Folienskript
Arbeitszeitgestaltung
©Prof. Dr. Ulrike Hellert
Im Rahmen des Projekts „Zeitbüro FOM“ am
iap Institut für Arbeit und Personal
gefördert durch
n n
Im Rahmen der Initiative fachlich begleitet durch Projektträger
Erfolgsfaktor Arbeitszeit
Erfolgsfaktor Personal
Arbeitszeit
Rechtliche Grundlagen
Interdependenzen
der AZG
Rechtliche Grundlagen
Relevante Rechtsquellen:
- Arbeitszeitgesetz
- Tarifverträge
- Betriebsvereinbarungen
- Arbeitsverträge
3
Arbeitsvertrag
Betriebsvereinbarung
Tarifvertrag
Ländergesetz
Bundesgesetz
Grundgesetz
Rangordnung
Arbeitszeitgesetz ArbZG
§ 1 ArbZG: Zweck des Gesetzes ist es, die Sicherheit und den
Gesundheitsschutz der AN zu gewährleisten, und die
Rahmenbedingungen für flexible Arbeitszeiten zu verbessern.
§ 3 ArbZG: Werktägliche AZ beträgt 8 Stunden, auf 10 Stunden
verlängerbar, wenn ein Ausgleich erfolgt.
§ 4 ArbZG: Ruhepausen, im voraus festgelegt 30 Min. (ab 6 Std.
AZ) und 45 Min. ab 9 Std. AZ.
§ 16 Abs. 2 ArbZG: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die über die
werktägliche AZ ( 8 Std.) hinausgehende AZ aufzuzeichnen.
4
Beispiele relevanter Paragrafen:
Arbeitszeitgestaltung
Lehrziel:
5
Grundlegende Kenntnisse zur
wettbewerbs- und
mitarbeiterorientierten Gestaltung
der Arbeitszeiten erwerben und
anwenden können.
Betriebliche Erfolgsfaktoren
6
KOSTEN + PREIS
FLEXIBILITÄT
TERMINTREUE
SERVICE
• Steigerung der Betriebszeit • Reduzierung der Personalkosten • Lagerabbau
• Kürzere Durchlaufzeiten • Anpassung an Schwankungen
• Kürzere Durchlaufzeiten • Bessere Reaktionsfähigkeiten
• Längere Ansprechzeiten • Berücksichtigung von Interessen
Mitarbeiterinteressen
Die 10 häufigsten Interessen:
- Planbarkeit
- Handlungsspielraum
- Zeitspielraum
- Kontrolle über die Arbeitszeit
- Arbeitsplatzsicherheit
- Möglichkeit der Arbeitszeitreduzierung
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Vereinbarkeit von Privatinteressen und Beruf
- Karrierechancen
- Alternsgerechtes Arbeiten
7
Gestaltungselemente der
Arbeitszeit
- Dauer (Chronometrie)
+ Wie lange wird gearbeitet?
- Lage (Chronologie)
+ Wann wird gearbeitet?
- Verteilung (Chronomorphie)
+ Wie wird die Arbeitszeit verteilt?
Aus den Gestaltungselementen ergeben sich verschiedene
Varianten der Arbeitszeitgestaltung.
8
Dauer der Arbeitszeit Verteilung der
Arbeitszeit
Instrumente der
Arbeitszeitgestaltung
Mögliche Varianten:
• Teilzeit
• Altersteilzeit
• Job-Sharing
• Kurzarbeit
• Mehrarbeit
• Mini-Job
Mögliche Varianten:
• Schichtsysteme
• Versetzte Arbeitszeiten
• Gleitzeit
• Funktionszeiten
• Jahresarbeitszeit
• Wahlarbeitszeit
• Vertrauensarbeitszeit
• Telearbeit
• Sabbatical
• Lebensarbeitszeit
Mögliche Varianten:
• Arbeitszeitkonto
(Ampelkonto)
• Langzeitkonto
• Lebensarbeitszeitkonto
Varianten der Arbeitszeitgestaltung
9
4,8
23,8
45,0
15,6 18,6
2,1
9,6
0,0
20,0
40,0
60,0
80,0
100,0
Teilzeitarbeit; n=68 Feste Arbeitszeiten mit
Anwesenheitspflicht; n=334
Flexible Arbeitszeit mit Kernzeiten
(Anwesenheitspflicht innerhalb der
Kernzeit); n=631
Flexible Arbeitszeit ohne Kernzeiten
(formale Arbeitszeiterfassung
erfolgt); n=219
Vertrauensarbeit (mit eigenverantwortlicher AZ-Dokumentation);
n=261
Schichtarbeit; n=30 Home Office (auch zeitweise, z. B. 1-2 x pro Woche oder pro
Monat); n=134
An
ga
be
in
%
Nach welchem Arbeitszeitmodell arbeiten Sie zurzeit?
Mehrfachantworten möglich
10
Ergebnisse FOM-Arbeitszeitumfrage 2010
22,7
29,9
20,1
11,4 15,9
,0
20,0
40,0
60,0
80,0
100,0
1 sehr großes Interesse
2 3 4 5 keinerlei Interesse
An
ga
be
in
%
Interesse an Arbeitszeitmodell: Vertrauensarbeit
n=1274
11
Ergebnisse FOM-Arbeitszeitumfrage 2010
2,6
14,8
29,8 33,2
19,6
,0
20,0
40,0
60,0
80,0
100,0
1 sehr selten 2 3 4 5 sehr oft
An
ga
be
in
%
Wie häufig stehen Sie wegen Terminvorgaben unter Zeitdruck?
n=1335
12
Ergebnisse FOM-Arbeitszeitumfrage 2010
• es werden verschiedene
Arbeitsblöcke mit festen
Anfangs- und Endzeiten
gebildet
• die einzelnen Arbeits-
blöcke können eine unter-
schiedliche Länge haben
und sich überschneiden
Versetzte Arbeitszeiten
13
Versetzte Arbeitszeiten
• die Dauer und Lage der
Arbeitsblöcke richtet sich
nach dem jeweiligen
Personalbedarf zu
bestimmten Zeitpunkten 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Dienste/Dienstgruppe
n
Teilzeitkräfte
A
Aushilfskräfte
Vollzeitkräfte B
C
D
E
F
Betrieb
s-zeiten
(in h)
Service- /
Betriebszeit
Vollzeitkräfte
Vollzeitkräfte
Teilzeitkräfte
• gute Kombinations-
möglichkeiten mit Teilzeit-
und Aushilfskräften
• Statt einer Kernzeit (wie im Gleitzeitmodell) wird eine betriebliche
Funktionszeit vereinbart. Während dieser Zeit müssen die Bereiche
funktionsfähig sein
8:00 – 17:30 Uhr
Funktionszeit
• im Mittelpunkt steht die Ergebnisorientierung, nicht eine reine
Anwesenheit
• Beschäftigte können entsprechend der betrieblichen Belange die
Lage ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen und sie in Absprache
mit dem Team eigenverantwortlich verteilen
• interne und externe Ansprechbarkeit muss durch das Team gewähr-
leistet sein
Funktionszeiten
14
Quelle: nomos
Vertrauensarbeitszeit
Ergebnisorientiertes, hochflexibles Arbeitszeitmodell
Eigenverantwortliche Verteilung der Arbeitszeit durch die Beschäftigten
Arbeitszeitnachweise (§16 Abs. 2) ArbZG können auf ein Mindestmaß reduziert werden
Arbeitszeitnachweis wird an die Beschäftigten delegiert
Es zählt vor allem die Arbeitsleistung, nicht die reine Anwesenheit
Keine einheitliche Definition
15
Regelungen eines flexiblen
Arbeitszeitmodells
1. Arbeitszeitrahmen
2. Arbeitszeitkonto
3. Ausgleichszeitraum
4. Individuelle Zeitspielräume
5. Regelungen der Mehrarbeit
6. Beschäftigungsfähigkeit
7. Zielvereinbarungen
8. Flankierende Maßnahmen
16
Hermann Schwerter Iserlohn
Versand mit Funktionszeiten Arbeitszeit-Rahmen:
- Montag - Freitag
- von 6:00 - 17:00 Uhr
Grobe Arbeitsziele:
- Aufträge termingerecht erledigen
- mindestens 4 MA erforderlich
17
Hermann Schwerter Iserlohn
Zeitgrößen:
- Es können 50 Plus- und
Minusstunden vor- oder
nachgearbeitet werden.
- Verstetigte Entlohnung
- Gruppeninterne Absprachen
- Flankierende Maßnahmen
(Nachmittags-Kindergarten)
18
1. Kaufmännischer Bereich
7:30 - 8:00 Uhr 16:00 - 18:00 (Fr 16:00) Uhr
2. Vorstufe: Montage, Satz
6:00 - 7:30 Uhr 17:30 (Fr 16:00) Uhr
3. Indigo, Druck + Weiterverarbeitung
6:00 - 7:30 Uhr 17:30 - 22:00 Uhr
1. Während der Funktionszeiten sind so viele Mitarbeiter tätig, dass die Bereiche funktionsfähig sind und die anstehenden Arbeiten oder Aufträge termingerecht erledigt werden. 2. Die tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten werden durch persönlich ausgefüllte Arbeitszeitformulare verwaltet und durch die Vorgesetzten überprüft. 3. Basierend auf der vereinbarten Wochenarbeitszeit wird die Entlohnung verstetigt gezahlt.
Beispiel Druckerei
19
Ampelkonto Druckerei
Rote Phase: ab +/-51 bis +/-75 Stunden Mitarbeiter, Vorgesetzter und Geschäftsführung
analysieren gemeinsam den hohen Zeitkonto-Saldo und vereinbaren z. B. eine Freizeitentnahme oder treffen individuelle Lösungen, die zum gewünschten Zeitausgleich führen.
Gelbe Phase: ab +/- 26 bis +/-50 Stunden
der Mitarbeiter vereinbart gemeinsam mit der Gruppe und dem Vorgesetzten Maßnahmen, um sein Zeitkonto auszugleichen.
Grüne Phase: 0 bis +/-25 Stunden
der Mitarbeiter verwaltet diesen Stundenbereich eigenverantwortlich. Unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange können Zeitentnahmen nach Absprache mit den Kollegen erfolgen.
20
Einführungspyramide
21
7. Ziel
6. Test Feedback
5. Mitarbeiterversammlung, Vorstellung, Diskussion
4. Verfeinerung der Modelle
„Der Teufel steckt im Detail“
3. Entwicklung von Modellen
Alternativen diskutieren
2. Erstes Treffen der Arbeitsgruppe, Ist/Soll-Analyse, Planung, Auswahl der Testabteilung, Betriebsrat
einbeziehen
1. Gespräch mit der Geschäftsführung, Beratungsangebote, Unternehmensziele
Nach Hellert (2005)
Literaturhinweise
Arbeitszeitgesetz (2011). In: Arbeitsgesetze (78., bearbeitete Auflage), 452-465, dtv München.
Beermann, B. & Brenscheidt, F. (2008). Im Takt? – Risiken, Chancen und Gestaltung von
flexiblen Arbeitszeitmodellen (3. Aufl.). Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(Hrsg.): http://www.baua.de/cae/servlet/contentblob/697378/publicationFile/50375/A49.pdf
Hellert, U. (2009). FOM ARBEITSZEITUMFRAGE. Einschätzungen zu aktuellen
Arbeitsbedingungen. Hochschule für Oekonomie und Management.
http://www.fom.de/fileadmin/fom/img/4_fom/presse_aktuell/Downloads/FOM_fragt_nach_A
rbeitszufriedenheit.pdf
Hellert, U. (2005). Humane oder flexible Arbeitszeiten? Wirtschaftspsychologie aktuell 1/2005,
23-26.
Hellert, U. (2001). Humane Arbeitszeiten. Berlin: LIT Verlag.
Hollmann, S., Hellert, U., & Schmidt, K.-H. (2005). Anforderungen an eine zielbezogene
Selbststeuerung im Rahmen hochflexibler Arbeitszeitmodelle. In: H. A. Mieg (Hrsg.),
Wirtschaftspsychologie, Themenheft „Faktor Zeit“, 3-2005.
Sträde, K.; Hellert, U. (2011). Lebensgerechte Prävention bei der Arbeit in kleinen und
mittelständischen IT-Unternehmen. Arbeitszeitgestaltung und Maßnahmen zum
Gesundheitsmanagement - gesund arbeiten in jedem Alter. Informationsbroschüre des
Projektes „Diwa-IT“, Gesund arbeiten, gesund bleiben in der IT-Wirtschaft,
http://www.hellert.de/Dateien/Downloads/diwa_broschure_2010_v1.9_online%20(1).pdf.
22