Die zeichen des jüngsten tages

S. Hirzel Verlag

Die zeichen des jüngsten tagesSource: Zeitschrift für deutsches Alterthum, 1. Bd. (1841), pp. 117-126Published by: S. Hirzel VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/20649869 .

Accessed: 26/05/2014 15:04

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117

DIE ZEICHEN DES J?NGSTEN TAGES.

Aus der M?nchener hs. cod. germ. 717, pap., quart, vom j. 1347, von herrn Franz Pfeiffer mitgetheilt, der mich darauf aufmerksam macht dafs ein anderes gedieht des \2n jh., Orendel, ebenso beginnt.

HAUPT.

bt. 12* Von den f?nfzehenn zaichen vor dem

ivngsten tag.

Vil gut wil was

daz vnser herr 1Kb xp*s geborn wart, daz vns sin haiiigen lichnam gegeben wart zv vnsern digen vnd zv allen dingen. 5 Ir herren, ob iwer mut also war

daz ir so starkiv m?r

w?ltent vernemen vnd h?ren sagen von den funfzehen tagen, Swelich vrtail daz sol haben, 10 wie dise w?lt doch ze ivngst ain end haben m?ss, Ieronimus hat geschriben vnd spricht alsus. an den funfzehen tagen hebt sich ain i?mercliches clagen, wie iedl(i)cher tag bringt sin clag. 15 Das hebt an an ainem sunntag, m?ng iamerclich clage. so verwandeint sich div wazer div bi ainander sint:

4. ze unserm gedingen? 17. 18. maoec klage jamercltcb. *o

verwandelst diu wazzer sich?



118 DIE ZEICHEN DES J?NGSTEN TAGES.

div vervliesent, daz mer verswindet. 20 Bi ainer clainen wil h?rt man es vber hvndert mil

baydiv schal vnd wf vnd m?ngen gr?lichen ruf:

12b So erschriket es in siner flut. 25 An dem andern tag

so hebt es sich vber sin stat; es lat niement fber lant; es laint sich vf als ain stainwant mit gr?welichen kreften 30 obnan in den l?ften: dez widerseezet sich der stran; so m?ssent ?lliv wazer gestan. in den l?ften swebet: so furht im alles daz denn lebt. 35 die armen sunder den ist ir mut schw?r, ob es her wider vallet oder kert, daz si da von ligen tot: 40 da mit werdent si gewizigot.

an dem dritten tag so kumpt es wider zv sinem gestat. es ist kain vederlin daz so ringe muge sin, 45 der leite vf den vak vil schier es an den gr?nt g?t, bi ainer wenigen stund vil tief vf den grvnt: so hat es verlorn sin kraft 50 varb vnd sin kraft. daz ist iamer vnd not. des tages sint ?lliv wasser tod,

an dem Vierden tag inrhalb des merres gestat 55

34. ez swebet {das meer) 36. die aus den gebefsert. 39. kere (: widere) 46. der ez leite 50. es steht k'ft. eigenschaft? m?ht hier oder 51?



DIE ZEICHEN DES J?NGSTEN TAGES. 119

so m?z alles das zerg?n daz von dem wazer ist getan, baideu Aus vnd leben; es muss allesant enweg. So sterbnt vil gewiz 60

div mertier vnd die visch.

des tages alles daz zergat daz Aus oder grat bat.

An dem f?nften tag so nement div wasser ?lliv ab: 65

so gesibt man nimmerme

weder rifen noch den schnee, weder tuft noch nebel, weder taw noch regen, noch der wazer kain tail 70

div sunn ie fberschain:

gebrestent si also werd

vierzig klafter vnder die erd.

Swas disiv w?lt dennoch habet

daz wirt von wazer nimme gelabt. 75

13* An dem s?hsten tag so nement ?lliv tier ab :

so l?ffent si vil bald vs dem wilden wald

ab den hohen bergen 80

vnd vs den tiefen w?lden

Zv den l?tenin daz gevild, reht sam si nie worden wild.

Zamlich si bi den luten gant, wan si sich des wol verstand 85

daz si diser wait ehren mit iamer m?ssen l?n.

Das mag man denn wol schawen an dem wilde swin das Ydrias vnd daz Panther 90

ain tier haizet v?des vn de h

63. floze 71. daz diu 72. si gebrestent also verre?

86. kram? 91. so. das ?brige, wie unten noch einiges, ist mit

dem rande abgerifsen. das spr?de baumwollenpapier der hs. hat




an dem stat ain h?rn als ain sag; die hohen b?m schleht es a(b) als es in dem wald g?t; die hohen harn es nider schleht; 95 swenn es sich darzv naiget, den wald es nider saiget, vnd es baidenthalhen sin all bam gemain si sien groz oder klain 100 der es so vil gevellet hat daz es denn nit gekomen mag. Das tier zaichen vns den man der nit wol erwinden k?n, der von kindes bain 105 s?ndet gar vnrain, vnz er wirt z^ ainem man daz er nit erwinden kan: so gewint er liht so herten m?t das er enrucht was er tut: 110 So s?nd' der selb woleist wider den hailigen goz gayst: der muss den sin verlorn vnd dulden gotes zorn.

Ain ander tier da vor gat 115 daz tugent vnd bescheidenhait h(at) Das ist ain edels Pantier. es treit an sinem gewer die liehten siben varb die der briester an hat, 120 so er ob dem alter stat. daz bezaichent in siner gut die briester vnd die propheten, mit den wir alle S?lten genesen, ob wir in gehorsam w?lten wesen. 125

13b daz bezaichnt in siner wird die elichen wirt.

durch vielen gebrauch und durch feuchtigkeit sehr gelitten. 98. uoz ? 101. der es zu streichen? 111. ? 113. den sio ban verlorn? 118. gewer, vestimentum? fehlt nach 118 eine seile?




Sin tugent div ist rain, Es lebt nv guter wrz vnd edler gestain. daz tier waiz den wol 130

wie disiv w?lt zergan sol.

andern tiern es denn saget wie disiv wait ain end hab, wie got der groz dise walle in iamer lazen. 135 so ist der tier denn kain

weder groz noch klain, Es pisse sich vnd grimm mit ainer vraislichen stimm.

des tages alles daz zergat 140

daz tiers namen hat. An dem sibenden tag

so nimt alles gefugel ab.

ain vogel haizet fenicus:

vf ainem berg hat er hus, 145

der ist zwelf clafter hoher denn kain ander berg, der ist wit vpd lank, vnd ist ain lustiges laut.

der berg haizet gelboe. 150

dar vf so komet nimme

kain vogel ander, der sitih noch galander, weder wild noch zam, noch wib noch man, 155

noch der vogel kain

den div svnn ie vberschain, wan der vogel altersain.

Der bezeichent vns

den gewaltigen krist, 160

der vogel waiz denn wol

wie disiv wait zergan sol.

andern vogeln er es denn sagt wie disiv wait ain end hab.

129. niwan 135. dise werlt welle




So ist der vogel kain 155 weder groz noh klain, er hawe sich vnde grimm

mit ainer i?merlichen stimm, des tages alles das zergat daz veder vnd cla hat. 170

An dem ahtunden tag so nimpt w?t vnd w?ffen ab, so beginnent sich wider lazen die pal?st groz vnd die sch?nen kemnaten 175

14a die da stunden wol beraiten. die vmh?ng herlich,

mang pfheller sch?n vnd rieh, wat vnd w?ffen

beginnent sich zerlazen, 180 veh vnd Scharlach kain vrist me geweren mag,

glogspis zinrrich nimme weren wil,

gloggen vnd giezfas 185 weret nimme f?rbas.

des tages stat es l?r wates

vnd vil sch?nes ger?tes. An dem nivnden tag

so nimpt der gewalt aller ab. 190 bi ainer wenigen stund so hebent sich vier vind

mit gr?lichen kreften

obnan in den l?ften. so ist vf der vert 195 kain b?um so groz noch so hert daz er iht si so vest, er breche mit wrtz vnd auch mit este. der tag der ist sorgsam, den furhtent wib vnd man, 200 dem sin gewizet daz sagt

17C. beraten 192. winde




daz er nit gotes huld hab. fl?hent si denn die hell, daz l?t in gr?lichen wol, daz si sich verb?rgen 205 vnd bestatet wrden, daz si gn?diclichen st?rben. daz gestat in nit got: da mit werdent si gewizgot.

An dem zehenden tag, 210 als wir div buch h?ren sagen, so beginnent triben div wilden eberlin. bi ainer wenigen stund hebent sich zwen vnd sibenzig wind. 215 so ist vf der vert kain stain so groz noch so hert, wa er in der w?lt si gelegen, er muss erstieben als ain mel. die hohen berg vberal 220 mussent nider in div tal. so vervallent die b?rg die da durch vberm?t geworht wrden bi ainer wenigen stund nider in den grund. 225 der tag ist gehaizen, nim war, der starken ebenar.

An dem ainlften tag 14b so nimt daz lieht gestirn ab,

so kumpt daz firmamentum. 230 beati quorum. so m?z verwandelt werden

bay div himel vnd erden, div svnn vnd der m&n, vnd gestrinn gemain. 235 das ist kainer schlacht rat, aller diser w?lt wnn des tages mit iamer zergat.

204. gr?zlicben? 213. die wilden alben? 227. der starke 235. and din gestirne g. 236. des




An dem zwelften tag so nimpt div w?lt ?lliv ab. bi ainer wenigen stund 240 so geligent all wind. von den winden wir aten haben: so mag weder wib noch man

furbas nit me leben er muss alisant zergan. 245 so lebt kain irdischer mensch,

wan daz der haylig gaist gewalt hat, daz div sei alterain des leben hat, des tages alles daz zergat daz menschen namen hat. 250

An dem drizenden tag so erstand si all von dem grab, div greber tunt sich vf, die toten rihtnt sich darvs. div buch sagent vns m?r, 255 des tages stand all hellwiz l?r vnd daz paradys, daz schaffet krist der rieh. so kumt denn mit vollaist

iedlichen sin gayst. 260 An dem vierzehenden tag

so werdent si gef?rt ze grab, den ist kain sei in dem dritten hymel. daz gesiht m?ng frawe ir lieb 265 vnd m?ng wib iren man

den si ze lieb s?lt han. swelhiv daz nit h?t get?n, daz wirt ir des tages sorgsam. so kumpt denn dort her adam, 270 vnd gant her der ivng vnd der erst man der in dise w?lt ie gekam, vnd mit ?lliv div kint div zwischan in zwaien sint,

fehlt nach 245 eine zeile'f 248. daz 2G5. des? 271. jungest




vnd all die ie geborn wrden, 275 15a swas todes si erst?rben,

swa si sint geborn oder an dem mut verlorn t

die mussent ze reht st?n, des werdent si nit erl?n. 280

An dem f?nfzehenden tag so wartcnt si des gotes schlag, bi ainer wenigen stund ain fivr sich enzvndet

mit grulichen kreften 285 obnan in den l?ften.

daz fivr von obnan nider gat

m?ng tusent kl?fter brait. es schivzct als ain dornstral:

da mag nihtes vor best?n. 290 daz fivr erwindet nit, e es ersuch sin zil. es schivzet also werd

vierzig cl?fter in die erd. div erd wird erfivret wol, 295 vnd muss gel?ttert werden

baydiv himel vnd erd. Hie hant div funfzehen zaichen ain end.

got sinen segen vns send.

daz sol wir wizen wol 300 daz daz vor dem ivngsten tag ergan sol. so kumpt vnser herr got vnd wil vollenden sin gebot vnd wil geriht h&n. dem mag niemen widerstan. 305 swa in der mut ie hin getrug, da wirt denn iamers genug. die s?ndigen sei sint verdampnot: die m?ssent liden groz not.

ain iedlich sei vor ir hit 310 dar nach vnd si gewrk h?t.

293. also verre? fehlt nach 295 eine teile? 311. geworht



DIE ZEICHEN DES J?NGSTEN TAGES*

hat si gotes willen getan, so sol si fr?wde immer h?n:

hat si zerbrochen sin gebot, so sol si sin verdampnot. hilf vns, herr, hivt durch din v?terlich gut daz wir in disem eilend erwerben ain gut end, daz wir also erst?n daz wir din hulde h?n.

BRUCHST?CK AUS BARLAAM UND JOSAFAT.

Das nachfolgende bruckst?ck, ein unten beschnittenes

pergamentdoppelblatt in quart, von einer hand des \Zn

Jahrhunderts sehr sch?n geschrieben , befindet sich in einem

fragmentenb?ndchen, gezeichnet c. 79. c, auf der wafser kirchbibliothek zu Z?rich, es geh?rt nicht dem rudolfischen Barlaam, sondern ohne zioeifel einem andern, vielleicht

gleichzeitig entstandenen gedickte des selben inkaltes an das sick in einer kandschri? auf pergament und papier vom j. 1392 in der gr?flichen bib Ho the k zu Solms-Laubach erhalten hat von welcher der dortige bibliothecar dr Lor.

Dieffenbach in einem einen bogen starken sckriflchen, Mit

theilungen ?ber eine noch ungedruckte mittelhd. bearbei

tung d. Barl. u. Jos. u. s. w. Gie?en 1836. 8., zuerst nackrickt mit ausz?gen gab. einer schriftlichen mittheilung

Ma?manns zufolge soll diese bearbeitung von einem bi

schqf Otto herr?hren, einige tausend Zeilen mehr als Ru

dolfs gedieht enthalten und genauer nach dem lateinischen

gedichtet sein, wor?ber, so viel ich mich erinnere, Dieffen bach nichts angibt und auch ich keine bestimmtere aus

kunft geben kann, unser bruckst?ck, das fr?her als buch deckel diente, hat beim abl?sen stark gelitten, so da? eini

ge stellen unleserlich geworden sind.

Heidelberg 4 October 1840. FRANZ PFEIFFER.



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Die zeichen des jüngsten tages

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