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F INTERPRETATION UND EDITION DEUTSCHER TEXTE DES … · Sonderdruck aus: %r flmo

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Sonderdruck aus: %r flmo <und @.A~'NVL @ 3 C48 FbSgl~ch fur die vte- Ien. vielenl<(bnche am soduleee, KH . F INTERPRETATION UND EDITION DEUTSCHER TEXTE DES MITTELALTERS Festschrift für John Asher zum 60. Geburtstag Herausgegeben von Kathryn Smits Werner Besch . Victor ~ an~e i ERICH SCHMIDT VERLAG
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INTERPRETATION UND EDITION DEUTSCHER TEXTE DES MITTELALTERS

Festschrift für John Asher zum 60. Geburtstag

Herausgegeben von

Kathryn Smits

Werner Besch . Victor ~ a n ~ e

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ZC STEZINA~I\RS TAGEI.IF.DPARODIE J-JX KiVEHT DER I A C VENRORG'EIV

von 1<.4nr. I - I E I N Z BORCK (Hamhurg)

Die l'aro<lie, hier mit En\vr\r Ro-r ixhrr is~ als „ein liteiaiisches Werk" verstanden,

„das \.On eincm andcren Werk beliebiger Ga t tung formal-stilistische Elemente,

vielfach auch den Gegenstand übcrnimmt, das Entlehnte aber teilweise s o verändert,

daß eine Disharmonie z~vischen dcn verschiedenen Schichrcn der Nachahmung ent-

steht“', enthclirt bisher einci zusammcnfassendcn Cntersuchung ihrer deutschen

Zeugnisse, die sich PAI~L I.EHLI:\SSS wcitausgrcifendcr Darstellung der lateinischen

Parodie dcs Mittelalters zur Seitc stellen ließe.? Dabei kann als erwiesen gelten, daß d ie

Parodie spätestens im Minnesang des ausgehenden 12. und frühen 13. Jahrhunderts als

Mittel polemischer Auscinandcrsetzung wie auch zu r Erzielung komischer Effektc

1-crwendct worden ist und sich bei einer nicht ZU unterschärzcnden Anzahl von Lieder-

dichrern dcr spät- und nachstaufischen Zeit zunchmcndei Beliebtheit erfreut hat.3

Zu den Arbeiten, denen diese Einsicht zu i-erdanken ist, gchört auch de r v o n JOHS

;\. As~iirir unternommene \ 7 ~ ~ ~ ~ ~ h , U~al thers Tagelied Fr~mriflichen iac (88,9) als „eine

I F.i\i.in Roicrmund, Gcgcngesäng~. 1,yrische Parodien uom Miircini<ir bis zur Gegenwart, ausgemäiilt U. ing geleite: von E. R., München 1964 (Zitat S. 12). -- Zu dcn konrioveisen Versu- clien. den ilegriff Paiodic zu dcfinieicn, vgl. U. 2.: Alfred Liedc, Parodie, in: Renllerikon dcr dcutrcheii I.ireinrurgcscliichtc, 2. Aufl., hrsg. von Weiner tiohlschmidt und Wolfgang Mohr, i3d. IiI, Beilin 1966, S. 12- 72. im uoiliegcndcn Zusammenhang erübrigr sich eine Eriirtcmng dci rtrirtigcn Problemc ebenso wie cs übciflüssig scheint, eine stärkere, die möglichen Tendcn- zcn und Vcrfnhicns\veisen dcs Pniodicrens berücksichcigendc Eineogung des Paiodiebegiiffs ~oi%""elime".

l'aul Lchmann, ilie l'aioclie irn >fittclnltci, 2., neuhcaib. U. eig. Aufl., Sruttgari 1963. - H a n s I'iomrn, I<omik und liurnor in der 1)ichiung des dcutschcn hlirrclalreis, DVjs. 36 (1962). -521 1 3 9 (!iici S. 330).

3 ich l>egnüge mich mir <lern l~lin\veis auf einigc einschlägige Aiheiicn ühci Autoren der sog. ,Blütczcit': Tom h. Rompelmnn, Wnlrher und Wolfinrn, Kcophil. 27 (1942), 186-205; Jnn licndiik Scholic, Wolframs I.?iik, PUB 69 (1947), 109-419; Wolfgnng Mohr, \Yiolfram von Eschcnbach. (iriprini hl i ior irn. . ., in: Die dcutsclie Lyrik. Form und Gcschichtc, hrsg. von Bcnno voo \Yiesc, ild. I : Inrciprcrarionen. Vom 'ifittcialrer bis zur Pcül~iomanrik, Düsseldoif 1956, S. 75 - 89: Peiei Wnpncwaki, \Voifrnmr Walihcr,Psiodie' und die Frage der Reihenfolge scinc: 1-icde:, GRLI 39 (!9.58), 321--352; Ders., Dic 1.yiik Wolframs von Eschcnbach, München 1972, S. 156--168, 184~~194 U . 215---225; Ders., 1)ci Sänger und die Dame, in: P. W., Waz ist rninnc. Srudicn zur >lirielhochdeutschen Lyrik, 2., unreiänd. Aufl., Münchcn 1979, C. 74-108 (\Xfiedcrabdiuck aus l<upli. 60 (1966), 1-29). -Während die \V:alrhei und Wolfram iugeschricbe- ncn Pniodicn in dcn Bcrcicli lirernrischci Polemik gchöien, scheint die unter dem Samen des Kiirenliergc:~ üherlicfeirc S~ iaphe LIF 8.9 nu r auf eine komische Wirkung ai>zuiielen.

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mimisch vorgetragene Parodie" zu verstehen, ,,deren Absicht es war, die Gattung lächerlich zu machen", und auf dicsc Weise dcn seit LACHMANN immer wieder geäußer- ten Zweifeln an der Walthers unwürdigen Qualität dieses Liedes einen neuen, die scheinbaren Mängel erklärenden Bezugspunkt zu geben.* Die folgenden Zeilen stellen sich bewußt in die Nachfolge der Untersuchung Asr-IERS. Auch sie gelten einem Tage- lied, das offensichtlich nicht eincn einzelnen Autor, sondern die ganzc, in der dcut- schen Literatur des Mittelalters ungemein beliebte Gattung zum Gegenstand der Parodie macht. Mit dem Vorhaben, das dabei angewandte Verfahren in Steinmars Dreistrophcr Ein h e b / der inc iierborpen (SMS 8) detaillierter als bisher zu beschreiben, wird allerdings eine minder anspruchsvolle Aufgabe in Angriff genommen, dcnn anders als bei Walther ist der parodistische Charakter des Steinmarschen 1.iedes längst crkannt und meines Wissens von niemandem bestritten worden.5

Parodie beruht auf dcr „Veränderung des wirklichen oder fiktiven Originals. . . durch Übertreibung, Verzerrung (Karikatur), Unterschiebung, Hinzufügung oder r\us!assung, wobei sich zumcist mehrcre Änderungsverfahren miteinander verbin- den".Q~aher ist es notwendig, sich ein Bild davon zu verschaffen, W-ie sich die Gattung Tagelied zu Steinmars Lebzeiten in ihren deutschsprachigen Vertretern dargestellt hat. Dies wiederum setzt einc wenigstens annähernd zutreffende Datierung von Steinmars Liedern voraus. O b die in der Großen Heidelberger Liederhandschrift gewählte Autornennung Sttinmar einen der urkundlich bezeugten miIiter oder riues gleichen Namens meint, ist nicht festzustellen. Daß die seit V. D. HAGEN und BARTSCH übliche Identifizierung des Sängers mit Bertold Steinmar von Klingnau (urkundl. 1251-94) kaum aufrecht erhalten werden kann, hat STACKMI\NN dargelegt.' Nicht besser steht es mit KRYWALSXIS Annahme, der seit 1259 bezeugte und vor 1294 verstorbene schwäbi- sche Ritter Steinmar (111.) von Sießen-Stralegg sei der Dichter.8 Immerhin weisen beide Hypothesen in den gleichen, von der Mitre des 13. Jahrhunderts bis in dessen letztes Jahrzehnt reichenden Zeitraum. Daß die Suche nach einem historisch faßbaren Herren Steinmnr sich gerade auf die Zeit von 1250 bis etwa 1290 konzentriert, hat bcachtensu-erte Gründe. Steinmars Lyrik nimmt Anregungen auf, die er offensichtlich

"loh A. Asher, Das Tagelied Walthers von der Vogelweide. Ein parodistisches Kunstxx~eili, in: Mediaevniia lirteiniia, Festschrift für i-lelrnur de Boor, hrsg. von Ursula Hennig und Herbert Kolb, Münchcn 1971, S. 279-286 (Zirat S. 282). Vgl. auch: Ders., Das Tiaumglüct Walihcis von der Vogelweide. Zum parodistisch-erorischcn Inhnir des Liedes 94.11, in: Studien zur deutschen Literatur und Sprache des blittelalrers, Fesrschrih für Hugo Moser, hisg. von Wemer Besch U. a., Beilin 1974. S. 60-67.

5 Vgl. die in Anm. 9 genannten Aibeitcn von Bartsch, Meissnei, Neumann und Ortnei. "otermund (vgl. Anm. I), S. 12f. 7 Kari Stackmana, Herr Steinmai, Berihold, in: Die dcuische IIteratur des Mirrelaiters.

Veilasserlcnikon. hisg. von Wolfgsng Starnmlci U. Kar1 langorch, Bd. IV, Berlin 1953, Sp. 267-271. Vgl. auch: Joachim Bumkc, hiinistciialirär und Rirterdichtung, München 1976, S. 45 U. Anm. 233.

8 Dieihei Krywalsti, Unrcisuchungcn zu Leben und literarurgeschichtlichei Stellung dcs Minnesängers Stcinmar, Diss. München 1966, bes. S. 1-29.

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Ulrich von Lichtenstein (urkundl. 1227-74, Lieder e twa 1220-SO), Gottfr ied von

Neifen (urkundl. 1234-55), d e m Tannhäuser (Lieder e twa 1228-65) u n d Ulrich von Wintersretten (urkundl. 1241-80, Lieder e twa 1240-60) verdankt. Dagegen scheint Had loub (bezeugt 1302) auf Steinmar zurückiugreifen.9 S o ungenau diese relative Chronologie ist, sie gestattet doch, Steinmar mit einigem Recht de r zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuzuweisen und bei der Analyse v o n h e b t der iac verborgen die

Tagelieder seiner mutmaßlichen Zeitgenossen gleich denen aller älteren Dichter zum Vergleich heranzuziehen, u m die parodistische Verwendung zeittypischer oder ttadi- tionsbedingter Z ü g c der Ga t tung bei Steinmar i n den Blick z u beliommen.'o Z u diesem

Zweck gehe ich die Tagelicdparodie Steinmars Strophe fü r S t rophe durch u n d versu- che, das Ineinandergreifen entlehnter u n d parodistisch veränderter Stilelemente

anhand von Parallelstellcn sichtbar m machen. D ic öingangsstrophe bietet, altem Brauch folgend", eine knappe, auf das Unent-

behrliche beschränkte Skizze der epischen Ausgangssituation, de r das Tagelied seine

9 Rudolf Meissnci, Beitold Sreinmar von Klingnau und seine Lieder, Diss. Münster 1886 IRcz.: Arnold E. Beieer. ZfdPh. 20 118881. 126-1221: Alfred Neumann. Übcr das Leben und die ~, . ~ ,. , . Gedichte des Minnesängers Srcinmar, Diss. Iripig 1886; Karl Bartsch (vgl. Anm. 10). C. CXX; Max Ortnei, Uliich von Lichtenstein und Steinmar, Germ. 32 (1886), 120-125; Günrhei Weydi, Johnnnes Hadlaub, GRhI 21 (1933), 14-32; Roberr hury, Studicn zum späten Minnesang mit bes. Berücksichtigung Stcinmais und Hadlaubs, Diss. Masch. Münsici 1947; Dicihei Krywalski (ugl. Hnm. 8). S. 33-54. -Zum Daticiungsproblem vgl.: Minnesang des 13. Jahrhunderts. Aus Carl von Kraus' ,,Dcurschcn Licderdichtern" ausgewählt von Hugo Kuhn, Tübingcn 1953, S. VII. - ~~

' 0 Von dcn bei Kai1 Bansch, Die schweiierischcn Minnesängci, unveränderte Studicn- ausgabt, Fraucnfeld U. Ir ipiig 1917 (im folgenden: SMS) und Carl von Kiaus, Deutsche Lieder- dichter des 13. Jahihundcrrs, 2 Bde., Tübingen 1952-1958 (im folgenden: KLD) edierten Tagelieddichtern können demnach König Wenzel von Böhmen und Hadloub unbeiücksichrigi bleiben. Auch Güniher von dem Voiste larsc ich beiseite; rcin ohnehin untypisches Tageiied dürfte am ehesten ins späie 13. Jahrhunderr zu datiercn sein. Dagegen findcn die unter dem Namen Wissenlo überlieferten Tagelieder Berücksichiigung. weil sie zahlieichc Übereinsrim- mungcn mir der älteicn, von \Yioifiam und Waither über Orro von Botenlnubcn und den Mark- grafen von Hohenburg zu Ulrich von Lichtenstcin, dem Burggrafen (Heinrich) von Lüenz und Ulrich von Winteistetten fühiendcn Tradition aufweisen. Ebenso zichc ich die bciden im Anhang der Klcinen Heidelbeiger Liederhandschrift anonym überlieferten Tagelieder (KLD, Ud. I, S. 2561 U. 257f.) heran. Dic Datierung eines eihcbiichen Tcils der Tcaie, denen das im folgenden benutiic Vergicichsmaterial entstammr, hat als ungenau oder gar problematisch zu gelten. Soweit die ermirreiten Übereinstimmungen mehrere 1.ieder bcrieffen, wird man sie dennoch als Morivc, \Yjendungen, Daisrellungsmiriel etc. auffassen dürfen, die während der zwciren Hälfte des 13. Jahrhunderts als tinditionsbedingt und/odci gattungstypisch empfunden worden scin mögen.

Vgl. z. B.: die anonyme Alba En i<n ,)er& (Erhard Lommatzsch, Leben und Lieder der provcnialischen Troubadours, 2 Bde., Berlin 1957-1959; Bd. I, Nr. 16); Wolfram, K1.D I; Winrerrretien, KLD XI11 U. XXVIII; Namenlos, KLD S. 256. B e i den Belegen aus Wolframs Liedern vcrwcisc ich dcr Einfachheir halber auf KLD, u-eil diese Edition für einige andere Dichter ohnehin herangezogen weiden muß und die textkritisch bessere Ausgabe von Wap- newski (Anm. 3) leider eine abweichende Numerierung aufweist.

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Zr< .Stonnier,r iY~eliedporodic ,/:in hiiehf dcr lor uerborprn'

sattungsspczifische Thematik verdankt. Der Weckruf und d ie Reaktion des Paares auf ihn verdichten die schon in der einleitenden Schilderung als befristet charakterisierte Situation zur finalcn, angesichts des unausweichlichen Abschieds als flüchtig erlebten

Zeitspanne:

Ein kt,cht dcr !ßi iiirbor~cn, b i einer dirne rr iliej z q Y d e n lichten niorgti:

der hirte liiie riE/ ,wo1 <I, 1% i? dic hcrti' der cr~ihrar dir, dirm imd i r nirclie i2,cri.*2

D e r Verzicht auf die Veranschaulichung des Tagcns als eines allmählich fortschrei- tenden oder urplötzlich hereinbrechenden Naturereignisses sowie auf die Nennung einzelner Tageszeichen (niorgenrfem, Vogelsang) findet i n zahlreichen ältercn oder

zeitgenössischen Tageliedern seine Entsprechung." Steinmar ,zitierte bekannte, offensichtlich auch d e m Puhlikum geläufige Motive und Wendungen, d ie in seiner Darstel lung den Charakter von Abbreviaturen annehmen. D ie meisten der v o n ihm

verwendeten öinzelzüge lagen nachweislich in de r Tradit ion bereit:

e~erborpt (!ofgen, ~icrbolt>l b i Ii86c I&: Winterstetren: Toqqetiliihen Lot rrrboqen W licbc cin ritior juo&en,z<ot XI11 1 , I 2; B i iicbe /SC iiti ritter tor,gcnlicbi die naht bi? on dcn iai XXVIII 1,l-2; Wolfram: cin/roi<ri>c, d i r i iooqrn ot, i r uterden/riindc~ orn,i lor I 1,2-3; da? er bi Iic/>c lar den nicrhen, 1<nt~er/>or801 IV 2,2-3; I\'amcnlos S. 256: B i licbc loc ein Iiep vcrboi-

tioi? nn den Iiibtoi ini l,1 3: Kanicnios S. 257: + >ricnicn xe:nii, der bi ir lnr irr/>orc,e>i

3,2 3; Wisscnlo: dix dci />i !i,!bc lai terholn lll 2.3; Mnrnci: da er lnr b i eif,ci/rof,~vcii 11,24f.; Stcinmar: Wacr irh $6 niiniiirlicli geligin bi lieb^ touncn >i/dc» I+ 5.8-9,

(b i licbc) il* Scven: Dic nfi bi Iiibc il<(cn IV 1.1; Wissenlo: i>i der rr rlie/nd to~cqtn IV 1.3; Wolfram: dri >uos cn/il<fis dö V11 22; M F 39,21: Ich rjor iiil im f i e citili/t>i; .Wissenlo: rot> lit

ili/cn >ii< nihf nii I 3,1; da? er $6 ionpe iliej, der hell ,qenieil I1 2,9.

im? i / d m 1Atcn mo i~en ( t m ) I@ Wintcistcrren: Hi liebe Ioi ein ritier loqmliibe die nah! bi? an dcn toc XXVlll 1 , 1 2 ; Namenlos S. 256: R i iiebc loi ein litp jierborp, i<n? nti den

'2 Texr: Barrsch, SMS 8. 'VLichtenstein XXXVI U. XL; Winteistcttcn VII, XIII, XXVII, XXVIII U. XXIX; Wis-

senlo I, 11, I11 U. IV, Seven IV; Hoinberg 111; Hamie V1; Rubin XX; Piisach 11; Namenlos S. 256 U. S. 257; Singcnberg 14. -Römische Zahlen verweisen (auch im folgenden) auf KLD, arabische auf SMS. Für die in diesen beiden Editionen nicht enrhaltenen Dichter weidcn bcnutzt: Des Minnesangs Frühling, nach Kar1 Lachmann, Moiii Haupt U. Fiiedrich Vogt neu bcarb. von Cnil von Kraus, Leipzig 1940; Die Gedichte Waltheis von der Vogelweide, hrsg. von Kail Lach- rnnnn, 13. Ausgabe, neu hrsg. von Hugo Kuhn, Berlin 1965; Dci Mainci, hrsg. von Philipp Strauch, Srrnßbuig 1876; Koniad von Würzbuig, Kleinerc Dichtungcn, hisg. von Fdward Schiödei, 111: Die Klage der Kunst. Leiche, Lieder und Sprüche, 2. Aufl., Berlin 1959; Caimina Buinnn, hisg. von Alfons Hilka U. Otto Schumnnn, Kachriäge von Otto Schurnann und Bein- haid Bischoff, 2 &., Ucideibcig 1930-1970.

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U! wap UOA ~ U ~ I S ~ Z U Z ~ S ! ~ U ~ S ! ~ M I I ! I ~ J S iau!a U! i s n ps!? srrp q q s rq!B [qefii'ofi uau -ajjo~iaB remu!ais uon Jap i juea <,.ieq uai[eqaq!aq ,vnrar 'p8amisua!a' Zuninapag rap U! uauaS!aq!al pun u a a p 0 ~ rap a i ~ q d s aiapa!u j - e ~ o s a!p ur: 8unpu!g aqx[Surydsrn au!as 1aq-e 'iua!p idneqraqn suaq2psH ua%un[ uaiaier!aqraaun sap Bunuqqazag lnz sep ' a u q i r o ~ map uon i1!8 s a q q u q v „.uainapaq ,iq2auyuranea' ira!p!zap q2ne uaqauep laqe uuey ' u u - e ~ uai8!qejaq isua!pualIaH mnz 'uaSun! q2ou 'uaB!irnqiaii~r uap puaBa!mrsqg sirapunqrqz[ sap qsn8~qaSqxxds w! iu!am ~yauy .iaq usmwouaBro.~ rauiu!ais a!p 's[euosrad uaq2!lmuioyraq sap Z u n ~ a p u ~ r ~ ~ \ apuq!~x8qxnp >!p is! 'iq2em sa[a!ds u a q ~ s ~ i s ! p o ~ a d puaisuaSat) uinz sapa!laBa~ u a q q o q sap aiuamap[!iS ,uauaq~ordsaBq~eu' yeqlamroj in" ra!q 'u~iYu!paqsuo!l!p~ri 8a tnq~rnp x p si,fi

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Zw Sfeinmnri Td8cliedp~~odi~ ,Ein knehf der loi iierborgrn'

der Erwartung des Publikums angelegten Vorverständnis als Parodie zu erkennen. Die Mitteilung

Ein einthl der loc vcrborgeti, bi einer dimc er iii< un?, den liebicn n,or,en

läßt zunächst durchaus die Möglichkeit offen, daß von einem ritterlichen Mann die Rede ist, erregt dann durch die Verwendung des dem Tageliedvokabuiar fremden Wortes dirnc Erstaunen und leitet so zum Weckruf des h i m über, dessen Auftritt in der Rolle des Wächters den dörperlichen Charakter der Szenerie endgültig aufdeckt und damit auch das im Morgengrauen vereinte Paar als Baueinknecht und Dienstmagd identifiziert:

der hirte liic ric/ ,uoI q, I,?, die herti'

Von dem gerade im nachklassischen Tagelied ungemein beliebten >uol zii präludiert, mag das lax I?? des Hirten bei Steinmars Hörern die Erinnerung an jenes % /&en oder &leiten wachgerufen haben, zu dem sich der Wächter dem höfischen Liebhaber in der Stunde höchster Gefahr verpflichtet weiß.16 Hier auf die friedliche Herde bezogen, Iäßt die Mahnung, daß es nun unwiderruflich Zeit sei zum I?? I d ~ c n , das In- und Gegenein- ander der verschiedenen, zu parodistischer Wirkung vereinten Schichten deutlich hervortieten. Die SchluRzeile der ersten Strophe hält die so erzielte Einsicht in die Diskrepanz der Stilebenen im Bewußtsein, indem sie das traditionelle Motiv des Erschreckens der Dame der dirne zuordnet und deren Schatz, ungeachtet seiner bäuer- lichen Herkunft, mit der höfischen Titulierung geselle wert auszeichnet:

dci crrchroc dii< dirnc rmd ir grielle uicrt.

Auch die zweite Strophe stellt die ins dörfliche Milieu transponierte Liebesbegeg- nung Zug um Zug vor den Hintergrund jener Tageliedsituation, die nach dem Zeugnis der zu Steinmars Zeit gültigen Tradition allein der verfeinerten Erlebnisfahigkeit höfischer Menschen vorbehalten war.

Da?, rtrorl da?, niuort ET riitncn

irnd von der lhbcn unrn. er forrfc riih nilil i h e n , er non, i i on den orn. da? höi da? ob im lnr d q erroch diw rritir q/iigecn in den tot.

Die Unausweichlichkeit des Abschieds, das Nichtverweilenkönnen und das mit seiner Begründung er forste niht angedeutete Moment der Gefahr, die letzte Umarmung Liebender, die einem ungewissen Schicksal entgegensehen, als Gebärde retardierender

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%i< Steinniari Te8eiiedpaiodic ,E in bneht der lar nerhorgcti

sche Verzahnung heterogener Stilelemente verleiht auch dem drastischen Bild, das die zweite Strophe beschlieBt, seinen besonderen Charakter:

d q hw da? ob i,,, l d ~ da? erzil) dix reim <( / i@m in den te i .

Die Wörter ieheii, errehrn und kieren, erkiesen gehören zum lexikalischen Grundbe- stand des Tageliedes. iihniiches gilt vom (substantivierten) Adjektiv reine> das - gemessen am thematischen Vorwurf der Gattung - erstaunlich oft zur Chaiakterisie- iung der liebenden Frau verurendet wird.

(er-)rchcn, (er-)kicicn: Wolfram: Dei, rnorgc~~hlii M w>ohtcri ranqe crk6~ iin/roi»uc 1 1,l- 2; imd riht dith~cqcrnc >um ich eine 1 1,X; ich ribr ingr;ouwo> 11 1,3; das e r eiroih dcngriuien tor V11 2,3; Walther: titi kii<i ich ddc lioc 89,18, Idüci : ith rihr den rnorgcniiern ii/hreho, 1 3,s; ith ,iiI,t in d,mh d2K ~iio/brtig/c~tcn 11 13; Namenlos S. 257: i i roch den Iiehicn morgett 3,j; Scvcn: iih $ihr wo/ dcr

iagei lieht IV 1,6; Hornberg: d=;i8gniwe liebt ri beidc an rzhcn 111 2,6; Singcnberg: ich rihe den tnc 9.30; CB 183%: Ich ,ich den niurgemtcrrir brcboi 1,1

reine, dii< reirrr: 1.ichrenstein: von der reitien i i ie~ez geoi XI. 5.4; Winiersrcttcn: $6 ~uctke in

minneciichcn, reine >iNP XI11 1,6; da? reine >uip XXVlI 2,3; dir< uilreinc XXVIl 3,4; Wissenio: dd crirhroc doy reine niin~iic/i~bc iufp I 3,3; Diu rtinc iiic;i8~ rfrr crrrhroi 11 2,l; ditc ieirii ~iieyc in x ~ o 7" t>ua>ic IV 1,s; Hornberg: dii< reitle ri@r iuothtc o/d 111 2,s; Koniad von Würzbuig: dii, iii>ie sprach 15,27.

Als Objekt der mit ersehcn, erkieren bezeichneten Wahrnehmung erscheint irn höfi- schen Tagelied fast immer der Tag, und neben dem Wächter ist es vor allem die Frau, die seinen Anbruch ausmacht und als leidbringend erfahrt. Auch Steinmar ordnet das Stichwort e r d e n dem weiblichen Partner zu und nennt den tot, einem vor allem in der provenzalischen Alba gepflegten Brauch folgend, am Strophenschluß. Aber was der re inm hier ins Blickfeld gerät, sind nicht die leidverkündenden Zeichen des anbrechen- den Tages und gereicht der dirne auch nicht zu schier ausweglosem Kummer. Das in den jungen Tag aufstiebende höi indiziert einen Augenblick handfester Liebeserfül- lung, dessen dörperlich-dcrbe Sinnenfreude, unbelastet von jeder seelischen Erschüt- terung, allenfalls den Lehmboden der Scheune erzittern Iäßt. Das paradoxe Ereignis des itrioi<bes, in dem nach Wolframs Deutung wider alle real begründete Erwartung minne Bn eilen hos möglich wird'z, hat sich unter Steinmars Hand zum bettespii gewan- dclt, dessen Erlebnisgehalt selbst kneht und dinie auszukosten vermögen, ohne den I-iorizont der ihnen zugänglichen Erfahrung zu überschreiten. Von dieser, die Tradi- tion in Stilzitaten bewußt haltenden und zugleich durchgreifend verändernden Prä- misse geht auch d i e Schlußstrophe aus:

'8 Vcif.. Wolframs Tagelied Dcn m a r p b i i i bi >unhtoeii rangt erb**. Zur Lyrik eines Epikers, in: Fcsischrifc für Adolf Beck, hisg. von Ulrich Fülleborn U. Johannes Krogoll, fleidelberg 1979, S. 9-17. I c h greife auch im folgenden auf diese Arbeir zurück (i. T. in wörciichei Wicderho- Jung einielnei Foirnuliemngen).

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D 2 rion ii mrto~fe crlorhen, ir ilgen di2 ooqen <wo.

$8 ri,oxe hrmde rr mache* in dcmr morgcnfrzo mit ir doi; bctieipii wer inch 2a gcracte ie/iöiden me $6 eil!

Wieder sind wesentliche Details der Darstellung dem festen Bestand herkömmlicher Tageliedmotive und entnommen. Die Erwähnung der seelischen Reak- tion der Frau auf den Tagesanbruch oder von ihm ausgelöste Verhaltensweisen des Mannes kann geradezu als unverzicbtbar gelten und erfolgt nicht nur bei Steinmar in einem mit da von eingeleiteten Satz. Die Betroffenheit der Frau wird im deutschen Tagelied, anders als in Alba und Aube, gern dadurch sichtbar gemacht, daß sich ihre Augen mit Tränen füllen. Das Wort siiesc dient nicht nur oft zur näheren Kennzeich- nung der j r o i w oder ihresgesellen, sondern auch dazu, das nächtliche oder dem urioup abgerungene Miteinander der Liebenden als beglückend von der Bitternis des Ab- schieds abzuheben. Steinmars betterpilfindet bei Ulricb von Lichtenstein und mehreren jüngeren Tagelieddichtern minder drastische, aber die Anwendung der Spielmetapher als herkömmlich erweisende Entsprechungen. Daß die Liebenden einander ein Höchstmaß an jröide bedeuten und, wenn Abschied und Trennung es nicht verhin- dern, auch zu schenken vermögen, ist ein der Gattungsthcmatik inhärenter und daher in mannigfachen Variationen wiederholter Zug.

Reaktion auf den Tagcsanbmch, eingeleitet mit d2 uon: Wolfram: d2 non ii h8bcrfröiden uii L T T / ~ J I 1.4; Lichtensiein: d i von b1*opgr6i;erj2mcr iiih XI- 6,7; Wintersieiten: dY uon tnicn? iii, oti

froidr~i gor iier?ap X111 2.6; dY iion rrrchrac dirr i,i/griiiimic (dicnirinnc) XXIX 2,3. Auf das lnhairliche beschränkte Parallelen sind so häufig, daß sich Belege erübrigen.

Tiänengefüilre Augen der Frau: Wolfram: der ,ni<oien liehtii, oirgpn oiirr nnssen 1 1.5-6; ir o q i n din bcgsqsm ir beider u>anpl1 2,5-6; weindiz, erzen, i;qer/roz~>en Sti I 3,4: Ir ougcn r q d6 uii<rden hai; V11 4,l; Lichtenstein: ir ougen iber wieicn, dai; dir trchei in dik wänqrl virlcn XXXVI 5,556; Wintersietien: D e r j i ~ i w ~ n oipn wiirdeen rot, dai; ii ir licbenfriiltrde~ biirrt mit trchcn ganor bertrfc V11 3,l-3; mit trehendcn ougm XXVII 2,4.

riiti;~ (auf d a s Liebesspiel bezogen): Wolfram: doi; i h iidih dem riiqen IV 1,3; Lichrcnsrcin: din S i i ~ c n rrrid din r<o,bevnni henn ,ich $6 lieplich iiiqcn XXXVI 2,2-3; dit, ielbc i i q e iinm,<o-

SE ie beidun rict ein minnc~pil XSXVI 3,3-4; ein riesei; ipil verendrn XXXVl 6,4.

(bette-),pik 1.ichrcnstcin: &%cb difcm rpil ii i2gm XXXVI 4,1 (ferner ipil3,S sowie die eben angeführten Beiegc); ra hi<gh sich der minne 1pi1 XL 62; i'Vinteistetren: d2 rihiet /eil der n>,rnncn ~ p i l XXIX 3,9; Teschiei: froid imde ~ p i i rrgiinr d2 non iti bridcn 7,27; Koniad von Würzbuq: iwer m&ct tougcn ?einen wiben m i m ipil 30,8. betleipil außerhalb des Tageliedes: Trisran, V. 12616; Seilried Helbling 1,87.

/röidd: Wolfram: dY uon ri h8herfroide~ vil uedh I 1,4 (dazu 1.7-8); Wsbtncr, dr< riopeit da? mir mnngefröide nimt I1 2.1; d8 rnuore rr iin wefrd V11 2,4; r<rlqp ich ninie ?en/röidcn "1111 V11 4,3: I n tr6ren nie $6 gor xarrt8rte ir/röidcnj,nt V 3,3-4; M F 39,29: oui dufZcrrrt

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Zir Sfeinmorr Togcileporodie ,Ein kneht der lei uerborgcn'

nzim fröide rßmenl dir; Lichtcnstein: ivil dw hic in dirre kcmet,ii beliben, di~en 1st mit fröiden mol vertriben XI; 3.5-6; dir hiri mniinrr jröidm wznne. . . min fröidetigeb XL 7,5-7; Winrerstet- ren: de noz mu07 Ic/i an fiöidengar zJcqogen XIS1 2,6; mfn/röide irt kleit~r XXVII 3,8; fröid'e gor ucrkEre1 XXIX 3,s; Lücnz: rrhcide ich uon dinm werden I&, $6 mirde ith olirr fröidc~ blas II 3.7; Wissenlo: r ivq jröidcn ich noch icgemn, der tat h i t mich irinigcidn I11 2,U-9; Hornbeig: Zr beidcr fröide rin lrPren ivart 111 3,l

Die bereits angedeutete Vermutung, daß Steinmars Tageliedparodie gegen Ende insbesondere die rirloup-Schilderung Wolframs ins Auge faßt, scheint sich bei näherer Betrachtung der Schlußstrophe zu bestätigen. Obgleich der anbrechende Tag gebiete- risch sein Recht fordert, wird der Weckruf den Liebenden auch bei Steinmar zum Anlaß einer letzten Vereinigung. Aber das bettespil von Knecht und Dienstmagd gibt sich in allen wesentlichen Zügen als parodistische Umprägung des übernommenen Themas und seiner vorgegebenen Deutung zu erkennen. Wolfram führt das Motiv der tränengefüllten Augen in Den tnorgef~blic (I) Strophe für Strophe durch, um sinnfallig zu machen, daß erst die seelische Erschütterung angesichts des Abschieds minne i n nllen hay zum erfahrbaren Ereignis werden 1äßt:

riu der tat errchcin. iveindiz< argen, iiiexer/rormim kr<i: ii<i *i<ndetti ii d0 vlehteti ir mimnde, ir br;i<i<ii~, ir arme, ir blonkii< bei": mcih $thilfeere en tu i f c da? girellc~lf~ht oii ii CqEn, d u waeri oitrh dem gcniror.

ir beidcr liebe doch uil rorgen iruor. r iph l i~cn minne an allm box. (3,3-11)

Auch bei Steinmar werden der Frau die o u p feucht'n, aber es sind Freudentränen, die das erLachen der dirne begleiten und in der Feststellung so ruoye kunde er machen . . . mit ir doy betterpii eine ebenso einleuchtende wie banale Erklärung finden, die mit Wol- frams ri<i k~inden ri d8 ulchten ir nii<tide, ir briiifc, ir arme, ir blnnkiii bein nur den entlar- venden Wortanklang er kmde - s; hndetl gemein hat. Was beim betterpii des dörperli- chen Paarcs geschieht, liegt offen zutage und bedarf keiner Deutung, die mit einem in den Bereich der Biidkünste hinübergespielten Unsagbarkeitstopos ihre eigene Unzu- länglichkeit bekennen müßte. Der fingierten Dörperwirklicbkeit Steinmars ist keine tiefere Lebenswabrheit abzugewinnen als die Einsicht, daß die Tageliedsituation unter veränderten Bedingungen einfachen Leuten zu einem ungefährdet genossenen Sinnen- glück verhelfen kann, an dem Knecht und Dienstmagd mehr als Genüge finden:

' 9 ,sich senken, herabsinken' bezeichnet bes. das tropfende Niederfallen von Flüssigkei- ten; vgl. BMZ 22, 266-267 und 1.e~. 2,916-917. Steinmar will offenbar andeuten, daß sich die tränengefüllten Augen der dirne vergnüglich-blinzelnd schließen.

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Daß die Gegenwart des Partners höchstes Glück bedeutet, ist ein Zug, der im höfi- schen Tagelied stets unter den Aspekt der Bedrohung und des mit der Trennung herannahenden Verlusts aller /%den gestellt ist. Steinmar blendet jede ernstzuneh- mende Gefahr aus und sammelt alles Licht auf die in herkömmlicher Manier als unver- gleichlich ausgegebenen jiröidm, die dem Paar in deme niorgcn,/ruo zuteil werden. Wie im höfischen Tagelied ist das Glück der Abschicdsstundc nicht unbeeinträchtigt. Aber die entscheidende Einschränkung liegt nicht in der Flüchtigkeit des Augenblicks, in dem Sinn und Fülle des Lebens den Liebenden erfahrbar werden. Sie ist vielmehr darin zu suchen, daß eben diese Erfahrung auf die bloße Freude am betiespii zusammen- schrumpft, wenn Menschen ingernete sie machen." Mit einer Dienstmagd und ihrem zum Viehtrieb berufenen Schatz in der Rolle der Licbcnden, büßt die Tageliedsituation ihren Ausnahmecharaktcr ein und wandelt sich zur banalen Ailtagsbegebenheit, die jederzeit wiederholbar ist wie der morgendliche Weidegang der Herde.

Zu den ilutoren, auf die Steinmar offensichtlich zurückgreift, wenn er die literari- sche Tradition in ,StiizitatenC vergegenwärtigt oder durch Veränderung konstitutiver Einzelzüge zum .Gegensang' umgestaltet, gehören Wolfram von Eschenbach, ül i ich von Lichtenstein und Ulrich von Winterstetten. I m Aufbau und der Abfolge einzelner Motive kommt Steinmais Lied jenem abgeschliffenen, Bekanntes in verknappter Gestalt andeutenden Typus dcs Tageliedes nahe, den vor allem Winterstetten ver- tritt.21 Ulrich von Lichtensrein, desscn Kritik an der von den nieisiern entworfenen Zeichnung der Wächterfigur Steinmar in einem anderen Liede (SMS 5) aufnimmt und eigenständig begründet, scheint bei einigen Details Pate gestanden zu haben." Und die burleske Schilderung des betterpiir von Knecht und Magd, dic Steinmar bereits in der zweiten Strophe einsctzcn Iäßt, um ihr gebührendes Gewicht zu verleihen, wäre ohne die Deutung, die Wolfram der Abschiedsszene in seiner Darstellung des ririoi,i,er gegeben hat, kaum denkbar. Aber keiner der genannten Dichter bildet allein oder gar mit einem bestimmten Lied den Ausgangs- und Zielpunkt des parodistischen Bemü- hens. Dessen Gegenstand ist offenbar das ganze Genre, das sich solcherart in Steinmars dörperlicher Parodie für das 12. und 13. Jahrhundert als eine eminent höfische Gat- tung erweist.

2Qera i t e ,Husstnctung, Zurüstung' kann zusammenfassend die materiellen Voraussetzungen bezeichnen, die cine höfisch-cirrerliche Izbensfühmng ermöglichen. Vgl.: Gieg., V. 1496-1500 (Hartmann von Aue, Gregorius, hrsg. U. erläureri von Piiediich Neumann, Wiesbaden 1958). Menschen ingeroetc sind demnach einfache I ~ u t e , Personen niedeicr Abkunfc, Unfreie, die nicht dem Adel angehören.

21 Vgl. Lied V11, XXVII, XXVIII, XXlX und besonders XIII. Alle Tagelieder Wintersiei- rcns sind I>ieistrophcr, eine offcnbai beliebte Bauform, die auch bei Wissenlo (I, XI), Lüenz (11) und Hornberg (111) begegnet. U Vgl. bes. die bei der Anaiyse dei dritten Strophe angeNhiien Pniallelsrcllcn. - Wächteikri-

rik: Ulrich's von 1.ichrcnstein Frauendiensr, hrsg. von Reinhold Bechsrcin, Leipzig 1888, Srr. 1621-1632 U. Licd XI-.

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