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BEGEGNUNGEN - hospizverein-kassel.de · 2 Liebe Leserinnen und Leser, Sie alle haben vermutlich...

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2/2012 H OSPIZ V EREIN K ASSEL E. V. BEGEGNUNGEN Menschen mit Demenz Mitgliederversammlung ’12 Eine Fahrt entlang der Weser Mitteilungen
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2/2012HOSPIZVEREINKASSEL E.V.

BEGEGNUNGEN

Menschen mit DemenzMitgliederversammlung ’12Eine Fahrt entlang der WeserMitteilungen

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Liebe Leserinnen und Leser,

Sie alle haben vermutlich Er-fahrungen mit an Demenz erkrankten Menschen, sei-en es Angehörige, seien es Freunde oder Bekannte. Und Sie können Geschich-ten dazu erzählen, manch-mal solche, die uns lachen lassen, aber auch solche, die uns traurig oder betrof-fen machen. Ich selbst bin als Angehöriger einer an Demenz erkrankten 88-jäh-rigen Dame fast täglich eingebunden in Begegnun-gen und Gespräche und bin dabei, den Umgang mit Menschen, die dieses

Krankheitsbild entwickeln, zu lernen. Denn – auch das kennen Sie vermutlich – solche Begegnungen machen etwas mit mir, sie lösen Empfindungen, Gefühle, Re-aktionen aus. Manchmal spüre ich, wie ich aggressiv werde, manchmal fühle ich mich einfach nur hilflos, manchmal traurig, manchmal kann ich herzlich lachen über das, was meine Gesprächspartnerin sagt. Und dann ist da das Phänomen, dass ein glasklarer Zu-stand fast im gleichen Satz umkippen kann in eine andere Welt. Die Orientierung in Zeit und Raum geht durcheinander. Ein Beispiel: Es waren die Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft. An einem Sonntag spielte Deutschland gegen England. Da ich wusste, dass mei-ne Gesprächspartnerin gern Spiele der deutschen Na-tionalmannschaft sah, schlug ich ihr vor, es bei ihr im Heim gemeinsam anzuschauen. Mittags rief sie mich an: „Wann kommst Du denn?“ Ich: „Das Spiel beginnt um 16 Uhr, ich bin gegen drei bei Dir.“ Sie: „Wir können gar nicht richtig gucken. Sie haben die ganze Wiese vor meinem Fenster mit Bäumen zugepflanzt.“ Ich könnte mittlerweile viele solcher Geschichten er-zählen. Geholfen hat mir ein Buch, das ich vor einiger Zeit empfohlen bekam und gelesen habe: Arno Gei-ger: Der alte König in seinem Exil. Auf anrührende Weise erzählt Geiger die Geschichte seines alzheimer-kranken Vaters und wie die Begegnungen mit ihm ihre Beziehung noch einmal grundlegend verändert.

Dr. Eberhard SchwarzLandespfarrer für Diakonie OLKR i. R. undehrenamtlicher Vorsitzender des Hospizvereins

TitelbildDer Sommer in Kassel ist geprägt von der documenta (13).Hier ein ausschnitt aus einer Installation des senegalesi-schen Künstlers Issa Samb in der Karlsaue.

Wieso nun beschäftigen wir uns in diesem Heft der Begegnungen mit dem Thema Demenz? Die Antwort ist so einfach wie naheliegend. Derzeit gibt es etwa 1,3 Millionen Menschen in unserem Land, die an De-menz erkrankt sind. Die Prognosen sprechen von ei-ner dramatischen Zunahme in den nächsten Jahrzehn-ten. Bis 2050 gehen Experten von einer Verdoppelung auf dann 2,6 Millionen aus. Eine besondere Heraus-forderung besteht darin, dass mit zunehmendem Alter der Anteil der neu Erkrankenden überproportional zunimmt. Liegt die Quote bei den 65–69-Jährigen bei 1,2 %, steigt sie bei den 80–84-Jährigen auf 13,3 %, bei den 85–89-Jährigen auf 23,9 % und bei über 90-Jähri-gen liegt sie bei 34,6 %. Mit anderen Worten: je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir an einer der Formen der Demenz erkranken. Und dies hat unmittelbare Folgen für den ambulanten und stationären hospizlichen Dienst. Denn wir werden es zunehmend mit Patienten zu tun haben, die von dieser Krankheit betroffen sind. Und die Begleitung und Pflege stellt uns vor besondere Aufgaben und He-rausforderungen. So danke ich dem Herausgeberkreis unserer Vereinszeitung, dass sie sich dieser Aufgabe mit diesem Themenheft stellen und wünsche Ihnen eine anregende und vielleicht hilfreiche Lektüre.

Mit guten Wünschen für eine erholsame Sommerzeit grüße ich Sie herzlich als Ihr

Editorial

Dr. eberhard Schwarz

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In Deutschland leben ca. 1,5 Millionen Demenz -erkrankte. Die häufigste Form ist die Alzheimer Krankheit.

Das Krankheitsbild äußert sich in verschiedenen kör-perlichen und psychischen Symptomen. Meist fängt es mit Gedächtnislücken im Kurzzeitgedächtnis an. Ko-gnitive Beeinträchtigungen in Denken und Sinnerfas-sungen kommen hinzu. Im fortgeschrittenen Stadium ist die verbale Kommunikation erschwert. Oft fällt es diesen Menschen schwer, Zustände wie Schmerzen, Angst, Unruhe usw. zu äußern, deshalb sind sie auf besondere Sensibilität in Beobachtung und Deutung ihrer Verhaltensweisen angewiesen.

Demenzerkrankte erleiden ebenfalls andere schwer-wiegende Erkrankungen, die eine palliative Betreuung benötigen. Häufig sind es Tumorerkrankungen im Endstadion, die eine Aufnahme auch in ein stationä-res Hospiz erfordern.

Für Angehörige ist es eine große Herausforderung, diese Menschen zu begleiten. Für sie beginnt oft das Sterben bereits, wenn sich die Persönlichkeit ihres An-gehörigen verändert und z. B. der Ehepartner nicht mehr erkannt wird. Auch sie brauchen liebevolle Be-gleitung in ihrer schweren Situation.

Hilfestellungen in der Sterbephase Die emotionale Wahrnehmung bei Menschen mit Demenz ist oft weitgehend erhalten. Einfühlsame Pflegekräfte und Ehrenamtliche, die Zuwendung und Begleitung geben, sorgen für Sicherheit. Liebende An-gehörige sollten so viel wie möglich mit einbezogen werden und so diesen Menschen Geborgenheit ver-mitteln.

Eine angemessene Kommunikation hilft Demenzer-krankten:– Sprechen Sie den Erkrankten von vorne an und

gewähren Sie ihm Blickkontakt.– Wichtig ist, in dem was man tut und sagt, authen-

tisch zu sein. Durch intensives Einfühlen „fühlt“ der Erkrankte, wie es Ihnen geht. Wenn Ihr Ver-

halten nicht kongruent ist, verwirrt es ihn.

– Sprechen Sie in seiner Gegenwart nicht über ihn. Er möchte in das Geschehen mit einge-schlossen sein, auch wenn er verbal dazu nicht mehr in der Lage ist.

– Sprechen Sie einfache, langsame Sätze und er-klären Sie pflegerische Handlungen.

– Der Demenzerkrankte braucht mehr Zeit, um sich auf Situationen ein zustellen.

Der Erkrankte fühlt Ihre Wertschätzung und es ist et-was Besonderes, auf dieser Ebene zu kommunizieren.

Berühren im Begleiten– Durch Körperkontakt merkt der Erkrankte: „Ich

bin nicht allein“.– Unklare und flüchtige Bewegungen lösen bei ihm

Abwehr aus. Eindeutige und klare Berührungen sind für ihn angenehm.

– Eine Begrüßung am Anfang sollte z. B. nicht mit Handschlag erfolgen, denn diese rufen häufig Abwehrmechanismen hervor. Nach Absprache al-ler Beteiligten in der Begleitung dieser Menschen sollte man eine Initialberührung ritualisieren, z. B. an der Schulter. Die Berührung am Körperstamm empfindet der Erkrankte angenehmer. Diese Art von Berührungen erreichen tiefere Schichten im Stammhirn und können so angenommen wer-den. Wichtig ist jedoch zu bedenken, dass nicht jedem Sterbenden Berührungen angenehm sind. Auch hier ist von der pflegenden Person ein ho-hes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich.

Menschen mit Demenz

Sterbebegleitung von Menschen mit Demenz

Heike trauernicht

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Mundpflege in einer Phase des Lebens, wenn Essen nicht mehr möglich ist. Hier gibt es eine Möglichkeit, auch Angehörige mit in die Pflege einzubeziehen. Mundtrockenheit durch Flüssigkeitsmangel in der Sterbephase kann der Er-krankte als sehr unangenehm empfinden. Abhilfe kön-nen Lieblingsgetränke des Menschen sein. Man kann sie in Form von feinem Sprühnebel in den Mund ge-ben oder kleine Eiswürfel daraus herstellen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und Angehörige können durch Anleitung in diesem Bereich vermittelt bekommen, wie viel sie für ihren Angehörigen noch tun können.

SchmerztherapieDie meisten Menschen haben nicht Angst vor dem Tod, sondern davor, dass sie in ihrer Sterbephase lei-den und Schmerzen haben. Es ist eine der häufigsten geäußerten Wünsche, beim Sterben nicht leiden oder Schmerzen haben zu müssen.

Die Schmerzbehandlung hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Leider kommt es immer wieder vor, dass Demenzerkrankte gar keine oder zu wenig Schmerzmittel erhalten. Sie können ihre Schmerzen nicht mehr angemessen verbalisieren und sind manch-mal weder in der Lage, ihn zu orten, noch ihn zu benennen.

Hier ist eine sehr gute Krankenbeobachtung von besonderer Bedeutung. Eine große Hilfe beim Be-urteilen und Erfassen von Schmerzen bei Demenzer-krankten kann die BESD-Skala sein (= Beurteilung von Schmerzen bei Demenz). Beobachtungskriterien wie Atmung, negative Lautäußerungen, Gesichtsausdruck, Körpersprache und Reaktion auf Tröstung erhalten einen Punktwert und ermöglichen so eine gezielte Verabreichung eines Schmerzmittels.

Im Hospiz gibt es Bedarfsmedikationen gegen Schmerzen, die vom behandelnden Arzt angeordnet sind und in einem solchen Fall verabreicht werden.Eine adäquate Schmerztherapie gehört zum würdevol-len Sterben.

Menschen mit Demenz erleben körperliche Verän-derungen, wenn ihr Sterben naht. Sie können nicht mehr darüber reden oder gar verstehen, was vor sich geht. Manchmal tauchen sie aber noch einmal klar im „Jetzt“ auf und erstaunen ihre Angehörigen mit bewe-genden Momenten.

Für mich bedeutet es etwas Besonderes, diese Men-schen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten und es erfüllt mich, wenn sie sich sicher, geborgen und schmerzfrei fühlen.

Heike TrauernichtPflegefachkraft im Hospiz

Quellenangaben:Stephan Kostrzewa, Palliative Pflege von Menschen mit Demenz, Verlag Hans Huber, Bern 22010Pflege und Medizin, Ausgabe 27/2009

Angebote der ZEDA in Kassel

Gruppen für AngehörigeAngehörigengesprächskreis am Mittwoch plus Betreu-ungsgruppe – Angehörigencafégruppe am Donners-tag parallel zur Betreuungsgruppe – Selbsthilfegruppe

Gruppen für BetroffeneBetreuungsgruppen für Menschen mit Demenz bieten Geselligkeit und Abwechslung vom Alltag. Die Betreu-ungsgruppen für Menschen mit Demenz finden an unterschiedlichen Wochentagen statt, jeweils für drei Stunden von 14.30 bis 17 Uhr. Im ZEDA oder in den Räumen des Sozial- und Kulturzentrums Mittelpunkt im Brückenhof.

Diakonisches Werk KasselZentrum für Menschen mit Demenz und Angehörige (ZEDA), Hafenstraße 17, 34125 KasselFrau Dorothea Bathe, Tel.: 0561 21414E-Mail: [email protected]

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Interview mit Anja Baum, Pfarrerin der Evangeli-schen Kirche in Kassel

In Ihrer Arbeit als Gemeindepfarrerin in der Kirchen-gemeinde Kassel-Mitte feiern Sie in der Unterneustäd-ter Kirche insbesondere auch mit an Demenz erkrank-ten Menschen und ihren Angehörigen Gottesdienste und sind seelsorgerliche Begleiterin der so erkrankten Bewohner und Bewohnerinnen in den DiHaKa, den Diakonischen Hausgemeinschaften Kassel. Inwieweit unterscheidet sich die Seelsorge für diesen Personen-kreis von der für andere?

Anja Baum: Die seelsorgerliche Begleitung unterschei-det sich vor allem in der Art der Kommunikation. In der Begegnung mit dementiell Erkrankten achte ich vor allem auf eine einfache Sprache. Dann versuche ich vor allem, an den emotionalen Erlebnishorizont in der Biografie und den religiösen Bedürfnissen an-zuknüpfen. Menschen, die mit einer Demenz leben, leiden vor allem daran, dass die Menschen, die ihnen begegnen, sie oft mit ihren Defiziten und dem, was sie nicht mehr können und wissen, konfrontieren. Das führt zu Verunsicherung und innerem Rückzug. Sie in der seelsorgerlichen Begegnung die Würde spü-ren zu lassen, die Gott ihnen zuspricht und die nicht verloren geht, ist mir dabei wichtig. All das Gute und Schöne aufleuchten zu lassen, das auch noch da ist. Dies geschieht auch auf non-verbale Art und Weise. Die sinnlichen Erfahrungen wie das Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Tasten nehmen einen breiten Raum ein.

Warum besondere Gottesdienste? Was ist daran anders?

Anja Baum: Dies beginnt schon in der Vorbereitung. Gemeinsam mit MitarbeiterInnen der Diakoniestati-on Kassel-Mitte, der Beratungsstelle ZEDA (Zentrum für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen), der DiHaKa und der Kirchengemeinde bereiten wir

diese Gottesdienste vor. Das bereitet uns immer sehr viel Freude, und es er-geben sich daraus intensive persönliche Gespräche. Lei-tend bei der Vorbereitung ist dabei die Frage, wo gibt es Verknüpfungen zu den Lebensgeschichten und den religiösen Bedürfnissen der Gottesdienstbesucher? Nicht die verbal-kognitive Verkündigung steht im Vor-dergrund. Vielmehr achten wir bei der Gestaltung der Gottesdienste vor allem auf eine einfache Sprache und kurze Textsequenzen. Bei der Verkündigung beziehen wir sinnliche Erfahrungen, Zeichen und Handlungen mit ein, ebenso Erzählungen aus dem Leben, Bilder, Symbole. Wir wählen vertraute Lieder und Texte aus. So wird der Gottesdienst als ein Kommunikationsge-schehen erlebt auf der sprachlichen und nicht-sprach-lichen Ebene.

Zu den Gottesdiensten versammelt sich immer die ganze Gemeinde. Früher hießen die Gottesdienste „Demenzgottesdienste“. Von dieser Bezeichnung ha-ben wir uns nun verabschiedet und nennen sie „Got-tesdienste gemeinsam mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen“. Das klingt zwar etwas umständ-lich, aber es bringt zum Ausdruck, worum es uns geht: Wir feiern gemeinsam. Jeder, der kommt, ist herzlich willkommen. Ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Hier darf auch vieles sein, was andernorts als störend empfunden wird. Das erleben gerade Angehörige als entlastend. Hinter all dem steht der Wunsch, dass die Gottesdienstbesucher sich wertgeschätzt erfahren und Gemeinschaft in Gottes Haus erleben.

Auch das anschließende Zusammensein beim Mittag-essen ist noch mal eine sehr schöne Form der Begeg-nung und des Miteinanders von Menschen in sehr unterschiedlichen Lebensphasen.

„Wie der Himmel so blau“ * – Spirituelle Begleitungvon Menschen, die mit Demenz leben

anja Baum

* „Wie der Himmel so blau“ war das Motto eines Himmelfahrts-

gottesdienstes am 17. Mai 2012 mit Demenzkranken und ihren

Angehörigen in der Kirche Unterneustadt in Kassel.

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Woran kann man spirituelle Bedürfnisse von Men-schen, die mit Demenz leben, erkennen und ihnen nachgehen?

Anja Baum: Auch wenn alles Äußere im zunehmen-den Alter und bei einer fortschreitenden Demenz zu zerfallen scheint, bleiben die emotionalen und religi-ösen Bedürfnisse erhalten – die Sehnsucht nach Halt und Sicherheit, Schutz, Geborgenheit und Vertraut-heit.

Ich mache dazu konkrete Angebote, z. B. Segnen mit Handauflegen, Gebete, Singen, Bilder betrachten, und achte darauf, wie die Menschen darauf reagieren, z. B. ob und wie der Gesichtsausdruck oder der Atem sich verändert bei Menschen, die sich nicht mehr ver-bal verständigen können. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen von Herzen dankbar sind, wenn wir ihnen einen Raum schaffen, wo die Liebe und Nähe Gottes erfahren werden kann.

Was können wir aus Ihren Erfahrungen für den seelsorgerlichen Umgang mit demenziell erkrankten Menschen in unserer Hospizarbeit lernen? Welche Unterstützung, welche Ermutigung können Sie uns als Haupt- und Ehrenamtliche, als betroffene Ange-hörige und als Leser dieses Heftes geben?

Anja Baum: Die Begegnung mit demenziell Erkrank-ten bringt uns in Kontakt mit unseren eigenen Ängs-ten, Grenzen und unseren religiösen Bedürfnissen nach letzter Geborgenheit. Menschen mit Demenz haben ein besonders feines Gespür für Stimmungen und nehmen wahr, ob das, was wir sagen und tun, stimmig ist zu unserer Person. Daher ist es wichtig, auf die eigene innere Entdeckungsreise zu gehen, um zu schauen, was meiner Seele gut tut und mein Vertrauen stärkt. Dann kann ich auch offen sein und erspüren, was die Menschen, die ich begleite, emotional und religiös benötigen, damit sie geborgen und getröstet sterben können.

Das Interview führte Christa Joedt, Leitung Hospiz Kassel.

Die Diakoniestationen Kassel sind in drei Wohnge-meinschaften in Kassel und Baunatal tätig. Wir bieten den Menschen mit Demenz und deren Angehörigen eine 24-Stunden-Pflege und -Betreuung vor Ort an. In einer Wohngemeinschaft leben neun bzw. zehn Men-schen, die an einer Demenz erkrankt sind, zusammen und erhalten von unseren Mitarbeiterinnen und von den Angehörigen am Alltag orientierte Hilfe – rund um die Uhr. Ziel ist es, den Menschen mit Demenz mit seinen Fähigkeiten so zu begleiten, dass ein Teil der Alltagskompetenz möglichst lange erhalten bleibt. Deshalb werden sie in die vor allem hauswirtschaftli-chen Tätigkeiten aktiv eingebunden. In dem Selbstver-sorgerhaushalt gehören Wäscheversorgung, Speisen-zubereitung, Einkaufen, Reinigen der Wohnung und der Zimmer zu den täglich durchgeführten Aufgaben. Hilfe und Assistenz bei der Körperpflege, beim Es-sen und Trinken und bei anderen alltäglichen pfle-gerischen Tätigkeiten werden ebenfalls dem jeweili-gen Tempo des Menschen mit Demenz angemessen durchgeführt, um Restfähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Durch die überschaubare Gruppe nimmt das Zusammenleben familienähnliche Züge an. Es entstehen Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Wohngemeinschaft und zwischen den Angehörigen.

Mit Fortschreiten der Demenz nehmen die Fähigkei-ten allerdings ab, die Anleitung und Begleitung durch Mitarbeiterinnen wird immer intensiver, pflegerische Aufgaben nehmen zu. Durch die intensive Beziehungs-arbeit, die in einer Wohngemeinschaft an der Tages-ordnung ist, sind Bedürfnisse und Gewohnheiten der Menschen mit Demenz den Mitarbeiterinnen be-kannt. Dadurch konnten und können Menschen mit Demenz eine sehr individuelle und bedürfnisorientier-te Begleitung bis zu ihrem Tod erfahren.

Hansjürgen Falk-DietrichPflegedienstleitungDiakoniestation Kassel-West

Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz

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Termin und Ort der Mitgliederversammlung:Dienstag, 27. März 2012, 19.30 Uhr, im Regionalhaus Adolph Kolping, Die Freiheit 2, 34117 Kassel

1. Begrüßung und Eröffnung durch den 1. Vorsit-zendenDer Vorsitzende Dr. Schwarz eröffnet die Mitglieder-versammlung vor Eintritt in die Tagesordnung mit Gedanken zur Passionszeit und der Grenzerfahrung Angehöriger Sterbender.Dr. Eberhard Schwarz begrüßt die anwesenden Mit-glieder des Hospizvereins und stellt fest, dass zu der Mitgliederversammlung fristgerecht und ordnungsge-mäß eingeladen wurde. Die Mitgliederversammlung ist mit 23 stimmberechtigten Mitgliedern beschluss-fähig.Die Tagesordnung wird mit einstimmiger Billigung der Mitgliederversammlung um den Tagesordnungs-punkt „8. Bestellung der Kassenprüfer“ erweitert.Die darauf folgenden Tagesordnungspunkte „Vor-standswahlen“ und „Verschiedenes“ erhalten die Zif-fern 9. und 10.

2. Bericht aus der Beratungs- und Geschäftsstelle des HospizvereinsDie geschäftsführende Koordinatorin Frau Booth und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen Frau Pfeiffer und Frau Moser berichten über die Arbeit des Vereins im Jahr 2011:Im Berichtsjahr wurden ca. 7 Tsd. Stunden ehrenamt-licher Begleitungen im ambulanten und stationären Hospiz erbracht. Darüber hinaus bringen sich ver-schiedene Menschen mit ihrer Arbeitszeit und ihren Kompetenzen in anderen Bereichen der Vereinsarbeit ehrenamtlich ein.Der Verein hat zur Zeit 344 Mitglieder und 103 ehren-amtlich Mitarbeitende. Davon sind 88 im ambulanten Bereich einsatzbereit und etwa 30 Ehrenamtliche ar-beiten im stationären Hospiz mit.Frau Booth berichtet über herausragende Ereignisse, vielfältige Veranstaltungen und besondere Formen der Unterstützung der Arbeit des Vereins im Jahr 2011. Besondere Erwähnung finden die Fundraisingaktion

unter Federführung von Herrn Pfr. Leidorf und die Erstellung der Vereinszeitschrift Begegnungen.Das Hauptamtlichenteam wurde 2011 durch den Praktikanten Timo Eichler unterstützt, ihm folgt im Jahr 2012 Frau Röttger.Als besonders erfolgreichen Bereich der Öffentlich-keitsarbeit stellt Frau Moser die lebhaft nachgefragte Durchführung von Unterrichtseinheiten in Grund-schulen und Oberstufen vor.Der Verein ist eingebunden in regionale und überregi-onale Netzwerke der Hospiz- und Palliativarbeit. Da-raus erwachsen vielfältige Kooperationsbeziehungen. Frau Booth ist Mitglied im Vorstand des Hospiz- und Palliativverbandes Hessen e.V., der Einfluss auf die Landespolitik nimmt.

3. Bericht aus dem stationären HospizHerr Uhlenbrock verliest den Bericht der Geschäfts-führerin des stationären Hospizes, Frau Joedt, die an der Teilnahme verhindert ist.Erstmalig konnten die Entgelte im stationären Hospiz erhöht werden. Die Steigerung der von den Kranken-kassen gewährten Tagessätze um 6,78 Euro pro Platz tragen erheblich zur Begrenzung der Defizites bei.Veränderungen in der Inanspruchnahme des statio-nären Hospizes erklären sich durch die zunehmende Zahl alternativer Angebote, wie die Spezialisierte Am-bulante Palliativersorgung – SAPV – und die Zunahme anderer stationärer palliativer Versorgungsformen in der Region.Im Jahr 2011 konnte das stationäre Hospiz die Bele-gungsquote von 86 % verzeichnen. Der Arbeitsdruck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich durch die Verkürzung der Verweildauern und die er-höhten Aufnahmezahlen erhöht. Durch die Integration neuer hauptamtlich Mitarbei-tender hat sich das Team verjüngt.Frau Joedt dankt für die Unterstützung des Hospizver-eins, für die engagierte Mitarbeit der ehrenamtlichen Hospizhelfer und die Zusammenarbeit mit dem Ver-ein im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung 2012 des Hospizvereins Kassel

Mitgliederversammlung 2012

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4. Bericht des SchatzmeistersHerr Schaefers legt den Vereinsmitgliedern den Jahresabschluss 2011 mit dem Vorjahresvergleich vor. Er dankt den Mitarbeiterinnen des Caritas-Ver-bandes, insbesondere Frau Kuhhaupt, für die zuver-lässige Verbuchung und Bereitstellung der Zahlen. Anschließend erläutert er die einzelnen Einnahme-, Ausgabe- und Bestandspositionen. Das Jahr 2011 schließt mit einem negativen Einnahme-/Ausgabesal-do von -15.203,20 Euro. Durch die Hinzurechnung der Bestände in Höhe von 169.312,85 Euro errechnet sich ein Gesamtergebnis zum Stichtag 31.12.2011 von 154.109,65 Euro.

Die Refinanzierung der Arbeit nach § 39a SGB V hat sich zwar verbessert, kann allerdings nur einen Teil der Aufwendungen tragen. Der Verein ist weiter auf den Zufluss von Beiträgen und Spenden angewiesen. Nicht zufriedenstellend ist, dass für Privatversicherte keine dem § 39 a SGB V entsprechende Förderung zu erzielen ist.

5. Bericht der KassenprüferIn Abwesenheit der Kassenprüfer trägt der hierfür autorisierte Herr von Rundstedt den Prüfbericht vor.

Die Kassenprüfer Herr Zindel und Herr von Friede-burg haben am 22.02.2012 die Kassenbücher und Be-lege des Vereins geprüft. Es gab keine Beanstandun-gen hinsichtlich der Kassenführung.

6. Beschluss über den JahresabschlussDie Mitgliederversammlung beschließt den Jahres-abschluss 2011 einstimmig ohne Enthaltung und ohne Neinstimmen.

7. Entlastung des VorstandesHerr von Rundstedt stellt den Antrag auf Entlastung des Vorstandes. Die Entlastung wird bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder einstimmig erteilt.

8. Bestellung der KassenprüferFür die Bestellung der Kassenprüfer werden die Herren Zindel, von Rundstedt und von Friedeburg angefragt.

9. VorstandswahlenDer Vorsitzende, Herr Dr. Schwarz, erklärt, dass alle Vorstandsmitglieder zur Wiederwahl zur Verfügung stehen. Es sind keine weiteren Kandidaturen angemel-det worden.

Mit einstimmigem Votum wird Frau Dekanin Hein-rich zur Wahlleiterin bestimmt.Frau Heinrich fragt, ob die schriftliche geheime Wahl gewünscht wird. Das ist nicht der Fall.Die Vorstandsmitglieder sind demnach einzeln durch Handaufhebung zu wählen.Vor dem Wahlgang stellen sich die Kandidaten mit Angaben zur Person den Mitgliedern vor.

Für die Position des 1. Vorsitzenden kandidiert Herr Dr. Eberhard Schwarz. Er wird einstimmig ohne Ge-genstimmen und bei Enthaltung des Betroffenen ge-wählt. Herr Dr. Schwarz nimmt die Wahl an.

Für die Position der 2. Vorsitzenden kandidiert Frau Dr. Anke Ockenga. Sie wird einstimmig ohne Gegen-

Der alte und neue Vorstand (v. l. n. r.): meinolf Schaefers, Dr. eberhard Schwarz, martin müller, Dr. anke ockenga, Petra nagel.

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stimmen und bei Enthaltung der Betroffenen gewählt. Frau Dr. Ockenga nimmt die Wahl an.

Für die Position des Schatzmeisters kandidiert Herr Meinolf Schaefers. Er wird einstimmig ohne Gegen-stimmen und bei Enthaltung des Betroffenen gewählt. Herr Schaefers nimmt die Wahl an.

Für die Position des Schriftführers kandidiert Herr Martin Müller. Er wird einstimmig ohne Gegenstim-men und bei Enthaltung des Betroffenen gewählt. Herr Müller nimmt die Wahl an.

Für die Position des Beisitzers kandidiert Frau Petra Nagel. Sie wird einstimmig ohne Gegenstimmen und bei Enthaltung der Betroffenen gewählt. Frau Nagel nimmt die Wahl an.

10. VerschiedenesEs gab keine Anliegen für diesen Tagespunkt.Der Vorsitzende schließt die Mitgliederversammlung um 21 Uhr.

Martin MüllerSchriftführer im Vorstand des Hospizvereins

Forum Palliativmedizin und HospizarbeitVeranstalter: Akademie für Palliativmedizin, Palliativ-pflege und Hospizarbeit Nordhessen e. V. (APPH)

Mittwoch, 22. August 2012, 15.30 UhrSchuldgefühle bei Kranken und AngehörigenReferent: Thomas GernerOrt: Regionalhaus Adolph Kolping, Die Freiheit 2, 34117 Kassel

Mittwoch, 19. September 2012, 15.30 UhrTrauer in der letzten Lebensphase – Gedanken zum Umgang mit Betroffenen und ihren AngehörigenReferentin: Doris WeißenfelsOrt: Rotes Kreuz Krankenhaus, Hansteinstr. 29,34121 Kassel

Termine

Mittwoch, 10. Oktober 2012, 15.30 bis 19.45 UhrHerbstforum: Selbsttötungswunsch bei TodkrankenLeitung: Dr. Alfred Simon, Dr. Wolfgang Spuck; ver-schiedene ReferentenOrt: Bürgersaal des Rathauses Kassel, Obere Königs-straße 8, 34117 Kassel

Mittwoch, 21. November 2012, 15.30 UhrFallbesprechungReferenten: Dr. Michael Schmidt, Dr. Wolfgang SpuckOrt: Regionalhaus Adolph Kolping, Die Freiheit 2, 34117 Kassel

Offenes TrauercafeBei einem gemeinsamen Frühstück wollen wir Trau-ernden die Möglichkeit geben, sich zwanglos zu tref-fen, zu reden, sich zu erinnern oder einfach zusammen zu sein. Das Angebot wird von geschulten ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins organisiert und begleitet.Die nächsten Termine:

31. August28. September26. Oktober30. November

Jeweils von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr im Gruppenraum des Hospizverein Kassel e.V. im Regionalhaus Adolph Kolping (4. Stock), Die Freiheit 2, 34117 Kassel.

Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizbe-gleiterinnen und -begleiterIm Januar 2013 bietet der Hospizverein Kassel wieder einen Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizbe-gleiterinnen und -begleiter an.Genauere Informationen erhalten Sie in unserer Ge-schäftsstelle telefonisch unter 0561 7004-162 oder per E-Mail: [email protected]

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Für Samstag, 16. Juni 2012, waren alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospizvereins zu einer gemeinsamen Fahrt entlang der Weser eingeladen.

Zunächst führte unser Weg ins Kloster Corvey bei Höxter. Eine informative Führung und das Besichti-gen der prachtvollen ehemaligen Reichsabtei standen zunächst auf dem Programm.

Ein Besuch der Kirche und ein Gang durch die Außen-anlagen rundeten den kulturellen Teil ab.

Im Anschluss daran konnten wir uns im Restaurant, dass sich auf dem Klostergelände befindet, ausgiebig stärken, um danach die Weiterfahrt zur Benediktine-rinnen-Abtei Herstelle anzutreten.

In Herstelle gab es die Möglichkeit an einem Stun-dengebet der Schwestern teilzunehmen und/oder den gut sortierten Klosterladen zu besuchen.

Bei Kaffee und leckerem Kuchen versammelten wir uns im Gästehaus der Abtei und danach hörten wir von Schwester Lucia einige interessante Zitate und Weisungen aus der Benediktregel, der Grundlage für das geistige Zusammenleben der Ordensschwestern.

Die Brücken, die sich daraus auch zu unserer Hospiz-arbeit schlagen lassen, wurden beim anschließenden Austausch besonders in den Blick genommen und diskutiert.

Die spürbar gute Stimmung der gesamten Gruppe und die positiven Rückmeldungen am Ende des Tages sind für uns eine doppelte Freude. Das Programm hat den Teilnehmenden offenbar gut gefallen, das freut uns sehr. Das Beisammensein hat Spaß gemacht und stärkt unsere Gemeinschaft, auch im Hinblick auf die gemeinsamen Aufgaben.

Ulla PfeifferKoordinatorin des Hospizvereins

Eine Fahrt entlang der Weser …

obenDas Westwerk der ehemaligen abteikirche corvey

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links obenehrenamtliche auf dem Weg zum mittagessen

rechts obenBlick in den altarraum der ehemaligen abteikirche corvey mit seiner ausstattung in üppigem Paderborner Barock

links untenBlick in einen gewölbten Kreuzgangflügel der ehemaligen abtei corvey

rechts untenunser Vorsitzender, Dr. Schwarz, am Busmikrofon

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obenan der Klosterpforte der Benediktinerinnen-abtei Herstelle

linksSchwester Lucia

links untenHeiteres Kaffeetrinken im Gästehaus St. Scholastika

rechts unten… zwischen den Regenpausen …

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Wir danken für Spenden

Eine besondere Unterstützung wurde und wird uns durch die Aktion von Herrn Schäfer zuteil. Herr Schä-fer, der auf der Wilhelmshöher Allee 116 das „Bistro Queerbeet“ betreibt, hat auf dem Tresen ein Spar-schwein zugunsten des Hospizvereins Kassel platziert. Im April leerten wir es gemeinsam und Herr Schäfer überreichte uns den Inhalt: 91,54 Euro.

Herzlichen Dank für dieses besondere Engagement!

Uta BoothGeschäftsführende Koordinatorindes Hospizvereins

Auch dieses Jahr hatten wir die Freude, nach erfolg-reichem Abschluss des Vorbereitungskurses 19 neuen Ehrenamtlichen das Zertifikat für ehrenamtliche Hos-pizbegleiterinnen und -begleitern auszuhändigen und sie in den Reihen der Ehrenamtlichen des Hospizver-eins begrüßen zu können.

Mit viel Engagement und Interesse hat die Gruppe aus Frauen und Männern am 23. Januar 2012 den Kurs begonnen und mit der Zertifikatsübergabe am 21. Mai zu Ende geführt. In vier Wochenendblöcken, vier Themen- und Reflexionsabenden sowie einer Praktikumsphase im ambulanten und stationären Be-reich wurden sie auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet.

Neue ehrenamtliche Hospiz­begleiterinnen und ­begleiter

Wir wünschen unseren „Neuen“ viele guten Erfahrun-gen in der Hospizarbeit und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Jan UhlenbrockKoordinator des Hospizvereins

linksHerr Schäfer vom „Bistro Querbeet“ und uta Booth,zusammen mit dem noch intakten Sparschwein.

rechtsDie neuen ehrenamtlichen Hospiz begleiterinnen und -be-gleiter (v. l. n. r.):Frau Schein, Frau Rahmann, Frau oerder, Frau Goßmann, Frau c. Schmidt, Frau Kuniß, Frau Koinzer, Frau Scheler, Frau Schlüter, Frau eichenberg, Frau Dresbach, Frau Sarzo-Dippel, Herr noack, Frau Röttger, Frau Hoffmann-Krumm, Herr Biehlig, Frau ohlich.nicht auf dem Bild: Frau Gilfert und Frau m. Schmidt

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„… ich ein Leben bis zum Ende würdevoll begleiten und gleichzeitig Sterbenden und Angehörigen helfen möchte, Unaussprechliches in Worte zu fassen.“

Lothar MerkwirthEhrenamtlicher im ambulanten Bereich

„Ich engagiere mich im Hospizverein Kassel, weil …“

„… ich die Erfahrung gemacht habe, dass es Pflegende viel Kraft kostet, Menschen auf ihrem letzten Weg in häuslicher Umgebung zu betreuen. Meine Begleitung kann da eine kleine Entlastung und Hilfe sein – so-wohl physisch wie psychisch.“

Gisela SchaubEhrenamtliche im ambulanten Bereich

„… ich tue es einfach: Ich möchte den Angehörigen Gelegenheit geben für ein Gespräch, ich möchte die Pflegenden entlasten; ganz wichtig ist mir, für den Hospizgast da zu sein, vielleicht kann ich helfen, zu-hören und aufmerksam sein, um noch kleine Wün-sche zu erfüllen. Begleitung ist für mich: ein Stück auf dem Weg mitzugehen.“

Irmgard BirkholzEhrenamtliche im stationären Bereich

„… mich in einer Zeit, in der ich über mein (damals) zukünftiges Rentnerdasein nachdachte, ein kleiner Ar-tikel aufmerksam werden ließ, mit dem ein Nachfolger für den bisherigen Gestalter dieser Zeitschrift gesucht wurde. Und da ich viele Jahre bei der Arbeitsgemein-schaft Friedhof und Denkmal und ihrem Museum für Sepulkralkultur mit Ähnlichem beschäftigt war, fühlte ich mich berechtigt, die Hand zu heben.“

Wolfgang NeumannEhrenamtlicher Mitarbeiter bei den „Begegnungen“

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BEGEGNUNGEN Das Mitteilungsblatt des Hospizvereins Kassel e. V. erscheint in freier Folge.

Herausgeber: Hospizverein Kassel e. V.

Redaktion: Dr. Eberhard Schwarz (V.i.S.d.P.) Uta Booth, Christa Joedt, Jan Uhlenbrock Ute Wagner

Anschriften: Vorsitzender des Hospizvereins: Dr. Eberhard Schwarz, Knüllweg 19, 34134 Kassel

Geschäfts­ und Beratungsstelle des Hospizvereins: Die Freiheit 2, 34117 Kassel Tel. 7004­162, Fax 7004­229 info@hospizverein­kassel.de www.hospizverein­kassel.de

Spendenkonten: Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel Konto 469 (BLZ 520 604 10) Kasseler Sparkasse Konto 10 32 747 (BLZ 520 503 53) Kasseler Bank Konto 101 22 57 04 (BLZ 520 900 00)

Zuschriften (Leserbriefe, Anregungen usw.) erbeten an die Geschäftsstelle des Hospizvereins

Kooperationspartner: Stationäres Hospiz Kassel Konrad­Adenauer­Straße 1, Tel. 316 97 65, Fax 316 97 67. leitung@hospizkassel­gesundbrunnen.org www.hospizkassel­gesundbrunnen.org

Fotos: S. 1: Ellen Reiß, privat; S. 2: Eberhard Schwarz, privat; S. 3: Heike Trauernicht, privat; S. 5: Anja Baum, privat; S. 8, 13: Hospizverein Kassel; S. 10–12: Uta Booth, Kassel; S. 14 r. o.: Gisela Schaub, privat; S. 14 l. M.: Lothar Merkwirth, privat; S. 14 r. M.: Hospiz Kassel; S. 14 u. l.: AFD­Archiv (Frank Hellwig); S. 15: AFD­Archiv (W. Neumann); S. 16: Rowohlt­Verlag, Reinbek.

Layout: Wolfgang Neumann

Druck: Saxoprint GmbH, Dresden

Mitglied imDiakonischen Werkin Kurhessen Waldeck e. V.

31. August 2012 bis 27. Januar 2013„SCHWARZ …“Ausstellung des Museums für Sepulkral kultur,Weinbergstraße 25–27, 34117 Kassel

Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens widmet sich das Museum für Sepul kralkultur jener Farbe, die auf-grund ihrer physiologisch-psychologischen Wirkung und darauf aufbauender Bräuche als die Farbe von Tod und Trauer gilt: SCHWARZ.

Das inhaltliche Spektrum der Ausstellung reicht von der etymologischen Bedeutung des Farbbegriffes über die physikalische Entschlüsselung dieser „Unfarbe“ bis hin zu deren künstlerischer und kultureller Bedeutung.

In vielen Bräuchen spiegelt sich die vielschichtige, meist „tragische“ Symbolik der Farbe Schwarz wieder, die im Volksglauben früherer Jahrhunderte fest veran-kert war. Darüber hinaus greift die Ausstellung den „heiter-ironischen“ Aspekt von Schwarz auf, wie er

als „Schwarzer Humor“ im Kontext von Sterben, Tod und Trauer zu finden ist. Den Abschluss der Ausstel-lung bildet ein Exkurs zum gegenwärtigen Status jener Todes- und Trauerfarbe und deren gesellschaftlicher Wahrnehmung – mit überraschenden Erkenntnissen für viele Besucher!

Schwarz

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Bücher

Inge Jens, Unvollständige ErinnerungenHardcover: Rowohlt-Verlag, Reinbek 2009, 320 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-498-03233-3.Taschenbuch: rororo, Reinbek 2010, 320 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-499-62610-4.

Es handelt sich um einen Lebensbericht der 1927 in Hamburg geborenen bedeutenden Literaturwissen-schaftlerin. Sie erzählt über die Hamburger Bomben-nächte, die ihr Weltbild geprägt haben, über Kindheit und Jugend nach dem Krieg, über das Studium in Tü-bingen und das Kennenlernen eines Hausgenossen, der ebenfalls Hamburger und Lehrbeauftragter für Griechisch und Assistent am philologischen Seminar war. Die gemeinsame geografische Herkunft führte zu ersten Kontakten und schließlich 1951 zur Heirat mit Walter Jens.

Das Leben verlief zunächst in festgefügten Bahnen als Professorengattin in der Universitätsstadt Tübingen, an der Seite eines berühmten Mannes. Das ändert sich erst 1959, als sie sich mit der Familie Mann be-schäftigt, was bei ihr zu einer lebenslangen Betätigung führt. Erst als das Buch „Frau Thomas Mann. Das Leben der Katharina Pringsheim“ erscheint, wird In-ge Jens im Alter von 75 Jahren gleichberechtigt mit ihrem Mann als Autorin genannt. Die Erinnerungen sind also auch eine Emanzipationsgeschichte.

Im letzten Kapitel wendet sich die Autorin der Gegen-wart zu, in der Walter Jens seine selbstständige Persön-lichkeit verliert. Anerkennenswert ist die Haltung mit der die Verfasserin über das Abgleiten des Ehemanns in die Altersdemenz berichtet. Hierüber ist schon ei-niges geschrieben und diskutiert worden. Wenn aber die am meisten Betroffene, die Ehefrau, erzählt, hat dies doch einen anderen Stellenwert. Durch die Er-krankung wird eine 60 Jahre währende geistige Ge-meinschaft und ein Austausch unterbrochen. Durch die fürsorgende Hingabe droht die spät erhaltene Freude an der Selbstbestimmung zu zerbrechen. Aber mit dankbarer Gefasstheit und mit nüchterner Klar-heit und ohne Selbstmitleid schildert die Autorin den Krankheitsverlauf ihres Mannes.

Bemerkenswert ist die einfache und offene Darstel-lung der Schwierigkeiten, aber auch der beglückenden Erlebnisse. Es werden die Mühsal und Ängste nicht verschwiegen und dennoch ist dieses Buch bis zum Ende tröstlich: z. B. wenn Walter Jens nach nur einem unter größten Anstrengungen zu bewerkstelligen Kon-zertbesuch sagt: „Das war wunderbar.“

Marianne KnittelEhrenamtliche Hospizbegleiterin


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