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Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

Date post: 06-Apr-2016
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Das Magazin von Wikinger Reisen N0 1 | 2014
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Page 1: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

Das Magazin von Wikinger Reisen

N0 1 | 2014

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Editorial | N0 1

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach über 20 Jahren »Wikinger aktuell« sahen wir die Zeit gekommen, die Inhalte in eine neue, zeitgemäße Form zu gießen. Das Resultat halten Sie in Händen: Die erste Ausgabe unseres Reisemagazins »Grenzenlos«. Grenzenlos ist nämlich unsere Begeisterung für die Welt. Grenzenlos ist unsere Begeisterung für ihre unwahrscheinlich abwechslungsreiche und gigantische Natur. Grenzenlos ist un-sere Neugier, unser Wissen über andere Kulturen zu vertiefen, ihnen intensiv zu begegnen und neue Lebenseinsichten zu gewinnen. Und natürlich unsere Begeis-terung, aktiv zu entdecken. All das spiegelt sich in dem neuen Magazin wider, mit dem wir Ihnen Lust machen wollen auf erinnerungswürdige, außergewöhnliche Erfahrungen und Momente. Ganz gleich, ob Ihr Ziel vor der Haustür liegt oder auf einem anderen Kontinent.Fast vor der Haustür liegt die Mecklenburgische Seenplatte, in die Sie Reiseleiter Stephan Kinkele entführt. Oder Dublin, das Oliver Herrmann, übrigens Reiselei-ter mit bevorzugter Wahlheimat Irland, zu Fuß erkundet. Natürlich darf im Jahr der Fußballweltmeisterschaft ein Besuch in Brasilien nicht fehlen. Das größte Land Südamerikas ist reich an sehenswerten und noch immer kaum entdeckten Orten. Wir wollen Ihnen aber nicht nur die Welt zeigen, sondern Ihnen ebenso Einblicke hinter die Kulissen von Wikinger Reisen gewähren. So porträtieren wir unsere Mitarbeiter im Haus und Reiseleiter und erzählen ihre spannenden Lebensge-schichten. Denn diese Charaktere zeichnen unser Unternehmen aus, machen uns einzigartig. Und das wiederum ist die Grundlage für einzigartige Reiseerlebnisse, die Sie von uns erwarten dürfen.Wir hoffen sehr, dass Ihnen »Grenzenlos« genauso gut gefällt wie uns und Ihnen eine Quelle bester Reise-Inspirationen ist. Schreiben Sie uns ganz einfach unter [email protected] . Auf Ihre Anregungen freuen wir uns sehr.

Daniel Kraus und das Wikinger-Team

Im sechsten Jahrhundert kamen slawische Volksstämme in diese

Gegend und gaben der Müritz ihren Namen: morcze – kleines

Meer. Unsere Reisegeschichte über die Mecklenburgische Seen-

platte lesen Sie ab Seite 20.Foto: Thomas Jutzler

Cover

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inhalt

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Bewegend MyanMar / Meeralpen

Unterwegs | Brasilien Von rio in den wilden westen

Im FokUs FotowettBewerB / naturschützer iM KauKasus / waruM wir wandern Unterwegs | MecKlenBurg stille tage an der seenplatte Unterwegs | duBlin zu Fuss durch die stadt,danach ins puB nah dranFranK MittelBach, cheFreiseleiterFür die Balearen iM gespräch hIn Und weg lieBlingsziele unserer MitarBeiter weltsIChten | grönlandeisige insel, FreMde religion

Unterwegs | südaFriKa auge in auge Mit den Big FiVe

gesChmaCk von welt geheiMnis der tosKana weIt gereIst in 80 wanderungen uM die welt

ImpressUm

08 BrasilienVon rio in den wilden westen

20 MecKlenBurgstille tage an der seenplatte

36 südaFriKa auge in auge Mit den Big FiVe

32 grönlandeisige insel, FreMde religion

24 duBlinzu Fuss durch die stadt,danach ins puB

FRÜHJAHR 2014

Ausführliche Beschreibungen und Details zu unseren Reisen finden Sieim Internet unter wikinger.de

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Goldener Fels, Myanmar

der goldene Fels kyaIktIyo Ist eInes der wIChtIgsten heIlIgtümer myanmars. Ein goldener Fels, der über einem Abgrund in 1.100 Meter Höhe schwebt und nur von einem Haar Buddhas im Gleichgewicht gehalten wird. Da wehrt sich der Verstand. Zu

Recht? Wie erklärt sich die eindringliche Mystik dieses Platzes? Warum auf dem Weg hoch zum Gipfel all die Schlangen, Skorpione und Bärentatzen im absonderlichen Sud? Wenn es dunkel wird, herrscht hier oben Stille, nur das Murmeln der Gebete der Gläu-bigen ist vernehmbar. Der Glaube versetzt Berge. Ist »Etwas selbst erfahren« ein guter Glaubensersatz? Notiert von Reiseleiter Bernhard Düchting auf dem Trip »Myanmar – Poesie der zeitlosen Stille«, Nr. 3404.

Bewegend

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Bewegend

dIe Côte Ist eIn haFen Für mICh, je öFter ICh dort anlege, desto fester bin ich mit ihr verankert.« Für Jean Cocteau, den Poeten und Maler, war die Gegend um Menton zweite Heimat. Auch mich zieht es immer wieder in diesen Grenzort zwischen

Alpen und See. Ein wunderbares Gefühl des Ankommens erfüllt einen, wenn man nach den Tagen in den Alpen endlich das Meer erblickt. Die Beine angenehm schwer von der langen Wanderung durch die Berge oberhalb, streife ich am Abend durch die engen beleuchteten Gassen . Ich liebe die Patina dieses ehemals mondänen Orts. Besonders nachts entfaltet sich sein morbider Charme, wenn vom Meer her ein kühlender Wind die Berghänge hinaufweht. Notiert von Eva Steines auf dem Trip »Meer alpen – der Weg zum Meer«, Nr. 7724.

Menton, MeeralpenFo

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UntErwEgs | Brasilien

Wo GOTT wohntSamba, Strände, schöne Menschen – und jeder denkt sofort an

Brasilien. Doch das riesige Land hat noch ganz andere Facetten. Atmosphärische Kolonialstädte, mächtige Wasserfälle und das

größte tropische Feuchtgebiet der Welt wollen entdeckt werden.TEXT Karin Hanta FOTOS Christian Heeb

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EIN FAST MENSCHENLEERES

FEUCHTGEBIET IM WILDEN

WESTEN, HALB SO GROSS WIE DEUTSCHLAND – DAS PANTANAL

DEUS É BRASILEIRO – GOTT IST BRASILIANER – lautet ein bekann-tes Sprichwort im größten Land Südamerikas. Und wieso sollte Gott auch nicht Brasilianer sein? Eine 7.500 Kilometer lange Küstenlinie sowie vier Millionen Quadratkilometer Regenwald lassen einen seine Schaffenskraft so richtig spüren. Gottes Sohn steht einstweilen mit

weit ausgebreiteten Armen auf einem buckligen Berg in Rio de Janeiro. Es sieht ganz so aus, als ob der specksteinerne Christus einfach mal alle 200 Millionen Landeseinwohner umarmen wollte. »Aquele abraço«, jene allumfassende Umar-mung, besang schon die Musiklegende Gilberto Gil in einem Lied. Sie versinnbild-licht perfekt die freundliche und offenherzige brasilianische Atmosphäre. Nimmt man die Tramway auf den Corcovado-Berg, kommt man der Christusfigur sehr nahe. Von dort überblickt man zudem die unvergleichliche Landschaft der »cidade maravilhosa«, der wunderbaren Stadt: Beinahe sinn-lich schwingt sich die Guanabara-Bucht gleich um mehrere Stadtteile. Aus ihr ragen steile Felswände und Berge heraus, von denen der berühmteste, der Zuckerhut, malerisch sogar mitten im Meer steht.In Rio leben heißt den Strand lieben. Von früh bis spät lau-fen, radeln und spazieren unzählige Körperbewusste auf der Strandpromenade von Copacabana, Ipanema und Leblon. 90.000 Meter Haus-strand haben sie. Wenn die Sonne scheint, also so gut wie immer, pilgern Tausende direkt von ihrer Haustür zum Meer, in Badehose oder Bikini, mit Sonnenschirm oder Klappsessel bewaffnet. Vielleicht herrschen in Rio deshalb so entspannte Umgangsformen. Wer seinen Nachbarn oder Geschäftspartner schon fast nackt gesehen hat, kann die Dinge nicht mehr so tierisch ernst nehmen. Zudem kann sich Rio des weltweit zweit größten Stadtwalds rühmen. Der Tijuca-Nationalpark besteht aus ursprünglichem atlantischen Regenwald, der in der Gegend schon wu-cherte, als die portugiesischen Eroberer die Bucht am 1. Januar 1502 entdeckten.

SEHR FERN DER ZIVILISATION LIEGT DAGEGEN DAS PANTANAL, ein dünn besiedeltes Feuchtgebiet im wilden Westen Brasiliens an der Grenze zu Bolivien und Paraguay. Mit seinen 230.000 Quadratkilometern ist es halb so groß wie Deutschland. Die Ranch heißt hier Pousada und die Cowboys Vaqueiros. Die meis-ten haben von der Rinderhaltung auf Ökotourismus umgesattelt. Und so begleitet

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Bunte Nostalgie in Parati.

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einen fast immer ein waschechter Cow-boy auf dem Pferd oder dem Boot in die Sumpfgebiete. Heute Morgen heißt er Paulo. Grüßt lässig von der Veranda der Lodge herab, sein Gesicht halb ver-steckt unter der breiten Hutkrempe. Doch bevor es richtig auswärts geht, zeigt Paulo erst mal die Natur um die Lodge herum. Früh erwacht hier alles gleichzeitig, davon zeugt eine wilde Geräuschkulisse. Lautstark tun sich die Brüllaffen kund. »Jetzt haben sie noch Energie«, lacht Paulo. Untertags müs-sen sie jedoch mit ihren Kräften haus-halten, ernähren sie sich doch nur von Blättern. Wenn die ersten Sonnenstrah-len auf die Baumkronen fallen, regt sich das Feder vieh. Hunderte von Hya-zintharas nisten auf dem 2.700 Hektar großen Areal rund um die Lodge. »Der Besitzer baute ihnen in den lilablütigen Manduvi bäumen Nistkästen, und in diesen pflanzen sich die wunderschö-nen Vögel auch zahlreich fort«, erzählt er. In anderen Regionen Brasiliens sind sie schon vom Aussterben bedroht. Nach dem morgendlichen Rundgang warten einige Caipivara-Wasserschwei-ne nahe der Veran da. Die größten Nage-tiere der Welt haben es gern, wenn ih-nen jemand Mangos vom Baum pflückt und sie damit füttert. Nach dem Früh-stück geht es zu Pferd auf Expedition. Man reitet an Teichen und Lagunen vorbei. Plötzlich hält Paulo die Gruppe an und bedeutet ihr, still zu sein, zeigt auf einen nahen Teich. Und tatsächlich: Platsch, ein zwei Meter langer Kaiman schlägt mit dem Schwanz ins Wasser. Doch keine Angst! Sie ernähren sich nur von Fischen, die sehr zahlreich un-ter der Oberfläche des schlammigen Gewässers schwimmen.

IM BOOT GEHT ES AM NÄCHSTEN TAG durch die weit verästelte Fluss-landschaft des Pantanals. Mit einem Fernglas hält Paulo nach den exotisch-sten Bewohnern der Sumpfregion Aus-schau. Und heute wird er sogar fündig: Hurtig verabschiedet sich ein Jaguar hinter den nächsten Baumstamm. Die größte Raub katze auf dem amerikani-schen Doppelkontinent bewegt sich in einem Lebensraum von 20 bis 150 Qua-dratkilometern. Das war schon Glück, einen Blick auf sie zu erhaschen. Nur wenig später ist das Glück noch größer:

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»Vaqueiro« heißt der brasilianische Cowboy.

Im Regenwald, da lärmt’s und schreit’s, aber wo hat sich das

Getier bloß versteckt?

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In einem stillen Seitenarm hat sich eine Anakonda einen Kaiman geschnappt. »Der hat keine Chance mehr«, flüstert Paulo nun angesichts dieses bewegenden Todes-kampfs. Noch wehrt sich der Kaiman respektabel und schlägt mit dem Schwanz um sich, aber nur wenig später gibt er auf, und die Anakonda presst ihm gemütlich den letzten Atem aus der Lunge.

TIERISCH GEHT ES IM NÄCHSTEN SCHUTZGEBIET WEITER: Papageien in leuchtend buntem Federkleid überfliegen die Wasserfälle von Iguazú im Dreilän-dereck mit Argentinien und Paraguay. Ein süßer Duft durchweht die Gegend, um-rahmt doch ein Blumenmeer aus Bromelien, Orchideen, Pas-sionsblumen und Helikonien die Fälle. »Niagara auf Viagra« wurden sie schon genannt, ergießen sich doch 275 Wasser-fälle über eine drei Kilometer breite Gesteinsstufe, drei Län-der und 60 Meter in die Tiefe. Sie sind höher als ihre Kollegen an der Grenze zwischen den USA und Kanada und noch brei-ter als die Victoriafälle in Simbabwe und Sambia . Den Fällen nähert man sich auf Booten oder Waldwegen und spürt dabei stets den feinen, niemals enden wollenden Sprühregen auf der Haut. Milliarden Wassertröpfchen lösen sich im Fallen und werden von Sonnenstrahlen wie Brillanten in unzählige Regenbogen gebrochen.Einblick in Brasiliens Geschichte gewährt das zwischen Rio de Janeiro und São Paulo gelegene Barockstädtchen Parati. Bis in die 1950er-Jahre schlummerte es in einem Dornröschenschlaf, lag die Zeit seiner Hochblüte doch bereits 200 Jahre zu-rück. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren aus dem Hafen Schiffe nach Europa aus-gelaufen, auf denen Gold und Edelsteine aus Minas Gerais transportiert wurden . Doch der Geldstrom versiegte und das Städtchen geriet bis zum Bau einer Straße

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DER WEG FÜHRT DURCH ÜPPIGEN REGENWALD, VOR UND HINTER

EINEM SCHLEPPEN SURFER IHRE

BRETTER AUF DEM RÜCKEN

Die Wasserfälle von Iguazú sind zwar nicht blau, tragen aber den Beinamen »Niagara auf Viagra«.

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Gewaltige Natur im Land der Samba

Reisen: Wikinger Reisen hat die 23-tägige geführte Reise »Pantanal, Igua-zú und mehr!« (Nr. 8411, ab 4.998 €) und die 20-tägige Reise »Im Tango-Takt & auf Schusters Rappen durch Südamerika« (Nr. 4504, ab 4.798 €) im Programm.

Allgemein: Infos über das Reise-land Brasilien unter: visitbrasil.com

Literatur: Klassiker: »Brasilien « von Stefan Zweig. Seine Landesbeschrei-bung, insbesondere die Stadtrundgänge, wirken noch über 50 Jahre nach Erschei-nen äußerst aktuell. Christian Heeb und Karin Hanta führen im Bildband »Brasili-en Premium« den Leser in wenig bereiste Gebiete wie das Pantanal.

Unbedingt: Auf Ilha Grande den fast 1.000 m hohen Pico do Papagaio be zwingen. Sehr lohnende Mühe!

in Vergessenheit. Damals entdeckten Magnaten aus den großen Städten Parati als Urlaubsdestination und begannen, die alten Bürgerhäuser zu restaurieren. Der Ge-schichtswissenschaftler Diuner Mello führt Besucher heute durch den autofreien historischen Kern, durch die »Rua do Fogo«, die Feuerstraße gleich beim Hafen, wo leichte Mädchen einst auf ihre Kundschaft warteten, und vorbei an der kleinen barocken Rosenkranzkirche, in der selbst Sklaven Eintritt gestattet wurde. Und was schätzen Menschen wie Joãozinho de Orléans e Bragança, der Urenkel des letzten brasilianischen Kaisers, an diesem Ort besonders? Das türkisfarbene Meer, die in allen Grüntönen schillernde Berglandschaft der Serra da Bocaina, 65 Inseln und 300 Strände. Es sind nur ein paar Schritte von seiner 300 Jahre alten Villa am Meeres ufer bis zum Pier hinaus. Von dort lässt sich die Unterwasserwelt auf einem der ankernden Boote erkunden. Manchmal folgen sogar Riesenschildkröten den dreimastigen Schonern auf ihren Tauchfahrten. Wenn sie die Anker werfen, kann man die Schildkröten dann beim Schnorcheln bestaunen. Und natürlich die neu-gierige quietschbunte Fischwelt rundherum.

NOCH EINEN TICK IDYLLISCHER WIRD ES AUF ILHA GRANDE. Das Eiland liegt zwei Stunden von Parati entfernt und ist beinahe unberührt. Kein hoher Hotel-bau findet sich auf der 193 Quadratkilometer großen autofreien Insel. Der drei Kilo-meter lange Strand Lopes Mendes wurde aufgrund seines weißen Sands von der englischen Tageszeitung The Guardian unter die zehn besten in Brasilien gewählt. Naturliebhaber schützten ihn bereits vor mehreren großen Hotelprojekten . Man erreicht ihn nach einer Bootsfahrt von Ilha Grandes Hauptort Vila do Abraão und einer halbstündigen Wanderung durch üppigen Regenwald. Besonders skurril : Vor und hinter einem schleppen athletische Surfer ihre Bretter auf dem Rücken. Aber am Ende wird klar, warum. Denn an den Strand branden die schönsten Wellen. Nach der hitzigen Wanderung muss man sich einfach sofort in die Fluten stürzen. Das Paradies hat sich noch nie so gut angefühlt! ///

Wie kurz nach der Schöpfung: Ilha Grande.

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im FokUs

NEPAL»ICH KANN DEN MOUNT EVEREST SEHEN«

von Thomas EbertBestens an die Witterungsbedingungen im

Hoch gebirge angepasst ist der Yak. Ohne ihn täte sich der Mensch im Himalaya sehr schwer.

BAYERISCHER WALDAUF DEM LUSEN ANGEKOMMENvon Markus KühnWind und Kälte sind hier Bildhauer. Wenn die Son ne herauskommt und sich die Wolken verziehen , glitzern bizarre Eisskulpturen.

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Die besten motiVE 2013

haBen sIe aUF Ihrer letzten wIkInger-reIse eIn Besonderes Foto gesChossen? dann maChen sIe mIt BeIm FotowettBewerB. jeden monat werden dIe dreI sChönsten motIve mIt eInem gUtsCheIn prämIert. aUs dIesen wIrd wIederUm Im herBst aUF den wIkInger-treFFs das jahres-gewInnerBIld gewählt. weItere InFos Und dIe teIlnahmeBedIngUngen Unter wikingEr.dE/FotowEttbEwErb

NAMIBIAABENDLICHES GEDRÄNGE AM WASSERLOCH

von Anke FritscheDie Namib ist mit 55 Millionen Jahren die älteste Wüste

der Welt. Die Orte, an denen sie ihren Be wohnern ein wenig Erfrischung gönnt, sind rar und heiß begehrt.

FotowettBewerB

Jahres-

Sieger

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was kEnnzEichnEt diE zUsammEnarbEit zwischEn dEm wwF Und wikingEr rEisEn?

Wikinger-Produkte entdecken Landschaften und ihre be-sonderen Charaktere zu Fuß oder mit dem Rad. Im Mittel-punkt stehen Natur und kulturelle Besonderheiten: Seien es die unbekannten Hochebenen von Armenien, das Weltnatur-erbe Wattenmeer oder die Bodden der Ostsee küste. Das sind Reiseformen, die von vornherein sehr gut zu unserer Auf-fassung von Nachhaltigkeit passen.

natUrschUtz Und toUrismUs, das wirkt aUF dEn ErstEn blick im-mEr wiE EinE Etwas schwiErigE PartnErschaFt ...

Der Tourismus hat sehr komplexe Strukturen. Ein Reise-produkt besteht aus vielen einzelnen Bausteinen. Etwa der An- und Abreise, dem Transport vor Ort, Unterkünften und Aktivitäten. Jeder Baustein hat einen mehr oder weniger gro-ßen Fußabdruck auf Natur und natürliche Ressourcen. Daher ist das Konfliktpotenzial in der Tat sehr groß. Den Tourismus im Kerngeschäft nachhaltig zu gestalten ist eine Herausfor-derung für die Unternehmensführung und alle Mitarbeiter.

Mit unseren touristischen Partnern berücksichtigen wir je-den einzelnen dieser Bausteine und erarbeiten gemeinsam bestmögliche Lösungen.

wikingEr rEisEn biEtEt nUn EinE rEisE nach gEorgiEn Und armE-niEn an, diE in diE wwF-ÖkorEgion »kaUkasUs – zEntrUm dEr artEnViElFalt« Führt. was macht diEsEs gEbiEt Einzigartig?

Mit einer Fläche von mehr als 500.000 Quadratkilome-tern ist die Ökoregion Kaukasus rund 1,4-mal so groß wie Deutschland und erstreckt sich über die Länder Georgien, Aserbaidschan und Armenien sowie Teile von Russland, der Türkei und des Iran. Die Gebirgsregion umfasst über hun-dert verschiedene Landschaftstypen. Auf den Gletschern, in den Wäldern, Halbwüsten und Steppen leben mehr als 7.000 Arten, darunter zahllose seltene Tiere und Pflanzen. Viele davon sind endemisch. Luchs, Braunbär, Wolf, Wisent und

im FokUs

EinE nachhaltigE rEisE-PartnErschaFt

Ziel ist es, gemeinsam Reiseprodukte vor allem öko-logisch und sozial zu verbessern: Dazu gehören die Verwendung von Recyclingpapier bei Katalogen, die Auswahl ressourcenschonender Unterkünfte oder die respektvolle Begegnung mit fremden Kulturen. Wikinger Reisen hat bereits mehrere WWF-Sonderreisen im Pro-gramm, die diesen Zie len Rechnung tragen. Langfristig ar-

beiten die Partner daran, den Anteil solcher Produkte am Reisemarkt weiter zu erhöhen.

INS ZENTRUM DER ARTENVIELFALT

der wwF Und wIkInger reIsen sInd seIt 2013 strategIsChe partner. nUn kann man aUF eIner sonderreIse In den kaUkasUs den natUrsChützern BeI der arBeIt üBer dIe sChUlter BlICken. eIn gespräCh mIt dem projektleIter aUrel heIdelBerg.

IntervIew wwF

WWF-Projektleiter AurelHeidelberg bei der Feldarbeit.

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Kropfgazelle sind nur einige der faszinierenden Wildtiere, die den Kaukasus bevölkern. Zudem existiert ein besonders rei-cher Bestand verschiedener Wildziegenarten: Kaukasischer Steinbock – die Bezoarziege –, West- und Ostkaukasischer Tur. Zu diesem ökologischen Superlativ gehören von jeher na-türlich auch Raubtiere. Doch gerade bei ihnen hat die Zivilisa-tion ihre Opfer gefordert: Leoparden und Streifenhyänen sind vom Aussterben bedroht. Schätzungsweise durchstreifen nur noch 40 bis 60 Kaukasische Leoparden die Region.

Und das bEsondErE an diEsEr wwF-rEisE? Der Kaukasus ist nicht nur ein Highlight für Naturliebhaber,

besonders auch die kulturelle Vielfalt und die kaukasische Gastfreundschaft werden Reisende in ihren Bann ziehen.

inwiEFErn trägt diEsE rEisE nach armEniEn Und gEorgiEn zUr UntErstützUng dEs schUtzgEbiEts bEi?

Die Schutzgebiete sind auf die Entwicklung eines verant-wortungsvollen Tourismus in der Region angewiesen. Jeder Gast, der die Infrastruktur der Nationalparks nutzt, also Un-terkünfte, Gasthäuser und fachkundige Führungen durch die Mitarbeiter, trägt etwas zum Schutz und Erhalt von Natur und Tierwelt bei. Das ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige Entwicklung der Region Kaukasus. Zudem geht eine Spende pro Reisendem an die Arbeit des WWF. Wir wünschen uns natürlich, dass die Reisenden unsere Arbeit im Kaukasus kennenlernen, sich für den hautnah erlebten Artenschutz begeistern und den WWF auch langfristig nach der Heim-kehr unterstützen. Zum Beispiel durch eine sehr persönliche Braunbären-Patenschaft oder eine Mitgliedschaft beim WWF.

kann man sich Vor ort bErEchtigtE hoFFnUngEn machEn, VEr-trEtEr dEr EinzigartigEn tiErwElt dEs kaUkasUs zU gEsicht zU bEkommEn?

Viele Wildarten wurden über Jahrzehnte durch massive, meist illegale Bejagung und die Zerstörung ihres Lebens-raums stark dezimiert und lokal ausgerottet. Durch die 20-jährige grenzübergreifende Naturschutzarbeit des WWF wie Ausweisung und Vernetzung von Schutzgebieten, Be-kämpfung der Wilderei und Wiederansiedlungsprojekte konnten sich in den letzten Jahren einige Wildbestände wie Bezoarziege, Braunbär und Kropfgazelle langsam erholen. Da die Tiere aufgrund der Nachstellung durch den Menschen sehr scheu sind, sind direkte Beobachtungen eher selten, je-doch ist die Wahrscheinlichkeit, mit geschultem Blick Spuren von Braunbär, Luchs und Wildkatze in den Schutzgebieten zu sehen, recht hoch. INTERVIEW Ingo Hübner Fo

tos:

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Monumentale einsame Landschaften, seltene Pflanzen und eine artenreiche Tierwelt zeichnen

die Ökoregion Kaukasus aus.

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im FokUsim FokUs

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Das Wandern, so der Deutsche Wanderverband ganz nüchtern, ist das Gehen in der Landschaft.

Und eben diese Landschaft, der Blick auf verschnei-te Berggipfel oder weit aufs Meer hinaus ist für die meisten die wichtigste Motivation zum Wandern. Es sind Landschaftsbilder, die für immer in Erinnerung bleiben, von denen man lebenslang zehren kann.Ich erinnere mich an die Wanderung zum See Lac Blanc. Es ist noch dunkel, als ich im Chamonix-Tal losgehe. Steil geht es durch den Wald, doch bald bin ich über den letzten Baumwipfeln. Ich drehe mich um; im Mondschein glänzen mystisch die Eisflanken des Mont Blanc. Beim ersten Tages-licht erreiche ich das Seeufer. Ich setze mich auf einen Stein. Es ist still. Der erste Son-nenstrahl färbt den Himmel rosa, liebkost die Gipfel, die sich nun herrlich auf der Seetafel spiegeln. Momentaufnahme des Glücks, die ich tief im Herzen trage.Wozu braucht man dann aber noch das Ge-hen, wenn schon allein die Landschaft so starke Glücksgefühle hervorruft? Reicht es etwa nicht, mit der Seilbahn zu einem Aussichtspunkt zu fahren und dort ein-fach seine Portion Glück einzuheimsen? Es mag sein, dass so mancher dieses Seilbahn-Landschafts-Erlebnis als sein Hoch gefühl bezeichnet. Unsereins will jedoch eine Landschaft erwandern.

Mit Schweiß auf der Stirn, mit ausgetrock-netem Hals, mit schmerzenden Beinen. Denn erst die körperliche Anstrengung des Gehens öffnet den Geist und ermöglicht ein intensives Landschaftserlebnis. Ein Glücksgefühl. Weil man sich eine Land-schaft hart erarbeitet hat. Damit also das Wandern funktioniert, braucht man bei-des: Gehen und Landschaft.Dabei muss es nicht gleich eine spektaku-läre Hochgebirgs-Landschaft sein. Wenn die Sonne nach der Arbeit scheint, dreht man einfach noch eine Runde zwischen Wald und Fluss. Oder am Wochenende ein Kurztrip auf den Rheinsteig oder ins Elb-sandsteingebirge. Selbst zu Hause gibt es wandernd jede Menge zu sehen. Aber Vor-sicht: Wandern ist eine Sucht, vor der man sich nur retten kann, indem man … nun ja, wandert! Ja, Wandern ist ein Lebensgefühl, Wandern ist Liebe zur Natur, Liebe zum Leben draußen, zum Wanderstiefelgeruch und zum Gehen, auch wenn die Füße nicht mehr wollen. Wandern ist ein Lebensgeist, der wie eine innere Flamme in unseren Herzen brennt, uns antreibt, glücklich macht und jung hält. Gehen in der Land-schaft: Es tut einfach immer gut. TEXT Darek Wylezol

Wenn Sie das Lebensgefühl Wandern einmal auf ganz entspannende Art und Weise verspüren möchten, dann sind die Aktiv reisen »natürlich ge-sund« genau das Richtige: Inhalte sind leichte Wanderungen sowie etwa Ayur-veda, Entspan nungstechniken und aus-gewogene Ernährung. So wird das Be-wusstsein für Körper und Geist gestärkt. Info: wikinger.de/natuerlich-gesund

Auch schon im

WANDERFIEBER?leBensgeFühl

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imPrEssUm

ist das Reisemagazinvon Wikinger Reisen.

wird an Kunden von Wikinger Reisen verschickt und kann über Wikinger Reisen bestellt

werden (solange der Vorrat reicht).

LESERSERVICEAdressänderung, Fragenzu Reiseangeboten etc.

Tel. 02331/90 46 [email protected]

KRITIK, LOB, [email protected]

HERAUSGEBER

Wikinger Reisen GmbHKölner Str. 2058135 Hagen

WIKINGER REISEN IM INTERNETwww.wikinger.de

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALTDagmar Kimmel

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KONZEPT, DESIGN und REDAKTION anywhere I go

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Tel. 0951/51 93 62 [email protected]

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REDAKTIONIngo Hübner (Chefredakteur), Thomas Jutzler, Egbert Neumüller (Lektorat), Andreas Worsch

GRAFIKLiela Glückert

MITARBEIT AN DIESER AUSGABEStefanie Adrian, Simone Caballero, Bernhard

Düchting, Norbert Eisele-Hein, Raphaela Fritsch, Karin Hanta, Christian Heeb, Oliver Herrmann, Lars Hoffmann, Andrea Kampmann, Stephan

Kinkele , Patrick Kleinkorres, Robert Peroni, Jan Postel , Diana Ruttar, Christine Sperling, Eva

Steines , Darek Wylezol

ANZEIGEN und WERBUNGanywhere I go

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Page 20: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

UntErwEgs | MecKlenBurg

Echos im nebel

diE mEcklEnbUrgischE sEEnPlattE liEgt mittEn in dEUtschland Und ist dEnnoch UnhEimlich Einsam Und Urig. bEim wandErn Und PaddEln bEgEgnEt man adlErn, kranichEn Und sogar hEinrich schliEmann. TEXT Stephan Kinkele FOTOS Lars Hoffmann

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KRANICHE LINKS!«, RUFT BUSFAHRER HEIKO un ver-mittelt, während wir über eine schmale Nebenstraße zwischen Hungers torf und

Sorgenlos fahren. Über den Hügeln liegt schwerer Herbstnebel, hier und dort taucht die Sonne die dunklen Fel-der bereits in goldenes Morgenlicht. Tatsächlich hat sich ein Schwarm Kra-niche auf dem abgeernteten Feld ne-ben der Straße niedergelassen. Über 10.000 dieser Vögel rasten jedes Jahr im Müritz-Nationalpark auf dem Weg aus ihren nördlichen Brutgebieten in den Süden. Sie starten in der Dämmerung an ihren Schlafplätzen am Rederangsee und fliegen auf die Felder im Umland, um sich tagsüber für den Flug nach Spa-nien und Afrika zu stärken. Seit einigen Jahren lassen die Bauern während der Ernte Mais körner für sie zurück. Auf-recht und stolz staksen die Kraniche auf weiter Fläche umher und schmettern ihre trompetenhaften Echos in die küh-le Morgenluft. Die Stimmung im Bus ist

ausgelassen. Seit sieben Tagen genie-ßen wir die Büdnerei Lehsten und die Gesellschaft von Brunhilde Schmalisch – Herz und Seele der originellen Unter-kunft. Sie und ihr Mann haben nach der Wende sieben Büdnereien – das Wort kommt von »Bude« und bezeichnet das Anwesen einer Kleinbauern fa milie – restauriert und zusammen mit 30.000 Q u a d ra t m e t e r n Garten in eine im Sommer blühen de Oase ver wandelt. Urige Zim mer, ein super gemütli che s Café sowie ein Hoftheater sorgen für ent span nte und fast schon fami li-äre Stimmung .Vor einigen Tagen wanderten wir am Käbelicksee und beobach teten See-adler . Gespannt standen wir am Ufer in der Stille der mecklenburgischen Wasser landschaft und holten die Fern-gläser raus. Vom hohen Gehölz kaum

In Mecklenburg erscheint der Himmel weit und nah zugleich. Eine Landschaft wie gemacht für Überraschungen und Geschichten

Im Kanu hört man sehr schnell den lauten Ruf der Wildnis.

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Page 22: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

kennt die Mecklen-burgische Seen-plat te inzwischen wie die Pfützen vor seiner Haustür und ist mit all ihren geschichtlichen Wassern gewaschen. Der Ethnologe lebt

seit gut acht Jahren in einem schmucken Gutsdorf am Malchiner See.

zu unterscheiden, saß einer der mäch-tigen Greife auf einem alten Eichenast. Mit schwerem Flügelschlag erhob sich der Adler in die Luft und schwebte eine Weile über den See. Plötzlich stürzte er auf die Wasserfläche hinab. Es sah aus, als würde er tauchen, aber kurz vor dem Aufschlag breitete er die Schwin-gen aus und streckte seine Fänge mit den Krallen vor. Nur kurz berührte er das Wasser, schnappte blitzschnell den Fisch und flatterte wieder hoch. »Oh!« und »Ah!« riefen wir durcheinander. Was für ein Erlebnis!

IM GEGENSATZ ZU DEM KLEINEREN FISCHADLER taucht der Seeadler nicht ins Wasser ein, sondern greift nur unter die Wasseroberfläche. Er bleibt auch den Winter über in der Region und fliegt nicht nach Afrika. Die zugefrore-nen Seen stören ihn nicht. Er jagt dann kleinere Vögel, Nager und sucht sich Aas. Der Fischadler ist wie sein Name schon sagt eher wählerisch, ein No-made, den es gegen Ende des Sommers in die Wärme zieht. Die Ferngläser wie-der im Rucksack, wanderten wir weiter. Kein Mensch begegnete uns im Auen-

wald. Wir hatten den Blick auf den See ganz für uns allein. Im Nordosten des Müritz-Nationalparks sind kaum Tou-risten unterwegs.Früher war das Havel-Quellgebiet zum Teil militärisch gesperrt, heute ist es Natur pur. Die Havel erscheint erst zwölf Kilometer nach der Quelle als Fluss, zu-vor durchfließt sie mehrere Seen. Sehr schön lässt sich diese Wasser landschaft auch mit dem Kanu erkunden. Tiefen-entspannt kann man durch fast per-fekte Einsamkeit treiben. Alte Dörfer liegen an den Ufern und weite Felder, mitunter Moor. Im Sommer blühen Ochsenauge und Natternkopf auf den Magerwiesen. Wunder same Baum rie-sen stehen am Wegesrand. In Mecklen-burg erscheint der Himmel weit und nah zugleich. Eine Landschaft für Über-raschungen und Geschichten.

IN ANKERSHAGEN TRAFEN WIR AUF HEINRICH SCHLIEMANN. Der große Forscher verbrachte seine Kind-heit dort im Pfarrhaus – dem heutigen Schliemann-Museum. Später hat er als Kaufmann ein Vermögen gemacht, über 15 Sprachen erlernt und nicht

Geduldsspiel: Wer länger schaut, sieht mehr Vögel.

Reiseleiter Stephan Kinkele

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Page 23: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

nur Troja entdeckt. Doch seine Jugend in Ankershagen prägte ihn sein Leben lang. Bereits als Junge hatten ihn die Geistergeschichten aus dem Dorf fas-ziniert, die Gräber aus der Bronzezeit und verborgene Schätze. Als die Mut-ter starb, brach diese kleine Welt für ihn zusammen. Der Vater verlor die Pfarrstelle schon bald. Die Gemein-de vertrieb ihn aus dem Dorf, denn er hatte seine Geliebte, eine Magd, nach dem Tod seiner Frau ins Haus geholt. In Ankers hagen duldete man keinen unmoralischen Lebenswandel . Diese Schmach vergaß Heinrich Schliemann nie. Später, reich und berühmt, ließ er auf dem kleinen Friedhof ein Kreuz errichten . Obwohl seine Mutter die Ver-storbene war, prangt darauf sein Name Henry Schliemann golden und doppelt so groß.

Mancher Gast, der den goldenen Herbst an der Seenplatte kennengelernt hat, kehrt immer wieder.

MüritzPlauerSee

Waren

Federow

Röbel

Büdnerei Lehsten

EINE BODENWELLE HOLT MICH PLÖTZLICH ZURÜCK in die Gegen-wart. Die Kraniche haben wir bereits hinter uns gelassen. Ach ja, wir sind auf dem Weg nach Güstrow, in die Bar-lachstadt mit Schloss und Residenz. Das Atelier von Ernst Barlach ist heu-te unser Ziel, die Wirkungs stätte eines großen Künstlers. Aber zuerst soll jetzt Wallenstein das Thema sein. Er war im Dreißig jährigen Krieg in Güstrow für ei-nige Jahre Herrscher über Mecklenburg. »Wollt ihr eine Geschichte aus dem Le-ben von Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein hören?«, rufe ich spontan ins Mikro und drehe mich um. Erwartungs-volle Gesichter blicken mich an. »Natür-lich!«, schallt es zurück. Gelächter folgt. Was für eine blöde Frage ... Offenbar bin ich nicht der Einzige, den Mecklenburg berührt und fasziniert. ///

Reisen: Wikinger Reisen hat z. B. die 8-tägige geführte Reise »Wo die Kraniche ziehen« mit der Nr. 5635 im Programm. Preis ab 795 €.

Allgemein: Infos über die Seen-platte: mecklenburgische-seenplatte.de

Literatur: Wilfried Erdmann, »Mein grenzenloses Seestück: Jollen-fahrt durch Mecklenburg-Vorpom-mern«. Nicht nur für Segler ein Muss! Eine Reise zu sich selbst, den Menschen und den beeindruckenden Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns.

Unbedingt: Die Seen aus der Wasser perspektive erleben und das Kanupaddel in die Hand nehmen. Die urtümliche Stille ist grandios.

Im Land der 1.000 Seen

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UntErwEgs | duBlin

WILDE ZEITEN

DUNKLE BIERE TEXT Oliver Herrmann

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Viele sagen, Dublin sei die freundlichste Stadt Europas. Ihre Anfänge jedoch sind so wild und dunkel wie ihr weltbekanntes Bier. Auf den Spuren der Stadtgeschichte begegnet man Wikingern, Oscar Wilde und Zeugnissen der Irischen Rebellion – bis man sich abends schliesslich mit den Dublinern beim Guinness zuprostet.

Page 25: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

UntErwEgs | duBlin

EIN AMPHIBIENFAHRZEUG RAST AM FLUSS LIFFEY ENT LANG in Richtung Meer und stürzt sich todesmutig in den Atlantik. Auf ihm laut

grölend eine Horde junger Leute mit Wi-kingerhelmen. Ob diese »viking splash« genannte Stadtführung den Nerv der alten Wikinger getroffen hätte? Zumin-dest das ist sicher: Um die Wikinger kommt man bei einem Besuch in Dub-lin nicht herum. Allein schon aus histo-rischen Gründen. »Duibhlinn« war der neue Name, den die normannischen In-vasoren dem kleinen keltischen Weiler »Baile Átha Cliath« gaben. Aus der »Furt aus Astwerk« wurde der »dunkle Tüm-pel«. Namenstechnisch zwar nicht ge-rade eine Verbesserung. Doch mit den Wikingern, die nicht nur raubten, ver-sklavten und mordeten, sondern auch erfolgreich Handel betrieben, wurde Dublin eine Stadt. Viele der heute be-deutenden Städte Irlands sind Grün-dungen der Wikinger, Dublin wurde jedoch größer und bedeutender als die Konkurrenz und dafür waren erneut

Normannen verantwortlich. Diesmal al-lerdings französisch sprechende, denn diese kamen ursprünglich aus der Nor-mandie im Westen Frankreichs. Auch dort hatten sich ab dem 9. Jahrhundert Wikinger niedergelassen. 1066 unter-warfen sie England und 100 Jahre spä-ter nutzten sie einen Konflikt zwischen zwei rivalisierenden irischen Clans, um in Irland Fuß zu fassen. Sie eroberten die Ostküste, so geriet Dublin unter englischen Einfluss und wurde schnell zur wichtigsten Stadt des Landes.

OBWOHL DUBLIN SEIT DER UNAB­HÄNGIGKEIT Hauptstadt des irischen Freistaats ist, sieht und spürt man das englische Erbe bis in die heutige Zeit. Die berühmtesten und zentralsten Kir-chen: beide anglikanisch. Die prägende Architektur: englisch. Wie das berühm-te Trinity College, das 1592 von Queen Elisabeth mit dem erklärten Ziel ge-gründet worden war, die Iren von den Einflüssen des Papstes fernzuhalten. Streift man hier im Zwielicht über den Campus, fühlt man sich schnell

Trinity College

Dublin

Li�ey

St. StephensGreen

Zentrum

Half Penny Bridge

National Museum

Temple Bar

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in das Spätmittelalter versetzt. Man wähnt hinter jeder Ecke die irrlichtern-den Geister vergangener Zeiten, die zwischen den mächtigen Mauern des Colleges ihre Kreise ziehen.

DER WIRTSCHAFTSBOOM ENDE DER 90ER-JAHRE machte aus der einstigen »dirty old town« eine saubere, moderne und lebenswerte Stadt. Zwar hat sich das Stadtbild Dublins stark ver-ändert, doch sind die Bewohner glück-licherweise die gleichen geblieben. So wurde auch die jüngste Wirtschafts kri-se mit viel schwarzem Humor, Demut und Würde ertragen. Man hat schließ-lich schon Schlimmeres erlebt.Der Ort, an dem Dublins wechselhafte Geschichte anschaulich wird, ist das National Museum. Auf mehreren Eta-gen ist alles ausgestellt, was historisch von Bedeutung ist: Pfeilspitzen der ersten Siedler und faszinierender Gold-

schmuck aus der Bronzezeit. Außerdem eine rituell strangulierte Moorleiche, ein Modell der ersten Wikingersied-lung und die erste Unabhängigkeitser-klärung Irlands. Ganz in der Nähe des Museums liegt der Merrion Square mit seinen berühmten georgianischen Häusern. Wer hat hier nicht alles schon gewohnt! Zunächst natürlich Daniel O’Connell, die wichtigste Figur im iri-schen Freiheitskampf. Nahezu alle zentralen Plätze und Straßen Irlands tragen seinen Namen. Dann William Butler Yeats, Dichter und einer der vier irischen Nobelpreisträger, sowie die Familie Wilde, deren berühmtes-ter Spross Oscar am benachbarten St. Stephen’s Green mit einer Statue geehrt wird, die seinem dandyhaften Ruf mehr als gerecht wird: Der berühmte Autor steht nicht, sondern räkelt sich faul auf einem großen Stein und belächelt den Betrachter süffisant.

Die Half Penny Bridge, Irlands älteste Eisenbrücke, führt direkt ins Pubviertel Temple Bar.

Reiseleiter Oliver Herrmann

studierte für zwei Semester am ehr-würdigen Trinity College. Er hat sich nicht nur mit der irischen Geschichte beschäftigt, sondern auch das Land, sei ne

Bewo hner und last but not least deren Ge-tränke lieben gelernt. Seitdem verbringt der Historiker jedes Jahr längere Zeit auf der Insel.

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Page 27: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

DUBLINS NORDEN IST EBENFALLS SEHR SEHENSWERT. Dorthin führen viele Wege, in diesem Fall Brücken über die Liffey. Schwer beeindruckend ist die moderne, an eine irische Harfe erin-nernde Samuel-Beckett-Bridge im neu-en Hafenviertel. Die schönste: die Half Penny Bridge, für deren Überquerung man früher bezahlen musste. Nur we-nige Meter von dieser Brücke entfernt ist der Winding Stair Book Shop & Cafe. Hier kann man sich stundenlang durch Bücherberge wühlen oder von den oberen Stockwerken den Blick auf die Liffey genießen – in bequemen Sesseln mit einer Kanne Tee vor sich. Im Nor-den sollte man dann unbedingt das Ge-neral Post Office besuchen. Die Fassade wird von Einschusslöchern geziert, die das britische Militär 1916 während des Osteraufstands auf das Gebäude abfeu-erte. Die Revolutionäre hatten das Post-amt zu ihrem Hauptquartier erkoren und von dessen Stufen die erste Unab-hängigkeitserklärung verlesen.

NUN WÄRE ES EIN FEHLER, sich Dublin nur kulturell anzueignen. Das Besondere der Stadt ist vor allem ihre Lage. Eingerahmt wird sie von zwei Halbinseln: Howth im Norden und Bray im Süden. Beide sind mit der DART-Bahn erreichbar und schon die Fahrt entlang der Küste mit Meerblick ist ein Erlebnis. Noch schöner sind die Wan-derwege an den jeweiligen Endhalte-stellen. Der gut ausgebaute Weg von Greystones nach Bray und der Howth Cliff Walk sind spektakulär. Zurück in der Stadt im Viertel Sandymount ist

Reisen: Wikinger Reisen hat z. B. die 5-tägige geführte Reise »Dublin zu Fuß« mit der Nr. 5355 im Programm. Preis ab 920 €.

Allgemein: Jede Menge Infos über Dublin unter: ireland.com

Literatur: Kein Guinness mehr im Kühlschrank? Macht nichts! Lesen Sie sich heiter mit »Dublin Blues«. taz-Kor-respondent Ralf Sotscheck packt seine besten Irland-Kolumnen zwischen zwei Buchdeckel.

Unbedingt: Hier spielt die Musik! Einen Abend im Pub verbringen. Na-türlich wenn eine der »traditional music sessions« stattfindet. Zum Beispiel im O’Donoghue’s.

Zu Fuss schmeckt das Guinness besser

das Meer ebenfalls sehr nah. Dort ragt eine rund zwei Kilometer lange Mole in die Mitte der Hafeneinfahrt, an deren Ende ein großer roter Leuchtturm steht. Hier zu stehen fühlt sich an, als sei man mitten im Meer, und es ist wirklich gigantisch zuzusehen, wie die Ozean-riesen vorbeiziehen.

ABENDS IST DAS BIER NUN RED­LICH VERDIENT, der beste Ort da-für ist das Altstadtviertel Temple Bar. Nahe zu in jedem Pub wird Musik ge-macht und zu späterer Stunde kann man sich hier der Herzlichkeit der Dubliner kaum noch entziehen. In den heimeligen Pubs trifft sich Jung und Alt, es wird geredet, debattiert, gesungen und gelacht bis die Gesichtsmuskeln schmerzen. Schnell wird der Tisch-nachbar zum Freund und die meisten Besucher verlieben sich genau hier in Irland. Wer es etwas ruhiger möchte, ist besonders in diesen drei Pubs gut auf-gehoben: Zwischen Trinity College und dem Fluss gelegen ist der Long Stone Pub, der vor allem wegen seiner an eine Kirche erinnernden Inneneinrichtung lockt. Im Norden, auf der anderen Seite des Flusses, befindet sich der Cobble-stone, bekannt für seine authentische irische Live-Musik. Ganz im Westen von Temple Bar wartet schließlich der älteste Pub der Stadt. Der Sage nach soll Robin Hood dort eingekehrt sein: im Brazen Head. Die Geschichte dieses Pubs kann man bis ins 12. Jahrhundert, also die normannische Zeit, zurückver-folgen und damit wären wir wieder bei den Wikingern! ///

SELBST OSCAR WILDE ALS STATUE STEHT NICHT, SONDERN RÄKELT SICH FAUL AUF

EINEM GROSSEN STEIN UND BELÄCHELT DEN BETRACHTER SÜFFISANT

Holzvertäfelte Schönheit aus dem analogenBuch zei talter: der Longroom im Trinity College.

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nah dran | FranK MittelBach

Insel der stIlle? insEl dEr stillE!

INTERVIEW Darek Wylezol FOTO Jan Postel

Mit einem Philosophie-Abschluss ging Frank Mittelbach vor 24 Jahren als Reiseleiter nach Mallorca. Tatsächlich wurde die Insel seine Muse. Heute organisiert er Wanderurlaub für mehrere Tausend Gäste und wandert so oft er kann gegen das Ballermann-Klischee an.

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nah dran | FranK MittelBach

Frank, was sUcht Ein PhilosoPh am ballEr mann?

Was soll ich denn am Ballermann? Das war meine erste Frage, als ich vor 24 Jahren zu einer Probe-Reiseleitung auf Mallorca geschickt wurde. Aber schon beim Durchsehen der Wander-literatur sah ich Fotos, die diesem Bild überhaupt nicht entsprachen.

Und kannst dU dich noch an dEinE ErstE bEgEgnUng mit dEr insEl ErinnErn?

Nach meiner Ankunft in Palma brachte mich ein freundlicher älterer Herr mit mediterraner Ruhe zum Bus nach Puerto de Sóller. In diesem fuhr ich die Traum küste von Deià entlang und sofort verliebte ich mich in die Sierra de Tramun tana. Oli ven haine, kunst volle Terrassen an lagen und ma le - r i sche Buchten – wie man es sich im alten Griechenland nicht besser hät-te denken können! Meine Studien zur griechischen Mythologie schienen aus-gerechnet hier einen echten Lebens-hintergrund zu bekommen. Meine mich bedauernden Freunde wollten ihren Ohren nicht trauen, als ich ihnen von Mallorca vorschwärmte.

das war Vor mEhr als 20 JahrEn. wiE hat dEnn diE insEl dich VErändErt? habE gE-hÖrt, dU hast dir mEhr mEdi tErranE gE-lassEnhEit angEEignEt.

Das kann man wirklich sagen. Als unruhiger Geist, wie mein Vater gerne sagte, kann ich die Gelassenheit hier gut gebrauchen. Schon das Klima lädt dazu ein. Jeder Ärger verfliegt, wenn man ein gutes Pan Amb Oli, zu Deutsch Brotzeit, und ein Glas Rotwein in der Dorfkneipe genießt. Und wenn man auf der Sonnen terrasse sitzt und in seiner Lektüre versinkt, dann möchte man einfach nicht mehr aufstehen!

dU stEhst abEr gErnE aUF Und Packst diE sachEn an. kann man sagEn, dass dU mit dEinEn aktiVitätEn zUm imagEwandEl dEr insEl bEigEtragEn hast? Vom ballErmann zUm wandErsmann?

Das wäre wohl übertrieben. Aber man darf schon mit Stolz sagen, dass der Hotel verband in Sóller kürzlich Wikinger Reisen einen Wanderpreis verliehen hat. Denn ausgerechnet an diesem Ort läutete vor 20 Jahren unsere erste Wandergruppe ein neues Zeit-

alter des Wandertourismus auf Mallorca ein: Das erfüllt einen schon mit einer gewissen Genugtuung.

hEUtE schickt wikingEr rEisEn mEhrErE dUtzEnd grUPPEn im Jahr aUF diE insEl. wiE siEht dEnn dEin arbEitstag aUs? bEdEUtEt koordination, dass dU mit FErnglas aUF dEm PUig maJor sitzt Und schaUst, wo sich diE wandErEr gEradE hinbEwEgEn?

Frühmorgens lese ich meine E-Mails. Dann geht es richtig los: gemeinsam mit meinen Reiseleitern Gäste am Flug hafen abholen, Transfers organisieren, Hotels besuchen usw. Ich bin wöchentlich im Durchschnitt 1.500 Kilometer unterwegs. Der Tag endet für mich gegen 20 Uhr. Danach erfolgen die Entwicklung neuer Reiseideen und die Ausarbeitung von Sonderreisen. 2013 hatten wir schließlich auf den Balearen fast 3.000 Gäste. Ich kann gerade noch alles allein bewälti-gen, muss aber natürlich mit eigenen Wandertouren kürzer treten. Sonntags sitze ich dann tatsächlich mit dem Fernglas auf dem Berg … Hehehe, Spaß beiseite!

Und wEnn dU EinE grUPPE Führst: dEin rUcksack ist schon bEinahE lEgEndär. was zaUbErst dU dEnn aUs ihm hErVor?

Ganz einfach: Serrano-Schinken, Käse, Oliven, Paprika, Toma-ten, Mandeln, dazu fünf Baguettes und ein bisserl Vino Tinto. Und zur Überraschung den wenig bekannten Meeresfenchel. Eine Köstlichkeit zum Käse, ähnlich sauer wie eine Gurke. Das Picknick verbindet einfach die Gruppe, macht die Gäste glück-lich und die Reise unvergesslich. Alles eigentlich keine Kunst.

ich FassE also zUsammEn: EntwEdEr stiEFElst dU sElbst übEr diE insEl odEr stEckst gEradE in dEr koordinationsarbEit. dU hast Ja noch FamiliE. bEkommst dU dEnnoch allEs UntEr EinEn hUt?

Das musste ich tatsächlich lernen und da ich früher mit Wander stiefeln und Reisekatalog schlafen ging, war ich in der Gefahr, ein einsamer Wandersmann zu werden. Doch dann lern-te ich in Andorra meine Frau Eugenia kennen. Sie teilt meine Begeisterung für die Berge und hält mir den Rücken für alles frei.

Frank, noch diE lEtztE FragE an dEn PhilosoPhEn: was bEdEUtEt Für dich wandErn?

Wenn Philosophie nichts anderes heißt als Liebe zur Weisheit, dann kann Wandern nur das Aufsteigen zu den Gipfeln bedeu-ten, die einem einen besseren Blick auf die Dinge verschaffen. In die Höhe aufsteigen und ganz oben über den erweiterten Horizont staunen, der sich einem dort oben in der Stille auftut. Mallorca wurde einst auch Insel der Stille genannt. Das ist sie in weiten Teilen immer noch, aber am Ballermann ist das wirk-lich nur schwer zu glauben. Deswegen gibt gerade Mallorca auf seltene Weise zu denken. ///

»MEINE FREUNDE WOLLTEN IHREN OHREN NICHT TRAUEN, ALS ICH IHNEN VON MALLORCA VORSCHWÄRMTE«

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Page 30: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

hin Und wEg

azorEn, eIn hoCh aUF dIe azoren,

reIse 6406, dIana rUttar

Ganz besonders gut gefallen hat es mir am Furnas -See im Osten der Hauptinsel São

Miguel . Nach einer eindrucksvollen Wanderung durch das vulkanische Thermalgebiet am See konnten wir

miterleben, wie die Insulaner Kochtöpfe aus Erdlöchern mit kochendem Wasser holten. Dann kehrten wir in ein

Restaurant ein, in dem wir den Inhalt der besagten Kochtöpfe – die sogenannten »Cozido das Furnas«

– probierten: ein leckeres, typisch azoreani-sches Gericht aus in Schwefelquellen mit

Erdwärme gekochtem und gegartem Fleisch mit viel Gemüse.

tEnEriFFa,ganz entspannt zwIsChen

Bergen Und meer, reIse 6230n, ChrIstIne sperlIng

All das, was der Reisetitel verspricht, löst schon der erste Urlaubstag ein. Beim morgendlichen Dehnen

und Strecken spüre ich die wärmenden Strahlen der Sonne, atme Meeresluft und blicke bei wolkenlosem

Himmel auf den Teide. So sieht für mich der perfekte Start in den Tag aus. Auf den leichten Wanderungen rund um

den Teide und im Teno-Gebirge sprechen mich vor allem die unterschiedlichen Farben der Landschaft

an. Dazwischen immer wieder Übungen für die Wahrnehmung, für ein besseres Körperge-

fühl und die Balance. Fantastisch entspannend!

Reiseziele, die unsere Mitarbeiter begeisteRn

VON WAS SIND SIE EIGENTLICHHIN UND WEG?

Von welchen Ländern träumen Sie? Auf welche Reise gehen Sie? Eine Ausstellung, eine Foto-s how, ein Reise roman, der Sie gerade fesselt? Erzählen Sie uns und anderen Fernwehsüchtigen davon! Auf unserer Community wikinger-blog.de oder auf facebook.com/wikingerreisen

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Page 31: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

raJasthan – wüstenzaUBer Und maharadsCha träUme,

radreIse 3313r, raphaela FrItsCh

Einmal vorm Taj Mahal stehen, ein Traum wur de wahr! Doch Rajasthan hat viel mehr zu bieten: bunte Paläste, die Wüste Thar, beeindruckende Tempel und

die prachtvollen Forts in Jaipur, Jodhpur und Jaisalmer. Letztendlich waren es aber die Radtouren, die die Reise so besonders machten. Unvergessen bleiben mir die kleinen

Orte, in denen wir uns beim Radeln die Straße mit Fußgängern, Mopeds, Bussen, Ka mel karren, heiligen

Kühen und Wildschweinen geteilt haben, sowie die vielen winkenden Kinder am Weges-

rand. Das ist Indien hautnah.

oman, zU FUss aUF UnBerührten

Berg- Und wüstenpFaden, reIse 3126t, patrICk kleInkorres

Bizarres Gebirge im Norden und Wüsten im Landesinnern, die man sich nicht schöner ausmalen

kann, das ist der Oman. Sindbad der Seefahrer wusste genau, warum er immer wieder hierher nach Hause zu-

rückkehrte. Auf Dro me daren ritten wir durch die Wahiba-Sands-Wüste – schon das war ein Highlight. Der absolute

Höhepunkt aber: die Wüste Rub al-Khali. Stellen Sie sich vor, durch die größte Sandwüste der Welt zu

wandern, deren Name übersetzt »das leere Viertel« heißt. Der Sternenhimmel, die

Leere, die wie gemalten Sanddünen, einfach überwältigend.

sri lanka, sChätze des südens,

reIse 3317, sImone CaBallero

Mich haben sowohl die abwechslungsreiche Landschaft mit tiefgrünen Reisfeldern, tropi-

schem Dschungel und riesigen Teeplantagen in ih-ren Bann gezogen, als auch die vielfältigen religiösen

Bauwerke unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Aber am meisten haben mich die Inselbewohner fasziniert, die sich trotz des langen Bürgerkriegs eine unheimliche Herzlichkeit und Freundlich-

keit bewahrt haben. Von ihnen kann man wirklich lernen, wie man sich an den

einfachsten Dingen erfreut.

mEnorca, aUF dem Camí de Cavalls, reIse 7320, steFanIe adrIan

Auf dem historischen Reiterweg Camí de Ca valls umwandert man Menorca und

erlebt dabei die unterschiedlichen Gesichter der Insel. Im einsamen Süden erreichte ich die traumhafte Bucht Cala’n Turqueta, die mit ihrem türkisfarbenen Wasser

geradezu zum Baden verführte. Im Norden wurde mir klar, warum Menorca auch »Irland unter blauem Himmel«

genannt wird. Unwirklich wurde es am Schieferkap von Favàritx, ich kam mir wie bei einer Mondwanderung

vor. Und dann der Naturpark S’Albufera mit seinen kleinen Bächen, grünen Wiesen

und endlosen Feldern.

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wEltsichtEn | grönland

Im aBgesChIedenen eIsIgen grönland praktIzIerten dIe InUIt eIne sChamanIstIsChe relIgIon. eInBlICke In dIese FaszInIerende welt, In der mensChlIChe seelen von tIeren BesItz nehmen konnten, geBen heUte meIst legenden. Und manCherorts leBen noCh sChamanen.TEXT Robert Peroni FOTOS Norbert Eisele-Hein

Im Bann der URGEWALTEN

Page 33: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

PULSIERENDE TROMMEL­KLÄNGE durchwehen die schwarze arktische Nacht. Ein fla ckern der Schein dringt durch den Türspalt eines kar-

gen Erdhauses. Drinnen, in der gebor-genen Wärme, singen und lachen seine Bewohner, tanzen voller Hingabe ge-gen die kalte Dunkelheit draußen. Jun-ge und Alte lauschen Jagdabenteuern und feixenden Kommentaren. Wohlige Schwere lastet auf manchen Augen-lidern. Doch ganz im Hintergrund blitzt ein waches Augenpaar; es verfolgt das Treiben aus den tiefen Furchen eines wettergegerbten Gesichts. Es sind die weisen Augen eines Angakok, des alten Schamanen des Hauses. Als er seine Stimme erhebt, verstummt das ausge-lassene Gelächter. Im Rhythmus der Walrosstrommel wirbeln seine Worte durch den Raum und ziehen die Auf-merksamkeit der Anwesenden in ihren Bann. Seine Tonlage beginnt zu variie-ren, überschlägt sich, wandelt sich zu schauerlichen Lauten. Sein Körper bebt und erstarrt plötzlich. Er sinkt leblos zu Boden. Fassungslose Gesichter. Da pas-siert das Unglaubliche: Aus dem Nichts erscheint ein weißer Adler, nimmt die Seele des Schamanen auf, schwebt hi-naus ins unwirtliche Eis und entschwin-det in die unendliche Einsamkeit.

Wenig später: Aufatmen. Der Angakok schlägt die Augen wieder auf. Er be-ginnt bedächtig zu erzählen, über das unermessliche Eisland sei er geflogen, Richtung Westen, bis ihm die Kräfte schwanden. Doch plötzlich, voller Stau-nen und neuer Lebenskraft, habe er jen-seits des Landes ein unbekanntes Meer erblickt. Er ließ sich auf einem hohen Eisfelsen nieder, um seine Entdeckung zu betrachten. Da bemerkte er sonder-bare Männer mit großen Stöcken in den Händen; sie stiegen aus seltsamen Boo-ten und kletterten über die Eisfelder in seine Richtung. Er erschauerte vor der blutrünstigen Feindseligkeit in ihren Augen. Mit letzter Kraft nahm der Adler seine Seele wieder auf und brachte ihn zurück nach Hause.

BIS HEUTE ERZÄHLEN DIE GRÖN­LÄNDER von dem alten Angakok. Stets respektvoll und ehrerbietig. Und unterstreichen damit die kulturelle Bedeutung des Schamanismus für ihr Volk. Der Schamanismus entspringt ei-nem mythologischen Denken, das eng verknüpft ist mit den Lebensbedingun-gen der Inuit, der Ureinwohner Grön-lands. Die monatelange Dunkelheit des polaren Winters, die menschen leere Eiswüste, die schonungslose Härte der Naturgewalten, all das hat die

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Grönland

Sermilik�ord

AmmassalikNuuk

Ba�n Bay

Grönland-see

Page 34: Grenzenlos - Das Magazin von Wikinger Reisen

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Weltwahrnehmung der Inuit nachhal-tig geprägt . Während sie auf ihren Jagd-zügen die Wildnis durchstreiften, von Einsamkeit, Müdigkeit, Hunger und Kälte geplagt, begannen sie Gespräche nicht nur mit sich selbst zu führen, sondern auch mit ihrer Umwelt, den Tieren , den Elementen. Der Mensch schuf sich in der Natur ein ansprechba-res Gegenüber, das beschwichtigt wer-den musste oder den Nähe spendenden Begleiter geben konnte. Anthropologen sprechen von Animismus: Die Natur wird als beseelt erfahren, bewohnt von zahlreichen Erdgeistern und Dämonen mit menschlichen, tierischen und über-natürlichen Zügen, oft äußerst launisch und ungestüm.

DABEI ÜBERNEHMEN DIE ANGA­KOKS eine besondere Rolle in der Be ziehung zwischen Menschen und Natur geistern: Ausnehmend fein füh-lige Männer oder Frauen werden zu Vermittlern in dieser Partnerschaft. Sie können besonders gut Kontakt zu den geisterhaften Wesen aufnehmen und sie zur Hilfe bewegen. Oft sind die Scha-manen einfache Jäger; erst in rituellen Situationen erhalten sie ihren hohen Status. In der Geschichte Grönlands gab es aber auch immer wieder beson-ders verehrte Schamanen. Die außeror-dentlich begabten und charismatischen Persönlichkeiten stammten aus einigen wenigen Familienclans: in Kulusuk aus der Familie Kuitse, in Tiniteqilaaq aus dem Clan Qupersimat oder im Sermilikfjord aus der Familie Maratse. Der Überlieferung nach waren sie zur höchsten Stufe fähig, der Sublimation: Die Seele verlässt vorübergehend den Körper und geht in ein Tier über. Be-liebte Seelenträger sind Seehunde, Nar-wale und Seeadler. In diesem Zustand der Ekstase können die Schamanen Botschaften übermitteln oder Hilfe in Not erwirken.

SO WIE IN DER ANFÄNG LICHEN GESCHICHTE: Die Botschaft des al-ten Angakok ist ein scharfer Adlerblick in die Zukunft der Inuit. Die Legende verarbeitet mythologisch die Furcht vor fremden Eindringlingen und warnt vor der Christianisierung Grönlands. Diese protestantische Missionierung

begann vor knapp 300 Jahren. Der nor-wegische Pfarrer Hans Egede, heute als »Apostel der Grönländer« bekannt, landete 1721 in Westgrönland. In der Absicht, vom Glauben abgefallene eu-ropäische Wikinger anzutreffen und zu bekehren, stieß er stattdessen auf die Inuit. So setzte er kurzentschlossen bei ihnen sein Vorhaben um. 1733 folgten Herrnhuter Missionare, eine deutsch-stämmige Glaubensgemeinschaft. Sie missionierten eifrig, doch die Inuit von ihrem Weltbild abzubringen stellte sich als schwierig heraus; schließlich lebten sie bisher von europäischen Einflüssen vollkommen abgeschottet und ihr Glaube war eng verflochten mit ihrem alltäglichen Überlebenskampf. Aber die Herrnhuter waren hartnäckig und hatten schnell ein Feindbild zur Hand: die Schamanen. Sie wurden kur-zerhand zu Scharlatanen erklärt und unerbittlich an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. Trauriges Resultat: Die große Zeit der Schamanen war bald vorbei und die Identität der Inuit ver-lor ein wesentliches Element. Es dau-erte noch bis 1884, bis der Entdecker Gustav Frederik Holm ersten Kontakt mit den ostgrönländischen Inuit im Gebiet der heutigen Gemeinde Ammas-salik (Tasiilaq ) hatte. Auch sie wurden schließlich missioniert. UND DOCH GIBT ES AUCH HEUTE NOCH GRÖNLÄNDER, die sich ih-rer jahrtausendealten Tradition ver-pflichtet fühlen: Leute wie Angaangaq Lyberth, der sich international als Ver-mittler für Natur und Umwelt einsetzt und sich als Heiler zivilisationskranker Menschen empfiehlt. Ob die Legenden der Inuit letztlich als Mythos oder gar als Aberglaube abzu-tun sind, muss jeder selbst entschei-den. Erstaunlicherweise existiert aber zur Geschichte vom alten Angakok auch eine – völlig unabhängige – Über-lieferung der Gegenseite: Als die ersten isländischen Seefahrer Grönland er-kundeten, habe auf einem Felsen hoch oben im Gebirge ein Mensch gesessen. Als man sich der Gestalt genähert habe, sei er unversehens als weißer Adler da-vongeflogen! Ist an der Legende also womöglich mehr dran, als unser aufge-klärter Blick zuzugeben wagt? ///

Inuitkultur hautnah

Die Reise »Auf den Spuren der Inuit« (Nr. 5114, Preis ab 3.098 €) führt in die fantastische Welt Ostgrönlands. Wie der Name verrät, begibt man sich auf Spuren-suche, taucht in die Inuitkultur ein und erfährt mehr über den Schamanismus, z. B. bei abendlichen Erzählrunden oder einer Trommeltanz-Vorführung. Daneben wird natürlich vor starker Kulisse gewan-dert. Die Gäste wohnen im Roten Haus in Ammassalik und treffen dort auch auf Robert Peroni, den Autor dieses Artikels.

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AUS DEM NICHTS SCHWEBT EIN WEISSER

ADLER HERAB UND NIMMT DIE SEELE DES

SCHAMANEN AUF

Damals wie heute hängt das Wohl und Wehe der Grönländer

von der Gunst der Natur ab.

Das Rote Haus in Ammassalik: Begegnungsstätte, Herberge und

Adventure Centre in einem.

Back to the roots. Die Inuit besinnen

sich wieder auf ihre Traditionen.

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UntErwEgs | südaFriKa

A WALKon the wild sideKennen Sie das Spiel »Wer hat Angst vor wilden Tieren?« Nein? Dann sollten Sie schleunigst nach Südafrika aufbrechen. Denn dort kann man das beim Wandern spielen. Und eines sei verraten:Es macht nicht nur tierisch Spaß, sondern kickt gleich richtig. Suchtgefahr inklusive.TEXT Ingo Hübner FOTOS Andreas Worsch

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PATRICKS GANZ GROSSER AUFTRITT ist kurz nach 18.30 Uhr. Bisher ist er mit weniger Text als Schildkröte in der Fernsehserie Dittsche ziemlich unauffällig geblieben. Hat immer mal vor sich hin-gehustet und dem Fahrer Godfrey mit dem Zeige-

finger bedeutet, dass er nach links oder rechts fahren soll; wir sind auf abendlicher Pirsch durch den Kruger National Park. Aber ein Tracker – das ist der, der links vorne neben dem Kühlergrill eines Safari-Jeeps auf einer Art Schleuder-sitz zu Hause ist – muss nicht unbedingt viel sprechen, son-dern sehen. Und zwar die Tiere im Gewirr des Buschs oder auf den Akazien- und Marula-Bäumen. Wohlgemerkt, wäh-rend Godfrey etwa 35 Sachen macht und Patrick dabei den Lichtkegel seines Handscheinwerfers nur wie ein Irrlicht durch die Dunkelheit zucken lassen kann. Die pechschwarze afrikanische Nacht ist nämlich bereits vor etwa einer Stun-de auf uns draufgefallen. Aber gerade hat er gebieterisch die Hand erhoben, Godfrey hält, setzt einige Meter zurück und wir stehen unter einem weit ausladenden und stark belaub-ten Baum. Wo sind denn jetzt die Hyänen, die die Knochen eines Zebras zermalmen? Oder sind es gar Löwen, die gerade eine Antilope gerissen haben? Doch Patrick leuchtet mitten in die Baumkrone. Was soll da denn sein? Leoparden kom-men doch nachts herunter. Godfrey deutet in den Lichtkegel. »Oh Mann«, flüstert er überrascht, »welch seltener Anblick.« Ja, was ist denn da nun? »Ein kleines grünes Chamäleon, seht ihr es?« Nach etwa einer Minute und ausführlichen Positions-beschreibungen von Godfrey ist das Tierchen endlich erkenn-bar. Wow, ist das gut getarnt! Alle Achtung. Patrick Adler auge heißt der Tracker fortan hinter vorgehaltener Hand.

WAS IST DAGEGEN DAS DREIKÖPFIGE LÖWINNEN­GESPANN samt Nachwuchs, dem wir noch vor einer Stunde beim Familienalltag zugesehen haben? Die Mütter faul rum-liegend und schläfrig, die Kleinen saug freudig an ihren Zit-zen. Der einen wurde es zu viel, da hat sie ihrem Jungen die Zähne gezeigt und es in einem Ton angegrollt, der noch in meterweiter Entfernung das eigene Zwerchfell in Schwin-gung versetzt hat. Oder das Breitmaulnashorn, das mit fast auf den Boden gesenktem Kopf wie ein ferngesteuertes Auto mit ständigen abrupten Richtungswechseln durch den Busch getrabt ist. Er suche die Geruchsspur seiner Kuh, kommen-tierte Godfrey das ungestüme Vorgehen des Bullen. Die Vie cher sehen verdammt schlecht, aber bei bis zu knapp vier Tonnen Lebendgewicht braucht sich der Kamerad auch

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Scherenschnitt-Theater zum Sonnenuntergang.

Fantastischer Ort zum Bleiben: ThreeRondavels am Blyde River Canyon.

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wenig darum zu scheren, was ihm im Weg stehen könnte. Oder die grasende Büffelherde, inmitten derer wir uns ganz plötzlich befanden. Kauend und stoisch glotzten sie uns an. Machten nicht gerade den Eindruck, dass gerade sie so ziem-lich die gefährlichsten Tiere für den Menschen sein sollen. Einzig ihre starrenden roten, leeren Augen strahlten eine ge-wisse Unheimlichkeit aus.

Perspektivwechsel am nächsten Nachmittag: Mit Godfrey geht es nach kurzer Fahrt weiter zu Fuß in den Busch. »Beim Gehen bleibt ihr immer in einer Linie hinter mir. Und leise sein. Die meisten Tiere nehmen uns zwar ohnehin wahr, doch ergreifen sie nicht so schnell die Flucht, wenn wir leise sind«, sagt er, während er drei Patronen in sein Gewehr lädt. Das schaut aber nicht sehr nach Betäubungsmunition aus. Sei es auch nicht, erwidert Godfrey. Falls ein Elefant auf dich losge-he, nütze die nichts. Sie wirke bei ihm erst nach 15 Minu ten und bis dahin hätte er längst Kleinholz aus dir gemacht.

Die Sonne fällt vom Himmel. Eine Hyäne heult sirenenartig, die Milchstraße zeigt sich. Afrika im Abenteuerroman

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Nesthäkchen-Mitglied der Big Five.

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Aber keine Panik, bei einer Safari zu Fuß sei bisher weder ein Mensch verloren gegangen noch ein Tier zu Scha den ge-kommen . Wir sind kaum zehn Minuten unterwegs und das Ich ist bereits auf Stecknadelkopf-Größe geschrumpft. Egal, in welche Richtung der Blick geht, der Busch wirkt immer gleich, Orientierungslosigkeit kommt auf. Kurz danach Hilf-losigkeit. Alles um dich herum verdichtet sich zunehmend, konzentriert sich, zieht sich zusammen, wird intensiver. Je-des Geräusch, jeder Laut wird plötzlich ganz anders wahr-genommen. Es prickelt an den Nervenenden, als hätte man ganz leicht in die Steckdose gefasst. Und bald darauf drängen schon die Urinstinkte wieder an den Rand des Bewusstseins. Die vage Erinnerung, dass die eigene Spezies einst selbst Jäger in diesem Ökosystem war – letztendlich sogar der er-folgreichste. Was wieder Hoffnung aufkeimen lässt. Godfrey gibt ein Zeichen, wir halten an. Flüstermodus: »Seht ihr die Gi raffe dort drüben zwischen den Bäumen?« Luft linie schät-zungsweise wenigstens ein Kilometer. »Noch frisst sie gemüt-lich die Blätter. Sobald sie uns bemerkt, wird sie aufhören und rüberschauen.« Was wenige Sekunden später passiert . Taxiert uns kurz, dann macht sie sich vom Acker. Nun seien alle anderen Tiere alarmiert, erklärt Tierlexikon Godfrey, und wohin wir kommen, erwartet man uns tatsächlich schon mit gespannten Blicken.

ELEFANTEN­, BÜFFEL­ UND HYÄNENSCHEISSE, alles wird fachmännisch unter die Lupe genommen und befühlt. Vielleicht ergibt sich ja aus dem Härtegrad ein Rückschluss auf kürzliche Anwesenheit des dazugehörigen Tieres. Nichts da, alles älter. Wir laufen durch Gelände, das im großen Stil gerade zu umgepflügt wurde, der Boden total zertrampelt, Büsche zerdrückt, abgerissene Äste, ausgerissene Bäume. Elefanten spuren. Ein Stück weiter in einem versandeten Flussbett entdeckt Godfrey die frische Spur eines Löwen. Wir verfolgen sie. Wir laufen, wir schleichen durch Gestrüpp, die Sonne färbt sich wie das Fruchtfleisch einer Blut orange, gleich geht sie unter. Bei Tag sei die Begegnung mit dem Löwen übrigens kein Problem, versichert Godfrey. Wir Zwei-beiner gehören nicht in sein Beuteschema. Bei Nacht kann es heikel werden. Wir schleichen weiter, den Herzschlag ganz laut in den Ohren . Und stehen auf einmal mitten im Fress-napf: Da liegt ein Büffel kopf mit einem Stück Wirbelsäule dran. Die Fliegen haben ihn schon fast ganz sauber gemacht. Der Rest ist in den Mägen der Löwen verschwunden, die hier Tisch gehalten haben. Ein paar Meter entfernt entdeckt

Südafrika

Lesotho

SwasilandJohannesburg

Pretoria Mbabane

St. LuciaDurban

East London

Plettenberg Bay

Kapstadt

Indischer Ozean

Atlantik

Kruger NP

Blyde River Canyon

Addo Elephant NP

Bei Tag sei die Begegnung mit dem Löwen kein Problem, versichert Godfrey. Wir Zweibeiner gehören nicht in sein Beuteschema. Aber nachts kann es heikel werden

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Spurenlesen lernen mit Tierlexikon Godfrey.

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Godfrey noch eine Rippe. »Alltag im Busch«, meint er lapidar und grinst. Trotzdem total eindringlich – wir stehen auf dem-selben Boden, auf dem die großen Katzen vor Kurzem den Büffel verspeist haben. Wir gehen zurück zum Fahrzeug. Die Sonne fällt vom Himmel. Marulas und Akazien führen wilde Scherenschnitte auf. Eine Hyäne heult sirenenartig. Eine an-dere antwortet ganz in der Nähe. Wir warten. Die Milchstraße zeigt sich, die Hyäne ebenfalls. Afrika im Abenteuerroman.

TAGE SPÄTER KOMMT DIE ERINNERUNG an den Aben-teuer roman zurück. Beim Kampf gegen das Dornen dickicht während des Aufstiegs aus dem Blyde River Canyon. Kurz vor dem Ziel Bourke’s Luck Potholes. Die Sonne brennt unbarm-herzig, der Weg scheint beinahe senkrecht an der Canyon-wand hoch zu führen. Seit Stunden keine Menschenseele. Und das im drittgrößten Canyon der Erde. Nur neu gierige Paviane , die unsere Bananen gewollt hätten, hätten wir welche gehabt. Wir haben an seiner Kante gestanden, sind hinabgestiegen und wieder hinauf. Haben dieses mächtige Stück Natur mit allen Sinnen erfahren, es uns Schritt für Schritt erarbeitet. Als die Sonne untergeht, stehen wir am womöglich schönsten Aussichtspunkt: Three Rondavels. Das weiche Licht lässt den Sandstein glühen. Weit unten der Blyde River, gegenüber geben abgehobelt scheinende Berge die Sicht auf das dahinter liegende Lowveld mit dem Kruger National Park frei. Eine gigantische Ebene. 18.000 Elefanten sollen im Park ihr Unwesen treiben, hatte Godfrey geschätzt. Patrick Adlerauge würde eine Herde wahrscheinlich selbst von hier oben ausmachen können. Jede Wette! ///

Reisen: Wikinger Reisen hat z. B. die 22-tägige geführte Reise »Zu den Natur-wundern Südafrikas« mit der Nr. 1301 im Programm. Preis ab 3.448 €.

Allgemein: Jede Menge Reiseinfos über Südafrika unter: dein-suedafrika.de

Literatur: Starker Bildband, der zudem mit interessanten Hintergrund-geschichten aufwartet: »Südafrika – Am Kap der Guten Hoffnung«, von Dirk Bleyer und Roland F. Karl.

Unbedingt: Auch wenn einem möglicherweise im ersten Moment die Haare zu Berge stehen: Eine Safari zu Fuß ist eine unheimlich intensive Ange-legenheit, zu der man sich auf jeden Fall überwinden sollte. Hinterher fühlt man sich ungleich stärker!

Wilde Tiere, tiefe Caynons

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Nach sengender Buschsonne eine herbe Erfrischung: die

Küste rund um Plettenberg Bay.

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gEschmack Von wElt | raVioli

Die Toskana

In diese wunderschöne Gegend zieht es mich oft. Diesmal war ich auf dem Weg zum Lago di Bolsena. Es war März, die Frühlingssonne noch

schwach und der Monte Amiata überraschte mit reichlich Schnee. Jenseits des Berges ersehnte ich nichts mehr als ein warmes Zimmer und gutes, warmes Essen.

Die Pension, die ich fand, war nicht auf Gäste eingerichtet, das Zimmer kalt. Im Gast-raum jedoch brannte der Kamin. Wunderbar! Natürlich hatte das Restaurant in dieser

Jahreszeit nicht geöffnet, so aß ich mit der Familie. Als Primo gab es selbst ge machte Ra-violi mit einer Spinat-Ricotta-Füllung. Die besten Ravioli, die ich je gegessen habe. Der erste

Grund dafür war sicher mein anstrengendes Tagesprogramm, der zweite ein ganz besonderes Kraut. Es roch leicht nach Minze und hatte Ähnlichkeit mit Thy mian. Den Namen vergaß ich

leider. Als ich dann im Herbst auf einer kulinarischen Reise eine Soße aus frischen Steinpilzen kochte, war es plötzlich wieder da. Geruch und Aussehen kamen mir sofort bekannt vor. Nepi-tella – jetzt vergesse ich den Namen nicht mehr! Notiert von Reiseleiterin Andrea Kampmann.

Ravioli mit Spinat-Ricotta-Füllung für 3-4 Personen

Aus 3 Eigelb, 1,5 EL Olivenöl, 200g Weizenmehl und 100g Hartweizengrieß einen geschmeidigen Nudelteig kneten, in Folie wickeln und ca. 1 Std. im Kühlschrank ruhen lassen. Für die Füllung 250g blanchierten Spinat gut ausdrücken und grob zerkleinern. Eine Knoblauchzehe kurz in

Olivenöl andünsten, Spinat zugeben und mit 200g Ricotta, 150g Parmesan und einem Eigelb vermengen. Mit Salz, Pfeffer, Muskat und Nepitella abschmecken. Den

Teig zu dünnen Platten ausrollen, füllen und in wenigen Minuten in reichlich kochendem Salzwasser gar ziehen lassen. Die Ravioli kann man ent-

weder in aromatisiertem Öl, z. B. mit Nepitella oder Salbei, schwenken oder mit einer einfachen Tomaten-

soße servieren.

Auf den Geschmack gekom-

men? Entdecken Sie die »Toskana kulinarisch«.

Reise-Nr. 6562, 11 Tage ab 1.698 €.

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wEit gErEist | 80 Mal Mit wiKinger reisen

erInnern sIe sICh noCh an Ihr erstes mal?Es war die Philippinen-Abenteuerreise im Frühjahr 1982.

Ich wollte einfach raus und hatte keine Lust auf eine normale Pauschalreise; die Tour wurde mir in einem Jugend-Reise-büro empfohlen. Als man mir bei der Abholung der Unter-lagen sagte, dass ich mit acht Männern unterwegs sein würde, bekam ich große Zweifel, ob ich die Reise überhaupt antreten sollte.

Und wIe war es?Anstrengend, faszinierend und wie es in den Unterlagen

stand: keine perfekte Reise, sondern eine Safari mit einem Hauch Expeditionscharakter ... Und es hat süchtig gemacht. Nach zwei Tagen in Manila fuhren wir über acht Stunden auf dem Dach eines überfüllten Busses in die Bergwelt Nord-luzons, wo wir bei den Ifugao in einfachen Hütten in den Reisterrassen wohnten. Uns zu Ehren gab es ein Dorffest, bei dem unser Gastgeschenk, ein Schwein, geschlachtet und uns das rohe Herz serviert wurde. Ein Höhepunkt der Reise war die Besteigung des Mount Apo, mit 2.954 Metern der höchste Berg der Philippinen. Wir waren vier Tage unterwegs, aufgrund unzähliger Flussdurchquerungen und des feucht-heißen Klimas war es sehr anstrengend. Als Verpflegung trugen wir lebende Hühner auf den Rucksäcken mit. Zum Sonnenaufgang saßen wir auf dem Gipfel und wurden mit ei-nem grandiosen Rundblick über die Inselwelt belohnt. Nach der Besteigung gab es bei einem Empfang bei der Bezirks-verwaltung eine Pergamenturkunde, die ich aufbewahrt habe. Neben vielen weiteren Wanderungen und Besichti-gungen verbrachten wir auch einige Tage auf einer einsamen Insel, auf der es außer Kokospalmen nichts gab. Leider hatte die Reiseleitung viel zu wenig Wasser eingekauft. Wir waren froh, als uns das Boot wieder abholte.

der BegInn eIner InnIgen BezIehUng: sIe waren BIslang 80 mal mIt wIkInger reIsen Unterwegs. was maCht dIese BezIehUng aUs?

Ich weiß, was mich auf einer Reise erwartet. Das spart Zeit bei der Planung und Vorbereitung. Außerdem kenne ich in-zwischen einige Ansprechpartner in der Verwaltung. Wenn mal was nicht rund läuft, weiß ich auch, an wen ich mich

wenden muss, und meine Meinung wird ernst genommen. Das jährliche Treffen der Stammkunden mit dem Geschäfts-führer besuche ich seit über 15 Jahren regelmäßig und finde es toll, dass es immer noch stattfindet.

80 mal In üBer 30 jahren Und Ihnen Ist nIe langweIlIg geworden?Reisen bedeutet für mich, Neues zu entdecken, und das

kann nie langweilig werden.

Ihr aUssergewöhnlIChstes reIseerleBnIs?Die freiwillige Übernahme der Reiseleitung beim Trekking

nach Machu Picchu für vier Tage. Der Guide war erkrankt.

Ihre grösste reIsekatastrophe? Nach über 22 Flugstunden morgens um 5 Uhr völlig er-

schöpft auf Samoa anzukommen und von einem in dis po-nierten Reise leiter empfangen zu werden. Das vorgesehene Reise pro gramm fiel ins Wasser, da weder Unterkünfte noch Ausflüge gebucht waren.

wo waChen sIe am lIeBsten aUF?In einer offenen Strandhütte in der Südsee oder im Zelt in

einem Nationalpark in Afrika.

Ihr sChönster sonnenUntergang?Auf den Seychellen. Im Indischen Ozean mit Champagner

sitzend meinen Geburtstag ausklingen lassen.

Ihre traUmtoUr? Die Entscheidung ist nicht einfach, ich mache es am Gesamt-

paket fest. Es war die Seychellen-Reise im Jahr 2003. Die Tour war geprägt von traumhaften Inseln, faszinierenden Regen-wäldern und Traumstränden. Wir machten abwechslungs-reiche Wanderungen und Ausflüge und entspannte Boots-touren mit tollen Schnorchelmöglichkeiten. Der Reise leiter war sehr engagiert und mit der Reisegruppe hatte ich extrem viel Spaß. Ein Highlight: Schnorcheln mit einem Walhai. eIne Unterwegs gewonnene leBensweIsheIt eIner so weIt gereIsten ?

Reisen bildet und Reisen bedeutet zu leben.

namEMarianne Scheyhing

kommt aUsdem Schwabenland

lEbt inder Nähe von Stuttgart

wEnn siE nicht aUF rEisEn istmacht sie klassisches Ballett, Zumba

und wandert. Zur Entspannungliest sie oder arbeitet im Garten.

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www.wikinger.de

Wikinger Reisen GmbH | Kölner Str. 20 | 58135 Hagen


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