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Broschüre 10 jahre alfried krupp wissenschaftskolleg greifswald

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10 Jahre Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald 10 Jahre
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10 JahreAlfried KruppWissenschaftskollegGreifswald

10 Jahre

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VorwortBerthold Beitz

GrußworteMathias BrodkorbJohanna Eleonore Weber

Die Genese eines wissenschaftlichen Programmsfür ein »besonderes« WissenschaftskollegBärbel Friedrich

Die Anfänge

Das Kolleg heute

Die Alfried Krupp Fellows

Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald

Impressum

Kolleg und UniversitätDas Fellows-ProgrammWissenschaftliche TagungenVorträgeNachwuchsförderungKolleg und StadtFazit und Ausblick

PortraitsDie Fellow-Jahrgänge2007 bis 2012

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Inhalt

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Begonnen hat alles Mitte der 90er-Jahre. Damals, kurz nach der Wieder-vereinigung, war die Situation der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifs-wald nicht einfach. Die Universität war klein und durch ihre Randlage imäußersten Nordosten der Republik gegenüber vielen anderen Hochschulenbenachteiligt. Es gab Überlegungen, sie zu schließen. Doch die traditions-reiche Universität, gegründet im Jahr 1456, war und ist der wichtigsteFaktor für die gesamte Entwicklung von Stadt und Region und verdienteaus der Perspektive der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung jede Anstrengung, erhalten zu bleiben.

Nach mehreren Einzelförderungen beschloss die Stiftung im Jahr 1995, ein Vorhaben zu initiieren, »mit dem die Universität in besondererWeise unterstützt werden kann«. Die Überlegungen, ein wissenschaftlichesZentrum zu errichten, standen damals noch am Anfang. Ob ein solches Zentrum Erfolg haben könnte, war offen. Dennoch hat sich die Stiftungentschlossen, zu handeln.

Die Stiftung erwarb ein Grundstück vis-à-vis vom Dom St. Nikolai, auf der Achse zwischen dem Universitätshauptgebäude und dem Rathausder Stadt. Die auf dem Grundstück befindlichen verrotteten Gebäude einer ehemaligen DDR-Fleischfabrik riss die Stiftung ab. Sie erwarb auch die baufällige, einsturzgefährdete »Alte Apotheke«, Mecklenburg-Vorpommernsältestes Fachwerkhaus, und beschloss, sie zu sanieren und in das geplanteEnsemble zu integrieren. Das »Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald«erhielt Kontur. Eingebettet in eine eigens gegründete eigenständige privat-rechtliche Stiftung, hat das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald im Dezember 2002 seine Arbeit aufgenommen – und sich erfolgreich wei-terentwickelt. Heute trifft man renommierte Forscher und aufstrebendeNachwuchswissenschaftler im Kolleg, die zur wissenschaftlichen Exzellenzder Universität beitragen. Ich freue mich darüber, ich bin sogar stolz auf das Erreichte.

Vorwort

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Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen, die zum Gelingen des Vor-habens beigetragen haben, allen voran den wissenschaftlichen Leitern undden Mitarbeitern des Kollegs. Die Universität, vertreten durch ihre Rektorenund viele Mitarbeiter, hat schon in der Planungsphase engagiert mitgewirktund unterstützt das Kolleg bis heute. Das Land Mecklenburg-Vorpommernist ebenfalls von Beginn an ein unverzichtbarer und hilfreicher Partner ge-wesen. Beide – Land und Universität – haben gemeinsam mit der AlfriedKrupp von Bohlen und Halbach-Stiftung die »Stiftung Alfried Krupp KollegGreifswald« errichtet, die das Wissenschaftskolleg trägt. Das ist nicht selbst-verständlich und verdient Dank und Anerkennung. Die Stadt Greifswald hat sich von Beginn an für das Kolleg begeistert, und eine wechselseitigeSympathie zwischen Kolleg und Stadt besteht bis heute.

Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald hat heute rund 12.000Studierende, und die Region rund um Greifswald wird spürbar vom wissen-schaftlichen Leben geprägt. Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifs-wald ist Teil dieses wissenschaftlichen Lebens. Ich bin davon überzeugt, eswird sich auch weiterhin gut entwickeln.

Berthold BeitzVorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

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Die Initiative zur Errichtung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifs-wald ging aus von dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Professor Dr. h. c. mult. Berthold Beitz.Professor Beitz verband mit dieser Initiative die Idee, dass ein Wissen-schaftskolleg in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald dazu beitragenkönne, die Region Greifswald wieder zu dem »liberalen, weltoffenen Zen-trum für Begegnungen im Ostseeraum« werden zu lassen, das sie Jahrhun-derte lang war.

In diesem Sinne führt das Kolleg Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler verschiedener Disziplinen zu gemeinsamer Arbeit an Forschungs-schwerpunkten zusammen. Es lädt jeweils für ein ganzes oder für ein halbesakademisches Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich ei-nem größeren Forschungsvorhaben widmen wollen, als Alfried Krupp Senioroder Junior Fellows nach Greifswald ein. Das Alfried Krupp Wissenschafts-kolleg fördert darüber hinaus in enger Kooperation mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nach-wuchswissenschaftler durch die Vergabe von Promotionsstipendien im Rahmen eigener Graduiertenkollegs und fächerübergreifender Forschungs-projekte. Es sucht so die internationalen Wissenschaftsbeziehungen, insbe-sondere im Ostseeraum, zu stärken, dem Wissenschaftsstandort GreifswaldProfil und Attraktivität zu verleihen und der Region Vorpommern denAufbau wissensbasierter Zukunftspotenziale zu ermöglichen. Indem dasAlfried Krupp Wissenschaftskolleg Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politikund Kultur, die zu wichtigen Themen ihres jeweiligen Forschungs- undTätigkeitsfeldes Stellung beziehen, nach Greifswald einlädt, bietet es demGespräch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie zwischen derUniversität und den Bürgerinnen und Bürgern der Region ein Forum mittenin der traditionsreichen Universitäts- und Hansestadt.

In den zehn Jahren seines Bestehens hat das Alfried Krupp Wissen-schaftskolleg einen festen Platz in der Wissenschaftslandschaft Mecklen-burg-Vorpommerns eingenommen und leistet seither einen bedeutendenBeitrag zur Stärkung der wissenschaftlichen Reputation des Landes.

Mathias Brodkorb Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Grußworte

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, das von Berthold Beitz,dem großen Freund und Förderer der Universität Greifswald, gegründetwurde, hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einem weithin bekann-ten und angesehenen Zentrum wissenschaftlicher Begegnungen und derFörderung von Forschung entwickelt.

Die Universität Greifswald hat mit dem Wissenschaftskolleg einenPartner gewonnen, dessen nationale und internationale Ausstrahlung inWissenschaft, Politik und Öffentlichkeit für den Ruf der Universität und für die Förderung exzellenter Forschung von unschätzbarem Wert ist. DasKolleg eröffnet Freiräume für Formen der wissenschaftlichen Arbeit und des wissenschaftlichen Austausches, die im universitären Alltag und in deruniversitären Routine oft untergehen. Es schafft eine akademische At-mosphäre, die anregt und den Blick weitet, in der neue Themen und Ideen angestoßen und aktuelle Entwicklungen reflektiert werden. Es ist eine Be-gegnungsstätte im wahren Sinne des Wortes, in der akademische Beziehun-gen gestiftet und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über Fach- und Ländergrenzen hinweg in Diskussionen und gemeinsamen Forschungs-arbeiten zusammengeführt werden.

Für die Universität Greifswald ist es ein Glücksfall, dass das Wissen-schaftskolleg als prominenter Förderer und Gastgeber die Möglichkeitbietet, Netzwerke zu knüpfen. Das Wissenschaftskolleg hat sich in der Ver-gangenheit als ein außerordentlich erfolgreicher Vermittler herausragenderPersönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit erwiesen, die der Universität Greifswald auch nach ihrem Aufenthalt am Kolleg alsFreunde verbunden geblieben sind. Einen schöneren Ertrag der Arbeit desWissenschaftskollegs kann ich mir als Rektorin dieser Universität nicht vorstellen. Mit großer Dankbarkeit blicke ich daher auf die vergangenenzehn Jahre zurück und freue mich auf eine ebenso fruchtbare und erfolg-reiche künftige Zusammenarbeit zum Wohle des Alfried Krupp Wissen-schaftskollegs und der Universität Greifswald.

Professorin Dr. Johanna Eleonore WeberRektorin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in der weit imNordosten gelegenen Hansestadt Greifswald ist einWissenschaftskolleg besonderer Art. Dieses Kolleg, sobereits der Gründungsgedanke von Berthold Beitz, sollte vorrangig die dortige Ernst-Moritz-Arndt-Univer-sität Greifswald in ihrem Bemühen unterstützen, inForschung und Lehre ein nach außen sichtbares Profil zu gewinnen und darüber hinaus auch der Stadtgesell-schaft Impulse geben. Bei der Grundsteinlegung imSommer 2000 sagte Professor Beitz: »Ich stelle mir eineneue, gewissermaßen geistige Hanse vor, ein Netz wis-senschaftlicher Verbindungen, in dem Greifswald einwichtiger Knoten ist«. Für das Kolleg bedeutete dies: dieinternationale Öffnung wirksam zu fördern, die Kontak-te zu den Staaten im Ostseeraum zu reaktivieren, daskulturelle Erbe gemeinsam mit den Nachbarn zu pflegenund die Grenznähe zu nutzen, um mit den osteuropäi-schen Partnern in einen wissenschaftlichen Diskurs zutreten.

Ende des Jahres 2002 wurde das Kolleg eingeweiht.Seine Gebäude liegen im mittelalterlichen Kern derHansestadt Greifswald in unmittelbarer Nachbarschaftzu dem gotischen Dom St. Nikolai und nur wenigeSchritte von dem Geburtshaus Caspar David Friedrichsentfernt. Diesen lokalen Bezug sollte auch das Kolleg-programm zukünftig aufnehmen. Die Entwicklung eineswissenschaftlichen Programms war, im positiven Sinne,eine Herausforderung. Inhaltliche Vorgaben bestandenund bestehen nicht.

Die Genese eines wissenschaftlichen Programmsfür ein »besonderes« Wissenschaftskolleg

Professorin Dr. Bärbel FriedrichWissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald

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zeichnis sämtlicher Zeichnungen von Caspar David Friedrich nennen, erschienen 2011. Die Verbundenheitmit dem Kolleg und seinen Partnern wird sichtbar durch ein jährliches Treffen der ehemaligen Fellows in Greifswald.

Wissenschaftliche Veranstaltungen

Hörsaal, Konferenzraum und großzügige Foyers desKolleggebäudes eröffnen Raum für vielgestaltigeswissenschaftliches Leben. Zusätzlich zu den Gastwissen-schaftlern bietet ein attraktives Veranstaltungspro-gramm Mitgliedern der Universität, der umliegendenForschungseinrichtungen (hier besonders des MPI fürPlasmaphysik und des Friedrich-Loeffler-Institutes) so-wie Bürgern und Gästen von außerhalb ein Forum fürweit gefächerte Interessen. Zu diesem Zweck wurdenunterschiedliche Veranstaltungsformate wie wissen-schaftliche Tagungen, Gastvorträge, öffentliche Abend-vorlesungen, Ausstellungen und Autorenlesungenschrittweise und in Zusammenarbeit konzipiert. Nachdem Wechsel von Dr. Schmücker auf eine Professur derWestfälischen Wilhelms-Universität Münster hat seinNachfolger, Dr. Christian Suhm, mit großem Elan undKreativität daran mitgewirkt. Es wurden im Verbund mit Professoren der Universität themenbezogene Vor-lesungsreihen gestaltet, deren Inhalte zum Teil in Lehr-programme münden und dadurch besonders Studie-rende in das Kollegleben einbeziehen. Tagungen, dieorganisatorische und finanzielle Förderung des Kollegsgenießen, finden zunehmend eine Co-Finanzierung

Außerordentlich hilfreich war der WissenschaftlicheBeirat, der unter der Leitung von Professor Dr. Carl Friedrich Gethmann den Aufbau des Kollegs von An-beginn begleitete. Als ich 2008 zur wissenschaftlichenDirektorin berufen wurde, hatte ich das Glück, auf ei-nem Fundament weiterbauen zu können, das meinVorgänger, Professor Dr. Klaus Pinkau, gemeinsam mitdem damaligen wissenschaftlichen Geschäftsführer, Dr. Reinold Schmücker, in pionierartiger Weise und mitgroßzügiger finanzieller Unterstützung der AlfriedKrupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gelegt hatte.

Das Konzept des Alfried Krupp Wissenschafts-kollegs Greifswald ist keineswegs statisch, es unterliegteiner kontinuierlichen Überprüfung und entwickelt sichweiter. Drei Elemente bilden den Kern des Programms:

Das Alfried Krupp Fellows-Programm

Im Zentrum eines jeden Wissenschaftskollegs stehenGastwissenschaftler, »Fellows« genannt, die über einThema ihrer Wahl für eine bestimmte Zeit im Kolleg forschen und auch dort wohnen. In öffentlicher Aus-schreibung bietet das Alfried Krupp Wissenschaftskollegjährlich zehn Plätze an, worauf sich Nachwuchswissen-schaftler (»Junior Fellows«) sowie arrivierte Professoren(»Senior Fellows«) aus dem In- und Ausland bewerbenkönnen. Während der gut sechsjährigen Laufzeit desFellows-Programms registrierten wir eine stetig stei-gende Bewerberzahl, wobei Natur- und Lebenswissen-schaftler erwartungsgemäß in der Minderheit sind. Ehemalige Junior Fellows haben berichtet, dass ein Auf-enthalt am Kolleg ihre weitere Karriere wirkungsvoll gefördert hat. Unter dem Schirm des Kollegs entstandenauch zahlreiche Publikationen. Ich möchte beispielhaftdas von Dr. Christina Grummt angefertigte Werkver-

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durch andere Drittmittelgeber und bilden ein wichtigesInstrument zur Weiterentwicklung der fachwissen-schaftlichen Diskussion, auch im lebens- und natur-wissenschaftlichen Fächerspektrum. Die Kollegtagungensind auch Sprungbrett für nationale und internationaleKooperationen sowie Katalysatoren für die Etablierungkoordinierter Forschungsvorhaben, die sich durch Ex-zellenz auszeichnen, wie der von Professor Dr. MichaelHecker initiierte Sonderforschungsbereich »Pathophy-siologie von Staphylokokken in der Post-Genom-Ära«.Ähnliche Synergieeffekte waren beim Aufbau von Gra-duiertenkollegs erkennbar, die inzwischen in eine neuentstandene universitäre Graduiertenakademie inte-griert sind. Nahezu einzigartig sind die im Kolleg statt-findenden slawistischen Sommerschulen, das Ukraini-cum sowie das Polonicum, mit denen es gelungen ist,nachhaltige Verbindungen zu Osteuropa zu knüpfen.Diese Initiative wäre ohne die von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützte Beru-fung des Slawisten Professor Dr. Alexander Wöll an dieUniversität Greifswald in diesem Umfang nicht mög-lich gewesen.

Aus der Reihe der Einzelveranstaltungen, derenBesucherzahl oftmals die Kapazität des Hörsaals er-schöpft, ließen sich zahlreiche prominente Namen ausWissenschaft, Förderinstitutionen, Stiftungen, Politik,Wirtschaft und Kultur anführen. Ich möchte nur dreiBeispiele nennen: Herta Müller war Teilnehmerin einerTagung, bevor sie den Nobelpreis für Literatur erhielt,und Joachim Gauck las aus seiner Autobiographie, bevor er zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Im

Januar 2013 referierte der Musikwissenschaftler undGründer des Amsterdamer Barockorchesters, ProfessorDr. Ton Koopman, über das Werk Buxtehudes. Im An-schluss an diesen Kollegvortrag und nach dem Wechselin den benachbarten Dom spielte der Greifswalder Or-ganist und Musikwissenschaftler Professor Dr. MatthiasSchneider »Klangproben« von Buxtehude und Bach. Dies veranschaulicht die einzigartigen Möglichkeiten,die das Kolleg bietet und nutzt. Das Bemühen, Schüleran Kollegveranstaltungen heranzuführen, war lange Zeit erfolglos. Mit einer von Mitte Januar bis Mitte März2013 im Foyer des Kollegs gemeinsam mit der Univer-sität arrangierten Wanderausstellung MenschMikrobe(von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und demRobert-Koch-Institut zur Verfügung gestellt) hat sichdies gewandelt. Bis Anfang März 2013 haben mehr als5.000 Besucher, darunter rund 70 Schulklassen, die Aus-stellung gesehen.

Nachwuchsförderung

Die Nachwuchsförderung war zu Beginn der Kolleg-arbeit ausschließlich auf die Unterstützung von Dokto-randen ausgerichtet. Sie begann mit der Förderung vonEinzeldissertationen, koordinierten Förderansätzen bishin zu zwei internationalen Doktorandenschulen in denFachgebieten Biochemie und Mikrobiologie. Sie haben,gemessen an den Abschlüssen und vorzüglichen Publi-kationen, hervorragende Leistungen erbracht. Zwischendem Kollegleben und der auf das Labor oder die Klinikkonzentrierten Forschung besteht jedoch eine Diskre-panz, die durch gelegentlich stattfindende Workshopsnicht überbrückbar ist. Daher wurde im vergangenenJahr das »Junge Kolleg Greifswald« gegründet, das inte-ressierten Studierenden aus den Begabtenförderungs-

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werken, allen voran der Studienstiftung des deutschenVolkes, die Möglichkeit bietet, wissenschaftliche Veran-staltungen in eigener Regie zu organisieren und dabeineue Veranstaltungsformate zu erproben. Die Studie-renden werden darin unterstützt von einem wissen-schaftlichen Mitarbeiter des Kollegs, Dr. Rainer Cramm,und dem Beiratsmitglied Professor Dr. Karlheinz Alten-dorf, der das neue Projekt als Mentor begleitet. Dieersten Ansätze dieses in Deutschland wohl einzigarti-gen Kollegprogramms sind vielversprechend. Es bietetdarüber hinaus die Möglichkeit, die Studierenden mit den Fellows in ausgewählten Aktivitäten zu vernetzen.Inwieweit dies gelingt, wird die Zukunft zeigen.

Innerhalb von zehn Jahren ist ein Wissenschafts-kolleg entstanden, das mit seinem attraktiven Pro-gramm bereits eine beachtliche Ausstrahlungskraft be-sitzt. Es gilt, auch in Zukunft größtmögliche Flexibilität

der Programmgestaltung zu wahren, um die Dynamik zu erhalten, die diese Entwicklung vorangetrieben hat. Mein Dank gilt den Stiftern, der Aufgeschlossenheit desOberbürgermeisters der Stadt Greifswald, Dr. Arthur König, den Kollegen und der Leitung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, insbesondere dem ehema-ligen Rektor, Herrn Professor Dr. Rainer Westermann,den Mitgliedern im Vorstand der Stiftung Alfried KruppKolleg, dem wissenschaftlichen Beirat, den administra-tiven Helfern und dem wissenschaftlichen Team für die gute und wirkungsvolle Zusammenarbeit. Herrn Pro-fessor Beitz, dem Vorsitzenden des Kuratoriums derKolleg-Stiftung, danke ich für die Berufung an dieses»besondere« Wissenschaftskolleg.

Blick durch die Lappstraße auf den Dom

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Nach der Wende des Jahres 1989 und den ersten Förderprojekten für dieErnst-Moritz-Arndt-Universität ab 1990 prüfte die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung die Frage, wie ein nachhaltiger Beitrag dazugeleistet werden kann, die traditionsreiche Hochschule zu erhalten und zu stärken. Die Vorstellungen konkretisierten sich zunehmend dahin, eineeigenständige, aber mit der Universität eng verbundene Einrichtung zurFörderung wissenschaftlicher Kommunikation und Exzellenz zu schaffen.

Stationen auf dem Weg zum Alfried Krupp WissenschaftskollegGreifswald

Die Krupp-Stiftung plant, in Greifswald ein wissenschaftliches Zentrum zu errichten. Von 1995 bis 2000 erwirbt sie mehrere Grundstücke am Dom St. Nikolai, um eine großzügige bauliche Lösung zu ermöglichen. DieGrundstücke liegen im historischen Siedlungskern der Stadt Greifswald.

Nach dem Abbruch verfallener Gebäude beginnen Arbeiten der Boden-denkmalpflege. Sie fördern bemerkenswerte Fundstücke aus dem Mittel-alter zutage und führen zu neuen Erkenntnissen über die Geschichte der mittelalterlichen Hansestadt.

Die Anfänge

1995

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Fund der Bodenarchäo-logie beim Bau des Alfried Krupp Wissen-schaftskollegs. Emaille-bemalter Glasbecher, um 1300, vermutlich venezianischer Herkunft

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Die Krupp-Stiftung konkretisiert mit der Universität und der Landesregie-rung die Ziele für das Projekt: Das geplante Zentrum für wissenschaftliche Kommunikation soll interdisziplinär arbeiten. Es soll als Ort der Wissen-schaft dienen, Nachwuchsforscher der Universität fördern und in- und ausländische Wissenschaftler nach Greifswald führen. Als Haus für öffent-liche Veranstaltungen soll es zum kulturellen und geistigen Leben von Stadt und Region beitragen.

Sieben Architekturbüros aus Deutschland, Finnland, Spanien und Portugalbeteiligen sich an einem beschränkten Architektenwettbewerb.

Unter dem Vorsitz von Professor Uwe Kiessler, München, vergibt die Jury die ersten drei Preise an Professor Michael Gaenssler, München, an die Finnische Architektengemeinschaft Heikkinen & Komonen, Helsinki, sowiean José Paulo dos Santos, Porto. Die Krupp-Stiftung entscheidet, das Bauvorhaben nach den Plänen von Professor Gaenssler zu realisieren.

1997

1998

1999

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Der Bau beginnt, und der Grundstein wird gelegt. Parallel errichtet die Krupp-Stiftung gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität eine neue Stiftung, die Träger desWissenschaftskollegs sein soll. Sie erhält den Namen »Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald«.

Die neue Stiftung wird mit erheblichem Vermögen ausgestattet. DieKrupp-Stiftung bringt die Grundstücke mit den Gebäuden im Wert vonrund 15,3 Mio. € in das Vermögen ein. Das Land und die Universität stellenBarmittel in Höhe von rund 4,1 Mio. € zur Verfügung. Die Universität gewährleistet darüber hinaus die wesentlichen Personalstellen des Kollegs.

Zweck der Stiftung ist nach ihrer Satzung die Förderung von Wissen-schaft und Forschung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswaldinsbesondere durch Unterhaltung und Betrieb des Alfried Krupp Wissen-schaftskollegs Greifswald.

2000

Oben: Pressekonferenz zurGründung der Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifs-wald am 20. Juni 2000Linke Seite: Blick vom Domauf das Baugrundstück desAlfried Krupp Wissenschafts-kollegs, 1989 Rechts: OberbürgermeisterJoachim von der Wense,Berthold Beitz und der Wis-senschaftsminister des LandesMecklenburg-Vorpommern,Peter Kauffold; Januar 1999vor der »Alten Apotheke«

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Ende des Jahres wird das Richtfest für die Bauten begangen.

Am 3. Dezember nimmt das Kolleg seine Arbeit auf. Erster wissenschaft-licher Direktor wird Professor Dr. Bernd Henningsen, Berlin. Auf einerGrundfläche von rund 2.400 m2 verfügt das Kolleg über Arbeitsräume für Wissenschaftler, Studierende und Wissenschaftsverwaltung, über Konferenzräume, eine Cafeteria und einen großen Veranstaltungssaal. Der Wohnteil bietet 14 Wohnungen für Gastwissenschaftler.

Diese Wohnungen sowie die übrigen Gebäude liegen im historischen Zentrum der Stadt zwischen Rathaus und Universität unmittelbar am Chor des Doms St. Nikolai. Sie verbinden Neubauten mit einem vor dem Verfall geretteten und restaurierten Baudenkmal, der sogenann-ten »Alten Apotheke«, dem ältesten Fachwerkhaus in Mecklenburg-Vorpommern. Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg ist so zugleich ein Zeichen für städtische Erneuerung und städtebauliche Entwicklung.

Grundsteinlegung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald am 20. Juni 2000;Foto links (von links): Wissenschaftsminister Peter Kauffold, Berthold Beitz, Jürgen Kohler, Rektor der Universität Greifswald

2001

2002

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Die »Alte Apotheke« nach denkmalgerechter Sanierung, heute Teil des Kollegs

Ministerpräsident Harald Ringsdorf, Christina Rau,Berthold und Else Beitz sowieOberbürgermeister Arthur König bei der Eröffnung des Alfried Krupp Wissenschafts-kollegs am 3. Dezember 2002

Der Eingangsbereich des Kollegs

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald hatsatzungsgemäß die Aufgabe, Wissenschaft und For-schung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifs-wald zu fördern. Mit zahlreichen Aktivitäten verfolgt esdaher das Ziel, wissenschaftlich exzellente Vorhaben zu unterstützen und daran mitzuwirken, Stärken derUniversität auch überregional sichtbar zu machen. Dar-über hinaus möchte das Kolleg ausgewiesene Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler durch gezielte För-derung für Greifswald gewinnen und sie am Prozess der Weiterentwicklung von Forschung und Lehre an derUniversität teilhaben zu lassen.

Das Kolleg hat einen Wissenschaftlichen Beirat, derin die Programmplanung und die Auswahl der Fellowseingebunden ist. Mitglieder des Beirates sind externeProfessoren aus unterschiedlichen Fachgebieten, wis-senschaftsnahe Experten und zwei Hochschullehrer derUniversität Greifswald. An den zweimal jährlich statt-findenden Sitzungen nehmen in der Regel auch der

Das Kolleg heute Kolleg und Universität

Der Wissenschaftliche Beirat der StiftungAlfried Krupp Kolleg Greifswald (stehend vonlinks): Joachim Sauer, Gerd Lorenz, Heyo K.Kroemer, Carl Friedrich Gethmann (Vorsitz),Karlheinz Altendorf, Michael North. Sitzend von links: Horst-Dieter Marheineke,Klaus Pinkau, Phillip Heitz. Nicht im Bild:Rainer Westermann

Eine Besonderheit der Universität Greifswald:das »Ukrainicum«. Die Teilnehmer des Jahres2012 im Kolleg

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Rektor sowie Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Alfried Krupp von Bohlen undHalbach-Stiftung teil.

Das Fellows-Programm des Kollegs zeichnet sichunter anderem dadurch aus, dass eine Kooperation zwischen Fellows und Greifswalder Hochschullehrernerwartet wird. Im Tagungs- und Vortragsprogramm werden Vortragsreihen mit Vertretern der jeweiligen Fakultät abgesprochen, vorbereitet und durchgeführt.Die Teilnahme von Studierenden an diesen Veranstal-tungen ist erwünscht und wird zum Teil auch als Bestandteil der Studienleistungen anerkannt. In denJahren 2009 bis 2011 unterstützten zwei naturwissen-schaftliche Doktorandenschulen in den Themenberei-chen Mikrobiologie und Biochemie Forschungsschwer-punkte der jeweiligen Fachgebiete und ebneten denWeg für weiterführende drittmittelgeförderte Projekte.Das »Junge Kolleg Greifswald« ist eine gezielte Initia-tive zur Förderung des exzellenten studentischen Nachwuchses der Universität Greifswald. Das darausresultierende Programm wird gemeinschaftlich mit den Studierenden entwickelt.

Das Kolleg erhebt den Anspruch, Anstöße zu geben undneue Forschungsinitiativen in Gang zu bringen – etwadurch vorbereitende wissenschaftliche Tagungen und Anschubfinanzierungen zur späteren Ein-werbung größerer Verbundprojekte bei anderen Förder-institutionen wie der Deutschen Forschungsgemein-schaft. So ist das Kolleg an der Vorbereitung eines ge-meinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Posengeplanten binationalen Graduiertenkollegs zum Thema»Fragile Freiheiten« beteiligt. Auch das im Jahr 2011 insLeben gerufene und vom Kolleg geförderte »Polonicum«geht auf eine Anregung des Kollegs zurück.

Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswaldist nicht Teil der Hochschule – es ist unabhängig, aberes ist zu einem wesentlichen Bestandteil des univer-sitären Lebens geworden. Von dieser Situation profitie-ren beide Partner.

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Kern der Aktivitäten des Alfried Krupp Wissenschafts-kollegs ist das 2007 ins Leben gerufene Alfried KruppFellows-Programm. Ziel ist es, herausragende Wissen-schaftler individuell zu fördern und zugleich den akademischen Standort Greifswald zu stärken. Jährlichwerden bis zu zwölf Gastwissenschaftler (»Senior Fellows« und »Junior Fellows«) aus dem In- und Auslandeingeladen. Sie leben sechs bis zwölf Monate im Kollegund arbeiten in dieser Zeit an einem größeren For-schungsprojekt. Der Wissenschaftliche Beirat des Kollegsist in die Auswahl der Fellows eng einbezogen.

»Senior-Fellows« sind in der Regel Hochschullehrer,die sich in ihren Fächern bereits einen hervorragendenRuf erarbeitet haben. Als »Junior-Fellows« werden fort-geschrittene promovierte Nachwuchswissenschaftlerberufen, die das Potenzial haben, zur Weiterentwicklungihres Faches beizutragen.

Die Auswahl der Fellows orientiert sich neben derwissenschaftlichen Exzellenz im Besonderen an bereitsbestehenden und zu erwartenden Kooperationen mitHochschullehrern der Universität Greifswald. Damit sollerreicht werden, dass das Fellows-Programm vorhande-ne oder im Aufbau begriffene Forschungsschwerpunkteder Universität Greifswald stärkt und nationale und

Das Fellows-ProgrammDas Kolleg heute

Auch Wissenschaftler brauchen gelegentlichAuszeiten. Der jährliche Fellows-Ausflugnach Hiddensee macht den Kopf frei und er-möglicht Begegnungen jenseits der diszi-plinären Diskurse.

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internationale Kooperationen Greifswalder Wissen-schaftler fördert. So hat die in Seton Hall, New Jersey,und Harvard, Massachussets, lehrende Politologin Margarita Balmaceda, Fellow des Kollegs 2011/2012, inGreifswald mehrere Studien zur osteuropäischen Ener-giepolitik abgeschlossen und hierbei eng mit Greifs-walder Osteuropaexperten zusammengearbeitet. Als Junior-Fellow hat der Historiker Martin Wrede im März2011 eine internationale Tagung zum Thema »Die hero-ische Monarchie« organisiert, auf der aktuelle Frage-stellungen der Mittelalter- und Frühneuzeitforschung

aufgegriffen wurden. Die 21 Tagungsvorträge ermög-lichten eine vergleichende Betrachtung von Monarchienetwa in Burgund, England, Dänemark, Polen und demHabsburger Reich. Unter den Titeln »Judäo-Christentum.Die gemeinsame Wurzel von rabbinischem Judentumund früher Kirche« und »Das Markusevangelium als jüdi-scher Text. Überprüfung einer im Aufschwung begriffe-nen Hypothese« hat der Theologe Andreas Bedenbender,

der im akademischen Jahr 2008/09 Fellow des Kollegswar, zwei internationale Tagungen im Kolleg durchge-führt. Sie dienten der Erforschung des gemeinsamentheologischen Erbes von Judentum und Christentumund stellten einen wichtigen wissenschaftlichen Beitragzur Annäherung von Juden und Christen dar.

Jeder Fellow des Kollegs ist aufgerufen, sein For-schungsvorhaben in einer öffentlichen »Fellow-Lecture«zu präsentieren. Fellows steht es offen, sich mit Vorle-sungen und Seminaren an der universitären Lehre zubeteiligen. Sie bereichern das akademische Leben undnehmen regelmäßig an Veranstaltungen des Kollegs undder Universität teil.

Fellows kommen aus nahezu allen Fachgebieten,wobei die Geistes- und Sozialwissenschaften besondersstark vertreten sind. Internationalität spielt eine großeRolle: Rund 30 Prozent der Fellows kommen aus demAusland oder haben zuvor an ausländischen Universitä-ten gelehrt. Regelmäßig sind Fellows aus Ländern Mit-tel- und Osteuropas zu Gast. 40 Prozent der Fellows sind Frauen. Mehr als 50 Gastwissenschaftler der erstenfünf Jahrgänge zählen mittlerweile zu den Fellows-Alumni. Sie stehen über einen Alumni-Verein weiterhinin engem Kontakt mit dem Kolleg.

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald ini-tiiert und unterstützt wissenschaftliche Tagungen, dievon Greifswalder Hochschullehrern und von Hochschul-lehrern anderer Universitäten geleitet werden. Mit derFörderung wissenschaftlicher Tagungen verfolgt dasKolleg zum einen das Ziel, Schwerpunkte der Greifswal-der Forschung national und international bekannt zumachen. Zum anderen unterstützt das Kolleg diejenigenFächer, denen die Organisation und Finanzierung inter-nationaler Tagungen mit eigenen Mitteln schwerfällt.Förderung der Forschung und Ausbau der akademischenVernetzung sind daher die zwei Hauptanliegen des Ta-gungsprogramms.

Gegenwärtig finden rund 20 internationale Kon-ferenzen, Symposien und Sommerschulen pro Jahr statt. Die Kollegräumlichkeiten bieten auch für größereTagungen ausreichend Platz und die geeigneten tech-nischen Möglichkeiten. Mitarbeiter des Kollegs unter-stützen die Tagungsleiter bei der Organisation der Ver-anstaltungen.

WissenschaftlicheTagungen

Das Kolleg heute

Anzahl der Tagungen im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

2003: 22004: 22005: 92006: 132007: 202008: 142009: 182010: 202011: 182012: 21

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Nahezu alle in Greifswald angesiedelten Fachbereichehaben bereits Tagungen im Kolleg durchgeführt. DerAnteil ausländischer Referenten ist in der Regel hoch.Vor allem Wissenschaftler aus Mittel- und Osteuropasowie dem Ostseeraum sind häufig bei Veranstaltungen im Kolleg anzutreffen. So führte etwa die interdiszi-plinäre Tagung »Schlösser und Gutshäuser in der Ost-seeregion. Bausteine einer europäischen Kulturland-schaft« unter der Leitung des Greifswalder Kunsthis-

torikers Kilian Heck im Herbst 2012 mehr als 20 Fach-leute aus dem gesamten Ostseeraum zusammen.Grundsätzlich geht das Kolleg davon aus, dass sich dieTagungsleiter auch an anderer Stelle im Wettbewerb um Fördermittel bewerben. So wurde in vergangenenJahren etwa die Hälfte der Tagungen mit oftmals er-heblichen Mitteln durch andere Förderinstitutionen, vorallem die Deutsche Forschungsgemeinschaft, mit-finanziert.

Unter den Tagungsveranstaltungen des Kollegsnehmen die slawistischen Sommerschulen »Ukrainicum«und »Polonicum« seit 2005 bzw. 2011 eine besondereStellung ein. Sie richten sich vornehmlich an interna-tionale Studierende der Ukrainistik und Polonistik,

denen sie die Möglichkeit bieten, sich unter der Anlei-tung ausgewiesener Experten mit Sprache, Kultur, Lite-ratur, Geschichte und Politik der Ukraine und Polensauseinanderzusetzen. Das Ukrainicum ist dabei nebeneiner vergleichbaren Sommerschule in Harvard die ein-zige Veranstaltung ihres Typs weltweit, die außerhalbder Ukraine stattfindet.

Einen Schwerpunkt bildeten in den letzten Jahrenauch Veranstaltungen zu aktuell viel diskutierten, häufigfachübergreifenden Fragen in den Bereichen der Um-welt-, Klima- und Energieforschung, die zumeist inKooperation mit dem Max-Planck-Institut für Plasma-physik und der Michael-Succow-Stiftung zum Schutzder Natur durchgeführt wurden.

Beispiele hierfür sind die im Jahr 2011 begonneneVortragsreihe »Technik. Umwelt. Klima« sowie folgendeTagungen und Veranstaltungen:

●● Ethische Aspekte des Geoengineering (2010)●● Biofuels and Bioconversion (2010)●● Kollegforum Energie: Nukleare Entsorgung (2012)●● Naturschutz in Entwicklungsländern –

Luxus oder überlebenswichtig? (2012)

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Anzahl der Vorträge im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

2005: 172006: 422007: 742008: 762009: 602010: 582011: 712012: 89

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald führtein umfangreiches, öffentliches Vortragsprogrammdurch. Damit möchte das Kolleg das akademische Lebenbereichern. Darüber hinaus soll auch dem interessiertenstädtischen Publikum die Kommunikation mit hoch-karätigen Vortragsgästen ermöglicht werden. Das Kolleglädt hierzu Wissenschaftler und Persönlichkeiten desöffentlichen Lebens ein.

Pro Semester finden rund 40 öffentliche Abend-veranstaltungen statt, zumeist im Hörsaal des Kollegs.Im Jahr 2012 besuchten durchschnittlich 75 Zuhörer die Vorträge.

Häufig sind die Vorträge und Vortragsreihen imKolleg thematisch eng mit den an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vertretenen Fächern undihren Forschungsschwerpunkten verbunden. Beispiel-haft hierfür sind die seit einigen Semestern bestehen-den Reihen »Literatur. Kultur. Theorie«, »Technik. Umwelt.Klima« und »Molekulare Grundlagen des Lebens«. Siewerden in Abstimmung mit Fachvertretern der Univer-sität Greifswald konzipiert und organisiert. Vortrags-themen waren unter anderem:

●● Spatial Experience in Art●● Nachhaltigkeit als Zukunftsvision●● Rohstoffversorgung in der Krise?●● Fungal development, secondary metabolism and

plant pathogenesis●● Der inszenierte Autor: vom Mittelalter zur Moderne

VorträgeDas Kolleg heute

Der Staatsrechtler Paul Kirchhoff sprachim Januar 2007 zum Thema: »Was kannund soll das Steuerrecht steuern?«

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In jüngster Zeit sind diese Vortragsreihen zu einemBestandteil der universitären Lehre geworden. Dahernehmen auch viele Studierende an den Vorträgen teilund erfahren das Kolleg als offene und lebendige Stättedes wissenschaftlichen Austausches. Stets gut besuchtsind die im Jahr 2005 vom Kolleg und der Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft initiierten Caspar-David-Friedrich-Vorlesungen, die sich dem in Greifswald ge-borenen Künstler, seinem Werk und seiner Epochewidmen. Die wissenschaftlichen Vorträge bieten allenGreifswalder Bürgern Einblicke in den aktuellen Diskus-sionsstand der Romantik-Forschung.

Eine wichtige Rolle nimmt die »Greifswalder Rede«ein, in deren Rahmen renommierte Vertreter aus Kultur,Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik zu einem breitenPublikum sprechen. Im Rahmen der »Greifswalder Rede«referierten beispielsweise: der damalige Chefredakteurdes »Spiegel«, Stefan Aust; der Staatsrechtler Paul Kirch-hoff (Heidelberg); der ehemalige Präsident der Deut-schen Forschungsgemeinschaft und Generalsekretär des

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Europäischen Forschungsrates, Ernst Ludwig Winnacker; sowie der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und zugleich Honorar-professor der Universität Greifswald, Jörg Hacker.

Das auf der Insel Riems gelegene Bundesfor-schungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut, ist als virobiologisches Forschungs-institut und in Fragen des Schutzes vor Infektions-krankheiten eine wichtige Adresse. Kolleg und Institutorganisieren gemeinsam die »Loeffler-Lecture«. Die»Deutsch-polnische Rede« fand erstmals im Jahr 2012statt. Im Mai 2012 sprach Professor Dr. Irina Lipowiczzum Thema »Polen und Deutschland auf der Suche nach neuen europäischen Zielen und Werten«.

Im Januar 2010 war der spätere BundespräsidentJoachim Gauck zu Gast im Kolleg und trug aus seinenLebenserinnerungen »Winter im Sommer – Frühling imHerbst« vor.

Joachim Gauck zu Gast im Kolleg

Gruppenbild mit Studierenden: Vorträge im Kolleg gehören zur universitären Ausbildung

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Schwerpunkt der Nachwuchsförderung war zunächstdie Doktorandenförderung. Von 2009 bis 2011 richtetedas Kolleg zwei große naturwissenschaftliche Dokto-randenschulen in den Bereichen Molekularbiologie undBiochemie ein. In den beiden Schulen erhielten insge-samt mehr als 20 Doktoranden Promotionsstipendien.Die molekularbiologische Doktorandenschule koope-rierte eng mit den Arbeitsgruppen von Yair Aharonowitzund Eliora Ron in Tel Aviv sowie mit Arbeitsgruppen am Robert-Koch-Institut in Berlin. Das Kolleg hat damitauch einen Beitrag zu einer von der Universität insge-samt angestrebten stärkeren Internationalisierung derGreifswalder Graduiertenförderung geleistet. Aus denDoktorandenschulen gingen zahlreiche hochrangigePublikationen sowie sehr gute und herausragende Pro-motionen hervor.

Die Erfahrung mit den Doktorandenschulen zeigte:Die Universität Greifswald verfügt über einen hervorra-gendes Potenzial exzellenter Studierender.

Vor diesem Hintergrund hat sich das Kolleg mit derFrage beschäftigt, wie es diese sehr guten, engagiertenjungen Leute noch besser unterstützen könnte. Erreichtwerden sollten eine bessere Vernetzung untereinandersowie ein besserer Kontakt zu den Begabtenförderungs-werken und den jeweiligen Greifswalder Vertrauens-dozenten.

Im Juni 2012 hat das Alfried Krupp Wissenschafts-kolleg in Abstimmung mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald daher eine Einrichtung geschaf-fen, die es in dieser Form an keiner anderen deutschenUniversität gibt: das »Junge Kolleg Greifswald«.

NachwuchsförderungDas Kolleg heute

Ein Highlight auch für den wissenschaft-lichen Nachwuchs: Vortrag des internationalrenommierten Virologen Ron Fouchier

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Das Junge Kolleg ist ein wissenschaftliches Forum füralle Greifswalder Stipendiaten von Begabtenförde-rungswerken. Es vereint rund 100 Studierende und Dok-toranden aller Fächer, die durch ein Stipendium einesFörderwerkes ausgezeichnet wurden. Die Kollegiatenerhalten die Möglichkeit, ein selbstgestaltetes wissen-schaftliches Programm zu realisieren. Hierfür stellt dasAlfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald personelle,sächliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung.

Das Junge Kolleg bietet seinen Kollegiaten damitbeispielsweise die Gelegenheit, sich in einer frühenPhase der akademischen Ausbildung mit aktuellen For-schungsthemen auf hohem Niveau auseinanderzuset-zen, Fachwissenschaftler zu kleiner Gesprächsrunde ein-zuladen oder Fragen zum Verhältnis von Wissenschaftund Gesellschaft aufzugreifen.

Zur Eröffnung des Jungen Kollegs Greifswald imJuni 2012 sprach Carsten Könneker, der Chefredakteurder Wissenschaftszeitschrift »Spektrum der Wissen-schaft«, über die Veränderung der Wissenschaftskom-

munikation durch die neuen Medien. Er setzte damitden Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen desJungen Kollegs Greifswald, die der Fragestellung ge-widmet waren, wie, mit wem und mit welchem Ziel wissenschaftliche Erkenntnisse kommuniziert werden.

Die bisherigen Erfahrungen sind gut. Das Enga-gement aller Beteiligten ist hoch, und die Universität strebt eine enge Kooperation zwischen ihrer neu geschaffenen Graduiertenakademie und dem JungenKolleg an.

Das »Junge Kolleg« zeichnet den akademischenStandort Greifswald aus. Den vorhandenen hervor-ragenden Nachwuchsforschern soll es beste Entwick-lungschancen geben.

Erster Auftritt des »Jungen Kollegs Greifswald«:Eröffnungsveranstaltung im Juni 2012 zumThema Wissenschaftskommunikation

Arbeitstagung der molekularbiologischenDoktorandenschule in Tel Aviv 2011

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Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald liegtmitten in der Universitäts- und Hansestadt Greifswaldzwischen dem Dom St. Nikolai und dem Rathaus amMarktplatz. Es ist daher der ideale Ort, um Wissenschaftund Forschung öffentlichkeitswirksam zu präsentierenund als »Schaufenster der Wissenschaft« in Greifswaldzu wirken. Das Kolleg ist mit seinem Neubau und derdarin integrierten, wiederhergestellten »Alten Apotheke«beispielhaft für die städtische Erneuerung und städte-bauliche Entwicklung in Greifswald geworden. Mit sei-nem Programm trägt es dazu bei, dass Wissenschaft unddas universitäre wissenschaftliche Leben integrale Be-standteile der Greifswalder Stadtgesellschaft sind.

Kolleg und StadtDas Kolleg heute

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Für eine kleine Stadt mit einer wenig besiedelten Um-gebung hat diese kommunikative Funktion des Kollegsbesondere Bedeutung. Die Universität ist der wichtigsteWirtschaftsfaktor in Stadt und Region. Gemeinsam mitaußeruniversitären Forschungseinrichtungen wie etwadem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und demFriedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems verfügtGreifswald über eine erstaunlich dichte Wissenschafts-landschaft. Sie bietet hervorragende Möglichkeiten, umden Bürgern Angebote für eine breit gefächerte Wis-sensvermittlung zu machen und das geistige Leben derStadt zu bereichern. Zahlreiche Kollegveranstaltungenrichten sich ausdrücklich an ein öffentliches Publikum.So ermöglicht es die seit 2003 regelmäßig stattfindende»Greifswalder Rede«, Persönlichkeiten einzuladen, dieüber aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur undWissenschaft sprechen. Die Resonanz beim Publikum ist hoch; bisweilen reicht der Hörsaal des Kollegs nichtaus, und die Vorträge werden parallel in den Konferenz-raum übertragen.

Zum Kollegprogramm gehören auch für jedermann zu-gängliche Abendvorträge im Rahmen von Fachtagun-gen. Eine Besonderheit bilden die »Fellows-Lectures«,mit denen sich die Fellows öffentlich vorstellen undüber ihre geplanten Forschungsvorhaben referieren. Regelmäßig wird darüber in der lokalen Presse in Formeines Fellow-Portraits berichtet.

An den jährlich etwa 80 öffentlichen Veranstaltun-gen nehmen 5.000 bis 6.000 Gäste teil. Auch mit derBeteiligung am »PolenmARkT«, dem Greifswalder Festivalfür polnische Kultur, dessen Eröffnungsveranstaltung im Kolleg stattfindet, sowie mit Lesungen oder Wissen-schaftsausstellungen ist das Kolleg in der Stadt präsent.Sichtbares Zeichen der guten Verbindung zwischenKolleg und Stadt ist der jährliche Empfang der neuenFellows durch den Oberbürgermeister im Rathaus.

Empfang der Alfried Krupp Fellows 2012/2013 bei Oberbürgermeister Dr. Arthur König im Rathaus

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In den zehn Jahren seines Bestehens hat sich das AlfriedKrupp Wissenschaftskolleg Greifswald dem ursprüngli-chen Stiftungsziel sehr weit genähert. Es ist zu einer eigenständigen Einrichtung herangewachsen, die engvernetzt ist mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, diefruchtbare Kontakte mit den umliegenden Forschungs-institutionen pflegt, in die Stadt ausstrahlt sowie in dem nahen und fernen Umland zunehmend wahrge-nommen wird. Diese erfreuliche Entwicklung wurdedurch großzügige und verständnisvolle Stifter ermög-licht. Sie wurde getragen von einem dichten Veran-staltungsprogramm, das Themen aus der Wissenschaft,Kultur, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zum Inhalthat. Die Beiträge hierzu leisten am Kolleg forschendeGastwissenschaftler, die Teilnehmer der nationalen und internationalen Tagungen, die von den Universi-tätsmitgliedern organisierten Fachvorträge und vielfäl-tige öffentliche Veranstaltungen, die auch Bürger derStadt, inzwischen als Freundeskreis ansprechbar, mit in den Diskurs einbeziehen. Das kürzlich gegründete»Junge Kolleg Greifswald« fördert und fordert besonders begabte Studierende zu Beginn ihrer wissenschaftli-chen Karriere, selbständig ein Forum zu gestalten, dasGespräche, Diskussionen und die Vermittlung vonwissenschaftlichen Erkenntnissen und kultureller Bil-dung ermöglicht.

In der zurückliegenden Dekade ist ein kleines, aberfeines Wissenschaftskolleg in Greifswald entstanden. Es kann kein vergleichbar dimensioniertes Forschungs-potenzial aufweisen wie es die großen Institutionen,beispielsweise das Wissenschaftskolleg zu Berlin oderdas Institute for Advanced Study in Princeton, seit lan-gem entwickelt haben. Es kann und will auch nichtwetteifern mit den zahlreichen neuen »Institutes for Ad-vanced Study«, die im Gefolge der Exzellenzinitiative in

Fazit und AusblickDas Kolleg heute

Ein gewichtiges Werk: Am 29. September 2011präsentierte Christina Grummt, assistiert von der Wissenschaftlichen Direktorin, ihr im Kolleg entstandenes Gesamtverzeichnis derZeichnungen von Caspar David Friedrich.

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bauen und die Ostseeraumforschung interdisziplinär zu konturieren. Auch die Romantikforschung in Greifs-wald soll von den Kollegaktivitäten profitieren.

Grundsätzlich beabsichtigt das Kolleg, durch Dritt-mittel geförderte Forschungsverbünde der UniversitätGreifswald zu unterstützen und mit seinen eigenenProgrammen zu vernetzen. Beim Aufbau von Forscher-gruppen und Graduiertenkollegs wird es koordinierendund organisatorisch, aber auch durch seine wissen-schaftliche Expertise mitwirken. In diesem Zusammen-hang ist auch eine auf Wissenschaftsreflexion abzielen-de Nachwuchs- und Graduiertenförderung zu nennen,zu der das Kolleg am akademischen Standort Greifswaldinsbesondere mit dem Jungen Kolleg Greifswald einenintegralen Baustein beisteuern kann.

Schließlich ist die Fellows-Alumni-Initiative er-wähnenswert. Mit jedem weiteren Fellow-Jahrgang er-höht sich das Potential an renommierten Wissenschaft-lern in Deutschland und weltweit, die aufgrund ihrerVerbundenheit mit dem Kolleg zur Profilierung und In-ternationalisierung von Wissenschaft und Forschung in Greifswald beitragen.

Das Alfried Krupp Wissenschaftkolleg hat eine be-sondere Geschichte und erfüllt einen besonderen Zweck.Als Modell könnte es Nachahmer finden.

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einigen Universitätsstädten in jüngster Vergangenheitgegründet wurden und die in der Regel das Ziel ver-folgen, die bereits etablierte und durch Evaluationenausgewiesene wissenschaftliche Exzellenz bestimmterForschungsgebiete weiter zu fördern. Das besondereGepräge des Greifswalder Kollegs ist es jedoch, für einerelativ kleine Universität mit etwa 12.000 Studentenund 200 Professoren, für eine Hansestadt mit rund60.000 Einwohnern und ein dünn besiedeltes UmlandDenkanstöße, Ideen, Impulse und Anschubhilfen zugeben, vorzügliche Gastwissenschaftler und prominenteGastredner zu gewinnen und als Brückenbauer zu denbenachbarten Ostseeregionen und den nordosteuro-päischen Staaten zu wirken. Von der engen universitä-ren Bindung profitiert das Kolleg seinerseits durch eineständige Mobilität und Dynamik, die besonders durchdie Nachwuchswissenschaftler und Studierenden er-zeugt wird.

Die Forschungsschwerpunkte der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zu stärken, bleibt auchkünftig eine Aufgabe des Kollegs. Dabei könnten dieLebenswissenschaften mit Fokus auf die individualisierteMedizin, die Community Medicine und die funktionelleGenomforschung eine hervorgehobene Rolle spielen.Auch die Umweltwissenschaften und die Klimafor-schung verdienen besonderes Augenmerk. Im geistes-wissenschaftlichen Bereich wird das Kolleg darumbemüht sein, den Mittelosteuropaschwerpunkt auszu-

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PortraitsDie Alfried Krupp Fellows

Die Teilnehmer der Tagung »Collective Knowledge and Epistemic Trust«, organisiert von Michael Baurmann,Alfried Krupp Fellow, im Mai 2010

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Hanna Liss wurde 1964 in Burgwedel geboren. Sie studierte unter anderemin München, Berlin und Jerusalem die Fächer Altorientalistik, Religions-wissenschaft, Bibelwissenschaft und Judaistik. Sie promovierte 1995 undhabilitierte sich 2002 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.2002 wurde sie Moosnick Distinguished Professor of Hebrew Bible & JewishStudies am Lexington Theological Seminary, Kentucky, 2003 Harry StarrResearch Fellow in Judaica an der Harvard University. Zu den Schwerpunk-ten ihrer Forschung zählen die mittelalterliche jüdische Bibel- und Kom-mentarliteratur, die jüdische Bibelhermeneutik im Mittelalter und in derNeuzeit sowie die rituelle Reinheit in der jüdischen Bibel- und Kommentar-literatur.

»›Rapprochements littéraires‹: Raschbams Bibelkommentare und diehöfische Literatur im 12. Jahrhundert«

Das Thema erschließt neue Felder im Bereich der judaistischen Mediävistik.Bearbeitet wurde der auf Hebräisch verfasste Pentateuch-Kommentar des R. Samuel ben Meïr, genannt RaShBaM (Rouen; ca. 1085-1160). Wie auchbei den anderen jüdischen Exegeten Nordfrankreichs im Hochmittelalterwurden auch Rashbams Schriften bislang vor allem vor dem Hintergrund

Professor Dr. Hanna LissAlfried Krupp Senior Fellow, Oktober 2008 bis September 2009Professorin für das Fach Bibel und Jüdische Bibelauslegung an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

Kurzvita

Fellow-Projekt

Hanna Liss

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der spannungsvollen Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen christ-lichen Bibelauslegung gelesen und verstanden. Mit der nun vorliegendenStudie konnte erstmals nachgewiesen werden, dass die Kommentare ausdieser Exegetenschule vor allem von der zeitgenössischen altfranzösischenLiteraturbildung und Literaturtheorie beeinflusst waren. Dies führte dazu,dass die Hebräische Bibel weniger als geistlich-theologisches Zeugnis denn als hebräische Vernakular-Literatur der Juden und damit als profane,weltliche Literatur gelesen wurde. Man sah in ihr ein Beispiel höchsterprofaner Erzählkunst. Diese Zugangsweise führte dazu, dass auch Rashbamdie Bibel weniger auslegte, als dass er Geschichten in sie hineinlegte undgleichsam in profaner Erzählkunst die biblischen Geschichten fiktional zugestalten suchte.

Die Untersuchung bezieht die in der judaistischen Mediävistik bislangeher vernachlässigten methodologischen Fragestellungen und Erkennt-nisse der nicht-judaistischen philologischen Disziplinen des Mittelaltersstärker ein (Glossenforschung; Literatur- und Erzähltheorie) und bietet hier-in eine für die Erforschung der Literaturgeschichte des jüdischen Mittel-alters umfassende Neuorientierung, insofern sie die jüdische Gelehrten-tätigkeit stärker als bisher als integralen Bestandteil einer europäischen Bil-dungskultur darstellt.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind 2011 unter dem Titel »CreatingFictional Worlds: Peshat Exegesis and Narrativity in Rashbam’s Commentaryon the Torah« bei Brill Publisher veröffentlicht worden.

Die Alfried Krupp Fellows Portraits

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Gregor Betz wurde 1976 in Peine geboren. Er studierte Philosophie, Mathematik, Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Berlin und Paris.Zwischenzeitlich war er als Referent am Potsdam Institut für Klimafol-genforschung tätig. Als wissenschaftlicher Assistent forschte und lehrteGregor Betz am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, wo er sich mit einer argumentationstheoretischen Arbeit habilitierte.

»Wie wir in rationalen Kontroversen Meinungsverschiedenheiten über-winden und uns der Wahrheit annähern«

Wahrheit – verstanden als Korrespondenz zwischen Sprache und Wirklich-keit – ist neben dem Erreichen von Konsens eines der wichtigsten Ziele vonDiskussionen, vor allem in den Wissenschaften. Die im Fellow-Projekt erar-beiteten Computersimulationen legen nahe, dass Proponenten in ratio-nalen Kontroversen Wahrheit tatsächlich erreichen können, allerdings nurwenn Kritik und Selbstkritik als zentrale argumentative Tugenden vorherr-schen und nicht etwa konsensorientiertes Wohlwollen gegenüber Oppo-nenten. Konsens ist gleichwohl ein zuverlässiger Wahrheitsindikator. Auchdie im Lauf einer Diskussion gewonnene Stabilität einer Position sowie ihrBegründungsgrad können als Maß der Wahrheitsnähe gelten.

Die Ergebnisse des Fellow-Projekts sind in »Debate Dynamics: How Controversy Improves Our Beliefs« (Springer 2012) veröffentlicht.

Kurzvita

Fellow-Projekt

Juniorprofessor Dr. Gregor BetzAlfried Krupp Junior Fellow, Oktober 2009 bis September 2010Juniorprofessor für Philosophie der Simulation am Institut für Philosophieder Universität StuttgartSeit Oktober 2010 Juniorprofessor für Wissenschaftstheorie am Institutfür Philosophie des Karlsruher Instituts für Technologie

Gregor Betz

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Luise Schorn-Schütte wurde 1949 in Osnabrück geboren. Sie studierteRechts-, Geschichts- und Politikwissenschaften in Marburg, Göttingen und Münster. Nach Rufen an die Universitäten Oldenburg, Basel undPotsdam war sie von 1993 bis 1998 Lehrstuhlinhaberin für Neuere Allge-meine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte derFrühen Neuzeit an der Universität Potsdam, seit 1998 an der JohannWolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2004 bis 2010 warLuise Schorn-Schütte Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemein-schaft. Weiterhin ist sie seit 2004 Sprecherin des internationalen Gradu-iertenkollegs 1067 „Politische Kommunikation von der Antike bis in das 20. Jahrhundert«. Seit 2007 ist sie Mitglied des Leitungsgremiums im Ex-zellenzcluster 243 »Herausbildung Normativer Ordnungen« an der JohannWolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

»Gelehrte Intellektuelle oder intellektuelle Gelehrte im Europa des 19. undfrühen 20. Jahrhunderts: Der Briefwechsel der Historiker Ernst Bernheim –Karl Lamprecht – Henri Pirenne (1881-1915)«

Professor Dr. Luise Schorn-SchütteAlfried Krupp Senior Fellow, Oktober 2008 bis März 2009Lehrstuhlinhaberin für Neuere Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Kurzvita

Fellow-Projekt

Die Alfried Krupp Fellows Portraits Luise Schorn-Schütte

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Gelehrtenbriefwechsel des 19. Jahrhunderts sind für die historische For-schung von besonderem Gewicht. Das Briefeschreiben war für die Zeitge-nossen im Kaiserreich und der frühen Weimarer Republik einer der wichtig-sten Wege, um fachwissenschaftlichen Austausch zu pflegen. Ein beson-ders bemerkenswerter Briefwechsel dieser Art ist derjenige zwischen demGreifswalder Mediävisten Ernst Bernheim (1850-1942), dem LeipzigerNeuzeithistoriker Karl Lamprecht (1856-1915) und dem belgischen Histori-ker Henri Pirenne (1862-1935) gewesen. Tauschten sich hier doch in großerAusführlichkeit und über einen langen Zeitraum drei gelehrte Historikermiteinander aus über den Charakter der Geschichtswissenschaft angesichtspolitisch-sozialer Zuspitzungen im Europa des ausgehenden 19. Jahrhun-derts und angesichts der scharfen Herausforderung durch die wissen-schaftspolitisch immer dominierender werdenden Natur- und Ingenieur-wissenschaften.

Während des Forschungsaufenthaltes am Alfried Krupp Wissenschafts-kolleg konnte die schon weit bearbeitete Edition abgeschlossen und für dieDrucklegung vorbereitet werden. Zugleich wurde eine Gesamtdarstellungder Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit (16. bis frühes 19. Jahrhun-dert) beendet. Sie betrachtet Europa und die Geschichte der Kolonien des17./18. Jahrhunderts als eine Einheit und charakterisiert auch deshalb dieWege der europäischen Regionen nicht als jeweilige Sonderwege. Vielmehrwird herausgestellt, dass das Europa der Frühen Neuzeit bei aller regionalenVerschiedenheit durch einige sehr dominante gemeinsame Strukturen geprägt war.

Die in Greifswald abgeschlossene Gesamtdarstellung zur GeschichteEuropas wird 2013 in 2. Auflage erscheinen. Zudem wird die Edition desBriefwechsels im Jahr 2014 erscheinen.

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William John Dodd (*1950 in Gateshead, England) studierte Applied Lingu-istics in Manchester und Modern Languages in Leeds, wo er mit einer Arbeitüber Kafkas Dostojewski-Rezeption promoviert wurde. Für das Forschungs-projekt über Dolf Sternbergers politische Sprachkritik im Dritten Reich wur-de ihm ein Leverhulme Senior Research Fellowship gewährt (2000-2002).Seine Forschungsinteressen gelten der Schnittstelle zwischen Sprach- undLiteraturwissenschaft mit einem Schwerpunkt in der deutschen Diskursge-schichte im 20. Jahrhundert. Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beiratsder Zeitschrift »aptum«.

»Die Kultur- und Sprachkritik als Orte oppositioneller Diskurse in der ›inne-ren Emigration‹ der NS-Zeit. Problematik, Theorie, close readings«

Wie kann man nichtnazistische Texte, die im »Dritten Reich« veröffentlichtwurden, identifizieren und evaluieren? Mit dieser Frage werden weiteregrundsätzliche Fragen aufgeworfen: Woran erkennt man einen ideologischnichtkonformen Text? Welche Formen des Ausdrucks gab es, um Distanz,Dissens, oder gar Kritik zu signalisieren? Welche Begriffe sind bei der Eva-luierung solcher Texte angebracht? Wie ist zu unterscheiden zwischen Wi-derstand, Opposition und anderen Begriffen wie Resistenz, Widerspruch,Ablehnung? Kann man überhaupt von einer positiven Leistung solcher Textereden angesichts der damals herrschenden Sprachlosigkeit? Konnte manüberhaupt in der Öffentlichkeit eine solche Sprachlosigkeit überwinden?

Vor dem Hintergrund solcher Grundsatzdebatten über das Verhalten in der sogenannten inneren Emigration wurden Texte, die zwei verwandtenDiskursen zuzuordnen sind, an Hand von close readings untersucht: Zum einen der Sprachdiskurs in der »Frankfurter Zeitung« bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1943, und zum anderen Sternbergers kulturkritische Publikationen,

Professor Dr. William John DoddAlfried Krupp Senior Fellow, Oktober 2010 bis September 2011Professor of Modern German Studies an der University of Birmingham, England

Kurzvita

Fellow-Projekt

Die Alfried Krupp Fellows Portraits William John Dodd

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vor allem sein 1938 erschienenes Buch »Panorama oder Ansichten vom 19. Jahrhundert«. Festzuhalten ist, dass sowohl die Sprache als auch die Kulturlandschaft und das kulturelle Erbe zunehmend als ersatzpolitischeGegenstände fungierten, über die man versuchte, die Welt und die Welt-anschauung des Nationalsozialismus in Frage zu stellen.

Nicht zwischen, sondern in den Zeilen solcher Texte wurden nicht-konforme und kritische Botschaften transportiert. Was und wie transpor-tiert wurde, und wie man es heute würdigen kann, wird hier untersucht. Der Versuch, den Stellenwert eines solchen Textes zu rekonstruieren, verpflichtet auch zu dem Versuch, ihn in seinem gesamtgeschichtlichen Kontext zu sehen. Die Methode, die hier entwickelt wird, ist also die einer zeitgeschichtlich orientierten Rekonstruktion des ursprünglichen Schreib-und Leseverhaltens.

Im Oktober 2012 ist der Band »Der Mensch hat das Wort« zum Greifs-walder Projekt erschienen.

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Dr. Tamar Amar-DahlFreie Universität Berlin, Geschichtswissenschaft

Dr. Elena AronovaUniversitiy of California, San Diego, CA, Wissenschaftsgeschichte

Dr. Safia AzzouniHumboldt-Universität zu Berlin, Literatur- und Kulturwissenschaft

Professor Dr. Margarita BalmacedaSeton Hall University, NJ, Politikwissenschaft

Professor Dr. Michael BaurmannHeinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Soziologie

Privatdozent Dr. Rainer BayreutherAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg, Musikwissenschaft

Professor Dr. Bert BeckerUniversity of Hong Kong, Geschichtswissenschaft

Dr. Andreas BedenbenderRuhr-Universität Bochum, Theologie

Dr. Gregor BetzUniversität Stuttgart, Philosophie

Professor Dr. Hartmut BobzinFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Islamwissenschaft

Dr. Roswitha BöhmFreie Universität Berlin, Romanistik

Dr. Michael BohneUniversität Münster, Rechtswissenschaft

Professor Dr. Giovanna Brogi BercoffUniversität Mailand, Slawistik

Dr. Peter Bubenic̆ek Masaryk University Brno, Literaturwissenschaft

Dr. Frank DietrichUniversität Leipzig, Philosophie

Professor Dr. William J. DoddUniversity of Birmingham, Sprachwissenschaft

Dr. Stefan DoneckerEuropean University Institute Florence, Geschichtswissenschaft

Professor Dr. Michelle FacosIndiana University Bloomington, Kunstgeschichte

Professor Dr. Ulrich FalkUniversität Mannheim, Rechtswissenschaft

Professor Dr. Jörg FreyUniversität Zürich, Theologie

Privatdozent Dr. Leonhard FuestUniversität Hamburg, Literaturwissenschaft

Dr. Christina Grummt Zürich, Kunstgeschichte

Dr. Marina GurskayaRussische Akademie der Wissenschaft Jekaterinburg, Geologie

Die Fellow-Jahrgänge 2007 bis 2012Die Angaben zu den Fellows beziehen sich auf den Zeitpunkt ihrer Berufung an das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

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Professor Dr. Rainer HegselmannUniversität Bayreuth, Philosophie

Dr. Martin HoffmannUniversität Hamburg, Philosophie

Professor Dr. Marco IorioUniversität Bielefeld, Philosophie

Professor Dr. Jan C. JoerdenEuropa-Universität Viadrina, Rechtswissenschaft

Juniorprofessorin Dr. Alexandra KarentzosTechnische Universität Darmstadt, Kunstgeschichte

Professor Dr. Beat KüminUniversity of Warwick, Geschichtswissenschaft

Dr. Christian KuhnOtto-Friedrich-Universität Bamberg, Geschichtswissenschaft

Professor Dr. Karl-Ludwig KunzUniversität Bern, Rechtswissenschaft

Professor Dr. Li XinrongChinese Academy of Sciences, Lanzhou, Geologie

Professor Dr. Hanna LissHochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Judaistik

Professor Dr. Hans J. MarkowitschUniversität Bielefeld, Psychologie

Professor Dr. Mark A. MeadowUniversity of California, Santa Barbara, CA,Kunstgeschichte

Professor Dr. Olaf MörkeChristian-Albrechts-Universität zu Kiel, Geschichtswissenschaft

Professor Dr. Maria Moog-GrünewaldUniversität Tübingen, Romanistik

Professor Dr. Nuhu G. ObajeNasarewa State University Keffi, Nigeria, Geologie

Dr. Agnieszka PufelskaUniversität Potsdam, Geschichtswissenschaft

Professor Dr. Birgit ReckiUniversität Hamburg, Philosophie

Universitätsdozentin Dr. Maria Elisabeth Reicher-MarekKarl-Franzens-Universität, Graz, Philosophie

Professor Dr. Folker ReichertUniversität Stuttgart, Geschichtswissenschaft

Dr. Anja Reichert-SchickUniversität Trier, Geographie

Dr. Gideon ReuveniUniversity of Melbourne, Geschichtswissenschaft

Dr. Martina RoesnerCentre national de la recherche scientifique, Paris, Philosophie

Von insgesamt 66 Fellows kamen 19 aus dem Ausland. Davon stammen fünf aus den USA, zwei aus England, zwei aus Italien und zwei aus China. Je ein Fellow kam aus Tschechien, Frankreich, der Schweiz, Australien, Rumänien, Österreich, Russland und Nigeria.

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Professor Dr. Arndt SchmehlUniversität Hamburg, Rechtswissenschaft

Professor Dr. Luise Schorn-SchütteJohann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Geschichtswissenschaft

Dr. Jörg SchusterPhilipps-Universität Marburg, Literaturwissenschaft

Professor Dr. Tilman SeidenstickerFriedrich-Schiller-Universität Jena, Islamwissenschaft

Dr. Natalia ShchyhlevskaJohannes-Gutenberg-Universität Mainz, Literaturwissenschaft

Dr. Stefan M. SievertWoods Hole Oceanographic Institution (WHOI),Woods Hole, MA, Mikrobiologie

Privatdozent Dr. Florian StegerFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizin

Dr. Anette von StockhausenFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,Theologie

Dr. Dr. Ana-Stanca Tabarasi-HoffmannUniversität Bamberg, Philosophie

Dr. Tatjana TarkianUniversität Erfurt, Philosophie

Professor Dr. Ute ThyenUniversität zu Lübeck, Medizin

Dr. Barbara VenturaUniversität Bremen, Geowissenschaften

Professor Dr. Stefan Voigt Universität Hamburg, Rechtswissenschaft

Prof. Dr. Eckart VolandJustus-Liebig-Universität Gießen, Philosophie

Dr. Ruth von BernuthUniversity of North Carolina at Chapel Hill, Literaturwissenschaft

Professor Dr. Dr. h. c. Wilfried von BredowPhillips-Universität Marburg, Medizin

Professor Dr. Dietrich von Engelhardt Lübeck, Philosophie

Dr. Bettina von JagowLudwig-Maximilians-Universität München, Literaturwissenschaft

Professor em. Dr. Dr. h. c. Hermann Wagner, Ph. D.Technische Universität München, Mikrobiologie

Dr. Martin WredeUniversität Gießen, Geschichtswissenschaft

Professor apl. Dr. Reinhard ZimmermannUniversität Trier, Kunstgeschichte

Die von Alfried Krupp Fellows vertretenen Disziplinenumfassen Philosophie (12), Theologie/Judaistik/Islam-wissenschaft (6), Philologien (12), Kunstgeschichte undMusikwissenschaft (6), Geschichtswissenschaft (12), Gesellschaftswissenschaften (8), Geowissenschaften (4)sowie Lebenswissenschaften/Psychologie (6).

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Im Kolleg: offene Architektur, großzügigeAtmosphäre und Freiraum für Gespräche

Der Hörsaal des Kollegs verfügt über180 Plätze.

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Am 20. Juni 2000 gründeten die Alfried Krupp von Bohlen undHalbach-Stiftung, das Land Mecklenburg-Vorpommern und dieErnst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald die »Stiftung AlfriedKrupp Kolleg Greifswald«. Als Stiftung bürgerlichen Rechts leistet sie gemäß ihrer Satzung insbesondere durch den Betriebdes Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald einen Beitragzur Förderung von Wissenschaft und Forschung an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Es war das zentrale Anliegen von Berthold Beitz, des Vor-sitzenden des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, mit der Gründung der Stiftung Alfried KruppKolleg Greifswald eine unabhängige Institution zur Förderung der Wissenschaft zu schaffen.

Organe der Stiftung sind das Kuratorium, das die Grundsätzefür die Stiftungsarbeit festlegt und diese überwacht, der Vorstand,der die Geschäfte der Stiftung führt und sie nach außen vertritt,sowie ein Wissenschaftlicher Beirat, der Kuratorium und Vorstandder Stiftung berät.

Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald

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Kuratorium:

Vorstand:

Wissenschaftlicher Beirat:

Professor Dr. h. c. mult. Berthold Beitz, Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Mathias Brodkorb, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kulturdes Landes Mecklenburg-Vorpommern

Professorin Dr. Johanna Eleonore Weber, Rektorin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Professor Dr. Diethard Bergers, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Professorin Dr. Bärbel FriedrichJoachim von der WenseGunter Gotal

Professor Dr. Dr. h. c. Carl Friedrich Gethmann, Vorsitzender Professor Dr. Karlheinz Altendorf, Stellv. Vorsitzender Professor Dr. Heyo K. KroemerProfessor Dr. Michael NorthDr. h. c. Horst-Dieter MarheinekeProfessor Dr. Joachim SauerProfessor Dr. Gerd LorenzProfessor Dr. Klaus PinkauProfessor Dr. Phillip HeitzProfessor Dr. Rainer Westermann

(Stand: Mai 2013)

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Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen: Seiten 2, 12, 13 (links), 14

Stefanie Link: Seite 4

Vincent Leifer, Greifswald: Seiten 5, 6, 15 (rechts unten), 16, 22, 23 (rechts), 24, 25 (oben), 26, 28, 29, 31-37, 41 (oben, Mitte rechts, unten)

Brigitte Kraemer, Herne: Seiten 9, 10, 15 (rechts oben), 27 (unten), 42

Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf: Seite 11

Peter Binder, Greifswald: Seite 13 (rechts)

Frank Neumann, Rostock: Seite 15 (links oben)

Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald: Seiten 17, 18, 19, 23 (links), 25, 27 (oben), 30

Sybille Gruska, Greifswald: Seite 41 (Mitte links)

Herausgeber:Stiftung Alfried Krupp Kolleg GreifswaldMartin-Luther-Straße 1417487 Greifswaldwww.wiko-greifswald.de

Gestaltung:Hans Neudecker, Visuelle Kommunikation, Leutkirch

Repro und Druck:Dr. Cantz’sche Druckerei Medien GmbH, Ostfildern

Mai 2013

Abbildungsnachweis

Impressum

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