+ All Categories
Home > Documents > Architektur & Design mit Beton 5 beton architekturpreise – deutschland und schweiz perfektion in...

Architektur & Design mit Beton 5 beton architekturpreise – deutschland und schweiz perfektion in...

Date post: 21-Aug-2019
Category:
Upload: vannga
View: 213 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
17
Ausgabe 2017 20 | CHF 22 5 architektur beton architekturpreise – deutschland und schweiz perfektion in leichtbeton – spenner-forum in erwitte verbindungen – sparkasse ulm eyecatcher – lochfassade für einen brillenhersteller in linz schatzkarte aus glasfaserbeton – forschungs- und sammlungs- zentrum in hall urbanes design skulpturenhalle neuss technologie betonböden – teil 2 betonkosmetik www.opusC.com Architektur & Design mit Beton
Transcript

Ausgabe2017

20 | CHF 22€

5

arch

itekt

ur b

eton

arc

hite

ktur

prei

se –

deut

schl

and

und

schw

eiz

❙pe

rfek

tion

in le

icht

beto

n –

spen

ner-f

orum

in e

rwitt

e ❙

verb

indu

ngen

spar

kass

e ul

m ❙

eyec

atch

er –

loch

fass

ade

für e

inen

bril

lenh

erst

elle

r in

linz

❙sc

hatz

kart

e au

s gla

sfas

erbe

ton

– fo

rsch

ungs

- und

sam

mlu

ngs-

zent

rum

in h

all u

rban

es d

esig

n sk

ulpt

uren

halle

neu

ss te

chno

logi

e be

tonb

öden

– te

il 2

❙be

tonk

osm

etik

ww

w.o

pusC

.com

Architektur & Design mit Beton

1705_OpusC_U1-U4_Opus C_Titel 28.09.17 10:56 Seite 1

Architekturpreise gibt ja nicht gerade wenige hierzulande. Wennes aber um wichtige Architekturpreise geht, da wird die Auswahldoch schon ziemlich übersichtlich. Zwei bei denen dies sicherlichzutrifft, sind die beiden Beton-Architekturpreise von Deutschlandund der Schweiz. Historie, Preisgelder und Turnus machen diesebeiden Preise zu wichtigen Werkbestätigungen für die Architek-tenschar. So steht auch dieses opus C-Heft ganz im Zeichen derbeiden Preise, die im August in Zürich und im September in

Düsseldorf feierlich verliehen wurden. Auch wenn die gekürten Objekte immer nur einen kleinenBruchteil dessen abbilden können, was an kreativem Gestaltungspotential dem Bau- und Werkstoff Beton inne wohnt, so zeigen die Bauwerke in Deutschland und in der Schweiz das hohe Qualitätsniveau, das die Architekten beim Umgang mit dem Material mittlerweile an denTag legen.Und damit dies auch in Zukunft so bleibt, legen weitere Wettbewerbe für Studenten und Schülerschon einmal das Fundament: die Concrete Student Trophy, ein interdisziplinärer Wettbewerb fürArchitektur- und Bauingenieurstudenten in Österreich sowie der Concrete Design Competition inDeutschland und einigen weiteren europäischen Ländern wollen Wissen vermitteln und Krea-tivität im Umgang mit Beton fördern Die Siegerprojekte des CDC 2017 zeigen wir ebenfalls in dieser Ausgabe.Wem es nach der Lektüre unseres Heftes immer noch an Inspiration fehlen sollte, welch einzigar-tige Fassade, Textur oder Konstruktion aus Beton für das eigene Projekt die genau passende seinsoll, dem sei das Stöbern in den beiden Büchern empfohlen, die zu den Architekturpreisen jetztneu erschienen sind: darin findet sich jeweils ein opulenter Überblick an eingereichten Arbeitenin unzähligen Designvarianten. Lesen und anschauen lohnt sich sehr. Und als kleiner Tipp: Wer dieBücher nicht kaufen möchte, beide Werke gibt es bei uns im Heft natürlich auch zu gewinnen.

opus C macht sich wieder ans Werk

1 opus C ❘ 5.2017

editorial Ausgezeichnet

Aktuelle preisgekrönte Betonarchitektur

Juergen Glaesle, [email protected]

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 11:56 Seite 1

Arc

hite

ktur

prei

s B

eton

13

, Pre

istr

äger

: Woh

nhau

s B

läsi

ring,

Bas

el; B

uchn

er B

ründ

ler A

rchi

tekt

en, F

otog

rafie

: Giu

sepp

e M

icci

ché

Mehr über das Bauen in Beton entdecken Sie unter:

www.betonsuisse.chwww.architekturpreis-beton.chwww.betonistnachhaltig.ch

BETO InseratA4 150217 indd 1 17 02 15 15:42

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 11:57 Seite 17

Am 17. August 2017 fand die Verleihungdes Architekturpreises Beton 17 an derETH Zürich statt. Gewinnerin des Wett-bewerbs ist die Churer Architektin Angela Deuber mit ihrem ProjektSchulhaus Buechen. Je eine Auszeich-nung erhalten Christ & Gantenbein fürdie Erweiterung des LandesmuseumsZürich, Meili & Peter Architekten fürdas Wohnhochhaus Zölly und PenzelValier für die Sporthallen Weissenstein.Der Förderpreis für Jungarchitektengeht an das Atelier Scheidegger Kellerfür das Haus mit zwei Stützen.

Der Architekturpreis Beton wird seit 1977im Rhythmus von vier Jahren verliehen.Sein Ziel ist es, hochstehende und inno-vative Betonarchitektur zu fördern. Vor-bildliches Bauen mit Beton hat in derSchweiz Tradition. Die schweizerischeBetonarchitektur genießt denn auch inter-national einen außerordentlich guten Ruf.Die rekordhohe Zahl von 157 Eingabenzeugt davon, dass mit diesem Baustoffimmer wieder Neues und Überraschendeshervorgebracht wird. Die eingereichtenProjekte waren von beeindruckender Qua-lität und Vielfalt. Es war für die Jury eineanspruchsvolle Herausforderung, aus derBandbreite an herausragenden Objektendie Auswahl der zu prämierenden Gebäude zu treffen. Die Jury suchte nach

Bauten, die im Hinblick auf ihre Materialisierung, ihre konstruktive undstrukturelle Durchbildung, ihre Form sowie die räumliche Wirkung eine hoheEigenständigkeit aufweisen. Kurz: Bau-ten, die sich auf innovative Weise mit denheutigen Möglichkeiten des Betons ausei-nandersetzen.

Besichtigungen vor Ort

Die sechsköpfige Jury unter dem Vorsitzvon Mike Guyer wählte nach intensivenDiskussionen 16 Bauten aus. Anhand dieser Shortlist reiste die Jury drei Tagelang quer durch die Schweiz und besich-tigte die Gebäude. Dabei gaben die Archi-tektinnen und Architekten – oft zusam-men mit den beteiligten Bauingenieuren –vor Ort eine kurze Einführung und beant-worteten Fragen der Jury. Dank diesemVorgehen konnte der erste Eindruck, derdurch die eingereichten Unterlagen gewonnen worden war, um weitere wich-tige Aspekte vertieft und durch eigeneAnschauung kritisch überprüft werden.Der Reisecar wurde zum fahrenden Büroder Jury, in dem zwischen den Besuchenintensiv über die einzelnen Gebäude ge-sprochen und laufend eine provisorischeEinstufung vorgenommen wurde. Somitstanden nach Abschluss der Reise diePreisträger und die Auszeichnungen fest.

Preise und Auszeichnungen

Der mit 50.000 Franken dotierte Architek-turpreis Beton 17 geht an die ChurerinAngela Deuber: Ihr Schulhaus in Buechenbesticht durch einfache Regeln und ge-zielte Ausnahmen, die dem Gebäude imZusammenspiel mit den tragenden Elementen und dem hervorragend verar-beiteten Sichtbeton eine beschwingteLeichtigkeit verleihen. Eine Auszeich-nung erhielten Christ & Gantenbein, Basel, für die Erweiterung des Landes-museums Zürich, Meili & Peter Architek-ten, Zürich, für das Wohnhochhaus Zöllyin Zürich und Penzel Valier, Zürich, fürdie Sporthallen Weissenstein in Bern. Beider Erweiterung des Landesmuseums Zürich überzeugt besonders die span-nungsreiche Raumsequenz über drei Etagen, deren Sichtbetonoberflächen inKombination mit der bewegten Decken-und Wandabwicklung das architektonischeLeitmotiv des Erweiterungsbaus bilden.Beton als vorherrschendes Material wirdhier strukturell und hinsichtlich der Zusammensetzung innovativ eingesetzt.Das 77 Meter hohe Wohnhochhaus Zöllybesticht insbesondere durch die äußerstdifferenzierte, plastisch durchgearbeiteteTektonik der tragenden Fassadenelementein Beton-Sandwichkonstruktion. In Bern-Weissenstein erzeugen zwei gestapelte

Faszination für das Bauen mit BetonVerleihung des Architekturpreises Beton 17

forumSCHWEIZ – SUISSE – SVIZZERA

in Kooperation mit BETONSUISSE

Impressionen von der Preisverleihung

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 13:17 Seite 18

und gegeneinander gedrehte Sporthallen eine beeindruckendeRaumsequenz mit eindrücklich großen Spannweiten und ver-meintlich schwebenden Tragelementen. Dieses Jahr wurde zumzweiten Mal der Förderpreis in der Höhe von 10.000 Franken fürJungarchitekten vergeben. Gewinner ist das Atelier ScheideggerKeller, Zürich, das die Jury mit einem Haus mit zwei Stützen undeinem Zeltdach in Beton überzeugte. Die Jury suchte nach beson-deren Bauten aus Beton, im Hinblick auf Material, Konstruktion,Struktur und Form sowie in der räumlichen Wirkung. Sie wurdefündig: Davon zeugen die Preise und Auszeichnungen in hohemMaß. Sie fand Bauten, bei deren geistiger Konzeption ein gewissesRisiko eingegangen wurde, um neue, explizit auf das Material Beton bezogene Wege beschreiten zu können.

Schulhaus Buechen, Thal (Klassischer Wettbewerb)

Einfache Regeln und gezielte Ausnahmen im Zusammenspielmit Ortbeton als tragendes und sichtbares Material verleihendem neuen Primarschulhaus in Buechen eine beschwingteLeichtigkeit. Diese bei Stahlbeton selten gesehene Eigenschaftbegeistert umso mehr, weil sie im Dienst des Ganzen steht: Architektur, Konstruktion und Material bilden eine Einheit, dievom Konzept bis zur Ausführung explizit auf die Möglichkeitendes Bauens mit Beton bezogen ist. Zudem entsteht über dieschrägen Fenster, Türen und Balkonbrüstungen des Neubaus einüberraschendes Zwiegespräch mit den Satteldächern der benach-barten Gebäude. Die komplexe Raumwirkung des veredeltenRohbaus lässt sich auf Fotografien nur ansatzweise erkennen.Gerade wegen seiner spezifischen Formensprache ist das Schul-haus jedoch fest am Ort verankert und bildet zusammen mit dernahegelegenen Kirche die neugestaltete Dorfmitte. Die Gebäude-struktur ist außen allseitig gleich: Die umlaufende Balkon-schicht wird durch drei schlanke Stützen gegliedert und ist über

Wanderausstellung und Buch

Anlässlich der Preisverleihung wurde die Ausstellung zum Archi-tekturpreis Beton 17 eröffnet, in welcher die fünf ausgezeichnetenGebäude und neu auch alle Projekte der engeren Wahl vorgestelltwerden. Diese war bis Ende August in der Haupthalle der ETHZürich zu sehen und „wandert“ nun durch zahlreiche Hochschulenund Architekturforen in der ganzen Schweiz. Gleichzeitig zur Aus-stellungseröffnung erschien die gleichnamige Publikation, welcheden Wettbewerb dokumentiert und die preisgekrönten Betonbau-ten in fundierten Texten, Fotoessays und Plänen auf über 164 Seiten und in drei Sprachen portraitiert.

Preisträger

Zum Schweizer Architekturpreis Beton 17 ist auch wieder ein begleitendes Buch erschienen. Die dreisprachige Publikation doku-mentiert den Wettbewerb und präsentiert die preisgekrönten Betonbauten in ausführlichen Fotoessays und Plänen. Zudem werdenin einer Galerie alle eingereichten Projekte vorgestellt. Mit freundlicher Unterstützung von Betonsuisse verlosen wir fünf Exem-plare des Buches: Einfach Mail mit Name, Adresse und dem Betreff: „Architekturpreis Beton Schweiz“ [email protected] senden. Wir wünschen viel Glück!

5x das Buch zum Preis zu gewinnenArchitekturpreis Beton 17

gta Verlag, 2017, 28 CHF/€

ISBN 978-3-85676-369-5 Ph

otos

: Giu

sepp

e M

icci

ché

/ Arc

hite

ktur

prei

s Bet

on 17

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 13:17 Seite 19

foru

m

Lesetipp

Zwei der prämierten Objekte des Schweizer Architekturpreis Beton 17 stellen wir in der Rubrik Architektur in diesem Heft Ihnen ausführlich vor.

Sporthallen Weissenstein(Penzel Valier)

Erweiterung des Landesmuseums Zürich(Christ & Gantenbein)

Betonieren geneigter Flächen reduziert und damit die Tragstruk-tur in selbstverdichtendem Beton wirtschaftlich gehalten werden. Mit nur drei Elementen – Sockel, Stütze, Dach – wirdein vielfältiger Lebensraum geschaffen, bei dem die Qualitätenvon Beton als Hochleistungsmaterial in gleichem Maß zum Tragen kommen wie dessen plastische und atmosphärische Qualitäten.

Auflager mit der inneren Tragstruktur verbunden. Die Auflagerleiten die Deckenlasten pro Seite über zwei von den Gebäude-ecken ausgehende, dreieckig nach unten zulaufende Wandschei-ben auf niedrige, nunmehr warmseitig positionierte Stützen ab.Darin manifestiert sich die gegenseitige Bedingtheit der äußerenund inneren Betonschale. Der heutige Standard geschichteterWandaufbauten erhält damit eine ebenso aktuelle wie eigenstän-dige Interpretation.

Haus mit zwei Stützen, Wilen (Förderpreis

für Jungarchitektinnen und Jungarchitekten)

2005 zerstörte ein Hochwasser ein kleines, direkt am Sarnerseegelegenes Haus. Der Ersatzbau auf gleicher Grundfläche könnteeigenständiger nicht sein: Ein Zeltdach in Beton, getragen vonzwei Y-förmigen Ortbetonstützen definiert einen großen Raum,der in drei Niveaus unterteilt und rundherum verglast ist. ImKoch- und Essbereich, der vom Wohnraum um einige Stufenabgesetzt ist, taucht der Kopf in den Dachraum ein. Der See er-scheint endlos, weil das gegenüberliegende Ufer vom Vordachausgeblendet wird – ein schöner und poetischer Moment. Diemassiven, leicht unterschiedlich geformten und damit zugleichtänzerisch bewegt wirkenden Stützen sind im Grundriss so an-geordnet, dass sie sowohl statisch als auch räumlich aktiv sind.Weil das Zeltdach in ein Stabwerk mit dazwischenliegendenFüllungen aufgelöst ist, bilden Dach und Stützen architektonischwie konstruktiv eine Einheit. Die Aufteilung in Ortbetonträgerund dünne, kassettenartige vorfabrizierte Füllelemente aus Beton hat bautechnische Gründe. Auf diese Weise konnte das

Auszeichnungen

Wohnhochhaus Zölly(Meili & Peter)

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 11:57 Seite 20

21 opus C ❘ 5.2017

Sit

e u

nd

die

ses

Inse

rat

we

rde

n d

urc

h d

ie M

ÜL

LE

R-S

TE

INA

G G

rup

pe

ge

spo

nse

rt

Site

Co

llect

ive

Arc

hit

ectu

re R

epo

sito

rywww

.sit

e.a

rch

iDie BETONSUISSE Marketing AG ist die Informations-und Kommunikationsplattform für den Baustoff Betonin der Schweiz. Träger dieser Organisation sind vier Ver-bände der Baustoffindustrie: cemsuisse, Verband derSchweizerischen Cementindustrie – FSKB, Fachver-band der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie –FSHBZ, Fachverband Schweizerischer Hersteller vonBetonzusatzmitteln – SwissBeton, Fachverband fürSchweizer Betonprodukte. BETONSUISSE informiertumfassend über Beton und möchte mit praxisgerech-ten Fachveranstaltungen, Exkursionen und Publikatio-nen den Wissenstransfer sowie den Erfahrungsaus-tausch über Beton fördern.

Marktgasse 53 | 3011 Bern – SchweizT +41 31 327 97 87 | F +41 31 327 97 70

[email protected] | www.betonsuisse.ch

Klar und aufgeräumt, modern und ästhetisch – so empfängt dieneue gestaltete Website der Betonsuisse Marketing AG ihre Be-sucher. Neben der wie bisher gewohnten Fülle an Inspiration undWissen über der Baustoff Beton sowie die vielen Aktivitäten undEvents der Betonsuisse findet man hier auch viele weiterführendeInformation zu Publikationen, Links und Downloads. Vorbei-schauen lohnt sich auf

www.betonsuisse.ch

Neue Betonsuisse-Website

1_OpusC_1705_forum_1-22_opusc 28.09.17 11:57 Seite 21

24

Schulhaus Buechen Thal

Einfache Regeln und gezielte Ausnahmen im Zusam-menspiel mit der Wahl von Ortbeton als tragendes undsichtbares Material verleihen dem neuen Primarschul-haus in Buechen eine beschwingte Leichtigkeit. Diesebei Stahlbeton selten gesehene Eigenschaft begeistertumso mehr, weil sie im Dienst des ganzen steht: Architektur, Konstruktion und Materialwirkung bildenebenso ein Einheit, wie das Innere mit dem Äußerenauf vielfältige Weise verbunden ist. Zudem entsteht

über die schrägen Fenster, Türen und Balkonbrüstungendes Neubaus ein überraschendes Zwiegespräch mitden Satteldächern der benachbarten Gebäude. DasSchulhaus ist gerade wegen seiner spezifischen For-mensprache fest am Ort verankert. Diese Wirkungwird über das einfache Hineinschieben des Bauwerksin den hang und die daraus abgeleitete Umgebungs-gestaltung elegant verstärkt. Zusammen mit der nahe-gelegenen Kirche bildet das talseitig dreigeschossige

Angela Deuber: Preisträgerin des Schweizer Architekturpreis Beton 17

opus C ❘ 5.2017

arch

itekt

ur s

chw

eiz

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 24

25 opus C ❘ 5.2017

Phot

os: G

iuse

ppe

Mic

cich

é / A

rchi

tekt

urpr

eis B

eton

17

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 25

26opus C ❘ 5.2017

Gebäude die neu gestaltete Dorfmitte, die durch dieBushaltestelle vor dem Haus (ebenfalls von AngelaDeuber) akzentuiert wird. Von der Hauptstraße aus ge-sehen präsentiert sich der Sichtbetonbau über Eck, wo-durch seine dynamische Komponente deutlich zumAusdruck kommt und in reizvollem Kontrast zum qua-dratischen Grundriss steht.Die Gebäudestruktur zeigt sich außen allseitig gleichund ist nach einer simplen Regel aufgebaut: Die um-laufende Balkonschicht ist an den Ecken und in derMitte durch drei schlanke Stützen gegliedert und überAuflager mit der inneren Tragstruktur verbunden. Die

Auflager leiten die Deckenlasten pro Seite über zweivon den Gebäudeecken ausgehende, dreieckig nachunten laufende Wandscheiben auf niedrige, nunmehrwarmseitig positionierte Stützen ab. Dank der alternie-renden Stützenstellung im Außen- und im Innenraumscheinen die Wandscheiben von außen betrachtet vonder Decke zu hängen; darüber hinaus ergibt sich eineoptische Verdoppelung der Spannweite, wodurch dieDimensionen des Ortbetons noch schlanker wirken.Insbesondere manifestiert sich auf diese Weise die ge-genseitige Bedingtheit der äußeren und inneren Beton-schale. Es entsteht eine räumliche wie bautechnischeEinheit, die ablesbar ist. Der heutige Standard hochwärmegedämmter und damit geschichteter Wandauf-bauten erhält eine ebenso aktuelle wie eigenständigeInterpretation. Das Gebäude ist minergiezertifiziert,verfügt über eine Photovoltaikanlage und eine hoch-wertige Isolation. Die Verwendung von schlaff armier-tem Ortbeton für alle Bauteile in Kombination mit we-nigen anderen Materialienerzeugt den Charakter einesveredelten Rohbaus, der mit hoher handwerklicherPräzision ausgeführt wurde.Die spezielle Form der dreieckigen Wandscheiben zoniert die Klassenzimmer auf ungewohnte, aber wirkungsvolle Weise. Helle Bereiche wechseln sichmit dunkleren ab und begrenzen Einsicht und Aus-blick. Im Innern offenbart sich auch der atmosphärischeNutzen der aufgeschnittenen Balkonbrüstungen, derendreieckige Glasfüllungen die dahinterliegenden Wand-scheiben optisch ausbalancieren: Dank dieser Maßnah-me strömt über den Balkon ungehindert Tageslicht aufden geschliffenen Betonboden der Zimmer, das dieseauch von unten her belichtet und Spiegelungen in derRaumtiefe erzeugt.

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 26

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 27

28

arch

itekt

ur Weil das geometrische System der Gebäudestruktur soeinprägsam ist, setzt man es im Kopf automatisch zu-sammen, auch wenn in den einzelnen Zimmern nurFragmente davon sichtbar sind. Auf diese Weise ist dasGanze immer präsent und verbindet sich stets aufsNeue mit der unterschiedlichen Stimmung und Nut-zung der Räume. Auf Bildern ist die komplexe Raum-wirkung nur ansatzweise erkennbar.Zu den weiteren herausragenden Qualitäten des Schul-hauses gehört, dass die strengen Regeln der Strukturimmer wieder gezielt aufgebrochen werden. Etwadurch die Schrägstellung der Mittelstützen, die denEingängen den benötigten raum verschaffen, oderdurch ebenfalls in Ortbeton gegossenen, außen an dieBalkonschicht angefügten Fluchttreppen, welche dieVerwendung der breiten Korridore für den Schulbe-trieb feuerpolizeilich erst ermöglichen.

Die leicht azentrische Auflagerung der Wandscheibenauf den inneren Stützen und die im Vergleich zu denStützen schmalere Dimensionierung der Balkonbrüs-tungen (wodurch sie sich als nichttragend zu erkennengeben) verweisen auf die beiläufig erscheinende, aberdifferenzierte Detaillierung. Ebenso entspannt ist derUmgang mit der Nutzung und der Topografie. Daslustvolle Spiel mit den Regeln und dem Regelbruchauf struktureller wie räumlicher Ebene verleiht demSchulhaus eine Gelassenheit und Schlüssigkeit, dievom Konzept bis zur Umsetzung explizit auf die Mög-lichkeiten des Bauens mit Beton bezogen ist.

opus C ❘ 5.2017

ArchitekturAngela Deuber, CH-7000 Churwww.angeladeuber.com

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 28

30

arch

itekt

ur s

chw

eiz

Sporthalle Weissenstein in Bern

Eindrücklich große Spannweiten und eine zeichenhafte,ganz aus der Tragstruktur in Sichtbeton entwickelteArchitektursprache sind die auffälligsten Merkmaleder Sporthalle Weissenstein. Obwohl die tragendenTeile als massive Betonscheiben und gewaltige, mitGrafit dunkel lasierte Betonträger außen sichtbar sind,eignet ihnen etwas Geheimnisvolles, denn die Logikder Tragstruktur erschließt sich erst von innen. DieTrainingshalle in Form einer Dreifachturnhalle stehtum 90 Grad gedreht auf der weitaus größeren, hälftig

ins Terrain abgesenkten Wettkampfarena mit Tribünenfür 2000 Zuschauer und umlaufenden Erschließungs-flächen im Erdgeschoss. Die beiden Längswände deroberen Halle sind als vorgespannte, wandartige Trägerausgebildet und dienen als hohe Überzüge für dasDach der darunterliegenden Sporthalle. Die Lasten desoberen Volumens werden über vier plastisch geformte,ebenfalls dunkel lasierte Betonstützen, die im Randbe-reich des offenen Erdgeschosses platziert sind, insErdreich abgeleitet. Die quer dazu verlaufenden vorge-

Penzel Vallier: Auszeichnung beim Schweizer Architekturpreis Beton 17

opus C ❘ 5.2017

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 30

31 opus C ❘ 5.2017

Phot

os: G

iuse

ppe

Mic

cich

é / A

rchi

tekt

urpr

eis B

eton

17

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 31

32

spannten Hauptdeckenträger der Wettkampfhalle miteiner statischen Höhe von 2,1 Metern weisen die imposante Spannweite von 67 Metern auf. Sie müssennur einseitig abgestützt werden, weil sie statisch an diedarüberliegenden Wandscheiben angehängt sind. Soüberspannen die mächtigen Träger nicht nur die Wett-kampfhalle stützenfrei, sondern kragen seitlich nochweiter aus. Im verglasten Mehrzweckraum des Erdge-schosses entsteht durch dieses ausgeklügelte Tragsys-tem die großartige nahe surreal anmutende Situation,dass die massiv von der Decke hängenden Träger insNichts hinauslaufen und alles zu schweben scheint. Inder oberen Halle wird das Thema des Schwebens inmodifizierter Form aufgegriffen: Hier sind die Beton-scheiben auf drei Seiten von einem geschosshohenFensterband auf Bodenniveau abgesetzt und verfügennur auf der Längsseite über außenliegende, nach untenkonisch zulaufende Stützen. Auf diese Weise wird einehohe Transparenz erzielt und die Verbindung zu denAußensportfeldern betont. Die ungewöhnlichen Dimensionen der weitgespannten Räume sind eineWucht. Ihre kraftvolle Wirkung wird durch die konse-quente Materialisierung in weitestgehend roh belasse-nem Sichtbeton bis hin zu den Nebenräumen, den Böden und den Tribünen unterstützt. Von außen beein-druckt das großmaßstäbliche Gebäude insbesondere anden Ecken: Hier bilden die zwischen der oberen undunteren Halle vermittelnden Elemente die Umlenkungder Lasten ab, wodurch die Zusammengehörigkeit derbeiden Körper schön zur Geltung kommt. Die Aus-kragung der oberen Halle wird auf Platzniveau zumweit ausgreifenden Vordach des Haupteingangs, des-sen niedrige Höhe einen guten Raum mit starker Sog-wirkung schafft. Die kreuzförmige Figur der beidenHallen ergibt ein städtebaulich wirksames Gebäude-volumen, das wegen seiner horizontalen Ausdehnungeinen schönen Kontrapunkt zu den drei vis-à-vis gele-genen, 1964 von Willy Althaus erbauten Hochhäusernsetzt. Im hinteren Bereich geht die untere Halle wegendes Terrainversatzes nahtlos in die Außensportfelderüber. So erscheint von dieser Seite die Trainingshalleals selbstständiger Baukörper. Vom Platz aus betrach-tet bilden die minergiezertifizierten Sporthallen den

opus C ❘ 5.2017

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 32

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 33

34

Ankerpunkt und Auftakt eines langen Streifens vonSportfeldern. Die präzise Setzung des Gesamtvolu-mens, die ingeniöse Stapelung der beiden unterschied-lich genutzten Hallen, der entspannte Umgang mit derweitläufigen Frei-, Grün-, Zirkulations- und Park-flächen und der strukturell begründete Einsatz von Beton geben eine schlüssige Antwort auf die städte-bauliche Situation und das Raumprogramm.

opus C ❘ 5.2017

ArchitekturPenzel Valier AG, CH-8045 Zürichwww.prenzel.ch

Die Außenflächen dieses beim ArchitekturpreisBeton 17 ausgezeichneten Objekts wurden ausdem PSS Portfolio mit PSS 20 gegen Verschmut-zung und Graffiti geschützt.

www.pss-interservice.ch

INFO

2_OpusC_1705_Architektur_23-51_Opus C.03.06 28.09.17 12:08 Seite 34


Recommended