Date post: | 18-Feb-2017 |
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Health & Medicine |
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Medizinische Erstuntersuchungen:
Das “Lippische Modell”
Dr. Patrick D. Dißmann MSc
Felix Köhring
Zentrale Flüchtlingsambulanz
1 25.11.2015 Medizinische Versorgung von Flüchtlingen
Wie alles begann ...
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TEIL 1
Einleitung
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... Ende August 2014
• Freitagabend ungefähr 22:00 Uhr
• Unterkunft in der Adenauerstraße, Detmold
• 2 Busse aus ZAB Dortmund-Unna
• ca. 100 Flüchtlinge
• 3 Flüchtlinge am Ende ihrer Kräfte
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Mitternacht in der Notaufnahme
• Anruf aus der Unterkunft Detmold
• 3 Flüchtlinge zur notfallmäßigen Versorgung
• kein Dolmetscher verfügbar
• Nach „notdürftiger“ Untersuchung:
• Junge Mutter – Kreislaufkollaps, 2 kleine Kinder
• Westafrikaner – Fieber
• Hochbetagter - Erschöpfung
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Am nächsten Morgen ...
Was war denn das ???
Passiert so etwas demnächst öfters?
Wie können wir vorsorgen?
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Stabssitzung – Versorgung der Flüchtlinge
Hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen • Niedergelassene/pensionierte Ärzte
Medizinische Eingangsuntersuchungen • Mitarbeiter des Klinikums
Notfallversorgung • Rettungsdienst des Kreises
• Zentrale Notaufnahmen der Klinikums
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Der Erlass ...
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§62 Abs 1 Satz 1 AsylVfG:
• Selbstauskunft
• Inaugenscheinnahme
• Tuberkulose-Screening
• Röntgen
• Quantiferon
• Tuberkulin
• Impfangebot
• ggf. Stuhluntersuchung
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TEIL 2
Die Erstuntersuchung
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Das Konzept ...
• Freiwillige Mitarbeiter/innen
• Außerhalb der Regelarbeitszeit
• Ambulanzräumlichkeiten
• Röntgen
• Labor
• Apotheke
• Dermatologie
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Das Aufgebot ...
• Anmeldung
• 2-3 Untersuchungsräume • jeweils Arzt/Pflege
• Geschlechtertrennung
• Raum für Blutabnahmen • Quantiferon
• Tuberkulin
• Teddys/Süßigkeiten
• Wachpersonal/Begleitpersonen/Dolmetscher
• Röntgen • 1-2 MTRA‘s
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Der Auftakt am 25.10.2014 ...
• ca. 350 Flüchtlinge aus
Detmold
• Anzahl Röntgen,
Blutentnahmen und
Hauttests ?
• Gesundheitszustand ?
• Psychische Verfassung ?
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Planung und Organisation
• Dienstplanung
• Material-Beschaffung
• Quantiferon-Monovetten
• Tuberkulin-Fläschchen
• Verbrauchsmaterialien
• Dokumentenerstellung
• Selbstauskunftsbögen
• Röntgenaufklärungen
• Laufzettel
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ZentraleFlüchtlingsambulanz,KlinikumLippeGmbH,Tel05231/72-1740,Fax-1749
ZentraleFlüchtlingsambulanz
MedizinischeEingangsuntersuchung
(gemäߧ62Abs.1Satz1AsylVfG)
Datum:___/___/______
Name:_____________________ Geb.:___/___/______ Geschlecht:M/W
Herkunft:__________________________Einrichtung:____________________________
BekannteVorerkrankungen,MedikationoderBesonderheiten:
Schwanger? ja ⃝ nein ⃝
Selbstauskunft ⃝ ß-HCG ⃝ Hz.____________
KörperlicheInaugenscheinnahme: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝
AnhaltfüransteckendeKrankheiten? nein ⃝
Tuberkulose ⃝
Läuse ⃝
Krätze ⃝
SonstigeakuteErkrankung ⃝
Temperatur ______,___°C Hz.____________
Tuberkulose-Screening: erfolgt ⃝ auswärtig ⃝
angeordnet durchgeführt
Röntgen ⃝ ⃝
Quantiferon ⃝ ⃝
Tuberkulin ⃝ ⃝ Hz.____________
Prozedere/Behandlung:
keineBehandlungnotwendig ⃝
VorstellungbeimLagerarzt ⃝
VorstellunginderNotaufnahme ⃝
VorstellungbeimFacharzt ⃝
Rezeptfür_________________________mitgegeben ⃝ Hz.____________
Debriefing !
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Die weiteren Schritte ...
• Erstellung von Freiwilligen-Dienstplänen
• Einrichtung von mobilen Materialwägen
• Einrichtung einer mobilen EDV-Einheit
• Vorhaltung von Lagerkapazitäten
• Materialnachbestellungen
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... und nebenher !
Außerhalb der Erstuntersuchungszeiten:
• Ablesen von „Tuberkulin“-Ergebnissen
• Auswertung der „Quantiferon“-Befunde
• Durchsicht der Laufzettel und Röntgenbefunde
• Erstellung von Untersuchungs-Zertifikaten
• Planung des weiteren Prozedere
• Tuberkulose-Verdacht
• Abnorme Befunde
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Tipps & Tricks
• Dienstpläne weit im Voraus planen
• Abendliche Nachmeldungen vermeiden
• Blutabnahmen und Röntgen vorher planen
• Lieferengpässe für „Tuberkulin“ bedenken
• Gute Kommunikation im Team
• Enger Kontakt mit den Einrichtungen
• Ansprechpartner bestimmen und kommunizieren
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Ein wesentlicher Erfolgsfaktor …
Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund:
• Kulturelles Verständnis
• Fremdsprachliche Ressource
• Hohe Eigenmotivation
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TEIL 3
Zahlen, Daten, Fakten
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Die Fakten ...
• seit Oktober 2014
• 41 Untersuchungstermine
• zunächst monatlich
• ab Feb. 2015 wöchentlich
• 250-300 Flüchtlinge/Termin
• bis zu 14 Mitarbeiter/Termin
• 2½ - 3 Stunden Dauer
• 6-8 Std. Vor-/Nachbereitung
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Wir betreuen ...
• Zentrale Unterbringungseinrichtungen:
• Detmold
• Oerlinghausen
• Schloß Holte-Stukenbrock
• Notunterkünfte:
• Lemgo
• Horn-Bad Meinberg
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86%
4%
3%
1% 6%
Betreute Einrichtungen Detmold Oerlinghausen Lemgo Horn-Bad Meinberg Stukenbrock
Unsere Flüchtlinge ...
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Anmeldungen Untersuchungen Auslastung Alter Männer Frauen
7566 6639 87.2% 24 70.9% 29.1%
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0
200
400
600
800
1000
1200
1400
Monatliche Untersuchungszahlen
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0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
An
teil
in
%
Untersuchungsdatum
Herkunftsregionen
Ehemalige Sowjetunion
Mittlerer Osten
Nordafrika
Westafrika
Fernost
Balkanstaaten
Islamischer Staat
Unsere Leistungen ...
Röntgen-Thorax Interferon-γ Mendel-Mantoux
3113 869 755
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0
100
200
300
400
500
600
Erkrankungen Abnormales TB-Screening Krätze Läuse
Auffällige Untersuchungsbefunde
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0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
12,0
14,0
16,0
18,0
20,0
Auffällige Untersuchungsbefunde (%)
Läuse
Krätze
Abnormales TB-Screening
Erkrankungen
TEIL 4
Die Flüchtlingsambulanz
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Turmbau zu Babel ...
Flüchtlingsambulanz
• „Kompetenz-Zentrum“
• Eigene Räumlichkeiten
• Feste Strukturen
• Klare Prozessabläufe
• Geregelte Zuständigkeiten
• Integrativer Versorgungsansatz
• Positiver Beitrag für Gesellschaft
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Die Räumlichkeiten ...
Anforderungen und Erfahrungen:
• Kurze Anfahrtswege für Busse/Taxis
• Kurze und klare Wegeführung zum Röntgen
• Großzügige und familienfreundliche Räume
• Sitzplätze vor den Untersuchungsräumen
• „Sammelbereich“ vor der Ambulanz
• Kreuzen von Wegen vermeiden
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Technische Ausstattung
• Zentrale Anmeldung mit Büro
• Drei große Untersuchungsräume
• Computerarbeitsplatz und Telefonanschluss
• Untersuchungsliege
• Verbrauchsmaterialien
• Kinderuntersuchungsraum
• wie oben
• Materialien zur Blutprobenentnahme
• Tuberkulin-Testbestecke
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Die Zukunft ... (ab 2016)
Mehrmals wöchentlich Untersuchungstermine
• Durchführung von Erstuntersuchungen
• Abklärung von auffälligen Screening-Befunden
• Medizinische Beratung von Einrichtungen
• Flüchtlingsambulanz-Hotline
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... und am Ende ?
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Klinikum Lippe GmbH | Röntgenstraße 18 | 32756 Detmold Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen
Hochschule Hannover
Sparkasse Detmold Konto 299 | BLZ 476 501 30 | IBAN: DE 02 4765 0130 0000 0002 99 | SWIFT-BIC: WELADE3LXXX
Sparkasse Lemgo Konto 190 | BLZ 482 501 10 | IBAN: DE 96 4825 0110 0000 0001 90 | SWIFT-BIC: WELADE1LEM
Flüchtlingsambulanz
Chefarzt Dr. med. Patrick D. Dißmann MSc PgD FRCEM FFSEM FEBEM
Klinikum Lippe GmbH Röntgenstraße 18 32756 Detmold
Telefon 05231 72-1740 Telefax 05231 72-1749 Email patrick.dissmann
@klinikum-lippe.de
www.klinikum-lippe.de
Klinikum Lippe GmbH Hauptgeschäftsführer: Ingo Breitmeier
Medizinischer Geschäftsführer: Dr. Helmut Middeke Aufsichtsratsvorsitzender:
Landrat Dr. Axel Lehmann Sitz der Gesellschaft: Detmold Registergericht Lemgo
HRB 4066
Bezirksregierung Arnsberg
Dezernat 20 Seibertzstr. 1 59821 Arnsberg
Medizinische Eingangsuntersuchung für Ausländerinnen und Ausländer
Hiermit wird bestätigt, dass
Nachname: ABED
Vorname: Nour geboren am: 28.01.1983 Herkunftsland: Syrien Wohnhaft: Zentrale Unterbringungseinrichtung Detmold, Adenauerstraße
2-4, 32756 Detmold
sich im Klinikum Lippe, Röntgenstraße 18, 32756 Detmold einer Eingangsuntersu-
chung gemäß §62 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG unterzogen hat.
Hierbei wurden nach erfolgter Selbstauskunft, körperlicher Inaugenscheinnahme
unter anderem folgende Erkrankungen festgestellt:
Probleme mit intrauteriner Spirale?, frauenärztliche Kontrolle empfohlen Die Durchführung eines Tuberkulosescreenings mittels:
Röntgen
ergab:
keinen Hinweis auf Tuberkulose
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Patrick D. Dißmann Chefarzt – Zentrale Notaufnahmen KLG
Ihre Nachricht vom Ihr Zeichen Unser Zeichen Datum
AsylVfG/ZNA 19.11.2015
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Vielen Dank für Ihr Interesse!
Zentrale Flüchtlingsambulanz Tel. 05231 / 72-1470, Fax -1749
Ein Unternehmen im Konzern Kreis Lippe 25.11.2015