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LG Nr.40 D

Date post: 17-Mar-2016
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Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins
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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS Nr. 40 1/2012 WITH ENGLISH SUMMARY Waadtländer Weine Sexy Waadtländer Weine! Terravin: Die grosse Stunde von Jean-Luc Blondel Das Jahrhundert von Hugh Johnson Degustation Merlot im Aufwind Terroirs & Regionen Das Land, wo Chasselas und Honig fliessen (I) Geheimes Morges Die Metamorphose: Im Herzen der Gärung Confrérie Die Schlaraffenland-Ressats Jean-Claude Vaucher am Steuer!
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ZEITSCHRIFT DES WAADTLÄNDER WEINS • Nr. 40 1/2012 • WITH ENGLISH SUMMARY

Waadtländer Weine Sexy Waadtländer Weine! Terravin: Die grosse Stunde von Jean-Luc Blondel Das Jahrhundert von Hugh Johnson

Degustation Merlot im Aufwind

Terroirs & Regionen Das Land, wo Chasselas und Honig fliessen (I) Geheimes Morges

Die Metamorphose: Im Herzen der Gärung

Confrérie Die Schlaraffenland-Ressats Jean-Claude Vaucher am Steuer!

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Morges, vom 18. bis 23. April 2012

EhrengastDIE SCHWEIZER WEINE Swiss Wine Promotion

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P. S. A big welcome to those of you reading the magazine in English. Whether you live in Switzerland or are just visiting, we hope you enjoy learning more about the exceptional wines made in the Pays de Vaud and our unique art of living. en

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Trend Die Metamorphose: Im Herzen der Gärung 2

Waadtländer Weine Sexy Waadtländer Weine! 4 Alte Chasselas der Ville de Lausanne 6 Terravin: Die grosse Stunde von Jean-Luc Blondel 8 Das Jahrhundert von Hugh Johnson 10 Der Chasselas erlangt Weltformat 13 Baronnie du Dézaley wird erwachsen 15 Degustation Die Stimme des Schweizer Weins 21 Merlot im Aufwind 22 Die 2009er profitierten vom Jahrgang 27 Weinconcours in der Schweiz und im Ausland 33

Unsere Terroirs und ihre Talente Das Land, wo Chasselas und Honig fliessen (I) 37

Unsere Regionen sind rare Perlen Geheimes Morges 43

Confrérie du Guillon Botschaft des Gouverneurs 55 Die Schlaraffenland-Ressats 56 Propos de Clavende 67 Wir lüften den Deckel 68 Die Quatre Heures in Begnins 73 Jean-Claude Vaucher am Steuer! 76 Horizonte: Annick Jeanmairet 78 Die Kolumne von Michel Logoz 80

Titelbild:Cécile Hug und ihr Konzept der Metamorphose.

IMPRESSUM: Herausgeberin: Revue Le Guillon GmbH, Chemin de la Côte-à-Deux-Sous 6, 1052 Le Mont-sur-Lausanne; Geschäftsführung: Dr. Jean-François Anken (Präsident), Gilbert Folly, Daniel H. Rey. Partner: Confrérie du Guillon, Office des Vins Vaudois, Qualitätslabel Terravin, Fédération des caves viticoles vaudoises, Section vaudoise de l’Association suisse des vignerons encaveurs, SAGR, SELT. Le Guillon, die Revue des Waadtländer Weins erscheint zweimal jährlich in den Sprachen Französisch und Deutsch, mit englischen Zusammenfassungen. [email protected]: Françoise Zimmerli. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Pascal Besnard, Caroline Dey, Gilbert Folly, Philippe Gex, Michel Logoz, Julien Neyrinck, Pierre Thomas, Alexandre Truffer, Eva Zwahlen. Übersetzung ins Deutsche: Evelyn Kobelt (Confrérie), Eva Zwahlen. Übersetzung ins Französische: Loyse Pahud. English adaptation by CFS Communication, Geneva. Art director: STLDESIGN, Estelle Hofer Piguet. Fotografen: Kairos atelier photos – Sandra Culand; Caroline Dey; Philippe Dutoit; weinweltfoto.ch – Hans-Peter Siffert; Studio Curchod. Fotolitho und Druck: Swissprinters Lausanne SA. Anzeigenleitung und Abonnemente: [email protected] – ISSNN 1423-7393

Die Metamorphose: Diese Nummer dekliniert sie auf verschie-denste Arten. Allen voran mit einem Beitrag zu den in der Önologie verwendeten Hefen und einem Eintauchen ins Herz der Gärung, die ungestört von Blicken abläuft. Doch auch mit dem neuen Image der Waadtländer Weine. Ihr Promotionsbüro, das lange mit dem traditionellen Image der Waadtländer Weinregion gespielt hat, wagt es dieses Jahr, sich davon zu befreien, um seinen letzten Slogan Befreien Sie Ihre Sinne besser mit einem etwas gewagten, aber aktuellen Image unserer Weine abzustimmen, kurz: Waadtländerwy macht sexy. Jeder wird das nach seinem eigenen Geschmack beurteilen, doch Le Guillon möchte diesem Schritt Respekt zollen, plaziert er doch unsere Weinregion im Kreis jener, die voll und ganz in ihrer Zeit leben.Obwohl die Waadt eng mit dem Chasselas verbunden bleibt, konstatieren wir eine weitere Metamorphose, den Übergang von traditionellen Rebsorten hin zu einst in der Waadt wenig verbrei-teten Varietäten. So etwa zum schnell aufgestiegenen Waadt-länder Merlot. Klimaerwärmung am Lac Léman, das Vorbild der Tessiner? Diesen Fragen wollen wir nachgehen.Selbst im Innern der Confrérie du Guillon vollzieht sich eine Metamorphose. Die Stabsübergabe an ihrer Spitze wird zwar nicht an ihren Grundfesten rütteln, sich aber in der Persönlich-keit ihres neuen Gouverneurs ausdrücken. Seit der Gründung der Bruderschaft hat jeder Gouverneur sie durch seinen persön-lichen Touch mitgeprägt. Wir sind gespannt auf den von Jean-Claude Vaucher, nachdem wir den von Philippe Gex verkostet und genossen haben…Eine Nummer, die Ihnen also diverse gute Gründe für Zufrieden-heit bietet, angefangen bei einem experimentellen Titelbild.

Gute Gründe für Zufriedenheit Françoise Zimmerli

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«Hefen sind Mikroorganismen, die den Zucker des Traubenmostes während der alkoholi-schen Gärung in Alkohol verwandeln. Diesen Prozess darf man nicht verwechseln mit dem durch Bakterien ausgelösten biologischen Säureabbau. Wie Rebsorten oder Hunde wurden diejenigen Hefen selektioniert, die ganz besondere Charakteristiken aufweisen. So stammt eine der weltweit am häufigsten verwendeten Sauvignon-blanc-Hefen von der seit Jahrhunderten für ihren Sauvignon berühmten Domaine Château Smith Haut Laffite», erklärt Julien Dutruy, der Önologe der Frères Dutruy in Founex. Für diesen kan-tonal wie national oft ausgezeichneten Öno-logen «verleihen Spontanhefen einem Wein Komplexität, doch sind selektionierte Hefen viel präziser. Die Mikroorganismen, die auf

Alexandre Truffer – Fotos: Serge Hautier, Ecole d’Ingénieurs de Changins

den Trauben leben und sich an die Beson-derheiten einer Region akklimatisiert haben, setzen sich aus Hunderten von Mikroorganis-muswurzeln zusammen, darunter auch Mit-gliedern der Familie der Brettanomyces, die einem Wein Stallaromen verleihen können. Diese ganze kleine Welt arbeitet im Tank, und das Resultat ist viel stärker vom Zufall abhängig.» Er präzisiert, «dass Spontanhefen in grossen Terroirs ein Plus darstellen, aber auch das Risiko von Unregelmässigkeiten beinhalten.»

Die einheimische Fauna domestizierenRaymond Paccot macht dieselbe Feststel-lung: «Ende der 70er Jahre ersetzten selekti-onierte Hefen die natürlichen Spontanhefen. Diese Evolution machte unsere Weine fruch-

BROT UND BIER HABEN EINES MIT DEM WEIN GEMEIN: DEN PROZESS DER GÄRUNG.

DIESE KOMPLEXE METAMORPHOSE VERLANGT NACH MIKROSKOPISCH KLEINEN WIRKSTOFFEN,

«HEFEN» GENANNT. SEIT JAHRZEHNTEN VERSUCHT MAN DIESE MIKROORGANISMEN ZU VERSTEHEN

UND ZU DOMESTIZIEREN, DOCH EINIGE WINZER WAGEN DIE RÜCKKEHR ZU SPONTANEN, IM

MOST VORHANDENEN HEFEN. TAUCHEN WIR EIN IN DIE GEHEIMNISSE EINER KAUM BEKANNTEN

ÖNOLOGISCHEN ETAPPE, DIE DEN MOST ERST IN WEIN VERWANDELT.

Die Metamorphose:Im Herzen der Gärung

Selektionierte Hefen in einem Chasselasmost am sechsten Tag der alkoholischen Gärung (400-fach vergrössert).

Die untere Hefe ist gerade dabei, sich auf asexuelle Weise, durch Teilung, zu vermehren (1000-fach vergrössert).

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tiger und die Gärungen sicherer, indem sie Probleme mit Böckser eliminierte.» Der Win-zer, der in der Regel spontane und selektio-nierte Hefen kombiniert, macht sich heute Sorgen angesichts einer Entwicklung, welche die Forscher dazu treibt, immer noch leis-tungsfähigere Hefen auf den Markt zu brin-gen. «Mit diesen ausnehmend präzisen, fast olympischen Hefen verliert man gewisser-massen seine Unabhängigkeit.» Der Winzer aus Féchy glaubt einen grösseren Spielraum zu gewinnen, indem er seine eigenen Hefen «domestiziert». «Unter der Aufsicht eines Doktors der Biologie haben wir versucht, auf wissenschaftliche Art die Qualität der Hefen aus den drei Parzellen Le Brez, En Bayel und Le Petit Clos zu bestimmen. Da diese Parzel-len seit Jahren biodynamisch bewirtschaftet werden, sind die Populationen von Mikro-organismen stark entwickelt. Wir möchten schliesslich die besten Populationen des Guts selektionieren, um zertifizierte Hefen mit der Herkunft La Colombe kreieren zu können.»

Zurück in die ZukunftDie neue Prestigelinie von Badoux Vins in Aigle namens «Lettres de Noblesse» weist eine Besonderheit auf: Sie umfasst drei der seltenen Schweizer Weine, einen Chasselas, einen Merlot und einen Cabernet-Malbec, die

mit natürlichen Hefen und nicht nur in ver-traulichen Mengen produziert wurden, son-dern in einer Auflage von insgesamt 15 000 Flaschen. Auf den Degustationsblättern wird – welche Seltenheit! – erklärt, der Wein sei das Produkt einer Spontangärung (ohne Zusatz von selektionierten Hefen). Daniel Dufaux, der Önologe des Hauses, glaubt an die spontanen Hefen: «Ich habe vor drei Jah-ren angefangen, mit heimischen Hefen zu arbeiten und ich glaube, dass diese mittel-

«Spontanhefen verleihen einem Wein Komplexität, doch sind selektionierte Hefen viel präziser.»Julien Dutruy

fristig im grossen Stil zurückkehren werden.» Er räumt ein, dass es mehr Sorgfalt im Keller verlange, ausschliesslich mit den Mikroor-ganismen zu vinifizieren, die auf den Trauben vorhanden seien, um so mehr, als es mehr Zeit brauche, bis der Most ganz durchgego-ren sei. «Doch es scheint logischer zu sein, spontane, heimische Hefen – die sowieso vor-handen sind – zu verwenden, wenn man die Charakteristiken eines Terroirs ausdrücken will, als eine im Labor hergestellte Selektion zu kaufen.»

Bei einer spontanen Gärung beobachtet man oft einen kräftigen Schaum an der Oberflä-che des Mosts. Im Bild der besondere Fall einer selektionierten Hefe, die ebenfalls zu starker Schaumbildung neigt.

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Waadtländer Weine

«Ich finde, diese Kampagne geht in die richtige Richtung. Sie hat uns ein wenig überrascht, unterscheidet sie sich doch beträchtlich von den vorangegangenen, aber sie vermittelt ein dynamisches Bild unserer Produkte.» Dieser Feststellung von Bernard Huber, Abbaye de Salaz in Ollon, kann Philippe Bovet nur bei-pflichten. Der Winzer aus Givrins findet es «eine gute Idee, mit einer Frau für die Waadt-länder Weine zu werben. Heute besteht ein Drittel der Kunden aus Jungen, davon ein grosser Teil Frauen. Um sie von der Attraktivi-tät unserer Weine zu überzeugen, sind auffal-lende visuelle Reize unverzichtbar.» Zwei Meinungen, die Nicolas Schorderet gern zur Kenntnis nehmen dürfte. Der Direktor des Office des Vins Vaudois erklärt, die Einkaufs-gewohnheiten hätten sich verändert: «Der Wein ist keine Männerangelegenheit mehr. Dafür gibt es diverse Gründe. Bei den Paaren entscheiden die Frauen mehr und mehr, wel-cher Wein gekauft wird. Dazu kommt, dass die meisten Konsumenten keine Lagermöglich-

Alexandre Truffer

keiten haben. Und schliesslich werden Einla-dungen oft erst in letzter Minute organisiert und somit auch alles – inklusive Wein – im letzten Moment gekauft. Gerade im Grossver-teiler wird immer öfter spontan eingekauft. Deshalb wurden unsere Plakate direkt neben den Verkaufsstellen ausgehängt.»Die Kampagne 2011, Ende November 2011 in der Deutschschweiz lanciert, berührte die grossen Städte: Luzern, Bern, Zürich, Winter-thur, Sankt Gallen und Basel. Gegen 150 Pla-kate mit dem Slogan «Waadtländerwy macht sexy» sprachen die künftigen Käufer an. In der Westschweiz wurde der Zeitpunkt verscho-ben, um anlässlich der Feste zum Jahresende den grössten Effekt zu erzielen. So mussten die Romands die letzten beiden Wochen des Jahres abwarten, bis ihnen eine önophile junge Dame ihr Interesse für «Schlicht unwi-derstehliche Waadtländer Weine» mitteilte. Die Kampagne, zu Anfang des Jahres auf die Beine gestellt, um mit den Veränderungen des Marktes mitzuhalten, verfügt über ein Bud-get von 100 000 Franken. Im Frühling und im Herbst 2012 soll sie weitergeführt werden. «Jedes Jahr lancieren wir zwei Plakatwellen, im Frühling und im Herbst. Um bei den Konsu-

DIESEN WINTER RÜHMT EINE JUNGE, IN DIE WAADTLÄNDER FAHNE GEHÜLLTE FRAU

DIE TUGENDEN DER WAADTLÄNDER WEINE. SIE VERKÖRPERT DEN WILLEN DES OFFICE DES VINS

VAUDOIS, DAS IMAGE DER CRUS VOM LAC LÉMAN ZU VERJÜNGEN.

Sexy Waadtländer Weine!

Natürlich, schön und stolz darauf, Waadtlän-derin zu sein: das neue Image der Waadtländer Weine.

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The new poster campaign for Vaud wines features a shapely girl provocatively draped in a Vaud flag. She’s part of a new youthful image for Vaud wines that the OVV, Vaud’s wine promotion entity, is seeking to create.

Winemakers Bernard Huber of Abbaye de Salaz in Ollon and Philippe Bovet of Givrins think the ad creates a dynamic image. “It’s a good idea for a woman to promote Vaud wines – a third of wine con-sumers are young and a lot of them are women.”OVV director Nicolas Schorderet would be delighted with these views. Buying patterns have indeed

Making Vaud Wines Sexy

changed, he says. More and more women, whether in a partner-ship or not, are making the wine choices, and – because most peo-ple don’t have homes with much cellaring capacity – wine is often bought spontaneously with the rest of the shopping, particularly in supermarkets. “That’s why the posters are con-centrated around big food stores,” he says.The poster was launched in November in the German-speaking part of Switzerland, and closer to the holidays in the French-speaking part. Despite the come-hither girl and caption claiming that “Vaud wine makes you sexy”

the campaign overall has been well-received. The budget for the campaign, which will continue in 2012, was 100,000 Swiss francs. Schorderet says that for “maximum visibility with consumers, this cam-paign runs parallel to the one pro-moting all Swiss wines.”Significantly, the young woman in the Vaud promotion poster holds a glass of Chasselas. A propos this Vaud classic, Schorderet says: “Chasselas needs a more contem-porary role in tune with today’s consumption habits. We want to get rid of the image of Chasselas as mainly an aperitif wine. By varying the way it’s vinified, Vaud winemak-ers are making modern Chasselas wines that work well with gas-tronomic food. Wine lovers seek versatility and novelty, and these Chasselas wines will really sur-prise them.”

Alexandre Truffer

menten maximale Präsenz zu erlangen, arbei-ten wir parallel auch mit der Werbekampagne der Schweizer Weine.»Auf Seiten der Profis – wo man offiziell keine von Konkurrenten realisierte Kampagne kom-mentieren will – räumt man ein, «das Ganze hat etwas vordergründiges, ist aber wirksam, direkt, dynamisch und überraschend.» Nico-las Schorderet, der sein Ziel also erreicht zu haben scheint, präzisiert: «Der Chasselas muss sein Image als reiner Apérowein loswer-den. Man muss ihm eine zeitgemässere Rolle zuteilen, die zu den veränderten Konsum-gewohnheiten passt. Mit dem Variieren der Vinifikationsmethoden schafft man moderne, gastronomische Weissweine, die eine immer unbeständigere, nach Neuheiten gierende Kli-entel zu überraschen vermögen.»

Gab es Proteste, in einer Zeit, da ewige Stänkerer mit dem aristokratischen Titel «besorgt» versehen werden? «Kaum», ant-wortet der Direktor des OVV. «Die Kampagne überraschte bisweilen durch ihren Stil, die mit den vorangegangenen bricht, doch sie macht von sich reden – und genau das ist ja ihr Ziel.» Das letzte Wort hat Philippe Bovet: «Es ist eine exzellente Idee, die Waadtländer Fahne in den Vordergrund zu stellen. Jedes Kind kennt die dreizehn Sterne des Walliser Wappens. Auch wir sollten stolz sein auf unsere Identität und unser Banner vor uns hertragen.»

Das OVV hat seine Plakate in den Super-märkten ausgehängt, den wichtigsten Ver-kaufsstellen für Wein.

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Waadtländer Weine

«Ich wollte die Alterungsfähigkeit des Chasse-las demonstrieren und zeigen, wie interessant er für die Gastronomie ist, sobald er mit zuneh-mender Reife ein komplexes Profil entwickelt», erklärt Jérôme Aké, bevor er hinzufügt: «Diese alten Jahrgänge sind hochspannend, aber es braucht Profis, um sie in den Restaurants rich-tig zur Geltung zu bringen.»An diesem 12. Dezember 2011 ist der Somme-lier der Auberge de l’Onde in Saint-Saphorin umringt von Tony de Carpentrie (Beau-Rivage, Lausanne), Geoffrey Bentrari (Terminus, Sierre), Thibaut Pannas (Hôtel de Ville, Cris-

sier), Grégory Mio (Richemond, Genf), Lionel Apollaro (Hôtel des Trois Couronnes, Vevey), Christoph Kokemoor (Les Trois Rois, Basel), Julien Authier (Kempinski, Genf) sowie Paolo Basso (bester Sommelier Europas 2010 und dreimal zweitbester Sommelier der Welt). Um dieses vornehme Gremium vom Pontential der weissen Hauptsorte der Waadt zu über-zeugen, hatte Tania Munoz, die Önologin der Weine der Stadt Lausanne, fünf Weine der drei städtischen Domänen in der AOC Lavaux aus den Tiefen des Kellers geholt (einen pro Jahr-zehnt):

Alte Chasselas der Ville de Lausanne

DIE SOMMELIERS, DIE IN SCHWEIZER STERNERESTAURANTS WIRKEN, HABEN SELTEN WESTSCHWEIZER

WURZELN. UM SIE IN DIE MAGIE DER ALTEN CHASSELAS EINZUFÜHREN, HAT JÉRÔME AKÉ EINIGE

SEINER BERÜHMTEN BERUFSKOLLEGEN ZU EINER VERBLÜFFENDEN VERTIKALDEGUSTATION VON

ALTEN JAHRGÄNGEN DER VILLE DE LAUSANNE EINGELADEN.

Alexandre Truffer – Fotos: map.ch

Paolo Basso, dreimal zweitbester Sommelier der Welt, zeigte sich beeindruckt von der allgemeinen Qualität der alten Chasselas.

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In December 2011, Jérôme Aké, sommelier at Auberge de l’Onde in Saint-Saphorin, hosted colleagues from other Swiss Michelin-starred restaurants at a lateral tasting of aged Chasselas wines from Lavaux estates belonging to the City of Lausanne. Paolo Basso, Europe’s Best Sommelier 2010, was also

Pros Taste Aged Chasselas

there. Enologist Tania Munoz chose a wine each from Domaine du Burignon, Clos des Abbayes and Clos des Moines – one vintage per decade from 1961. Aké says he initi-ated the idea because he “wanted to show the complexity Chasselas develops with age, and its gastro-nomic potential.”

•Saint-Saphorin Domaine du Burignon 1961•Dézaley Clos des Abbayes 1961•Dézaley Clos des Moines 1963•Dézaley Clos des Moines 1975•Saint-Saphorin Domaine du Burignon 1977•Dézaley Clos des Abbayes 1979•Dézaley Clos des Moines 1986•Saint-Saphorin Domaine du Burignon 1987•Dézaley Clos des Abbayes 1989•Saint-Saphorin Domaine du Burignon 1990•Dézaley Clos des Abbayes 1992•Dézaley Clos des Moines 1995•Dézaley Clos des Abbayes 2000•Saint-Saphorin Domaine du Burignon 2005•Dézaley Clos des Moines 2008Für Tony de Carpentrie «war das eine tolle Sache, die man vor grossem Publikum wieder-holen sollte. Die Leute würden Gewinn daraus ziehen, die Komplexität gereifter Chasselas zu entdecken.» Der Sommelier des Restau-rants Anne-Sophie Pic gesteht sein besonde-res Faible für den Clos des Abbayes 1992: «In der Nase Noten von Butter, Haselnüssen und Bienenwachs. Ein komplexer, vollständiger und ausgewogener Wein mit reichhaltigem Finale.» Paolo Basso, der sich beeindruckt zeigte von der allgemeinen Qualität die-ser Chasselas, war besonders angetan vom Domaine du Burignon 1977: «Komplexe Nase mit Noten von Zitrusfrüchten, Trockenfrüch-

ten, Muskatnuss, Mohn, Kümmel und sogar einem Hauch von Blätterteig mit Sardellen. Dynamischer Auftakt im Gaumen, gestützt von etwas Kohlensäure. Schöne Säure, gute Struktur, einige durch die Oxydation bedingte Karamellnoten und ein anhaltendes Finale.» Eine Vorliebe, die Jérôme Aké teilt, der diesen «ausladenden, aber verblüffend bekömm-lichen Wein mit langem, teuflisch frischem Finale» zu Kalbsbries «alla plancha» und kna-ckigen Spargeln empfehlen würde.

Jérôme Aké, Somme-lier in der Auberge de l’Onde in Saint-Sapho-rin, führt seine Kollegen in die Geheimnisse gereifter Chasselas ein.

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Waadtländer Weine

«Geduld bringt… Lorbeerkränze!» Das dürfte sich Jean-Luc Blondel am Donnerstag, 24. November, gesagt haben, als er den Anruf erhielt, sein Chasselas La Perle 2010 habe die «Lauriers de Platine Terravin» gewonnen. Der Winzer aus Cully verfügt über Erfahrung in diesem Wettbewerb: 2008, bei der ersten Austragung dieser Waadtländer Chasselas-Meisterschaft, gehörten seine beiden Aus-hängeschilder – La Perle und der Dézaley Côtes des Abbayes – zu den 16 selektionier-ten Finalisten. 2009 wurde sein Dézaley Drit-ter im Finale. 2010 erklomm er eine weitere Stufe und klassierte sich als Zweiter. Mit drei weiteren Chasselas – La Perle, Pré-Lyre und Arpège – unter den 16 Titelanwärtern, gelang Jean-Luc Blondel ein grossartiger Auftritt. Dieser hinterliess bei ihm zweifellos ein weh-

Alexandre Truffer

fallen war. Ein Missgeschick, das der Winzer dem Zeitpunkt zuschreibt: «Die Lavaux-Weine öffnen sich im Lauf des Jahres. Zu Beginn sind sie noch sehr reserviert im Vergleich zu den Chasselas aus anderen Regionen.» Doch im November hatte La Perle Zurückhaltung gegen Eleganz und Mineralität eingetauscht, die beiden Pfeiler, auf denen dieser hellgelbe, fast kristalline Wein ruht. In der fruchtigen, komplexen Nase liessen sich bereits Noten von Feuerstein wahrnehmen, der geradlinige Gaumen erstrahlte in delikater Eleganz und

FÜR SEINE VIERTE AUSGABE DER VERLEIHUNG DER PLATIN-LORBEEREN SICHERTE SICH TERRAVIN

DAS PATRONAT EINES GROSSEN DER WEINWELT: HUGH JOHNSON. DER BERÜHMTE ENGLISCHE AUTOR

REFERIERTE ÜBER SEINE VISION DES WEINS IM WESTEN UND NAHM AN DER DEGUSTATION DER

«LAURIERS DE PLATINE» TEIL, AUS DER JEAN-LUC BLONDEL ALS SIEGER HERVORGING.

Die grosse Stunde von Jean-Luc Blondel

«Die Lavaux-Weine öffnen sich im Lauf des Jahres. Zu Beginn sind sie noch sehr reserviert im Vergleich zu den Chasselas aus anderen Regionen.»

mütiges Gefühl des Unvollkommenen, denn 2011 war der passionierte Musikliebhaber nur mit einem Wein vertreten und glaubte nicht an seine Chance. Um so mehr, als La Perle, der Chasselas, der am Grand Prix des Schweizer Weins 2011 eine Goldmedaille errungen hatte, als einziger Chasselas seines Guts bei der Selektion der Waadtländer Weine durchge- La Perle 2010, Lauriers de Platine.

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mit bemerkenswert langem Finale. Ein Wein, der die Jury der «Lauriers de Platine» beein-druckte.

Qualität mit Geduld und bewussten Entscheiden erarbeitet Jean-Luc Blondel bleibt bescheiden: «Bei Wettbewerben spielt immer auch das Glück mit.» Allerdings: Produzenten, die sich rüh-men können, an drei von bisher vier Finalen der Platin-Lorbeeren von Terravin teilgenom-men zu haben, kann man einer Hand abzählen. Es gibt kein Geheimrezept, nur den hartnä-ckigen Willen, das beste aus den wunder-vollen familieneigenen Parzellen im Herzen des Lavaux zu ziehen. Die Domaine Blondel-Duboux wurde von zwei Vertretern traditions-reicher Winzerfamilien aufgebaut: Jean-Lucs Urgrossvater war der erste, der die Terrassen mit Flurnamen La Perle in Epesses bewirt-schaftete; dessen Frau dagegen, Mitglied der 14 Generationen zählenden Dynastie Duboux, brachte Rebberge in den Produktionszonen Epesses, Calamin und Dézaley mit in die Ehe.Jean-Luc Blondel, sekundiert vom zurück-

haltenden Önologen François Meylan, dessen Talent allgemein anerkannt ist, meint: «Um Qualität zu erlangen, muss man die Rebar-beiten rechtzeitig erledigen, auch wenn man dafür nötigenfalls zusätzliches Personal einstellen muss. Dank frühen Laubarbei-ten und grüner Lese kann die Pflanze ihre Lebenskräfte sehr früh auf die selektionier-ten Trauben konzentrieren.» Minutiöse Arbeit im Rebberg und zurückhaltendes Eingreifen bei der Vinifikation werden kombiniert mit einer gut durchdachten Kommerzialisierung:

Jean-Luc Blondel, ein Winzer auf dem Gipfel seiner Kunst.

Philippe Rochat, der diesen Frühling sein Restaurant seinem Nachfolger übergeben wird und stets Gastgeber der «Lauriers de Platine»-Degus-tationen war, erhält aus den Händen von Terravin-Präsi-dent Pierre Monachon ein Diplom, das ihn als Ehrenmit-glied der Goldenen Lorbeeren von Terravin ausweist, zum Dank «für seine ausserge-wöhnliche Unterstützung des Qualitätslabels».

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Waadtländer Weine

«Weine von der Domaine Blondel-Duboux wird man nie im Grossverteiler finden. Die Weine eines Selbstkelterers müssen exklusiv blei-ben. Selbst anerkannte Marken verlieren, ein-mal im Supermarkt, ihren guten Ruf. Ich ziehe es vor, Offenwein zu verkaufen, statt meine Flaschen im Billigsegment anzubieten.» Doch

die Liebhaber dürfen aufatmen: Mit durch-schnittlich 13 000 Flaschen pro Jahr gehört der Epesses La Perle nicht zu den raren Exklusivitäten. Und schlimmstenfalls wird der 2011er – dessen Ertrag Jean-Luc Blondel so kräftig reduziert hat wie noch nie zuvor – die Zuspätgekommenen trösten.

«Die Technologie hat die Weinwelt in den letzten fünfzig Jahren

tiefgreifender verändert als in den zweihundert Jahren zuvor.»

DAS JAHRHUNDERT VON HUGH JOHNSON

Hotelfachschule Lausanne, 23. November 2011. Die Waadtländer Weinszene ist voll-zählig versammelt, um Hugh Johnson zu hören. Der Autor von Der grosse Johnson und Der Weinatlas hat mehrere Generationen von Weinliebhabern und -profis geprägt. Seine Bücher, stets neu aufgelegt, erweisen sich als unerschöpfliche Quelle von Informationen zu den Weinregionen der Welt.Hugh Johnson vermittelte in seinem Vortrag seine Vision des abendländischen Weinbaus.

leiden und auf technische Installationen zur Kontrolle der Gärtemperaturen angewiesen sind. Dritte Feststellung: «Wein wird getrun-ken. Die Degustation ist nur eine Etappe, ein guter Wein muss sich bei Tisch bewähren. Wenn er den Tafelnden Lust darauf macht, eine zweite Flasche zu öffnen, dann verdient er die Qualifikation sehr gut.» Was bedingt, dass die Begriffe «saftig» und «bekömmlich» wieder zu den wichtigsten Schlüsselwörtern werden.Hugh Johnson, der ein Faible für «Weine, die sprechen, aber nicht schreien» einräumt, bezeichnete die Degustation der für die «Lau-riers de Platine» selektionierten Chasselas als «Offenbarung», obwohl er nicht an eine internationale Verbreitung der «zu ausgeklü-gelten, zu wenig leicht zugänglichen» Reb-sorte vom Lac Léman glaubt. Deshalb sein Rat: «Versuchen Sie nicht, Ihren Chasselas zu exportieren, trinken Sie ihn!»

Erste Feststellung: «Trotz Kommunikations-kampagnen und Weingurus existiert der glo-bale Wein nicht, ebensowenig wie der gute Geschmack.» Die Konsequenz daraus: Sau-vignons – «those of New Zealand are boring me to death!» – und Cabernets verderben zahlreiche Weinregionen, die wie die Schweiz das Glück haben, autochthone Rebsorten und ursprüngliche Methoden der Weinbereitung zu besitzen. Zweite Feststellung: «Die Tech-nologie hat die Weinwelt in den letzten fünf-zig Jahren tiefgreifender verändert als in den zweihundert Jahren zuvor.» Dies hat die Ent-wicklung der Weinregionen in der Neuen Welt ermöglicht, die unter einem zu heissen Klima

Hugh Johnson und Pierre Monachon, der Präsident von Terravin, vergleichen die verschiedenen Finalisten der Platin-Lorbeeren miteinander.

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The winner? La Perle 2010, an Epesses Chasselas from Cully winegrower Jean-Luc Blondel’s classics range (Gamme Classique).

“Everything comes in time to him who knows how to wait,” said Blondel describing the moment he got the call on November 24, 2011 announcing that his was the win-ning wine. Not that he was exactly going away empty-handed at pre-vious editions of the competition. In 2008, his La Perle and Dézaley Côtes des Abbayes were among the 16 finalists. In 2009 and 2010, the same Dézaley made third, then second, place. And La Perle did, after all, win a gold medal at the 2011 Swiss Wine Awards.

And the winner is…

Seconded by enologist François Meylan, Blondel makes his wines from grapes grown in the magnifi-cent family vineyards in Lavaux. Domaine Blondel is the result of the marriage of two members of traditional winegrowing fami-lies. Blondel’s wife Francine is a member of the Duboux dynasty that has 14 generations of wine-growing under its belt – and added vineyards in Epesses, Calamin and Dézaley to the estate. The La Perle terraces in Epesses are from Blondel’s family: his great-grand-father was the first to work them.

La Perle Chasselas stands out for its elegance, minerality, and pale almost crystalline color. The nose

is fruity and complex, marked by flinty notes. These qualities come together with refined delicacy in the mouth. The wine also has a remarkably persistent finish. It was certainly much appreciated by the Lauriers de Platine juries.

Alexandre Truffer

Terravin asked internationally renowned British wine connoisseur Hugh Johnson to be the patron of its fourth Lauriers de Platine competition. Johnson also took part in the wine tasting.

On November 23, 2011 the author of The World Atlas of Wine and other pub-lications that have sold 15 million copies worldwide imparted his views

to a full house. He stressed that wine producers should not try and make globally pleasing wine – just as the notion of “good taste” can’t be standardized, there will never be just one taste in wine, Johnson said. He added that not all wine-producing countries are as lucky as Switzerland, with its native grape varieties and original know-how. He called the Chasselas wines selected for the Lauriers de Platine competition a “revelation” but didn’t see Chasselas making huge inroads in the international market. It is “too sophisticated,” Johnson said – not easy enough for aver-age wine drinkers to understand. His advice: “Don’t export your Chasselas. Drink it here!”

HUGH JOHNSON AT ECOLE HÔTELIÈRE LAUSANNE

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Waadtländer Weine

Terravin, offizieller Partner des Anlasses, ermutigt die Waadtländer Winzer zur Teilnahme an dieser

Herausforderung.

Der Chasselas erlangt WeltformatPierre Thomas

Bis 2003 gab es einen Wettbewerb, der ganz dem (Schweizer) Chasselas gewidmet war: den Chasselas-Cup. Seither muss er sich mit kantonalen Selektionen (64 Waadtländer Goldmedaillen 2011) und einer Kategorie beim Grand Prix des Schweizer Weins begnügen (41 von insgesamt 79 Waadtländer Goldmedaillen für den Chasselas im Jahr 2011). Ein einziger internationaler Wettbewerb ist dem Chasselas gewidmet, der Gutedel Cup in Badenweiler, im Markgräflerland, in der Region von Basel, wo die Deutschen etwas mehr als 1000 Hektaren «ihres» Gutedels kultivieren, also «unseres» Chasselas (4000 ha in der Schweiz). Im vergan-genen Jahr haben 99 Schweizer Chasselas in der Kategorie «international» mitgemacht. Als Delegierter des Komitees des Mondial du Chasselas wurde unter den Degustatoren Paul Baumann gewählt, Direktor der Obrist SA in Vevey. Seiner Meinung nach verdient der Chasselas einen umfassenden internationalen Wettbewerb, mit Beteiligung von Weinen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich (Elsass, savoyardisches Chablais und Pouilly-sur-Loire) und aus anderen Ländern. Letztere sind noch nicht präzisiert, findet man doch Chasselas in Rumänien, Ungarn, Italien und den USA… Der Concours, für dessen Logistik General Wine Services im Palais de Beaulieu in Lausanne verantwortlich zeichnet, findet direkt nach der Selektion der Waadtländer Weine 2012 statt und richtet sich nach den internationalen Regeln (u.a. 100-Punkte-System). Der Sekretär des Verbands Schweizer Önologen (VSOE), Alain Emery aus Aigle, ist der technische Verant-

AM FREITAG, 6. UND SAMSTAG, 7. JULI 2012, WERDEN IM INTERNATIONALEN WEINMUSEUM IM SCHLOSS

AIGLE DIE SIEGER DES ERSTEN CONCOURS MONDIAL DU CHASSELAS GEKRÖNT. EIN VON FRÉDÉRIC BORLOZ,

DEM BÜRGERMEISTER VON AIGLE, PRÄSIDIERTES KOMITEE ARBEITET AN DEN VORBEREITUNGEN.

wortliche des Komitees. Er präzisiert, die Jury werde sich aus Weinprofis der teilnehmenden Länder zusammensetzen. Es sollen drei Sie-ger pro Kategorie ausgezeichnet werden. Die Hauptkategorie ist den trockenen Weissweinen ohne Barriqueausbau vorbehalten, die ohne Herkunftsangabe degustiert werden sollen. Ihr Sieger darf sich mit dem Titel «Chasselaswelt-meister» schmücken. Barriqueweine, Süss-weine, Schaumweine und alte Jahrgänge sollen in weiteren Kategorien beurteilt werden.

Alle zwei Jahre ein Fest im ChablaisDie Bewohner von Aigle sind bereit, den Wett-bewerb jedes Jahr zu organisieren. Die Sieger-ehrung soll aber jedes zweite Jahr ausgelagert werden. Für 2012 rechnet man mit 500 Wein-proben, darunter 100 deutsche Weine. Baden-weiler will seinen regionalen Wettbewerb beibehalten, dessen Resultate am 26. April proklamiert werden. www.mondialduchasselas.com.

DER CHASSELAS IN ZAHLEN

Gemäss der eidgenössischen Statistik von 2010 wurde der Chasselas 2005 als Hauptsorte vom Pinot noir (4386 ha) entthront. Er bleibt aber mit 4043 ha die am meisten kultivierte weisse Sorte der Schweiz. Auch 2011 ist er in der Waadt die Nummer eins, mit 2326 ha oder 61% der Rebflä-che, weit vor Pinot noir (13%) und Gamay (11%). In zehn Jahren hat man in der Schweiz gegen 1000 ha Chasselas ausgerissen, vor allem im Wallis (1999: 1693 ha, 2010: 1033 ha), wo eine Bundesprämie die Diversifikation förderte. Seit 1993 sind gemäss kantonalem Rebregister 2011 auch in der Waadt 377 ha (–14%) Chasselas verschwunden.

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JEAN-DANIEL DUBOIS

LOUIS FONJALLAZ

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«Der Dézaley ist der genetische Code der Familie Dubois». Diese ist seit dem 14. Jahrhundert in der Landwirtschaft tätig und emigrierte aus Mézières ins Lavaux, in die Tour de Marsens. Dann ins Herz von Epesses, in die Cave du Vieux Pressoir. Heute gehören zu ihr Grossvater Gaston sowie die Enkel und künftigen Inhaber der Kellerei Salomon, Emile und René, natürlich nicht zu vergessen Vater Jean-Daniel, eine wahre Persönlichkeit. Mit grossgewach-sener Statur, aufmerksamem Blick und dem Bart eines Propheten, bleibt er nachhaltig in Erinnerung. Und Sie werden rasch feststellen, dass dieser passionierte, kartesianische Winzer, der es liebt, alle Arbeitsschritte eigenhändig zu meistern, nichts weniger als ein Philosoph ist. Er lebt sein Leben in der absoluten Gewissheit, dass der Dézaley eine «natürliche Universität» ist, auch wenn es sich um eine im 12. Jahrhundert von Mönchen erschaffene Natur handelt. Diese mythische, rauhe Konzentration von kleinen, terrassierten Parzellen, die jäh zum See abfallen, lehrt einen eine Art des Überlebens, wie der Winzermeister betont. Hier braucht es agile Waden, Ausdauer und den Schnauf eines Sportlers. «Der Wein», sagt er, «ist wahrschein-lich die letzte Verbindung zwischen Erde und Mensch und spricht direkt zu seiner Seele. Und im Dézaley spricht er mehr als anderswo.» Oder: «Wenn ich gerne etwas weitergebe, dann, um besser zu verstehen: die Handgriffe des Kunsthandwerkers, das Wissen, das Teilen». Werte, die ihm lieb und teuer sind, denn sein Chasselas Dézaley Marsens Hautcrêt bietet sich an für «Momente im Leben, in denen man Respekt hat vor der Zeit.»

«Das Dézaley ist kein komfortabler Ort, dafür ist es zu wild, zu einschüchternd. Es ist eher wie ein Leuchtturm, wenn man von einer langen Reise zurückkehrt und schon von weitem die Reihen von Reben und die Berge sieht. Das ist unwiderstehlich.Ja, ich weiss, ich bin weggegangen aus dem Dézaley, sogar bis nach Tasmanien. Damals erst verstand ich, dass ich nur hier in Epesses meine volle persönliche und berufliche Entfaltung finden würde. Das hat sich rasch bestätigt. Glauben Sie nicht, dass das nur mit der Tradition zu tun hat, denn ich bin mir bewusst, dass wir diversifizieren müssen, aber auch zutiefst davon überzeugt, dass es uns dieses sublime Terroir erlaubt, grossartige Erfahrungen zu machen. Ich will ihm einfach treu bleiben. Natürlich liebe ich den Chasselas, allen voran den Dézaley Grand Cru Les Gradins, aber mich fasziniert auch die Sorte Syrah, die ich den Mauern entlang und in zwei Parzellen unweit vom See gepflanzt habe.Mein Vater, Etienne Fonjallaz, ist der Baronnie beigetreten, als ich im Ausland war. Ihn hat die Dynamik angesprochen, der Eifer und die Zusammenarbeit in diesem Mosaik gelebter und in verschiedenen Betriebstypen auszulebenden Erfahrungen. Ich habe dieses Engagement keinen Moment lang in Frage gestellt. Es ist inspirierend auf allen Ebenen, vor allem in der Weinbaupraxis und im Marketing. Eine weitere positive Seite der Baronnie ist auch, dass sie sich dank dem Label der Grands Millésimes in die Dimension der Zeit einschreibt. Es ist passionierend, dies den Konsumenten zu vermitteln. Und Passion braucht es, um unser Label zu verkaufen.»

Eine unvergessliche Erinnerung«Ein bewegender Moment: Ich bin 15 oder 16 Jahre alt, sitze zusammen mit einem Winzer auf einer Rebmauer und degustiere seinen Dézaley, ohne Etikette oder Jahrgang. Er spricht von sei-nem Wein, und sofort vereint uns ein kraftvolles Band.»

Eine unvergessliche Erinnerung«Der Dézaley Clos des Moines 1969. Die Gedan-ken gehen auf Wanderschaft: Sorge, wenn man den Wein aus seiner Flasche befreit, dann das Glück, wenn man seine amberfarbene Schönheit im Glas entdeckt, schliesslich das Entzücken im Gaumen mit seinen Aromen von Mokka und getrockneten Früchten, seiner Tiefgründigkeit und Komplexität.»

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Der Dézaley, dieser mythische, sagenumwo-bene Wein, gewachsen in einem der spekta-kulärsten Rebberge der Schweiz, mitten im Herzen des Lavaux (das mittlerweile die Wei-hen als Unesco-Weltkulturerbe empfangen hat), gilt gemeinhin als Inbegriff und Krönung des Chasselas. Wo wenn nicht hier zeigt diese jahrelang unterschätzte, den Waadtländern aber immer lieb und teuer gebliebene Sorte, dass sie zu wahrhafter Grösse berufen ist?«Im Dézaley bringt der Chasselas unbestritten Tropfen von internationalem Niveau hervor», meint Louis-Philippe Bovard, Grand Seigneur des Dézaley und verdienstvoller Begründer des Conservatoire du Chasselas in Rivaz, einer einzigartigen Sammlung alter, vom Aussterben bedrohter Chasselas-Varietäten. «Doch längst nicht alle Produzenten sind sich bewusst, wel-ches Potential ein Chasselas bietet», bedauert er, der gezielt auf alte, wenig produktive, aber qualitativ vorzügliche Selektionen setzt.Die Produzenten der Baronnie du Dézaley, zu deren Begründern Louis-Philippe Bovard gehört, haben sich alle dem Chasselas ver-schrieben. Die zwölf Mitglieder, von Nicht-mitgliedern bisweilen durchaus bewundernd, aber auch eine Spur missgünstig «die Barone» genannt, verpflichten sich zum Einhalten eines strengen Pflichtenhefts, das die Pflege der Reben, den Ausbau des Weins sowie die Vermarktung regelt. So dürfen die Mitglieder

Eva ZwahlenFotos: Hans-Peter Siffert

PROMOTION UND VERTEIDIGUNG DES DÉZALEY SIND DIE HAUPTZIELE DER 1994 GEGRÜNDETEN

WAADTLÄNDER WINZERVEREINIGUNG. VERDIENSTE ERWERBEN SICH DIE ZWÖLF WINZER ALLERDINGS

AUCH MIT IHRER KOLLEKTION DER GRANDS MILLÉSIMES – EINER INITIATIVE, DIE DEN DÉZALEY GRAND

CRU IN DIE REIHE DER GROSSEN WEISSWEINE DER WELT EINSCHREIBT.

Baronnie du Dézaley wird erwachsen

Waadtländer Weine

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Waadtländer Weine

ihren Dézaley Grand Cru nicht vor einem gemeinsam zu bestimmenden Zeitpunkt auf den Markt bringen, frühestens aber am 1. Juni nach der Ernte. Ausserdem darf ein Dézaley, der Anspruch auf die Mitgliedschaft im Adels-club erhebt, nur mit einem Naturkork ver-schlossen sein. Profane Drehverschlüsse sind untersagt.

Alte und neue ZieleDie ursprünglich gesetzten Ziele – den Dézaley in der ganzen Schweiz bekannt zu machen und seinen Platz im kulturellen Erbe der Waadt und der gesamten Schweiz zu sichern – hat die Baronnie du Dézaley erreicht, wie Winzer Luc Massy, seit 2004 Präsident der Vereinigung, unterstreicht. In der Tat hat sich die Baronnie mit medienwirksamen Anlässen in elegantem Ambiente – Noblesse oblige… – immer wieder ins Gespräch gebracht, sodass der Dézaley «heute eindeutig bekannter ist als vor der Gründung der Baronnie im Jahr 1994», wie Luc

Massy unterstreicht. «Wichtig ist aber auch der Zusammenhalt unter den Produzenten, der gemeinsame Auftritt, die gemeinsame Wer-bung. Am Schönsten jedoch ist das sehr greif-bare Resultat: Es gab unter den Mitgliedern diverse Produzenten, die nur einen Teil ihres Dézaleys in Flaschen verkaufen konnten, den anderen Teil dagegen offen absetzen muss-ten. Das hat sich grundlegend geändert: Heute werden höchstens noch 10% offen verkauft…»Ist die Arbeit also erledigt, hat sich die Vereini-gung selbst überflüssig gemacht? Luc Massy verneint energisch: Es gebe noch viel zu tun, etwa in den Restaurants von Zürich, wo auf vie-len Weinkarten fast nur ausländische Proveni-enzen zu finden seien, aber kaum ein Dézaley.Besonders dringlich ist aber ein politisches Projekt: die Änderung der kantonalen Rege-lung zu den Waadtländer Appellationen, die 2009 den Grand Cru Dézaley mit seiner 1000-jährigen Geschichte sowie erwiesener-massen einzigartigem Terroir und Mikroklima Die Baronnie du

Dézaley im Februar 2012 im Hotel Waldhaus in Sils-Maria: wahrhaft mythisch…

Von links: Daniel Lambelet, (Lambelet & Fils), Grégoire Dubois (Les Frères Dubois), Louis-Philippe Bovard (Domaine Louis Bovard), Markus Weisser (J. & P. Testuz SA), Toni Sigliola (Famille Fonjallaz & Cie), Alexandre Duboux (Claude & Alexandre Duboux), Salomon Dubois (Dubois Fils), Pierre Fonjallaz (Domaine Pierre Fonjallaz), Véronique Chaudet Briaux (Chaudet Vins SA), Luc Massy, Louis Fonjallaz (Etienne & Louis Fonjallaz). Es fehlt der zwölfte Mann auf dem Bild, nämlich Alain Paley.

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«Wichtig ist aber auch der Zusammenhalt unter den Produzenten, der gemeinsame Auftritt, die gemeinsame Werbung.»

auf einen Schlag mit Weinen aus den unbe-deutendsten Waadtländer Gemeinden auf eine Stufe stellte. Seither genügt es nämlich, wenn ein beliebiger Wein fünf Oechslegrade mehr als das kantonale Mittel auf die Waage bringt – und schon darf er sich «Grand Cru» nennen. Eine Absurdität, welche nicht nur zu Empörung bei den Produzenten des historisch gewachsenen Grand Cru Dézaley, sondern immerhin auch zu einer Annäherung zwischen den beiden Dézaleyvereinigungen Baronnie und Appella-tion Dézaley Grand Cru geführt hat. Luc Massy bestätigt die enger werdende Zusammenarbeit – das sei schliesslich ein gemeinsamer Kampf, der da auszufechten sei. «Doch die Baronnie wird es weiterhin als eigenständige Organisa-tion geben», beeilt er sich anzufügen.

Les Grands MillésimesLange galten Schweizer Weine im Allgemeinen und Waadtländer Chasselas im Besonderen als süffige, jung zu trinkende Tropfen. Doch Kenner wissen längst, dass ein Dézaley in seiner Jugend seine grossen Anlagen – Mine-ralität, mächtige Struktur, tiefgründige Kom-plexität – erst andeutungsweise offenbart. Er braucht Zeit, um zu reifen, sich zu öffnen und seinen Zenith zu erreichen. Erst dann zeigt er, was in ihm steckt: eine wahrhaft grosse Per-sönlichkeit, die jahre- und gar jahrzehntelang vorteilhaft altert und es durchaus mit weis-sen Gewächsen aus dem Burgund aufnehmen kann. In ihrer Kollektion «Les Grands Millésimes» versammelt die Baronnie du Dézaley mindes-tens sechs Jahre alte Weine, die zu spannen-den gastronomischen Verbindungen einladen und nicht von ungefähr auf den Karten einiger der besten Schweizer Punkteköche anzutref-fen sind. Um einen Jahrgang zu bewerten, degustiert eine kleine, handverlesene Fachjury jeweils vier ausgewählte Weine aus dem betreffen-

den Jahr und gibt dann ihr Urteil ab. 2011 etwa wurden folgende Jahrgänge beurteilt:2002 noch recht jugendlicher Jahrgang mit har-monisch-frischen Weinen, die grosses Trinkver-gnügen bereiten; Weine, die noch warten können.2003 absolut aussergewöhnlicher Jahrgang mit tiefgründigen, komplexen und sehr sinnlichen Weinen, stoffig, konzentriert und trotzdem noch jugendlich. Weine, die noch warten sollten., 2004 eher strenge Weine von mittlerer Struktur und Länge.Zu welch wunderbaren olfaktiven und geschmacklichen Höhenflügen ein Dézaley einladen kann, belegte zum Abschluss der Verkostung ein schlicht und einfach grossarti-ger 1969er, mit spannenden Noten von Petrol, Feuerstein, Pilzen, Nüssen und Sherry in der Nase, im Gaumen unglaublich facettenreich, opulent und tiefgründig. Ein Erlebnis!

Wenn es der Baronnie du Dézaley gelingt, Weinliebhaber dazu zu bringen, zu einer spezi-ellen Gelegenheit und einem erlesenen Gericht hin und wieder einen Dézaley statt einen Char-donnay zu öffnen und sich gelegentlich auf das Abenteuer eines reiferen Weins einzulas-sen, dann hat sie in der Tat erreicht, was sie ursprünglich wollte, dem Dézaley seine Adels-briefe zurückzugeben. www.baronnie.ch

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Ça crée des liens

Avec passion et avec vous.

TERROIRTERROIRTERROIR

Le domaine de Montagny est situé en Lavaux, une région riche d’une longue tradition viticole. La BCV veille sur ce patrimoine historique et poursuit son exploitation dans le respect du savoir-faire local.

www.bcv.ch

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Founded in 1994, the Baronnie du Dézaley is an association of twelve Vaud winemakers who produce Dézaley – Chasselas grown in one of Switzerland’s most spectacular vineyards in the heart of UNESCO-designated heritage site Lavaux with its 1,000 years of history, unique terroir and microclimate. Baronnie members subscribe to a quality charter with strict rules about vine care, winemaking, bot-tling (only natural corks allowed), and marketing. No wine, for exam-ple, can be put on the market before the June following the har-vest.

One of the association’s major initiatives in promoting Dézaley is their “Les Grands Millésimes” collection – their very finest Dézaley Chasselas wines, six years and older, selected by a small, handpicked panel of experts and available via their website

www. baronnie.ch. Many still think of Swiss wines and Chasselas from Vaud in particular as wines best drunk when young. Connoisseurs know different, however – that while characteristics such as minerality, impressive structure, depth and complexity are present in young Dézaley, they need time to reach their apex.

One of the founders of the Baronnie, Louis-Philippe Bovard – who also founded the Conservatoire du Chasselas in Rivaz, a collection of old Chasselas varieties threatened with extinc-tion – says: “There’s no question in anyone’s mind now that Dézaley Chasselas wines are world-class.” The Baronnie’s original goal to make Dézaley known throughout Switzerland and ensure its place as part of Vaud’s – and Switzerland’s – heritage has long been met. But as Luc Massy, president of

the association since 2004, says: “Although Dézaley is clearly much better known now than before the Baronnie was founded, there’s still a way to go in Switzerland. There are restaurants in Zurich, for example, with wine lists that practically only feature wines from abroad and seldom a Dézaley.”

When the Baronnie du Dézaley gets things to the point, he says, that wine lovers pick a Dézaley instead of a Chardonnay to cele-brate a big occasion or accompany an haute cuisine dish, and become fully aware of the discoveries to be made from drinking older vintages, the Baronnie will be able to con-sider its mission accomplished – although far from over, as it gears up to lobby against new cantonal regulations about appellations, a cause that ironically enough has brought it closer to rival associa-tion Appellation Dézaley Grand Cru.

Eva Zwahlen

Coming into its own: the Baronnie du Dézaley

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J&M DIZERENSl e s p é c i a l i s t e d e s v i n s d e L a v a u x

Un autre regard sur Lavaux...

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Degustation

Die Stimme des Schweizer WeinsEva ZwahlenFoto: Hans-Peter Siffert

Ursprünglich ins Leben gerufen, um den Beweis anzutreten, dass Schweizer Weine ent-gegen allen Vorurteilen durchaus vorteilhaft altern können (und damit eines der entschei-denden Kriterien für einen «grossen Wein» erfüllen), hat sich das MDVS längst zu einer gesamtschweizerischen Organisation gemau-sert, die Winzer aus allen sechs Anbauregio-nen in Freundschaft verbindet und abseits von «Kantönligeist» und Partikularinteressen die Weinschweiz in starken Auftritten im In- wie auch im Ausland vertritt. «Monsieur Mémoire» Andreas Keller, Wein-journalist, Gründungsmitglied und Seele des Vereins, betont, die Vereinigung setze sich für das Renommee des gesamten Schweizer Weins ein und sei kein simpler Promotions-club: «Wir wollen dem Schweizer Wein eine Stimme geben. Wir entwickeln uns immer mehr in Richtung einer Akademie des Schwei-zer Weins, denn im Gegensatz zu den offiziel-len Promotionsstellen und Verbänden müssen wir nicht für Weine werben, die qualitativ nicht überzeugen.» 45 der besten Winzer des Lan-des gehören mittlerweile zum exklusiven Club, darunter auch neun Waadtländer (die wir im nächsten Guillon näher vorstellen werden). «Doch wir wollen dynamisch bleiben», unter-streicht Andreas Keller. Schliesslich soll auch Jungwinzern und Quereinsteigern der Zugang zum Mémoire nicht verwehrt sein, falls sie

DAS MÉMOIRE DES VINS SUISSES, KURZ MDVS – DIE VISIONÄRE SCHATZKAMMER DES SCHWEIZER WEINS –,

PRÄSENTIERT SICH ZEHN JAHRE NACH SEINER GRÜNDUNG ALS NICHT MEHR WEGZUDENKENDER

MITSPIELER AUF DER BÜHNE DES HELVETISCHEN WEINBAUS.

denn die strengen Qualitätskriterien erfüllen. Zudem ist geplant, den Verein auch für Wein-journalisten und der Branche nahestehende Wissenschafter zu öffnen.Im Frühling 2012 lädt das MDVS zur jährlichen Vertikaldegustation ein. Wer den spannenden degustativen Rundgang durch die Schatzkam-mer des Schweizer Weingedächtnisses nicht verpassen will, fährt Ende März nach Martigny. Im August folgt dann der einzigartige Gross-anlass im Kongresshaus, wo die rund 140 Pro-duzenten von Mémoire & Friends einmal mehr ein erfreulich grosses und junges Publikum anziehen werden. Und im Herbst schliesslich soll das zehnjährige Jubiläum mit einem Bild-band gebührend gefeiert werden. www.mdvs.ch

Die Schatzkammer öffnet ihre Tore

29.3.2012: Vertikaldegustation in Martigny

27.8.2012: Mémoire & Friends, Kongresshaus Zürich

«Monsieur Mémoire» Andreas Keller: «Wir wollen dem Schweizer Wein eine Stimme geben.»

J&M DIZERENSl e s p é c i a l i s t e d e s v i n s d e L a v a u x

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Degustation

Pierre ThomasFotos: Hans-Peter Siffert

Waadtländer Merlot im Aufwind

DER MERLOT IST EINE DER ROTWEINSORTEN, DIE IM WAADTLAND SEIT 1993

AM MEISTEN ZUGELEGT HABEN. DIE KLIMAERWÄRMUNG UND DAS VORBILD

DER TESSINER MERLOTS ERKLÄREN DIESE VORLIEBE.

Der rasante Aufstieg des Waadtländer Mer-lots erklärt sich vor allem durch die Klima-erwärmung. François Murisier, ehemaliger Chef der Abteilung Weinbau und Önologie der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, erinnert sich, dass «der Merlot in den 1970er Jahren in Pully-Caudoz nur jedes zweite oder dritte Jahr reif wurde». Die Waadtländer Terroirstudie zeigte, dass der Boden weder für Merlot noch für Gamaret eine entscheidende Rolle spielt. Noch bes-ser: Der Merlot liebt Feuchtigkeit. «Im Wallis steigt der Zuckergehalt rasch an, dabei ist eine langsame Reife viel vorteilhafter. Das Waadtländer Klima gleicht dem von Bordeaux. Man findet Merlots mit 12,5%-vol. Alkohol

meter, bei Cabernet franc, Cabernet Sauvi-gnon und Syrah sogar auf 500 Gramm.»

Der Merlot macht Lust auf mehrHeute findet man Merlot in der Côte (21,2 ha), im Chablais (8,3 ha) und im Lavaux (6,5 ha). In der vom Guillon organisierten Degusta-tion dominierten folglich die Weine aus der Côte. Hammel bietet seit 2009 je einen Mer-lot von jeder seiner Domänen an, in der Côte (Domaine de Crochet, Mont-sur-Rolle) und im Chablais (Clos du Châtelard in Villeneuve, Clos de la George in Yvorne und Domaine du Montet in Bex). Von Hand verlesene Trauben, langer Barriqueausbau von 14 bis 18 Mona-ten, 70% davon in neuem Holz, gehören zum «Rezept», nach denen Fabio Penta diese Weine – fast 20 000 Flaschen – bereitet. Überall steht der Merlot hoch im Kurs. Vor allem im Lavaux, wo mehrere Winzer ihn schon vor Jahren anpflanzten, oft entlang der Mauern. Sie mischen ihn in ihren roten Déza-ley, so wie Jean-François Chevalley. Einige bieten ihn aber auch seit Jahren reinsortig an, so etwa Pierre Monachon oder seit 2009 Louis-Philippe Bovard, dessen Wein sich auf Anhieb an der Spitze unseres Klassements plazieren konnte.In der Côte produziert die Stadt Lausanne Merlot auf Château Rochefort, ebenso wie

ohne Grüntöne und solche mit 14%-vol., die vegetabil sind», erklärt der Wissenschafter. Zudem hat die Studie gezeigt, dass der Merlot empfindlich ist auf Stickstoffstress.«Schon Ende der 80er Jahre hat Charles Rolaz internationale Sorten in Mont-sur-Rolle gepflanzt», bemerkt Fabio Penta, der Önologe der Domaines Hammel. «Es wurde schnell klar, dass es dem Merlot am Seeufer gefällt. Natürlich muss man seine Erträge limitieren, auf etwa 700 Gramm pro Quadrat-

«Es wurde schnell klar, dass es dem Merlot am Seeufer gefällt.»

(Fortsetzung des Artikels auf Seite 25)

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WAADTLÄNDER MERLOT?DIE ENTSPRECHUNG EINES BORDELAISER WEINGUTS

Gemäss dem Waadtländer Rebbauregis-ter haben drei rote Rebsorten in den letzten zwanzig Jahren einen explosionsartigen Auf-schwung erlebt. 1993 belegten Gamaret und Garanoir noch weniger als drei Hektaren, 2011 waren 132 Hektaren mit Gamaret und 106 Hektaren mit Garanoir bestockt. Die Mer-lotfläche wuchs im selben Zeitraum von 1,2 auf 36,6 Hektaren. Gleichzeitig legten nur eine weitere Rotweinsorte, der Pinot noir (+ 63 ha), und vier weisse Varietäten, Doral (+ 25 ha), Chardonnay (+ 19 ha), Pinot gris (+ 13 ha) und Pinot blanc (+ 7 ha) zu. Die Verlierer dieser Diversifizierung sind in erster Linie Chasselas mit einem Verlust von 377 Hektaren (– 14%)

und Gamay mit 145 Hektaren weniger (– 26%). Heute pflegen zahlreiche Waadtländer Win-zer einige Merlotstöcke: Es sind mehr als fünfzig verschiedene Etiketten. Auf den 36,6 Hektaren Merlot wurden 2011 271 000 Liter Wein produziert, also eine Flasche (75 cl) pro Quadratmeter. So ist die Merlotfläche in der ganzen Waadt kleiner als die der beiden Saint-Emilion-Châteaux Pavie und Monbous-quet (je 50 000 Flaschen), die Gérard Perse gehören und zu 60% mit Merlot bestockt sind. In Pomerol verfügt die Merlot-Referenz schlechthin, Petrus, über elf Hektaren Mer-lot (plus 5% Cabernet franc) und produziert 30 000 Flaschen.

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Degustation

Schenk auf Château de Vinzel. Wenn man die Vizeschweizermeister der roten Assem-blagen, die Brüder Blanchard in Tartegnin, fragt, ob ein reinsortiger Rotwein sie nicht reizen würde, nennen sie ohne zu zögern den Merlot… Vincent Beetschen aus Bursins holte mit dem Merlot von seiner Domaine in Coinsins am Mondial du Merlot 2011 in Lugano Gold. Auch in drei Parzellen in Gilly kultiviert er Merlot, auf drei Unterlagen. Und die erste Parzelle, die der Schweizer Chasse-lasmeister 2012, Jean-Marie Roch, in Perroy bestockt hat, umfasst 1800 m2 Merlot. «Mein Vater kaufte Tessiner Merlot bei Meinrad Perler (AdR: dem «Winzer des Jahres» 2010). Ich ziehe Merlot vor, produziere aber auch Gamaret-Garanoir.»

Merlot versus Gamaret?Soll man also Merlot mit Gamaret verglei-chen? François Murisier beobachtet, dass der Gamaret perfekt ans Klima am Lac Léman angepasst ist. Er «ergibt Weine, die sich von Jahrgang zu Jahrgang kaum unterschei-den.» Der Merlot ist anspruchsvoller: «Im kühleren Jahr 2008 wies er mehr Grün- und Efeutöne auf, war trockener und bitterer.» Fabio Penta nimmt den Ball auf: «Ich hoffe, dass der Merlot nicht den Weg von Gamaret und Garanoir einschlagen wird, von denen man unterschiedlichste Qualitäten antrifft.» Philippe Meyer, Önologe bei Bovard in Cully, doppelt nach: «Wir produzieren nur in guten Jahren einen reinsortigen Merlot, dann aber auf höchstem Niveau.»Die Guillon-Jury (siehe Seite 27), François Murisier, Marco Grognuz und Laurence Keller, unterstreicht die erfreuliche Qualität der prä-sentierten Weine. Der Winzer von La Tour-de-Peilz stellt «den Willen, etwas Gutes zu schaffen» fest. «Die leicht vegetabile Note lässt sich bisweilen durch junge Reben erklä-ren. Und der Barriqueeinsatz scheint gut gemeistert.» Die beratende Önologin unter-streicht: «Der Merlot bietet im Rebberg wenig Spielraum, tendiert er doch zur Überproduk-tion; auch im Keller muss man stets achtsam

bleiben.» François Murisier gibt zu bedenken, dass es für die Waadt eine neue Herausforde-rung sei, Rotweine mit gutem Alterungspoten-tial zu produzieren.

Hommage an die TessinerNach den Assemblagen, die ein Jonglieren erlauben, um das bestmögliche Gleichge-wicht zu erlangen, markiert der Merlot eine Rückkehr zur reintönigen Ausdruckskraft. Doch Vorsicht vor Klima (im Fall von kühlen Jahrgängen) und Mode! Innerhalb von zwan-zig Jahren hat sich die Merlotanbaufläche weltweit verdoppelt, auf 250 000 Hektaren. Wer den Film Sideways (2004) gesehen hat, der in den USA die Rückkehr des Pinot noir einläutete, erinnert sich an den Ausruf des Schauspielers Paul Giamatti: «I am not drin-king any fucking merlot!» Doch so weit sind wir nicht: «Dank dem Tessin (AdR: wo er seit 1906 auf 1000 ha kultiviert wird) ist das Image des Merlots in der Schweiz gut geblieben», bestätigt François Murisier. Die Tessiner waren allerdings ein wenig belei-digt, als 2010 ein Merlot der Caves Cidis SA in Tolochenaz zum besten Wein des Mondial du Merlot in Lugano erkoren wurde… 2011 errang derselbe Önologe, Rodrigo Banto, mit

«Rotweine mit gutem Alterungspotential? Das ist eine neue Herausforderung für die Waadtländer Winzer.»

dem Bernardin 2009 dreimal Gold: in Zürich (Expovina), Sierre (Grand Prix du Vin Suisse) und Lugano (Mondial du Merlot). Derselbe Merlot wurde in der Ermitage von Vufflens-le-Château ausgeschenkt, als Vater und Sohn Ravet im Mai 2011 das spanische Königs-paar zum offiziellen Staatsdiner empfingen. Ein Wein, der zum Zeitpunkt der Guillon-Degustation leider nicht erhältlich war. Der Waadtländer Merlot scheint bereits zu einer Exklusivität zu werden…

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Publireportage

Commune d'Aigle

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Willkommen am Œnovideo-Festivalin Aigle, vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2012Auf Einladung der Gemeinde Aigle findet das Œnovideo-Festival zum 19. Mal in der Hauptstadt des Waadtlän-der Chablais statt.Das Festival wird immer bekannter, und zwar dank seiner Qualität und seinem festen Willen, eines der fun-damentalen Elemente der Weinwelt ins richtige Licht zu rücken: das Bild. Mithilfe modernster technologischer Mittel und der Präsentation von Fil-men oder TV-Sendungen verspricht der Anlass zahlreiche Überraschun-gen und reichhaltige Ausdrucksfor-men rund um Rebe und Wein. Die in der Weinbranche aktiven Persön-lichkeiten erweisen sich oft als pas-sionierte Akteure, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen gerne weitergeben.Wie andere Festivals besitzt auch das Œnovideo-Festival eine eigene Jury,

präsidiert von jemandem aus der Welt des Kinos. Doch auch

andere Partnerjurys verlei-

hen den gezeigten Filmen Preise. So wurde etwa 2011 der im Rahmen des Vinoramas in Rivaz gezeigte Film Une année vigneronne mit zwei Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Vereinigung der Wein-journalisten und -autoren (Fédération des Journalistes et Ecrivains du Vin = FIJEV). Das unterstreicht das Ziel des Festivals: allen die Möglichkeit zu geben, unsere vielfältigen Weinregio-nen und Gebräuche kennenzulernen.Unter einem internationalen Blick-winkel betrachtet, bietet das Festival mit Sitz in der Schweiz, in Aigle, eine wunderbare Gelegenheit, um das Image des Schweizer Weinbaus zu stärken. 15 Stunden Filmvorführung in den Sälen des Kinos Cosmopolis, fruchtbarer Austausch unter den Teil-nehmern, gemütliches Beisammen-sein, kurz: ein dynamisches, offenes Festival. Fotografie und Filmprojek-tionen verbindend, zeigt die Ausstel-

lung Terroirs d’Images im Museum der Rebe und des Weins im wun-dervoll restaurierten Schloss Aigle Bilder zum Thema «Toutes les cou-leurs de la vigne au vin» (Alle Farben von den Reben bis zum Wein). Die 19. Ausgabe dieser Ausstellung ist eine schöne Ergänzung zu den zeitgenös-sischen Mitteln, um den kulturellen Aspekt der spannenden Weinwelt zur Geltung zu bringen.

Sie möchten gerne teilnehmen am Œnovideo-Festival? Verlangen Sie eine Einladung bei der Redaktion der Revue Le Guillon ([email protected]) oder bei Madame Isabelle Rime, Hôtel de Ville, Place du Marché, 1860 Aigle.E-mail: [email protected]

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Degustation

Für diese Degustation luden wir folgende Fachleute ein: François Murisier, ehemali-ger Chef der Abteilung Weinbau und Önolo-gie von Agroscope Changins-Wädenswil und heute Präsident der Vereinigung VINEA, die den Mondial du Merlot in Lugano organisiert, Marco Grognuz, Selbstkelterer und Leiter einer der beiden Degustationskommissionen des Labels Terravin, sowie Laurence Keller, beratende Önologin (oenoconcept.ch) in Saint-Prex. Die Degustation der 33 angeforderten Proben fand in zwei Durchgängen statt. Die Produ-zenten durften maximal drei Weine von noch erhältlichen Jahrgängen einreichen. Zwanzig Weine stammten aus dem Jahr 2009, zehn von 2010, drei aus früheren Jahrgängen. Degus-tiert wurde in fünf Serien à sechs bis sieben Weine (zwei Serien von 2010 und älteren Jahr-gängen, drei von 2009). In der ersten Runde selektionierte die Jury in jeder Serie drei Weine und legte ihre Rangfolge fest, ohne Noten oder Kommentare abzugeben. Runde um Runde war sich die – natürlich blind degustierende – Jury einig. Dann wurden die 15 Weine einzeln nochmals degustiert, nach dem 20-Punkte-System benotet und kommentiert. Die Schlussfolgerung? 1. Den Produzenten, die zwei oder drei Merlots einsandten, gelang es, mindestens zwei in die Endauswahl zu bringen. 2. Die Waadtländer präsentieren ihre Weine gerne beim Mondial du Merlot. Einen Monat nach der Degustation in Lugano hat die Verkostung in Lausanne die im Tessin errungenen Medaillen bestätigt, mit zwei Aus-nahmen: Clos de la George 2009 (Gold) und Domaine de Marcy 2009 (Silber) verpassten bei uns die Qualifikation.

Die 2009er profitier-ten vom Jahrgang

Pierre ThomasPräsentation und Kommentare

Der Jahrgang spielte eine wichtige Rolle (siehe Hauptartikel). Die 2010er stehen klar hinter den 2009ern zurück (im Finale wurden die Weine nicht nach Jahrgängen getrennt verkostet). Drei Merlots von 2007 und 2008 haben die Qualifikation nicht geschafft. Ins-gesamt wurden 17 Weine aus der Côte und je acht aus dem Chablais und dem Lavaux ver-kostet, ins Finale schaffte es überraschen-derweise nur ein einziger Wein aus dem Chablais, gegenüber zehn aus der Côte und vier aus dem Lavaux. Bei den Letztgenann-ten ziehen die 2010er gleich mit denen aus der Côte, wobei der Merlot des Châbles 2010 von Martial Neyroud die beste Note erhielt. Bei den 2009ern schlug der Merlot aus dem Dézaley von Bovard um Haaresbreite den Domaine de Crochet, Mont-sur-Rolle (La Côte), und La Lieue von der Domaine du Mon-tet in Bex (Chablais).

Degustation vom 12. Dezember 2011 in der Weinbar Midi 20 in Lausanne, von links: François Murisier, Marco Grognuz, Laurence Keller und Pierre Thomas.

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Degustation

★ Domaine de la Grappe d’Or 2010 Founex (vinifiziert von Philippe Bovet) www.cavegrappedor.ch

Alter der Reben: 8 Jahre; erster Jahrgang: 2006; 900 Flaschen; 11 Monate in Barriques; Fr. 21.–

Violette Reflexe. Nase mit Noten von roten Früchten, trockenen Kräutern und Schoko-lade. Runder, geschmeidiger Auftakt, frisch und rund, schöne Struktur mit etwas aus-trocknenden Tanninen im Finale.

★ Merlot Philippe Bovet 2010, Givrins www.philippebovet.ch

Alter der Reben: 8 Jahre; erster Jahrgang: 2006; 1200 Flaschen; 11 Monate in Barriques; Fr. 26.–

Granatrote Reflexe. Feine Nase mit Noten von schwarzen Früchten und Schokolade. Saftiger Auftakt, reichhaltig und voller Schmelz; gute Säure, aber eine leicht vege-tabile Note; lebhafte, jugendliche Tannine. Silbermedaille am Mondial du Merlot 2011.

★ Domaine de Famolens 2010 Mont-sur-Rolle (vinifiziert von Uvavins) www.cidis.ch

Alter der Reben: 5 Jahre; erster Jahrgang: 2007; 3000 Flaschen; 6 Monate in 300-l-Fässern; Fr. 15.70

Dunkles Rot. In der leicht vegetabilen Nase Noten von Liebstöckel. Lebhafter, frischer Auftakt auf rotfruchtigen Nuancen, jugend-lich und angenehm, mittlere Fülle, sehr fruchtig. Vinifiziert von Rodrigo Banto, dem Önologen von Uvavins, der mit dem Bernar-din 2009, Collection Le Vin Vivant, Bernard Ravet, am Mondial du Merlot 2011 eine Gold-medaille gewonnen hat.

★★ J & M Dizerens 2010 www.dizerensvins.ch

Alter der Reben (85% Merlot der Domaine de La Crausaz in Villette und 15% Merlot aus Aubonne,

Jahrgangsverschnitt): 15 Jahre; erster Jahr-gang: 2007; 5000 Flaschen; im Tank; Fr. 13.50

Dunkles Purpur. Sortentypische Nase mit Noten von Cassis und kaltem Rauch. Gute Säure, rund, mit Schmelz und Karamell-noten; dichte Struktur, lang anhaltend und leichte Bitternote im Finale. Die Brüder Dize-rens haben auch einen zweiten Wein unter die Finalisten gebracht (Collection Z).

★ Merlot Privilège 2009 Berthaudin, Tartegnin [email protected]

Alter der Reben: 20 Jahre; erster Jahrgang: 2009; 1000 Flaschen; Stahltank; Fr. 18.50

Dunkles Rot. Diskrete Nase mit Pilznoten. Im Finale geprägt von Unterholz, Graphit und Bleistiftminen, was sehr typisch ist für die Sorte; kräftige, strenge Tannine. Ab dem Jahrgang 2010 wird dieser von alten Reben stammende Merlot in Barriques ausgebaut.

Die schöne Überraschung

Format «Mondial du Merlot»

Eine Bestätigung

★★/★ Bertrand de Mestral 2009

Bourgeois Vins, Ballaigues (vinifiziert von Uvavins) www.bourgeoisvins.ch

Alter der Reben (90% Merlot, 10% Cabernet franc): 4 Jahre; erster Jahr-

gang: 2009; 4000 Flaschen; je zur Hälfte 6 Monate in 300-l-Fässern und im Tank; Fr. 11.50; Goldmedaille bei der Selektion

der Waadtländer Weine 2011

Gut vinifiziert vom Uvavins-Önologen Rodrigo Banto ist die am besten

bewertete Assemblage (mit einem Hauch Cabernet franc). Schöne,

dunkle Robe. Nase mit Noten von schwarzen Früchten, Holunder und

Cassis. Schöne Frische, ausgewogen und fruchtbetont, mit dezentem Holz.

★★/★ Cachoteries 2009

Vincent Beetschen, Bursins www.cavebeetschen.ch

Alter der Reben: 20 Jahre; erster Jahr-gang: 2009; 1000 Flaschen; 30 Monate in

Doppelbarriques (500 l); Fr. 35.–

Eine schöne Bestätigung der Gold-medaille am Mondial du Merlot 2011. Bemerkenswert ist das respektable Alter der Rebstöcke in Coinsins: 20

Jahre. Fast schwarze Robe. Dis-krete Nase. Mächtiger Auftakt, dicht gewobene, konzentrierte Struktur

und Mentholnoten; schöne Dichte im Gaumen, mit mehr Wucht als aroma-tischer Komplexität; frisches Finale

und gutes Alterungspotential.

★★★ Domaine de Crochet 2009

Mont-sur-Rolle (vinifiziert von Fabio Penta, Hammel, Rolle)

www.hammel.ch

Alter der Reben: 20 Jahre; erster Jahr-gang: 1999; 3500 Flaschen; 16 Monate in

Barriques; Fr. 34.–

Wunderschöne, fast schwarze Robe. Schöne Nase mit Noten von Vanille,

elegantem Holz und Kokosnuss. Auf-takt mit viel Schmelz auf Noten von schwarzen Früchten, gute Struktur,

schönes Gleichgewicht und Finale von fruchtiger Frische. Grosses Alte-

rungspotential. Ein Wein in modernem Stil und von internationaler Klasse.

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Der beste 2010er

Der Wurf eines Meisters

Der Chablais-Vertreter

★★/★ Merlot des Châbles 2010 Martial Neyroud, Blonay

www.domainesneyroud.ch

Alter der Reben: 8 Jahre; erster Jahr-gang: 2006; 1300 Flaschen; 12 Monate in

Barriques; Fr. 26.–

Dunkle Robe. In der Nase Mentholno-ten. Auftakt geprägt von roten Früch-ten; viel Schmelz und ausgewogene Struktur, gut eingebundene Tannine.

Ein ausladender Wein mit leicht alkoholischem Finale.

★★★ Dézaley Merlot 2009

Domaine Louis Bovard, Cully, www.domainebovard.com

Alter der Reben: 15 Jahre; erster Jahr-gang: 2009; 1200 Flaschen; 12 Monate in

Barriques; Fr. 32.–

2009 wurden drei Barriques dieses reinsortigen Merlots aus dem Dézaley

produziert, den die Jury mit der höchsten Note bewertet hat. Schö-

nes Purpur. Nase geprägt von reifen Früchten und feinem, diskretem Holz. Ausladender Auftakt mit viel Schmelz, schöne Komplexität, Noten von reifen Cassisbeeren und frisch geröstetem Kaffee. Ein sehr ausgewogener Wein, machtvoll und elegant, mit angenehm langem, frischem Finale und gutem

Alterungspotential.

★★★ La Lieue 2009

Domaine du Montet, Bex (vinifiziert von Fabio Penta, Hammel, Rolle)

www.hammel.ch

Alter der Reben: 15 Jahre; erster Jahr-gang: 2009; 3000 Flaschen; 16 Monate in

Barriques; Fr. 34.–

Dunkle, dichte Robe. Mächtige Nase (Röstnoten, Vanille und Bitteroran-

gen). Geschmeidiger Auftakt im Gaumen, geprägt von Menthol- und

Kaffee, kräftige, aber gut einge-bundene Tannine. Ein ausladender, warmherziger Wein voller Eleganz

und mit schönem Alterungspotential.

«Medaillenwürdige» Wucht

★★/★ Chantemerle 2009

Nicolas Jaccoud, Tartegnin www.tartegnin.com

Alter der Reben: 8 Jahre; erster Jahr-gang: 2007; 2200 Flaschen; 14 Monate in

Barriques; Fr. 23.–

Der 2008er wurde am Mondial du Merlot 2010 mit Gold ausgezeichnet.

Den 2009er betrachtete der Selbstkel-terer als zu jung, um ihn am Mondial 2011 zu präsentieren. Dunkles Pur-pur. Nase mit Noten von eingelegten

Früchten, eine Spur vegetabil. Im Auftakt Mentholnoten, im Finale dann Aromen von roten Früchten; kräftige,

gut eingebundene Tannine, schöne Länge, rassig, jugendlich und mit

gutem Alterungspotential.

★ Cave du Consul 2009 Laurent et Nicolas Martin, Perroy www.caveduconsul.ch

Alter der Reben: 10 Jahre; erster Jahrgang: 2005; 1300 Flaschen; 11 Monate in Barriques; Fr. 17.–

Rubin. In der Nase Röst- und Graphitnoten. Frischer Auftakt im Gaumen, etwas wenig Körper und Kraft, trotz einem leicht alkoho-lischen Eindruck; schöne Frische im Abgang. Die (nicht verkostete) Cuvée L’Amphore 2009 wurde am Mondial du Merlot 2011 mit Silber ausgezeichnet.

★ Collection Z 2009 J & M Dizerens, Lutry www.dizerensvins.ch

Alter der Reben (85% Merlot aus Aubonne, 15% Syrah aus Etoy): 12 Jahre; erster Jahrgang: 2009; 1200 Flaschen; 12 Monate in Barriques; Fr. 25.–

Dunkles Purpur. Holzbetonte Nase mit Kaffeearomen. Geschmeidiger Auftakt auf

Noten von roten Früchten und Karamell; im Finale sehr dichte, etwas grünliche und leicht bittere Tannine. Diese Assemblage (im Rahmen der erlaubten 15%, um die Haupt sorte auf der Etikette erwähnen zu dürfen) hat am Mondial du Merlot 2011 eine Silbermedaille eingeheimst.

★ Merlot de Saint-Saphorin 2010 Château de Glérolles www.glerolles.ch

Alter der Reben: 10 Jahre; erster Jahrgang: 2007; 1000 Flaschen; 10–12 Monate in Bar-riques; Fr. 28.–

Leicht orangefarbene Reflexe. Etwas flei-schige Nase; anmutiger Auftakt auf Noten von geröstetem Holz, runder, cremiger Gaumen; der Gaumen schmeichelt deutlich mehr als die Nase, trotz etwa austrocknen-den Tanninen. Am besten jetzt geniessen, da er sich angenehm ausgewogen präsentiert.

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Those who saw Sideways (2004) may remember actor Paul Giamatti protesting: “I’m not drinking any f---ing Merlot!” Not a remark likely to be heard in Switzerland: “Thanks to Ticino [where 1000 hectares of Merlot have been under cultiva-tion since 1906], the variety’s image has remained good in this coun-try,” says François Murisier, former head of viticulture and enology at the federal Agroscope Changins-Wädenswil research station.

Because of that positive image – and with some help from global

Merlot From Vaud:

warming – Merlot is a variety that has seen one of the biggest surges in popularity with Vaud growers since 1993. La Côte now grows 21.2 ha, Chablais 8.3 ha, Lavaux 6.5 ha. Under some 50 labels, 271,000 liters of Merlot were pro-duced in Vaud in 2011.

The Ticinese were a bit taken aback when, in 2010, a wine produced by Caves Cidis SA in Tolochenaz was voted the World’s Best Merlot at Mondial du Merlot in Lugano. Gold medals for Vaud Merlots have mul-tiplied since.

Pierre Thomas

Led by wine writer Pierre Thomas, François Murisier (who is also presi-dent of VINEA, organizer of Mondial du Merlot), winemaker Marco Grognuz (head of one of the Terravin tasting panels), and St. Prex enolo-gist/consultant Laurence Keller (oen-oconcept.ch) tasted some of the best Vaud Merlots.

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Tasting Notes

Masterful first try★★★ Dézaley Merlot 2009 Domaine Louis Bovard, Cully www.domainebovard.comAge of the vines: 15 years; first vintage: 2009; 1,200 bottles; barrel-aged for 12 months; CHF 32

High marks★★/★ Merlot des Châbles 2010 Martial Neyroud, Blonay www.domainesneyroud.chAge of the vines: 8 years; first vintage: 2006; 1,300 bottles; barrel-aged for 12 months; CHF 26

Dark color with purplish glints; men-thol nose; attack marked by red fruit; unctuous, with a balanced structure; well-enveloped tannins; a full wine, with some warmth on the finish.

Mondial du Merlot winner★★/★ Cachoteries 2009 Vincent Beetschen, Bursins www.cavebeetschen.chAge of the vines: 20 years; first vintage: 2009; 1,000 bottles; 30 months in a 500-liter wooden barrel; CHF 35

Lives up to its gold medal at Mondial du Merlot 2011. Note is taken of the respectable age of the Coinsins vines – 20 years. Black color; discreet nose; powerful attack, tight, concentrated structure; menthol notes; fine density in the mouth with more strength than aromatic complexity; fresh finish, good cellaring potential.

A confirmation★★★ Domaine de Crochet 2009 Mont-sur-Rolle (wine made by Fabio Penta, Hammel, Rolle) www.hammel.chAge of the vines: 20 years; first vintage: 1999; 3,500 bottles; barrel-aged for 16 months; CHF 34

The Merlot vine stock from which this wine is made is 20 years old. Magnificent, almost black color; fine vanilla nose, elegant wood, with notes of coconut; unctuous attack marked by black fruit; beautiful structure and bal-ance with a fruity fresh finish; consider-able cellaring potential; modern style, international class.

In 2009, three barrels of this pure Dézaley-grown Merlot – which won the tasting panel’s highest mark – were produced. Lovely purple color; nose of ripe fruit, fine, discreet wood; full, unc-tuous attack; beautiful complexity on the finish with notes of ripe blackcur-rants and roasted coffee; a wine finely balanced between strength and ele-gance; long fresh and agreeable finish, good cellaring potential.

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Choisir une spécialité IGP, c’est surtout se faire plaisir. Mais c’est aussi valoriser un savoir-faire traditionnel. Les produits IGP suisses appartiennent à la richesse de notre patrimoine culinaire et culturel. www.aoc-igp.ch

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Pierre Thomas

Die Waadtländer mischen ganz vorne mit

MIT 19 VON 66 NOMINIERTEN HABEN SICH DIE WAADTLÄNDER BEI DER 5. AUSGABE DES GRAND

PRIX DU VIN SUISSE GUT AUS DER AFFÄRE GEZOGEN. AM 25. OKTOBER 2011 WURDEN IN BERN DIE

PREISTRÄGER PROKLAMIERT. DIE WAADTLÄNDER KONNTEN ZWEI SCHWEIZER MEISTER

UND VIER ZWEITPLAZIERTE FEIERN.

Zum dritten Mal in Folge errang Reynald Parmelin aus Begnins den Titel als bester Bio-Winzer der Schweiz mit seinem weissen Johanniter 2010. Ein weiterer Winzer aus der Côte, Jean-Marie Roch aus Perroy (oben), stand ebenfalls zuoberst auf dem Podest: Sein Grand Cru de Perroy 2010, La Vaudoise des Quatre-Vents wurde bester der sechs Chas-selas-Finalisten. Hinter diesem Wein steht der Önologe Fabio Penta. Im Juli war ihm in Sierre das Kunststück gelungen, nicht weniger als drei Weine unter die sechs nominierten Chas-selas zu bringen.

Eine persönliche SelektionBeim 39 Jahre alten Jean-Marie Roch tritt der stellvertretende Direktor der Hammel SA in Rolle erst im Keller in Aktion. Der Winzer kultiviert elf Hektaren Chasselas. Weder sein

Grossvater noch sein Vater noch er selbst haben je selbst vinifiziert, der grösste Teil des Mostes wird nach dem Pressen an Händler verkauft. In seinem traditionellen Keller in Perroy, in dem zehn hundertjährige Eichenholzfuder stehen, haben er und Fabio Penta vier Fäs-ser ausgewählt. Diese Selektion ergab die nun preisgekrönten 20 000 Flaschen La Vau-doise des Quatre-Vents, eine Anspielung auf die Etikette (eine Frau in Waadtländer Tracht) und einen Flurnamen in Perroy (Quatre-Vents). Jean-Marie Roch ist stolz auf seinen Sieg, vor fast 500 anderen Chasselas: «Ich habe diesen 2010er mit dem Label Terravin immer geliebt. Der trockene September mit seiner Bise hat diesen Wein gemacht: Die Traubenbeeren waren klein und konzent-riert.» Er freut sich, dass sein bereits Anfang Dezember ausverkaufter Wein, gepuscht durch Goldmedaille und Meistertitel, sich gut verkauft hat, vor allem in der Deutsch-schweiz. Die anderen Crus des Guts, rote wie weisse, werden übrigens in Perroy vinifiziert, bei Œnologie à façon.Die Waadtländer stellten beim Chasselas zwar fünf Finalisten, der zweite Platz ging aber an einen Wein aus dem Freiburger Vully (Christian Vessaz, Cave de l’Hôpital, Môtier). Bronze errangen Anne-Catherine und Sébas-tien Ruchonnet aus Rivaz, und zwar mit ihrem

Degustation

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Concours International du Gamay 2012, Lyon, France, www.concoursgamay.com

•DomainedeSarraux-Dessous2010(1), Bolle & Cie, Morges, Great Gold;

•Prestige2009(2), Artisans Vignerons d’Yvorne, Gold.

•Le Gamay2007(3) barrel-aged, Bolle & Cie, Morges, Gold;

•Atlantique(4), Philippe Bovet, Givrins, Gold for both the 2009 and 2010 vintages;

•Confidentiel2010(5), Cave du Château de Valeyres, Gold for both the 2009 and 2010;

Concours des 7 Ceps 2011, Bourg-en-Bresse, France, www.concours7ceps.com

•GamaretCôtes-de-l’OrbeAOC2009,Daniel Marendaz, Mathod, Gold;

•GamaretLaCôteAOC2009andwhiteSavagnin 2010, both Gold, Domaine de Marcy, Saint-Prex;

Vaud Prizewinners at International Competitions

Degustation

Ruchonnette 2010, einem Saint-Saphorin, Lavaux AOC.

Mehrere zweite und dritte PlätzeBei den Rosés plazierten sich die Waadtländer hinter einem Neuenburger Œil-de-Perdrix: Zweiter wurde der «Blanc de Noirs» 2010, Grand Cru, von André Chevalley in Savuit. Der Ausbau dieses Weintyps (Assemblage aus Gamay, Gamaret, Garanoir, sofort abgepresst und weiss vinifiziert) war eine Premiere. Auf dem dritten Rang landete ein klassischer Œil-de-Perdrix von der Côte, ein Habitué des Guide Hachette des Vins, Les Chaumes, kom-merzialisiert von der Cidis SA, Tolochenaz. Bei den Gamays dasselbe Bild, hinter dem Walliser Sieger: zweiter Platz für den Domaine de Sarraux-Dessous 2010 (1), Luins Grand Cru, vom grössten zusammenhängenden Waadtländer Gut, vinifiziert von Bolle et Cie SA, Morges, und dritter Rang für den Domaine de la Treille 2010 der Frères Dutruy, Founex. Bei den Merlots klassierte sich hinter einem Tessiner die Réserve des Moines 2009 von der Abbaye de Salaz in Ollon, eine Überraschung, ist doch das Familiengut aus dem Chablais wenig bekannt. Die Merlotstöcke wurden von Vater Franz gepflanzt, der junge Önologe Bernard Huber lernte im Bordelais, Merlot zu vinifizieren, im Kontakt mit Hubert de Boüard, dem Besitzer des Château Angélus in Saint-Emilion.

Vizekönig der roten AssemblagenUnd noch ein zweiter und dritter Rang für Waadtländer Weine bei den roten Assem-blagen, hinter einem Wein von zwei Sierrois, dem Winzer Maurice Zufferey und Jacques Perrin, Weinhändler von Cave SA in Gland (VD); dieser Wein hatte die höchste Punktzahl des Concours erhalten. David und François Blanchard aus Mont-sur-Rolle erreichten den zweiten Platz mit dem Cellier du Mas 2009. Die Brüder, die sich die Arbeit in Reben und Keller teilen, produzieren diesen Wein seit 2002. Der 2009er setzt sich aus je 25% Gamaret, Merlot und Diolinoir zusammen, vervollständigt durch Mara (den Bruder von Gamaret und Garanoir) und wenig Cabernet Sauvignon. Diese Assemblage wurde schon mehrmals ausgezeichnet (Gold 2005 an den Vinalies von Paris). 2009 bauten die Brüder Blanchard erstmals im Bordelaiser Stil und ebenfalls in Barriques die Assemblage Le Manoir aus (50% Merlot, je 25% Cabernet Sauvignon und Cabernet franc). Den dritten Platz auf dem Siegertreppchen nahm der Vigne d’Or, cépages nobles, élevé en fût de chêne 2009 der Artisans Vignerons d’Yvorne ein. Bisher konnte übrigens noch nie ein Waadtländer den Titel «Winzer des Jahres» erringen; er ging 2011 an Diego Mathier aus Salgesch, der ihn bereits vor fünf Jahren, nach der ersten Durchführung des Wettbe-werbs, tragen durfte.

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•Viognier2010,CaveCidis,Tolochenaz,Gold;

•MuscatMousseuxdeRomandie,spar-kling wine, Uvavins Cave de La Côte, Tolochenaz, Gold.

Mundus Vini 2011, Neustadt, Rhineland-Palatinate, Germany, www.mundusvini.de

•LaTourBlanche2010,whiteblendofChardonnay, Pinot Noir pressed white, and Pinot Gris, Obrist SA, Vevey, Gold.

Vaud Prizewinners at International CompetitionsMondial du Merlot 2011, Lugano, Switzerland, www.mondial-du-merlot.ch

•Cachoteries2009,CaveBeetschen,Bursins, Gold;

•ClosdelaGeorgeYvorne2009,Hammel SA, Gold;

•LeBernardin2009,CaveCidis,Tolochenaz, Gold.

Gamays, Gamarets und Merlots Rücken an Rücken In der ersten Prüfung des Jahres 2012, Mitte Januar, am Concours international du Gamay in Lyon, errang der Domaine de Sarraux-Dessous 2010 (1), Schweizer Vize-Champion, eine Grosse Goldmedaille. Bolle & Cie in Morges konnte sich zudem über eine Goldme-daille für den Gamay 2007, Barrique (3) freuen – der Beweis, dass der Gamay gut altern kann! Zwei Waadtländer errangen je zwei Gold-medaillen für die Jahrgänge 2010 und 2009: Philippe Bovet, Givrins, mit seinem Atlan-tique  (4), und das Château de Valeyres sous Rances mit dem Confidentiel (5). Die Artisans Vignerons d’Yvorne (AVY) vervollständigen das goldene Bild mit ihrem Prestige 2009 (2). Im Herbst 2011 hatte die weisse Assemblage La Tour Blanche 2010 von Obrist SA, Vevey, eine von 783 Goldmedaillen des Concours Mundus Vini im deutschen Rheinland-Pfalz gewonnen; der seit zehn Jahren organisierte Wettbewerb gehört zu den meist besuch-ten Europas, doch präsentieren nur wenige Schweizer hier ihre Weine. Auf interregionalem Niveau haben mehrere Waadtländer Gamarets am Concours des 7 Ceps in Bourg-en-Bresse, Anfang November,

Aufsehen erregt. Daniel Marendaz, Mathod, holte eine Goldmedaille mit seinem 2009er, Côtes-de-l’Orbe AOC, ebenso die Domaine de Marcy in Saint-Prex, mit ihrem 2009er, La Côte AOC. Das letztgenannte Gut verdoppelte seinen goldenen Erfolg bei den Weissweinen mit seinem Savagnin 2010, sekundiert vom Viognier 2010 der Cave Cidis, Tolochenaz. Letztere holten unter dem Namen Uvavins Cave de La Côte, Tolochenaz, eine weitere Goldmedaille für einen Muscat Mousseux de Romandie. Die Schaumweine werden als ein-zige regionenübergreifend und nicht in regio-nalen Serien degustiert.Der Mondial du Merlot in Lugano, Mitte November, brachte drei Goldmedaillen für Waadtländer Weine, alle aus dem Jahrgang 2009. (Siehe unser Dossier auf S.22) In unserer Degustation klassierte sich der Merlot en bar-riques aus der Linie «Cachoteries» der Cave Beetschen in Bursins gut, während sich der Merlot d’Yvorne Clos de la George von Ham-mel SA nicht für das Finale klassieren konnte. Le Bernardin der Cave Cidis, Tolochenaz, war zum Zeitpunkt unserer Degustation nicht lie-ferbar. (PTs)

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A r t i s A n s V i g n e r o n s d ’ Y V o r n e s o c i é t é c o o p é r A t i V e

www.avy.ch

LabeL Vigne d’OrLa quête de l’excellence

Quintessence de la natureLes Artisans Vignerons d’Yvorne ont réservé leurs meilleures terres et leurs meilleurs raisins à cette ligne d’exception. Microclimat, orientation, pente, ensoleillement et aptitude du sol à absorber et restituer l’eau confèrent à chaque parchet sa nature, sa force et sa personnalité. Cette rigoureuse sélection permet d’exprimer la parfaite adéquation des terroirs et des cépages, en donnant à ses vins une grande complexité aromatique et une empreinte hors du commun.

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© Sébastien Durussel 2011

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Unsere Terroirs und ihre Talente

Julien Neirynck, mit Françoise Zimmerli

Das Land, wo Chasselas und Honig fliessen (I)

DIE ÄGYPTER VERWENDETEN IHN ALS MEDIZIN, DIE GRIECHEN BETRACHTEN IHN ALS NAHRUNG DER

GÖTTER UND IN ROM GALT ER ALS (HALB-) FLÜSSIGES GOLD. DIE WAADTLÄNDER BIENENZÜCHTER

PRODUZIEREN IHN MIT GROSSER LEIDENSCHAFT UND SCHÜTZEN IHN VOR DER KONKURRENZ MIT

EINEM HUNDERTPROZENTIGEN WAADTLÄNDER LABEL.

Es ist sieben Uhr morgens. Die ersten Sonnen-strahlen tauchen das Waadtland in ein mildes Licht. Es ist Mitte Juli und die Bienen fliegen bereits aus, auf der Suche nach Blütenpollen. Wildblumen blühen rundherum in ausreichen-der Menge, und auch an Obstgärten mangelt es nicht. Kein Wunder also, wurde die Waadt-länder Vereinigung der Bienenzüchter (Fédé-ration vaudoise des sociétés d’apiculture = FVA) schon vor mehr als hundert Jahren von passionierten Liebhabern gegründet.

Im Angesicht ernsthafter HerausforderungenUnter den gegenwärtigen Umständen, da intensiv über das Verschwinden der Bienen diskutiert wird, hat die FVA keine einfache Aufgabe, obwohl sich die Situation im Frühling 2011 dank einer frühen Saison und exzellen-ten klimatischen Bedingungen vorübergehend entschärft hatte (eine «Aufhellung», die sich im Verlauf des Jahres nicht bestätigt hat). Paradoxerweise «haben die Medien das Pub-likum für die Bienen sensibilisiert, indem sie den Verlust zahlreicher Kolonien thematisier-ten», bemerkt der Präsident der FVA, Jakob Troxler, ausgebildeter Ingenieur-Agronom und einst Forscher bei Agroscope Changins. Das Interesse an Bienen ist so gross, dass man heute mehr als 900 Waadtländer Imker zählt, verteilt auf die 18 recht aktiven kanto-nalen Sektionen zwischen Coppet und Pays-d’Enhaut. Einige unter ihnen stellen seither gar eine Verjüngung ihrer Mitglieder fest.

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Ein weiteres Paradox: Die Knappheit an Honig fördert den Verkauf. «Als Folge des Desinter-esses der Grossverteiler für unsere Produkte haben wir erfolgreich den lokalen Direktver-kauf entwickelt. Wegen der Kosten deckten sich die Grossverteiler im Ausland ein; mit dem Honigmangel kommen sie nun wieder auf unsere Produkte zurück», stellt der Präsi-dent mit Befriedigung fest. Die verschiedenen Sektionen der FVA, organisiert wie die Bienen in ihren Stöcken, begleiten die Waadtländer Imker auf ihrem Weg – von der Organisation von Ausbildungskursen für Anfänger bis zur Tätigkeit als Berater, etwa beim Kauf einer Bienenkolonie oder beim Erwerben eines Branchenlizenzvertrags. Die Kontrolle der Bienenstöcke hingegen obliegt staatlichen Inspektoren. Die wichtigste Aufgabe der Sek-tionen: Amateurimker ausbilden und ermu-tigen, eigene Bienenstöcke aufzubauen und eigene Königinnen zu züchten, was das Risiko eingeschleppter Krankheiten durch im Aus-land gekaufte Königinnen vermindert. Jakob Troxlers wichtigstes Anliegen: der Schutz vor der schrecklichen, aus Asien stammenden Varroamilbe, welche als Parasit die Bienen befällt und sie mit Viren infiziert, die unter anderem zu deformierten Flügeln führen. Man sieht: Die Aufgaben der FVA sind riesig, doch kann sie auf den Enthusiasmus ihrer Mitglie-der zählen.

Ein 100%-iger Waadtländer Honig und viele Initiativen2011 hat die FVA das Label «Miel du Pays de Vaud» eingeführt, auf das sie alleiniges Anrecht hat. Diese Marke, ein echtes Quali-tätszeichen, bezeugt die Respektierung eines strikten Pflichtenhefts: Der Honig wird obli-gatorisch im Kanton Waadt produziert und die Bienen wohnen in Holzwaben auf Waadtländer

Boden, auch im Winter. Es darf nur natürlicher Wachs für die Bienenwaben verwendet wer-den, verboten sind nicht anerkannte und von den offiziellen Stellen nicht vorgeschriebene Behandlungen, um die Bienenvölker gesund zu halten. Diese positive Entwicklung ermutigt die Waadtländer Imker, auf Qualität zu setzen und in die Promotion zu investieren: Ihre wach-sende Präsenz an Messen wie dem Comptoir Suisse in Lausanne, die von ihnen organisier-ten Anlässe, ihr Angebot auf verschiedenen Märkten oder der Direktverkauf via Internet – alles trägt dazu bei, die Bindung zwischen Produzenten und Konsumenten zu stärken und Letztere für Biodiversität und Produkte aus der Nähe zu sensibilisieren.

Auch die Stadt liefert HonigSelbst die Städte fördern diese Aktivitäten. Man braucht nicht bis New York oder Paris zu reisen, selbst die Waadtländer Hauptstadt hat in Zusammenarbeit mit der Lausanner Imkervereinigung sechs Bienenstöcke mitten in der Stadt aufgestellt, drei auf dem Friedhof von Bois-de-Vaux und drei auf den Dächern der Stadtverwaltung. «Geerntet» wurde im Juni und Juli 2011, insgesamt rund 50 Kilo, die im Handumdrehen verkauft waren. «Wäh-rend es auf dem Land, in der Ebene, nach dem Heuen von ökologisch bewirtschafteten Wie-sen im Juni bisweilen zu einer Flaute kommt, finden die Bienen in der Stadt immer genug Nahrung, denn in Pärken und Gärten blühen stets irgendwelche Blumen», bemerkt Jakob Troxler.Der Stadthonig ist gesucht, da berühmt für seine Qualität. Analytisch erweist er sich als sehr rein, konnten doch keine Rückstände von Spritzmitteln oder Schwermetallen nachge-wiesen werden. Der Honig ist ein exzellenter

Guter Honig, bekannt für seine Heilkräfte, enthält unter anderem Wasser, Kohlenhyd-rate, Aminosäuren, mineralische Substan-zen und zahlreiche Vitamine. Er ist reich an direkt assimilierba-ren Zuckerarten und der einzige natürliche Süssstoff mit vielen nährenden Elementen und hohem Energie-gehalt.

Die Waadtländer Imker am Comptoir Suisse in Lausanne: ein verführerischer Auftritt.

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Indikator für die Qualität unserer Umwelt, sodass man beruhigt sein darf bezüglich der Gesundheit der Lausanner Umgebung.Je nach Jahreszeit amberfarben oder in hel-lem Gelb, je nach Ort von Blüten oder aus dem Wald stammend, präsentieren sich die städtischen Honigsorten sehr aromatisch, in der Region Chauderon weisen sie gar Kasta-niennoten auf. Ermutigt durch diese ersten Erfahrungen, hat die Stadt bereits weitere Bienenstöcke aufgestellt, im Park von Valency und auf den Dächern der Sporthalle des Col-lège de l’Elysée; geplant sind bis 2013 zwölf Bienenstöcke. Eine ähnliche Initiative läuft zurzeit in Renens und in Yverdon-les-Bains.

Honig: ein TerroirproduktDie Natur wollte es so: Wie ein grosser Wein so reflektiert auch der handwerklich produ-zierte Honig die Arbeit des Menschen, der voller Passion die Seele seiner Region auszu-drücken versucht. Pascale Schiesser ist eine dieser Angefressenen. Die Imkerin in Champ-Pittet, bei Yverdon-les-Bains, besitzt ein wundervolles Bienenhaus von 1920 (unten). Hier hegt und pflegt sie ihre kleinen Schütz-linge seit 1993, als sie ihre erste Kolonie erwarb. Heute gehören ihr nicht weniger als zehn. «Man nennt mich hier Madame Biene», meint die Französin stolz, die bei Spitex arbei-tet. «Ich setzte mich mit allen Kräften für die Bienen ein: Sie geben uns so viel. Seit mehr als 60 Millionen Jahren aktiv, sind die Bienen viel zu kostbar, als dass man sie verschwin-

den lassen könnte.» Die Imkerin versteht es, den vielen Schulklassen, die ihr Bienenhaus regelmässig besuchen kommen, ihre Pas-sion zu vermitteln. Sie erzählt den Kindern mit ganz besonderem Feuer von der wunder-baren Biodiversität des Naturschutzgebiets, das an ihren Bienenstock angrenzt, von den unbehandelten Blumen, in denen die Bienen eine grosse Menge von erstklassigen Pollen sammeln können, und von der unermüdlichen Arbeit, mit der die Insekten vom Frühling bis zum Sommerende ihre reiche Ernte in die Bienenwaben bringen, wo sich der Nektar in Honig verwandelt.

HoniggewinnungSobald die Bienenwaben gefüllt sind, werden sie von den Bienen mit dünnen Wachsdeckeln ver-schlossen. Das ist der Moment für den Imker, zur Honiggewinnung zu schreiten. Mithilfe einer spe-ziellen Gabel mit langen, feinen und spitzen Zinken (rechts) entfernt der Imker die Wachsdeckel auf den Waben. Diese wer-den in eine spezielle (mit Motor oder Handkur-bel betriebene) Zentrifuge, eine sogenannte Honigschleuder, gespannt. Durch die Zent-rifugalkraft wird der Honig aus den Waben geschleudert. Der so gewonnene Honig ruht einige Tag lang in einem Dekantiergefäss, wo Luftbläschen und Unreinheiten an die Ober-fläche steigen. Danach muss man den Honig nur noch abfüllen… und geniessen!

In der nächsten Nummer: Honig II, kulinarischer Streifzug in Zusammenhang mit Wein.

Weitere Informationen:FVA: www.apiculture.ch. Die Website bietet eine Fülle von Informationen, Links und die Liste der Mitglieder, bei denen Sie Honig kaufen können. Waadtländer Honig finden Sie auch in der Halle Romande, rue de Genève 100, Lausanne: www.halle-romande.ch

Unsere Terroirs und ihre Talente

Über den Dächern von Lausanne freut sich Pascale Aubert von der Abteilung für Park- und Grünanlagen über den ersten Topf mit städtischem Honig.

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Sichere Weinlese Welche Vorsichtsmassnahmen sind geboten?

Im Herbst beleben sich die steil abfal-lenden Weinberg-Terrassen des Lavaux im Waadtland, denn es ist die Zeit der Weinlese. Von überall her kommen Erntehelfer, um in den Reb-bergen zu arbeiten. Inmitten dieses emsigen Treibens ist ein Unfall schnell passiert und so ist es ratsam, sich mit einer Versicherung vor den Folgen sol-cher Unfälle abzusichern. M. Blanc*, Winzer aus der Region, kann davon ein Lied singen.An einem Septemberabend schickt er einen seiner Angestellten, J. Moret*, los, um eine letzte Ladung Trauben einzuholen. Er und die restliche Equipe arbeiten in der Zwischenzeit an der Weinpresse. J. Moret, der nicht viel Erfahrung hat im Umgang mit Klein-traktoren, verliert auf den kurvigen und engen Strässchen im steilen Reb-berg die Kontrolle über das Fahrzeug und trägt unheilbare Verletzungen an beiden Armen davon.Die Untersuchung ergibt: Der Kont-rollverlust von J. Moret über den Reb-

traktor ist zwar eine der Ursachen des Unfalles, jedoch hat auch Weinbauer Blanc Verantwortung für den Unfall zu tragen. Indem er seinen unerfah-renen Angestellten in die als unweg-sam bekannte Zone der Weinberge schickte, handelte er fahrlässig.Beraten von GENERALI, hatte M.  Blanc glücklicherweise für einen solchen Fall vorgesorgt. Die Unfallver-sicherung, die er für seine Angestell-ten abgeschlossen hat, deckt zuerst die Behandlungskosten von J. Moret sowie die ersten IV-Renten. Da die Verantwortung von M. Blanc feststeht, wendet sich die Unfallversicherung in einem zweiten Schritt an den Wein-bauer. Nun kommt dessen Betriebs-haftpflicht zum Zug und übernimmt die Spesen in der Höhe von mehreren hunderttausend Franken. Ohne Ver-sicherung hätte M. Blanc aufgrund seiner fahrlässigen Handlung selber dafür aufkommen müssen.

*alle Namen geändert

Was sagt das Gesetz?Laut OR, Art. 328 Abs. 2, hat der Arbeitgeber „zum Schutz von Leben, Gesundheit und persönlicher Integrität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Massnahmen zu treffen, die nach der Erfahrung notwendig, nach dem Stand der Technik anwendbar und den Verhältnissen des Betriebes oder Haushaltes angemessen sind“. Der Arbeitgeber ist also verantwortlich für die Schäden, die seine Angestellten aufgrund mangelnder Vorsichtsmassnahmen erleiden.

Welche Deckungen bietet GENERALI?Das Produkt MODULA wurde speziell für die Bedürfnisse von KMU konzi-piert: es beinhaltet eine Betriebshaftpflicht und sichert Ihr Unternehmen gegen die finanziellen Folgen unvorhersehbarer Ereignisse ab.GENERALI bietet für KMU ausserdem EAK/UVG-Produkte (Erwerbsausfall- und Unfallversicherungen). Mehr Informationen finden auf www.generali.ch/kmu

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Honey is a natural and nutritious sweetener. Production is also usu-ally associated with the country-side – so: city honey? In Lausanne, yes. And there are even advantages to urban production, says Jakob Troxler, president of the Federation of Vaud Beekeeping Societies (FVA). While rural bees may periodically run out of sources, not so their city colleagues “because there’s always something in flower in parks and gardens.”

So FVA member Société d’apiculture de Lausanne teamed up with the

Busy Bees in Town & Country: Vaud Honey

city to set up six hives, three of them on the roofs of administra-tion buildings. The honey, a best seller, is known for its quality and purity (analyses show an absence of pollutants). Amber or pale yel-low depending on the season and whether the source is flowers or forest trees, the taste of the honey is delicious and – when the bees have been over in the Chauderon area – even has a hint of chestnut. Six more hives are being installed in the Parc de Valency and roofs of the Collège de l’Elysée’s sports complex.

Renens and Yverdon-les-Bains are now setting up hives of their own – which is not to discount non-urban producers among the 900-member strong FVA. Keep your eyes peeled for the Miel du Pays de Vaud label.

More info (French only) at www.apiculture.ch. To buy: Halle Romande, rue de Genève 100, Lausanne, www.halle-romande.ch.

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Geheimes Morges

MORGES IST BEKANNT FÜR SEINE SCHWERGEWICHTIGEN AUSHÄNGESCHILDER DES

WAADTLÄNDISCHEN WEINBAUS WIE UVAVINS, BOLLE ODER DIE DOMAINE HENRI CRUCHON. DOCH

IN MORGES GIBT ES AUCH WENIGER BEKANNTE, ABER QUALITATIV HOCHSTEHENDE WEINGÜTER ZU

ENTDECKEN. DIE REGION LEBT VON DER DYNAMIK IHRER WINZER UND DER AUSSTRAHLUNG DER

ARVINIS, DES WICHTIGSTEN WEINSALONS DER WESTSCHWEIZ.

Alexandre TrufferFotos: Caroline Dey – Porträts: Sandra Culand

Unsere Regionen sind rare Perlen

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LES CHAUMESCollection Tradition La Côte aocCouleur brillante, pâle avec des reflets abricot.

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Unsere Regionen sind rare Perlen

9000 Eintritte», erinnert sich die Direktorin des Salons. Die Skepsis in der Region siegte nicht, gewisse Produzenten erkannten sofort das Potential des Anlasses. «Die Vereinigung Vins de Morges, damals präsidiert von Raoul Cruchon, war auf Anhieb begeistert. Es kamen auch viele Walliser, ebenso die Vins de Genève, unser erster Schweizer Ehrengast. Wir zähl-ten 60 Aussteller, viele von ihnen gehören noch heute zu den treuen Mitgliedern», erklärt Philippe Fehlmann.Seit ihrem dritten Jahr findet die Arvinis in den SBB-Hallen von Morges statt. Statt 9000 kommen heute 20 000 Besucher, doch das Ziel bleibt das gleiche: einen gemütlichen Raum für die Degustation bieten, einen freien Parcours ohne jede Kaufverpflichtung. «Die Besucher der Arvinis sind keine Offenweinkonsumen-ten. Es macht Spass, ihre Neugierde zu sehen, die unsere Ehrengäste regelmässig erstaunt. Letztere scheinen eine derart gut informierte Kundschaft nicht gewohnt zu sein», kommen-tiert Philippe Fehlmann. Die Kellereien veröf-fentlichen zwar keine Umsatzzahlen, deshalb gibt es keine vertrauenswürdigen Statistiken.

Arvinis: Vergleich mit den Weinen der Welt zur Promotion der lokalen CrusVom 18. bis zum 23. April 2012 findet in den SBB-Hallen von Morges zum 17. Mal die Arvinis statt. Dieser Weinsalon zieht jedes Jahr gegen 20 000 Besucher an, die rund 2500 Weine aus allen Ecken der Welt verkos-ten können. Diese Vielfalt haben die Gründer der Arvinis, Nadège und Philippe Fehlmann gewollt, obwohl sie betonen, an den umlie-genden Weinregionen zu hängen. «Wir haben die Schweizer und besonders die Waadtländer Weine stets verteidigt. Unsere Idee ist simpel: Die Konsumenten sollen die lokalen Weine mit ihrer Konkurrenz aus aller Welt vergleichen, um bewusst wählen zu können. Die Schweizer Winzer, die den Weg der Qualität eingeschla-gen haben, können so beweisen, dass ihre Produktion den Vergleich nicht zu scheuen braucht. Das haben unsere Besucher übri-gens bestens verstanden», erklärt der Präsi-dent der Arvinis. «Wir haben diesen Anlass ins Leben gerufen, um die lokalen Weine zu ver-teidigen», fügt Nadège Fehlmann bei. «1995 beobachteten wir in einem Geschäft ein jun-ges Paar, das eine Flasche für Freunde kaufte. Nach einigem Zögern entschieden sie sich für einen Burgunder mit bekanntem Namen und hübscher Etikette. Das schien uns absurd, und wir waren empört, dass sie nicht einmal in Betracht gezogen hatten, eine Flasche aus der Region zu kaufen. So entstand die Idee des Weinsalons.»Damals war Philippe Fehlmann Präsident von Morgexpo, einer Messe, die alle zwei Jahre in Zelten stattfand. Um die Kosten für das Aufstellen der Zelte nur einmal bezahlen zu müssen, beschlossen die Fehlmanns, die beiden Anlässe direkt hintereinander zu orga-nisieren. Eine grosse Herausforderung. «Wir erhielten weder damals noch heute Subven-tionen, sondern bezahlten alles aus unseren persönlichen Ersparnissen. Viele meinten, ein im Herzen der Côte organisierter Salon, der den Weinen der Welt gewidmet ist, könne nur Schiffbruch erleiden. Der erste Morgen war für die Profis reserviert, es kam keine Menschen-seele. Das breite Publikum strömte dann zum Glück in Scharen herbei… Wir verzeichneten

Philippe und Nadège Fehlmann, die Seele der Arvinis.

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Unsere Regionen sind rare Perlen

Trotzdem lassen empirische Schätzungen ver-muten, der Tagesumsatz der Arvinis-Aussteller belaufe sich auf stolze 1,5 Mio. Franken.Und die Zukunft? 2012 hat die Arvinis – mitt-lerweile mit modernisierter Grafik und mit Facebook als Kommunikationsmittel – die Schweizer Weine als Ehrengast ausgewählt, genauer: Swiss Wine Promotion, welche die anwesenden Kellereien nicht konkurrieren, sondern die unbekannten Sorten der Schweiz vorstellen will. Mondeuse, Altesse, Frei-burger, Mara, Charmont, Resi, Completer,

Humagne blanche, Plant Robert, Durize oder Lafnetscha sind nur einige der Spezialitäten, welche die Besucher am grössten Stand der Arvinis entdecken werden. Irgendwann wird sich die Frage der SBB-Hallen stellen, die in absehbarer Frist abgerissen werden sollen. Doch Nadège Fehlmann versichert: «Wenn es nötig ist, werden wir umziehen, aber die Arvinis wird sicher nicht sterben!»Arvinis - SBB-Hallen in Morges18. bis 23. April 2012www.arvinis.com

David Kind, der Winzer, der das Leben durch die rosa Brille siehtDavid Kind gehört zu den Winzern, die regel-mässig bei nationalen und internationalen Wettbewerben ausgezeichnet werden. Der Produzent, der versichert, «nur an vier Con-cours teilzunehmen, nämlich an der Selektion der Waadtländer Weine, am Grand Prix des Schweizer Weins, am Mondial du Merlot sowie am Concours des 7 Ceps», hat schon bei jedem dieser Wettbewerbe eine Medaille geholt. 2009 war sein Rosé – ein Gamay mit 10% Garanoir –

gar des beste Rosé der Schweiz, bei der kan-tonalen Selektion bestätigte er das mit einem zweiten Platz. 2010 machte sein Merlot mit einem Sieg in Bourg-en-Bresse und einer Goldmedaille am Mondial du Merlot Furore. Ein Erfolg, der um so schöner ist, als sich der Produzent nicht «nur» um seine 5,6 Hektaren Reben kümmern kann, betreibt er doch auch Acker- und Obstbau. Die Domaine de Terre-Neuve ist zwar ein Familienbetrieb – sein Urgrossvater kaufte den Hof 1918 von Alexis Forel –, doch David Kind hat nichts von einem traditionellen Waadtländer Winzer. Er wuchs in Winterthur auf und durchstreifte Kanada, bevor er an die Gestade des Lac Lémans zurückkehrte. Hier wandelte er den Sortensatz von Grund auf um und ersetzte die Monokulturen von Chasselas und Gamay durch Pinot gris, Gamaret, Merlot, Garanoir und Chardonnay. Heute kultiviert er zwölf Rebsorten und verkauft elf Weine, die sowohl in der Romandie wie in der Deutsch-schweiz gut ankommen. Sein jüngstes Kind ist ein in 500-Liter-Barriques ausgebau-ter Sauvignon blanc; 75% des Weins werden sechs Monate lang im neuen Holz verfeinert, bevor sie mit dem im Tank ausgebauten Rest assembliert werden. Sein Sauterreneuve – ein Strohwein aus Chardonnay – erntete ebenfalls Ruhm, doch David Kind beherrscht auch per-fekt die Basis: Chasselas und Pinot noir erge-ben Spezialcuvées, die in den fünf Schweizer Niederlassungen der Hotelkette Novotel aus-

David Kind, gebürti-ger Zürcher und Wahl-waadtländer, ist ein erdverbundener Winzer.

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geschenkt werden. Und die 6000 Flaschen des im Tank ausgebauten Gamays, aus Trauben von mehr als 35 Jahre alten Stöcken gekel-tert, die von Natur aus nur 500 g/m2 Ertrag ergeben, reichen längst nicht, um die grosse Nachfrage zu befriedigen.Domaine de Terre-Neuve - 1162 Saint-PrexBesuche nach Voranmeldung: Tel. 079 216 94 44 - www.terreneuve.ch

Luc Tétaz, das Herz der Stadt Laut dem Gemeindearchiv von Morges hat die Stadt ihr Weingut im Jahr 1547 gekauft. Vier-einhalb Jahrhunderte später bewirtschaftet das Gut immer noch 15 Hektaren Reben in Marcelin, zehn davon eigene, fünf gepach-tet. Die Kellerei liegt direkt gegenüber der Landwirtschaftsschule, die ebenfalls eigene Reben besitzt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das Fortbestehen des städtischen Weinguts einiges an Einsatz verlangte. 1639 untersagte ein Edikt jedem Bürger von Mor-ges, ausländischen (sprich: nicht auf dem Territorium von Morges gewachsenen) Wein zu trinken; Zuwiderhandelnden drohte Verlust des Bürgerrechts oder der Wohnung. Spä-ter, zu Beginn der 1930er Jahre, wurde auch Morges von der Wirtschaftskrise erschüttert. Damals versteigerte die Stadt ihren Most und vinifizierte ihn in den Kellern von Couvaloup. Vier Jahre in Folge, von 1930 bis 1933, fand sie allerdings keinen Käufer. Diese kommerzi-elle Katastrophe brachte die Stadt dazu, einen Chefwinzer zu engagieren, George Bernard, der die Arbeit in den Reben und die Trauben-annahme mechanisierte.Luc Tétaz, der heutige Chefwinzer, ist seit 1980 im Amt. «Damals füllte die Stadt nur den Wein ab, der für repräsentative Zwecke gebraucht wurde», erklärt der zurückhaltende Mann, der sechs Jahre später, als die Kellerei nach Marcelin umzog, auch für die Vinifikation zuständig wurde. Der passionierte und kom-petente Winzer Luc Tétaz liebt den Boden und die Reben und ärgert sich über die grossmäu-lige Kommunikation rund um den Wein. Spre-chen Sie ihn auf aussergewöhnlich frühreife Jahrgänge an, und er wird Sie fragen, «ob die

rasche Zunahme der Graufäule wirklich nichts mit dieser Frühreife zu tun» habe. Tétaz ist stolz auf seine Chasselas – «die Basis!» – und bedauert es, wenn Kunden beim Degustieren der Assemblagen des Hauses in Begeiste-rungsstürme ausbrechen, es aber ablehnen, einen traditionellen Weissen zu verkosten.Klassisch, aber offen hat der Chefwinzer die Entwicklung des Sortiments begleitet. Neu dazu gekommen sind eine weisse, in Bar-riques gereifte Assemblage, ab 2012 ein Ser-vagnin und ein Gamaret-Garanoir, sodass nun insgesamt elf Weine im Angebot sind. «Der Liebling der Kundschaft ist unbestritten der Süsswein», meint Luc Tétaz lächelnd. Diese Assemblage aus Doral, Chardonnay und Pinot gris, bei der Selektion der Waadtländer Weine zweimal mit einer Medaille ausgezeichnet, kann von der Erfahrung eines weiteren dis-kreten und talentierten Berufsmanns profitie-ren, nämlich von Frédéric Hofstettler, der ihn vinifiziert.Domaine de la Ville de Morges Vins de TerroirCh. de la Morgettaz 2 - 1110 MorgesTel. 021 801 60 19www.vinsdeterroirmorges.chGeöffnet Mittwoch und Freitag, 16 bis 18 UhrAm Samstag nach Vereinbarung: 079 473 47 35

Luc Tétaz, Winzer aus Leidenschaft, ist es am wohlsten inmitten seiner Reben.

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Das CHÂTEAU DE VUFFLENS, ein Meister-werk der militärischen Baukunst aus der spä-ten Gotik, ist ein imposantes Denkmal aus dem 15. Jahrhundert. Bevor das heutige Schloss erbaut wurde, stand am selben Ort eine frü-here Festungsanlage, die 1011 erstmals unter dem Namen «Wuoflings» erwähnt wurde und einem «Wulf» (= Wolf) gehörte.Im 12. Jahrhundert waren Ländereien und Schloss im Besitz einer Ritterfamilie, die sich 1175 dem Bischof von Lausanne unterwarf, und dann, ab 1235, der Familie der Cossonays. Danach gelangte die Herrschaft im 13. Jahr-hundert durch Erbfolge an die Familie Duin und 1390 an Henry de Colombier, den illust-ren Cousin der Herzoge von Savoyen, der die alte Festung in ein zwar bescheideneres, aber wohnlicheres Schloss umwandelte. Henry de Colombier war ein erfolgreicher Feldherr, Diplomat und Ingenieur und hatte eingehend die Mailänder Militärarchitektur studiert. Er engagierte talentierte Piemonteser Bauarbei-ter, die sich 1415 ans Werk machten. Dank sei-nem Sekretär wissen wir, dass der Herzog von Savoyen «den Zimmerleuten und Maurern des Herr von Vufflens 1416 das Trinken bezahlte». Der 50 Meter hohe Donjon, 1334 von einem italienischen Architekten erbaut, wird von

EIN GESCHICHTLICHER RÜCKBLICK Caroline Dey

vier rechteckigen, durch eine Ringmauer mit Wehrgang miteinander verbundenen Tür-men umringt. 1860 restauriert, diente er als Unterkunft für Soldaten und als Festsaal. Zum Schloss gehören zwei durch Mauern ver-bundene Wohntrakte. Der Osttrakt weist vier schlanke, runde Ecktürme auf, die mit steilen Kegeldächern bedeckt sind. Das riesige Dach des zinnenbewehrten Wachtturmes wird von einem im 19. Jahrhundert erbauten Glocken-türmchen geziert. Im Erdgeschoss befindet sich ein schöner Saal mit Kreuzrippengewölbe. Das dazugehörige Weingut von acht Hektaren Reben, alle in der Appellation Morges gele-gen, wird vom Haus Bolle & Cie SA in Mor-ges bewirtschaftet. Das Château Saint-Maire in Lausanne sowie das Château de Vufflens sind die einzigen Schlösser im Kanton, die aus Backstein gebaut wurden. Vufflens ist heute in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

Das MAISON LINDER in Morges, an der Grand’Rue Nummer 94, scheint an der Stelle eines aus dem Jahr 1460 stammenden Hau-ses errichtet worden zu sein. Seine Fassade wurde vom Maurermeister Pierre Billon 1682 konzipiert. Die Fassade wie die drei Galerien im Innenhof zeigen toskanische, ionische und

Blick aus dem Schlosshof auf den imposanten Donjon des Château de Vufflens.

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korinthische Ordnungen. Dieses Prinzip der übergeordneten Säulenordnungen steht ganz in der Architekturtradition der Renaissance.Manche Räume des Hauses besitzen noch bemalte Decken von 1693 und Wandgemälde, die städtische Landschaften zeigen – ein recht seltenes Motiv in jener Zeit. Das Maison Lin-der wurde 1912 von Rose Mayor erworben, die darin einen Kolonialwarenladen einrichtete. Wegen der Lebensmittelrationierung ent-schloss sich ihr Sohn zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, auf den Verkauf von Lebensmitteln zu verzichten und nur noch Tabakwaren und Zeitungen anzubieten. Er wandelte das Erdge-schoss in ein exklusives Tabak- und Zigarren-geschäft um, das die ganze Schweiz belieferte, und renovierte später die wunderbaren Male-reien, die unter einer Gipsschicht entdeckt worden waren. 1985 verkaufte er das Haus dem Architekten Jean-Pierre Rufenhart, der für seine Restauration preisgekrönt wurde.

Am Ausgang von Morges, in Richtung Saint-Prex, befindet sich das PETIT MANOIR. Früher Villa Berlin genannt, wurde dieses Gebäude 1764 vom Traiteur Marc-Antoine Perret erbaut und genutzt. Gegen 1825 wurde im Süden ein ländlicher Anbau angefügt. Das Haus wurde 1934 von Louis Bosset renoviert. Es besitzt ein zweistufiges Dach und regel-mässig über die Fassade verteilte Fenster mit zentriertem Fenstersturz. Der grosse Salon führt in einen wundervollen Garten mit einem aus Buchsbäumen gebildeten Labyrinth. Einst im Besitz der Familie Etienne, wurde das Petit Manoir von der Gruppe BOAS aufgekauft, deren Direktor Frédérique Rusi alte Gebäude liebt. 2009 wurde das Haus renoviert. (siehe Seite 51).

Das Hôtel de Ville von Morges ist ein Meister-werk der Gotik und der Renaissance, erbaut aus rötlichbraunen Molasse-steinen.

Im Maison Linder findet man prachtvolle Wand- und Deckenmale-reien, so beispielsweise diese Friese aus dem 16. Jahrhundert.

Zwischen 1515 und 1521 erbaute der Maurer-meister Jean Coquet das HÔTEL DE VILLE mit seiner prachtvollen polygonalen Treppe aus Molasse; das Eingangstor wurde von Pierre Billon gestaltet. Das Hôtel de Ville wurde 1620 renoviert. 1741 diente das Gebäude als Getreidelager. In einer Nische in der Ecke des Gebäudes steht eine Statue der Justitia mit ihrer phrygischen Haube, eine Skulptur von Jean Baptiste Gallo aus dem Jahr 1651. Das angrenzende Gebäude ist in neoklassizisti-schem Stil gehalten und datiert aus dem Jahr 1822. Es ist das Werk des Architekten Henry Perregaux. Der Ratsaal im ersten Stock ist bekannt für seine wunderschöne französi-sche Decke von 1620. Im Erdgeschoss, in den Hallen, fand früher der Getreidemarkt statt.

Das Petit Manoir, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, hat sich zu einem Gourmet-tempel gemausert.

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LabeL Terravin: SymboLe d’excepTion

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Hostellerie Le Petit Manoir

Das kürzlich renovierte Petit Manoir bietet elf luxuriöse Zimmer, die den Charme früherer Zeiten mit moderner Infrastruktur verbinden. Das Restaurant, bekannt für seine raffinierte Gourmetküche, konzen-triert sich ganz auf saisonale Gerichte. Der junge Küchenchef, der Franzose Julien Rettler, wurde vom GaultMillau 2012 zur Entdeckung des Jahres gewählt und auf Anhieb mit 14 Punkten ausgezeichnet. Im Caveau werden Degustationen der regiona-len Weine organisiert.

Avenue Paderewski 8, 1110 Morges Tel. 021 804 12 00 - www.lepetitmanoir.ch

Restaurant des «Club Nautique»

Die Nähe des Sees ist einer der gröss-ten Vorzüge des Restaurants des «Club Nautique» von Morges. Die Habitués kom-men allerdings vor allem in dieses diskrete, im Schatten des Schlosses verborgene Lokal, um die präzise, aromatische Küche von René Müller zu geniessen. Schöne Auswahl von Schweizer Weinen, mit einigen spannenden Spezialitäten zu vernünftigen Preisen.

Place de la Navigation 1 – 1110 Morges Tel. 021 801 51 51 - www.restaurant-cnm.ch

BAM La Voie des Sens

Die Eisenbahnlinie Bière–Apples–Morges durchquert eine bukolische Landschaft, reich an handwerklichem und gastronomi-schem Erbe. Dank BAM La Voie des Sens kann man bei gastronomischen Zwischenhalten originelle Terroirprodukte kennenlernen. Mehrmals pro Jahr bietet BAM Saveur, ein Nostalgiezug aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, gastronomische Fahrten zu verschiedenen Themen an.

Komplettes Programm: www.lavoiedessens.ch

Lucie und Solange Perey, die Schwestern von der Domaine des Abbesses«Bei der Arvinis, wenn gewisse Besucher uns keines Blickes würdigen, würde ich bisweilen gerne ein Plakat vor mir hertragen, auf dem steht: Ich habe eine hoch spezialisierte Ausbil-dung absolviert und bin eine kompetente Berufs-frau, die ein Weingut mit fünf Hektaren Reben leitet», erklärt Lucie Perey von der Domaine des Abbesses. Den eidgenössischen Fähig-keitsausweis als Winzerin in der Tasche, hat sie die Domaine des Abbesses in Echandens gemeinsam mit ihrer Schwester Solange, einer diplomierten Önologin, übernommen. Das war 2009, und die beiden waren 22 beziehungs-weise 24 Jahre jung. «Zu Beginn wurde in der Presse recht oft von uns gesprochen. Das hat uns zu mehr Glaubwürdigkeit verholfen», fährt die Winzerin fort.Die Geschichte der Domaine des Abbesses verliert sich im Dunkel der Vergangenheit. Wie der Name vermuten lässt, war das Weingut einst im Besitz eines Frauenklosters. Der erste historische Beleg für die Existenz der Domäne stammt allerdings erst aus dem Jahr 1836; damals erwarb die Familie Martin das Gut. Bis 2009 wurde es durch den heutigen Besitzer geleitet: Philippe Martin. Dieser suchte einen Nachfolger und schenkte sein Vertrauen den beiden Schwestern, die einen Pachtvertrag über 15 Jahre unterzeichneten. «Die Anfänge waren schwierig», räumt Lucie ein. Glücklicherweise hat die Kundschaft die

Herausforderung angenommen und ist den beiden jungen Frauen gefolgt, um die Inno-vationen zu entdecken, die das weibliche Duo eingeführt hatte: neuer grafischer Auftritt, modernisierter Empfangsraum, in Barriques ausgebaute Cuvées. Überzeugende Ände-rungen, wenn man in Betracht zieht, dass die gesamte Produktion in Flaschen verkauft wird und die Rotweine (rund ein Drittel der Fläche) die Nachfrage nicht befriedigen können.Die nächste Etappe für die Schwestern Perey ist die Annäherung an die Domaine de la Balle in Vufflens-le-Château, die ihrem Vater Michel Perey gehört. Jede Einheit wird ihre Identität und ihre Produkte behalten – mit Ausnahme des Servagnin de Morges, der gemeinsam produziert werden soll –, aber Administration und Verkauf werden vereinfacht. Im Rebberg wurde gerade eine neue Sorte angepflanzt; in drei Jahren soll die erste Altesse des Abbesses abgefüllt werden.

Domaine des AbbessesLes Abbesses 401026 EchandensTel. 021 701 47 40Der Keller ist geöffnet am Mittwoch, von 17 bis 19 Uhr oder nach Vereinbarung. www.vins-lesabesses.ch

GASTRONOMISCHE ABSTECHER

Solange (links) und Lucie Perey, das Tandem, das hinter der Domaine des Abbesses steht.

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Glas ist beständig, undurchläs-sig, hygienisch, formbar, ästhe-tisch, natürlich und LEICHT. Die Leichtglas-Technologie erlaubt es, Glasverpackungen ohne Sicherheits- und Qualitätseinbussen leichter zu machen als ihre konventionellen „Vorgänger“.

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Weinflasche 750 ml 400 g 350 g 50 g 50 t 34 t

Weinflasche 1000 ml 500 g 420 g 80g 80 t 55 t

Bierflasche A 330 ml 205 g 185 g 20 g 20 t 14 t

Bierflasche B 330 ml 200 g 175 g 25 g 25 t 18 t

Bierflasche C 330 ml 190 g 160 g 30 g 30 t 21 t

Konservenglas 720 ml 300 g 280 g 20 g 20 t 12 t

Gewürzglas 99 ml 127 g 116 g 11 g 11 t 7 t

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rohstoff für deutlich weniger CO2-Emissionen. Die Einsparungen liegen inzwischen bei 12 bis 17 Prozent.

Die Leichtglastechnologie garan-tiert dünnwandige Glasbehälter, die in Bezug auf Stabilität und Festig-keit den Vergleich mit konventio-nellen Verpackungen aus Glas nicht scheuen. Ebenso bleiben alle ökologi-schen Vorteile erhalten: Leichtglas ist zu 100 Prozent recyclierbar und ver-hält sich absolut neutral gegenüber dem Inhalt. Zudem vereinfacht das geringere Gewicht den Transport für Produzenten und Konsumenten.

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Secret Morges

Lucie and Solange PereyOne a viticultural expert, the other an enologist, the Perey sisters took the helm at Domaine des Abbesses in 2009 when they were 22 and 24 respec-tively. Here they create red blends so sought after they don’t have enough to meet demand. For a truly local tipple try the Pinot Noir called Servagnin. For now, their whites are all made from Chasselas, but they’ve planted Altesse grapes and except to be vinifying them within three years.Domaine des Abbesses, Les Abbesses 40, Echandens+41 (0)21 701 47 40 – Open Wed 5-7 pm or by app’t – www.vins-lesabbesses.ch

Few people know that Morges – usually identified with wine heavyweights like Uvavins, Bolle and Domaine Henri Cruchon – also has lesser-known but choice winemakers. And it is home to Arvinis.

Hostellerie Le Petit ManoirRenovated 18th century villa by the lake. Eleven rooms, gourmet restaurant, wine tasting.Avenue Paderewski 8+41 (0)21 804 12 00www.lepetitmanoir.ch

The most important wine fair in French-speaking SwitzerlandArvinis presents wines of the world. And 20,000 visitors turn up annually to check out some 2,500 of them. Founders Nadège and Philippe Fehlmann say: “Our idea is simple: to give consumers the possibility of testing Swiss wines, particularly from Vaud, against global competition so they can make informed choices.” Also important, they say: a convivial tasting atmosphere with no obligation to buy. But many do, judging by estimated daily sales of 1.5 million Swiss francs. Swiss Wine Promotion is guest of honor this year.Arvinis 2012 – 19th edition – Halles CFF de MorgesApril 18-23, 2012 – www.arvinis.com

David KindWinemaker Kind’s prizewinning wines include a Gamay/Garanoir that, in 2009, was voted best rosé in the country. In 2010, it was his Merlot’s turn to win gold. Stand-outs include a Gamay made from old vines and an oak-aged Sauvignon Blanc. Don’t miss his sweet Sauterreneuve, a Chardonnay Passerillé.Domaine de Terre-Neuve, Saint-PrexBy app’t (+41 (0)79 216 94 44) – www.terreneuve.ch

Luc TétazHead winegrower at the town of Morges’s own estate, Tétaz singles out their Chasselas wines, a white oak-aged blend, a Gamaret/Garanoir – and the “real darling of our clients,” a prizewinning blend of Doral, Chardonnay and Pinot Gris that attests to the expertise of estate winemaker Frédéric Hofstettler.Domaine de la Ville de Morges, Morges+41 (0)21 801 60 19 – Open Wed and Fri 4-6 pmSat by app’t (+41 (0)79 473 47 35) – www.vinsdeterroirmorges.ch

Restaurant du Club NautiqueSeasonal cuisine, freshest of fish, fine Swiss wines.Place de la Navigation 1+41 (0)21 801 51 51www.restaurant-cnm.ch

Check out the Bière-Apples-Morges train for excursion ideaswww.lavoiedessens.ch

Where to stay and eat

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After the ritual known as tirer au guillon – during which about-to-be members of the Confrérie draw their own wine from the barrel – the next phase of the induction ceremony at Château de Chillon

Signing the Confrérie du Guillon Guest Book

The Confrérie du Guillon has nearly 60 years of comments penned by the great and the good – govern-ment leaders, captains of industry, stars of the visual and perform-ing arts. Periodically, Le Guillon magazine publishes excerpts of entries in the Livre d’Or chosen for their eloquence, sensitivity, feeling or wit. The diversity of messages, in all tones and styles, adds up to a large rich tapestry of tribute to the brotherhood and Vaud wine over time, and to all those who have been and are members of the Confrérie du Guillon.

is signing the guest book, or Livre d’Or. All those present gather round, sometimes offering jovial advice, as inductees pen their thoughts about their happiness, the privilege, the honor, of being welcomed into this holy of holies of Vaud wine. Some come prepared, and bring out a small scrap of paper from which to copy what they wish to commit to the pages of the book. Others improvise. The signed pages are later carefully bound and kept as part of the records of each one of these grand ceremo-nial occasions known as ressats.

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Botschaft des GouverneursPhilippe Gex

Am 9. März 2001 hatte ich die besondere Ehre, als Gouverneur der Confrérie du Guillon ein-gesetzt zu werden. Verbunden mit der Ehre empfand ich ein grosses Vergnügen, in intel-lektuelle Feinschmeckerei eingehüllt zu sein in einem Umfeld, wo die Freundschaft oberste Devise ist, wo Geiz und Mittelmässigkeit in der Garderobe bleiben. Elf Jahre und 154 Ressats später ist es Zeit, sich diskret zu verabschie-den und das legendäre «dienen und abtreten» umzusetzen.Die aussergewöhnliche Tribüne hat es mir erlaubt, dieses Land zu beobachten, manch-mal über das Funktionieren seiner Institutio-nen zu staunen und festzustellen, wie sehr wir an ihm hängen.Im Weiteren habe ich die Rolle gesehen, die der Wein in unserer Gesellschaft spielt, diese wundersame Alchemie, die den Einfachsten unter uns zu Glück und Zufriedenheit führt. Auch wenn es der Fakultät vielleicht missfällt, versichere ich ohne Umwege, dass der Wein gut ist, ja heilbringend, dass er die Menschen einander näher bringt und sie wenn nicht tugendhafter so doch nachsichtiger macht. Manchmal entdeckt man sogar in der trüb-sten Pupille eine Glücksspur und ein vergnüg-liches Blitzen, wenn der Becher zum Mund gelangt. Verachten wir diese flüssigen, gold-braunen und anmutigen Köstlichkeiten nicht, die uns manchmal denken machen, dass der düsterste Querulant menschliche Tresore beherbergt. An der Grenze zwischen der

SzenenwechselZügellosigkeit eines in der Art von Rabelais überbordenden Depardieu und der rigorosen Askese eines strengen Calvinisten scheint es mir einen Mittelweg zu geben, eine Piste zwi-schen der Gosse und der harten Züchtigung der Entbehrungen.Ehren wir deshalb den Wein, der uns seit Noah Gütigkeit beschert und uns für einen Moment glauben macht, dass wir schön, geistreich, charmant und warum nicht von der Gunst gesegnet sind. Das Vergnügen ist flüchtig, aber auf einer Welt voller Schmerz ist jeder Glücksmoment zu ergreifen wie ein Lecker-bissen, ein Bonbon, eine Süssigkeit…Die Confrérie du Guillon erlaubt das, stellt den Wein, den Verstand, die Freude und die Anerkennung auf den Altar des Vergnügens. Der Auftrag ist vorgegeben, die Zielsetzung lobenswert, das Ziel in Reichweite.Heute übernimmt ein 6. Gouverneur die Geschicke unserer Confrérie. Jean-Claude Vaucher, subtile Mischung von Witz und ruhi-ger Stärke, ist unser Mann, um in Richtung 60. Geburtstag des Guillon zu gleiten. Mit der Faust eines Patron, der Eleganz des Gentle-man und dem Humor eines Winzers wird er unsere Boje und unser Kapitän sein. Ich liebe den Guillon von ganzem Herzen. Er wird ihn noch mehr lieben.Voilà, der Szenenwechsel ist erfolgt, der Vor-hang öffnet sich auf eine neue Geschichte. Danke Jean-Claude, gegrüsst sei mein Gou-verneur!

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Pascal Besnard, Echotier Fotos: Studio Curchod

Alle Fotos der Ressats sind abrufbar auf www.guillon.ch

Das Schlaraffenland… Traumland, in dem alles im Überfluss vorhanden ist, wo gefeiert und geprasst wird, wunderbar, genüsslich. Kurz, das Paradies auf Erden…Ganz offensichtlich wurden die Ressats vom vergangenen Herbst diesem Anspruch gerecht. Dank den feinen Gerichten unserer Spitzenköche, Robert Speth, Star aus Gstaad, und Nino Cananiello, Papst aus Dorigny, dank den vereinten Talenten und der guten Laune der Gais Compagnons, der Trompet-tes, der Trompes d’Hauteville, des Prévôt, der Hérauts, der Chantres und Clavendiers, dank der aufmerksamen und effizienten Bedienung durch die Fanchettes und die Kellermeister.Danke Euch, Companons und Freunde der Confrérie. Danke Schloss Chillon, dem magi-schen Ort mit seinem neuen Licht-Kleid.Viel hätte es vielleicht nicht hinzuzufügen gegeben, wenn nicht dieser 26. November 2011 gewesen wäre, das Datum des letzten Ressats, durch das unser eleganter, sonnen-gebräunter und charismatischer Gouverneur Philippe Gex führte.Kurz vor Mitternacht, zum Zeitpunkt der Dan-kesworte, stimmten die für das Fest Verant-wortlichen «Un Violon, Un Jambon» von Serge Gainsbourg an, aber mit den Worten von Claude-A. Mani, Héraut und Ménestrel der Confrérie du Guillon:

Die Schlaraffenland-Ressats

Gex sagt AdieuSuspends un jambon, un violon à ta porteEt tu verras rappliquer les copainsEt tous les soucis, le diable les emporteJusqu’à demain

Philippe, ce soir, tu nous laisses seuls au mondeTous seuls pour continuerFaut trois fois rien pour chanter à la rondeComme on t’a apprécié(Refrain)

On pourrait croire que tu nous largues sur la routeMais ça n’est pas sérieuxTu as tout donné ça ne fait aucun doutePour que tout se passe au mieux(Refrain)

Même si ce ne sera plus jamais la même choseNe t’en fais donc pas,On veut te dire avant tout que l’on t’aimeEt qu’on ne t’oubliera pas

Merci gouverneur que les bons vents te portentTu nous verras rappliquer, c’est certainUn jour ou l’autre nous frapperons à ta portePour glorifier le vin.

Um hier mit einem Ausspruch zu enden, den Gouver-neur Gex mochte: «Die emotionalen Wannen haben sich weit geöffnet…»

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Die Schlaraffenland-Ressats

1. Ein Arsenal mit Fässern und ein goldenes Buch für Ueli Maurer.

2. Das gastfreundliche Trio: Der Maisonneur Hansruedi Gerber, der Koch Robert Speth und der Gouverneur Philippe Gex.

3. Um das Mass für einen Klettermast zu nehmen, stelle man einen Préfet daneben (hier jener von Bern, Hansueli Haldimann).

28. OktoberChâtelaine d’un soirAnnamaria Barabas SängerinCompagnonMathieu Barbay FéchyJacques Bonard Corsier-sur-VeveyJasmine Hamouche BottensJean-Pierre Schafer FontainemelonPhilippe Sordet LutryJean-Pierre Stammbach RolleBéatrice Villiger Grandvaux

29. OktoberCompagnon d’honneurUeli Maurer BundesratCompagnonClaude Amiet Mur (VD)Toni Frisch ThörishausMyriam Graber-Blondel Mont-sur-RolleStéphane Vionnet TroistorrentsSimon Vogel Grandvaux

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4. NovemberCompagnon d’honneurMarie-Gabrielle Ineichen-Fleisch Staatssekretärin für WirtschaftCompagnonFabio Berguglia PullyJean-Jacques Coquillard RoisanLaurent Curchod DommartinBernard Dénéréaz SavignyLaurent Dorthe BossonnensStéphane Favre Granges (VS)Peter R. Geiser LangenthalJacques Henchoz Château-d’ŒxUrsula Reichenbach AigleAlbi von Felten Erlinsbach

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Die Schlaraffenland-Ressats

5. NovemberCompagnon d’honneurIgnazio Cassis NationalratRoger de Weck Generaldirektor SRG-SSRCompagnon ministérialDimitri Mages Schlagzeuger, Trompettes du GuillonCompagnonJean-Bernard André PranginsPatrick Birchmeier Les ThioleyresClaude Cherbuin JongnyPierre Fellay Montagny-près-YverdonSébastien Freymond Saint-CiergesKristina Greco CadenazzoJörg Looser Küssnacht am RigiHubert Monod Estavayer-le-LacAndy Müller HorwLaurent Nebel NeuenburgEric Nicole LuzernHanspeter Preiswerk BirsfeldenKarine Rausis Saint-CiergesFranz Saladin GunzwilAlfons Simonius ZürichBruno Stemmer LuzernMuriel Wider-Verda Epesses

1. Die Trinkschale für einen Tessiner Nationalrat: Geehrt wird Ignazio Cassis.

2. Prosatext statt Verse für den Glaskönig Claude R. Cornaz.

3. Michel Logoz und Roger de Weck sind offensichtlich auf der gleichen Wellenlänge.

4. Sissigno Murgia leistet den Eid.

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11. NovemberCompagnon d’honneurClaude R. Cornaz CEO VetropackCompagnon majoralSissigno Murgia Direktor Coop WestschweizCompagnonBertrand Bladt PayerneYves Cachemaille BussignyEugène Chollet La ConversionAlexandre Col GenfBruno Hug MiesYvan Schmidt Ollon (VD)Wolfgang Sickenberg MorgesCatherine Vioud PublierMichaël Voruz MoudonFrançois Yenny Savigny

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12. NovemberCompagnon d’honneurRobert Deillon Generaldirektor Flughafen GenfCompagnon majoralRobert Speth Chef des Restaurant Chesery, GstaadCompagnon juréGuy Rey Gemeindepräsident von Aubignan (F)CompagnonMichel Aubert PenthalazJean-Marc Chatelanat PayerneEric Dubrit DaillensChristophe Echenard BexMarkus Gygax LausanneGérard Haeberli GrandsonDidier Imhof RivazNadège Mivelaz PenthalazThomas W. Paulsen EpalingesAlain Perroud Palézieux-VillageBertrand Sager BlonayStephen Sola Belmont-sur-LausanneJean-Yves Thévoz DaillensOlivier Thévoz ApplesAlison Thomson Chemin-DessousRonald Hew Thomson Ravoire

1. Claude Piubellini, entsetzlich berlusconisch... lustig!

2. Viele Conseillers kommen zum letzten Ressat von Gouverneur Gex.

3. «un violon, un jambon» in neuer Version...emotionaler Einschub der Gais Compagnons.

4. Eveline Widmer-Schlumpf zusam-men mit anderen Promovierten.

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18. NovemberCompagnon juréSimone de Montmollin Direktorin des Verbandes Schweizer OenologenCompagnonPatrick Assal EpalingesMarc Corminboeuf LausanneRaymond Feinberg LausannePierre-Michel Genolet PullyFlorence Guala Les AgettesOlivier Loeffel Colombier (VD)Nathalie Nicolazzi PaudexRaphaël Quarroz CarougeBekim Syla BexNicolas Vuillemin EclépensClaude Wastiel Cossonay-VilleHanspeter Zenger Préverenges

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19. NovemberConseillerFabrice Welsch Direktor der BCV, LausanneCompagnonPhilippe Bort EchandensSiegfried Chemouny Saint-LégierMichel Cochard Villars-sur-GlâneDidier Crausaz ChampagneGérard Desarzens Val-d’IlliezManon Félix-Siegenthaler LausanneFranco Fontana ChexbresAline Haenni-Perren CrissierBernard Jaton PullyChristelle Luisier Brodard PayerneFrancine Malherbe PullyAlexis Overney Granges-PaccotJoseph Papotto Forel (Lavaux)Tristan Perey Vufflens-le-ChâteauRené Pernet Peney-le-Jorat

25. NovemberCompagnon d’honneurPascal Vandenbergh Generaldirektor der Buchhandlung PayotCompagnonMarc Badoux PréverengesHenri Bourgeois Saint-LivresLuc Bron PullyRoland Fastrez BrüsselRoger Gros VullierensJosette Lüthi YvorneBertrand Nanchen BlonayPascal Rossier Villeneuve

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André Tinguely SatignyVincent Vocat EchandensKurt Wicki GrandvauxAnne Neyroud Corseaux, Preisträgerin der Toqués du Terroir 2011

26. NovemberCompagnon d’honneurEveline Widmer-Schlumpf BundesrätinCompagnon juréDaniel Dufaux Präsident des Verbandes Schweizer OenologenCompagnon ministérialChristophe Mani Trompe d’HautevilleCompagnonJean-Marc Chatelan BercherPierre-Alain Cochand Vufflens-la-VilleCédric Delamadeleine EpalingesDaniel Dietrich EchandensVincent Eberhard BoudryOlivier Ferrari JongnyPhilippe Gardiol PayerneGeorges Minisini EchallensPierre Tenger Bussigny

1. Wenn ein Weinmensch über einen Weinmenschen spricht: Der künftige Gouverneur Jean-Claude Vaucher stellt den neuen Compagnon juré Daniel Dufaux vor.

2. Die Trinkschale des Guillon vor dem Präsidium des Bundesrats für Eveline Widmer-Schlumpf.

3. Eric Longchamp kümmert sich darum, dass die Robe von Fabrice Welsch sitzt.

4. Emotionen, aber gut gelaunte... hoch lebe der Gouverneur!

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L’œuf poché sur sa purée de persil et champignons, à la crème de truffe

Michel LogozJamais, au cours de nos presque soixante ans d’existence, l’œuf n’a été à l’honneur. Avec l’ostracisme méprisant d’un Marc Bonnant pour les émasculés du subjonc-tif et les bègues de la syntaxe, nous avons ignoré l’œuf, nous l’avons relégué en deu-xième ligue, nous l’avons condamné à jouer les fantômes. Nous l’avons contraint à se camoufler en clandestin, dans les soupes, les sauces, les pâtes, les crèmes, les sabayons, en ne lui offrant jamais le rôle de la vedette sur la scène d’un de nos menus. Pas une voix parmi nous pour van-ter les vertus de l’œuf, les mérites de sa mère la poule, pour flatter la cocotte, la prendre dans ses bras, la caresser dans le sens de la plume en lui susurrant comme Jean Gabin à Michèle Morgan dans Quai des Brumes: «T’as de beaux œufs, tu sais.»

(…) Non, rien, pas un mot pour dire que l’œuf est la providence des célibataires au foyer, des veufs dont l’épouse s’est envolée avec les secrets de la casserole, des écolos végétariens défenseurs des poules errantes et aventureuses, bref pour clamer que l’œuf est l’ultime recours existentiel de tous les balourds et rustauds pour lesquels les recettes de cuisine sont aussi énigmatiques que les sourates islamiques et qui n’ont, les pauvres, pour seule planche de salut que d’aller se faire cuire un œuf. Au lieu de cela, nous n’avons offert à l’œuf que le sombre destin d’un histrion dans une misérable série B. Quelle ingratitude! Aucun de nous pour dire encore que l’œuf, c'est le lien de la mixité sociale, le champion du multicultura-lisme, le militant de base à tout faire, qu’à lui

Propos de Clavende

seul, l’œuf, c’est tout un programme. On ne comprendra jamais pourquoi les socialistes français ne l’ont pas pris pour emblème. On aurait eu l’œuf mollet pour la gauche molle, l’œuf dur pour la gauche dure et les œufs brouillés pour Martine Aubry et François Hollande.

(…) Force est de constater que, bien qu’à l’état de moribonde, la cuisine molécu-laire bouge encore. On pensait qu’après la retraite de Ferran Adrià, le souverain pon-tife de la cuistance Magic Circus, les intel-los du frichti branché avaient sifflé la fin de ces pitreries. Non et non! Les affidés ten-sio-actifs sont de retour ce soir dans nos assiettes. Le coupable? Il a pour nom Hervé This, celui-là même qui a mis sur orbite les Ferran Adrià et autres tontons flingueurs de la cuisine classique. Grand sorcier de la chimie, Hervé This a voué à l’œuf un amour lubrique en le vampirisant sous toutes les formes. Sous le titre «L’œuf à 66 degrés», il nous livre le secret de la réussite du plat qui vous est servi ce soir. Un coup de génie, à coup sûr! Tout tient dans la séparation du blanc et du jaune d’un œuf cuit à 66°C au four. A cette température précise, le blanc de l’œuf est cuit, mais très tendre, entre le laiteux et le cotonneux. Tout le reste n’est que garniture et littérature. Et, dans le genre, Hervé This ne se prive pas de floculer à l’infini dans une bamboula d’éprouvettes et de gloses savantes. Glose toujours, tu m’intéresses! Lorsqu’on lit la somme de sa prose sur les avatars des œufs, on se dit que, vraiment, on ne fait pas d’homme de lettres sans casser des œufs.

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Robert Speth, Restaurant Chesery, GstaadZum ersten Mal in der Geschichte der Ressats hat es ein Koch gewagt, ein pochiertes Ei auf-zutischen, und das an sechs Abenden, und für 240 Gäste. Perfekt in der Konsistenz ist dieses feine Ei zweifellos allen in Erinnerung geblie-ben. Aber auch die andern Gänge sind keines-wegs in die feuchte und düstere Vergessenheit der Savoyer-Festung geraten…Poularden-Terrine und Gänseleber an Pista-zien, Zander-Medaillon auf einem Lauchbett, Wachtel im Teig auf grünen Linsen, Köstlich-keiten aus Rougemont gefüllt mit Trüffeln und Fondant mit Bitterschokolade, Zwetschgen und Tabakeis. Allein schon bei der Lektüre dieses Menus fliesst einem das Wasser im Mund zusammen und die Zunge gleitet über die Oberlippe!Robert Speth, ein Stern im Michelin, 18 Punkte im Westschweizer GaultMillau. 2005 wurde er von letzterem Restaurantführer mit dem begehrten Titel «Kochs des Jahres» geehrt, was sein kulinarisches Talent besiegelte. Ursprünglich spezialisierte sich dieser Ravensburger aus Baden-Württemberg als Patissier. Nach der Ausbildung war es ihm aber rasch langweilig, weil «die Patisserie zu repetitiv ist, zu strikt; das Rezept muss genau eingehalten werden. Und dann all der Zucker…» Aber auch heute noch fertigt Robert Speth jedes Jahr vor Weihnachten 5000 Scho-koladen an für die Gäste des Chesery!

Er machte dann eine zweite Lehre als Koch, bei einem Burgunder-Chef, der sich in Deutschland niedergelassen hatte, Albert Boulay. Dann sammelte Robert Speth zahlreiche Erfahrungen, zuerst im Mittel-meerraum, am Cap d’Antibes, dann in zwei prestigeträchtigen Restaurants, die in den 80ern mit drei Sternen ausgezeichnet waren, das Tantris von Winkler in München und das Oasis d’Outhier in Mandelieu-la-Napoule. Darüber hinaus vervollständigt Robert Speth seine Ausbildung an der Hotelfachschule in Heidelberg.Und Gstaad? Robert Speth gibt seinen Ein-stieg 1984, im Alter von 29 Jahren, über-zeugt davon, dass er nicht mehr als eine Saison bleiben würde: «Ich wollte nicht in der Schweiz bleiben, schon wegen dem Klima nicht!»Aber das Virus Saanenland packte ihn rasch. Gebaut von Prinz Sadruddin Aga Khan für seine Gäste und von einer lokalen Investoren-gruppe aufgekauft wurde das Chesery (Käse-rei) das Gasthaus von Robert und Susanne Speth… Nach 22 Jahren in der Küche des Chesery verspürt der Chef keine Müdigkeit!Er ist auch der Jet-Set-Klientel nicht über-drüssig. «Sie sind kompliziert, aber Kenner und viel weniger snob als die Leute meinen.»Robert Speth ist der Koch der Stars in Gstaad… und der Starkoch der Confrérie du Guillon! 

AM 28. UND 29. OKTOBER, UND DANN AUCH AM 4., 5., 11. UND 12. NOVEMBER HAT SICH

SCHLOSS CHILLON IN EIN SCHLARAFFENLAND VERWANDELT, INSBESONDERE DANK

DER BEZAUBERNDEN KOCHKUNST EINES MAGIERS AUS… DEM SAANENLAND!

Pascal Besnard, EchotierFotos: Studio Curchod

Gewagtes Ei!

Wir lüften den Deckel

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Lüften wir den Deckel

Pochiertes Ei auf Petersilienpüree und Champignons an TrüffelcremeRezept für 4 Personen

Zutaten4 Eier, ganz frischFleur de selTrüffelpaste oder 1 Trüffel (weiss)

Petersilienpüree1 Bund Blattpetersilie, gezupft und blanchiert 1 dl Doppelrahm50 g Butter

Die blanchierte Petersilie zusammen mit dem erhitzten Doppelrahm und den Butterflocken fein mixen.In der Zwischenzeit aus:

150 g Kartoffeln, mehlig kochen0,5 dl Milch50 g Butter Salz, Pfeffer, Muskat

ein feines Püree herstellen und dieses mit der pürierten Petersilie mixen. Abschmecken und bis zum Anrichten in einen Dressierbeutel warmstellen.

Trüffelcrème30 g Trüffelpaste oder fein geschnittener weisser Trüffel20 g Butterwenig Knoblauch0,4 dl weisser Portwein2,5 dl frischer Rahm30 g Butterflocken zum untermixenTrüffelöl, Salz

Um dem ziemlich mineralischen Charakter

der Verbindung Ei-Petersilie gerecht zu werden, war ein

junger und gut strukturierter Wein gefragt. Robert Speth hat den Dézaley von Jean-

François Neyroud-Fonjallaz aus Chardonne gewählt, um

das Gericht zu begleiten.

ZubereitungDie Trüffelpaste zusammen mit wenig Knoblauch in der Butter etwas anrösten, mit Portwein ablöschen, reduzieren und mit dem Rahm auffüllen. Ca. 5 Minuten bei leichter Hitze einköcheln lassen. Die Butterflocken zugeben und mit wenig Trüffelöl und Salz abschmecken.

Das Ei im Salz-Essigwasser pochieren und anschliessend auf dem Petersilienpüree anrichten. Mit der Trüffelsauce nappieren und den Trüffel darüber hobeln. Ggf. etwas Fleur de sel auf das pochierte Ei geben. Mit gebra-tenen Champignons garnieren.

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Die Quatre Heures in Begnins

Colombey hat einen General und zwei Kirchen… Begnins seinen Wein und zwei Herkunftsbezeichnungen…Selbstverständlich ist das ein gefundenes Fressen für den ein-heimischen Gemeindepräsidenten, der zwei Vornamen trägt, Antoine Nicolas. Eine der Herkunftsbezeichnungen liege auf der Hand, Begnins, die andere stimme ebenfalls, nämlich Luins.

Pascal Besnard, EchotierFotos: Studio Curchod

Die Quatre Heures in Begnins: Weine von hier und aus Luins!

Gemeindepräsident Antoine Nicolas

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Die Quatre Heures in Begnins

Damit konnte er definitiv den Horizont der herbeigeeilten Scharen und geübten Degus-tatoren erweitern, die zu zweit oder in Grup-pen antraten, um die Kommunion der Quatre Heures zu empfangen. Gemeindepräsident Nicolas klärte die Anwesenden sogleich auf, dass man Begnins nicht [bégnins] ausspricht, dass die Bewohner Begninois heissen, und nicht Béninois, dass man auch die Weine begninois oder luinois nennt und dass sich Luins definitiv nicht [Lüins] ausspricht, son-dern [loin]!Belehrt aber durstig machten sich die Com-pagnons mit ihren Begleitpersonen auf, die prächtigen lokalen Tropfen zu kosten, die von den liebenswürdigen und grosszügigen Winzern von Begnins angeboten wurden, und die von den Gütern von Jean-Paul Métroz, Sarraux-Dessous, Serreaux-Dessus, Le Petit Cottens, Le Satyre, Praz Nuovoz, La Cave du

Fort, La Cave des 3 Clos und vom Château de Martherey stammen. Dann, mit glänzendem Auge und heiterem Gemüt, zu dem Zeitpunkt, in dem die Quatre Heures ihrem Namen alle Ehre machen, strömten die Degustatoren mit grossem Hunger und noch verbleibendem Durst in Richtung Fleuri-Saal für den finalen Höhepunkt: das schmackhafte und stärkende Mahl, zubereitet von Catherine Jemmely, und - wie es die Tradition verlangt - gewürzt mit rednerischen Leistungen und hochkarätigen musikalischen Einschüben und natürlich begleitet von feinen Weinen, jenen mit den Herkunftsbezeichnungen Begnins und Luins.Dankesworte des Gouverneurs, Empfehlun-gen des Héraut, spontaner Applaus, allge-meine Herzlichkeiten… und Freude auf das Wiedersehen am letzten Samstag im August und am ersten Samstag im September 2012 in Cully, Gemeinde Bourg-en-Lavaux.

1. Auf der Suche nach dem geheim-nisvollen Aroma...2. Grosses Gedränge unter den Blät-tern... in Erwartung der Degustation3. Noémie Graff, Winzerin

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Grusswort von Prévôt Gilbert Folly (Auszug)Am 31. August 1985, auf dem Boden von Sarraux-Dessous, teilten unsere Compagnons, Conseils und unsere geladenen Gäste unter strahlendem Sonnenschein ihr erstes verbessertes Picknick, das damals nach den Quatre Heures der Schlösser an der Côte genannt wurde.Ein einziger Nachmittag, ohne zweite Auflage, bot sich den 300 Teilnehmern an, um die Runde der Keller zu machen und das Panorama zu bewundern, um den einheimischen Tropfen und auch den Spe-zialitäten, den Würsten und dem Beinschinken die Ehre zu erweisen.Seither sind wir zwar etwas bürgerlicher geworden, aber das Rad der Zeit dreht sich weiter, denn da stehen wir doch erneut in Begnins, um den Weinen vom Ort und von Luins die Ehre zu erweisen. Bald beginnt auch die Lese. Gegen den 15. September sind wir wieder hier. Jetzt werden die Kisten gereinigt, die Presse auf Hochglanz gebracht, die Menus für die Weinleserinnen und –leser zusammengestellt und die Rebscheren gewetzt: Es wartet viel Arbeit!Und trotzdem nehmen sich die Winzerinnen und Winzer Zeit, uns zu empfangen. Sie sind stolz, für uns die besten Flaschen zu öffnen, stolz auch über die vielversprechende Ernte, die noch an den Reb-stöcken in den gepflegten Weinbergen hängt. Zögern Sie nicht und lassen Sie sich auf ein Gespräch ein. Sie werden eine grundlegende Wahrheit kennenlernen, die weiseste, die Louis Pasteur entdeckt hatte, nämlich dass mehr Philosophie und Weisheit in einer Flasche Wein steckt als in allen Büchern. Gestärkt mit dieser Weisheit, und mit der Feststellung, dass wenn der Wein gut auch das Leben lebens-wert ist, werden Sie zusammen mit uns ausrufen: Gelobt sei der Wein!

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Jean Revillard / Rezo.ch

Stabübergabe

Frühling 2011. Der Petit Conseil ist in Aufre-gung. Unser Gouverneur Philippe Gex möchte nicht länger unser Aushängeschild sein. Fle-hen nützt nichts, sein Entscheid ist unwider-ruflich. Sehr schnell auch schicken wir uns darin. Seine Argumente sind stichhaltig: Nach 11 Jahren an der Spitze der Confrérie du Guil-lon ist die Zeit für einen Wechsel gekommen, selbst wenn der Gouverneur seine Funktion nach wie vor mit Freude erfüllt und nach wie vor voll bei der Sache ist. Aber wichtig ist die Zukunft der Institution. Die Conseillers haben dann die Wahl des Petit Conseil mit Applaus quittiert: Jean-Claude Vaucher wird ihr 6. Gouverneur.Konnten wir eine bessere Wahl treffen als diesen Weinkenner mit dem Jahrgang 1954?

Man müsste schon ein ewiggestriger Nörge-ler sein um ihm vorzuwerfen, dass er aus dem neuenburgischen Fleurier stammt und in Biel geboren wurde. Immerhin hat er sich zu einem waschechten Waadtländer gemausert.Nach einer kaufmännischen Ausbildung, die mit einer Eidgenössischen Matura ergänzt wurde, erinnerte er sich, dass er früher an den Gestaden des Bielersees in den Weinber-gen gearbeitet hatte. Diese Erfahrung hatte ihn auf den Geschmack der Arbeit im Freien gebracht. So wanderte er ins Wallis aus, um in den Reben und Kellereien des Weinhauses Gilliard zu arbeiten.Dann folgte die Ingenieursschule in Changins, die er mit einem Ingenieur-Titel für Önologie und Weinbau verliess. Er heuerte darauf bei

Jean-Claude Vaucher am Steuer!Gilbert Folly, Prévôt

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den Caves Mövenpick in Bursins an, wo er für den Kauf ausländischer Weine zuständig war. Nächste Station war Rolle, wo er bei Schenk SA die Karriereleiter bis hin zum Vizepräsi-denten des Verwaltungsrats des grössten Waadtländer Weinbergs auf Walliser Boden erklamm: dem Mont d’Or. Heute präsidiert er die Generaldirektion der Schenk-Gruppe.Sehr gut in den Fachkreisen integriert prä-sidierte Jean-Claude Vaucher während 11 Jahren die CIVV, die Communauté Interprofes-sionnelle du Vin Vaudois. Heute ist er Vizeprä-sident der Schweizer Weinhandelskontrolle, einer privatrechtlichen Stiftung, die mit der Überwachung der geografischen Bezeichnun-gen, des Handels und der Einhaltung önologi-scher Vorgaben beauftragt ist.Bezüglich Familie blenden wir zurück, an die Gestade des Bielersees. Dort liess die Arbeit in den Reben Jean-Claude Zeit, die Winzerin zu umwerben, besser gesagt Sylvia, die Toch-ter eines Winzers aus Schafis, deren Ausbil-dung ähnlich verlief wie jene von Jean-Claude: Handelsschule und dann Weinhändler-Ausbil-dung in Wädenswil.Im kleinen Familienunternehmen wurden zwei Buben geboren, Jean-Marc und Lionel. Heute besucht der erste die Hotelfachschule in Lau-sanne, während der zweite nach einer Bank-Ausbildung weiterstudiert.Zu viert verfolgen sie in der Freizeit die glei-chen Interessen: Segeln, gemeinsame Unter-nehmungen im Freien sowie schmackhafte Picknicks mit besten Weinen. Denn bei den Vauchers ist keiner bereit, sich mit der erst-besten Flasche zufriedenzugeben. Auch das Wasser steht hoch im Kurs, aber um zu schwimmen oder zu segeln. Jean-Claude war früher ein Schwimm-Wettkämpfer, bevor er Wasserpolo zu spielen begann. Jean-Marc führt die Tradition weiter und spielt heute in Nyon in der B-Liga. Der werdende Gouver-neur konzentriert sich mehr auf das Segeln. Er ist ein guter Steuermann und sein Schiff, die Deep Blue, gleitet oft als erstes über die Ziellinie. Dieser Sport hat auch Lionel über-zeugt und der Sohn wird bald schon seinen Vater schlagen. Jean-Claude ist schliesslich

auch Fischer. Diesen Sport übt er zusammen mit seinen Robenbrüdern Bernard Bovy und André Linher aus. Jean-Claude Vaucher hat – Sie haben es verstanden – eine Vorliebe für das Wasser und den Wein.Und natürlich den Guillon. 1986 wurde er Com-pagnon der Confrérie. In dieser Zeit schrieb er einen Artikel über die verschiedenen Waadt-länder Anbaugebiete, was die Aufmerksam-keit der Conseils erregte, zu denen er sich am 11. November 1988 gesellte. Er nahm die Herausforderung mit der Bedingung an, nie Mahlzeiten oder Weine vorstellen zu müssen, was dann eine seiner ersten Aufgaben wurde. Er durchlief alle Kommissionen: Weinaus-wahl, Wein und Rebe, Aktivitäten, Menu- und Kochwahl, Verantwortlicher der Chantres et Clavendiers, und jetzt wird er Gouverneur. Mit der Unterstützung seiner Familie und sei-nes Unternehmens, in dem man zu glauben scheint, dass es über dem Präsidenten der Schenk-Gruppe nur noch den Gouverneur der Confrérie du Guillon gibt. Als solcher hat er sich das Ziel gesetzt, das Leistungsniveau zu erhalten und die Waadtländer Weine noch besser in Szene zu setzen.Natürlich verlangt diese Aufgabe auch viele Opfer, viel Arbeit, viele Verpflichtungen. Aber er weiss, dass ihn seine Frau Sylvia unter-stützt und noch mehr verwöhnen wird, wenn er zuhause ist. Seine Söhne meinen dazu: «Toll! Da können wir öfter das Schiff benutzen!»Wir wünschen dir, Jean-Claude, guten Wind am Steuer der Confrérie du Guillon!

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Horizonte

Genau wie Sie hätte ich Annick Jeanmairet am Freitagabend um 18.40 Uhr im Westschweizer Fernsehen sehen können. Um dieses Horizonte zu schreiben, musste ich sie aber doch per-sönlich treffen. Ein Mail, ein Telefon, und das Rendezvous stand. Kommen Sie zu mir, in meine Küche. Und wenn Sie verhindert sein sollten, so rufen sie mich bitte an. Auf meinem Mobile, weil Anselme sonst erwacht.In der Tat ist die Präsentatorin der Sendung Pique-Assiette seit ein paar Monaten Mutter eines kleinen Jungen, Anselme. Darum Ruhe! Wir betreten das weltweit kleinste Fernseh-studio, die Küche von Annick Jeanmairet, im obersten Stock eines Gebäudes mitten in Genf, auf den Zehenspitzen. Das Dekor ist ihnen viel-leicht bekannt: Gegenüber der Türe ein Fenster, links ein Gasherd, eine Arbeitsfläche und ein Spülbecken, rechts der Kühlschrank und ein Holztisch.Alles ist winzig und ich kann der Versuchung nicht widerstehen, unseren Chancelier Edouard Chollet zu zitieren, der dem neuen Compagnon Majoral der Confrérie, Annick Jeanmairet, auf Schloss Chillon eine Lobrede gewidmet hat. Er erklärte, um Hörnli aufzuwärmen gehe es schon, aber für einen Rehrücken gebe es sofort ein gros-ses Raumplanungs-Problem. Mit 15 m2 lasse sich zwar ein Rehrücken realisieren, aber unter der Bedingung, dass man die Spätzli in der Stube war-ten lasse, bis sie an der Reihe seien.So habe ich am kleinen Holztisch erfahren, dass die redegewandte Frau mit den runden und neugierigen Augen in Genf geboren wurde und dort politische Wissenschaften studierte. Als Journalistin arbeitete sie u.a. für das Journal

Annick JeanmairetIm kleinsten Fernseh-

studio der Welt

de Genève, wo sie für die Rubrik Notre Epoque zuständig war. In ihren Worten spürt man die Nachwehen einer Zeit der Fusionen und Ein-stellung von Tageszeitung am Genfersee, einer Zeit, die alle damals dort tätigen Journalisten geprägt hat.Selbst mit einer Grossmutter, die als Köchin arbeitete, war Annick Jeanmairet nicht präde-stiniert für die kulinarische Chronik. Für die Küche begann sie sich während dem Studium zu interessieren. Frau musste essen, und dann lieber gut, auch wenn die Mittel beschränkt waren. Am Wein fand die aus einer Wasser trinkenden Familie stammende Frau Gefal-len, als sie mit dem Inhalt des Sparkässelis für 32 Fr. eine Flasche Château Figeac kaufte. Ja, das war die gute alte Zeit! Und das war der Auslöser.Ohne zu zögern schrieb sie sich für den ersten Jahrgang an der Weinschule in Changins ein, wo sie zur geübten Degustatorin wurde. Seither gilt ihre Leidenschaft dem Wein und der Küche, Bereiche nicht enden wollender Entdeckungen. Sie entwickelte ein Konzept für Fernsehsen-dungen, die ihr Gelegenheit geben, einfache Rezepte vorzustellen, die jeder nachkochen kann. Sie inspiriert sich an der mediterranen Küche und verwendet nur gute Produkte. Wenn die Zutaten im internationalen Genf leicht zu fin-den sind, so ist das aber nicht überall der Fall. So präsentiert Annick Jeanmairet immer auch leicht zugängliche Ersatzprodukte. Ihr liegt viel daran, dass der Geschmack der Produkte authentisch ankommt: «Zu viel Geschmack im Teller tötet den Geschmack», meint sie. Die Rezepte findet man auf der Website

Gilbert Folly, Prévôt; Foto: Studio Curchod

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pique-assiette.ch oder in den von ihr geschrie-benen Kochbüchern. Da sind das Carnet de pâtes d’Annick, das soeben neu aufgelegt wurde, das Carnet de patates d’Annick und das kürzlich erschienene Carnet de douceurs d’Annick. Die Zeit eilt und meine Neugierde ist nicht befrie-digt: Wie muss man sich die Realisierung einer Sendung Pique-Assiette vorstellen?Annick Jeanmairet verweist auf zwei Träger, die von einer Wand zur andern reichen, über dem Fenster und über der Türe. Hier werden die Beleuchter befestigt. Vor das Fenster klebt man ein transparentes, gebläutes Papier, damit Gegenlicht verhindert wird. Die ganze Equipe ist im Raum! Wobei die Equipe hier aus zwei Per-sonen besteht: Annick und der Kameramann Laurent Matthew Perret. Er hält die Kamera in der einen Hand und reicht ihr mit der andern die Küchengeräte und gibt ihr Antworten. Zu zweit

nehmen sie die Funktion von etwa zehn Leuten wahr, die für die Realisierung einer Fernseh-sendung nötig sind: Animatorin, Produzentin, Kameramann, Requisiteur usw. Aber ja, Lucien habe ich noch vergessen, Lulu für die Freunde, den Haushund, der manchmal aufs Bild darf. Wenn die Sendung auch nur knapp zehn Minu-ten dauert, so sind doch fünf bis sechs Stun-den Drehzeit einzurechnen. Das darf man wohl «langsames kochen» nennen!So, jetzt wissen wir ein wenig mehr über diese Autodidaktin, die ihre Leidenschaft gerne teilt. Wir müssen aufbrechen. Auf den Zehenspitzen verlassen wie die Küche von Annick Jeanmairet, damit wir Anselme nicht wecken. Lucien, der bei meiner Ankunft gebellt hatte, blickt mir ruhig nach. Man ist gastfreundlich bei dieser Neuenburgerin aus Genf, die – wie ihre Küche – etwas mediterranes haben muss.

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Die Kolumne von Michel Logoz

Alle mit Chasselas getauften Waadtländer Gemein-demitglieder erwarteten ein prophetisches Wort vom grossen Oberpriester Hugh Johnson, als er im letzten November in Lausanne Station machte. Sicher hat unser Wahrsager nicht den Weltunter-gang vorhergesagt. Aber er hat auch brav darauf verzichtet, seinen Zuhörern das zu sagen, was sie gerne gehört hätten. Nämlich dass die Zeiten nahe seien, wo unsere Weine einen weltweiten Ruf kennen und von den Robert Parker und anderen Magiern des Weinplaneten in himmlische Höhen katapultiert würden.Und doch, das Versprechen eines goldenen Zeital-ters zeichnete sich ab, als Hugh Johnson sich zum Herold einer Rückkehr zum Klassizismus bei den Konsumenten machte, als er die Tugenden der dis-kreten Weine lobte, die fruchtig sind und sich auch als Aperitif und zum Ausklang eignen und zu häu-figen Treffen einladen. Er zeichnete so das ideale Porträt unserer Chasselas. Aber gleich darauf verwischte Hugh Johnson das klare Bild und versi-cherte, die Weingurus interessierten sich nur für das Aussergewöhnliche, für die ausgezeichneten Stars. Wenig Hoffnung somit, dass sich ihre Scharen von Groupies Weinen wie den unsrigen zuwenden, die nichts von Madonna und andern Popstars haben.Wir dürfen somit nicht glauben, dass wir als grosse Angeber, Operetten-Casanovas oder als strahlende Bomben die Partie gewinnen werden! Imitieren wir nur nicht die Parkerisierten Weine, die den Gaumen sättigen und das Hirn plombieren. Stellen wir viel-mehr die sanfte und geheimnisvolle Magie in den Vordergrund, mit der unsere Weine langsam star-ten, leicht und wendig, wie sie sich in das Gespräch einschleichen, um das Vergnügen, den Schalk und den unehrerbietigen Humor anzukurbeln. Fordern wir für unsere Weine den raffinierten Geist, die ermunternde Bruderschaft!

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