderung von EU-Ausländern nach Frankreich von 1990 bis

19981

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998

EU-Ausländer 11.300 11.700 25.900 14.400 10.800 7.900 7.100 6.400 6.100

in % der Gesamt- 11,0 10,6 22,2 14,5 15,6 13,9 12,8 7,9 5,2

wanderung I Nur registrierte Zuwanderungsarten; dies gilt auch für die Gesamtwanderung, auf die sich die

Prozentanteile beziehen.

Quelle: Ministere de l'emploi et de la solidarite; eigene Berechnungen

Abb. 3.8: Zuwanderung von EU-Ausländern nach Frankreich von 1990

bis 1998

30.000

25.000

.. 20.000 ~

"Cl c :..s

'u; 15.000 :::1

1 ::::> ..... V

10.000

5.000

0 1990

Daten nach Angaben des Ministere de J'emploi et de Ia solidarite

1t

j\\ I

j

1991 1992

\ "'-~~

1993 1994

Jahr

~

1995 1996 1997

3.2.3.2 Asylzuwanderung

©efms2003

~v

1998

Die Gesamtzahlen der Asylzuwanderung werden vom OFPRA verwaltet. In die Asylstatistik der Organisation gehen beide Ehegatten als Fälle dann ein, wenn sie beide einen Antrag gestellt haben. Stellt nur ein Ehepartner einen Antrag, wird die ganze Familie als ein Antrag gewertet. Kinder von Asylbewer­bern müssen bei Volljährigkeit einen eigenen Antrag auf Asyl stellen und gehen so in Anbetracht ihres zum Teil schon langen Aufenthalts in Frankreich mit erheblicher Verspätung in die Statistik ein.

103

Page 25: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~~ Edda Currle

"""'""

Die Gesamtzahlen der Asylantragsteller lassen sich für die 90er Jahre als u­förmige Wellenbewegung charakterisieren. Seit dem Höchststand von 1990 mit knapp 55.000 Asylsuchenden sank ihre Zahl, bis 1996 mit 17.405 ein Tiefstand erreicht wurde. Der drastische Rückgang zwischen 1991 und 1992 geht dabei auf eine Serie von Restriktionen im Asylrecht zurück. Als Beispiel mag hier das Arbeitsverbot für Asylbewerber gelten. Seit 1997 sind die Zahlen wieder im Stei­gen begriffen und erreichten im Jahr 2001 fast exakt den Stand von 10 Jahren zuvor (s. Abbildung 3.9).

Abb. 3.9: Asylzuwanderung nach Frankreich von 1990 bis 2001

60.000 ~------------Da_te_n_n_ac_h _An-=ga_b_en_d_es_O_FP_RA ___ ©_ef_m_s 2_00--,3

50.000

gp 40.000 ::l ... QJ

"C

1ä 30.000 ::: ::l N

>-< 20.000

10.000

0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Jahr

Im europäischen Vergleich hat die Asylzuwanderung in Frankreich in den 90er Jahren eine eher unbedeutende Rolle gespielt, vor allem im Vergleich mit dem Nachbarland Deutschland: Dort wurden zwischen 1990 und 2001 insge­samt 2.046.440 Asylsuchende registriert. In Frankreich hingegen beträgt die Gesamtzahl für diesen Zeitraum lediglich 382.880. Ein Grund für die insgesamt niedrigen Zahlen liegt in der stetigen Verschärfung der Asylgesetzgebung, ge­koppelt mit der Tatsache, dass nur wenige Personen aus osteuropäischen Län­dern in Frankreich Asyl beantragten und eher dazu neigten, in andere Länder zu emigrieren. Eine "Entlastung" zeigte sich auch in der Tatsache, dass sich gegen Ende der 90er Jahre ein Anstieg der Asylbewerberzahlen im Vereinigten Königreich (s. Kapitel 4.2.3) abzuzeichnen begann: Viele Personen verließen Frankreich über den Ärmelkanal wieder. Sie benutzten das Land also lediglich

104

Page 26: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~;­.,..,...,..

als Transitland, um die wirtschaftliche Situation im Königreich auszunutzen, die mehr so genannte "low jobs" bietet als die stark auf den öffentlichen Sektor ausgerichtete Ökonomie Frankreichs. 5

Abb. 3.1 0: Asylzuwanderung nach Frankreich nach den acht häufigsten

Herkunftsländern von 1990 bis 2001

andere

Gesamtzahl: 382.880

Daten nach Angaben des OFPRA

Türkei

ehern. Jugoslawien Mali 5% 5%

11%

Kambodscha, Laos,

Vietnam 6%

6%

©efms2003

Sri Lanka 7%

China 7%

*für Zaire/RDC liegen für 2000 und 2001 keine Angaben vor

Zu Beginn der 90er Jahre ging vor allem die Zahl türkischer Asylantragsteller in Frankreich zurück, was sich auf eine hohe Zahl negativer Entscheide in den vorangegangenen Jahren zurückführen lässt. Dasselbe gilt für Angola, wofür im Jahr 1991 zusätzlich Visabestimmungen eingeführt wurden (Böcker/Havinga 1998: 42). Trotzdem liegt die Türkei mit 11 o/o aller Asylantragsteller der 90er Jahre an der Spitze der häufigsten Herkunftsländer, gefolgt von Rumänien, ein Herkunftsland, das bei den Asylzahlen in Frankreich aktuell keine Rolle mehr spielt. Sri Lanka, China, die Demokratische Republik Kongo, die zusammenge­fasste Gruppe der drei Länder Kambodscha, Laos und Vietnam sowie Mali

5 So kam es in den letzten Jahren immer wieder zu regelrechten Anstürmen auf das Vereinigte Königreich über den Eurotunnel, die von dem sich in der Nähe des Tunneleingangs befind­lichen Flüchtlingslager Sangatte ausgingen. Noch im Juni 2002 hatte Frankreich für die immer wieder von der britischen Regierung geforderte Schließung des Lagers die Gegenforderung aufgestellt, das britische Asylrecht zu verschärfen. Im September 2002 verständigten sich die Innenminister beider Länder auf eine Schließung im Frühjahr 2003.

lOS

Page 27: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;;- Edda Currle ... ~ ...

folgen in den Top 8 der Herkunftsländer mit nahe beieinander liegenden Zah­len. Staatsangehörige des ehemaligen Jugoslawien sind in Frankreich bei den Hauptherkunftsländern mit 5% vertreten- ihre Gesamtzahllag jedoch für den Zeitraum der Neunziger lediglich bei 19.240. Die Gesamtsituation seit 1990 zeigt Abbildung 3.10.

3.2.3.3 Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge

Frankreich hat im Gegensatz zu Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Schweden nur wenige Flüchtlinge aus Jugoslawien aufgenommen. Aufgrund geringer Migrationsbeziehungen zwischen den beiden Regionen kamen auch nur relativ wenige Asylantragsteller nach Frankreich. Zwar stieg die Zahl der anerkannten Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien 1993 rapide an, wie aus Abbildung 3.11 ersichtlich wird. Ihre Gesamtzahllag selbst in diesem Jahr jedoch nur bei insgesamt knapp 2.000.

Abb. 3.11: Anerkannte Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in

Frankreich von 1990 bis 2001

<II CJ)

:§ .:c

(,J :::J u::

2.000 Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ja solidarite ©efms2003

1.750

1.500

1.250

1.000

750

500

k.A. 0

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Jahr

Ein weiterer Grund für die niedrigen Zahlen liegt darin, dass es in Frankreich bis 1998 einen vorübergehenden Schutz aus humanitären Gründen für Flücht­linge offiziell nicht gab. Erst 1998 wurde das "asile territoriale" für Flüchtlinge,

106

Page 28: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;;­TI>T

die nicht nach der Genfer Schutzkonvention anerkannt werden, eingeführt. Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina waren von diesen Regelungen demnach noch nicht betroffen (s. auch Kapitel 3.1.5.2). Über ihre Anzahlliegen keine offiziellen Schätzungen vor. Es wird aber davon ausgegangen, dass aus dem Kosovo ca. 10.000 Personen nach Frankreich emigrierten. 2.547 sind bis zum Ende des Jahres 1999 unter Ausnutzung von Rückkehrhilfen in ihr Heimatland zurückgekehrt. Im Jahr 2001 wurden 4.659 Flüchtlinge offiziell registriert- eine im internationalen Vergleich niedrige Zahl.

3.2.3.4 Ehegatten- und Familiennachzug

Die Angaben zum Familiennachzug nach Frankreich bestehen aus drei Grup­pen: dem Familiennachzug zu Drittstaatsangehörigen, dem Nachzug von Fami­lienmitgliedern zu französischen Staatsbürgern und dem Familiennachzug von Familienmitgliedern anerkannter Flüchtlinge. Die Zahlen beinhalten keine ge­schätzten Anteile, es handelt sich lediglich um vom OMI registrierten Zuzug. Dabei macht die erste Gruppe den weitaus größten Anteil aus. In den Jahren 1990 bis 1999 lag ihr Prozentanteil bei über 56. Die Zuwanderung von Fami­lienmitgliedern französischer Staatsangehöriger machte rund 42% aus, während Familienmitglieder von Flüchtlingen lediglich 1,5% stellten (s. Tabelle 3.14 im Anhang).

Abb. 3.12: Ehegatten- und Familiennachzug nach Frankreich nach den

sechs häufigsten Staatsangehörigkeiten von 1990 bis 1999

Gesamtzahl: 435.296

ehern. Jugoslawien 2%

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de la solidarite

Marokko

10%

© efms 2003

107

Page 29: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;:- Edda Currle ........

Die beim Familiennachzug vertretenen häufigsten Staatsangehörigkeiten spiegeln die Gesamtsituation der Zuwanderung nach Frankreich wider (s. Ab­bildung 3.12): Die Maghreb-Staaten sind mit insgesamt fast der Hälfte aller Bewilligungen der 90er Jahre vertreten- allein marokkanische Staatsangehörige bekamen fast ein Viertel dieser insgesamt 435.296 Bewilligungen. 9% des Fami­liennachzugs betrafen türkische Staatsangehörige, des weiteren sind Polen und Angehörige der ehemaligen jugoslawischen Staaten vertreten. Die beiden letztgenannten Länder bilden allerdings bereits sehr kleine Gruppen (s. auch Tabelle 3.13 im Anhang).

3.2.3.5 Arbeitsmigration

Die Daten zur Arbeitsmigration werden vom OMI verwaltet. Seit dem An­werbestopp für Arbeitsmigranten im Jahr 1974 werden nur sehr begrenzt Ar­beitserlaubnisse für Drittstaatsangehörige ausgestellt. Bei der Arbeitsmigration dominiert daher die Europäische Union mit 53% aller Aufenthaltsbewilli­gungen zum Zweck der Arbeitsaufnahme die Situation der 90er Jahre eindeutig. Andere Länder machen nur sehr geringe Anteile aus (s. Abbildung 3.13).

Abb. 3.13: Arbeitsmigration nach Frankreich nach den sechs häufigsten

Staatsangehörigkeiten von 1990 bis 1998

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite ©efms 2003

Gesamtzahl: 178.876

108

Page 30: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~~ .... ,. ....

In Kapitel3.2.3.1 zur EU-Binnenmigration wurde bereits davon gesprochen, dass nur diejenigen Zuwanderer aus der Europäischen Union registriert werden, die als angestellte Arbeitnehmer von ihren Arbeitgeber beim OMI tatsächlich gemeldet werden. Da diese Zahlen nicht valide sind, weist das Arbeitsminis­terium seit 1999 die Daten zu EU-Angehörigen nicht mehr aus. Die folgende Abbildung zeigt die Arbeitsmigration seit 1999:

Abb. 3.14: Arbeitsmigration nach Frankreich nach den sechs häufigsten

Staatsangehörigkeiten von 1999 bis 2001

Gesamtzahl: 57.227

1% Polen 1%

2%

Algerien 3%

5%

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite © efms 2003

andere

64%

EWR-Angehörige machten zwischen 1999 und 2001 zwei Drittel aller nach Frankreich gekommenen Arbeitsmigranten aus. Nach wie vor sind die Anteile weiterer Länder recht gering- die Türkei war 2001 z.B. mit nur 210 Personen vertreten (s. auch Tabelle 3.15 im Anhang).

109

Page 31: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~:- Edda Currle ... ~ ...

Abb. 3.15: Ehegatten- und Familiennachzug und Arbeitsmigration nach

Frankreich von 1990 bis 2001

Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite © efms 2003 § 60.000 ..---....,.--------------------,--------,

~ ·e 5o.ooo -~---------...-...r-------------1--~--1

.~ ~ < 40.000-t-----~~---+----------~~-----1 "Cl c :::1 100 1:1 30.000 t-------;(.__(._\:-----==,.""=~-----------i

~ c c ~ 20.000~-------~~-------------~~---~

·e .s: -c 10.000 l------------L~::::::=::!="'="L-------1 c :::1

c i 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

.c Jahr .....

-11-Arbeitsmigration +Ehegatten- und Familiennachzug

Insgesamt folgen sowohl die Arbeitsmigration als auch der Familiennachzug dem Trend der Gesamtzuwanderung der 90er Jahre, wie aus Abbildung 3.15 ersichtlich wird. Seit 1992 ging die Arbeitsmigration nach einem starken Abfall stetig zurück und ist erst seit 1999 wieder im Steigen begriffen. Der Familien­nachzug folgte mit einem Jahr Zeitverzögerung und nahm ebenfalls rapide ab, stabilisierte sich in den Jahren 1995 bis 1997, um 1998 wieder leicht anzustei­gen. 2000 lag der Höhepunkt der Familienzuwanderung bei 58.526 Personen. Insgesamt sind beide Kategorien quantitativ jedoch gering besetzt (s. auch Tab. 3.13 bis 3.15 im Anhang).

Saisonarbeitnehmer

Die Saisonarbeitnehmer in Frankreich arbeiten vor allem in der Landwirt­schaft, im Obst- und Gemüseanbau und bei Ernteeinsätzen. Nur wenige arbei­ten im Hotel- und Gaststättengewerbe. Ihr behördlich zu genehmigender Ar­beitsvertrag gilt als Aufenthaltserlaubnis für die Dauer ihres Arbeitseinsatzes. Quelle der Daten zu Saisonarbeitnehmern ist das OMI. Seit 1992 sind aufgrund der Freizügigkeitsregelungen für Spanien und Portugal Saisonarbeitnehmer aus diesen Ländern nicht mehr in der Statistik enthalten. Da Spanien und Portugal traditionell viele Saisonarbeitnehmer nach Frankreich entsenden, fällt die Gesamtzahl des Jahres 1992 gegenüber 1991 stark ab, was dem realen Zuzug

110

Page 32: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;~

"'~"'

jedoch nicht entspricht (s. Abbildung 3.16). In den 90er Jahren dominierten marokkanische und polnische Saisonarbeitnehmer den französischen Markt, gefolgt von Tunesiern und Angehörigen der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien (s. auch Tabelle 3.16 im Anhang). Seit 1993 liegt die Zahl der Sai­sonarbeitnehmer aus Drittstaaten pro Jahr zwischen 7.000 und 11.000 Per­sonen, eine vor allem im Vergleich zu Deutschland sehr niedrige Zahl.

Abb. 3.16: Saisonarbeitnehmer in Frankreich von 1990 bis 2001

© efms 2003 Daten nach Angaben des Ministere de l'emploi et de Ia solidarite 70.000.---------------------------------------------------.

.. 50.000 QJ

E -= ~ 40.000 ...

'Ql .Q

~ 30.000 s; 'iü

"' 20.000

10.000

0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Jahr

3.2.4 Einbürgerungen in Frankreich

Daten zu Einbürgerungen in Frankreich liegen in der Verantwortung einer Unterabteilung des Arbeitsministeriums, weitere Angaben stammen aus dem Justizministerium. Beide Institutionen veröffentlichen einen gemeinsamen jährlichen Report. Die Daten werden zudem in den jährlichen Berichten des Arbeitsministeriums publiziert, welche als Quelle für die im folgenden verwen­deten Angaben fungieren. Angaben zu Einbürgerungen lassen sich sowohl nach den verschiedenen Arten als auch nach den ehemaligen Staatsangehörigkeiten differenzieren. Wie bereits aus Kapitel3.2.1 hervorgegangen ist, besaßen 1999 nach Angaben von INSEE mehr als ein Drittel der im Land lebenden Immi­granten die französische Staatsangehörigkeit.

Bis 1993 lag die Gesamtzahl der jährlich Eingebürgerten konstant bei ca. 70.000. Die Zunahme der Gesamtzahlen seit 1994 geht auf die 1993 beschlos-

111

Page 33: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~;- Edda Currle ... ~ ....

sene Rechtsänderung zurück, nach der im Land geborene Kinder von Ein­wanderern mit 16 Jahren eine so genannte I/manifestation de volonte" abgeben mussten, um die französische Staatsangehörigkeit zu erlangen. Diese Gesetzes­änderung wurde mit Wirkung des Berichtsjahres 1999 wieder rückgängig ge­macht. In der folgenden Abbildung 3.17 sind ab 1999 in dieser Kategorie jene Einbürgerungen verzeichnet, die aufgrund dieser erneuten Gesetzesänderung von 1998 von ausländischen Eltern für ihre in Frankreich geborenen Kinder ab 13 Jahren gestellt werden können. Auch hier handelt es sich um Anspruchs­einbürgerungen (s. auch Kapitel 3.1.5.3 und Tabelle 3.17 im Anhang). Der Er­halt der französischen Staatsbürgerschaft für in Frankreich geborene Kinder von Einwanderern im Alter von 18 Jahren ging bis einschließlich 1993 und erneut seit 1999 nicht in die Statistik ein. Diese Daten wurden geschätzt und in der folgenden Darstellung nicht berücksichtigt. Seit 2000 gehen die Gesamtzahlen deutlich nach oben.

Abb. 3.17: Einbürgerungen in Frankreich von 1990 bis 2001

180.000 .------D_a_ten_n_a_ch_A_n-"-ga-'-b_en_d_es_M_in_is_te_re_d_e _re_m_,_pl_oi_e_t d_e_Ia_so_li_da_ri_te_---,=©=-e_fm_s __ Z-'-00'-'-,3

1.-r\ 160.000 +----------------------1'---1 1--\---1 I .-14o.ooo +----------_----------

1-_-+----, 1\

~ 120.000 -t--------111 \ ~- I f r--

§ 1 00.000 /- :--- :::::-- !-- t--

i 80000 ~ ~ - // ~ -~ ~ = ~ - ,_ i!i 60.000 I-- I-- ,------- - - - - - - - I--

40.000 t--r--r--~------t--

I-- I-- - - - - - -

= I-- I--20.000

0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

Jahr II Einbürgerungen 0 dar. freiwillige Erklärungen

Die Darstellung der häufigsten Staatsangehörigkeiten Eingebürgerter für die neunziger Jahre zeigt ein sehr differenziertes Bild. Die klassischen Zuwan­derungsländer der 90er sind alle auf den ersten Rängen vertreten, jedoch ließen sich auch viele andere Staatsangehörige einbürgern. Dies zeigt die hohe Iie­deutung, welche die französische Staatsangehörigkeit für die Einwanderer ein­nimmt und reflektiert die Tradition des Landes, seine Einwanderer als fran­zösische Staatsbürger zu sehen, eine Einbürgerung mithin zu begrüßen.

112

Page 34: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ; ; ;­"...,."..

Abb. 3.18: Einbürgerungen in Frankreich per Dekret und per Erklärung

in Folge von Heirat nach den neun häufigsten Staatsangehörigkeiten von 1990 bis 2001

Daten nach Angaben des Ministere de l'Emploi et de la Solidarite ©efms 2003

Gesamtzahl: 866.275

3%

3.3 Resümee

Die Wanderungs- und Einbürgerungszahlen Frankreichs werden in mehreren Veröffentlichungen verschiedener Institutionen dokumentiert. Die Problematik einer Darstellung liegt darin, dass verschiedene Quellen, die inkohärent sind, genutzt werden müssen. Am besten gelingt dies in den jährlich veröffentlich­ten Berichten des Arbeitsministeriums, die neben den Zahlen des OMI die Daten der Flüchtlingsbehörde OFPRA nutzt, sowie die Statistiken des Innen­ministeriums zu den jährlich erteilten Aufenthaltsgenehmigungen verwendet. Zudem sind in diesen Berichten die jährlichen Einbürgerungszahlen dokumen­tiert.

Eine Problematik der Wanderungsstatistik Frankreichs liegt zum einen darin, dass sie Kategorien beinhaltet, die keine echten Flussdaten darstellen. Dazu gehören die anerkannten Flüchtlinge oder die Gruppe legalisierter Personen. Einige Gruppen beruhen lediglich auf Schätzungen. Da die Gesamtzahlen ledig­lich ein Minimum darstellen, sind sie für einen internationalen Vergleich aus methodischen Gründen nur unter Einschränkungen verwendbar. Ein weiteres großes Manko der französischen Statistik besteht in der fehlenden Information über Abwanderungen. Daten zu Wanderungssaldi beruhen also auf Schät­zungen der Abwanderungen. Daneben ist es nicht möglich, Angaben über die Zuwanderung französischer Staatsangehöriger zu machen.

113

Page 35: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;;- Edda Currle T~T

Wie im Vereinigten Königreich auch ist die Zuwanderungsgeschichte Frank­reichs stark von seiner kolonialen Vergangenheit geprägt. Daneben wurden in Frankreich in den 60er Jahren zusätzliche Arbeitsmigranten aus südeuropäi­schen Ländern angeworben. Die Einwandererbevölkerung Frankreichs wird daher von wenigen starken Gruppen dominiert: Traditionellleben viele Ein­wanderer aus dem Maghreb und aus Portugal in Frankreich. Die Zuwanderungs­situation der neunziger Jahre hat sich jedoch diversifiziert, weitere Länder spielen eine zunehmend große Rolle bei der Zuwanderung von Drittstaats­angehörigen. Die Asylzuwanderung jedoch blieb in Frankreich im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten quantitativ eher gering. Und sowohl die Arbeitsmigration als auch der Ehegatten- und Familiennachzug haben seit den frühen 90er Jahren stetig abgenommen. Warum ist in der Zuwanderungskurve in den späten 90er Jahren trotzdem ein drastischer Anstieg zu verzeichnen? Er geht im wesentlichen auf die Regularisierung von bereits im Land lebenden Personen zurück. Es handelt sich also um keine echte Flussgröße, was für einen internationalen Vergleich der Zuwanderungsstatistik Frankreichs mit anderen Ländern ein großes Problem birgt.

Literatur zu Kapitel 3

Böcker, Anita I Havinga, Tetty 1998:

Asylum migration to the European Union: Patterns of origin and destination. Luxemburg

Oaguet, Fabienne I Thave, Suzanne 1996:

La population immigree. Le resultat d'une longue histoire. INSEE Premiere No 458- Juin 1996

Kerjosse, Roselyne 1999:

Bilan ctemographique 1998. INSEE Premiere W 633-Fevrier 1999

Rey, Annette 1997:

Einwanderung in Frankreich 1981 bis 1995. Opladen

Schnapper, Oominique 1995:

114

The Significance of French Immigration and Integration Policy. Ip: Heckmann, Friedrich I Bosswick, Wolfgang (Hrsg.): Migration Policies: a Comparative Perspective. Stuttgart

Page 36: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ;;;­

"'~"'

Schnapper, Dominique I Krief, Pascale I Peignard, Emmanuel 2001:

French Immigration and Integration Policy. A Camplex Combination. In: Heckmann, Friedrich I Schnapper, Dominique (eds.): The Integra­tion of Immigrants in European Societies. National Differences and Trends of Convergence. Stuttgart, S. 15-44

Tribalat, Micheie 1997:

Chronique de l'immigration. Les populations d'origine etrangere en France metropolitaine. In: Population 52 (1997), S. 163-219

Wihtol de Wenden, Catherine 1994:

Frankreich. In: Heinelt, Hubert (Hrsg.): Zuwanderungspolitik in Europa. Nationale Politiken - Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Opladen, S. 255-271

Tabellen zu Kapitel 3

Tab. 3.7: Ausländische Bevölkerung in Frankreich nach den häufigsten Staatsangehörigkeiten 1990 und 19991

Spanien

Italien

Portugal

Algerien

Marokko

Tunesien

andere

Insgesamt 1 Ergebnisse der Volkszählungen

1990

216.047

252.759

649.714

614.207

572.652

206.336

1.084.887

3.596.602

1999

161.762

201.670

553.663

477.482

504.096

154.356

1.210.157

3.263.186

Quelle: INSEE

115

Page 37: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~;- Edda Currle .........

Tab. 3.8: Zuwanderung von Staatsangehörigen des Europäischen

Wirtschaftsraumes und Drittstaatsangehörigen nach Frankreich von 1990

bis 2001 1 (Teil I: 1994 bis 1999)

Jahr Staatsangehörig- Registrierte Geschätzte Insgesamt keit Daten Daten

1994 EWR 11.932 9.980 21.372

Drittstaaten 57.898 3.500 61.398

1995 EWR 7.917 8.150 16.067

Drittstaaten 48.822 3.400 52.222

1996 EWR 7.183 15.440 22.623

Drittstaaten 48.410 2.950 51.360

1997 EWR 6.422 17.890 24.312

Drittstaaten 74.455 3.650 78.105

1998 EWR 6.175 18.435 24.610

Drittstaaten 110.728 2.800 113.528

1999 EWR 5.569 16.135 21.704

Drittstaaten 80.694 2.000 82.694

2000 EWR 5.487 20.785 26.272

Drittstaaten 91.853 1.125 92.978

2001 EWR 24.580 8.910 33.490

Drittstaaten 103.551 3.912 107.463 1 registrierte und geschätzte Daten

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite

Tab. 3.9: Zuwanderung nach Frankreich nach den häufigsten Staats-

angehörigkeiten von 1990 bis 2001 1 (Teil I: 1990 bis 1995)

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Marokko 18.000 18.200 16.400 13.800 8.100 6.600

Algerien 13.800 12.900 12.300 13.100 9.700 8.400

Türkei 7.000 9.200 9.200 6.800 4.700 3.600

Ex-Jugoslawien 1.200 1.100 1.200 4.000 1.300 1.600

Libanon 6.400 4.400 1.800 900 600

Kambodscha 1.300 1.200 800 800 700 600

andere 54.700 62.900 74.900 60.700 43.900 35.300

Insgesamt 102.400 109.900 116.600 99.200 69.300 56.700

Fußnoten und Quellen siehe Teil II

116

Page 38: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~;­..,.~,.

Tab. 3.9: Zuwanderung nach Frankreich nach den häufigsten Staats-

angehörigkeilen von 1990 bis 2001 1 (Teil II: 1996 bis 2001)

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Marokko 6.600 10.300 16.100 14.100 k.A. 18.700

Algerien 7.800 12.200 16.700 11.400 k.A. 15.000

Türkei 3.400 5.100 6.800 5.700 k.A. 6.900

Ex-Jugoslawien 1.300 1.500 2.400 1.800 k.A. 2.000

Libanon 500 700 700 800 k.A. 1.200

Kambodscha 500 600 800 700 k.A. 800

andere 35.500 50.500 73.400 51.800 k.A. 83.500

Insgesamt 55.600 80.900 116.900 86.300 97.340 128.100 I nur registrierte Zuwanderungsarten ohne geschätzte Kategorien

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidaritt;>; eigene Berechnungen

Tab. 3.10: Asylzuwanderung nach Frankreich von 1990 bis 2001

Jahr Insgesamt

1990 54.813

1991 47.380

1992 28.873

1993 27.564

1994 25.964

1995 20.415

1996 17.405

1997 21.146

1998 22.375

1999 30.907

2000 38.747

2001 47.291

Quelle: OFPRA

117

Page 39: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

;;;- Edda Currle TIJ>T

Tab. 3.11: Asylzuwanderung nach Frankreich nach den häufigsten

Herkunftsländern von 1990 bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Türkei 11.727 9.915 1.770 1.286 1.298 1.676

Rumänien 3.312 2.486 2.206 2.709 4.009 4.005

Sri Lanka 2.529 3.400 3.959 2.818 1.733 1.097

China 1.052 2.439 2.096 399 734 557

Zaire/RDC 5.806 4.402 3.065 2.197 1.758 1.243

Kambodscha, Laos, Vietnam 5.480 4.393 2.331 2.711 1.544 1.083

Mali 3.607 3.223 1.128 1.372 799 505

Ex-Jugoslawien 363 875 2.354 2.629 1.882 1.368

andere 20.937 16.247 9.964 11.443 12.207 8.881

Insgesamt 54.813 47.380 28.873 27.564 25.964 20.415

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Türkei 1.205 1.367 1.624 2.219 3.597 5.347

Rumänien 4.035 5.140 3.027 394 337 204

Sri Lanka 1.169 1.582 1.832 2.001 1.879 2.000

China 1.435 1.744 2.075 5.169 4.961 2.948

Zaire/RDC 1.064 1.187 1.778 2.272

Kambodscha, Laos, Vietnam 1.087 1.123 963 785 577 505

Mali 485 228 427 1.661 2.931 2.940

Ex-Jugoslawien 933 576 1.252 2.457 2.405 2.146

andere 5.992 8.199 9.400 13.949 22.060 31.201

Insgesamt 17.405 21.146 22.375 30.907 38.747 47.291

Quelle: OFPRA; eigene Berechnungen

Tab. 3.12: Anerkannte Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in

Frankreich von 1990 bis 1999 und 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2001

ehern. 85 91 132 1.977 1.368 845 586 327 353 692 676 Jugoslawien

dar. Bosnien- k.A. 249 336 226 103 82 98 200 Herzegowina

dar. BR k.A. 487 241 174 137 211 594 46<)

Jugoslawien

Quelle: Ministere de l'emploi et de la solidarite

118

Page 40: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Frankreich ~~~ ...........

Tab. 3.13: Ehegatten- und Familiennachzug nach Frankreich nach den häufigsten Staatsangehörigkeiten von 1990 bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Marokko 16.831 16.951 15.397 13.057 7.437 5.904

Algerien 10.745 9.890 9.722 10.698 7.346 6.052

Türkei 5.013 5.912 5.480 3.246 2.033 2.994

Tunesien 3.544 3.769 3.520 5.596 3.813 1.753

Ex-Jugoslawien 920 844 813 1.802 1.045 582

Polen 753 839 778 882 605 642

andere 18.500 20.407 20.002 22.709 15.199 13.640

Insgesamt 56.306 58.612 55.712 57.990 37.478 31.567

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Marokko 5.710 6.281 8.185 8.214 k.A. 9.033

Algerien 5.384 6.042 8.448 7.846 k.A. 10.177

Türkei 2.735 3.332 3.693 3.448 k.A. 3.090

Tunesien 1.887 1.952 2.491 3.014 k.A. 5.107

Ex-Jugoslawien 522 519 606 491 k.A. 471

Polen 463 385 418 325 k.A. 251

andere 13.693 12.545 14.438 14.654 k.A. 15.116

Insgesamt 30.394 31.056 38.279 37.992 58.526 43.245

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite; eigene Berechnungen

Tab. 3.14: Arten des Familiennachzugs und ihr Anteil an der Gesamtzahl von 1990 bis 2001

Art des Familiennachzugs insgesamt Anteil in%

Familiennachzug 290.041 54,0

Familienmitglieder von 237.973 44,3 franz. Staatsbürgern

Familienmitglieder von 9.153 1,7 Flüchtlingen

insgesamt 537.167 100

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite; eigene Berechnungen

119

Page 41: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~~ Edda Currle ..........

Tab. 3.15: Arbeitsmigration nach Frankreich von 1990 bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

EUIEWR' 8.783 8.551 23.768 14.361 10.837 7.871 7.143 6.385 6.143 11.820 12.395 12.885

Libanon 3.570 2.591 899 637 420 283 208 243 241 319 351 586

Algerien 612 605 513 517 527 576 569 548 438 560 582 748

Marokko 758 760 643 523 407 359 341 320 333 528 814 1.335

Polen 1.978 1.560 339 154 74 77 58 62 69 105 108 186

Türkei 87 936 2.075 371 152 75 63 79 66 47 100 210

andere 59 219 254 162 94 81 74 77 80 3.767 4.035 5.746

Insgesamt 22.393 25.607 42.255 24.388 18.349 13.106 11.450 11.004 10.324 17.146 18.385 21.696 I ab 1999 EWR

Quelle: Ministere de l'emploi et de la solidarite; eigene Berechnungen

Tab. 3.16: Saisonarbeitnehmer in Frankreich nach Staatsangehörigkeiten

von 1990 bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Marokko 4.177 4.304 5.181 5.173 4.960 4.744

Polen 2.353 5.916 7.257 5.012 4.186 3.585

Tunesien 689 745 803 772 710 683

Ex-Jugoslawien 162 207 107 155 114 88

andere 50.868 43.069 249 171 369 252

Insgesamt 58.249 54.241 13.597 11.283 10.339 9.352

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Marokko 4.529 4.278 4.083 4.182 3.946 5.386

Polen 3.351 3.012 2.591 2.608 3.271 4.634

Tunesien 626 629 587 637 537 517

Ex-Jugoslawien 77 69 59 19 54 40

andere 183 222 203 176 121 217

Insgesamt 8.766 8.210 7.523 7.612 7.929 10.794

Quelle: Ministere de l'emploi et de la solidarite; eigene Berechnungen

120

Page 42: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

Tab. 3.17: Einbürgerungen in Frankreich nach den

Frankreich ~~~ ·~ ...

verschiedenen gesetzlichen Grundlagen von 1990 bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Einbürgerungen per Dekret 34.899 39.445 39.346 40.739 49.449 40.867

dar. Einbürgerung 20.827 23.177 22.792 23.283 29.106 24.718

dar. Reintegration 3.462 3.710 4.205 4.299 4.948 4.108

dar. minderjährige Angehörige 10.610 12.558 12.349 13.157 15.396 12.041

Einbürgerung per Erklärung 30.092 32.797 32.249 32.425 43.633 21.017

dar. durch Heirat 15.627 16.333 15.601 15.246 19.493 16.659

dar. andere 2.265 1.703 2.390 2.866

Freiwillige Erklärungen von im 33.255 30.526 land geborenen Nachkommen von Migranten bei Volljährigkeit

Insgesamt 64.991 72.242 71.596 73.164 126.337 92.410

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Einbürgerungen per Dekret 58.098 60.485 58.123 67.569 77.478 64.595

dar. Einbürgerung 34.650 35.703 34.697 39.832 45.485 39.394

dar. Reintegration 6.525 6.311 5.753 6.512 7.340 5.785

dar. minderjährige Angehörige 16.923 18.471 17.673 21.225 24.653 19.436

Einbürgerung per Erklärung 21.880 23.191 23.789 68.866 63.977 57.036

dar. durch Heirat 19.127 20.845 22.113 24.088 26.056 23.994

dar. Erklärung von Einwanderern 42.433 35.883 31.071 für ihre minderjährigen Kinder ab 13 Jahren

dar. andere 2.204 2.346 1.676 2.345 2.038 1.971

Freiwillige Erklärungen von im 29.845 32.518 25.549 land geborenen Nachkommen von Migranten bei Volljährigkeit

Insgesamt 109.823 116.194 107.461 136.435 141.455 121.631

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite

121

Page 43: Migration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle ... · PDF fileMigration in Europa - Daten und Hintergründe Edda Currle unter Mitarbeit von Harald W. Lederer Matthias Neske

~~;- Edda Currle ... ~ ...

Tab. 3.18: Einbürgerungen in Frankreich per Dekret und per Erklärung

in Folge von Heirat nach den häufigsten Staatsangehörigkeiten von 1990

bis 2001

1990 1991 1992 1993 1994 1995

Marokko 7.741 10.289 12.292 13.131 22.676 12.249

Algerien 5.355 6.631 7.410 7.909 10.868 9.499

Portugal 6.876 7.126 5.575 5.233 6.908 3.775

Tunesien 3.076 4.375 4.991 5.370 9.248 4.182

Türkei 914 1.124 1.296 1.515 3.197 2.143

Kambodscha 1.827 1.729 1.701 1.847 3.319 2.445

Vietnam 2.326 1.390 1.888 1.775 2.660 1.950

Libanon k.A. 2.139 1.508 1.568 2.445 1.689

ehern. Jugoslawien 1.405 1.367 1.400 1.652 2.278 1.499

andere 21.006 19.608 16.886 15.985 5.343 18.095

Insgesamt 50.526 55.778 54.947 55.985 68.942 57.526

1996 1997 1998 1999 2000 2001

Marokko 15.452 16.365 16.345 21.245 23.856 22.794

Algerien 13.218 13.488 13.377 15.468 17.302 15.136

Portugal 4.644 4.997 4.505 4.517 3.815 2.819

Tunesien 5.109 5.420 5.699 5.914 7.330 5.886

Türkei 3.447 3.977 4.530 6.018 7.209 6.586

Kambodscha 2.950 2.896 2.404 2.297 2.268 1.560

Vietnam 2.773 2.432 2.186 1.940 1.986 1.432

Libanon 2.390 2.104 1.783 1.495 1.681 1.093

ehern. Jugoslawien 1.722 1.549 1.536 1.828 2.513 1.918

andere 25.520 28.102 27.871 30.935 35.574 29.365

Insgesamt 77.225 81.330 80.236 91.657 103.534 88.589

Quelle: Ministere de l'emploi et de Ia solidarite

122


Recommended