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automobil Europa: Deutschland zieht das Ergebnis nach...

Date post: 03-Nov-2019
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WIRTSCHAFT Nr. 3 | 19. Januar 2011 20 automobilrevue Europa: Deutschland zieht das Ergebnis nach unten VERKÄUFE 2010 Während die Schweiz um 10,6% zulegt, sank der Absatz in der EU. Schuld: die deutsche Ab- wrackprämie. Bedrohliches aus China? Hier stehen Autos der Marke Great Wall für den Export nach Italien bereit. Foto: Werk Marken in Europa: Gewinner und Verlierer Klare Gewinner im Jahr 2010 in Europa (vgl. Tab. unten) waren Land Rover (+18,2 %) vor Volvo (+12,0%) und Nissan (+9,2 %). Der europäische Marktführer VW hat ein Mi- nus von 7,4 % zu verzeichnen. Den grössten Sprung nach vorne bei den deutschen Autobauern hat BMW-Mini gemacht. Beachtenswert ist auch der Aufstieg von Dacia mit einem Plus von 9,1 %. Da- cia wird wohl 2011 an Kia und Seat vorbeiziehen. ÜBERLEBT SAAB? Bei den Verlierern gibt es ein klares Bild. Saab ist mit knapp 3 500 Verkäufen und einem Minus von 87 % im Markt nicht mehr wahrnehmbar. Das war nach den langen Wirren um die Zukunft der Ex-GM-Tochter vorauszusehen. Nach Ein- schätzung des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen ist der Niedergang der Marke nicht aufzuhalten. VERLIERER Hohe Verluste verzeichnen europaweit auch Chrysler, Honda, Suzuki und Toyota. Honda, die frühere Aufsteigermarke, hat kein Konzept und wird Schritt für Schritt von Hyundai/Kia un- ter Druck gesetzt. Toyota hat bisher kein schlüssiges Rezept gefunden, um sich aus seinen Verlusten durch die Rückrufaktionen zu erholen. MINUS BEI KLEINWAGEN Bei den Fahrzeugsegmenten ist im Jahr 2010 der Kleinwa- gen der eindeutige Verlierer. Auch das war nach der deut- schen Abwrackprämie erwar- tet worden. Gut 450 000 Kleinwagen weniger wurden in Westeuro- pa im Jahr 2010 verkauft als im Jahr zuvor. Deutschland war 2009 – erstmals in der Geschichte – der Markt mit den meisten Kleinwagenver- käufen in Europa. Doch 2009 war das Jahr der Abwrackprä- mie, die besonders diesem Segment zugute kam. Das hat sich nun wieder ausgepen- delt: Jetzt führt wieder Frank- reich vor Italien die Kleinwa- genverkaufs-Hitliste in West- europa an. F.DUDENHÖFFER* I m Jahr 2010 wurden im «alten Europa» – also Westeuropa – 12,98 Mio. Pw verkauft (vgl. Tab. rechts). Das sind 4,8 % oder 651 000 Fahrzeuge weniger als im Jahr zuvor. Für das Jahr 2011 erwartet das CAR-Center Automo- tive Research an der Universität Duisburg- Essen ein leichtes Ansteigen der Verkäufe auf 13,34 Mio., also knapp 3% Zuwachs. Damit liegt Westeu- ropa weiterhin unter seinem längerfristigen Markt- niveau von 13,7 Mio. Pw-Zulassungen. WO ES HARZT Den grössten Einbruch hatte im vergangenen Jahr Deutschland zu verzeichnen. In Deutschland sind 2010 mit 2,92 Mio. Pw 891 000 Fahrzeuge weniger verkauft worden als im Vorjahr. Das ist übrigens dreimal so viel wie der gesamte Schweizer Markt. Drei Jahre müssen in der Schweiz also Autos verkauft werden, um allein den Einbruch von Deutschland im Jahr 2010 auszugleichen. Den zweitgrössten Einbruch mit knapp 200 000 Fahrzeugen musste Italien verkraften. Na- türlich hat Griechenland verloren, aber für das euro- paweite Autogeschäft ist Griechenland unbedeu- tend. Während der Verkauf in Frankreich weitge- hend stagnierte, hat Deutschland mit seiner Ab- wrackprämie im Jahr 2009 also ganze Arbeit geleis- tet: Fünf Milliarden Euro Steuergelder wurden verteilt und halfen 2009 der Autoindustrie durch das Tal der Finanzkrise. Doch 2010 zeigte die Medizin ihre drastischen Nebenwirkungen: Die Autoverkäufe in Deutschland fielen 2010 auf das niedrigste Niveau seit der Wie- dervereinigung. Und das, obwohl Deutschland die beste Konjunktur seit gut 15 Jahren hatte. Deutsch- lands Einbruch zog damit das Ergebnis des gesam- ten Westeuropa-Automarkts 2010 kräftig ins Minus. Die Schweiz hat sich 2010 mit 294200 Pw-Ver- käufen hervorragend geschlagen – es war das beste Verkaufsjahr seit 2001. In der Schweiz hat also die gute Konjunktur – wie es üblich ist – auf den Auto- markt gewirkt (siehe auch AR 02/11). OSTEUROPA SCHWACH Die neuen EU-Länder erzielten mit 807000 Pw-Verkäufen 2010 seit lan- gem das schlechteste Ergebnis. Seit 1998 – so weit zurück reichen die Untersuchungen des CAR-Cen- ter – gab es in den neuen EU-Ländern kein schlech- teres Verkaufsjahr. Aber die Konjunktur zieht in Ost- europa deutlich an, und damit sollten es im Jahr 2011 auch die Autoverkäufe tun. * Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen und Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebs- wirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. FERDINAND DUDENHÖFFER*
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21Nr. 3 | 19. Januar 2011 WIRTSCHAFTautomobilrevueWIRTSCHAFT Nr. 3 | 19. Januar 2011

20automobilrevue

Europa: Deutschland ziehtdas Ergebnis nach untenVERKÄUFE 2010Während dieSchweiz um10,6% zulegt,sank der Absatzin der EU.Schuld: diedeutsche Ab-wrackprämie.

Bedrohliches aus China? Hier stehen Autos der Marke Great Wall für den Export nach Italien bereit. Foto: Werk

Die Amerikaner kaufen wiederAUFSCHWUNG Die Finanzklemmehat sich auch im Mutterland der Krisegelockert, mit 11,6 Mio. Verkäufen gab esin den USA ein Plus von 11 %. Noch besserlief es für die arg gebeutelten US-Fir-men: Sie gewannen Marktanteile.

FLOTTENVERKÄUFE HELFEN Be-sonders die meistverkaufte Marke Fordkonnte mit +17 % den Marktanteil von 16auf 17 % anheben. Die leichten Nutzfahr-zeuge tragen mit +20 % gar überpropor-tional zur Erholung bei, was auch auf diestarken Flottenverkäufe an Grossfirmen, Regierungsstellenund Gemeinden zurückgeht. Dieser Profit ist ein gutes Beispielfür den Vorteil, den die US-Hersteller mit ihrem weit verbreite-ten Händlernetz bis in die kleinsten Städtchen haben.

General Motors verkraftet die abstürzenden Verkäufe dereingestellten Marken ganz gut: Allein Pontiac verzeichnete so-gar im Problemjahr 2009 noch fast 180 000 Zulassungen. Sobleibt GM weiter als Konzern Marktführer, auch wenn derMarktanteil wieder von 20 auf 19 % schrumpfte.

Nummer 5, Chrysler (+17 %, Marktanteil 9,4 %), war beson-ders bei den weniger profitablen Mengenverkäufen an Mietwa-genfirmen erfolgreich, was gemäss Firmenchef Sergio Marchi-onne dennoch die Verluste im Geschäftsjahr stark reduziert.

Als einziger Grosshersteller musste der einst unaufhaltbarscheinende Toyota-Konzern den deutlichsten Verlust bei denMarktanteilen einstecken: von 17 auf 15,2 %! Die Verkaufszahlenin den USA blieben jedoch praktisch gleich. Man ist noch nicht

ganz über die Imageschwäche durch die Rückrufaktionen An-fang Jahr hinweg, es reichte daher nur für Rang 3 in den USA.

LEXUS BLEIBT VORN Die Oberklassemarke Lexus hielt sichmit 229 000/+6 % noch einigermassen erfolgreich und konntein der Premium-Hitparade die deutsche Konkurrenz von Mer-cedes (225 000/+18 %) und BMW (220 000/+12 %) ganz knappauf die Plätze verweisen.

«ASIATEN» MADE IN USA Nicht zuletzt dank der neuen Fa-briken der Asiaten stieg der Anteil an Fahrzeugen «Made inUSA» noch einmal deutlich an, von 74 % auf 76,5 %. Die stür-misch aufholenden Koreaner sind hier mit je einem Hyundai-und einem Kia-Werk massgeblich am Trend beteiligt, und derErfolg der neuen US-Produkte gibt ihren Investitionen recht:Hyundai Sonata 197 000, +64 %; Kia Sorento 109 000, +54 %.Besonders grosser Nachholbedarf war bei den oft für Gewerbe-

zwecke eingesetzten Pick-ups zu sehen:Die Nummern 1 und 2 des Markts sindFord F-150 und die Zwillinge ChevroletSilverado/GMC Sierra, die ihre Dominanzgegen die Personenwagen mit528 000/+28 % bzw. 500 000/+17 % nochvergrösserten.

LIMOUSINEN HOLEN AUF Selbst derRam (seit diesem Jahr nicht mehr DodgeRam), der zwar aus den Top Ten rutschte,legte doch um 13 % auf 200 000 Verkäufezu. Er war in der Hitparade das Opfer der

bestens gefragten neuen oder etablierten Mittelklasse-Limou-sinen Toyota Camry (Rang 3, meistverkaufter Pw), Honda Ac-cord (4.), Nissan Altima (7.) und Ford Fusion (8.), während ihmvon hinten Chevrolet Malibu und Hyundai Sonata gefährlichauf die Pelle rücken.

Der Kampf im Kompakt-Segment verspricht ungemeinhart zu werden, stehen doch nicht nur Ford Focus (15.), HondaCivic (6.), Chevrolet Cruze und Hyundai Elantra zur Ablösungan, auch Kleinwagen wie Ford Fiesta und Chevrolet Sonic wer-den jetzt bei steigenden Benzinpreisen wieder ernst genom-men. Bemerkenswert gut schlug sich der Toyota Prius: Er kammit 141 000 Verkäufen gar in die Top 20.

Kompakte SUV sind ein boomendes Segment in Nordame-rika, aber Newcomer haben es darin schwer. Die etabliertenHonda CRV (10.), Ford Escape (14.), Toyota RAV4 (17.) und Che-vrolet Equinox (18.) sind die einzigen mit sechsstelligen Ver-kaufszahlen. MARTIN MINICH

China bleibt weiter im Blechrausch:Autoverkäufe jagen von Boom zu BoomNEUER REKORD 2008 bejubelte Chinas Autobranche einen Zuwachs von 50%; 2009wurden mehr als 10 Mio. Autos verkauft; 2010 gab es schon wieder 33% Zuwachs.

Gemäss dem chinesischenVerband der Automobilher-steller (CAAM) hat China imJahr 2010 genau 13,9 Mio. Pwproduziert und davon 13,8Mio. verkauft (18,06 Mio.,wenn man Nutzfahrzeuge da-zu zählt). Damit produzierteChina erstmals auch mehr Pwals die EU (13,4 Mio.).

KEINE «GELBE GEFAHR»Kann man also von einer Gel-ben Gefahr sprechen? Im Ge-genteil, es sind hauptsächlichdie grossen amerikanischen,europäischen, japanischenund koreanischen Gruppen,die durch ihre Joint Venturesdie grössten Gewinner sind,wie GM (2,35 Mio. Einheiten,+28 %), Volkswagen (1,92 Mio.,+37 %), Hyundai/Kia (1,09Mio., +26 %), Nissan (1,02 Mio.,+36 %), Toyota (846 000,+19 %), Honda (646 000,+12 %), Ford (582 500, +40 %),PSA Peugeot Citroën(375 600, +38 %) oder BMW-Mini (169 000, +87 %).

Die Firma PSA, zusam-men mit VW ein chinesischerImportpionier der frühenAchtzigerjahre, stärkt seinenErfolg in China durch moder-ne Fahrzeuge (Peugeot 408,Citroën C4/C4 Picasso, C5).Die französische Gruppe setz-te die Offensive weiter fort,schloss eine Partnerschaft mitChang’an, um dort in Shen-zhen den DS4 zu produzieren.

Für Nissan stellt Chinavon nun an den zweitwich-

tigsten Markt dar – Nissan hatToyota auf dem chinesischenMarkt 2009 überholt.

Der VW-Konzern dage-gen glänzt durch das rasanteWachstum von Skoda (+62 %).Die Marke wurde erst 2007 inChina lanciert und verkauftebereits mehr als 200 000 Ein-heiten mit nur drei Modellen(Fabia, Octavia und Superb).

Bald wollen die Tsche-chen nachlegen: Der FabiaCombi, der Yeti und später dieviertürige Limousine Felicia(S. Seite 4) sollen Skodas Posi-tion im Markt weiter stärken.

Eine zusätzliche Stär-kung sucht der VW-Konzernmit einem Joint Venture vonSeat mit FAW in der südchine-sischen Provinz Guangdong.

HELDENGESCHICHTENWelche Erfolgsstorys derchinesische Markt bieten

kann, beweist Hyundai-Kia.Der Konzern knackte dieGrenze von einer Million ver-kaufter Autos und kommt aufeinen Marktanteil von be-achtlichen 9 % – und das allesneun Jahre nach der Markt-einführung!

Kia kommt in China mit330 000 verkauften Autosgut an – besonders mit Forte(Cerato-Limousine), Soul undSportage.

Und die chinesischenHersteller? Chery visierte700 000 Autos an, landete bei682 000 und bleibt damittrotzdem Nummer 1 unterden einheimischen Marken.Die Zusammenarbeit mit Pi-ninfarina lässt schönere Autosentstehen und trägt Früchte.

Auf dem 2. Rang träumteBYD von 600 000 verkauftenAutos, wird aber mit realen520 000 leben müssen.

Die grosse Überraschungist die Nummer 3: Handelt essich um Geely (450 000 Au-

tos) oder Great Wall(397 000)? Nein, es ist JACMotors, der Nachbar vonChery. Die Regierung möchtedie beiden Firmen fusionie-ren, doch die wehren sich. JACerzielte einen Zuwachs von197 % auf 458 000 Einheiten.Der Erfolg ist auch dem neu-en, kleinen Yue Yue zu ver-danken, der ab 30 000 Yuan(Fr. 4400.–) zu haben ist.

Die Nummer 4 der Ver-kaufsstatistik schliesslichheisst SAIC. Die Produktionerreichte 160 000 Pw, haupt-sächlich Roewe 350 und 550.2011 könnte SAIC weiternach vorne rücken, wenn dieVerkaufszahlen der MarkeMG zulegen: MG bringt gleich

drei neue Modelle: MG3,MG6-Limousine und MG2.

STEIGENDE IMPORTE DieRekordzahl importierter Au-tos (+80 % auf 650 000 Ein-heiten) erklärt sich einerseitsdurch den wachsendenWohlstand der Chinesen, an-dererseits aus dem Fall vonDollar und Euro gegen denYuan. Allerdings bleibt dasVolumen noch bescheiden.

Doch demgegenüberwerden nur 1,6 % der chinesi-schen Autoproduktion expor-tiert – das sind 282 900 Fahr-zeuge. Zum Vergleich:Deutschland und Japan ex-portieren jeweils rund 80 %ihrer Produktion.

Noch tun sich die Chine-sen schwer, auf internationa-lem Parkett Erfolge zu erzie-len, wie man durch eher zag-hafte Beteiligung auf grossenAutosalons sehen kann. Si-cherlich sind sie im Heim-markt gut beschäftigt, aberviele Analytiker vermuten,dass gerade 2011 den Wende-punkt bedeuten könnte.

EXPORT-OFFENSIVE?Drei Gründe sprechen dafür:– Viele Werke kündigen denEinstieg in asiatische, afrika-nische und südamerikanischeMärkte an. JAC und Cherybauen Fabriken in Brasilien,Great Wall erobert Russland,und MG bereitet sich auf einComeback in England vor.– Die Sättigung des Heimat-marktes, besonders in denStädten, nimmt zu: In Pekingsind die Staus schlimmer alsin Paris, die Stadt hat Mass-nahmen ergriffen, um Neuzu-lassungen einzudämmen.– Die Regierung hat Subven-

tionen für Kleinwagen unter1600 cm3 gestrichen – geradedas ist die Domäne chinesi-scher Hersteller – und dazudie Mehrwertsteuer von 5 %auf 7,5 % erhöht.

AUSBLICK: Die Zuwachsra-ten in China dürften bald klei-ner werden. Experten rech-nen mit Wachstumsraten von+15 % im Jahr 2015 . Dann wirdChina 20 Mio. Automobilepro Jahr produzieren.

«GrössteGewinnersind GMund VW.»

Marken in Europa: Gewinner und VerliererKlare Gewinner im Jahr 2010in Europa (vgl. Tab. unten)waren Land Rover (+18,2 %)vor Volvo (+12,0 %) und Nissan(+9,2 %). Der europäische

Marktführer VW hat ein Mi-nus von 7,4 % zu verzeichnen.

Den grössten Sprungnach vorne bei den deutschenAutobauern hat BMW-Mini

gemacht. Beachtenswert istauch der Aufstieg von Daciamit einem Plus von 9,1 %. Da-cia wird wohl 2011 an Kia undSeat vorbeiziehen.

ÜBERLEBT SAAB? Bei denVerlierern gibt es ein klaresBild. Saab ist mit knapp 3 500Verkäufen und einem Minusvon 87 % im Markt nicht mehr

wahrnehmbar. Das war nachden langen Wirren um dieZukunft der Ex-GM-Tochtervorauszusehen. Nach Ein-schätzung des CAR-CenterAutomotive Research an derUniversität Duisburg-Essenist der Niedergang der Markenicht aufzuhalten.

VERLIERER Hohe Verlusteverzeichnen europaweit auchChrysler, Honda, Suzuki undToyota. Honda, die frühereAufsteigermarke, hat keinKonzept und wird Schritt fürSchritt von Hyundai/Kia un-ter Druck gesetzt.

Toyota hat bisher keinschlüssiges Rezept gefunden,um sich aus seinen Verlustendurch die Rückrufaktionenzu erholen.

MINUS BEI KLEINWAGENBei den Fahrzeugsegmentenist im Jahr 2010 der Kleinwa-gen der eindeutige Verlierer.Auch das war nach der deut-schen Abwrackprämie erwar-tet worden.

Gut 450 000 Kleinwagenweniger wurden in Westeuro-pa im Jahr 2010 verkauft alsim Jahr zuvor. Deutschlandwar 2009 – erstmals in derGeschichte – der Markt mitden meisten Kleinwagenver-käufen in Europa. Doch 2009war das Jahr der Abwrackprä-mie, die besonders diesemSegment zugute kam. Das hatsich nun wieder ausgepen-delt: Jetzt führt wieder Frank-reich vor Italien die Kleinwa-genverkaufs-Hitliste in West-europa an. F.DUDENHÖFFER*

Im Jahr 2010 wurden im «alten Europa» – alsoWesteuropa – 12 ,98 Mio. Pw verkauft (vgl.Tab. rechts). Das sind 4,8 % oder 651 000Fahrzeuge weniger als im Jahr zuvor. Für dasJahr 2011 erwartet das CAR-Center Automo-tive Research an der Universität Duisburg-

Essen ein leichtes Ansteigen der Verkäufe auf 13,34Mio., also knapp 3 % Zuwachs. Damit liegt Westeu-ropa weiterhin unter seinem längerfristigen Markt-niveau von 13,7 Mio. Pw-Zulassungen.

WO ES HARZT Den grössten Einbruch hatte imvergangenen Jahr Deutschland zu verzeichnen. InDeutschland sind 2010 mit 2,92 Mio. Pw 891 000Fahrzeuge weniger verkauft worden als im Vorjahr.Das ist übrigens dreimal so viel wie der gesamteSchweizer Markt. Drei Jahre müssen in der Schweizalso Autos verkauft werden, um allein den Einbruchvon Deutschland im Jahr 2010 auszugleichen.

Den zweitgrössten Einbruch mit knapp200 000 Fahrzeugen musste Italien verkraften. Na-türlich hat Griechenland verloren, aber für das euro-paweite Autogeschäft ist Griechenland unbedeu-tend. Während der Verkauf in Frankreich weitge-hend stagnierte, hat Deutschland mit seiner Ab-

wrackprämie im Jahr 2009 also ganze Arbeit geleis-tet: Fünf Milliarden Euro Steuergelder wurdenverteilt und halfen 2009 der Autoindustrie durchdas Tal der Finanzkrise.

Doch 2010 zeigte die Medizin ihre drastischenNebenwirkungen: Die Autoverkäufe in Deutschlandfielen 2010 auf das niedrigste Niveau seit der Wie-dervereinigung. Und das, obwohl Deutschland diebeste Konjunktur seit gut 15 Jahren hatte. Deutsch-lands Einbruch zog damit das Ergebnis des gesam-ten Westeuropa-Automarkts 2010 kräftig ins Minus.

Die Schweiz hat sich 2010 mit 294 200 Pw-Ver-käufen hervorragend geschlagen – es war das besteVerkaufsjahr seit 2001. In der Schweiz hat also diegute Konjunktur – wie es üblich ist – auf den Auto-markt gewirkt (siehe auch AR 02/11).

OSTEUROPA SCHWACH Die neuen EU-Ländererzielten mit 807 000 Pw-Verkäufen 2010 seit lan-gem das schlechteste Ergebnis. Seit 1998 – so weitzurück reichen die Untersuchungen des CAR-Cen-ter – gab es in den neuen EU-Ländern kein schlech-teres Verkaufsjahr. Aber die Konjunktur zieht in Ost-europa deutlich an, und damit sollten es im Jahr 2011auch die Autoverkäufe tun.

* Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Center Automotive Researchan der Universität Duisburg-Essen und Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

JEAN-LUC ADAM

FERDINAND DUDENHÖFFER*

Der Kleinwagen Yue Yue von JAC Motors brachte die Firma auf Platz 3. Foto: Jean-Luc. Adam

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