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ChrisCare 2011-1

Date post: 25-Mar-2016
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Ausgabe 2011-1 von ChrisCare mit dem Titel "Besser miteinander"
48
Besser miteinander 1/2011 Besser miteinander Chris Care Magazin für Christen im Gesundheitswesen Besser miteinander Februar 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381 PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN HOFFNUNG ZUVERSICHT SEGEN CHRISTUS ALS APOTHEKER GESUNDHEITSKONGRESS LERNENDE ORGANISATIONEN WÜNSCHE US-KLINIKSEELSORGE LEBEN MIT KREBS PFLEGE SEELSORGE FÖRDERT LEBENSQUALITÄT ZUWENDUNG NATURHEILPRAXIS PATIENTEN HIOB WACHKOMA ChrisCare
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Page 1: ChrisCare 2011-1

Besser mi teinander

1/2011

Besser miteinander

ChrisCareM a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

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Februar 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN HOFFNUNG

ZUVERSICHT SEGEN CHRISTUS ALS APOTHEKER GESUNDHEITSKONGRESS

LERNENDE ORGANISATIONEN WÜNSCHE US-KLINIKSEELSORGE

LEBEN MIT KREBS PFLEGE SEELSORGE FÖRDERT LEBENSQUALITÄT

ZUWENDUNG NATURHEILPRAXIS PATIENTEN HIOB WACHKOMA

Chr

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Inhalt

Inhal t

Leserbriefe / Lyrik

Kunst: Die Krankheit des Hiob

Besser miteinander

Reportage: Gemeinsam und doch verschieden

Auf Vertrauen bauen

Spur des Segens: Das Karlsruher ZfG

Wenn Weiterbildung wirklich weiterbringt

Ein bisschen PID gibt es nicht

Mutig leben trotz „dunkler Wolke“

Seelsorger auf der Suche nach Verbündeten

Erfahrungen aus der Palliativmedizin

Gastkommentar: Marie in guten Händen

Interview: 3. Christlicher Gesundheitskongress

Fragen Sie Ihren Arzt oder...

Christen im Gesundheitswesen (CiG)

Nachrichten / Buchtipp

Tagungen, Seminare & Konferenzen

Glosse / Buchtipp

Impressum

Bibelimpuls: Wenn ich noch 15 Jahre hätte

Herausgeberkreis

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion

ChrisCare; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach

(Aumühle), Geschäftsführer CiG; Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-

Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med. Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG;

Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat

Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund freiberuflicher Hebammen

Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring

(Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland e.V.; Paul Donders

(Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar (Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen

(Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Clauda Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin, Leiterin Zentrum für Gesundheit, Therapie, Heilung;

Sr. Hildegard Faupel (Travenbrück), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe (Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender

Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti (Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut

Spiritualität & Gesundheit; Sr. M.Basina Kloos (Waldbreitbach), Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand

Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Hamburg), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren;

Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer

Albertinen-Diakoniewerk e.V.; Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf

Nussbaumer (Herisau), Schule für christlich ganzheitliche Heilverfahren; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-

Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche;

Dr. med. Claudia Schark (Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter

Schwesternschaft; Dr. phil Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

Page 3: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 3

Inhal t

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

unser Magazin feiert seinen 1. Geburtstag! Während unserer Redaktionssitzung im Januar haben wir das ein klein wenig gefeiert. Wir staunen darüber, dass ChrisCare innerhalb dieser kurzen Zeit schon viele Freunde gefunden hat. 7.000 Exemplare gehen von jeder Ausgabe an Leser in Deutschland und der Schweiz. Dankbar sind wir für jeden neuen Abonnenten, für jeden Anzeigen-kunden und für die Spender, die geholfen haben, die Anlaufkosten zu decken. Dankbar sind wir auch Sr. Anna-Luisa Kotz, die in ihrem Orden neue Aufgaben übernommen hat und daher den Redaktionskreis verlässt. Ihr folgt Sr. Patricia Baumann aus Untermarchtal. Sie ist wie Sr. Anna-Luisa Vinzentinerin und leitet ein Altenpflegeheim. Wir freuen uns über ihre Bereitschaft, uns zu unterstützen.

Ein Jahr ChrisCare: Das sind 170 Seiten mit hintergründigen und praxisrelevan-ten Beiträgen, verfasst von Fachleuten aus verschiedenen Berufen und Konfes-sionen. ChrisCare verbindet scheinbar Gegensätzliches: Glaube und Medizin, Kirche und Gesundheitswesen, Katholiken und Protestanten, Mediziner und Naturheilkundler, Pflegende und Patienten. Ab 2011 haben wir auch eine Auslie-ferung in Wien, so dass Sie dort zu günstigen Bedingungen ChrisCare beziehen können. Ein herzliches Willkommen an die Leser in Österreich.

In dieser Ausgabe lesen Sie einiges zum guten Miteinander. Dabei liegt uns besonders das Zusammenspiel von Medizinern und Pflegenden am Herzen. Wie können die beiden Berufsgruppen gut miteinander umgehen? Wie kön-nen sie miteinander statt gegeneinander arbeiten, einander verstehen statt sich bewerten, einander unterstützen statt sich gegenseitig enttäuschen? Aber es geht auch um das Miteinander von Mitarbeitern und Patienten. Hier ist der Beitrag von Frau Professor Elsbernd besonders spannend, die über das Vertrauen als Faktor für den Heilungsprozess schreibt.

Der Nachrichtenteil bietet vor allem Meldungen aus Wissenschaft und Forschung, die die Bedeutung von Spiritualität für den Kranken untersuchen. Während in den USA schon seit vielen Jahren über die entsprechenden Zusammenhänge geforscht wird, hat die Fragestellung im deutschsprachigen Europa noch mit vielen Vorurteilen und Widerständen zu tun. Darum freut es uns besonders, dass in München erstmals in Deutschland ein Lehrstuhl für Spiritual Care eingerichtet wurde, den sich der evangelische Krankenhaus-Seelsorger Traugott Roser und der katholische Theologe und Psychotherapeut Eckhard Frick SJ teilen. Professor Frick ist Ihnen als Autor in ChrisCare 2/2010 bekannt. Wir wünschen Ihnen viel Gewinn beim Lesen von ChrisCare, Ihre

P.S.: Unterstützen Sie ChrisCare, indem Sie in Ihrem Freundes- und Kollegenkreis Abonnenten werben. Gerne schicken wir Ihnen kostenlose Probehefte in größe-rer Stückzahl für Ihre Klinik, Ihre Pfarrgemeinde oder Ihre Tagungsteilnehmer.

Annette

Meussling-Sentpali,

Dipl.-Pflegewirtin

MScN

Dr. med.

Georg Schiffner,

Vorsitzender

Christen im Gesund-

heitswesen e.V.

Page 4: ChrisCare 2011-1

4

Mehr Gesundheits-förderung

Zu ChrisCare allgemein: Erfreulich ist das Bemühen von ChrisCare um die „Vernetzung“ aller Bereiche des Gesundheitswesens im Geist Jesu,

der uns aufgetragen hat: „Heilet die Kranken!“ Dazu gehört die Aus-weitung der „Schulmedizin“ auf bewährte Methoden der Alternativ- und Volksmedizin auch anderer Völ-ker und Kulturen, wobei freilich ihre Vereinbarkeit mit dem christlichen Glauben zu prüfen ist. (…) Doch noch wichtiger als solche Metho-den ist es, das Schwergewicht von der teuren Krankheitsbekämpfung auf Prävention, Gesundheitserzie-hung und gesunde Lebensweise zu verlegen, wodurch ein Großteil der „Zivilisationskrankheiten“ verschwinden und Unsummen von Krankheitskosten erspart würden. Ich wünsche von ChrisCare, dies noch mehr ins Licht zu stellen, u. a. durch Vorstellen von Gesund-heitpionieren wie Are Waerland, Bircher-Benner, Pfarrer Kneipp, durch Erfahrungsberichte, durch Eingehen auf naturgemäße Ernäh-rung als primäre Medizin gemäß Hippokrates: „Eure Nahrungsmittel seien eure Heilmittel, und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel“, durch Druck auf die Gesundheits-politik (gegen jene, die mit der Krankheit auf Kosten der Gesund-heit das große Geld machen) und Förderung der Gesundheitserzie-hung in christlichem Geist mit Hilfe der Krankenkassen und Gesund-heitsorganisationen.

Br. Tilbert Moser,

Kapuzinerkloster Olten

wußten sie schon daß die nähe eines menschen gesund machen krank machen tot und lebendig machen kann

wußten sie schon daß die nähe eines menschen gut machen böse machen traurig und froh machen kann

wußten sie schon daß das wegbleiben eines menschen sterben lassen kann

wußten sie schon daß das kommen eines menschen wieder leben lässt

wußten sie schon daß die stimme eines menschen einen anderen menschen wieder aufhorchen läßt der für alles taub war

wußten sie schon daß das anhören eines menschen wunder wirkt

wußten sie schon daß das wohlwollen zinsen trägt wußten sie schon daß ein vorschuß an vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt

wußten sie schon daß tun mehr ist als reden wußten sie das alles schon Wilhelm Willms, (1930 –2002)

Ausgewogen

Vielen Dank für die wertvolle Zeitschrift ChrisCare mit den ausgewogenen Beiträgen. Bei der Diskussion um alternative Heilmethoden, speziell zu Yoga, hat mich der Beitrag von Rein-hard Köller irritiert. In seinem Beitrag fehlt mir der differenzierte Blick, den Dr. Scheerer glücklicherweise nachge-liefert hat. Herr Köllers Beitrag wirkte auf mich polemisch. Grundsätzlich teile ich die Meinung von Herrn Köller, stehe jedoch kritisch zu dem suggestiven Unterton des Beitrages. Für hilfreich halte ich differenzierte, wertfreie Informationen und die Ermutigung zur eigenen Prüfung. Dass christliche Angebote in vielen Einrichtungen nicht mehr wahrgenommen werden, hängt vermutlich mit der mangelnden Eigenverantwortung mitteleuropäischer Christen zusammen, die sich (leider) daran gewöhnt haben, konsumierend unterwiesen zu werden. Dass dies ein guter Nährboden für fremde Einflüsse ist, scheint mir logisch. Die Bibel fordert jeden Christen auf, alles zu prüfen und zu behalten, was gut ist - wäre das die Aufgabe von Leitern, Ärzten und Pastoren, hätte Luther sich die Bibel-übersetzung samt Reformation sparen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihre Zeitschrift langfristig zu mehr Eigenverantwortlichkeit ermutigen und dazu Hilfestellung geben würde.

Daniela Splettstößer-Pache,

Beindersheim

GedichtLeserbriefe / Lyrik

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1/2011 CHRISCARE 5KUNST

Die Krankheit des Hiob

Das Bild erschließt sich zunächst aus der biblischen Überlieferung des Hiobbuches. Danach verliert Hiob, der als reicher und frommer Mann geschildert wird (1,1), seine Kinder und seinen Besitz (1,13-19). Trotz die-ser Schicksalsschläge hält er an sei-nem Vertrauen zu Gott fest (1,20f). Als Hiob vor Verzweiflung krank wird und überall am Körper „böse Geschwüre“ (2,7) bekommt und ihm sogar seine Frau (1) rät, Gott abzuschwören und sich das Leben zu nehmen, weist er sie mit den Worten zurück: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollen das Böse nicht auch anneh-men?“(2,10). Anschließend wird berichtet, dass drei Freunde Hiob besuchen. Sie wollen ihm in seinem Unglück beistehen und trösten (2,11). Nach einer Schweigezeit von sieben Tagen und einem großen Klagegebet Hiobs (3,1-26) beginnen sie, in meh-reren großen Reden Erklärungen und Trostworte für Hiob und sein Schicksal zu finden. Doch Hiob kann ihre Worte nicht annehmen, da sie den Kern seiner Not nicht erreichen (19,6-22; 21,34 u.ö). Die Überlieferung endet mit einer Gottesrede (38,1ff), nach der sich Hiob unter Gottes Größe beugt (42,6) und erneut von Gott mit Reich-tum gesegnet wird (42,10).

Es scheint nahe liegend, in den musi-zierenden zwei Personen die Freunde Hiobs zu erkennen. Sie drücken Klage, Mitgefühl und Trost in ihrer Musik aus. Zudem scheint Hiobs Frau ihren

Unmut Hiob gegenüber mit ihrer überdeutlichen Geste zum Ausdruck zu bringen (2,9). Doch es bleiben Widersprüche! Wieso machen sie Musik, obwohl davon in der biblischen Überlieferung nicht die Rede ist (vgl. 2,11-13)? Und wieso schlägt die Frau Hiobs offensichtlich doch eher auf die Musiker und nicht auf Hiob ein?

Ein kleines Detail, die rechte Hand Hiobs, kann dem Betrachtenden einen ersten erklärenden Hinweis geben! Es handelt sich um eine Dar-stellung, die sich zurückführen lässt auf das apokryphe Testamentum in Ijob (2.Jh.), in dem berichtet wird, dass Hiob in den Zeiten seines Reich-tums Spielleute bei seinen Gastmäh-lern auftreten ließ. In der tiefsten Erniedrigung und Verzweiflung haben die Musikanten ihm, wie hier darge-stellt ist, Trost gespendet (4). Aus eben diesem Grund wurde Hiob von den Spielmannsbruderschaf-ten im Spätmittelalter seit dem 14. Jahrhundert als ihr Schutzheiliger verehrt. Die fordernde Handhaltung des Trommlers deutet an, dass Hiob ihm hier ursprünglich seinen Lohn gegeben hat. Nach einer spätmittelal-terlichen Version der Hiobgeschichte bestand dieser in einigen Stücken Schorf des Kranken, womit sich das grimmig-ärgerliche Gesicht des Trommlers erklärt. In den Händen der Spielleute verwandelten sie sich jedoch in Geldstücke, was wiederum Hiobs Frau in große Wut versetzte (3).

Das Holzrelief „Hiobs Plagen“ ver-anschaulicht unter Hinzuziehung der erwähnten apokryphen Überlieferung ein Stück spätmittelalterliche Rezepti-onsgeschichte. Die Verehrung Hiobs als Schutzpatron der Musiker und Spielleute fügt dem Verständnis der biblischen Hiobgestalt eigene Aspekte hinzu. Auffällig erscheint bereits auf dem Holzrelief die Unterschiedlichkeit der Instrumente. Die Klangwelt einer Laute steht in deutlicher Spannung zur Trommel, wie sie hier offensichtlich nach realen zeitgenössischen Vorbil-dern detailgetreu dargestellt ist (5). So gehen die Erklärungen der Instrumen-tenwahl im Blick auf die Leidenssitua-tion des Hiob auch in unterschiedliche Richtungen. Zum einen wird eine trös-tende Funktion der Musik angenom-men. Dabei wird neben dem Wohl-klang der Laute darauf hingewiesen, dass die Trommel wie auch andere Schlag- und Geräuschinstrumente nach alten Vorstellungen der Vertreibung böser Geister dienen kann. Ähnlich wie bereits das berühmte Harfenspiel Davids vor Saul seine musiktherapeuti-sche Wirkung entfalten konnte (1.Sam 16,14-23) wird man ähnlichen Fragen auch am Beispiel dieses Hiobbildes nachgehen können.

Das vermutlich aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende in Eichenholz geschnitzte Relief ist heute Bestandteil eines im Jahr 1864 entstandenen Altaraufbaus der St. Nikolaikirche in Uthlede (Landkreis Cuxhaven).

Hiobs Plagen, Unterweserraum, frühes 16. Jahrhundert, Relief, Eichenholz 49 x 41 cm

Steffen Marklein,

Medienpädagoge am

Religionspädagogi-

schen Institut Loccum

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6 PRAXIS

Besser miteinander

Ich arbeite als Arzt in leitender Stellung in einer Klinik der Maxi-malversorgung eines privaten Klinikbetreibers. In den letzten 30 Jahren erlebte ich den Wandel von einem kommunalen Haus zu einem „modernen Versorger“. Früher waren viele Entscheidun-gen wesentlich stärker vom Ein-zelfall im Sinne von individuellen Wegen geprägt. Durch Leitlinien, Behandlungspfade und Ent-scheidungen auf Konzernebene werden inzwischen viele Schritte vorgegeben. Andererseits hat sich der Umgang miteinander erheblich verändert. Während ich früher noch regelmäßig mit „Herr Oberarzt“ angeredet wurde, passiert es inzwischen

häufiger, dass man den Titel weglässt und mich nur mit „Herr Horn“ anredet. An vielen Stellen ist das frühere „Sie“ einem „Du“ gewichen, oft kollegial, aber teil-weise auch ohne Respekt.

Heutige Anforderungen an die Tätigkeit eines Arztes • Fachliches Können • Schnelle Entscheidungen • Menschliche Zugewandtheit • Zwischen den Zeilen lesen können • Fähigkeit zur Leitung • Fähigkeit zum Organisieren • Kostenbewusstes Arbeiten • Leistungseffizienz auch unter Termindruck

Was wünsche ich mir also von den anderen Berufsgruppen?

Weil jeder von uns einzigartig geschaffen ist, gibt es keinen Arzt, der diese Anforderungen in gleicher Weise erfüllt. Aufgrund unterschied-licher Stärken und Schwächen wird daher auch jeder Arzt individuell andere Wünsche an das Miteinander der unterschiedlichen Berufsgruppen mit uns Ärzten haben. Nachfolgend habe ich die Wünsche aufgeführt, die mir wichtig erscheinen. Es ist mir bewusst, dass es sich hierbei um eine subjektive Sicht handelt.

Wünsche eines Krankenhausarztes gegenüber Mitarbeitern anderer Berufsgruppen

Page 7: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 7

sich

gegen

seitig

dien

en

PRAXIS

Besser miteinanderMeine Wünsche

Auf Schwächen wohlwollend reagieren

Ich habe eine oft im zwei-bis-fünf Minuten-Takt wechselnde Tätigkeit an verschiedenen Orten mit ver-schiedenen Mitarbeitern in unter-schiedlicher Intensität. Dabei komme ich manchmal arbeitsbedingt, aber immer wieder auch aufgrund meiner Organisationsschwäche zu manchen Verbandswechseln, Visiten und Ent-scheidungen zu spät. Es kommt auch vor, dass ich Absprachen vergesse. Wie wohltuend ist es dann, wenn mich Mitarbeiter liebevoll an meinen Termin erinnern und auf meine Ant-wort, dass ich es vergessen habe, mit einem wohlwollenden: „Ich weiß, deswegen rufe ich ja noch mal an“, entgegnen.

Gemeinsame Lösungen finden Gerade zwischen Ärzten und Pflege-kräften lassen sich in Arbeitsberei-chen mit sehr wechselnden Patien-tenanforderungen oft gemeinsame Visiten, Verbandswechsel etc. zwar planen, aber immer wieder aufgrund von eingetretenen Notsituationen nicht absprachegemäß durchführen. Es hilft, wenn beide Seiten bereit sind, die eigenen Begrenzungen und den Willen des Gegenübers zu erken-nen und gemeinsam nach pragmati-schen Lösungen zu suchen und nicht auf Prinzipien, die in diesem Moment nicht weiterhelfen, herumzureiten. Dies ist keine Entschuldigung für mangelnde Struktur.

Respekt vor der anderen Berufs-gruppe haben

Missachtung zerstört Beziehung, schürt den Blick ins Negative und macht blind für das Gegenüber. Schon ein oder zwei Personen, die sich in einer Berufsgruppe gegen einen solchen negativen Strom stellen, können dazu führen, dass eine negative Stimmung umschlägt

und ein Ansatz des erneuten Mitein-anders geschaffen wird. Oft ist eine Stimmung so aufgeheizt, dass sich darüber keine Grundsatzdiskussio-nen mehr führen lassen. Aber stete Hingabe zum Miteinander öffnet oft Kollegen in der gleichen Berufs-gruppe auch wieder die Augen für die andere Berufsgruppe.

Gemeinsam lachen könnenNicht übereinander, sondern wie-der lernen herzlich miteinander zu lachen hilft jeder Berufsgruppe, ihren Weg und ihr Miteinander zu finden. Situationskomiken gibt es jeden Tag. Sie laden immer wieder dazu ein und entspannen herrlich die gesamte Atmosphäre. In jeder Not stecken auch Ansatzpunkte für Freude und jede Situation ist nicht nur ernst.

Einen Leiter auch als Mensch sehenGroß ist die Versuchung leitende Verantwortliche – und das sind viele Ärzte – permanent nur zur Klärung von Missständen, als Instrument zur Durchsetzung eigener Interessen und zum Prellbock für Probleme zu benutzen. Es tut gut, wenn Mitar-beiter, insbesondere auch anderer Berufsgruppen, mich auch als Mensch wahrnehmen und so behandeln. Die ehrliche Frage: „Wie geht es denn?“ bei Wiederkehr nach einer Krankheit oder auch ein „Sie gehen jetzt einmal essen, wir kriegen das schon hin“ drückt Wertschätzung aus.

Die Wahrheit liebenIn meiner Assistenzarztzeit herrschte eine eindeutige Hierarchie und viele Mitarbeiter hätten sich nicht getraut, Ärzte zu kritisieren. Heute haben wir als Teams viel mehr als früher die Möglichkeit in Aussprachen gemein-sam die Wahrheit zu suchen.

Eine Mitarbeiterin hatte sich über mich wegen einer Handlung an einem gemeinsamen Patienten geärgert und passte die nächste

Gelegenheit ab, um mir ihren Unmut mitzuteilen. Der kam nicht sanft, sondern recht deutlich „herüber“. Ich war von meinem Versagen betroffen und habe mich entschuldigt. Beim nächsten Mal in einer anderen Ange-legenheit empfand ich keine Schuld und habe ihr meine Sicht geschildert. Aus wiederholten solchen Klärun-gen ist ein gegenseitiges Vertrauen gewachsen. Bei einem Konflikt, zu dem ich als Schlichter gebeten wurde, konnte ich ihr mitteilen, dass sie oft „bollerisch“ in ihrer Wortwahl sei, ich aber ihre Herzenshaltung dahinter erkennen würde. Sie konnte das gut annehmen. Die Wahrheit hat uns gegenseitig frei gemacht, auch wenn das Herausfinden manchmal schmerzhaft ist und Zeit erfordert (Joh 8,32 „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“).

Schwierige Situationen gemeinsam meistern

Es ist für mich immer wieder begeis-ternd, wenn Pflegekräfte Situationen wie z.B. schwierige Patientengesprä-che für mich so vorbereiten, dass es leicht ist, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und unangenehme Wahrheiten auszusprechen. So bringt jeder von uns viele Fähigkeiten und Begabungen mit, um Anderen den Weg zu erleichtern (Eph 2,10 „Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“).

Sich gegenseitig dienen, statt auf eigenen Rechten zu beharren

Immer wieder suchen mich Assis-tenten auf und berichten mir ihre Wut und Verletztheit. „Da bereite ich Formulare vor, die von der Pflege nicht bereitgestellt wurden, beklebe Laborröhrchen mit Etiketten und mache noch dieses und jenes. Wenn ich aber einmal darum bitte, dass mir jetzt dieser Verbandswechsel

Wünsche eines Krankenhausarztes gegenüber Mitarbeitern anderer Berufsgruppen

Page 8: ChrisCare 2011-1

8 PRAXIS

Was ich mir wünsche: Guter Umgang unter den Mitarbeitern im Gesundheitswesen

Seit über 30 Jahren arbeite ich auf einer chirurgischen Inten-sivstation. Im Laufe der Jahre gab es viele Veränderungen und Entwicklungen. Geräte wurden verbessert, Operationen werden durchgeführt, die vor wenigen Jahren nicht möglich waren. Selbst älteste Menschen können erfolgreich behandelt werden.

Leider werden die Gelder im Gesund-heitswesen immer knapper. Es wird in vielen Bereichen gespart. Auch bei dem (Pflege-) Personal wird „gespart“. Somit bleibt immer weniger Zeit für den Patienten. Hektik und Stress wer-den immer größer. Für die Mitarbeiter (Ärzte, Pflegepersonal, Röntgen-Assistenten, Krankengymnasten,

Reinigungskräfte u.a.) steigen durch diese Vorgaben Belastung, Anspan-nung und auch Unzufriedenheiten. Der Patient wird hierbei immer mehr nur als „Fall“ gesehen.

Was wünsche ich mir in dieser Situa-tion, in der die Rahmenbedingungen von denen, die an der Basis arbeiten, nicht einfach zu ändern sind? Von meinen Kolleginnen und Kollegen wünsche ich mir

• gegenseitigen Respekt • Kommunikation, Austausch und bessere Absprachen • ein Hand in Hand arbeiten

Der kranke Mensch soll wieder als Ganzes wahrgenommen werden und Menschlichkeit an erster Stelle ste-hen. Muss das Sterben unter allen Umständen verlängert werden?

Ich wünsche mir, dass wir uns die Zusammenarbeit nicht unnötig schwer machen.

Denn wie oft sagen wir: Der Andere (die andere Fakultät) ist Schuld, dass es nicht „läuft“.

Aus meiner Sicht als Krankenschwes-ter wird viel Arbeit auf die Pflege-kräfte übertragen (z.B. Dokumenta-tionen, Blutentnahmen und BGA's). Dadurch geht Zeit für die pflege-rische Arbeit verloren, die unsere eigentliche Aufgabe ist.

Ein besseres Miteinander kann zur Reduzierung dieser Spannungen bei-tragen. Gern möchte ich der schlech-ten Stimmung entgegentreten, mit den Mitarbeitern das Positive sehen und anstreben. Ich wünsche mir, dass ich als Christ meinen Arbeitsplatz aus-füllen und ein Vorbild sein kann.

Ulrike Breul,

Krankenschwester in

Kassel

Aus Sicht einer Krankenschwester

Dr. med. Thomas

Horn, Leitender

Oberarzt Dermatolo-

gie, Helios-Klinikum,

Krefeld

abgenommen wird, dann muss ich mir anhören: ‚Das ist nicht meine Aufgabe‘“. Wo sind wir in Ausnahme-fällen bereit, über den eigenen Zaun zu springen und dem anderen damit zu dienen? Jesus war der nied-rigste Diener und hatte gleichzeitig die höchste Autorität. Hingabe und Vertrauen sind erforderlich, um einen solchen Weg nicht nur zu beginnen, sondern ihn auch in den täglichen Auseinandersetzungen weiterzuge-hen (Mk 10,43 „Wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein“).

FazitArbeitsplatzbeschreibungen und Leis-tungsanforderungen sind das Gerüst, das die Arbeit der unterschiedlichen

Berufsgruppen untereinander regelt. An manchen Arbeitsplätzen sind sie ungeschrieben, an anderen bis ins Kleinste schwarz auf weiß dokumen-tiert. Ob sie eine Entlastung oder eine Belastung darstellen, beweist nur das tägliche Miteinander. Es kann mit Ellenbogen oder mit gegensei-tig einander zugewandten Händen geschehen. Nicht nur der Patient sollte im Mittelpunkt stehen, sondern in jeder Begegnung, auch mit den Mitarbeitern, sollten wir bereit sein, den Nächsten zu sehen und zu erken-nen (Mt 22,39 „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“). Dies wird immer mehr dazu führen, dass wir eine Gerechtigkeit nicht so leben, dass jeder gleich behan-

delt wird, sondern sich zu jedem Mitarbeiter, auch zu uns Ärzten, jeweils eine individuelle Beziehung entwickeln darf. Dann wird einer den anderen mehr und mehr erkennen und sich an den Begabungen freuen und die Schwächen mittragen (Gal 6,2 „Einer trage des anderen Lasten, und so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen“).

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1/2011 CHRISCARE 9INTERVIEW

gleich

wertig

Rudolf und Brigitte Akert-Hilpert haben mit vielen leidenden Menschen zu tun, denen sie als Landarzt und Naturheilpraktike-rin unterschiedlich begegnen. ChrisCare bat sie, ihre Erfahrun-gen zu skizzieren:

Rudolf (geb.1949) ist ein typischer (christlicher) Landarzt. Nach dem Staatsexamen 1976 in Bern absol-vierte er ein erstes Assistentenjahr im „English Hospital“ in Nazareth, Israel, seit etwa 150 Jahren ein Mis-sionsspital vor allem für die arabische Bevölkerung. Es folgten drei Jahre Innere Medizin & Chirurgie bei St. Moritz, nochmals einige Monate Geburtshilfe in Nazareth und ein Jahr Kinderspital Luzern. Dann eröffnete er eine Hausarzt-Praxis in Oberdiessbach (bei Thun) und machte daneben eine Ausbildung in Manueller Medizin.

Brigitte (geb. 1953) wurde zuerst als MTRA (medizinisch-technische Radiologie-Assistentin) ausgebildet am Regionalsspital Langnau i/E. Sie war dort recht selbständig, da nur an zwei Tagen/Woche ein Radiologe im Hause war. Nach der Heirat mit dem Medizinstudenten Ruedi arbeitete sie in der Strahlentherapie in Bern. Zusammen haben sie fünf (gesunde) Kinder, davon haben drei einen medi-zinischen und zwei einen theologi-schen Beruf. Enkelkinder haben sie bisher 4 geschenkt bekommen.

Beruflich war ich (Brigitte) vor allem Familienfrau und Joker bei schwie-

rigen Röntgenaufnahmen oder Blutentnahmen oder bei Krankheits-ausfällen unserer Teammitglieder.

Später erledigte ich zusätzlich das Rechnungswesen und ließ mich als Ausbilderin für unsere MPA-Lehrtöch-ter schulen.

2004 bis 2006 besuchte ich – nach-dem ich mich wunderbarerweise von einer Hirnblutung erholt hatte – an vier Tagen im Monat die Schule CgH (Christlich ganzheitliche Heilverfah-ren) in Herisau. Mein Ehemann Ruedi schenkte mir jeweils beim Heimkom-men ein offenes Ohr und Herz und war erfreut und interessiert an der neuen Sichtweise und den natürlichen Behandlungsweisen gewisser Krank-heiten. Schon bald durfte ich unter sei-ner Obhut (Versicherung und Haftung) eigene, fremde oder bekannte Pati-enten beraten und begleiten. Krank-heitsbilder wie starkes Schwitzen, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Übergewicht, Schlafstörungen sowie (leichte) depressive Verstimmungen gehörten zu meinen häufigsten Klientenproblemen. Wie froh bin ich, mich jeweils bei Ruedi absichern zu können, ob diese oder jene Heilmittel kompatibel sind mit den Medikamen-ten der Patienten.

Rudolf: Ich freue mich, dass wir „gleichwertige“ Arbeit an verschie-denen Fronten für die gleiche Sache respektive für unsere Patienten tun können. Ich bin stolz auf meine Frau, wie sie die Patienten gut motivieren

und ermutigen kann. Daneben bin ich auch neidisch, dass sie sich viel Zeit (bei Erstkonsultationen oft bis eineinhalb Stunden) nehmen kann. Das kann sie sich leisten, da sie nicht über die Krankenkasse abrechnet. Die Patienten spenden soviel an eine Missionsgesellschaft wie ihnen die Behandlung wert ist.

Brigitte: Momentan sind Adiposi-tasberatungen, Darmsanierungen, Schröpfen und Eheseelsorge meine Hauptbeschäftigungen in der Praxis. Da kommt uns unsere zweijährige (berufsbegleitende) Ausbildung in Ehe-Seelsorge sehr zugute. Daneben arbeite ich noch eineinhalb Tage in der Woche als MPA ganz im Dienste der schulmedizinischen Allgemein-praxis meines Mannes.

Unser Fazit: Schulmedizin mit ihren Errungenschaften und Natur-heilkunde mit ihren Erfahrungen ergänzen sich bestens und sind für uns auf keinen Fall eine Konkurrenz zueinander. Dass einzelne Patien-ten, die z.B. 10 bis 20 kg abgenom-men haben, dann weniger Medika-mente und ärztliche Konsultationen benötigen, ist für den überlasteten Hausarzt kein existentielles Pro-blem. Ein Problem ist eher, dass keine jüngeren Kräfte in Sicht sind, die unsere Patienten in den kom-menden Jahren in ähnlicher Weise begleiten wollen.

Rudolf und Brigitte Akert-Hilpert,

Oberdiessbach

Gemeinsam und doch verschiedenLandarzt und Naturheilpraktikerin

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10 HINTERGRUND

Für Patienten oder für Bewohner ist das Thema Vertrauen von exis-tenzieller Bedeutung. Menschen, mit denen Pflegende arbeiten, befinden sich in Situationen, in denen sie Menschen finden müs-sen, welchen sie vertrauen können. „Wie können wir denen vertrauen, die uns nicht bereits vertraut sind?“ (Offe 2001, 260). Dieser Satz führt ins Zentrum der Problematik: Pflegende bieten Menschen Hilfe und Unterstützung an, sie tun das in einer Lebenslage, die auch von Angst, Sorge, Verletzlichkeit und sich verändernder Körperlichkeit gekennzeichnet ist, und sie bieten diese Leistungen vielen Menschen, immer wieder. Es gehört zu ihrem Alltag, Fremden Fremdes anzubie-ten. Und damit gehört es auch zu ihrem Alltag, zu erleben, dass ihre Angebote nicht angenommen und nicht verstanden werden, genauso wie es zu ihrem Alltag gehört, Vertrauen entgegengebracht zu bekommen von Menschen, die sie nur kurz kennen lernen, die ihnen Leib und Seele in aller Fremdheit zeigen wie vielleicht keinem ande-ren Menschen zuvor.

Wie wird gegenseitiges Ver-trauen aufgebaut? „Vertrauen wächst am leichtesten in Situationen der Vertrautheit und Bekanntschaft. Eisenstadt schreibt dazu: Die Bedingungen, die der Bewahrung von Vertrauen zugute kommen, werden am besten in Situ-ationen geringer Reichweite sozialer Handlungen erfüllt, wie zum Beispiel in der Familie oder in Verwandtschafts-gruppen (…). Vor dem stabilen Zustand reziproken Vertrauens liegt eine vom Eigenwert der Vertrauensverhältnisse motivierte Phase, in der Vertrauen durch Prüfung und Erprobung als

Vertrauenswürdigkeit aufgebaut wird. Vertrauen ist ein durch und durch kognitives Phänomen. Es hängt ganz wesentlich von meinem Wissen und den Überzeugungen ab, die ich mir von anderen bilde“ (Offe 2001, 261). In den 80er Jahren wurde aufgrund von Forschungsarbeiten das „Throne & Robinson-Modell“ entwickelt, das Phasen der Beziehungsgestaltung untersucht hat. Dieses Modell, das im Kontext von der Untersuchung zu chro-nischer Krankheit entwickelt wurde, zeigt: Betroffene und ihre Angehörigen gehen zu Beginn einer pflegerischen Beziehung davon aus, dass ihre Perspektiven von den Professionellen geteilt werden, die Pflegenden also wissen, was „das Beste“ in dieser Situation ist. Dieses „naive Vertrauen“ weicht dann aber rasch einer gewissen „Entzauberung“, Konflikte entstehen. Erst nach dieser Phase kann Vertrauen wieder aufgebaut und auf ein höheres Niveau gebracht werden, wenn es den Beteiligten gelingt, die Perspek-tiven der Anderen zu verstehen und miteinander in einen Aushandlungs-prozess zu treten (vgl. Hellige 2002, 66 ff). Im Rahmen ihrer Begriffsana-lyse zum Begriff „Vertrauen“ (im pflegerischen Kontext) stellen Bell und Duffy 2009 fest, dass vier Kenn-zeichen herausragen:

1. Erwartung von Kompetenz der Pfle-genden. Dieses Vorschussvertrauen ist wertvoll, denn es bildet eine wichtige Grundlage. Die Pflegenden sind kompetent in ihren Argumenten und Angeboten, in ihrem Handeln, in ihren Entscheidungen – wenn Patienten oder Bewohner darauf vertrauen. So besteht grundsätzlich eben auch die Voraussetzung, ihnen schnell und schon zu Beginn der pflegerischen Beziehung zu helfen. Und das ist aus meiner Sicht sehr

entscheidend. Kennzeichen von Pflegesituationen ist oftmals, dass nicht viel Zeit des gegenseitigen Kennenlernens gegeben ist. Stellen wir uns die Situation vor, dass eine ältere Frau notfallmäßig mit einem schweren Schlaganfall eingewiesen wird und die Aktivierung und Unter-stützung gerade in Lebensbereichen sofort einsetzen muss, in denen sie sich vorher alleine pflegen konnte, z. B. essen und trinken, beim Toiletten-gang usw. Bringt die Frau Vorschuss-Vertrauen mit in die Situation ein, so wird die Pflege für sie nicht nur weniger belastend sein, sondern die pflegende Person kann auch ihre Angebote zielgerichteter konzipie-ren und durchführen. Misstrauen, mangelndes Vertrauen in die Kompe-tenz der Pflegenden könnten fatale Auswirkungen haben, denn die Frau könnte wohl das Angebot der Pfle-genden nicht umfänglich annehmen.

2. Das Vertrauen, dass die Pflegen-den den „guten Willen“ haben, Gutes tun und veranlassen. Dieses Ver-trauen ist ein Geschenk! Und es kann nicht in jedem Fall erwartet werden. Es ist anzunehmen, dass einige Pati-enten einerseits diesen Vertrauens-vorschuss keinem Menschen geben können und andererseits Erfahrungen insbesondere im Gesundheitswesen oder gar mit Pflegenden gemacht haben, die „Vorschuss- Vertrauen“ nicht mehr stützen.

3. Die beiden Kennzeichen „Verletz-lichkeit“ und „Risiko“. „Vertraut man anderen, dann räumt man ihnen die Gelegenheit zur Verletzung ein und zeigt sich sogleich zuversichtlich, dass sie diese Gelegenheit nicht nutzen werden“ (Lagerspetz 2001, 101). Auch wenn es keine böse Absicht ist, so Baier (in Bell & Duffy

Auf Vertrauen bauenPatienten brauchen Pflegende, die Hoffnung haben und Zuversicht vermitteln

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Auf Vertrauen bauen

HINTERGRUND

2009, 48), kann Vertrauen enttäuscht werden und fatale negative Auswir-kungen haben. Wer vertraut, der geht auch ein Risiko ein! Verliert ein Mensch in einen anderen Men-schen das Vertrauen, so scheint es schwer zu sein, dieses Vertrauen wieder zu gewinnen. Fatalerweise werden Folgen wie Misstrauen und Vertrauenslosigkeit oftmals auf andere Menschen ausgedehnt, z. B. Menschen, die der gleichen Berufs-gruppe angehören. Wird Vertrauen empfindlich gestört und zerbrochen, so hinterlässt dies Verletzungen!

In Pflegesituationen bleibt oftmals wenig Zeit und Gelegenheit für Situa-tionen, in denen Vertrauen entwickelt werden kann, da der Arbeitsalltag in diesen Gesundheitseinrichtungen für die Pflegenden stark determiniert ist. Pflegende konzentrieren sich auf die professionell erforderlichen Handlun-gen und die Patienten konzentrieren sich auf die Bewältigung der aktuellen Lebenssituation, die für sie in aller Regel zunächst auch unübersichtlich bleibt. Situationen, die an sich eher der Vertrauensbildung dienen, sind in diesem Kontext nur eingeschränkt vor-gesehen. Man trifft sich nicht einfach zu einer Tasse Kaffee, man nähert sich nur begrenzt in einem Gespräch über scheinbar Belangloses, um sich aus-zutauschen und eine vertrauensvolle Beziehung zu entwickeln.

Im Alltag nutzen Menschen Gele-genheiten zur Vertrauensbildung! „Vertrauen in Personen entsteht aus der Erfahrung mit konkreten Personen“ (Offe 2001, 262). Die Frage, wie viel Zeit Vertrauensbildung braucht, ist schwer oder gar nicht zu beantworten. Sicherlich hängt diese Zeitspanne von den Menschen, die Vertrauen aufbauen wollen, insbe-sondere von deren biographischen Erfahrungen und von dem Ausmaß des gewollten und erforderlichen Vertrauens ab.

Jemandem vertrauen und Vertrauen in die eigene Person erleben sind Ereignisse, die nicht nur aus dem Hier und Jetzt verstanden werden können, sondern tief von der eigenen Bio-graphie geprägt sind. Deshalb bleibt

es wohl oft ein Geheimnis, warum Menschen sich tief, ein wenig oder gar nicht vertrauen. Mitunter ist das Ausmaß von Vertrauen, die Dosis, die gegeben und vertragen werden kann, für den Menschen selbst schwer ver-stehbar und mitunter nur über einen längeren Zeitraum veränderbar. Wie viele Begegnungen in welcher Form und Intensität werden benötigt, um Vertrauen aufzubauen?

Der zweite Aspekt stellt deshalb eine gute Ergänzung dar. Vertrauen ist ein qualitativer Begriff, der auch eine quantitative Dimension enthält. Es gibt einen Grad an Vertrauen. Es gibt keine feststehende Maßeinheit für Vertrauen, aber es gibt Ideen davon, welches Ausmaß an Vertrauen für die verschiedenen Lebenslagen erforder-lich ist. Menschen haben sozusagen ein „Schutzschild“ in die Thematik ein-gezogen: Sie überfordern sich nicht mit der Idee, jedem Menschen in gleicher Weise Vertrauen entgegen bringen zu

müssen. Dies wird insbesondere an der Art und Intensität der Beziehungs-gestaltung deutlich.

Welches Ausmaß an Vertrauen brau-chen Pflegende und Patienten oder

Bewohner? Wir wissen, dass das Ausmaß des gegenseitigen Vertrau-ens nicht gering ist. Dies lässt sich gut an Beispielen erläutern: - Pflegeangebote kompensieren oftmals die Fähigkeiten der Betrof-fenen. Damit werden Tätigkeiten delegiert, die die Betroffenen sonst nur selbst tun und nur an wenige Personen delegieren.

- Pflegeangebote implizieren oftmals große körperliche Nähe, die üblicher-weise nur sehr vertrauten Personen gewährt wird.

- Pflegende haben neben den medizinischen Informationen umfangreiche soziokulturelle Einbli-cke in das Leben der pflegebedürf-tigen Person.

- Pflegende haben Einblicke in die potentielle gesundheitliche Zukunft der Betroffenen.

Patienten brauchen Pflegende, die Hoffnung haben und Zuversicht vermitteln.

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Auf Vertrauen

ist spekulativ, warum diese Frage nicht aufgegriffen wird. In therapeu-tischen Zusammenhängen ist dies eine selbstverständliche Frage, denn das Ausmaß der Vertrauensfähigkeit des Therapeuten hat entscheiden-den Einfluss auf den Verlauf einer therapeutischen Maßnahme. Die Vertrauensfähigkeit von Pflegenden ist von Bedeutung!

Worin vertraut die Pflegende? Vertraut sie dem Patienten? Vertraut sie ihren Worten, ihren Gefühlen, ihren Wünschen, ihren Entwicklungen? Vertraut die Pflegende darauf, dass die Patienten Kompetenzen haben, Kom-petenzen z. B. in der Selbstfürsorge und selbst ebenfalls „guten Willens“ sind? Bewohner brauchen Pflegende, die Hoffnung haben und Zuversicht vermitteln. Gerade Zuversicht kann den Betroffenen fehlen, denn sie können ihre oftmals schwierige Lebenslage (noch) nicht übersehen. Vertrauen meint auch hier kein „naives“ Ver-trauen, aber doch eine auf die Zukunft gerichtete Stärke. Ich persönlich denke, dass Pflegende, die hier keine Perspektive in sich tragen, nur in Grenzen Vertrauen vermitteln können in Zeiten, in denen Vertrauen essentiell ist. Vertrauen in der Pflege hat so noch eine andere Dimension und die kann mit diesem fiktiven Zitat einer Pflegen-den, die zu einem Patienten spricht, gut umrissen werden: „Es gibt eine Zukunft und ich werde nahe bei Ihnen stehen! Die Dinge, die ich einschätzen kann, werde ich Ihnen mitteilen und sie so unterstützen zu erkennen, was Sie und wir für Sie tun können.“ Die

„Zukunft“ ist dabei ein allgemeiner Begriff – gemeint ist die Zeitspanne, welche die pflegende Person mit den Patienten oder Bewohnern teilen wird. Für diese Zeitspanne braucht der Patient das Vertrauen auf eine starke Begleitung und die Pflegende muss Vertrauen in diese Zukunft vermitteln können, nämlich dass diese Zukunft gemeinsam gelebt und bewältigt wird. Darüber hinaus kann die Pflegende dann Zuversicht vermitteln, wenn sie das Wissen und die Erfahrung hat, dass sich die Lebenslage der Patientin auch bessern kann, beispielsweise, dass nach einem Schlaganfall Fähigkeiten zurückerobert werden können. Dieses Vertrauen in die eigene Zukunft kann Menschen fehlen; sie sind oftmals plötzlich mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen konfrontiert und können nicht übersehen, wie sich diese Lebenslage weiterentwickeln kann. Pflegende und Patienten teilen wohlmöglich häufiger vergleich-bare Probleme, nämlich dass sie genau dieses Vertrauen nur schwer aufbauen und nicht zwingend in die Pflegesituation mit hineintragen. Von professionell Pflegenden erwarte ich aber, dass sie aufgrund ihrer Bildung einen Vertrauensvorsprung herausbil-den können, den sie bewusst in die Situation mit hineintragen.

„Vertrauen in Personen entsteht aus der Erfahrung mit konkreten Personen“ (Offe 2001, 262). Diese Überzeugung möchte ich noch einmal aufgreifen. Patienten oder Bewohner und Pflegende wissen zu Beginn ihrer Begegnung in aller Regel wenig voneinander und bauen ihr Vertrauen auf eigene und fremde Erfahrungen, vielmehr auch auf Rollenbeschreibungen, die gesell-schaftlich-medial determiniert sind. Und eben dieses Zuschreiben kann täuschen, falsch sein oder eben richtig. Jede Begegnung zwischen

- Pflegende erleben die Betroffenen mitunter in Lebenssituationen, in denen sie selbst nicht mehr über die ansonsten selbstverständliche Eigensteuerungsfähigkeit verfü-gen und in denen sie wohlmöglich Zustände erleiden müssen, die für sie kaum erträglich sind.

- Pflegende stehen den Betroffenen mitunter nahe in einer existentiell bedrohlichen Situation, mit der sie sich aktiv und über einen gewissen Zeitraum auseinander setzen.

Pflegende haben eine Vertrauensstel-lung! Betroffene vertrauen darauf, dass die Pflegenden nicht nur fach-lich kompetent sind, sondern sie in ihrer Lebenslage wahrnehmen. Die Situation der Pflegenden ist gänzlich anders. Sie sind auf das Vertrauen der Patienten angewiesen. Vertrauen die Betroffenen nur wenig oder gar nicht in die pflegerischen Angebote oder in die Pflegeperson, dann wer-den sie potentiell nicht angenommen oder nur in Teilen. Die pflegerische Unterstützung erfolgt nicht in dem erforderlichen Maße und die Prob-leme müssen anders kompensiert werden. Auch die Fähigkeiten und Ressourcen können nicht ausrei-chend genutzt werden.

An dieser Stelle möchte ich die Frage nach dem Wie noch um einen weiteren Aspekt ergänzen. In der Literatur zum Thema „Vertrauen und Pflege“ geht es nicht um das Thema „Vertrauen der Pflegenden in die pflegebedürftigen Menschen“. Es

HINTERGRUND

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den Beteiligten hat Einfluss auf das entstehende Vertrauensverhältnis. Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass der Stellenwert der aktuellen Begeg-nungen hoch ist und die Erwartungen und Zuschreibungen verändert. Dies geschieht nur, wenn die Beteiligten sich tatsächlich aufeinander einlassen. Im Rahmen des pflegerischen Auftrags ist es wichtig, dass Vertrauen rasch bis zu einem Ausmaß aufgebaut wird, das erlaubt, dass Pflegende Patienten auch in ihrem Nah- und Intimbereich unter-stützen können. Genau hier liegt ein offensichtliches Problem: Wie sollen denn so schnell Situationen geschaffen werden, in denen Vertrauen aufgebaut werden kann? Eine Antwort darauf kann sein: Diese Situationen müs-sen geschaffen werden. Ein andere Antwort darauf kann lauten: Diese Situationen gibt es und sie müssen bewusster genutzt werden.

Bereits zu Beginn der pflegerischen Beziehung gibt es Situationen, die vom Hilfegrad her noch nicht komplex und nah sind. Beispielsweise findet eine Begehung der Station, ein erstes Auf-nahmegespräch, erste Einweisungen in den Stationsalltag, ein erster Gang zu einer Untersuchung statt. Diese Situationen können bewusst zur Bezie-hungsgestaltung genutzt werden. Vertrauen erwächst auch durch Mit- einander, in dessen Rahmen ich jeman-den kennen lerne und erkenne, ob und wie ich vertrauen kann. Pflegende und Patienten haben Gelegenheit, sich ein wenig zu erkennen. Zudem haben wir Rahmenbedingungen der gesundheit-lichen Versorgung geschaffen, die auf Optimierung von Prozessen ausge-richtet sind und die scheinbar unnütze Begegnungen aus den Prozessen her-ausnehmen. Es bleibt keine Zeit für ein Gespräch, das scheinbar ungerichtet ist! Das Gerichtetsein auf ein Arbeits-ergebnis kann dazu führen, dass wir übersehen, dass die kleinen Begeg-nungen insbesondere zu Beginn der Beziehung einen hohen Stellenwert für

die Entwicklung eines Vertrauensver-hältnisses haben! Wird in dieser Phase Vertrauen nicht wenigstens angelegt, so ist es schwer, es in einer späteren Phase nachzuholen!

„Auf Vertrauen bauen“ – der Titel enthält das Verb „bauen“. Aktives Tun, Handeln sind der Schlüssel zum Vertrauen. Für dieses Handeln brau-chen Pflegende Zeit! Sie brauchen die Zeit für gemeinsame Begegnun-gen, in deren Rahmen eben nicht nur Arbeitspakete erledigt werden, sondern Begegnung, Kennenlernen ermöglicht wird. Ich denke, es ist schwer, dieses „Bauen“ nur in den üblichen Arbeitssituationen zu tun; es braucht auch Situationen, die schein-bar ungerichtet sind, die beiden Gelegenheit geben, etwas von sich mitzuteilen und sich zu zeigen. Es braucht Platz für die einfachen, über-schaubaren, nicht vorstrukturierten und nicht mit feststehenden Inhalten besetzten Situationen. Pflegenden wurden in den vergangenen Jahren genau diese Situationen genommen! Personelle und organisatorische Bedingungen sind viel zu eng für eine angemessene Vertrauensarbeit! Ich habe den Verdacht, dass eben diese Rahmenbedingen auch dazu geführt haben können, dass einige Pflegende systematisch gelernt haben, dass diese scheinbar unge-richteten Situationen nicht zu ihrer Arbeit gehören. Möglicherweise verliert man mit dieser Überzeugung die Fähigkeit, Vertrauen im professio-nellen Kontext zu entwickeln.

Die Signale jedenfalls, dass Vertrauen höchstens ein Nebenprodukt der Arbeit sein kann, bergen die Gefahr, die Bedeutung von Vertrauen zu verkennen.

Schwer wiegt die Erfahrung, keinen Menschen zu finden, dem man vertrauen kann. Gerade wenn das Leben sich verändert, der Lebens-alltag unterbrochen wird und wir vor

Aufgaben wie Krankheit und Pflege-bedürftigkeit gestellt werden, hilft es sehr, Verbündete, Vertraute zu haben. In dieser Situation Vertrauen schnell und in der erforderlichen Tiefe aufzu-bauen ist schwer. Deshalb sollten wir Pflegende es zu unserer Aufgabe, vielleicht sogar zu unserer vorrangi-gen Aufgabe machen, alle möglichen Schritte zur Vertrauensbildung zu tun. Fangen wir eine Pflegebeziehung mit Worten an: „Ich werde Ihnen helfen, ich werde Ihnen pflegerische Unter-stützung anbieten, und ich hoffe und vertraue darauf, dass Sie beginnen, auch mir langsam zu vertrauen, dass ich das tue, was pflegerisch in mei-nen Möglichkeiten steht. Ich werde mich für Sie engagieren. Und ich habe das Vertrauen, dass ich Ihnen heute und in der nächsten Zeit, was immer auch geschehen mag, hilfreich zur Seite stehen kann.“

Prof. Dr. Astrid Elsbernd, Hochschule

Esslingen, Gesundheit und Pflege,

[email protected]

LITERATUR Bell, L. / Duffy, A. (2009) „A concept analysis of nurse-patient trust“ in: British Journal of Nursing, Vol. 18, No. 1 Hellige, B. (2002) Balanceakt Multiple Sklerose. Leben und Pflege bei chronischer Krankheit, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, Berlin, Köln Hardin, R. (2001)„Die Alltagsepistemologie des Vertrauens“ (S. 295 – 332) in: Hartmann, M. und Offe, C. (Hrsg.) (2001) Vertrauen. Die Grundlage des sozialen Zusammenhalts, Campus Verlag, Frankfurt/Main Offe, C. (2001) „Wie können wir unseren Mitbürgern ver-trauen?“ (S. 241 – 294) in: Hartmann, M. und Offe, C. (Hrsg.) (2001) Vertrauen. Die Grundlage des sozialen Zusammenhalts, Campus Verlag, Frankfurt/Main Peplau, H. E. (1995) Interpersonale Beziehungen in der Pflege, Recom Verlag, Basel/Eberswalde Rushton, C. H. / Reina, M. L. / Reina, D. S. (2007) „Building trustworthy relationships with critically III patients and families”, in: Advanced Critical Care, Vol. 8, S.19 – 30 Sellmann, D. (2007) „Trusting patients, trusting nurses“ (S. 28 – 36) in: Nursing Philosophy, 8

HINTERGRUND

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14 REPORTAGE

Spur des SegensDas Karlsruher Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung (ZfG)

Einerseits ist das ZfG etwas wirklich Neues: gelebte Vernet-zung von Christen im Gesund-heitswesen, interdisziplinäres Zusammenwirken im Rahmen einer geistlichen Gemeinschaft, ein Musterprojekt für das, was wir heute im Gesundheitswesen brauchen. Aber andererseits ist es auch Teil einer langen Geschichte. Es war einmal eine Vision... Die Wurzeln gehen weit zurück. Das ZfG wurde im Jahr 2002 gegründet. Aber wann fing es wirklich an: Vor 100 Jahren? Vor 25 Jahren? Vor 15 oder 10?

Es begann vor 100 Jahren 1903 errichteten katholische Christen ein geistliches Zentrum in der Karls-ruher Südstadt. In die Gründungs-urkunde schrieben sie: „Wir wollen durch diesen Bau nach unserer Art beitragen zur praktischen Lösung der sozialen Frage durch Werke christlicher Nächstenliebe - indem wir Hilfe bieten allen Bedürftigen ohne Unterschied der Konfession. In diesem erhabenen Sinne wurde das Werk begonnen. In diesem Geiste möge es bestehen und wirken, viele, viele Jahre zum Heile und Wohle der Menschen! Das walte Gott!“ Gen-genbacher Franziskanerschwestern zogen ein. In den beiden geräumigen Altstadtgebäuden Josefshaus und Bernhardushaus, die über einen

gemeinsamen Hof miteinander verbunden sind, wohnten sie und betrieben bis 2002 ein Altenheim und einen Kindergarten. Rechtzeitig sahen sie sich nach Menschen um, die das Anwesen dem ursprünglichen Auftrag entsprechend übernehmen würden.

Es begann vor 25 Jahren Damals fanden sich Karlsruher Christen in der katholischen und evangelischen Gemeindeerneue-rungsbewegung zusammen. Nehe-mia, der mutige Gottesmann aus dem Alten Testament, wurde ihnen zum Vorbild. Er hatte das zerfallene Jerusalem wieder aufgebaut. Darum nannten sie ihren ökumenischen Verein „Nehemia Initiative“. Über 100 Erwachsene zählen heute zu dieser verbindlichen geistlichen Dienstgemeinschaft. Zielpunkte sind die Einheit der Christen, der Dienst an Menschen in Not und die Ausbreitung des Evangeliums in der Stadt. Sie engagieren sich für Kinder und Teenager, führen Glaubens-grundkurse durch, kümmern sich um Obdachlose, Arme und Kranke, feiern Gottesdienst.

Es begann vor 15 Jahren Da machte sich eine Physiothera-peutin aus der Nehemia-Gemein-schaft viele Gedanken über unser Gesundheitssystem. „Wie können verzweifelte Menschen im Gesund-

heitswesen erleben, dass wir einen Gott haben, der sie kennt, der sie liebt und der trösten, wiederher-stellen und heilen kann?“ Claudia Elwert machte es traurig, in ihrem beruflichen Umfeld allzu oft auf einen deutlichen Mangel an Wertschät-zung und Liebe für die Patienten zu stoßen. Die Gedanken verdichteten sich zur Vision: „Ein Dienstzentrum, in dem sich Christen aus verschiede-nen Berufsgruppen und gemeindli-chen Diensten mit unterschiedlichen Gaben gemeinsam um Hilfesu-chende und Kranke kümmern und sie auf den möglichen Wegen der inne-ren und äußeren Heilung begleiten.“ Mit anderen Freunden von Nehemia begann sie einen Gebetskreis für Kranke und Hilfesuchende. Ein Modell für „umfassende Heilung“ schwebte ihnen vor. Wie konnte das praktisch verwirklicht werden? Dann erkrankte Claudia Elwert schwer. Das Projekt schien aussichtslos. War alles nur ein Traum?

Es begann vor 10 Jahren Auf dem Weg zur Besserung lernte Claudia Elwert Christen im Gesund-heitswesen e.V. kennen. Eine Bewegung glaubender Menschen zu finden, die dasselbe Ziel wie sie verfolgten, spornte sie an. Und dann überraschte sie in der Kur die Nach-richt von der Erfüllung ihres Traums: Die Gengenbacher Schwestern hatten

Segen

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Spur des Segens

ihr Anwesen der Nehemia Initiative übergeben. „Eine Etage mit 11 Räu-men innerhalb dieser Gebäude stand zur Verfügung, um unsere Vision eines ‚Heilungszentrums’ Wirklichkeit werden zu lassen!“ Das Stockwerk wurde renoviert und ein Jahr später begann das ersehnte und erbetene Zentrum seinen Dienst. Zuerst luden sie zum Segnungs- und Heilungsge-bet ein. Das Bernhardushaus öffnete seine Türen für notleidende Mitbe-wohner. Eine Praxis für Seelsorge und Psychologische Beratung wurde gegründet und bald darauf richtete der Allgemeinmediziner und Nehemianer Dr. med.Ulf Lenk seine Hausarztpraxis im Josefshaus ein.

Es geht weiterDas ZfG ist ein wachsender Orga-nismus mit vielen Diensten, die ineinander greifen. Heute umfasst es die Arztpraxis, die Wohnge-meinschaft im Bernhardushaus, die sich jetzt „christliche WegGe-meinschaft“ nennt, Fürbittenteams, das regelmäßige Segnungs- und Heilungsgebet, Lernhilfen für Kinder, Ernährungsberatung und ein Seelsorgeteam. Einkehrtage, Seminare und Vorträge zu Themen wie „Innere Heilung“ und „Stress-bewältigung“ werden angeboten und auch Christen im Gesundheits-wesen e.V. führt regelmäßig Ver-anstaltungen im Josefshaus durch. Zum erweiterten Mitarbeiterkreis des ZfG gehören Kooperationspart-ner aus Suchthilfe, Tanztherapie und Psychologischer Beratung.

Ein umfassendes Verständnis von Heilung

„Heilungszentrum“ sollte das ZfG zuerst heißen. Aber welche Assoziati-onen würde das wecken? „Komm zu uns und du wirst gesund“? Das Team hat gesehen, wie wichtig es ist, eine realistische gemeinsame Erwartungs-haltung zu entwickeln. Es erarbeitete ein Grundlagenpapier zum Heilungs-verständnis, um ein ausgewogenes Verhältnis von konventionellen Hei-lungsmethoden, Eigenverantwortung und Heilung durch die Kraft des Glau-bens zu definieren. „Wir alle brauchen innere Heilung“, sagt Claudia Elwert. „In jedem dieser Prozesse geht es darum, Gott nahe zu kommen. Die Frage an Gott: ‚Willst du mich überhaupt heilen?’ sollte richtiger heißen: ‚Gott, wie willst du mich heilen? Auf welche Weise willst du mich heilen?’“ Man will im ZfG den ganzen Menschen sehen und ihm dienen. Das geht nur, wenn er in seinen körperlichen, seelisch-geistigen und spirituellen Bedürfnissen ernst genommen wird. Und es geht nur, wenn verschiedene Gaben und Profes-sionen des Helfens ineinander greifen. „Von entscheidender Bedeutung ist die Arbeit im Team“, sagt Dr. med. Ulf Lenk, der Mediziner, und erläutert im Blick auf sein Praxisteam: „Was aus Zeitgründen im Sprechzimmer nicht möglich ist, kann durch Mitarbeite-rinnen am Empfang oder zusätzliche Gesprächsangebote ergänzt werden.“

Wachstum durch Krisen Schwierigkeiten konnten nicht ausblei-ben, weil sonst das Wachstum nicht

Statements von ZfG-Mitarbeitern

„Das ZfG ist für mich...

... ein lebendiger Ausdruck der Grundbe-rufung der Nehemia Initative: ‚Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu ver-binden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trös-ten alle Trauernden’.“ Mechthild Humpert,

Leitungskreis ZfG und Leitung Nehemia

Iniative e.V.

... eine besondere Möglichkeit, mit anderen Menschen zusammen nach neuen Wegen im Gesundheitswesen Ausschau zu halten und neue Wege auszuprobieren und zu gehen.“ Claudia Elwert, Leiterin ZfG

... etwas ganz Besonderes - und ich schätze es sehr, dazugehören zu dürfen,weil alle an Jesus als den Erlöser glauben und wir im Team im Heilungs-dienst für andere stehen.“ Bernhard Frey,

Leiter der WegGemeinschaft

... ein Netzwerk verschiedener Dienst- und Arbeitsbereiche, vielfältiger Kompe-tenzen und gemeindlicher Hintergründe. Wir haben aber alle ein Ziel: Jesus in unserem Sein und Tun zu verherrlichen, uns in Seinen Dienst nehmen zu lassen und gemeinsam Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten und zu unterstützen.“ Alexa Reichel, Tanz-

und Bewegungstherapeutin

...ein Ort, an dem ich mich an den Gaben anderer erfreue und meine eigenen einbringen kann. ...eine Gemeinschaft mit unterschiedlichen Christen, die mit gemeinsamen Zielen unterwegs ist. ...ein Ort, an dem ich Gott begegnen kann (z.B. im Abendmahl, im Miteinander, im Dienst, wo ich mich gleichermaßen als Gebende und Empfangende empfinde).“ Friederike Thalheim, Krankenschwester

und Kunsttherapeutin

Segen

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16 HINTERGRUND

in die Tiefe gehen kann. Mitarbeiter kamen und gingen. Dienste wurden eingerichtet und wieder aufgegeben. Enttäuschungen und Engpässe muss-ten durchgestanden werden. Persön-liche Krisen und übergroße Probleme von Patienten und Bewohnern brach-ten Mitarbeiter an ihre Grenzen. Aber die Grundsubstanz der Wertschätzung und Annahme im gelebten Miteinan-der ließ sie durchhalten. „Da stehst du da und kannst erstmal nichts sagen. Das ist schon hart“, bekennt Dr. med. Ulf Lenk, wenn er an manche Leidens-

geschichte in seiner Praxis denkt. „Das Team ist sehr wichtig, dass man sich nicht dauernd runter reißen lässt, um dann zu sagen: Es hat eh keinen Wert,“ sagt Bernhard Frey, der die Wohnge-meinschaft im Bernhardushaus leitet. Die Mitarbeitenden gründen ihren Teamgeist in gegenseitiger Fürbitte. Sie feiern regelmäßig miteinander Abendmahl. Die gemeinsame Grund-lage ist atmosphärisch spürbar. Auf Besucher wirkt sie einladend, authen-tisch und vorbildlich. Das ZfG wird als Hoffnungsträger Christlicher Heilkunde

wahrgenommen. Darum hat es auch beim 2. Christlichen Gesundheits-kongress 2010 in Kassel den 2. Preis des erstmals verliehenen Christlichen Gesundheitspreises erhalten.

Mitarbeiter der Hausarztpraxis von Dr. med. Ulf Lenk Claudia Elwert

Hans-Arved Willberg,

Theologe und Pastoral-

therapeut, Karlruhe

Website: http://nehemia-initiative.dewww.life-consult.org

Wenn Weiterbildung wirklich weiterbringt…Oder: Was bedeutet es, eine lernende Organisation zu sein?

„Das bringt bei diesem Team nichts! Da ist Hopfen und Malz verloren.“ „Die wollen doch gar nicht!“ „Was haben wir nicht schon alles an Schu-lungen durchgeführt… und was hat es gebracht?“ Solche und ähnlich resignative Statements höre ich immer wieder von Führungskräften und Teamleitern in Gesprächen. Die Gallup-Beratungsgruppe hat 2009 einen Engagements-Bericht1 vorge-legt und die Haltung von Mitarbeitern in Deutschland repräsentativ erho-ben. Ergebnis: Nur 11 Prozent der Beschäftigten in Deutschland setzen sich voll und ganz für ihren Arbeitge-ber ein. Mahlzeit. Was machen dann die restlichen 89 Prozent?

Ich bin seit mehr als 15 Jahren in Sachen Training und Entwicklung unterwegs und kenne die Heraus-forderungen der Führungskräfte und

Mitarbeiter nur allzu gut. Sicher – es kann eine ganze Reihe von Ursachen haben, wenn Mitarbeiter und Füh-rungskräfte sich innerlich vom Arbeits-platz verabschieden. Die Gallup-Studie ist in ihrer Analyse unmissverständlich: Es liegt an der Führung der direkten Vorgesetzten. „Die geringe Bindung der Beschäftigten lässt sich fast immer auf den direkten Chef zurückführen. Mitarbeiter mit geringer oder ohne emotionale Bindung werden hinsicht-lich ihrer Bedürfnisse und Erwartungen von ihren Vorgesetzten teilweise oder sogar völlig ignoriert.“ So die Studie.

Wie kann man nun in einem Team ansetzen und wirksame Änderungen auslösen? Mal ehrlich. Seminare, Coa-chings, Workshops, Erlebnis-Events… alles hilfreiche Maßnahmen – sofern professionell durchgeführt -- aber unter welchen Voraussetzungen bringen

sie wirksame Veränderung hervor? Wie lässt sich die Lücke zwischen gemütlichem Seminar und hartem Arbeitsalltag, zwischen schöner Theorie und anspruchsvoller Praxis schließen? Patentrezepte gibt es keine, jedoch will ich Sie mit einem Prozess bekannt machen, dessen Prinzipien seit Jahren in meiner Trainings- und Beratungsar-beit Einzug gehalten haben.

Es geht um einen Weg Führungskräfte zu befähigen und sie in die Lage zu versetzen, gemeinsam mit dem Team und den Mitarbeitern in einen Lern- und Wachstums-Prozess einzustei-gen. Dieser Prozess lebt nicht von einer einzelnen Veranstaltung (Semi-nar, Coaching...) oder einer einzelnen Maßnahme (Mitarbeitergespräch, Meeting), sondern von beständigem Lernen und Entwickeln im Alltag am Arbeitsplatz. Menschen kommen für

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ein Te

am fü

hrenPRAXISTIPP

Wenn Weiterbildung wirklich weiterbringt…

15 Minuten zusammen – besprechen ein Thema – trainieren eine Verhal-tensweise – erhalten Feedback und kehren wieder an ihre Arbeit zurück. Lernen und Verhaltensänderung findet dort statt, wo sie schlussendlich auch ihren Niederschlag finden soll: In der täglichen Arbeit. Undenkbar? Nein. Aber der Reihe nach…

Themen

Wissen

Wollen

Können

Führungskraft ermittelt ...

Führungskraft ermöglicht ... ...Transfer ...Integration

Skills

Fachlich

Methodisch

Sozial

Aufgaben

MitarbeiterMarkt

FinanzenProzesse

Der Transfer-Integrations-Prozess – in sechs Schritten zu einer lernenden Organisation

Nachstehende sechs Schritte haben sich bewährt, wenn Führungskräfte sich mit ihren Teams auf den Weg zu Lernen und Wachstum machen. Dabei ist es unerheblich, wie viel Führungs-erfahrung und welche Voraussetzun-gen das Team mitbringt. Die Bereit-schaft zählt! Der Rest ergibt sich unterwegs. Die ersten drei Schritte werden in einem Workshop oder per-sönlich durch die Teamleitung erarbei-tet. Die letzten drei Schritte sind dann tägliche Transfer-Integrations-Trainings durch die Führungskraft.

1. Aufgaben: Vor welchen Her-ausforderungen stehen wir?

Ausgangslage ist die tägliche Arbeit der Abteilung oder des Teams – sei es die pflegerische Versorgung oder ärztliche Betreuung von Patienten, die administrativen Aufgaben in einer Ein-kaufsabteilung oder die internen Kun-denanforderungen der IT-Abteilung. Wo liegen die Engpässe, Herausforde-rungen und Schwierigkeiten? Die vier strategischen Perspektiven Mitarbeiter (bspw. die Einarbeitung neuer Mitar-

beiter, Urlaubsregelung, unterschied-licher Qualifikationsstand der Kolle-gen…), Markt (bspw. der Umgang mit Kunden oder Klienten, Bearbeitung von Reklamationen, Abstimmung mit internen Kunden…), Finanzen (bspw. kosteneffizienter Einsatz von Ressour-cen, Budgetplanung und –kontrolle…) und Prozesse (bspw. Standards in

der Leistungserbringung, Absprachen in der Planung und Umsetzung…) dienen dabei als hilfreiche Stichworte, um alle relevanten Themenfelder zu beleuchten. Es geht nicht darum, alle Aufgaben zu beschreiben, sondern lediglich die sog. ‚Kittel-brenn-Fakto-ren‘ zu ermitteln.

2. Skills: Welche Fähigkeiten brauchen wir, um diese Heraus-forderungen zu bewältigen?

Der zweite Schritt nun beschreibt die Fähigkeiten, die nötig sind, um den Herausforderungen (besser) zu begegnen. Diese Fähigkeiten lassen sich in fachliche (bspw. Fachkompeten-zen, Expertenwissen…), methodische (bspw. Selbstorganisation, Planung, Moderation…) und soziale (bspw. Akti-ves Zuhören, Innovationsbereitschaft, Kooperation…) einzeln erfassen. Wie-derum gilt: Weniger ist mehr.

3. Themen: An welchen Themen sollten wir arbeiten?

Hat die Führungskraft nun die Skills beschrieben, sind die Themen zu

bestimmen, die es zu vermitteln und zu trainieren gilt. Effektives Verhalten und Handeln setzt sich aus drei grundlegenden Elementen zusammen: Wissen, Können und Wollen. Was also müssen meine Leute wissen (Fachthemen, interne Prozesse des Hauses, Erwartungen der Führungskraft…), wollen (Quali-tätsbewusstsein, Einsatzbereitschaft, Kundenorientierung…) und dann schließlich auch können?

4. Transfer: Themen werden in überschaubare Lernlektionen überführt.

Nun werden die wichtigsten Themen markiert und in einzelne ‚Häppchen‘ aufgeteilt. So könnte das Thema Kundenorientierung in die Häppchen ‚Annehmen eines Telefonates‘, ‚Emp-fang von Kunden in der Abteilung‘, ‚Führen eines Erstgespräches mit einem Interessenten‘ aufgeteilt wer-den. Finden Sie aktuelle Aufhänger und integrieren Sie bestehende Hilfs-mittel (bspw. Mitarbeiterhandbuch, Unterlagen von erfolgten Trainings oder passende Fachbücher, die man dem Team zur Lektüre geben kann). >>

Marcus B. Hausner ermöglicht Entwicklung in Unter-nehmen und Organisationen mit dem Fokus Mensch, Team und Kultur. Seit 2000 setzt der Grün-der des Arbeitskreises Personal-

entwicklung an der Berufsakademie Stuttgart Akzente in der Weiterbildungslandschaft bei Themen wie Blended Learning, Teamdynamik und Leitbildentwicklung.

Er ist verheiratet, hat drei Kinder und leitet zusammen mit seiner Frau Claudia Hausner die Evangelischen Vineyard-Gemeinschaften in Würt-temberg. Er ist Beauftragter der deutschsprachi-gen Vineyard-Bewegung für Kirche & Ökumene und verantwortet dort die Taskforce Churchplan-ting. Er ist Autor mehrerer Bücher und gefragter Berater für werteorientierten Gemeindebau.

Business-Blog von Marcus B. Hausner: www.marcushausner.comWeiterführende Informationen zum Transfer- Integrations-Training: www.ti-training.de

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18 PRAXISTIPP / DOKUMENTATION

5. Integration: Neues Verhalten wird durch Training am Arbeits-platz integriert.

Die ‚Häppchen‘ werden nun in leicht verdaulichen Dosen mit dem Team am Arbeitsplatz erarbeitet. Dauer: 15 Minuten. Das passt immer in den Arbeitstag: Vorher, nachher oder zu festgesetzten Zei-ten. Das Transfer-Integrations-Trai-ning hat einen festen Rahmen und beginnt mit Rückblick zum Vortag und den gemachten Erfahrungen. Dann wird das Vorgehen erläutert, indem das Thema mit einem Impuls und einem aktuellen Beispiel vorgestellt wird. Nun erfolgt das Training der erwünschten Verhal-tensweise direkt bspw. am PC, an der Maschine oder am Arbeitsplatz. Es erfolgt eine unmittelbare Kont-rolle, indem der Mitarbeiter Feed-

1http://eu.gallup.com/Berlin/118639/Presse-und-Studien.aspx

back erhält und sich verbessern kann. Der Schluss der Trainingsein-heit bildet eine Vereinbarung über neue oder veränderte Aktivitäten, die sich für jedes Teammitglied aus dem Training ergibt. Und dann gilt es: Wieder zurück an die Arbeit mit dem neu erworbenen Wissen, Wollen und Können. Morgen gibt es dann wieder einen ‚Happen‘.

6. Abgleich: Standortbestim-mung und Auswertung

Von Zeit zu Zeit nimmt die Führungs-kraft einen Abgleich der Schritte eins bis drei vor. Haben sich die Aufga-ben und die damit verbunden Skills und Inhalte verändert oder erwei-tert? So erstellt sie neue Lernlekti-onen für die täglichen Transfer-Inte-grations-Trainings und ermöglicht Lernen und Wachstum im Team.

ZusammenfassungFührungskräfte haben einen enormen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit ihrer Teams. Der Transfer-Integrations-Prozess ist ein Weg, der mit 15 Minu-ten am Tag die Lern- und Leistungs-fähigkeit eines Teams dramatisch erhöhen kann. Die Kommunikation verbessert sich durch das tägliche gemeinsame Trainieren. Mitarbeiter erhalten direktes und regelmäßiges Feedback, das sich motivierend und aktivierend auswirkt. Führung kre-iert so eine Kultur des Förderns und Forderns, ohne autoritär werden zu müssen. Mitarbeiter haben eine Gelegenheit, Stärken und Fähigkeiten zu entwickeln und so mehr Verantwor-tung zu übernehmen.

Katrin Göring-Eckardt, Abgeordnete

(Bündnis 90/Die Grünen) und Vizeprä-

sidentin des Deutschen Bundestages

sowie Präses der Synode der Evan-

gelischen Kirche in Deutschland. Die

1966 in Thüringen geborene Autorin

studierte von 1986 bis 1989 evangeli-

sche Theologie. Sie ist verheiratet und

Mutter von zwei Söhnen.

Nein, um Mädchen oder Junge, brünett oder blauäugig, geht es in der aktuellen deutschen Debatte um Präimplantationsdiagnostik (PID) nicht. Es geht vielmehr darum, ob Embry-onen künstlich erzeugt, auf schwere genetische Störungen getestet und die zu viel produzierten aussortiert werden sollen. Und es geht vor allem um die betroffenen Eltern, die fürch-ten, ihre Erkrankung zu vererben. Wie die meisten Paare wünschen sie sich eigene, gesunde Kinder. Niemand sollte diesen Wunsch kleinreden oder relativieren. Und wer wollte Frauen und Paaren nicht belastende Fehlgeburten ersparen? PID aber wirft Fragen auf, die über den nachvollziehbaren Wunsch einiger Paare hinausgehen. Bei der Beantwortung dieser Fragen spielt immer das vertretene Menschenbild eine Rolle. Das christliche Menschen-bild gründet darauf, dass der Mensch

nicht sein eigener Schöpfer ist, sondern dass jedes Leben ein unverfügbares Geschenk ist. Das gilt gleichermaßen für ein Leben mit und ohne Behinde-rung. Eltern, die mit einem behinderten Kind leben, die ihr gesamtes Leben umordnen und auf die Betreuung ihres Kindes einstellen mussten, bestätigen das: Natürlich sprechen sie von dem, was sie verzweifeln lässt an ihrer Situ-ation. Vor allem erzählen sie aber von der tiefen Liebe, die sie mit ihrem Kind verbindet. Und davon, wie ihr Leben bereichert wird durch eben dieses Kind, so wie es ist. Verhindert PID Fehlge-burten, Krankheiten, das Sterben kurz nach der Geburt? Vielleicht, in einigen Fällen ja. Zu befürchten ist aber: Den einen wird – eventuell – eine Last von ihrer Schulter genommen, die aber auf den Schultern von anderen Menschen umso schwerer wiegt. Jenen Menschen, die mit Erkrankun-

Ein bisschen PID gibt es nicht

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1/2011 CHRISCARE 19DOKUMENTATION

gen leben, die ihr Leben mit all seiner Schwere meistern und nun mittelbar erklärt bekommen, dieses Leben sei eigentlich nicht lebenswert. Wären sie selber vor 10, 20, 30 Jahren auf die Welt gekommen, wenn es die Möglich-keiten der PID bereits gegeben hätte? Heute gibt es die Möglichkeit der PID – und der Druck auf die Eltern steigt, die sich ganz bewusst für das Leben mit einem behinderten Kind entscheiden. Und der Druck wird größer auf alle, die eigentlich keine Veranlassung sehen, Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, die gar nicht wissen und auch nicht auswählen wollen.

Vor Gott sind alle Menschen gleich. Unser Grundgesetz ist dem christ-lichen Menschenbild gefolgt, wenn es in Artikel 3, Absatz 3 formuliert: Niemand darf wegen seiner Behin-derung benachteiligt werden. Die PID relativiert dieses Menschenbild, indem sie auswählt und letztlich festlegt, welches Leben lebens-wert ist und welches nicht – wenn auch in sehr engen Grenzen. Aber wer will diese „engen Grenzen“ bestimmen? Wann ist ein Leben lebenswert? Wenn es nur einen Tag, nur ein Jahr, oder nur ein paar Jahre lebensfähig ist? Wer will das entscheiden? Eine Freigabe der PID führt zwangsläufig zu einer Schief-lage in der ethischen Diskussion.

Bei der PID geht es immer auch um das eigene Menschenbild. Bin ich selbst Herrin oder Herr über mein eigenes Leben und über ein bereits entstandenes neues Leben? Oder lebe ich aus einer Kraft heraus, die außerhalb meiner eigenen Möglich-keiten liegt, auf die ich angewiesen bin und die unverfügbar ist?

Christinnen und Christen glauben daran, dass ihr Leben nicht allein in ihren eigenen Händen liegt, das schimmert durch die alten biblischen Texte durch, wenn es etwa in Psalm

139 heißt: „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrie-ben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“ Dass Gottes Wege manchmal schwer zu begrei-fen sind, das drückt der unmittelbar folgende Vers aus: „Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Am Ende bin ich noch immer bei dir“ (Psalm 139, 16–18).

Kinder zu haben ist ein Lebensglück, mit oder ohne einer Behinderung. Eigene Kinder sind ein Geschenk, das glücklich macht und staunen lässt – und das doch unverfügbar bleibt. Darum glaube ich nicht, dass es ein „Recht“ auf Kinder und auf gesunde Kinder geben kann. Denn es geht nicht um uns, unsere Wünsche und Sehnsüchte, auch wenn sie noch so verständlich sind. Es geht vielmehr um die Ehrfurcht vor dem entstehen-den Leben in all seiner Vielfalt.

Mir macht der gesellschaftliche Druck, möglichst perfekt zu sein, alles zu planen, zunehmend Angst. Erschei-nen uns daher die Versprechen der PID so plausibel? Ist demgegenüber das Leben mit einer Behinderung ver

treten

es Me

nsch

enbild

denn tatsächlich nur schwer und in vielem zu wenig? Ist es nicht wie jedes Leben ein Leben mit der ganzen Bandbreite menschlichen Daseins, mit Leid und Freude, Glück und Liebe? Christinnen und Christen glau-ben, dass jedes Leben zum Ebenbild Gottes geschaffen ist, nicht nur das vermeintlich gesunde und starke. Ich fürchte, dass wir mit der PID mehr verlieren als gewinnen können.

Bei der Diskussion um Verbot oder Zulassung der PID geht es um mehr als um individuelle Inanspruchnahme medizinisch-technischer Möglichkei-ten im Ausnahmefall. Es geht um eine ethische Richtungsentschei-dung, die Folgen haben wird: Wie verstehen wir Elternschaft, was muten wir unseren Kindern zu, was halten wir für wünschenswert und lebenswert, wie werden wir mit denen umgehen, die Norm und Ideal nicht entsprechen können. Letztlich geht es um unser Menschenbild.

Ein bisschen christliches Menschen-bild gibt es nicht, ein bisschen PID darf es nicht geben.

ChrisCare-Dokumentation: Fremde Federn, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.1.2011

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20Diagnose: Krebs

ERFAHRUNGSBERICHT

Über die junge Familie bricht die Diagnose Krebs herein, von der die Ehefrau betroffen ist. Gerade erst beschenkt mit einer kleinen Tochter, stellt das Leben sie vor eine solch große Heraus-forderung. Fragt man die Mutter wie es ihr geht, bekommt man ehrliche Antworten. Oft kann sie sagen: „Mir geht es gut, wenn da nicht immer diese dunkle Wolke über meinem Leben wäre…“ hiermit meint sie ihre Erkrankung und die damit einhergehende tödliche Bedrohung.

Die Diagnose Es begann mit einer Routineuntersu-chung. Meine Hausärztin hatte in der Leber eine Geschwulst gefunden. Noch am selben Tag war ich im Kran-kenhaus zu weiteren Tests. Dann die Diagnose: Krebs! Und zwar eine aus medizinischer Sicht wohl unheilbare Form. Die Ärzte im Krankenhaus haben sich zunächst ziemlich vage ausge-drückt: „Eine chronische Erkrankung, die für den Rest des Lebens Therapie erforderlich macht.“ Da standen wir nun mit dieser Diagnose. Was sollte die Zukunft bringen? Unsere Tochter war gerade zwei Jahre alt und sollte bald mit dem Kindergarten beginnen. Und nun ist die Mutter und Ehefrau schwer krank und ständig im Kran-kenhaus. Nach dem ersten Schock kamen Erfahrungen, wie sehr Gott uns dennoch versorgt. Die Großeltern sind noch rüstig genug, um für die Kleine zu sorgen. Wir leben in einer Gemeinde, die im Gebet hinter uns stand und steht und wir dürfen das Geschenk guter Freunde erleben, die für uns da waren und sind. Diese sehr starke Unterstützung zu erfahren hat uns geholfen, mit der Erkrankung umzu-gehen. Briefe, Anrufe, Besuche oder eine stumme Umarmung von sehr vielen Leuten, all diese Dinge haben uns Mut gemacht.

Die Therapie Zunächst habe ich mich entschlos-sen, die von den Ärzten empfohlene Chemotherapie anzunehmen, obwohl es von Anfang an klar war, dass es keinerlei Heilungsprognose gab. In der ersten Zeit der Therapie ging es eigentlich nur darum, das Leben irgendwie zu organisieren. Ich habe die Behandlung über mich ergehen lassen. Ich habe nur von Therapie zu Therapie gelebt und auch nur so weit gedacht. Wenn ich zwischen den The-rapien zu Hause war, wurde für uns gesorgt. Es kam jemand vorbei um mit unserer Tochter zu spielen. Oder es wurde vorbereitetes Essen vor-beigebracht. Am schwierigsten war für mich die Isolation in dieser Zeit. Durch die Therapie war mein Immun-system so reduziert, dass ich nicht unter Leute gehen konnte, nicht zum Einkaufen, keine Besuche machen, nicht zum Gottesdienst. Wer mich besuchen wollte, musste gesund sein. Anrufe und Briefe haben mich sehr gefreut. Aber ich konnte nicht selbst am Leben teilnehmen. Auch die körperlichen Nebenwirkungen waren immer schwerer zu ertragen. Haarausfall war noch das Geringste. Ich war oft müde und kraftlos.

Zweifel an der TherapieMit der Zeit wurden meine Zweifel an der Therapie immer stärker. Wir haben dann ein offenes Gespräch mit dem Oberarzt der Station geführt. Die Auskünfte, die wir dort erhalten haben, waren nicht sehr ermutigend, aber wir hatten endlich eine klare Aus-sage. Unheilbare Krebserkrankung, eine Lebenserwartung mit Therapie von zwei – drei Jahren. Eine Prognose ohne Therapie konnten uns die Ärzte nicht zuverlässig geben. Aber wollte ich bis ans Lebensende Therapie mit allen körperlichen und sozialen Nebenwirkungen? Wollte ich isoliert bleiben, weil mein Immunsystem

zerstört wurde? War das der Weg? Die Antwort war ein eindeutiges „Nein!“. Deshalb haben wir uns nach ausführlichen Überlegungen dann ent-schieden, die Therapie abzubrechen. Wir fühlten uns von Gott geführt in dieser Entscheidung und haben hin-terher auch viel Bestätigung erhalten. Freunde hatten schon Angst gehabt, dass mich die Therapie schneller umbringt als die Erkrankung.

Leben mit der Erkrankung Aber hier fing der Weg erst richtig an. Ich habe gelernt und lerne noch in meinem Alltag mit der Erkrankung zu leben. Dabei geht es weniger um körperliche Einschränkungen oder finanzielle Sorgen. In dieser Hinsicht läuft alles ohne Probleme. Schwierig ist es mit der Prognose der Lebens-erwartung zu leben. Situationen, die für andere Familien vollkommen nor-mal sind, sind bei uns mit einem gro-ßen Fragezeichen versehen. Erlebe ich die Einschulung unserer Tochter mit? Wie viel Zeit bleibt uns noch als Ehepaar, als Familie? Welche Pläne lassen sich noch verwirklichen?

ZukunftswünscheWie hat die Erkrankung unser Leben verändert? Was wünsche ich mir für die Zukunft?

Am wichtigsten ist es mir, eine solide Basis für meine jetzt 3 ½ -jährige Tochter zu legen. Das hat mich auf ganz neue Gedanken gebracht, was meine Gemeindemitarbeit betrifft. In der ersten Zeit nach Abbruch der Therapie hatte ich Bedenken, mich in die Gemeindearbeit zu investieren. Kann ich Mitarbeit zusagen, habe ich die Kraft dazu? Was ist, wenn ich aus-falle? Alle diese Gedanken haben mich beschäftigt. Aber Gott hat mir gezeigt, dass er andere Gedanken darüber hat und ich trotz Erkrankung mitarbeiten kann und soll. Er wird für mich und

Mutig leben trotz „dunkler Wolke“

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Mutig leben trotz „dunkler Wolke“

sam für Gemeindeangelegenheiten und treten in Fürbitte für Anliegen anderer Menschen ein. Man könnte sagen, durch die Erkrankung hat Gott mir einen Tritt in Richtung Gebet gegeben und mich aktiviert. Durch meine eigene Betroffen-heit hat sich an dieser Stelle viel verändert. Über meinem „neuen“ Leben steht Gottes Wirken in dieser Erkrankung. Wir sehen überall Spuren von Gottes Handeln. Wir fühlen uns getragen und sind dankbar für das Heute. Und das macht auch Mut für morgen. Seit der Diagnose ist es jetzt mehr als ein Jahr her und mehr als neun Monate seit Abbruch der Therapie. Es geht mir gut, die Blutwerte sind an der oberen Grenze des Normal-bereichs und ich kann am Leben teilnehmen. Gottesdienstbesuche, Mitarbeit in der Gemeinde, Treffen mit Freunden, Urlaub. Diese Dinge sind mir möglich. Und das ist schon ein Wunder. Es zeigt mir, dass bei Gott nichts unmöglich ist und er Gedanken des Lebens für mich hat. Es gibt jedoch auch Zeiten, in denen ich zweifle und mir wün-sche, dass Gott doch endlich ein Heilungswunder tut. Endlich wieder unbeschwert, ohne dunkle Wolke leben! Doch da sich, wie bereits erwähnt, die Beziehung zu Gott vertieft hat, hilft mir Gott über diese Zeiten hinweg. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich noch habe, doch diese Zeit möchte ich ganz bewusst mit Gott leben.

Die Autorin lebt mit Ehemann und

Tochter in der Nähe von Bremen

die anderen Mitarbeiter sorgen. Ich hätte vorher nie gedacht im Kindergot-tesdienst mitzuarbeiten. Aber ich bin dort jetzt eingestiegen. Auch war ich bisher nie an einem die Generationen übergreifenden Hauskreis interessiert. Aber jetzt gehen wir als Familie in so einen Hauskreis und es ist toll zu sehen, mit welcher Natürlichkeit und Ernsthaftigkeit auch die kleinen Kinder dort mitmachen. Zunächst hatte ich in diesem Hauskreis Bedenken, mich als unheilbar Kranke den Menschen dort zuzumuten. Aber es sind so tiefe Beziehungen entstanden, dass wir uns alle bereichert fühlen.

Hat sich meine Beziehung zu Gott verändert?

Ja, auf jeden Fall. Zuerst war ich nur traurig, dann auch richtig wütend auf ihn. Wie kann er so etwas zulassen? Warum soll ein kleines Kind ohne Mutter aufwachsen? Aber mit der Zeit hat es sich verändert. Ich habe eine engere Beziehung zu Gott bekommen. Durch die Erkrankung hat sich mein Gebetsleben verändert. Während ich vorher eher unregelmäßig gebetet habe und auch nicht so ausdauernd, nutze ich jetzt fast jede freie Minute um zu beten. Ich nehme viele Gele-genheiten wahr, gemeinsam mit anderen zu beten, natürlich auch um Heilung. Aber ich weiß, dass ich mit dieser Spannung zwischen Zeit, Hei-lung und/oder Ewigkeit leben muss.

Überall Spuren von Gottes Handeln

Ich habe mich auch der Gebets-gruppe in der Gemeinde ange-schlossen. Dort beten wir gemein-

ChrisCare und cpsbieten Ihnen eine Auswahl

an offenen Stellen im Gesundheitswesen an:

www.cps-online.org

Altenpfl eger/-in / Krankenpfl eger/-schwesterPfl egeeinrichtungAufgaben: Grund- und Behandlungspfl ege, so-ziale Betreuung, Pfl egeplanung, Umsetzung der Qualifi kationsvorgaben. Voraussetzungen: Einfühlsamkeit, Einsatzbereitschaft, selbständi-ges Arbeiten, positive Einstellung zu den Zie-len des Trägers.

(Arbeitsort: Brandenburg), ab sofort

Altenpfl eger/-in; Krankenschwester/-pfl egerSeniorenpfl egeheimAufgaben als Pfl egefachkraft. Bei zusätzli-cher kaufmännischer Ausbildung Unterstüt-zung bei Aufgaben im Verwaltungsbereich. Voraus setzungen für die Tätigkeit sind ein Ab-schluss exam. Altenpfl eger/-in bzw. exam. Krankenschwester/-pfl eger, Zuverlässigkeit, Ver antwortungsbewusstsein, Team- und Kon-fl iktfähigkeit.

(Arbeitsort: Schleswig-Holstein), ab sofort

Altenpfl eger/in oder Krankenschwester/-pfl eger (in Teil- oder Vollzeit)Alten- und Pfl egeheimAufgabe: Mitarbeit in einem Pfl egeteam in ei-nem neu eröffneten Wohnbereich. Anforde-rungen: Ausbildung zum/zur Altenpfl eger/-inoder Krankenschwester/-pfl eger, liebevoller Umgang mit den Bewohnern, Bereitschaft zur Weiterbildung.

(Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Gesundheits- und Krankenpfl eger/-in (Intensiv) KrankenhausFachschwester/-pfl eger für Intensivmedizin und Anästhesie. Erfahrungen in Therapie chro-nischer Erkrankungen der Atemwege, Tumore des Bronchialsystems und der Lunge, nichtin-vasive Beatmung. Identifi kation mit der Ziel-setzung des evangelischen Krankenhauses und Mitglied in einer christlichen Kirche.

(Arbeitsort: Thüringen), ab sofort

Pfl egefachkraft (m/w)Altenpfl egeAufgaben sind die Grund- und Behandlungs-pfl ege. Anforderungen: Krankenschwester oder Altenpfl eger/-in, Weiterbildung zur Fach-kraft für Gerontopsychiatrie (wünschenswert), Be reitschaft zur Nachtwache.

(Arbeitsort: Baden-Württemberg), ab sofort

Pfl egedienstleitung (m/w)Seniorenpfl egeheim Aufgaben: Sicherstellung einer individuell ge-planten ganzheitlichen Pfl ege, Weiterentwick-lung der Konzepte für Pfl ege und Betreuung, ressourcenorientierte Personaleinsatzplanung, Führung, Anleitung und Qualifi kation der Pfl e-gekräfte, Beratung von Bewohner/-innen, An-gehörigen und von Interessenten. Anforderun-gen: Examinierte Pfl egefachkraft (Alten- oder Krankenpfl ege) mit anerkannter Weiterbildung gem. §71 SGB XI oder Studium Pfl egemanage-ment, Berufs- und Leitungserfahrung in der stationären (Alten-)Pfl ege, etc.

(Arbeitsort: Bremen), ab sofort

Assistenzarzt/-ärztinKrankenhausDie Chirurgische Abteilung bietet die Möglich-keit der Weiterbildung für 2 Jahre Basischirurgie, 2 Jahre Allgemein- und Visceralchirurgie und 2 Jahre Orthopädie/Traumatologie. Typische Tä-tigkeit eines/-r Assistenzarztes/-ärztin im Kran-kenhaus mit Teilnahme an Bereitschaftsdiensten des Krankenhauses.

(Arbeitsort: Sachsen), ab sofortNähere Informationen zu den Stellen

sowie weitere Angebote erhalten Sie bei:

Fon (05 61) 9 38 75-12 Fax -26

[email protected]

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INTERNATIONALES

Seelsorger auf der Suche nach VerbündetenKrankenhausseelsorge in den USA

Dr. Frank Woggon ist Kranken-hausseelsorger am Universitäts-klinikum in Louisville/Kentucky. Dort ist er für die Ausbildung von Krankenhausseelsorgern zustän-dig. Der in Essen geborene deut-sche Baptist, der mit einer Ameri-kanerin verheiratet ist, lebt seit 12 Jahren in den USA. Nach seinem Theologiestudium in Hamburg und Louisville war er Gemeinde-pastor in Berlin-Charlottenburg. ChrisCare fragte ihn nach seinen Erfahrungen im amerikanischen Gesundheitswesen:

In Europa kennt man das US-amerikanische Gesundheitswe-sen vor allem aus Vorabendse-rien wie Grey's Anatomy. Das Miteinander von Schwestern, Pflegern und Medizinern wird vor allem als heiter chaotische Gemeinschaft beschrieben. Ver-mutlich hat das wenig mit der Realität zu tun?

Bei diesen Serien muss die Professi-onalität eben dem Unterhaltungswert weichen. In der Realität haben alle Berufsgruppen doch hohe Standards, was den professionellen Umgang miteinander und mit Patienten angeht. Grenzüberschreitungen, die

im Fernsehen vielleicht unterhaltsam wirken, werden da nicht geduldet. Was die Heiterkeit angeht, gibt es allerdings so eine Art Krankenhaus-humor, der für Außenstehende wohl nur schwer verständlich ist. Ich glaube, es ist eine Strategie, mit der emotionalen Last der Arbeit umzuge-hen und Stress abzubauen.

Was unterscheidet die Tätigkeit eines Seelsorgers in einem amerikanischen Krankenhaus von einem mitteleuropäischen Krankenhaus?

Krankenhausseelsorge ist in den USA fester in das Gesundheitswe-sen integriert. Es gibt eine nationale Organisation (Association of Pro-fessional Chaplains), die Standards für die Berufspraxis setzt und nach der klinischen Ausbildung und einer Prüfung Seelsorger und Seelsorgerin-nen die Berufszertifikation ausstellt. Die Zertifikation muss dann durch regelmäßige Fortbildung und nachge-wiesene Konsultation mit Kollegen und Kolleginnen aufrechterhalten werden. Krankenhausseelsorge ist hier also ein eigenständiges und aner-kanntes Berufsbild mit einem eigenen Ausbildungsweg nach dem Theolo-giestudium. Seelsorgeabteilungen in Krankenhäusern haben oft mehrere Angestellte, die sich in verschiedenen klinischen Bereichen spezialisieren. In unserem Krankenhaus haben wir zum Beispiel acht angestellte Seelsorger und Seelsorgerinnen, dazu noch regel-mäßig Praktikanten und Seelsorger in der Ausbildung. Da unser Kranken-haus das regionale Traumazentrum ist, ist ein Großteil unserer Zeit der Versorgung von Traumapatienten und ihren Familien gewidmet. Außerdem arbeiten wir in Leitungsgremien des Krankenhauses mit, wie zum Beispiel der Ethikkommission.

Amerika gilt als ein frommes Land. Wie wirkt sich das auf die Seelsorge in amerikanischen Krankenhäusern aus?

Dass die Säkularisierung in Teilen der USA weniger fortgeschritten ist, bedeutet für unsere Arbeit, dass die Gegenwart von Seelsorgern im Kran-kenhausalltag von vielen als selbstver-ständlich angenommen wird und Pati-enten nicht erstaunt sind, wenn ein Seelsorger als Teil des Pflegeteams die Initiative für einen Besuch ergreift. Oft fragen Patienten oder Familienan-gehörige nach Seelsorgern, weil für sie die geistliche und emotionale Ver-sorgung im Krankheitsfall eben dazu gehört. Es bedeutet aber auch, dass Krankenhausseelsorge in einem plura-listischen Kontext stattfindet, in dem man nicht ein einheitliches geistliches Landschaftsbild voraussetzen kann. In diesem Land, das den Individualis-mus so hoch schätzt, ist die Spiritu-alität wie ein bunter Blumenstrauß mit vertrauten und mit exotischen Blüten. Krankenhausseelsorge ist hier bewusst überkonfessionell und interreligiös. Das heißt, Seelsorger sind ausgebildet, Patienten mit ganz verschiedenen religiösen Hintergrün-den zu begleiten. Unter Umständen bedeutet das, die Verbindung zu örtlichen oder überörtlichen religiösen Gemeinschaften herzustellen und als Mittler zwischen Patientenfamilien und Geistlichen zu fungieren.

Welche Beobachtungen, die Sie zum Miteinander der Berufs-gruppen im Gesundheitswesen in den Staaten gemacht haben, würden Sie gerne mit Mittel-europäern teilen?

Meiner Erfahrung nach bauen interdis-ziplinäre Beziehungen auf Vertrauen, Respekt und guter Kommunikation auf. Dazu gehört, dass man vonein-

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Seelsorger auf der Suche nach Verbündeten

ander weiß, wie die andere Disziplin arbeitet und was sie zur Behandlung oder zum Heilungsprozess beiträgt. Als Seelsorger muss ich in der Lage sein, im interdisziplinären Team meine Kompetenz und meine Arbeitsweise verständlich darzulegen, ohne eso-terischen Jargon. Zum Miteinander gehört auch die Bereitschaft, vonei-nander zu lernen. Für mich sind die wöchentlichen Fallbesprechungen im interdisziplinären Team ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Da lerne ich, wie andere Disziplinen denken und arbeiten und leiste meinen Bei-trag zu einem ganzheitlichen Ansatz. In unserem Kontext war es hilfreich, „Verbündete“ in anderen Disziplinen zu finden, die eine ganzheitliche Sicht von Patientenbetreuung vertraten. Die Palliativmedizin und Palliativpflege boten sich da an, weil sie in der Praxis mit interdisziplinären Teams arbeiten. Wir haben als Seelsorgeabteilung Initiativen zum Gespräch und Aus-tausch mit diesen Teams und mit der Abteilung für Palliativmedizin ergriffen, aus denen dann gemeinsame feste Ausbildungs- und Arbeitsstrukturen gewachsen sind.

Sie sind an Ihrer Universität an einem Programm beteiligt, das die unterschiedlichen Berufs-gruppen miteinander verknüp-fen will, um zum Beispiel onko-logischen Patienten optimal zur Seite zu stehen.

Das ist ein Programm, welches vor drei Jahren mit Gesprächen zwischen Medizinprofessoren, Vertretern der Krankenpflegeschule und der Schule für Sozialarbeit und mir als Seelsorger begonnen hat. Unser Anliegen war, Studierende in den verschiedenen Disziplinen früh in ihren Ausbildungs-gängen an interdisziplinäre Praxis heranzuführen und interdisziplinäre

Kompetenz zu entwickeln. Daraus ist dann der Vorschlag für ein For-schungsprojekt geworden, den wir beim National Institute of Health eingereicht haben, und der im letzten Jahr mit 1,5 Millionen Dollar für fünf Jahre gefördert wurde. Nun arbei-ten wir an einem interdisziplinären Ausbildungsprogramm für palliative Krebspflege, in dem Studierende aus Medizin, Krankenpflege, Sozialarbeit und Krankenhaussseelsorge über drei Jahre miteinander lernen. Unsere Absicht ist, einerseits das nötige Wissen im Bereich der Onkologie und fachliche Kompetenz in der Palliativ-pflege zu vermitteln und anderseits die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen einzuüben. Es ist das erste Ausbildungskonzept dieser Art in den USA und schon in der Planungs-phase ein spannender Prozess. Als Planungsgruppe erleben wir zurzeit, was die Studierenden dann in der gemeinsamen Ausbildung erfahren werden. Das heißt, wir sind gerade in einem Prozess, wo wir voneinander lernen, wie wir denken und ausbilden, was unsere Philosophie und Praxis ist und wo die einzelnen Disziplinen einen besonderen Beitrag leisten und Unterstützung brauchen.

Sie sind Ausbilder im Bereich der Clinical Pastoral Education, dem in den USA bekanntesten Seelsorgekonzept für Geistliche, die im Krankenhaus tätig wer-den wollen. Worauf kommt es bei diesem Training an?

Die Klinische Seelsorgeausbildung, oder Clinical Pastoral Education, vertritt den Ansatz von „lebendi-gen Dokumenten“ zu lernen. Das heißt, man lernt unter Supervision in der Praxis von den Patienten und Familien, die man betreut. Wir vermitteln zwar theoretische Inhalte

in Seminaren, aber der Schwerpunkt der Ausbildung liegt in der supervi-dierten Praxis und in der Gruppen-supervision, wo Fallbesprechungen vorgestellt werden und Selbstwahr-nehmung und Beziehungsfähigkeit eingeübt werden. Eine Grundüber-zeugung dieser Ausbildung ist, dass die Person der Seelsorgerin oder des Seelsorgers, das wichtigste „Werkzeug“ für den Dienst ist. Darum gehören Selbstwahrneh-mung und der Umgang mit der eige-nen Geschichte genauso zum Ausbil-dungskonzept, wie die Vermittlung von Fachwissen und Techniken der Gesprächsführung. Wir bieten zwei Ausbildungsprogramme an. Das eine ist eine einjährige Ausbildung mit 1200 supervidierten Stunden, die dann zur Berufszertifikation in der Krankenhausseelsorge führt. Teilnehmer in diesem Programm werden vom Krankenhaus als Seel-sorger-in-der-Ausbildung bezahlt. Das andere Programm ist eine viermonatige Ausbildungseinheit mit 400 supervidierten Stunden, was zumeist von Theologiestudierenden als Praktikum in Anspruch genom-men wird und von Geistlichen zur Berufsfortbildung.

INTERNATIONALES

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ren Zentrum für Palliativmedizin tätig und leitet in der Christopho-rus Akademie den Fachbereich Palliativpflege.

Frau Gruber, was unterscheidet das Miteinander von Mitarbei-tern unterschiedlicher Professi-onen in der Palliativversorgung von anderen Stationen?

Palliative Care ist von seinem Ansatz her auf eine enge Zusammenarbeit der Professionen, sprich Pflegende, Ärzte, Sozialarbeiter, Seelsorger oder Mitarbeiter aus therapeutischen Berufen und nicht zuletzt die Ehren-amtlichen, angelegt. Dahinter steckt die Annahme, dass all diese Profes-sionen einen wichtigen Beitrag in der Versorgung und Begleitung schwerst-kranker und sterbender Menschen leisten und einander ergänzen.

Nun ist es ja nicht so, dass dies in Bereichen der kurativen oder reha-bilitativen Versorgung anders wäre. Ich würde auch nicht sagen, dass dort die interprofessionelle Zusam-menarbeit anders sein muss. Auch hier gibt es in der Organisation der Einheiten Maßnahmen, die einen Dialog der Professionen ermögli-chen, z.B. gemeinsame Visiten oder Fallbesprechungen. Solche struktu-rellen Maßnahmen sind jedoch das eine, die Kultur und das Interesse von Teams, also die innere Motiva-

tion der einzelnen Mitarbeiter für eine Zusammenarbeit das andere.

Mitarbeiter in diesem Bereich haben spezifische Anforderun-gen und Chancen.

Die Begegnung mit dem Tod ist unzweifelhaft eine Herausforderung, der sich Mediziner, Pflegende und andere helfende Berufe trotz, oder vielmehr bei allem medizinischen Fortschritt stellen müssen. Es geht darum, die leidvolle Lage der kranken Menschen anzuerkennen und sie darin zu begleiten. Begleitung heißt, nicht nur dem Machbaren nach zu eifern und das Handwerkszeug der therapeutischen Hilfen optimal einzu-setzen, sondern berührbar sein von dem Schmerz, dem Verlust und der Trauer, die ein Kranker erlebt. Damit erkennt man an, dass Leiden zum Leben gehört, auch zum eigenen.

Chancen dieser Arbeit liegen darin, seine beruflichen Kompetenzen, aber auch persönliche Haltungen und Sicht-weisen zu erweitern. Palliative Care trainiert die Wahrnehmungsfähigkeit und „Vorurteilsfreiheit“ im Umgang mit Menschen, weil es hier darum geht, immer neu die Bedürfnisse und subjektiven Erfahrungen von Kranken und ihren Angehörigen zu erfragen und zu verstehen. Die Fähigkeit, hermeneutisch zu kommunizieren, ist zentrale Aufgabe und Lernfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, übri-gens auch in der multiprofessionellen Zusammenarbeit. Die Sprache jeder Profession ist ja geprägt durch Aus-bildung und Erfahrungen mit Berufs-kollegen. Davon auszugehen, dass die Sprache anderer Professionen dieselbe ist, ist eine irrige Annahme.

Für Pflegende sehe ich im Bereich von Palliative Care die Chance, das Image

des Pflegeberufs neu zu prägen. Pallia-tivpflege erfordert besonders im ambu-lanten Bereich (SAPV) Selbständigkeit, verantwortliche Entscheidungen und fundiertes Wissen. Diese Aufgaben sind nicht vereinbar mit dem Bild eines Assistenzberufes, wie er für die Pflege in vielen Köpfen existiert.

Der Umgang mit Menschen in ihrer letzten Lebensphase ist eine große psychische Heraus-forderung. Wie wirkt sich der Umgang im Team auf die Verar-beitung solcher Situationen aus?

Die Bedeutung des Austausches über belastende Situationen wird sehr hoch eingeschätzt. Eine Umfrage auf deutschen Palliativsta-tionen, die 2010 in der Zeitschrift für Palliativmedizin veröffentlicht wurde, untersuchte, welche Belastungsfak-toren und -symptome sowie Schutz-faktoren im Umgang mit dem Tod erfassbar sind. Besonders entlastend wirkt nach dieser Studie das zur Sprache bringen von schwierigen Situationen im Team. Auch eine Ver-ständigung über die Ziele der Versor-gung hat einen hohen Stellenwert. Im Austausch darüber zu sein, was der Anspruch von Palliative Care ist und was im konkreten Fall möglich ist, hat eine immense Bedeutung.

Sie haben bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing erklärt, dass Personal im Bereich von Palliative Care vergleichs-weise weniger unter Burnout leidet. Wie kommt das?

Es gibt auch hier Studien, die das zeigen. Das erscheint angesichts der Herausforderungen dieses Arbeitsfeldes paradox. Bei genauem Hinschauen erklärt sich das aus der Tatsache, dass die Rahmenbe-dingungen für Personal in diesem

HINTERGRUND24

Erfahrungen aus der PalliativmedizinMan muss sich aufeinander verlassen können

Anne Gruber ist Gesundheits- und Kranken-pflegerin, Pallia-tivfachkraft und Diplomberufs-pädagogin. Sie ist am Klinikum der Universität München im Interdisziplinä-

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Bereich vergleichsweise gut sind. Supervision ist dort keine Maß-nahme, die -wenn überhaupt- erst aufgrund eines Kriterienkatalogs von Zertifizierungsprojekten eingeführt wird, sondern selbstverständliches Angebot für die Mitarbeiter. Die räumlichen Gegebenheiten ermögli-chen ein kreatives und bedürfnisori-entiertes Arbeiten, dass zur Berufs-zufriedenheit beiträgt. Generell kann man sagen, dass das Thema „Funk-tion“ und funktionelles Arbeiten ein gutes Stück zurück tritt. Nicht zuletzt spielt auch die Ressource „Zeit“ eine Rolle, die im palliativ-hospizlichen Bereich anders vorhanden ist, z.B. durch wegfallende Diagnostik. Hier sehe ich aber auch Gefahren, denn Palliative Care ist gerade im Begriff, Regelleistung unseres Gesundheits-systems zu werden. Das ist grund-sätzlich sehr begrüßenswert, birgt

aber auch Veränderungen, da Zeit und Geld bekanntlich aufeinander bezogene Größen sind.

Worauf sollten Mitarbeiter achten, damit ihre Zusammen-arbeit die seelische Gesundheit der einzelnen fördert?

Kooperation bedeutet, als gleichbe-rechtigter Partner mit anderen zu arbeiten und die speziellen Kom-petenzen der Berufsgruppen zu kennen und einzubinden. Seelische Gesundheit wird gefördert, wenn diese Haltung einander gegenüber vorhanden ist. Zudem erscheint mir eine gute Kultur zum Umgang mit „Fehlern“ bedeutsam. Vertrauens-volle Zusammenarbeit heißt auch, dass ich mich darauf verlassen kann, bei Fehlhandlungen oder -entschei-dungen Solidarität im Team zu erfah-ren und aus diesen lernen zu dürfen.

Sie beschäftigen sich in Ihrem Institut mit der Bedeutung des Lebenssinns für Palliativpatien-ten. Wie steht es mit dem Sinn für die Mitarbeiter im Team in Bezug auf diese Arbeit?

Leiden lindern zu können, ist sicher ein Grund, warum diese Arbeit auch Zufriedenheit auslösen kann. Auch die psychosoziale Begleitung, die oft sehr stützend für Patienten ist, kann für die Begleiter eine Quelle von Sinn sein. Dieser Grund sollte jedoch immer wie-der reflektiert werden. Es macht einen Unterschied, ob ich diesen Erfolg für mich brauche, um Sinn zu erzeugen, oder ob die Erfahrung, dem Kranken wirksam zu helfen können, an sich eine Zufriedenheit auslöst. Letzteres ist ein absichtsloses Geschehen. Dass hier aber auch eine Motivation liegt, diese Arbeit zu tun, eben weil sie als „sinnvoll“ erlebt wird, ist unbestritten.

HINTERGRUND

Erfahrungen aus der Palliativmedizin

Albertinen-Krankenhaus

Albertinen-HausZentrum für Geriatrie und Gerontologie

Evangelisches Amalie Sieveking-Krankenhausmit Richard Remé-Haus

Residenz am Wiesenkamp

Feierabendhaus

Diakonie-Hospiz Volksdorf

Kindertagesstätten

Albertinen-Schule

Albertinen-Akademie

Albertinen-Stiftung

kompetent. innovativ. diakonisch.Als großer diakonischer Gesundheitsdienstleister in der MetropolregionHamburg steht das Albertinen-Diakoniewerk

für kompetente Medizin z.B. in unserem hochspezialisierten Herz-zentrum, in der Tumormedizin, der Orthopädie, der bundesweitanerkannten Altersmedizin, der Psychiatrie/Psychotherapie oderder Geburtshilfe;für innovative Pflege sowohl in unseren Kliniken, den Senioreneinrich-tungen, der ambulanten Pflege und dem Diakonie-Hospiz Volksdorf; für den diakonischen Auftrag, der die Zuwendung zum Menschen inden Mittelpunkt unserer Arbeit stellt

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Page 26: ChrisCare 2011-1

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BUCHTIPP26

Ein wichtiges Buch

Der Sammelband ist ein Kompendium dessen, was Theologen zu Krankheit, Gesundheit, Heilung und Leidbewäl-tigung sagen können. Krankheitsdeu-tung in der postsäkularen Gesellschaft bietet mit 38 Aufsätzen einen breiten Einblick in die Fragen, die dem Exe-geten der Bibel, dem Praktischen Theo-logen und dem Ethiker kommen, wenn er an Krankheit und Leid denkt. Die Beiträge gehen auf Vorträge zurück, die im Rahmen von drei Symposien in Nordrhein-Westfalen gehalten wurden. Wer wissen will, was in der deutsch-sprachigen Theologie gedacht wird, ist hier richtig. Da geht es um Themen wie: Krankheit und die Verborgenheit Gottes; Krankheit und ihre Deutung bei den griechischen Kirchenvätern und in der Reformation; Vierte Säule im Gesundheitswesen? – Dienstleis-tung der Seelsorge im Kontext des Sterbens; Religiöse Motivation und Depression im Alter. Das Buch ist wichtig, weil es die Grundlagenfor-schung der Theologie zum ethischen Diskurs oder zu praktischen Fragen der Ethik kompakt zusammenstellt. FF

Günter Thomas/Isolde Karle (Hrsg.), Krankheitsdeutung in der post-säkularen Gesellschaft, Theologi-sche Ansätze im interdisziplinären Gespräch, Stuttgart, 2009, 618 Seiten, € (D) 49, € (A) 50,40, SFr (CH) 69.90

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1/2011 CHRISCARE 27GASTKOMMENTAR

Marie in guten Händen

Vor über 12 Jahren hat meine damals 5-jährige Tochter Marie aus heiterem Himmel eine starke Hirnblutung erlit-ten. Ärzte der Uniklinik in Gießen (D) haben ihr das Leben gerettet. Doch seitdem liegt sie im Wachkoma. Sie muss beatmet werden und braucht Hilfe rund um die Uhr. Zunächst wurde sie in der im Aufbau befindli-chen Frühreha-Abteilung des Kinder-krankenhauses in Kassel betreut, seit 2005 lebt sie in der damals neu eröff-neten Kinderinsel in Siegen – einer Intensivstation mit Wohncharakter auf dem Gelände der DRK-Kinderkli-nik. Seit Maries Erkrankung gehö-ren Kinderkrankenschwestern und -pfleger, Ärzte, Therapeuten, Kran-kenhausseelsorger und Verwaltungs-fachleute im Gesundheitswesen zu unserem engeren Bekanntenkreis – und fast auch schon zur Familie.

Wir als Restfamilie verdanken diesen Fachleuten viel. Sie sorgen mit ihrer Kompetenz dafür, dass es immer mehr Tage gibt, an denen wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Marie ist in guten Händen. Und sie fühlt sich, soweit wir das mitkrie-gen, dort auch wohl. Eine niedrige Herzfrequenz bei einer guten Sauer-stoffsättigung des Blutes – abzulesen am Pulsoxi – sind dafür Anzeichen.

Auch wir als Eltern, die wir Marie seit ihrer Erkrankung dreimal in der Woche besuchen, fühlen uns wohl. Das ist wichtig, um die Besuchs-frequenz beibehalten zu können. Immerhin sind es 66 km pro Weg nach Siegen. Wir besuchen unsere Tochter in ihrem Umfeld – und nicht die Pflegeeinrichtung. Sie hat ein geräumiges Einzelzimmer mit einigen eigenen Möbeln. Wir kön-nen es uns auf dem Schwingsessel oder dem Sofa bequem machen. Es gibt ein Bücherregal, das mit immer mehr Büchern bestückt wird, aus

denen wir ihr dann vorlesen. Eine fast erwachsene Teenagerin braucht andere Bücher als ein Kind im Schul- oder Kindergartenalter.

Entsprechend der Jahreszeit wird das Zimmer oft neu geschmückt. So bekommt Marie immer wieder neue Sinneseindrücke. Geburtstage aller „Insel“-Bewohner werden groß gefeiert – mit Spiel, Spaß und Spaziergängen.

Kein Wunsch, und sei er noch so schräg, der nicht auf Wohlwollen stößt – auch wenn er die Pfle-geroutine durcheinanderwirbelt. Im Sommer blase ich gerne ein Planschbecken im windgeschütz-ten Innenhof der Kinderinsel auf, zapfe mit einem Gartenschlauch eine Dusche an, lasse lauwarmes Wasser ein, um dann für eine halbe Stunde mit Marie dort zu plan-schen. Einige Mitarbeiter müssen dann ihre andere Arbeit unterbre-chen, vor allem, um beim Zurückle-gen der glitschig-nassen Marie auf die Duschliege zu helfen. Doch das ist kein Problem. Und oft wird mir sogar zuvor ein Kaffee ans Plansch-becken gebracht. Wellness auf einer Intensivstation. Einmal haben wir Marie für einen Nachmittag mit dem DRK-Kleinbus nach Hause geholt. Eine Kinderkrankenschwes-ter opferte ihren freien Nachmittag, damit das möglich wurde.

Doch es sind nicht diese Sonder-aktionen, die uns ein gutes Gefühl geben, sondern die tägliche Routine. Wer immer ins Zimmer kommt, begrüßt Marie freundlich, oft ver-bunden mit einer kurzen Berührung. Kein Klagen darüber, wenn ihre Windeln innerhalb einer Schicht zum x-ten Mal gewechselt werden müssen. Wenn immer möglich, bleibt Marie nicht in ihrem Zimmer, Wach

koma

sondern wird in ihren Rollstuhl gesetzt, um dort dabei zu sein, wo in der Kinderinsel das normale Leben „tobt“. Alle Kinder dort sind beatmungspflichtig, aber nicht alle sind im Koma. Die Ärzte erleben wir nicht als „Götter in weiß“, sondern als kompetente Partner von uns Eltern, denen das Wohlergehen unserer Tochter ebenfalls am Herzen liegt. Auch die Klinikverwaltung hat ein Ohr für unsere Anliegen. Diese guten Erfahrungen führen dazu, dass wir als Eltern trotz der schwe-ren Erkrankung unserer Tochter fast unser „normales“ Leben weiter-führen können. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit. Als gläubige Christen wissen wir zudem unser Leben in Gottes Hand. Warum Marie erkrankt ist, darauf haben wir keine Antwort. Doch dass wir Marie gut aufgehoben wissen, das ist durch-aus auch ein Geschenk Gottes.

Klaus Rösler, Aßlar, ist Journa-

list und arbeitet als Redakteur im

Oncken Verlag

Page 28: ChrisCare 2011-1

28 INTERVIEW

Wer nicht dabei ist, verpasst etwasVom 22. – 24. März 2012 erwarten die Teilnehmer zahlreiche neue Impulse

Die beiden ersten Christlichen Gesundheitskongresse waren ein wesentlicher Impuls, Chris-Care zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Im März 2012 wird der 3. Kongress wieder in Kassel stattfinden und ChrisCare ist Medienpartner des Gesund-heitkongresses. Frank Fornaçon sprach mit zwei Vorstandsmit-gliedern, Dr. med. Georg Schiff-ner und Günther Gundlach, der gemeinsam mit Lorenz Reith-meier für die Kongressorganisa-tion verantwortlich ist.

Welche Ziele haben die Veran-stalter mit den ersten beiden Kongressen verfolgt? Und was ist dabei für Sie besonders wich-tiges passiert?

Schiffner: Die Kongresse füllen eine Marktlücke: Bisher gab es kein Forum in dieser Größe, auf dem Mitarbeitende aus Gesundheitswe-sen und Gemeinden gemeinsam Perspektiven für heilende Dienste entwickelt haben. Die große Reso-nanz zeigt, dass dies gelungen ist. Theologische, pflegerische, therapeu-tische und medizinische Beiträge aus Wissenschaft und Praxis haben sich faszinierend ergänzt. Noch Monate

später haben viele Teilnehmer berichtet: „In Kassel habe ich eine neue Vision für meinen Berufs- und Gemeindealltag bekommen!“

Gundlach: Die Christlichen Gesundheitskongresse möchten eine Brücke zwischen Gesund-heitswesen und Gemeinde bauen. Lebensfragen, die Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen beschäftigen, sind häufig auch Fragen aus dem Gemeindekontext, jedoch manch-mal aus einer anderen Perspektive. Patienten erleben im Gesundheits-wesen auf der einen Seite Behand-lung, Pflege und Therapie und auf der anderen Seite Gemeinde mit ihren Angeboten an Lehre, Seelsorge und Begleitung. Beide Bereiche ergänzen sich, denn sie gehören zusammen.

Gibt es eine Erfahrung wäh-rend der bisherigen Kongresse, die Ihnen persönlich wertvolle Impulse gegeben hat?

Schiffner: Die Kongresse haben mich begeistert – die besondere Mischung aus fröhlicher Tagungs-atmosphäre, hoher Qualität der Plenumsreferate, tiefgehenden geistlichen Impulsen und inspirieren-

den Begegnungen mit Kollegen in den Seminaren. Bewegend war für mich die erstmalige Verleihung des Christlichen Gesundheitspreises. Hier wurden Initiativen von Christen ausgezeichnet, die über Jahre eine vorbildliche Zusammenarbeit von Gemeinde und Gesundheitswesen praktizieren zum Wohl kranker Men-schen. Das hat mich angespornt, auch weiterhin in die Förderung solcher Projekte zu investieren.

Gundlach: Die bisherigen Kongresse haben sehr deutlich gezeigt, dass der Begriff Spiritualität im Gesund-heitswesen ein wichtiges Thema ist. Beauftragt zu heilen in Beruf, Gemeinde, Gesellschaft begrenzt sich nicht nur auf unser fachliches Wissen und Können, sondern berück-sichtigt auch die Frage nach Gott.

Das Kongressthema haben Sie für den nächsten Kongress etwas verändert: „Heilen und begleiten – Auftrag und Wirklich-keit“. Was wird den 3. Kongress besonders auszeichnen?

Gundlach: Den Begriff „Beglei-ten“ haben wir hinzugenommen, um den Mitarbeitern und Einrich-tungen, die sich mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen und sozialen Fragestellungen von Menschen beschäftigen, noch mehr gerecht zu werden. Die Wirklichkeit in unseren Systemen anzuschauen ist uns wichtig, um darin unseren Auftrag mit unseren persönlichen Möglichkeiten und Begabungen leben zu können. Ein wesentlicher Aspekt des 3. Kongresses wird wie-der sein, bewährte Praxismodelle vorzustellen und mit Fachleuten im Gespräch zu sein. Dieser Kongress wird sich wieder durch eine hohe

Dr. med. Georg Schiffner, Frank Fornaçon, Günther Gundlach

Page 29: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 29INTERVIEW

Wer nicht dabei ist, verpasst etwas

Kompetenz der einzelnen Referen-ten mit neuen Themen auszeich-nen, wird mit einer erweiterten Fachausstellung ein bunteres Flair bekommen und die Möglichkeit geben, viele neue Menschen aus Gesundheitswesen und Gemeinde kennen zu lernen.

Schiffner: Wir werden die Span-nungsfelder des Alltages in heilen-den und begleitenden Diensten noch bewusster thematisieren. Da ist die große gesellschaftliche und christli-che Beauftragung – aber da sind auch große Spannungen zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der Alltagsrealität ins Auge sehen und gleichzeitig mit Gottes Möglichkeiten im Alltag rech-nen – dazu wird dieser Kongress uns besonders helfen.

Die Gesundheitskongresse sind unabhängig und müssen ohne Zuschüsse von Staat, Kirche und Wirtschaft auskommen. Wie machen Sie das?

Schiffner: Ein exzellentes Kon-gressangebot hat seinen Preis – das wissen wir von allen guten Fachkongressen. Wir werden aber unsere finanziellen Mittel sparsam einsetzen, wo es von der Qualität des Kongresses her möglich ist, um vielen Interessierten auch mit gerin-gerem Einkommen die Teilnahme zu ermöglichen. Letztendlich ist eine ausgeglichene Bilanz auch langfristig für die Kongressarbeit notwendig.

Gundlach: Unser Anliegen ist, vielen Interessierten durch einen geringen Tagungsbeitrag eine Teil-nahme zu ermöglichen. Wir kön-nen unsere Kosten niedrig halten, da z.B. Referenten auf Honorare verzichten und eine große Zahl von

Ehrenamtlichen sich in den Kon-gress einbringen. Dennoch sind die Kongresse für die Veranstalter eine große finanzielle Herausforderung. Der nächste Kongress kann nur gelingen, wenn viele Interessierte sich anmelden und der Kongress mit Spenden unterstützt wird.

Wen würden Sie ermutigen, nach Kassel zu kommen? Und was würde er verpassen, wenn er nicht dabei wäre?

Gundlach: Alle Mitarbeiter, die ihre christlichen Werte im Gesundheits-wesen leben möchten und nach Wegen der Umsetzung suchen. Und Gemeindemitarbeiter, die in Hei-lungsdiensten mitarbeiten, karitative oder diakonische Verantwortung tragen und die Verbindung von Gesundheitswesen und Gemeinde

suchen. Durch die Christlichen Gesundheitskongresse erfährt jeder eine sehr starke Ermutigung für die Herausforderungen am Arbeitsplatz und bekommt neue Impulse und Perspektive für den eigenen Dienst.

Schiffner: Alle, die beruflich oder ehrenamtlich kranke, behinderte oder alte Menschen begleiten, sie pflegen oder behandeln sind eingeladen! Auch Mitarbeitende aus Gemeinden ermutigen wir sehr, Kompetenz in der heilenden und seelsorgerlichen Begleitung zu vertiefen. Die Christlichen Gesund-heitskongresse in Kassel muss man miterleben – sie sind ein wirkliches Highlight in unserem Land!

Danke für das Gespräch.

Christlicher Gesundheitskongress im Kongress Palais Kassel (D) 1. Kongress 2008 in Kassel: 1.100 Teilnehmer 2. Kongress 2010 in Kassel: 1.400 Teilnehmer 3. Kongress 2012 im vergrößerten Kongresszentrum (Kassel) vom 22.–24. März Vorkongresse am 21. März in Kassel www.christlicher-gesundheitskongress.de

Page 30: ChrisCare 2011-1

30 ERFAHRUNGEN

Fragen Sie Ihren Arzt oder…

Das erste MalWie ist es Ihnen ergangen, als Sie das erste Mal in eine Apotheke gegangen sind? Ich bin als Kind zuerst durch den Hintereingang in eine Apotheke gekommen. Wir spiel-ten mit dem Sohn des Apothekers aus unserer Nachbarschaft und wir bekamen ab und zu ein Bonbon aus einem großen Glas. Aber was macht so ein Apotheker überhaupt? Das lag im Dunkel und als ich dann selbst einer geworden war, stellte ich fest, dass es oft auch heute noch so ist. Und doch gehen fast alle davon aus, dass man die Frau mit dem weißen Kittel so ziemlich alles fragen kann. Auch in unserem Beruf arbeiten in den ver-schiedenen Tätigkeiten überwiegend Frauen, wie meist in den Berufen des Gesundheitswesens. Kommt es daher, dass die Kunden – auch diese meist weiblich – deshalb so großes Vertrauen zu uns haben? Das kommt bei regel-mäßigen Befragungen immer wieder heraus. Oft ist die Hemmschwelle in der Apotheke niedriger, Fragen zu stellen oder um Rat zu bitten.

Kein GiftDass man kein Gift bekommt, hat sich ja herumgesprochen, aber die Angst ist doch bei manchen Erkrankungen und Medikamenten groß. Wobei schon Paracelsus wusste: Die Dosis macht das Gift. Immer wieder hat der Patient

Ratschläge in der Arztpraxis nicht verstanden oder überhört, die wir dann gerne geben oder wo wir den Patien-ten ermutigen, die Therapie unbedingt regelmäßig zu befolgen. Die Verunsi-cherung durch Medien und Internet nimmt ständig zu. Wie wichtig ist es da, zu bestärken und für den Men-schen da zu sein. Heute ist so wichtig sich Zeit zu nehmen und da sehen wir unsere Aufgabe, zu beraten und objek-tive Informationen zu geben.

Ohne Geld kein ServiceNatürlich muss ich auch Geld verdie-nen, weil ich nur dann Service bieten kann. Aber gerade als Christ möchte ich möglichst jedem helfen und ihm so das Gefühl geben, bei mir, in meiner Apotheke, gut aufgehoben zu sein. Damit ist jeder von uns auch Helfer zur Heilung und Genesung des Kranken. Fast überflüssig zu sagen, dass dabei so manches Mal auch von der Einnahme einiger Präparate abgeraten wird, die in der Werbung angepriesen werden und mit denen oft ein schneller Euro verdient wer-den könnte. Aber umgekehrt muss man auch oft Ängste zerstreuen, die erfahrungsgemäß aus falschen Vor-stellungen und mangelndem Wissen resultieren. Das mag dann eine Art Placebo-Effekt sein, den ich aber eher als Stärkung des Vertrauens in die Therapie sehe.

Nebenbei auch SeelsorgerApotheken haben die meisten Patientenkontakte im Gesundheits-wesen. Wenn das Gespräch tiefer geht, hat man dann nicht nur das Gefühl, Seelsorger zu sein. Man ist es auch ein wenig. Zum Beispiel bei Palliativ-Patienten, psychisch Kranken, Angehörigen von Alzheimer-Patienten oder Selbstmordgefährdeten. Gefragt ist der Apotheker auch, wenn manche nicht mehr weiter wissen, weil sie weder die Hilfe kennen, derer sie sich bedienen können, noch die Stellen, an die sie sich wenden können. Dazu bieten wir zum Beispiel in unserer Apotheke im Jahresverlauf Seminare mit Informationen von Fachleuten an. Hat man Vertrauen zu seinen Kunden aufgebaut, kann man abseits von kaufmännischen Überlegungen helfen. Kurzfristiger Gewinn bringt zudem keinen langfristigen Erfolg.

Zwei ProblemgruppenMit zwei Gruppen von Ratsuchenden ist es besonders schwierig. Mit denen, die alles vom Medikament erwarten und selbst nichts tun wollen, und mit denen, die auf keinen Fall etwas ein-nehmen wollen. Beim ersten Fall denke ich an den, der seine Organe leichtfertig geschädigt hat oder seinen Körper ausgebeutet hat und nur etwas einneh-men will, um so weiterzumachen wie bisher. Beim zweiten Fall denke ich an

Gedanken eines Apothekers zu seiner Rolle im Gesundheitssystem

Apotheker

Page 31: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 31Apothekerden, der wirklich krank ist und meint, selber mehr zu wissen als der Arzt oder Apotheker und sich unnötig quält oder zu Quacksalbern geht. Allerdings sind die Möglichkeiten eines Apothekers begrenzt, wenn es um eine Therapie geht. Hier können wir gut begleiten und beraten, aber die Diagnose und Anord-nung geht vom Arzt oder anderen dazu Befähigten aus.

Es geht nicht um unsere KlugheitEin besonderer Punkt ist auch die tägliche Begegnung mit den ande-ren Berufen im Gesundheitswesen. Wenn wir uns auf das besinnen, was jeder besonders gut kann und uns so auf Augenhöhe begegnen, kommt das Beste für die Patienten heraus. Das fällt leider dem einen oder anderen schwer. Aber es geht immer um den Patienten und nicht um unsere Selbstverwirklichung oder den Beweis unserer Klugheit. So sind wir in unserer Gegend gerade dabei, ein Netzwerk auf dem Sektor der Palliativ-Versorgung aufzubauen. Besonders hier trifft all das Gesagte in großem Maße zu. Hier können wir in unserer profitorientierten Gesellschaft einen anderen Akzent setzen!

Als Christ bin ich meines Erachtens in einem Heilberuf immer am richti-gen Platz. Allerdings heißt Christsein auch hier eine besondere Verantwor-tung: In der Begeisterung darüber, was möglich ist, darf ich nie verges-sen, dass ich einen hilfsbedürftigen Menschen vor mir habe und keine Maschine und dass ohne Jesus nichts wirklich geht.

Peter Hoffmeister, Fachapotheker

für Offizin-Pharmazie, Ernährungs-

beratung, Fachapotheker für Arznei-

mittelinformation, Diabetesberater,

Ernährungsberater, fortgebildet in

Palliativpharmazie – Palliativ-Care,

Neureichenau bei Passau,

www.dreisesselapotheke.de

Christus als Apotheker

Wer dieses etwa plakatgroße Ölbild gemalt hat, ist nicht bekannt. Es ist rund 350 Jahre alt und im Laufe der Jahrhunderte etwas dunkel und rissig geworden, an machen Stellen bricht die Farbschicht. Deshalb kann man auf diesem nicht so gut erkennen, was in den mit Engelsköpfen verzierten Kartu-schen steht: Im Schriftband oben: „Die Gaistliche Apendeck. Komet her, und Kauffet ohne gelt und umb sunst, Esa: 55.“ Als Unterschrift liest man: „Kompt her Zu mir alle, die ir Miehselig und beladen seit, ich wil euch erquicken. Math: 11.“ Christus, der Apotheker, steht hinter dem Dispensiertisch. In seiner linken Hand hält er eine Waage. Rechts vor ihm auf dem Tisch Gefäße: „Geist der Weisheit. Des Raths. Der Krafft. Des Heiles, Der Liebe. Des Fri-dens. Und Einigkeit. Glaub. Hoffnung. Gedult. Bestendigkeit. Gesundtheit. Langesleben. Ewigseligkeit.“ Eine ganz eigene Zusammenstellung aus christlichen Tugenden, den Gaben des Heiligen Geistes, Eigenschaften, die dem kommenden Messias in Jesaja 11 zugeschrieben werden und dem freundlichen Wunsch „Gesundheit und langes Leben“.

Vorne in der Mitte steht eine Flasche, gefüllt mit einer roten Flüssigkeit:

„Aqua Vitta“, Wasser des Lebens. Sie steht in unmittelbarem Zusam-menhang mit der Stelle aus Jesaja 55 in der Überschrift: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“ Das rote Lebenselixier in dieser Flasche ist also wohl der Wein, von dem er sagt: „Nehmt und trinkt, das ist mein Blut des neuen Bundes..“. Mit der Rechten fasst Christus in einen braunen Leinensack, der die Aufschrift „Kreutzwurtz“ trägt und mit kleinen dunklen Kreuzen (wohl Kreuzen-zian) gefüllt ist. Er wird sie in die Waagschale legen. Und damit mir, den er so eindringlich anschaut, das aufwiegen, was mit allem Gold der Welt nicht aufzuwiegen ist: Liebe, Frieden, ewige Seligkeit. Den Preis bezahlt er. Für mich ist alles umsonst, gratis oder - wie es dies lateinische Wort ursprünglich meint: aus Gnaden.

Wie Christus hinter der Theke steht, mit der einen Hand nimmt und mit der anderen die Waage hält, scheint es einerseits, als ob er die Hände zur Segensgebärde ausbreitet. Im Verschenken der Gaben segnet er. Zugleich drückt sich in dieser Haltung mit den offenen Armen seine Einla-dung aus: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, kommt her und kauft umsonst und ohne Geld...“ Das Bild ist so gemalt, dass der göttliche Apotheker mich persön-lich anschaut, mir, dem Betrachter, geradezu suggestiv in die Augen blickt. Ich kann mich diesem Blick kaum entziehen.

Das Bild ‚Christus als Apotheker‘ hatte seinen Platz im ehemaligen ‚Spital Zum Heiligen Geist‘ in Isny im Allgäu. Die Menschen dort, Alte, Kranke, Mühselige und Beladene werden ebenso wie die Pflegenden aus der Betrachtung des Andachtsbildes Trost, Hilfe, Kraft geschöpft haben.

Johannes Ringwald

Page 32: ChrisCare 2011-1

32 CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Das Rückgrat unserer Arbeit sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbei-tern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschied-lichen z.B. monatlichen Abständen treffen. Beruflicher Austausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Grup-pen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird.

Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesund-heitswesen wird von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheits-berufen verantwortet und geleitet.

In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit koor-diniert. Hauptamtliche, geringfügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamt-liche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des bundesweiten Vorstandes.

Die Arbeit von CiG finanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnüt-zigen Verein jeweils mit einem Min-destbeitrag von 60 € im Jahr finanziell unterstützen. Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten!

CHRISTEN IM

GESUNDHEITSWESEN e.V. Bergstraße 25 D-21521 Aumühle Tel. 04104-4982, Fax 04104-7269 Email: [email protected] Internet: www.cig-online.de

Erstmals in einem Gemeindezentrum – das CiG-Wochen-ende für Kranke und Angehörige

Ein Wochenend-Seminar mit einem herausfordernden Thema.: „Gesunder Umgang mit Krankheit - Schritte der Heilung und Versöhnung gehen“. Kann man mit Krankheit gesund umgehen? Dies ist immer wieder eine spannende Frage, der wir beim CiG-Wochenende für Kranke und Angehörige vom 28. – 30. Januar 2011 in Frommetsfelden / Nordbayern nachgegangen sind. Die Impulse der Referate wurden jeweils in Kleingruppen persönlich reflektiert. Im Segnungsgottesdienst am Sams-tagabend hatte jeder die Gelegenheit, sich segnen zu lassen und symbolisch am Kreuz seelische Belastungen abzu-legen. Mit praktischen Anleitungen, Entspannungsübungen und Tipps zu einem gesundheitsfördernden Lebens-stil war das Seminar eine „runde Sache“. (s. ausführliche Reportage in ChrisCare 3/2010)

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN stellt sich vor

Günther Gundlach, Geschäftsführer Christen im Gesundheitswesen

(CiG) e.V. ist eine bundesweite kon-fessionsverbin-dende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesund-heitswesen: Pflegende, Ärzte, Therapeuten,

Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbei-ter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens.

Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glau-bensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit.

Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITS-

WESEN wollen

• Einander fördern, unseren Glau- ben im Berufsalltag zu leben, • zur Neubelebung an der Bibel orientierter Werte im Gesund- heitswesen beitragen, • Patienten und Kollegen die heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen, • in Einheit mit Kirchen und Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Hei- lungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITS-

WESEN verbindet seit über 20 Jahren Christen im Umfeld des Gesundheitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

Page 33: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 33

26.3.2011 Ravensburg, CiG-Akademie, Tagesseminar, „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“

8. – 10.4.11 Kloster Nütschau, „Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen.“ Wochenendseminar für Kranke und Angehörige

9.4.2011 Karlsruhe, CiG-Akademie, Tagesseminar, „Als Christen Demenzkranke begleiten“

26. – 29.5.2011 Dassel/Solling, CiG-Jahrestagung, „Heilung – Verheißung und Geheimnis Gottes“

8.6.2011 Hamburg, Kolloquium Pfl ege „Hilfreicher Umgang mit MS-Patienten“

18.6.2011 Hamm, CiG-Akademie, Tagesseminar, „Als Christen Demenzkranke begleiten“

30.6. – 3.7.2011 Maihingen, (CiG in Zusammenarbeit mit Lumen Christi), „Seminar für erkrankte Menschen und pfl egende Angehörige“

Besuchen Sie uns auf unserer Home-page www.cig-online.de, hier fi nden Sie weitere Termine und Informationen!

Termine

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusam-menarbeit mit den CiG-Regional-gruppen angeboten. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf. Weitere Infos: www.cig-online.de.

Das Seminar ist bereits zahl-reiche Male in Nord- und Süd-deutschland durchgeführt wor-den. Was war diesmal anders?

Anders waren nicht die Inhalte, sondern der Rahmen, in welchem das Seminar stattfand. Bisher wurde es immer in einem Gästehaus/Klos-ter durchgeführt. Dieses Mal fand es in einem Gemeindezentrum der Christlichen Gemeinschaft (GMS – Verein zur Förderung von Geistli-chem Gemeindeaufbau, Mission und Sozialwesen e.V.) statt. GMS ist eine selbständige Gemeinschaft innerhalb der evangelischen Kirche.

Sie ist in den 70er Jahren aus einer Konfi rmandengruppe entstanden. 1986 wurde der Verein gegründet, dessen Name die Ziele unserer Arbeit beinhaltet. Das neu errichtete Gemeindezentrum Frommetsfelden bietet Raum für Gottesdienste und Seminare. In diesem Zentrum (ohne Übernachtungsmöglichkeit im Haus), fand das Seminar mit 37 Teilneh-mern statt, die zu großem Teil aus der Gemeinde kamen. Die Mitar-beiter von CIG und GMS kannten

Das Mitarbeiterteam aus Pfl ege, Therapie, Medizin und Seelsoge

sich vorher nicht und wir waren sehr gespannt, wie das Seminar verläuft. Öffnen sich die Teilnehmer persön-lich, wenn es in ihrem vertrauten Rahmen stattfi ndet, in dem man sich kennt? Ist die Gruppe insge-samt zu groß? Viele Fragen standen im Vorfeld im Raum.

Rückblickend können wir sagen, dass sich unsere Bedenken nicht bestätigt haben. Die Teilnehmer waren sehr offen und dadurch, dass sie in einer Gemeinschaft eingebunden sind, können angestoßene Prozesse weiter begleitet werden. Die Mitarbeiter fan-den sehr schnell eine große Einheit. Wir entdeckten, dass wir in unserer Geschichte zum Teil von den gleichen Personen geprägt wurden und somit in vielen Bereichen die gleiche geistli-che Prägung vorhanden war. Wir sind sehr dankbar für alles, was Gott in die-sen Tagen getan hat. Das Risiko, sich aufeinander und auf Gott einzulassen, hat sich jedenfalls gelohnt!

Für das Mitarbeiterteam,

Ruth Banna, Pfl egedienstleitung,

Case-Managerin, Schillingsfürst

Heilung – Verheißung und Geheimnis Gottes

CiG verbindet.

journal05/06

2Nr.

Freundeskreis Leitung Geschäftsstelle

Dresden

Berlin

Buchholz / Perleberg

Lüneburg

Hamburg

Neustadt

Eckernförde

Elmshorn

Moormerland

Verden / Aller

Nordheide

Bremen

UeIzen

Hannover

0st-Westfalen / Lippe

Bovenden / Göttingen

Wuppertal

Emsland

Bergisch Gladbach

Aachen

Koblenz

Hagen

Frankfurt

Wiesbaden

Rhein-Neckar-Kreis

Stuttgart

Karlsruhe

Freiburg

Friedberg / Augsburg

Kaufering

Kempten

Ostallgäu

Oberschwaben

Ulm

Nürnberg

Bayreuth

Thüringen

Naturheilverfahrenund Regulativmedizinfür Ärzte

Ergotherapeuten

Hebammen

CiG-Fachgruppen

Kontaktadressen

SpendenFinanzierung

Spendenkonten

Treuhandstiftung

Inhalt

CiG26.-29. MaiDassel

Jahrestagung 2011

Heilung – Verheißung und

25 Jahre CiG

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Page 34: ChrisCare 2011-1

34 NACHRICHTEN

Christliche Heilkunde für Heilpraktiker-Studenten

Bad Liebenzell: Vor kurzem star-tete in Deutschland die Schule für Christliche Naturheilkunde. Einer der Referenten, Hans-Arved Willberg über seine Eindrücke von einem Treffen des ersten Kurses in Bad Lie-benzell: „Überall stehen Fläschchen mit Kräutertinkturen. Ein halbes Dutzend Thermoskannen lädt in der Pause ein, sich von einer gesunden Teesorte zur anderen durchzukos-ten. Zu Unterrichtsbeginn um acht Uhr morgens sind alle pünktlich da und hellwach dabei. Eine Studentin erzählt der Klasse begeistert von der Fachtagung, die sie zwischen den Seminaren besucht hat. Als hätte sie mit dem anspruchsvollen Programm an der Schule für Christ-liche Naturheilkunde (SCN) nicht schon genug zu tun. Die Gespräche in den Kleingruppen sind persönlich, ehrlich, engagiert. Ich bin froh um das Kuhglöckchen, das mir Schullei-ter Oliver Späth auf den Referenten-tisch gestellt hat, denn nur heftiges Läuten kann das intensive Gespräch beenden. Am Abend eines langen Seminartages lädt ein Schüler noch zur Massage-Praxis-Übung ein. Man hat den Eindruck, dass die Studie-renden nicht genug bekommen.

Es weht ein erfrischender Auf-bruchswind im ersten Jahrgang der SCN. Den Teilnehmern ist bewusst, dass sie Pioniere einer neuen Bewegung im Gesundheits-wesen sind. SCN ist die erste Heilpraktikerschule in Deutschland, die konsequent nach den Grund-prinzipien Christlicher Heilkunde

ausbildet. Das Interesse von Christen sehr unterschiedlicher Glaubensrichtungen daran ist so groß, dass einige Anmeldungen in der Warteschlange landeten.

Engagierte Christen entdecken ein altes christliches Erbe neu: „Das über viele Jahrhunderte verschol-lene Wissen und die Anwendung der Heilkräfte in der Natur. Vorbild und Anstoß für SCN war die Schule für Christlich ganzheitliche Heil-kunde (CgH) im schweizerischen Herisau. Rolf Nussbaumer, Gründer und Leiter der CgH kam nach Bad Liebenzell, um an dem dreitägigen Einführungsseminar in Christlicher Heilkunde teilzunehmen, das ich für Christen im Gesundheitswesen e.V. dort halte. ‚Es hat mich sehr inspiriert‘, sagt er zum Abschied. ‚Es ist genau das, was wir in Herisau verwirklichen wollen.‘“ Mehr: www.cghschweiz.ch, www.christliche-naturheilkunde.de

Diakonie und Caritas legen Transparenzstandards vor

Berlin: Gemeinsam haben das Diakonische Werk der EKD und der Deutsche Caritasverband Transpa-renzstandards beschlossen. Ziel ist es, dass diese Transparenzstandards in Form einer Selbstverpflichtung der Rechtsträger in der Praxis wirksam werden. Damit soll zur Verbesserung der Transparenz und zur Stärkung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Arbeit kirchlicher Wohlfahrtsverbände beigetragen werden. Zu den Mindeststandards gehören ein Wirtschaftsbericht, der sich an den Veröffentlichungsstan-dards des Handelsgesetzbuches ori-entiert, ein Leistungsbericht, der u. a. Aussagen zur leistungsbezogenen Qualität macht, und ein Spendenbe-richt, der ausführlich Rechenschaft über den Erhalt und die Verwendung

von empfangenen Spendengeldern gibt. Kann-Module wie zum Beispiel ein Ehrenamtsbericht oder Sozialbe-richt sollen die Bandbreite der schon heute von verschiedenen Rechts-trägern in Rechenschaftsberichten aufgegriffenen Punkte zeigen. Mehr: www.diakonie.de

Religiosität lindert Depression

Bielefeld: Wie Religiosität sich auf Intensität und Dauer von Depressi-onen auswirkt, untersucht eine jetzt im Kohlhammer Verlag erschienene Studie die von einer Arbeitsgruppe um den Bielefelder Mediziner Martin Driessen erarbeitet wurde. Die Forscher stellten bei älteren Men-schen mit einer stationär behand-lungsbedürftigen Depression einen engeren Zusammenhang zwischen verschiedenen Dimensionen von religiöser Motivatiton, Coping und Handlungspraxis fest. „Religiös stärker motivierte Patienten sind bei ihrer stationären Aufnahme und im Verlauf weniger depressiv als nicht oder weniger religiös motivierte Pati-enten.“ Im Verlauf der Behandlung bleibt dieser Unterschied bestehen. Es sei, so heißt es in dem Bericht, sinnvoll, „Religiosität mit in die Behandlungskonzepte der Depres-sion, insbesondere im höheren Lebensalter aufzunehmen.“ Religiosi-tät könne eine Ressource darstellen, „die bislang möglicherweise unge-nutzt bleibt“. Die Ergebnisse der Stu-die wurden im Sammelband „Krank-heitsdeutung in der postsäkularen Gesellschaft“ (Hg. Günter Thomas, Mainz 2009) veröffentlicht.

Schule für christliche Naturheilkunde

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Nach

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NACHRICHTEN

Spitalseelsorge fördert Lebensqualität

Zürich: „Die Qualität der Bezie-hungsgestaltung und psychosoziale sowie religiös-spirituelle Interventi-onen scheinen für die Zufriedenheit mit der Seelsorge, das Vertrauen in die Seelsorgenden und die Einschätzung der Wichtigkeit des Seelsorgegesprächs von besonderer Bedeutung zu sein.“ Zu dieser Ein-schätzung kommt ein in Wege zum Menschen (2010, 570ff) veröffentlich-ter Beitrag von Urs Winter-Pfänderer und Christoph Morgenthaler. Die beiden Schweizer Wissenschaftler hatten im Rahmen ihrer Forschungen zur Qualitätssicherung im Gesund-heitswesen auch die Krankenhaus-seelsorge untersucht. Die beiden Theologen sind am Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut in St. Gallen und an der Universität Bern tätig. Dabei wurde untersucht, wie sich die seelsorgerliche Beziehung auf die Lebensqualität der Patienten auswirkt. 32 Krankenhäuser in der Deutschschweiz nahmen 2009 an einer entsprechenden Befragung ihrer Patienten teil. Im Einzelnen zeigte die Untersuchung, dass die Krankenhausseelsorge die Zufrieden-heit der Patienten mit dem Klinikauf-enthalt positiv beeinflusst. Neben einer empathisch-wertschätzenden Beziehung, die in Gesprächen deut-lich wird, haben Rituale und Symbol-handlungen (Segnen, Beten) eine hohe Bedeutung. Die Trennung der Seelsorge nach Konfessionen wird von den Autoren der Studie als hin-derlich gesehen. Dadurch werde die Integration in das Gesundheitsteam eher erschwert. In einem Ausblick

fordern die Autoren weitere Studien zum Nachweis der Wirksamkeit der Krankenhausseelsorge im deutsch-sprachigen Raum. In den USA hatten Forschungen 2007 gezeigt, wie sich in den USA Spitalseelsorge auf die Länge des Krankenhaus-aufenthaltes und die psychosoziale Gesundheit auswirken.

Integrationsfaktor SpiritualitätBad Endbach: Es macht einen Unterschied, ob Mitarbeitende in psychatrischen Einrichtungen mit einem diakonischen Hintergrund ein eher esoterisches oder eher christ-liches Verständnis von Spiritualität haben. Das ergab eine Studie von Joachim Arnold, die im Newsletter 3 2010 des European Network of Reserch on Religion, Spirituality and Health erschienen ist. „Wohltätigkeit scheint ein besonders Kennzeichen der christlichen Tradition zu sein, Gottes Liebe zu den Menschen auszudrücken“, stellt der Theologe und Diakoniewissenschaftler fest. Er hatte Mitarbeiter in zwei Schweizer und fünf Deutschen Kliniken befragt, welche Art Spiritualität Einfluss auf ihre tägliche Arbeit haben. 137 Ärzte, Therapeuten und Pflegende nahmen teil. Für Therapeuten hat die Rede von der Gottebenbildlichkeit des Menschen eine höhere Bedeutung als für die anderen Berufsgruppen. Deutlich weniger Trost in der Bezie-hung zu Gott fanden Mitarbeiter mit einer esoterischen Spiritualität, im Gegensatz zu ihren Kollegen mit christlicher Spiritualität. Trost fin-den auch jene Mitarbeiter eher, die Spiritualität mit Gebet in Verbindung bringen. Und wer ein biblisches Got-tes- und Menschenbild hat, berichtet öfter davon, Befriedigung im Beruf zu finden. Diese Mitarbeiter haben auch häufiger Gespräche mit Patien-ten, die Geist und Seele betreffen. Sie scheinen ihnen darüber hinaus

respektvoller und wertschätzender zu begegnen. Arnold schließt aus den Antworten auf die Besonderheit christlicher Spiritualität, die „kein menschlicher Faktor unter anderen (medizinischen oder sozialen) ist, sondern ein Faktor, der die Kraft hat, alle anderen Faktoren des mensch-lichen und sozialen Lebens zu integrieren.“ Mitarbeiter mit einem christlichen Konzept von Spiritualität seien außerdem eher bereit, an Ent-scheidungsprozessen mitzuwirken und seien stärker an Kommunikation zwischen Leitenden und Mitarbeitern interessiert. Wenn Mitarbeitende Spiritualität vor allem mit dem Hei-ligen Geist in Verbindung brachten, scheint ihr eigenes Leben stärker von Spiritualität geprägt zu sein als wenn sie Spiritualität mehr mit Gott und Jesus verbinden. Mehr unter: www.rish.ch

Erste Professur für Spiritual Care in München

München: Die Berührungspunkte zwischen Medizin und Theologie sollen durch die Einrichtung einer Professur für Spiritual Care an der Universität München gestärkt wer-den. Die beiden Professoren, der evangelische Theologe Traugott Roser und sein katholischer Kollege Eck-hard Frick, sollen angehenden Ärzten einen Zugang zu geistlichen Frage-stellungen besonders beim Sterben vermitteln. Darauf hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich, am 21. Dezember in München hingewiesen.

Urs Winter-Pfändler

Eckard Frick und Traugott Roser

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36Nachrichten

NACHRICHTEN

Er sprach ein Grußwort anlässlich der Einrichtung dieser in Deutschland ersten Professur am Interdisziplinä-ren Zentrum für Palliativmedizin im Universitätsklinikum München. Wie Friedrich sagte, sei es besonders am Ende des Lebens wichtig, den Menschen als Ganzes mit körperli-chen und seelischen Bedürfnissen wahrzunehmen. Es gelte, den Gra-ben zwischen Theologie und Medizin in diesem Bereich zu überwinden. Spiritual Care sei von Seelsorge zu unterscheiden, denn Mediziner soll-ten nicht in erster Linie Seelsorger sein, sondern lediglich kompetent mit den seelischen Bedürfnissen der Patienten umgehen können. Die neue Professur ermöglicht es, dass „die komplexen Fragen, die sich in der Betreuung am Lebensende unweigerlich stellen, multiperspek-tivisch beleuchtet werden. Dazu ist auch die Kooperation mit den Geis-tes- und Sozialwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) unerlässlich. Wir freuen uns außerordentlich über diese Berufung und danken dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft für die großzügige Unterstützung“, so Pro-fessor Borasio, Inhaber des Lehrstuhl für Palliativmedizin der LMU.

Fromme Kinder gesünder?Chicago/New Jersey: Religiöse Praxis von Kindern und Jugendlichen auf der einen, allgemeine und psy-chische Gesundheit auf der anderen Seite, stehen in einem Zusammen-hang. Das ergab eine Studie der amerikanischen Wirtschaftswis-senschaftler Donka M. Mirtcheva (New Jersey) und Barry Chiswick (Chicago), die vom Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit publiziert wurde (http://ftp.iza.org/dp5215.pdf). Der Studie zufolge haben zum Beispiel religiöse Kinder eine um 6 Prozent bessere allgemeine Gesund-

heit (85% gegenüber 79% der nicht religiösen Kinder). Regelmäßiger Gottesdienstbesuch fördert den psy-chischen Gesundheitszustand noch stärker. Offen bleibt, so die Auto-ren die Frage, wie der Glaube den Gesundheitszustand beeinflusst. So geht mit der religiöser Praxis und Überzeugung auch ein gesünde-rer Lebensstil einher, der weniger Drogenkonsum und andere Risiken einschließt. Es spiele kaum eine Rolle, ob die untersuchten Kinder katholisch sind, einer der gemäß-igten protestantischen oder einer evangelikalen Kirche angehören oder einer anderen Religion. Niemand soll einsam sterben

Nürnberg: Eine flächendeckende Ver-sorgung mit Angeboten zur Sterbebe-gleitung strebt das Bayerische Hospiz- und Palliativbündnis an, das am 20. Dezember in Nürnberg vorgestellt

wurde. Partner sind der bayerische Hospiz- und Palliativverband sowie die konfessionellen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas. Der Präsident des Diakonischen Werks Bayern, Ludwig Markert (Nürnberg), betonte, dass mit entsprechender seelsorger-licher und medizinischer Begleitung das Ende des Lebens nicht einsam und schmerzhaft sei. Davor fürchte-ten sich viele Menschen, und daher komme auch die verbreitete Zustim-mung zur aktiven „Sterbehilfe“, die Umfragen immer wieder feststellten. Markert hält dagegen: „Es kann uns gelingen, den Menschen die Angst vor diesem Sterben zu nehmen.“ In Bayern begleiten jährlich etwa 5.000 ehrenamtliche Hospizhelfer in rund 225.000 Einsatzstunden sterbende Menschen. Es gibt 140 ambulante Hospizdienste mit 23.000 Vereins-mitgliedern. 25 ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienste sowie sechs der 14 stationären Hospize in Bayern sind Mitglied im Caritasver-band bzw. der Diakonie. Im vorigen Jahr hatten diese 25 Hospizvereine 1.255 ehrenamtliche aktive Hospiz-begleiter. Sie führten 1.848 Sterbe-begleitungen zu Hause, in Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Behindertenhilfe durch.

Ludwig Markert

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Seniorenbegleiter: Ich bin da

Hagen: Unter dem Motto „Ich bin da“ führte das GemeindeSeniorenwerk (GSW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden im Okto-ber und November in Hagen einen Ausbildungskurs für Seniorenbeglei-tung durch. Insgesamt 17 Teilnehmer aus neun Gemeinden nutzten diese Möglichkeit. Der Kurs bestand aus zwei Blöcken von jeweils drei Tagen. Dazwischen lag eine Pause von fünf Wochen, die zu ersten Praxiser-

fahrungen genutzt werden sollte. Beim Anblick des Stundenplanes für die zwei Unterrichts-Blöcke wurde manchem Teilnehmer Angst und Bange: 44 Unterrichtseinheiten zu Themen wie Gerontologie, Geriatrie, Gerontopsychiatrie, Kommunikation in unterschiedlichen Schwerpunkten, Kinaesthetik, sozialen und rechtlichen Grundlagen, Glaube und Seelsorge im Alter, Palliativmedizin, sowie Demenzerkrankungen forderten die Teilnehmer heraus. „Ja, wir waren an jedem Tag geschafft“, hieß es denn auch aus Teilnehmerkreisen. Dennoch stieß dieses Angebot auf große Begeisterung. Geleitet wurde der Kurs von Irmgard Neese, Leiterin des Seniorenwerks, und der Diakonin Ulrike Voigt. www.gemeindeseniorenwerk.de

Gruppenbild zum Abschluss

Wie viel Religion braucht das Gesundheitswesen?

„Heilung gehört eng mit innerem und äußerem Frieden zusammen“, erklärte Prof. Dr. Arndt Büssing (Witten) am 9. Februar bei einem Vortrag „Was wir über den Zusam-menhang von Religion und Heilung wissen“. Cornelia Coenen-Marx (Hannover) hatte während der Tagung in Berlin darauf hinge-wiesen, dass die Trennung von Gemeinde und Diakonie überwun-den werden und der Zusammen-hang von Spiritualität und Gesund-heit intensiver erforscht werden muss. Veranstalter waren die Ev. Kirche in Deutschland, die Ev. Aka-demie zu Berlin und die Ev. Zentral-stelle für Weltanschauungsfragen.

RezensionEtwas merkwürdig liest sich dieses Buch der amerikanischen Pflegetheo-retikerin Stevens Barnum, etwas merk-

würdig durch die Brille eines Menschen, der durch Praxis und Theorie mit der reich-haltigen Geschichte christlicher Spiritualität im Gesundheitswe-

sen gut vertraut ist. Zuerst entsteht ein wenig Befremden: Ist denn die Spiritualität von Esoterik und New Age gepachtet? Repräsentiert das Kreuz auf dem Cover in der heutigen Gesellschaft nur noch eine unbedeu-tende spirituelle Subkultur? Auch der geschichtliche Aufriss der Spiritualität in der Krankenpflege lässt zweifeln: Weiß die Autorin nicht mehr über Werdegang und Inhalte von Diakonie und Caritas? Bis Stevens Barnum, die ihre eigene religiöse Sozialisation „locker protestantisch“ nennt, schon

fast am Ende ihrer Analyse angekom-men, selbst die Antwort gibt (S. 155): „Der Leser mag sich fragen, warum die Spiritualität des New-Age-Paradig-mas in diesem Buch soviel ausführ-licher behandelt wird als traditionelle religiöse Ansätze. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Es gibt nur wenige Pflegetheorien mit einer traditionellen religiösen Fundierung. Pflegekräfte des New-Age-Paradigmas hingegen haben zahlreiche Theorien publiziert.“ Der Leser hat es sich gefragt und nickt beschämt. Und legt einige Minuten später das fertig gelesene Buch nachdenklich beiseite. Und wundert sich wieder, wie die lebendige Ganz-heitlichkeit der großen internationalen diakonischen Bewegung des 19. Jahr-hunderts so stark verblassen konnte. Heute, acht Jahre nach Erscheinen des Buches, ist die Lage hoffnungsvoller. Stevens Barnums Buch ist kein schwer verdaulicher esoterischer Einheitsbrei, sondern ein durchaus genießbarer Ein-

topf, indem viel Esoterisches herum-schwimmt, weil sich die Esoteriker nun einmal bis dato am meisten wissen-schaftlich mit der Materie befassten. Es lässt sich differenzieren. Weil sie einen wissenschaftlich korrekten Über-blick geben möchte, bewertet sie auch seltsame und spiritistische Formen der Spiritualität nur vorsichtig fragend, wenn überhaupt. Es ist in Ordnung so: Der Leser mag das selber tun. Eines wird ganz deutlich: Spiritualität in der Pflege ist schon lange en vogue. Das große Bedürfnis danach ruft geradezu nach der Aktualisierung jener „traditio-nellen“ Modelle. Christliche Heilkunde ist angesagt. Hans-Arved Willberg

Stevens Barnum, Barbara, Spiritualität in der Pflege, aus d. Amerik. v. E. Mül-ler, deutschsprachige Ausg. bearb. u. hg. v. E. Uhländer-Masiak, Bern Verlag Hans Huber, 2002, 186 Seiten, € (D/A) 14,95, SFr (CH) 23.50

NACHRICHTEN / BUCHTIPP

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9.–10.3.: Tutzing, Palliativ- und Hos-pizversorgung in Deutschland, www.ev-akademie-tutzing.de

9.–11.3.: Bad Boll, Internationaler Diakonie Kongress, UN-Behinderten-rechtskonvention als Herausforde-rung, www.ev-akademie-boll.de

10.–11.3.: Bad Waldsee, Oasentage für Verwaltungskräfte, www.tabor-reute.de

11.–13.3.: Bad Kösen, Der Arzt und die Medien, www.smd.org

12.3.: Uznach, Jahrestagung, Ver-einigung katholischer Ärzte in der Schweiz, www.medcath.ch

15.–16.3.: Paderborn, Naturheilkundliche Pflege, www.caritas-akademien.de

17.–18.3.: Freising, Die Rolle der Seelsorge in ethisch herausfordernden Situationen, www.christophorus-akademie.de

17.–20.3.: Schwäbisch Gmünd, Mediora 3: Prävention für Körper, Seele und Geist, www.schoenblick-info.de

17.–19.3.: Karlsruhe, Seelsorge mit Alten, Kranken und Trauernden, www.isa-institut.de

18.–20.3.: Brotterode/Thüringen, Fachtagung Christen in der Pharma-zie, Hirndoping im Alltag – mit Pillen zum Erfolg?, www.smd.org

18.–20.3.: Berlin, Gute Psychothe-rapie – eine Frage der Weltanschau-ung?, www.eaberlin.de

23.–24.3.: Münster/Westfalen, Moderatorentraining ethische Fallbesprechung, www.leben-ethik-alter.de

21.–23.3.: Travenbrück, Führung beginnt mit der eigenen Person, www.caritas-akademie.de

23.3.: Aarau, Besucht die Kranken, www.cdkschweiz.ch

24.3.: München, Grenzen erfahren und Grenzen begegnen, www.christophorus-akademie.de

26.3.: Ravensburg, „Alternative Heilverfahren aus christlicher Sicht“, www.cig-online.de

26.–27.3.: Herblingen, Weekend für Lernende/Studierende & junge Berufsleute im Gesundheitswesen, www.cdkschweiz.ch

29.–30.3.: Dornstadt, Nicht so nah... Nähe und Distanz, www.diakonisches-institut.de

1.4.: Moritzburg, „Wir sind Diakoniefälle Gottes“ – Diakonische Unternehmenskultur gestalten, www.diakademie.de

1.–3.4.: Marburg, Fachtagung Zahn-, Mund- und Kiefernheilkunde, www.smd.org

1.–4.4.: Loccum, Wie viel Tod verträgt der Mensch? 14. Loccumer Hospiztagung, www.loccum.de

5.4.: Düsseldorf, Das etwas andere Zeit- und Selbstmanagementseminar, www.kaiserswertherseminare.de

6.–7.4.: Hamburg, Ich bleib an deiner Seite (Begleitung von Sterbenden), www.albertinen.de

7.–10.4.: Bad Boll, Bad Boller Hebammentagung 2011, www.ev-akademie-boll.de

7.–8.4.: Berlin, Kirche in der Mitte der Gesellschaft, Theologische Bestim-

mung des sozialen und diakonischen Engagements, www.eaberlin.de

8.4.: Düsseldorf, Grundlagen der Dienstleistungsqualität – respektvol-ler Umgang miteinander, www.kaiserswertherseminare.de

8.–10.4.: Kloster Nütschau, „Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen.“ Wochen-endseminar für Kranke und Angehö-rige, www.cig-online.de

8.–11.4.: Koblenz, Daheim im Leib, den Körper erfahren, den Körper bedenken, www.kloster-arenberg.de

9.4.: Karlsruhe, „Als Christen Demenzkranke begleiten“, www.cig-online.de

9.–10.4.: Bienenberg, Authentisches Christsein im medizinischen Alltag, www.ageas.ch

10.–13.4.: Bad Waldsee, „Der Augenblick ist mein“ (Andreas Gryphius), www.tabor-reute.de

11.4.: Düsseldorf, Mobbing am Arbeitsplatz – was tun?, www.kaiserswertherseminare.de

13.–14.4.: Heidelberg, Sterbebeglei-tung und Abschiedskultur, www.agaplesion.de

13.–15.4.: Schloss Klaus/Österreich, Begegnungskonferenz für Psychothe-rapie und Seelsorge, www.isodos.at

15.–17.4.: Rheinfelden, Mit stressigen Arbeitssituationen gelassener umgehen, www.ev-akademie-baden.de

18.–19.4.: Karlsruhe, Vorbereitung für die Überprüfung Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz, www.isa-institut.de

Tagungen, Seminare & Konferenzen

TERMINE

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21.–24.3.2012: Kassel, 3. Christlicher Gesundheitskongress, www.christlicher-gesundheitskongress.de

20.4.: Dornstadt, Spirituelle Impulse für Menschen mit Demenz, www.diakonisches-institut.de

2.–4.5.: Odense/Dänemark, Interna-tionale Konferenz „In Sickness and in Health“, www.isihconference.com

6.–8.5.: Lindau, Spiritualität und Intimität, Tiefenerfahrung in Psycho-therapie und Beratung, www.existenzanalyse.org

14.–15.5.: Oberägeri (ZG), „(Team-) Wochenende mit HERZ“, www.ageas.ch

16.–20.5.: München, Basiskurs Palliative Care, www.christophorus-akademie.de

18.–20.5.: Zürich, Diakonie im Wan-del – die Zeichen der Zeit erkennen, www.caritas-zuerich.ch

18.–19.5.: Vallendar, Seelsorge, www.caritas-akademie.de

20.–22.5.: Loccum, Lebensende am Lebensanfang? Zur Pränataldiagnos-tik, www.loccum.de

24.–25.5.: Bad Boll, Strategische Herausforderungen in der Diakonie, www.ev-akademie-boll.de

26.–29.5.: Dassel/Solling, „Heilung – Verheißung und Geheimnis Gottes“, www.cig-online.de

30.–31.5.: Freiburg im Breisgau, Spiritualität des Konflikts, www.caritas-akademie.de

1.–5.6.: Kirchheim/Hessen, Adven-tistischer Gesundheitskongress, www.dvg-online.de

8.6.: Hamburg, Kolloquium Pflege „Hilfreicher Umgang mit MS-Patien-ten“, www.cig-online.de

8.6.: Berlin, Wie kann es heute noch christliche Krankenhäuser geben? Diakonie zwischen Anspruch und Realität, www.eaberlin.de

18.6.: Hamm, „Als Christen Demenzkranke begleiten“, www.cig-online.de

20.–22.6.: Loccum, Migration und Gesundheit, www.loccum.de

23.6.: Thun, Hoffnung trotz Leid und Schmerz im Leben, Fachtagung, www.seminare.gub.ch

27.6.: Düsseldorf, Transkulturelle Kompetenz – Pflege bei Migrations-hintergrund, www.kaiserswertherseminare.de

27.–28.6.: Düsseldorf, Sterben und Tod in anderen Religionen, www.kaiserswertherseminare.de

30.6.–3.7.: Maihingen, „Seminar für erkrankte Menschen und pflegende Angehörige“, www.cig-online.de

5.–6.7.: Bad Waldsee, „Die paar Jahre schaffe ich noch...“ Innehalten und Weichen stellen für die letzte Berufsphase, www.tabor-reute.de

9.7.: Baden-Württemberg, Unverkrampft in der Diakonie über den Glauben sprechen, www.diakoniewerk-bw.de

1.–12.7.: Bad Waldsee, Gottes Sehn-sucht und Markt, Tabor-Forum für Führungskräfte, www.tabor-reute.de

19.–23.7.: Der Weg entsteht im Gehen, Eine spirituelle Wanderung

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Termi

ne

auf der Via Spluga von Thusis nach Chiavenna, www.tabor-reute.de

29.–30.8.: Oberägeri, Schwerkranke und sterbende Menschen begleiten, www.zentrum-laendli.ch

24.9.: Linz (Österreich), Gemeinsam über den Jordan gehen, Sterbebe-gleitung, www.cls-austria.at

26.–29.9.: Schwerte, Trost, Ökumenisch-interdisziplinäres Symposium, Institut für Spiritualität, www.pth-muenster.de

18.–19.10.: Bad Waldsee, Einfach mal leben, Oasentage für Verwal-tungskräfte, www.tabor-reute.de

22.–23.10.: Salzburg, Internationaler katholischer Pflegekongress, www.salzburger-pflegekongress.de

25.10.: Riehen, 25. Riehener Semi-nar: Suizid – zwischen Todessehn-sucht und Lebenshoffnung, www.seminare-ps.net

31.10.–1.11.: Zeillern (Österreich), Führungspotenziale entdecken und einsetzen, www.cls-austria.at

16.11.: Oberägeri, Schwerkranke und sterbende Menschen begleiten, www.zentrum-laendli.ch

7.–11.11.: München, Fachfortbildung Seelsorge auf der Intensivstation 2011/12, www.theologischefortbildung.de

28.–30.11.: Bad Waldsee, Den Träumen trauen, spirituelle Tage im Advent, www.tabor-reute.de

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40 ANZEIGEN

ChrisCare ermutigt Mitarbeiter im Gesundheitswesen, ihre Berufung neu zu entdecken und zu entfalten.

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GLOSSE / BUCHTIPP

Christen im Gesundheitswesen e.V.

CHRISTLICHE HEILKUNDECHRISTLICHECHRISTLICHE CHRISTLICHECHRISTLICHE HEILKUNDEHEILKUNDEHEILKUNDEHEILKUNDE

Das Buch zum Kurs

Trainingskurs für Mitarbeiterim Gesundheitswesen

Buchvorstellung: CHRISTLICHE HEILKUNDE Das Buch zum Kurs

Trainingskurs für Mitarbeiter im Gesundheitswesen In den zurückliegenden Jahren wurde im Umfeld der ökumenischen Bewe-gung Christen im Gesundheitswesen (CiG) viel an der Konzeption einer Christlichen Heilkunde (CHK) gear-beitet. Grundlagen und Praxis der Christlichen Heilkunde haben Kontu-ren bekommen. Es ist ein Lehrinhalt gewachsen, den wir in CiG-Akade-mie-Seminaren und in Gemeinde-Schulungen weitergeben. Ein Resul-tat ist der vorliegende Trainingskurs.In Lehre, persönlichem Austausch, Entscheidungen für konkrete Schritte und Gebet wollen wir uns gemein-sam auf den Weg machen. Auch für Mitarbeitende in Krankenbegleitung, Seelsorge und heilenden Diensten von Kirchengemeinden und geist-lichen Gemeinschaften kann die Teilnahme an diesem Kurs wertvolle Impulse geben. GG

Christen im Gesundheitswesen e.V., Christliche Heilkunde – Das Buch zum Kurs, Trainingskurs für Mitarbei-ter im Gesundheitswesen, ISBN 978-3-8423-4947-6, BOOKS ON DEMAND GmbH, 2011, 52 Sei-ten, € (D/A) 6,90

Glosse

heitlich und nachhaltig. Und natürlich: natürlich! So will man in Zeiten der Globulisierung behandelt werden. Das ganze alternative Programm übernehmen wir als christlich orientierte Heilkundler freilich nicht, schon gar nicht die philosophischen Hintergründe! Wir wollen nur die eine oder andere Methode haben, um sie in unser Therapieschema einzubauen. Dass das nicht einfach so funktionieren kann, zeigt uns die Bedeutung des Wortes Methode (griechisch „methodos“), nämlich: „ein nach festen Regeln geordnetes Verfahren“. Die Regeln bestimmt der Urheber, den Anwendern bleibt das Nachgehen. Denn „met-hodos“ setzt sich zusammen aus „meta“ (gemäß, nach) und „hodos“ (Weg). Ich finde es arglos zu meinen, man könnte eine Methode für sich gebrauchen, ohne den „Weg zu etwas hin“ mitzugehen, der inbegriffen ist. Der Weg bestimmt das Ziel, wo wir ankommen werden. Ich beziehe das auf Heilmethoden, die mit dem Fluss von Energie arbeiten und Wirkung auf unseren Geist beinhalten. Hiermit wird die Grenze des Naturgemäßen (= Physischen) über-schritten. Es ist eben nicht alles pur und Natur, was sich so nennt, und die Schulmedizin nicht so naturfremd, wie etliche meinen. Die Frage kann also nicht sein: Was gibt es alles wahlweise? Son-dern: Ist unsere Wahl weise? Oder kann sich vielleicht in mancher Alternative das Heil verfahren? In der Bibel werden die Christen „Menschen des Weges“ genannt, nicht Menschen der Methode. Alles, was wir tun, muss mit dem Weg und der Wahrheit kompatibel sein – mit Jesus. Natürlich! Dr. med. Günther Riedl,

Facharzt für Kinderheilkunde, Uelzen

Die „Schulmedizin“ wird gern als gutes Beispiel für ein schlechtes Beispiel angeführt, wenn man das herkömmliche, unvollkommene Behandlungssystem geißeln will, um dann von alternativen Heilmethoden zu schwärmen. Diese sind nämlich so verheißungsvoll, dass man sich schon bei ihrer Beschreibung besser fühlt: sanft und schonend, ganz-

HEILVERFAHREN HABEN METHODE

Suche zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Unterstützung in der Hebammenpraxis eine Hebamme zur Festanstellung für eine allumfassende Begleitung junger Eltern im ländlichen Umfeld in der Nähe von Chemnitz. Aufgabengebiete: Kurse Geburtsvorbereitung und Rückbildung, Wochenbettbetreuung Anfragen bzw. Kontaktaufnahme: [email protected]

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42 ANZEIGEN

Das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg stellt die Grund- und Regelversorgung von ca. 55.000 Einwohnern der Elbinsel Wilhelmsburg sicher, sowie die geriatrische Versorgung des gesam-ten Süderelbe-Raumes und ist ein christlich geprägtes Krankenhaus. Wir suchen eine/n Oberarzt / Oberärztin (zum 01.07.2011) mit abgeschlossener (ggf. fortgeschrittener) internistischer Weiterbildung sowie weitere ärztliche und pflegerische Mitarbeiter für unser Geriatrie-Zentrum.

Das Geriatrie-Zentrum verfügt über 112 stationäre Betten und 20 Plätze in der Tagesklinik. Neben der akutmedizinischen Versor-gung älterer Patienten liegen unsere Schwerpunkte in der geri-atrischen und neurologischen Frührehabilitation. Hierzu stehen umfassende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung sowie internistische, neurologische und geriatrische Weiterbildungsermächtigungen.

In einem guten kollegialen Arbeitsklima bieten wir Ihnen eine abwechslungsreiche Tätigkeit. Sie erwartet eine hohe Mitarbei-terzufriedenheit sowie gute Weiterbildungsmöglichkeiten.Wir erwarten teamorientierte Persönlichkeiten mit Freude am Umgang mit Menschen sowie der Bereitschaft, sich auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu engagieren.Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie unter www.gross-sand.de

Wir arbeiten in 25 Ländern der Erde und zählen mit rund 240 Missionaren/-innen zu den großen Missionswerken Deutschlands. Unser Hauptsitz ist in Bad Liebenzell im nördlichen Schwarzwald.

Für unser Altenheim der Schwesternschaft in Bad Liebenzell suchen wir ab sofort eine

Pflegefachkraft – 100%-Deputat,auch als Teildeputat möglich

Ihr Wirkungsbereich wird hauptsächlich die Pflegestation für betagte Schwestern sein.

Wir setzen voraus:• Flexibel einsetzbar im Tagdienst • Bereitschaft zur Nachtwache

Weitere Infos finden Sie unter www.liebenzell.org

Liebenzeller Mission Postfach 12 40 Telefon: 07052 17 138Ulrich Munz 75375 Bad Liebenzell E-Mail: [email protected]

Kontakt und Bewerbung:

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Page 43: ChrisCare 2011-1

1/2011 CHRISCARE 43IMPRESSUM

Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahnatal, und wird von Christen im Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Fornaçon. Die Beiträge wurden sorgfältig ausge-wählt, dennoch übernimmt die Redak-tion keine Haftung für die Inhalte. Ver-antwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weiblich gemeint sind, eine gemeinsame Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt einge-sandte Manuskripte und Fotos über-nimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheits-wesen e.V., ChrisCare wird im ChrisLit gelistet: www.chrislit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, [email protected], www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication, Alemannenstr. 2, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswesen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 41 04 49 82, [email protected], www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Witzbergstrasse 7, PF 384, CH-8330 Pfäffikon ZH, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15 [email protected], www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2010. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter übernehmen. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals.

Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr (CH) 10.30. Jahres-abonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr (CH) 31.30 jeweils zuzüglich Versandkosten, Anschriftenänderun-gen sind rechtzeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutschland, der BMK Wartburg Buchhandlung in Österreich und bvMedia in der Schweiz mitzutei-len. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, [email protected], Tel.: (+49) (0) 4104 4982, Fax: (+49) (0) 4104 7269, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versandbuchhandlung, Postfach 20 01 52, D 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, [email protected] Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien, Witzbergstr. 7, Postfach 384, CH-8330 Päffikon ZH, [email protected], www.bvmedia.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax (+41) (0) 43 288 80 11 Bestellungen aus Österreich: BMK WARTBURG, Vertriebsges.m.b.H., Trautsongasse 8, A 1082 Wien, Tel.: (+43-1) 405 93 71, Fax (+43-1) 408 99 05, E-Mail: [email protected] Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel, BLZ 210 602 37, Konto 126217 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX Konto Österreich: Kontonummer für Abonnenten: 7477326 BLZ 32000,RLB NÖ-Wien ISSN 1869-9944 Heft 1 2011: Fotonachweis: S.1: © finnegan - Fotolia.com; S.2: © istockphoto.com/SchulteProduc-tions; S.3: Privat; S.4: © istock-

photo.com/ DNY59; S.5: rpi Loc-cum, Privat; S. S.6: © istockphoto.com/diego_cervo; S.9: Privat; S.11: © istockphoto.com/Yuri_Arcurs; S.14,15,16: ZfG, Porträt: idea/Tho-mas Kretschel; S.17: Privat, S.18: idea/Thomas Kretschel, Bündnis 90/Die Grünen; S.19: © istock-photo.com/collpicto; S.22: Hospital Louisville; S.23: Privat; S.24: Privat; S.27: Rösler; S.28: Bettina Gund-lach; S.29: Gesundheitskongress; S.30: Privat; S.31: Ev. Kirche Isny; S.32-33 Privat; S. 34: Oliver Späth; S.35: Privat, Münchener Kirchen-radio; S.36: Diakonie Bayern, © Thomas Plassmann, www.thomas-plassmann.de; S.37: Seniorenwerk BEFG; S.41: Riedl; S.42: Privat; alle anderen Bilddaten: FRANK.COM-MUNICATION. Textnachweis: S.2: Wilhelm Willms, wußten sie schon. aus: ders., der geerdete himmel > © 1974 Butzon & Bercker GmbH, 47623 Kevelaer, 7. Aufl. 1986, 5.5, > -gekürzt- www.bube.de; S.4: Willms, © Verlag Buzon und Becker, Kevelar; S.5: gekürzte bzw. über-arbeite Fassung vollständig veröf-fentlicht unter www.rpi-loccum.de; S.18-19: Katrin Göring-Eckardt, Ein bisschen PID gibt es nicht, in der FAZ vom 28.1.2011, © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv. Beilage: xpand Deutschland

Heft 2/2011 erscheint im Mai 2011.

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Ihr Anforderungsprofil: • Sie sind ein/e Logopädin/Logopäde oder eine Ergotherapeutin/ Ergotherapeut mit staatlicher Anerkennung • Fortbildungsbereitschaft • Bereitschaft eine Logopädiepraxis aufzubauen • Mittragen und weiterentwickeln der Vision des Christlichen Therapiezentrums (siehe www.ctz-Creglingen.de) • Möglichst eigener PKW für Hausbesuche (Mit Kostenerstattung)

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BUCHTIPP

Spektakel nicht im Vordergrund „Bei den Heilungsgeschichten steht nicht in erster Linie das Wunder, das große Spektakel, das Überna-türliche im Vordergrund,“ erklärt der Autor von „Dein Glaube hat dir geholfen“, Frank Eibisch. „Im Gegenteil: Jesus geht gerade auf unspektakuläre Weise mit dem Thema Gesundheit und Krankheit um. Im Markusevangelium insge-samt wird das sehr deutlich: Jesus will eben nicht an seinen Wun-dertaten als der Christus erkannt werden, sondern an seinem Leiden am Kreuz. Die Überwindung von Kreuz und Leid wird dann als Folge davon verstanden.“ Was Eibisch, Direktor des Evangelisch-methodis-tischen Diakoniewerkes Bethanien in Chemnitz, in einem Interview mit der Zeitschrift unterwegs sagt, spiegelt seine Einsichten des Buches wider. Das Werk geht auf eine Diplomar-beit am Diakoniewissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg zurück. Eibisch untersucht nicht nur die Heilungsgeschichten, sondern zieht Schlüsse für das heutige Handeln der Kirche: „Wir haben von Jesus den Auftrag, uns den kranken Menschen zuzuwenden, damit die Nähe Gottes spürbar werden kann. Dabei spielt nicht der Erfolg die entscheidende Rolle, sondern die Stärkung der Beziehung zu Gott. Nicht nur da, wo Menschen Heilung

und Besserung ihrer Leiden erfah-ren, sondern wo sie auch lernen und einüben, mit Grenzen und Krankheit leben zu können, leuchtet die Nähe des Gottesreiches auf.“ In seinem Vorwort schreibt der methodistische Pastor: „Dieses Buch will Denkanstöße zu einem schriftgemäßen und zugleich unse-rer Zeit angemessenen Verständnis dieser verwunderlichen, oftmals auch befremdlichen Erzählungen vermitteln.“ In der Begegnung mit diesen Texten ist mir der Begriff der „paradig-matischen Erzählung“ zu einem

Schlüssel des Verstehens geworden. Daneben tritt die Beschäftigung mit der Frage nach den Konsequenzen, die aus einem solchen Verständnis für ein Handeln der Kirche und ihrer Gemeinden zu ziehen sind, das dem Auftrag Jesu Christi entspricht.

Frank Fornaçon

Eibisch, Frank, Dein Glaube hat dir geholfen, Heilungsgeschichten des Markusevangeliums als para-digmatische Erzählungen und ihre Bedeutung für diakonisches Handeln, Göttingen, Edition Ruprecht, 2009, 160 Seiten, € (D) 22,90, € (A) 23,54, SFr (CH) 40.40

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4646 BIBELIMPULS

Ich lese regelmäßig die Todesan-zeigen. Genau weiß ich nicht mehr, wann und warum ich damit angefan-gen habe. Hat es etwas mit meinem Alter zu tun? Es interessiert mich zu wissen, wer gestorben ist. Wie ver-abschieden sich die Angehörigen von den Toten? Wie alt sind die Menschen eigentlich geworden? Wie oft kommt mein Jahrgang in den Todesanzeigen vor? Ich bin mir darüber im Klaren, dass meine Lebenszeit begrenzt ist. Mit zunehmendem Alter ist mir die Perspektive auf die Auferstehung von den Toten und die ewige Gemein-schaft in der Herrlichkeit mit Jesus Christus wichtig geworden. Würde ich eigentlich anders leben, wenn ich den Zeitpunkt meines Todes kennen würde? Vom jüdischen König Hiskia wird berichtet, dass seine Lebenszeit um 15 Jahre verlängert wurde. Was hat er aus diesen gemacht?

Als Hiskia todkrank wird, ist er 39 Jahre alt. Damit war er für damalige Verhältnisse schon alt. Im Durch-schnitt wurden die Könige, die von David abstammten, nur 40 Jahre alt. Hiskia ist auf dem Höhepunkt seiner Regierungszeit als König von Juda und bekommt das Qualitätsmerkmal aus-gestellt: „Er tat, was dem Herrn wohl

Wenn ich noch 15 Jahre hätte…gefiel, ganz wie sein Ahnherr David“. In einem Atemzug mit König David genannt zu werden, war für Hiskia von seinen Startbedingungen ins Leben her nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Sein Vater Ahas war spirituell gesehen nach vielen Seiten hin offen. Hiskia ist 25 Jahre alt, als er die Nachfolge seines Vaters antritt. Im Gegensatz zu diesem schlägt er in Sachen Religion einen völlig anderen Weg ein. Er wird zum Reformator des Glaubens, entfernt die Götzen und Kultstätten, belebt den Gottesdienst im Tempel neu und lebt selbst nach den Geboten Gottes. Als der Prophet ihm sagt: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben“, fühlt er sich noch zu jung zum Sterben. Er fällt in tiefe Trauer. Aber er betet auch zu Gott und erinnert ihn: „Ach, HERR, gedenke doch, dass ich vor dir in Treue und mit rechtschaffe-nem Herzen gewandelt bin und getan habe, was dir wohl gefällt.“ Hiskia fin-det seinen Tod ungerecht. Gott schenkt ihm weitere 15 Jahre zu.

Was macht man mit so einem Geschenk? Jemand sagte mir: „Ich würde mindestens ein Jahr aus der Kraft meiner Glückshormone leben und Gott dankbar sein, für die geschenkte Gesundheit und Lebens-

zeit. In den restlichen Jahren würde ich viel Gutes tun und achtsam mit mir selber umgehen“.

Was macht Hiskia mit diesen geschenkten Jahren? Es wird ruhig um ihn. Er beginnt keine neuen Projekte wie in den ersten 14 Jahren seine Regierungszeit. Schont er seine Kräfte? Nimmt er sich mehr Zeit für sich selber und seine Familie? Lebt er seine Tage bewusster? Ein kurzer Bericht im Buch der Könige kritisiert, dass Hiskia stolz seinen Reichtum präsentiert. Und damit auch seinen Erfolg. Man liest nichts von Dankbarkeit und großer Freude. Glaubte er, die 15 Jahre ver-dient zu haben? Dass sie ihm zustan-den? Heilung, geschenkte Lebenszeit, tiefe Erfahrungen der Barmherzigkeit Gottes führen nicht immer zu einer tieferen Gottesbeziehung.

Ich bin letztlich froh, nicht den Zeitpunkt meines Todes zu wissen. Ich will jeden Tag als Geschenk Gottes sehen und ihm für jeden geschenkten Tag meines Lebens mit meinem Leben danken.

Zu dieser Zeit wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja kam zu ihm und sprach: So spricht der HERR: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben. Er aber wandte sein Antlitz zur Wand und betete zum HERRN und sprach: Ach, HERR, gedenke doch, dass ich vor dir in Treue und mit rechtschaf-fenem Herzen gewandelt bin und getan habe, was dir wohl gefällt. Und Hiskia weinte sehr. Als aber Jesaja hinausgegan-gen war, kam des HERRN Wort zu ihm: Kehre um und sage Hiskia: So spricht der HERR, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen - am dritten Tage wirst du hinauf in das Haus des HERRN gehen -, und ich will fünfzehn Jahre zu deinem Leben hinzutun. Und Jesaja sprach: Bringt her ein Pflaster von Feigen! Und als sie das brachten, legten sie es auf das Geschwür und er wurde gesund. 2. Könige 20, 1-7

Dr. theol. Andreas Reichert,

Pastor, Aachen

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1/2011 CHRISCARE 47

Wenn ich noch 15 Jahre hätte…

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Page 48: ChrisCare 2011-1

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