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2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine...

Date post: 02-Aug-2020
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B undesverteidigungsministe- rin Ursula von der Leyen ist am vergangenen Montag zu einem Blitzbesuch bei dem neuen US-Verteidigungsminister Ashton Carter nach Washington gereist. Für das Treffen hat ihr der Amtskollege gerade einmal 45 Minuten eingeräumt. Sub- stanzielles dürfte in dieser kur- zen Zeit kaum erörtert worden sein. Es war wohl eher so, dass die deutsche Verteidigungsmini- sterin zur Befehlsausgabe beim großen Bruder angetreten war. Darauf deutet auch die Presseer- klärung des US-Verteidigungsmi- nisteriums hin. Dort heißt es, beide Minister hätten betont, dass die Nato gegenüber der rus- sischen Aggression Einigkeit zei- gen müsse. In ihrer eigenen Presseerklärung verliert die Be- fehlsempfängerin darüber hin- gegen kein Wort, sondern erschöpft sich darin, die USA als „vertrauten und unverbrüchli- chen Partner“ von „herausra- gender strategischer Bedeutung nicht nur in der Nato“ über- schwänglich zu loben. Unterdessen haben 300 US- amerikanische Fallschirmjäger mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten begonnen. Warum? Weil sich, so der ukrainische Prä- sident Petro Poroschenko unter dem Beifall der US-Militärs, „die- ser Krieg“ nicht nur gegen die Ukraine richte und sich „zum 70. Jahrestags des Sieges der Anti- Hitler-Koalition über den Natio- nalsozialismus die Grenze des zivilisatorischen Kampfes um die Freiheit Europas und der Welt“ wieder einmal durch die Ukraine ziehe. Das war es dann wohl auch, worum es bei dem Mini- stertreffen in Washington tat- sächlich ging. Damit Deutschland ja nicht aus der Koalition, die diesmal eine „Anti-Putin-Koali- tion“ ist, ausschert. Von der Leyen wird den Befehl zweifels- ohne gehorsam befolgen. JAN HEITMANN: Befehlsausgabe Moral und Heuchelei Erschrecken über den Tod im Mittelmeer verdrängt die Frage nach der Zukunft Der Untergang von „Flüchtlings- schiffen“ wühlt die Europäer auf. Welche Folgen die Massenzuwan- derung hat, interessiert wenig. Erschreckende Bilder und die Zahl von vermutlich bis zu 900 Er- trunkenen bei einer einzigen Ha- varie haben die Debatte zu den übers Mittelmeer kommenden Asylbewerbern massiv moralisch aufgeladen. Nun sollen die Ret- tungskapazitäten drastisch ausge- baut werden, um das Sterben zu beenden. Das Dilemma liegt auf der Hand, und es ist kein Zynismus, wenn man es benennt: Jeder in einem europäischen Land eingetroffene, aufgenommene und versorgte Asylbewerber kommuniziert sei- nen Erfolg in die Heimat, was wei- tere Landsleute dazu verlockt, sich ebenfalls auf den Weg zu machen. Laut Innenminister Thomas de Maizière (CDU) warten jetzt schon mehr als eine Million Menschen an der afrikanischen Küste auf eine Gelegenheit, nach Europa überzusetzen. Ihre Zahl könnte sich noch beträchtlich erhöhen. Um weitere Schiffskatastrophen gänzlich zu vermeiden, müsste ein lückenloses Ret- tungssystem auf- gebaut werden, das einem Zu- bringerdienst gleichkäme. Davon angezogen würden sich wei- tere Millionen in Bewegung setzen. Die einzige Lösung liegt in dem Vorschlag, EU-Auffanglager an der afrikanischen Küste aufzubauen, wo der Asylantrag geprüft wird. Allerdings ist nicht auszuschlie- ßen, dass abgelehnte Bewerber es trotzdem übers Meer versuchen, was weitere Katastrophen zur Folge haben dürfte – und entspre- chende Debatten in Europas Öf- fentlichkeit. Was bei all der verständlichen Erregung über die grausigen Schicksale auf See völlig in den Hintergrund gedrängt wurde, sind die längerfristigen Folgen eines massenhaften Zu- stroms. Schon heute ächzt Deutschland unter drückenden Problemen bei der Integration und Assimilie- rung von Einwanderern. Eingebo- rene Deutsche wagen es jedoch kaum noch, über die damit ein- hergehenden Belastungen öffent- lich zu sprechen, aus Furcht, Rassist genannt zu werden. Dafür beklagen sich mittlerweile Immigranten darüber, dass in den Klassen ihrer Kinder kaum noch deutsche Schüler säßen, was den Lernerfolg ihrer Zöglinge ge- fährde. Solche Meldungen müss- ten jeden davon überzeugen, dass ein kritisches Maß an Zuwande- rung aus fremden Kulturkreisen längst überschritten wurde. Wer mit dem Appell an unsere Menschlichkeit nun fordert, wei- tere massenhafte Einwanderung aus fernen Kulturen zuzulassen, wenn nicht zu fördern, der ver- sündigt sich an allen hier Leben- den den eingeborenen Deutschen ebenso wie den Neu- bürgern, die sich integrieren und schließlich assimilieren wollen. Je höher der moralische Ton ausfällt, desto tiefer mischt sich die Heuchelei in den Choral. Um die Zukunft dieses Landes schei- nen sich jene, die derzeit beson- ders „betroffen“ und entsprechend fordernd auftreten, jedenfalls wenig zu scheren. Hans Heckel Teurer Ehrgeiz »Klimaschutz«: Berlin will internationaler Vorreiter werden Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE »Kampf gegen Links« gibt es nicht Die Berliner Politik ist auf dem linken Auge blind Aktuell 2 »Kein Wald ohne Jungholz« Wirtschaftsflaute und Überal- terung der Kader führten 1985 zur Perestrojka Hintergrund 4 Die Wunschkandidatin der Wall Street Hillary Clinton Ausland 6 Sahnebaiser für die Ohren »Eine Nacht in Berlin« mit Max Raabe und Orchester Kultur Der Trend geht zum Einheitspolizisten Die Beamten sollen universell einsetzbar sein Deutschland 3 9 Schon jetzt ist die Integrationskraft vielerorts erschöpft Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro Nr. 17 – 25. April 2015 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Eine Stadt und ihre Schiffskatastrophen Das südirische Cobh Geschichte 10 Europa vor einem fatalen Dilemma: Afrikaner retten sich von Bord eines kenternden Bootes vor Lampedusa Bild: SZ O ppositionelle leben in der Ukraine ge fährlich. Das zeigte vor einigen Tagen der Mord an dem Journalisten Oles Busi na. Doch der ist kein Einzel- fall. Seit ein em Vierteljahr häufen sich Morde und sonderbare Todes- fälle. Von einem weltweiten Auf- schrei wie beim Mord an dem Politiker Boris Nemzow in Moskau oder auch nur von Empörung in- nerhalb der Ukraine ist nichts zu hören, im Gegenteil. Was über Oles Busina bei Twitter, Facebook und ähnlichen Einrichtungen zu lesen ist, erschöpft sich in Beleidigungen des Opfers. Damit wird eine Kam- pagne fortgesetzt, die schon vor dem Mord begonnen und diesen psychologisch vorbereitet hat. Busina wurde unter anderem auf der Webseite „Mirotworets“ angegriffen, was nicht ohne Sar- kasmus ist, denn Mirotworets heißt Friedensstifter. Dort also hieß es unter anderem, Busina sei ein „Separatist und Anti-Majdan- Aktivist“, außerdem wurden sein Lebenslauf veröffentlicht, Einzel- heiten seiner Familie sowie seine Adresse und private Telefonnum- mer. Delikat ist: Der Betreiber der Webseite ist Anton Geraschenko, Chefberater des Innenmi nisteri- ums und jetzt mit der Aufklärung des Mordes an Busina beauftragt. Noch Tage vor seiner Ermordung gab Busina dem russischen Fern- sehsender Rossija 1 ein Interview. In dessen Ver lauf sagte er: „Ich habe bereits mehrere SMS be- kommen, in denen ich gewarnt wurde, vorsichtig zu sein, denn man würde auf mich in Kiew be- reits am Bahnhof warten.“ Und: „Ich weiß nicht, ob ich den morgi- gen Tag noch er- lebe oder nicht.“ Auf die Frage, von wem ihm Gefahr drohe, meinte er: „von Leuten, die eingekauft, bezahlt sind“. Businas russisches Interview war indes für den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ein willkommener Anlass, die Schuld anderswo zu suchen. Er sagte: „Es ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen, dass es sich bei der Tötung von Busina um einen erneuten Versuch handeln könnte, unser Land zu provozieren, um damit die ukraini- sche Regierung von innen her zu destabilisieren und das ukraini- sche Volk zu ver- wirren.“ Zur Verwirrung beitragen könnte auch der Mord an Oleg Kalaschnikow, Mit glied der Partei der Regionen, ehemals Parlamentsabgeordneter und Anti- Majdan-Aktivist, was, wie man ge- sehen hat, sehr gefährlich ist. Er wurde erschossen in der Nähe sei- ner Kiewer Wohnung aufgefun- den. Auch er hatte offene Todes- drohungen erhalten. Jener Aufklä- rer Geraschenko kann sich als Motiv des Mordes an Kalaschni- kow „seine Teilnahme an der Or- ganisation und Finanzierung von konter revolutionären Ereignissen in der Ukra ine“ vorstellen, eine überraschend real istische Ein- schätzung, die an ein Schuldein- geständnis der Behörden grenzt. Als Selbstmord deklarierte man den Tod von Olga Moroz, Chefre- dakteurin der ukrainischen Zei- tung „Neteshinsky Vest nik“. Allerdings pfuschten die örtlichen Behörden denen aus Kiew ins Hand werk, als sie verlauten lie- ßen, die Ver letzungen von Moroz wiesen auf einen gewaltsamen Tod hin. Es war dies bereits der achte „mutmaßliche Selbstmord“ von prominenten ukrainischen Oppo- sitions politikern und Journalisten in nur einem Monat. Alle Opfer waren Mitglied der Partei der Re- gionen von Ex-Präsident Viktor Ja- nukowitsch. Unter ihnen waren der ehemalige Gouverneur Alex- ander Peklushenko, Michail Chechtow, einst Leiter des staatli- chen Grundstückfonds, Nikolai Sergienko, früherer Chef des Re- gionalrates von Charkow, Sergeij Valter, früherer Bürgermeister von Melito pol, Sergeij Bordyuga, Poli- zeichef eben falls in Melitopol und der frühere Abgeordnete Stanis- law Melnik. Florian Stumfall (siehe Kommentar Seite 8) Warum die Wall Street Hillary Clintons Wahlkampf finanziert Das Ostpreußenblatt Wo bleibt der weltweite Aufschrei? Regierungskritischer Journalist in der Ukraine ermordet – Parallele zum Fall Nemzow in Russland drängt sich auf Schon der achte »mutmaßliche Selbstmord«
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Page 1: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

Bundesverteidigungsministe-rin Ursula von der Leyen ist

am vergangenen Montag zueinem Blitzbesuch bei demneuen US-VerteidigungsministerAshton Carter nach Washingtongereist. Für das Treffen hat ihrder Amtskollege gerade einmal45 Minuten eingeräumt. Sub-stanzielles dürfte in dieser kur-zen Zeit kaum erörtert wordensein. Es war wohl eher so, dassdie deutsche Verteidigungsmini-sterin zur Befehlsausgabe beimgroßen Bruder angetreten war.Darauf deutet auch die Presseer-klärung des US-Verteidigungsmi-nisteriums hin. Dort heißt es,beide Minister hätten betont,dass die Nato gegenüber der rus-sischen Aggression Einigkeit zei-gen müsse. In ihrer eigenenPresseerklärung verliert die Be-fehlsempfängerin darüber hin-gegen kein Wort, sondernerschöpft sich darin, die USA als„vertrauten und unverbrüchli-chen Partner“ von „herausra-gender strategischer Bedeutungnicht nur in der Nato“ über-schwänglich zu loben.Unterdessen haben 300 US-

amerikanische Fallschirmjägermit der Ausbildung ukrainischerSoldaten begonnen. Warum?Weil sich, so der ukrainische Prä-sident Petro Poroschenko unterdem Beifall der US-Militärs, „die-ser Krieg“ nicht nur gegen dieUkraine richte und sich „zum 70.Jahrestags des Sieges der Anti-Hitler-Koalition über den Natio-nalsozialismus die Grenze deszivilisatorischen Kampfes um dieFreiheit Europas und der Welt“wieder einmal durch die Ukraineziehe. Das war es dann wohlauch, worum es bei dem Mini-stertreffen in Washington tat-sächlich ging. Damit Deutschlandja nicht aus der Koalition, diediesmal eine „Anti-Putin-Koali-tion“ ist, ausschert. Von derLeyen wird den Befehl zweifels-ohne gehorsam befolgen.

JAN HEITMANN:

Befehlsausgabe

Moral und HeucheleiErschrecken über den Tod im Mittelmeer verdrängt die Frage nach der Zukunft

Der Untergang von „Flüchtlings-schiffen“ wühlt die Europäer auf.Welche Folgen die Massenzuwan-derung hat, interessiert wenig.

Erschreckende Bilder und dieZahl von vermutlich bis zu 900 Er-trunkenen bei einer einzigen Ha-varie haben die Debatte zu denübers Mittelmeer kommendenAsylbewerbern massiv moralischaufgeladen. Nun sollen die Ret-tungskapazitäten drastisch ausge-baut werden, um das Sterben zubeenden.Das Dilemma liegt auf der Hand,

und es ist kein Zynismus, wennman es benennt: Jeder in einemeuropäischen Land eingetroffene,aufgenommene und versorgteAsylbewerber kommuniziert sei-nen Erfolg in die Heimat, was wei-tere Landsleute dazu verlockt, sichebenfalls auf den Weg zu machen.Laut Innenminister Thomas de

Maizière (CDU) warten jetzt schonmehr als eine Million Menschenan der afrikanischen Küste aufeine Gelegenheit, nach Europaüberzusetzen. Ihre Zahl könntesich noch beträchtlich erhöhen.Um weitere Schiffskatastrophen

gänzlich zu vermeiden, müsste einlückenloses Ret-tungssystem auf-gebaut werden,das einem Zu-b r i n g e rd i e n s tg l e i c h k ä m e .Davon angezogenwürden sich wei-tere Millionen in Bewegung setzen.Die einzige Lösung liegt in dem

Vorschlag, EU-Auffanglager an derafrikanischen Küste aufzubauen,wo der Asylantrag geprüft wird.Allerdings ist nicht auszuschlie-ßen, dass abgelehnte Bewerber estrotzdem übers Meer versuchen,was weitere Katastrophen zur

Folge haben dürfte – und entspre-chende Debatten in Europas Öf-fentlichkeit.Was bei all der verständlichen

Erregung über die grausigenSchicksale auf See völlig in denHintergrund gedrängt wurde, sinddie längerfristigen Folgen eines

massenhaften Zu-stroms. Schonheute ächztD e u t s c h l a n dunter drückendenProblemen beider Integrationund Assimilie-

rung von Einwanderern. Eingebo-rene Deutsche wagen es jedochkaum noch, über die damit ein-hergehenden Belastungen öffent-lich zu sprechen, aus Furcht,Rassist genannt zu werden.Dafür beklagen sich mittlerweile

Immigranten darüber, dass in denKlassen ihrer Kinder kaum noch

deutsche Schüler säßen, was denLernerfolg ihrer Zöglinge ge-fährde. Solche Meldungen müss-ten jeden davon überzeugen, dassein kritisches Maß an Zuwande-rung aus fremden Kulturkreisenlängst überschritten wurde. Wermit dem Appell an unsereMenschlichkeit nun fordert, wei-tere massenhafte Einwanderungaus fernen Kulturen zuzulassen,wenn nicht zu fördern, der ver-sündigt sich an allen hier Leben-den – den eingeborenenDeutschen ebenso wie den Neu-bürgern, die sich integrieren undschließlich assimilieren wollen.Je höher der moralische Ton

ausfällt, desto tiefer mischt sichdie Heuchelei in den Choral. Umdie Zukunft dieses Landes schei-nen sich jene, die derzeit beson-ders „betroffen“ und entsprechendfordernd auftreten, jedenfallswenig zu scheren. Hans Heckel

Teurer Ehrgeiz»Klimaschutz«: Berlin will internationaler Vorreiterwerden

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

»Kampf gegen Links«gibt es nichtDie Berliner Politik ist aufdem linken Auge blind

Aktuell

2

»Kein Wald ohne Jungholz«Wirtschaftsflaute und Überal-terung der Kader führten1985 zur Perestrojka

Hintergrund

4

Die Wunschkandidatinder Wall StreetHillary Clinton

Ausland

6

Sahnebaiser für die Ohren»Eine Nacht in Berlin« mitMax Raabe und Orchester

Kultur

Der Trend geht zum EinheitspolizistenDie Beamten sollen universell einsetzbar sein

Deutschland

3

9 Schon jetzt ist dieIntegrationskraftvielerorts erschöpft

Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro

Nr. 17 – 25. April 2015 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Eine Stadt und ihre SchiffskatastrophenDas südirische Cobh

Geschichte

10

Europa vor einem fatalen Dilemma: Afrikaner retten sich von Bord eines kenternden Bootes vor Lampedusa Bild: SZ

Oppositionelle leben in derUkraine ge fährlich. Daszeigte vor einigen Tagen

der Mord an dem Journalisten OlesBusi na. Doch der ist kein Einzel-fall. Seit ein em Vierteljahr häufensich Morde und sonderbare Todes-fälle. Von einem weltweiten Auf-schrei wie beim Mord an demPolitiker Boris Nemzow in Moskauoder auch nur von Empörung in-nerhalb der Ukraine ist nichts zuhören, im Gegenteil. Was über OlesBusina bei Twitter, Facebook undähnlichen Einrichtungen zu lesenist, erschöpft sich in Beleidigungendes Opfers. Damit wird eine Kam-pagne fortgesetzt, die schon vordem Mord begonnen und diesenpsychologisch vorbereitet hat.

Busina wurde unter anderemauf der Webseite „Mirotworets“angegriffen, was nicht ohne Sar-kasmus ist, denn Mirotworetsheißt Friedensstifter. Dort alsohieß es unter anderem, Busina seiein „Separatist und Anti-Majdan-Aktivist“, außerdem wurden seinLebenslauf veröffentlicht, Einzel-heiten seiner Familie sowie seineAdresse und private Telefonnum-mer. Delikat ist: Der Betreiber derWebseite ist Anton Geraschenko,Chefberater des Innenmi nisteri-ums und jetzt mit der Aufklärungdes Mordes an Busina beauftragt.Noch Tage vor seiner Ermordunggab Busina dem russischen Fern-sehsender Rossija 1 ein Interview.In dessen Ver lauf sagte er: „Ich

habe bereits mehrere SMS be-kommen, in denen ich gewarntwurde, vorsichtig zu sein, dennman würde auf mich in Kiew be-reits am Bahnhofwarten.“ Und:„Ich weiß nicht,ob ich den morgi-gen Tag noch er-lebe oder nicht.“Auf die Frage, vonwem ihm Gefahrdrohe, meinte er: „von Leuten, dieeingekauft, bezahlt sind“.Businas russisches Interview

war indes für den ukrainischenPräsidenten Petro Poroschenko einwillkommener Anlass, die Schuldanderswo zu suchen. Er sagte: „Esist jedoch auch nicht von der

Hand zu weisen, dass es sich beider Tötung von Busina um einenerneuten Versuch handeln könnte,unser Land zu provozieren, um

damit die ukraini-sche Regierungvon innen her zudestabil isierenund das ukraini-sche Volk zu ver-wirren.“Zur Verwirrung

beitragen könnte auch der Mordan Oleg Kalaschnikow, Mit gliedder Partei der Regionen, ehemalsParlamentsabgeordneter und Anti-Majdan-Aktivist, was, wie man ge-sehen hat, sehr gefährlich ist. Erwurde erschossen in der Nähe sei-ner Kiewer Wohnung aufgefun-

den. Auch er hatte offene Todes-drohungen erhalten. Jener Aufklä-rer Geraschenko kann sich alsMotiv des Mordes an Kalaschni-kow „seine Teilnahme an der Or-ganisation und Finanzierung vonkonter revolutionären Ereignissenin der Ukra ine“ vorstellen, eineüberraschend real istische Ein-schätzung, die an ein Schuldein-geständnis der Behörden grenzt.Als Selbstmord deklarierte man

den Tod von Olga Moroz, Chefre-dakteurin der ukrainischen Zei-tung „Neteshinsky Vest nik“.Allerdings pfuschten die örtlichenBehörden denen aus Kiew insHand werk, als sie verlauten lie-ßen, die Ver letzungen von Morozwiesen auf einen gewaltsamen Tod

hin. Es war dies bereits der achte„mutmaßliche Selbstmord“ vonprominenten ukrainischen Oppo-sitions politikern und Journalistenin nur einem Monat. Alle Opferwaren Mitglied der Partei der Re-gionen von Ex-Präsident Viktor Ja-nukowitsch. Unter ihnen warender ehemalige Gouverneur Alex-ander Peklushenko, MichailChechtow, einst Leiter des staatli-chen Grundstückfonds, NikolaiSergienko, früherer Chef des Re-gionalrates von Charkow, SergeijValter, früherer Bürgermeister vonMelito pol, Sergeij Bordyuga, Poli-zeichef eben falls in Melitopol undder frühere Abgeordnete Stanis-law Melnik. Florian Stumfall

(siehe Kommentar Seite 8)

Warum die Wall Street

Hillary Clintons Wahlkampf finanziert

Das Ostpreußenblatt

Wo bleibt der weltweite Aufschrei?Regierungskritischer Journalist in der Ukraine ermordet – Parallele zum Fall Nemzow in Russland drängt sich auf

Schon derachte »mutmaßliche

Selbstmord«

Page 2: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

AKTUELL2 Nr. 17 – 25. April 2015

MELDUNGEN

Gulag-Chef nichtrehabilitiert

Moskau – Der russische ObersteGerichtshof hat es abgelehnt, denersten Chef des sowjetischen Ge-heimdienstes NKWD, Genrich Ja-goda, zu rehabilitieren. Jagoda warin der Stalinzeit unter anderem er-ster Generalkommissar für Staatssi-cherheit und einer der Hauptver-antwortlichen für das Gulag-Sy-stem, dessen massiver Ausbaumaßgeblich unter seiner Führungvonstattenging. Nachdem er so dieErmordung von Millionen Un-schuldigen in die Wege geleitet hat-te, geriet er in die Fänge seines ei-genen Apparats und wurde 1938hingerichtet. Das jetzige Gerichts-verfahren fand unter Ausschlussder Öffentlichkeit statt, sein Ergeb-nis war aber zu erwarten, da dasrussische Recht die Rehabilitierungvon Tätern der stalinistischen „Re-pression“ verbietet. T.W.W.

»Kampf gegen Links« gibt es nichtIn Berlin existieren nur Programme »gegen Rechts«, Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie

In Berlin gibt es kein einziges Pro-gramm zur Prävention von Links-extremismus. Das geht indirektaus einer Antwort des BerlinerInnensenats auf die gemeinsameAnfrage der Abgeordneten Ste-phan Lenz (CDU) und Tom Schrei-ber (SPD) hervor. In Berlin gibt esnur einen „Kampf gegen Rechts“.Der „Kampf gegen Links“ fällt aus.

Die Abgeordneten wollten wis-sen, welche Programme es zurPrävention gegen Rechtsextre-mismus, Linksextremismus undIslamismus auf Landesebene inden Jahren 2010 bis 2014 gab. Zu-dem fragten sie nach der Höheder dafür verwendeten Finanz-mittel. Innenstaatssekretär BerndKrömer (CDU) nennt in seinerAntwort das Landesprogramm„Demokratie. Vielfalt. Respekt –Gegen Rechtsextremismus, Ras-sismus und Antisemitismus“, an-gesiedelt bei der Senatsverwal-tung für Arbeit, Integration undFrauen. Die hierfür zuständige Se-natorin ist Dilek Kolat (SPD). FürProjektförderungen im Rahmendieses Landesprogrammes – indessen Namen schon der BegriffLinksextremismus gar nicht vor-kommt – standen von 2010 bis2014 zusammen 9225000 Eurozur Verfügung. Diese Senatsver-waltung erhielt auch Mittel vomBundesfamilienministerium, sozum Beispiel 2010 aus dessenProgramm „Kompetent für Demo-kratie – Beratungsnetzwerke ge-gen Rechtsextremismus“ 250000Euro.

Der CDU-Staatssekretär erklärt:„Mit dem Lan-desprogramm istes dem BerlinerSenat gelungen,die aktive Aus-einandersetzungmit rechtsextre-mistischem undrassistischem Gedankengut zustärken, den organisierten Rechts-extremismus zurückzudrängenund zivilgesellschaftliche Initiati-ven für Demokratie und Respektzu stabilisieren.“ Linksextre-

mismus erwähnt er gar nicht erst– dieser ist offensichtlich auchnicht Gegenstand des Programms.

Auf die Zusatzfrage der Abge-ordneten, welche finanziellenMittel „gegebenenfalls außerhalb

der Programme für die beschrie-benen Bereiche“ bereitgestelltwurden, verweist Krömer auf die„Landeskommission Berlin gegenGewalt“, ein ressortübergreifendbesetztes Staatssekretärsgremium.Zu dessen Aufgaben gehörten un-

ter anderem die„Recherche undInformation zurelevanten The-men der Gewalt-und Kriminalprä-vention“, dieAusrichtung des

alljährlichen Präventionstages so-wie die Organisation von Fach-und Dialogveranstaltungen. Krö-mer schreibt dann: „Folgende fi-nanzielle Mittel wurden für dieBereiche Rechtsextremismus,

Linksextremismus und Isla-mismus“ ausgegeben, wobei dieBereiche auf Grund der Aufga-benvielfalt nicht immer eindeutigvoneinander abgegrenzt werdenkönnten. Bei seiner folgenden

Auflistung von Projekten, Maß-nahmen und Veranstaltungenkommt jedoch der Linksextre-mismus erneut kein einziges Malvor. Konkret werden von ihm stetsnur Rechtsextremismus, Frem-denfeindlichkeit, Rassismus, Anti-semitismus und Islamophobie ge-nannt.

Für das Jahr 2010 wird etwa einProjekt „Gewalt- und Rechtsextre-mismusprävention im Fußball“(Kosten 263000 Euro) aufgeführt.Der Deutsche Präventionstag2010 schlug mit 80000 Euro zuBuche. Für 2011 werden unter an-derem „Maßnahmen gegenRechtsextremismus“ (12000 Eu-ro), die „Unterstützung von Vor-haben im Zusammenhang mit der,Woche gegen Gewalt‘ von Mo-

scheegemeinden und Imamen“(21500 Euro), ein Kunstwettbe-werb „Welche Farbe hat Deine To-leranz?“ (13700 Euro) genannt.Die Gesamtausgaben im Jahre2011 betrugen 156000 Euro.

Für 2012 werden unter anderemein „Infokoffer gegen Rechtsextre-mismus für Betriebe“ (16600 Eu-ro) oder eine Broschüre „Verstek-kspiel – Lifestyle, Symbole undCodes von neonazistischen undextrem rechten Gruppen“ (16000Euro) aufgelistet.Eine Kampagneund Konferenz„Code of Ethics –Leitlinien für eingemeinsames Zu-sammenleben inunserem Berlinder Vielfalt“ kostete 23400 Euro.Die Gesamtkosten für solche Pro-jekte im Jahr 2012 beliefen sichauf 171000 Euro, wobei das Pro-jekt „Gewalt- und Rechtsextremis-musprävention im Fußball“ wie

2011 mit 80000 Euro gefördertwurde. Im Jahr 2013 hieß das ver-mutlich ähnliche Projekt „Diversi-ty und Vielfalt im Amateurfuß-ball“, es kostete ebenfalls 80000Euro.

2013 wurde unter anderemder Berlin-Brandenburgische„Fachtag gegen Rechtsextre-mismus – Kommunale Netz-werke, Beratung, Bildung undAufklärung“ mit 5700 Euro fi-nanziert. Der Forschungsauftrag„Antisemitismus in Berlin“ ko-stete 40000 Euro und für dieProjektförderung „Interreli-gious Peers“ wurden 41000 Eu-ro berappt. Die Gesamtsummefür solche Projekte wird für2013 auf 188000 Euro beziffert.

2014 war wieder das Projekt„Diversity und Vielfalt im Ama-teurfußball“ mit 50000 Euroder teuerste Posten. Für dasProjekt „Extremismuspräven-tion an der Sehitlik-Moschee –Zielgruppe junge Musliminnenund Muslime“ wurden 12805Euro ausgegeben. Empfängervon Bundesmitteln in Berlinwaren ferner unter anderem die„Mobile Beratung gegen Rechts-extremismus“ und die „StiftungSPI – Interventionsstruktur Pro-Aktiv gegen Islamophobie undpolitische Ideologisierung vonReligion“. Laut Presseberichten wird von

Kolats Senatsverwaltung auch dasNetzwerk „Berlin gegen Nazis“mit 47000 Euro pro Jahr finan-ziert. Das Netzwerk bietet eine„Smartphone App gegen Nazis“an, mit der über Routen und

Kundgebungenvon Rechtsextre-men sowie Ge -genveranstaltun-gen informiertwird. Im Jahr2014 gab es – wasKrömer nicht er-

wähnt – in Berlin immerhin einenFachkongress zum Linksextre-mismus, auf dem laut Pressemit-teilung des Innensenats „kontro-vers diskutiert“ wurde.

Michael Leh

Insekten aufden Teller

Rüge wegenLobbyismus

Parma – Die Europäische Behördefür Lebensmittelsicherheit (EFSA)prüft derzeit den Nutzen von In-sekten für die Ernährung. Damitgreift sie das Anliegen der „Interna-tionalen Plattform für Insekten alsNahrung und für die Fütterung“(IPIFF) auf, Insekten als Quelle fürtierische Proteine sowohl für denmenschlichen Verzehr als auch fürdie Fütterung von Tieren zu ver-wenden. Als besonders protein-reich und somit empfehlenswertgelten der IPIFF zufolge Mehlwür-mer, Seidenraupen und Stubenflie-gen. Hintergrund der Überlegun-gen der EU-Behörde ist die von denVereinten Nationen für die kom-menden Jahrzehnte vorausgesagteweltweite Bevölkerungsexplosionmit der Folge der Nahrungsmittel-knappheit. Es muss allerdings nichtdamit gerechnet werden, derart un-appetitliches Getier demnächst ab-gepackt im Supermarktregal zu fin-den. Gedacht wird daran, die Fetteund Proteine von Insekten als Roh-materialien den Hauptzutaten vonLebensmitteln und Tierfutter bei-zumischen. Für 2,5 MilliardenMenschen, vor allem in Asien, Afri-ka und Mittelamerika, sind Insek-ten traditionell ein ganz normalerTeil der Ernährung. J.H.

Berlin – Transparency International(TI) hat Deutschland wegen fehlen-der Regeln zum Umgang von Poli-tik und Verwaltung mit Lobby istenkritisiert. In ihrem Bericht überLobbyismus in Europa bekamDeutschland nur 23 von 100 Punk-ten und schneidet damit sogar nochschlechter als Bulgarien ab. Nursieben der 19 untersuchten Länderhaben laut der Antikorruptionsor-ganisation gezielte Maßnahmen er-griffen, die einen fairen Zugang vonallen Interessen zum politischenEntscheidungsprozess sicherstellensollen. Für Deutschland fordert TIdie Einführung einer Pflicht für öf-fentliche Vertreter, Kontakte zuLobbyisten umfassend offenzule-gen, ein Register für Lobbyistenund Angaben, inwieweit diese ander Ausarbeitung von Gesetzesvor-haben beteiligt waren. Lob erntethingegen die EU-Kommission, dieden zweitbesten Wert in der Unter-suchung erhielt. Seit dem Jahres-wechsel müssen Kommissare, ihreKabinettschefs und die Generaldi-rektoren der KommissionsbereicheInformationen über Treffen mitLobbyisten offenlegen. Schätzun-gen zufolge gibt es in Brüssel über30000 Lobbyisten und Interessen-vertreter. U.M.

Der Iran und Pakistan ha-ben in der zwei ten April-Woche einen Vertrag

unter schrieben, um den es 20Jahre lang Streit gegeben hatte.Es geht dabei da rum, die beidenLänder mit einer Gaspipeline zuverbinden. „Wir bauen es. DerProzess hat begonnen“, bekräftig-te Pakistans Ölminister ShahidKhaqan Abbasi das Vorhaben.

Gebaut wird die Anlage von ei-nem chinesischen Unter neh men.Was sich selbst -verständlich an-hört, wurde vonden USA überJahre verhin dert.Anlass für dieZusammenarbeitauf dem Energie-sektor war, dass es in Pa kistanseit Jahrzehnten immer wiederzu größe ren Stromausfällenkommt, was die Entwicklung desLandes merklich behin dert. Ur-sprünglich war auch Indien mitvon der Partie, stieg jedoch imJahr 2009 aus, weil sich ihm fi-nanziell attrak tivere Alternativenboten.

Den USA ist die Zusammenar-beit ihres Vasallen Pakistan, derfür Washington zu den wichtig-sten Stützpunkten in Mittelasiengehört, ein Dorn im Auge. Dahergeizte man nicht mit dem Einsatzvon schwerem Geschütz: Sollte

Pakistan dem Plan zustimmen,hätte das Land mit Sanktionenseitens der USA zu rechnen, sodie Drohung. Doch die leichteEntspannung zwischen demWesten und dem Iran nach derEinigung im Atom-Streit machtdie US-Drohgebärde obsolet.

Der Bau wird einen Finanzrah-men von annähernd acht Milliar-den US-Dollar umfassen. Chinaübernimmt 85 Prozent der Fi-nanz ierung, Pakistan den Rest.

Durchgeführt wird das Projektvon dem „China Petro leum Pipe-line Bu r eau“, einer Tochterge -sellschaft der „China NationalPetroleum Corporation“. DiePipe line wird auf pakistanischemBoden 700 Ki lo meter lang seinund vom Hafen Gwa dar bis nachNawabshah führen, wo das Gasin das nationale Netz übergeleitetwird. Im Iran ist der Bau bereitsauf 900 Kilometern vollendet.

Wenn auch das iranische Gasfür Pakis tan von ausschlaggeben-der Wichtigkeit ist, so liegt dochdie übergreifende Be deu tung derPipeline und der Zusammen -

arbeit der beiden Länder darin,dass sich das Projekt in den gro-ßen chinesischen Plan derWiederbelebung der Seiden stra -ße fügt. Dieser Aufbruch bestehtvor al lem darin, dass modernsteVerkehrswe ge, Transportmittelund Kommunikati ons systemeden Kontakt von Ostasien überden Mittleren Osten bis nach Eu-ro pa neu aufstellen. Eingeschlos-sen in das Vorhaben ist auchRussland. Die neue „Asien Infra-

struktur und In-vestment Bank“flankiert dieseweltweit größteInfras truktur-maßnahme.

Für Teheran istdas Abkommen

ein weiterer Schritt aus der Isola-tion, in die der Westen unter US-Führung den Iran gedrängt hat.Doch dabei soll es nicht bleiben.Teheran rechnet auch mit einerUnterstützung Russlands für sei-nen Beitritt zur Shanghaier Or-ganisation für Zusammenarbeit(SOZ). Dies ist ein internationa-ler Zusammenschluss der LänderChina, Russland, Usbekistan, Ka-sachstan, Kirgisien und Tadschi-kistan. Er umfasst ein Viertel derWeltbe völkerung und ist damitder größte regionale Zusammen-schluss überhaupt.

Florian Stumfall

Linksextremismuswird fast

nicht thematisiert

Stephan Grigat, Sprecher derLandsmannschaft Ostpreu-

ßen (LO), hat sich mit GustawMarek Brzezin, dem neuen Mar-schall der Wojewodschaft Erm-

land und Masuren, zu einem Ge-danken- und Meinungsaustauschgetroffen. Der Marschall empfingGrigat in seinen Amtsräumen inAllenstein, dem früheren Sitz derpreußischen Bezirksregierung.Brzezin gehört der gemäßigt kon-

servativen Bauernpartei (PSL) anund wurde Ende vergangenenJahres mit großer Mehrheit insAmt gewählt. Seine Funktion alsMarschall der Wojewodschaft

entspricht etwa der eines Mini-sterpräsidenten in Deutschland.Der Marschall zeigte sich überden Besuch des LO-Sprechers er-freut und vereinbarte mit ihm ei-ne Intensivierung der Zu-sammenarbeit. PAZ

Zurück zur SeidenstraßeIran und Pakistan bauen mit chinesischer Hilfe eine Gaspipeline

Grigat trifft MarschallLO-Sprecher zu Besuch in Allenstein

Großes Einverständnis: Grigat (li.) und Brzezin Bild: E.G.

Weiterer Schritt aus derIsolation und weltweit größte

Infrastrukturmaßnahme

Eine von Berlin subventionierte App informiert, wo man vermeintlich rechte Demonstrationen stö-ren kann: Mitglieder des schwarzen Blocks bei einer Antifa-Veranstaltung Bild: imago

Die Berliner Politikist auf dem

linken Auge blind

Page 3: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

DEUTSCHLAND Nr. 17 – 25. April 2015 3

MELDUNGEN

3,5 Milliardenfür KommunenBerlin – Die Bundesregierung willim laufenden Haushaltsjahr 3,5Milliarden Euro mehr und damitinsgesamt 302,6 Milliarden Euroausgeben. Trotz der Erhöhung derAusgaben sollen weiterhin keineneuen Kredite aufgenommenwerden und es damit bei der„schwarzen Null“ bleiben. Dies istvor allem deshalb möglich, weildie Bundesregierung davon aus-geht, dass in diesem Jahr die Steu-ereinnahmen um 3,1 MilliardenEuro höher ausfallen werden alsbisher im Haushalt eingeplant.Die 3,5 Milliarden Euro Mehraus-gaben des Nachtragshaushaltssind für ein Sondervermögen„Kommunalinvestitionsförde-rungsfonds“ vorgesehen, mit demfinanzschwache Kommunen inden kommenden Jahren in die La-ge versetzt werden sollen, zu in-vestieren. U.M.

Forderungen nach einer personel-len Aufstockung der Polizei sindinzwischen regelmäßig zu hören.Weit weniger beachtet wird, dassaus Kostengründen immer öftergut qualifizierte Kripo-Beamte vonihrer eigentlichen Ermittlungsar-beit abgezogen werden, um beider Schutzpolizei auszuhelfen.

Eine eindringliche Warnung voreiner zunehmenden Zweckent-fremdung der Kripo war erst vorKurzem vom LandesverbandHamburg des BundesDeutscher Kriminalbe-amter (BDK) zu hören.Befürchtet wird bei denKriminalbeamten, dassauch in der Hansestadtein Modell Schulemacht, das bereits beider niedersächsischenPolizei praktiziert wird.Bereits seit einiger Zeithat Niedersachsen seineKriminalpolizei in „Poli-zei im Ermittlungsbe-reich“ umbenannt. AusSicht des BDK handeltes sich dabei um mehrals nur um einen Etiket-tenwechsel. Kripobeam-te, die eigentlich zurAufklärung von Strafta-ten ausgebildet wordensind, werden in Nieder-sachsen inzwischen re-gelmäßig bei Aufgabeneingesetzt, für die ei-gentliche die Schutzpo-lizei zuständig ist. Stattmit ihrem Fachwissengegen Einbrecherban-den, Autoschieber oderTrickbetrüger vorzuge-hen, sehen sich Kripo-Kräfte immer öfter zumBeispiel zur Sicherung vonCastor-Transporten oder bei Fuß-ballspielen im Einsatz. Aus Sicht der Hamburger BDK-

Landesverbandes droht die„Strukturfehlentscheidung derNiedersachsen“ in der Hansestadtsogar noch „getoppt“ zu werden.„Die niedersächsischen Einheits-polizistinnen und -polizisten ge-nießen wenigstens im entfernte-

ren Sinne noch so etwas wie eineKripo-Grundausbildung, beste-hend aus Modulen, die für dasHandwerk eines Kriminalistenunve rz i ch tba rsind“, so derBDK. In Hamburgsollen nun nachAngaben desBDK allerdingssogar Mitarbeiter, die für den ge-hobenen Dienst der Schutzpolizeiausgebildet wurden, von der Kri-minalpolizei übernommen wor-

den sein. Im Klartext: Die neuenMitarbeiter sind zwar als Schutz-polizisten hochqualifiziert, nöti-ges Fachwissen für Kripo-Arbeitfehlt allerdings weitgehend. Ham-burgs Polizeiführung setzt an-scheinend darauf, dass die Praxis-ausbildung nebenher, währendder Arbeit erworben werdenkann. Woher die notwendigentheoretischen Grundlagen her-

kommen sollen, bleibt aus Sichtvon Kritikern allerdings eine offe-ne Frage. Welche Folgewirkungdies haben könnte, wird in

Niedersachsen deutlich: „Mittler-weile bilden wir hier im Land desroten Pferdes nach dem Studiumden Nachwuchs für uns selbst

langfristig wieder – aber sehr ver-steckt und heimlich – aus“, so derKommentar eines Beamten.Die Vorgänge in Niedersachsen

und nun Hamburg sind Teil einerEntwicklung, die auch in anderenBundesländern schon länger imGange ist. Aus Kostengründengeht der Trend immer stärker zumuniversell einsetzbaren „Einheits-polizisten“ – auf der Strecke blei-

ben dabei freilich tiefere Fach-kenntnisse oder gar Spezialwis-sen, etwa für die Kripo-Arbeit. Zubefürchten ist, dass die verant-

wortlichen In -nenpolitiker mitdem Konzept ei-nes Generalistenin Polizeiuniformeine Milchmäd-

chenrechnung anstellen.Deutlich erkennbar ist nach An-

sicht von Staatsanwälten undRichtern, dass die Qualität vorge-

legter Ermittlungsakten in denvergangenen Jahren stark gesun-ken ist. Die Folgen sind weitrei-chend: Selbst wenn es der Polizeigelingt, mutmaßliche Täter zu er-mitteln, mündet dies immer selte-ner in eine Anklage oder gar Ver-urteilung. Die von der Polizei vor-gelegten Beweise und Ermitt-lungsergebnisse sind zunehmendnicht mehr von der Qualität, dass

sie vor Gericht einem rechtsstaat-lichen Prozess standhalten kön-nen.Besonders offenkundig ist diese

negative Entwicklung im LandBrandenburg. Wegen der vielenübernommenen studierten Krimi-nalisten aus DDR-Zeiten hatteBrandenburgs Kripo nach derWende zunächst einen guten fach-lichen Ruf. Mittlerweile ändertsich dies aber zunehmend. Wäh-rend die Generation der Fachleutemit langer Praxiserfahrung lang-

sam in Pension geht,rücken Beamte nach,die nur noch eine ein-heitliche Ausbildungzum Universalpolizistenbekommen haben. Nachdem Vorbild seinesPartnerlandes Nordr-hein-Westfalen setzteauch Brandenburg seit1990 auf eine Einheits-ausbildung bei der Poli-zei und bildet keine rei-nen Kriminalisten mehraus.Die Folgen dieser Ent-

scheidung werden mitt-lerweile immer deut-licher. Die Qualität derStrafakten; die von derKriminalpolizei in Bran-denburg vorgelegt wer-den, ist so weit abgesun-ken, dass in vielen Fäl-len kaum Aussicht aufeine Verurteilung derTatverdächtigen besteht.„Die Verfahren sind sowenig gerichtsfest, dassinzwischen nur noch in20 Prozent der FälleAnklage erhoben wird“,so der Befund des Lan-desvorsitzenden des

Richterbundes, Mattias Deller, inden „Potsdamer Neuesten Nach-richten“. Das Signal, dass von der-artigen Zuständen ausgeht, istleicht absehbar: Selbst wenn esgelingt, Straftäter dingfest zu ma-chen, kommt es nur noch bei ei-nem Bruchteil der Fälle über-haupt zu Gerichtsverhandlungenoder gar Verurteilungen.

Norman Hanert

Der Trend geht zum EinheitspolizistenDie Beamten sollen universell einsetzbar sein – und am Ende können sie nichts richtig

Ärzte gegenUnions-Pläne

Berlin – Die Deutsche Gesellschaftund der Berufsverband für Ortho-pädie und Unfallchirurgie kritisie-ren das von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorgelegte Po-sitionspapier, wonach Physiothe-rapeuten stärker in Aufgabenbe-reiche der ärztlichen Versorgungeingebunden werden sollen.Hauptargumente der Gesundheits-politiker für die geplante Diagno-se- und Therapieverantwortungdurch sogenannte Heilmitteler-bringer sind angebliche Einspar-potenziale und die Vermeidungvon Versorgungsengpässen durchsteigende Patientenzahlen. DieÄrzte lehnen das Vorhaben striktab und verweisen darauf, dass dieStellung einer Diagnose eine ärzt-liche Kernkompetenz sei. Würdendie Unionspläne in ein Gesetzmünden, dürften Physiotherapeu-ten bei Schmerzen zukünftigselbst diagnostizieren und thera-pieren, obwohl sie dafür nicht aus-reichend qualifiziert seien. J.H.

Bundesinnenminister Tho-mas de Maizière hat eineFachtagung in Berlin dazu

genutzt, um die Forderung nach ei-nem „Zuwanderungsmarketing“zu erheben: „Wir müssen da ge-zielt Werbung machen für unserLand, wo wir wollen, dass Men-schen zu uns kommen“, sagte derCDU-Politiker. Forderungen nacheinem Zuwanderungsgesetz erteil-te er hingegen erneut eine Absage.„Die gesetzlichen Bestimmungensind völlig ausreichend, wir müs-sen sie nur entsprechend anwen-den und unsere Bedürfnisse ver-markten“, erklärte de Maizière,der auch an die Wirtschaft appel-lierte, sich im Ausland mehr umFachkräfte zu bemühen. Vor allem aus wirtschaftsnahen

Kreisen waren in der Vergangen-heit immer wieder Forderungennach neuen Einwanderungsregelnerhoben worden, um einen durchden demografischen Wandel an-geblich entstehenden Fachkräfte-mangel abwehren zu können. Dementgegnete de Maizière, er seizwar bereit, kritisch zu prüfen, woes bei der geltenden Rechtslagehake und Verbesserungen möglichseien. Es werde aber nicht gelin-gen, allein mit rechtlichen Verän-derungen oder Vereinfachungenwesentlich mehr Fachkräfte anzu-locken.

Aus den Reihen des Koalitions-partners SPD wurde dagegen er-neut dafür plädiert, den gesetz-lichen Rahmen zu verändern undein Punktsystem nach kanadischemVorbild einzuführen. Thomas Op-permann, der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, erklärte gegen-über der Deutschen Presseagentur,das Einwanderungsgesetz werde„definitiv kommen“.Während die Politiker über ver-

änderte Zuwanderungsregeln dis -kutieren, streiten Arbeitsmarktex-

perten zunehmen darüber, ob derseit Jahren prognostizierte Fach-kräftemangel überhaupt eintretenwird. Karl Brenke vom DeutschenInstitut für Wirtschaftsforschung(DIW) sprach in verschiedenen Me-dien gar von einer „Fata Morgana“.Er verwies dabei auf die Erfahrun-gen der vergangenen Jahre. 2009vertrat das Institut der DeutschenWirtschaft (IW) die Ansicht, dassfünf Jahre später mindestens220000 „MINT“-Fachleute, sprichMathematiker, Ingenieure, Natur-wissenschaftler und Techniker, feh-

len würden. „Doch davon ist erst-mal nichts eingetreten. Das siehtman immer daran, wie die Lohn-entwicklung ist. Und die stagniert“,sagte Brenke. Diese sei vor allembei den Ingenieuren stagnierend,erklärte er und verwies auf ähnli-che Erfahrungen bei Informatikern.Vor Jahren herrschte die Auffas-sung, Deutschland werde in Kürzezu wenig IT-Experten haben. Eiligwurde gefordert, man müsse eineAnwerbe-Offensive starten. Es ka-men tatsächlich einige Fachkräfteaus dem Ausland, zuweilen spöt-tisch „Computer-Inder“ genannt.Doch die Welle ebbte bald ab.Auf Grund der Berichterstattung

über einen bevorstehenden Fach-kräftemangel und gute Berufsaus-sichten haben sich viele junge Leu-te für ein Informatikstudium ent-schlossen. Eine vergleichbare Ent-wicklung beobachten Experten nunbei den Ingenieuren, die Zahl derErstsemester sei um 20 Prozent ge-stiegen. „Es gibt keinen flächendek-kenden Fachkräftemangel inDeutschland, wohl aber Engpässein einzelnen Branchen und Regio-nen“, teilt das „Institut für Arbeits-und Berufsforschung“ mit. De Maizière will dennoch im

Ausland werben. Und die Kampag-ne dürfe notfalls auch Geld kosten.

Peter Entinger(siehe Kommentar Seite 8)

Nachdem er ausschließlichaus Rücksicht auf die Be-findlichkeit der Türken

lange damit gezögert hatte, be-zeichnet der Deutsche Bundestagden Massenmord an den Arme-niern durch das Osmanische Reichendlich als das, was er ist: als Völ-kermord. Kaum eines der „Leitme-dien“ hat im Zuge der Diskussiondarüber darauf verzichtet heraus-zustreichen, dass das DeutscheReich seinerzeit nichts unternom-men habe, um den Genozid durchihren Verbündeten zu verhindern.Sogar Parallelen zur Niederschla-gung des Aufstandes der Völker inden damaligen deutschen Kolo-nien wurden gezogen. Nun dürftees nicht mehr lange dauern, bis so-gar eine deutsche Beteiligung andem Genozid an den Armeniernthematisiert wird. Dass es sich da-bei nur um Einzelfälle handelte,dürfte für die „Leitmedien“ keineRolle spielen.Der Zustand der türkischen Ar-

mee war vor 100 Jahren infolge In-kompetenz und Lethargie soschlecht, dass deutsche Offiziereoft die Kommandogewalt auchüber große Teile der türkischenStreitkräfte hatten. Viele Analystensind deshalb auch der Überzeu-gung, dass die osmanische Armeeallein gar nicht in der Lage gewe-sen wäre, einen Völkermord dieses

Ausmaßes logistisch durchzufüh-ren. Immerhin mussten über zweiMillionen Menschen aus demZentrum Anatoliens und demOsten des Landes nach Süden indie Wüstengebiete Syriens depor-tiert werden. Der deutsche Oberst-leutnant Böttrich etwa zeichneteals Chef der Eisenbahnabteilungim osmanischen Generalhaupt-quartier mindestens einen Depor-tationsbefehl ab. Von den rund 800während der Ausrottung der Ar-menier in der Türkei stationierten

deutschen Offizieren halfen einigeden Verfolgten, viele hatten Mit-leid, aber einzelne haben in derTat der Deportation von Arme-niern aus dem Kriegsgebiet ausmilitärstrategischen Gründen zu-gestimmt, einige Militärs begrüß-ten sogar den Genozid.Ein Beispiel ist Major Eberhard

Graf Wolffskeel von Reichenberg,der schon im März 1915 Militärgegen die Armenier der StadtSejtun (Süleymanlı) hatte aufmar-schieren lassen. Nachdem monate-lang Deportationszüge mit verhun-

gernden und verelendeten Arme-niern durch die Stadt Urfa gezo-gen waren, war den dort lebendenArmeniern klar, dass es nur eineFrage der Zeit war, bis auch sie derallgemeinen Vernichtung anheim-fallen würden. Sie verschanztensich daher in ihrem Viertel undwidersetzten sich ihrer Deporta-tion – nach Lesart der osmani-schen Behörden ein Akt des Hoch-verrats. In dieser Situation richtetedas türkische Oberkommando imOktober 1915 die Bitte an Reichen-berg, mit seiner Artillerie das Ar-menierviertel von Urfa zu beschie-ßen. Major von Reichenberg ent-sprach dieser Bitte und wurde sowohl derjenige deutsche Offizier,der sich am weitesten am Völker-mord an den Armeniern beteiligte.In einem Brief an seine Frau Sofie-Henriette schrieb er über die Ge-schehnisse in Urfa: „Bald werdenwir die Bande klein gekriegt ha-ben.“ Das Vorgehen sei „hart, abernützlich“, urteilte Hans Humann,der deutsche Marineattaché inKonstantinopel und ein FreundEnver Paschas, einer der Haupt-verantwortlichen für den Völker-mord.Aus solchen Äußerungen und

Taten jedoch auf eine allgemeinedeutsche Beteiligung am Genozidan den Armeniern zu schließen,ist unzulässig. Bodo Bost

Deutsche Beteiligunggab es nur

in Einzelfällen

»Es war Völkermord«Armenier: Bundestag bekennt sich zur historischen Wahrheit

»Fata Morgana«?Arbeitsmarktexperten bestreiten Fachkräftemangel

Der angeblicheEngpass wird

instrumentalisiert

Staatsanwälte und Richter beklagen eine sinkende Qualität der polizeilichen Vorarbeit

Auch die Kripo macht mittlerweile mit: Uniformierte Polizisten vor einem Bundesligaspiel in Hannover Bild: ddp images

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4 Nr. 17 – 25. April 2015

Vor 30 Jahren, am 23. April 1985,läutete Michail Gorbatschow mitseinen „Aprilthesen“ auf der Ple-nartagung des Zentralkomitees derKommunistischen Partei der So-wjetunion (ZK der KPdSU) einenfolgenschweren Reformkurs ein:die Perestrojka.

In einem war sich die damaligeFührungsriege der Sowjetunion ei-nig: Reformen in Politik und Wirt-schaft waren längst überfällig. Nurüber das „Wie“ herrschte Unklar-heit. Die Wirtschaft der Sowjet-union steuerte auf eine Rezessionzu, die Menschen waren mit derMangelwirtschaft höchst unzufrie-den, sowjetische Produkte warennicht konkurrenzfähig.Die Idee zu Reformen stammte

vom langjährigen KGB-Chef JurijAndropow, dem eine Liberalisie-rung des wirtschaftlichen Lebensvorschwebte mit einer weitgehen-den Selbstverwaltung und Eigen-verantwortlichkeit der Betriebe.Als Nachfolger brachte der schwer-kranke Andropow den jungen Gor-batschow ins Spiel, wie er selbst

aus dem Kreis Stawropol stam-mend. Als Andropow bei einemGespräch über die alten Kaderscherzte, „Ein altes Pferd verdirbtdie Furche nicht“, konterteGorbatschow: „Es gibt doch keinenWald ohne Jungholz.“Nachdem Gorbatschow am

11. März 1985 zum Generalsekretärgewählt worden war, stellte er aufder Plenarsitzungam 23. April dieZiele der Pere-strojka (Umgestal-tung) vor. Gorbat-schow hatte eineumfassende Mo-dernisierung desgesellschaftlichen, wirtschaftlichenund politischen Systems der So-wjetunion ins Auge gefasst. NebenPerestrojka wurden auch die Be-griffe Glasnost (Offenheit) und„neues politisches Denken“ ge-schaffen. Gemeint waren eine De-mokratisierung weiter Teile derGesellschaft sowie Rede- und In-formationsfreiheit. Ohne Unter-stützer wären Gorbatschows Refor-men jedoch nicht möglich gewe-

sen. Einen Weggefährten fand er inAlexander Jakowlew, dem ehemali-gen Leiter der Propagandaabtei-lung des Zentralkomittees. WieGorbatschow verfügte er über Aus-landserfahrung und zeigte sichgegenüber einem neuen Sozia-lismus aufgeschlossen. Zu den Unterstützern von Re-

formideen, nicht aber der PersonGorbatschows ,zählte AnatolijLukjanow, derVorsitzende desObersten Sowjets.Wie die meistenälteren Mitgliederdes Politbüros be-

zog er Glasnost und Perestrojkaauf Erneuerungsprozesse im na-turwissenschaftlichen Bereich undder Industrie. Ende der 1980erJahre gab es Anzeichen für einekonservative Opposition, der Luk-janow sich anschloss und mit derer den Augustputsch von 1991 an-zettelte. Trotz aller Kritik hat die Pere-

strojka Erfolge vorzuweisen:Innenpolitisch führte sie zu freien

Wahlen, Gewaltenteilung und demAusbau des Rechtsstaatsprinzips.Es begann ein Demokratisierungs-prozess: Einschränkung der staat-lichen Zensur, Beginn eines priva-ten Unternehmertums, Freilas-sung von Dissidenten, Rehabilitie-rung der Opfer politischer Repres-salien und Änderung des Einpar-teiensystems zählen zu Gorbat-schows Erfolgen.Auf internationaler Ebene setz-

te die Entspannungspolitik demWettrüsten zwischen der UdSSRund den USA ein Ende. Die So-wjetunion zog sich aus Afghani-stan zurück, und die Wiederauf-nahme der START-1-Verhandlun-gen beendete den Kalten Krieg.Hierzulande wird Gorbatschowals derjenige gefeiert, ohne dendas heutige Deutschland nichtmöglich wäre. In seinem Buch„Alles zu seiner Zeit. Mein Le-ben“ verteidigt Gorbatschow diePerestrojka. Die Reformen seienlediglich zu spät gekommen sowienicht zu Ende geführt und sogarboykottiert worden.

Manuela Rosenthal-Kappi

Wenn Russlands PräsidentWladimir Putin den Re-gimewechsel in Kiew und

die Umwandlung der Ukraine ein-schließlich ihrer russischen Volks-gruppe in einen antirussischenStaat nicht tatenlos hinnimmt, soist dieses umso verständlicher, alsden Anfang vom Ende der Sowjet-union der Verlust ihres Vorfeldesbildete. Während in der Bundesre-publik jede Abweichung von derNato- oder EU-Linie als Rückkehrzum deutschen „Sonderweg“ be-kämpft wird und Österreich wegender Regierungsbeteiligung der FPÖvon den EU-Partnern mit Sanktio-nen diszipliniert wurde, erlaubtees Gorbatschow in der sogenann-ten Sinatra-Doktrin den Angehöri-gen der östlichen Wertegemein-schaft, ihren eigenen Weg zu ge-hen. Von dieser Freiheit machtendie mitteleuropäischen Verbünde-ten der SU eifrig Gebrauch.Gorbatschow glaubte, durch die

Opferung des Vorfeldes die durchdie Hochrüstung des Westens öko-nomisch in Schieflage geratene SUretten zu können. Das war aller-dings eine Fehleinschätzung. DieLos-von-Moskau-Bewegung mach-te nämlich an den Grenzen der SUnicht halt. Auch innerhalb der

UdSSR wurde eine Befreiung vonder russischen Vorherrschaft gefor-dert und selbst in Russland regtesich Widerstand gegen die Sowjet-herrschaft.Als Katalysator dieser Entwick -

lung erwies sich der Augustputschin Moskau. Die strukturkonservati-ven Putschisten wollten das Rad

der Zeit zurückdrehen, aber be-schleunigten nur die Entwicklung.Sie vermochten nicht, das Macht-vakuum zu füllen, das sie mit derAusschaltung Gorbatschows er-zeugt hatten. Statt ihnen gelangdieses mit Boris Jelzin einemMann, der im Gegensatz zu Gor-batschow nicht Präsident der SU,sondern deren größter TeilrepublikRussland war. Nach der Entmach-tung der Putschisten war Jelzinnicht bereit, sich wieder ins zweiteGlied zurückzuziehen und dem aufdie politische Bühne zurückge-kehrten Gorbatschow das Feld zuüberlassen. Wie die russische stell-

ten nun auch andere Sowjetrepu-bliken die Autorität der Zentralge-walt in Frage. Diverse Republikentraten sogar aus, bevor sie mit derUdSSR noch einmal ein derartigesAbenteuer wie den Augustputscherlebten. Als darüber hinaus ge-hendes grundsätzliches Problemder SU erwies sich, dass bei ihr –anders, als bei Nationalstaaten,aber genauso wie bei der DDR –das einzige konstituierende Ele-ment der Sozialismus war. Der So-zialismus war aber wie in der DDRauch in der UdSSR auf dem Rük-kzug. Bezeichnenderweise verzich-tete Gorbatschow nach dem Au-gustputsch auf das Amt desKPdSU-Generalsekretärs, da esihm mehr Last denn Hausmachtgeworden war. Das ersatzlose Weg-brechen des Sozialismus als ver-bindendes Element zeigt sehrschön der ebenso unverbindlichewie beliebige Name des Versucheseiner UdSSR-Nachfolgeorganisa-tion: Gemeinschaft UnabhängigerStaaten (GUS).Am zweiten Weihnachtstag 1991

beschloss der Oberste Sowjet dieAuflösung der UdSSR. Mit demJahre 1991 endete nach fast sieben -einhalb Jahrzehnten auch die Exi-stenz der UdSSR. Manuel Ruoff

Zeitzeugen

An Gorbatschows Politik derDemokratisierung scheiden

sich bis heute die Geister. ImWesten gefeiert, sehen ihn dieMenschen im postsowjetischenRaum eher negativ. Er wird fürden Zerfall der Sowjetunion ver-antwortlich gemacht. Eine Grup-pe von Duma-Abgeordneten sollAnfang des Jahres sogar eine Kla-ge gegen ihn vorbereitet haben.Sie werfen ihm vor, dass er eini-gen Ländern die Unabhängigkeitermöglicht und damit die Zerstö-rung der Sowjetunion vorange-trieben habe. Schließlich hattendie Bürger der UdSSR sich zuvorin einem Referendum für den Er-halt der Einheit des Staates aus-gesprochen. Die ungesetzlichenHandlungen der sowjetischenFührer müssten geahndet wer-den. Gorbatschow-Gegner werfen

ihm bis heute vor, dass er einenKapitalismus nach amerikani-schem Vorbild in Russland habeeinführen wollen. Dabei war dieAuflösung der Sowjetunion garnicht Gorbatschows Absicht. Alsspäterer überzeugter Sozialde-mokrat wollte er den Staat in ei-nen demokratischen Sozialismusüberführen. Auch heute nochvertritt er diese Überzeugung. Soist es nicht verwunderlich, dassGorbatschow Wladimir Putin alsden bestmöglichen Präsidentennach den Wirren der Jelzin-Ärabezeichnet. In Anerkenntnis seiner führen-

den Rolle beim Friedensprozess,der wichtige Bestandteile derinternationalen Gemeinschaftcharakterisiere, erhielt Gorbat-schow 1990 den Friedensnobel-preis. Im Unterschied zu heutewaren die Russen Mitte der1980er Jahre offen für Neues.Heute vertrauen sie den west-lichen Partnern nicht mehr. Die-ses Miss-trauen nährt die Ge-rüchte, dass die Perestrojka vonaußen gesteuert worden sei, umden Zerfall der Sowjetunion her-beizuführen. MRK

Jurij Andropow– Im November1982 wurde er trotz seines schlech-ten Gesundheitszustands zum Ge-neralsekretär gewählt. Neben derVerjüngung der Kader plante er ei-ne Erneuerung des Sozialismus,mit der er gegen Korruption undSchattenwirtschaft vorgehen sowiedie Arbeitsproduktivität erhöhenwollte. Andropow trat auch mit ei-ner Anti-Alkohlkampagne an.

Jegor Ligatschow – Ab 1961 in füh-render Stellung beim Zentralkomi-tee der Kommunistischen Parteiund als eines der konservativstenMitglieder des Politbüros, stand Li-gatschow den Reformbemühungenablehnend gegenüber. Wie Gorbat-schow von Jurij Andropow geför-dert, wurde der bis 1983 für Kader,Ideologie und ParteiverwaltungVerantwortliche Mitglied des höch-sten Gremiums der KPdSU, des Po-litbüros. Die Ablehnung des Re-formkurses führte zum AusschlussLigatschows aus dem Politbüro.

Alexander Jakowles – Der ehemali-ge Leiter der Propagandaabteilungdes Zentralkomitees gilt als Initia-tor der Reformpolitik. Der Ge-schichtsprofessor, der als Aus-tauschstudent an der Columbia-Universität in New York studierteund von 1973 bis 1983 als Bot-schafter der UdSSR in Kanada ar-beitete, war Direktor des Institutsfür Weltwirtschaft und internatio-nale Beziehungen der Akademieder Wissenschaften der UdSSR. Erwar Gorbatschows engster Berater.

Anatolij Lukjanow – Der ehemali-ge Vorsitzende des Obersten So-wjets, dessen Aufstieg in die Partei-zentrale Gorbatschow erst ermög-licht hatte, wurde 1988 dessenStellvertreter im Amt des Staats-oberhaupts. Zwar unterstützte erGorbatschows Reformen, schlugsich aber ab 1991 auf die Seite derPerestrojka-Gegner. Er gilt als einerder Mitinitatoren des Putsches ge-gen Gorbatschow im August 1991.

Michail Gorbatschow – Bis heuteverteidigt er die von ihm angetrie-bene Perestrojka als notwendigenReformkurs, der nicht abgeschlos-sen worden sei. Als Partei-Appa-ratschik durfte Gorbatschow anmehreren Auslandsreisen teilneh-men. Die dort gesammelten Ein-drücke beeinflussten sein politi-sches Denken. Staatschef Andro-pow hatten Gorbatschows Reform-erfolge in der Landwirtschaft der-art beeindruckt, dass er den Nach-wuchs-Politiker förderte.

Das Ende einer SupermachtNach der Aufgabe des Vorfeldes gab es kein Halten mehr

»Kein Wald ohne Jungholz«Wirtschaftsflaute und Überalterung der Kader führten zur Reform des Sowjetsystems

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin: Hans Heckel; Kul-tur, Lebensstil, Leserbriefe: HaraldTews; Geschichte, Preußen: Dr. Ma-nuel Ruoff; Bildredaktion, Ost -preußen heute: Manuela Rosenthal-Kappi; Buchseite, Heimatarbeit:Frank Horns; Ostpreußische Familie:Ruth Geede.Korrespondenten: Liselotte Millauer(Los Angeles), Norman Hanert (Ber-lin), Edyta Gladkowska (Allenstein),Jurij Tschernyschew (Königsberg).Verlag und Herausgeber: Lands-mannschaft Ostpreußen e. V., An-schrift von Verlag und Redaktion:Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2013: Inland 10 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland12,50 Euro, Luftpost 16,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartals endeschriftlich an den Verlag zu richten.Für den Anzeigenteil gilt: PreislisteNr. 32.Konten: HSH Nordbank, IBAN: DE632105 0000 0192 3440 00, BIC:HSHNDEHH oder Postbank Ham-burg, IBAN: DE44 2001 0020 00084262 04, BIC: PBNKDEFF (für Ver-trieb).

Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

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DAS OSTPREUSSENBLATT

Im Westen ein Held, zu

Hause kritisiert

Der Augustputsch in Moskau wirkte als

Katalysator

Perestrojka ermöglichte denFall der Mauer

Russen vertrauendem Westen nicht

Stunde des Reformers: Generalsekretär Michail Gorbatschow betritt die Bühne des Zentralkomittees der KPdSU Bild: imago

HINTERGRUND: 30 JAHRE PERESTROJKA

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PREUSSEN / BERL IN Nr. 17 – 25. April 2015 5

Die PC-Revolutionfrisst ihre Kinder

Von THEO MAASS

Skandal! Das „Horst-Wessel-Lied“ wurdevermutlich gesungen, und das in Berlin!Am 19. März soll die Musiklehrerin

einer 11. Klasse des Köpenicker Emmy-Noe -ther-Gymnasiums mit ihren Schülern dasNSDAP-Kultlied über den 1930 von Kommu-nisten ermordeten SA-Sturmführer durchge-nommen und dann gesungen haben. Polizeiund Staatsanwaltschaft beschäftigen sich mitdem Vorgang. Es geht um „Volksverhetzung“sowie den Paragraf 86a des Strafgesetzbu-ches: „Verwenden von Kennzeichen verfas-sungswidriger Organisationen“. Festzustehen scheint, dass die Lehrerin

keineswegs nationalsozialistisch angehauchtist. Sie hatte sich lediglich gemäß dem vomSenat vorgegebenen Lehrplan mit der NS-Propaganda beschäftigt und dazu die Parodievon Berthold Brechts „Der Kälbermarsch“mit dem Horst-Wessel-Lied verglichen. Wersie angezeigt hat, ist nicht gewiss. Einmalheißt es, er sei anonym, ein andermal, er ha-be von dem Vorgang nur vom „Hörensagen“erfahren. Ein Schüler, der seinen Namennicht preisgeben wolle, habe ihm berichtet. Das Emmy-Noether-Gymnasium beteiligt

sich seit Jahren an dem im Rahmen des „Auf-stands der Anständigen“ ins Leben gerufenenProgramm „Schule ohne Rassismus – Schulemit Courage“. An der Schule werden laut ei-genem Internet-Auftritt andauernd irgend-welche Antirassismus- und Anti-Rechts-Pro-jekte durchgeführt. Man könnte denken, dieSchüler seien einer permanenten Propagand-aberieselung ausgesetzt. Eigentlich ist da nunschon jede Sau der „Political Correctness“(PC) durch die Aula getrieben worden. DieSprecherin der Senatsverwaltung, BeateStoffers, übte dennoch leise Kritik an derLehrerin: „Wenn hier eine Unsicherheitbestanden hat, die zu einer Anzeige führte,ist diese Einordnung möglicherweise nichterfolgreich didaktisch vermittelt worden.“Nun sind die Gutmenschen in den meisten

deutschen Redaktionsstuben über die Lehre-rin hergefallen. Der Geschäftsführer von„Schule ohne Rassismus – Schule mit Coura-ge“, Eberhard Seidel, erklärte denn auchmahnend, dass eine Mitgliedschaft bei „Schu-le ohne Rassismus“ nicht bedeute, dass eskeine rassistischen Vorfälle gebe. Eine feineJagdgesellschaft. Ist Mitleid mit der Lehrerinangebracht? Entweder hat sie selbst an denQuatsch von der PC geglaubt und sich beider Umsetzung blöd angestellt, oder aber siewar so naiv und hat nicht begriffen, aufwelch brüchigem Eis sie tanzte. Besser hättesie sich mit Mozart, Beethoven oder deut-schen Volksliedern beschäftigt. Wer sich beider PC vordrängelt, sich unbedingt profilie-ren möchte, den frisst die Katz. Schon Wolf-gang Leonhard wusste: „Die Revolution frisstihre Kinder.“

Berlin will beim „Klimaschutz“ ganznach vorne. Das von Kritikern als un-ausgegoren bezeichnete Programm da-zu kann für die Bürger teuer werden.In der rot-schwarzen Koalition beginntes bereits zu rumoren.

Berlins Politik hat sich zum Ziel ge-setzt, die Metropole bis zum Jahr 2050„klimaneutral“ zu machen. Es geht umdeutlich weniger Kohlendioxid (CO²)in der Luft für den Kampf gegen den„Klimawandel“. Das in diesem Sinn am14. April verabschiedete Berliner Ener-giewendegesetz (EWG) treibt indes selt-same Blüten. Es ist ein Kompromiss,vieles bleibt offen, über Jahre vor allemvon der SPD aufgebaute Erwartungenbleiben unerfüllt. Im Gespräch sind beispielsweise ein

Tempolimit von 80 Kilometer pro Stun-de auf der Stadtautobahn Avus und ei-ne „fahrzeuglängenabhängige Gebüh-renstaffelung“, also höhere Parkgebüh-ren für längere Autos. Sogar über eineAbwrackprämie für alte Haushaltsgerä-te wird offen nachgedacht. Die Frage,wer wann dafür zahlt, wird vorerstnicht beantwortet. Das Gesetz schreibtnur fest, dass das Land mit gutem Bei-spiel vorangeht. Das öffnet Spekulatio-nen ein weites Feld.Neben dem EWG arbeitet der Senat

an einem Berliner Energie- und Klima-schutzprogramm (BEK). Das Programmhat es in sich, denn hier verbirgt sich,wo der Senat künftig dem Bürger in dieGeldbörse greifen will. Der durfte bisvergangenen Donnerstag im Internetunter www.klimaneutrales.berlin.de

Ideen beisteuern. Gleichzeitig schnürtder Senat bereits einige „Maßnahmen-bündel“. Das erste gilt der Erzeugungvon Energie. Hier unterbreitet der Se-nat, es solle weniger CO²-Zertifikate inDeutschland geben, um so die Braun-kohleverstromung zu stoppen. Außer-dem steht weitere Bürokratie auf demProgramm: „Die beiden sich ergänzen-den Instrumente der Klimapolitik –preis- und mengenwirksame Regulie-rungen“. Die Bürger, die sich im Internet zu

den Programmen äußern, geben sichäußerst skeptisch. Siestellen den CO²-Zerti-fikatehandel an sichinfrage, sehen die Zu-ständigkeit eher beimBund und der EUoder fragen nach denkonkreten Kosten:„Eine Steuer, die nur einige – die pri-vaten Endverbraucher – zahlen, wirdkeine Lenkungswirkung entfalten“,merkt ein Berliner kritisch an. Obwohl das Problem des Umwelt-

schutzes seit jeher extrem vielschichtigist, präsentiert die beim BEK federfüh-renden Senatskanzlei für Stadtentwick -lung und Umwelt ihre Vorschläge alsKinderspiel. Es gehe um „CO²-Preis er-höhen“, unter „Fristigkeit“ steht „kurz-fristig“, „Akteur“ sei das Land Berlin,„Ziel“ ist der Bund. Berlin will also Vor-reiter sein. Hauseigentümer „sollen er-mutigt werden, auf Dach- und Fassa-denflächen Photovoltaik- und Solar-thermie-Anlagen zu installieren“. „Bür-gersolaranlagen“ sollen Mietern direk-

te Investitionen „ermöglichen“. NeueNetzgebühren sollen Haushalte „moti-vieren“, in dezentrale Speicher- undFlexibilitätsoptionen zu investieren.Was in Wahrheit Zwang und Druck be-deutet, wird seidenweich verpackt. Berlins angestrebter Vorreiterrolle

entsprechen die im EWG im Großenfestgelegten Ziele der Verminderungdes CO²-Ausstoßes. Das Gesetz gehtüber nationale und internationale Ver-einbarungen noch hinaus. Ausgehendvom Stand 1990 will das Land Berlinschon 2020 rund 40 Prozent weniger

CO² produzieren,2030 sollen es 60 Pro-zent weniger sein undbis 2050 sogar 85 Pro-zent. Dieses Endzieldefiniert das Land als„Klimaneutralität“. Das Papier ist zu-

nächst vor allem eine Richtschnurstaatlichen Handelns. Weitere unmittel-bare Vorschriften werden folgen. DenBürgern könnte eine City-Maut nachLondoner Vorbild blühen. Die Senats-verwaltung für Stadtentwicklung undUmwelt hat ihre Vorschläge in einem34-seitigen Papier aufgelistet. Ein Hor-rorkatalog der uferlosen Mehrbelastun-gen für die Bürger? Berlins Umwelt-und Bausenator Andreas Geisel (SPD)wiegelt ab: „Es handelt sich um Ideen,bei denen wir noch prüfen müssen, obes sich überhaupt um einen gangbarenWeg handelt.“ Alles noch offen. Nicht ganz, denn

das Papier ist bereits recht konkret:Lange Autos erzeugten mehr CO², steht

da pauschal. Daher sollten sie mit hö-heren Abgaben belastet werden.Stimmt so nicht, kontert Jörg Beckervom ADAC: „Es gibt große neue Fahr-zeuge, zum Beispiel Hybride, die vielweniger Schadstoffe ausstoßen als klei-ne alte Autos.“ Außerdem überlegt derSenat, den Neuanschluss von Elektro-heizungen zu verbieten. Verwaltungensollen bei Sanierungen ihrer Gebäudeprüfen, ob Solaranlagen angebrachtwerden können. Eine Hintertür lässtsich der Senat: Wenn es zu teuer werdemit der Solaranlage auf dem Dach,müsse sie nicht sein.Bei der Ausgestaltung des EWG be-

hält sich die SPD Raum für Subven-tionsprogramme vor: „Wir haben alsweitere Maßnahme beschlossen, daselektrische Carsharing in der Stadt zuunterstützen“, verkündete Geisel. Derseit Dezember als Senator tätige Polit-Aufsteiger will vor allem bei der Wär-medämmung und bei der FernwärmeZeichen Richtung „Energiewende“ set-zen. Das Land soll in das Fernwärme-netz einsteigen, so Geisels Plan, denallerdings der Koalitionspartner CDUablehnt.Das Gesetz hat also noch eine Wir-

kung. Es spaltet die rot-schwarze Koali-tion: Die CDU kritisierte umgehend dieSPD-Vorstellungen, insbesondere dieFinanzierung sei nicht geklärt, so derCDU-Abgeordnete Matthias Brauner.Die unkalkulierten Kosten des Maß-nahmenbündels tragen zum Bild einesnach dem Ende der Ära Klaus Wowe-reit (SPD) wieder ausgabenfreudigerenSenats bei. Sverre Gutschmidt

Dem Bürger aufder Spur:Die „Feinstaubkon-trolle“ der Deut-schen Umwelthilfein Aktion aufBerlins PotsdamerPlatz

Bild: ddp images

Berlins Behörden hätten eingravierendes Sicherheits-problem, warnt der oberste

Datenschützer des Landes, Ale-xander Dix. Es geht um die Behör-den-Computer: Sie nutzen einveraltetes Betriebssystem, das denDatenklau immer leichter macht.Zehntausende Rechner sind dem-nach ein offenes Einfallstor fürvirtuelle Angriffe – auch auf Datender Bürger.Der Markt für Computersysteme

ändert sich zwar ständig, doch dasEnde eines Betriebssystems kün-digt sich meist über Jahre an.Irgendwann nimmt der Herstellerdas Programm aus dem Handel,noch später stellt er jede Unter-stützung und Programmerneue-rung über das Internet ein. BerlinsVerwaltung hat beide Zeitpunkteverpasst, ohne über Folgen nach-zudenken: Die Unterstützung fürdas Betriebssystem Windows XPendete April vergangenen Jahres. Im Oktober hatten die Landes-

behörden trotzdem noch 28900

Computer mit dem System in Be-trieb, die meisten in der Finanz-verwaltung. XP ist jetzt 13 Jahrealt. Um die Sicherheit entspre-chender Rechner ist es mittlerwei-le schlecht bestellt.Dix will, dass die Behörden alle

Computer, die mit dem alten Pro-

gramm laufen, mit dem Ende derUnterstützung vom Internet ab-koppeln. Die Gefahr externer An-griffe, also von Datenklau oderÜblerem, bestehe sonst ständig.„Das ist ein unverantwortlichesRisiko“, so Dix. Daher habe manerneut nach Sicherheitsmaßnah-men gefragt, „aber die Verwaltungreagiert äußerst schwerfällig“. Die Verzögerung wird für Ber-

lins Bürger nicht nur gefährlich,

sondern auch teuer. Das landesei-gene IT-Dienstleistungszentrumhandelte mit dem Hersteller desSystems, dem US-Computergigan-ten Microsoft, ein bis zum vergan-genen Mittwoch gültiges Notfall-paket aus. Berlin zahlt dafür300000 Euro extra an Microsoft.Microsoft gab an, auf „Wunsch“die Unterstützung zu verlängern. Dass Berlins Behörden sich

kaum von dem veralteten Systemtrennen wollen, liegt unter ande-rem an den „offiziell 320 fachspe-zifischen Anwendungen“, von de-nen „75 noch nicht für Windows 7freigegeben“ sind, wie die Verwal-tung mitteilte. XP-Rechner, dienicht ans Internet angeschlossensind, gibt es auch – diese Minder-heit ist nicht das Problem. WarumBerlin spezialisierte Rechner nichteinfach vom Netz nimmt, könnensich Experten kaum erklären. Sohat die Stadt Bürgerdaten (womög-lich brisante der Finanzbehörde)unnötigerweise über ihre Rechnerans Internet gekoppelt. SG

Gefährliche LöcherSenat verschläft Computer-Optimierung: Gefahr von Datenklau

Teurer Ehrgeiz»Klimaschutz«: Berlin will internationaler Vorreiter werden – die Bürger sollen zahlen

Tricks beim BEROpposition: Rot-Rot plant Schattenhaushalt

Tricksereien bei der Finanzie-rung des neuen Hauptstadt-

flughafens wirft die Oppositionder rot-roten Koalition in Bran-denburg vor. Anlass sind Pläneder Landesregierung, dem Flugha-fen BER einen weiteren Milli-onenbetrag zur Verfügung zu stel-len – allerdings nicht direkt ausdem Landeshaus-halt als Zuschuss,sondern als „Dar-lehen“. Geplant ist da-

zu die Einrich-tung eines sogenannten Sonder-vermögens. Verbürgt vom Land,sollen mit diesem Fonds zu gün-stigen Konditionen auf dem Kapi-talmarkt Kredite aufgenommenwerden. Die Flughafengesell-schaft würde bei diesem Sonder-vermögen einen Kredit in glei -cher Höhe aufnehmen. Das Darle-hen über 409 Millionen Euro solllaut Brandenburgs Finanzmini-ster Christian Görke (Linkspartei)vom Flughafen „in fünf bis sieben

Jahren“ nach Eröffnung zurückge-zahlt werden. Die Landesregierung wird mit

diesem Vorgehen einen Sonder-weg einschlagen: Die beiden an-deren Anteilseigner des BER, dasLand Berlin und der Bund, wollenden zusätzlichen Geldbedarf desFlughafens in Höhe von 1,1 Milli-

arden Euro direktaus ihren Etatszahlen – als Zu-schuss zur Erhö-hung des Eigen-kapitals.

Oppositionsvertreter reagiertenauf die Pläne mit Empörung: „Soetwas nennt man üblicherweiseeinen Schattenhaushalt“, kritisiertGrünen-Fraktionschef Axel Vogel,der prophezeit, dass die 409 Milli-onen nie ans Land zurückfließenwürden. Scharfe Kritik ebenfallsvon der CDU: „Die Gelder sindder Kontrolle des Parlaments ent-zogen“, so der parlamentarischeCDU-Geschäftsführer Jan Red-mann. Norman Hanert

Brisante Datenvon Bürgern immerweniger geschützt

Neue Vorschriften und Gebühren auf

34 Seiten

Sondervermögen oderSchuldenversteck?

SPD verniedlichtBesetzung

Ein bislang noch nicht in Er-scheinung getretenes „Bünd-

nis für bedingungsloses Blei -berecht“ hat am 10. April aus ei-ner Demonstration heraus fürzwei Stunden die SPD-Bundes-zentrale in Berlin, das Willy-Brandt-Haus, besetzt. Die Grup-pierung ist ein Zusammenschlussvon Asylbewerbern, „Antifa-“ und„Antirassismus“-Gruppen sowieverschiedenen sogenanntenKünstlernetzwerken, darunter dieKampagne „My right is yourright“ von Oranienplatz-Asylbe-werbern und Berliner Thea -termachern. Hintergrund: Am8. Mai soll im Bundestag eineNeuregelung des Asylrechts inDeutschland beschlossen werden.Nach Ansicht der Demonstrantenstellt die Gesetzesnovelle „eineinziges großes Inhaftierungspro-gramm“ dar. Und weiter: „DieSPD redet seit Monaten gegen Pe-gida. Aber dieses Gesetz übertrifftsogar das, was Pegida will.“ DieSPD verniedlichte den Hausfrie-densbruch ihrer Bundeszentraleals „kurzzeitige Besetzung“. H.L.

Page 6: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

AUSLAND6 Nr. 17 – 25. April 2015

MELDUNGEN

Tschechen kehren heim

Kiew/Prag – Angesichts desNiedergangs der Ukraine siedelnweitere Gruppen ukrainischerTschechen in die Tschechische Re-publik über. Im Vorjahr hatten 140der letzten taurischen Tschechenden tschechischen Präsidenten Mi-los Zeman gebeten, ihnen bei derRückkehr in ihre Urheimat zu hel-fen, was dieser auch tat. Sie gelan-gen nun derzeit dorthin zurück,von wo ihre Vorfahren im 19. Jahr-hundert als Kolonisten in das Ge-biet nördlich der Krim kamen unddort bald an die 2000 Köpfe zähl-ten. Ein Großteil von deren Nach-fahren war bereits nach dem Endedes Zweiten Weltkriegs bezie-hungsweise dem Zerfall der UdSSRin die damalige Tschechoslowakeiheimgekehrt. T.W.W.

Ambitionen, der 45. Präsident derUSA werden zu wollen, waren Hil-lary Clinton schon lange nachge-sagt worden. Dass die Frau des 42.US-Präsidenten Bill Clinton nunoffiziell verkündet hat, für die US-Demokraten ins Rennen um dasWeiße Haus einzusteigen, hat inNew Yorks Bankenviertel gerade-zu euphorische Gefühle aufkom-men lassen.

Der Nachrichtensender CNNbrachte es unlängstauf den Punkt. DieWall Street ist be-reit, für Clintonden sprichwört-lichen roten Tep-pich auszurollen.Ähnlich lautet dieEinschätzung die,der ehemalige Chefder Bank UBSAmerica, RobertWolf, abgibt. Esherrsche „eine un-glaubliche Begei-sterung“ für dieKandidatur Clin-tons. Die Banker,die 2012 auf MittRomney gesetzthatten, würden nunins Clinton-Lagerumschwenken, mitdem sie seit BillClinton sehr guteErfahrungen ge-macht hätten. „Ander Wall Streetkann Clinton aufeine unglaublichfeste Basis zählen“,so Wolf, der langeals Obamas „BFF“,best friend in finan-ce, galt. Dass nachEinschätzung desInsiders Wolf sechsvon zehn Wall-Street-Bankern aufder Seite der Demokraten stehen,während nur drei republikanischund nur einer parteiun abhängigwählen, und der Name Clinton imFinanzsektor fast nostalgische Ge-fühle weckt hat gute Gründe. Mitdem US-Präsidenten Bill Clinton

haben die Banken sehr gute Erfah-rungen gemacht. Als Symbol fürdiese Ära kann Robert Rubin gel-ten. Nach Jahr-zehnten bei derInvestmentbankGoldman Sachsavancierte er un-ter Bill Clintonzum Finanzminister. Die Demon-tage der Trennwand zwischen demInvestment- und dem traditionel-len Kundenbanking geht auf Ru-

bin zurück und legte den Bodenfür einen Boom an der Wall Street,der mit dem Kollaps von 2008 einfatales Ende fand. Clinton verdankt ihre Unterstüt-

zung durch die Wall Street aller-dings nicht nur ihrem Ehemannund ihrer gemeinsamen Partei. Zu

ihrer Zeit als Senatorin für denBundesstaat New York wurde sievon der Öffentlichkeit über fast

ein Jahrzehnt als politische Reprä-sentantin nicht nur der Millionen-Metropole, sondern auch der WallStreet wahrgenommen. Auch im

Jahr 2008, während ihres letztenAnlaufs zu einer Präsidentschafts-kandidatur für die Demokraten,war das gute Verhältnis der Politi-kerin zur Bankenbranche kaum zuübersehen. Kritiker werfen in diesem Zu-

sammenhang Clinton vor, sie habe

mehrfach im Gegensatz zu voraus-gegangenen Beteuerungen für dieInteressen der Finanzbranche ge-

stimmt. Im Jahr2001 stimmte sieetwa für ein Ge-setz, das Bankenmehr Rechte beimKonkurs von Kun-

den zugestehen sollte, obwohl siesich vorher als First Lady an derSeite Bill Clintons deutlich gegeneine vergleichbare Gesetzesvorlage

ausgesprochen hatte. Auch als esauf dem Höhepunkt der Finanzkri-se darum ging, Banken mit Geldder US-amerikanischen Steuer-zahler zu retten, votierte Clintonfür den sogenannten Bailout (eng-lisch: aus der Klemme helfen). An-gemerkt wurde inzwischen eben-

so, dass Clinton regelmäßig Ab-stimmungen in Sachen Finanz-branche verpasste, wenn eine ein-deutige Stellungnahme politischnicht opportun schien. Das gute Verhältnis zur Wall

Street und die Unterstützungdurch die Bankenbranche könntesich während des Rennens um dasWeiße Haus zu einem Problem fürClinton entwickeln. Für linkslibe-rale Kritiker innerhalb der Demo-kratischen Partei liefert die Nähe

der Kandidatin zurWall Street gute Ar-gumente im inner-p a r t e i l i c h e nMachtkampf. Kon-kurrenten wie derehemalige Gouver-neur von MarylandMartin O’Malleyhaben sich klar fürstrengere Regelnfür die Finanzbran-chen ausgespro-chen. Clintonkönnte damit einheikler Balanceaktim Wahlkampf be-vorstehen. Einer-seits muss sie denlinksliberalen Flü-gel der Demokra-ten und auch dieWähler überzeu-gen, indem sieDistanz zu denBanken demon-striert. Auf der an-deren Seite dürftedie Wall Street aberauch Erwartungenhaben, wenn siegroßzügig für dieKandidatin spendet– und das tut sie,wie ein Blick aufdie aktuelle Spen-derliste Clintons

sehr offenbart. Fünf der zehn Top-Financiers Clintons sind Wall-Street-Banken, und zwei sindWall-Street-Anwaltskanzleien. Ci-tigroup und Goldman Sachs bil-den die zwei stärksten Fundamen-te der Kandidatur Hillary Clin-tons. Norman Hanert

Die Wunschkandidatin der Wall StreetNew Yorks Banken verbinden mit Hillary Clinton, ihrem Mann und ihrer Partei gute Erfahrungen

Interimsregierungvor dem Aus

Gaziantep – Die von syrischen Op-positionskräften getragene syrischeInterimsregierung steht vor dem fi-nanziellen Kollaps. Von den 2013von Katar bereitgestellten 50 Milli-onen US-Dollar ist nichts mehrübrig. Schon seit Jahresbeginn kanndie Regierung ihre Angestellten imtürkischen Exil sowie in den vonden sogenannten moderaten Rebel-len kontrollierten Gebieten Syriensnur noch unregelmäßig bezahlen.Ihr Ziel, mit internationaler Unter-stützung staatliche Dienstleistun-gen im Bereich der Gesundheits-versorgung, Nahrungsmittelsicher-heit und Bildung bereitzustellen,hat die Interimsregierung nicht ein-mal ansatzweise erreicht. Sie ist ei-ne Exil organisation im türkischenGaziantep geblieben, die weder ei-ne effektive Kontrolle in den „be-freiten“ Gebieten ausübt noch inder Lage ist, den stetigen Vor-marsch dschihadistischer Extremi-sten zu verhindern. Für viele Syrerist sie zu einem Inbegriff aller nega-tiven Erscheinungen innerhalb derOpposition geworden. J.H.

Der Siebenbürger SachseKlaus Johannis ist nach100 Tagen im Amt der po-

pulärste aller bisherigen rumäni-schen Staatspräsidenten. Die Er-wartungen an „Santa Klaus“ wa-ren und sind riesig, einige hat erschon erfüllt.Die Erwartungen an den lutheri-

schen Siebenbürger Klaus Johan-nis als neuen Präsidenten Rumä-niens waren gewaltig. Die Rumä-nen erhofften, dass er Schluss ma-che mit Klientelpolitik, Korrup-tion und dem verrotteten „altenSystem“, welches das schlechteImage der Rumänen im Auslandprägt. Seit seinem Amtsantritt am22. Dezember vergangenen Jahresist das Vertrauen der Rumänen indie Politik sprunghaft angestiegen.Rumänien atmet auf, die jahrelangvorherrschend resignative Stim-mung hat sich aufgehellt. Rumä-nien erlebt einen „Johannis-Ef-fekt“. Die öffentliche Stimmungbessert sich zusehends, neue Inve-storen kommen ins Land und dieStaatsverwaltung arbeitet effizien-ter. Viele Rumänen führen dies aufden segensreichen Einfluss desneuen Staatspräsidenten zurück,der Rumänien mit „deutschen Tu-genden“ regiert.Der Siebenbürger Sachse ist so

populär wie keiner seiner Amts-vorgänger im postkommunisti-schen Rumänien. Inzwischen

würden nicht mehr nur 55 Pro-zent wie bei den Wahlen, sondernrund drei Viertel der Wähler fürihn stimmen. Der schmutzige Umgangston in

der rumänischen Politik wandeltesich durch Johannis’ Beispiel zumBesseren. Johannis ist der erstepostkommunistische rumänischePräsident, der sich aus der Partei-politik heraushält, seine Partei,das Demokratische Forum derDeutschen in Rumänien (DFDR),hat nur einige Hundert Mitglieder.Weil er selbst keine Partei als

Hausmacht hat, hat Johannis esgeschafft, dass erstmals seit Jahrenalle parlamentarischen Parteienwieder einen weitgehend norma-len, zivilisierten Dialog mit demStaatspräsidenten und auch imUmgang untereinander führen. Jo-hannis forderte die Parteien auf,auf „Populismus“ und „Dauer-wahlkampfgehabe“ zu verzichten.Ein Präsident, so Johannis bei derPressekonferenz zu seiner 100-Ta-ge-Bilanz, muss die Stärke haben,sich aus der Tagespolitik heraus-zuhalten und sich nicht zu jedem

Tagesereignis zu äußern. Um seinVersprechen einer anderen Artvon Politik zu verwirklichen, plä-diert Johannis auch für eine starkeEinbeziehung zivilgesellschaft-licher Organisationen in den poli-tischen Prozess und spricht sichfür eine konsequente Bewältigungder kommunistischen Vergangen-heit aus. Seine schweigsame Artsteht in starkem Kontrast zum ge-schwätzigen Politik- und Medien-betrieb der letzten Jahre in Buka-rest. Statt Erklärungen und Inter-views lässt er oft lieber Stellung-nahmen auf Facebook posten.Vor allem der Korruption hatte

Klaus Johannis den Kampf ange-sagt. Inzwischen sitzen Dutzendeehemaliger Minister, hohe Staats-beamte und Geschäftsleute inHaft, die wegen ihrer Nähe zurMacht unter seinem Vorgängernoch als unberührbar galten.Selbst gegen Familienmitgliederdes Regierungschefs Victor Pontaund von Ex-Staatschef Traian Ba-sescu wird derzeit ermittelt. Jo-hannis überlässt den Kampf gegendie Korruption der Justiz, er bleibtunparteiisch und zeigt, dass erkeine Schützlinge hat. Gesetzes-initiativen zum Schutz korrupterPolitiker haben die Abgeordnetenunter seinem Einfluss von selbstzurückgenommen. Johannis übtallein schon durch sein BeispielEinfluss aus. Bodo Bost

Spott über Gott – Gefähr-dungen der Pressefreiheitin Zeiten des Terrors“ laute-

te das Thema einer Diskussion imAxel-Springer-Haus in Berlin. Zuder Gesprächsrunde mit in- undausländischen Experten hattendie FDP-nahe Friedrich-Nau-mann-Stiftung, „Reporter ohneGrenzen“ und die Tageszeitung„Die Welt“ eingeladen. Der Veranstaltungsort hätte

passender nicht sein können:Schon 2006 hatte im Foyer desSpringer-Hauses ein 28-jährigerPakistaner Wachpersonal mit ei-nem Messer bedroht. Der Mannhatte den damaligen „Welt“-Chef-redakteur Roger Köppel attackie-ren wollen, weil der Mohammed-Karikaturen des dänischen Kari-katuristen Kurt Westergaardnachdruckte. Im Foyer des Sprin-ger-Hauses stehen längst Sicher-heitsschleusen wie am Flughafen. Wie ist die Lage heute vor dem

Hintergrund des Mordanschlagsauf die Redaktion der Pariser Sa-tire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“?Der Karikaturist Klaus Stuttmannerklärte, trotz der Morde in Parishabe er keine Angst und zeichneweiter wie bisher. Für „Reporterohne Grenzen“ sind ausländischeStrafgesetze gegen Blasphemie„ein großes Thema“, so Vor-standssprecher Michael Rediske.In den letzten Jahren seien welt-

weit Dutzende von Journalistenund Bloggern von harten Strafenbetroffen gewesen. Rediske ver-wies etwa auf den zu zehn JahrenHaft und 1000 Stockhieben ver-urteilten saudischen Blogger RaifBadawi. Ein mauretanischerBlogger wurde 2014 wegen „Ab-fall vom Glauben“ zum Tod verur-teilt, weil er in einem Textschrieb, die soziale Ordnung desLandes sei so archaisch wie zuZeiten des Propheten Moham-med. „Damit“, erklärte Rediske,„wollte er lediglich die Ungleich-

heit des dortigen Kastensystemsanprangern.“ Verurteilt habe manden Mauretanier „wegen flapsi-ger Bezugnahme auf den Prophe-ten, Verletzung der göttlichenOrdnung und Blasphemie“. Der Pakistan-Experte der Fried -

rich-Naumann-Stiftung, Olaf Kel-lerhoff, erläuterte die Anwen-dung der dortigen Blasphemie-Strafvorschriften. In Artikel 295des pakistanischen Strafgesetzbu-ches heißt es: „Jeder, der mit Wor-ten, gesprochen oder geschrie-ben, oder durch eine sichtbare

Darstellung, oder sonst irgendei-ne Unterstellung oder Anspie-lung, direkt oder indirekt den Na-men des Heiligen Propheten Mo-hammed (Friede sei mit ihm) ent-ehrt, soll mit dem Tod oder le-benslanger Haft oder mit Geld-strafe bestraft werden.“Von 1986 bis 2014 wurden in

Pakistan fast 1500 Menschen derBlasphemie angeklagt, vor allemChristen, Hindus und Ahmadis.Die Strafvorschriften werden wieeine Waffe gegen Minderheitenund missliebige Personen, auchaus persönlicher Rache oder Be-reicherungsabsicht benutzt. 2011wurde der christliche PolitikerShabhaz Bhatti erschossen, weiler Änderungen am Blasphemie-Gesetz wollte. 2011 wurde derGouverneur der Provinz Punjab,Salman Taseer, von seinem Leib-wächter ermordet. Taseer hattesich für die wegen angeblicherGotteslästerung verurteilte Chri-stin Asia Bibi eingesetzt, die seitvier Jahren in der Todeszelle sitzt.Der Richter, der Taseers Mör-

der verurteilte, verließ Pakistansicherheitshalber. Richter müs-sen den von Mullahs aufgehetz-ten Mob der Straße fürchten. DerTäter im Fall Taseer wird im Ge-fängnis wie ein König behandelt.In Islamabad wurde eine Mo-schee nach ihm benannt.

Michael Leh

Richter des Landesfürchten

den Straßenmob

Blasphemie-Verbot als WaffeIn Pakistan steht auf Gotteslästerung die Todesstrafe

Beliebt wie keiner vor ihmRumäniens Staatspräsident hat schon viele Erwartungen erfüllt

Johannis ist heutenoch populärer alsbei seiner Wahl

Citigroup und Goldman Sachs bilden die zwei stärksten Fundamente ihrer Kandidatur

Eine Kandidatin und der Mann hinter ihr: Hillary Clinton und Lloyd C. Blankfein, CEO und Präsident von Goldman Sachs

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Page 7: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

Nr. 17 – 25. April 2015 7

MELDUNGEN

Russischer Rubel erholt sich

Obstbauern holzen ab

Moskau – Nach Monaten der Tal-fahrt hat sich der russische Rubelwieder erholt. Seit Jahresbeginnhat er um 31 Prozent gegenüberdem Euro zugelegt. Während Zen-tralbankchefin Elvira Nabiullinadas auf eine gute Krisenpolitik derRegierung zurückführt, und auchPräsident Putin das neue „russi-sche Wunder“ mit der Wirksam-keit seiner Appelle an die Bevöl-kerung, den Rubel nicht in ver-meintlich harte Währungen zutauschen, erklärt, warnen Analy-sten vor zu großem Optimismus.Der derzeitige Anstieg rühre vonder Erholung des Ölpreises her,das Schrumpfen der russischenWirtschaft schätzen sie in diesemJahr auf 4,6 Prozent. MRK

Brandenburg – Da der russischeAbsatzmarkt wegen der Sanktions-politik weggebrochen ist, konntenBrandenburger Obstbauern einenGroßteil ihrer Ernte nicht verkau-fen. Vor allem Äpfel blieben wegendes Überangebots, einhergehendmit einem Preisverfall um 50 Pro-zent, vielerorts an den Bäumenhängen, da der Verkauf sich nichtgelohnt habe. Mehrere Obstbauernin Brandenburg haben nun bis zueinem Drittel ihrer Anbauflächeabgeholzt. MRK

Mit dem Monat April hat Russlandrou tinemäßig den Vorsitz derBRICS-Grup pe übernommen. Siewill unter dem russischen Vor sitzdie Reform des Weltfinanzsystemsvorantreiben und mehr Einflussauf das Internet nehmen. Voraus-setzung dafür ist eine noch engerewirtschaftliche Zusam menarbeit.

BRICS ist ein Zusammen schlussvon Brasilien, Russland, Indien,China und Südafrika. Er repräsen-tiert 40 Prozent der Weltbevölke-rung und 30 Prozent der weltwei-ten Wirtschaftsleis tung. Das näch-ste Gipfeltreffen der Gruppe wirdvom 8. bis zum 10. Juli in der rus-sischen Stadt Ufa stattfinden. Derzuständige Sonderbeauftrage desrussischen Außenministeriums,Wadim Lukow, ist der Meinung,das Treffen könne „in die Ge-schichte der Organisation als eineäußerst wichtige Etappe eingehen,bei der die Mitglieder zu einerumfassenden Zusammenarbeitkommen“.Die Bedeutung des BRICS-

Treffens wird dadurch gestei-gert, dass ebenfalls in Ufa einGipfeltreffen der „ShanghaierOrgani sation für Zusammenar-beit“ (SOZ) stattfindet, der ne-ben den BRICS-Staaten Russ-land und China auch Kasach-stan, Kirgisien, Tadschikistanund Usbekistan angehören. Sievertreten ein Viertel der Welt-bevölkerung. Beobachtersta-tus bei der SOZ haben dieMongolei, Indien, Pakistan,der Iran und Afghanistan.Unter weiteren Ländern hatauch das Nato-MitgliedTürkei Interesse an einerMitgliedschaft bekundet. Russlands Ziele für die Zeit des

Vorsitzes von BRICS betreffen vorallem eine vertiefte Zusammenar-beit auf dem Gebiet des Finanzwe-sens. Im Vordergrund steht dabeidie Bildung der BRICS-Entwick -lungsbank mit einer Ausstattungvon 100 Milliarden US-Dollar, dieim Juli 2014 beschlossen wordenist. Die erste Vorstandssitzung die-ser Bank wird am 7. Juli wiederumin Ufa stattfinden. Sie wird ein na-

türlicher Partner der von China in-itiierten „Asian Infrastructure In-vestment Bank“ (AIIB). DerenGründung wurde von den USA alseine Konkurrenz der von ihnendominierten Weltbank zunächstverurteilt. Nachdem aber die größ-ten europäischen Länder und auchAustralien, also die engsten Ver-bündeten der USA, der AIIB bei-treten wollen, findet sie nun nachaußen hin die Zustimmung Was-hingtons.Die asiatische und eurasische

Zusam menarbeit durch SOZ undBRICS führt in nächster Zeit zu ei-ner von China angeregten Wieder-

belebung der Seidenstraße, alsoeiner Achse der wirtschaftlichenZusammenarbeit quer durch denasiatischen Kontinent bis nach Eu-ropa. Die „neue Seidenstraße“,ausgestattet mit modernster Ver-kehrs technologie wie Hochge-schwindig keitszügen, wird zusam-men mit AIIB und SOZ der Welt-wirtschaft völlig neue Akzente ge-ben. Nebenbei: An Hoch geschwin-digkeitszügen der Art, wie sie hiergeplant sind, gibt es in den ganzen

USA nur einen einzigen, und derstammt aus China.Die neue Seidenstraße dürfte

auch schon ihren ersten politi-schen Erfolg bewirkt haben. Der

Iran, ohnehin in gutnach barlicherBeziehung zu Russland, ist integra-ler Bestandteil dieser geopo -litischen Verbindung. Es fälltschwer, einen Zu-sammenhangzwischend i e s e rTatsache

und der Bereitschaft des Westenszu leugnen, mit Teheran jetzt dochein Abkommen ins Auge zu fassen,das man so seit Jahren hätte habenkönnen. Russland will seinen BRICS-Vor-

sitz dazu nutzen, die Gruppe in ei-nen „strate gischen Kooperations-mechanismus für Politik und Wirt-schaft“ zu überführen. PräsidentPutin bekräftigt: „In diesem Sinnekann man sagen, dass BRICS eineganz neue Qualität gewinnt.“

BRICS und SOZ lassen jedenfallseines erkennen: Wegen einer „Iso-lation Russlands“ muss Moskausich nicht sorgen.Angesichts ihrer gigantischen

Verschul dung, der schwachenWirtschaft und der auseinander-brechenden Gesellschaft habendie USA nur zwei Säulen, auf de-nen ihr Anspruch auf die Füh-rungs rolle in der Welt ruht: dasMilitär und der Dollar als Weltre-servewährung. Das von Washing-ton aus gelenkte Welt finanz-

system ruht unteranderema u fd e m

Internationalen Währungsfonds(IWF). Braucht ein Staat Geld,wendet er sich dorthin, das tutnicht nur Griechenland. Doch seitOktober vergangenen Jahres istdie Monopolstellung des IWF ge-fährdet. China hat die AIIB mit ei-nem Startkapital von 50 Milliar-den gegründet. Daran hatten sichzunächst 26 Länder beteiligt. Heu-te sind es bereits 32 Länder. Unterdiesen sind ernstzunehmendeSchwergewichte wie Kuwait oder

Saudi-Arabien. Zum finanziellenGewicht kommt in beiden Fällenhinzu, dass es sich um Verbünde-te der USA handelt. Das wäre ansich für Washington schonschlimm genug. Doch in diesemMärz hat das Bundesfinanzmini-sterium eine unschein bare Mel-dung herausgegeben, wonachsich auch Deutschland an derAIIB beteiligen wird, ebenso wieFrankreich. Großbritannien, Lu-xemburg und Italien. Für die USA ist der Vorgang ei-

ne schwere Niederlage, politischwie finanziell. Allein, dass sichDeutschland dazu aufgeschwun-gen hat, sich den USA zu wider-setzen, ist eine Sensation. Berück-sichtigt man zudem, dass sich im-mer mehr Länder darauf verste-hen, bei ihrem Handel nicht mehrin Dollar zu faktu rieren, sondernin eigenen Währungen, was denDollar als Leitwährung außerKraft setzen wird, dann müs-sen im Weißen Haus alleAlarmglocken läuten. Inder chinesischen Wäh-rung Yuan rechnet bei-spielweise neuerdingsder BRICS-Verbund.Mehr noch. Selbst Ja-

pan zeigt Interesse ander AIIB. Dazu kommt,dass Tokio nach vierJahren mit China wie-der Gespräche überdie Sicherheit in derRegion aufgenom-men hat. Doch obmit Japan oderohne – in ab-sehbarer Zeitwird das Welt-Finanz-System

nicht wiederzuerkennen sein. Bis-her haben die USA und Europakonkurrenzlos den IWF domi-niert. Versuche, den Asiaten mehrEinfluss zuzubilligen, wurden imUS-Kongress verschleppt und be-hindert. Den Amerikanern war of-fenbar nicht bewusst, dass inAsien Arroganz sehr schlecht an-kommt. Jetzt haben sie sich dasDebakel in gewissem Umfangselbst zuzuschreiben.

Florian Stumfall

Vereinte Kräfte gegen US-HegemonieBRICS, SOZ und AIIB – Westliche Bündnisse erhalten Konkurrenz durch geopolitische Ost-Partnerschaften

China will die alte Seidenstraße wiederbeleben

Während der Krach an derFührungsspitze desAutoherstellers VW ein

großes mediales Interesse auf sichzieht, wird weit weniger beachtet,wie gut es der Branche insgesamtzurzeit geht. Deutschlands Auto-bauer arbeiten so profitabel wienie zuvor. Wie aus einer aktuellenStudie des Beratungsunterneh-mens EY hervorgeht, schlugen sichdie deutschen Autobauer 2014 ge-nerell besser als ihre Konkurren-ten und fuhren deutlich mehr Ge-winn ein, als dies international inder Branche üblich ist. Demzu-folge kamen die „großen Drei“,Volkswagen, Daimler und BMW,im vorigen Jahr auf einen Ertragvor Zinsen und Steuern (Ebit) von32,6 Milliarden Euro, ein Fünftelmehr als 2013. Ablesbar ist der Er-folg der hiesigen Autobauer aucham deutschen Aktienindex DAX.Ihre Jahresüberschüsse vor Steu-ern machten im vorigen Jahr 29Prozent der Gesamtgewinne aller30 Konzerne aus, die im DAX geli-stet sind. Der gewaltige deutscheExportüberschuss von 217 Milliar-den Euro im vergangenen Jahrwürde ohne die Ausfuhren derAutomobilbranche auf ein Nor-malmaß schrumpfen. Auf der Höhe des Erfolgs stehen

Deutschlands Autobauer aller-dings vor enormen Herausforde-

rungen. Die Forderungen der EU-Kommission zur weiteren Absen-kung des Kohlendioxidausstoßesbedeuten gerade für die Autobaueraus Deutschland, die große, starkmotorisierte Modelle produzieren,enorme Entwicklungskosten. Ein grundlegender Strukturwan-

del kommt auf die Fahrzeugher-steller mit der zunehmenden Digi-talisierung zu. Absehbar sindTrends zu einer digitalen Vernet-zung der Fahrzeuge und vor allemzum führerlosen, sich selbst steu-

ernden Auto. Große Konzerne ausder IT-Branche haben inzwischendamit angefangen, sich selbst miteigenen Automobil-Projekten zubeschäftigen. So plant Medienbe-richten zufolge der Apple-Konzernein Fahrzeug mit Elektroantrieb.Der Suchmaschinen-Riese Googlewiederum arbeitet bereits anselbstfahrenden Autos. Die Inter-netkonzerne bringen nicht nur vielWissen im Softwarebereich mit,sondern auch prall gefüllte Kassen.Fehlende Expertise im Autobaukann so einfach zugekauft werden.

Die Branche hat die Gefahr in-zwischen erkannt: „Wir müssenuns darauf einstellen, dass Wett-bewerber Autos bauen in Zu-kunft, die bisher nicht am Marktwaren“, so BMW-Chef NorbertReithofer unlängst auf dem Auto-salon in Genf. Etwas gelassenerscheint Daimler-Chef Dieter Zet-sche auf die neue Konkurrenz zublicken. Er sieht keine Gefahr,dass die etablierten Autobauerirgendwann nur noch Zuliefererfür Internet-Konzerne wie Apple und Google sein könnten:„Wir haben momentan die ge-samte Wertschöpfungskette inunserer Hand“, so Zetsche. Mitdem Vordringen der IT-Branchein das Geschäft der Autoindu-strie sieht allerdings auch derDaim ler-Chef große Veränderun-gen auf die Autobranche zukom-men. Scheitern die deutschen Auto-

bauer an Herausforderungen wieder „digitalen Revolution“, dannhätte dies Konsequenzen fürganz Deutschland. Experten wieHeinz-Rudolf Meißner vom Wis-senschaftszentrum Berlin für So-zialforschung (WZB) warnen in-zwischen vor einem systemrele-vanten „Klumpenrisiko“, das dieAutobranche mittlerweile fürden Standort Deutschland dar-stelle. Norman Hanert

Die größte österreichischeBankenpleite seit dem En-de des Zweiten Weltkriegs

droht nun auch bei bundesdeut-schen Banken Verluste in Milliar-denhöhe zu verursachen. Die Re-publik Österreich will die Verlusteihrer „Heta Asset Resolution“, derAbwicklungsgesellschaft für dieeinstige Kärntner Skandalbank„Hypo Alpe Adria“, die sich mit ei-ner massiven Expansion auf demBalkan verspekuliert hatte, nichtmehr allein tragen und stattdessendie Gläubiger des Instituts zurKasse bitten. Nach der Entschei-dung der Wiener Regierung vom1. März, keine weiteren Steuergel-der mehr zu gewähren, folgte einvon der österreichischen Finanz-aufsicht verhängtes Schuldenmo-ratorium von 15 Monaten. Bis Mai2016 soll eine Entscheidung überdie Gläubigerbeteiligung fallen. Von Kärntens Landesregierung

liegt in der Sache bereits die Er-klärung vor, dass sie nicht in derLage sein werde, den Verpflich-tungen aus ihren Staatsgarantiennachzukommen. Wie das „Han-delsblatt“ berichtet, soll die Euro-päische Zentralbank (EZB) bereitsvor Ostern in einem Schreiben be-troffenen Banken nahegelegt ha-ben, ihre Engagements bei der„Heta Asset Resolution“, die vomBundesland Kärnten garantiert

sind, um „mindestens 50 Prozent“ihres Nominalwertes hinunterzu-korrigieren. Für nachrangige An-leihen ohne eine Garantie der Re-publik Österreich soll sogar eineAbschreibung von „mindestens 95Prozent“ empfohlen worden sein. Zahlreiche Banken und Versi-

cherungen hatten Papiere der„Hypo Alpe Adria“ gekauft, weilsie mit einer Ausfallbürgschaft desBundeslandes Kärnten versehenwaren und daher als besonders si-cher galten. So waren nach Anga-

ben von Bundesbank-VorstandAndreas Dombret bundesdeut-sche Banken Ende 2014 in „HetaAsset Resolution“ mit zusammenrund 5,6 Milliarden Euro enga-giert. Inzwischen haben zahlrei-che Banken bereits juristischeKlagen wegen des österreichi-schen Vorgehens angekündigt. DieNRW-Bank hat bereits eine Klageeingereicht. Erreichen will dieFörderbank des Landes Nord -rhein-Westfalen die vollständigeRückzahlung von Anleihen imNominalwert von 275,5 Millionen

Euro. Allein schon, um sich recht-lich gegenüber Anteils eignernund Investoren abzusichern, dürf-ten juristische Schritte weitererGeldinstitute folgen. Hoffnungen, dass die Verbind-

lichkeiten am Ende doch noch be-dient werden, scheinen einige an-gelsächsische Hedgefonds zu ha-ben. So haben sich nach Informa-tionen von Bloomberg News dieFonds „Palmerston Capital Ma-nagement“ und „Knighthead Capi-tal Management“ mit Anleihender „Heta Asset Resolution“ einge-deckt. Ob die Investition sich letz-tendlich auszahlt, hängt davon ab,ob die Abwicklungsgesellschaftauch zukünftig mit dem Geld derösterreichischen Steuerzahler ge-stützt wird. Klar erkennbar istmittlerweile, dass in der Sache„Heta Asset Resolution“ erheb-licher Druck auf Wien aufgebautwird. Einem Bericht der Wiener„Presse“ zufolge hat Nordrhein-Westfalens Finanzminister Nor-bert Walter-Borjans (SPD) in ei-nem Brief an Bundesfinanzmini-ster Wolfgang Schäuble dazu auf-gefordert, gegen das „zivil- undeuroparechtlich unzulässige“ Vor-gehen Österreichs vorzugehen.Medienberichten zufolge erwägtinzwischen sogar die in Washing-ton ansässige Weltbank eine Klagegegen Österreich. N.H.

Gläubiger drohenÖsterreich als demBesitzer mit Klage

Wien will SchuldenschnittKärntens Garantieerklärungen – ein nationales Desaster

Deutsches »Klumpenrisiko«Autobauern droht Gefahr von der EU und den Internet-Giganten

Bauen Apple undGoogle bald ebenfalls

Automobile?

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:2.049.316.263.892 €Vorwoche: 2.049.213.134.460 €

Verschuldung pro Kopf:25.372 €Vorwoche: 25.371 €

(Dienstag, 21. April 2015, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Besiegeln ihre Freundschaft: Putin, Indiens Premier Modi, Brasiliens Präsidentin Rousseff, Xi Jinping aus China und Süd-afrikas Präsident Zuma (v.l.) bei einem BRICS-Gipfel in Brasilien Bild: pa

Page 8: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

FORUM8 Nr. 17 – 25. April 2015

Erschütternde Schlagzeilenscheuchen uns aus demDämmerschlaf: „Schiffsun-

glücke im Mittelmeer: Eine MillionFlüchtlinge warten in Libyen“,schreibt das „Handelsblatt“ amMontag. Dann wird über tausendetote Schiffsflüchtlinge aus Libyenberichtet, an nur einem Wochenen-de. Es geht wieder los: Die Tempe-raturen steigen, mit ihnen steigt dieZahl jener Menschen, die es in ih-ren zerstörten arabischen und afri-kanischen Ländern nicht mehr aus-halten. Unterdessen häufen sich hier Mel-dungen über tiefe Zerwürfnisse zwischenunseren Bürgern und den Flüchtlingen,die hier ankommen. Um es harmlos aus-zudrücken: Die Kulturunterschiede schei-nen vielerorts unüberwindbar zu sein.Kommunen, Städte,Gemeinden, sie allekeuchen unter denwachsenden Zahlender Zuwanderer, dietäglich ankommen, eswerden immer mehr.Unsere Politiker spre-chen von einer Selbstverständlichkeit,dass ihnen geholfen werde. Niemand wirdwidersprechen, es ist Pflicht der Näch-stenliebe, anderen in der Not zu helfen.Doch ist dies wirklich Hilfe? Oder wiemüsste diese aussehen? Warum so vieleFlüchtlinge? Wegen terroristischer isla-mistischer Terrormilizen, lautet es immainstreammedialen Fachjargon. Ach, ja?Bis zu zwei Millionen Flüchtlinge wartenderzeit alleine in Libyen, dazu kommenMillionen Syrer, Millionen Iraker, Millio-nen Afrikaner, Millionen Asiaten, Süd-osteuropäer und so weiter. Wo wollen siealle hin? Was wird aus Europa, was ausDeutschland? Was wird aus unseren Kin-dern, wie wird die Zukunft aussehen?Bange wird es den Menschen nun, un-heimlich schwingt sich etwas über sie, wasviele noch gar nicht fassen können.Doch all das, was heute geschieht, war

vorhersehbar. Und, viel schlimmer: Wir

selbst haben es herbeigeführt, vorsätzlichoder nachlässig, bewusst oder durchstumme Duldung. Wir haben von nichtsgewusst? Wie bitte? Eine kleine Nachhilfe,bleiben wir in Libyen. Gerade vier Jahreist es her, als eines der brutalsten Kapitel

der Weltgeschichteaufgeschlagen wurde:Fast über Nacht än-derte sich das Schick -sal des mit am höch-sten entwickelten afri-kanischen Staates. VonDeutschland unter-

stützte Nato-Truppen griffen das Land mitBomben an, innerhalb weniger Monatestarben im Angesicht der Weltöffentlich-keit hunderttausende Menschen, weiterehunderttausende wurden verletzt und ver-stümmelt, nahezu die gesamte Infrastruk-tur des Landes ist heute zerstört. Die Li-byer stehen vor ihrem einst blühendenLand, es ist nur ein Schutthaufen übrig ge-blieben. Jene Medien, die sich den westlichen

Bündnissen treu verpflichtet fühlen – esdürften inzwischen nahezu alle sein – be-richteten damals im wunschgemäßen Te-nor Washingtons. Kaum jemand nanntedie wahren Hintergründe. Stumm fraßenes die Zuschauer, die Zeitungsleser. Wirdschon alles stimmen, was die sagen. DieBegründung der westlichen Alliierten lau-tete, sie wollten einen angeblichen Bürger-krieg stoppen. Doch hatte es diesen Bür-gerkrieg tatsächlich gegeben? Nein! Wer

ernsthaft sucht, muss als erstes die Fragestellen, wieso Staatschef Muammar Gad-dafi, der jahrelang mit vielen westlichenRegierungsentscheidern Seite an Seite inder Ölgewinnung und in anderen großenWirtschaftsprojekten tätig war, über Nachtplötzlich zur unerwünschten Person wer-den konnte. Der Mann, der bei den west-lichen Regierungen zuvor ein- und aus-ging, und diese bei ihm, wurde schließlichmit einem Haftbefehl des InternationalenStrafgerichtshofes gejagt, seine Söhne undder Rest der Familie ebenso. Schließlichwurde Gaddafi gefangen genommen undöffentlich gelyncht. Zahlreiche seiner Fa-milienangehörigen starben ebenfalls. DasPresse-Echo war, rein menschlich gese-hen, auf der ganzen Linie verheerend.Man hatte einen unliebsamen Diktator zurStrecke gebracht, das war ein Grund zumFeiern. In einem Interview jubelte die da-malige US-Außenministerin Hillary Clin-ton wörtlich: „Wir kamen, sahen und erstarb!“ Dann folgte fröhliches Gelächter.Oberst Gaddafi war in seinen letzten

Jahren unbequem für den Westen gewor-den. Er hatte das ölreichste Land Afrikasin über 40 Jahren zu einem gut funktio-nierenden System aufgebaut: Die Wirt-schaft blühte, ein Wasserprojekt sollteganz Afrikas Erde fruchtbar machen, dasBruttosozialprodukt wies eine zweistelligeprozentuale Steigerung auf, die Analpha-beten-Quote war drastisch gesunken. Im-mer häufiger traf der unabhängige Regie-rungschef Entscheidungen, die vor allem

Europa wenig gefielen. Einer der wichtig-sten Geschäftspartner Libyens war Frank-reich gewesen. Schon die Vorgänger vonPräsident Nicolas Sarkozy wickelten hierjahrelang ihre Milliardengeschäfte ab.Auch 2010 hatte Sarkozy um weitere För-derkonzessionen in Libyen gekämpft,doch Gaddafi vergab diese überraschendan den italienischen ENI-Konzern. EineWende im bis dahin weitgehend stabilenVerhältnis zwischen Libyen und Frank-reich. Denn Gaddafi und Italiens Minister-präsident Silvio Berlusconi waren zu jenerZeit noch eng befreundet gewesen. Andieser Männerfreundschaft schien Berlu-sconi vorwiegend wegen der reichen Roh-stoffvorkommen und des einträglichenWaffenhandels inter-essiert zu sein. Gad-dafi wollte im Gegen-zug allerdings auchGeld für den Kampfgegen Migration. Min-destens fünf Milliar-den verlangte er fürdie Abwehr „unerwünschter Immigran-ten“.Libyen machte die Grenzen nach Westen

hin dicht. Italien und Europa konnte derHandel nur recht sein. Land und Konti-nent waren nach den Aufständen in Ägyp-ten und Tunesien stark gebeutelt worden:Hunderttausende Flüchtlinge suchten Zu-flucht in Italien, die Flüchtlingsinsel Lam-pedusa drohte zu zerbersten, die EU ließItalien allein. Also zahlte das Land die ge-

wünschten fünf Milliarden an Gad-dafi.Frankreich drohte mit dieser en-

gen Allianz und dem gleichzeitigenAbzug der Gaddafi-Milliarden eineKettenreaktion von extremen wirt-schaftlichen und finanziellen Rück -schlägen – mit direkten Folgen fürden Euro und die internationalenBanken. Gaddafi plante demnachden Abzug aller libyschen Ölgutha-ben von europäischen Konten, dievor allem in Frankreich lagerten.Sarkozy und die französischen Ban-

ken fürchteten, dass andere arabische Dik-tatoren diesem Schritt folgen würden. Dieohnehin schwer angeschlagenen französi-schen Banken hätten das nicht überlebt,der unter Druck stehende Euro wäre ge-fährdet gewesen. Der Rest lief – ohne, dassdie Bürger ein einziges Wort darüber inder Presse erfuhren – wie der Umsturz inIran 1953 ab, den damals die CIA gesteu-ert hatte. Dieses Mal allerdings waren esvornehmlich die Franzosen, die den Um-sturz in Libyen vorantrieben, so die Ein-schätzung unabhängiger Beobachter.Unterschlagen wurde in der gesamten

Berichterstattung über den Libyenkriegauch, dass die Nato Uran-und Benzinbom-ben in Libyen einsetzte, auf zivile Gebäu-

de, Hotels, Kranken-häuser, Wohnhäuser.Haben Sie davon da-mals irgendwo gele-sen oder gehört? InIhrer Tageszeitung? Inden Abendnachrich-ten? Hätte es Sie über-

haupt interessiert?Die von uns finanzierte Nato gab damals

übrigens vor, in Libyen alleine mit demZiel zu operieren, Zivilisten zu schützen.Wer damals nicht im Bombenhagel starb,der macht sich heute auf den Weg nachEuropa, in eine „bessere Welt“! Was derMensch sät, das wird er vielfach ernten.Die Geschichten aus Syrien, Irak und an-deren afrikanischen Staaten klingen übri-gens ganz ähnlich.

Die Kolumne: Zwei streitbare Publizisten redenKlartext. Immer abwechselnd, immer ohne Scheu-klappen, immer exklusiv in der PAZ. „Momentmal“, fordert Journalisten-Legende Klaus RainerRöhl. „Frei gedacht“ hat Deutschlands berühmte-

ste Querdenkerin Eva Herman.

Die Autorin: Eva Hermans Buch »Das Eva-Prin-zip« erreichte 2006 hunderttausende Leser. Weite-re Bestseller über Medien, Familie, Mutterschaftund Spiritualität folgten. Die ehemalige ARD-Mo-deratorin, die 1958 in Emden geboren wurde, lebt

mit Ehemann und Kind in Hamburg.

Von Arbeitgeberseite wirdgerne das Gespenst vom

Fachkräftemangel insbesondereim sogenannten MINT-Bereichan die Wand gemalt. Von derImmigrantenlobby wird diesesbegierig aufgegriffen, um nochmehr Zuwanderung zu fordern. Allerdings gibt es da gleich

diverse Fragezeichen. Da stelltsich als erstes die Frage, ob dieEinwanderer in die Sozialsyste-me von heute die Fachkräftevon morgen sein können undsein wollen. Diese Frage drängtsich auf angesichts der über-durchschnittlich hohen Ar-beitslosigkeit unter Immigran-ten.

Dann sollte man immer beden-ken, dass die Nachfrager nach Ar-beit, sprich die Arbeitgeber, an ei-nem Überangebot interessiertsind, denn das vergrößert dieAuswahl und senkt den Preis.Doch nicht nur sie versuchen,

das Spiel von Angebot und Nach-frage zu ihrem Vorteil zu nutzen.So lässt sich offenkundig wegender lautstarken Prophezeiung ei-nes Mangels im MINT-Bereich ei-ne wachsende Zahl von Jugend-lichen gerade hierin ausbilden. Sodrängt sich die Frage auf, ob wires nicht mit einer „selbstzerstö-renden Prophezeiung“ (self-de -feating prophecy/self-destroyingprophecy) zu tun haben. (s. S. 3)

FragezeichenVon Manuel Ruoff

Grandiose IdeenVon Frank Horns

Manchmal sieht man sienoch im Straßenbild.

Männer und Frauen in unauffäl-ligen dunklen, meist ziemlichschlecht sitzenden Uniformen.Den Gerüchten nach sollen sieals Polizisten hierzulande fürRecht und Ordnung sorgen.Aber das lässt sich für unserei-nen schwer überprüfen. Dafürgibt es einfach zu wenige von ih-nen. Von einer anderen SorteMensch gibt es anscheinend vielmehr. Dunkel ist nicht ihre Klei-dung, sondern ihre Tätigkeit.Einbrüche sind ihr Metier, unddarin sind sie wirklich gut. Alle180 Sekunden stiehlt inDeutschland ein zumeist aus-ländischer Täter das Hab undGut eines anderen (siehe PAZ11/2015, Seite 3).„Ein unerträglicher Zustand“,

befanden nun endlich auch dieRegierungsparteien. In einerKlausurtagung der Fraktions-

spitzen von Union und SPDwurden Gegenmaßnahmen be-schlossen: Hausbesitzer undMieter sollen fortan mit Zu-schüssen und zinsgünstigenKrediten unterstützt werden,wenn sie ihr Haus gegen Einbre-cher verbarrikadieren. Was für eine grandiose Idee

und sie lässt sich praktisch be-liebig weiter ausbauen. Wer sichWachhunde zum Schutze seinesHeims anschafft, könnte für fünfJahre von der Hundesteuer be-freit werden. Auch den Gewalt-Delikten auf der Straße ließesich wirkungsvoll begegnen, in-dem man verbilligte Kurse zurSelbstverteidigung anbietet. Werdafür zu schwach und gebrech-lich ist, könnte in den Genussstaatlich gesponserter Rhetorik-seminare kommen: „So bitteund bettel ich am wirkungsvoll-sten um mein Leben.“ Werbraucht da schon die Polizei.

Ernüchterung über KiewVon Manuela Rosenthal-Kappi

Das hätten sich die Väterder Perestrojka niemalsträumen lassen: Statt ei-

nes neuen politischen Denkensin den Ländern der ehemaligenSowjetunion herrschen 30 Jahrespäter statt eines Sozialismus mitdemokratischem Antlitz, wieeinst von Michail Gorbatschowangestrebt, in vielen Ostblock -ländern Meinungsdiktatur undChaos. Die damaligen politischen Ak-

teure hätten es sicher nie fürmöglich gehalten, dass die Ukrai-ne, ein Bruderland, das von sei-ner mentalen und geschicht-lichen Prägung her von jeherRussland nahe war, in einemKrieg auseinanderbrechen wür-de. Und doch sieht es heute soaus, als ob der Bruch zwischender europäisch ausgerichtetenWestukraine und den Separati-

stengebieten in der Ostukrainenicht mehr zu überwinden ist. Die Regierung in Kiew, vom

Westen anerkannt und finanziert,zeigt mehr und mehr, dass sie denAnforderungeneiner baldigenAufnahme in dieE u r o p ä i s c h eUnion nicht ge-wachsen ist.Dass eine Er-

nüchterung ein-tritt und dass sich die Haltunggegenüber Kiew allmählich zuwandeln beginnt, bezeugen kriti-scher werdende Medienberichtein letzter Zeit. Bei Nachrichtenüber die Lage in der KrisenregionDonezk heißt es immer öfter, dassdie vereinbarte Waffenruhe aneinzelnen Punkten von beidenSeiten verletzt werde. Vor einigenMonaten noch war nur von Unta-

ten der Separatisten und russi-scher Einmischung zu hören. Umso mehr erstaunt es, dass die

sich häufenden Morde an Opposi-tionspolitikern und prorussischen

Journalisten inKiew nur amRande Erwäh-nung finden undkein Aufschreidurch die Me-dien ging, wiedas bei Auftrags-

morden in Russland üblicher-weise der Fall ist. Auf offener Straße werden in

Kiew regierungskritische Men-schen getötet, doch niemandscheint sich großartig dafür zuinteressieren. Es drängt sich derVerdacht auf, dass wieder einmalmit zweierlei Maß gemessen wird.Als Ende Februar in Moskau deroppositionelle Politiker Boris

Nemzow einem Attentat zum Op-fer fiel, war das weltweite Medien -echo hingegen groß. Tagelang rät-selten die Medien über die Hinter-gründe der Tat, wollten Spuren,die zu Präsident Putin führten, be-legt sehen.Im Fall Kiew verhält es sich

gänzlich anders. Vielleicht willman nicht zugeben müssen, dassdie Regierung in Kiew doch nichtdemokratischer ist als ihre Vor-gänger. Interessant ist aber auch, dass

der ukrainische Präsident PetroPoroschenko im Falle der Ermor-dung des oppositionellen Journa-listen Oles Busina genauso argu-mentiert wie Wladimir Putin imFall Nemzow: Beide Staatsober-häupter sagten, die Morde seienvon außen gesteuert und dientendazu, ihre Regierung zu destabili-sieren.

Kein großerMenschenauf-lauf: Mutter desermordetenJournalisten OlesBursina trauertan dem Ort inKiew, wo ihrSohn auf offenerStraße ermordetwurde

Bild: imago

Morde in Kiew finden nur wenig Medienecho

Frei gedacht

Folge des Nato-Krieges:Alle wollen nach Europa

Von EVA HERMAN

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KULTUR Nr. 17 – 25. April 2015 9

Mit Bierflascheerschlagen

Als der Krieg fast vorbei war,wurden viele Deutsche Opfer

sinnloser Verbrechen. Ein solchesSchicksal widerfuhr Harry Liedt-ke, der einst der erste große deut-sche Stummfilmstar gewesen war.Nachdem die Russen vor 70 JahrenBerlin eingenommen hatten,wurde er von einem Sowjetsolda-ten angeblich mit einer Bierflascheerschlagen, weil er sich in seinemWohnort bei Berlin schützend vorseine Frau stellte. Am 28. April 1945 spielte der

Ostpreuße seine letzte große Rolle:heldenhaft die Ehre einer Frauverteidigend in den Tod gehend.Auf ähnliche Weise war Liedtke,der wohl in über 300 Filmen auf-trat, schon etliche Filmtode gestor-ben. Meist spielte er aber in Komö-dien den charmanten Herzens bre -cher − Typ Curt Jürgens −, der zu -letzt die Braut zum Traualtar führt. „Mein Vater nannte mich faul,

meine Tanten verträumt“, erinner-te sich der vermutlich 1881 in Kö -nigsberg Geborene. Also wurde ernach dem Tod des Vaters Schau-spieler. Über den Umweg NewYork, wo er im German Theaterspielte, ging er in Berlin bei MaxReinhardt in die Lehre und fingFeuer für den Stummfilm. Nachseinem Filmdebüt 1912 mauserteer sich mit Tagesgagen von bis zu1500 Mark zum bestbezahlten Stardes europäischen Kinos. Der achtJahre mit Käthe Dorsch verheirate-te Liedtke drehte rund zehn Filmepro Jahr und feierte mit MarleneDietrich in „Ich küsse Ihre Hand,Madame“ 1929 einen seiner letz-ten Stummfilmerfolge. Der Durch-bruch im Tonfilm gelang ihmwegen seiner schlecht ausgebilde-ten Stimme nicht, er wirkte abermit Heinz Rühmann in „Quax, derBruchpilot“ 1941 noch in einemäußerst beliebten Propagandafilmmit. Doch als er starb, war seinStern längst gesunken. H. Tews

In San Francisco, Los Angeles,Chicago oder Toronto war dasPublikum begeistert von MaxRaabes „Nacht in Berlin“. Jetzt istder Sänger von seiner Nordameri-ka-Tournee wieder zurück undmacht in seiner deutschen Heimatdie Nacht zum Tag.

Bevor er in die USA und Kana-da aufbrach, machte Raabe nochStation in Berlin. Ein idealer Ort:Hier, in Berlins Friedrichstraße,gehören sie hin. Ein Orchesterund sein Star: Max Raabe. ImAdmiralspalast wurde BerlinerTheater-, Musik- und Zeitge-schichte geschrieben. An fangs einUnterhaltungstempel mit Damen-und Herrenbad und einer Eis-Arena, wurde daraus ein prächti-ges Revue- und Operettentheaterin den wilden Zwanzigern. Hierschwebten die Mädchen der Hal-ler-Revue über die Bühne, hierstanden Hans Albers, JohannesHeesters, Theo Lingen, KätheDorsch und Fritzy Massary aufden berühmten Brettern. Nach dem Krieg nun im Ostteil

Berlins gelegen, wurde 1946 dortdie SED gegründet. Die Staatsopernutzte die Räume bis 1955. Da -nach etablierte sich im Haus das„Metropol-Theater“. Bis 1997 sahman den geschwungenen Schrift-zug des Metropol an der marodenFassade bröckeln. Seitdem wirddas Vorderhaus von den Mitglie-dern des Kabaretts „Die Distel“bespielt.Als der Admiralspalast nach der

Sanierung im Stil der GoldenenZwanziger 2006 neu eröffnetwurde, war es wie ei ne Wiederge-burt der alten Amüsiermeile. Wer

jetzt am Abend dort entlang bum-melt, fühlt sich wie in Walter Kol-los Revue „Drüber und Drunter“,die hier 1923 uraufgeführt wurde:„In der Fried richstraßenenge,welche Menge, welch Gedränge!Immer feste, immer munter, hiergeht alles drüber und drunter.“ Nach Jahren der Teilung, als

diese Straße beinahe tot war und

nur zum sogenannten Tränen -palast − der Abfertigungshalle fürBesucher aus dem kapitalisti -schen Ausland − führte, strömtnun wieder Leben durch die Gas-sen. Touristen aller Herren Län-der tummeln sich vor den Thea-tern und Hotels. Die Restaurantsund Kneipen sind überfüllt.

Wenn Raabe auftritt, sind dieZwanziger Jahre wieder präsent.Elf Männer und eine Geigerin bil-den sein Palast Orchester. Erhebtsich der Vorhang, sind sie präsent.Ohne Tamtam, einfach so. Nochbevor man sich auf die längst ver-gangene Zeit besinnen kann, istman schon wie auf Samt dorthingerutscht. Ganz leicht, ganz

selbstverständlich spielt dasOrchester die alten Weisen. So,als hätte es keine Zeit dazwischengegeben. Für „Eine Nacht in Ber-lin“ ist sie stehen geblieben.Elegant zurückhaltend führt der

Mann im Frack in seiner Art alswitzig-trockener Conférencierdurch den Abend: „Im Programm

geht es um menschliche Bezie-hungen und um Topfpflanzen.“Das Auditorium lacht, geht mit, istamüsiert. Doch Raabe muss sienicht auf seine Seite ziehen, siesind es bereits von An fang an. Mittiefer, sonorer Stimme kündigt erdas nächste Lied an, diesmal vonMischa Spoliansky aus dem Jahr1932: „Heute Nacht oder nie“.

Wenn sein klassisch ausgebildeterBariton er tönt, ist es wie Sahne-baiser für die Ohren. Ganz un -spektakulär tritt er aus dem Dun-klen ins Licht ans Mikrofon, ver-zaubert in strenger Haltung undmit Lack schuhen die Hörerschaft.„Wie findet man sich, wie lernt

man sich kennen, wie wird man

sich wieder los?“, näselt der Sän-ger. Durchs Publikum wogt belu-stigtes Raunen. Jeder Schlager, je -des Chanson bekommt sein eige-nes Licht. Der Tango in Rot, derPaso Doble in Gelb und, wie soll-te es anders sein, der „Kleine,grüne Kaktus“ im satten Grün.Von der „Bar zum Krokodil“ gehtes nach Kuba zu einer Rumba. ImHintergrund an der Wand laufenab und an dezente Filmszenen:ein Palmenstrand, der südameri-kanischen Flair ausstrahlt. Immer wieder zieht sich Raabe

in seine, wie er selbst einmalsagte, „Parklücke am Flügel“zurück, harrt im Dunkeln derDinge, geht in Gedanken die Cou-plets und Ansagen durch. In die-sen Momenten, sind alle Schein-werfer nur auf den KlangkörperPalast Orchester gerichtet. Virtuosholt es die Schellack-Zeit aus demDunkel ins Rampenlicht. Jedereinzelne Musiker ist perfekt.Zusammen mit der genialen„Stimme im Frack“, die nach kur-zer Pause wieder am Mikrofonertönt, sind sie unwiderstehlichelegant und mitreißend. Der 1962 in Lünen geborene

Sänger, kam durch eine Schellack-Platte im heimischen Platten-schrank auf den für die heutigeZeit ausgefallenen Ge schmack. Ertrug schon früh, verkleidet mitväterlichem Zylinder, seine Begei-sterung für Lieder wie „Veronika,der Lenz ist da“ der Familie undFreunden vor. Während seinesStudiums an der Hochschule derKünste in Berlin gründete er mitzwölf Kommilitonen das PalastOrchester. Mittlerweile feierte dasEnsemble internationale Erfolge

mit Konzerten in Europa, Asien,den USA und Israel. Überall wur-den sie begeistert aufgenommen.Raabe will keine Nostalgie odergute alte Zeit beschwören, son-dern zeigen, dass diese frecheMusik voller Humor auch heutevor einem modernen Publikumfunktioniert. Und das tut sie sosehr, dass ihn selbst der Chef desHauses Hohenzollern, PrinzGeorg Friedrich, auf seiner Hoch-zeit mit Prinzessin Sophie vonIsenburg 2011 in Potsdam dabei-haben wollte. Der Künstler begei-sterte die Hochzeitsgäste, sangvor adligen und nichtadligenFreunden des Paares.Seit 2010 arbeitet Raabe mit der

Musikerin Annette Humpe zu-sammen. Sie kreierten Lieder fürzwei Alben. Moderne Texte, je -doch ganz im Stile der altenSchlager. Am Ende des Abendstobt das Auditorium und stampftmit den Füßen, damit die Musikerwieder und wieder erscheinen.Das tun sie dann auch, undgewohnt trocken formuliertRaabe: „Verehrtes Publikum, wirmöchten Sie höflich bitten, nochein Lied vortragen zu dürfen.“ Ein leises Schlaflied schickt das

Publikum nach draußen in denTrubel der Straßen, wo ein jedersich nun wie in den wilden Zwan-zigern wähnt. Silvia Friedrich

Nächste Auftritte: 25. und 26.April in Düsseldorf, 4. und 5. Maiin Wien, 6. und 7. Mai in Frank-furt/Main, 8. Mai in Limburg, 9. Mai in Darmstadt. Weitere Ter-mine erst wieder ab dem 25. Juni.Ticket-Hotline (01806) 570070.Internet: www.palast-orchester.de

Sahnebaiser für die OhrenMax Raabe ist mit dem Palast Orchester auf Tour mit »Eine Nacht in Berlin« − Kein Ort ist dafür geeigneter als der Admiralitätspalast

Das doppelte GrottchenFrankreichs künstliche Grotte − Nachbau der Chauvet-Höhle mit den ältesten Felsmalereien der Welt wird eröffnet

Auf dem Gebiet derGemeinde Vallon Pontd’Arc im südfranzösischen

Département Ardèche ist einNachbau der für ihre Felsbilderberühmten Chauvet-Höhle fertig-gestellt worden. Am 25. April fin-det die feierliche Eröffnung derFaksimile-Grotte mit dem NamenLa Caverne du Pont d’Arc statt.Der Name bezieht sich auf dennahe gelegenen Pont d’Arc, einenmonumentalen, 54 Meter hohenNatursteinbogen über dem FlussArdèche. Hier fließt die Ardèche,ein rechter Nebenfluss derRhone, in der Schlucht Gorges deL’Ardèche unter hohen Kalkstein-klippen durch die bewaldeteBerglandschaft. Das Höhlenmuseum Caverne du

Pont d‘Arc ist zukünftig die Haupt-attraktion eines großzügig ange-legten Besucher- und Bildungs-zentrums rund um die Thematikder Grotte Ornée du Pont-d’Arc,genannt Chauvet-Höhle. Wie dietouristische Vertretung des Pro-jekts mitteilte, wurde die Ausstel-lungsfläche den geologischen undarchäologischen Gegebenheitenihres streng geschützten Vorbildesso genau wie möglich ange-glichen. Bestehend aus einemNetzwerk von Kammern undhohen Sälen, ist die maßstabsge-treue Kopie der Chauvet-Höhlemit einer Fläche von 3500 Qua-dratmetern jedoch fast zweiein-halbmal kleiner als das Original,soweit diese bisher erforscht ist.Wie in der echten Tropfstein-

höhle ist die Luftfeuchtigkeithoch, und mit 13 Grad herrschteine recht niedrige Temperatur.Im Halbdunkeln werden dieBesucher über Stege schreitenund in den Felsnischen Feuerstel-len, menschliche Fußspuren undTierknochen erblicken. Glanz-

stücke bei der Begehung sind diereproduzierten Malereien, Zeich-nungen und Gravuren an den„Felswänden“, die mit Hilfe vonComputermodellen und digitalenFo tos aus Acrylharz und Betonnachgebildet wurden. Als Logofür die Museumsgrotte La Caver-ne du Pont d’Arc wählte man dasLöwinnen-Fresko aus dem hinter-sten Saal der Chauvet-Höhle. War die landschaftlich reizvolle

Ardèche bislang vorwiegend einUrlaubsziel für Wanderer undNaturliebhaber, so wird diese Ge -gend im nordöstlichen Langue-doc nun deutlichmehr Zulauf von kul-turell interessiertenin- und ausländi-schen Touristen er -halten. Man geht vonjährlich 350000Besuchern der An -lage aus. Die zweiKilometer Luftlinievon Vallon Pont d’Arcentfernte Chauvet-Höhle ist als prähi-storische Fundstätteein herausragendesZeugnis der Mensch-heitsgeschichte. 1994ging die Meldungvon der Entdeckungder 25 Meter untereinem Kalksteinpla-teau ge legenen Bil-derhöhle um dieWelt.Man spricht von einer Höhle

der Superlative, da ihre Wändemit ungewöhnlich zahlreichen,qualitätsvollen und zudem ausge-zeichnet erhaltenen Tierdarstel-lungen und Symbolen aus derJungsteinzeit verziert sind. 2014erfolgte die Aufnahme der Chau-vet-Höhle in das Unesco-Welter-be. Laut C14-Datierung entstan-

den die Felsbilder vor 36000 Jah-ren. Damit handelt es sich um dienach heutigem Kenntnisstandältesten bildlichen Darstellungenweltweit. Bis zu ihrer Entdeckungdurch drei Höhlenforscher wardie Höhle während 20000 Jahrenvon Umwelteinflüssen abgeschot-tet, da der in einer Felswand gele-gene Eingang durch einen Stein-sturz versiegelt war. Nach ihrer Entdeckung blieb

die Begehung der Höhle einigenwenigen Speziali-sten vorbehalten,um einer Zerset-

zung der Malereien und Zeich-nungen durch Atemluft und Bak-terien zu vieler Besucher wie imFall der Höhle von Lascaux vorzu-beugen. Der Eingang ist durcheine Panzertür verschlossen undwird mit Überwachungskamerasgesichert. Hinter dem Eingangverläuft ein schmaler Tunnel zueinem steilen Abstieg, der zehn

Meter in die Tiefe führt und dannin das Höhlenareal übergeht. Die-ses er streckt sich über 800 Meter.Einer der vier Säle der Höhle ist18 Meter hoch. An den Felswän-den haben Künstler der Steinzeit,vermutlich im Zu sammenhangmit Feiern und Riten, mit Kohle,Erzen und Ocker insgesamt 470Tierdarstellungen und Symboleangebracht. Dabei wurden teil-weise ältere Bilder übermalt. Eini-ge Künstler, Männer und Frauen,

haben ihre Handabdrücke ver-ewigt. Um die Tiere plastisch dar-zustellen, nutzten die Künstlerhäufig das Relief des Gesteins.Abgebildet sind Wildpferde,Löwen und Löwinnen, Höhlenbä-ren, Rentiere, Bisons, Moschus -ochsen, Bären, Mammuts, Pan -ther, Wollnashörner, Auerochsen,Steinböcke. Manche Tiere sind in

Bewegung, andere grasen. Insge-samt ergibt sich ein außerge-wöhnlich reiches Artenspektrum. Um die großartigen Werke der

Höhlenkunst einem interessiertenPublikum nahezubringen, ent-stand bereits vor 15 Jahren derehrgeizige Plan einer Nachbil-dung der Chauvet-Höhle alsMittelpunkt eines Besucherzen-trums. Die Umsetzung des Groß-projekts Pont d‘Arc an der Straßezum pittores ken Dorf Bourg-St.Andéol erfolgte seit 2010. Weiternördlich bei Montélimar verläufteine Zufahrt zur Autoroute deSoleil (A7), so dass eine gute Ver-kehrsanbindung vorhanden ist.Insgesamt ergab sich für die

weltweit größte Höhlenrekon-struktion mit dem zugehörigenBesucherzentrum ein Kostenvolu-men von 55 Millionen Euro. Ander Realisierung des Projektswaren unter anderem wissen-schaftliche Berater, Maler, Bild-hauer, Architekturbüros, Bühnen-bildner und große Baufirmen be -teiligt. Bei den Planungen für diefünf Gebäude des Besucherzen-trums hat man die naturräumli-che Umgebung mit einbezogenund als Inspirationsquelle ge -nutzt. Als besonderer Clou ist dasEnsemble der Baulichkeiten inForm einer Bärentatze arrangiertworden, in Anlehnung an dieBären, die einst in der Chauvet-Höhle überwinterten.Mit ihren kantigen Formen

ahmt die Architektur des Haupt-gebäudes eine aus der Landschaftaufragende Kalksteinklippe nach.Im Mu seum für Umwelt und Kul-tur der frühen Jungsteinzeit wer-den die in der Grotte abgebildetenTiere in Originalgröße gezeigt,Mythen und Alltagsleben derMenschen sind szenisch nachge-stellt. D. Jestrzemski

Zurück zu den Goldenen Zwanzigern: Max Raabe und sein Palast Orchester Bild: Marcus Höhn/Universal

Ältestes Graffito ganz neu: Rekonstruierte Löwengruppe (großes Foto) inder künstlichen Faksimile-Höhle (oben rechts) Bilder (2): SYCPA/Sébastien Gayet

Page 10: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

GESCHICHTE10 Nr. 17 – 25. April 2015

Eine Stadt und ihre SchiffskatastrophenWie Cobh mit dem Untergang der »Lusitania« vor seiner Küste umging und bis heute umgeht

NRW würdigtPreußenzeit

Gesichter und Haltung der beidenMänner zeigen deutlich, dass siegerade Schreckliches erlebt ha-ben. Sie stehen noch sichtlich er-schüttert, aber beschützt von ei-nem Engel als Skulpturen des Lu-sitania Memorials mitten auf demCasement Square in der südiri-schen Hafenstadt Cobh.

Das Denkmal in der Stadt, dievor 100 Jahren noch Queenstownhieß, so benannt vor dem einzigenBesuch von Queen Victoria imJahr 1849, und erst mit der iri-schen Unabhängigkeit 1922 ihrenursprünglichen Namen zurücker-hielt, erinnert an die „Lusitania“,die zu ihrer Zeit ein Passagier-schiff unter vielen war, deren Na-me aber heute in jedem Ge-schichtsbuch zu finden ist. Dennnachdem das deutsche U-BootU 20 am 7. Mai 1915 das Passa-gierschiff mit einem einzigen Tor-pedoschuss zehn Meilen vorQueenstown auf den Meeres-grund geschickt hatte, verschlech-terten sich zeitweilig die Bezei-hungen der USA zum DeutschenReich. Bei dem Untergang hatten1198 Menschen, darunter 124Amerikaner, den Tod gefunden. Der promovierte Historiker Mi-

chael Martin erzählt auf Stadt-rundgängen, welche Bedeutung

das Schiffsschicksal für die südiri-sche Stadt hatte. Er erzählt nichtaus der abgehobenen Perspektivevon Fachbüchern, sondern ausder Sicht der Menschen ausQueenstown: „Die Bewohner ha-ben sich um die Überlebendengekümmert, die hier an Land ge-bracht wurden. Sie gaben ihnenGetränke, Essen und warme Klei-dung. Wer ärztliche Hilfe brauch-te, wurde in die örtlichen Kran-kenhäuser gebracht, wer ohneVerletzungen davongekommenwar, fand Quartier in Hotels undGasthäusern. Als die alle belegtwaren, nahmen auch Familiennoch Überlebende auf.“ Sie ver-pflegten sie tagelang und milder-ten neben der großen auch somanche kleine Katastrophe, bei-spielsweise, indem sie sich eineskleinen Jungen annahmen, derdurch die Straßen von Queens -town irrte und seine Mutter such-te. In den Tagen und Wochen dar-

auf beteiligten sich die Fischer mitihren Booten an der Suche nachToten und bargen etwa 280 vonihnen. Michael Martin: „Für jedegeborgene Leiche erhielten sie einPfund Belohnung, für Amerikanerdas Doppelte. Hätte jemand dieÜberreste des amerikanischenMultimillionärs Alfred Vanderbiltaus dem Wassergezogen, er hätte1000 Pfund erhal-ten. Den Betraghatte seine Fami-lie ausgelobt.Doch niemandfand ihn.“Michael Martin

erzählt auch vonden Diskussionenum das Schiff,von dem behaup-tet wurde, es hätteentgegen denBlockadebestim-mungen nebenden Passagierenauch Waffen undS p r e n g s t o f f etransportiert, ererzählt von denbis heute ungelö-sten Widersprü-chen. Diese Tatsa-

chen sind mittler-weile durch ame-rikanische Unter-lagen verbürgt,und bei Tauchex-peditionen wur-den große Men-gen Munition ge-funden.Der Historiker

erzählt auch mitallen Vorbehaltendie Legende vondem Überleben-den Frank Tower,der an Bord alsSchmierer imMaschinenraumgearbeitet habensoll und dem manden Beinamen„Lucky Tower“ ge-geben habe.Immerhin sollteer schon denUntergang der„Titanic“ und der„Empress of Ire-land“ überlebt ha-ben. Mittlerweileist dies als einemoderne Wan-dersage ohnewirklichen histo-rischen Hinter-grund entlarvt.Das Schicksal

der „Lusitania“ istin den kollektivenErinnerungen derStadt stark gegen-wärtig. Manspürt, wie sich dieZeitzeugen be-mühten, den Vor-fall vor ihrer Stadtau fzuarbe i ten .Auf dem OldChurch Grave -yard nahe demZentrum liegendie Gräber von193 Menschen,die bei der Tragö-die ihr Leben ver-loren. 45 von ih-nen konnten nieidentifiziert wer-den. Sie liegen inSärgen, die mit ei-ner Nummermarkiert waren,in einem Massen-grab. Im Cobh Heri -

tage Centre, demMuseum, das vonAuswanderern,Schiffsschicksa-len und der Geschichte der Stadterzählt, ist der „Lusitania“ eineganze Ausstellung gewidmet. Fo-tos zeigen, wie die eingesammel-ten Rettungsboote im Hafenbek-ken festgemacht werden, wie diePresse in jenen Tagen über denVorfall berichtete, wie sie die Re-aktionen der Amerikaner schil-derte. Zeichnungen sind ausge-stellt, in denen Pressezeichner

skizzierten, wie sie sich den Ab-lauf der Katastrophe vorstellten. Es ist ein einfaches, kleines

Wohnzimmer aufgebaut, in demeine Szenerie zeigt, wie sich dieBewohner fürsorglich um Gerette-te kümmern, eine andere Szenezeigt die Halle des Queens Hotel,in dem Überlebende, denen nureine um die Schultern gelegte

Decke geblieben ist, auf eineUnterkunft hoffen.Es war die zweite schwere

Schiffskatastrophe mit mehr als1000 Todesopfern innerhalb weni-ger Jahre, die sich in engem Zu-sammenhang mit dieser der See-fahrt sehr verbundenen Stadt er-eignete. Im Jahr 1912 war die „Tita-nic“ wenige Tage, nachdem sieQueenstown verlassen hatte, mit

einem Eisbergkollidiert und hat-te 1500 Menschenmit in die Tiefegerissen. Und nunwar es die „Lusita-nia“. Zwei solcheschwerwiegendenVorfälle innerhalbweniger Jahre, ge-wissermaßen ineiner Epoche,reizten Wissen-schaftler zu Ver-gleichen. Ein For-scherteam um denZüricher Soziolo-gen Bruno Freyuntersuchte diePassagier l is tender Schiffe „Tita-nic“ und „Lusita-nia“. Auf demzweiten Schiffverloren 1198 von

1949 Passagierenihr Leben. Wiederwaren zu wenigeRettungsboote anBord. Dennochgab es einen ent-s c h e i d e n d e nUnterschied zwi-schen beidenKata strophen. Aufder „Titanic“ wardie Überlebens-chance für Frauenum 50 Prozenthöher als beiMännern. Kinderhatten eine um14,8 Prozent hö-here Chance.Trotz der drohen-den Katastrophehatten sich diePassagiere an denBefehl gehalten:Frauen und Kin-der zuerst! Zwarhatte auch der Ka-pitän der „Lusita-nia“ diesen Befehlgegeben, dochüberlebten be-sonders vieleMänner zwischen16 und 35 Jahren.Frauen hatten nureine um zehn Pro-zent höhere Über-lebenschance alsMänner. Auch dieChancen der Kin-der lagen bedeu-tend niedriger alsauf der „Titanic“. Als Grund für

das unterschiedli-che Verhaltennehmen die For-scher um BrunoFrey die Dauerder jeweiligenKatastrophe an.Die „Lusitania“ging innerhalbvon 18 Minutenunter. Unter denPassagieren brachPanik aus, und je-der kämpfte in-stinktiv um das ei-gene Überleben. Die „Titanic“

dagegen sankzwei Stunden und40 Minuten lang.Ihre Passagierehatten weit mehrZeit, sich der Situ-ation bewusst zuwerden. Auch ih-

nen muss letztendlich klar gewe-sen sein, dass sie sich in Lebensge-fahr befanden. Trotzdem verzich-teten viele Männer auf das Rechtdes Stärkeren und ließen Frauenund Kindern den Vortritt. Das Fazit der Wissenschaftler: In

einer gefährlichen Situation erwa-chen beim Menschen zuerst dieUrinstinkte. Im ersten Momentdenkt jeder nur daran, seinen eige-nen Kopf zu retten. Ist jedoch ge-nug Zeit zum Nachdenken, besin-nen sie sich auf die sozialen Nor-men. Dann siegt die Moral überden Egoismus, der im Zuge der So-zialisation gebildete zivilisatori-sche Lack über den Überlebens-trieb.Cobh gedenkt der Tragödie mit

einer Reihe von Veranstaltungenwie Lesungen und Vorträgen. Am7. Mai 2015 fährt eine Flotte vonBooten hinaus aufs Meer undkommt mit dem Sonnenuntergangzurück in den Hafen der Stadt. DerKorso erinnert daran, wie dieÜberlebenden an Land gebrachtwurden. Am 10. Mai zieht eine Begräb-

nisprozession vom Lusitania-Denkmal zum Old-Church-Fried-hof, genau 100 Jahre, nachdem dieBewohner Queenstowns die Opferdes Untergangs der „Lusitania“ zuGrabe getragen haben. Eigel Wiese

Vor zwei Jahrhunderten wurdePreußen auf dem Wiener Kon-

gress die spätere Rheinprovinz zu-geschlagen (siehe PAZ Nr. 14 vom4. April). Der 1906 vom preußi-schen Provinzialkonservator PaulClemen gegründete RheinischeVerein für Denkmalpflege undLandschaftsschutz (RVDL), dessenVereinsgebiet bis heute die ehe-malige preußische Rheinprovinzumfasst, nimmt „200 Jahre Preu-ßen am Rhein“ zum Anlass, zu-sammen mit Kooperationspart-nern wie der Stiftung PreußenMuseen NRW, dem CentrumSchwule Geschichte Köln oderdem Haus der Springmaus dasJahr 2015 unter das Leitthema„Preußen“ zu stellen. „Danke* Ber-lin“ ist das Motto, mit dem derRVDL an eine 200-jährige Bezie-hung mit Folgen erinnert. 2015sollen im gesamten Gebiet derehemaligen preußischen Rhein-provinz verschiedenste Veranstal-tungen die unterschiedlichenAspekte dieser Zeit beleuchten.Das Gesamtprojekt steht unter

der Schirmherrschaft der Mini-sterpräsidentinnen von Nord -rhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der RegionalenKulturpolitik des Landes NRWwird es vom Landesministeriumfür Familie, Kinder, Jugend, Kulturund Sport sowie von der Nordr-hein-Westfalen-Stiftung Natur-schutz, Heimat- und Kulturpflegegefördert.Neben Tagungen, Thementagen,

Vorträgen und Vortragsreihen, Le-sungen, Schauspielen und Konzer-ten sowie Führungen und Exkur-sionen sind auch zahlreiche Aus-stellungen geplant wie „Das ganzeDeutschland soll es sein“ im Mu-seum für Kunst und Technik im 19.Jahrhundert (Baden-Baden),„Krupp und Sayn. Ein Kapitel

preußischer Industriegeschichte“im Rheinischen Eisenkunstguss-museum (Bendorf-Sayn), „150 Jah-re danach – das Rhein-Album vonCaspar Scheuren neu bearbeitet“im Kreishaus Bergisch-Gladbach,„1865: Mord in Bonn vor 150 Jah-ren: der Koch, die Könige und derletzte deutsche Sommer vor Bis-marck“ im Stadtmuseum Bonn,„Tiefernst und stumm ist hier dieWelt ... Die preußische Rheinpro-vinz im Blick der DüsseldorferMalerschule“, Museum Zitadelle(Jülich), „Die freie Presse ist dasüberall offene Auge des Volksgei-stes“ im Historischen ZentrumWuppertals, „Das preußische Jahr-hundert – Jülich, Opladen und dasRheinland zwischen 1815 und1914“ im Museum Zitadelle Jülichund der Villa Römer (Leverkusen),„Preußens Gloria am Rhein? Vor200 Jahren begann die preußischeHerrschaft am Rhein“ in derStruktur- und Genehmigungsdi-rektion Nord (Koblenz), „Achtung:Preußen! Beziehungsstatus: kom-pliziert! Eine Kölner Revue in2 x 11 Bildern“ im KölnischenStadtmuseum, „Preußenadler überdem Rhein – Eine Spurensucherund um den Drachenfels mit Fo-tografien von Axel Thünker“ imSiebengebirgsmuseum (Königs-winter), „Des Königs Traum.Friedrich Wilhelm IV und der ro-mantische Rhein“ im ArpMuseumBahnhof Rolandseck (Remagen)sowie „Wilhelm II. und das Rhein-land. Kaisertum und Modern“ imPreußenmuseum Wesel.Die Abschlussveranstaltung bil-

det 200 Jahre und 200 Tage, nach-dem das in Wien ausgefertigte Be-sitzpatent König Friedrich Wil-helms III. im Rheinland eintraf,also am 18. Oktober, ein Bürger-fest auf der Preußenfestung Eh-renbreitstein in Koblenz. PAZ

Mitten auf dem Casement Square: Lusitania Memorial Bild: Wiese

Auch zur »Titanic«-Katastrophe gibt es eine Beziehung

Vor 100 Jahren vor der Küste von Cobh: Der Untergang der „Lusitania“ Bild: Archiv

200 Tage lang Veranstaltungen zum

200. Jubiläum

Page 11: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

PREUSSEN Nr. 17 – 25. April 2015 11

Manchmal überschattetder Ruhm eines Werkesdessen Urheber nahezu

vollkommen. Das gilt auch für dengebürtigen Ostpreußen Williamvon Simpson und seinen überauserfolgreichen Familienroman „DieBarrings“, erschienen 1937 imPotsdamer Verlag Rütten & Lö-ning. 1939 folgte der Fortsetzungs-band mit dem Titel „Der Enkel derBarrings“. Es ist die kenntnisreichund feinsinnig erzählte Geschich-te vom Niedergang und dem müh-seligen Neuanfang einer ostpreu-ßischen Gutsbesitzerfamilie in derWilhelminischen Zeit. William von Simpson wurde am

19. April 1881 als ältestes vonsechs Kindern des Rittergutsbesit-zers und ReichstagsabgeordnetenGeorge Alexander von Simpsonauf der Domäne Nettienen imKreis Insterburg geboren. Nur ei-nige wichtige Daten und Faktenaus seiner Vita sind bekannt. Wil-liam von Simpson führte ein un-stetes Leben, bevor er im Jahr1941 Scharbeutz an der schles-wig-holsteinischen Ostseeküstezu seinem Lebensmittelpunktmachte. Kurz nach dem Ein-marsch der britischen Truppen in

Schleswig-Holstein starb er am11. Mai 1945 in seiner Villa Groß-Beeren infolge eines Schlagan-falls. Hinsichtlich Handlung, Hand-

lungsort und Figuren ließ sich

Simpson bei seinem Hauptwerkvon der eigenen Familie und de-ren Geschichte inspirieren. Soverortete er den zentralen Schau-platz seines Romans, Gut Wiesen-burg, im nordöstlichen Ostpreu-

ßen. Vorbild für Wiesenburg warder elterliche Besitz Gut Geor-genburg im Kreis Insterburg. Im19. Jahrhundert gehörte Georgen-burg drei Generationen hindurchder Familie von Simpson. Erselbst wäre Herr auf Georgenburggeworden, wenn sein Vater Gutund Gestüt nicht wegen wirt-schaftlicher Schwierigkeiten undgesundheitlicher Probleme 1899veräußert hätte. 20 Jahre arbeitete William von

Simpson an den beiden Roma-nen, seinem Lebenswerk. „DieBarrings“ zählte im Dritten Reichzu den literarischen Werken mitden höchsten Auflagen. Anschlie-ßend fluteten von 1949 bis in die80er Jahre Dutzende Neuaufla-gen des Dauerbrenners den Bü-chermarkt. Der erste Band ver-kaufte sich dabei ungleich besserals der zweite. Wahrscheinlichwurden bis zu zwei MillionenExemplare von „Die Barrings“ ab-gesetzt. Gleich in mehrere Spra-chen wurde der Roman übersetzt.1956 knüpfte der 1919 geboreneSohn des Autors, Hubertus Willi-am von Simpson, mit einemzweiten Fortsetzungsband mitdem Titel „Das Erbe der Bar-

rings“ an das populäre Werk sei-nes Vaters an. Behandelt wirddarin die weitere Familienge-schichte vom Ende des ErstenWeltkriegs bis in die 1950er Jah-re. Die Erzählkunst William von

Simpsons wurzelt in der Tradi-tion des 19. Jahrhunderts. Auf fast1500 Seiten hat der Autor denWerdegang der Familie von Bar-ring auf Gut Wiesenburg von1875 bis 1914 dargestellt. Nachwie vor wird sei-ne Ostpreußen-saga von vielenLesern und Kino-besuchern inschönster Erin-nerung bewahrt. 1955 schuf Re-gisseur Rolf Thiele aus dem Stoffein Filmdrama ganz nach demGeschmack der damaligen Zeitmit Nadja Tiller und Dieter Bor-sche in den Hauptrollen. Ein Jahrspäter legte er mit der filmischenFortsetzung „Friederike von Bar-ring“ nach. Der Autor und Spross eines

schottischen Geschlechts aus An-gus-Coupar im Distrikt Pertshire,von dem vermutet wird, dass esum 1600 als Protestanten wie et-

liche andere Familien seine Hei-mat Schottland aus Glaubens-gründen verlassen hatte, absol-vierte eine landwirtschaftlicheAusbildung und erwarb nach derJahrhundertwende Gut GroßLauth im Kreis Preußisch-Eylau,Regierungsbezirk Königsberg.1913 bis 1918 gehörte ihm GutPeest bei Köslin in Pommern mitBullenzucht und Saatguterzeu-gung. Seine Erfahrungen wäh-rend eines Rittes von Peest nach

Konstantinopel im Juli 1914 fassteer in seinem 1915 veröffentlich-ten Buch „Im Sattel vom Ostsee-strand bis zum Bosporus“ zusam-men. Als Soldat kämpfte er im Er-sten Weltkrieg an der russischenFront. Simpson war ein Pferde-kenner ersten Ranges. In der„Lippischen Tageszeitung“ er-schien von ihm 1917 ein Vortrag-stext mit dem Titel „Tagesfragenzur deutschen Landespferde-zucht“. 1919 bis 1921 war erLandstallmeister des Lippischen

Gestüts Lopshorn und Mitgliedder Körungskommision.Ab 1916 war er mit Margot

von Simpson geborene von Gu-stedt geschiedene Herder ver-heiratet. Sie hatten zwei Kinder.Margot von Simpson war eben-falls schriftstellerisch tätig. Ausihrer Feder stammen fünf Roma-ne, darunter die 1935 verfilmteRomanbiografie „Fürst Woron-zeff“. 1923 bis 1927 lebte die Familie

in Blumenau,Brasilien. An-schließend reisteWilliam vonSimpson alleinnach Südafrika.

Für die nächsten drei Jahre warenzwei Wohnsitze in Österreichnachgewiesen. Vorwiegend vonden Tantiemen ihrer Bücher be-stritten das Ehepaar und die Kin-der ihren Lebensunterhalt, als er1930 bis 1934 als Sachbearbeiterbeim Kommissar für die Osthilfein Schneidemühl (Pommern) tätigwar. 1935 erfolgte die Scheidung.William von Simpson ließ sich inScharbeutz nieder, wo er bis zuseinem Tode wohnen blieb.

Dagmar Jestrzemski

„Ein Feldmarschall geht nicht inGefangenschaft“, war Walter Mo-dels Standpunkt. Der Wehr-machtsoffizier vertrat ihn nichtnur, er handelte auch danach. Stattzu kapitulieren, löste er seine Her-resgruppe B auf. Sein letzter Wegführte in den Wald.

Am 1. April 1945 hatten die vonWesten vorrückenden angloameri-kanischen Streitkräfte in einerZangenbewegung die Heeresgrup-pe B, die seit dem 17. August 1944unter dem Oberbefehl von Gene-ralfeldmarschall Walter Modelstand, eingeschlossen. Damit wa-ren rund 300000 deutsche Solda-ten im sogenannten Ruhrkessel,den der Gegner in der Folge im-mer weiter zuzog, praktisch vonder Außenwelt abgeschnitten.Nach einer Bombardierung desletzten Hauptgefechtsstandes beiWuppertal zog sich Model mit sei-nem Führungsstab in den frühenMorgenstunden des 16. April 1945ins Schwarzbach-tal im Süden vonRatingen zurück.Hier wurde amnächsten Tag –die Amerikanermarschierten ge-rade in Düssel-dorf ein – beschlossen, die Hee-resgruppe aufzulösen, um einerKapitulation zu entgehen, die fürModel nicht in Frage kam, stellteer sich doch auf den Standpunkt,den er seinem Sohn gegenüberbereits nach der Kapitulation desGeneralfeldmarschalls FriedrichPaulus in Stalingrad zum Aus-druck gebracht hatte: „Ein Feld-marschall geht nicht in Gefangen-schaft.“ Model bat seinen Generalstab-

schef, Generalmajor Carl Wagener,dem US-amerikanischen GeneralMatthew Ridgway auszurichten, ersehe sich nicht imstande zu kapi-tulieren, weil er dies nicht mit sei-nem Fahneneid vereinbaren kön-ne. Beim Abschied fragte Modelseinen Stabschef noch: „Habenwir alles getan, was uns zu tunmöglich war?“ Als Wagener diesbejahte, antwortete sein Oberbe-fehlshaber: „Was bleibt einem ge-schlagenen Feldherrn dann nochzu tun? Im Altertum nahmen sieGift.“ Danach trennten sich beide,

ohne sich wiederzusehen, dennWagener geriet zwei Tage später inGefangenschaft. Model zog in derfolgenden Nacht mit einer Rest-führungsstaffel weiter in dasWaldgebiet des Reichsgrafen vonSpee nördlich von Düsseldorf, woer im Heltorfer Forst zwischenLintorf, das seit 1975 ein Ortsteilvon Ratingen ist, und dem süd-lichen Duisburger Stadtteil Rahmseine letzte Station einlegte. Zuden Offizieren, die ihn begleitetenund ihm eng vertraut waren, ge-hörten sein Adjutant (IIa), OberstTheodor Pilling, sowie der Dritte(Ic) und der Vierte (Id) General-stabsoffizier, Oberst leutnant i. G.Roger Michael und Major i. G.Winrich Behr. Alle drei versuchten in den

nächsten Tagen, ihren Oberbe-fehlshaber von seinem Vorhaben,den Freitod zu wählen, abzuhal-ten. Michael gab allerdings zu be-denken, dass Model nach der Ge-fangennahme wohl an die Sowjets

ausgeliefert wür-de, die ihn alsKriegsverbrecherbetrachteten, hat-te er doch diemeiste Zeit Kom-mandos an derOstfront innege-

habt. Am Abend des 20. April1945, dem 56. Geburtstag Hitlers,hörte man gemeinsam die Ra-dioansprache von Reichspropa-gandaminister Josef Goebbels, inder er die Selbstauflösung derHeeresgruppe B scharf verurteilteund in diesem Zusammenhangvon der „verräterischen Ruhrar-mee“ sprach. Nun erst wurde Mo-del bewusst, wem er in all denJahren gedient hatte, was sich inden Worten niederschlug: „Ichhätte nicht geglaubt, dass ich soenttäuscht würde, denn ich dientenur Deutschland … Ich glaube auf-richtig, dass ich einem Kriminel-len gedient habe. Ich habe meineSoldaten mit gutem Gewissen ge-führt – aber für eine verbrecheri-sche Regierung.“Am Vormittag des 21. April ging

Model mit Major i. G. Behr imWald spazieren, wobei er dem Of-fizier einige Erinnerungsstückeaushändigte mit der Bitte, dieseseiner Ehefrau zu überbringen.Dann verabschiedeten sich beide,

denn Behr wollte die Gegend inRichtung Duisburg erkunden undfeststellen, wo die Amerikanerstünden. Etwa gegen 14 Uhr batder Generalfeldmarschall seinenAdjutanten, mit ihm ein Stück inden Wald zu gehen. Unter einerGruppe mächtiger Eichen hielt eran, zog seine Pistole, entsichertesie und schoss sich in die rechteSchläfe. Pilling holteOberstleutnant i. G. Mi-chael und den inzwischenvon seiner Aufklärungs-tour zurückgekommenenMajor i. G. Behr, und ge-meinsam begruben sie „imRahmen einer schlichtenFeierstunde“ den Leich-nam ihres Oberbefehlsha-bers am Fuße einer der ho-hen Eichen. Die Amerika-ner fahndeten in der kom-menden Zeit fieberhaftnach Model und verspra-chen demjenigen, der ihnaufspüre und festnehme,einen Orden.Am 24. April 1951 gab

Pilling in einer eidesstatt-lichen Erklärung vor demBadischen Notariat I inFreiburg i. Br. zu Protokoll,dass sich Generalfeldmar-schall Walter Model „am21. April 1945 gegen 16Uhr in meiner Gegenwartin einem südlich Duisburgzwischen den Orten Lin-torf und Wedau gelegenenWaldstück mit seinerDienstpistole Kaliber 6,35mm eigenhändig erschos-sen“ hat. „Gemeinsam mitdem damaligen Oberst-leutnant Michael und demdamaligen Major WinrichBehr ist die Leiche wenigeStunden später von mir indem bezeichneten Wald-stück bestattet worden.“Daraufhin wurde am 8.Mai 1952 der Sterbefall beimStandesamt Dresden N. zur Beur-kundung angezeigt, weil die Fami-lie Model dort ihren letzten offi-ziellen Wohnsitz gehabt hatte. Un-ter dem Datum des 10. Juni 1952stellte dann das Standesamt Dres-den I die Sterbeurkunde aus, inder es hieß, Model sei in dem be-sagten Waldstück „tot aufgefundenworden“. Alle drei Zeugen des Er-

eignisses vom 21. April 1945 lebeninzwischen nicht mehr. TheodorPilling verstarb 1956 in Hamburg,Roger Michael trat nach demKrieg in die Dienste der „Organi-sation Gehlen“ (seit 1952 BND),kehrte von einer seiner „nachrich-tendienstlichen Erkundungsrei-sen“ nicht mehr zurück und giltseither als verschollen. Winrich

Behr starb erst 2011 im Alter von93 Jahren.Am 26. Juli 1955 wurden die

sterblichen Überreste Models inGegenwart seines Sohnes sowiedes ehemaligen Majors i. G. Behrund eines Beauftragten des Volks-bundes Deutsche Kriegsgräberfür-sorge exhumiert und anschlie-ßend auf dem SoldatenfriedhofVossenack in der Eifel beigesetzt,

wo seither eine Tafel mit seinemNamen existiert. Behr war es auchnach zehn Jahren noch gelungen,die genaue Stelle, an der man denLeichnam bestattet hatte, ausfin-dig zu machen, weil nämlich diehohen Eichen, unter denen sichdas Ereignis abgespielt hatte, nochstanden (sie existieren heutelängst nicht mehr). Außerdem hat-

te Behr seinerzeit in eine der Ei-chen ein „M“ eingeritzt, das er1955 wiedererkannte. Nach derExhumierung entschied man sichbewusst für eine Überführung aufden Ehrenfriedhof Vossenack,weil dort die meisten Gefallenenruhen, die 1944/45 unter dem Be-fehl Models standen. Damit fand,wie es der Sohn später in einemAufsatz formulierte, sein Vater sei-

ne letzte Ruhe unter seinen Solda-ten, „denen zeit seines Lebens sei-ne Arbeit und seine Fürsorge ge-golten haben“. Mit dem GrafenSpee hatte er damals noch über-legt, ob man am eigentlichen To-desort ein kleines Kreuz oder ei-nen Gedenkstein aufstellen sollte,doch ließ man den Gedanken baldwieder fallen, weil die Gefahr be-

stand, dass hier ein „Wall-fahrtsort“ für Rechtsextre-misten entstehen würde,was man unter allen Um-ständen vermeiden wollte.Models Sohn, der späterBrigadegeneral in derBundeswehr wurde, hatnach eigenen Aussagen je-nen Ort, an dem sein Vaterseinem Leben ein Endesetzte, nach 1955 nur nocheinmal aufgesucht, dochhabe er da schon Schwie-rigkeiten gehabt, die Stellewiederzufinden, weil sichdie Umgebung zwischen-zeitlich stark veränderthatte. Heute, so gestand erdem Verfasser dieser Zei-len in einem persönlichenGespräch, würde er denPlatz auf keinen Fall mehrfinden. Stattdessen fahreer regelmäßig an das Grabin der Eifel. Da es ebensowenig Photos von dem1945 stattgefundenenFeldbegräbnis gibt wie vonder Exhumierung der Ge-beine im Jahre 1955, beider die Fundstelle aller-dings noch vermessenwurde, bleibt der histori-sche Ort des Geschehensfolglich für alle Zeiten un-markiert.Für Generalfeldmar-

schall Model, dem eineunrühmliche Nähe zumNationalsozialismus nach-gesagt wird, der aber Hit-

ler auch unverhohlen wider-sprach und sich sogar weigerte,ihm unsinnig erscheinende Be-fehle auszuführen, bestand dieSoldatenehre „in schweigenderPflichterfüllung und Gehorsam“.Mit ihm starb einer der letztenRepräsentanten des klassischenOffizierstypus, den er wie nur we-nige andere verkörperte.

Wolfgang Reith

Seine Familie inspirierte ihn zu »Die Barrings«Vor 100 Jahren starb der ostpreußische Autor William von Simpson

Lieber ehrenvoller Freitod als KapitulationMit Walter Model starb einer der letzten Repräsentanten des klassischen Offizierstypus

»Haben wir alles getan, was uns zu tun

möglich war?«

Das wohl letzte Bild von ihm: Walter Model (1891–1945) Bild: Archiv

William von Simpson Bild: Archiv

Über drei Generationen war seine Familie Herr auf Gut Georgenburg

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LESERFORUM12 Nr. 17 – 25. April 2015

Praxisnaher Unterricht: Schüler während einer Geschichtsstunde vor den Resten der Berliner Mauer am Potsdamer Platz. Wenn dasFach Geschichte an den Schulen völlig abgeschafft wird, werden solche Exkursion selbst bald der Geschichte angehören Bild: Imago

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Mehr junge Polen lernenDeutsch (Nr. 14)

Kurz und prägnant wird in demArtikel das unterschiedliche Ver-ständnis von Geschichte inDeutschland und in Polen erläu-tert: Während auf polnischer Sei-te „mehr auf Chronologie, Fakten-fülle und reproduzierbares Wis-sen gesetzt“ wird, ist an deut-schen Schulen eher „die Beurtei-lung historischer Themen“ gefragtund stehen vorrangig „Ideologieund Bewertung“ auf dem Plan,was sicherlich auch eine Folge da-von ist, dass man den klassischenGeschichtsunterricht durch dasneue Fach Gesellschaftswissen-schaften ersetzt hat. Dabei sollte sich Geschichte seit

Leopold von Ranke eigentlich ob-jektiver Methoden bedienen,denn „der Historiker darf Ge-

schichte nicht unter Schuld undideologischem Denken subsum-mieren ..., ein Historiker darf beimachtpolitischen Handlungen inGeschichte und Zeitgeschichteweder Ankläger noch Richterüber Schuld und Unschuld sein ...Der Historiker kann nur objektiveTatsachen bereitstellen“, so dieAusführungen eines Lesers in derPAZ vom 19. Oktober 2013.In die gleiche Kategorie fallen

die Erfahrungen, die der Direktorder historischen Museen derStadt Breslau, Dr. Lagiewski, 2009mit deutschen Geschichtswissen-schaftlern machte, als er im re-staurierten Königsschloss derStadt die Dauerausstellung „1000Jahre Breslau“ eröffnete: „Ein Hi-storiker aus Görlitz und ein Ver-treter der Stiftung preußischerKulturbesitz rieten ihm dringenddavon ab, das Eiserne Kreuz, wel-

ches 1813 durch den preußischenKönig im Stadtschloss in Breslau,wo sich die genannte Ausstellungbefindet, gestiftet wurde, über-haupt zu thematisieren. Entsetztzeigten sich die beiden Ge-schichtsverwalter aus der Bun -desrepublik auch ob eines überle-bensgroßen Porträts des letztendeutschen Kaisers, das einen eh-renvollen Platz im Bankettsaal desSchlosses gefunden hat“ (PAZvom 1. Mai 2010). Und der Verfasser des Artikels

mit der Überschrift „Deutschlandist ein müdes Land“ fährt fort:„Größer könnte der Kontrastnicht sein. Hier die ,müden‘, inNachkriegs-Geschichtsbildern ge-fangenen deutschen Historiker,dort eine dynamische, gebildetepolnische Führungsschicht mitdem festen Willen, aus dem deut-schen Erbe der europäischen Re-

gion Schlesien das Bestmöglichezu machen. Das passende Stich-wort dazu lieferte eine junge pol-nische Studentin der Tourismus-wirtschaft aus Breslau. In einemhochinteressanten Gespräch überPolen, Schlesien und Deutschlandäußerte sie, wohl kaum ahnend,wie passend ihre Aussage nachden oben geschilderten Erlebnis-sen in den Ohren des Autorsklang: ,Germany is a tired coun-try‘ (Deutschland ist ein müdesLand).“Als langjähriger Schulleiter ei-

ner der ersten deutschen Schulen,die 1990 mit einer Schule im de-mokratischen Polen eine Partner-schaft schloss, kann ich die Schil-derungen nur voll und ganz bestä-tigen. Unsere polnischen Partner-schüler waren vor allem an Fak-ten aus der deutschen Geschichteinteressiert, nicht hingegen an de-

ren Beurteilung. Dabei spielteauch eine Rolle, dass sich diePartnerschule in der Nähe vonPosen befindet, wo traditionellder deutsche Einfluss eine Rollespielt und viele Familien sowohldeutsche als auch polnische Vor-fahren haben. Ich habe mich deshalb auch

stets an die Devise gehalten – zurFreude und zum Wohlwollen un-serer polnischen Partnerschülerund -lehrer –, allein geschichtli-ches Wissen zu vermitteln undkeinerlei Bewertung vorzuneh-men, getreu dem Ausspruch desgroßen Historikers Thomas Nip-perdey in seinem Buch „Kann Ge-schichte objektiv sein?“: „Es istanachronistisch, unsere Werte auffremde Zeiten anzuwenden, Ver-gangenheit mit unseren Wertenzu messen.“ Wolfgang Reith,

Neuss

Ukraine leidet, Europa zahlt, USA kassieren

Was für ein Alter?

Kein Ausmisten des Augiasstalls Sturmlauf gegen die Tradition

Zu: PAZ-Leserforum

Ich finde Ihre Themenauswahlsehr interessant und bin immerwieder überrascht, was es dochzu berichten gibt, ohne dass es dieRedaktion einer anderen Zeitungoder eines Senders auch für be-richtenswert hält. Ein meiner Auf-fassung nach lesenswerter Teil istdas Leserforum, da ich hier Beru-higung in dem Wissen erfahre,dass ich nicht der einzige bin,,,der so denkt“. Als Student zähle ich mich zu

jenen, in deren Pflicht es liegt,sich auch politische Gedanken zumachen und diese dann auch mitanderen auszutauschen. Unab-hängig vom Studienziel resultiertjene Pflicht doch aus unserem In-tellekt. Allerdings musste ich inden drei Jahren meiner akademi-schen Existenz feststellen, dass ei-ne bewusste Abkehr von politi-schen Themen stattfindet undman sich lieber über die letzte„Bauer sucht Frau“-Folge desFernsehens unterhält. Wer poli-tisch Gleichgesinnte sucht oderauch nur ein politisches Thema indie Runde wirft, wird schnell zumverdächtigen Sonderling, welchersich für etwas Besseres hält, da ermeint, über Politik besser Be-scheid zu wissen als andere. Folg-lich tut es, wie schon oben ge-nannt, gut zu lesen, dass es nochdenkende Menschen gibt. Für mich fehlt es jedoch immer-

zu an exakt einer Information,vollkommen gleich, welches The-ma ein Leserbrief hat: das Alterdes Autors. Eine Meinung mit ei-nem Menschen zu teilen ist dieeine Sache. Doch welcher Gene-ration ordne ich ihn zu? Bewegtuns ein Thema unabhängig vonder Prägung einer gewissen Zeit,oder ist es vielmehr unser Alter,welches uns sensibilisiert?Wenn ich beispielsweise meh-

rere Leserbriefe zum Kopftuchur-teil lese, dann tut diese Bestäti-gung zwar gut, doch wäre es fürmich interessant zu wissen, ob je-ne Meinungen wirklich genera-tionsübergreifend vorhandensind. Letztlich halte ich aus Erfah-rung den Intellekt meiner Gene-ration noch für verwaschen undgefährlich niedrig. Von daher wä-re es schön, doch noch vomGegenteil überzeugt zu werden.

Philipp Mosig (21 Jahre),Siegen

Starker ElserZu: Wieder eingeknickt (Nr. 13)

Das griechische Gaukelspiel zurAbwälzung eigener Schulden aufandere Völker ist seit mehr als150 Jahren bekannt. Der neugrie-chische Augiasstall ist auch inden nächsten 150 Jahren nichtauszumisten. Die Dauer von Ver-sprechen griechischer Politiker istdie von einem Tropfen Wasser,der auf die heiße Herdplatte fällt.Die einzig effektive Abwehr vonDoppelzüngigkeit (fraus) undHinterlist (malus dolus) ist dieStellung von dinglichen Sicher-heiten, die es immer schon gege-ben hat (Hypothek: hypotheke;

Verkauf auf Lösung: prasis epi ly-sei). Solche Sicherheiten sind Ter-ritorien, Edelmetalle und Objekteder Infrastruktur, nicht etwa dieAkropolis und ähnlicher Killefitz.Wer deutsche Fahnen öffentlich

verbrennt, gehässige Transparen-te gegen deutsche Spitzenpoliti-ker präsentiert, infame Karikatu-ren veröffentlicht, europaweit ge-gen Deutschland hetzt und unsin-nige Forderungen stellt, wo alssäumiger und wortbrüchigerSchuldner Demut geboten wäre,der fordert entgegen Vernunftund Billigkeit das ganze deutscheVolk heraus. Adolf Frerk,

Geldern

Rechtswidriger Akt

Bestraft im Rechtsmittelstaat

Zu: Damals und heute – Wo bleibtdie Gegenwart (Nr. 13)

PAZ-Autorin Eva Herman fragt,wer die Kräftewelle in Gang ge-setzt hat, die zu den Versuchender 68er führte, alle traditionellenWerte auszulöschen. Ein Anstoßdazu kam von der Organisationfür wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (OECD).Die stellte nämlich 1961 fest, dassdas, was bisher Erziehung undSchulbildung bestimmt hatte, vor-nehmlich religiösen und sozialenZwecken diente, dem wirtschaft-lichen Fortschritt aber zuwiderliefe. Eine Änderung wäre des-

halb von Nöten. War das nicht einAufruf zur Demontage der tradi-tionellen Werte? Dieser fiel beiden 68ern bekanntlich auf„fruchtbaren“ Boden.Weiter ging es dann bei der Um-

kehrung der Werte mit dem Gen-der-Unsinn und der Sexual-Erzie-hung in der Schule. Von manchenwurde das als Fortschritt gefeiert.Zur Erinnerung: Aus ähnlichenUmerziehungsküchen ist auch „Pisa“ entstanden. Hoffentlichmerken es noch viele, wie wir ma-nipuliert werden und so die posi-tiven morphogenetischen Felderstärken sollen. Martin Knappke,

Karlsruhe

Leserbriefe bitte an: PreußischeAllgemeine Zeitung, Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

Zu: „Vertuschen und Versagen“,(Nr. 13)

Die Titelgeschichte der PAZzeigt erneut auf eindrucksvolleWeise, welche Flut an Menschenauf die EU, speziell auf Deutsch-land zukommt. Derartige Bilderverfolgen uns nun schon in allenMedien seit Wochen, ja Monaten.Eines haben aber alle Bilder ge-mein, und das fällt auf: Es handeltsich ausnahmslos um Männer.Und das in einem arbeitsfähigenAlter. Auch das von mir wahrge-nommene Lampedusa-Zelt inHamburg beherbergt nur Männer.Frage: Werden diese Männer

nicht in ihren Herkunftsländerndringend gebraucht, wenn mandenn die vielgepriesene „Qualifi-kation“ unterstellt? Und zweitens:Wo sind die Frauen, Kinder undalten Menschen?

Unterstellt man bei dem abge-bildeten Personenkreis den Asy-lanten- oder Flüchtlingsstatus, sowirft sich die weitere Frage auf:Werden Frauen, Kinder, alte Men-schen nicht verfolgt? Werden nurMänner verfolgt? Und müssennur Männer flüchten?Und wenn man den thüringi-

schen Ministerpräsidenten Rame-low mit seinem „Winter-Abschie-be-Stopp-Programm“ ernstnimmt, so muss man bedauerndzur Kenntnis nehmen, dass die je-weiligen Frauen, Kinder und altenMenschen in den Herkunftslän-dern leider darben müssen, wäh-rend es sich die Männer bei derHege und Pflege durch die deut-sche Asyl-Lobby gut gehen lassen.„Vertuschen und Versagen“, wie

die PAZ titelt, ist da noch viel zumilde ausgedrückt. Der Bundes-bürger wird täglich aufs Schlimm-

ste belogen und betrogen. Schondie Wortwahl der Politiker undder „Mainstream-Medien“ – malAsylant, mal Flüchtling, mal Mi-grant – lässt erkennen, dass keinKonzept vorliegt und jeglicherWille zur Lösung des Problemsfehlt. Nirgends wird thematisiertund angeprangert, dass ein Ab-schiebestopp gegen Recht undGesetz verstößt, wogegen derdumme deutsche Michel bei ab-gelaufener Parkuhr sofort zurKasse gebeten wird. Der deutscheRechtsstaat ist zum Rechtsmittel-staat verkommen, eine Gleichheitvor dem Gesetz gibt es nichtmehr. Ich bin froh, dass sich die PAZ

des Themas überhaupt annimmtund jenseits der politischen Kor-rektheit berichtet. Das macht sielesenswert. Reinhard Jacobs,

Barsbüttel

Zu: Soros bangt um sein Geld (Nr. 14)

Die kurze Meldung über denMega- Spekulanten George Sorosist bezeichnend für die aktuellenGeschehnisse in der Ukraine. Eserübrigt sich der Hinweis, dassdie Lizenzmedien dieses ohneAnweisung „von oben“ niemalsvermeldet hätten.Da hat sich ein Multimilliardär

angesichts der Gier nach nochmehr Reichtum womöglich ver-spekuliert, weil die ukrainischenStaatsanleihen nicht mehr genugProfit erbringen.Und nun soll die EU, gemeint

ist sicherlich vor allem Merkel-Deutschland, mit einem Milliar-denkredit die drohende Staats-pleite abwenden. Dazu, da kön-nen wir sicher sein, wird es wie inGriechenland aufgrund der deut-

schen Garantenstellung niemalskommen. Aber genau das war gemeint

mit „mehr Verantwortung in derWelt übernehmen“. Die Gewinnewerden grundsätzlich von denUSA und deren Hintermännerneingestrichen, während Europadie Schulden zu bedienen hat.Seltsamerweise stellt niemand

die Frage nach der Verantwortungder ukrainischen Oligarchen wieKolomojskij, Achmetow und auchdes Staatspräsidenten Poroschen-ko. Letzterer betreibt nicht nurSchokoladenfabriken, sondern istauch in die Rüstungsindustrieeingestiegen. Er lässt Panzer bau-en und verkauft sie gewisserma-ßen an sich selbst. Einfach genial.Und der Westen schweigt dazu.Auch wird nicht hinterfragt, wo

all die Milliarden Wirtschaftshilfean die Ukraine versickert sind. Ist

es Aufgabe des deutschen Steuer-zahlers, den unermesslichenReichtum ukrainischer (und auchamerikanischer) Multimilliardärezu mehren?Noch ein Aspekt. Mehr als die

Hälfte der ukrainischen Land-wirtschaftsflächen, insbesonderedie begehrten Schwarzerdeböden,befinden sich inzwischen im Ei-gentum der Konzerne Monsanto,Syngenta und Du Pont. Somit istdie Lebensmittelversorgung zuBilligpreisen für West-Europalangfristig gesichert. Die deut-schen Landwirte werden es sehrbald bitter zu spüren bekommen.Dafür ist aber sehr zur Freude

aller US-Anbeter hierzulande derformal (noch) existierende StaatUkraine faktisch längst in ein US-Protektorat umgewandeltworden. Ralf Möllering,

Melle

Zu: 71 Milliarden für NS-Opfer(Nr. 11)

Man darf wohl getrost glauben,dass die PAZ hier die offiziellenRegierungszahlen zur NS-Ent-schädigung vorlegt. Dann aber be-steht eine gewaltige Dissonanzzwischen diesen Zahlen und demVerzicht der Regierung auf die vor1945 zu Deutschland gehörendenGebiete plus Inventar jenseitsOder/Neiße-Grenze. Denn dieAnnexion dieser Gebiete plussämtlichen Inventars wäre nur ge-rechtfertigt, wenn deren geschätz-ter Wert – etwa 1,3 Billionen Dol-lar – zur NS-Opferentschädigunggeschlagen worden wäre. Da diese etwa 1,3 Billionen bei

der offiziellen Regierungszahl (71 Milliarden) aber fehlen, hatdie seinerzeitige Regierung beiden Zwei-plus-Vier-Verhandlun-gen 1990 eindeutig einem völker-rechtswidrigen Akt zugestimmt.Dies sollten sich Wähler, in-sonderheit jedoch die Vertriebe-nen und ihres Haus, Hofs und In-ventars Beraubten nicht bietenlassen. David S. Vischer,

Berlin

Zu: 13 Minuten zu spät (Nr. 14)

Ich bin dankbar für die Kritikzu dem neuen Film über den Hit-ler-Attentäter Georg Elser. Abge-sehen davon, dass nicht die übli-che Schauspielelite vertreten war,deren Gesichter man überdrüssiggeworden ist, hat mich gefreut,wie differenziert der Film dasThema der NS-Zeit beleuchtet.Hier findet keine Belehrung überdie Untaten des Täter-Volks statt.Ich bin erleichtert, dass es endlicheine Künstler-Generation gibt,welche die Geschichte klischee-frei wiedergibt. Matthias Schöne,

Hannover

Lehren aus der Geschichte kann nur ziehen, wer sie auch kennt

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MELDUNGEN

„Kant ist ein Trottel“ – dieses we-nig originelle Graffitto in russi-scher Sprache auf dem sogenann-ten Kanthaus in Judtschen (Kant-hausen), Kreis Gumbinnen, woder Königsberger Gelehrte in jun-gen Jahren als Lehrer gewirkt hat-te, hat nicht nur in den russischenMedien ein starkes Echo ausge-löst.

Als „Skandal“ wurde dieSchmiererei in der russischenPresse des Königsberger Gebietesmehrfach tituliert. Vor allem dasregionale Internetportal „NeuesKaliningrad“ hielt sich mit Kritiknicht zurück und sorgte für eineVerbreitung der Nachricht, diedann offenbar über die Vermitt-lung verschiedener Internetblogsden Weg bis in die westlichenPressestuben fand. Jedenfalls ha-ben nicht nur traditionell russ-landkritische Organe Großbritan-niens, sondern auch französische,italienische, skandinavische undsogar südosteuropäische Mediendie Schmähung als Kulturbarbareiverurteilt.Die Täterin ist der Königsberger

Polizei nach zu urteilen eine 17-jährige Studentin der Pädago-gik. Sollte sie sich als bereits zumZeitpunkt ihres Frevels strafmün-dig erweisen, droht ihr wegen Ver-stoßes gegen das Denkmalschutz-gesetz eine empfindliche Strafe.Das „Kanthaus“, das vor dem

Zweiten Weltkrieg als Pfarrhausdiente, ist zwar dem Mauerwerknach zu urteilen erst deutlich nachImmanuel Kants Aufenthalt er-richtet worden, wird aber heutewegen der Ortsgleichheit vielfachmit dem Aufklärer in Verbindunggebracht. Inwieweit einzelne Ele-mente, wie etwa der Keller, bereitsim 18. Jahrhundert vorhanden wa-

ren, ließ sich bislang nicht klären.Die lokale Bevölkerung glaubt,dass Kant in genau diesem Gebäu-de unterrichtet habe, und so wirdes auch in der lokalen Schule ge-lehrt. Die maßgeblichen Politiker und

Kulturfachleute der KönigsbergerGebietsverwaltung haben sich die-ser Auffassung angeschlossen.Dies hinderte sie freilich nichtdaran, der Verwahrlosung einesinsbesondere in diesem Falle be-deutenden Kulturerbes tatenloszuzusehen. Um das Jahr 2014wurde schließlich die Administra-tion erneut auf das inzwischenunbewohnbare Haus aufmerksam,

setzte es auf ihre Denkmallisteund hat nun große Pläne: Es soll inKürze renoviert und zu einemKantmuseum umgestaltet werden(siehe PAZ Nr. 20 vom 17. Mai2014). Gouverneur Nikolaj Zuka-

now äußerte in einer auf Russischgehaltenen Rede, in der er diedeutschen Ortsnamen verwende-te, die Hoffnung, dass sich einKantmuseum ideal für den Lehr-betrieb der Immanuel-Kant-Uni-

versität eignen und zahlreicheTouristen anziehen würde. Hierzutrüge die ideale Lage des Hausesan der Straße zwischen Gumbin-nen und Insterburg bei. Geld fürein solches Projekt sei in jedemFall zur Genüge vorhanden. Schonim Vorjahr nämlich hatte Präsi-dent Wladimir Putin in einer Bür-gerdiskussion des nationalenFernsehens eine finanzielle Unter-stützung der Zentralregierung ver-sprochen, was Zukanow freilichzu erwähnen vergaß. Hingegenließ er wissen, dass es bei der Ge-staltung des Museums bereits eineenge Zusammenarbeit mit deut-schen Fachleuten gäbe. Angesichts

der Tatsache, dassdie Experten desKönigsberger Kul-turministeriumsund der Imma-nuel-Kant-Uni-versität trotz meh-rerer längerer In-spektionen bishernicht in der Lagewaren, das Alterdes Bauwerks zubestimmen, kannes freilich mit derEnge dieser Zu-sammena rbe i toder aber mit denbisher unbenann-ten Expertennicht weit hersein. Jedenfalls soll

das restaurierteGebäude nachPlänen der Regie-rung Bestandteileines dem Philo-sophen gewidme-ten Kulturstätten-komplexes wer-den, der auch den

Königsberger Dom und die denRussen als „Kantturm“ bekannteRuine der Komtursburg Groß-Wohnsdorf bei Friedland – wosich Kant häufiger bei der mit ihmbefreundeten Familie von Schroet-ter aufhielt – umfassen soll. Hier-von erhoffen sich die Gebietsre-gierung und der Kreml gleicher-maßen sowohl eine dringend er-forderliche Identitätsstiftung fürdie Region als auch eine starkeAnziehungskraft auf Touristen.Die Restaurierung des JudtschenerGebäudes ist jedenfalls alleinschon angesichts des historischenOrtes eine lange überfällige Ent-scheidung. Thomas W. Wyrwoll

Kulturbarbarei auf Kosten KantsSchmiererei am sogenannten Kanthaus in Judtschen löst starkes Echo aus

Viel Lärm um eine Ruine: Haus in Judtschen, in dem Kant einst gelebt und gelehrt haben soll Bild: T.W.W.

Königsberg – Russlands staat-licher Atomkonzern „Rosener-go-atom“ hat sein Sponsoringfür den Königsberger Fußball-verein „Baltika“ beendet. Dieskönnte, so vermuten Beobachter,auf einen baldigen Rückzug desKonzerns vom Bau des wirt-schaftlich unsinnigen Atom-kraftwerks an der Memel unddamit ein endgültiges Aus fürdieses für die Region desaströseProjekt hindeuten. T.W.W.

Gouverneur benutztedeutsche Namen

Nr. 17 – 25. April 2015

Sponsoring beendet

Spendenaufruf der Bruderhilfe Ostpreußen für die Landsleute in der HeimatDie Unterstützung der Deutschen in Ostpreußen geht uns alle an – helfen auch Sie mit!

Liebe Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung,Liebe Landsleute und Freunde Ostpreußens,

im vergangenen Jahr war der Spen-denaktion der ostpreußischen Bruder-hilfe ein großer Erfolg beschieden. Ge-meinsam konnten wir wieder zahlreichehilfsbedürftige deutsche Landsleute inder dreigeteilten Heimat Ostpreußenunterstützen. 2015 soll die humanitäreBetreuung der Deutschen Minderheitfortgesetzt werden. Daher wende ichmich auch heute wieder mit einem Auf-ruf für die Bruderhilfe an Sie. Das südliche Ostpreußen und das Me-

melland gehören seit mehr als einemJahrzehnt der Europäischen Union an.Gleichwohl ist die Not vieler Menschen,gerade auch auf dem Lande, noch immer

sehr groß: Hohe Arbeitslosigkeit,schlechte medizinische Versorgung undAltersarmut spielen noch immer einegroße Rolle. In Zeiten stark ansteigenderPreise bewegen sich die Renten nahezuunverändert auf einem sehr niedrigenNiveau, vielfach unterhalb des Existenz-minimums. Immer wieder gehen Hilfe-rufe von in Not geratenen Landsleutenbei uns ein.Viel dramatischer ist die Lage der russ-

landdeutschen Bevölkerung im Königs-berger Gebiet, der es oft an einfachstenDingen fehlt, die für uns selbstverständ-lich sind. Die notwendigen Medikamen-te sind kaum bezahlbar, die Wege zum

nächsten Arzt oft weit. Aufgrund feh-lender Perspektiven sind bereits vieleRusslanddeutsche in die Bundesrepu-blik Deutschland ausgewandert. Unter besonderer Obhut der Lands-mannschaft Ostpreußen stehen die „Wolfskinder“, die am Ende des Kriegesvon ihren Familien getrennt wordensind. Viele von ihnen wurden von Li-tauern aufgenommen; etliche verlorenihre deutsche Identität. Erst 1990 konn-ten sie sich im Verein „Edelweiss-Wolfs-kinder“ zusammenfinden. MaterielleHilfe und ideeller Beistand haben hiereinen ganz besonderen Stellenwert. Wirversuchen, den in Ostpreußen leben-

den Landsleuten eine Perspektive zugeben.Die Lage der Deutschen in der ost-

preußischen Heimat wird von unserenMedien nicht wahrgenommen. Daher istder Einsatz der weltweiten Ostpreußen-familie umso wichtiger. Mit Ihrer Hilfehoffen wir, unsere humanitäre Hilfe lang-fristig fortsetzen zu können. Unser Zielist es, den Landsleuten das Gefühl zu ge-ben, dass sie nicht vergessen sind. DieHeimatkreisgemeinschaften der Lands-mannschaft Ostpreußen gewährleisten,dass Ihre Unterstützung direkt und ohnebürokratischen Aufwand bei den Ar-beitslosen, den Alten und Kranken, den

Notleidenden und kinderreichen Fami-lien ankommt. Ich bitte Sie daher heute persönlich:

Helfen Sie durch Ihre Spende mit, dasswir unsere humanitäre friedensstiftendeArbeit fortsetzen und armen Landsleutenzu mehr Lebensqualität verhelfen können.Jede noch so kleine Spende hilft. JedesVermächtnis liefert einen wichtigen Bei-trag, ist eine Brücke der Menschlichkeit indie ostpreußische Heimat. Deutsche hel-fen Deutschen, Ostpreußen unterstützenheimatverbliebene Ostpreußen.

Allen Spendern sage ich ein herzlichesDankeschön!

Wir geben Ostpreußen Zukunft!

Stephan GrigatRechtsanwalt und Notar

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

Wenn Sie helfen möchten, überweisen Sie Ihre Zuwendung auf das Konto der Landsmannschaft Ostpreußen HSH Nordbank-Bruderhilfe e.V. bei der IBAN: DE 93 2105 0000 0600 5020 00 BIC : HSHNDEHH , Konto-Nr.: 600 502 000, BLZ: 210 500 00, Kontakt: Landsmannschaft Ostpreußen – Bruderhilfe e.V., Peter Wenzel, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Tel. 040-41 40 08 25; Fax: 040 – 41 40 08 19; [email protected]

Störungen desVerkehrs

Allenstein – Straße Nummer S7:Liebemühl [Miłomłyn], Baustel-le. Straße Nummer S7j: Hohen-stein [Olsztynek] – Zalusken[Załuski], Baustelle. StraßeNummer 7: Liebemühl[Miłomłyn] – Osterode [Ostró-da], Baustelle; Powiersen [Po-wierz] – Napierken [Napierki],Baustelle. Straße Nummer 16:Nikolaiken [Mikołajki], Bau-stelle; Lyck [Ełk], Renovierungder Brücke. Straße Nummer 51:Heilsberg [Lidzbark Warminski],Olsztynskastraße, Baustelle.Straße Nummer 54: Verkehrs-knotenpunkt Braunsberg Süd[Braniewo], Baustelle. StraßeNummer 57: Mensguth [Dzwier-zuty] – Leinau [Linowo], Bau-stelle; Ortelsburg [Szczytno] –Willenberg [Wielbark], Baustel-le. Straße Nummer 59: Rhein[Ryn], Baustelle, Zondern [Sa-dry] – Mierczeiewen [Mierzeje-wo], Baustelle. Straße Nummer63: Angerburg [Wegorzewo],Zamkowastraße, Baustelle. PAZ

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14 Nr. 17 – 25. April 2015

es ist doch erstaunlich, wo über-all auf unserem Erdball noch Re-likte vorhanden sind, die einevergessen geglaubte Vergangen-heit heraufbeschwören können.Und wenn diese Erinnerungsstü-cke noch aus einem Land stam-men, aus dem man vertriebenwurde, haben sie einen besonde-ren Stellenwert. Zumal wenn essich um Familienfotos handelt,wie sie Frau Sigrid Matthée-Kohlaus Amerika erhalten hat, dasInternet macht’s möglich. Diesehaben die Empfängerin in Er-staunen versetzt, denn sie bewei-sen den hohen Lebensstandardder Angehörigen ihrer Familie,der ihr bisher nieso bewusst war –weil die sichtba-ren Beweise fehl-ten. Aber nunsind sie da undwerfen natürlichFragen auf, dennnur wenige derdarauf abgebilde-ten Personensind ihr nament-lich bekannt, unddie anderen dürf-ten wohl kaumzu identifizierensein. Aber es wä-re möglich, dasssich ehemaligeFreunde der Fa-milie melden,denn die Haupt-personen warenmindestens inPillkallen nichtunbekannt: Eshandelt sich umdas Ehepaar Linaund Gustav Dit-tombée, das inPillkallen ein Kolonialwarenge-schäft besaß. Der aus Groß Wer-seningken stammende Ehemannhatte auch ein Fuhrunternehmen.Seine Frau Lina, die in Plimbal-len geboren wurde, war eine ge-borene Matthée – da hatten wohlHugenotten noch nach Jahrhun-derten „unter sich“ geheiratet.Lina ist die Großtante von Si-

grid Matthée-Kohl. Ihre TochterGertrude war nach Amerika aus-gewandert, und an diese – nunverheiratete Kolberg – sandteMutter Lina die Fotos, die jetzt ih-

re Großnichte erhielt, für die nundas Rätselraten begann: Wo wur-den die Aufnahmen gemacht, werist auf diesen abgebildet? Es sinddrei Fotos, die Erklärung verlan-gen, aber leider können wir hierund heute nur eines bringen, einzweites schieben wir auf die War-teliste. Dieses wurde vor dem Ca-fe „Breslauer Hof“ gemacht undzeigt einen ganzen Pulk von fest-lich gekleideten Menschen, dieauf einem Automobil sitzen – da-mals ein Prestigeobjekt und somitein großartiges Fotomotiv. Die Ge-sichter sind nur schwach zu er-kennen, aber immerhin konnteFrau Sigrid vorne links sitzendGertrude Dittombée ausmachen –die Aufnahme müssen also vorderen Auswanderung oder bei ei-nem Heimatbesuch entstandensein. Die Frau in der Mitte ist de-ren Schwester Frieda Dittombée,

alle anderen Abgebildeten sindFrau Matthée-Kohl unbekannt.Sie wäre schon zufrieden, wennsie einen Hinweis bekommt, wodiese Aufnahme gemacht wurde –sie vermutet in Gumbinnen. Daszweite Foto zeigte das EhepaarDittombée mit drei anderen Besu-chern in einem sommerlichenGarten von solcher Blütenfülle,wie sie nur alte ostpreußische

Gärten aufwiesen. Zum drittenFoto schreibt Frau Sigrid: „Dieses Foto zeigt die Familie

Puschkewitz/Matthée. Bei jederPerson steht ein Reitpferd, dieFrauen sind gut gekleidet undtragen Schmuck. Meine Familiesieht darauf nicht gerade ärmlichaus. Ich war baff! Mir sind dieAugen aufgegangen, was da alleszurückgelassen wurde und wiealle vor dem Nichts standen nachdem Krieg. Wie sich doch jederwieder berappelt und sich hoch-gearbeitet hat. Uns war und ist esauch wichtig, unser eigenesHeim zu haben, aus dem wirnicht so leicht vertrieben werdenkönnen.“ Ich glaube, da hat dieSchreiberin uns allen von derSeele gesprochen. Ich wünscheihr erfreuliche Zuschriften. (Si-grid Matthée-Kohl, Haupstraße45 in 76865 Rohrbach.)

Ja, es ist schon verwunderlich,was da manchmal aus der Ver-senkung auftaucht und bei unse-rer Ostpreußischen Familie lan-det. Und verwirrend, denn dieFarbe des Dokuments, das ichvon einer Leserin aus Kiel er-hielt, ist eine geradezu hochmo-disches Pink. Schon allein da-durch wirkt es auf den erstenBlick anachronistisch, aber dann

entpuppte sich das Papier dochals echt, die Jahreszahl 1938konnte nicht trügen. Wie es sichherausstellte, handelt es sich umeinen Deckschein für Vorregister-I-Stuten des OstpreußischenStutbuchs für Warmblut Trakeh-ner Abstammung vom Preußi-schen Landgestüt Georgenburg.Wie kam der aber nach Kiel? Daskann die Übersenderin, Frau ElseBetram, auch nicht so genau sa-gen, sie fand ihn im Nachlass ih-res Mannes, der aus Ostpreußenstammte. Die Holsteinerin fasstihr Begleitschreiben in so liebeWorte für unsere Heimat, dassich den Brief im Wortlaut wieder-geben möchte:„Mein Mann ist in der schwe-

ren Zeit mit dem Treck nach Hol-stein gekommen. Seit langen Jah-ren muss ich meinen Weg alleingehen, aber ich bekomme noch

immer Ihre Zei-tung und gebe sieweiter an Freun-de aus Ihrer Hei-mat, die wartenschon immerdarauf. Mit mei-nem lieben Mannwar ich zweimalin seiner Heimat,es ist ein wun-derbares Land. Inseinen Unterla-gen fand ich denDeckschein. Ichweiß nicht, ob erüberhaupt nochvon Interesse ist,Sie werden si-cher wissen, woer bleiben könn-te. Die Ostpreu-ßische Familie le-se ich immergern und freuemich, wenn dieSuchmeldungenErfolg haben. Esgrüßt sie eine alteHolsteinerin, die

Ihr Heimatland sehr liebt.“ Undwir grüßen zurück und sagenDank für diese anerkennendenWorte.Zum Deckschein: Der Besitzer

der Stute, Fritz Bast aus Balle-then, Kreis Darkehmen ließ sieauf der Deckstelle Karklienen de-cken, wo auch das am 27. März1938 geborene Stutfohlen ge-brannt wurde. Das ist auf demumseitigen „Füllenschein“ nebenanderen Angaben vermerkt. Die-ser Füllenschein musste sorgsamaufbewahrt werden, da keine Er-

satzscheine ausgestellt wurden.Deshalb wurde er wohl zusam-men mit anderen Papieren mitauf die Flucht genommen. Wie erin die Unterlagen von Herrn Ber-tram gelangt ist, kann nicht mehrgeklärt werden, ist aber auch un-wichtig. Wer sich zu diesem Fundäußern will – bitte melden! Wenn Frau Ulla Rebentisch von

dem schönen Waldhotel Maien-höhe in Bad Bertrich sich an unswendet, weiß ich, dass die vonihr geliebte Kurische Nehrungder Grund sein wird, und so istes auch diesmal. Es geht um dasNehrungsdorf Pillkoppen, dasheute im russisch-litauischenGrenzgebiet liegt und einst inseiner stillen Düneneinsamkeitein beliebtes Motiv für Malerwar. Einer von ihnen war H. Ro-

senfeld, von dem der in Frank-reich lebende Herr Udo Toll eini-ge Gemälde besitzt, die er wohlvon seinem Vater Franz Toll über-nommen hat, denn dieser stamm-te aus Pillkoppen. Die Bilder zei-gen die für die Nehrungsmalereitypischen Sujets: Fischerhäuser,Keitelkähne, Wanderdünen. HerrUdo Toll hat sich nun an Frau Re-bentisch mit der Bitte gewandt,ihm bei der Suche nach Informa-tionen über den Maler Rosenfeldzu helfen. Leider geben die be-treffenden Kunstbände nichtsher, und das Suchen nach irgend-welchen Angaben wird schon da-durch erschwert, dass nicht ein-mal der Vorname bekannt ist. So

muss ich die von Herrn Toll überFrau Rebentisch gestellte Frageweiterreichen: Wer kann Anga-ben über den Maler H. Rosenfeldmachen, der wohl hauptsächlichin und um Pillkoppen tätig war?(Die Mailadresse von Udo Toll inFrankreich: [email protected])Wenn ein Wunsch so umge-

hend erfüllt wird wie der vonFrau Dorothea Blankenagel, diefünf Bücher verschenken wollte,hat das natürlich Folgen. Kaumwar das Angebot auf unserer Fa-milienseite erschienen, kam einAnruf aus dem Altmühltal, undda waren alle Bücher weg. Nunmöchte Frau Blankenagel ihrenBücherbestand weiter lichten,und bietet diesmal sieben Hei-matbücher an, darunter Erzäh-lungen von Sirowatka, Kirst, Ka-

kies und Rauschenbach. AberFrau Blankenagel hat noch etwasganz Besonderes anzubieten: Ihregrüne Ostpreußentracht mit Blu-se und Schürze, Größe 44. Natür-lich kann sie diese nicht ver-schenken, doch darüber könneninteressierte Leserinnen am be-sten mit ihr selber sprechen, Te-lefon (0203) 21677.

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Wie Zugvögel auf einem Irrflug irgendwo gestrandetWerner Nagel berichtet von den letzten Kriegstagen in der Heimat

Die Zahl 70 bestimmt weiterunsere Zeitreise in die Ver-gangenheit, und sie führt

nun zurück in jene Vorfrühlingsta-ge des Jahres 1945, in denen alleszusammenbrach, was unser bishe-riges Leben bestimmt hatte. DerKrieg näherte sich seinem Ende,und die meisten von uns warenwie Zugvögel auf einem Irrflugirgendwo gestrandet – jeder hatseine eigene Fluchtgeschichte, niegleicht eine der andern, und keinelässt sich in wenigen Zeilen ab-handeln. Da kann man nur einigeEckpunkte aus den Schicksalsbe-richten herausnehmen, die unsübergeben wurden, und wenn wirheute den eines nun 92 Jahre altenSamländers wählen, so hat dasseinen Grund, und nicht nur ei-nen. Werner Nagel aus Hohen-weststedt hat schon oft zur Beant-wortung einiger Fragen in unsererKolumne beigetragen oder selberwelche eingebracht. Ausschlagge-bend ist aber sein mit großer Akri-bie erstellter Lebensbericht, dener uns als über 400 Seiten starkengroßformatigen Band übergab. Erist nicht „für den Markt be-stimmt“, wie Werner Nagelschreibt, sondern für seine Nach-

kommen gedacht, für die er seineunvergessene Heimat Ostpreußenbewahren wollte. Über 20 Jahrehat er daran gearbeitet und jedenWinkel seiner Erinnerungen aus-geleuchtet. Es ist ein wundervollesBuch geworden, und der Auszug,den wir heute bringen, wird auchnicht der letzte aus dieser reichbebilderten Biografie eines Ost-preußen sein, die zugleich ein Le-bensbild seiner Heimat ist.Die Stelle, an der für den damals

22-Jährigen der Krieg zu Endeging, passt in unsere datierte Zeit-reise. Werner Nagel war als Ren-dant des Rittergutes Kallen imwestlichen Samland geflüchtetund nach der Flucht über See inDanzig gelandet. Auf dem weite-ren Weg nach Westen wurde er impommerschen Schlawe von denRussen gefangen genommen. Daer seit einem Eislaufsturz in seinerJugend eine Hüftversteifung hatte,war er nicht zum Militär eingezo-gen worden, sondern hatte bis zurFlucht auf dem Gut gearbeitet. Beider Gefangennahme wurde demBehinderten alles genommen,selbst seine orthopädischen Schu-he musste er hergeben, und sowurden die folgenden Fußmär-

sche für ihn zur Qual. In der er-sten Zeit war es noch ein kleinerüberschaubarer Haufen von Ge-fangenen, aber schnell wuchs erbis zu einer Stärke von 800 Mannan. Bald gab es neben ihm auchandere kaum noch Gehfähige.„Wenn wir nicht mehr konnten

und uns hinsetzten, wurden wirmit wüstem Geschimpfe wiederhochgescheucht. Bald gab es aufdiesen Endlosmärschen in Rich-tung Osten aufgrund der seeli-schen und körperlichen Strapazensowie der Ernährungsproblemedie ersten Toten. Die wurden dannam Morgen von den Posten ein-fach zur Seite gelegt, und wir mus-sten weitermarschieren. Wir land-eten in Soldau, wo anscheinenddie Transporte für die russischenLager zusammengestellt wurden,denn wir wurden noch einmal ,ge-sichtet‘ und alle nicht mehr ar-beitsfähigen Gefangenen aussor-tiert, zu denen auch ich gehörte.Wir wurden aber nicht freigelas-sen sondern mit der Bahn nachGraudenz transportiert.“ Dortwurden die Männer in dem ehe-maligen Zuchthaus untergebracht,wobei Werner Glück hatte, dennsein Quartier war die Orgelempo-

re der zu dem Gefängniskomplexgehörenden Kirche. Am schlimm-sten war die Ungewissheit in einerzeitlos gewordenen Zeit! Mit neu-en Gefangenen, deren körperlicheVerfassung immer schlechter wur-de, kamen die verschiedenstenFlüsterparolen in das Lager, die zuder irreführenden Hoffnung auf„Befreiung“ führten. Und dannkam alles ganz anders, wie WernerNagel berichtet:„An einem dieser Apriltage –

oder war es bereits Mai? – ver-kündeten uns die Bewacher miteinem Mal in einer sehr freudigenStimmung ,Hitler kaputt‘ – also tot– was uns unglaublich erschien.Es war wenige Tage vor der Ent-lassung, die dann kurz vor demtatsächlichen Kriegsende stattge-funden hat. Vorher hat man die fürRussland unbrauchbar Aussortier-ten, die sich in Graudenz befan-den, noch einmal gesiebt. An-scheinend fehlte es noch für dieRusslandtransporte an Menschen,denn man sortierte noch einigeaus unserer Gruppe heraus, wäh-rend die Übrigen kurz darauf ent-lassen wurden, zu denen ich auchgehörte. Die ,Entlassung‘ ging er-staunlich einfach und ohne große

Probleme vor sich. Mit den weni-gen Habseligkeiten, die wir nochbei uns besaßen, wurden wir inden Hof geführt, wo man uns die,Freilassung‘ verkündete. Irgend-welche Papiere gab es nicht, wirwurden als Namenlose entlassen.,Der Krieg ist aus, jeder geht nachHause‘, wurde uns verkündet.“Ja, aber wo war dieses Zuhause

für Werner Nagel? Er hätte vonGraudenz aus nach Westen gehenkönnen, aber der 20-Jährige ent-schloss sich, zusammen mit dreianderen Männern, mit denen ersich in der Gefangenschaft zu ei-ner Vierergruppe zusammenge-funden hatte, nach Pr. Holland zugehen, der Heimatstadt eines sei-ner Mitgefährten. Dieser wusste,dass die dortige Klinik auch unterrussischer Leitung arbeitete undda alle Vier behandlungsbedürftigwaren, erschien ihnen dies diebessere Lösung. „Dass das damalsein großer Fehler war, ostwärts ge-gangen zu sein und nicht in Rich-tung Westen über die Weichsel,stellte ich bald daraufhin fest – dawar es aber bereits für mich zuspät!“Der Fußmarsch von Graudenz

nach Pr. Holland verlangte noch

einmal alles von den vier Wander-müden ab. Nach der Entlassungwaren sie bereits von der polni-schen Miliz erwartet worden, un-ter deren Bewachung sie Trümmerbeseitigen mussten – ohne Pauseund Verpflegung. Als sie endlichweiterziehen konnten, waren sieauch eines Teils ihrer Kleidung be-raubt worden – die schließlich ihrEin und Alles war. Als Elendsge-stalten kamen sie in Pr. Hollandan, wo sie von den Verwandtendes hier Beheimateten liebevollaufgenommen wurden „Die größ-te Wohltat ergab sich am Abend,wir durften nach langer, langerZeit endlich wieder in richtigenBetten schlafen. Leider waren wirsehr verlaust und das Bettzeug amanderen Tag ebenfalls.“ Damit be-ginnt das Kapitel Pr. Holland inder Biografie des Samländers Wer-ner Nagel, der erst am 4. Septem-ber 1947 von den Polen „ausge-wiesen“ wurde. Eine besondereTragik überschattet die ersehnteFahrt in die Freiheit: An diesemTag verstarb sein Vater Karl Nagelim holsteinischen Todenbüttel, woder Sohn dann ein paar Tage spä-ter Mutter und Geschwister in dieArme schließen konnte. R.G.

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Ein Automobil im Belagerungszustand: Wo wurde diese Aufnahme gemacht? Bild: privat

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

Wer weiß etwas? Wer kennt die-sen lieben Menschen? Wer kannweiter helfen?Das schwere Schicksal der

Vertriebenen hat bei den Betrof-fenen und ihren Nachkommenunendlich viele Fragen aufge-worfen. Ruth Geede sucht in ih-rer Rubrik „Die ostpreußischeFamilie“ nach den Antworten.Die Schriftstellerin und Journali-stin wurde 1916 in Königsberggeboren. Seit 1979 ist sie die„Mutter“ der Ostpreußischen Fa-milie. Ihre Kenntnis und ihre Le-benserfahrung halfen bereitsvielen hundert Suchenden undWissbegierigen weiter. Es geht

um das Auffinden verschollenerFamilienmitglieder und Freunde,um Ahnenforschung oder wich-tige Fragen zur ostpreußischenHeimat.Liegt Ihnen auch eine Frage

auf der Seele? Schreiben Sieuns: Redaktion Preußische All-gemeine Zeitung, Buchtstraße 4,22087 Hamburg, redaktion@preussi sche-allgemeine.de

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Page 15: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

GLÜCKWÜNSCHE Nr. 17 – 25. April 2015 15

2015

22. bis 25. Mai: Ostpreußisches Musikwochenende, Bad Pyrmont.7. bis 14. Juni: Werkwoche in Ostpreußen, Allenstein.20. Juni: Sommerfest der Deutschen Vereine im ostpreußischenSensburg.

27. bis 28. Juni: III. Sommerolympiade der ostpreußischen Jugendin Sensburg.

25. bis 27. September: Geschichtsseminar, Bad Pyrmont.10. bis 11. Oktober: 10. Kommunalpolitischer Kongress in Allen-stein (geschlossener Teilnehmerkreis).

12. bis 18. Oktober: 61. Werkwoche, Bad Pyrmont.2. bis 6. November: Kulturhistorisches Seminar für Frauen in BadPyrmont.

6. November: Arbeitstagung der Landesgruppenvorsitzenden, Bad Pyrmont.

7. bis 8. November: Ostpreußische Landesvertretung, Bad Pyrmont (geschlossener Teilnehmerkreis).

2016

11. bis 13. März: Arbeitstagung der Kreisvertreter.9. bis 10. April: Arbeitstagung der Deutschen Vereine im ostpreußischen Sensburg.

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 414008-26 oder [email protected].

TERMINE DER LO

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

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Seinen Geburtstagfeiert am 25. April 2015

Heinz Lettauaus Stollendorf bei Arys

jetzt Veilchenweg 6,89275 Elchingen, Tel. 0 73 08 – 37 95

n 94.

Anzeige

ZUM 100. GEBURTSTAG

Surraj, Bruno, aus Neudims,Kreis Rössel, am 24. April

ZUM 99. GEBURTSTAG

Geruschkat, Grete, geb. Wid-drat, aus Tilsit, später Moh-rungen, jetzt Mainz, am 28.April

Schöttke, Hedwig, geb. Hoff-mann, aus Zimmerbude, KreisSamland, am 27. April

ZUM 98. GEBURTSTAG

Kallweit, Heinz, aus Heinrichs-walde, Kreis Elchniederung,am 29. April

ZUM 97. GEBURTSTAG

Skopnik, Dr. Klaus-Dietrich, ausLyck, Memeler Weg 11, am 26. April

ZUM 96. GEBURTSTAG

Rogoszat, Walter, aus Eydtkau,Kreis Ebenrode, am 26. April

ZUM 95. GEBURTSTAG

Pellny, Elfriede, aus Teichwalde,Kreis Treuburg, am 27. April

Ritter, Siegfried, aus Königs-berg, am 25. April

Schneider, Ingeborg, geb. Soer-gel, aus Lyck, am 27. April

ZUM 94. GEBURTSTAG

Dobler, Gisela, geb. Schön, ausPillau, Kreis Samland, am 30. April

Kaiser, Erich, aus Ebenfelde,Kreis Lyck, am 30. April

Kukulies, Willi, aus Tawe, KreisElchniederung, am 29. April

Lettau, Heinz, aus Stollendorfbei Arys, Kreis Johannisburg,am 25. April

Nellius, Willy, aus Stadtfelde,Kreis Ebenrode, am 29. April

Raschkowski, Elisabeth, geb. Pe-trikowski, aus Liebenberg,Kreis Ortelsburg, am 25. April

Rohde, Carla, geb. Schween, ausWehlau, am 26. April

ZUM 93. GEBURTSTAG

Dziomba, Heinrich, aus Neiden-burg, am 29. April

Enskat, Hedwig, geb. Enskat,

aus Holländerei, Kreis Weh-lau, am 28. April

Martzian, Edith, geb. Urban, ausNeumalken, Kreis Lyck, am 27. April

Schmidtke, Ernst, aus Treuburg,am 27. April

Schröder, Irmgard, geb. Schnei-der, aus Hüttenfelde, KreisTilsit-Ragnit, am 27. April

Sonntag, Günter, aus Lyck, am 1. Mai

Walther, Ursula, geb. Elfert, ausAdlig Linkuhnen, Kreis Elch-niederung, am 1. Mai

Zachau, Marianne, geb. Ver-brüggen, aus Wehlau, am 27. April

Zahlmann, Johanna, geb. Mett,aus Stadtfelde, Kreis Ebenro-de, am 30. April

ZUM 92. GEBURTSTAG

Andresen, Ingeborg, geb. Linck,aus Wehlau, am 26. April

Biallowons, Erika, geb. Tanski,aus Lindendort, Kreis Ortels-burg, am 26. April

Eisenhardt, Gerda, geb. Räder,aus Kattenau, Kreis Ebenrode,am 25. April

Fritz, Erna, geb. Krafzig, aus Bo-bern, Kreis Lyck, am 26. April

Gadge, Erna, geb. Kopiczenski,aus Lyck, v. Mackensen-Str. 2,am 25. April

Heer, Gertrud, geb. Raschpich-ler, aus Kreuzingen, KreisElchniederung, am 27. April

Kelch, Gerda, geb. Wollgramm,aus Lisken, Kreis Lyck, am 25. April

Montro, Hildegard, geb. Slem-bek, aus Magdalenz, KreisNeidenburg, am 26. April

Onusseit, Ruth, aus Ebenrode,am 26. April

Schnoor, Edeltraut, geb. Massat,aus Birkenmühle, Kreis Eben-rode, am 25. April

Schönrock, Ida, aus Baringen,Kreis Ebenrode, am 25. April

Verch, Horst, aus Neidenburg,am 29. April

Weiß, Anna, geb. Kuczewski,aus Rummau-West, Kreis Or-telsburg, am 26. April

Wenk, Renate, aus Garbseiden,Kreis Samland, am 28. April

ZUM 91. GEBURTSTAG

Bald, Irmgard, geb. Bartzik, ausKielen, Kreis Lyck, am 25. April

Becker, Franz, aus Sarkau, KreisSamland, am 28. April

Bodo-Skopnik, Barbara, geb.Skopnik, aus Lyck, Königin-Luisen-Platz 14, am 28. April

Buchholz, Werner, aus Bor-schimmen, Kreis Lyck, am 27. April

Dietrich, Waltraut, geb. Bendig,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 1. Mai

Eybe, Egon, aus Uderhöhe,Kreis Wehlau, am 27. April

Gregersen, Margaretha, geb.Schöttke, aus Zimmerbude,Kreis Samland, am 29. April

Gruhn, Auguste, aus Lyck, am28. April

Juedtz, Edelgard, geb. Neßlin-ger, aus Insterburg, späterMohrungen, am 28. April

Lendzian, Ingeborg, aus Lyck,am 1. Mai

Meggersee, Gertrud, geb. Mül-ler, aus Rauschen, Kreis Sam-land, am 26. April

Nicklaus, Ursula, geb. Smolins-ki, aus Ebenrode, am 25. April

Pradler, Erwin, aus Pregelswal-de, Kreis Wehlau, am 30. April

Rohde, Waltraud, geb. Staba-ginski, aus Lindendorf, KreisWehlau, am 28. April

Sondermann, Else, geb. Lusga,aus Reuß, Kreis Treuburg, am27. April

ZUM 90. GEBURTSTAG

Birkholz, Lilli, geb. Krieger, ausGroß Allendorf, Kreis Wehlau,am 1. Mai

Böhm, Georg, aus Grünweide,Kreis Ebenrode, am 25. April

Bork, Waltraud, geb. Pudellek,aus Albrechtsfelde, KreisTreuburg, am 27. April

Diestel, Inge, geb. Wittke, ausWehlau, am 28. April

Eggers, Erna, geb. Domnick, ausAlexwangen, Kreis Samland,am 28. April

Ehlken, Christel, geb. Rader, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, am28. April

Geyer, Alfred, aus Kölmersdorf,Kreis Lyck, am 1. Mai

Herrmann, Albert, aus Satti-cken, Kreis Treuburg, am 25. April

Koslowski, Ernst, aus Reuß,Kreis Treuburg, am 26. April

Martin, Ruth, geb. Rudau, ausAngertal, Kreis Angerburg, am29. April

Mauer, Egon, aus Kischken,Kreis Ebenrode, am 29. April

Pogoda, Hans-Jürgen, aus Lyck,am 28. April

Raschke, Herbert, aus Lötzen,am 29. April

Schnobel, Irmgard, geb. Dennig,aus Kalgendorf, Kreis Lyck,am 28. April

Trier, Erika Emmy, geb. Mall-witz, aus Heinrichswalde,Kreis Elchniederung, am 25. April

Wiezorrek, Erwin, aus Jesken,Kreis Treuburg, am 29. April

Wüsthoff, Erna, geb. Lepenies,aus Germingen, Kreis Ebenro-de, am 30. April

ZUM 85. GEBURTSTAG

Abicht, Ursula, geb. Manglitz,aus Pröschen, Kreis Tilsit-Ragnit, am 30. April

Adomeit, Gerhard, aus Ackeln,Kreis Elchniederung, am 27. April

Bergström, Heide, geb. Spitzen-pfeil, aus Neidenburg, am 30. April

Breuksch, Erwin, aus Köthen,

Kreis Wehlau, am 28. AprilBrodowski, Siegfried, aus Gie-sen, Kreis Lyck, am 29. April

Broziewski, Paul, aus Gollen,Kreis Lyck, am 1. Mai

Czepanski, Ruth, geb. Radzim-anowski, aus Schwalgendorf,Kreis Mohrungen, am 29. April

Dettmann, Waltraud, geb.Schwirrat, aus Tapiau, KreisWehlau, am 30. April

Eisold, Hannelore, geb. Te-schner, aus Ostseebad Cranz,Kreis Samland, am 25. April

Fröhlich, Waltraut, geb. Kromat,aus Baringen, Kreis Ebenrode,am 27. April

Gang, Manfred, aus Lyck, Hin-denburgstraße 40, am 29. April

Gerlach, Vera, geb. Bajorat, ausMühlmeistern, Kreis Elchnie-derung, am 26. April

Godzieba, Helmut, aus Klaus-sen, Kreis Lyck, am 1. Mai

Gruber, Heinz, aus Königshuld,Kreis Tilsit-Ragnit, am 30. April

Hansen, Ursula, geb. Balzereit,aus Selsen, Kreis Elchniede-rung, am 30. April

Jacob, Irmgard, geb. Kwiedor,aus Nußberg, Kreis Lyck, am26. April

Jahnert, Heinz, aus Gutenborn,Kreis Lyck, am 26. April

Kaminski, Rudolf, aus Winsken,Kreis Neidenburg, am 26. April

Kannenberg, Anni, geb. Mall-witz, aus Eckwalde, KreisElchniederung, am 28. April

Keller, Inge, geb. Dommasch,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 25. April

Kischel, Ernst, aus Luckau,Kreis Ortelsburg, am 29. April

Kobus, Fritz, aus Gellenkreis,Kreis Ortelsburg, am 28. April

Krawelitzki, Hans, aus Gutten,Kreis Treuburg, am 25. April

Krebs, Anna, geb. Dombrowski,aus Mulden, Kreis Lyck, am 1. Mai

Lasch, Werner, aus Neuendorf,Kreis Treuburg, am 27. April

Lendzian, Bruno, aus Sonnau,Kreis Lyck, am 28. April

Märtens, Annemarie, geb.Worm, aus Kreuzingen, KreisElchniederung, am 25. April

Mielke, David, aus Tewellen,Kreis Elchniederung, am 28. April

Mühre, Ruth, geb. Palluk, ausMulden, Kreis Lyck, am 26. April

Müller, Elfriede, geb. Lattko, ausGrabnick, Kreis Lyck, am 1. Mai

Paczkowski, Hildegard, aus Ei-chenau, Kreis Neidenburg, am25. April

Peterson, Lothar, aus Grünhayn,Kreis Wehlau, am 28. April

Pointinger, Xaver, aus Schönra-de, Kreis Wehlau, am 1. Mai

Pukrop, August, aus Omulef-ofen, Kreis Neidenburg, am28. April

Radmacher, Kurt, aus Moterau,Kreis Wehlau, am 29. April

Rothweiler, Irmgard, geb. Ku-nick, aus Prostken, Kreis Lyck,am 28. April

Salewski, Herbert, aus Kiöwen,Kreis Treuburg, am 27. April

Scharff, Christel, aus Busch-kau/Danzig, am 26. April

Schuster, Helga, geb. Kopp, ausHenrichswalde, Kreis Elchnie-derung, am 28. April

Stotzek, Ernst, aus Kölmersdorf,Kreis Lyck, am 26. April

Tenschert, Frieda, geb. Gortat,

aus Dietrichsdorf, Kreis Nei-denburg, am 1. Mai

Wilczek, Edith, geb. Kullack, ausGrabnick, Kreis Lyck, am 30. April

Wienstroer, Edith, geb. Lasar-zewski, aus Vierbrücken,Kreis Lyck, am 27. April

ZUM 80. GEBURTSTAG

Berger, Max, aus Neusiedel,Kreis Tilsit-Ragnit, am 1. Mai

Bergner, Waltraut, geb. Mae-ding, aus Rautenburg, KreisElchniederung, am 29. April

Brinckmann, Herta, geb. Lun-kowski, aus Pregelswalde,Kreis Wehlau, am 30. April

Denzer, Armin, aus Dreimühlen,Kreis Lyck, am 28. April

Domgowski, Käthe, aus Gilgen-burg, Kreis Osterode, am 25. April

Ebert, Elly, geb. Streuer, ausHortlauken, Kreis Samland,am 1. Mai

Gallien, Hildegard, geb. Volk-mann, aus Fritschienen, KreisWehlau, am 30. April

Gerber, Helga, geb. Zitzwitz, ausRauschen, Kreis Samland, am25. April

Heise, Horst, aus Pobethen,Kreis Samland, am 26. April

Jeromin, Walter, aus Ortelsburg,am 28. April

Kamien, Elfriede, geb. Birnba-cher, aus Talfriede, KreisEbenrode, am 29. April

Kuberka, Ulrich, aus Königswal-de, Kreis Lyck, am 28. April

Lubinetzky, Reinhold, aus Pas-senheim, Kreis Ortelsburg, am29. April

Mauer, Gerhard, aus Ebenrode,am 29. April

Mey, Dietrich, aus Partsch, KreisRastenburg, am 29. April

Meyer, Waltraud, geb. Prell, ausSeenwalde, Kreis Ortelsburg,am 28. April

Petersen, Irma, geb. Beilke, ausPillau, Kreis Samland, am 1. Mai

Petry, Gisela, geb. Schulz, ausTawe, Kreis Elchniederung,am 30. April

Pihale, Gerda, geb. Buyny, ausKönigsruh, Kreis Treuburg, am27. April

Redmer, Bruno, aus Wehlau, am27. April

Ruchatz, Ulrich, aus Saiden,Kreis Treuburg, am 1. Mai

Runge, Gertrud, geb. Beermann,aus Lyck, am 30. April

Sagromski, Heimz, aus Mal-schöwen, Kreis Ortelsburg, am26. April

Schimkat, Gerhard, aus Kucker-

neese, Kreis Elchniederung,am 29. April

Schütt, Gertraud, geb. Ko-schletzki, aus Narwickau,Kreis Ebenrode, am 29. April

Wasilewski, Werner, aus Preu-ßenwall, Kreis Ebenrode, am30. April

ZUM 75. GEBURTSTAG

Abel, Alfred, aus Tapiau, KreisWehlau, am 26. April

Babbel, Rudi, aus Gauleden,Kreis Wehlau, am 26. April

Gerber, Siegbert, aus Reimanns-walde, Kreis Treuburg, am 26. April

Hellblau, Max, aus Saiden, KreisTreuburg, am 25. April

Hinz, Helmut, aus Polennen,Kreis Samland, am 1. Mai

Jekutsch, Fred, aus Rhein, KreisLötzen, am 1. Mai

Kassel, Gisela, geb. Hinz, ausParnehnen, Kreis Wehlau, am27. April

Klump, Agnes, geb. Wendt, ausNeufrost, Kreis Elchniede-rung, am 28. April

Koch, Uwe, aus Wehlau, am 30. April

Lorenz, Helga, geb. Spang, ausScharfeneck, Kreis Ebenrode,am 29. April

Müller, Gerda, geb. Danielzik,aus Wilhelmshof, Kreis Or-telsburg, am 27. April

Papin, Helmut, aus Schiewenau,Kreis Wehlau, am 28. April

Rosinski, Christa, geb. Plaga, ausLötzen, am 29. April

Semkimat, Horst, aus Scharfen-eck, Kreis Ebenrode, am 1. Mai

Speulda, Helga, geb. Nitt, ausGauleden, Kreis Wehlau, am26. April

Staudinger, Karl-Heinrich, ausWehlau, am 1. Mai

Streicher, Sigrid, geb. Schwarz,aus Tilsit, am 26. April

Völker, Irene, geb. Janz, ausGroß Friedrichsdorf, KreisElchniederung, am 30. April

Wolter, Renate, geb. Hagel, ausRauschen, Kreis Samland, am25. April

Zurhausen, Erika, geb. Klemens,aus Mühlmeistern, Kreis Elch-niederung, am 1. Mai

SONNABEND, 25. Januar, 16.05Uhr, WDR: GeiheimnisvolleOrte – Geheimnis Regie-rungsbunker. Dokumentation.

SONNABEND, 25. Januar, 20.15Uhr, Phoenix: Die Eisfalle –Die arktische Odyssee der Te-gethoff. Dokumentation.

SONNTAG, 26. April, 19.30 Uhr,ZDF: Terra X: MagischesDeutschland.

SONNTAG, 26. April, 21.45 Uhr,3sat: Die Ängste bleiben le-benslang – Kriegskinder erin-nern sich. Doku, D 2006.

MONTAG, 27. April, 22.25 Uhr,3SAT: Hitlers betrogene Ge-neration – Die Kinder desDritten Reiches.

MONTAG, 27. April, 22.45 Uhr,Das Erste: Todesflug MH17 –

Warum mussten 298 Men-schen sterben? Reportage.

MONTAG, 27. April, 23.30 Uhr,Das Erste: Deutsche Dyna-stien – Die Bismarcks. Fami-lienporträt.

DIENSTAG, 28. April, 22.25Uhr,3SAT: Wolfskinder. Zeit-zeugenbericht einer ostpreu-ßischen Familie. D 1991.

MITTWOCH, 29. April, 2o.15 Uhr,3SAT: Vater blieb im Krieg.Betroffene erzählen aus ih-rem Leben. D 2012.

DONNERSTAG, 30. April, 23 Uhr,RBB: Die Männer der Emden.TV-Drama, D 2014

FREITAG, 1. Mai, 15.15 Uhr, Phoe-nix: Genration Kriegsenkel –Wie erlebten die Großelterndas Dritte Reich? Reportage

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Page 16: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

zen: Gabriele Reiß Telefon (030)7712354.

Bartenstein – Sonn-abend, 9. Mai. 14Uhr, Rathaus Zeh-lendorf Zimmer 21,K i rch s t raße1–3 ,

14163 Berlin: Gemeinsames Tref-fen. Anfragen: Elfriede Fortange,Telefon (030) 4944404.

Frauengruppe –Mittwoch, 13. Mai,13.30 Uhr, Pflege-stützpunkt, Wil-helmstraße 116–117,

10963 Berlin: Muttertag. Anfra-gen: Marianne Becker, Telefon(030) 7712354.

KREISGRUPPEN

Insterburg – DieGruppe trifft sich je-den ersten Mittwochim Monat (außer imJuli) zum Singen und

einem kulturellem Programm um12 Uhr, Hotel Zum Zeppelin,Frohmestraße 123–125. Kontakt:Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69b, 22459 Hamburg. Tele-fon/Fax (040) 587585, E-Mail:[email protected].

Gumbinnen – DasTreffen im Restau-rant Lackermann,Litzowstieg 8, istverlegt worden. Es

findet nicht am 23. Mai statt, son-dern am 6. Juni. Weitere Auskünf-te: Siegfried Grawitter, Telefon(040) 205784.

Darmstadt/Dieburg – Der Mo-natsbericht: Am Sonnabend, 11.April, fand wie immer unserTreffen im Luise-Büchner-Hausin Kranichstein statt. Trotz an-fänglicher Bedenken, konnteman zum Schluss doch noch voneiner gut besuchten Veranstal-tung sprechen. So konnten wirden 1. Vorsitzenden der Kreis-gruppe Kassel, Herrn Landau,und seine Stellvertreterin FrauNitschky, die beide extra mitdem Zug angereist waren, begrü-ßen. Auch Frau Jaenich hatte ih-ren Bruder – Herrn John – über-zeugt, an unserer Veranstaltungteil zu nehmen.

Nach der Begrüßung durch un-seren 1. Vorsitzenden und demGedenken an unser am 24. Märzverstorbenes Mitglied Emmi Klot-zek, gab Frau Keller bekannt, dassbedingt durch ernste Erkrankun-gen von Mitgliedern, die Besu-cherzahl der Veranstaltung starkreduziert ist. Wir gedachten auchdes ehemaligen stellvertretendenVorsitzenden, Erwin Balduhn.Ruth Rescheleit beglückwünschtealle Geburtstagskinder, die in derZeit vom 15. März bis 11. Aprilfeiern konnten, und trug ein hu-moriges Gedicht vor. Herr Tu-rowski gab Einblicke in die Oster-zeit und hier ganz besonders indie Zusammenhänge vom Karfrei-tag und dem Osterfest.

Nach einer kurzen Kaffeepausebegann Peter Struwecker mit demVortrag über seine GeburtsstadtKönigsberg. Durch sein fachkun-diges Wissen über das „Alte Kö-nigsberg und das neue Königs-berg“, so das Thema, war derLichtbildervortrag eine gelungeneDokumentation. So begleiteteHerr Struwecker die gezeigten Bil-der mit umfangreichen Erklärun-gen und Zitaten der großen Kö-

nigsberger Gelehrten. Alle Anwe-senden waren begeistert von demmit großem Engagement gehalte-nen Vortrag und bedankten sichmit langanhaltendem Applaus.

Unser nächstes Treffen findetam 16. Mai unter dem Motto„Fröhlich in den Frühling“ statt. Esist unser letztes Treffen vor derzweimonatigen Sommerpause.Wir möchten nochmals auf dieReise nach Ostpreußen vom 8. Ju-li - 15. Juli 2015 hinweisen. Siewird durch Siegfried Kugies, Tau-nusstraße 40, 65468 Trebur, Tele-fon (06147) 7353 veranstaltet.Unterlagen zur Reise können di-rekt bei ihm angefordert.Wetzlar – Montag, 11. Mai, 19

Uhr, Restaurant, „Grillstuben“,Stoppelberger Hohl 128: Monatli-ches Treffen, Wolfgang Kopiske,Weilrod-Hasselbach, spricht überdie Vertreibung vor 70 Jahren.Außerdem gibt es Gedichte zumMuttertag, gelesen von FriederikePreuß und Karla Weyland. DerEintritt ist frei. Kontakt: KunoKutz, Tel. 06441 770559.

– Bericht – Beim Monatstreffen konnte der

Vorsitzende Kuno Kutz den CDU-Politiker Christian Wagner (Lahn-tal) begrüßen. Der ehemalige Vor-sitzende der CDU-Landtagsfrak-tion gehört der Landsmannschaftan, ist er doch 1943 in Königsberggeboren. Aus Verbundenheit zuseiner Heimat hat er einen seinervier Söhne in Königsberg taufenlassen. Wagner hat in den vergan-genen Jahren viele Reisen nachKönigsberg unternommen und istVorstandsmitglied der Stadtge-meinschaft Königsberg, einemVerein ehemaligen Königsberger.Zudem ist er Vorsitzender desFreundeskreises der KönigsbergerDiakonie in Wetzlar.

Bilder aus Königsberg und an-deren Städten Ostpreußens hatder 83-jährige Rudolf Virnich beieinem Vortrag gezeigt. Der inKöln geborene Virnich war vomNovember 1941 an mit seinerMutter und seinen zwei Brüdernelf Monate lang nach Ostpreußen

HE IMATARBE IT16 Nr. 17 – 25. April 2015

Zur gemeinsamen Arbeitstagung trafen sich vom 13. bis 15. April die Landesfrauenleiterinnen imOstheim in Bad Pyrmont. Uta Lüttich, die Bundesvorsitzende der ostpreußischen Frauenkreise (imFoto ganz rechts), hatte ein Programm organisiert, dass einerseits mit seinen Vorträgen viele An-regungen bot und andererseits genug Raum für den Erfahrungsaustausch ließ Bild: PAZ

AbschiedskonzertHamburg – Sonntag, 3.Mai, 10 Uhr, St. GabrielKirche, Hartzlohplatz 17:Nach 65-jährigem Beste-hen gibt der „Ostpreußen-chore Hamburg“ im Rah-men eines Gottesdienstsein Abschiedskonzert.Der Eintritt ist frei. DieKirche kann mit den HVV-Bussen bis zur HaltestelleHartzloh erreicht werden.Von dort sind es etwa fünfMinuten Gehweg. WeitereInformationen bei IlseSchmidt, Telefon (040)2543935.

Schloss Burg – Sonntag, 5. Juli:Der BJO beteiligt sich am KleinenOstpreußen- und Schlesiertreffenauf Schloss Burg an der Wupper.Beginn der Veranstaltung: 10 Uhr,Kundgebung: 14 Uhr. Weitere In-formationen: www.ostpreussen-nrw.de, Dort links auf den Button„Ostpreußentreffen“ klicken.Königsberger Gebiet – 2. bis 12.

August: Alljährliche BJO-Som-merfahrt. Diesmal wird der Lager-platz im russischen Teil Ostpreu-ßens im Elchwald aufgeschlagen.Der Schwerpunkt liegt auf demGroßen Moosbruch und der Elch-niederung. Die Memel und Tilsitbleiben ebenfalls im Blick. Einganzheitliches Programm trägtdazu bei, sich vor Ort mit Ost-preußen auseinanderzusetzenund Gemeinschaft zu erleben. DieAnmeldefrist endet am 15. Mai.Um einen Platz zu bekommen istzu empfehlen, sich schnell anzu-melden. Der Altersschwerpunktder Fahrt liegt zwischen 16 und35 Jahren. Die Einladung mit al-len Einzelheiten findet sich auf:www.junge-ostpreussen.de.Breslau – 26. September: In der

niederschlesischen Stadt Breslaufindet dieses Jahr das Kulturfesti-val der deutschen Minderheit inder Jahrhunderthalle statt. Diesesgibt es nur alle drei Jahre und istdurchaus etwas Besonderes. DieStadtfahrt dient dazu, sich ge-meinsam einen Eindruck von derVeranstaltung zu verschaffen undbietet Gelegenheit, die schöneStadt zu erkunden und das natür-lich nicht nur am Tage. Die Teil-nehmer treffen sich in Breslau amAbend des 24. Septembers undreisen am 27. September wiederab. Der Altersschwerpunkt derStadtfahrt liegt zwischen 16 und35 Jahren. Die Einladung mit wei-teren Einzelheiten findet sich aufwww.junge-ostpreussen.de.

Landesgruppe – Mittwoch, 29.April, 18 Uhr, Haus der Heimat,Großer Saal, Schloßstraße 92,Stuttgart: „Abschied von Königs-berg vor 70 Jahren – Literarischesund Biographisches von AgnesMiegel“ – Ein Vortrag von Dr. Ma-rianne Kopp, Vorsitzende der Ag-nes-Miegel-Gesellschaft.

Die Teilnehmer erwartet eininteressanter Vortrag, zusammen-getragen aus veröffentlichten undunveröffentlichten Quellen: Am27. Februar 1945 nahm AgnesMiegel Abschied von Königsberg.In Gedichten, Briefen, einer Er-zählung und den Erinnerungeneiner Nachbarin wird ihre Fluchtdokumentiert. Dabei beginnendie vorgestellten Dokumente mitder britischen Bombardierungder Pregelstadt im August 1944und reichen bis zu ihrer Ankunftim dänischen Flüchtlingslager inOksbøl.

Gerade die Mitteilungen an fer-ne Freunde machen die damaligeZeit sozusagen im O-Ton präsentund zeigen nicht nur das Elend inKönigsberg gegen Kriegsende,sondern auch den Willen zur

Normalität angesichts allesSchrecklichen.

Auch Fragen zu anderen The-menbereichen um Agnes Miegelwerden von Marianne Kopp gernbeantwortet. Freunde und Be-kannten sind herzlich eingeladen.Der Eintritt ist frei.

– Nachruf – Die Landsmannschaften Ost-

preußen, Westpreußen und dieMemellandkreise trauern um dieehemalige LandeskulturreferentinHelga Gengnagel, die amDienstag, 7. April, verstorben ist.

Helga Gengnagel wurde am 25.April 1924 in Memel geboren. DieBeerdigung fand am Mittwoch,15. April, auf dem Friedhof inMarbach statt.

Als Nachfolgerin von ProfessorWerner Schienemann aus Tuttlin-gen leitete Helga Gengnagel jahr-zehntelang die Landeskulturar-beit, bis sie aus gesundheitlichenGründen im Jahr 2003 ihr Amtniederlegte. Bis zu diesem Zeit-punkt hat sie die jährlichen Lan-deskulturtagungen organisiertund geleitet. Jedes Jahr hat sie ei-nen Vortrag ausgearbeitet, den sieunter anderem bei den Preußi-schen Tafelrunden in Pforzheimund den landsmannschaftlichenOst- und Westpreußengruppengehalten hat. Ihre besondere Liebegalt der ostpreußischen textilenVolkskunst. Mit Stolz hat sie dasTrachtenkleid des Memellandesgetragen, Kreuzsticharbeiten an-gefertigt, Jostenbänder, Teppiche,Tischläufer und Westenstoffe ge-webt, und unzählige Pullover mitostpreußischen Motiven gestrickt.Ihre letzten Jahre hat sie in einemSeniorenstift in Marbach verlebt,wo sie auch verstorben ist. Frauengruppe – Dienstag, 12.

Mai, 14.30 Uhr, Kleiner Saal, Hausder Heimat: „Muttertag und Pfing-sten“ – ein interessanter Nachmit-tag mit Brauchtum, Liedern, Ge-schichten und Gedichten unterder Leitung von Uta Lüttich. Mit-glieder der Kreisgruppe und Gä-ste sind herzlich eingeladen.Buchen – Freitag, 8. Mai, 15

Uhr, Scheune des Gestüts Wörnerin Bofsheim: „Frühlings-Grüße“verbunden mit Gedanken zumMuttertag. Anmeldung unter Tele-fon (06281) 8137. Göppingen – Jeweils am ersten

Mittwoch im Monat trifft sich um14 Uhr im Lokal Glashaus, Salach,die Kreisfrauengruppe zu ihrenKulturnachmittagen. Ansprech-partner ist Vera Pallas, Telefon(07162) 5870.Schwäbisch-Hall – Mittwoch, 6.

Mai, 14.30 Uhr, Hotel SölchHauffstraße 14: Heimatnachmittagunter dem Motto „Frag mich nachOstpreußen“.

– Bericht –Im 25. Jahr seit der Gründung

der Kreisgruppe Schwäbisch Hallder Landsmannschaft Ost- undWestpreußen sowie Pommern e.V.(LOWP) laufen die Vorbereitun-gen für die Jubiläumsveranstal-tung. Am Sonnabend, 21. Novem-ber, wird das 25 jährige Bestehenfeierlich als Tag der Heimatver-triebenen im Kreis SchwäbischHall unter dem Motto „An derHeimat haltet fest“ begangen. DieVeranstaltung findet im Senioren-stift der Bausparkasse, Im Lin-dach 4 in Schwäbisch Hall statt.Beginn ist 14.30 Uhr. Nach derFeierstunde wird um 18 Uhr dastraditionelle Grützwurstessen ser-viert. Mitglieder und Freundesind herzlich zu dieser heimat-lichen Feier eingeladen.

Regelmäßig trifft sich die Kreis-gruppe am 1. Mittwoch im Monatim Hotel Sölch, Hauffstraße 14 inSchwäbisch Hall. Über all die Jah-re wurde ein heimatliches Pro-gramm erstellt. Im letzten Jahrfand die turnusmäßige Mitglie-derversammlung statt. Seit Jahrenbesteht der bewährte Vorstandaus: Kreisvorsitzende UrsulaGehm, Stellvertreter Stefan Stei-

ner, Kassier Erwin Neumann. Bei-sitzer und Beisitzerinnen: Elfi Do-minik, Hans Dieter Krauseneck,Schwester Luise Kremser, MetaLindemuth, Herta Lung, SiegfriedMauerhoff und Heinz Pyrags.Kassenprüfer: Horst Lindemuthund Helmut Pajewsaki.

Seit Jahren ist Mitgründerin Re-nate Bauer-Grau Ehrenvorsitzen-de des Vereins. Seit der erstenFahrt 1992 nach Ostpreußen hatsich die Kreisgruppe für die Pa-tenschaft zur Deutschen Minder-heit in Hohenstein, Kreis Allen-stein, eingesetzt. Elfo Domink hatauf ihren jährlichen Fahrten nachOstpreußen die Kontakte gepflegt.Ihr ist die Organisation undDurchführung der Reisen nachOstpreußen und Schlesien zu ver-danken. Ebenso führte Elfo Domi-nik das jährliche Grützwurstessenim November durch. Sie hat sichin den 25 Jahren sehr verdient umden Verein gemacht.

Gemeinsam möchten die Mit-glieder der Kreisgruppe mit allenHeimatvertriebenen im KreisSchwäbisch Hall und Freundenihr 25-Jähriges am 21. Novemberfeierlich begehen.

Ursula Gehm, KreisvorsitzendeUlmer/Neu Ulm – Sonntag, 26.

April, 14.30 Uhr, Ulmer Stuben,Adolph-Kolping-Platz 11: Jahres-hauptversammlung. Sonnabend,9. Mai, 14.30 Uhr, Ulmer Stuben,:Monatliches Treffen,

Hof – Sonnabend, 9. Mai, 15Uhr, Altdeutsche Bierstube: Mo-natsversammlung.München – Freitag, 8. Mai 14

Uhr, Haus der Deutschen Ostens,Am Lilienberg 5, 81669 München:Zusammenkunft der Frauengrup-pe – Muttertagsfeier.Nürnberg – Dienstag, 28. April,

15 Uhr, Haus der Heimat, Im-buschstraße 1, Nürnberg-Lang-wasser (gegenüber Endstation U1)Jahreshauptversammlung. DerVorstand bittet um zahlreichenBesuch.

G u m -binnen,J o h a n -nisburg,Lötzen ,

Sensburg –Dienstag, 28. April,13 Uhr, Restaurant„Dalmata“ Albrecht-straße 52, 12167Berlin: Eröffnungs-treffen des Jahres2015. Anfragen fürJohannisburg undSensburg: Andreas

Maziul, Telefon (030) 5429917,für Gumbinnen: Joseph Lirche,Telefon (030) 4032681, für Löt-

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vorsitzender: Stefan Hein, Gst.: Buchtstr. 4, 22087 Ham-burg, Tel.: (040) 4140080, E-Post:[email protected],www.junge-ostpreu ssen.de.

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Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

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Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon(030) 2547345, E-Mail:[email protected], Internet:www.ostpreussen-berlin.de. Ge-schäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

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Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Haus der Heimat,Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.:(040) 444993, Mobiltelefon(0170) 3102815. 2. Vorsitzender:Manfred Samel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b, 22459 Hamburg, Te-lefon/Fax (040) 587585, E-Mail:[email protected].

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Vorsitzender: Eberhard Traum,Wächtersbacherstraße 33,63636 Brachtal, Telefon (06053)708612.

HESSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

Beim Monatstreffen in Wetzlar: CDU-Politiker Christian Wagnermit dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Wetzlar Kuno Kutz unddem Referenten Rudolf Virnich (v. li.) Bild: Rühl

Page 17: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

evakuiert. Es sei die schönste Zeitseiner Kindheit gewesen, erinnertsich der Referent. Gemeinsam mitseinem Bruder Werner machtesich Virnich nach Perestroika undGlasnost auf zu einer siebentägi-gen Rundreise durch Nordost-preußen. Die Familie hatte wäh-rend der Evakuierung in den Or-ten Schäferberg und Spechtsbo-den im Kreis Goldap gelebt. Aufder Reise mussten die Virnich-Brüder erfahren, dass die beidenOrte im russischen Grenzgebietzur Sperrzone erklärt sind. Vonder ehemaligen Bebauung sollnichts mehr bestehen.

Die erste Station der Rundreisewar Memel, heute Klaipeda in Li-tauen. Hier verweilten die Besu-cher vor dem Theater mit dem Si-mon-Dach-Brunnen, der besserbekannt ist als „Ännchen von Tha-rau“-Brunnen. Simon Dach hattedas Gedicht über die Pfarrerstoch-ter Anna auf Wunsch einesSchweden ins Königsberger Plattübersetzt. Heute bilden die 16Strophen des verliebten Schwe-den ein bekanntes Volkslied.

In Königsberg standen zahlrei-che Baudenkmäler auf dem Pro-gramm. Am früheren Hauptbahn-hof, heute der Südbahnhof, fan-den sie ein Denkmal für den frü-heren Staatspräsidenten der So-wjetunion, Michail IwanowitschKalinin (1923 bis 1946), der 1946Namensgeber für die früheredeutsche Stadt Königsberg wurde.Nicht schlecht staunten die Vir-nich-Brüder beim Besuch derPhilharmonie. Sie ist seit 1980 inder 1907 erbauten Kirche zurHeiligen Familie untergebracht.Nach dem Krieg diente das Got-teshaus zeitweise als Lazarett undspäter als Lagerraum für Dünge-mittel. Heute gehört die dreischif-fige Hallenkirche zu den wichtig-sten Konzertsälen Europas.

Virnich zeigte auch die Bilderdes Hauses der Räte. Das 16-stök-

kige Hochhaus wurde 1994 er-richtet und steht seitdem in derNähe des ehemaligen Königs-schlosses unfertig da. Die sowjeti-schen Erbauer hatten nicht mitdem weichen Untergrund desBauplatzes gerechnet. Weil bereitsder Rohbau begann, einige Meterabzusacken, wurde ein Baustoppverhängt. Im Jahr 2005 wurde inKönigsberg das Jubiläum zurStadtgründung vor 750 Jahrendurch König Ottokar II. von Böh-men gefeiert. Um die Bauruinenicht gar zu trostlos aussehen zulassen, hat die russische Stadtbe-hörde hunderte von Fenster indas Gebäude einsetzen lassen. Bei der dreistündigen Stadtrund-fahrt machte die Reisegesellschaftauch Halt am Puppentheater. Esist in der 1901 errichteten und imKrieg zerstörten, später wiederaufgebauten Königin-Luise-Ge-dächtniskirche untergebracht.Den Königsberger Dom fandendie Virnich-Brüder im Wiederauf-bau vor. Nach dem Krieg wurdedie Ruine des Domes nicht ange-tastet, birgt sie doch das Grab desPhilosophen Immanuel Kant(1724 bis 1804).

Weitere Ausflugsfahrten derVirnichs führten nach Cranz, demheutigen Selenogradsk sowie aufdie Kurischen Nehrung. Auch dieberühmte Vogelwarte in Rossitten,bereits 1901 von der Kaiser-Wil-helm-Gesellschaft gegründet, wareinen Besuch wert. Zu den Mit-bringseln von Rudolf Virnich ge-hört ein kleines Stück Bernstein,den er in Rauschen am Strandfand. Die Brüder sahen auch denehemaligen einzigen Tagebau fürBernstein in Palmnicken und dasBernsteinmuseum im Dohna-Turm in Königsberg.

Gumbinnen an der Pissa miteinem Abstecher zum einstigenberühmten Gestüt Trakehnen so-wie Gerdauen, Friedland, Tapiauund Wehlau waren weitere Sta-tionen der Reise. Den Besucherndes Vortrages sagten die Ortsna-men etwas und bei den Bildernschauten sie erfreut auf, weil sie

Flecken ihrer alten Heimat er-kannten.

Insterburg, Georgenburg, Tilsitund Nidden schließlich beende-ten die sechstägige Reise, die beiVirnich nachhaltige Eindrückehinterlassen hat. Die Besucherdankten ihm seine Einblicke indie Vergangenheit und Gegenwartmit reichlich Applaus.

Anklam – Sonnabend, 25.April, 10 bis 17 Uhr, Mehrzweck-halle „Volkshaus“ Anklam, Bau-straße 48–49 (Stadtzentrum, Nä-he Markt): Jährliches landeswei-tes Heimattreffen der Westpreu-ßen und Danziger in Mecklen-burg-Vorpommern.

Thema ist das Kriegsende vor70 Jahren und die Versenkung derFlüchtlingsschiffe „Gustloff“,„Steuben“ und „Goya“, die vonGotenhafen ausliefen. Genau vor70 Jahren – am 25. April 1945 –fiel der Fluchthafen Pillau in dieHände der Roten Armee.

Zum Wiedersehen in Anklamsind auch alle Ostpreußen undam Thema Interessierte von nahund fern mit Angehörigen sehrherzlich eingeladen. Das Festpro-gramm gestalten die Blaskapelle„Hoher Stein“ und HeimatsängerBernstein.

Die Heimatkreise sind wie im-mer ausgeschildert. Für das leibli-che Wohl mit Mittagessen, Kaffeeund Kuchen, Bärenfang sowie ko-stenlose Parkplätze ist wie immergesorgt. Erwartet werden bis 200Besucher. Vier Tage später fährtein Bus von Mecklenburg-Vor-pommern nach Danzig, zur Halb-insel Hela und die Kaschubei.Dort gibt es ein Wiedersehen mitdem polnischen Kinder- und Ju-gend-Folkloreensemble „Kaschu-

bische Noten“, die schon oft zuGast bei den Heimattreffen in An-klam waren.

Buxtehude – Sonntag. 26. April,13 Uhr (Busabfahrt Stade): Thea-terfahrt zur Dittchenbühne nachElmshorn. Besuch der Tragikomö-die „Ich liebe euch doch alle“ um„die gescheiterten PolitikgrößenErich Mielke und Erich Honek-ker“. Weitere Einsteigemöglich-keiten zum Mitfahren sind unteranderen in Horneburg, Buxtehu-de und Neu Wulmsdorf. Nähere

Informationen: Telefon (04161)3406.Göttingen – Vom 17. bis 24. Juli

bietet die Gruppe Göttingen wie-der eine achttägige Fahrt nachMasuren an. Sie umfasst siebenÜbernachtungen (inklusive je-weils einer Zwischenübernach-tung auf der Hin- und Rückreise)mit Halbpension in Hotels derMittelklasse. Dazu je eine Rund-fahrt in Masuren und im Ermlandsowie einen Besuch des Treffensder deutschen Minderheit in Bi-schofsburg.

Nähere Informationen undschriftliche Anmeldungen biszum 15. März an: Werner Erd-mann, Holtenser Landstraße 75,37079 Göttingen.Helmstedt – Donnerstag, 14.

Mai, 15 Uhr, Zwickauer Straße 12:Himmelfahrt, Treffen im Gartenbei Frau Anders. Holzminden – Im Mai wird die

Vorsitzende Renate Bohn sich mitdem Leben und Wirken einzelnerostpreußischer Schriftsteller be-fassen. Ebenfalls im Mai ist jenach Witterung und Blüte kurzfri-stig ein Tag zur Orchideenwande-rung eingeplant. Es werden schonjetzt Anmeldungen für die Tages-fahrt am 26. Juni zum Küchenmu-seum in Hannover entgegenge-nommen. Osnabrück – Donnerstag, 30.

April, 15 Uhr, Gaststätte Bürger-bräu, Blumenhaller Weg 43: Lite-raturkreis. – Dienstag, 5. Mai,16.30 Uhr, Hotel „Ibis“, Blumen-haller Weg 152: Kegeln. – Freitag,15. Mai, 15 Uhr, Gaststätte Bürger-bräu: Treffen der Frauengruppe. Rinteln – Donnerstag, 7. Mai, 15

Uhr, Hotel Stadt Kassel, Kloster-straße 42, 31737 Rinteln: Bei die-sem Monatstreffen wird Dr. Hans-Walter Butschke aus Lemgo überdie „Tier- und Pflanzenwelt in denSeen Ostpreußens und Westpreu-ßens“ referieren. Neben den Mit-gliedern der Gruppe sind Ange-hörige und Freunde sowie interes-sierte Gäste aus Nah und Fernebenfalls herzlich willkommen.Auskünfte und Informationen zur

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Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen.Du wolltest noch so gerne bei uns sein.Schwer ist es, diesen Schmerz zu tragen.denn ohne dich wird vieles anders sein.

Werner Grubert* 10. 4. 1924 † 10. 4. 2015

Groß Wingen/Ostpr. Nienburg/Weser

In stiller TrauerFrank und Waraporn GrubertWolfgang und Gudrun TeichmannRüdiger und Hanne Teichmannmit MaurusBastian und Sina Teichmannmit BennetElse Grubert und Familie

31582 Nienburg, Virchowstraße 18

Die Trauerfeier fand am Freitag, dem 17. April 2015, um 10. 00 Uhr in der Friedhofskapelle MindenerLandstraße statt, anschließend erfolgte die Beisetzung.

– Bestattungshaus Magercurth-Klinger Telefon: 05021 / 21 81 –

Ein erfülltes Leben ist friedlich zu Ende gegangen.

Unser Vater, Stiefvater und Großvater ist nun einsmit seiner über alles geliebten Natur.

Oberstleutnant a. D.

Hubertus Macketanz* 3. 11. 1925 † 20. 3. 2015

Königsberg/Pr. Ascheberg/Holstein

Alexander Macketanz mit FamilieChristian Macketanz mit FamilieHubertus Fischer mit Familie

Nehmten, im April 2015

Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen fand dieUrnenbeisetzung im engsten Familienkreis statt.

Traueradresse: A. Macketanz, Josef-Höss-Straße 2, 89257 Illertissen

Und die Meere rauschen den Choral der Zeit,Elche steh’n und lauschen in die Ewigkeit.

Annemarie Didt* 5. Juni 1923 † 5. April 2015 in Insterburg in Celle

In stillem GedenkenChristine Dühr, geb. WeberDorothea Wasielewski, geb. Weber Margarete Steffens, geb. Weber

Die Trauerfeier und Beisetzung fand am 16. April 2015 inCelle statt.

...und immer sind da Spuren Deines Lebens:Gedanken und Augenblicke.Sie werden uns an Dich erinnernund uns glücklich und traurig machen.

Nach einem erfüllten Leben, fern ihrer geliebten Heimat Ostpreußen,müssen wir Abschied nehmen von

Brunhilde Reimersgeb. Nötzel

* 15. Mai 1926 † 7. April 2015Saalfeld/Ostpreußen Bremen

In Liebe und DankbarkeitRainer Reimers mit FamilieErika Viertel, geb. Nötzel mit Familieund alle Verwandten

Rainer Reimers, Bockhorster Dorfstraße 73, 28876 Oyten

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung, findet am30. April 2015 um 11.15 Uhr in Bremen auf dem Osterholzer Friedhofstatt.

Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir im Sinne derVerstorbenen um eine Spende zugunsten des Volkbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge e.V., Spendenkonto: Commerzbank Kassel,IBAN DE 23 5204 0021 0322 2999 00, BIC COBADEFFXXX Kennwort:Brunhilde Reimers.

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Bonn – Die Reise nach Ostpreu-ßen vom 22. Juni bis 1. Juli wirdvon der Kreisgruppe Bonn organi-siert. Es sind noch einige Plätzefrei. Interessenten melden sichbei Manfred Ruhnau, Telefon(02241) 311395.Düsseldorf – Jeden Mittwoch,

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Vorsitzender: Manfred F. Schukat,Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam,Telefon (03971) 245688.

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Page 18: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

Gemäß Paragraf 8 der Satzungvom 22. September 2012 lädt derVorstand der KreisgemeinschaftEbenrode (Stallupönen) die Ver-einsmitglieder zur ordentlichenMitgliederversammlung ein. Siefindet am 30. Mai im Rathaus derPatenstadt Kassel, Obere Kö-nigsstr. 8, Magistratssaal um 14Uhr statt. Die Tagesordnung: Begrüßung/Protokoll, Rechen-

schaftsbericht des Kreisvertretersund der Vorstände, Bericht derKassenprüfer und Antrag auf Ent-lastung des Vorstandes, Neuwahldes Vorstandes, Verschiedenes.Wir bitten um zahlreiches Er-

scheinen.Dr. Gerhard Kuebart, Helmut

Perrey, Elsbeth König, Gert D.Brandstäter

25./26. April, Bergen: Kirch-spieltreffen Birkenmühle/Mehl-kehmen im Hotel Michaelishof,

Hauptstraße 5. Anmeldung undInformationen bei Kirchspielver-treterin Margarete Malchow.

Die Pillauer HeimatgemeinschaftSeestadt Pillau lädt ein zum Hans-Parlow-Vortrag. Ort und Zeit: Ek-kernförde am 25. April, 17 Uhr, imStadthallenrestaurant „Luzifer“, AmExer 1. Über „Das Wolfskinderpro-jekt“ referiert Christopher Spatz,Historiker der Universität Berlin.Gezeigt wird der Film „Wolfskin-der“. Er steht exemplarisch für dieErlebnisse all der Kinder, die in denJahren 1945–48 alleine in Ostpreu-ßen überlebten. Unser Mitglied Le-na Neumann war Zeitzeugin. IhreErlebnisse sind für eine wissen-schaftliche Aufarbeitung und einBuchprojekt ausgewählt worden.Im Anschluss besteht die Möglich-keit eines Gedankenaustauschesunter Leitung von ChristopherSpatz. Der Eintritt ist kostenlos. Gabriele E. Schildknecht-Linden-berg

chendorff-Saal, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH), Bis-marckstraße 90: Filmvorführung„Das siebte Kreuz“ nach dem Ro-man von Anna Seghers. –Dienstag, 5. Mai, 19 Uhr, Konfe-renzraum: „Böhmische Dörfer“ –Film und Gespräch mit Jana Cisarund Peter Zach. – Mittwoch, 6.Mai, 15 Uhr, Raum 311, GHH: Ost-deutsche Stickerei mit Helga Leh-mann und Christel Knackstädt. –Freitag 8. Mai, 18. Uhr, RestaurantLauren’s, Bismarckstraße 62:Stammtisch. – Sonnabend, 9. Mai,7.30 bis 19.30 Uhr: „Kalter Kriegin der Eifel“ – Tagesexkursionzum Bunker der LandesregierungNRW nach Urft. – Montag, 11.Mai, 19 Uhr, Konferenzraum,GHH: „Der Erste Weltkrieg in denTeilungsgebieten Polens“ – Vor-trag von Dr. Wolfgang Kessler.Ennepetal – Sonnabend, 9. Mai,

15 Uhr, Haus Ennepetal. Gasstra-ße: 60 Jahre LO.Gütersloh – Donnerstag, 30.

April, Haus Henkenjohann, Eiser-straße 16, 33415 Verl: Tanz in denMai. Karten gibt es nur an derAbendkarte. Eintritt: Zehn Euro,für Mitglieder sieben Euro. Weite-re Infos unter Telefon (05241)29211 oder www.jagalla.info.Neuss – Sonntag, 26. April, 15

Uhr, Marienhaus, Kapitelstraße36, Frühlingsfest mit Tanz undVorträgen.Siegen – Die Frauengruppe der

Ost- und Westpreußen trifft sich

an jedem 3. Dienstag im Monatum 14 Uhr ab sofort im barriere-freien Café Patmos in Siegen-Geis-weid in der Sohlbacher Straße.Wesel – Zum Frühlingsfest

konnte Paul Sobotta, der 1. Vorsit-zende der Kreisgruppe, eine be-achtliche Schar in der Heimatstu-be willkommen heißen. In seinemVortrag spannte er einen großenBogen vom Frühling hier amNiederrhein bis in die HeimatOstpreußen. Die drei Frühlingsel-fen Irma Laukmichel, WaltraudKoslowski und Gertrud Zuchsorgten mit ihren Frühlingsge-schichten und Gedichten für eineschöne Atmosphäre. Das Vor-standmitglied Manfred Rohdewurde mit dem Silbernen Ehren-zeichen der Landsmannschaftausgezeichnet. Der Höhepunktdes Festes war das traditionelleGrützwurst/Krakauer-Essen mitKumst (Sauerkraut) und Brotbei-lagen. Alles ließen es sich gutschmecken. Ein jeder ging zufrie-den nach Hause.

Chemnitz/Zwickau – Die Hei-matgruppe der Insterburger inSachsen kann sich in der kom-menden Zeit nicht mehr in den

altbewährten Räumen treffen. DasGebäude in der Hölderlinstraßewird totalrenoviert. Die Treffen fin-den daher in diesem Jahr in Zwik-kau im Brauhaus hinter dem Domstatt. Termine sind der 5. Juni, 11.September und 12 Dezember. DieTreffen beginnen um 14 Uhr, dasWeihnachts-treffen um 12 Uhr.Limbach-Oberfrohna – Sonn-

abend, 16. Mai, 14 Uhr, Eschen-museum, Sachsenstraße 3: Hei-matnachmittag zum Thema „Dieschwere und leidvolle Geschichteder Wolfskinder“. Erna Felber be-richtet von ihren eigenen Erfah-rungen als Wolfskind. Der Nach-mittag wird umrahmt mit heimat-lichen Gedichten und Liedern.Alle Landsleute und Gäste sindherzlich eingeladen

Dessau – Montag, 11. Mai, 14Uhr, Krötenhof: Muttertag.Magdeburg – Freitag, 8. Mai, 16

Uhr, Sportgaststätte TuS Fort-schritt, Zielitzer Straße: Treffendes Singekreises. – Dienstag, 19.Mai, 13 Uhr, Immermannstraße:Treffen der Stickerchen.

Bad Oldesloe – Nach Begrüßungder nachösterlichen Runde imApril las Ulrich Klemens den Bei-trag aus dem Heimatbrief des Krei-ses Elchniederung „Die Memelnie-derung – Entstehung, Entwicklungund Geschichte“ von Dr. HelmutNickstadt. Dabei ging es um dieWasserstraßen im Kreis Elchniede-rung, um den Gilgefluß, der ver-tieft und eingedeicht wurde, umden Kanal zur Verbindung derDeime mit dem Nemonienstromund den Friedrichsgraben. DieTeilnehmer konnten anhand derKreiskarte die Ausführungen ver-folgen. Dieses Wasserstraßensy-stem war einmalig in Ostpreußen,Katharina Makarowski hatte ei-

nige ostpreußische Anekdotenmitgebracht. Eine lebhafte Aus-sprache schloss sich zu allen Tex-ten an. Und es wurde auch wiedervon eigenen Erlebnissen berich-tet. Georg Baltrusch teilte mit,dass er wieder einen Jahresaus-flug im Mai vorbereitet habe. Ge-nesungswünsche wurden Bilde-gard Neppessen übermittelt.

Gisela BrauerBad Schwartau – Sonntag, 26.

April, 12 Uhr, ZOB: Abfahrt zumTheaternachmittag in Elmshorn:Die bekannte Regisseurin undSchauspielerin Maria von Bis-

marck inszeniert wieder einmal ander Dittchenbühne. Diesmal dasStück „Ich liebe Euch doch alle…“– eine Tragikomödie zum 25. Jah-restag des Falls der Berliner Mauerund des Endes des SED-Regimesvon Raimar Neufeldt. Es zeigtunterschiedliche Facetten der No-vembertage von 1989: Das Politbü-ro, die Protestkundgebung aufdem Alexanderplatz, die Ausein-andersetzungen innerhalb einerFamilie, die Situation an der Gren-ze, Gespräche zweier Wessis überGeschäfte im Osten und der Ab-schied von Wandlitz. Im Mittel-punkt stehen die gescheiterten Po-litgrößen Erich Mielke und ErichHonecker. Der Theaternachmittagkostet 40 Euro inklusive Eintritt,Mittagessen (Schmandschinken)und Fahrt. Anmeldung bitte bei Gi-sela Rowedder, Telefon (04504)3435 oder Regina Gronau, Telefon(0451) 26706. Gäste sind wie im-mer herzlich willkommen! Burg auf Fehmarn – Dienstag,

12. Mai, 15 Uhr, Haus am Stadt-park: Wernfried Lange aus Eutinzeigt einen Dia-Vortrag über Ma-suren und Danzig. Gäste sindherzlich willkommen. Danachgeht die Landsmannschaft in dieSommerpause und trifft sich am8. September wieder zu ihremmonatlichen Nachmittag. Flensburg – Freitag, 8. Mai,

12.30 Uhr, Exe Markthalle (1.Treffpunkt), 12.40 Uhr ZOB (2.Treffpunkt): Arno von Spreckel-sen führt durch die blühendenRapsfelderPinneberg – Sonnabend 9. Mai:

Busausfahrt.

Landesgruppe – Sonnabend, 9. Mai, 10.30 Uhr, Altvaterturmbei Lehesten im Thüringer Wald:Weihe einer Gedenktafel für Wo-lfskinder. Alle ost- und westpreu-ßischen Landsleute, Heimatfreun-de sowie interessierte Bürger sindrecht herzlich eingeladen. Schmalkalden – Donnerstag, 7.

Mai, 14 Uhr, Klub der Volkssoli-darität: Heimatnachmittag.

HE IMATARBE IT18 Nr. 17 – 25. April 2015

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Am 14. März platzte diefestlich geschmückteMehrzweckhalle „Volks-

haus“ aus allen Nähten. Rund 600Ostpreußen aus der näheren undweiteren Umgebung waren zumtraditionellen Frühlingstreffennach Anklam gekommen.Nicht nur das Wiedersehen an

den nach ostpreußischen Heimat-kreisen geordneten Tischen standdiesmal obenan. Besonders wur-de an das Ende des Zweiten Welt-krieges vor 70 Jahren erinnert,welches für die Ostpreußen mitFlucht und Vertreibung aus derHeimat verbunden bleibt. Dazuwar ein Flüchtlingshandwagenmit Koffern und Bettzeug nachge-stellt. An der Bühne wiesen Ret-tungsreifen mit den Namen derFlüchtlingsschiffe „Gustloff“,„Steuben“ und „Goya“ und denDaten ihrer Versenkung auf diesegrößten Schiffskatastrophen derGeschichte hin. Der Posaunen-chor Bansin umrahmte das Ge-denken mit wunderbar intonier-ten Chorälen. Als ausgesprochener Besucher-

magnet erwies sich Uwe Holmeraus Serrahn, der im Frühjahr1990 Erich und Margot Honeckerin sein Pfarrhaus aufgenommenhatte. Die Besucher hingen deminzwischen 86-jährigen Pastor ei-ne Stunde lang an den Lippen –man hätte eine Stecknadel fallenhören können. Die Verbindung zuden Ostpreußen geht auf denLandesvorsitzenden ManfredSchukat zurück: Pfarrer Holmerhatte 1968 das Ehepaar Schukateinst getraut und 1997 EmmySchukat beerdigt. Sein großesThema – die Versöhnung Gottesmit den Menschen und der Men-schen untereinander – ist die zen-trale Botschaft der Bibel. Damit traf er auch das Anliegen

der Ostpreußen, die Brücken indie Heimat zu den heute dort le-benden russischen, polnischenund litauischen Bewohnern schla-gen. Augenfälliger Beleg dafürwar der Auftritt des Kant-ChoresGumbinnen, der mit voller Beset-zung eigens zu diesem Anlasswieder nach Anklam gekommenwar und seinen Zuhörern musika-

lische Grüße aus der Heimat mit-gebracht hatte. Mit russischenund deutschen Chorälen, Volks-und Heimatliedern gewann dasprofessionelle Ensemble unterseiner Leiterin Tatjana Matweje-wa wieder die Herzen der ver-sammelten Ostpreußen. Erstmalswar die Leiterin des russischenKulturhauses Gumbinnen [Guss-jew], Natalja Moskwitschewa,nach Anklam mitgekommen. Mitihrer Einrichtung verbindet dieLandesgruppe der Ostpreußen inMecklenburg-Vorpommern seit2013 ein offizieller Partner-schaftsvertrag. Kurz vor der Mittagspause tän-

zelte dann noch ein begeistertempfangener Überraschungsgastin den Saal: Unter den Klängendes Trakehner-Marsches wurdedie Original-Trakehnerstute Lisavom Privatgestüt Jamel beiSchwerin vor die Bühne geführt.Reitbursche Otto aus Trakehnenalias Rainer Janenz glänzte mitseinen Zuchtkenntnissen und gabauch noch einen ostpreußischenTrinkspruch zum Besten. Das war der Auftakt für die

obligatorische Saalrunde mitselbstgemachten Meschkinnes –

dem berühmten ostpreußischenBärenfang. Am Nachmittag kam es zwi-

schen den Auftritten des Kant-Chores zu einer Uraufführung:Das „OMO“ – ein spontan ge-gründetes „OstpreußischesMundharmonika-Orchester“ –feierte seine Premiere. Nach ei-nem zuvor gestarteten Aufruf undkurzer Einübung trugen zwölfmusikalisch versierte Landsleutebekannte Frühlings- und Volkslie-der vor. Sie ernteten dafür nichtnur stürmischen Applaus, son-dern kamen auch um eine Zugabe

nicht herum. Ist doch die Mund-harmonika das Volksinstrumentschlechthin. Mit dem gemeinsam gesunge-

nen Ostpreußenlied und gegen-seitig gereichten Händen ging einTag zu Ende, der wieder vieleMenschen zusammenführte. Gro-ßer Dank gebührt den 30 ehren-amtlichen Mitarbeitern und Hel-fern, die mit der festlichen Früh-lings-Dekoration, dem Einlass,der Essenausgabe, dem Bücher-tisch und dem Getränkeverkauffür einen reibungslosen Ablaufsorgten. Friedhelm Schülke

Vorsitzender: AlexanderSchulz, Willy-Reinl-Straße 2,09116 Chemnitz, E-Mail: ale-x a nd e r. s ch u l z - a g e n t u [email protected], Telefon (0371) 301616.

SACHSEN

Vors.: Michael Gründling, GroßeBauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 554758, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vors.: Edeltraut Dietel, August-Bebel-Straße 8 b, 07980 Berga ander Elster, Tel. (036623) 25265.

THÜRINGEN

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Für die Heimatseiten istFrank Horns zuständig.Texte und Fotos bitte an:Preußische Allgemeine

Zeitung z. H. Frank HornsBuchtstraße 4 22087

Hamburg. Oder per E-Mail: [email protected]

Vierbeiner als ÜberraschungsgastEin großer Erfolg war das Frühjahrstreffen der Ostpreußen in Anklam

Reiste eigens für das Ereignis in voller Stärke an: Der Kant-Chor Gumbinnen Bilder (2): Schülke

Rund 600 Ostpreußen füllten das Anklamer Volkshaus

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 19

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Dr. Gerhard Kuebart, Schiefe Breite 12a,632657 Lemgo, Telefon (05261) 881 39, E-Mail: [email protected].

EBENRODE(STALLUPÖNEN)

Versammlung der Mitglieder

Kirchspieltreffen

Kreisvertreter: Klaus A. Lunau,Bahnhofstraße 14, 30853 Lan-genhagen, Stellvertreterin: Ma-rion Gehlhaar, Telefon (040)476070. Geschäftsstelle: Fahlts-kamp 30, 25421 Pinneberg, täg-lich erreichbar unter Telefon(04101) 22037, Postfach 17 32,25407 Pinneberg, E-Mail: [email protected]. Besichtigung nachWunsch.

FISCHHAUSEN

Hans-Parlow-Vortrag

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Page 19: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

HEIMATARBE IT Nr. 17 – 25. April 2015 19

27. April bis 1. Mai, Bad Pyr-mont: Stadttreffen Gerdauen imOstheim.

Der Vorstand der Kreisgemein-schaft Heiligenbeil trauert umsein langjähriges Mitglied. PeterBöck verstarb in den frühen Mor-genstunden des 25. März im Altervon 71 Jahren nach kurzer, schwe-

rer Krankheit.Wir verlierendurch seinenTod einen gu-ten Freundund ein treuesMitglied. Erwird immer inunseren Her-zen weiterle-ben.Wie kommt

ein Bayer ausSalzbergen zudem Amt alsKa s s e nwa r tbei den Heili-g enbe i l e rn?Ganz einfach,er liebte dieGese l l i gke i tund hatteFreude amVereinsleben.Besonders vermissen werden wirseine ganz besondere Art, mitMenschen umzugehen, stets ei-nen lustigen Spruch auf Lager zuhaben und in schwierigen Situa-tionen die Ruhe zu bewahren. Wir werden Peter Böck als ei-

nen verlässlichen und liebens-werten Freund in guter Erinne-rung behalten. Der Tod kann unsvon dem Menschen trennen, derzu uns gehörte, aber er kann unsnicht das nehmen, was uns mitihm verbindet. Elke Ruhnke, Kreisvertreterin,

stellvertretend für den Vorstandder Kreisgemeinschaft Heiligen-beil

Am Wochenende vom 20. bis22. März fand das mittlerweile 27.Sondertreffen des Kirchspiels Zin-ten-Land statt. Die Kirchspielver-treterin Irmgard Lenz hatte trotzgesundheitlicher Probleme wie-der die Organisation übernom-men, und 25 Landsleute bezie-hungsweise deren Anhang warenin den verschneiten Harz gereist.Überschattet wurde das Treffen

von dem Umstand, dass der seitJahren nicht zuletzt wegen seinernetten Spielideen und lustigenWortbeiträge beliebte GerhardWeise verstorben ist. Seine Frau

Maria und ihre Schwester Ulla ausPritzwalk wären gerne gekom-men, konnten aber in diesem Jahrdie Runde leider nicht komplettie-ren. Wir schicken auf diesem Wegnoch einmal liebe Grüße.Am Freitag war der Abend dann

geprägt von den vielen Dingen,die sich im Laufe eines Jahres an-sammeln und die unbedingt zu er-zählen sind. Viele Geschichten,Erlebnisse und auch Scherze gin-gen am Tisch hin und her. DerWirt kam kaum damit nach, allenWünschen gerecht zu werden undließ es sich nicht nehmen, selbsteine Runde geistiger Getränke aufdas Wohl seiner lustigen Gästeauszugeben. Das Gefühl, gern ge-sehene Gäste im Quellenhof zusein, wird von Jahr zu Jahr stärker.Am Samstag fanden wir kein ge-

meinsames Ziel für einen Ausflug,der Abend vorher und einige un-aufschiebbare Erledigungen lie-ßen uns für ein paar wenige Stun-den getrennte Aktionen ausfüh-ren. So ging es für die einen insDorf, um Passfotos für die anste-hende Ostpreußenreise zu ma-chen, andere erkundeten im Rah-men einer kleinen Wanderung dieUmgebung. Bad Harzburg war dasZiel für den Erwerb einheim-ischer Spezialitäten, in Clausthal-Zellerfeld freute sich die Glashüt-te über Besuch, Goslar wurde auf-gesucht, und so trafen wir unsmittags dann zu einem Teller Erb-

sensuppe wieder in unseremQuartier.Nachmittags gab es dann neben

den köstlichen Torten, die bis aufdas letzte Stück verzehrt wurden,eine kleine Fotoschau von derRundreise durch Ostpreußen imletzten Jahr, als Gudrun und BerndSchmidt eine kleine Gruppe durchMasuren, das Memelgebiet undüber die Kurische Nehrung führ-ten. Die Fotoschau gelang mit klei-neren Startschwierigkeiten. BeimOstpreußenlied und bei AgnesMiegel wurden Erinnerungenwach. Anschließend entführte unsdie „MS Hamburg“ nach Grönlandund über die Faröer nach Islandund Shetland-Inseln. Unterhalt-sam und faszinierend schön warenauch diese Bilder.Abends fanden wir uns dann zu

Königsberger Klopsen und kleinenVorträgen und Gedichten zusam-men. So wissen wir nun, dass esfür jedes Wehwehchen einen „Spe-zialisten“ gibt, selbst in Ägypten ...Wir freuen uns auf das nächste

Frühjahr, wenn es hoffentlich wie-der heißt: „Wer kommt alles nachAltenau?“ Petra Wegner

Noch sind Plätze frei und derAnmeldschluss wurde bis zum15. Mai verlängert. Drei Tage Kö-nigsberg, sechs Tage Insterburgvom 27. Juni bis zum 8. Juli kön-nen Kurzentschlossene erleben.

Organisiert wird die Tour vonder Heimatgruppe Darmstadt.Ein Veranstaltungsteam, das sichin der Vergangenheit schon sehrsehr viel Erfahrung erworbenhat: Seit 1992 führte es zusam-men mit der Firma Greif-Reiseninsgesamt 26 Flug- und Busrei-sen nach Ostpreußen durch. Werjetzt noch bucht, kann sich aufdiese Reiseprogramm freuen: Von Darmstadt geht es über

die BAB 5/7 nach Kassel undBraunschweig, über die BAB 2nach Magdeburg und Berlin undzu den vereinbarten Zustiegs-möglichkeiten an den Autobahn-Raststätten. Weiter führt die Rei-se nach Posen, Königsberg undInsterburg. (Übernachtungen:Posen 1 x, Königsberg 3 x, In-sterburg, 6 x, Posen 1 x). Die Unterbringung unterwegs

und am Zielort erfolgt in gutenbis sehr guten Hotels im Doppel-zimmer mit Bad oderDusche/WC. Für die Busreisesteht ein komfortabler Fernreise-bus mit gastronomischer Betreu-ung zur Verfügung. Auf der Reisesind interessante Ausflüge unteranderem nach Palmnicken, Rau-schen und auf den russischenTeil der Kurischen Nehrung, so-wie nach Gumbinnen, RominterHeide und Trakehnen vorgese-hen. Diese Kosten sind im Reise-preis enthalten. Programmände-rungen, die sich aufgrund der je-

weiligen Situation vor Ort erge-ben können, sind nicht auszu-schließen.Der Reisepreis ist gestaffelt

und richtet sich nach der Anzahlder Reiseteilnehmer. Der Grund-preis beträgt 1151 Euro bei 25 bis29 Reiseteilnehmern (ohne Visa-Kosten, Gebühren und so wei-ter). Die Mindestreiseteilnehmerliegt bei 25 Personen. Reisepassund Visum sind erforderlich. DerReisepass muss noch mindestenssechs Monate über das Reiseen-de hinaus gültig sein. Wir weisen darauf hin, dass

bei Reisen nach Russland eineAuslands-Reisekrankenversiche-rung, die Osteuropa einschließt,abgeschlossen werden muss. DieVisa-Beantragung erfolgt für alledurch den Reiseveranstalter. Beiihm ist auch der Abschluss dervorgenannten Krankenversiche-rung möglich. Weitere Auskünfteund Informationen erhalten Siebei der Heimatgruppe Darm-stadt, Reiner Buslaps, Am Berg.4, 35510 Butzbach-Kirch-Göns,Telefon (06033) 66228, E-Mail:[email protected] oder beiJürgen Pantel, Sudetenstraße 6,63329 Egelsbach, Telefon(06103) 42744, Fax 486884.

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 18

Kreisvertreter: Walter Mogk, AmEichengrund 1f, , 39629 Bismark(Altmark), Telefon (0151) 12 30 5377, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.:Doris Biewald, Blümnerstraße 32,04229 Leipzig, Telefon (0341)9600987, E-Mail: geschaeftsstel-le@ kreis-gerdauen.de.

GERDAUEN

Stadttreffen

Kreisvertreterin: Elke Ruhnke, ImBökel 76, 42369 Wuppertal, Tel.:(0202) 46 16 13. E-Mail: [email protected]. Stellvertreter: ChristianPerbandt, Im Stegfeld 1, 31275Lehrte, Tel.: (05132) 57052. E-Mail: perbandt@kreisge -meinschaft-heiligenbeil.de. 2.stellvertretender Kreisvertreter:Bernd Schmidt, Heideweg 24,25578 Dägeling, Telefon (04821) 842 24. E-Mail: [email protected]. 2. Schriftleiterin:Brunhilde Schulz, Zum Rothen-stein 22, 58540 Meinerzhagen,Tel.: (02354) 4408, E-Mail:[email protected]. Internet:www. kreisgemeinschaft-heili-genbeil.de

HEILIGENBEIL

Ein guter Freund, ein treues Mitglied ist von unsgegangen: Peter Böck Bild: xyz

Zum Tode vonPeter Böck

27. Sondertreffen Zinten-Land

Trafen sich auf dem Quellenhof im Harz: 25 Landsleute des Hei-ligenbeiler Kirchspiels Zinten-Land Bild: privat

Vorsitzender Stadt & Land: ReinerBuslaps, Am Berg 4, 35510 Butz-bach-Kirch-Göns, Tel.: (06033)66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: [email protected] InsterburgStadt & Land e. V., Geschäftsstelle,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld,Postfach 111 208, 47813 Krefeld,Tel.: (02151) 48991, Fax (02151)491141, E-Mail: [email protected], Internet: www.insterbur-ger.de, Bürozeiten: Montag – Frei-tag von 8 bis 12 Uhr.

INSTERBURG −STADT UND LAND

Anmeldefrist verlängert

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 20

Page 20: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

HEIMATARBE IT20 Nr. 17 – 25. April 2015

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Name/Vorname:

Straße/Nr.:

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Geburtsdatum:

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Eine Lesereise, veranstaltet vomOstpreußischen Landesmu-

seum, bietet Gelegenheit, vom 1.bis 6. Juni gemeinsam mit ArnoSurminski Orte zu erkunden, diemit dem Schriftsteller und seinenWerken in Verbindung stehen. Jo-kehnen und Polninken findet manzwar nicht auf der Karte, sie habenaber viele Gemeinsamkeiten undÄhnlichkeiten mit Jäglack, demGeburtsort Surminskis. Dort lebteer gemeinsam mit seiner Familie,bis seine Eltern 1945 deportiertwurden. Surminski blieb allein zurück

und wurde 1947 nach mehrerenLageraufenthalten von einer Fami-lie in Schleswig-Holstein aufge-nommen. Seit 1972 arbeitet er frei-beruflich als Wirtschaftsjournalistund Schriftsteller. Zu seinen Best-sellern gehören die beiden Roma-ne „Jokehnen oder Wie lange fährtman von Ostpreußen nachDeutschland“ und „Polninken oderEine deutsche Liebe“. Mit seinenWerken leistet Surminski einenwichtigen Beitrag für die Aufarbei-tung der Geschehnisse in Ostpreu-ßen 1945 und die Verständigungzwischen den damaligen und denheutigen Bewohnern.Der Schriftsteller wird den Teil-

nehmern seinen Geburtsort zeigenund von seiner Kindheit erzählen.Die Reise führt weiter nach Dan-zig, Allenstein, Frauenburg undviele andere Orte, die gemeinsammit dem Schriftsteller besichtigtwerden. In Danzig und Angerburgnehmen die Teilnehmer auch anLesungen Surminkis teil.

Weitere Informationen: AgataKern, Ostpreußisches Landesmu-seum, Ritterstraße 10, 21335 Lü-neburg, Telefon: (04131)7599515, E-Mail: a.kern@ol-lg.

Ostpreußenfahrtmit Surminski

Schriftsteller auf Reisen: Arno Surminski Bild: Hans Joachim Kürtz

Das diesjährige Frühjahrstreffender Mittleren Generation (MG)fand am 28. und 29. März im Ost-heim in Bad Pyrmont mit 31 Teil-nehmern statt. Nach der Begrü-ßung durch die Vorsitzende HeidiMader, hielt Dr. Manuel Ruoff,verantwortlicher Redakteur derPAZ für Geschichte und Preußen,einen Vortrag zum Thema: „Diepolnische Besatzung im Emsland1945–1948 “. Mit sehr detailliertem Fachwis-

sen in seinen Ausführungen fes-selte er die aufmerksamen Zuhö-rer, die zum größten Teil nochnichts von diesem damaligen Zu-stand in den Nachkriegsjahrenwussten. Das Interesse an diesenInformationen wurde in einer leb-haften Diskussionsrunde unter-mauert.Nach der Kaffeepause referierte

Heidi Mader über ihre Aktivitätenfür die Gruppe der MG. Mit ei-nem Appell an jeden einzelnen,sich mehr und intensiver an derGemeinschaft zu beteiligen, hatsie auf die zukunftsweisendeRichtung hingewiesen. Dafür sindauch gewisse Sparmaßnahmennicht zu umgehen, wie der Weg-fall der Übernachtungspauschalevon 50 Euro für alle weiteren Zu-sammenkünfte. Die Fahrtkosten-regelung ist davon nicht betroffen. Der Hagen-Lycker-Brief wird in

Zukunft nur gegen eine Spendeausgehändigt. Desweiteren rief siezur aktiven Mitarbeit bei der Digi-talisierung der Karteikarten.Außerdem werden dringend eh-renamtliche Mitarbeiter für dieArbeit als Ortsvertreter gesucht. Allen Teilnehmern der bevor-

stehenden Lyck-Reise vom 10. bis18. Juni werden noch im April nä-

here Einzelheiten mitgeteilt. DasHerbsttreffen in Weißenburg/El-lingen findet vom 23. bis 25. Ok-tober statt, dafür wurde das Pro-gramm mit der Anmeldung aus-gehändigt. Im Jahr 2016 ist vom 8. bis 10. April wieder ein Semi-nar geplant. Das Thema lautet:„Die christlichen Konfessionenund ihre Gotteshäuser in Lyck“.Da das Ostheim in Bad Pyrmont

dann nicht mehr zur Verfügungsteht, wurde als neuer Tagungsortdas Hotel Rennschuh in Göttingenfestgelegt. Für das Herbsttreffen2016 einigte man sich auf eineFührung im Trakehnergestüt Gor-lo in Melle sowie einem Besuchim Preußenmuseum in Minden.Der Besuch des Hagen-Lycker-Treffens am 29. und 30. Augustwurde allen Teilnehmern ansHerz gelegt.

24. bis 26. April, Bad Pyrmont:6. Ortelsburger Heimatseminar.

25. April, Herne: Heimattreffenvon Altkirchen, Klein Jeruttenund Wildenau. 25. April, Herne: Heimattreffen

von Deutschheide und Wil-helmsthal.25. April, Herne: Heimattreffen

von Rheinswein.25. April, Herne: Heimattreffen

von Farienen und Friedrichshof. 25. April, Herne: Heimattreffen

von Fürstenwalde, Lindenortund Liebenberg 26. April, Herne: Heimattreffen

der Amtsbezirke Groß Schön-damerau, Lehmanen und Schön-damerau.

28. bis 30. April, Willingen: 63.Treffen der Schülergemeinschaftder Oberschule Sensburg im„Waldecker Hof“, Korbacher Stra-ße 24.

Die Broschüre „Tilsit zwischenLenin und Luise“ hat eine großeNachfrage ausgelöst. Sie gibtAufschluss über den Weg, dendie Stadt am Memelstrom seitdem Zusammenbruch des So-wjetreichs bis in die Gegenwartgenommen hat. In einer Rück-schau erfährt der Leser interes-sante Begebenheiten aus mehrals zwei Jahrzehnten, die symp-tomatisch sind für die russischeAufbruchsstimmung, für die Öff-nung gen Europa und für die Be-mühungen, an das preußischeErbe anzuknüpfen. Die Broschü-re hat 74 Seiten und 31 Fotos. Essind noch Restexemplare vor-handen, die gegen Einsendungeiner Spende erhältlich sind.Anforderungen sind an dieStadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09111 Chemnitz zurichten.

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 19

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesen-see, Diesberg 6a, 41372 Nieder-krüchten, Telefon (02163) 898313.Stellvertr. Kreisvertreter: DieterCzudnochowski, Lärchenweg 23,37079 Göttingen, Telefon (0551)61665. Karteiwart: Siegmar Czer-winski, Telefon (02225) 5180,Quittenstraße 2, 53340 Mecken-heim.

LYCK

Mittlere Generation: Frühjahrstreffen

Kreisvertreter: Dieter Chilla, Bus-sardweg 11, 48565 Steinfurt, Tele-fon (02552) 3895, Fax (02552)996905, E-Mail: [email protected]. Ge-schäftsführer: Hans Napierski,Heinrichstraße 52, 45701 Herten,Telefon (0209) 357931, Internet:www.kreis-ortelsburg.de

ORTELSBURG

Heimatseminar

Treffen derAmtsbezirke

Kreisvertreterin: Gudrun Froe-mer, In der Dellen 8a, 51399 Bur-scheid, Telefon (02174) 768799.Alle Post an: GeschäftsstelleKreisgemeinschaft Sensburg e.V.,Stadtverwaltung Remscheid,42849 Remscheid, Telefon(02191) 163718, Fax (02191)163117, E-Mail: [email protected], www.kreisgemeinschaftsensburg.de

SENSBURG

Oberschule Sensburg

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz.Geschäftsführer: ManfredUrbschat, E-Mail: [email protected].

TILSIT–STADT

Alle Seiten »Heimatarbeit«

auch im Internet

Tilsit zwischen Lenin und Luise

Nidden-Experte Jörn Barfod vom Landesmuseum Bild: Eichler

So etwas nennt man reges Besu-cherinteresse: Selbst die Steh-

plätze wurden knapp, als zum Auf-takt der dritten Saison des Lötze-ner Heimatmuseums in Neumün-ster die Sonderausstellung „DieKurische Nehrung mit Maleraugengesehen“ eröffnet wurde. Sie allekamen: Nicht nur die treuenWiederkehr-Besucher aus Neu-münster und Umgebung, sondernauch Kunstinteressierte aus Brek-lum und Kiel, aus Bad Segebergund Hamburg und vielen anderenOrten Norddeutschlands. „Ist denn ‘Kurische Nehrung’ ein

Zauberwort?“, staunte der Repor-ter der Kieler Nachrichten, KarstenLeng, und musste erst einmalnachfragen, ob Nidden nun im rus-sischen oder im litauischen Teilder Nehrung liegt.Mit dem Gedicht „Nidden –

Mein schönstes Dorf im weiten Er-denrund!“ von Fritz Kudnig be-grüßte Ute Eichler vom LötzenerKreisarchiv und der Heimatsamm-lung die Gäste. Sie dankte AgataKern, der Kulturreferentin für Ost-preußen, für die von ihr organi-sierte Malreise auf die KurischeNehrung. Die Reise im Juli 2014war von der in Lüneburg ansässi-gen Künstlerin Gudrun Jakubeitbegleitet worden. Nicht wenige Teilnehmer ihrer

Malgruppe waren jetzt nach Neu-münster gekommen. Konnten siedoch hier die für die Ausstellungausgewählten Ergebnisse dieserMalreise als Bestandteil, als die„moderne“ Hälfte der Bilderschau,sehen, nachdem sie im Ostpreußi-schen Landesmuseum mit Passe-

partouts versehen und gerahmtworden warenDer andere Teil der Bildauswahl

setzt sich aus den Werken „alterMeister“ zusammen, Bilder vonKünstlern, die entweder derKünstlerkolonie Nidden zuzu-rechnen sind oder die zeitweiligauf der Nehrung gemalt haben.Dies mache die Besonderheit derAusstellung aus. Darauf wies JörnBarfod, Kustos am Ostpreußi-schen Landesmuseum, zu Beginnseines Einführungsvortrages hin.Barfod gab einen Überblick überdie Entstehung und EntwicklungNiddens als von Künstlern bevor-zugten Ort. „Ich möchte noch vielmehr darüber wissen.“ äußerte ei-ne junge Frau, die von der Eröff-nung der Ausstellung zufällig im„Holsteinischen Courier“ gelesenhatte. Kann es eine bessere Bestä-tigung über Sinn und Wirkungder Ausstellung geben? Das Fazit: Die Zusammenarbeit

zwischen Kulturreferat Ostpreu-ßen (Agata Kern), dem Ostpreußi-schen Landesmuseum (Dr. Bar-fod) und dem Lötzener Heimat-museum in Neumünster (EhepaarEichler) hat Früchte getragen undwird noch weitere reifen lassen.

Ute Eichler

Die Ausstellung im HeimatmuseumLötzen in der Sudetenlandstraße18 H im schleswig-holsteinischenNeumünster ist bis zum 18. Juli zubesichtigen. Der Eintritt ist frei. EinBesuch ist fast zu jeder Zeit nachkurzer Vorabsprache mit Ute oderDieter Eichler, Telefon (040) 60830 03, möglich.

»Ein Zauberwort«Ausstellung im Heimatmuseum Lötzen

Page 21: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

LEBENSST IL Nr. 17 – 25. April 2015 21

Nach 1906 ist Mailand 2015 fürsechs Monate zum zweiten MalGastgeber einer internationalenWeltausstellung. Das Thema lau-tet: „Feeding the Planet, Energy forLife“ − „Ernähren wir die Welt,Energie für das Leben“. Damitdreht sich auf der 1,1 MillionenQuadratmeter großen Ausstel-lungsfläche nordöstlich der Stadtvom 1. Mai bis 31. Oktober allesum Ernährung und Landwirt-schaft – oder kurz: ums Essen.

Unterernährt oder falsch er -nährt? Derzeit leiden über eineMilliarde Menschen an Hungeroder sind übergewichtig. Mit überneun Milliarden Menschen, vondenen man im Jahr 2050 auf derErde ausgeht,werden sich dieErnährungspro-bleme noch ver-schärfen. DieExpo 2015 ver-sucht den Spagat zwischen kuli-narisch-kultureller Mega-Veran-staltung und wissenschaftlichemAustausch zu den Fragen, wie esmöglich ist, alle Menschen sicher,gesund und ausreichend zuernähren, dabei für eine umwelt-verträgliche, wirtschaftlich undgesellschaftlich nachhaltige Nah-rungskette zu sorgen und dazunoch die Geschmacks- undErnährungskultur zu bewahren.Der Spaß an der kulinarischen

Reise bis in die entlegensten Win-kel der Welt dürfte dem Besucherin Mailand sicher sein, welche

konkreten Antworten auf die glo-bale Ernährungsfrage gegebenwerden, bleibt abzuwarten. Oder,wie es Verkaufsleiter GiovanniSacripante ausdrückt, die Expo2015 sei so konzipiert, „dass sieein großes Abenteuer wird“.Insgesamt nehmen an der Welt-

ausstellung 144 Länder teil. Damitwird sie die größte jemals reali-sierte Ausstellung zum ThemaErnährung sein. Um das umfang-reiche Thema zu strukturieren, istes in fünf Themenbereiche aufge-teilt. Sie begleiten den Besuchernach altrömischem Vorbild ent-lang einer breiten Hauptachse,dem Decumanus.Der Pavillon Zero gibt eine Ein-

führung in die Beziehung zwi-schen Ernährung,Mensch undNatur, der Parkder Biodiversitäteinen Überblicküber die Nutz-

pflanzen rund um den Globus.Der Future Food District widmetsich der Zukunft der Lebens-mittelproduktion und modernenTechnologien. Das Essen in derKunst ist das Leitmotiv der gro-ßen Kunstausstellung Arts & Foodim Rahmen der Triennale Mai-land. Im Kinder-Park lernen jungeBesucher auf spielerische Weisedie Bedeutung der Ressourcen fürunsere Ernährung kennen.Allen Zweifeln zum Trotz: Welt-

ausstellungen waren von Anfangan Erfolgsmodelle. Die ersten dreiAusstellungen 1851 in London,

1855 in Paris und 1862 wieder inLondon konnten die Welt nochunter einem Dach vereinen. Beider Weltausstellung 1867 in Pariswar der Platzbedarf aber schon sogroß, dass man separate Länder-Pavillons errichten musste. EinKonzept, das sich bis heute erhal-

ten hat. Die Expo 2015 übt sich ineiner neuen Mischform. Nichtalle Länder können sich einen derinsgesamt 50 Pavillons leisten.Diese präsentieren sich in thema-tischen Ausstellungshallen (Kaf-fee, Kakao, Reis, Gewürze, Getrei-

de, Wurzelgemüse, Obst und Hül-senfrüchte). Damit werden zumersten Mal überhaupt Ländernicht nach geografischen, son-dern nach landwirtschaftlichenKriterien zusammengefasst.Deutschland ist mit 48 Millio-

nen Euro auf der Expo dabei. Für

Konzeption und Bau des Pavillonssind zirka 31 Millionen Euro ein-geplant, für den Betrieb samt Per-sonalkosten und Kulturprogrammetwa 17 Millionen Euro.„Ziel des Deutschen Pavillons

,Fields of Ideas‘ (Ideenfelder) ist

es, einen Pavillon aus einem Gusszu schaffen, der eine lebendige,fruchtbare Landschaft vollerIdeen und Lösungsansätzen ausDeutschland zur nachhaltigenWelternährung präsentiert. In die-sem Konzept unterstreicht jedesElement, angefangen bei der Aus-

stellung über die Auswahl derMaterialien beim Bau oder beider Personalbekleidung bis hinzum Kulturprogramm ,Fields ofCultures‘, seine Botschaft“, so dasBundesministerium für Wirt-schaft und Energie (BMWi).

Genauer gesagt: Der Pavillonsoll nicht nur in medialer undanaloger Form technische Lösun-gen aus der Landwirtschaft vor-stellen, wie den Präzisionsacker-bau, oder Naturschutz-Methodenund -Systeme, als da wären dieAgroforstwirtschaft oder die Au -wälder. Er soll auch ein offenes,sympathisches und humorvollesDeutschlandbild vermitteln.Dafür ist Deutschland nichts zu

teuer. „Die Expo ist eine der größ-ten Kommunikationsplattformenweltweit, wenn es um persönlicheinternationale Begegnungen geht.Die zentralen Botschaften zeigenDeutschland als innovativen, fort-schrittlichen und für die Weltge-meinschaft nutzbringendenStandort. Und nicht zuletzt geht esauch um den Aspekt des Völker-verständnisses, also einer Vertie-fung des respektvollen Umgangszwischen den Menschen“, so dasBMWi. Schließlich erwarten dieVeranstalter 20 Millionen Besu-cher. Helga Schnehagen

Das Expo-Gelände grenzt an dieMessegelände Rho-Fiera undMalpensa, liegt nah zu den Auto-bahnen und Flughäfen Linate undMalpensa, ist mit Mailands Innen-stadt durch die U-Bahn verbun-den und mit der Umgebung durchHochgeschwindigkeitszüge. VieleVergünstigungen für Mailand undUmgebung bis zu Reisen nachRom, Venedig, Florenz bietet dieMilanoCard. Internet: www.expo2015.org, www.milanocard.it

Der Expo-Tisch ist gedecktMailand ist ab Mai Expo-Stadt 2015 − Ernährung ist das große Thema, an dem sich Deutschland mit 48 Millionen Euro beteiligt

Wie auf einem Vergnügungspark: „Baum des Lebens“ auf dem Mailänder Expo-Gelände Bild: pa

Ritter im RettungswagenSeit 1000 Jahren Dienst an den Mitmenschen − Die Johanniter

Scharfe KlingeSolingen − Nicht nur eine Stadt, sondern zugleich Markenzeichen

Die Johanniter gehören zuden besten Arbeitgeberndes Landes, wie eine vom

Nachrichtenmagazin „Focus“ inAuftrag gegebene Studie ergab.Unter 22 Unternehmen mit mehrals 500 Mitarbeitern im BereichGesundheit und Soziales liegendie Johanniter auf Platz zwei.Befragt wurden die Mitarbeiter zurAusstattung ihres Arbeitsplatzes,zum Betriebsklima, zu Aufstiegs -chancen und Führungsstil.Es muss doch etwas dran sein an

der hohen Auffassung von einemguten Arbeitsklima bei den Johan-nitern, deren Mitarbeiter landes-weit in den verschiedenen Ein-richtungen und Werken des Johan-niterordens im Dienst am Mitmen-schen im Einsatz sind. Dafürspricht auch die hohe Zahl vonehrenamt l i chenHelfern. Mit ihremAushängeschild dermildtätigen christ-lichen Nächstenlie-be stehen sämtlicheWerke und Einrich-tungen, die un terdem Namen Johan-niter firmieren, inder Hospitalitertra-dition des vor über1000 Jahren inJerusalem gegrün-deten Johanniteror-dens. 1810/11 war auch

der Johanniteror-den von der Säkularisation allergeistlichen Güter durch den preu-ßischen Staat betroffen. Der Ordenwar danach ein vermögensloserPersonenverband, bis Fried richWilhelm IV. 1852 den nunmehrrein evangelischen Johanniteror-den als selbstständigen geistlichenRitterorden wiederherstellte (amt-lich „Balley Brandenburg des Rit-terlichen Ordens vom Spital zuJerusalem, genannt Der Johanni-terorden“). Satzungsgemäß wid-met sich der Johanniterorden

– mit Sitz in Potsdam und Verwal-tung in Brandenburg – diakoni-schen Aufgaben und tritt für denchristlichen Glauben ein. Ihm ge -hören weltweit über 4000 Ritter in18 deutschen und fünf ausländi-schen Genossenschaften („Kom -menden“) an. Die karitativenPflichten des Ordens übernehmenteils die Ritter selbst, in weitausgrößerem Umfang aber die Mitar-beiter und Helfer in den Ordens-werken und -einrichtungen. Trägerder sozialen Einrichtungen sinddie Johanniter GmbH StationäreEinrichtungen und die Jo hanniterSeniorenhäuser GmbH.Nicht ganz unkompliziert ist die

Struktur des Johanniterordens mitseinen verschiedenen Werken undGliederungen. Eine solche ist diedem Evangelischen Werk für Dia-

konie und Entwicklung e. V. ange-schlossene Johanniter-Schwe-sternschaft e. V. mit 690 Mitglie-dern, diese sind in sozialen Ein-richtungen unterschiedlicher Trä-ger beschäftigt. Rein auf ehrenamt-licher Tätigkeit beruht die Tätig-keit der Johanniter-Hilfsgemein-schaften. Das Ordenswerk wurde1951 gegründet. Deutschlandweitleisten Damen und Herren in 69Gemeinschaften aus christlicherNächstenliebe auf vielfältige WeiseHilfe für Menschen in Not. In das

Jahr 1952 fällt die Gründung desgrößten und bekanntesten Ordens-werks, der Johanniter-Unfall-Hilfee. V., kurz Die Johanniter. Anlasswar die steigende Zahl von Unfall-toten, als der Straßenverkehr derNachkriegszeit immer mehrzunahm.In den über 60 Jahren seines

Bestehens wurde das Tätigkeits-feld der Johanniter im sozialenund karitativen Bereich immermehr ausgeweitet. Mit mehr als17000 hauptamtlichen und 31000ehrenamtlichen Mitgliedern undAktiven sowie 1,3 Millionen För-dermitgliedern ist das Unterneh-men längst eine der größten Hilfs -organisationen Europas. Nach wievor sind die Mitarbeiter für dieUnfallhilfe zuständig, also für denRettungs- und Sanitätswachdienst

sowie Zivil- undK a t a s t r o p h e n -schutz. Weiterhinbietet das Ordens-werk einen Fahr-dienst für Men-schen mit einge-schränkter Mobi-lität an und leistetKinder- undJugendarbeit. Der Johanniter-

Unfall-Hilfe ist dieJohanni ter-Aus-landshilfe angeglie-dert, deren Umfangin den letzten 20 Jahren stark

zugenommen hat. Beispielsweiseist die Johanniter-Auslandshilfemit ei nem Kooperationspartneram Horn von Afrika tätig, wo langeDürreperioden zu Hungersnötengeführt haben. Wie schnell die Johanniter sein

können, kann man übrigens am 16. Mai in Cottbus bei der „Olym-piade der Retter erleben. Bei die-sem Bundeswettkampf im Spree-auenpark kann man sich auf ritter-liche Kämpfe garantiert ohneSchwerter freuen. D. Jestrzemski

Das Bergische Land. Nachdem Grafen von Berg alsfrüherem Landesherrn be -

nannt, ist es heute eher eine geo-grafische Bezeichnung. Es liegtsüdlich des Ruhrgebiets.Eine sanfte Hügellandschaft mit

viel Land- und Forstwirtschaft –so präsentiert sich die StadtSolingen in unseren heutigenTagen. Wer als Besu-cher mit dem Zug,oder genauer: S-Bahn,in der Stadt ankommt,wird kaum auf denGedanken kommen,dass Solingen das Zen-trum der deutschenSchneidwarenindu-strie ist. Großindustrieist hier nicht vorhan-den, Handel undHandwerk überwiegenim Stadtbild.Dass die Klingenher-

stellung eine großeund lange Traditionnachweisen kann, zeigtschon ein Blick in dieGe schichte. Der ersteur kundliche Nachweis über dieAnfertigung einer Klinge stammtaus dem Jahr 1363. Zwei Gründesind hervorzuheben, wenn es umdie Frage geht, warum sich geradedieses Handwerk dort angesiedelthat. Zum einen konnte auf natür-liche Energiequellen zurückge-griffen werden: In der Region gibtes reichlich Bäche und Flüsse. Mitder Wupper ist auch ein Flussvorhanden, der zum Namensge-ber einer benachbarten Stadtwurde. Köln war damals schoneine bekannte Handelsstadt undliegt unter verkehrstechnischenGesichtspunkten doch sehr nahe. Im Jahre 1401 bildeten die Här-

ter und Schleifer in Solingen ihreZunft. Doch es sollte nicht bei denKlingen bleiben. So wurde 1571die Messermacherzunft gegrün-det, wenig später auch die derScherenmacher. Bis zum Beginn

des 20. Jahrhunderts bestimmtedie Schneidwarenindustrie dieörtliche Solinger Wirtschaft undsorgte für Wohlstand in derRegion. Erst der Erste Weltkriegsetzte dem kontinuierlichen Auf-schwung der Klingenfabrikationein Ende – Absatzschwierigkeitenund Personalmangel führten zumassiven Problemen. Auch die

Industrialisierung und Automati-sierung der Arbeitswelt trug ihrenAnteil zum Strukturwandel in derRegion bei. Schaut man sich dasheutige Stadtbild an, so kann manleicht den Eindruck gewinnen,dass es den Handel und Hand-werk gibt, wie er auch in anderenStädten der Region üblich ist.Die Firma Wilkinson Sword hat

heute ihren deutschen Firmensitzin Solingen. Firmen wie ZwillingJ. A. Henckels, Ed. Wüsthof Drei-zackwerk und „Lutz“ sind weiterebedeutsame Arbeitgeber vor Ort,die eine überregionale Bekannt-heit genießen. Ihre Produkte sindim gut sortierten Einzelhandel er -hältlich und damit auch Käufernaußerhalb der Region ein Begriff.Eine kleine Episode sei hier am

Rande erzählt: „Solingen“ ist alseinziger Städtename der Weltmarkenrechtlich geschützt. Die

„Solingenverordnung“ schütztden Markennamen „Solingen“.Scheren, Messer und Klingen,aber beispielsweise auch Produk-te wie Tortenheber, Korkenzieher,Rasierzubehör und Blankwaffendürfen nur dann die Herkunftsan-gabe „So lingen“ tragen, wenn siein allen wesentlichen Herstel-lungsstufen innerhalb des Solin-

ger Industriegebietsbearbeitet und fertigge-stellt worden sind. ZumSolinger Industriege-biet gehört in demZusammenhang auchdie Stadt Haan.Das Deutsche Klin-

genmuseum im Solin-ger Stadtteil Gräfrath(Klosterhof 4, www.kl ingenmuseum.de)bietet eine gute Mög-lichkeit, sich einenÜberblick über dieunterschiedlichen Ein-satzmöglichkeiten vonKlingen zu verschaffen.Nach eigenen Angabengibt es dort die umfang-

reichste Bestecksammlung derWelt. Aber auch Friseurscheren,Handwerksmesser und Klingen-waffen sind dort zu sehen.Die Gesenkschmiede Hendrichs

(Merscheider Straße 297, www.industriemuseum.lvr.de/de/solin-gen/solingen_1.html) in der über100 Jahre Scheren produziertwurden, so wie die Schleifermu-seen Wipperkotten (Wipperkotten2, www. schleiferei-wipperkot-ten.de) und Balkhauser Kotten(Balkhauser Kotten 2, www.balk-hauser-kotten.de) sind industrie-geschichtliche Mu seen. Die letzte-ren beiden Museen liegen direktan der Wupper und zeigen die tra-ditionelle Herstellung von Mes-sern. Ihr Besuch bedarf einergewissen Vorbereitung. Sie sindnicht das ganze Jahr über geöffnetund verkehrstechnisch ungünstigerschlossen. Andreas Rüdig

„Tatwaffen“: Museales Schneidewerkzeug Bild: Rüdig

Jede Sekunde zählt: Rettungseinsatz Bild: Johanniter/Frank Schemmann

20 Millionen Besucher erwartet

Page 22: 2 3 4 Moral und Heuchelei - Preußische Allgemeine …archiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-17.pdf2 Nr. 17 – 25. April 2015 AKTUELLMELDUNGE N Gulag-Chef nicht rehabilitiert

22 Nr. 17 – 25. April 2015

Fehler stattMaßstäbeEin fragwürdiges Buch

„Maßstä-be“ solld i e s e sBuch laut

Verlag setzen. Es soll 25 Jahre nachder Wende eine Debatte anstoßen.Es gehe um die Fragen: „Was be-deutet die nationale Bürgergesell-schaft für die Demokratie? Wie an-ders ist die junge Nation nach1989? Warum muss europäischeIntegration neu gedacht werden?“All dies möchte der Autor MichaelHüther, geboren 1962, seit 2004Direktor des Kölner Instituts fürdeutsche Wirtschaft, klären undzwar fern der „Dominanz der for-mal-mathematischen Methode inden Wirtschaftswissenschaften“,aus der „die historische Zeit … aus-g e k l a m m e r tbleibt“.

Was bei derLektüre von „Diejunge Nation –D e u t s c h l a n d sneue Rolle in Europa“ allerdingszunächst auffällt: Der Autor ver-wechselt – nicht nur im Titel –laufend „Nation“ und „Staat“. Va-clav Havel beispielsweise hat inseiner Rede vor dem DeutschenBundestag 1997 die „Jugend“ kor-rekt in Worte gefasst, als er be-kannte: „Die Tschechische Repu-blik und Deutschland sind in ihrerheutigen Gestalt relativ junge Staa-ten“. Wenn Hüther dagegen rät, die„junge Nation“ Deutschland soll„den nationalen Weg in Europa su-chen“, ist das sprachlich und poli-tisch schief. Es gibt keine verspäte-ten oder jungen Nationen, sondernnur Nationen, die ihren Staat bil-den oder ohne ihn leben müssen.

Vorsichtig ausgedrückt irritie-rend wirkt denn auch HüthersThese, Deutschland habe erst mitder staatlichen Einheit 1990 zurNation und zum passenden Natio-nalstaat gefunden. Aus der verspä-teten Nation sei eine junge Nationgeworden. Wovon redet der Autor?Deutschland hat 1990 nichts „ge-funden“, weil es zuvor nichts ver-loren hatte. Gewisse Beschränkun-gen des Nationalstaats waren nurtemporär, wie Churchill schon1946 in seiner Züricher Rede sag-te: Das „geistig hochstehendeDeutschland“, mit dem ebenbürti-

gen Frankreich ausgesöhnt, sei dieVorbedingung einer „RenaissanceEuropas“.

Andere Aussagen Hüthers sindeinfach unverständlich: „Als kran-ker Mann Europas haben wir vorzehn Jahren in Europa gestört, alsökonomisches Wunderkind störenwir heute ebenso.“ Kann das je-mand nachvollziehen? Hütherdeutet vie le Phänomene wie Na-tionalstaat, Globalisierung, Frei-heit, Demokratie und Integration,was er dann wenige Seiten späterwiderruft, so dass am Ende krauseBefunde stehen, etwa zur Naturder DDR und zur deutschenWiedervereini gung, die in EuropaZurückweisung oder „großen Ju-bel“ auslöste.

Hüther hat of-fensichtlich wenigAhnung von Ost-europa, dessenNachbar, Partnerund Wegweiser

die Deutschen jahrhundertelangwaren. Sieht so das „tradi -tionslose“ Deutschland aus? Darügt er die Schlichtheit Berlinsgegenüber Paris und London,übersieht aber den Glanz vonMünchen, Dresden, Stuttgart undweiterer Perlen des tribalen Föde-ralismus der deutschen Kulturna-tion. Seine Aussagen zu Buch-druck und Christentum treffen nurhalb, zumal er die Entstehungüberregionaler Sprachnormen undderen Rolle in der deutscher Na-tionalkultur übergeht.

Doch finden sich hier Hütherswenige Sätze, die man unter-schreiben mag: „Europa kann sichvom Christentum als historischerKraft im positiven wie im negati-ven Sinne ebenso wenig lossagenwie vom Erbe der Antike.“ Dassagte Churchill schon 1946 undzwar besser: „Europa ist die Wiegedes christlichen Glaubens und derchristlichen Ethik. Hier liegt derUrsprung fast aller Kulturen, Kün-ste, Lehren und Wissenschaften.“

Wolfgang Oschlies

Michael Hüther: „Die junge Na-tion – Deutschlands neue Rolle inEuropa“, Murmann-Verlag Ham-burg 2014, gebunden, 296 Seiten,19,90 Euro

Ökologisches Denken undVernunft passen nicht im-mer zusammen – was vor

allem dann der Fall ist, wennSchwätzer und Karrieristen Um-weltthemen für sich entdecken.Das merken inzwischen sogar alt-gediente Sympathisanten derÖko-Bewegung wie Dirk Maxei-ner und Michael Miersch. Früherschrieben sie für einschlägigeMagazine wie „Chancen“ und„Natur“. Jetzt ziehen sie mit ihremBuch „Alles grün und gut?“ eine„Bilanz des ökologischen Den-kens“, so der Untertitel.

Ihre Antwort auf die selbstge-stellte Frage lautet deshalb ein-deutig Nein. Mittlerweile habesich ein Ökologismus breitge-macht, dem jedwede Rationalitätabgehe: Umweltschutzprämissenwürden schon seit längerem nichtmehr hinterfragt und wie quasire-ligiöse Glaubenssätze gehand-habt. Damit bestehe nun eineneue Form der Frömmigkeit, wel-che „irgendwo zwischen Dalai La-ma und Waldorf-Schule, Green-peace und Peta“ angesiedelt sei.Dies wiederum resultiere daraus,dass es vielen Leuten hierzulandeeinfach noch viel zu gut gehe: Für

die materiell rundum saturiertenVertreter des „Bionade-Bieder-meier“ stelle ein „Dioxin-Ei“ oft-mals schon die größtmöglicheexistenzielle Bedrohung dar, wel-che sie sich in ihrer Beschränkt-heit vorstellen können.

Zugleich geißeln Maxeiner undMiersch, die jetzt übrigens ge-meinsam mit dem PublizistenHenryk M. Broder die Online-Plattform „Die Achse des Guten“betreiben, den Fanatismus derökologisch bewegten Gutmen-schen, in dessen Gefolge es zu Ge-walt gegen Menschen oder Sa-chen und zur gezielten Verbrei-tung von Lügenkomme.

In diesem Zu-sammenhang ver-weist das Auto-renduo auch ganzdezidiert auf die unrühmliche Rol-le der Nichtregierungsorganisatio-nen (NGO) mit grünem Anstrich,die zu einem gesellschaftlichenProblem ersten Ranges gewordenseien, weil sie immer mehr Machtund Geld in ihren Händen konzen-trieren, ohne einer demokrati-schen Kontrolle zu unterliegen.Als Musterbeispiel hierfür dientGreenpeace, das keine Skrupelhat, die Öffentlichkeit zu manipu-lieren, um seine Pfründe zu si-chern: Obwohl der Walfang seit ei-ner Entscheidung des Internatio-nalen Gerichtshofes praktisch totist und die Bestände der Meeres-säuger kontinuierlich anwachsen,geht diese NGO immer noch mitihrer althergebrachten Rettet-die-Wale-Rhetorik auf Spendenfang.

Des Weiteren befasst sich dasBuch mit dem Lügenkartell der„Klimaexperten“: Diese hätten diean sich notwendige Klimafor-schung in eine „politisierte Wis-senschaft mit aggressiver Rheto-rik und absolutem Wahrheitsan-spruch“ verwandelt, die als Teilder Meinungsindustrie fungiere,deren Ziel nicht zuletzt darin be-stehe, dem Bürger einzureden, ermüsse für den „Klimaschutz“ Op-fer bringen – zuvörderst natürlichfinanzielle.

Dem schließt sich eine Aufstel-lung der wichtigsten Lügen undIrrtümer der grünen „Unter-

gangspropheten“an, die bereitszweifelsfrei alssolche entlarvtwurden, wie bei-spielsweise die

Legenden vom angeblichenWaldsterben, vom Massentoddurch Rinderwahnsinn, und derschrumpfender Ozonschicht.

Der Höhepunkt des Rundum-schlages gegen die deutscheÖkoszene ist allerdings die Bloß-legung der braunen Traditionsli-nien im grünen Denken, wobeidiese laut Maxeiner und Mierschnicht nur daraus herrühren, dassalte Nationalsozialisten wie derEx-SA-Sturmführer Werner Vo-gel, der zugleich noch ein ausge-machter Pädophiler war, oderder antisemitische PropagandistAugust Haußleiter zu den Grün-dungsvätern der Grünen gehör-ten. Vielmehr attestieren die bei-den Renegaten den Vertreternder Ökologiebewegung auch eine

ganz ähnlich totalitäre Geistes-haltung wie den Nationalsoziali-sten: „Viele Lieblingsprojekte derGrünen und ihres Umfeldes rie-chen nach Erziehungsdiktatur.Wenn das Volk nicht erkennenwill, was gut ist, dann muss dasGute eben von oben vorgeschrie-ben werden.“

Zu diesen aufoktroyiertenWohltaten gehörte im DrittenReich übrigens auch die Nutzungder Windenergie: „Reichskrafttür-me“ hießen die Windräder da-mals. Erbaut waren sie von derFirma „Ventimotor“, die von demThüringer NSDAP-Gauleiter FritzSauckel gegründet worden war.Damals wie heute glaubte manfest daran, dass die Nutzung al-ternativer Energien „eine völligeUmwälzung unserer wirtschaft-lichen Verhältnisse herbeiführen“werde.

Eigentlich sollte ein Buch wiedieses als Pflichtlektüre an deut-schen Schulen dienen, denn esbietet Aufklärung im besten Sinneund das perfekte Kontrastpro-gramm zu solch verlogenenMachwerken wie Al Gores Klima-„Dokumentation“ „Eine unbeque-me Wahrheit“, mit denen unsereKinder von ideologisierten Päda-gogen indoktriniert wurden odernoch immer werden.

Wolfgang Kaufmann

Dirk Maxeiner und MichaelMiersch: „Alles grün und gut? Ei-ne Bilanz des ökologischen Den-kens“, Albrecht-Knaus-Verlag,München 2014, gebunden, 384Seiten, 19,99 Euro

L a n g eh a b e nHistori-ker einmonoli-thischesBild der

Propaganda des NS-Staats ge-zeichnet. Der junge Neusser Ge-schichtswissenschaftler MarcelStepanek (30) hat mit seinemBuch „Wahlkampf im Zeichen derDiktatur. Die Inszenierung vonWahlen und Abstimmungen imnationalsozialistischen Deutsch-land“ eine differenzierte Untersu-chung über diese Wahlgänge ohneWahlmöglichkeit vorgelegt.

Nach der Machtergreifung wan-delte sich folgerichtig die Strate-gie der Propaganda nach innenvon der Konfrontation des politi-schen Gegners zur Bejahung des

bestehenden Systems. Im Zen-trum der Aufmerksamkeit stan-den nun die wirkungsvolle Bilan-zierung der eigenen Erfolge unddie versuchte Einbindung jener,die dem neuen Regime nochskeptisch gegenüberstanden. Daszeigte sich bei der Zurückhaltungin der Verwendung von Symbo-len. Das Hakenkreuz, das geradezum Staatssymbol wurde, spielteparadoxerweise im Wahlkampfkeine sichtbare Rolle. Eher ging esdarum, ein Gefühl der Stabilitätund Wohlfahrt zu vermitteln.

Besondere Aufmerksamkeit galtden Katholiken und einer unge-brochen sozialistisch gesinntenArbeiterschaft. Letzteren gegen-über wurde der Marxismus weni-ger als gefährlich denn als inkom-petent vorgeführt. Erstere solltensich von einzelnen Kandidaten

ohne Parteimitgliedschaft vertre-ten fühlen.

In vier großen Wahlen und Ab-stimmungen von 1933 bis 1938war die Reichspropagandaleitungbestrebt, nicht nur den Wider-spruch auszuschalten, sondernvor allem echteZustimmung zuerzeugen und zubewahren.

Stepanek be-schreibt für allevier Ereignisse die Ausgangslageder Abstimmungen und das da-mit verbundene Wahlkampfkon-zept. Enttäuschende Wahlausgän-ge und außenpolitische Ereig-nisse schlugen sich dabei inwechselnden Strategien nieder.So blieben die Auswirkungen ei-ner Personalisierung auf die Figurdes „Führers“ Adolf Hitler hinter

den Erwartungen zurück. Obwohlvon der Einheit der Volksgemein-schaft die Rede ist, steht imMittelpunkt der Wahlkampfstra-tegie die Vermittlung eines per-sönlichen Nutzens des neuen Re-gimes für den Einzelnen.

In drei Exkur-sen untersuchtStepanek die Fi-nanzierung derWahlkämpfe undzieht zum Ver-

gleich die Wahlkämpfe im faschi-stischen Italien heran. Dort wur-den die Wahlen grundsätzlich in-frage gestellt, während die natio-nalsozialistische Diktatur sichähnlich wie später die sozialisti-sche Einheitspartei und ihreBlockpartner in der DDR, alsüberlegene Form der Demokratiedarzustellen mühte. Auch im

gleichgeschalteten Staat wurdenformal die Legislaturperiodeneingehalten. Es hat tatsächlich soetwas wie einen Wahlkampf gege-ben. Gleichzeitig zu den Repres-sionen wurde die Akzeptanz ei-ner Mehrheit des Volks gesucht.Denn je perfekter die Meinungs-diktatur in der Öffentlichkeitdurchgesetzt ist, umso bedroh-licher wird für die Machthaberder innere Abstand der be-herrschten Menge zum behaupte-ten Konsens. Das Gewicht derMassen ist dann so steil über denMachthebeln getürmt, dass esschnell zum bedrohlichen Um-schlag der Verhältnisse kommenkann.

Besonders vor dem Hinter-grund der gegenwärtigen Kriseunserer parlamentarischen De-mokratie ist Stepaneks genaue

Untersuchung sehr lesenswert.Vielleicht besteht nämlich garkein qualitativer Unterschied zwi-schen einem direkten Verbot derNeugründung von Parteien da-mals und einer gewollten system-immanenten Marginalisierungund Egalisierung derselben, wiewir sie derzeit an der AfD erle-ben. In der heutigen geringenWahlbeteiligung drückt sich nichtzuletzt das Gefühl aus, zu einerWahl ohne tatsächliche Auswahl-möglichkeit geladen zu sein.

Sebastian Hennig

Marcel Stepanek: „Wahlkampf imZeichen der Diktatur. Die Insze-nierung von Wahlen und Abstim-mungen im nationalsozialisti-schen Deutschland“, broschiert,303 Seiten, Leipziger Universi-tätsverlag 2014, 39 Euro

Den „klu-gen Um-gang mitder Zeit“versprichtdas Vater-

Sohn-Autoren-Duo Karlheinz undJonas Geißler schon im Untertitelihres Buches „Time is Honey“. Dienötige Kompetenz für Ratschlägeim klugen Management von Mi-nuten, Stunden und Tagen habenbeide: Karlheinz Geißler, der 30Jahre als Professor für Wirt-schafts- und Sozialpädagogik ander Universität der Bundeswehrin München lehrte, ist einer derbekanntesten ZeitforscherDeutschlands. Sein Sohn Jonasarbeitet als Berater zusammen mitdem Vater im Institut für Zeitbe-

ratung timesandmore.com inMünchen.

Ihrer beider Kernthesen: Zeit istnicht die Uhr und Zeit ist nichtGeld. Man müsse sie vielmehr alstreueste Freundin zwischen An-fang und Ende des eigenen Le-bens betrachten. Nicht die aus un-serer bisherigen Sicht immerknappe Zeit ist schuld an unse-rem aufreibenden Leben, sondernwir selber. Das „Immerzu-auf-dem-Sprung-Sein“, das „Nie-ge-nug-Haben“ führe zu Tempo,Stress und Zeitdruck. Die Gesell-schaft huldigt dem Prinzip des„schneller-weiter-mehr“.

Nur wer danach lebt, wird mitGeld, dem besseren Job, dem grö-ßeren Auto und dem feineren Do-mizil belohnt. Das Ganze ist eine

hektische und maßlose Suchenach immer mehr. Beinahe jederjammert heutzutage darüber, kei-ne Zeit zu haben, dass Hektik seinLeben bestimme und der Alltagihm keine Zeit zum Leben mehrlasse.

Was aber, so der Autor, wenndie wirklich wichtigen Dinge desLebens gar nicht mit Geld aufre-chenbar wären? Wenn diese Din-ge gar keinen Preis hätten? Wirmüssten die Zeit wieder aus derUmklammerung durch das Geldbefreien. Zeit kann man eigent-lich nicht managen, nicht spa-ren, nicht verlieren, sondern nurleben.

In fünf Kapiteln werden neueund alte Sichtweisen auf die Zeitdargestellt. So gibt es Blicke aus

der Sicht der Physik und ver-schiedener Kulturen. Manschaut sich gemeinsam mit denAutoren die Zeitmuster im Alltagan und wie vielfältig eigentlichdie Zeit ist. Immer wieder sinddie Abschnitte auch durchzogenvon wunderbaren Tipps, seinemLeben mehr Wohlfühlraum zuermöglichen, damit man nichtirgendwann selber den im Buchzitierten Satz von Ödön von Hor-vath stöhnen muss: „Eigentlichbin ich ganz anders, nur kommich so selten dazu.“

Silvia Friedrich

Karlheinz A. Geissler und JonasGeissler: „Time is honey“, oekomVerlag, München, 2015, gebun-den, 256 Seiten, 17,95 Euro

Lügen und LegendenEine Abrechnung mit der Ökobewegung – absolut lesenswert

Die perfekte MeinungsdiktaturNeue Forschungsergebnisse: Auch nach der Machtübernahme blieben die Nationalsozialisten geschickte Wahlkämpfer

Mehr WohlfühlraumZwei Zeitforscher über den richtigen Umgang mit Minuten, Stunden, Tagen

Auch Greenpeacekennt keine Skrupel

Nation und Staat werden verwechselt

NEUE BÜCHER

Das Ziel: Erzeugenechter Zustimmung

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RAUTENBERG BUCHHANDLUNG Nr. 17 – 25. April 2015 23

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PANORAMA24 Nr. 17 – 25. April 2015

MELDUNGEN MEINUNGEN

Verrottete GeisterWo Meerschweinchen mehr gelten als Menschen, wie man mit Zynismus die Welt versteht,und wie sie gegen Pegida die Geheimwaffe ziehen / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Gewalt gegen Tiere ist etwasganz anders als Gewalt ge-gen Sachen, da sind wir

uns ja wohl einig. Wer eine Tele-fonzelle zerdeppert, handelt zwarauch illegal und muss bestraftwerden. Aber niemals trifft ihnunser gerechter Zorn in dem Ma-ße wie einen Kerl, der grundlosein Hündchen tritt oder seinMeerschweinchen foltert. Den Telefonzellen-Randalierer

finden wir ärgerlich, mehr nicht.Der Tierquäler dagegen kann sichunserer tiefsten Verachtung ge-wiss sein, pfui!Soweit ist unsere Welt wohlge-

ordnet, steht alles an seinemPlatz. Wie aber halten wir es mitGewalt gegen Menschen? Es isterstaunlich, aber ausgerechnetdann, wenn es um die Verurtei-lung von Übergriffen gegen unse-re Artgenossen geht, geraten eini-ge von uns gehörig ins Schlingern.In Frankfurt am Main haben

linke Extremisten versucht, Poli-zeibeamte in Brand zu stecken,sie also bei lebendigem Leibe zuverbrennen. Hätten die das nichtmit Polizisten gemacht, sondern,sagen wir, mit Hühnern – da wä-re was losgewesen: „Abscheu-licher Quälerei-Versuch am Main!Tierschützer fordern harte Stra-fen!“ Die Medien hätten eine La-wine der Empörung durchs Landgejagt.Aber es waren eben bloß Men-

schen, Polizeibeamte. Daherreichte die übliche, müde „Distan-zierung von jeglicher Gewalt“ –von Teilen der politischen Linkengab es nicht mal die so richtig. DieMasse der Staats- und Konzern-medien ging recht schnell überden Vorfall hinweg, Tenor:Schlimm, ja sicher, aber nichtsMarkerschütterndes. Hatten wirdoch schon öfter.Wenig später haben Unbekann-

te in einem mitteldeutschen Dorfeinen Dachstuhl angezündet. Nie-mand wurde verletzt. Reaktion?„Schock“, „Skandal“ und „Fanaldes Hasses“ dröhnte es durchsganze Land, das förmlich zu erbe-ben schien. Wir reden natürlich von Trög -

litz. In dem Haus sollten, das wis-sen Sie ja längst, Asylbewerberuntergebracht werden. Gegen diehat sich die Tat gerichtet, nicht ge-gen den Dachstuhl, daher die Em-pörung, heißt es. Es ist mehr das

Symbolische an der Attacke, dasuns alle so erzürnt. Ach wirklich? Unter den Asyl-

bewerbern wären womöglichauch welche von jenen zwölf Afri-kanern gewesen, die von radika-len Moslems auf dem Mittelmeerermordet wurden, weil sie Chri-sten waren. Deren gewaltsamerTod aus religiösem Hass hatwiederum weit weniger Vibratio-nen in Deutschland ausgelöst alsdie Zerstörung des Dachstuhls.Wie das? Ist ein symbolischer An-griff auf Menschen also viel, vielentsetzlicher als deren brutale Er-mordung?Da soll noch einer mitkommen.

Die Nadel auf dem moralischenKompass derBundesrepublikspringt umherwie ein tollwüti-ges Zirkuspferd,mal hierhin, maldahin. Die Rich-tung ist offenbarnur Eingeweih-ten zugänglich.Oder Zyni-

kern, denn: Nur durch deren Bril-le betrachtet ergibt der vermeint-liche Kuddelmuddel wirrer Be-wertungen plötzlich einen Sinn.Dem Zyniker sind Tragödien,

Skandale oder menschliches Leidvollkommen piepe, solange erdavon nicht profitieren kann. So-bald er aber meint, sich aus einemVorfall etwas schnitzen zu kön-nen, greift er beherzt zu und ziehtalle Register, auch die nieder-trächtigsten. Gehen wir die Sa-chen also ein zweites Mal durch,diesmal ganz und gar zynisch. Dann hört sich das so an: Si-

cher, das ist natürlich traurig, dasmit den zwölf toten Christen.Doch was bringt uns das für dieDebatte in Deutschland? Am En-de stört der Vorfall noch den „Di-alog“ mit den Islamverbänden!Nein, nein, das hängen wir malganz hinten hin. Tröglitz ist viel nützlicher. In ge-

übter Rabulistik kippten Politikerund ihnen verbundene Mediendie verkohlten Dachbalken ohneMühe der Pegida vor die Füße.Deren Geist habe hier gezündelt. Das war bereits der zweite An-

lauf zur Endverteufelung derDresdner Bürgerbewegung, nach-dem der erste so kläglich versik-kert war. Wir erinnern uns: Ein

junger Eritreer war in Dresden er-stochen worden. Sofort tobtenTausende durch die Elbmetropo-le, massiv unterstützt von denStaats- und Konzernmedien. Dassei die Saat von Pegida, so die Lo-sung. Als rauskam, dass der Mann

von einem anderen Afrikaner er-stochen worden war, fiel die fu-riose Inszenierung von „Wut undTrauer“ sekundenschnell in sichzusammen. So ein Ärger.Was soll’s, dann muss es eben

ein Dachstuhl tun. Man nimmt,was man kriegen kann. Allerdings ist den Dramaturgen

des zynischen Theaters bewusst,dass die Geschichte nicht wirk-

lich zieht. DieHaare, an denenman irgendwasherbeizuziehenversucht, wer-den immer län-ger. ZumSchluss führtejemand ins Feld,dass Tröglitz alsArbe i te rs i ed -

lung während der NS-Zeit ge-gründet worden sei. Motto: Schondeshalb müssen das ja Nazis sein.Spätestens diese lächerliche Pi-rouette enthüllte dem Dümmsten,wie erbärmlich dünn diese „Trö-glitz, Hort des Bösen“-Erzählungsein musste, weshalb sie auchnicht gegen Pegida taugte.Es musste etwas viel Gerissene-

res her. Als das allen klar war, ent-sann man sich (reichlich spät) sei-ner Geheimwaffe: der NPD. DiePartei war 2003 nur aus einemeinzigen Grund nicht verbotenworden. Sie war dermaßen dichtmit Verfassungsschutz-Agentenbesetzt, dass die Richter nichtunterscheiden konnten, ob diePamphlete von richtigen Nazisstammten oder aus staatlicherProduktion. Seitdem kriecht derVerdacht durchs Land, dass dieNPD nichts anderes ist als ein In-strument der etablierten Politikfür politische Operationen.Könnte was dran sein: Dieser

Tage hat die Dresdner NPD mitgroßem Trara verkündet, dass siebei der Bürgermeisterwahl am7. Juni die Pegida-Kandidatin Tat-jana Festerling unterstützen wolle.Bei Pegida schlug die Nachricht einwie ein geplatzter Gülletank. Undgenau das sollte sie wohl auch.

Zwar hat sich Pegida sofort vonder NPD distanziert. Und offenbarhat Pegida-Sprecher Lutz Bach-mann auch umgehend den Hinter-grund erkannt, weshalb er diagno-stiziert: „Das ist eine gezielte Ak-tion, um uns zu schaden.“Bachmann muss allerdings ein-

räumen: „Verhindern kann man soetwas nicht.“ Nein, eben! Unddeshalb können sich die Pegidennun so oft sie wollen von ihrenfalschen Freunden abgrenzen, dasnützt ihnen gar nichts. Das wissendie Zyniker, die ihren idealisti-schen Opfern immer eine Nasen-länge voraus sind.Eine große Boulevard-Zeitung

suhlt sich von Wonne gepackt indem Kot und stänkert die Linielautstark heraus: Jetzt zeige sich,wer wirklich hinter Pegida stehe.„Wer am 7. Juni Pegida wählt,wählt im Sinne der NPD!“ Übri-gens hat das Blatt binnen einesJahres fast jeden zehnten Leserverloren. Man fragt sich, warum.Überflüssig zu erwähnen, dass

die NPD ihre vergifteten Tenta-keln bei dieser Gelegenheit auchgleich zur AfD ausgefahren hat.Die solle sich ebenfalls einreihenin ein Bündnis mit ihr, das nebender NPD nur die zornesrotenFeinde von Pegida und AfD her-beisehnen.Ist das nicht alles ziemlich un-

anständig? Ach, kommen Sie, „ge-gen Rechts“ darf man das. Zweilinke FC-Köln-Fans haben sogarversucht, AfD-Sprecher BerndLucke und seine Frau aus einemZug zu vertreiben. Man stelle sichvor, Fans hätten das mit einem Po-litiker von SPD, Grünen oderLinkspartei versucht! „RechterMob bedrängt Spitzenpolitiker imZugrestaurant“ hätten sich die Ga-zetten empört, Politiker und ihreFernsehlautsprecher wären außersich und Historiker hätten Paral-lelen zur Weimarer Zeit gezogen.Aber nun? SPD-Politiker Sascha

Vogt bejubelt den Übergriff sogar:„Heute mag ich den effzeh gleichdoppelt“, und der „Linke“-Bundes-tagsabgeordnete Niema Movassatbedankt sich bei den Pöblern al-len Ernstes „für den Mut“. Ermeint den „Mut“ zweier kräftigerKerle gegenüber einem schmäch-tigen Professor. Verrottete Geisterin einer vermodernden Republik.In solchem Schlamm blüht derZynismus besonders prächtig.

Tröglitz wurde alsArbeitersiedlung inder NS-Zeit gebaut!Damit ist dochwohl alles klar

ZUR PERSON

Im Wechselbadder Gefühle

Für Alexander Stubb war es einkurzes Gastspiel als finnischer

Ministerpräsident. Nur zehn Mo-nate war der Vorsitzende der kon-servativen Nationalen Samm-lungspartei im Amt, ehe er jetztbei den Parlamentswahlen abge-straft wurde. Juha Sipilä heißt derWahlsieger, der aller Voraussichtnach Stubbs Nachfolger wird.Der Internetmillionär Sipilä ist

selbst in Finnland noch ein unbe-schriebenes Blatt. Obgleich seitseiner Jugend Mitglied der sozial-liberalen Zentrumspartei, ließ ersich 2011 als 50-Jähriger erstmalsins Parlament wählen. Schon einJahr später wurde er Parteichef. Als ruhig, pragmatisch und bo-

denständig wird Sipilä beschrie-ben, der gerade ein Wechselbad derGefühle durchmacht. Kurz vor sei-nem Geburtstag am 25. April fei -erte er den Wahlsieg, doch mittenim Wahlkampf musste er Tod einesseiner fünf Kinder verkraften: ImFebruar starb sein jüngster Sohn anden Folgen einer Operation.Der Mitleidsbonus war aber

nicht ausschlag-gebend für denWahlsieg. DieFinnen trauendem Unterneh-mer am meistenzu, das Landaus der seit drei

Jahren anhaltenden Rezession zuführen. Die Arbeitslosigkeit lagschon bei zehn Prozent, da kriegtdas Land, dessen russischerNachbar der wichtigste Handels-partner ist, jetzt die EU-Sanktio-nen gegen Moskau voll zu spüren.Der EU will Sipilä weiter treu

bleiben. Finnland hat sich 2012gegenüber der Griechen-Rettungzwar mit einem Pfand abgesi-chert, doch mit der rechten Fin-nen-Partei bietet sich ein äußerstEU-kritischer Koalitionspartneran. Für eine Parlamentsmehrheitbenötigt Sipilä mindestens einenweiteren Partner. Ob der gläubigeLutheraner die Sozialdemokratenfür ein Links-Mitte-Rechts-Bünd-nis gewinnen kann, wird in dennächsten Tagen die spannendeFrage sein. Harald Tews

Der Frankfurter Polizist OlcaySirin berichtet in der „Frankfur-ter Allgemeinen“ (18. April)über eine Attacke linker„Blockupy“-Schläger auf ihnund einen Kollegen, nachdemsie sich am 18. März vor einemSteinhagel in ihren Streifenwa-gen geflüchtet hatten:

„Dann zündeten sie einenBrandsatz. Wir dachten noch:Hoffentlich trifft er uns nicht,hoffentlich wirft er das jetztnicht ins Auto hinein. Der De-monstrant hat uns aber einfachnur angesehen, und dann hat erdas Ding auf uns geworfen. Wirhaben mit unseren Händen undFüßen versucht, die kaputtenScheiben zuzuhalten, so dassnichts ins Auto gelangen konnte.Dann fing das Fahrzeug aber amHinterrad Feuer. Wir sind sofortaus dem Auto raus. Wir hatteneinfach nur Angst.“

Harald Vilimsky, Generalse-kretär der FPÖ, sieht den Ver-botseifer der heutigen Politikerin der Tradition despotischerRegime. Im Internet-Portal „un-zensuriert.at“ (16. April)schreibt er:

„Nein, die Welt geht auch beieinem Rauchverbot in Lokalennicht unter. Nicht einmal dieWirte. Aber es ist ein Indizmehr für einen Zeitgeist, dersich insgesamt gegen die Frei-heit richtet. Für einen Zeitgeist,der Kontrolle braucht, weil ersich seiner Untertanen nicht si-cher ist.“

Der Ministerpräsident derLombardei, Roberto Maroni,will keine Asylbewerber mehraufnehmen. Laut dem Wiener„Standard“ (16. April) sagte er:

„Wir sind nicht mehr bereit,diese Invasion länger auszuhal-ten. Solange die Regierung keinekonkreten Schritte gegen dieFlüchtlingswelle unternimmt,nehmen wir keine Migrantenmehr auf.“

Karin Beier, Intendantin vonDeutschlands größtem Sprech-theater, dem Hamburger Schau-spielhaus, übt im „HamburgerAbendblatt“ (17. April) harteKritik an der „Politischen Kor-rektheit“:

„Wir haben alle eine Schereim Kopf, nach der wir nur nochpolitisch Korrektes von uns ge-ben. Die eigene Religion bei-spielsweise kann man kritisie-ren, Papstbashing (Papst-Be-schimpfung) ist erlaubt, Islam-kritik aber nicht. Ich finde,Samthandschuhe sind imKunstbetrieb nicht richtig.“

Auf den Ausruf von Kultur-staatsministerin Monika Grüt-ters (CDU), Günter Grass stehein der Literatur „neben Goethe“,habe ein Freund erklärt: „Dashat sie nur alphabetisch ge-meint“, so Michael Klonovskyin seinem Internet-Tagebuch(14. April). Dort wirft er eben-falls einen kritischen Blick aufden posthumen Jubel um denAutor der „Blechtrommel“:

„Hätte sich Grass auf der an-deren politischen Seite betätigtund beispielsweise Franz JosefStrauß statt Willy Brandt vollge-quasselt, wir hörten heute kei-nen Mucks von wegen Klassikerund Weltliteratur, das ,Stock -holmer Nobelpreis-Roulette‘(nochmals Henscheid) wäreüber ihn hinweggegangen, undes gäbe heuer bloß ein paar ge-setzte, wenngleich kundigeNekrologe auf einen achtbarenAutor, der er ja, sofern er nichtzu ,mahnen‘ anfing, durchauszuweilen war.“

Potsdam – Nach Jahren des Bevöl-kerungsrückgangs kann das LandBrandenburg wieder einen leich-ten Zuwachs verbuchen. So lebtenim Februar 2014 mit 2,449 Millio-nen rund 1000 Menschen mehr inder Mark als im Vorjahresmonat.Bis Juni erhöhte sich der Anstiegauf 3000. Bei nur leicht gestiege-ner Geburtenzahl ist der Trend vorallem auf einen Zuwanderungs-überschuss zurückzuführen. Neu-ere Zahlen als die vom Juni 2014liegen noch nicht vor. H.H.

Moskau – In keinem von 36untersuchten Ländern war dieRussland-Berichterstattung 2014so negativ wie in Deutschland.Dies ergab eine Studie des „Russi-schen Instituts für StrategischeStudien“. Selbst in den Mediender USA, Polens, Großbritan-niens, der baltischen Staaten oderder Ukraine werde ein ausgewo-generes Russlandbild gezeichnet,so die Studie. Untersucht wurdenzigtausende Veröffentlichungen,in Deutschland allein 8929. H.H.

Medien gegen Russland

Brandenburg wächst wieder


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