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Das Dorf Preußlitz an der Fuhne, OT von Bernburg …...Das Dorf Preußlitz an der Fuhne, OT von...

Date post: 11-Feb-2020
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Das Dorf Preußlitz an der Fuhne, OT von Bernburg (Saale) besitzt mit Leau und Plömnitz zwei Gemeindeteile Das Preußlitzer Land wurde von Mitte des 19. Jh. bis 1925 durch den Braunkohlenbergbau im Tagebau verändert. Die Löcher bilden heute Seen und Teiche, laden zum Baden und Angeln ein. Der Mariensee ist ein ehemaliger Tagebau. Mit der Grube Marie (um 1890 getäuft) förderte man auch Kohle unter Tage. Eine Brikettfabrik wurde errichtet und produzierte bis 1929. Geschichte Preußlitz ist slawischen Ursprungs, erstmals im 11. Jh. erwähnt, aber mit Sicherheit viel älter. Lange Zeit gehörte der Ort zum Nienburger Benediktiner-Kloster. In der Mitte des Ortes steht ein viereckiger Kirchenbau mit fünfseitigem Chor und quadratischem Westturm. Der Turm wurde erst 1895 ergänzt, das Kircheschiff erstmal 1291 erwähnt. Die Orte Leau und Plömnitz gehören zu Preußlitz, wobei Leau im Mittelalter zum Besitz der Familie von Krosigks gehörte, ein Lehen der Grafschaft Alsleben. Das alte Kirchlein St. Wolfgang, am Ende des 17. Jh. errichtet, steht auf den Grundmauern eines älteren Vorgängerbaus. Teile davon schmücken die Kirche wie der spitzbogige Tympanon, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfe des 14. Jh.. Plömnitz ist ein altes Industriegelände. Im der 1969er Jahren ein nicht unbedeutender Salzbergbaustandort. Bereits 1892 betrieben die Deutschen Solvay-Werke die Grube Antoinette für ihre Sodaproduktion. In Leau und im benachbarten Plömnitz wurden auf Beschluss der Jägerstabes unter Beteiligung des Ingenieurbüros Schlempp seit 1944 unter der Tarnbezeichnung "Leopard" zwei Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet für 1.000 bis 2.000 Häftlinge, dazu in Plömnitz seit Februar 1945 ein Frauenlager für 150 ungarische Jüdinnen, die für die deutschen Solvay-Werke und die Junkers-Werke schwere Zwangsarbeit verrichten mussten, die zahlreiche Opfer forderte. Von den auf dem Friedhof Begrabenen sollen nach 1945 allein 450 exhumiert und am ehemaligen Ehrenmal für die Rote Armee in Bernburg beigesetzt worden sein. Über das Außenlager Leau mit dem Plömnitzer Schacht wurde 2009 ein Buch „Und um uns die dunkle Nacht“ von Wolfgang Erbring und „Schacht Plömnitz –dunkle Schatten auf weißem Salz“ von Michael Schuster vom Verlag Michael Schuster, Bernburg, OT Baalberge herausgegeben. Beide Bücher erzählen über die Verbrechen der SS an Juden und Kriegsgefangenen, die für die deutsche Flugrüstung schuften mussten und ständig dem Tode näher als dem Leben waren. Die Gemeinde Preußlitz gehörte vom 1. Januar 2005 der Verwaltungsgemeinschaft Nienburg (Saale) an. Am 1. Januar 2010 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde in die Stadt Bernburg (Saale) eingemeindet. Geografie Preußlitz liegt 13,5 km (21 min) südöstlich vom Stadtkern Bernburg und am Flüsschen Fuhne. Koordinaten: 51°44´N, 11° 49Ó Höhe über NN: 67 m Fläche: 9,17 km² Einwohner: 709 am Tag der Eingemeindung zum 1. Jan. 2010
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Das Dorf Preußlitz an der Fuhne, OT von Bernburg (Saale) besitzt mit Leau und Plömnitz zwei Gemeindeteile Das Preußlitzer Land wurde von Mitte des 19. Jh. bis 1925 durch den Braunkohlenbergbau im Tagebau verändert. Die Löcher bilden heute Seen und Teiche, laden zum Baden und Angeln ein. Der Mariensee ist ein ehemaliger Tagebau. Mit der Grube Marie (um 1890 getäuft) förderte man auch Kohle unter Tage. Eine Brikettfabrik wurde errichtet und produzierte bis 1929.

Geschichte Preußlitz ist slawischen Ursprungs, erstmals im 11. Jh. erwähnt, aber mit Sicherheit viel älter. Lange Zeit gehörte der Ort zum Nienburger Benediktiner-Kloster. In der Mitte des Ortes steht ein viereckiger Kirchenbau mit fünfseitigem Chor und quadratischem Westturm. Der Turm wurde erst 1895 ergänzt, das Kircheschiff erstmal 1291 erwähnt. Die Orte Leau und Plömnitz gehören zu Preußlitz, wobei Leau im Mittelalter zum Besitz der Familie von Krosigks gehörte, ein Lehen der Grafschaft Alsleben. Das alte Kirchlein St. Wolfgang, am Ende des 17. Jh. errichtet, steht auf den Grundmauern eines älteren Vorgängerbaus. Teile davon schmücken die Kirche wie der spitzbogige Tympanon, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfe des 14. Jh.. Plömnitz ist ein altes Industriegelände. Im der 1969er Jahren ein nicht unbedeutender Salzbergbaustandort. Bereits 1892 betrieben die Deutschen Solvay-Werke die Grube Antoinette für ihre Sodaproduktion. In Leau und im benachbarten Plömnitz wurden auf Beschluss der Jägerstabes unter Beteiligung des Ingenieurbüros Schlempp seit 1944 unter der Tarnbezeichnung "Leopard" zwei Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet für 1.000 bis 2.000 Häftlinge, dazu in Plömnitz seit Februar 1945 ein Frauenlager für 150 ungarische Jüdinnen, die für die deutschen Solvay-Werke und die Junkers-Werke schwere Zwangsarbeit verrichten mussten, die zahlreiche Opfer forderte. Von den auf dem Friedhof Begrabenen sollen nach 1945 allein 450 exhumiert und am ehemaligen Ehrenmal für die Rote Armee in Bernburg beigesetzt worden sein. Über das Außenlager Leau mit dem Plömnitzer Schacht wurde 2009 ein Buch „Und um uns die dunkle Nacht“ von Wolfgang Erbring und „Schacht Plömnitz –dunkle Schatten auf weißem Salz“ von Michael Schuster vom Verlag Michael Schuster, Bernburg, OT Baalberge herausgegeben. Beide Bücher erzählen über die Verbrechen der SS an Juden und Kriegsgefangenen, die für die deutsche Flugrüstung schuften mussten und ständig dem Tode näher als dem Leben waren. Die Gemeinde Preußlitz gehörte vom 1. Januar 2005 der Verwaltungsgemeinschaft Nienburg (Saale) an. Am 1. Januar 2010 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde in die Stadt Bernburg (Saale) eingemeindet.

Geografie Preußlitz liegt 13,5 km (21 min) südöstlich vom Stadtkern Bernburg und am Flüsschen Fuhne. Koordinaten: 51°44´N, 11° 49Ó Höhe über NN: 67 m Fläche: 9,17 km² Einwohner: 709 am Tag der Eingemeindung zum 1. Jan. 2010

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Kultur und Sehenswürdigkeiten, Bauwerke die Gedenkstätte auf dem Leauer Friedhof (ehemaliges KZ-Außenlager Leopard des KZ Buchenwald - auch unter Codename: „Leau“ bekannt). Sehenswert ist die alte Dorfkirche in Leau St. Wolfgang.

Durch den Ort führt der regionale Fuhneradweg der nach Bernburg zur Saale bzw. zur Mulde bei Ranguhn führt. Eine Besonderheit ist die Bifurkation der Fuhne. Sie fließt in zwei Richtungen.

Vereine Anglerverein Preußlitz e.V., Karsten Lehwalter, Preußlitzer Hauptstraße 26, 06406 Bernburg, OT Preußlitz, Tel. 034 72 2 Preußlitzer Heimatverein e.V., Gerd Kammholz, Preußlitzer Hauptstraße 13, 06406 Bernburg, OT Preußlitz, Tel. 034 72 2 21 37 6 Preußlitzer Schützenverein e.V., Eckbert Ebert, Cörmigker Straße 12, 06406 Bernburg, OT Preußlitz, Tel. 034 72 2 21 60 9 TSV Preußlitz e.V., Werner Hussak, An der Alten Schule 2, 06406 Bernburg, OT Preußlitz, Tel. 034 72 2 21 28 7

Wirtschaft und Infrastruktur Dachdecker – Meisterbetrieb F. Renneberg, 06408 Preußlitz, Querstraße 5 Autohaus Lehwalter, 06408 Preußlitz Hauptstraße 26 Kosmetik & Make up, Pediküre & Maniküre, Anja Hartkopf, Plömnitzer Str. 9 Zaunbaumaterialien & Baumschulprodukte, Herbert Schwärzel, 06408 Preußlitz/Leau, Am Lindenplatz 6

Verkehr Nördlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 185 - Bernburg (Saale)–Köthen (Anhalt). Die Bundesautobahn 14, die von Halle (Saale) nach Magdeburg führt, liegt südlich von Preußlitz. Durch Preußlitz führen die Radweg: Fuhneradweg, Lutherweg, D –Route 3 und der Europaradweg R1.

Persönlichkeiten Emil Riebeck (* 1853 in Leau), deutscher Ethnologe, Mineraloge, Naturforscher und Sammler Denkmale GUTSHOF (Krügersches Gut); nordöstlich der Kirche gelegener Gutshof mit überaus repräsentativem neubarockem Gutshaus, errichtet 1906; das Gutshaus mit seiner aufwendigen Putzfassade dem Platz Am Denkmal zugewandt, großzügige Erdgeschossdiele mit bemerkenswert qualitätvoller Treppenanlage der Erbauungszeit, heute Sitz der Verwaltungsgemeinschaft; Vorgelagen Gartenanlage und Auffahrt, Einfriedung zum Platz mit massiven Pfeilern und schmiedeeisernen Zaunfeldern; die Einfriedung der ausgedehnten Hofanlage weitgehend erhalten; an der Westseite des Hofs ein zum Gut gehöriges Wohnhaus

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(Verwalterhaus?), Massivbau mit Fachwerkobergeschoss und hofseitigern Treppenhausturm, daran anschließend eingeschossiges Wirtschaftsgebäude

KIRCHE; Saal bau mit polygonalem Chor und eingezogenem Westturm mit steilem Pyramidendach auf einer Erhebung in der Ortsmitte; der Neubau unter Einbeziehung von Teilen des 1681 erbauten Vorgängers 1864 begonnen, der Chor 1893, der weithin sichtbare, Ortsbild prägende Turm 1895 vollendet; am Turm aufwendiges neuromanisches Stufenportal mit Taustab und Kelchknospenkapitellen; auf dem durch eine kräftige Bruchsteinmauer eingefriedeten Friedhof eine ungewöhnliche Vielzahl qualitätvoller barocker Grabsteine und Urnengrabmäler des 19. Jh., außerdem die Grabstätten der Gutsbesitzer Nette und Heinrich Victor Meyer (1866-1924)

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KRIEGERDENKMAL; durch die Gemeinde Preußlitz östlich der Kirche errichtetes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges

Preußlitz - Leau KIRCHE ST. WOLFGANG; die am östlichen Ortsrand gelegene, im Kern romanische Dorfkirche 1691 und 1892 unter Erhalt des Westquerturms durchgreifend überformt, Saalbau mit hohen Rundbogenfenstern und halbrunder Apsis; an der Nordseite Portal mit spitz-bogigem Tympanon vom Vorgänger, Darstellung von Auferstehung, noli me tangere und Himmelfahrt Christi in eher handwerklicher Ausführung, wohl zweite. Hälfte des 14. Jh.; östlich der Apsis Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges der Gemeinde Leau

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Preußlitz - Plömnitz KRIEGERDENKMAL; schlichte Kriegerehrung für die Gefallenen des 1. Weltkrieges der Gemeinde Plömnitz innerhalb einer kleinen, eingefriedeten Grünanlage an der Ortsdurchfahrt

Die Sage über Tänzer, die während des Gottesdienstes tanzten und zu Stein verwandelt wurden, eine Deutung des ehemaligen Großsteingrabs "Sieben Steine" bei Preußlitz Der Sonntag kam mit seiner Feierstunde, Und fromm zur Kirche rief des Küsters Lauten Und Beter nah’ten weither aus der Runde. Das Kirchlein, d’rin sie oft sich schon erbau’ten, Schloß freundlich sie in seine heil’gen Arme, Daß Manchem da die Augen überthauten. Das kranke Herz ward frei vom ird’schen Harme, Ein heil’ger Fried’ erhob’s auf Engelschwingen, Nicht fleht’s umsonst: „O, Herr, dich mein erbarme“. Horch! durch der Orgel sanfte Töne dringen Urplötzlich Klänge einer alten Fiedel Und Lärm, als wenn im Tanz die Bursche springen. Kam da in’s Land ein Mönch, ein greiser Siedel, (Wer las nicht Frömmigkeit in seinen Zügen!) Und doch ist er’s, der draußen spielt die Fiedel. O, nicht durch äußern Schein laßt Euch betrügen! Er war verstoßen aus des Klosters Mauern Ob seiner Zunge gottverfluchtem Lügen. Doch ließ sich das der Bösewicht nicht dauern,

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Nein, Rache sann er tief im schwarzen Herzen, Wie’n Eber dräut dem Waidmann mit den Hauern. Begann ob heil’gem Gottesdienst zu scherzen, (So ließ der Schwach’ vom Satan sich bethören!) Und Gottes heil’ge Diener anzuschwärzen. Auch heute möcht’ er fromme Andacht stören! Doch wie? – Er leiht sich eine alte Geige Und schnell läßt er als Virtuos sich hören. Der Zug der Beter geht schon auf die Neige, Nur noch drei Pärchen, Bursch’ und blonde Mägde, Sie schlendern kichernd nach dem Himmelreiche. „Halt, – denkt der Mönch, in dem die Höll’ sich regte - Jetzt gilt’s! recht lust’ge Stückchen will ich geigen;“ Und flugs den Fiedelbogen er bewegte. Die Pärchen steh’n und horchen, und bezeigen Gar große Lust, eh’ sie zur Kirche gehen, Sich hier zu dreh’n im leichtgeschwung’nen Reigen. Spricht da ein Bursch’: „Hör’t doch! „Gott in der Höhen Wird erst gesungen! Vor des Pfarrers Rede Ist unser Tänzchen abgemacht, geschehen.“ Da thaten denn die Mädchen auch nicht spröde Und hin im Walzer fliegen sie behende, Und keines glaubt, daß Unrecht d’rum es thäte. Und in der Kirch’ ist der Gesang am Ende. Sie tanzen noch! „Ei, nur noch fünf Minuten!“ Der Mönch geigt fort, als ob in Gluth er stände. Doch plötzlich jetzt die wilden Tänzer ruh’ten, Verstummt der Rede gottverfluchtes Lästern, Und von den Wangen fliehen schnell die Gluthen. Die Bursche rufen: „Tanzt doch, liebe Schwestern!“ Und können selbst die Füße nicht mehr heben. „Ach, – rief die Ein’ – ich schlief nicht aus von gestern!“ Und hin durch Alle zittert eis’ges Beben, Ein Schatten ist an ihnen hingegangen Und sie sind Stein und Keines mehr am Leben. Da rauscht’ die Orgel auf, die Frommen sangen: „Requiescant in pace.“ (Ungenannter.)


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