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90 Jahre Kärntner Volksabstimmung

Date post: 09-Mar-2016
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Jubiläumsbroschüre für die Oberstufe
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Kärntner Heimatlied1.-3. Strophe von Johann Thaurer von Gallenstein (1822),4. Strophe von Agnes Millonig (1930)

Dort, wo Tirol an Salzburg grenzt,des Glockners Eisgefilde glänzt;wo aus dem Kranz, der es umschließtder Leiter reine Quelle fließt,laut tosend längs der Berge Rand,beginnt mein teures Heimatland.

Wo durch der Matten herrlich Gründes Draustroms rasche Fluten zieh'n;vom Eisenhut, wo schneebedecktsich Nordgaus Alpenkette streckt,bis zur Karawanken Felsenwanddehnt sich mein freundlich Heimatland.

Wo von der Alpenluft umwehtPomonens schönster Tempel steht;wo sich durch Ufer, reich umblüht,der Lavant Welle rauschend zieht,im grünen Kleid ein Silberbandschließt sich mein liebes Heimatland.

Wo Mannesmut und Frauentreu'die Heimat sich erstritt aufs neu',wo man mit Blut die Grenze schriebund frei in Not und Tod verblieb;hell jubelnd klingt's zur Bergeswand:Das ist mein herrlich Heimatland!

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Kärnten begeht heuer das stolze Jubi-läum „90 JahreVolksabstimmung“unter dem Motto „Gestern – Heute –Morgen“. Auf dem Fundament der ge-meinsamen und so prägenden Ge-schichte gilt es, weiterzubauen undgemeinsam die Zukunft zu gestalten, ganz nach dem bekannten Ausspruch:„Zukunft braucht Herkunft“. Die vorliegende Broschüre will euer Interessean den damaligen Ereignissen wecken und euch näher informieren. Vor 90Jahren hat die Kärntner Bevölkerung beider Sprachen nach einem erbittertenAbwehrkampf im Rahmen einer Volksabstimmung ein klares Bekenntnis fürden ungeteilten Verbleib Kärntens bei Österreich getroffen. Erstmals wurdehierbei das internationale Selbstbestimmungsrecht der Völker am Fall Kärn-ten erfolgreich angewendet. Faktum ist aber, dass es ohne Abwehrkampfkeine Volksabstimmung gegeben hätte. Nur der wehrhaften Heimatliebe derKärntnerinnen und Kärntner ist es zu verdanken, dass ein Volksentscheiddurchgeführt wurde. Das Bekenntnis zur Einheit Kärntens war nicht nur einSieg der Demokratie, sondern auch eine klare Absage an das Großreich-Stre-ben des serbischen SHS-Staates, weil deutsch- und slowenischsprachigeKärntner gemeinsam für den Verbleib bei Österreich stimmten.

Heute sehen wir es als Aufgabe und Verpflichtung, durch eine aktive Nach-barschaftspolitik einen dauerhaften Beitrag für Frieden und Freiheit inEuropa zu leisten. Unser Land, im Schnittpunkt dreier Kulturkreise gelegen,baut auf dem Fundament der Alpen-Adria-Region mit Kärnten, Italien undSlowenien auf und will die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Ver-ständigung fördern, um gemeinsam mit den Nachbarn neue Chancen undZukunftspotentziale zu nutzen.

Um gemeinsam des 90. Jahrestages der Kärntner Volksabstimmung zu ge-denken, würde es uns freuen, wenn Ihr an einer der zahlreichen Jubiläums-veranstaltungen rund um den 10. Oktober 2010 teilnehmt und wir einanderbeim großen Landesfestzug am 10. Oktober in der Innenstadt von Klagenfurttreffen.

Gerhard DörflerLandeshauptmann

Liebe Schülerinnen und Schüler!

Dipl.-Ing. Uwe ScheuchLandeshauptmann-Stellvertreter

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Du hast in deiner bisherigen Schullaufbahn sicher schon viele Fei-ern zum 10. Oktober miterlebt. Wie viel Wissen um diesen Kärnt-ner Festtag du tatsächlich hast, kannst du anhand folgenderFragen abklären. Wenn du damit nicht zurecht kommst, wirddiese Broschüre dein Wissen aufbessern.

1) Welche Stadt im heutigen Bosnien-Herzegowina hinterließ inder Geschichte Österreichs unauslöschliche Spuren?

2) Welches Recht sollte laut Präsident Wilson die Basis für einenWeltfrieden sein?

3) Wie lautete seit 12. 11. 1918 die Bezeichnung des österreichischen Staates?

Republik -Österreich

4) Was bedeutet die Abkürzung Königreich SHS?

5) Kannst du führende Persönlichkeiten des Kärntner Abwehr-kampfes nennen, nach denen in Klagenfurt ein Platz und einPark benannt sind?

Liebe Schülerin, lieber Schüler!

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6) Nach welchem Oberstleutnant ist jene amerikanische Mis-sion benannt, welche das strittige Südkärntner Gebiet be-reiste und feststellte, dass das Klagenfurter Becken eineEinheit sei?

Sherman

7) In welcher europäischen Stadt fiel der Beschluss über eineVolksabstimmung in Kärnten?

8) Warum war die Kärntner Landesregierung ab dem 30. 5. 1919über Villach nach Spittal gezogen?

9) Wie nennt man mit einem Fachausdruck (vom Lateinischenabgeleitet) eine Volksabstimmung?

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10) Wie nannte man mit einem Fachausdruck jene Linie, welchedie Abstimmungszonen A und B trennte?

-linie

11) In welchem Fall sollte es auch in der Zone B eine Abstimmunggeben?

12) Die Kärntner Volksabstimmung hatte eine Wahlbeteiligung,von der man heute nur noch träumen kann.

Wie viel Prozent betrug sie? %

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Wenn du über Abwehrkampf und Volksabstimmung eine Mei-nung haben willst, kommst du um Geschichtskenntnisse nichtherum. Immerhin hat Kärnten von allen Bundesländern die äl-teste Geschichte und spielte in der Politik der damaligen Zeiteine große Rolle. Beweise dafür gefällig?

1. Das slawische Fürstentum Karantanien gilt als erste mittelal-terliche Staatsbildung im Bereich der Ostalpen.

2. Nach der Unterwerfung Karantaniens durch die Baiern wurdees dem großen Frankenreich angegliedert und wurde bereits976 n. Chr. selbständiges Herzogtum.

3. Von da schaffte es Arnulf von Kärnten sogar auf den Throndieses Reiches.

Allein aus diesen drei Beispielen ergab sich schon früh eine Ver-schränkung von Deutsch- und Slowenisch sprechender Bevölke-rung im friedlichen Sinne. Es gab aber eine Trennlinie insofern,dass das Bauerntum im Südosten des Landes überwiegend slo-wenischsprachig, das Bürgertum in den Städten überwiegenddeutschsprachig war. 1910 gaben 21,4 % der damaligen KärntnerGesamtbevölkerung Slowenisch als Umgangssprache an, in derspäteren Abstimmungszone A sogar 69,2 %. Diese ungleiche Ver-teilung führte zu einer Sprachgrenze,deren Verlauf die fol-gende Karte zeigt:

Äußerste Nordgrenze des slowenischen Sprachgebie-tes um 1900 (einschließlichder Gebiete mit geringem Anteil Slowenischsprachiger).

Seite 6 ->Grundlegende Fakten zur Landesgeschichte Kärntens

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Sprachgrenzen sind durchlässig, sind auf den ersten Blick nichtimmer erkennbar, sind historisch gewachsen und nicht politischfestgelegt. Sie können die Einheit eines Landes gefährden(siehe Belgien), müssen das aber nicht zwangsläufig, sofern dieVolks- bzw. Sprachgruppen ein gewisses Ausmaß an Autono-mie besitzen.

Zwei Strömungen gab es damals. Die eine wird heute gut gehei-ßen, nämlich die Demokratisierung, der Wunsch nach Verfassung,Parlament, konstitutioneller Monarchie. Die andere gilt als dasGrundübel des 19. Jh., nämlich der Nationalismus. Zunächst inder Form, dass sich intellektuelle Schichten historisch und litera-risch mit den Wurzeln des eigenen Volkes auseinander setzten.Dies geschah auf Deutschkärntner Seite etwa mit Herausgabe derZeitschrift „Carinthia“, auf Slowenischkärntner Seite mit derGründung des „Hermagoras“-Verlages.

Die einzelnen Völker entwickelten die Vision vom Nationalstaat,also einem Staat, in dem nur Menschen derselben Sprache lebenund der seine Geschicke selbst bestimmt.

Was bedeutete dies für die Slowenen: Nachdemsie im Kern im Herzogtum Krain, aber auch inden Herzogtümern Steiermark und Kärnten leb-ten, entstand die Idee eines vereinten Slowe-niens. Was bedeutete das für Kärnten: dieTeilung. Sie wurde jedoch auch von sloweni-schen Abgeordneten des Kärntner Landtages1848 noch abgelehnt, 1917/18 aber wieder dis-kutiert.1867 wurde in der Habsburgermonar-chie ein Ausgleich zwischen Deut-schen und Ungarn gefunden.

Das 19. Jahrhundert verändert das Zusammenleben

von Mehrheitsbevölkerung und Volksgruppe

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Mit den slawischen Nationalitäten gelang ein vergleichbares Aus-gleichswerk nicht. Der österreichische Thronfolger Franz Ferdi-nand, der dies anstrebte, wurde von serbischen Nationalistenerschossen. Im 1. Weltkrieg kam es zu einer Verschärfung der na-tionalen Gegensätze.

Deutsche

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Tschechen

Polen

Ruthenen

Slowaken

Slowenen

Serben

Karte der Nationalitäten der Habsburgermonarchie um 1910:

über 50 % der Bevölkerung

20 % –50 % der Bevölkerung

5 %–20 % der Bevölkerung

Kroaten

Italiener

Rumänen

Magyaren

Bosnische Muslime

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Die politische Landkarte änderte sich durch die Niederlage Öster-reich-Ungarns und Deutschlands gravierend, wie die beiden Kar-ten zeigen:

Die neue politische Situation am Ende des

1. Weltkrieges

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Die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie

Die Nachfolgestaaten der österreich-ungarischen Doppelmonarchie

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Der besondere Blick gilt dem Balkan und Österreich: In beiden Re-gionen überschlugen sich die Ereignisse. Noch vor der Gründung derRepublik Deutsch-Österreich (12. 11. 1918) erklärten sich Slowenen,Kroaten und Serben zu einem selbständigen Staat (SHS-Staat). Die-ser wurde diplomatisch jedoch nicht anerkannt. Am 1. 12. 1918 kam es zur Vereinigung des SHS-Staates mit dem König-reich Serbien und Montenegro, daraufhin entstand das Königreichder Serben, Kroaten und Slowenen (Königreich SHS). Deutsch-Öster-reich wurde ein Anschluss an Deutschland untersagt. Die Idee hieltsich jedoch latent und wurde später von den Nationalsozialisten fürihre Ziele instrumentalisiert.

Der SHS-Staat erhob Ansprüche auf Kärnten. Die Republik Deutsch-Österreich und der SHS-Staat beriefen sich beide auf das Selbstbe-stimmungsrecht der Völker. Es bildeten sich politische Institutionen,auf der einen Seite der Kärntner Landtag und die Landesregierungmit Arthur Lemisch an der Spitze, auf der anderen Seite der Slowe-nische Nationalrat. Am 5. 11. 1918 trafen die ersten militärischen Ein-heiten des SHS-Staates im umstrittenen Gebiet ein.

Örtliche slowenische Organe übernahmen punktuell die Verwaltung,etwa in Ferlach. Dem widersetzte sich die Kärntner Militärführungnicht, ein Abkommen über eine provisorische Demarkationslinie ent-lang von Gail und Drau wurde getroffen. Als jedoch slowenischeTruppen am 30. 11. 1918 Völkermarkt besetzten, also die Demarka-tionslinie überschritten, fasste der Kärntner Landtag den geheimenBeschluss eines bewaffneten Widerstandes. Damit waren Kampf-handlungen nicht mehr zu vermeiden.

Abwehrkampf und VerhandlungenDer Kärntner Abwehrkampf, welcher nachfolgend in einer grobenÜbersicht gebracht wird, war kein Einzelfall, was Grenzkonflikte be-traf. Auf Kärntner Seite taten sich dabei folgende Persönlichkeitenhervor: · Landesbefehlshaber Oberstleutnant Ludwig Hülgerth · Oberleutnant Hans Steinacher, führender Abwehrkämpfer · Dr. Arthur Lemisch, Landeshauptmann 1918–1921, 1927–1931

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1. Abschnitt: 5. 12. – 14. 12. 1918:SHS-Truppen besetzen Klein St.Veit, Tainach, Rosenbach, Grafen-stein2. Abschnitt: 15. 12. – 24. 12. 1918: Erste Erfolge des Kärntner Abwehr-kampfes bei Grafenstein3. Abschnitt: 5. 1. – 14. 1. 1919:Weitere Erfolge der Abwehrkämp-fer: Befreiung von Arnoldstein, Für-nitz, Rosegg, St. Jakob, Rosenbach,Ferlach4. Abschnitt: 14. 1. – 28. 4. 1919:Waffenstillstand, von SHS-Truppengebrochen, weitere Kämpfe mitwechselnden Erfolgen5. Abschnitt: 29. 4. – 7. 5. 1919: Letztes für Kärnten erfolgreichesGefecht, kein SHS-Soldat stehtmehr auf Kärntner Boden6. Abschnitt: 28. 5. – 6. 6. 1919: Großangriffder SHS-Truppen, Besetzung Kla-genfurts und des Zollfeldes, Waffenstillstand7. Abschnitt: 28. 7. 1919: Festlegung einer „Demarkationsli-nie“zwischen den Zonen A und B.Diese Linie war streng bewacht,eine Überschreitung war nur anwenigen Kontrollpunkten unddas sehr schwer möglich.

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Wie ein roter Faden zieht sich das Selbstbestimmungsrecht,propagiert in den 14 Punkten des US-Präsidenten Wilson, durchdie unmittelbare Nachkriegszeit. Laut Verfassung Kärntens von1918 sollten die Kärntner Slowenen selbst entscheiden, wohinsie gehören wollten. Das wäre unter Umständen schon ein Ab-strich von der Landeseinheit gewesen. Der SHS-Staat lehnteeine solche Abstimmung immer ab. Ein Glücksfall für Kärntenwar die Mission unter der Leitung von Oberstleutnant ShermanMiles und Prof. Coolidge, die das strittige Gebiet im Auftrag derUS-Friedensdelegation vom 27. 1. bis 6. 2. 1919 bereiste.

Sie versuchte an Ort und Stelle die Einstellung der Bevölkerungzu erfahren, verfasste darüber Berichte und bewirkte in Kreisender US-Friedensdelegation noch vor den Friedensverhandlun-gen eine Neueinschätzung der Problematik. Nur bei einer Auf-rechterhaltung der Einheit des Klagenfurter Beckens und derKarawankengrenze sei das zukünftige Wohl der Bevölkerung imgemischtsprachigen Gebiet gewährleistet. Damit wurden dieAmerikaner zu vehementen Verfechtern einer Lösung durchVolksabstimmung. Bis es allerdings am 10. 10. 1920 so weitwar, passierte noch einiges:

1. Bevor Anfang Mai 1919 der Beschluss zur Durchführung derVolksabstimmung gefasst wurde, marschierten SHS-Truppenam 29. 4. auf breiter Front ein, wurden allerdings bis 7. 5. wie-der aus Kärnten verdrängt.

2. Als die Pariser Friedenskonferenz nochmals die Volksabstim-mung beschloss, begann am 29. 5. südslawisches Militär mitgroßer Übermacht einen Generalangriff mit dem Ergebnis,dass auch Klagenfurt besetzt wurde.

Seite 12 ->

Vorgeschichte zur Volksabstimmung

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3. Der militärische Erfolg der SHS-Truppen hat zwar nicht den Be-schluss zum Plebiszit (Fachausdruck für Volksabstimmung)verhindert, aber möglicherweise zur Teilung des Abstimmungs-gebietes in Zone A und B geführt.

4. Die Zone A war bis zur Abstimmung von SHS-Truppen besetzt und verwaltet, die Zone B von Österreich. Damitwaren entlang der Zonengrenze wirtschaftliche und fa-miliäre Beziehungen zerschnitten, ja es gab sogarTote an der Demarkationslinie.

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Was nun folgte, war eine Propagandaschlacht mit einem bisherungeahnten Ausmaß. Es war auf beiden Seiten so etwas wiegeistiger Abwehrkampf. Federführend war dabei auf KärntnerSeite von 22. 8. 1919 bis 10. 3. 1920 die „Landesagitationslei-tung“, danach der Kärntner Heimatdienst (KHD). Auf jugoslawi-scher Seite war es der Narodni Svet (Volksrat) mit denPropagandazeitungen „Korošec“, „Mir“, „Draupost“. Dichtkunstund Karikatur standen ganz im Dienste der Sache.

Seite 14 ->

Der Wahlkampf mit Plakaten und Flugblättern

1.

3.

2.

Verzweifelte

Wirtschaftslage

Deutsch-Österreichs

Der Kärntner Slowene erschlägt den Klagenfurter Lindwurm.

Alle unsere „Deutschtümler“ (deutsch- oder österreichfreundlicheSlowenen) würde ich einsammeln, in einen Sack schnüren undin die Drau werfen.

an die „Kulturbringer“und „Befreier“

Zum Gedächtnis

4.

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Ordne die Bilder richtig zu:

Für Österreich bzw. Kärnten

Beschreibe weiters, wie und mit welchen kleinen und großen Sym-bolen das feindliche Land dargestellt wird.

Nummern _ _ _

Bild 1:

Bild 2:

Bild 3:

Bild 4:

Bild 5:

Bild 6:

Nummern _ _ _

Für Jugoslawien bzw. Königreich SHS

5.

6.

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Das Plebiszit wurde unter der vertraglich festgesetzten interna-tionalen Kontrolle durchgeführt und als korrekt bezeichnet.

Ein Blick nach Europa um 1920 zeigt, dass auch in anderen Ge-bieten (an den Grenzen Deutschlands) Plebiszite geplant odertatsächlich durchgeführt wurden. Das Mittel einer Volksabstim-mung fand damals seinen Höhepunkt. Allerdings gab es auchgewaltsame Verhinderungen (Teschen) genauso wie Teilungen(Oberschlesien) bzw. nicht korrekte Durchführung (Sopron). Mitdem ruhigen und korrekten Ablauf stand die Kärntner Volksab-stimmung ziemlich einmalig da.

Das Ergebnis der Volksabstimmung war wie du weißt eindeutig.

Die österreichischen Prognosen von 62 % gingen fast in Erfül-lung, die jugoslawischen von 55 % nicht. 18 Gemeinden derZone A hatten mehrheitlich projugoslawisch gewählt, 33 mehr-

Seite 16 ->

Das Abstimmungsergebnis und die Analyse desStimmverhaltens

Die internationale Plebiszitkommission, sitzend von links: J. Jovanović (Jugoslawien), Graf Ch. de Cham-

brun (Frankreich), Sir C. Peck (Großbritannien), Prinz L. Borghese (Italien), A. Peter-Pirkham (Österreich)

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heitlich proösterreichisch. Immer wieder wird hervorgehoben,dass 10.000 slowenischsprachige Kärntner mit ihrer Pro-Öster-reich-Stimme das Plebiszit entschieden hätten. Welche Motivesteckten für sie dahinter?

1. Die Trennung Klagenfurts von seinem Umland brachte der bäu-erlichen Bevölkerung große wirtschaftliche Nachteile (fehlen-der Absatzmarkt, Preisverfall). Sprachliche und politischeMotive waren also nicht ausschlaggebend für die Entscheidungpro Österreich.

2. Ansätze zu einem selbständigen und emanzipierten Leben derKärntner Slowenen waren kaum vorhanden, die Abhängigkeitvom deutschen Bürgertum zu groß.

3. Nicht zu unterschätzen waren lokale Traditionen. Viele Kärnt-ner Slowenen hatten über die Demarkationslinie hinweg ver-wandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen zurdeutschen Sprachmehrheit. Hier waren also eher emotionaleMotive ausschlaggebend.

In den 1920er Jahren wollte der Kärntner Landtag der sloweni-schen Volksgruppe im Rahmen einer Kulturautonomie Selbstver-waltungsrechte geben. Dieses zukunftsträchtige Projekt scheitertenach jahrelangen Verhandlungen.In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurde der sloweni-schen Volksgruppe schweres Unrecht zugefügt. Im April 1942 wur-den mehr als 900 slowenischsprachige Kärntner bäuerlicherHerkunft von ihren Höfen vertrieben. Der Gebrauch der sloweni-schen Sprache in der Öffentlichkeit wurde verboten. Der bewaffneteWiderstandskampf (der einzige auf dem Gebiet der Republik Öster-reich) forderte auch unter der Zivilbevölkerung des SüdkärntnerRaumes zahlreiche Menschenleben. Nach der Befreiung im Mai 1945 wurde die KärntnerGrenzfrage erneut aktualisiert. Das kommunisti-

Von der Volksabstimmung bis zur Gegenwart

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Seite 18 -sche Jugoslawien verlangte im Rahmen der Verhandlungen fürden Österreichischen Staatsvertrag den Anschluss großer TeileKärntens (2470 km² mit rund 180.000 Einwohnern).

Diese Forderungen wurden von der Osvobodilna fronta (Befrei-ungsfront), der politischen Organisation der Partisanen, unter-stützt und erst 1949 zurückgezogen. Im Artikel 7 desÖsterreichischen Staatsvertrages verpflichtete sich Österreichdaraufhin zum Schutz und zur Förderung der slowenischen undkroatischen Volksgruppen in Kärnten, in der Steiermark und imBurgenland.

Wesentliche Bestimmungen des Artikels 7 wurden rasch ver-wirklicht (z. B. zweisprachige Volksschulen 1945, SlowenischesGymnasium 1957, Gerichtssprachengesetz 1960). Der Versucheiner Umsetzung der Bestimmungen über zweisprachige topo-graphische Bezeichnungen führte in den 1970er Jahren zu hef-tigen Auseinandersetzungen („Ortstafelsturm“ 1972).

Die nach dem Volksgruppengesetz von 1976 getroffene Lösungwurde in den letzten Jahren vom Verfassungsgerichtshof für un-genügend befunden. Die Bemühungen um eine endgültige Lö-sung dieser letzten offenen Frage aus dem Staatsvertrag von1955 dauern an, und in den nächsten Jahren soll es zu einer de-finitiven Lösung kommen.

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Das Land Kärnten unterstützt seit dem Jahr 2002 mit hohem fi-nanziellen Aufwand die Führung zweisprachiger Kindergarten-gruppen, damit schon Kleinkinder mit der slowenischen Sprachevertraut werden.

Über 40 % der Volksschüler im gemischtsprachigen Gebiet be-suchen zweisprachige Volkssschulen. Und auch in höheren Schu-len wie der zweisprachigen Handelsakademie, demSlowenischen Gymnasium oder der Alpen-Adria-Universität Kla-genfurt ist der Unterricht in slowenischer Sprache eine Selbst-verständlichkeit geworden.

Im Jahr 1990 wurde beim Amt der Kärntner Landesregierung dasVolksgruppenbüro gegründet, mit dem Auftrag die Volksgruppeaktiv zu unterstützen. Die vom Volksgruppenbüro alljähr-lich ausgerichtete „Kulturwoche der Kärntner Slowe-nen“ fördert das Zusammenleben derMehrheitsbevölkerung mit der Volksgruppe

Kärnten legt viel Wert auf die slowenische Volksgruppe

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„Unser Kind - Naš Otrok“ Zweisprachiger Kindergarten in Klagenfurt

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1. Die Karawanken bilden keine EU-Außengrenze mehr, siesind zu einer Erholungsoase für Kärntner und StaatsbürgerSloweniens geworden (beide sind gleichermaßen bergbe-geistert!), grenzüberschreitende Tourismusprojekte existie-ren bereits und sollten weiter ausgebaut werden.

2. Österreich und Slowenien haben jetzt annähernd gleiche po-litische Systeme. Bei einem Ausbau der gutnachbarschaftli-chen Beziehungen wird man sicher auch jene Fragen lösenkönnen, die jetzt noch zu gegenseitigen Irritationen führen.

3. Heute und in Zukunft herrscht globaler Wettbewerb, des-halb bringt der EU-Beitritt beider Länder Vorteile. Aber auchinnerhalb der EU muss man wettbewerbsfähig sein. Hierhilft es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiterzu intensivieren.

Ausblick

Die Karawanken als Kammgebirge bilden eine ideale natürli-che Grenze, waren aber auch lange Zeit nach dem 2. Weltkriegeine zutiefst politische Grenze zwischen dem demokratischen Österreich und dem kommunistischen Jugoslawien. Obgleichdie Grenze nicht mit dem Eisernen Vorhang vergleichbar war,hatte man beim Passieren der Grenze (egal ob am offiziellenGrenzübergang oder bei Wanderungen am Gebirgskamm) un-gute Gefühle. Heute und noch mehr in der Zukunft wird dieseGrenze etwas Verbindendes haben. Warum?

und sorgt für kulturellen Austausch zwischen deutschen undslowenischen Kultur- und Bildungseinrichtungen. Der jährlichstattfindende Volksgruppenkongress hat sich die Aufgabe ge-stellt, Vertreter von europäischen Minderheiten zusammenzu-bringen und gemeinsame Themen wissenschaftlich zubeleuchten.

Seite 20 -

Page 21: 90 Jahre Kärntner Volksabstimmung

4. Bereits bestehende und geplante grenzüberschreitende Aktivitäten:

· Gründung der ARGE (=Arbeitsgemeinschaft) Alpen-Adria 1978,ihre derzeit aktuellen Mitglieder findest du in der Karte!

· Gemeinsame Bewerbung für die Ausrichtungder Olympischen Winterspiele 2006 (leider gescheitert) unter dem Logo

· Zahlreiche grenzüberschreitende Projekte imRahmen von „INTERREG“ (= Förderung der Zusammenarbeit zwi-schen Regionen der EU), z. B. Geschichtsspuren und mineralogi-scher Lehrpfad rund um die Petzen-Peca, Hemmawanderweg,Zusammenschluss der Naturschutzgebiete „Vellacher Kotschna“ und „Logarska dolina“.

· Die Euregio „Senza Confini“ mit dem Sitz in Triest wurde 2010von den Regionen Kärnten, Friaul-Julisch Venetien und dem Ve-neto gegründet. Slowenien und zwei kroatische Regionen sollenin Zukunft dieser Euregio beitreten.

· Ein Zukunftsprojekt ist die Ausrichtung der Dreiländer-Ski-WMim Jahr 2017 mit Kranjska Gora als Host City und BadKleinkirchheim und Tarvis als Austragungsstätten.

Senza confini

Ohne Grenzen

Brez meja

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Seiten 5–7:

1 = Sarajewo

2 = Selbstbestimmungsrecht

3 = Deutsch

4 = Königreich der Serben, Kroaten

und Slowenen

5 = Lemisch, Hülgerth

6 = Miles

7 = Paris

8 = Klagenfurt war von SHS-Truppen

besetzt

9 = Plebiszit

10 = Demarkation

11 = Wenn Abstimmung in Zone A für

Jugoslawien ausgegangen wäre

12 = 95

Seite 15: Pro Österreich/ Kärnten 3-5-6,

pro Jugoslawien 1-2-4

Bild 1 = alle Kärntner „Nemčurje“

(Deutschtümler) sollen in die

Drau geworfen werden.

Bild 2 = zerfallenes Haus, umschwirrt

von Aasgeiern, „Bettlerstaat“

Österreich.

Bild 3 = SHS-Verwaltung als Kulturver-

nichter durch Demolierung und

Inbrandsetzung von Schulen.

Bild 4 = Keulenschlag auf den Lind-

wurm, sein Schmerz zeigt sich u.

a. in seinem Antlitz bzw. im

mehrfach geringelten Schwanz.

Bild 5 = unsoldatische Haltung, langer

Schnurrbart, geflickter Brotsack.

Bild 6 = Königreich SHS, dargestellt als

behaarter Teufel mit Hufen in

einer finsteren Ecke, daneben

Kärnten, dargestellt als Engerl in

der aufgehenden Sonne.

Impressum:Herausgeber: Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 6 –

Bildung, Generationen und Kultur, UAbt. Volkskultur und Brauch-

tumswesen, Bahnhofplatz 5, 9020 Klagenfurt am Wörthersee

Fotonachweis: Kärntner Landesarchiv, Fotos: Prof. Walko, Broschüre

„Kärntner Volksabstimmung - 80 Jahre“, „Historischer Weltatlas“

Putzger-Brockmüller Wien 2000, „Fragen an den 10. Oktober“, die

Presse, www.kleinezeitung.at, www.ktn.gv.at, www.ctr.at,

http://baza.givo.si, Ogris Alfred u.a. „Der 10. Oktober 1920 - Kärn-

tens Tag der Selbstbestimmung“ Kärntner Landesarchiv (Hrsg.)

Klagenfurt 1990, Fräss-Ehrfeld Claudia: „Fragen an den 10. Okto-

ber“ Landeshauptstadt Klagenfurt (Hrsg.)

Klagenfurt 2000, http://www.panoramio.com

Seite 22 -

Page 23: 90 Jahre Kärntner Volksabstimmung

Ogris Alfred u. a. „Der 10. Oktober

1920 – Kärntens Tag der Selbstbestim-

mung“, Kärntner Landesarchiv (Hrsg.),

Klagenfurt 1990.

Fräss-Ehrfeld Claudia: „Kärnten

1918–1920 – Sind neue

Fragestellungen nötig“, Geschichtsver-

ein für Kärnten (Hrsg.), Klagenfurt 2010.

Fräss-Ehrfeld Claudia: „Fragen an den

10. Oktober“

Landeshauptstadt Klagenfurt (Hrsg.),

Klagenfurt 2000.

Rumpler Helmut (Hrsg.): „Kärntens

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1981.

Pleterski Janko: „Koroški plebiscit 1920“,

Ljubljana 2003.

Domej Theodor: „Anmerkungen zur

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„Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Fol-

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Pleterski Janko und Weinzierl Erika:

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Hellwig Valentin u. a. (Hrsg.), „Die Kärnt-

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schichtsforschung. Leistungen, Defizite,

Perspektiven“, Klagenfurt 2002.

Literatur:

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Einsendeschluss: 29. Oktober 2010

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Page 24: 90 Jahre Kärntner Volksabstimmung

1. Nach Besetzung welcher Südkärntner Stadt fasste der Kärntner Landtag den geheimen Beschluss eines bewaffneten Widerstandes?

2. In welcher europäischen Stadt fiel der Beschlussüber eine Volksabstimmung in Kärnten?

3. Zum klaren österreichischen Erfolg bei der KärntnerVolksabstimmung haben die Stimmen wie vieler slowenischsprachiger Kärntner beigetragen?

Amt der Kärntner LandesregierungUAbt. 6 - Volkskultur & BrauchtumswesenBahnhofplatz 59021 Klagenfurt

Einsendeschluss: 29. Oktober 2010 (Es gilt das Datum des Poststempels.)Die Gewinner werden mittels Losziehung ermittelt.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Preise können nicht in bar abgelöst werden.

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