+ All Categories
Home > Documents > Kommunikation in der Arzt- Patienten-Beziehung...Kommunikation in der Arzt- Patienten-Beziehung. PD...

Kommunikation in der Arzt- Patienten-Beziehung...Kommunikation in der Arzt- Patienten-Beziehung. PD...

Date post: 09-Mar-2021
Category:
Upload: others
View: 2 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
23
PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie Sommersemester 2007 ©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected] Kommunikation in der Arzt- Patienten-Beziehung PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz ©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected] Was ist Medizinische Soziologie? wird nach Siegrist (1995) wie folgt definiert: Medizinische Soziologie (manche verwenden den allgemeineren Begriff Gesundheitssoziologie) ist demgegenüber jene Wissenschaftsdisziplin, welche Begriffe, Methoden, Beobachtungswissen und Theorien der allgemeinen Soziologie bei der Analyse von Phänomen der Gesundheit & Krankheit anwendet. Zu ihrem Gegenstandsbereich gehören nicht nur Erkenntnisse zur Entstehung, Verhütung & zum Verlauf von Krankheiten sowie zur Förderung von Gesundheit, sondern auch Erkenntnisse zur Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit durch gesellschaftliche Gruppen und Institutionen. (Abgrenzung zur Medizinischen Psychologie & Psychotherapie) ©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected] Was macht einen guten Arzt aus? Jeder von uns hat auch schon Erfahrungen als Kranker/Patienten gemacht. Überlegen Sie – unter Einbeziehung Ihrer eigenen Erfahrungen – was einen guten Arzt / eine gute Ärztin ausmacht und stellen Sie eine Liste der wichtigsten Eigenschaften zusammen. Zuerst alleine, Besprechen und diskutieren Sie Ihre Vorstellungen zusammen in der Kleingruppe (4 Gruppen) & Vorstellung & Diskussion der Gruppenergebnisse im Plenum.
Transcript

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung

PD Dr. Karin Tritt/Dr. Katja Götz

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Was ist Medizinische Soziologie?wird nach Siegrist (1995) wie folgt definiert:

• Medizinische Soziologie (manche verwenden den allgemeineren Begriff Gesundheitssoziologie) ist demgegenüber jene Wissenschaftsdisziplin, welche Begriffe, Methoden, Beobachtungswissen und Theorien der allgemeinen Soziologie bei der Analyse von Phänomen der Gesundheit & Krankheit anwendet. Zu ihrem Gegenstandsbereich gehören nicht nur Erkenntnisse zur Entstehung, Verhütung & zum Verlauf von Krankheiten sowie zur Förderung von Gesundheit, sondern auch Erkenntnisse zur Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit durch gesellschaftliche Gruppen und Institutionen.

• (Abgrenzung zur Medizinischen Psychologie & Psychotherapie)

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Was macht einen guten Arzt aus?Jeder von uns hat auch schon Erfahrungen als Kranker/Patienten gemacht. Überlegen Sie – unter Einbeziehung Ihrer eigenen Erfahrungen – was einen guten Arzt / eine gute Ärztin ausmacht und stellen Sie eine Liste der wichtigsten Eigenschaften zusammen.

• Zuerst alleine,• Besprechen und diskutieren Sie Ihre Vorstellungen zusammen in der

Kleingruppe (4 Gruppen) &• Vorstellung & Diskussion der Gruppenergebnisse im Plenum.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Die Arztrolle(Brähler et al., 2003; Buser & Kaul-Hecker, 2003)

T. Parsons hatte folgende Eigenschaften für die Arztrolle bestimmt:• Uneingeschränkte Bereitschaft zur Hilfeleistung (Universalismus) –

unabhängig von Rasse, sozialer Schicht....• eine dem aktuellen medizinischen Wissensstand entsprechende fachliche

Kompetenz (Funktionale Spezifität) – nur medizinische Kompetenz (nicht aus anderen Feldern (z.B. Beichte abnehmen, Rechtsberatung) wird erwartet.

• Sachlich rationales Handeln, Kontrolle negativer Emotionen & positive Zuwendung zum Kranken (affektive Neutralität) Gleichbehandlung aller Patienten.

• Hintanstellung eigener (ökonomischer) Interessen (Kollektivitätsörientierung)

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Der Rollenbegriff (Siegrist, 1995; Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Definition: Eine soziale Rolle stellt eine Bündelung von Normendar, die sich auf eine bestimmte soziale Position beziehen.

Wenn Sie z.B. selbst zum Arzt gehen und dieser Sie nach einem Film oder Ihre parteipolitischen Präferenzen fragen würde, würden Sie dies als unpas-send = Rollenbruch empfinden. Eine Rolle bezieht sich nicht ganzheitlich auf das Individuum, sondern nur auf Einzelaspekte dieser Person. Selbstver-ständlich können Rollenkonflikte zwischen den Bedürfnissen des Individu-ums und seiner Rolle entstehen, z.B. als Arzt hat man zu behandeln – auch nach 48 Std. Dienst ohne Pause (Intrarollenkonflikte) oder zwischen Rollen, wenn Sie z.B. Hochzeitstag haben und ein Notfall wird eingeliefert (Interrollenkonflikte).

Welche psychologische Auswirkungen haben Rollenkonflikten?

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Soziale Normen (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Beinhalten drei Wesensbestandteile. Sie • Erzeugen eine gewisse Gleichförmigkeit und Regelmäßigkeit des

Verhaltens,• Enthalten eine Bewertung des Verhaltens und• Enthalten verbindliche Erwartungen oder Forderungen an das Verhalten.

• Werden diese Regeln nicht erfüllt, sind positive oder negative Sanktionen zur Erreichung des angestrebten Verhaltens vorgesehen.

Definition: Normen regeln das Zusammenleben und müssen von allen aufein-ander bezogenen und voneinander abhängigen Personen befolgt werden. Verbunden ist damit, u.a. die Überschaubarkeit des gegenseitigen Verhaltens.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Was ist eine Handlung – als Analyseeinheit?

Handeln – als Prozess:Basiert auf einen Entwurf (die fertige Handlung wird fantasierend in die Zukunft projektiert).

Ist zielgerichtet, intentional & sinnhaft (1. Sinnebene = Entwurf)

Verständnis erfordert die Rekonstruktion des subjektiven Sinns

Ist mehr oder minder erprobt bis zur Bewusstlosigkeit erprobte Automatismen

Handlung vs. Verhalten Handlung – als Resultat

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Das soziale Handeln

wird nach Max Weber (1980) wie folgt definiert:

• Soziales Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.

Beispiele: • Wenn eine Menschenmasse bei plötzlichem Regenbeginn alle gleichzeitige

die Regenschirme aufspannen, dann stellt dies kein soziales Handeln dar. • Wenn die OP-Schwester hingegen während eines OP‘s ein chirurgisches

Instrument an den Chirurgen unaufgefordert reicht, ist das soziales Handeln.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Wie geht‘s einem als Patienten? – die PatientenperspektiveWir alle haben auch Erfahrungen als Patienten. Auch haben alle schon Schreckensgeschichten von ärztlichen Behandlungen selbst erlebt bzw. von Angehörigen & Freunden mitbekommen. Überlegen Sie sich eine dieser Erfahrungen und stellen Sie eine Liste der wichtigsten Eigen-schaften zusammen, wie man sich als Patient (ambulant & stationär) fühlt.

•Zuerst alleine,•Stellen Sie die Erfahrung vor und diskutieren Sie Ihre Liste zusammen in der Kleingruppe (4 Gruppen) &•Vorstellung & Diskussion der Gruppenergebnisse im Plenum.

Recepient-Design

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Patientenorientierung:Was wollen Patienten von ihrem Arzt? (Little et al. 2001)

1) Kommunikation:• eine verständliche Erklärung, was zu tun ist (99 % Zustimmung).• Ärzte sollen freundlich und zugänglich sein (99 %).• wollen sich wirklich verstanden fühlen (98 %).• eine gut verständliche Erklärung des Problems (98 %).• Ärzte sollen die Gründe des Patienten für die Konsultation verstehen (97 %).• Ärzte sollen herausfinden, wie ernst das Problem ist (97 %).• Ärzte sollen sich alles anhören, was ich über mein Problem sagen will (95 %).• Ärzte sollen Interesse daran zeigen, was ich wissen will (89 %).• Ärzte sollen sich mit meinen Sorgen wegen des Problems befassen (88 %).2) Partnerschaft:• Ärzte sollen mit mir diskutieren und mit mir übereinkommen, was mein Problem

ist (87 %)• Ärzte sollen mit mir diskutieren und mit mir übereinkommen, welche Behandlung

richtig ist (86 %)• Ärzte sollen Interesse daran zeigen, was ich glaube, dass das Problem ist (84 %)• Ärzte sollen meine emotionalen Bedürfnisse verstehen (70 %)• Ich möchte eine Verschreibung (24 %)

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Streßreaktionen• Kognitive Ebene: eingeengte Wahrnehmung

(nur Reize, die als zur „Stresssituation“ gehörigbetrachtet werden); gedankliche Bewertungen („das geht schief“);Leere im Kopf; Konzentrationsmangel; Denkblockaden; Gedanken-kreiseln

• Emotionale Reaktionen: die unterschiedlichsten von Angriff/Aggres-sion, über Flucht/Angst und Hilflosigkeit

• Vegetativ-hormonelle Ebene: Sympathikus-Aktivierung: erhöhte Aus-schüttung von Adrenalin, Noradrenalin, Testoteron & Cortisol...

• Muskuläre Reaktionen: Skelettmuskulatur ist „vorgespannt“, d.h. auf Angriff bzw. Flucht vorbereitet: z.B. Stottern, Zittern, Faustballen, Zähneknirschen, starre Mimik, Fuß wippen...

Aufschaukelungsprozesse!!!

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation & Interaktion (Buser & Kaul-Hecker, 2003)Definition: Kommunikation ist ein Prozess, in dem Infor-mationen bewusst oder unbewusst ausgetauscht wird.

• Der Begriff stammt aus dem Lateinischen & bedeutet „Verbindung“ – also ein Prozess in dem Informationen ausgetauscht und gedeutet werden. Der Austausch erfolgt nie direkt, sondern bedarf immer Medien, mit deren Hilfe die Information vermittelt werden kann Sprache, alle Sinne (Sehen, Riechen, Schmecken, Hören & Tasten)...

• Die Deutung erfolgt auf dem persönlichen (Meinungen, Einstellungen...) & mehr oder minder gesellschaftlich geteilten Wissenshintergrund Diese Vorgänge sind relativ störungsanfällig.

• Kommunikation besitzt zentrale Funktionen für das Handeln und für jeden zwischen-menschlichen Umgang: Orientierung, Information & Kooperation, z.B. Aufnahme im Krankenhaus Wo muss ich hin, muss ich eine Nummer ziehen, was muss ich mitbringen....Definition: Interaktion ist ein Begriff, der Gruppenaktivitäten kennzeichnet. Wechselwirkung ist seine Wortbedeutung. Interaktion liegt vor, wenn zwei oder mehrere Personen gezielt miteinander Kontakt aufnehmen & dabei grundsätzlich gegenseitiges Einwirken & Reagieren möglich ist (bzw. erzwingen).

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Medically UnexplainedSymptoms (nach Rief & Hiller 2000)

• Keller (1987): 80 % der Bevölkerung haben mindestens 1 x wöchentlich somatische Beschwerden, die nicht auf organische Erkrankungen zurückgeführt werden können;

• Kanton & Walker (1998): 14 Symptome (z.B. Rücken-, Kopf- Brust und abdominal Schmerzen, Müdigkeit, Schwindel..) sind verantwortlich für > 50% der Konsultationen in der Primärversorgung; für lediglich 10-15 % dieser Symptome lassen sich im Laufe eines Jahres hinreichende organische Befunde finden.

• Escobar & Canino (1989): In der „Epidemiologic Catchment Area Study“ wurde eine Prävalenzrate für multiplen somatoforme Symptome von 4,4 % gefunden, so dass diese Erkrankung zu den häufigsten psychischenErkrankungen zu rechnen ist;

• Kirmayer & Robbins (1991): Stationäre Aufnahmen in inneren Abteilungen erfolgen zu 20-30 % aufgrund „funktioneller Störungen“;

• Schüffel & Uexküll (1986): 40-60 % aller Beschwerden im Gastrointestinal-trakt sind funktional;

• Ewald et.al. (1994) Der Anteil von Patienten mit Somatisierungssymptomen in neurologischen Abteilungen dürfte 40 % betragen;

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

„Weiche Ziele“ des ärztlichen Gesprächs

Neben der „eigentlichen“ Therapie sollen• Die Arzt-Patienten-Beziehung gefördert (Vertrauen,

Beruhigung/Sicherheit??? & Interesse für die Gesundheit des Patienten),

• Kenntnisse über die persönliche Situation des Patienten gesammelt,

• Medizinische & sonstige Informationen vermittelt &• Die Compliance des Patienten gestärkt werden (Mitarbeit,

partizipative Entscheidungsfindung sowie Verständnis & Behalten der Informationen). Technologisches Verständnis der Medizin als Wissenschaft vs. Medizin als Kunst

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Sprache als ärztliches Werkzeug

Zuerst heile durch das Wort, dann durch die Arznei und zum Schluss mit dem Messer

Paracelsus (1493-1541)

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Ärzte-Latein

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kühner, als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.Kaspar, zit.n. Watzlawick et. al. 1969

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Sender-Empfänger Modell(-vernachlässigt persönliche & soziale Faktoren)

Botschaft

übersetzen

senden empfangen

übersetzen

verstehen

StörungenWas passiert in den „black boxes“?

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Wie erklären Sie diese Wirkung?

MC EscherSelektivität der Wahrnehmung

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Und diese Wirkung?

MC Escher

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Und diese Wirkung?

MC Escher

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Ist Sprache eindeutig?

Sind die Perlen echt? (Watzlawick et al.,1969)

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

SinngebungsprozesseManchmal verbalisieren wir nur 10 - 20 % einer Botschaft - trotzdem entsteht automatisch (d.h. ohne bewusste Aufmerksamkeitszuwen-dungen) Sinn.

Beispiel:

Sie sitzen zu viert in einem Speiselokal und plaudern, während Sie auf das Essen warten. Da kommt der Ober: „Schwein!“ Einer Ihrer Freunde antwortet: „Das bin ich.“ Der Ober fährt fort:“ Pizza!“ Der nächste antwortet: „Für mich“...

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Sinngebung: Neue RechtschreibungErster Schritt: Wegfall der Großschreibung; einer sofortigen einführung steht nichts im weg, zumal schon viele grafiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegangen sind.zweiter schritt: wegfall der dehnungen und schärfungen. dise masname eliminiert schon di gröste felerursache in der grundschule, den sin oder unsin unserer konsonan-tenverdoplung hat onehin nimand kapirt.driter schrit: v und ph ersezt durch f / z und sch ersezt durch s. das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasinen und sesmasinen fereinfachen sich, wertfolearbeitskräfte könen der wirtsaft sugefürt werden.firter srit: q, c und ch ersest durch k / j und y ersest durch i / pf ersest durch f. iest sind son seks bukstaben ausgesaltet, di sulseit kan sofort von nein auf swei iare ferkürstwerden, anstat aktsig prosent rektsreibunterikt könen nüslikere fäker wi fisik, kemi, reknen mer geflegt werden.fünfter srit: wegfal fon ä, ö und ü seiken. ales uberflusige ist iest ausgemerst, di orto-grafi wider slikt und einfak, naturlik benotigt es einige seit, bis dise fereinfakung uberalriktik ferdaut ist, fileikt sasungsweise ein bis swei iare. anslisend durfte als nakstes sildi fereinfakung der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Abhängigkeit der Sinngebung vom Wissen

Hört sich wie die Bron-chien an. Ich muss Sie abhorchen - Machen Sie sich bitte frei.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Relevante Faktoren für Sinngebung Iunmittelbar gegebene Faktoren

• Nonverbale Faktoren: Mimik, Gestik, Körperhaltung (stehen/sitzen), räumliche Distanz...

• Paralinguistische Faktoren: Sprecher-Wechsel, Lautstärke, Geschwindigkeit, Betonungen, Pausen...

• Situationsfaktoren: Temperatur, Einrichtung, Licht, emotionale Atmosphäre...

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Relevante Faktoren für Sinngebung II

• Intraindividuelle Faktoren:Motive &Ziele, persönliche Eigenheiten & Erfahrungen,Stimmung, eigene Wissenshintergrund.....

• Interindividuelle Faktoren:angenommene Motive & Ziele, persönliche Eigenheiten & Erfahrun-gen, Stimmung, Geschichte der Beziehung(en)...

• Gesellschaftliche Faktoren:Rollen, Normen, Werte...

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung I(Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Auch in der Arzt-Patienten-Beziehung erfolgt die Kommunikation nicht nur verbal, sondern ständig auch non-verbal. Hierbei werden im Rahmen der Sinngebung vielfältige Arten von Zeichen Kommunikationskanäle„zusammengefasst“ & gedeutet:

• Visuell: Ist der Arzt schlampig gekleidet, hat er saubere Fingernägel...?• Akustisch: Hat er eine angenehme Stimme?• Taktil: z.B. Wie fest ist der Händedruck eines Arztes?• Thermal: z.B. wie warm/kalt sind die Hände des Arztes bei der

Untersuchung? • Olfaktisch: Reicht der Arzt während der Untersuchung angenehm, riecht er

nach kaltem Zigarettenrauch...?

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung II(Buser & Kaul-Hecker, 2003)

• (Un-)mittelbarkeit der Kommunikation: geschieht die Kommunikation im persönlichen Kontakt, telefonisch/mündlich oder gar schriftlich. Die letzteren 2 Formen sind deutlich störungsanfälliger, da sie zusätzliche Fehlermöglichkeitenbeinhalten Schriftliche Aufklärung.

• Die Zuordnung von Zeichen & Bezeichnetem ist nicht eindeutig, z.B. man kann vor Freude und aus Trauer weinen.

• Auch die räumliche Anordnung von Arzt & Patient hat Einfluss auf die Kommunikation: Hält der Arzt große räumliche Distanz zum Patienten, Sind die Stühle so angeordnet, dass Blickkontakt erleichtert wird....

• Wird z.B. bei der Visite in Anwesenheit des Patienten über ihn geredet, ohne ihn einzubeziehen indirekte Kommunikation (Annahme: Patient ist un-fähig zu verstehen) oder wird der Patient am Gespräch beteiligt direkte Kommunikation?

Im Krankenhaus hat der Patient keine Stellung, sondern bestenfalls eine Lage.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Schemata

Wir alle handeln auf der Grundlage unserer „inneren Bilder“, Einstellungen, Hoffnungen, Werte, Familienmottos,... Was sind die Vor- & Nachteile dieser Bilder?

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Semiotik: Die Objektivierung des (subjektiven) Wissens durch Zeichen(Schütz & Luckmann, 1984)Zur Überschreitung der Grenzen seiner Erfahrung bedient sich der Mensch gewisser Mittel, die auf appräsentative Paarungen (Assoziationen) gründen: A B; Aufbauend auf dieser Beziehung geschieht eine verschmolzene Synthese von „Präsentem“ und „Nichtpräsentem“. Diese vermitteln Nach-richten über die Grenzen der unmittelbaren Erfahrungen hinweg, indem sie alles, was für die jeweils gegenwärtige Erfahrung thematisch, interpretativund motivationsmäßig relevant ist, jedoch den Kern der Erfahrung in ir-gendeiner Weise überschreitet, in der Erfahrung mit vergegenwärtigen. Zei-chen, obwohl sie wesentlich „Nachrichtenüberbringen“, helfen – in der wechselseitigen Verständigung mit anderen Menschen – auch im Überschreiten der Grenzen zu ihnen; Typen von Zeichen: •Anzeichen: „unmittelbar Gegebenem“ „Nicht-unmittelbar Gegebenem“(z.B. Gefühlszuschreibungen, Rauch am Himmel verweist auf Feuer).• Merkzeichen: Überwindung von zeitlichen Grenzen.• Zeichen: Intersubjektiv geteilte Appräsentationen.

In der Medizin: eine Bündelung von Symptomen (Zeichen) ver-weisen auf ein Syndrom Fieber verweist auf eine Infektion.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Problem der sozialen Wahrnehmung

Ich glaub’ ich bin verknallt - Ob er’smerkt?

Langsam! Vielleichtdenkt Sie, dass ichdenke, dass.....

Endlich....Endlich....

Ob ich ihre Hand nehmen darf?

Oh!!! Erversucht’s !!!

Mag Sie mich?Soll ich’sversuchen???Mag Sie mich?Soll ich’sversuchen???

Hat er Angst? Mag ermein Aussehen nicht??? Vielleicht denkt er, dass ich denke, dass erdenkt....

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Der Halo-Effekt(Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Definition: Der Halo-Effekt (Ausstrahlungseffekt) beinhaltet die Beurtei-lung eines Sachverhalts durch subjektive Assoziationen. Wenige Merkmale & Informationen mit vielerlei nicht bekannten aber vermuteten Informa-tionen werden verknüpft.

• Typische Beispiele: Die Beurteilung eines Menschen nach wenigen Augen-blicken (Ersteindruck), wo ich anhand weniger Augenblicke auf andere Merkmale (z.B. Schichtzugehörigkeit, Bildung...) schließe. Manche Ärzte behaupten sofort sehen/ riechen zu können, was eine Person hat.

• Mit dem Halo-Effekt können positive & negative Aspekte verbunden wer-den: So kann ein Arzt bei einem bewusstlosen Patienten schnell eine Arbeits-diagnose stellen. Anderseits sollte man bei Neuinformationen stets überprü-fen, ob diese Erstdiagnose zutreffend ist - häufig erhalten Personen keine Gelegenheit diesen Ersteindruck zu korrigieren.

• Der Halo-Effekt kann nie ganz ausgeschaltet werden, sollte jedoch möglichst bewusst kontrolliert werden.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Das ärztliche Gespräch als Prozess: Die Phasen

Verbundenheit Differenzierung Ablösung

Begrüßung Diagnose, Therapie & Compliance-Sicherung Abschied

5 Minuten im Schnitt

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Fünf Axiome der Kommunika-tion Watzlawick et al., 1969

• Man kann nicht nicht kommunizieren!

• Thematische & Beziehungsaspekte derKommunikation

• Interpunktion der Interaktionssequenzen

• Analoge & digitale Kommunikation

• Symmetrische & komplementäre Interaktion

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Man kann nicht nicht kommunizieren!

Immer wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, wird kommuniziert – auch wenn wir nichts sagen Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawick, 1969).

Im Krankenhaus gibt es häufig Situationen, in denen Ärzte & Schwes-tern überlegen, ob sie einen Patienten darüber informieren sollen, wie es „wirklich“ um ihn steht. Auf Fragen des Patienten geben in dieser Situation z.B. Schwestern häufig zur Antwort, dass sie aufgrund ihrer Stellung keine Auskunft geben dürften. In der Regel weiß der Patient dann dennoch Bescheid. Er deutet diese Botschaft dahingehend, dass es sehr schlecht um ihn stehen muss, wenn keiner sich traut, offen mit ihm zu reden. Denn keine Information ist auch eine Information!“

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Aspekte der Kommunikation:Watzlawick et al., 1969

• Thematische Aspekte: jeder kom-munikative Prozess beinhaltetInformationen zu dem Thema, das gerade behandelt wird – wirdam besten sprachlich vermittelt.

• Beziehungsaspekte: jeder kommu-nikative Prozess definiert auch die Beziehung(en) zwischen den Teil-nehmern (Dominanz, Respekt…)-dies überlagert die thematischenAspekte – wird am besten durchEmotionsausdruck vermittelt.

Kommunikation findet gleichzeitig über mehreren Übertragungskanälenstatt, die sich gegenseitig beeinflussen (Sprach, Mimik, Gestik....)

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Das Problem der InterpunktionWatzlawick et al., 1969

trinkt trinkt trinkt trinkt

Der Mann

nörgeltnörgelt nörgeltDie Frau

Was passierte zuerst?

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Das Problem der InterpunktionCourtship patterns (Watzlawick et al., 1969, S.20)Unter den während des Krieges in England stationierten amerikanischen Soldaten war die Ansicht weit verbreitet, die englischen Mädchen seien sexuell überaus leicht zugänglich. Merkwürdigerweise behaupteten die Mädchen ihrerseits, die amerikanischen Soldaten seien übertrieben stürmisch. Eine Untersuchung (...) führte zu einer interessanten Lösung dieses Widerspruchs. Es stellte sich heraus, dass das Paarungsverhalten (courtship pattern) vom Kennenlernen der Partner bis zum Geschlechtsverkehr in England wie in Amerika ungefähr 30 verschiedene Verhaltensformen durchläuft, dass aber die Reihenfolge dieser Verhaltensformen in den beiden Kulturbereichen verschiedenen ist. Während z.B. das Küssen in Amerika relativ früh kommt, etwa auf Stufe 5, tritt es im typischen Paarungs-verhalten der Engländer relativ spät (ca. Stufe 25) auf. Praktisch bedeutet dies, dass eine Engländerin, die von ihrem Soldaten geküsst wurde, sich nicht nur um einen Großteil des für sie intuitiv „richtigen“ Paarungsverhaltens (Stufe 5-24) betrogen fühlte, sondern zu entscheiden hatte, ob sie die Beziehung an diesem Punkt abbrechen oder sich dem Partner sexuell hingeben sollte. Entschied sich sich für die letztere Alternative, so fand sich der Amerikaner einem Verhalten gegenüber, das für ihn durchaus nicht in dieses Frühstadium einer Beziehung passte und nur als schamlos zu bezeichnen war....

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Analoge / Digitale KommunikationWatzlawick et al., 1969

Vs.

Analoge verwendet Bilder, Beispiele, aber keine Negation, Entweder-oder...

BlumeBlume

Analogien können leicht missverstanden werden – Beispiel: Ich habe rasende Kopfschmerzen!

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikationsprobleme (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Auch direkte kommunikative Missverständnisse & Probleme könnendie Kommunikation & Kooperation zwischen Arzt & Patient stören:Viele Ärzte fürchten sich vor Fragen, die sie nicht beantworten können, wie: “Herr Doktor, wann werde ich sterben?” – was oft bei Krebs Patienten vorkommt. Nun kann der Arzt diese Frage als eine “Sachfrage” nach der verbleibenden Lebenszeitauffassen, als eine “Selbstkundgabe”, dass der Patient Angst hat, als ein Aufforde-rung zur Hilfe (Appell) und zugleich wird die Beziehung zwischen beiden definiert. Der Patient kann die Antwort des Arztes wiederum auch mehrdeutig auffassen…. Störungen kommen zustande, wenn die Interaktionspartner sich jeweils auf unter-schiedliche Aspekte der Kommunikation beziehen.Schulz von Thun unterscheidet zw. 4 Bedeutungsebenen in der Kommunikation:

• Sachinhalt (Worüber ich informiere) Thematischer Kanal• Selbstkundgabe (Was ich von mir selbst kundgebe) Ausdruckskanal• Appell (Wozu ich dich veranlassen möchte) Lenkungskanal• Beziehung (Was ich vom gegenüber halte) Kontaktkanal

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Aspekte der Kommunikation Schulz v. Thun, 1977

Sachinhalte(Thematischer Kanal)

Selbstkundgabe(Ausdruckskanal)

Appell(Lenkungskanal)

Beziehung(Kontaktkanal)

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Jede Botschaft besteht aus biszu 4 Kanälen...

Aus

druc

k

Botschaft

Lenkung

Thematisch

Kon

takt

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

...aber welches Ohr hört geradeauf welchen Kanal zu?

Aus

druc

k

Botschaft

Lenkung

Thematisch

Kon

takt

TA

K

LAA

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation - theoretisch

•Thematischer Kanal

•Ausdruckskanal

•Lenkungskanal

•Kontaktkanal

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikation -“gewöhnlich”

Thematischer Kanal

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Formen der Kooperation bei Kranken (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient kann sich – je nach Persönlichkeiten & Ziel des Gesprächs unterschiedlich gestalten:

• Da es sich hier überwiegend um eine asymmetrische Beziehung handelt (Arzt als Experte), nimmt der Patient eher eine passive Rolle ein, in dem er die Informationen und die Entscheidungen (Diagnose & Therapie) überwiegend dem Arzt überlässt.Während diese Haltung für Info-Gespräche funktional ist, bedarf es der aktiven Mitarbeit des Patienten bei der Diagnosefindung, Therapieplanung & -durchführung

gezielter Einsatz des non-direktiven Gesprächsformen.• Die Art der Arzt-Patient-Beziehung lässt sich auch mit dem Begriffspaar „autonom

vs. heteronom“ beschreiben. Derjenige, der in der Beziehung initiativ wird, wird als autonom bezeichnet. Die Beziehung wird als heteronom gesehen, wenn bei beiden Seiten das gemeinsame Vorgehen betrieben wird. In unserer Gesellschaft muss der Patient im Rahmen der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen autonom handeln.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Störungen der Kommunikation & Kooperation (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Auch die gesellschaftlichen Strukturen haben einen Einflussauf die Kommunikation & Kooperation zwischen Arzt & Patient:

• Vorrangige Arzthonorierung für Krankheitsleistungen & nicht fürPrävention: Der Arzt sucht nach Krankheit, während der Patient Gesundheitwünscht

• Differenzierung in Privat- und Kassenpatienten: unterschiedlicheHonorierung für gleiche Leistung, unterschiedliche Vertragsgrundlagen(Kostenerstattung bei PKV), Spiegelung gesellschaftlicher Ungleichheiten.

• Fehlende Kontinuität der Patientenbetreuung durch institutionellerTrennung zwischen ambulanter & stationärer Behandlungen: stört Arzt-Patient-Beziehung, fehlender Arztwahlmöglichkeiten im stationärenBereich.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Der schwierige Patient (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Sogenannte schwierige Patienten stellen eine Quelle von Kommunikations-problemen dar – dabei sind hier eine Reihe verschiedener Patienten zusam-mengefasst: solche, die fordernd sind, nicht kooperieren, undankbar, einfachunsympathisch sind oder solche, die nicht auf die Behandlung ansprechen

Rückzug, Passivität und fehlende Kooperation, Manipulation & Verteidi-gungsbereitschaft in provozierender Form, Konfrontation & Aggression.

• Solche Formen des Patientenverhaltens lösen beim Arzt häufig Reaktanzaus, d.h. einen inneren Widerstand auf das als ungerechtfertigt erlebteVerhalten der Patienten, welches eine Form der Selbstverteidigung darstellt

professionelle Gesprächsführung. • Bei aggressiven Patienten bewährt sich häufig: ruhiges Zuhören, ruhiges

Grenzensetzen, Versuch, die hinter der Agression liegenden Ursachen zuerkennen, das eigentliche Anliegen des Patienten zu erkennen…

• Bei ängstlichen Patienten sind oft angebracht: einfühlendes Verstehen, aktives Zuhören, vertrauensvolle Beziehungsgestaltung, entspannteAtmosphäre, geduldige Aufklärung…

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Doppelbindungs-störungen (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

• Doppelbindungkommunikation (Dopple-bind) führt zuKommunkationsstörungen und wird häufig bei psychischenStörungen beobachetet: Hier ist ein Individuum in eine ihmlebenswichtige Beziehung (z.B. Mutter-Kind-Bindung) eingebunden und empfängt paradoxe (z.B. widersprechendeSachinformationen oder eine Inkongruenz zwischen den Kommunikationskanälen) Informationen: z.B. “Du musst esfreiwillig tun,” “Sei spontan,” die hysterische Aussage: “Ichbin überhaupt nicht wütend” oder einem Patienten mitSchmerzen zu sagen, “das tut doch überhaupt nicht weh”...

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Der Traum & sein Sinn

Ein orientalischer König hatte einen beängstigenden Traum. Er träumte, dassihm alle Zähne, einer nach dem anderen, ausfielen. Beunruhigt rief er seinenTraumdeuter herbei. Dieser hörte sich den Traum sorgenvoll an & eröffnetedem König: “Ich muss dir eine traurige Mitteilung machen. Du wirst genauwie die Zähne alle Angehörigen, einen nach dem anderen, verlieren.” Die Deu-tung erregteden Zorn des Königs. Er liess den Traumdeuter in den Kerkerwerfen. Dann liess er einen anderen Traumdeuter kommen. Der hörte sich den Traum an & sagte: “Ich bin überglücklich, dir eine freudige Mitteilung ma-chen zu können: Du wirst älter werden als alle deine Angehörigen, du wirstalle überleben.” Der König war erfreut & belohnte ihn reich. Die Höflingewunderten sich sehr darüber: “Du hast doch eigentlich nichts anderes gesagtals dein armer Vorgänger. Aber wieso traf ihn die Strafe, während du belohntwurdest?” fragten sie. Der Traumdeuter antwortete: “Wir haben beide den Traum gleich gedeutet. Aber es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern wie man es sagt.”

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Gesprächsführung(Rogers, 1969; Buser & Kaul-Hecker, 2003)Wichtiges Ziel Etablierung des Arbeitsbündnisses zwischen Arzt & Patient.

• Im Rahmen der Beziehung kann es zeitweise notwendig sein zwischen ver-schiedene Beziehungsformen zu wechseln: symmetrische (Zuhören, gemein-sam Planen) vs. asymmetrische Beziehungen (Informieren, Patienten führen). Faktoren der professionellen Gesprächsführung:

• Direktivität: Einflussnahme/ Führung des Patienten (institutionelle Erforder-nisse….) arztorientierter Gesprächsstil vs. non-direktiver Gesprächsstil (of-fene Fragen, Raum für die Vorstellungen & Wünsche des Patienten lassen) patientenorientierter Gesprächsstil, der eine gewisse Gleichrangigkeit, sachlichoder fachliche Orientiertheit des Patienten voraussetzt.

• Echtheit/Authentizität – Erhalten Sie ihre Überzeugungskraft. Seien Sie möglichst offen & direkt – Erzählen Sie keine Halb- bzw. Unwahrheiten...

• Bedingungslose, positive Wertschätzung - respektieren Sie den Partner & seine Ansichten – auch wenn Sie anderer Meinung sind...

• Empathie (Einfühlendes Verstehen)- versuchen Sie die Gefühle, Motive.... Ihres Partners nachzuvollziehen und zu verstehen

• Transparenz & Verständlichkeit: Benützten Sie eine Sprache, die der Patient versteht – prüfen Sie das Verständnis, Prüfen Sie Gegen- & Übertragung.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Was heißt Empathie?Um einen Menschen zu verstehen, muss maneinige Monde in seinen Mokassins laufen…

Er war riesig groß,normal gekleidet und er hattedünnes, helles Haar

Es war ein junges, gesund und gut aussehendes Kind...allerdings absolut schäbig gekleidet

Also der Typ war riesig und unheimlich alt...

Ja, ich erinnere mich an einen verhältnismäßig großen Kopf und einen absolut seltsamen Geruch

Ja, das war so ein ganz typischer Westler

Er hatte ganz dunkles Haar und eine absolut süße Nase –ein Typ, so richtig zum Knuddeln

Das war ein ungehobeltes, minder intelligentes Wesen mit hässlichenWinz-Augen. Wahrscheinlich nicht essbar

Typischer feiner Pinkel – mit militärischem Kurzhaarschnitt –wahrscheinlich aus irgendeinem Nobelvorort

Gut angezogen, leicht übergewichtig und ´ne Menge Haare auf ´m Kopf...

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Strategische Kommuni-kation (Stiebel, 2002)

Viele Kommunikationstheorien gehen von der Grundannahme aus, dass kommunikative Missverständnisse die Basis aller Konflikte seien.

• In der Strategischen Kommunikation wird erst eine Einschätzung der Interessenslagen aller Beteiligen vorgenommen ( Handlungstheorie).

• Dann wird entschieden, ob ein Missverständnis vorliegt oder ein echter Interessenskonflikt.

• Bei Missverständnissen ist das Reden über das Problem der beste Lösungsansatz.

• Bei Interessenskonflikten kann das Reden sogar schädlich sein und zu einer Zuspitzung der Problematik führen. Hier sollte man nach strategischen Lösungen suchen. Dabei kann die brachiale Durchsetzung der Eigeninteressen im Vordergrund stehen oder der Versuch die verschiedenen Interessenslagen unter einen Hut zu bringen (ethische Implikationen).

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Der gesellschaftliche Umgang mitaktiver Sterbehilfe

Kleingruppendiskussionen auf der Grundlagedes Handouts über den “Fall – KomapatientinTerry Schiavo” 2005.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

ImpressionManagement• Relevanz des ersten Eindrucks• Abhängig von der eigenen Persönlichkeit,

Sequenz & Kontext der spezifischen Interaktion -sowie vom jeweiligen Partner

• intentional & nicht intentional gesetzte Marker• Wir alle spielen Theater: Ist Offenheit &

Ehrlickeit - immer angebracht (ir- & rationelleGründe für impression management)?

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

KommunikationstypenSatir, 1972• Besänftiger (der Ja-Sager, der stets zustimmt;

Körper: unterwürfig; Gefühle: Hilf- & Wertlosig-keit)

• Richter (der Besserwisser-Typ, der tadelt;Körper: angreifend; Gefühle: Einsamkeit &Erfolglosigkeit)

• Vernünftige (Verbal: ultravernünftig;Körper: ruhig & gelassen; Gefühle: leicht verletzlich)

• Ablenker (Verbal: irrelevant/ohne Sinn; Körper: in eine andere Richtung weisend; Gefühle: Niemand kümmert sich um mich)

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Rollenspiele: Kommunikations-typen nach Satir I Anleitung: Arzt = Vernünftige; Patient = Ablenker; Pflege = Richter; Angehöriger = Besänftiger; Aufklärungsgespräch: Patient hat Raucherbein – die Amputation steht vor.

Anleitung: Arzt = Besänftiger; Patient = Vernünftige; Pflege = Richter; Ange-höriger = Ablenker; Therapiegespräch: Patient hat Lungenkrebs und kommt zum Facharzt für eine Chemotherapie, die er nicht will, aber die Angehörige besteht darauf.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Rollenspiele: Kommunikations-typen nach Satir II

Anleitung: Arzt = Ablenker; Patient = Richter; Pflege = Besänftiger; Angehörige = Vernünftiger; Sozialmedizinisches Gespräch: Der Patient will sich Berenten lassen, während der Arzt nicht von der Notwendigkeit überzeugt ist.

Anleitung: Arzt = Richter; Patient = Besänftiger; Pflege = Ablenker; Angehöriger = Vernünftige; Ärztliches Absicherungsgespräch: Nach einem Suizidversuch will der Arzt sich vergewissern, ob weitere Gefahr besteht.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Feedback

Reden ohne Feedback ist wie wenn einer, der blind & taub ist, ein Monolog hält!

Vergewissern Sie sich, ob der Patient das Verstanden hat, was Sie sagenwollten, z.B. Sie empfehlen den Patienten eine Therapie & er schweigt –bedeutet dies Zustimmung, mangelndes Verständnis, Angst….

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Die 10 Gebote des aktiven Zuhörens• Reden Sie nicht selbst - Sie können nicht zuhören, wenn Sie reden• Beruhigen Sie Ihren Partner - Zeigen Sie, dass er offen reden kann• Zeigen Sie, dass Sie zuhören wollen - lesen Sie nicht, schauen Sie

keine Briefe an...• Schalten Sie Quellen der Ablenkung aus -Türen schließen, Radio aus...• Passen Sie sich Ihrem Partner an - versuchen Sie in seine Schuhe zu

schlüpfen...• Seien Sie geduldig - unterbrechen Sie nicht• Kontrollieren Sie sich -Sie könnten missverstehen, wenn Sie sich

ärgern• Geraten Sie nicht aus der Balance durch Kritik & Schuldzuweisungen• Stellen Sie Fragen - zeigen Sie, dass Sie Interesse haben• Reden Sie nicht selbst - alles andere hängt von dem ersten & letzten

Gebot ab. Dass wir zwei Ohren & nur 1 Zunge haben, könnte man als Hinweis dafür auffassen, dass man mehr zuhören als sprechen sollte!

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Metakommunikation -über das Gespräch reden

• Wird meist verwendet, wenn das Gespräch in schiefeBahnen gerät (Themen werden vermieden, Unruhe tritt auf, das Gespräch dreht sich in Kreise):

• Versuchen Sie eine Zusammenfassung & den roten Fadenzu finden, wenn dies nicht hilft

• machen Sie Metakommunikationspausen - d.h. reden Sieüber das Gespräch

• Beispiel: Arzt ist ärgerlich, der der Patient Medikamentenicht einnimmt Tragen Sie Ihren Ärger & Gründe vorund fragen Sie nach den Gründen…

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Kommunikationsnormen(Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Diese bestimmen, welche Regeln bei der Kommunikation gelten, z.B. wer darf wen ansprechen, wer darf was sagen... Klare Absprachen reduzieren Verständigungsprobleme. Solche Kommunikationsnormen regeln den Dienstweg:

• Wer ist zuständig für pflegerische, medizinische & verwaltungstechnische Maßnahmen?

• Was kann in der Visite angesprochen werden – was nicht?• Wer ist generell ansprechbar – wer nicht?• Kenntnisse über die zuständige Kontaktperson, deren dienstliche Positionie-

rung, der erklärten Bereitschaft, im Rahmen der Möglichkeiten, sich der berechtigten Interessen der Patienten anzunehmen, sind Voraussetzungen für eine effektiveren Kommunikation. Ärzte müssen eine Bereitschaft für intensivere Kommunikation haben Bereitschaft sich mit den Bedürfnis-sen der Patienten auseinander zu setzten. Aus Überforderung wird jedoch häufig eine eingeschränkte Kommunikation praktiziert.

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Organisatorisch-institutionelle Rahmenbedingungen der Kom-munikation (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Der Verlauf eines Gesprächs wird von vielen Faktoren beeinflusst:• Zeitpunkt des Gesprächs: Ist der Patient in einer Krankheitsbearbeitungsphase

in der eine Aufklärung/Gespräch vorteilhaft ist? Ist der Patient, z.B. nachDiagnosemitteilung aufnahmefähig?

• Zeitraum: Ist angemessen Zeit vorhanden? • Räumliche Verhältnisse: Erfolgt die Aufklärung zwischen Tür & Angel – im

Gang.... Welche Atmosphäre hat das Zimmer...• Alter & Geschlecht: können hemmend oder fördernd wirken. Manches lässt

sich unter Frauen besser erzählen. Probleme vertraut man meist lieber älteren als jüngeren Menschen an (potent. Rollenkonflikt zw. Arzt- & Altersrollen).

• Sympathie & Antipathie: sind prägend für das Gespräch. In Problemfällen die Prinzipien der professionellen Gesprächsführung anwenden.

• Allein oder zusammen mit Angehörigen: Entscheidung sollte in Abhängigkeit vom Patienten & sein Umfeld getroffen werden.

• Ambulanter vs. Stationärer Versorgung: Trennung kann etablierte Beziehungen stören.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Soziokultureller Rahmen der Kommunikation (Buser & Kaul-Hecker, 2003)

Auch innerhalb eines soziokulturellen Systems existieren – trotzgemeinsamer Bezugssysteme und Sprache – Subgruppen mit Besonderheiten der Sprache, Einstellungen…. :

• Subkulturen spezifische “Teilsprachen”: Für die meisten Patienten ist die medizini-sche Fachsprache, die intern für hohe Klarheit und Verständigung zwischen Ärzte & Pflegern sorgt, Fachchinesisch!

• Verständigungsbarrieren durch unterschiedliche Sprachcodes können auch auf ob-jektivierende Bedingungen beruhen unterschiedliche Schichtzugehörigkeit, Bil-dung…. Während für Angehörige der Unterschicht der restringierte Code typisch ist, bedienen sich Angehörige der Mittel- & Oberschicht der elaborierten Code.

• Die meisten Ihrer Patienten kommen aus einer anderen Sozialschicht mit andersgearteten Lebens-, Denk- & Sprechweisen.

• Sozialpsychologische Untersuchungen zeigen, dass die Erreichbarkeit des Patientendurch den Arzt umso grösser ist, je eher der Patient aus einer höheren Sozialschichtkommt, je eher er eine höhere Bildung aufweist, je ungünstiger seine Prognose ist, jebesser ihn der Arzt kennt & je weniger der Arzt gestresst ist.

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Einfluß institutioneller & sozio-kultureller Rahmenbedingungenauf die Arbeit

Kleingruppendiskussionen:Berücksichtigen Sie Ihr Pflegepraktikum– Welche• Mikro (face-to-face-Kommunikation)• Meso (Organisatorisch)• Makro (Sozialpolitisch)

Faktoren haben einen Einfluß auf die Arbeit einesArztes

PD Dr. Karin Tritt/ Dr. Katja Götz Medizinische Soziologie

Sommersemester 2007

©2007 PD Dr. Karin Tritt, Grafinger Ring 36, 85293 Reichertshausen; Tel.: 08441-78 42 62; Fax: 08441-78 42 61; [email protected]

Welchen Einfluß wird die elek-tronische Gesundheitskarte auf die Arzt-Patienten-Beziehung haben?

Kleingruppendiskussionen auf der Grundlagedes Handouts mit den wichtigstenInformationen zur HPC.


Recommended