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Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

Date post: 26-Mar-2016
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Master Thesis, architecture, ZHAW 2009
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WOHNEN WIE IM EINFAMILIENHAUS Aspekte des Einfamilienhauses für verdichtetes Wohnen in der Stadt Bern
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Page 1: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

WOHNEN WIE IM EINFAMILIENHAUSAspekte des Einfamilienhauses für verdichtetes Wohnen in der Stadt Bern

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WOHNEN WIE IM EINFAMILIENHAUS Aspekte des Einfamilienhauses für verdichtetes Wohnen in der Stadt Bern

Master Thesis von Stefan Rüfenacht

Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenArchitektur, Gestaltung und BauingenieurwesenZentrum Konstruktives Entwerfen ZKE

Dozenten Beat Waeber Ingrid BurgdorfKoreferenten Franz Romero Marc LoeligerFachexperte Anke Domschky

Bild Umschlagseite: „ds Gässli“ Die Gebäudezeilen an der Marzilistrasse gehört zu den frühesten Wohnbauten im Quartier

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IMPRESSUM

Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenArchitektur, Gestaltung und BauingenieurwesenZentrum Konstruktives Entwerfen ZKE

Copyright bei den AutorenWinterthur, August 2009

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5 VORWORT

EINLEITUNG

6 Stadtwohnen ist wieder attraktiv

8 Der Traum vom Einfamilienhaus

AUFGABESTELLUNG

10 Synthese - Familienwohnung in der Stadt

10 Aspekte des Einfamilienhaus-Wohnens

THEMA

12 Entwurfsparameter Einfamilienhauswohnen

ORT

14 Bern 16 Quartier Marzili 18 Analyse Situation Marzili

20 Entwurfsparameter Baukultur Bern

PROJEKT

22 Entwurfsideen / Konzeptskizzen

24 Situation 26 Grundrisse 1 - 200

30 Schnitte 1 - 200

34 Schema Wohnungen

36 Detail 1 - 50 42 Fassaden

REFLEXION

44 Fragestellung

44 Untersuchungsmethoden und Übertragbarkeit

45 Arbeitsmethoden und Synchroner Entwurfsprozess

46 Erkenntnisse

ANHANG

48 Literaturverzeichnis / Referenzen

INHALTSVERZEICHNIS

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Die Master-Thesis von Stefan Rüfenacht untersucht mögliche Strategien für ein verdichtetes Wohnen in der Stadt Bern, welche die Qualitäten und Eigenheiten eines Einfamilienhauses aufweisen.

Diesem aktuellen Bedürfnis der urbanen Verdichtung mit grösstmöglicher Privatsphäre sowohl im Aussen- wie auch im Innenraum, wird auf Grund der Studie „Stadtentwicklungspoteniale“ der Stadt Bern ausgewiesenen Parzelle Brückenstrasse im Marzili Quartier untersucht. Die Erkenntnisse der historische Recherche der Baukultur der Stadt Bern über die lange, schmale Bebauungsstruktur der Zähringerstadt, dient als generierendes Moment des Entwurfes. In dieser Logik entsteht ein modular aufgebauter Setzkasten, der in Analogie zur Schnittlösung mit unterschiedlichem Strassenniveau zum Hofgarten, diese Qualitäten für den Wohnungsbau transformiert.

Durch die Addition der Zeilenbauten entstehen nach diesem Prinzip halböffentliche Strassenräume, die neben der Hauszugangsseite auch den Hofraum mit Ergänzungsnutzungen in idealer Weise erschliessen. Wirkt der Gebäudekörper zur Strassenseite durch regelmässige Rhythmisierung der massiven Schotten und deren Verkleidung mit eingefassten Holzpaneelen zurückhaltend urban, entsteht zur abgestuften Hofseite mit den eingenisteten Terrassen und Sitzplätzen ein modulierter Gebäudekörper, der die gewünschte Individualität deutlich ausdrückt.

Beat Waeber

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VORWORT

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Das Wohnen in der Stadt erfreut sich wieder grösserer Beliebtheit. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam es infolge neuer Mobilitätsmöglichkeiten und stetig steigender Dichte in der Stadt zu einer regelrechten Stadtflucht. Nachdem die Stadtbevölkerung in den 60er Jahren zuerst an die Stadtränder zogen, danach in die Agglomerationsgemeinden und sich zuletzt dank unbegrenzter Mobilität im-mer mehr in die peripheren Gebiete verteilte, scheint die Stadt als Wohnort nun wieder an Attraktivität zu gewinnen.

Seit einigen Jahren verzeichnen die meisten grösseren Städte der Schweiz wieder steigende Einwohnerzahlen. Diese Rückkehr in die Stadt als Umkehr der Bewegung von vor rund 50 Jahren, wird aber nie die damaligen Ausmasse annehmen. Der Grund dafür ist einfach: Es fehlt schlicht der Platz. Denn noch immer steigt der durchschnittliche Wohnflächenbedarf pro Person. Diese Kurve ist zwar abgeflacht, in der Stadt Bern liegt der Wert zurzeit bei 44m2/Pers (1) und ist somit etwas ge-ringer als in den Agglomerationen, dennoch gilt auch hier der starke Wunsch nach Grosszügigkeit der Räumlichkeiten.

Die sich andeutende Rückkehr in die Stadt als Wohnort ist aber sicherlich nicht einfach nur ein Modetrend unsere Zeit. Vielmehr liegen die Gründe in gesellschaft-lichen und demografischen Wandel in der Bevölkerung. Die Zusammensetzung der Schweizer Privathaushalte hat sich seit Beginn der 70er Jahre stark gewandelt. Stellte zuvor die klassische Familie mit einem oder mehr Kindern über die Hälf-te der Haushalte, sind es heute nur noch knapp ein Drittel aller Haushalte. Die Einpersonenhaushalte sind mit 36% aller Haushalte zur stärksten Nachfragergrup-pe geworden (2). Aus den „Babyboomern“ sind heute „best agers“ geworden. Die Präferenzen wandeln sich und damit auch die Nachfrage nach Wohnraum. Statt einem grossen Garten besteht im höheren Alter nun ein Bedürfnis nach kürzeren Wegen und mehr Komfort. Der gestiegene Anteil der Singelhaushalte oder kinder-losen Ehepaaren und die zunehmende Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft, sind somit die primären Nachfrager von städtischem Wohnraum. Doch während für diese kleineren Haushalte offenbar noch genügend Wohnraum vorhanden ist oder in aktuellen Projekten erstellt wir, herrscht im Segment der zentrumsnahem Familienwohnungen ein akuter Mangel.

Viele junge Familien verlassen die Stadt als Wohnort, weil sie hier keine Möglichkeit sehen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. So geht beispielsweise das Bundesamt für Statistik für die Stadt Bern von einer sinkenden Anzahl Schüler um 10% bis 2015 aus.

Stadtwohnen ist wieder attraktiv

(1) Wohnraum bleibt ein rares Gut; Der Bund; 14. Oktober 2008(2) Städtische Dichte; Lampugnani; Kapitel Nachfrage nach Urbanität von Martin Hofer(3) Künftige Planungsstrategie zum Wohnungsbau - Bauliche Stadtentwicklung Wohnen; Dezember 2007; Stadtplanungsamt Bern

EINLEITUNG

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„Dass die Bedürfnisse von Familien heute nicht optimal gedeckt sind, zeigen die untenstehenden Tabellen. Sie stellen dar, dass der Wanderungssaldo in der Stadt Bern bei Familien klar negativ ist (Tab. Familien), währenddem der gesamte Wan-derungssaldo 2005 leicht positiv ausfällt (Tab. Personen total). Das heisst, es ver-lassen jährlich rund 600 Familienhaushalte mehr die Stadt als neue zuwandern (daneben entstehen natürlich Familien aus bereits ansässigen Einzelpersonen). Um diese Abwanderung aufzuhalten, sollte das Angebot an Familienwohnungen vergrössert werden. So sehen die aktuellen Legislaturrichtlinien vor, ein spezielles Augenmerk auf die Neubautätigkeit zu legen, damit Familien, die in die Stadt zie-hen oder in der Stadt bleiben möchten, eine geeignete Wohnung finden.“ (3)

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Das fehlende Angebot an grossen Wohnungen in Zentrumsnähe ist jedoch nicht der einzige Grund, dass Familien aus den Städten wegziehen und sich in peripheren Gebieten niederlassen. Traum eines Grossteils der Schweizer Bevölkerung ist noch immer das Eigenheim im Grünen, am Besten mit einer Garage für zwei Autos und ei-nem grossen umgebenden Garten. Jeder dritte Wohnungssuchende träumt zurzeit vom eigenen Einfamilienhaus (4). Es sind dann meistens die tiefen Bodenpreise, die die Hausbauer in periphere Gemeinden ziehen. So nachvollziehbar die Grün-de für den Wunsch nach dem Eigenheim auch sind, so problematisch ist dessen ungebremste masslose Umsetzung: Die zunehmende Zersiedelung des Schweizer Mittellands verdrängt Natur- und Naherholungsräume. Die uneingeschränkte Mo-bilität belastet Mensch und Umwelt. Infrastrukturen werden dezentralisiert, wobei eine effiziente Nutzung verloren geht.

Doch nicht nur die periphere Lage, in denen Einfamilienhaussiedlungen aus dem Boden schiessen, ist problematisch. Auch die Bauweise, die riesige Oberflächen gegen aussen im Verhältnis zu geringer Geschossfläche generiert, ist nicht nur be-züglich Unterhaltsaufwände (Heizung, Elektro, etc.) sehr bedenklich, sondern auch bezüglich Grauer Energie in der Erstellung des Gebäudes.

Die Gründe, die zum Wunsch nach dem Eigenheim im Grünen führen sind viel-schichtig. Sie lassen sich mit dem Argument der Nachhaltigkeit nicht verneinen. Der einzelne Mensch als primär egoistisch und kurzfristig denkendes Wesen wird aus ökologischen Gründen genau so wenig auf sein SUV verzichten wollen, wie auf sein eigenes Haus im Grünen. Mit günstigem Bauland in abgelegenen Gemeinden, mit einem noch günstigeren Fertighaus aus dem Katalog, wird dieser Traum vom Haus einfach und rasch zur Wirklichkeit für viele. Wie Benedikt Loderer einst in ei-nem Interview sagte, sei das Hüsli das Elend unseres Landes und der persönliche Beitrag eines jeden am Raubbau der Ressource Land (5). Natürlich übt sich solche Kritik einfach. Doch anstatt mit erhobenem Finger die Schuldigen zu benennen, gilt es vielmehr für die vorhandenen Bedürfnisse alternative nachhaltige Lösungen zu finden und anzubieten.

Mit dem Bau von Familienwohnungen in der Stadt würde also nicht nur ein akuter Mangel, der durch sich wandelnde Präferenzen entstanden ist, behoben, gleichzei-tig könnte mit dem Angebot von echten Alternativen zum Einfamilienhaus auf der grünen Wiese, die masslose Zersiedelung der Schweiz eingedämmt werden.

(4) Immo Monitoring; Wüest und Partner, 2007(5) Benedikt Loderer in SF „Schweiz Aktuell“ nach seiner Meinung zu Einfamilienhäuser gefragt

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Der Traum vom Einfamilienhaus

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von oben nach unten: Massive Katalog-Einfamilienhäuser Alpina und Elena von Swisshaus, Fertighäuser in Holzelementbauweise Basicline von Hanlo, Futura von Renggli

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Mit dem demographischen Wandel scheint der Zenit der Nachfrage nach Eigen-heimen im Grünen überschritten. Dies ist aber nicht nur ein wechselnder Trend, sondern vielmehr durch die sich verändernde Gesellschaftsstruktur zu begründen. Der Traum vieler, vor allem junger Familien, bleibt das Eigenheim im Grünen. Und mit günstigem Bauland in abgelegenen Gemeinden mit einem noch günstigeren Fertighaus aus dem Katalog, wird dieser Traum einfach und rasch zur Wirklichkeit.

Wie das Stadtplanungsamt feststellt, herrscht ein grosser Mangel an attraktiven städtischen Familienwohnungen. Die geplanten Familienwohnungen werden dabei in direkter Konkurrenz zum Einfamilienhaus in peripheren Gebieten stehen. Die-se Nachfragegruppen sind nicht identisch, überschneiden sich jedoch in weiten Teilen. Betrachtet man die Gewichtung der Präferenzen der Wohnungsnachfrager, speziell der potentiellen Einfamilienhausbauer, fällt auf, dass die wichtigsten Be-dürfnisse sowohl für das zentrale Wohnen sprechen (Nähe zu Arbeit, kulturellem und sozialem Leben) als auch für das Eigenheim im Grünen (Grosszügigkeit, Pri-vatheit, Sicherheit)

Eine Synthese dieser zwei Wohnweisen käme somit der Idealvorstellung von Woh-nen wohl am nächsten: Das Einfamilienhaus in der Stadt. Dieser Gedanke scheint sehr utopisch und lässt sich kaum mehr so Umsetzten. Dazu ist der Platz in der Stadt zu eng geworden. Um eine weitere Abwanderung von Familien aus der Stadt zu verhindern, eine weitere Zersiedelung des Mittellandes einzudämmen und eine Nachhaltige Entwicklung zu fördern, muss dieser Gedanke aber ein Ansatzpunkt sein. Das familienfreundliche Stadthaus sollte eine echte Alternative zum Einfami-lienhaus im Grünen werden.

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Synthese - Familienwohnung in der Stadt

In einer Synthese von Einfamilienhauswohnen und Stadtwohnen wird es kaum möglich sein, alle Qualitäten eines Einfamilienhauses und des Einfamilienhausle-bens in ein städtisches Umfeld mit entsprechend höherer Dichte zu transferieren. So wird es beispielsweise nicht möglich sein, jedem Haushalt zu vier Seiten einen Garten anzubieten, wenn eine hohe Ausnützung durch mehrere Geschosse erreicht werden soll. Es kann sich jedoch dann die Frage stellen, wie gross und wie grün muss eine Terrasse sein, um einen valablen Ersatz für einen Einfamilienhaus- Gar-ten zu sein.

Die Qualitäten, welche zum Wunsch nach dem Eigenheim im Grünen führen sind sehr vielschichtig. Sie reichen von Quartier und nachbarschaftlichen Aspekten über das Gemüsebeet bis zum Wunsch nach dem eigenen Waschturm im Keller. Meine Arbeit hat dabei sicherlich nicht den Anspruch diese Bedürfnisse allumfassend ab-zudecken. Vielmehr konzentriere ich mich auf wenige, meines Erachtens jedoch grundlegende Aspekte des Einfamilienhaus-Wohnens.

Aspekte des Einfamilienhaus- Wohnens

AUFGABESTELLUNG

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Immeubles Villas, Le Corbusier, 1922 ungebautoben: http://apia.u-strasbg.frunten: www.arch.columbia.edu

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Entwurfsparameter EFHWunsch versus Realität

Privater Garten versus GeschosswohnungenDachgärten werden angelegt. Mit der Differenzierung der darunter-liegenden Raumhöhen, können Erdschichten aufgeschüttet werden. Sich gegen oben auflösende Gebäudevolumen schaffen verschieden Niveaus für Private Aussenräume. Der Dachgarten wird zur Erweiterung des Wohnraumes und zur Abstraktion der Natur.

Grosszügigkeit versus WirtschaftlichkeitDie Wohneinheiten werden gestapelt zu mehrgeschossigen Gebäuden. Tiefe Grundrisse und die Verschachtelung der Wohneinheiten generie-ren grosszügige und vielfältige Räume.

Privater Hauszugang versus Wohneinheiten in ObergeschossenPrivater Zugang für jede Wohneinheit durch Fussabdruck jeder Woh-nung auf Erdgeschossniveau. Die Garage wird als multifunktinaler, nut-zungsneutraler Raum ausformiert.

Dachgärten

Wirtschaftlichkeit

Multifunktinaler Garagenraum, www.lacatonvassal.comsocial housing Mulhouse

Aussicht versus EinsichtLeichte Differenzierung der Niveau der verschiedenen Aussenräume verhindern Einblicke in private Bereiche. Tiefe Brüstungen in Oberge-schossen vermeiden Einblicke in darunter liegende Privaträume.

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Blickbezüge

DAS THEMA

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Neben- /Stauräume versus Kollektive KellernutzungDer Verzicht auf kollektive Kellernutzung und Einstellhalle schafft Platz für grosszügige private Räume in Untergeschossen. Qualitativ schlechtere Räume in tiefen Grundrissen werden als Neben- oder Stauraum genutzt.

Raumkontinuum Innen Aussen versus GeschosswohnungenDer private Aussenraum jeder Wohneinheit befindet sich auf Niveau der Wohnräume. Fliessende Übergänge von Innen nach Aussen werden durch Differenzierung von Abtrennungen, Überdeckungen , Sichtbezüge, Licht, Material etc. geschafft.

Allseitigkeit versus ZweiseitigkeitSich nach oben auflösende Gebäudevolumen erlauben drei- oder allseitige Aussenbezüge jeder Wohneinheit.

Halböffenticher Quartierraum versus Städtischer KontextEine Abgrenzung des halböffentlichen Quartierraums zum öffentlichen Strassenraum wird durch eine blockrandähnliche, Hof-bildende Bebauungsstruktur erreicht. Eine Differenzierung der Niveau schafft eine Unterscheidung der Privatheit der Aussenräume.

Komplexe Grundrisse versus wirtschaftliche KonstruktionEine klare Rasterung im Grundriss und eine Bauweise aus vorgefertig-ten Elementen erhöhen die Wirtschaftlichkeit der Konstruktion.

Fliessende Übergänge Innen - Aussen, www.lacatonvassal.com

social housing Mulhouse

Allseitigkeit

Kostengünstige Schottenbauweisewww.big.dk

better and cheaper

Quartierstrasse im Marzili, Bern

KelleraktivierungZähringerstadt

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Als Ort der Untersuchung und des Eingriffs befasse ich mich mit der Stadt Bern. Einerseits bin ich durch meine Herkunft stark mit diesem Ort verbunden, andererseits sind die angesprochen Themen in Bern sehr aktuell: Seit einigen Jahren ist die Wohnbevölkerung der Stadt wieder am ansteigen, Wohnungen sind in dieser Zeit aber nur wenige entstanden. So ist der Leerwohnungsbestand (als Indikator für die Wohnungsnachfrage) im Juni 2008 auf 0,38% gesunken (6). Bei einem Wert von unter 0,5% spricht man gemeinhin von Wohnungsnot. Beim Grossteil der leer stehenden Wohnungen handelt es sich zudem um 1- bis 3- Zimmer Wohnungen. Ein akuter Mangel herrscht dagegen im Segment der 5- und mehr Zimmer Wohnungen.

DER ORT

(6) Wohnraum bleibt ein rares Gut; Der Bund; 14. Oktober 2008(7) Marktstudie für Nachhaltiges Wohnen im Raum Bern; büro für mobilität ag bern

Bern

Bauplatz Brückenstrasse

Wichtigstes Kriterium, das zur Wahl des Bauplatzes führte, ist sicherlich die zentrale Lage mit Nähe zu öffentlichem Verkehr und zu allen wichtigen Infrastrukturen. Die Parzelle an der Brückenstrasse im Berner Marzili Quartier ist hervorragende gelegen. Zurzeit wird die freie Wiese als riesiger Sportplatz für die angrenzende Schulanlage genutzt. Da sich in unmittelbarer Nähe grössere geschützte Grün- und Freiflächen befinden, besteht hier die Möglichkeit, diesen Sportplatz zu redimensionieren, beziehungsweise zu verlegen. Das Stadtzentrum und der Hauptbahnhof sind mit Busverbindungen oder in wenigen Gehminuten erreichbar. In direkter Nachbarschaft liegen das beliebteste Berner Bad, das Marzilibad, und die Aare. Kindergarten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, etc liegen ebenfalls in unmittelbarer Nähe. Die hervorragende Lage lässt jedoch auf hohe Bodenpreise schliessen, was eine hohe Dichte verlangen würde, um nicht Wohnungen im Luxussegment zu generieren. Zu diesem Areal an der Brückenstrasse besteht eine Studie, die dem Standort ein grosses Potential zu Realisierung einer „nachhaltigen und autofreien Überbauung“ zuschreibt (7).

Die Wahl der Parzelle Brückenstrasse im Marzili Quartier in Bern stützt sich auch auf die Karte „Stadtentwicklungspotentiale“ des Stadtplanungsamtes, welche verschiedene mögliche Gebiete für neue Wohnbauprojekte ausscheidet. Bei der Brückenstrasse handelt es sich um ein Areal der Kategorie „Mögliche Areale“. Das heisst, einerseits sind diese Zonen in Bevölkerung und Politik als Entwicklungszonen unbestritten, andererseits besteht für diese Areal aber noch keine konkretere Planung.

Situation Bern1 - 5000

Aareseitenarm vor der Trockenlegung, aus Marzili Berner Welt am Aareufer

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Das Areal befindet sich auf einem Grundstück, das Stadt und Kanton gehört. Nordwestlich des Bauplatzes, auf demselben Grundstück, liegt die ausgedehnte Gebäudegruppe der Pädagogischen Hochschule und der Volksschule. Die Gebäudegruppe ist in drei Etappen (1947, 1961, 1985) entstanden und gilt sowohl in funktioneller als auch ästhetischer Hinsicht als wertvoll und bildet somit eine denkmalpflegerisch schützenswerte Gebäudegruppe (8).

Der Charakter der Talsenke Marzili wurde bis in die 60er Jahre im Wesentlichen durch drei Anlagen bestimmt. Das Freibad direkt an der Aare, die Dampfzentrale und die Strickerei Wiesmann + Ryff (9). Durch den Bau der Monbijoubrücke und der dazugehörigen Brückenkopfbebauung wurden die Gebäude jedoch etwas ins Abseits gedrängt. Die quartiermässige Bebauung des Marzili reicht in die späten 1860er Jahre zurück. Die Wohnbauten nördlich der Parzelle entstanden grösstenteils zwischen 1860 und der Jahrhundertwende (10). Die schwierigen Terrainverhältnisse und die nahe gelegenen Industriebetrieb wirkten sich jedoch hemmend auf die Quartierentwicklung aus, weshalb hier noch heute grosse Freiflächen bestehen.

Der Bauplatz an der Brückenstrasse steht im Spannungsfeld verschiedenster Bebauungstypologien und Naturräumen: Westlich die für Bern typische, begrünte Hangkante mit den darüber liegenden Stadtbauten, die eine klare Trennlinie bilden; nördlich die drei bis vier geschossige Quartierbebauung aus dem 19. Jahrhundert; östlich das Freibad und im Süden die grossmassstäbliche Brückenkopfbebauung.

Quartier Marzili

(8) Quartierinventar Marzili-Weissenbühl 1989, Stadtplanungsamt(9) Das Marzilibad wurde 1822 als erstes Freibad der Schweiz eröffnet. Strickerei und Dampfzentrale sind um die Jahrhundertwende entstanden. Die Dampfzentrale befand sich damals noch auf der von der kleinen Aare gebildeten Marziliinsel. Das Nebeneinander von industriellen Betrieben sowie Fluss- und mineralischen Quellbädern ist historisch (10) INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920; Band 2 Basel Bellinzona, Bern; Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte 1986; Andreas Hauser, Peter Röllin

„Aarzyhli“ und „Das Inseli“ mitte des 19Jh, aus Marzili Berner Welt am Aareufer

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Die Situation rund um den Bauplatz an der Brückenstrasse präsentiert sich äus-serst heterogen. Im Norden grenzt das Grundstück an die Quartierbebauung aus dem Ende 19. Jh. In direkter Nachbarschaft liegen zwei denkmalgeschützte Ensem-ble und im Süden die Brückenkopfbebauung aus den 60/70er Jahren. Zudem ist der Perimeter Teil eines Grüngürtels von der Hangkante über Freibad bis zur Aare.

Hangkante Abschluss Stadtkörper

GrünbereichFreifläche

GrünbereichFreifläche

begrünte HangkanteSchutzzone

Perimeter

Denkmalgeschütztes EnsembleSchulanlage

Denkmalgeschütztes EnsembleStrickerei Wiesmann (1890)Dampfzentrale (1904)

Quartierbebauungseit Ende 19. Jh

BrückenkopfbebauungMonbijoubrückeab 60er Jahre

ückenkopfbebauungkopfbebauungBBrückeMonbijoubrückeubrückeMonbiabab 60er 60er JahreJahr

Quartierbebauungseit Ende 19. Jh

Denkmalgeschütztesshü eEnsembleSchulanlageSch

Denkmalgeschütztes nsemble En bleStrickerei Wiesmann 1890) (1 )Dampfzentralet l (1904)(1904)

Analyse Situation

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Die Bebauungsstruktur des Baufeldes an der Brückenstrasse soll an den Charakter der Quartieranlage anschliessen. Diese bilden mit ihrem blockrandähnlichen Bebauungsmuster halbprivate, zur Strasse geschützte Innenhöfe.

Die Bebauungsstruktur soll offen und durchlässig sein. Sie soll Bestandteil des wichtigen Grüngürteles von Hangkante zu Aare sein und diese Grünräume nicht entzwei teilen.

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Entwurfsparameter Baukultur Stadt Bern

Hofstätten

Hofstätten Parzellierung der Zähringer Stadt. Verhältnis zwischen überbautem Raum und nicht überbautem Raum im Laufe der Jahrhunderte. Im 12 Jh. waren die Parzellen hälftig überbaut, hälftig Hof oder Garten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Hof immer kleiner und zur Strasse wurden Lauben aus Stein gebaut. Die Grundrisse wurden somit immer tiefer.

Bezüge Innen Aussen

Die Laube ist eine Art Zwischenzonen zwischen Innen und Aussen, zwischen Privat und Öffentlich. Die halbgeschossigen Versätze schaffen Interessante Bezüge zwischen Innen und Aussen.

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aus Bern und die Zähringerstädte im 12. Jh; Francois Divorne; Benteli

aus Materialien zur Studie Bern; Arthur Ruegg; ETH

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Aktivierung der Kellergeschosse

Erste Entwicklungsstufe bis zum 14. Jahrhundert. Anfänglicher Zustand des Bauvolumens.

Zweite Entwicklungsstufe 15. - 17. Jahrhundert. Vergrösserung des Bauvolumens. Anlage von überbauten Lauben und Vorkellern. Hochtrottoirs

Die alten Keller werden aktiviert und zu Verkaufsläden umgewandelt.Tieferlegung der Hauptgasse

Siedlung Halen, Atelier 5, aus Materialien zur Studie Bern, Arthur Ruegg

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aus Bern und die Zähringerstädte im 12. Jh; Francois Divorne; Benteli

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Die innerstädtische Lage verlangt eine höher Dichte als im Einfamiliehausquartier. Eine lückenlose Aneinanderreihung und Stappelung der Wohneinheiten ist die lo-gische Konsequenz.

Die in Bern häufig anzutreffenden, längliche Parzellenstruktur basiert auf den Hofstätten-Parzellierung der Zähringerstadt (links). Die Parzellen und Baukörper werden weiter gestreckt und gedrückt. Es enstehen tiefe und schmale Grundrisse. Diese Streifen bilden den Fussabdruck auf Erdgeschossniveau jeder Wohneinheit (rechts).

Durch Verschieben der Scheiben in Längsrichtung entstehen neue Blickbezüge. Zudem werden Terrassen auf verschiedenen Ebene gebildet (links). Die Durchdringung der Schotten schafft abwechslungsreiche Dimensionierung und Proportionierung der Räume (rechts).

Konzeptentwicklung

PROJEKT

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Die Erschlissungskerne der Wohneinheiten befinden sich mittig in den Gebäudekörpern. Die Tiefe der Grundrisse führt zu mangelnder Tageslichtausleuchtung zentraler Räume. Licht- und Kommunikationshöfe schaffen Abhilfe und stossen senkrecht durch die Gebäudevolumen. Lichthöfe und Erschliessungskerne gemeinsam ergeben eine Funktionsschicht quer zur Schottenstruktur.

Ganz im Gegensatz zum strengen Schottenraster im Grundriss steht die Schnittentwicklung. Die weiche Innenwelt zeigt sich im Schnitt durch die freie Volumenentwicklung. Diese schafft eine Vielfalt in Raumhöhe und -proportionierung.

Die Differenzierung von Niveau schafft Sichtbezüge, Ausblick, Einblicke oder schütz vor genau diesen. Private Innen- oder Aussenräume sind geschütz vor Einblicken aus dem öffentlichen Raum. Umgekehrt sind aber Ausblicke in diese möglich. Der Fokus der Bezüge liegt dabei auf dem halböffentlichen Quartierraum zwischen den Gebäudezeilen.

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Die Parzelle liegt auf einem flachen Landstück zwischen den denkmalgeschützten Gebäuden der Pädagogischen Hochschule und der Marzilistrasse. Das ca14’000m2 grosse Grundstück ist ca 85m breit und ca 165m lang. Drei unterschiedlich langen Gebäudezeilen (47/53/59m) ziehen sich quer über die Parzelle. Dazwischen span-nen sich halbprivate Quartierräume auf. Diese Quartierwege bedienen zu beiden Seiten die Sockelgeschosse der Gebäudezeilen. Einerseits auf Ergeschossniveau die privaten Zufahrten zu den Garagen, andererseits die leicht versenkten Zugänge zu den nutzungsneutralen Räumen im Sockelgeschoss. Die zeilenartige Bebauung schafft eine optimale Ausrichtung jeder Wohneinheit. Gleichzeitig wird aber auch die angestrebte Durchlässigkeit der Bebauung erreicht. Die Grünräume des Freiba-des werden nicht von der grünen Hangkante getrennt. Grosse Bäume entlang der Marzilistrasse und der Sulgeneckstrasse im Süden des Grundstücks fassen die neue Bebauung und binden diese an das bestehende Quartier im Norden.

Situation

Situation 1 - 1000

Gebäudezeilen aus Modulen

Gesamthaft beinhaltet die Bebauung 42 neue Wohnungen für ca 125 Bewohner. In der Entwicklung des Projektes habe ich mich auf ein Element dieser Zeilen, beste-hend aus fünf Wohneinheiten, beschränkt. Dieses lässt sich im Prinzip unendlich aneinander reihen. Die Zeilen dieses Entwurfs sind also additiv gefügte Module die aneinander gereiht Reihen aus 12, 14 und 15 Wohneinheiten ergeben. Sonderfälle wie die Zeilenenden sind dabei bewusst ausgeklammert.

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Page 28: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

A B C D E

Sockelgeschoss 1 - 200

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1. Obergeschoss 1 - 200

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2. Obergeschoss 1 - 200

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3. Obergeschoss 1 - 200

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Page 32: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

Der Grundriss zeigt die starke, tragende Schottenstruktur. Nord – Süd ausgerich-tet bilden diese Scheiben schlauchartige, lange und schmale Räume. Das strenge Raster steht im deutlichen Kontrast zur Schnitt durch die Gebäude. Zwar sind die Bodenplatten ebenfalls massiv gedacht, die Entwicklung der Decken ist aber weit-aus freier, als die der tragenden Wände. Durch das abgesenkte Sockelgeschoss und das sich daraus ergebende Split-Level Prinzip, durch überhohe Wohnräume und Dachgärten mit tiefem Bodenaufbau, entstehen abwechslungsreiche und lebendige Schnittfiguren. Die Innenwelt zwischen den Schotten soll eine weiche, bewegliche Masse sein. Dies widerspiegelt sich auch in der differenzierten Materi-alisierung der Elemente.

Grundriss- undSchnittentwicklung

ModellfotoBlick aus Quartierstrasse

in Garten

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Schnitt A 1 - 200

Schnitt B 1 - 200

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Page 34: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

Visualisierung Zimmer nordseitig, Blick auf Dachgarten

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Page 35: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

Schnitt C 1 - 200

Schnitt D 1 - 200

Schnitt E 1 - 200

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Page 36: Master Thesis Architektur - Wohnen wie im Einfamilienhaus

Im modularen Entwurf, bestehend aus fünf Wohneinheiten, unterscheiden sich grundsätzlich drei verschiedene Wohnungstypen. Zum einen die Wohnungen der unteren Geschosse (Wohnung I & III) welche über einen nach Süden ausgerichteten Garten verfügen. Zum anderen die darüber liegenden Wohnungen (II und IV) mit ei-nem Nord-Süd durchgehenden Dachgarten. Ein dritter Typ ist die Atelierwohnung.

Betreten werden die Wohnungen über das Sockelgeschoss. Gegen Norden befin-den sich jeweils die Zimmer, meist mit einem vorgeschalteten Vorzimmer. Nach Süden ausgerichtet sind die teilweise überhohen Wohnräume. Dazwischen, im Kern des Gebäudes befinden sich die vertikalen Erschliessungen, Nassräume und Lichthöfe.

Wohnungsschema

Wohnung I

4,5 Zimmer plus Sockelgeschoss

138m2 plus 33m2 Sockelzimmer

168m2 Parzelle

Die Wohnung verfügt über einen nach Süden ausge-richteten Garten. Zwei Zimmer befinden an der Nord-fassade. Das Zimmer an der Südfassade ist über eine Treppe direkt mit dem Privaten Aussenraum verbun-den.

Wohnung II

5,5 Zimmer plus Sockelgeschoss

145m2 plus 33m2 Sockelzimmer

168m2 Parzelle

Der Dachgarten dieser Wohnung ist von Nord nach Süd durchgehend. Der Bodenaufbau erlaubt eine teilweise Bepflanzung.Alle vier Zimmer liegen an der Nordfassa-de. Zwei Zimmer haben direkten Bezug zum Privaten Aussenraum, zwei zum zentralen Lichthof.

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Wohnung III

5,5 Zimmer plus Sockelgeschoss

154m2 plus 33m2 Sockelzimmer

168m2 Parzelle

Die Wohnung verfügt über einen nach Süden ausge-richteten Garten. Drei Zimmer befinden an der Nord-fassade. Das Zimmer an der Südfassade ist über eine Treppe direkt mit dem Privaten Aussenraum verbun-den.

Wohnung IV

3,5 Zimmer plus Sockelgeschoss

105m2 plus 33m2 Sockelzimmer

168m2 Parzelle

Der Dachgarten dieser Wohnung ist von Nord nach Süd durchgehend. Der Bodenaufbau erlaubt eine teil-weise Bepflanzung.Zwei Zimmer liegen an der Nord-fassade, erschlossen über ein am Lichthof gelegenes Vorzimmer.

Wohnung Atelier

2 Zimmer plus Sockelgeschoss

60m2 plus 40m2 Sockelzimmer

168m2 Parzelle

Die Atelierwohnung verfügt über einen schmalen nach Süden ausgerichteten Garten und zwei südseitige Zim-mer.

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Die kontrastreiche Erscheinung von Grundriss- zu Schnittfigur widerspiegelt sich auch in der Konstruktion und Materialisierung der Bebauung. Massives, tragendes Element sind die Parzellen-tiefen Schotten. Durchdrungen werden diese nur von wenigen punktuellen Öffnungen und Durchstössen. Aussteiffendes Element sind die Treppenkern der oben liegenden Wohnungen. Die Bodenplatten sind wie die Schotten in Beton. Die nicht tragenden Wände, dazu zählen auch die Fassadenele-mente, sind in Leichtbau.

Der Ausdruck als Schottenbau wird mit der Materialisierung gestützt und gegen aussen noch verstärkt zur Geltung gebracht. Die 50cm dicken Schotten sind in Dämmbeton gedacht. Damit werden komplexe Anschlüsse vermieden und die tra-genden Elemente sind auch nach Aussen ersichtlich. Die weiche Innenwelt ist in Holz, ebenso die Fassadenelemente, welche vorgefertigt montiert werden können. Als Kontrast zur edlen Erscheinung des porösen Dämmbetons, sind die Elemen-te aus Holz aus einfachen Fichte Sperrholzplatten. Gegossene Böden und Parkett schaffen eine Differenzierung zwischen Wohnräumen und Zimmerbereich. Die De-cken sind weiss verputzt.

Konstruktion und Materialisierung

DämmbetonMisapor Beton AG

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Querschnitt 1 - 50

Grundriss Fassade Nord 1 - 50

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Längsschnittschnitt Südseite1 - 50

Längsschnittschnitt Nordseite1 - 50

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Die tragende Struktur der Schotten ist auch in der äusseren Erscheinung sehr präsent. Sie stösst über die Fassade hinaus und wird auch am Boden als Par-zellen- trennendes Element weiter geführt. Die hölzernen Elemente der Fassade, eingespannt zwischen den Betonschotten, sind in ihrer Ausformulierung äusserst lebendig. Sie springen vor und zurück, bilden Balkone und Terrassen. Die mäand-rierende Art widerspiegelt die Raumentwicklung, die sich im Gebäudeschnitt auch im Innern zeigt.

Auch die einzelnen Fassadenelemente selber werden zu raumhaltenden Körper, zur Möblierung des Innenraumes. Das Fenster misst jeweils die Hälfte der Element-breite. Aussen angeschlagen und mit einer tiefen Brüstung entsteht hier eine Sitzni-sche. Hinter einer Innen angeschlagenen Tür verbirgt sich ein kleiner französischer Balkon. Der Türflügel dient gleichzeitig zur Lüftung. Mit dem integrierten Bücherge-stell wird das Fassadenelement endgültig zum Möbelstück.

Fassade und Ausdruck

Fassadenansicht Süd 1 - 200

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Visualisierung Zimmer nordseitig, Fassadenelement von Innen betrachtet

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Fassadenansicht Nord

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Das städtische Wohnen mit Qualitäten des Wohnens im Einfamilienhaus an periphererer Lage ist ein aktuelles und spannendes Thema. Ich denke, die heutigen städtebaulichen Tendenzen, bei denen sich Planer und Investoren hauptsächlich mit Verdichtung von Bestehendem oder Bauen in hoher Dichte beschäftigen, decken bei weitem nicht die Ansprüche aller Nachfragegruppen. Die Bedürfnisse eines grossen Teils der Bevölkerung sind dabei nicht abgedeckt. Junge Familien und steuerkräftige Bewohner ziehen aus der Stadt und fördern somit die weitere Zersiedelung. Gleichzeitig entsteht ein soziales und demographisches Ungleichgewicht in den Kerngebieten.

Verschiedene Architekten und Planer haben über die Fragestellung der Transformation der EFH Qualitäten in urbanen Kontext gesinnt. So habe ich zu Beginn meiner Arbeit verschiedene Referenzen beigezogen und analysiert. Jeder Lösungsansatz weist dabei gegenüber den Qualitäten des Einfamilienhauses Verzichte auf. Sei dies nun die Allseitigkeit, die im Reihenhaus verloren geht, der Verzicht auf private Aussenräume bei Stapelung der Wohneinheit oder das Fehlen von nutzungsneutralen Räumen. Einerseits wurde mir dabei bewusst, dass der Raum für „Neuerfindungen“ sehr eng ist, andererseits, dass eine klare Gewichtung der Bedürfnisse wichtig wird und zwangsläufig Kompromisse eingegangen werden müssen.

Fragestellung

REFLEXION

Untersuchungsmethodenund Übertragbarkeit

Die Untersuchungen, basierend auf der Fragestellung der Thesis-Vorbereitung sind in zwei Themenkomplexe aufgeteilt: Thema und Ort. Diese zwei Spuren wurden zwar synchron bearbeitet, blieben aber bis zum Beginn des Entwurfsprozesses völlig unabhängig voneinander. Unter dem Titel Thema habe ich mich intensiv mit der Thematik des Einfamilienhauswohnens befasst. Dabei versuchte ich die einzelnen Bedürfnisse der Nachfrage genau zu benennen und zu Gewichten. In einer Gegenüberstellung des Wunschzustandes mit dem Ist-Zustand vieler konventioneller Wohnüberbauungen, entstanden dann bereits die ersten Entwurfsansätze. Diese Untersuchung zum Thema EFH ist völlig ortsunabhängig und somit innerhalb ähnlicher gesellschaftlicher und sozialen Strukturen durchaus auf andere Städte übertragbar.

In einer zweiten Spur der Untersuchung, unter dem Überbegriff Ort, habe ich mich mit den örtlichen Begebenheiten befasst. Dabei habe ich die Baukultur von Stadt und Quartier genauer untersucht und versucht, lokale Themen aus Vergangenheit und Gegenwart herauszufiltern. Unter den Untersuchungsstrang Ort gehörte auch die genau situative Analyse des Bauplatzes, der sich in einer sehr heterogenen Umgebung befindet. Im Gegensatz zum Untersuchungsbereich Thema, ist der Untersuchungskomplex Ort nicht auf andere Situationen übertragbar.

Für beide Untersuchungsspuren, sowohl Ort als auch Thema, wurden dann Entwurfsparameter herausgearbeitet und tabellarisch aufgelistet. Diese vereinfachte grafische Darstellung ist somit die Essenz der Untersuchung und bildete die Grundlage der Projektentwicklung.

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Die Fragestellung, die Situation und die Dimension des Perimeters im Projekt erforderten auch umfassende Überlegungen in städtebaulicher Hinsicht. So beschäftigte ich mich mit Massstäben zwischen 1 – 20 und 1 – 10‘000. Synchron zu Entwerfen, wie es die Ziele des Studios beschreiben, ist mir aber nur bedingt gelungen. Vor allem zu Beginn arbeitete ich in verschiedenen Massstäben. Einerseits im grossen Massstab um städtebauliche Fragen zu klären, andererseits an den Grundrissen der einzelnen Wohneinheiten um ein Setzkastenprinzip zu entwickeln.

Diese Gleichzeitigkeit war in dieser Phase sehr wichtig. Die Grösse des Perimeters lies eine detaillierte Planung über das ganze Grundstück nicht zu. Dadurch entstand ein Modul, bestehend aus fünf verschiedenen Wohnungen, das sich Additiv verwenden lies. In dieser Phase beschäftigte ich mich jedoch noch zu wenig mit der Materialisierung und vor allem mit dem Ausdruck des Gebäudes. Diese Themen habe ich wie gesondert in der zweiten Semesterhälfte bearbeitet. Vermutlich war diese Trennung vom räumlichen Entwerfen und dem Finden des Äusseren Ausdrucks mit ein Grund, dass mir diese Phase mehr Schwierigkeiten bereitete.

Arbeitsmethode undSynchroner

Entwurfsprozess

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Das Sockelgeschoss, ein schmaler langer Streifen, der Fussabdruck jeder Wohneinheit, als Referenz an die Berner Baukultur, war ein Ausgangspunkt des Entwurfs. Der zweiseitige private Zugang zu jeder Wohnung und die nutzungsneutralen Räume in diesem Sockelgeschoss sind meines Erachtens Qualitäten und Errungenschaften des Projektes. Mit den Nord- Süd durchgehenden und seitlich gefassten Dachgärten ist es gelungen, auch in oberen Geschossen eine gewisse Allseitigkeit des Wohnens zu generieren. Die hohe Dichte ist nicht spürbar und es herrscht ein sehr hohes Mass an Privatheit vor. Mit diesen Dachgärten ist jedoch auch das Abheben der Wohnräume vom Erdboden verbunden. Es entstehen lange vertikale Erschliessungswege, „Durststrecken“ zwischen Ankommen und Wohnen. Es ist dabei schwer gefallen, diesen Treppenräumen weiter sinnvolle Nutzungen und Funktionen anzuschliessen, die den gefühlten Weg verkürzen.

Das Schottenthema, entliehen aus der Bebauungsstruktur der Zähringerstadt, und die damit entstehenden schmalen und tiefen Grundrisse erlaubt eine hohe Dichte. Die Qualität und Vielfalt im Grundriss entsteht mit dem Durchdringen der Schotten an gewissen Stellen. Dieses Durchdringen, das Durchschreiten der Dicken Schotten, stellt aber einige Fragen bezüglich Thematisierung und Ausdruck dieser Öffnungen.

Allgemein waren die Schottenstruktur des Gebäudes und der damit zusammenhängende Ausdruck des Gebäudes ein ständiges Thema im Entwurfsprozess. Ich habe viel Zeit damit verwendet um einen adäquaten Ausdruck für den Bau zu finden. Zuletzt war jedoch klar, dass dieses Gebäude strukturell ein Schottenbau ist und dies gegen Aussen auch widerspiegeln muss. Die idealste Materialisierung um diesen Ausdruck zu erreichen, war die Schotten in Dämmbeton zu denken. Auf den ersten Blick mag dieses Material als Architektentraum erscheinen, bringt aber bei genauerem Betrachten einige Probleme mit sich und wirft Fragen auf.

Der starken Struktur der Schotten in Längsrichtung steht eine weiche, hölzerne Innenwelt und Hülle in Querrichtung gegenüber. Ein durchaus denkbares Gegenüber. Problematischer ist jedoch die genaue Umsetzung und Anwendung der Materialien. Dem edlen, brettgeschalten Dämmbeton stehen grossformatige Sperrholzplatten gegenüber. Während diese Hölzer in der tiefen, möbelartigen Aussenfassade durchaus möglich sind, haben die Innenwände in Sperrholz eher den Charakter einer Baubaracke.

Erkenntnisse

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Modellfotos Dachgarten

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Literaturverzeichnisund Referenzen

VERZEICHNIS

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- Bern und die Zähringerstädte im 12. Jahrhundert : Mittelalterliche Stadtkultur und Gegenwart / Françoise Divorne / Benteli, 1993

- Bern : Architektur und Städtebau 1850-1920 / Andreas Hauser und Peter Röllin / Orell Füssli, 2003

- Marzili : Berner Welt am Aareufer / Peter Gygax / Fischer, 1991

- Materialien zur Studie Bern : 4. Jahreskurs 1974/1975 / Dolf Schnebli mit Lehrstuhl Paul Hofer; red. und zusammengest. von Arthur Ruegg / ETH, 1975

- Density projects : 36 new concepts on collective housing / Aurora Fernández Per, Javier Arpa / a+t ediciones, 2007

- Plus : large-scale housing developments, an exceptional case / Frédéric Druot, Anne Lacaton and Jean-Philippe Vassal / Gustavo Gili, 2007

- Stadtwohnen : Geschichte, Städtebau, Perspektiven / Tilman Harlander/ DVA 2007

- Einfamilienhaus oder City? : Wohnorientierungen im Vergleich / Jürgen Schmitt / VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2006

- Graber Pulver. Close-up 2007 / mit Fotogr. von Walter Mair / gta Verlag, 2007

- Aussenräume = Open spaces / Dieter Kienast ; Photographien von Christian Vogt / Birkhäuser, 2003

- Besser wohnen in der Stadt : Konzepte und Beispiele für Familienwohnungen / Hannes Weeber / Fraunhofer IRB, 2005

- Bestand? Perspektiven für das Wohnen in der Stadt / hrsg. von Gisela Schmitt / Dorothea Rohn, 2008

- Städtische Dichte / hrsg. von Vittorio Magnago Lampugnani / Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2007

- Immo-Monitoring / Wüest & Partner / Verlag Wüest & Partner, 2006 - 2008

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Seit einigen Jahren ist die Wohnbevölkerung in Schweizer Städten wieder am wachsen. Doch der Raum ist begrenzt, die individuellen Platzansprüche sind dennoch hoch. Vor allem im Segment der Fa-milienwohnungen herrscht in zentrumsnahen Gebie-ten ein akuter Mangel. Familien verlassen weiterhin die Städte und ziehen ins Eigenheim im Grünen. Die Zersiedelung der Schweiz schreitet ungehindert fort. Eine Betrachtung von Bedürfnissen und Präferen-zen vor allem von jungen Familien zeigt, ein ‘‘Einfa-milienhaus in der Stadt’’ käme der Idealvorstellung vom Wohnen am nächsten. Aber welche Qualitäten machen das Einfamilienhaus-Wohnen aus? Und wie können diese Qualitäten in einen städtischen Kon-text transformiert werden?

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Architektur, Gestaltungund Bauingenieurwesen

Zentrum Konstruktives EntwerfenMaster Thesis von Stefan Rüfenacht


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