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ChrisCare-Magazin-1-2013

Date post: 07-Mar-2016
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ChrisCare ermutigt Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ihre Berufung neu zu entdecken und zu entfalten. ChrisCare trägt dazu bei, die Bedeutung des christlichen Glaubens für Medizin, Pflege und Therapie zu erkennen und in die fachliche Diskussion einzubringen. ChrisCare, ein konfessions-verbindendes Magazin für alle Berufe des Gesundheitswesens.
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Die Kraf t innerer Bil der Die Kraft innerer Bilder 1/2013 Magazin für Christen im Gesundheitswesen Die Kraft innerer Bilder ChrisCare HEIL SINNFÜLLE KRISEN ÜBERWINDEN BEWUSSTSEIN THERAPIE WEG IMAGINATION PARAMENTIK SEELSORGE GÜTE EMOTIONEN TRAUER GOTTESBILDER GEFÜHLE RATSUCHENDER ERMUTIGUNG SCHMERZ ORT DER RUHE BELASTUNG ZEIT HABEN FRIEDEN Chris Care KOMPETENT INSPIRIEREND PRAXISNAH Februar 2013 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381
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Page 1: ChrisCare-Magazin-1-2013

Die Kraf t innerer Bil derDie Kraft innerer Bilder

1/2013

M a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

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HEIL SINNFÜLLE KRISEN ÜBERWINDEN BEWUSSTSEIN THERAPIE WEG IMAGINATION PARAMENTIK SEELSORGE GÜTE EMOTIONEN TRAUER GOTTESBILDER GEFÜHLE RATSUCHENDER ERMUTIGUNG SCHMERZ

ORT DER RUHE BELASTUNG ZEIT HABEN FRIEDEN

ChrisCare

KOMPETENT

INSPIRIEREND

PRAXISNAH

Februar 2013 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) sFr. 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

Page 2: ChrisCare-Magazin-1-2013

2 INHALTSÜBERSICHT

Inhal t

S. 3

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S. 5

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S. 17

S. 18

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S. 42

S. 45

S. 46

Editorial

Kunst: Skulptur „sinnvoll“

Erfahrungsberichte zu „Kraft der inneren Bilder“

Ich hoffe auf Segen

Spuren im Sand

Blumen hinter dem Kreuz

Fortbildung zu „Begleitern in der Seelsorge“

Geistliches Wort zur Organspende

Der Herr wird ihn aufrichten

Blickpunkt

Ratgeber: Reisen im Rollstuhl

Neuer Standort für den Christlichen Gesundheitskongress

Interview: „Spiritualität“ im Gesundheitswesen

Christen im Gesundheitswesen (CiG)

Nachrichten

Leserbrief

Literaturrezensionen

Gottesbilder

Impressum

Heilung und Heil

Vergleichbares von Geburt und Tod

Termine: Tagungen, Seminare & Konferenzen

ChrisCare Geschenkabo verschenken

Glosse: Was ist eigentlich eine GLOSSE?

Herausgeberkreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare;

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin

im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG;

Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med.

Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika

Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund

freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik,

HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in

Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar

(Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin,

Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe

(Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti

(Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach),

Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl.

Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent

Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.;

Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau),

Schule für christliche Gesundheits- und Lebensberatung; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart;

Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche;

Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin

Johanniter Schwesternschaft; Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

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1/2013 CHRISCARE 5ERFAHRUNGEN

Seelsorgliche Begleitung vollzieht sich wesentlich im Gespräch. Aber sie erschöpft sich darin nicht. Denn es geht im seelsorglichen Gespräch nicht nur um die Veränderung von Gedanken, sondern um einen Prozess der Wandlung, der die psychische und leibliche Realität des Ratsuchenden prägen soll. In diesem Zusammen-hang ist es fruchtbar, die Macht der Bilder in die seelsorgliche Begleitung einzubeziehen. Das führt in den Bereich dessen, was in der Psycholo-gie als „Imagination“ bezeichnet wird.1 Im Folgenden will ich auf dem Hinter-grund meines Dienstes der Inneren Heilung drei Kontexte bedenken, in denen im seelsorglichen Gespräch die Imagination als die „Kraft der Bilder“ zum Einsatz kommt:

1. Als erster Kontext sei die Begeg-nung der Ratsuchenden mit ihren Verletzungen genannt. Wenn Men-schen sich auf die Aufarbeitung ihrer Verletzungen einlassen, ist immer wieder festzustellen, dass der mit

ihnen verbundene Schmerz im Unterbewussten mehr oder weniger tief eingeschlossen ist. Ratsuchende haben dann die diffuse Erwartung, dass Folgeprobleme von Verletzungen „irgendwie weggemacht“ werden sol-len. So verständlich dieses Verlangen ist, so unrealistisch ist es häufig. Zwar muss nicht jede Verletzung bis in alle emotionale Tiefen hinein noch einmal erlebt werden – das würde trauma-tisierte Ratsuchende unnötig über-fordern oder retraumatisieren. Aber dieses Verlangen nach schneller Besei-tigung des mit Verletzungen verbunde-nen Schmerzes kann Ausdruck einer Verdrängung sein. Hier unterstützt die Anregung, prägende Ereignisse aus der Kindheit oder aus dem Lebens-abschnitt des Erwachsenenalters zu imaginieren, einen ehrlichen Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. Auf diesen Zusammenhang geht David Seamands ein; er bezieht sich in seiner Äußerung auf den Rahmen eines Gebets, in dem die Emotionen vor Gott einen ehrlichen Raum bekommen

sollen: „Dabei liegt die Betonung auf bildlicher Vergegenwärtigung, auf der Vorstellungskraft und auf einem zielge-richteten Sichzurückversetzen in eine spezifische Situation, die die schmerzli-che Erinnerung hervorgerufen hat.“2 So erinnerte sich z.B. ein Ratsuchender an eine Autopanne, die er als Zehnjähriger erlebt hat: Er war mit seiner Mutter als Fahrerin und seinem Bruder auf einer Autobahn unterwegs. Plötzlich fängt das alte Auto mitten auf der Fahrt zu qualmen an. Das Auto kommt auf dem Seitenstreifen zu stehen. Die unsichere Mutter ist so hilflos, dass sie ihre bei-den Kinder bittet, den vorbeifahrenden Wagen zuzuwinken, um Hilfe durch andere Verkehrsteilnehmer zu erhalten. Die vor Erschrecken zitternden Kinder beginnen also, den vorbeirasenden Autos zuzuwinken. Der Ratsuchende musste miterleben, wie die Fahrer der vorbeirasenden Autos ihnen als Kindern zurück gewunken haben, weil sie die Notlage nicht verstanden. Diese Situation hat die Panik der Kinder noch erhöht. In der Imagination erlebt der

Pfarrer

Dr. Gottfried

Wenzelmann ist

von der Evange-

lisch-Lutherischen

Kirche in Bayern

zum Dienst der Intensivseelsorge

im Reisedienst unter dem Dach

der Geistlichen Gemeinde-Erneu-

erung Nord freigestellt. Er bietet

zusammen mit seiner Frau Inten-

sivseelsorgegruppen, Einzelbeglei-

tung und Wochenendseminare an.

www.gge-nord.de/seelsorge

Kraft der Bilder in der seelsorg-lichen BegleitungInnere Heilung durch Imagination

Sichtweisen

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6 ERFAHRUNGEN

Ratsuchende, der sich (nicht nur in die-ser Situation) immer wieder von seiner Mutter im Stich gelassen und unge-schützt fühlte, seine lange verdrängten Gefühle noch einmal. Diese Szene war in seinem Inneren noch sehr lebendig; die Imagination half ihm, die Gefühle der Angst und der Wut seiner Mutter gegenüber im geschützten Raum noch einmal zuzulassen und auf diese Weise abfließen zu lassen und zu verabschie-den. Ein Gespräch auf rein gedankli-cher Ebene hätte ihm nicht genügend weitergeholfen. Die bildhafte Begeg-nung reichte hier in größere Tiefen und konnte so den Weg zu einer tieferen Verarbeitung öffnen.

2. Die Kraft der Bilder ist im seelsorg-lichen Gespräch zum Zweiten in ihrem Bezug zum Glauben an Jesus Christus zu sehen. Dabei kann die Fantasie der Ratsuchenden zu einem Gefäß werden, das vom Geist Gottes erfüllt und so in Dienst genommen wird. Aussagen von Evangelientexten über Jesus Christus werden aufgegriffen

und imaginativ entfaltet. So erlebt sich der Ratsuchende zusammen mit Jesus in einer biblischen Szene. Matthew und Dennis Linn geben ein Beispiel dieses bildhaften Umgangs mit biblischen Texten auf dem Hintergrund der Em-mausgeschichte (Lukas 24,13ff): „Oft geschieht die Heilung auf einer noch tieferen Ebene, wenn ich Jesus nicht nur den Körper, sondern auch die Fan-tasie überlasse. Was ich in der Fantasie durchlebe, beeinflusst mich ebenso stark, als hätte ich es wirklich erlebt. Um meine Fantasie zu aktivieren, schließe ich die Augen und überlasse mich den Sinnen. Ich sehe Christus auf dem staubigen Weg nach Emmaus: Er gleicht seinen Schritt dem meinen an und hört aufmerksam zu, wie ich ihm meine Verletzung mitteile. Ich rieche den Staub, den Schweiß, die Früh-lingsluft und die Lilien auf dem Felde. Ich spüre das warme Sonnenlicht, die spitzen Steine unter meinen Füßen, fühle Arme und Hände zusammen-stoßen, weil wir uns näher kommen, um einen Karren vorbeizulassen... Bin

ich ganz aufgegangen in dieser Szene, dann schaue ich Jesus an, sehe ihn den Staub aus den Augen wischen, so dass er mich liebend als seinen besten Freund ansehen kann. Ich schaue ihm ins Gesicht, betrachte sein sanftes Lächeln, besonders seine Augen – bis ich weiß, was er sagen möchte. Es ist leicht zu erraten, weil nur Christus, der die Liebe selbst ist, das liebste Wort für mich hat. Finde ich Zugang zu dem, was zu hören mir am nötigsten ist, dann höre ich wirklich Christus...“3 Die Brüder Linn greifen als Jesuiten mit einer solchen Annäherung an einen biblischen Text eine von Ignatius von Loyola in den Exerzitien angeregte Pra-xis auf. Auf diese bildhafte Weise wird Jesus gleichsam mit allen Sinnen auf-genommen. Er wird für den biblischen Betrachter fassbar, zugänglich.

3. Damit hängt der dritte Kontext der Macht der Bilder zusammen: Der verletzte Mensch kann sich mit seinen Verletzungen der heilenden Gegen-wart Jesu öffnen. Das oben von den

Ausschnitt aus Rembrandts „Heimkehr des verlorenen Sohnes“, State Hermitage Museum, St. Petersburg

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1/2013 CHRISCARE 7ERFAHRUNGEN

SichtweisenBrüdern Linn wiedergegebene Zitat hat folgende Fortsetzung: „Während er (sc. Jesus) die Wunde in meinem Herzen betrachtet, scheint er mir zu sagen: ‚Sieh, wie ich auch in harten Zeiten immer mit Dir gewesen bin. Ich war in allen verborgen gegenwärtig, die das Brot mit Dir brachen, die Dir beigestanden und Dich segneten, wenn Dein Herz schwer war. Mich hungert danach, bei der Eucharistie in Dich einzugehen und alles mit Dir zu betrachten, selbst wenn es scheint, als wäre ich nicht mehr da. Fürchte Dich nicht, wenn Du mit mir Gustavs Kritik ansiehst. Betrachte, was ich durchste-hen musste... Lass mich Dir in Erinne-rung rufen, wie Du an harten Zeiten gewachsen bist, damit wir zusammen dem Vater danken können. Ich möchte Dir den Arm um die Schulter legen, Dich mit Kraft erfüllen…‘“4 Dieser bildhafte Umgang mit biblischen Texten wird in der seelsorglichen Begleitung immer wieder zur heilenden Begeg-nung mit Jesus. Der Heilige Geist lässt – wann und wo Gott will – auf diesem Weg die heilende Gegenwart Jesu fassbar und erfahrbar werden.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, einen Seitenblick auf die neuere Hirnforschung zu werfen. In dem bereits erwähnten Buch von Luise Reddemann heißt es: „Inzwischen gibt es auch von Seiten der Hirnforschung Bestätigung dafür, dass Vorstellungen das Gehirn fast genauso beeinflussen und formen können wie echte Erfah-rungen… Hüther spricht als Hirnfor-scher von ‚der Macht inneren [sic!] Bilder“.“5 Wenn ein Mensch mit seinen Verletzungen sich Gottes Gegenwart öffnet, kann er vom christlichen Glau-ben her damit rechnen, dass im imagi-nativ-meditativen Umschreiten eines

biblischen Heilungstextes der leben-dige Gott durch seinen Heiligen Geist heilend und verwandelnd in die Verlet-zungen hineinwirkt. Als der Schöpfer des Menschen hat Gottes Geist allemal die Macht, von Verletzungen geprägte neuronale Bahnungen im Gehirn neu zu gestalten. Magisch würde eine solche Sicht erst dann, wenn man die Unverfügbarkeit des Wirkens Gottes in einem solchen Umgang mit biblischen Texten in Verbindung mit Verletzungen außer Acht ließe.

Freilich muss hierzu ergänzt werden, dass die heilende Wirksamkeit des Heiligen Geistes in Verletzungen hinein nicht auf einen imaginativen Umgang mit biblischen Texten begrenzt ist. Zwei weitere Möglichkeiten möchte ich hier exemplarisch erwähnen:

• Darstellungen aus der christlichen Kunst können beim meditierenden Betrachten tief greifende heilende Auswirkungen haben. Wie vielen Men-schen ist z.B. das Bild von Rembrandt zur Heimkehr des verlorenen Sohnes zu einer heilsamen Begegnung mit Jesus geworden.6

• Ich selber rege bei Ratsuchenden während des segnenden Gebetes immer wieder an, in der Vorstellung Jesus bei der Hand zu nehmen und mit ihm zusammen zum verletzten Inneren Kind zu gehen.7 Es ist sehr erstaunlich, welche heilenden inneren Bilder Menschen in ihre Verletzungen hinein erhalten. Die Zuwendung der Liebe Gottes wird unter dem seg-nenden Auflegen der Hände gerade in den Bildern, die in der empfangen-den Haltung des hörenden Betens wahrgenommenen werden, immer wieder sehr konkret. Solche Erfahrun-

1Vgl. dazu z.B. Luise Reddemann, Psycho-dynamisch imaginative Traumatherapie PITT – Das Manual, Stuttgart 2004, S. 60ff2Heilung der Erinnerungen, Marburg an der Lahn 1987, S. 24f3Beschädigtes Leben heilen. Was Gebet und Gemeinschaft helfen können, Graz, Wien, Köln 1981, S. 110f4Ebd. S. 1115A.a.O. S. 61 unter Hinweis auf das Buch von Gerald Hüther, Die Macht der inneren Bilder, Göttingen 20046Vgl. dazu die tiefe Interpretation dieses Bildes von Henri J. M. Nouwen, Nimm sein Bild in Dein Herz. Geistliche Deutung eines Gemäldes von Rembrandt. Frei-burg, Basel, Wien 19917Zur Vorstellung des so genannten "Inne-ren Kindes" vgl. z.B. Erika J. Chopich, Margaret Paul, Aussöhnung mit dem inneren Kind, Freiburg i. B. 200825

gen übersteigen die rein zwischen-menschliche dialogische Zuwendung in oft beeindruckender Weise.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entdeckung der Macht der Bilder für eine seelsorgliche Begleitung, die den Heilungsauftrags Jesu ernst nimmt, sehr wichtig und hilfreich ist. Dies gilt einerseits im Hinblick auf die Aufdeckung von verdrängten Emotionen in der imagi-nierenden Rekapitulation von verlet-zenden Situationen. Andererseits gilt dies auch im Hinblick auf die heilende Begegnung mit Jesus in der Imagi-nation von biblischen Texten oder von inneren Bildern beim hörenden und segnenden Gebet. Bilder erreichen Menschen in einer tieferen Schicht als Gedanken – so wichtig letztere für ein seelsorgliches Gespräch sind. Der christliche Glaube darf damit rechnen, dass der lebendige Gott durch seinen Heiligen Geist die Macht der Bilder in der Imagination in seinen Dienst der Heilung des Menschen nimmt.

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10 ERFAHRUNGEN

Innere Bilder waren mir von Anfang an wichtig für mein Glau-bensleben. Schon als Kind fühlte ich mich geborgen, wenn ich mir vorstellte auf Gottes Schoß zu sitzen und mich an seine Schulter anzulehnen. Als ich älter wurde, hatte ich oft das Bild im Inneren, dass ich Gott entgegen renne und mich in seine Arme werfe. Später in Krisen, gerade wegen meiner chronischen Erkrankung, machte mir ein guter Freund deutlich, dass

Gott will, dass ich ihm vertraue und in seine Arme springe. Er malte mir das Bild vor Augen, wie ich oben auf einem Baum sitze und Gott steht unten und wartet, dass ich springe, und er wird mich auf jeden Fall auffangen. Dieses Bild hat mir in Krisen sehr geholfen. Es machte mir deutlich, dass Gott mein Vater ist und immer das Beste für mich will. Es lohnte sich, ihm zu ver-trauen und zu springen, auch wenn ich ihn nicht immer verstanden

habe. Der gute Freund schenkte mir ein Poster, wo ein Kind auf dem Baum sitzt und im Begriff ist, loszu-lassen und herunterzuspringen, mit dem Bibelvers: „Ich bleibe der-selbe, so alt ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, will ich euch tragen“ (Jesaja 46,4). Ich bin nun schon öfters umgezogen und dieses Pos-ter hänge ich immer über meinem Bett auf. So habe ich es nicht nur im Inneren, sondern kann es sehen. Es macht mir Mut für die Zukunft:

Rika Stückrath,

Sozialpädagogin

und Gesund-

heitsberaterin,

Lüneburg

Ermutigt Krisen überwinden lernen

Zweites Bild, farbigEin Haus voller Menschen, sie reden miteinander, sind einander zugetan, die Stimmung ist heiter, gelassen, erwartungsvoll, freudig. Die Menschen sind festlich geklei-det, schön geschmückt. Mitten unter ihnen ein Mann, der Ehrengast, sitzt auf den Stufen einer Treppe, vertieft in ein Gespräch mit der Frau an seiner Seite. Er ist ihr zugewandt, zugeneigt, inmitten all der Men-schen ganz bei ihr, freundlich, fast liebevoll sein Blick, voller Wertschät-zung und Achtung. Das Gesicht der Frau glänzt, strahlt seine Zuge-wandtheit voller Freude wider. Ein Bild voller Wärme, Gemeinschaft, Freude und heiterer Gelassenheit.

So stelle ich mir die Situation vor, als Jesus bei Martha und Maria zu Gast war. Und ich wurde auf Exerzitien von einer Schwester eingeladen, mich hinein zu begeben in dieses Bild, Teil der Gesellschaft zu werden, die dort so fröhlich zusammen war. Ich wurde ermu-tigt, mich von Jesus einladen zu lassen. Es dauerte eine Weile. Schüchtern versteckte ich mich erst hinter einer Säule, hinter anderen Menschen, wollte weder anma-ßend noch unverschämt sein, bis ich mich nach einiger Zeit erst an seine Seite zu setzen wagte. Und das Wunderbare geschah: Ich fand heraus, dass mein Platz in DIESEM Bild genau dort war. Die Worte, die

wir in jedem Gottesdienst hören, die wir uns so oft gegenseitig zusprechen, sind wahr: Mein Platz ist an der Seite Jesu. Er selbst lädt mich ein. Wann immer ich seither dieses Bild vor meinem inneren Auge betrachte, breiten sich Ruhe, Gelassenheit und ein Gefühl von Heimat aus in mir.

Das Bild vom Anfang gehört zu meinem Leben, aber heute kann ich es betrachten, mit Wehmut, manchmal Trauer. Die tiefe Verlas-senheit aber ist fort, und wenn sich die Einsamkeit einschleichen will, dann hole ich jenes andere Bild her-vor, bei dessen Betrachtung meine Seele zur Ruhe kommt.

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1/2013 CHRISCARE 11ERFAHRUNGEN

Ich brauche keine Angst zu haben, Gott wird mich immer tragen.

Auch ein prophetisches Bild ist mir sehr wichtig geworden, gerade um in die Berufung hineinzukommen, die Gott für mich vorgesehen hat. Ich habe eine christliche Freizeit mit-gemacht, bei der es um das Thema Berufung ging. Wir sollten uns mit unserer Berufung auseinanderset-zen und ein Bild und einen Bibelvers dazu finden. Ich habe mich im Gebet leiten lassen und habe das Bild von Gott bekommen, dass er meine Fesseln, die ich durch die Krankheit spürte, löst und dass ich eines Tages anderen chronisch Kranken helfen kann und sie begleiten würde. Gott würde dies durch mich tun, wenn ich mich gebrauchen ließe. Dazu bekam ich den Bibelvers: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbroche-nen Herzen zu verbinden, zu verkün-digen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen“ (Jesaja 61,1).

Jahre später bekam ich in einer Seelsorgeschulung im hörenden Gebet von einer Mitbeterin ein ähnliches Bild und denselben Bibelvers. Das machte mir Mut und animierte mich, konkrete Schritte in meine Berufung hinein zu gehen. Und auch noch heute ermutigt mich dieses Bild immer wieder, in dieser Berufung weiterzugehen und zu glauben, dass Gott mit meiner ganzen Lebensgeschichte und auch den Krisen etwas vor hat und diese gebrauchen will, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie.

Sichtweisen

Auch bekomme ich selber innere bzw. prophetische Bilder, indem ich zu Gott bete für eine Person, vielleicht auch mit einem beson-deren Anliegen. Ich bin dann still und höre auf Gott. Manchmal gibt mir Gott ein Bild für diese Person oder einen Bibelvers oder beides. Auch Lobpreis hilft mir, von Gott Bilder zu empfangen. Ich habe dann oft erlebt, dass es die betreffende Person, für die das Bild ist, sehr

anspricht und sie ermutigt wird. Von daher kann ich nur Mut machen, sich auszustrecken nach Gottes Reden, was sich in Bildern wie auch in Worten ausdrücken kann.

So können innere Bilder für mich selbst wichtig sein, aber auch für andere Personen, für die ich bete. Innere Bilder können ermutigen in der aktuellen Situation und animie-ren, weitere Schritte zu gehen.

Man kann sich freier bewegen, wenn man weiß, dass da wer ist, der einen auffängt.

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1/2013 CHRISCARE 21GASTKOMMENTAR

Geistliches Wort zur Organspende

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,

voraussichtlich werden Sie in den nächsten Monaten ein Schreiben Ihrer Krankenkasse zum Thema Organ- und Gewebespende erhalten. Dies geht auf eine gesetzliche Neuregelung zurück, nach der jede ver-sicherte Person ab 16 Jahren über die Organspende informiert und dazu aufgefordert wird, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden. Dahinter steht die Tatsache, dass in Deutschland viel mehr Spenderorgane gebraucht als gespendet werden.

Es ist sehr verständlich, wenn Sie dieses sehr per-sönliche Thema an der Grenze zwischen Leben und Tod verunsichert und Sie sich zum Beispiel fragen: Ist die Definition des Hirntodes tragfähig? Fühlt ein hirntoter Mensch noch Schmerzen? Wie wird ein Mensch nach der Entnahme seiner Organe behandelt? Bleibt genügend Zeit und Raum, in Ruhe und Würde von einem Menschen vor der Organentnahme Abschied zu nehmen? Wie verhalten sich Patientenverfügungen und Organspende zueinander? Diese schwierigen Fragen lassen sich nicht kurz und völlig

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider,

Vorsitzender des Rates der Evangelischen

Kirche in Deutschland

„Das Leben und damit der Körper des Menschen sind ein Geschenk Gottes.“eindeutig beantworten. Daher hat der Rat der EKD dazu eine gründliche Ausarbeitung in Auftrag gegeben.

Die evangelische Kirche möchte Ihnen Mut machen, sich diesen Fragen ohne das Gefühl einer Bedrängung zu stellen und in aller Ruhe zu überlegen, ob Sie zu einer Organspende bereit sein wollen oder nicht. Sie können in Ihrer Umgebung sicherlich auch seelsorgerliche Beratung in Anspruch nehmen. Es ist gesetzlich festgeschrieben, dass jede und jeder Einzelne sich frei für oder gegen eine Organspende entscheiden oder aber diese Entscheidung einer Vertrauensperson überlassen kann.

Vielleicht kann es Ihnen helfen, folgende Gesichtspunkte zu bedenken: Nach christlichem Verständnis sind das Leben und damit der Körper des Menschen ein Geschenk Gottes. Diesen kann und darf er aus Liebe zum Nächsten und aus Solidarität mit Kranken einsetzen. Eine Entnahme von Organen verletzt nicht die Würde des Menschen und stört nicht die Ruhe der Toten. Unsere Hoffnung auf die Auferstehung bleibt davon unberührt.

Es gibt keine christliche Verpflichtung zur Organspende. Christinnen und Christen können der Organspende zustimmen; sie können aber auch ablehnen. Sie müssen sich auch gar nicht entscheiden, sondern können die Frage unbeantwortet lassen, wenn sie sich gegenwärtig nicht in der Lage zu einer Entscheidung sehen. Alle diese Optionen sind christlich verantwortbar und ethisch zu respektieren. Allerdings sollten Sie berücksichtigen: Wenn Sie sich zu Lebzeiten nicht für oder gegen eine Organ- oder Gewebespende entscheiden, verpflichtet das Gesetz Ihre Angehörigen, so zu entscheiden, wie Sie es vermut-

lich gewollte hätten. Diesen dürfte aber eine Entschei-dung noch schwerer fallen als Ihnen selbst. Insofern entlasten Sie Ihre Ange-hörigen in der schwierigen Situation des Abschiedneh-mens, wenn sie um Ihre Entscheidung wissen.

Die Freiheit des Gewissens darf nicht bedrängt und die Hilfe für den Nächsten nicht durch Besorgnisse einge-schränkt werden. Deswegen erinnern wir an die Verheißung Gottes, die angesichts des Todes eines Menschen verkündigt wird: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da“(Psalm 139,8).

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28 INTERVIEW

„Spiritualität“ im Gesundheitswesen

Spiritualitätsbegriff und der Einsatz von Spiritualität im Gesundheitswesen

Herr Dr. Schiffner, seit einigen Jahren beschäftigt sich Christen im Gesundheitswesen e.V. mit Christlicher Heilkunde. Warum ist Ihnen das Adjektiv „christ-lich“ so wichtig?

Dr. Schiffner: Seit den Anfängen der Kirche haben Christen sich in besonde-rer Weise kranken und armen Men-schen zugewandt. Sie sind dabei dem Vorbild und Auftrag Jesu Christi gefolgt und haben in ihrem Heilungsdienst die Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen praktisch umgesetzt. Das lateinische Wort „Medizin“ weist in der deutschen Übersetzung „Heilkunde“ auf diesen zentralen Zusammenhang hin: Die „Kunde vom Heil“, der Liebe Gottes zu uns Menschen, wie sie im Wirken Jesu deutlich wurde, war in der Pflege und Behandlung kranker Menschen wesentlicher Bestandteil. In der Neuzeit ist diese Verbindung vielerorts im Bewusstssein zurück-getreten – und damit die besonde-ren Chancen der Erweiterung von Pflege, Therapie und Medizin um die seelsorgerlich-geistliche Dimension. Mit der Neubenennung und zeitgemä-ßen Formulierung einer Christlichen Heilkunde möchten wir nun Impulse geben, an dem Reichtum christlich-heilender Dienste anzuknüpfen und das Zusammenwirken von modernen Gesundheitsberufen mit pastoral-seelsorgerlichen und gemeindlich-heilenden Diensten zu fördern.

In Deutschland sind über 1/3 aller Krankenhäuser in kirchlicher Trä-gerschaft. Das ist ja eine paradiesi-

sche Ausgangslage, um christliche Heilkunde zu praktizieren!

Dr. Schiffner: Ohne Zweifel haben wir in den vielen kirchlichen Ein-richtungen im Gesundheitswesen besondere Chancen! „Das christliche Menschenbild ist Grundlage und Maßstab unserer Arbeit“, heißt es in deren ausformulierten Leitbildern. Heilkunde ist hier also grundsätzlich „christlich fundiert“. Aber dies will mit Leben erfüllt sein! Neben der meist stärkeren Präsenz von Seelsorgern braucht es hierfür engagierte Chris-ten in allen Berufsgruppen.

International sind Sie, Herr Dr. Hefti einer der gut vernetzten Wissen-schaftler im Grenzbereich von Spi-ritualität und Gesundheit. Nicht nur in den USA, auch in Großbritanien, Australien und seit kurzem auch in Saudi-Arabien wächst das Inter-esse an diesem Thema. Wenn sich auch Muslime für die gesundheits-fördernde Dimension der Spiritual-tität interessieren. Spielen dann die Inhalte eigentlich keine Rolle?

Dr. Hefti: Wenn wir von Spiritualität sprechen, dann müssen wir anerken-nen, dass der Begriff, der ursprünglich aus der christlichen Glaubenstradi-tion kommt („Spiritualitas“), heute auch in anderen religiösen Kontexten gebraucht wird. So spricht man von christlicher, jüdischer, muslimischer, hinduistischer und buddhistischer Spi-ritualität. Im humanwissenschaftlichen Umfeld, z.B. in der Psychologie, geht die Entwicklung noch einen Schritt

weiter. Es etabliert sich zunehmend ein nicht-transzendenter, teilweise esoterischer Spiritualitätsbegriff. Diese Öffnung und Wandlung des Spiritu-alitätsbegriffs hat meines Erachtens zwei Seiten: Im positiven Sinne trägt sie dazu bei, die Bedeutung von Spiritualität in der Medizin wieder zu thematisieren und wissenschaftliche Wirkmodelle zu formulieren, wie ich sie in meinem Beitrag zur „Heilkraft des Glaubens“ (ChrisCare 1/2010) dargelegt habe. Im negativen Sinne „verwässert“ sie das christliche Spi-ritualitätsverständnis, das wesentlich auf die Wirkung und Innewohnung des Heiligen Geistes zurückgreift. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass auch andere religiöse Orientierun-gen, wie z.B. der muslimische Glaube, Haltungen verändert und so salutogen sein kann. Auch Lebensstilfaktoren können dabei eine Rolle spielen. Ähn-liches gilt für „mentale Techniken“, wie die Meditation oder die Mindfulness-Based-Stress-Reduction (MBSR).

Herr Dr. Schiffner, freuen Sie sich, wenn Sie in der Bahnhofsbuch-handlung immer mehr Zeitschrif-ten finden, auf denen Spiritualität drauf steht? Innen ist dann meist sehr Esoterisches zu finden.

Dr. Schiffner: Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die außerhalb und innerhalb des Gesundheitswesens die spirituelle Dimension unseres Mensch-seins erfährt. Auch sogenannte „Esoteriker“ sind auf der Suche nach Lebenserfüllung, Sinn und Transzen-denzerfahrung. Christliche Spiritualität

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1/2013 CHRISCARE 29INTERVIEW

führt weiter – in die Erfahrung einer personalen Gottesbegegnung, wie sie im Neuen Testament uns angeboten wird: „Gott kennt mich und liebt mich. Er will mein Leben heilen und führen. Ihm kann ich mich anvertrauen.“

Wenn in manchen Untersu- chungen die Wirkung eines Gebets unabhängig vom Glau-ben des Beters ist, kann man dann künftig Spiritualität als neutralen Wirkstoff einsetzen?

Dr. Schiffner: Spiritualität umfasst viel mehr als in einer wissenschaftlichen Studie messbare Parameter in Zusam-menhang mit Gebet. Das Wirken des Heiligen Geistes, des „sanctus spiri-tus“, ist grundlegend für das christliche Spiritualitätsverständnis. Und dieses lässt sich nicht „als neutraler Wirkstoff einsetzen“ – gleich wie Liebe eine unglaublich starke heilende Kraft entfal-ten kann und doch viel mehr bedeutet als ein biochemisch oder psychologisch definierbares Geschehen.

Dr. Hefti: Wenn man vom Gebet spricht, muss man klären, was man meint. Das persönliche Gebet, die Zwiesprache mit Gott, hat auf den Betenden immer eine Wirkung – sie kann entlasten, ermutigen, Emotionen „glätten“ und damit Stress reduzie-ren. Das Gebet ist in diesem Sinne ein wirkungsvolles Coping. Dabei spielt die geistliche Komponente eine untergeordnete Rolle. Nicht so beim Fürbittegebet. Dieses wird ohne das Eingreifen Gottes wenig bewirken.

Herr Dr. Schiffner, Sie haben einmal von der „Ressource Spiritualität“ gesprochen, die auch unabhängig

von der Gläubigkeit der Mitarbeiter einer Einrichtung wirksam werden könne. Wie ist das möglich?

Dr. Schiffner: Die „Ressource Spiritu-alität“ ist im Sinne einer anthropologi-schen Dimension allen Menschen zu eigen – Patienten und Mitarbeitern. Es bedarf einer Atmosphäre der persönli-chen Zuwendung und Wertschätzung, um Menschen den Zugang zu ihrer eigenen Spiritualität zu erleichtern und stützende Anregungen zu geben. Professionelle Gesundheitsförderung bezieht dies mit ein. Menschen, die selber Spiritualität als gesundheits- und lebensfördernd erfahren, haben hier in der Regel mehr Sensibilität und Authentizität, ihren Patienten diese Ressource zugänglich zu machen.

Die meisten Forschungen über die Wirksamkeit von Spiritualität werden im Bereich Palliativmedizin und in der Psychiatrie angestellt. Sehen Sie auch für andere Bereiche von Medizin und Pflege Chancen?

Dr. Schiffner: Hier gibt es sowohl über die Fragen der Medizinethik wie auch über die vielen Verzahnun-gen der Fachbereiche Chancen. Die Geriatrie – neben der Palliativmedi-zin mein täglicher Erfahrungsbereich – ist ein gutes Beispiel. Im Rahmen der Multimorbidität und des häufig nicht mehr weit entfernten Lebens-endes stellen sich täglich ethische und palliative Fragen. Darüber hin-aus gibt es auch bemerkenswerte Forschungen zur Bedeutung von Spiritualität in der Geriatrie.

Dr. Hefti: Ein weiterer Forschungs- und Arbeitsbereich, mit dem ich mich inten-

siver beschäftige, ist der Einfluss der Spiritualität auf Herzkreislauferkrankun-gen. Das Herzkreislaufsystem reagiert sensibel auf psychosoziale Einflüsse und damit auch auf spirituelle Verände-rungen. Das gilt für den Bluthochdruck genauso wie für den Herzinfarkt. Auch die Bewältigung von Herzeingriffen erfordert den Einsatz aller Ressourcen, auch der religiösen. Das Spiritual-Care-Modell findet damit auch in der Kardio-logie und anderen Kerngebieten der Medizin zunehmende Beachtung. Der praxisorientierte Leitfaden „Spiritualität in den Gesundheitsberufen“, der auf empirische Untersuchungen und kli-nische Erfahrung abstützt, kann dabei eine Hilfe sein (Koenig/Hefti 2012, Kohlhammer Verlag). Der Spiritualitäts-begriff wurde in diesem Buch bewusst offen gehalten, um so ein breiteres Fachpublikum anzusprechen und für die Thematik zu sensibilisieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Frank Fornaçon.

Dr. med.

Georg Schiffner ist

Chefarzt im Geriatrie-

zentrum und Palliativ-

bereich des katho-

lischen Krankenhauses Groß-Sand

in Hamburg und Vorsitzender von

Christen im Gesundheitswesen.

Dr. med. René Hefti

ist Chefarzt der SGM

Klinik Langenthal

und Leiter For-

schungsinstitut für

Spiritualität und Gesundheit.

Page 11: ChrisCare-Magazin-1-2013

1/2013 CHRISCARE 45

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Dabei erwartet sie Anregungen aus allen Konfessionen.“

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