Bauass. Dipl.-Ing. Norbert Engelhardt
Vorstand
Erftverband, Bergheim
Öffentlich rechtliche Organisation der
Wasserwirtschaft in Flussgebieten –
Zeitgemäße Form oder überkommene Strukturen?
Fragestellungen
I. Ist die ganzheitliche Wasserwirtschaft für
ein abgeschlossenes Flussgebiet überholt,
zweckmäßig oder notwendig?
II. Ist die Erledigung wasserwirtschaftlicher
Aufgaben durch öffentlich-rechtliche
Organisationen noch zeitgemäß und
wirtschaftlich?
Beispiel: Gustorfer Mühle (Grevenbroich)
Historische, wasserrechtliche Vorlagen
1335 erstmalig urkundlich erwähnt
Bannmühle der Kurkölnischen
Erzbischöfe
Mühlenzwang bis 1794
1913
2013
Anschluss- und Benutzungszwang
1158 Wasserregal (Hoheitsrecht bzgl. Wasser und seiner Nutzung)
1356 Goldene Bulle (erwähnt Wasserregale)
……….
1859 Gründung Genossenschaft für die Melioration der Erft
1899 Gründung der Emschergenossenschaft
1913 Preußisches Wassergesetz
1913 Gründung des Ruhrverbands und des Lippeverbands
1927 Gründung der LINEG
1930 Gründung des Wupperverbands
1937 Reichsgesetz über Wasser und Bodenverbände
1959 Erftverband; 1990 WVER; 1992 Aggerverband (Sondergesetze)
Historie Wasserrecht und Wassergesetze
Konkurrierende wasserwirtschaftliche
Nutzungen und Interessen
Trinkwasser-
versorgung
Energie-
versorgung
Siedlungs-
gebiete Land-
wirtschaft Abwasserreinigung
Feucht-
biotope Erholung
Einflüsse auf die Gewässergüte und Wassermenge
Braun-
kohle-
tagebau
Politische Grenzen sind bei der Erledigung wasserwirtschaftlicher
Aufgaben nur eingeschränkt zweckmäßig und wirtschaftlich.
Ganzheitliche Wasserwirtschaft ist nur in einem ausreichend
großen Flusseinzugsgebiet möglich. Sinnvoller Größenmaßstab
ist z. B. das Einzugsgebiet der Gewässer 2. Ordnung. (siehe §3 LWG NRW, Anlage 2)
Konkurrierende Wassernutzungsinteressen können wirksam und
sinnvoll nur innerhalb und für ein Flusseinzugsgebiet bewertet
und ausgeglichen werden.
Wasserwirtschaft in Flussgebieten
6 Agences de l’eau
Wasserwirtschaft in Frankreich
Artois Picardie
Seine – Normandie
Rhin – Meuse
Loire – Bretagne
Rhone Méditerranée et Corse
Adour - Garonne
Speziell wenn man mehrere Bilder übereinander stapeln muss,
bietet es sich an, den linken Bereich der „Wasserwelle“ zu nutzen,
um die Einzelbilder darzustellen.
Das erste Beispiel zeigt eine derartige Anwendung. Die
Einzelbilder werden in diesem Beispiel zeitgesteuert übereinander
gelegt.
Die Quellenangaben steht bei Bildmaterial rechts unten, bündig
mit dem rechten Bildrand ausgerichtet.
Das zweite Beispiel zeigt die Verwendung eines blauen
Textkastens, um die Beschreibung aufzunehmen.
Wasserwirtschaftsverbände
im Vereinigten Königreich (UK)
12 Wassergesellschaften
Scottish Water
Northumbrian Water
United Utilities
Yorkshire Water
Severn Trent Water
Welsh Water
Anglian Water
Wessex Water
Thames Water
Southern Water
South West Water
Nothern Ireland Water
Wasserwirtschaftsverbände
in den Niederlanden
Bildquelle: Provinz Limburg
25 Waterschappen
Bildquelle: Provinz Limburg
Belgien
Deutsch-
land
10
Rhein
Erftverband
Aachen
Wasserwirtschaftsverbände in NRW
Hoheitliche Aufgabe (Leistungen der Daseinsvorsorge)
Innovations- und Investitionsfähigkeit
Knappe öffentliche Kassen (derzeit)
Umfassende Aufgabenwahrnehmung
Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit
Verlässliche Ver- und Entsorgungssicherheit
Marktwirtschaftliche Interessen
Fähigkeit zu effizientem Handeln
Staatliches oder privates Monopol
Öffentlich-rechtliche oder private
Aufgabenwahrnehmung
Kriterienkatalog:
Privatisierung hoheitlicher Aufgaben der
Daseinsvorsorge
Siegfried Broß, Richter am Bundesverfassungsgericht (1998 – 2010),
hat es so formuliert:
„Durch Privatisierung stellt sich der Staat
…letztlich selbst.in Frage.“
„Fürsorgepflicht und Gewinnmaximierung
…schließen sich gegenseitig aus.“
„Plädoyer für einen umsichtigen Umgang
…mit hoheitlichen.Aufgaben“
Dies trifft in vollem Umfang auch auf alle wasserwirtschaftlichen
Tätigkeitsfelder zu, die nicht nur überwiegend öffentlich-rechtlicher
Natur sondern z. T. hoheitliche Aufgaben der Daseinsvorsorge
sind.
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 2006
1. Erforschung und Beobachtung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse im
Zusammenhang mit dem Braunkohlenabbau
2. Regelung des Wasserabflusses, Ausgleich der Wasserführung, Sicherung des
Hochwasserabflusses der oberirdischen Gewässer
3. Unterhaltung oberirdischer Gewässer und Anlagen; Renaturierung der Gewässer
4. Regelung des Grundwasserstandes
5. Vermeidung, Minderung, Beseitigung und Ausgleich wasserwirtschaftlicher,
nachteiliger Veränderungen (Braunkohle)
6. Sicherstellung der Wasserversorgung
7. Abwasserbeseitigung
8. Entsorgung anfallenden Abfälle
9. Vermeidung, Minderung, Beseitigung und Ausgleich nachteiliger Veränderungen des
oberirdischen Wassers (Abwasser)
10. Ermittlung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse
Ganzheitliche Wasserwirtschaft am Beispiel
der Aufgaben des Erftverbandes
Quelle: Gesetz über den Erftverband
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Wasserwirtschaft in NRW
Beispiel:
Tätigkeitsgebiet (4.300 km²)
Sicherung der Wasserversorgung
Hydrologisch-geologische Überwachung
Biotopschutz
Verbandsgebiet (1.920 km²)
Gewässerunterhaltung, -renaturierung
Hochwasserschutz
Abwasserreinigung, -transport
Klärschlammentsorgung
Interdisziplinäre Diskussion
Abwasserreinigung Gewässernutzung und
- bewirtschaftung
Grundwasserschutz
und - bewirtschaftung
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Braunkohle
Elektrizität
Kommunen
Kreise
Wasservers
Industrie
Landw.u.
Fischerei
Delegiertenversammlung 102 Pers.
Verbandsrat 15 Pers.
Arbeitnehmer Kommunen
Braunkohle
Elektrizität
Organisation der sondergesetzlichen
Wasserwirtschaftsverbände in NRW
Beispiel Erftverband
Vorstand 1 Pers.
Geschäftsstelle
5 1 1 1 5 1 1
Technisches Sicherheitsmanagement nach DWA-Norm
(Abwasser, Gewässer, Talsperren und Stauanlagen)
Qualitätsmanagement nach DIN ISO En 9001
Umweltmanagement nach DIN ISO 14001 oder EMAS
Arbeitsschutzmanagement
Labormanagement nach DIN ISO 17025
Anerkennung als Entsorgungsfachbetreib
Rating nach Basel II
Leistungsorientierte Bezahlung der Mitarbeiter
Mitarbeiter- und Vorgesetztenbewertung
Modernes Management der Verbände
Bewertung durch Kunden bzw. Mitglieder
Arbeitszeitflexibilisierung
Risiko- und Finanzmanagement
Benchmarking mit vergleichbaren Organisationen
Wirtschaftsplanung nach Handelsrecht
Nutzung betriebswirtschaftlicher Software (ERP)
Innerbetriebliches Vorschlagswesen
Internes Controlling
Familienfreundliches und behindertengerechtes Unternehmen
Modernes Management der Verbände
Emscherausbau (früher) und Emscherumbau (heute)
Entwicklung von (innovativen) Klärverfahren und Bau von Kläranlagen
Bau von Talsperren zur Wassermengenbewirtschaftung für die
Wasserversorgung, Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung
Grundwasser- und Gewässerbewirtschaftung in Bergsenkungs-
gebieten
Überregionale Abwasserbehandlung zur Steigerung der
Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit
Ausbau der Erft für die Sümpfungswasserableitung (früher) und
Umbau der Unteren Erft als naturnahes Gewässer für die Zeit nach
dem Braunkohlentagebau im Rheinischen Revier (heute)
Erfolgreiche Aufgabenerledigung der öffentlich-
rechtlichen Wasserwirtschaftsverbände
Beispiele:
Erfolgreiche Aufgabenerledigung
Beispiel: Entwicklung der Gewässergüte
2010 2000
Auswirkungen des Klimawandels
Stärkere Niederschläge, längere Trockenperioden
Auswirkungen des demographischen Wandels
Sinkende Bevölkerungszahl, regionale Abwanderung
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
Guter ökologischer und chemischer Zustand des Gewässer
Wandel gesellschaftspolitischer Interessen und Meinungen
Umweltschutz, verändertes Kosten- und Energiebewußtsein
Industrieller Strukturwandel in den Regionen
z. B. Wegfall des Steinkohlen- und Braunkohlenabbaus
Zukünftige Herausforderungen
Aufgaben und Anspruch
der Wasserwirtschaft
Integraler
Ausgleich der konkurrierenden
wasserwirtschaftlichen
Interessen
Sicherung der
Wasserversorgung Biotop
management
Hochwasserschutz,
Gewässerunterhaltung
und Bewirtschaftung Abwasserreinigung
Wasserwirtschaftliche Aufgaben dienen überwiegend der
Daseinsvorsorge.
Divergierende Wassernutzungsansprüche, Benutzungen und deren
Auswirkungen können sinnvoll und gerecht nur ohne Gewinnorien-
tierung und im Gesamtblick auf ein ausreichend großes Flussgebiet
bewertet, abgewogen und ausgeglichen werden.
Die wasserwirtschaftliche Aufgabenerledigung sollten deshalb von
demokratisch legitimierten, öffentlich-rechtlichen Organisationen
erbracht werden!
Die wasserwirtschaftliche Aufgabenerledigung in öffentlich-rechtlicher
Struktur, z. B. durch die sondergesetzlichen Wasserverbände in NRW,
hat sich seit mehr als hundert Jahren bewährt und gewährleistet eine
effiziente Flussgebietsbewirtschaftung ohne Profitdenken.
Zusammenfassung und Fazit
Wasserwirtschaftliche Aufgaben dienen überwiegend der
Daseinsvorsorge.
Divergierende Wassernutzungsansprüche, Benutzungen und deren
Auswirkungen können sinnvoll und gerecht nur ohne Gewinnorien-
tierung und im Gesamtblick auf ein ausreichend großes Flussgebiet
bewertet, abgewogen und ausgeglichen werden.
Die wasserwirtschaftliche Aufgabenerledigung sollten deshalb von
demokratisch legitimierten, öffentlich-rechtlichen Organisationen
erbracht werden!
Die wasserwirtschaftliche Aufgabenerledigung in öffentlich-rechtlicher
Struktur, z. B. durch die sondergesetzlichen Wasserverbände in NRW,
hat sich seit mehr als hundert Jahren bewährt und gewährleistet eine
effiziente Flussgebietsbewirtschaftung ohne Profitdenken.
Zusammenfassung und Fazit