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Blatt 44...Das rote Haus im Grünen Herbst 2017 Mösli-Blatt, erscheint zweimal jährlich...

Date post: 06-Jul-2020
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Das rote Haus im Grünen Herbst 2017 Mösli-Blatt, erscheint zweimal jährlich Herausgeber Freundeskreis Mösli Redaktion: Karl Aeschbach, Duri Beer, Béa Di Concilio, Nuria Gheza, Martin Uebelhart (Layout) www.moeslihaus.ch Blatt 44 Das Mösli strahlt frisch herausgeputzt über die Lichtung ... und der Grillplatz wurde entsprechend einladend neu gestaltet ... Wir laden ein zum grossen M ö s l i E i n w e i h u n g s f e s t Samstag, den 9. September 2017 ab 13.00 Uhr bis am Abend im Mösli Nach der Renovation des Roten Hauses im Grünen möchten wir mit Euch feiern und das Haus in seinem neuen Glanz geniessen. Es gibt Führungen durch das Haus, Kinderprogramm, Kaffee, Kuchen und für die musikalische Unterhaltung wird die Band Serum sorgen, dazu wird es Kleinkunst mit Jürg Eigenmann geben! Aktuelles Programm siehe unter www.moeslihaus.ch/fest
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Page 1: Blatt 44...Das rote Haus im Grünen Herbst 2017 Mösli-Blatt, erscheint zweimal jährlich Herausgeber Freundeskreis Mösli Redaktion: Karl Aeschbach, Duri Beer, Béa Di Concilio, Nuria

Das rote Haus im Grünen

Herbst 2017 Mösli-Blatt, erscheint zweimal jährlich

Herausgeber Freundeskreis Mösli Redaktion: Karl Aeschbach, Duri Beer, Béa Di Concilio,

Nuria Gheza, Martin Uebelhart (Layout) www.moeslihaus.ch

Blatt 44

Das Mösli strahlt frisch herausgeputzt über die Lichtung ... und der Grillplatz wurde entsprechend einladend neu gestaltet ...

Wir laden ein zum grossen

M ö s l i – E i n w e i h u n g s f e s t Samstag, den 9. September 2017

ab 13.00 Uhr bis am Abend im Mösli Nach der Renovation des Roten Hauses im Grünen möchten wir mit Euch feiern und das Haus in

seinem neuen Glanz geniessen. Es gibt Führungen durch das Haus, Kinderprogramm, Kaffee, Kuchen und für die musikalische Unterhaltung wird die Band Serum sorgen, dazu wird es Kleinkunst mit Jürg Eigenmann geben!

Aktuelles Programm siehe unter www.moeslihaus.ch/fest

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Neues Haus, neue Leute: Das Mösli ist für die Zukunft gerüstet

ach der gelungenen Renovation strahlt nicht nur das Möslihaus in neuem Glanz. Auch in der Trä-

gerschaft und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat in den letzten Jahren eine Erneuerung stattgefunden.

Der Prozess dieser Erneuerung an Haupt und Gliedern begann schon vor längerer Zeit. Seit den neunziger Jahren haben die Roten Falken in Zürich einen erfreu-lichen Aufschwung erlebt. Für sie war das Haus in den dreissiger Jahren geschaffen worden, aus ihren Reihen ist nun eine neue Generation von Leiter/innen (Hel-fer/innen) der Kindergruppen und in der Folge von Mit-arbeiter/innen im Mösli hervorgegangen. Parallel dazu haben auch die Elternorganisation „ProRoteFalken“ und der Freundeskreis Mösli, der vor allem aus ehemaligen Möslibesuchern besteht, eine Wiederbelebung erfahren.

Diese personelle Erneuerung trägt nun ihre Früchte. In den letzten Jahren wurde der Stiftungsrat des Mösli fast vollständig erneuert und erhielt mit Julia Sanz eine neue Präsidentin. Auch im Freundeskreis fand eine Ablösung statt mit Bea Di Concilio als aktive neue Präsidentin. Schliesslich setzte sich der Übergang auch im Kreis der Mitarbeiter/innen des Mösli fort. Langjährige ältere Heimwarte konnten durch ehemalige Falkenleiter/innen abgelöst werden. Auch wichtige Funktionen wie die Vermietung und die Koordination der Unterhaltsarbei-ten wurden von neuen Leuten übernommen.

Damit schliesst sich der Kreis. Die Mitglieder des Stif-tungsrates, die Vorstände des Freundeskreises und von „ProRoteFalken“ und der Kreis der Mitarbeiter/innen bilden eine Art „Möslifamilie“, die das Haus trägt und lebendig erhält. Mit ihrer im Stillen geleisteten Arbeit tragen sie dazu bei, dass das Mösli innen und aussen gut für die Zukunft gerüstet ist.

Karl Aeschbach

Wer sind Träger und Mitarbeitende des Mösli? Stiftungsrat Präsidentin Julia Sanz, Buhnrain 4, 8052 Zürich 044 371 34 76 / 079 786 91 86 [email protected]

Förderverein Freundeskreis Mösli Präsidentin Béa Di Concilio, Albert-Schneider-Weg 6, 8047 Zürich 044 492 77 89 / 079 314 61 84 [email protected]

Verein ProRoteFalken Basil Dietlicher, Stettbachstr. 37, 8600 Dübendorf, 079 563 00 63 [email protected]

Koordination Unterhalt / Sicherheit Thorsten Hornemann, Probsteistr. 129, 8051 Zürich 076 414 02 07 / 043 32160 08 [email protected]

Vermietung / Koordination Heimwartdienste Alicia-Marina Keller, Birchstr. 122, 8050 Zürich 079 224 43 28 [email protected]

Rechnungsführung Stiftung Mösli Mechthild Malash, Zypressenstr. 123, 8002 Zürich 044 272 53 07 / 079 753 93 70 [email protected]

Heimwartdienst / Unterhaltsarbeiten HeimwartInnen übergeben das Mösli an Mietende, instruieren diese über Hausordnung und Sicherheitsfragen (Feuer, Unfälle), nehmen es am Schluss der Vermietung wieder ab, kontrollieren die Sauberkeit und allf. Schäden und stellen die Rechnung aus. Laufende Unterhaltsarbeiten werden ebenfalls durch HeimwartIn-nen und weitere Mitarbeitende ausgeführt, sofern diese Arbeiten nicht extern vergeben werden müssen. Sie besorgen auch die jähr-liche Bassinputzete, legen das Haus in den Winterschlaf und eröff-nen es ihm Frühjahr wieder. Der Möslibetrieb kann nur durch diese ehrenamtlich Mitarbeitenden gewährleistet werden.

Organigramm Stiftung Kinderfreundeheim Mösli

Revisionsstelle

Bezirksrat(Aufsichtsbehörde)

! ProRoteFalken

Weitere Behörden

S t i f t u n g s r a t ! Freundeskreis Mösli

! SP + Gewerkschaften

S T I F T U N G

K I N D E R F R E U N D E H E I M M Ö S L I

Geschäftsführendes Organ

Koordination UnterhaltSicherheit

VermietungKoordination Heimwartdienste

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Ende gut, alles gut – oder eine never ending story?

n meiner ersten Stiftungsratsitzung im November 2013 war unter Punkt 5 „AG Zukunftsprojekt Re-

novationsarbeiten“ traktandiert. Es gab bereits eine Arbeitsgruppe Bauliches, die aus dem Architekten Mar-co Denoth und Moana Heussler bestand sowie eine Arbeitsgruppe Finanzen mit Hansjörg Bolliger und Julia Sanz. Marco zeigte an der Sitzung auf, dass die Fassa-de, das Dach, die Haustechnik, die Wasserleitungen und das Heizsystem erneuert werden sollten und dass dafür mit rund einer halben Million Franken gerechnet wer-den müsse. Hansjörg Bolliger als Kassier und Mitglied der Arbeitsgruppe Finanzen wies darauf hin, dass die Betriebskosten im laufenden Jahr die Einnahmen über-steigen werden. Zudem informierte er, dass die Hypo-thek zwar um Fr. 175‘000.– erhöht werden könne, dass dann aber mit Zinsen und Amortisation von rund Fr. 16‘000.– pro Jahr gerechnet werden müsse, was 50% der Mieteinnahmen ausmache. Die Stiftung selbst hatte zu dem Zeitpunkt ein Vermögen von knapp 90‘000.–. Selbst wenn man mit einer maximalen Hypothek und Fr. 60‘000.– vom Freundeskreis rechnete, fehlten zu diesem Zeitpunkt rund Fr. 200‘000.– für die Erneue-rung. In Anbetracht der Notwendigkeit wurde die Bau-gruppe dennoch beauftragt, ein Grobkonzept zu erstel-len und die Finanzgruppe wurde mit Duri Beer ver-stärkt. Bereits davor unter Traktandum 3 gab Marco seinen Rücktritt auf Frühling 2014 bekannt. Unter Trak-tandum 9 traten die Co-Präsidenten Gildo Biasio und Martin Uebelhart zurück, Martin gab zeitgleich auch die Arbeit als Koordinator ab, Gildo trat ganz aus dem Stif-tungsrat aus. Unter Traktandum 10 wurde Julia als Prä-sidentin und Koordinatorin und ich als Stiftungsrätin gewählt. Mein Fazit nach dieser ersten Sitzung: Parallel zur Planung einer grossen Renovation wird ein Genera-tionenwechsel im Stiftungsrat weiter vorangetrieben. Zudem fehlte für das geplante Bauvorhaben noch sehr viel Geld. 11 Stiftungsratssitzungen später hat der Stiftungsrat nicht nur drei weitere Rücktritte und ebenso viele Ein-tritte verkraftet, sondern das Mösli nach einer erfolgrei-chen Renovation Ende April wieder in Betrieb genom-men. Dazwischen mussten viele Diskussionen geführt, Abstriche gemacht und wichtige Entscheide gefällt werden. Wir hatten mit vielen Problemen zu kämpfen und mussten deshalb den Baubeginn zweimal verschie-ben. Es gab aber auch ein wunderbares Spendenfest im letzten September und Dank all der vielen kleinen und grossen Spenden kam nach einem harzigen Start am Ende doch genügend Geld zusammen. Erst auf den 3. Juli musste die Hypothek um nur Fr. 60‘000.– erhöht werden, um die letzten Rechnungen zu bezahlen. Dabei haben wir sehr knapp kalkuliert und die Kassen des Freundeskreises und der Stiftung fast ganz geleert, ob-wohl uns auch die Roten Falken unter die Arme griffen. Dass der Freundeskreis gerade jetzt ein sehr grosszügi-ges Legat bekommt, ist eine wunderbare Fügung. Damit

sollte für den Moment genügend Geld vorhanden sein, um die Zinsen und die ersten Amortisationen zu bezah-len. Dass alles schliesslich gelang, ist zu einem grossen Teil Bernhard Borner zu zuschreiben. Er hat sich als sehr erfahrener und engagierten Bauleiter mit guten Hand-werkern beherzt unserem Projekt angenommen und es umsichtig realisiert. Er hat den Bau nicht nur terminge-recht, sondern auch unter Budget realisiert. Ihm gebührt ein riesen Dankeschön. Am Eröffnungsfest im Septem-ber wird er persönlich anlässlich einer Führung zeigen, was alles erneuert wurde. Das Mösli hat nun eine neue Hülle. Doch nicht alle geplanten Bauteile konnten mit unseren knappen Mit-teln finanziert werden. Die Renovationsarbeiten sind abgeschlossen und auch die Finanzen sind im Lot. Um das Mösli langfristig als Lagerhaus vermieten zu kön-nen, muss aber immer wieder investiert und erneuert werden. Der Küche und den Waschräumen täte eine sanfte Renovation gut. Das Bassin, seine Zuflüsse und der Abfluss machen immer wieder Probleme. Wir wer-den also weiterhin auf viele kleine und grössere Spen-den angewiesen sein, um das Mösli in Schuss halten zu können. Insofern ist Ende gut, alles gut und gleichzeitig ist der Unterhalt eines Hauses eine never ending story. Herzlichen Dank allen, die mitgeholfen haben und wei-ter mithelfen werden. Barbara Hobi

Interview mit Bernhard Borner, Bauleiter

MARTIN: Bernhard, Du bist in einer kritischen Phase in das Renovierungsprojekt Mösli eingestiegen und hast die Bauleitung übernommen. Wie kam es dazu und was war Deine Motivation, derart engagiert als „trouble shooter“ in ein laufendes Projekt einzugreifen? BERNHARD: Mein Sohn Johannes kennt Moana. An irgendeinem Fest muss Moana von der desolaten Situa-tion im Projektmanagement des Mösli-Umbaus erzählt haben. Und so kam ich als „alt gedienter Bauleiter“ ins Gespräch und wurde für eine Akteneinsicht eingeladen. Ich habe die Arbeit nicht gesucht und war am Anfang der Ansicht, dass den planenden Architekten nur etwas auf die Finger geschaut werden müsste, um die vor sich hindümpelnde Planung in Fahrt zu bringen. Leider ent-

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puppte sich die Situation aber als verfahrenerer als er-wartet. Die Bauvorbereitung war bei weitem nicht so weit gediehen, dass mit den Arbeiten endlich gestartet werden konnte. Ja, und was wollte ich da machen? Die Beziehung war schon fast familiär, der Zweck des Heimes hat mir ge-fallen, die Baukommission war sehr nett und engagiert. Das Umbauprojekt wurde von vielen Menschen getra-gen und beim ersten Besuch des Mösli war ich sogleich in das Haus an diesem schönen Ort verliebt. Es sind sich alle einig, dass Du die Renovierung mit grosser Umsicht, dank Deinem Knowhow, Deiner Er-fahrung wesentlich „gerettet“ hast. Was war die grösste Herausforderung, um das Projekt in jeder Hinsicht zu einem guten Abschluss zu bringen? Mit welchen beson-deren Schwierigkeiten musstest Du fertig werden – nebst der Gratwanderung zwischen baulichen Notwen-digkeiten und limitierten finanziellen Ressourcen? Ich habe – altersbedingt – grosse Berufserfahrung und habe Bauten verschiedenster Art erstellen und renovie-ren dürfen. Dies hat mir von Anfang an die Sicherheit gegeben, dass eine der Architektur des Mösli gerechte Ausserenovation mit den vorhandenen finanziellen Mitteln möglich ist. Eine verständliche Schwierigkeit war, diese Sicherheit auch der Baukommission vermit-teln zu können. Auch brauchte es etwas Überredungs-kunst, die Arbeiten durch den Winter ausführen zu las-sen. Mich hat es sehr gefreut, dass im gegebenen Kos-tenrahmen auch noch die Strom- und Telefonleitungen in der 350 Meter langen Waldstrasse verlegt werden konnten. Wir hatten mit den ausgesuchten Handwerkern grosses Glück. Es waren ausnahmslos gute Berufsleute, die den sozialen Wert des Mösli erkannt haben und uns deswe-gen ein günstiges Angebot gemacht haben. Ihnen möch-te ich nochmals für die Arbeit danken! Kanntest Du das Mösli bereits? Was ist für Dich aus fachlicher Sicht das Faszinierende an diesem Haus? Nein, das Mösli kannte ich leider bis dato nicht. Mich haben der ideelle Gedanke und der Ort aber gleich fas-ziniert. Die Architektur ist klar, einfach und zweckbe-zogen, das Haus ist noch immer mit dem Geist seiner Ersteller beseelt. Viele meiner Bekannten, denen ich von der Renovation erzählt habe, wurden nostalgisch. Alle hatten schöne und wichtige Erinnerungen an Feste und Erlebnisse im Mösli. Ich freue mich nun selber sehr auf ein Fest, das wir im kommenden Jahr im Mösli feiern können. Jetzt möchten wir noch etwas über Dich erfahren ... Ich betreibe nun schon 20 Jahre ein eigenes Baulei-tungsbüro in Thalwil und bin am Architekturbüro archi-tekurfabrik in Affoltern a.A. beteiligt. Den Beruf habe ich von der Pike auf gelernt und ich mache meine Ar-beit noch immer sehr gerne. Ich schätze und geniesse die verschiedenartige Zusammenarbeit mit Bauherren, Architekten, Ingenieuren, Ämtern und Unternehmern. Es ist für mich noch immer eine grosse Befriedigung,

einen gelungenen Bau abgeben zu können. Dies hat mich auch bei der Aufgabe am Mösli gereizt. Ende 2018 werde ich das Büro meiner jungen, bestens ausgebildeten und motivierten Bauleiterin übergeben. Ich freue mich dann auf weitere knifflige Aufgaben und mehr Zeit für alles, was es ausserhalb meiner Arbeits-welt noch Interessantes zu machen gibt. Herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit und die besten Wünsche für die kommenden Jahre mit dem Mösli. Bernhard, wir danken Dir für die Zusammenarbeit und für Dein Engagement!

Interview mit Thorsten Hornemann, Koordinator

BÉA: Thorsten, wie kam es dazu, dass du Koordinator fürs Mösli geworden bist? THORSTEN: Julia Sanz hatte mich gefragt, ob ich die Aufgabe übernehmen würde. Sie hatte sie interimsweise übernommen, aber es war ihr zusammen mit Präsident-schaft der Stiftung und dem Umbau zu viel. Mir ist dann auf die Schnelle keine bessere Antwort eingefallen als «Ja, ok ... kann ich machen» Was war deine Beziehung zum Mösli? Unsere beiden Kinder Chiara und Leo sind bei den Fal-ken, insofern haben wir schon seit längerem eine Be-ziehung zum Haus. Ausserdem find ich es «mega läss» Kannst du dich kurz vorstellen? Tja, was soll man da sagen. Geboren 1970 und aufge-wachsen bei Tübingen im «grossen» Kanton, aber mitt-lerweile schon seit mehr als 20 Jahren in der Schweiz. Studiert hab ich Biologie in Konstanz und habe danach meine Dissertation in Biochemie an der ETH gemacht. Seit 2003 bin ich am Unispital und seit 2015 bin ich Assistenzprofessor für Klinische Chemie und Bioche-mie an der Uni Zürich. Ich mache hauptsächlich For-schung und beschäftige mich mit dem Energie-Stoffwechsel und was passiert, wenn der gestört ist (zum Beispiel bei Diabetikern oder bei starkem Über-gewicht). Weil das aber nur einseitig meinen Kopf in Anspruch nimmt, bin ich froh, dass ich das Ganze im Mösli mit ein bisschen Handarbeit wieder ausgleichen kann. Ich hab zwar nie wirklich was Sinnvolles gelernt – wie zum Beispiel ein Handwerk (lebensuntauglicher Akademiker halt) – habe aber schon immer versucht, alles zu reparieren, was mir in die Hände kam. Damit

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bekommt man über die Jahre auch einen gewisse Erfah-rungsschatz (aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am meisten). Ansonsten habe ich drei Kinder, Jano (20 J) aus einer früheren Beziehung und dann noch die beiden Falken Chiara (14) und Leo (10) mit Raffaella (die vermutlich auch einige kennen). Verheiratet sind wir nicht und leben in wildem Konkubinat. Was sind deine Aufgaben, deine bisherigen Erfahrun-gen? Ich sehe mich vor allem in der Verantwortung, das Mös-li «im Schuss» zu halten. Das kann ich natürlich nicht alleine, aber zumindest kann ich schauen, dass die Din-ge nicht allzu sehr aus dem Ruder laufen. Entweder schau ich dann selber nach oder ich sorge dafür, dass ich die richtigen Leute kontaktiere. Bis jetzt hat aber alles super funktioniert und es gibt auch immer genü-gend motivierte Helfer, die mit anpacken. Macht Spass! Gab es am Anfang Schwierigkeiten? Nein. Das einzige Problem ist das ganze Wissen wie, wer, was, wo läuft und macht (Umbauten, frühere Repa-

raturen, Zuständigkeiten) welches auf viele Personen verteilt ist. Vor allem die älteren Möslianer kennen die ganzen Details noch. Dieses Wissen sollte nicht verlo-ren gehen, deshalb möchte ich so viel wie möglich zu-sammentragen und strukturieren.

Ein Kommentar zur Erneuerung: Seit der Erneuerung sieht das Mösli wieder aus wie ein Teenie.

Ausblick in die Zukunft ... die Zukunft kommt sowieso ... aber ich hoffe noch lange mit dem Mösli und dass es auch immer genügend begeisterten Nachwuchs gibt, der die Fackel weiterträgt und das Mösli am Leben hält.

Was wünschst du dir fürs Mösli ? Dass es weiter gesund und munter bleibt, es genutzt und geliebt wird – und es immer seiner Bestimmung dient, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ein paar schö-ne Stunden dort zu verbringen.

Möslifest immer am Knabenschiessen! Ein Zufall? Béa Di Concilio hat sich erkundigt ... Rote Falken – Was meint Ihr dazu? (10 u. 14 J.): Das Kna-benschiessen ist in Zürich ein Feiertag, so können alle ins Mösli. Es ist praktisch, ein fixes Datum zu haben. Ausserdem finden die Roten Falken das Knabenschiessen nicht gut. Wenn man Waffen gut findet, kann das zu Gewalt führen, da gehen wir lieber ans Möslifest.

Falkenvater: Schützenfeste sind reaktionär und gewaltver-herrlichend, Gegensteuer muss gegeben werden.

ProRoteFalken / Falkenhelferinnen: Am Weiterbildungstag 2017 befragte ich einige von ihnen. Unisono befanden sie, das sei kaum ein Zufall, dass das Möslifest immer ausgerech-net dann stattfinde, das sei ja ein bürgerliches Zürifest. Sie stellten sich die Frage, warum nicht am Sechseläuten, das sei ja noch mehr das bürgerliche Zürifest. Auf alle Fälle finden sie das Möslifest ein gutes Gegenpro-gramm zum Knabenschiessen. Irgendwie müsse das auch einen pazifistischen Hintergrund haben, befand einer. Auf das kamen sie selber, und dann schien es, jemand habe so etwas auch schon früher als Kind bei den Roten Falken gehört.

Vreni Hubmann: „1990 wurde ich als Präsidentin des Ge-meinderates eingeladen, an der Feier des zukünftigen Schüt-zenkönigs des Jahres 1990 teilzunehmen und die Stadtbehör-den gebührend zu vertreten. Dieser Einladung musste ich eine klare Absage erteilen. Ich, als Frau, sollte an einer Ehrung teilnehmen, an der die Hälfte der Jugendlichen – nämlich alle jungen Mädchen – grundsätzlich nicht geehrt werden konnten, weil sie ausge-schlossen waren? Das lässt sich mit meiner Einstellung nicht vereinbaren. Ich versuchte auch, mich mit einem Postulat für ein Zürcher Jugendfest ohne Waffen, sondern mit sportlichen Wettkämp-fen, Wettbewerben und Chilbibetrieb einzusetzen, ohne Er-

folg. In der Begründung wies ich unter anderem darauf hin, wie problematisch es sei, jugendliche Zürcher zu feiern, die – oft zum ersten Mal – mit Gewehren hantieren, während gleichaltrige, ja sogar noch jüngere Knaben in afrikanischen und anderen Ländern als zwangsrekrutierte Kindersoldaten auf Menschen, Landsleute, im schlimmsten Fall sogar auf Familienangehörige schiessen müssen. Das Postulat fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Die Diskussion bewirkte je-doch, dass wenig später erstmals Mädchen zum Knaben-schiessen zugelassen wurden. In den letzten sechs Jahren wurde viermal ein Mädchen Schützenkönigin.“

Kurzer Blick in die Geschichte Das Knabenschiessen, schon 1899 als traditionelles Volksfest bezeichnet, geht auf militärische Vorübungen zurück, bis ins 16. Jahrhundert. Es war der Abschluss einer Waffenausbil-dung. Ausdrücklich verboten war, Fähnlein oder andere Zei-chen von Brunnen zu schiessen und Umzüge mit den Waffen zu machen. Mehrmals wurde die Tradition für einige Jahre unterbrochen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde es zu einem Symbol des Bür-gertums und des Militärs. 1926 veranstaltete die Vereinigung „Nie wieder Krieg“ ein Anti-Knabenschiessen, in den an-schliessenden Jahren wurde dieses durch SP und Gewerk-schaften offiziell unterstützt. Mit dem Erstarken der Linken wurde das Anti-Knabenschiessen ein richtiges Volksfest. Man zog vom Volkshaus zur Josefswiese wo rassige Spiele und Sport und Tanzspiele stattfanden. Mit dem Erstarken des Faschismus und dem Bekenntnis der SP zur Landesverteidigung verlor das Anti-Knabenschiessen an Bedeutung, trotzdem gab es noch bis in die Fünfzigerjahre Gegenveranstaltungen. Dies schrieb die NZZ im September 2016. Na, und was ist denn das Möslifest, wenn nicht eine solche Gegenveranstaltung? Im Roten Haus im Grünen, Alt und Jung gemeinsam für Frieden, für Solidarität.

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Das Mösli und ich Nuria Gheza erinnert sich, wie sie ins Mösli kam ... und dem Haus verbunden blieb

as Mösli und ich lernten uns am 9. September 2006 kennen. Das Haus feierte sein 75-jähriges

Jubiläum, ich war 14 Jahre alt. Zusammen mit meinen Geschwistern verbrachte ich zum ersten Mal ein Wo-chenende mit den Falken und einen besseren Einstieg als diese fantastische Feier mit Gross und Klein hätten wir nicht haben können. Im Nu hatten das Mösli und die Falken uns in ihren Bann gezogen und schnell war klar, dass wir von nun an regelmässig an den Programmen und Lagern der Gruppe teilnehmen würden. Viele un-terschiedliche Erinnerungen verbinden mich mit dem Mösli, von der Kindheit bis ins erwachsene Alter. Die-sen Erinnerungen möchte ich nun ein wenig nachgehen und herausfinden, wie sich mein Verhältnis zum Mösli im Laufe der Zeit gewandelt hat und was vielleicht auch stets gleich geblieben ist.

Meine erste Erinnerung ans Mösli ist, wie ich im Duschraum, zusammen mit einigen anderen Kindern, am runden Waschbecken Wasserballone auffüllte. Am Anfang stand also der Spass an den Wasserballonen, die Vorfreude auf das Fest, die Aufregung, das Haus und die Leute kennenzulernen und die simple Begeisterung an diesem einmaligen Waschbecken, welches uns er-laubte, uns anzuschauen und miteinander zu reden und witzeln, während wir die Ballone füllten. Auch der Rest des Hauses gefiel mir sofort – der riesige Aufenthalts-raum, der Kachelofen, die Schaukel, der Pool, der Wald – ich könnte noch ewig weiter aufzählen… Nach dem durchschlagenden Erfolg meines ersten Wo-chenendes im Mösli freute ich mich natürlich sehr, als es schon wenige Monate später erneut auf den Uetliberg ging – dieses Mal jedoch bei Schnee und Kälte, und ohne die Anwesenheit der älteren MöslianerInnen. Ein bisschen unheimlich war der dunkle, schneebedeckte Mösliweg schon, und der warme Kachelofen war nun, da man auch im Haus noch weisse Wolken in die Luft pusten konnte, sehr willkommen. Die beiden Tage wa-ren gefüllt mit Schneeballschlachten, Guetzli backen,

basteln und Erkundungen im Wald. Eine Laterne mit der Flamme des Sonnenwendefeuers musste immer brennen und in der zweiten Nacht mussten wir böse Geister vertreiben, welche verhindern wollten, dass die Tage wieder länger werden. Ein erlebnisreiches und abenteuerliches Weekend also, welches mir immer in Erinnerung bleiben wird – genau so, wie alle weiteren Lager, welche ich im Mösli verbrachte. Als ich ein paar Jahre später Helferin wurde, änderte sich meine Perspektive aufs Mösli ein bisschen. Nun konnte ich nicht mehr einfach nur teilnehmen und ge-niessen, jetzt hiess es das Lager planen, Programme durchführen und Verantwortung tragen. Ich musste überlegen, wie das Essen und das Material zum Haus hoch kamen, wie wir alle sicher den Mösliweg runter-brachten und wie das Programm innerhalb der Mög-lichkeiten des Hauses gestaltet werden konnte, um die Kinder zwei Tage lang zu unterhalten. Doch trotz all dieser neuen Verpflichtungen blieb das Mösli ein Ort, an den ich jedes Mal gerne zurückkam. Die strenge Wanderung – den „Zick-zack-Weg“ rauf und den Mös-liweg runter – war es immer wert, um danach ein Wo-chenende im zweiten Zuhause der Falken verbringen zu können. Auch ohne die Falkenkinder haben wir HelferInnen immer wieder gerne aufs Mösli zurückgegriffen, wenn ein Weiterbildungsweekend oder eine Lagervorberei-tung anstand. Im Mösli sind ganze Sommerlager ent-standen, hier wurden neue Konzepte entwickelt, Grund-satzdiskussionen geführt und HelferInnen-Teams ge-formt. Ich habe in dieser Zeit gelernt, das Mösli als eine riesige Ressource für die Falken zu sehen – es ist schnell erreichbar, aber auch genug abgeschieden, um sich auf die anstehende Aufgabe konzentrieren zu kön-nen, es steht den Falken jederzeit unkompliziert zur Verfügung und es war auch einfach immer wieder schön, zusammen mit guten Kolleginnen und Kollegen in einer vertrauten und liebgewonnenen Umgebung ein produktives Wochenende zu verbringen. Dies wird wohl auch der Grund gewesen sein, warum das Mösli als Ort für die Osterschule der Falken ausge-wählt wurde. Dieses Wochenende für HelferInnen, Ju-gendliche und Freunde der Falken findet seit 2014 statt und bietet Workshops zu diversen politischen Themen. Die Osterschule war für mich die erste Gelegenheit, bei der ich im Mösli war, ohne direkt etwas für oder mit den Falken zu machen, auch wenn natürlich viele der Anwesenden in den Falken waren. Dort habe ich be-merkt, dass ich auch einen gewissen Beschützerinstinkt gegenüber dem Mösli habe – es war mir wichtig, dass auch die anderen Gäste dem Mösli „Sorg hebed“. Gleichzeitig war es auch schön, zu sehen, dass das Haus allen zu gefallen schien und wie gut es passte, diese Veranstaltung hier zu haben.

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Nun bin ich seit einiger Zeit nicht mehr Helferin bei den Roten Falken – ganz Abschied genommen von der Gruppe und vom Mösli habe ich jedoch keineswegs. Erstmals seit vielen Jahren habe ich an einem Möslifest wieder nur als Besucherin teilgenommen und es sehr genossen, die tolle Atmosphäre einfach mal nur genies-sen zu können, ohne noch an Dieses und Jenes denken zu müssen. Letzten Sommer war ich im FemWo (femi-nistisches Wochenende) und fand es sehr spannend, das Mösli mal nur mit Frauen und grösstenteils Nicht-Falken bevölkert zu sehen. Das FemWo hat mir eine breite Palette an interessanten politischen Inputs gelie-fert – nicht zuletzt auch die intensive und teilweise her-ausfordernde Erfahrung, das Weekend mit über 100 Personen in Selbstorganisation zu bestreiten. Ebenfalls besucht habe ich den Bildungstag 2016 – jedoch nicht als Teilnehmerin, sondern als Köchin. Diese Rolle liess mich das Mösli nochmals von einer weiteren Seite ken-

nenlernen, nämlich aus der Perspektive der Leute, wel-che mich in den Falkenlagern jeweils bekocht hatten. Zusammen mit meinen Mitköchen habe ich einen tollen Tag in der Mösliküche verbracht und zusätzlich auch noch ein bisschen vom besprochenen Thema aufge-schnappt. Ich habe auch in Zukunft nicht vor, dem Mösli den Rü-cken zu kehren – mal ein Jahr nie im Mösli gewesen zu sein, ist für mich gar nicht recht vorstellbar. Klar – habe ich doch vermutlich an kaum einem Ort so viel gelernt, gespielt, diskutiert, gekocht, gegessen und gelacht wie im Mösli. Deshalb freue ich mich auch bereits, am Einweihungsfest am 9. September das Mösli endlich in seinem neuen Gewand zu erblicken, das 11-jährige Jubiläum unserer Freundschaft zu feiern und mit den Falken – jung und alt – einen schönen Tag beim roten Haus im Grünen zu verbringen.

Unser 6.Klass-Weekend im Mösli (6./7. Mai 2017)

as „Mösli“, in dem ein paar von uns bereits in der 3. Klasse ein Lager verbrachten, war lange ge-

schlossen, weil es renoviert wurde. Da es jetzt wieder offen ist, konnten wir als zweite Gruppe in das frisch gestrichene Haus kommen. Die zwei Tage, in denen wir im Mösli waren, konnten wir leider nur ein paar Stunden richtig draussen sein. Denn es regnete immer stärker. So war nichts mit um’s Feuer sitzen und im Schwimmteich baden. Aber wir konnten uns trotzdem gut unterhalten. Und dank dem Regenwetter konnten wir neben dem Haus ein richtiges „Fuss-Lehmbad“ nehmen. Was uns allen gut gefallen hat, ist, dass wir viel Platz im Haus hatten.

Jana, Chiara und Jan (für die Gruppe von 14 Sechstklässlern von der Kirchgemeinde Bonstetten, die hier ein Wochenende auf den Spuren von Mose verbrachten)

as mich/uns als LeiterInnen am Lagerhaus als solchem überzeugt: Der grosse Aufenthalts-

raum/Esssaal, den man einfach (mit ein bisschen Mus-kelkraft zum Verschieben der schweren Tische) in einen Gruppenraum verwandeln kann, ohne den Essensbe-reich tangieren zu müssen. (Solche Lagerhäuser sind eher selten). Ausserdem lieben wir den Kachelofen! Sowohl die Art des Heizens, als auch die besondere Wärme, die er verströmt. Ein weiteres Plus ist der grosse, gedeckte Eingangsbe-reich unten. Er schützt grundsätzlich bei Regen: Wäh-rend des Lagers, wenn man etwas draussen machen möchte und vor allem auch das dort gelagerte Gepäck während der Schlussreinigung! (Schade, dass es die grosse Schaukel nicht mehr gibt). Dazu kommen alle die Möglichkeiten für Spiel & Sein draussen! Eine solche Vielfalt kann man ebenso suchen!

(und kaum finden). Und dies alles an wunderschöner Lage auf dieser (etwas stärker ausgelichteten) Lichtung. Wir kommen sehr gerne wieder; auch wenn wir den Schwimmteich sicher auch im nächsten Jahr nicht be-nützen können (März 2018 – wohl zu kalt für ein Bad).

Im Namen unseres Leitungsteams: Susanne Sauder (Pfarrerin in Bonstetten)

Kinderland Mösli (I)

Die Schilderungen von Kindern über ihre Erlebnisse im Mösli sind beste Referenz für die Idee „Kinderland“, die dem Mösli zugrunde liegt: Kinder ernst nehmen und einbeziehen und sich entfalten lassen.

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Kinderland Mösli (II) Ein wunderschönes Mösli-Gemälde von Mathilda Biasio (das wir hier leider nicht in seiner Farbenpracht zeigen können)

Kurzbericht Mösli-Bildungsveranstaltung vom 10. Juni 2017:

Familien im Kontext staatlicher Interventionen – zwischen Ermächtigung und Entmachtung Behördliche Eingriffe in Familienverhältnisse – meist im Interesse des Kindeswohls – führen immer wieder zu teilwei-se unsachlichen öffentlichen Debatten. An unserer Tagung referierten drei Fachleute über die Problematik dieser Verwal-tungsakte gestern und heute, mit Blick auf die Rechte der Betroffenen und insbesondere die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Urs Hardegger hat über tausend Aktenstücke der Zürcher Amts- und Fürsorgebehörden ausgewertet, die das Leben einer Unterschichtsfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Stadt Zürich dokumentieren. Der Kampf der Luisa de Agostini um ihre Tochter, die man ihr schliesslich weg-nimmt, ihr Bemühen um ein selbstbestimmtes Leben sind beeindruckend. Sie kämpfte gegen Vorurteile und Stigmati-sierungen durch die Behörden und wurde schliesslich nach Italien ausgeschafft, obwohl sie dort nie zuhause war. Urs Hardegger leistet mit der Aufarbeitung dieses Fallbeispiels einen wichtigen Beitrag zur Alltags- und Mentalitätsge-schichte der Schweiz zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Marion Pomey erörtert die behördliche Entscheidungspraxis unter dem besonderen Aspekt der Verletzlichkeit (Vulnerabi-lität = von lateinisch vulnus „Wunde“ bzw. vulnerare „ver-wunden“) der Betroffenen. In ihrer Untersuchung stellt Mari-on Pomey die involvierten Parteien ausgewählter Fallbeispie-le vor und untersucht die unterschiedlichen Problemlagen, Verhandlungspositionen und Vorgehensweisen. Die Typolo-gie der qualitativ erhobenen Fremdunterbringungsprozesse zeigt, dass elterliche Ermächtigung aus verschiedenen Grün-den nicht immer gelingt und dass es dann zu Betreuungs-wechseln und Fremdunterbringungen kommt.

Dr. Heinrich Nufer, der 30 Jahre lang das Marie Meierhofer Institut für das Kind geleitet hat und hier für die verhinderte Ute Zillig einsprang, zeigte anhand von eindrücklichen Bei-spielen auf, wie zentral die Interessenvertretung der betroffe-nen Kinder und Jugendlichen in diesen Verfahren ist, dass sie also im Verfahren angehört werden müssen und ihre eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse einbringen können – unter-stützt von einer amtsunabhängigen Fachperson. Die engagierten Diskussionen zeigten, wie wichtig eine sach-liche Behandlung dieser teilweise einschneidenden Entschei-de ist. Wie jedes Jahr kamen Teilnehmende aus professionel-lem oder persönlichem Interesse am Thema – eine jeweils anregende Konstellation. Trotz des schwierigen Themas fand die Tagung in gewohnt unkomplizierter Mösli-Atmosphäre statt, das Wetter spielte mit und das von einem Team von ProRoteFalken im Freien kredenzte Essen war vorzüglich (und reichlich) wie immer.

Martin Uebelhart Tagungs-Literatur: Urs Hardegger: Die Akte der Luisa de Agostini Eine Frau zwischen Wohlfahrt und Bevormundung NZZ libro, 2012. ISBN 978-3-03823-785-3 Marion Pomey: Vulnerabilität und Fremdunterbringung Eine Studie zur Entscheidungspraxis bei Kindeswohlgefährdung Beltz, 2017. ISBN: 978-3-7799-3472

Voranzeige Mösli-Bildungstag, Samstag, 9. Juni 2018

Soziale Ungleichheit und Demokratie

Mit Ueli Mäder, Kurt Wyss und Andreas Gross


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