+ All Categories
Home > Documents > Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht...

Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht...

Date post: 03-Nov-2019
Category:
Upload: others
View: 12 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
20
4 Neurologie Neurologie nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale Schädigung der motorischen Hirnareale Beeinträchtigung der Zeit-Raum-Orientierung Nur noch die wesentlichen Körperfunktionen wie Herzschlag (EKG) und Stoffwechsel funktionieren im Zustand des Komas, der niedrigsten Bewusstseinsebene des Gehirns Bewusstlosigkeit als Chance für das Gehirn, sich zu regenerieren UNFALLFOLGE: KOMA
Transcript
Page 1: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

4

Neurologie

Neurologie – nicht nurder alltagspraktisch-motorischen

Handlungsstörungen

Herr M.

SHTPräfrontale

Schädigung der motorischen Hirnareale

Beeinträchtigung der Zeit-Raum-Orientierung

Nur noch die wesentlichen Körperfunktionenwie Herzschlag (EKG) und Stoffwechsel funktionieren

im Zustand des Komas, der niedrigsten Bewusstseinsebene

des Gehirns – Bewusstlosigkeit als Chance für das Gehirn, sich zu regenerieren

UNFALLFOLGE: KOMA

Page 2: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

… nicht nur motorisch-apraktische, sondern auch

aphasische Schädigungen, die alle Zeit-Raum-

Koordinaten betreffen:

Reflexionen über einen Betroffenen: „Aber weiß (er) das, empfindet er es?

Nachdem alle, die ihn kennenlernen, ihn zuerst als «Stimmungskanone», als

«urkomisch» und «irre witzig» bezeichnen, sind sie über irgend etwas an ihm

beunruhigt, ja bestürzt..- «Er hört einfach nicht auf», sagen sie. «Er ist wie ein

Mann in einem Wettlauf, wie einer, der immer etwas nachjagt, das sich ihm

ständig entzieht. » Und damit haben sie recht: Er kann nicht stehenbleiben, denn

der Bruch in seinem Gedächtnis, in seinem Dasein, im Sinn seines Lebens ist nie

verheilt und muß jede Sekunde aufs neue überbrückt und «geflickt» werden.

Aber die Brücken, die Flicken sind trotz aller Brillanz zu nichts nütze, denn sie

sind Erfindungen, Konfabulationen, die nicht als Realität dienen können, wenn

sie nicht mit der Realität übereinstimmen. Spürt (er) das? Noch einmal: Was für

ein «Gefühl der Realität» hat er? Leidet er ständige Qualen - die Qualen eines

Menschen, der sich in der Unwirklichkeit verirrt hat und versucht, sich zu retten,

der aber durch seine unablässigen und ihrerseits völlig unwirklichen

Erfindungen und Illusionen zu seinem eigenen Untergang beiträgt? Soviel läßt

sich mit Gewißheit sagen: Ihm ist nicht wohl in seiner Haut. Sein Gesicht hat

immer einen angespannten Ausdruck. Es ist das Gesicht eines Mannes, der

dauernd unter einem inneren Druck steht. Gelegentlich, und wenn, dann nur

verstohlen, nimmt es den Ausdruck offener, nackter, ergreifender Bestürzung an.

(Seine) Rettung und zugleich sein Untergang ist die ihm aufgezwungene oder zum

Selbstschutz angenommene Seichtheit seines Lebens. Ich meine damit die Art und

Weise, wie es praktisch zu einer Oberfläche, einer brillanten, schimmernden,

glitzernden, sich ständig verändernden, aber doch eben nur zu einer Oberfläche,

einer Anhäufung von Illusionen, einem Delirium ohne Tiefe reduziert wird.“

(Oliver Sacks, 1987, S. 156)

Amnesie= Gedächtnisverlust

u.a. aufgrund von

Stürzen

Unfällen

Traumatisierungen

des Gehirns

Aphasie

Apraxie

Ataxien

Agnosie

Page 3: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

„Er schien sich in einem Zustand permanenter Verlorenheit zu befinden (oder

vielleicht besser: in einem permanenten Traum, einer in der Maske der

Gegenwart auftretenden Erinnerung an die Vergangenheit). Aber Mr. ... befand

sich noch immer in einem akuten Stadium, in einem fast wahnsinnigen

konfabulatorischen Delir (das zuweilen als «Korsakow-Psychose» bezeichnet

wird, obwohl es sich hierbei keineswegs um eine Psychose handelt). Mit seinen

Worten erschuf er unablässig sich selbst und die Welt um sich herum, um zu

ersetzen, was er ständig vergaß und verlor. Ein solcher Wahnsinn kann eine

atemberaubende Erfindungsgabe freisetzen, ein regelrechtes erzählerisches

Genie, denn ein solcher Patient muß in jedem Augenblick sich selbst (und seine

Welt) buchstäblich erfinden. Jeder von uns hat eine Lebensgeschichte, eine Art

innerer Erzählung, deren Gehalt und Kontinuität unser Leben ist. Man könnte

sagen, daß jeder von uns eine «Geschichte» konstruiert und lebt. Diese

Geschichte sind wir selbst, sie ist unsere Identität.

Wenn wir etwas über jemanden erfahren wollen, fragen wir: « Wie lautet seine

Geschichte, seine wirkliche, innerste Geschichte?» Denn jeder von uns ist eine

Biographie, eine Geschichte. Jeder Mensch ist eine einzigartige Erzählung, die

fortwährend und unbewußt durch ihn und in ihm entsteht durch seine

Wahrnehmungen, seine Gefühle, seine Gedanken, seine Handlungen und nicht

zuletzt durch das, was er sagt, durch seine in Worte gefaßte Geschichte.

Biologisch und physiologisch unterscheiden wir uns nicht sehr voneinander -

historisch jedoch, als gelebte Erzählung, ist jeder von uns einzigartig.

Um wir selbst zu sein, müssen wir uns selbst haben; wir müssen unsere

Lebensgeschichte besitzen oder sie, wenn nötig, wieder in Besitz nehmen. Wir

müssen uns erinnern - an unsere innere Geschichte, an uns selbst. Der Mensch

braucht eine solche fortlaufende Geschichte, um sich seine Identität, sein Selbst zu

bewahren.“ (Oliver Sacks, Der Mann..., 1987, S. 154)

Unfallfolge: Aphallisches Syndrom

Page 4: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Unfall (SHT), Koma, und

bildnerische und/oder handwerkliche Aspekte

der Rehabilitation

Page 5: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Neurologieder alltagspraktisch-motorischen

Handlungsstörungen

Stefan

PFC-Beeinträchtigung

Schädigung der vordermotorischen

Hirnareale durch Pick‘schesSyndrom

Bei der Pick-Krankheit konzentriert sich die Schädigung des Gehirns auf stirn- und

schläfennahe Bereiche. Nach den lateinischen Namen dieser Regionen wird sie auch

Frontotemporale Demenz (FTD) genannt. Die Erkrankung beginnt meist vor dem 65.

und nur selten nach dem 75. Lebensjahr. es kommt bei der Pick-Krankheit besonders

oft zu Verhaltensauffälligkeiten, unter denen die Sozialkontakte der Erkrankten leiden.

http://www.alzheimer.de/alzheimer/alzheimer/weiteredemenzformen/

pickscheerkrankung.html

Page 6: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

6

Neurologie

Neurologieder emotionalen Regulations-

und Beziehungsstörungen

Robert

Mutistisch-

sprachlicher Rückzug nach emotionaler

Überforderung

wie tot - psychischer Rückzug – im Bild

Page 7: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Hirnstamm bleibt aktiv

Hypothalamus bleibt aktiv

Amygdala bleibt aktiv

Hippocampusschaltet ab

Sprach-/Erzähl-areal schaltet ab

Vorderhirn/Hand-lungszentrum

schaltet ab

… im Falle des schweren Psychotraumas

Semantisches Episodisches

1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 J.

Katherine Nelson, in: Welzer/Markowitsch 2006. 79

… so lernen, modifizieren und speichern wir Bedeutungen

Diagnose:Störung des

episodischen Gedächtnisses

Folge:

Entwicklungs-stillstand auf

diesem Niveau

… aber schwere psychische Traumata können

den totalen Rückzug erzwingen

FOLGE

elektiver Mutismus,

depressiv-angepasst und gänzlich verstummt

Page 8: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

7

Neurologie

Neurologieder emotionalen Regulations-

und Beziehungsstörungen

Jussuf

Emotional beeinträchtigtes

affektives Verhalten als transgenerative Reaktion auf PTBS

Die traumatische Situation:

Reaktion: Dissoziation = Vermeidung der überflutenden Reize durch

Wegschalten, ein „Neben-sich-Stehen“ bei andauernden erregenden

und bedrohlichen Vorstellungen

Es ist passiert: Die empfangenen Sinnesdaten sind

übermächtig, bedrohlich, destabilisieren das Individuum.

… am Ende: posttraumatische Belastungsstörung PTBS

Page 9: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Atmosphäre (Kontext)

Bild, Szene

Geruch

Körperempfindung(Temperatur, Druck, Lage, Muskelspannung)

Geräusche

Farben Formen

Musik

Schmerz

TriggerSchlüsselreizeErfahrungsfragmente

Beziehung

Gedanken

Planung, Ausführung

Erinnerung, Gefühls-bewertung

Gefühle( bes. negative-)

Empfangs-/Verteil-Zentrum

Sinneserfahrungen

visuellaudi-

tiv

olfakto-

risch

kin-ästhetisch

gus-tato-risch

Die Meldung des Thalamusbetr. unterschiedlichster Sinneserfahrungen

empfängt noch die Amygdala, auf deren Meldung abernicht mehr Hippocampus u. Präfr. Cortex antworten

Ein Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen

bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen

Bewältigungsmöglichkeiten. Es geht mit Gefühlen von

Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einher, bewirkt

so eine Erschütterung von Selbst- und

Weltverständnis.

Page 10: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Areale, die in traumatischen

Situationen rea-und interagieren

oder aber ihreVerbindungeinstellen.

Sprach-,narrativesAreal

Areale, die aktiv bleiben

bleiben • der Hippocampus fährt seine gedächtnisanimierende Tätigkeit herunter

• der Cinguläre Cortex storniert seine Gefühls-Handlungs- (frontaler Cortex)-Vermittlung

• die Amygdala bleibt infolge ihrer Informationen in höchstem Masse erregt

• der Hypothalamus und die Hypophyse regulieren die Ausschüttung der Stresshormone

• der Hirnstamm bleibt im Verbund Hypothalamus-Hypophyse stetig aktiviert

• das Broca-Areal schaltet sich ab und legt kein „Narrativ“ (Erzähl-Kontext) an

Cingulärer Cortex,Aufmerksamkeits- und

GefühlsarealVorderhirn, Planungs-

und Handlungszen-trum

Amygdala, Erregungs-

zentrum HippocampusErinnerungs- und Gefühlsareal

Hypothalamus

Kleinhirn, Handlungs- und Bewegungskordinator

Hirnstamm

Hypophyse

ThalamusDispatcher des Gehirns

FÖRDERUNG

Neuronale ÜberschreibungenUmcodierungen

Gehirn & Geist 10, 2015, 51

Vermischte Wahrnehmung

einer neuen Erfahrung mit Erinnerung an die Vergangen-

heit

Hintergrund: Veränderungen der neuronalen Verschaltungen,

aber auch der genetischen Codierung:

Die chemische Markierung bestimmter Gene könnte nun das lange gesuchte Scharnier

darstellen, über das die Umwelt auf die Erbanlagen einwirkt. Besonders durch das Anhängen

oder Entfernen von Methylgruppen, die sogenannte Methylierung, verändern Zellen die

Aktivität einzelner Gene. Epigenetik nennt sich das Forschungsfeld, das sich diesen

Vorgängen widmet. Lit.: Jörg Blech: Gen-Forschung: Bruch des bösen Zaubers

Page 11: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

8

Neurologie

Neurologieder Wahrnehmungs-

störungen

Marcus

Autistische

Informations-

als neurobiologisch begründbare Ver-

haltensstörung

Abb.: Ein autistisches Kind malt

Page 12: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Wahrnehmung

als integrative

Gestalt-Bildung

unter dem Aspekt

der neuronalen Netzwerke

und der Transmitterfunktionen

Der Beginn:Im Corpus geniculatum werden die von der

Netzhaut kommenden Daten zuerst berechnet

Primäre Sehrinde

T.R. Vidyasagar, U.T. Eysel (2015)

Die Summe der Analysen wird zu einer komplexen Gesamtwahrnehmung unserer

visuellen Umwelt zusammengestellt und hilft bei der Koordination unserer

Orientierung, Bewegungswahrnehmung und motorischen Handlungen (Blick- und

Körpermotorik).

Die Verarbeitung der visuellen Information erfolgt besonders intensiv in

Rindenschichten II und III. Zellen in Schichte IV erhalten Inputs jeweils nur von einem

Auge; hier sind rezeptive Felder nachweisbar, die mit solchen in Netzhaut und lateralem

Kniehöcker übereinstimmen. In Schichte III gibt es Zonen sowohl mit Eingängen nur

von einem Auge, aber auch zahlreiche mit binokulärem Eingang; hier mischt sich die

Information von beiden Augen (binokulare rezeptive Felder; Integration zu einem

Gesamtbild der Umwelt). Durch laterale Verschaltungen werden komplexe

Mustererkennungen (Formen, Farben..) möglich; dazu sind "komplexe Zellen"

notwendig.

vgl. Thomas Hülshoff,

Das Gehirn, 1996, 133

der rote Ball, der mirzugeworfen wird

Verarbeitung visueller Informationen

VON DER NOTWENDIGKEIT

EINES ZUSAMMEN-SPIELS DER

FREQUENZEN

Areale derVerarbeitung

im Neocortex

Hellig-keit

Wellen-länge

Ort

Kon-trast

Farbe

Bewe-gung

Kanten

Farbe

Bewe-gungs-

richtung

Umrisse

Farb-konstanz

3-D-Bewe-gung

Gestalten Szenen

Raum-orientie-

rung

Page 13: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Hirnströme im Elektroenzephalogram EEG

Wahrnehmung von Reizen im Gehirn –

im Takt

Idw 01.09.2015 - Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf konnten erstmalig nachweisen,

dass das Gehirn nicht wie bisher angenommen seine Umwelt kontinuierlich abbildet, sondern diese aus vielen verschiedenen Einzelaufnahmen zusammensetzt. Die Hypothese dieser zeitlich zusammengesetzten Wahrnehmung existiert in der Wissenschaft schon länger, das Team der Universität Düsseldorf ist jedoch das erste, welches dieses Phänomen für Berührungsreize experimentell belegen konnte. Eine Publikation dazu erschien am 31. August 2015 im Journal “Proceedings of the National Academy of Sciences, USA (PNAS)”

Die Ergebnisse von Thomas J. Baumgarten, Prof. Alfons Schnitzler und Dr. Joachim Lange des Instituts für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie deuten jedoch darauf hin,

dass das Gehirn die Umwelt in aufeinanderfolgende Zeitfenster zerlegt und diese dann zu einem Ganzen zusammensetzt.

Die Forscher der Universität Düsseldorf entdeckten, dass die Probanden die zwei Reize am Finger nur dann als voneinander getrennt wahrnahmen, wenn diese

in zwei aufeinanderfolgende Hirnstromzyklen eines spezifischen Frequenzbandes (8-20 Hz, leichte Entspannung/entspannte Wachheit)

fielen. Wenn beide Reize jedoch in den gleichen Zyklus trafen, nahmen die Probanden nur einen einzigen Reiz wahr. Daraus resultiert die Interpretation,

dass das Gehirn unsere Umwelt in einzelnen Standbildern verarbeitet, welche – ähnlich eines Fotos – starr und ohne

Bewegung sind. Die Dauer dieser Standbilder beträgt je einen Zyklus der Gehirnströme. Die menschliche Wahrnehmung entsteht demnach durch die Aneinanderreihung neuronaler Zyklen, bzw. ihrer

Standbilder – wie bei einer Kamera oder einem Daumenkino. Die Auswertungen der MEG-Daten zeigen, dass die Dauer eines Zyklus ca. 50 -100 Millisekunden lang ist. Da das Zusammensetzen der Standbilder bereits wenige 100 Millisekunden bevor der Proband einen Reiz wahrnimmt abgeschlossen ist, können die Forscher theoretisch sogar die Wahrnehmung der Probanden vorhersagen, bevor diese einen Reiz überhaupt spüren.

Publikation: Beta oscillations define discrete perceptual cycles in the somatosensory domain by Thomas J. Baumgarten, Alfons Schnitzler und Joachim Lange, DOI 10.1073, PNAS- Journal (Proceedings of the National Academy of Sciencespublished online August, 31th 2015, ww.pnas.org

Am effektivsten – die Gammawellen:

Sie bezeichnen mit den griechischen Buchstaben die Oszillationsfrequenz. Die Wellen

dienen als Taktgeber für das Gehirn und kontrollieren Aufmerksamkeit, Wahrnehmung

und Erinnerungsbildung. Dabei scheint den hemmenden Neuronen, die etwa 20 Prozent

der Nervenzellen in der Hirnrinde ausmachen, eine Schlüsselrolle in der Entstehung von

Gehirnwellen zuzukommen. Oszillationen treten nur dann auf, wenn die hemmenden

Neuronen durch elektrische Synapsen ausreichender Verbindungstärke vernetzt sind.

Page 14: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

From: Summerfield C, Greene M, Wager T, Egner T, Hirsch J, et al. (2006) Neocortical Connectivity during Episodic Memory Formation. PLoS Biol 4(5): e128 -

Abbreviations: BA, Brodmann's area; DM, difference of memory; FFA, fusiform face area; FIR, finite impulse response; fMRI, functional magnetic resonance imaging; HRF, hemodynamic response function; LOC, lateral occipital complex; MNI, Montreal Neurological Institute; MTL, medial temporal lobe; PFC, prefrontal cortex; PPA, parahippocampal place area; ROC, receiver operating characteristics; ROI, regions of interest:ERC, entorhinal cortex; PRC, perirhinal cortex

Human neuropsychology and neuroimaging have offered important insights into the functional neuroanatomy of episodic memory formation, revealing that it involves a network of brain regions including the medial temporal lobes (MTLs), the prefrontal cortex (PFC), and neocortical zones involved in perceptual representation

verschiedene Hirnareale –synchronisiert und im Takt

V 5

V 3

V 2

V 4

V 1

Orte, Strukturen Orte bevorzugter

Bearbeitung und wechselseitigerBeziehungen:

V1= visuelles Areal (Formverarbeitung) V2, V3= weiterevisuelle ArealeV4= FarbverarbeitungV5= Bewegungsverar-beitung

Parietale Areale: „WO?“Temporale Areale: „WAS?“

(vereinfachte Abb.)

"Sortierfächer, in denen die verschiedenen Signale zusammen-

laufen“ (Zeki 1993, 30), nachdem siedurch die Netzhaut tendentiell (Farbe,

Raum-Richtung) voreingestellt und vom Corpus Gen. Lat. zugewiesen

sind.

WO

Personen, Sachen

WAS

CorpusGeniculatum

laterale

Wenn sich die Nervenzellen synchronisieren,

feuern sie in einem gemeinsamen Takt. Damit addieren sich ihre Signale, und das EEG

zeigt einen stärkeren Ausschlag (Amplitude). Darüber hinaus schwingt das Signal

wellenförmig auf und nieder. Diese Oszillationen treten in verschiedenen

Frequenzbändern (Theta-, Beta-, Alpha-, Gamma-Band genannt) auf und haben eine

zentrale Bedeutung für die Informationsverarbeitung im Gehirn.

… aber was läuft im Gehirn des Menschen mit Autismus verkehrt?

Page 15: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Ursachen-ZusammenhängeE. Duketis, 2008

Klinische

Symptomatik:

Autismus

schwache zentrale Köhärenz

schwache funktionale

Konnektivität

Genveränderungen beeinflussen Informationsweiterleitung

Protein SHANK2+3

Grün angefärbte Nervenzelle aus dem Rattenhirn. Das SHANK2 Protein befindet sich in Nervenzell-Fortsätzen (rot angefärbt). Hier ist der Kontakt zu anderen Nervenzellen. Unten: Vergrößerter Ausschnitt

Bei Schizophrenie-Patienten haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg zehn bisher unbekannte

Genveränderungen (Mutationen) entdeckt. Das betroffene Gen liefert den Bauplan für ein Gerüstprotein, das so genannte SHANK2-Protein, das eine

entscheidende Rolle bei der Signalweitergabe zwischen Nervenzellen spielt. „Diese zehn Genvarianten stellen Risikofaktoren für eine schizophrene

Erkrankung dar“, sagt Professor Dr. Gudrun Rappold, Direktorin der Abteilung Molekulare Humangenetik am Universitätsklinikum Heidelberg.

Das Protein SHANK2 ist bereits aus anderem Kontext bekannt: 2010 hatten die Wissenschaftler um Professor Rappold bei Patienten mit autistischer

Störung und geistiger Behinderung verschiedene Veränderungen des SHANK2-Gens nachgewiesen. Die nun bei Schizophrenie gefundenen

Mutationen liegen zwar im selben Gen, unterscheiden sich aber von den Veränderungen bei Autismus. „Offensichtlich beeinflusst die genaue Art der

Veränderung, welche neuropsychiatrische Erkrankung entsteht und wie stark die Symptome ausgeprägt sind“, so Rappold. „Veränderungen in ein und demselben Gen können zu ganz unterschiedlichen neurobiologischen

Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie oder zu geistiger Behinderung führen.“

Alle diese Mutationen beeinträchtigen in unterschiedlichem Ausmaß den Vernetzungsgrad bestimmter Bereiche der Nervenzellen, den so genannten

Synapsen, und damit auch die Signalweiterleitung zwischen den Nervenzellen, wie Experimente an Gehirnzellen zeigten. Idw 11.1. 2015

Genetische Veränderungen kamen bei Patienten mit Schizophrenie ungefähr doppelt

so häufig vor wie bei Menschen ohne psychische Erkrankung. „Einige der

Genvarianten stellen Risikofaktoren dar. Die Erkrankung setzt wahrscheinlich erst dann ein, wenn noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel bestimmte Umwelteinflüsse, hinzukommen“,

erklärt Humangenetikerin Rappold.

Alle diese Mutationen

beeinträchtigen in unterschiedlichem Ausmaß den Vernetzungsgrad

bestimmter Bereiche der Nervenzellen, den so genannten Synapsen,

und damit auch die Signalweiterleitung

zwischen den Nervenzellen

(Rappold 2015)

Page 16: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Wahrnehmungrekonstruiert

Beispiel

Arbeit mit mehrfach

behinderten Menschen

Ein Kampf um Detail und Zusammenhang

Page 17: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

9

Neurologie

Neurologieder Wahrnehmungs-

störungen

Projektgruppe ZGGF(Zentr f Geriatrie u Gerontologie

Freiburg)

DementielleInformations-

als neuro-/biologisch begründbare Störungen

der Hirnareale

Gestörte Erbinformation

Überzählige, vervielfachte Chromosomen, Gene die sich frei bewegen, mutierte

genetisch veränderte Zellmosaiken in Mustern, die Alzheimer-Gene mit toxischer A-

beta-Info in sich tragen. In den Hirnen von Alzheimer-Pat. wurden über 10 % dieser

veränderten Zellen gefunden.

Gestörte Zellinformation

Gestörte Signalgebung: Demenz passiert, wenn die Proteine falsch gefaltet sind

und die Membran-/Ionenkanäle verstopfen

Page 18: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Faltung der Proteinketten

Proteine verlassen das Ribosom und müssen gefaltet, und wenn schlecht gefaltet: entsorgt werden

In allen Zellen – vom Bakterium bis zum Menschen –

treten Proteine in ihrem natürlichen Zustand gefaltet auf: Proteine

werden zunächst als lange Ketten aufeinanderfolgender Aminosäuren

hergestellt und müssen eine bestimmte dreidimensionale Struktur annehmen,

sich also falten, um funktionsfähig zu sein. Dieser Zustand der korrekten Faltung,

die Proteinhomeostase, ist ständig bedroht durch äußere und innere Einflüsse.

Schadhafte Proteine verlieren ihre Struktur und entfalten sich. Dabei besteht die

Gefahr, dass sie miteinander verklumpen. „Kommt es zur Bildung solcher

Aggregate, kann dies Zellen schädigen oder sogar zum Zelltod führen, wie es bei

neurodegenerativen Erkrankungen, etwa Alzheimer und Parkinson, oder auch

bei Vorgängen des Alterns der Fall ist“ - erklärt Prof. Dr. Bernd Bukau, der

Direktor des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg

Gesunde Nervenzelle Sterbende Nervenzelle

Verstopfte Microtubuli

= Hauptwegeder Proteine

Beta-Amyloid-Oligomere

verklumpen zu Plaques und zerstören in Folge die mikrotubuläre Struktur der

Nervenzelle (vorher: NZ-Stabilität durch Tau-Proteine, die nunmehr chemisch

verändert werden). Folge: Mikrotubuli fallen auseinander.

Page 19: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Was bleibt zu tun?

Aspekte der Förderung

Was passiert,wenn die Nervenzellen

keine oder falsche Signale erhalten und nicht mehr

miteinander kommunizieren?

Wenn alles verstopft istund die Müllabfuhr nicht da war?

https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2014/09/veraenderte-proteine-messen.html

Beispiel für Formagnosie:

Der Patient nimmt die Form nur in Bruchstücken wahr, versucht, das „S“ nachzuziehen, setzt dreimal an, erkennt annähernd die Form erst, als er der Nachzieh-Schreib-Bewegung zusieht.

Form-Agnosie

Bilder

Ratcliff,

Newcombe1982

Der langsame

Form-Zerfall

infolge Unterversorgung und Tod der Nervenzellen

FÖRDERUNG

WIEDERGEWINNUNG ODER ERINNERUNG

DES FORMVERMÖGENS

Page 20: Herr M. 4 Handlungsstörungen SHT Präfrontale Neurologie ... · 4 Neurologie Neurologie t nicht nur der alltagspraktisch-motorischen Handlungsstörungen Herr M. SHT Präfrontale

Neurologie der Wahrnehmungs-störungen in den unterschiedlichen

Demenzformen

Dementielle

Informations-

als neurobiologisch begründbare

Störungen

Literatur:

Menzen, K.-H. (2016): Therapie mit Bildern.

Neurobiologische Grundlagen der klinischen Heil- und Sonderpädagogik.

Universitätsverlag Winter: Heidelberg.


Recommended