+ All Categories
Home > Documents > Achtsamkeit in der Schmerztherapie Symposium 2014 ... · Physiotherapie nach dem Prinzip des pacing...

Achtsamkeit in der Schmerztherapie Symposium 2014 ... · Physiotherapie nach dem Prinzip des pacing...

Date post: 18-Sep-2019
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
57
Achtsamkeit und Akzeptanz in der Schmerztherapie Anke Diezemann DRK SchmerzZentrum Mainz Wenn Körper und Seele leiden 19. März 2014
Transcript

Achtsamkeit  und  Akzeptanz    in  der  Schmerztherapie  

 Anke  Diezemann  

DRK  Schmerz-­‐Zentrum  Mainz    

Wenn  Körper  und  Seele  leiden  19.  März  2014  

 

Schmerzbewältigung

AssimilaCon  AkkommodaCon  

Flexibilität  im  Umgang  mit  den  Beschwerden  

 durch    

•  Akzeptanz  •  Achtsamkeit  •  Anpassung  des  

Anspruchsniveau  

Beharrliche  Zielverfolgung  der  Schmerzlinderung  

 durch    

•  Rückentraining  •  Medikamenteneinnahme  •  Spritzen  

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Realistische Therapieerwartungen ?

Veränderung  Akzeptanz  

Akzeptanz  

Veränderung  Wunsch Patient

assimilatives coping

Akzeptanz  

Veränderung  

Einschätzung Therapeut

akkomodatives coping

Achtsamkeits- und akzeptanzbezogene Interventionen bei chronischem Schmerz

•  Achtsamkeits-basierte Stressreduktion (MBSR) (Kabat-Zinn, 1990)

•  Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT) (Hayes, Strohsahl, Wilson, 1999)

•  Acceptance and Commitment Therapy for Chronic Pain (J. Dahl et al., 2005)

•  Contextual Cognitive Behavioral Therapy for Chronic Pain (CCBT) (Mc Cracken, 2005)

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Psychologische Flexibilität

ACT-Modell Akzeptanz  

Achtsamkeit  WerteorienCerung  

Defusion  

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

 TransdiagnosCsche  Herangehensweise    

unabhängig  vom  Störungsbild    

Grundlage  ist  die  verhaltensanalyCsche  Grundlagenforschung  und  der  Behaviorismus  

 Am  Kontext  orienCerte  Verhaltenstherapie  

 

Commitment   Selbst  als  Kontext  

Flexibilität?  

Werteorientierung ermöglichen

•  eigene Ziele und Werte zu formulieren

-> Richtungsziel (das Ziel geht nie aus, gibt dem Leben einen Sinn) -> wie man sein Leben leben möchte -> nicht an den Vorstellungen anderer ausgerichtet -> ermöglichen Ausrichtungen unseres Verhaltens

-> Abgrenzung zu Ergebniszielen - sind nur solange interessant, wie wir sie nicht erreicht haben

•  Handlungen ableiten, die erforderlich sind, um diese Werte zu verwirklichen (Prozessziel)

-> Hindernisse (Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen) müssen akzeptiert werden, um in der gewählten Richtung voranzuschreiten

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Lebenskompass

Lebensbereiche und Leitsätze

Wie möchte ich sein?

Ziel

Was hindert mich daran?

Wie kann ich mich darum bemühen?

Gesellschaft „ Gerechtigkeit fördern“

In Organisation einbringen

Partnerschaft „Bedürfnisse zeigen“

Soziales Leben „echte und enge Freundschaften haben“

Gesundheit „körperlich fit sein“

Bild:  Wengenroth,  2008  

Wer  sitzt  am  Steuer?  

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Ciarrochi  &  Bailey,  ACT  in  der  KVT,  Beltz  2010  

„Am Anfang saß der Schmerz am Steuer,

mit der Zeit konnte ich ihn auf den Beifahrersitz setzen,

dann lernte ich ihn auf die Rückbank zu verweisen,

….mein Ziel ist es, ihn in den Kofferraum zu bringen.

Dort darf er bleiben, ohne die Richtung vorzugeben! “

(Zitat eines Schmerzpatienten)

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Akzeptanz: eine definitorische Annäherung

•  „das annehmen, was angeboten wird“ (Hayes, Strohsahl, Wilson)

•  Bereitschaft, Ereignisse und Erlebnisse, so wie sie sind, ohne Ablehnung zu erleben

•  Bereitschaft, Dinge so zu lassen, wie sie im Moment sind, wenn wir sie wahrnehmen -> bewusste Entscheidung

Ø  Versuche der Kontrolle aufzugeben, wenn sie die Lebensqualität beeinträchtigen (McCracken)

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Akzeptanz /Bereitwilligkeit Bestandsaufnahme und kreative Hoffnungslosigkeit:

-> bisherige Erfahrungen und Bewältigungsversuche waren „vernünftig, rational“, aber wirkungslos

-> der bisherige Veränderungsplan ist hoffnungslos –>

Offenheit für einen anderen Weg -> Metaphern, Symbole zum Thema Feststecken

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Natürliches Leid und Vermeidungsleid

Natürliches Leid Was ich tue, um natürliches Leid zu

vermeiden

Vermeidungsleid

Schmerzen beim Laufen •  Walking, wandern aufgegeben

•  ich gehe nicht mehr in die Stadt

•  mehr Schmerz •  Kondition wird immer

schlechter •  Soziale Isolation

Wengenroth, ACT Tools, Beltz,2012

Akzeptanz/Bereitschaft

Bereitschaft ist nicht: Bereitschaft ist:

•  Dem Schmerz Widerstand leisten

•  Den Schmerz ignorieren

•  Den Schmerz vergessen

•  Sich vom Schmerz vereinnahmen lassen

•  Tun, was der Schmerz sagt

•  Nicht tun, was der Schmerz sagt

•  Den Schmerz achten, wie man einen Freund achten würde, dem man zuhört

•  Den Schmerz mit sich tragen wie ein Bild in der Brieftasche •  auf den Schmerz schauen, wie auf ein unglaubliches Bild

Bezugsrahmentheorie: Verbal-kognitiven und umweltbezogene Kontextbedingungen

Verbal-kognitiv: Ø  Verhaltensweisen werden mit inneren Erlebnissen begründet (ich belaste mich nicht,

weil ich depressiv bin, weil ich Schmerzen habe…..) Ø  kognitive und emotionale Gründe stellen dann Barrieren dar Umwelt: Ø  Es reicht nicht, die Gedanken der Person zu kennen – der äußere Kontext bestimmt,

inwiefern die Gedanken Einfluss auf das Verhalten haben „Ich kann den Schmerz nicht aushalten“

Ø  wird sich bei der Hochzeit der Tochter trotz dieser Gedanken versuchen normal zu

verhalten Ø  bei der anstrengenden körperlichen Übung wird der Gedanke zu einem anderem

Verhalten führen

Gedanken determinieren nicht immer unser Verhalten

Gedanken  als  Fußfesseln  und  als  Ruhekissen  

Wir verschmelzen mit dem Inhalt unserer Gedanken

(kognitive Fusion)  

Wengenroth, ACT Tools, Beltz,2012

A: Tarifvertrag B: Elfmeter C: Internetbrowser D: ??? (Wengenroth, 2008)

Ein  Indianer  kennt  keinen  …..    

Kognitive Defusion

Ich kann einen Gedanken haben, muss ihn mir aber nicht abkaufen

Verzerrung durch Singen als Melodie

Der Verstand als eigenständiges Wesen, das einen vollplappert

Hitparade der

Gedanken

Gedanken  als  Fußfesseln  und  als  Ruhekissen  

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Wengenroth, ACT Tools, Beltz,2012

Konzeptualisierte Selbst (begriffliche Selbst)

•  Summe der Beschreibungen, Bewertungen, Erklärungen und

Kategorisierungen von uns selbst – Schublade Ø  Schmerzpatient, der sich nicht belasten sollte, depressiv ist und

abhängig von Helfern ist •  Das Selbstbild des gegenwärtigen Augenblicks wird dadurch gestört,

dies verhindert Verhaltensweisen, die nicht ins Konzept passen

•  Selbst als Kontext ist das Beobachter-Ich: erleichtert das Nicht-Identifizieren mit dem konzeptualisierten Selbst

Achtsamkeit

•  stammt aus der buddhistischen Meditationspraxis

•  „spezifische Form der Aufmerksamkeitslenkung“ (Kabat-Zinn)

•  bezieht sich auf den augenblicklichen Moment

•  beinhaltet ein Maß an Absicht

•  und ist nicht wertend

•  beinhaltet Bewusstheit und Akzeptanz

Un-Achtsamkeit

•  Unachtsamkeit als Autopilotenmodus (Kabat-Zinn) •  Begünstigt automatisierte und starre Verarbeitungs- und Reaktionsmuster -> Kontrolle, Kampf und Vermeidung

5 Elemente Zirkel der Achtsamkeit

Nach Zarbock, Amman, Ringer, 2012

Beobachten

Nicht-

Reagieren

Konzentrieren

Benennen

Nicht-

Bewerten

Wie?

Wie?

Innere Haltung: Geduld

Akzeptanz Nicht greifen

Loslassen Neugierde

Anfängergeist

Ziel eines gesunden Lebens ist es nicht so sehr, sich gut zu fühlen,

sondern gut zu fühlen.

(Hayes et al., 2004)

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Achtsamkeitsübungen

Focussierung  der  Atmung  

Achtsamkeit  im  Alltag  

Achtsames  gehen,  sitzen  

Bodyscan  

Achtsamkeit fördert •  Schulung der Aufmerksamkeit (erleichtert kognitive Defusion, Aussteigen aus dem

Grübeln, Angstteufelskreis)

•  Steigerung des Kontakts mit dem Hier und Jetzt (differenziertere Körper- und Selbstwahrnehmung, Exposition von angstbesetzten Bewegungen)

•  Veränderung des mentalen Modus vom Modus des Tuns ->Seins-Modus (weniger in die Vermeidung oder Kontrolle mit Medikamenteneinnahme, ermöglicht mehr Offenheit für die Erfahrung, Emotionsregulation, Stressbewältigung)

•  Disidentification (erleichtert kognitive Defusion, Beobachter-Selbst aufzubauen, flexiblere Sichtweise des eigenen Selbst, erhöht die akzeptierende Haltung und auch Werteorientierung)

•  Frühzeitiges Erkennen von Aufschaukelungsprozessen (Emotionsregulation, weniger Druck mit Kontrolle oder Vermeidung zu reagieren, Angstreaktionen entgegenwirken)

(Michalak et al, 2012)

Werte und engagiertes Handeln geben dem Akzeptieren

schmerzlicher innerer Erlebnisse ihre Würde

Patient wählt den Weg der ihm am Herzen liegt

Commitment  

Dialektische Therapieziele der ACT

Veränderung  Akzeptanz  

FerCgkeiten  der  Akzeptanz    

FerCgkeiten  zur  Veränderung    

Hayes,  2012  

Mit  Vielzahl  an  VT  Methoden  

Therapeutische Beziehung (Dahl, et al., 2005, Linehan, 2012; Lammers & Stiglmayr, 2009; Michalak et al., 2012)

Ø  Eigene  Erfahrung  mit  Achtsamkeit  –  Glaubwürdigkeit  und  für  ein  achtsames  Einfühlen    

Ø  DialekCk:    Therapeut  reagiert  aufmerksam  zwischen  den  Polen  der  Akzeptanz  und  Veränderung,  um    Veränderung  zu  ermöglichen  

Ø  Vulnerabilität  und  persönliche  Werte  akzepCeren    

 Ø  Bereitscha`  Schmerz,    Leiden,  Verlust  anzuschauen  und  auszuhalten,  ohne  es  

direkt  ändern  zu  wollen    Ø  mit  PaCent  mehr  auf  einer  Ebene  (weniger  Experte)  um  Selbständigkeit  und  

Selbstwirksamkeitserwartung  bei  hoher  Chronfiizierung  zu  stärken  

 

 Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Therapie-­‐Studien  

Accecptance-based interventions for the treatment

for chronic pain Veehof MM, Oskam MJ, Schreurs KMG, Bohlmeijer ET (2011) Pain, 152:533-542

Meta-Analyse, 22 Studien (9 RCT, 5 CCT, 8 nichtkontrollierte Studien), 1235 Patienten

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

0  0,05  0,1  0,15  0,2  0,25  0,3  0,35  0,4  0,45  

 Effektstärken  der  kontrollierten  Studien  

d  =  0,2  kleiner  Effekt    d  =  0,5    miileren  Effekt    d  =  0,8    starke  Effekt.    

Accecptance-based interventions for the treatment

for chronic pain

Veehof MM, Oskam MJ, Schreurs KMG, Bohlmeijer ET (2011), Pain, 152:533-542

Ø  Zu wenig RCT, es fehlen ausreichende hoch-qualitative Studien

Ø  die meisten MBSR, wenige ACT Studien, die mehr auf behaviorale Aspekte Einfluß nimmt Ø  ACT-Studien höhere Effekte auf Depression

Ø  Keine besseren Effekte als CBT, aber vielversprechende Interventionen, deren Kombination mit CBT sinnvoll erscheint

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

A randomized controlled trial of acceptance and commitment therapy and cognitive-behavioral therapy for chronic pain

Wetherall ,J.B. et al., Pain 152 (2011) 2098-2107

114  SchmerzpaCenten  

KVT  (n=57)   ACT  (n=57)  

Randomisierte  Zuordnung  

 4  Woche  Wartezeit  

Dropout  (n=15)    8  Wochen  8  x  90  Minuten  

4-­‐6  PaCenten  in  einer  Gruppe  

Dropout  (n=14)    

Erhebung  der  Outcomevariablen    direkt  nach  der  Therapie/  nach  6  Monaten  

A randomized controlled trial of acceptance and commitment therapy and cognitive-behavioral therapy for chronic pain

Wetherall ,J.B. et al., Pain 152 (2011) 2098-2107

KVT     ACT  

Plausibel,  glaubwürdig,  Hoffnung  auf  Verbesserung    

Outcome    Zu  beiden  

Messzeitpunkten  

Beschreibung  wie  Therapie  erlebt  wurde  

Zufriedenheit,  Angenehme  Erfahrung  

   

 Zwischen  den  Gruppen    

gab  es  für  keine  der  Outcomevariablen    einen  Unterschied  

 Ø  Zeigt  sich  in  Metaanalyse  von  Powers  et  al.  (2009)  auch  beim  

Vergleich  von  ACT  und  CBT  bei  Angst  /  Depression  /  Substanzabhängigkeit  

 Signifikante  Veränderung:  Depression  (BDI)  

Schmerzbezogenen  Angst  (PASS)  Akzeptanz  (CPAQ)  

Kontrollüberzeugung  (SOPA)  

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Iranische  Frauen  mit  chronischem  Kopfschmerz    (Migräne,  Spannungskopfschmerz):    ACT  vs.  Medikamentöse  Therapie  Ho‘tamedi  et  al.,  Headache,  2012  

•  Randomisiertes  Kontrollgruppendesign  (kleine  SCchproben    n=15)  •  8  x  90-­‐minüCge  Sitzungen  +  Hausaufgaben  

Vorher   Nachher   Ancova  

Variable   Gruppe   M  (SD)   M  (SD)   F   P   Effekt-­‐größe  

sensorisch   MTAU  ACT  

28  (3,9)  29  (2,8)  

22,8  (5,1)  25  (4,1)  

0,81   0,58   0,28  

affekCv   MTAU  ACT  

7,8  (2,4)  8,7  (2,5)  

7,4  (2,2)  4,8  (2,3)  

10.14   0,003   1,35  

Be-­‐einträchCgung  

MTAU  ACT  

16  (4,2)  14  (3,4)  

14  (3,4)  6,3  (2,2)  

33,72   <0,0001   0,93  

Angst   MTAU  ACT  

44  (5,1)  44  (5,7)  

45  (4,7)  29  (10,3)  

28,27   <0,0001   2,54  

A systematic review and meta-analysis of mindfulness-based stress reduction for the fibromyalgia syndrome

Lauche R, Cramer, H, Dobos G, Langhorst, J, Schmidt S, Journal of Psychosomatic Research (2013), 75: 500-510

6 von 244 Studien qualitativ ausreichend (KG: medizinisch, aktiv: Edukation/ Dehnung/ Graded Activity)

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

 Effektstärken  gegenüber  akCver  Behandlung  d  =  0,2  kleiner  Effekt    d  =  0,5    miileren  Effekt    d  =  0,8    starke  Effekt.    0  

0,05  0,1  0,15  0,2  0,25  0,3  0,35  0,4  0,45  0,5  

Lebe

nsqu

alitä

t  Schm

erz  

Schlaf  

Depressio

n  Erschö

pfun

g  

KurzfrisCg  

LangsfrisCg  

   *  

*  

Do Mindfulness-Based Interventions Reduce Pain Intensity? A Critical Review of the Literature

MBSR

Reiner, K, Tibi L, Lisitz JD, Pain Medicine (2013), 14: 230-242

•  Von 133 Studien Auswahl von 16 qualitativ ausreichenden Studien

•  5 Studien zu MBSR (unkontrolliert) Ø  keine Effekt kurz- und langfristig auf Schmerzintensität •  5 von 7 Studien MBSR oder Varianten (kontrolliert) Ø  Signifikante Effekte (d=0,4-1,0) kurzfristig Ø  Wenig Effekt langfristig

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Do Mindfulness-Based Interventions Reduce Pain Intensity? A Critical Review of the Literature

ACT

Reiner, K, Tibi L, Lisitz JD, Pain Medicine (2013), 14: 230-242

•  3 Studien zu ACT (unkontrolliert) von Vowles & MC Cracken Ø  signifikante Effekte (d=0,5-0,65) kurz und langfristig für

Schmerzintensität

•  1 Studie zu ACT von MC Cracken (kontrolliert) Ø  Signifikanter Unterschied (d=0,64) kurzfristig, (d=0,38) nach drei

Monaten

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Alles  mulCdisziplinäre  Therapieprogramme    mit  IntegraCon  von  ACT    

Acceptance amd values-based action in chronic pain: A three Year follow-up analysis of treatment effectiveness and process

Vowles, K., Mc Cracken, L.M., Zhao O‘Brien, J. Behavior Research and Therapy, 49 (2011). 748-755

0   0,2   0,4   0,6   0,8   1  

Akzeptanz  

Werte-­‐Erfolg  

Werte  Diskrepanz  

Schmerz  

Depression  

Schmerzbezogenen  Angst  

Körperliche  BeeinträchCgung  

Psychosoziale  BeeinträchCgung  

Medzinische  Behandlung  

Effektstärken  (Cohen‘s  d)    im  drei  Jahres  follow-­‐up  

•  Drei Jahres follow-up, 108 Patienten (Reponderrate 65,1%) •  3-4 wöchiges hochintensives multimodales Programm: 6,5 Stunden / Tag •  Gruppe + Einzel

Multidisciplinary treatment for chronic pain: a systematic review of interventions and outcomes

L. Scascighini et al., Rheumatology, 47: 670-678, 2008

Ø  27 Studien mit mixed chronic pain, low back pain und Fibromyalgia Ø  multidisziplinäre Programme sind effektiver als rein medikamentöse Behandlung und unidisziplinäre Behandlung Ø  Intensive Programme (> 100 Stunden: siehe Guzman) sind effektiver

Multidisziplinäre Schmerz Programme repräsentieren State of the Art in der Behandlung nicht-maligner

chronischer Schmerzen

Die Autoren fordern mindestens: Ø Edukation zur Neuro-Physiologie bei Schmerz und medikamentöser Therapie Ø  Spezifisches individuelles körperliches Training Ø  Physiotherapie nach dem Prinzip des pacing Ø  Psychologische Gruppentherapie

MulCmodale  Schmerztherapie  

Gemeinsames Diagnose- und Therapiekonzept Enge zeitliche, räumliche und inhaltliche Vernetzung Fortlaufende Abstimmung während der Behandlung Hohes Kooperationswissen Gemeinsame Sprache und Philosophie Hohe Behandlungsintensität Medizin

MMST  

42  

   Probleme der Studienlage

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Sehr  unterschiedliche  Ergebnisse  /  Effekte  in  der  Literatur  zu  finden  

•  Nachteile  der  unimodalen  Therapie  gegenüber  mulCmodalen  aufgrund  der  Komplexität  von  Schmerzerkrankungen  wird  nicht  berücksichCgt/  diskuCert  

•  Studien  vermischen  verschiedenen  Schmerzbilder  und  SomaCsierung,  Reizdarm  •  Unterschiedliche  somaCsche  und  psychische  Komorbiditäten  •  Achtsamkeitstherapie  sehr  unterschiedlich  in  Intensität,  häuslichen  Eigenübungen  

und  KombinaCon  mit  anderen  therapeuCschen  Inhalten  (ACT,  CBT,  Stress,  Yoga)  •  Zu  wenig  RCT‘s  •  Methodik  häufig  nicht  ausreichend  (Randomisierung,  Verblindung,  Angaben  der  

Daten)  •  Kaum  Langzeiteffekte  untersucht  •  Effekte  häufig  vergleichbar  mit  CBT    

Weitere  Studien    

Befunde zu neurobiologischen Veränderungen durch Achtsamkeitsmeditation

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

•  Achtsamkeitsmeditation geht mit der Zunahme von grauer Substanz einher (Leistungsverbesserung)

Ø  Hippocampus (Lernen/Gedächtnis, Emotionsregulation) Ø  Insula (Körpergewahrsein, Interozeptionsfähigkeit, Bewusstsein) Ø  Post-cingulärer Cortex (Reize in Relevanz für eigene Person) Ø  Temporo-parietale Junction (Perpektivenwechsel, Empathie,

Aufmerksamkeit) Ø  Cerebellum (Bewegung, Koordinationsfähigkeit, Emotions- und

Kognitionsregulation)

•  Abnahme des Stresserlebens geht mit Abnahme der grauen Substanz in Amygdala (Angst/Aggression) einher

(Britta K. Hölzel in Arbeitsgruppe von Sara W. Lazar (Massachusetts, Boston) und Bender Institute of Neuroimaging, Arbeitsgruppe U.Ott (Universität Giessen) Hölzel et al, 2011; Hoffman et al., 2011; Hölzel et al., 2010; Hölzel et al. 2008; Chiesa & Serreti, 2009; Hölzel et al., 2007)

   Pain  AienuaCon  through  Mindfulness  is  Associated  with  Decreased  CogniCve  

Control  and  Increased  Sensory  Processing  in  the  Brain.      

Gard,  T.,  Hölzel,  B.  K.,  Sack,  A.  T.,  Hempel,  H.,  Lazar,  S.  W.,  Vaitl,  D.  (2012),  Cerebral  Cortex,  22(11),  2692-­‐2702.    

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

•  Erste  Studien  zur  neuronalen  SchmerzmodulaCon:    Menschen  mit  längerer  Übung  von  Achtsamkeit,  welche  eine  offene,  akzepCerende  Haltung  beinhaltet  

Ø  berichten  das  aktuelle  Schmerzreize  während  der  MeditaCon  als  weniger  unangenehm,  jedoch  nicht  als  weniger  stark  empfunden  werden    

Ø  AkCvierung  seitlich-­‐präfrontalen  Areale  (kogniCv  Neubewertung)  nahm  ab    Ø  AkCvierung  Areale  für  sensorische  Verarbeitung  nahm  zu  Ø  Neuronales  Muster  bei  kogniCver  Kontrolle  umgekehrt  

Ø  Innere  Haltung  bei  Achtsamkeit  gegenüber  dem  Schmerz  verändert  sich-­‐weniger  belastend,  weniger  Leidensdruck,  weniger  Stress  

Distanzierung von Gefühlen oder Gedanken

Gefühl, Bewertung, Schmerz und ich werden als eins

empfunden

Gefühl

Bewertung

Innere Beobachter

Gefühl

Bewertung

Innere Beobachter

1.

2.

3.

Schmerz als Sinnesempfindung

Schmerz als Sinnesempfindung

Akzeptanz

Coping

Activity Engagement

Pain Willingness

Beten Ablenkung Distan-zierung

Schmerz -.23*** -.31*** .42*** .11 .11

Schmerzbezogene Angst -.61*** -.71*** .42*** .28*** .19*****

Depression .43*** -.52*** .25*** .14* .15*

Körperliche Beeinträchtigung

-.45*** -.41*** .38*** .25*** .21***

Psychosoziale Beeinträchtigung

-.55*** -.44*** .25*** .12 .23***

Arbeitszeit .37*** .30*** -.26*** -.17** .00

A  comparison  of  the  relaCve  uClity  of  coping  and  acceptance-­‐based  measure  in  a  sample  of  chronic  pain  sufferers  

McCracken  &  Eccleston,  European  Journal  of  Pain  (10),  2006:  23-­‐29  

 Copingvariablen  mit  schlechterer  FunkCon  assoziiert  

 Schmerz-­‐Akzeptanz  dagegen    

mit  besserer  FunkCon  verbunden    

Regression  /  durchschni/liche  Varianzau4lärung  Akzeptanz:  29  %    Coping:  0,04  %    

Regressionsanalysen Varianzaufklärung Depression

6%

15%

29%

11%

39% Background Pain Acceptance Mindfulness Unexplained

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

McCracken, Gauntlett-Gilbert and Vowles. Pain 2007; 131: 63-69. 114 Schmerzpatienten nach multimodaler Schmerztherapie mit ACT

6%10%

27%

10%

47%

BackgroundPainAcceptanceMindfulnessUnexplained

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

Regressionsanalysen Varianzaufklärung Psychosoziale Beeinträchtigung

McCracken, Gauntlett-Gilbert and Vowles. Pain 2007; 131: 63-69. 114 Schmerzpatienten nach multimodaler Schmerztherapie mit ACT

Schmerz- erfahrung

Schmerzbezogenes Katastrophisieren

Schmerzbezogene Angst

Negativer Affekt Bedrohliche Informationen Plötzlicher Schmerzbeginn

Realistischer Optimismus

Konfron- tation

Remission

Vermeidung Hypervigilanz

guarded movement

Schonung(disuse)

Behinderung / Depression Auslöser

Vlayen & Linton, 2000

Fear-Avoidance-Modell

Fear  Avoidance  Beliefs  und    das  schmerzbezogene  Katastrophisieren    

sind  robuste  Prädiktoren    für  die  Chronifizierung    

und  anhaltende  BeeinträchCgung  

   Mindfulness, functioning and catastrophizing after

multidisciplinary pain management for chronic low back pain

Cassidy EL, Atherton RJ. Robertson N, Walsh DA, Pain (2012): 644-650

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

•  116  SchmerzpaCenten  absolvieren  interdisziplinäres  Programm  (63  Std.)  mit  CBT  und  einer  Stunde  AchtsamkeitsinformaCon  ohne  Übung  

Ø  Achtsamkeit  (Mindful  AienCon  Awareness  Scale)  nimmt  während  des  Programmes  zu  

Ø  Größere  Achtsamkeit  Prädiktor  für  geringeres  Katastrophisieren,  BeeinträchCgung  Angst  und  Depression    

Ø  Katastrophisieren  fungiert  als  Moderatorvariable  für  Beziehung  zwischen  BeeinträchCgung  und  Achtsamkeit    

Katastrophisieren  

Achtsamkeit   BeeinträchCgung  

-­‐.56***   .67***  

.02NS  (-­‐.35***)  

BeeinträchCgung  Katastrophisieren  

Achtsamkeit  

-­‐.56***   .02  NS  

.67***  (.65***)  

Ø     Aspekte,  die  auch  ohne  Achtsamkeitstraining  durchaus  in  mulCdisziplinärem                Programm  und  CBT  zum  Entkatastophisieren  vermiielt  werden  können    

Ø   WichCg  wäre    differenzierte  Betrachtung  von  Achtsamkeit  (Baer)  :                              Fünf-­‐Komponenten  (Nicht  reagieren  /  Beobachtung  /  Bewusstsein  /  Beschreibung  /            Nichtbewerten  

   Katastrophisieren, schmerzbezogene Angst und Akzeptanz

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

 •  Querschniisstudie  344  SchmerzpaCenten  (Vowles  et  al.,  2008)  Ø  Schmerzakzeptanz  fungiert  als  Mediatorvariable  :                Katastrophisieren-­‐Depression                Katastrophisieren-­‐Schmerzbezogenen  Angst                Katastrophisieren-­‐Körperliche  und  psychosoziale  BeeinträchCgung    •  62  SchmerzpaCenten  trugen  für  2  Wochen  Taschencomputer,  8  x  Tag  Eingaben  

(Crombez  et  al.,  2013)  Ø  Schmerzaufmerksamkeit  und  -­‐angst  nehmen  bei  steigender  Intensität  des  

Schmerzes  und  negaCven  EmoConen  zu    Ø  eine  hohe  Akzeptanz  der  Erkrankung  schwächt  den  Zusammenhang  zwischen  

Schmerzintensität  und  Schmerzangst  dagegen  ab    

Spannendendes  Forschungsfeld  Zusammenhänge  zwischen  Akzeptanz,  Achtsamkeit  und  Fear  

Avoidance  und  anderen  schmerzaufrechterhaltenden  Faktoren  besser  verstehen  zu  können  

Achtsamkeit / Akzeptanz in der Schmerztherapie?

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

•  Achtsamkeit hilfreich für eine bessere Akzeptanz, Instrument zur differenzierten

Selbstwahrnehmung, Gefühlsregulation, inneren Distanzierung (Hölzel, 2011)

•  ACT geeignet für Patienten, die sehr an Veränderung des Schmerzes „hängengeblieben“ sind und

viel vermeiden (Dahl, 2005)

Ungünstige Einstellungen

Fehlerha`e  Wahrnehmung  

Missachtung  der  Chronizität  

 Kampf  /  Dagegen-­‐Anrennen    

wollen    

Ursachensuche  

Ablehnung  /  Hass   Anha`ung  /  Verstrickung  

Achtsamkeit / Akzeptanz in der Schmerztherapie?

Tagesklinik DRK-Schmerz-Zentrum Mainz

•  Achtsamkeit hilfreich für eine bessere Akzeptanz, Instrument zur differenzierten

Selbstwahrnehmung, Gefühlsregulation, inneren Distanzierung (Hölzel, 2011)

•  ACT geeignet für Patienten, die sehr an Veränderung des Schmerzes „hängengeblieben“ sind und

viel vermeiden (Dahl, 2005)

•  Auswahl der geeigneten Verfahren (Differentialindikation): eher bei chronifizierten Patienten, bei

denen Coping nicht vermittelbar ist oder mit schlechterer Funktion assoziiert ist (McCracken, 2007)

•  Achtsamkeit- und akzeptanzorientiertes Vorgehen ermöglicht das Verfolgen dialektischer

Therapieziele

•  Erweiterung der Veränderungsstrategien: Lernen zweiter Ordnung – System ändert sich, Funktion wird mehr betrachtet

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Recommended