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Das Ostpreußenblatt Nr. 47 – 25. November 2006 U NABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt U m die Dinge einmal beim Namen zu nennen: VW, BMW, Opel, DaimlerChrysler und jetzt auch Siemens, es sind die ersten Adressen der deut- schen Wirtschaft, an denen der Makel der Korruption klebt. Die Manager mögen es „Be- ziehungspflege“ nennen oder eine besondere Form der „Marktaufbereitung“ – was die Staatsanwälte an Ver- dachtsmomenten zutage ge- fördert oder schon in Anklage- schriften gefaßt haben, läßt auf ein weit verzweigtes krimi- nelles Netzwerk schließen. Es geht nicht allein um den tadel- losen Ruf der deutschen Unter- nehmen. Es geht darum zu ver- hindern, daß die Bundesrepu- blik zum Land der Trickser und Schieber wird. Wenn große Konzerne in ih- ren schwarzen Kassen mehr Geld haben als gesunde Mittel- ständler im Jahr Umsatz ma- chen können, dann merkt man schnell, wohin es läuft: Gekauf- te Manager, gekaufte Märkte, gekaufte Bilanzen. Das System Bestechung löst Verwerfungen im Wirtschafts- leben aus, deren Folgen man kaum abschätzen kann. Wie lange werden die korrekt ar- beitenden Unternehmen sich behaupten, wenn um sie he- rum alles wie geschmiert läuft? Hätten wir nicht ein Dutzend unerschrockene Staatsanwälte, die den schwarzen Millionen hinterherspüren, dann müßten wir uns wirklich dem Urteil von „Transparency International“ beugen: Deutschland hat bei der Korruptionsbekämpfung keinerlei Fortschritte gemacht. Erstaunlicherweise ist Kor- ruption auch kein Punkt auf der politischen Tagesordnung. Unserem gemütlichen Bundes- wirtschaftsminister Michael Glos ist in den letzten Tagen das böse Wort noch nicht ein- mal in den Sinn gekommen. KLAUS D. VOSS: Geschmiert Eltern sind ahnungslos Nach Amoklauf von Emsdetten: Wer schützt die Jugend vor Computerspielen? W as unternimmt der Staat eigentlich zum Schutz seiner Jugend? Nach dem blutigen Überfall eines 18jäh- rigen auf die Realschule in Ems- detten geht an dieser Frage kein Weg mehr vorbei: Der junge Waf- fennarr war ein fanatischer Com- puterspieler – er bevorzugte Ge- waltspiele wie „Counter-Strike“, in denen das Töten zelebriert wird. Was muß noch geschehen? Der brandenburgische Innenmi- nister Jörg Schönbohm (CDU) wetterte, es sei unerträglich, daß Spiele in den Handel gelangen könnten, die brutaler als die indi- zierten Vorgänger seien. Ein wirk- samer Jugendschutz könne offen- bar nur erreicht werden, wenn besonders schädliche Computer- spiele nicht mehr hergestellt oder der Zugriff für Jugendliche erheb- lich erschwert werde. Unterstüt- zung bekommt Schönbohm dieses Mal aus den Fraktionen der Gro- ßen Koalition in Berlin. Die Innen- Experten Wolfgang Bosbach (CDU) und Dieter Wiefelspütz (SPD) meinten, der Gesetzgeber müsse jetzt die Sache prüfen und „endlich handeln“. Nur die Grünen weigern sich, Killerspiele verbieten zu lassen. Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck meinte, Verbotenes sei für Jugendliche besonders reizvoll; die Forderungen nach einem Ver- bot seien „einfältig“. Aus dieser Ecke ist keine Abhil- fe zu erwarten, schließlich verant- wortet die rot-grüne Regierung die unzulängliche Novelle zum Ju- gendschutzgesetz von 2003. Nach diesem Gesetz kümmert sich nicht etwa die Bundesprüfstelle für ju- gendgefährdende Schriften um die Beurteilung der Computer- spiele, sondern die „Unterhal- tungssoftware Selbstkontrolle“ (USK). Die USK wird von dem „Förderverein für Jugend und So- zialarbeit e. V.“ in Berlin getragen. Die Spielehersteller können gegen Gebühr ihre Produkte von der USK nach Altersklassen einstufen lassen – von „Jugendfrei“ bis „Kei- ne Jugendfreigabe“. Eltern werden in der Regel mit diesen Altersan- gaben nicht viel anfangen können, weil sie nicht ahnen, worum es in diesen Spielen geht. So beschrieb ein Spielekenner in der „Zeit“ den Ablauf von „Backyard Wrestling“, es ist grauenhaft: „Du mußt dei- nen Gegner mit allen Mitteln aus- schalten. Benutze alle herumlie- genden Gegenstände als Waffen. Sei kreativ: Treibe ihm eine Bohr- maschine in den Kopf, benutze den Tacker, um ihn außer Gefecht zu setzen, drücke ihn auf den glü- hend heißen Ofen. Verletze ihn mit einem Kantenschneider, tau- che seinen Kopf in heißes Frittier- fett! Am Ende winkt dir eine Mil- lion Dollar Belohnung.“ Das Spiel ist übrigens nach dem geltenden Recht frei ab 16 Jahren. Begehrte Computerspiele werden aber, wie der bekannte Kriminologe Christi- an Pfeiffer herausfand, oft jünge- ren Kindern zugänglich gemacht. Pfeiffer und sein „Kriminologi- sches Forschungsinstitut Nieder- sachsen“ hatten die Verheerungen in den Köpfen der Kinder durch Computerspiele nachweisen kön- nen, besonders durch die äußerst negativen Leistungen in der Schu- le (PAZ berichtete im Juni). Kritiker werfen der USK und ih- rem Trägerverein eine zu enge Be- ziehung zu den Herstellern vor. Computerspiele werden in der Re- gel von externen Prüfern bewertet, die zur Szene gehören. Der Klimawandel hat noch Zeit Umweltschützer auf der Konferenz in Nairobi vertagen sich – Ärger für Gabriel D ie Klima-Warner nehmen die ganze Angelegenheit offen- bar doch nicht so ernst – jeden- falls hat die beschworene Furcht vor einem „weltweiten Klimawan- del“ die versammelten Experten in Nairobi nicht zur Eile oder zur Einigung getrieben. 189 Nationen waren in den ver- gangenen zwei Wochen auf dem Weltklimagipfel am Sitz der Uno- Umweltorganisation vertreten, 100 Fachminister – darunter der Deut- sche Sigmar Gabriel (SPD) – unterstützt von 6000 Fachbeam- ten. Die Beratungen über eine mögliche Ausweitung des Kyoto- Protokolls, mit dem die Freiset- zung von Kohlendioxid reduziert werden soll, wurden auf die Jahre 2008 oder 2009 vertagt. Im Jahr 2012 laufen die Kyoto-Vereinba- rungen aus. Es blieb bei einer Reihe von Be- schlüssen im kleinen Rahmen, so erhalten Forscher und Funktionä- re, die sich dem Thema Klima- wandel verschrieben haben, über Uno-Kanäle ausreichend Mittel für die nächsten fünf Jahre. Ein Teil der Gelder geht an Entwick- lungsländer, um dort die Folgen von Dürren und Überschwem- mungen zu lindern. Ein neu ge- schaffener Fonds für den Techno- logietransfer aus den Industrie- staaten in die Entwicklungsländer wurde mit reichlichen 100 Millio- nen Euro ausgestattet. Bundesumweltminister Gabriel meinte nach der Rückkehr, in Nai- robi seien „kleine Schritte“ erzielt worden, wo man „Sieben-Meilen- Stiefel bräuchte“. Allerdings sei der Gipfel „kein Abgesang auf den Klimaprozeß“ gewesen, tröstete sich der Minister. Damit spielte Gabriel auf die Meinung vieler Wissenschaftler an, die der These vom „Treibhaus-Effekt“ durch das vom Menschen freigesetzte Koh- lendioxid nicht folgen wollen. Die wissenschaftlichen Gegenmei- nungen finden sich etwa im Hei- delberger Appell von 1992 oder in der Oregon-Deklaration, dem Gegenstück zum Kyoto-Protokoll der Klimaschützer. Den Umweltminister Gabriel, der in Nairobi die führende Rolle Deutschlands beim Umweltschutz reklamiert und sich vehement für die Verschärfung der Kyoto-Ziele eingesetzt hatte, erwartete zu Hau- se spezieller Umwelt-Ärger: Die EU ist unzufrieden mit den Ergeb- nissen der deutschen Umweltpoli- tik. In einem Blauen Brief aus Brüssel wird moniert, daß Deutschland die selbstgesetzten Ziele verfehle – in den Jahren 2003 und 2004 habe das Land je- weils 13,5 Millionen Tonnen Koh- lendioxid mehr ausgestoßen als nach den Umwelt-Vereinbarungen vorgesehen war. Die Europäische Union hält dem Minister vor, er fördere zu sehr den Bau von um- weltschädlichen Kohlekraftwer- ken und schone die Industrie vor Auflagen zum Klimaschutz. Ge- meint ist vor allem der Umgang mit Kohlendioxid-Zertifikaten nach dem Kyoto-Protokoll, die in Deutschland überwiegend ver- schenkt statt versteigert werden. Ein Lichtblick Zahlungsmoral wird wieder besser D ie gute Nachricht: Die bisher miserable Zahlungsmoral in Deutschland hat sich gebessert. Je- denfalls sieht die „Schutzgemein- schaft für allgemeine Kreditsiche- rung“ (Schufa) eine Trendwende. In ihrem „Schuldenbericht 2006“, der die Entwicklung im Jahr 2005 auswertet, glaubt die Organisation, daß vor allem die kleineren Hand- werksbetriebe auf Besserung hof- fen können. Mittelstandsunterneh- men sind von Zahlungsausfällen besonders hart betroffen. Die schlechte Nachricht: Die Bundesregierung läßt den Mittel- stand auch in dieser Frage im Stich. Das seit zwei Jahren geplan- te Forderungssicherungsgesetz soll die Betriebe besserstellen, aber das Gesetzgebungsverfahren kommt nicht recht voran. Seit der ersten Lesung im Bundestag und den Beratungen im Bundesrat im Frühjahr hat Bundesjustizministe- rin Brigitte Zypries (SPD) keine Ei- le an den Tag gelegt. Dabei warten viele Betriebe auf diese Neuregelung: Bisher können Kunden durch Mängelrügen die Zahlungen an die Handwerksbe- triebe aufhalten; erst muß in meist langwierigen Verfahren geklärt werden, ob die Beanstandungen überhaupt berechtigt sind. Nach dem geplanten Gesetz sollen Handwerker „vorläufige Zahlungs- anordnungen“ erwirken können – das würde im Ernstfall die Liqui- dität bedrohter Betriebe sicherstel- len. Zugleich soll durch die Neure- gelung die rechtliche Position von Subunternehmern deutlich verbes- sert werden. vs Von KLAUS D. VOSS Zur Lage der Landsmannschaft E inen kurzen Lagebericht und eine Standortbestimmung gab der Sprecher der Lands- mannschaft Ostpreußen, Wil- helm v. Gottberg, vor der Ost- preußischen Landesvertretung ab. Dabei ging er auf Gegenwart und Zukunft der Vertriebenen und deren gesellschaftliche Auf- gaben ein. Seite 21 / 22 Wer bleiben darf und wer nicht D ie Innenminister der Länder haben sich auf eine Lösung in der Bleiberechtfrage geeinigt. Ausländer, die seit Jahren gedul- det und integriert sind, sollen ei- ne Aufenthaltserlaubnis erteilt bekommen. Die Hintergründe zum Asylverfahren und den ver- schiedenen Varianten des erlaub- ten oder geduldeten Aufenthalts von Ausländern in Deutschland erfahren Sie auf Seite 4 Von KLAUS APFELBAUM Andere Sicht der Dinge N icht nur die SPD ist „unter- jüngt“, wie es ihr Generalse- kretär Hubertus Heil unlängst so schön ausdrückte, auch die ande- ren großen Parteien kranken am Nachwuchsmangel. Doch was ma- chen eigentlich die Parteien bezie- hungsweise Nachwuchsorganisa- tionen, worin unterscheiden sie sich und warum können sie die Ju- gend von heute nicht an sich bin- den? Seite III Parteien und ihre Jugend S eit einigen Tagen gibt es die Möglichkeit, als jemand, der nicht der arabischen Sprache mächtig ist, den Sender „El- Dschasira“ zu verfolgen. Eine neue Informationsquelle Seite 5 Gebrannte Mandeln, Glühwein und mehr: In den nächsten Tagen öffnen deutschlandweit die Weihnachtsmärkte. In Berlin können Be- wohner und Touri- sten ab dem 27. No- vember im Lichter- meer der Buden und Zelte gemütli- che Stunden ver- bringen. Einer der schönsten ist der Weihnachtszauber auf dem Gendar- menmarkt, wo zwi- schen Deutschem und Französischem Dom Akrobaten und Weihnachtschöre ei- ne besondere Atmo- sphäre schaffen. Foto: pa
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Das OstpreußenblattNr. 47 – 25. November 2006 U N A B H Ä N G I G E WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U TS C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Um die Dinge einmal beimNamen zu nennen: VW,

BMW, Opel, DaimlerChryslerund jetzt auch Siemens, es sinddie ersten Adressen der deut-schen Wirtschaft, an denen derMakel der Korruption klebt.

Die Manager mögen es „Be-ziehungspflege“ nennen odereine besondere Form der„Marktaufbereitung“ – wasdie Staatsanwälte an Ver-dachtsmomenten zutage ge-fördert oder schon in Anklage-schriften gefaßt haben, läßtauf ein weit verzweigtes krimi-nelles Netzwerk schließen. Esgeht nicht allein um den tadel-losen Ruf der deutschen Unter-nehmen. Es geht darum zu ver-hindern, daß die Bundesrepu-blik zum Land der Trickser undSchieber wird.

Wenn große Konzerne in ih-ren schwarzen Kassen mehrGeld haben als gesunde Mittel-ständler im Jahr Umsatz ma-chen können, dann merkt manschnell, wohin es läuft: Gekauf-te Manager, gekaufte Märkte,gekaufte Bilanzen.

Das System Bestechung löstVerwerfungen im Wirtschafts-leben aus, deren Folgen mankaum abschätzen kann. Wielange werden die korrekt ar-beitenden Unternehmen sichbehaupten, wenn um sie he-rum alles wie geschmiert läuft?

Hätten wir nicht ein Dutzendunerschrockene Staatsanwälte,die den schwarzen Millionenhinterherspüren, dann müßtenwir uns wirklich dem Urteil von„Transparency International“beugen: Deutschland hat beider Korruptionsbekämpfungkeinerlei Fortschritte gemacht.

Erstaunlicherweise ist Kor-ruption auch kein Punkt aufder politischen Tagesordnung.Unserem gemütlichen Bundes-wirtschaftsminister MichaelGlos ist in den letzten Tagendas böse Wort noch nicht ein-mal in den Sinn gekommen.

KLAUS D. VOSS:

Geschmiert

Eltern sind ahnungslosNach Amoklauf von Emsdetten: Wer schützt die Jugend vor Computerspielen?

Was unternimmt der Staateigentlich zum Schutzseiner Jugend? Nach

dem blutigen Überfall eines 18jäh-rigen auf die Realschule in Ems-detten geht an dieser Frage keinWeg mehr vorbei: Der junge Waf-fennarr war ein fanatischer Com-puterspieler – er bevorzugte Ge-waltspiele wie „Counter-Strike“,in denen das Töten zelebriertwird. Was muß noch geschehen?

Der brandenburgische Innenmi-nister Jörg Schönbohm (CDU)wetterte, es sei unerträglich, daßSpiele in den Handel gelangenkönnten, die brutaler als die indi-zierten Vorgänger seien. Ein wirk-samer Jugendschutz könne offen-bar nur erreicht werden, wenn besonders schädliche Computer-spiele nicht mehr hergestellt oder

der Zugriff für Jugendliche erheb-lich erschwert werde. Unterstüt-zung bekommt Schönbohm diesesMal aus den Fraktionen der Gro-ßen Koalition in Berlin. Die Innen-Experten Wolfgang Bosbach(CDU) und Dieter Wiefelspütz(SPD) meinten, der Gesetzgebermüsse jetzt die Sache prüfen und„endlich handeln“.

Nur die Grünen weigern sich,Killerspiele verbieten zu lassen.Fraktionsgeschäftsführer VolkerBeck meinte, Verbotenes sei fürJugendliche besonders reizvoll;die Forderungen nach einem Ver-bot seien „einfältig“.

Aus dieser Ecke ist keine Abhil-fe zu erwarten, schließlich verant-wortet die rot-grüne Regierung dieunzulängliche Novelle zum Ju-gendschutzgesetz von 2003. Nachdiesem Gesetz kümmert sich nichtetwa die Bundesprüfstelle für ju-gendgefährdende Schriften um

die Beurteilung der Computer-spiele, sondern die „Unterhal-tungssoftware Selbstkontrolle“(USK). Die USK wird von dem„Förderverein für Jugend und So-zialarbeit e. V.“ in Berlin getragen.Die Spielehersteller können gegenGebühr ihre Produkte von derUSK nach Altersklassen einstufenlassen – von „Jugendfrei“ bis „Kei-ne Jugendfreigabe“. Eltern werdenin der Regel mit diesen Altersan-gaben nicht viel anfangen können,weil sie nicht ahnen, worum es indiesen Spielen geht. So beschriebein Spielekenner in der „Zeit“ denAblauf von „Backyard Wrestling“,es ist grauenhaft: „Du mußt dei-nen Gegner mit allen Mitteln aus-schalten. Benutze alle herumlie-genden Gegenstände als Waffen.Sei kreativ: Treibe ihm eine Bohr-maschine in den Kopf, benutzeden Tacker, um ihn außer Gefechtzu setzen, drücke ihn auf den glü-

hend heißen Ofen. Verletze ihnmit einem Kantenschneider, tau-che seinen Kopf in heißes Frittier-fett! Am Ende winkt dir eine Mil-lion Dollar Belohnung.“ Das Spielist übrigens nach dem geltendenRecht frei ab 16 Jahren. BegehrteComputerspiele werden aber, wieder bekannte Kriminologe Christi-an Pfeiffer herausfand, oft jünge-ren Kindern zugänglich gemacht.

Pfeiffer und sein „Kriminologi-sches Forschungsinstitut Nieder-sachsen“ hatten die Verheerungenin den Köpfen der Kinder durchComputerspiele nachweisen kön-nen, besonders durch die äußerstnegativen Leistungen in der Schu-le (PAZ berichtete im Juni).

Kritiker werfen der USK und ih-rem Trägerverein eine zu enge Be-ziehung zu den Herstellern vor.Computerspiele werden in der Re-gel von externen Prüfern bewertet,die zur Szene gehören.

Der Klimawandel hat noch ZeitUmweltschützer auf der Konferenz in Nairobi vertagen sich – Ärger für Gabriel

Die Klima-Warner nehmen dieganze Angelegenheit offen-

bar doch nicht so ernst – jeden-falls hat die beschworene Furchtvor einem „weltweiten Klimawan-del“ die versammelten Expertenin Nairobi nicht zur Eile oder zurEinigung getrieben.

189 Nationen waren in den ver-gangenen zwei Wochen auf demWeltklimagipfel am Sitz der Uno-Umweltorganisation vertreten, 100Fachminister – darunter der Deut-sche Sigmar Gabriel (SPD) –unterstützt von 6000 Fachbeam-ten. Die Beratungen über einemögliche Ausweitung des Kyoto-Protokolls, mit dem die Freiset-zung von Kohlendioxid reduziertwerden soll, wurden auf die Jahre

2008 oder 2009 vertagt. Im Jahr2012 laufen die Kyoto-Vereinba-rungen aus.

Es blieb bei einer Reihe von Be-schlüssen im kleinen Rahmen, soerhalten Forscher und Funktionä-re, die sich dem Thema Klima-wandel verschrieben haben, überUno-Kanäle ausreichend Mittelfür die nächsten fünf Jahre. EinTeil der Gelder geht an Entwick-lungsländer, um dort die Folgenvon Dürren und Überschwem-mungen zu lindern. Ein neu ge-schaffener Fonds für den Techno-logietransfer aus den Industrie-staaten in die Entwicklungsländerwurde mit reichlichen 100 Millio-nen Euro ausgestattet.

Bundesumweltminister Gabrielmeinte nach der Rückkehr, in Nai-robi seien „kleine Schritte“ erzielt

worden, wo man „Sieben-Meilen-Stiefel bräuchte“. Allerdings seider Gipfel „kein Abgesang auf denKlimaprozeß“ gewesen, tröstetesich der Minister. Damit spielteGabriel auf die Meinung vielerWissenschaftler an, die der Thesevom „Treibhaus-Effekt“ durch dasvom Menschen freigesetzte Koh-lendioxid nicht folgen wollen. Diewissenschaftlichen Gegenmei-nungen finden sich etwa im Hei-delberger Appell von 1992 oder inder Oregon-Deklaration, demGegenstück zum Kyoto-Protokollder Klimaschützer.

Den Umweltminister Gabriel,der in Nairobi die führende RolleDeutschlands beim Umweltschutzreklamiert und sich vehement fürdie Verschärfung der Kyoto-Zieleeingesetzt hatte, erwartete zu Hau-

se spezieller Umwelt-Ärger: DieEU ist unzufrieden mit den Ergeb-nissen der deutschen Umweltpoli-tik. In einem Blauen Brief ausBrüssel wird moniert, daßDeutschland die selbstgesetztenZiele verfehle – in den Jahren2003 und 2004 habe das Land je-weils 13,5 Millionen Tonnen Koh-lendioxid mehr ausgestoßen alsnach den Umwelt-Vereinbarungenvorgesehen war. Die EuropäischeUnion hält dem Minister vor, erfördere zu sehr den Bau von um-weltschädlichen Kohlekraftwer-ken und schone die Industrie vorAuflagen zum Klimaschutz. Ge-meint ist vor allem der Umgangmit Kohlendioxid-Zertifikatennach dem Kyoto-Protokoll, die inDeutschland überwiegend ver-schenkt statt versteigert werden.

Ein LichtblickZahlungsmoral wird wieder besser

Die gute Nachricht: Die bishermiserable Zahlungsmoral in

Deutschland hat sich gebessert. Je-denfalls sieht die „Schutzgemein-schaft für allgemeine Kreditsiche-rung“ (Schufa) eine Trendwende.In ihrem „Schuldenbericht 2006“,der die Entwicklung im Jahr 2005auswertet, glaubt die Organisation,daß vor allem die kleineren Hand-werksbetriebe auf Besserung hof-fen können. Mittelstandsunterneh-men sind von Zahlungsausfällenbesonders hart betroffen.

Die schlechte Nachricht: DieBundesregierung läßt den Mittel-stand auch in dieser Frage imStich. Das seit zwei Jahren geplan-te Forderungssicherungsgesetzsoll die Betriebe besserstellen,aber das Gesetzgebungsverfahrenkommt nicht recht voran. Seit der

ersten Lesung im Bundestag undden Beratungen im Bundesrat imFrühjahr hat Bundesjustizministe-rin Brigitte Zypries (SPD) keine Ei-le an den Tag gelegt.

Dabei warten viele Betriebe aufdiese Neuregelung: Bisher könnenKunden durch Mängelrügen dieZahlungen an die Handwerksbe-triebe aufhalten; erst muß in meistlangwierigen Verfahren geklärtwerden, ob die Beanstandungenüberhaupt berechtigt sind. Nachdem geplanten Gesetz sollenHandwerker „vorläufige Zahlungs-anordnungen“ erwirken können –das würde im Ernstfall die Liqui-dität bedrohter Betriebe sicherstel-len. Zugleich soll durch die Neure-gelung die rechtliche Position vonSubunternehmern deutlich verbes-sert werden. vs

Von KLAUS D. VOSS

Zur Lage derLandsmannschaft

Einen kurzen Lagebericht undeine Standortbestimmung

gab der Sprecher der Lands-mannschaft Ostpreußen, Wil-helm v. Gottberg, vor der Ost-preußischen Landesvertretungab. Dabei ging er auf Gegenwartund Zukunft der Vertriebenenund deren gesellschaftliche Auf-gaben ein. Seite 21 / 22

Wer bleiben darfund wer nicht

Die Innenminister der Länderhaben sich auf eine Lösung

in der Bleiberechtfrage geeinigt.Ausländer, die seit Jahren gedul-det und integriert sind, sollen ei-ne Aufenthaltserlaubnis erteiltbekommen. Die Hintergründezum Asylverfahren und den ver-schiedenen Varianten des erlaub-ten oder geduldeten Aufenthaltsvon Ausländern in Deutschlanderfahren Sie auf Seite 4

Von KLAUS APFELBAUM

Andere Sichtder Dinge

Nicht nur die SPD ist „unter-jüngt“, wie es ihr Generalse-

kretär Hubertus Heil unlängst soschön ausdrückte, auch die ande-ren großen Parteien kranken amNachwuchsmangel. Doch was ma-chen eigentlich die Parteien bezie-hungsweise Nachwuchsorganisa-tionen, worin unterscheiden siesich und warum können sie die Ju-gend von heute nicht an sich bin-den? Seite III

Parteien und ihre Jugend

Seit einigen Tagen gibt es dieMöglichkeit, als jemand, der

nicht der arabischen Sprachemächtig ist, den Sender „El-Dschasira“ zu verfolgen. Eineneue Informationsquelle Seite 5

Gebrannte Mandeln, Glühwein undmehr: In den nächsten Tagen öffnendeutschlandweit dieWeihnachtsmärkte.In Berlin können Be-wohner und Touri-sten ab dem 27. No-vember im Lichter-meer der Budenund Zelte gemütli-che Stunden ver-bringen. Einer derschönsten ist derWeihnachtszauberauf dem Gendar-menmarkt, wo zwi-schen Deutschemund FranzösischemDom Akrobaten undWeihnachtschöre ei-ne besondere Atmo-sphäre schaffen.

Foto: pa

FI NA N Z E N2 Nr. 47 – 25. November 2006

DIESE WOCHE

Nicht verfolgt, aber geduldetErklärungen zum Asyl- und Aufenthaltsrecht

Hintergrund

4

Furcht vor dem wilden BärenEuropas Angst vor Rußlandund dessen Interessen

Aus aller Welt

6

Frankreichs neue MarianneDie linke Präsidentschafts-kandidatin erobert Frankreichs Herzen

Aus aller Welt

7

»Man paßte sich dem Chaos an«Stefan Zweig sieht die »Welt von gestern«

Kultur

9

Mit Strom 210,3 Stunden-kilometer schnellDie Königliche Militär-Eisenbahn (K.M.E.)

Preußen

14

»Einer muß der Bluthundwerden«Vor 60 Jahren starbGustav Noske

Geschichte

I

Kontakt: 040/414008-0

Redaktion: Anzeigen:Abo-Service:www.preussische-allgemeine.de

-32-41-42

Besser als sein Ruf»El-Dschasira« sendet nun auch in englischer Sprache

Politik

5

Die Schulden-Uhr:

Wer fragt,der zahlt

Die Empörung kommt vonvielen Seiten: Ab 2007 sol-

len die Steuerzahler für ver-bindliche Antworten vom Fi-nanzamt mindestens 100 Euroan Gebühren entrichten. Ange-sichts der Tatsache, daß dasdeutsche Steuerrecht trotzgegenteiliger Versprechen im-mer komplizierter und umfas-sender wird, kommt eine der-artige Gebührenordnung ei-nem Betrug am Steuerzahlergleich: Man nimmt ihm seinGeld, gibt ihm aber keine Infor-mationen.

1.536.571.114.326 ¤

(eine Billion fünfhundertsechs-unddreißig Milliarden fünfhun-derteinundsiebzig Millioneneinhundertvierzehntausendund dreihundertsechsund-zwanzig)

Vorwoche: 1.535.294.334.079 ¤Verschuldung pro Kopf: 18.625 ¤ Vorwoche: 18.609 ¤

(Stand: Dienstag, 21. Novem-ber 2006, 12 Uhr. Zahlen: www.steuerzahler.de)

Überleben im Alter bald PrivatsacheDie staatliche Rente reicht in Zukunft nicht mehr aus, die Bürger müssen selbst vorsorgen

Die Rente ist sicher, sagteeinst CDU-Arbeitsmini-ster Norbert Blüm (1982–

1998). Was für seine Generationbedingt gilt, ist heute Berufstäti-gen nicht mehr vorherzusagen.Die Gesetzliche Rentenversiche-rung, um die es Blüm ging, reichtnicht, um den Alten von morgenein Leben über Sozialhilfeniveauzu garantieren. Konnte ein Er-werbstätiger früher bei lebenslan-gem Arbeiten (45 Ar-beitsjahre) noch mit einerstaatlichen Rente von zir-ka 70 Prozent seines letz-ten Bruttoeinkommensrechnen, so ist das Ni-veau bereits auf knappüber 60 Prozent gesun-ken – Tendenz fallend.

Die künftige Inflationsowie die heute längerenAusbildungszeiten, kurz-um kürzere Lebensar-beitszeiten, schmälerndiese Alterssicherung zu-sätzlich. Privat vorzusor-gen ist daher sinnvoll. Eingesunder Mix aus staat-licher, betrieblicher undprivater Rentenvorsorgegilt Experten als ideal,um Risiken zu streuen –der Mix macht’s. Zu denMöglichkeiten eigenstän-dig vorzusorgen gehörendie Betriebsrente, dieRiester- beziehungsweiseRürup-Rente, fondsge-bundene Renten, Lebens-versicherungen (die inRenten umgewandeltwerden können) sowieausländische Rentenmo-delle wie die BritischeRentenversicherung.

Die betriebliche Altersversor-gung nach dem Betriebsrentenge-setz wird unternehmensabhängigvom Arbeitgeber und / oder Ar-beitnehmer finanziert (Mischfor-men der Finanzierung sind üb-lich). Dafür werden Teile des Ge-halts nicht gleich ausbezahlt, son-dern „zurückgelegt“ (Entgeltum-wandlung). Diese Form bindet denArbeitnehmer an die Firma, hängtvon der Verantwortung des Ar-beitgebers ab, denn der handelttreuhänderisch für den Arbeit-

nehmer. Umsetzen läßt sie sichüber eine direkte verpflichtendeZusage des Arbeitgebers (Pen-sionsrückstellungen in der Bilanz)oder durch eine Unterstützungs-kasse (formal kein Rechtsanspruchauf Rente, rückgedeckt oder übereine Reserve finanziert) bezie-hungsweise einen Pensionsfond,(Rechtsanspruch, geringe Garantie-leistung) oder aber eine Pensions-kasse (Rechtsanspruch, Leistungentsprechend Einzahlung, steuerli-che Begrenzung). Das Einkom-menssteuergesetz regelt die steuer-

liche Förderung. Vorteilhaft sinddabei vor allem eventuelle Arbeit-geberbeiträge sowie dessen Haf-tung (bei Direktversicherungenund Pensionskassen garantierteVerzinsung).

Die Riester-Rente, benannt nachWalter Riester (SPD), dem Nachfol-ger Blüms (bis 2002), wurde anläß-lich der Reform gesetzlicher Ren-ten 2001 ins Leben gerufen. Siesollte auf freiwilliger Basis kom-pensieren, daß seinerzeit die (Net-to-)Rente des idealtypischen Rent-

ners (45 Jahre lang Sozialversiche-rungsbeträge eingezahlt) auf 67Prozent gesenkt wurde. Sie beruhtauf dem Altersvermögensgesetz.Der besondere Charakter: Staatli-che Zulagen und Abzugsmöglich-keiten sind mit der Anlage der Bei-träge am Kapitalmarkt kombiniert(kein Umlageverfahren wie bei dergesetzlichen Rentenversicherung).Zulagen bedeutet vor allem die Al-tersvorsorgezulage: Betriebe wur-den verpflichtet, Angestellten einestaatlich förderfähige Altersvorsor-ge anzubieten (Entgeltumwand-

lung). Diese Umwandlung ist steu-erlich begünstigt. Das Verfahren istkompliziert, die Verwaltungskostenzehren oft einen Teil der Beiträgeauf, die Rendite ist dementspre-chend niedrig. Doch ist „Riester“risikoarm und dank staatlicherFörderung gerade für Geringver-diener reizvoll. Der Anbieter mußschon ab Beginn des Auszahlungs-zeitpunktes mindestens die Sum-me der eingezahlten Beiträge ga-rantieren. Um Wohneigentum zurAlterssicherung zu erwerben, kön-

nen Einlagen des Riester-Vertrageszinslos entnommen werden. ImVertrag gebundenes Kapital mußbei Arbeitslosigkeit nicht aufge-braucht werden, wird auf Vermö-gen nicht angerechnet. Durch dasAlterseinkünftegesetz wurden dieBedingungen weiter vereinfacht.Nachteilig wirkt sich dagegen aus,daß die spätere Rente voll steuer-pflichtig ist, Zulagen eventuell zu-rückbezahlt werden müssen.

Die Rürup-Rente, benannt nachdem Volkswirtschaftler Bert Rü-rup, verbessert als Gegenstück zur

Riester-Rente die Altersversorgungvon Selbständigen durch steuerli-che Begünstigung und ist als Basis-Rente konzipiert. Es gibt sie fonds-gebunden aber auch als festverzin-ste Rente. Wer nicht gesetzlichpflichtversichert ist, kann mit ihrSteuern in der Beitragsphase spa-ren. Wie bei der Riester-Rente darfder angesparte Betrag nicht einma-lig ausgezahlt werden, sondern nurals lebenslange Rente. Vor- undNachteile entsprechen weitgehenddem Riester-Modell. So ist der Ver-

trag sicher vor Pfändung (in derAnsparphase), bietet staatlicheSteuervorteile – wenn auch nur ge-ringe staatliche Förderung. Einegarantierte Rentenzeit gibt es nicht.Beim Tod des Einzahlers verfälltdas gesamte Eingezahlte. In sol-chen Fällen sind aber vorher extrazu vereinbarende Hinterbliebenen-renten möglich.

Der entscheidende Vorteil vonLebensversicherungen ist, daß sienicht zur Alterssicherung verwen-det werden müssen. Sie können je-derzeit in Kapital umgewandelt

werden, der Versichertekann frei über sie verfü-gen. Dafür ist die steuerli-che Belastung hoch. DasRisiko ebenso, geradewenn vorrangig Beiträgeam Aktienmarkt angelegtwerden. Die Rendite istüber lange Zeiträumemöglicherweise schwerkalkulierbar.

Die Britische Rentenver-sicherung (zirka 18 Pro-zent des EU-Versiche-rungsmarktes) ist als Le-bensversicherung zur Al-tersvorsorge angelegt unddank EU auch in Deutsch-land erhältlich. Dabei do-minieren die kapitalbil-denden Lebensversiche-rungen. Allerdings dürfenDeutsche bei dieser Le-bensversicherung maximal35 Prozent des Kapitals inAktien anlegen. Anders alsbei deutschen Lebensver-sicherern garantiert sie oftkeine Mindestverzinsung(für deutsche Anbieter ver-bindlich auf 2,75 Prozentfestgesetzt), dafür sindkaum Zinsobergrenzen ge-setzt. Sie ist somit mögli-cherweise profitabel aber

riskant. Da die an Finanzmärktenangelegten Policen dortigenSchwankungen unterworfen sind,erhält der Policeinhaber nur teil-weise die Wertsteigerung, ein Teilwird zurückgelegt, so daß die An-lagerendite ähnlich klassischendeutschen Lebensversicherungengeglättet wird. Erträge fallen groß-teils gegen Ende der Laufzeit an,der Rückkaufwert ist damit gerin-ger und auch der britische Insol-venzschutz gilt nur für in Großbri-tannien abgeschlossene Verträge.

Von SVERRE GUTSCHMIDT

Auch klügste Köpfe sindnicht davor geschützt,mißverstanden zu werden

– selbst Milton Friedman nicht.Seit das letzte Datum zu seinemLeben gesetzt ist – Friedman starbam 16. November in San Francisco–, ist die Lebensleistung vielfachnachgezeichnet worden.

Der Mann, der zu den großenVier der Weltökonomie zählt und1976 mit dem Nobelpreis für Wirt-schaftswissenschaften geadeltwurde, stand und steht in der Erin-nerung der Menschen als strengerVerfechter der Marktwirtschaft oh-ne jeden Hang zur Regulierung.

Faszinierend anschaulich gelangihm der wissenschaftliche Beweis,wie staatliche Eingriffe, etwa Preis-kontrollen, Lohnvorschriften oderSubventionen im Wohnungsbau,die wirtschaftliche Entwicklungnachhaltig stören können: Inter-ventionen des Staates gehen regel-mäßig schief und führen zu dem,was die Bürger am meisten fürch-ten müssen: Inflation. „Inflation istBesteuerung ohne gesetzliche

Grundlage“, pflegte Friedman zusagen.

Seine Abneigung gegen jede Artvon staatlicher Wohlfahrt belegteMilton Friedman mit seinem eige-nen Lebensweg. Er war ein Kindjüdischer Einwanderer aus einemGebiet, das heute zur Ukrainezählt; seine Eltern hatten sich ausärmlichen Verhältnissen ohne jedeIntegrationshilfe und Sozialver-wöhnung auf den Weg in die Mitte

der amerikanischen Gesellschaftgemacht. Milton Friedmans Uni-versitätskarriere bis in die Welt-spitze der Ökonomie ist ein Bei-spiel für Leistungswillen und Befä-higung, ohne jeden Auswuchs vonBildungssubvention.

Sein rigoroses Eintreten gegenjede Art von Beschränkung oderRegulierung dehnte er auch auf dievöllige Freigabe von Drogen, dieLegalisierung jeder Art von Prosti-

tution oder etwa Aufhebung derWehrpflicht aus. Er liebte die De-batte vor großem Publikum. SeineWortmeldungen wurden kontro-vers bis hitzig diskutiert, die Kriti-ker ließen aber meistens außeracht, daß Friedman ein intellek-tueller Theoretiker war und auchbleiben wollte. Den Schritt in diePraxis, selbst Verantwortung zuübernehmen, hat er nie getan – ei-ne der Ursachen für die Mißdeu-tungen, die sich mit seinem Namenverbinden.

Friedman stand einer ganzenReihe von Staatschefs mit gutenRatschlägen zur Seite, im schlech-teren Fall ließ er es zu, daß sie sichmit seiner weltweit anerkanntenKompetenz schmückten und damitihre Politik zu begründen versuch-ten. Themen wie Geldmengensteu-erung oder „Stagflation“ werdenkaum verstanden, da vertraut manbesser dem Papst des Moneta-rismus und seinen anschaulichenReden zur „drohenden Unterfinan-zierung“.

Friedmans geistige Freundschaftzu Margaret Thatcher und RonaldReagan kam die Welt teuer zu ste-hen.

Reagan hielt sich eine Weile andie Ratschläge seines Beistandes,deregulierte viele Märkte undsenkte den Spitzensteuersatz von77 auf 33 Prozent. Als der US-Prä-sident dann doch„die fette Katzefütterte“ und im-mer mehr Schul-den für Rüstungs-und Subventions-p r o g r a m m emachte, distan-zierte sich Fried-man nicht öffent-lich von dieserForm der „Rea-ganomics“. DieFolge: Reaganverdreifachte dieStaatsschuldender USA auf heu-te astronomische8,5 Billionen Dol-lar – nur der er-zwungen günsti-ge Dollarkurs verschleiert, daß dieVerschuldung der USA umgerech-net auf deutsche Verhältnisse um40 Prozent höher liegt – ohne dieKosten der Wiedervereinigung. Einirreparabler Schaden im Wäh-

rungsgefüge – und das hatte MiltonFriedman niemals gewollt.

Vor einem weiteren Mißver-ständnis sollte man Friedmans An-denken heute bewahren, wenn lin-

ke Kreise sich aufihn berufen: SeinVorschlag, Be-dürftigen mit ei-ner negativenE i n ko m m e n s -steuer zu helfen,hat nichts mit so-zialen Umvertei-lungsak t ionenwie „Grundsiche-rung für alle“ zutun. Friedmanwollte, daß derStaat Geringver-dienern aus demSteuersäckel Zu-schüsse zumLohn zahlt stattSteuern abzuzie-hen – aber

Grundbedingung für jede Art vonHilfe sollte sein, daß die Menschenwirklich für ihren Lebensunterhaltarbeiten. Milton Friedmans Lehr-satz dazu war anschaulich wie im-mer: „Es gibt keine Gratismahlzeit.“

»Es gibt keine Gratismahlzeit«Gedanken zum Tod von Milton Friedman – Er hat Ronald Reagans Schuldenpolitik nicht gebremst

Von KLAUS D. VOSS

Eine Abneigung gegen jede Art von

staatlicher Wohlfahrt

Theoretiker: Milton Friedman

Schon in jungen Jahren an die Rente denken: Zwei Jugendliche sprechen mit einem Bankberater. Foto: Visum

PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 47 – 25. November 2006 3

Täter ohneAbstammungVon HARALD FOURIER

Ich weiß noch genau, wie ich am 30. Juniabends am Schlesischen Tor aus meinem

Auto gestiegen bin. „Normale“ Berliner haltensich nicht gerade in dieser Gegend auf, schongar nicht nach Einbruch der Dämmerung.Klingt dramatisch, ist es auch. Der Mittel-europäer ist in dieser Ecke Angehöriger einernationalen Minderheit.

An dem letzten Juniabend aber war allesanders: Unbeschadet ließ sich der Weg zueinem Biergarten zurücklegen. Dort lief dasSpiel Italien gegen Ukraine. Deutschland hattegerade zuvor gegen Argentinien gewonnen.

Doch das wirklich Berauschende war daseinmalige Gefühl, mit einer Deutschland-fahne durch die Schlesische Straße zu laufen.Im Traum hätte ich mir nie einfallen lassen,daß das noch mal möglich sein würde.

Und wie sich jetzt zeigt, war es tatsächlicheine Ausnahmesituation. Längst sind die alt-bekannten Verhaltensmuster in die Problem-kieze mit hohem Einwandereranteil zurück-gekehrt. Dienstag vergangener Wocheeskalierte ein Polizeieinsatz in der Wrangel-straße, einer Parallelstraße der SchlesischenStraße. Zwei Polizisten wurden verletzt.

Angefangen hatte alles mit zwei Zwölf-jährigen, die versucht hatten, einem15jährigen seinen MP3-Spieler abzunehmen.Als die Polizei die beiden kriminellen Kinderam Schlafittchen greifen wollte, rotteten sichan die 100 Passanten – vor allem Jugendliche– zusammen und gingen gegen die Polizistenvor. Die Beamten mußten Verstärkunganfordern.

Zwei Tage später drang eine Gruppebewaffneter Türken in die nahegelegeneEberhard-Klein-Oberschule (Zuwanderer-anteil 100 Prozent) ein. Die acht zum Teilmaskierten Täter gingen auf einen Schülerlos, den sie mit Messerstichen verletzten.

Die Massenmedien berichteten über dieseund eine Vielzahl kleinerer Ereignissezunächst wie gewohnt: ohne die Herkunft derTäter zu erwähnen. Allerdings ahnt derDurchschnitts-Berliner, daß, wenn im Radiooder in der Zeitung gemeldet wird, „100Personen greifen in Kreuzberg eine Polizei-streife an“, sich dahinter nicht der deutscheMichel verbirgt.

Inzwischen sind die Medien dazu über-gegangen, von „Tätern mit Migrations-hintergrund“ zu reden. Als ob wir nicht allewüßten, daß es sich fast ausnahmslos umTürken und Araber handelt.

Aber die Annahme, daß ängstlich auf„politische Korrektheit“ bedachte Medienirgendwann einmal dazu übergehen, dieProbleme bestimmter Einwanderergruppenoffen zu benennen, ist wohl genau so abwegigwie die Hoffnung, daß ich jemals wieder miteiner Deutschlandfahne durch Kreuzberglaufen kann, ohne schief angeschaut zuwerden.

Selten wurde Potsdams Oberbür-germeister Jann Jakobs so er-zürnt gesehen. Er beschimpfte

die eigenen Stadtverordneten regel-recht. „Sie sind politische Verräter“,donnerte er ihnen entgegen. „Das wirftuns um Jahre zurück.“ Was den Mannso aufgebracht hat, war die wohlschwerste Abstimmungsniederlageseiner Amtszeit.

Es geht um den Alten Markt in Pots-dam, einen trostlosen Ort. Wenn imAlten Rathaus getagt wird oder in derNikolaikirche eine Messe stattfindet,dann gibt es ein wenig Leben auf demPlatz. Ansonsten verirrt sich hierheraber niemand. Außer ein paar Jugend-lichen vielleicht, die mit ihren Skate-boards Kunststücke üben.

Dieser tote Fleck mitten in der bran-denburgischen Hauptstadt sollte mitLeben gefüllt werden. Doch fand sicheinfach kein privater Investor, um denOrt, an dem früher das Stadtschloß ge-standen hatte, zu neuer Blüte zu füh-ren. Deswegen beschloß der Landtag,an eben jener Stelle sein neues Parla-mentsgebäude in der Form des altenSchlosses zu errichten und 100 Millio-nen Euro dafür auszugeben. Ein ein-maliges Geschenk für die von den Nar-ben der Geschichte stark versehrte Re-sidenzstadt, jubelten die Freunde desSchlosses. Nun der Schock: Die Stadt-verordneten lehnten den Bebauungs-plan überraschend ab. Das Votum derAbgeordneten kommt einem kleinen

politischen Erdbeben gleich und lösteFassungslosigkeit aus.

Die Ursachen für das Debakel umdas Landtagsgebäude reichen zurückbis ins Jahr 1945: In einer schwerenBombennacht richteten alliierte Ge-schwader erheblichen Schaden in derheutigen Landeshauptstadt an. Auchdas Potsdamer Stadtschloß wurde da-bei so gut wie zerstört.

Die Kommunisten verfuhren so bar-barisch, wie sie es häufig taten, wennes um architektonische Überreste derMonarchie ging: Ulbricht ließ die Re-ste des Potsdamer Schlosses 1959/60abräumen.

Mit der Wende 1989/90 und derNeugründung des Landes Branden-burg mußte ein Landtagsgebäude her.Provisorisch zog das Parlament in einGebäude am Brauhausberg, in dem zu-vor ausgerechnet die SED ihre Be-zirksleitung untergebracht hatte – pro-visorisch, wie es hieß, bis ein geeigne-ter Standort für einen richtigen Land-tag gefunden sei. Doch das Proviso-rium geriet zum Dauerzustand.

Zehn Jahre nach der Vereinigungaber schien die Zeit endlich reif für ei-nen neuen Landtag – und zwar in ei-nem neu zu errichtenden PotsdamerStadtschloß. Der schöne Plan gewannsofort zahlreiche Anhänger. Doch vonAnfang an gab es Streit darum, wie de-tailgetreu das Gebäude wiederaufer-stehen solle. Lediglich auf dem Grund-riß des alten Gebäudes solle das neueentstehen, forderten führende Landes-politiker. Dies ging manchen – wie er-wartungsgemäß der PDS – bereits zu

weit, anderen indes nicht weit genug,weil sie das alte Schloß 1:1 wiederher-gestellt haben wollten, um die städte-bauliche Wunde zu schließen.

2001 entschied sich die Stadt trotzig,das Schloß mitsamt der historischenFassade wiederaufzubauen. Der Land-tag aber beschloß den Wiederaufbauim vergangenen Jahr nur auf dem altenGrundriß, nicht aber mit der histori-schen Fassade. Um einen Konsenszwischen Stadt und Land herzustellen,mußten drei Verträge geschlossen wer-den. Aber noch immer waren längstnicht alle Fragen zur Zufriedenheit ge-klärt.

Der Kompromiß, der nun den Stadt-verordneten vorgelegt worden war, sahso aus: Bis 2010 sollte das neueSchloß- und Landtagsgebäude errich-tet werden, und zwar auf dem Grund-riß des zerstörten Stadtschlosses, weit-gehend auch seinem Baukörper fol-gend. Alles natürlich auf Kosten desLandes. Das heißt, daß sowohl derNeubau für rund 85 Millionen alsauch notwendige Erneuerungen imUmfeld (eine Brücke, eine Straßen-bahnlinie etc.) vom Land getragenwürden.

Der Neubau sollte sich bloß teil-weise an seinem historischen Vorbildorientieren: Allein den nördlichenTeil, der sich dem Alten Markt und derNikolaikirche zuwendet, wollten dieAntragsformulierer weitgehend kor-rekt rekonstruieren und das bereitsaus Spenden originalgetreu wiederer-richtete Fortunaportal in den Neubaueinbetten.

Für dieses Portal, das als einzigesBauelement bereits steht, hatte sichGünter Jauch, einer der prominente-sten Potsdamer, mächtig ins Zeug ge-legt und drei Millionen Euro gesam-melt. Der „RTL“-Moderator reagiertenun entsprechend enttäuscht auf dieEntscheidung der Stadtverordneten.

Und es war bereits der zweite An-lauf: Am 1. November scheiterte derAntrag bei Stimmengleichheit. Dies-mal waren es in geheimer Wahl sogar27 Nein- und nur 24 Ja-Stimmen. DiePDS-Fraktion hat mit ihren 19 Stim-men offenbar geschlossen dagegen ge-stimmt.

Die Frage, wer die anderen fünf Ab-weichler aus dem CDU-FDP-Grüne-SPD-Familienpartei-Bündnis sind,wird wohl ungeklärt bleiben. Tatsacheist, daß sich die Stadtverordnetenübergangen fühlten und ihren Frustüber die Haltung der Landespolitikerin die Waagschale warfen.

Deswegen plant Jakobs nun, seinVorhaben trotz des Vetos der Stadtver-ordnetenversammlung durchzusetzen– ein heikles Unterfangen. Finanzmi-nister Rainer Speer spricht sich nundagegen für die Sanierung des jetzigenLandtagsgebäudes aus. Eine nachvoll-ziehbare Reaktion, nachdem sein 100-Millionen-Euro-Geschenk von derStadt brüsk abgelehnt worden ist.

Ministerpräsident Matthias Platzeckließ seinem Zorn auf die Linksparteifreien Lauf. Der PDS-FraktionschefHans Jürgen Scharfenberg habe sichals „als später Vollstrecker der Kahl-schlagpolitik Ulbrichts“ erwiesen.

100 Millionen ausgeschlagen»Vollstrecker Ulbrichts«: Potsdams Stadtverordnete lehnen Aufbau des Stadtschlosses überraschend ab

Die Kommunistenhinterließen eineWüste im Zentrumder altenResidenzstadt:Hier solldas PotsdamerStadtschloß neuerstehen.

Foto: pa

Für die neue Linkspartei wardie zentrale Frage des ver-gangenen Wochenendes

nicht, ob und wie die Vereinigungmit der WASG stattfinden soll. Diefür die einstige SED weit bedeu-tendere Frage wurde auf ihremLandesparteitag in Berlin geklärt:Rot-Rot in der Hauptstadt – wei-ter oder nicht?

Nach der Wahlniederlage derPostkommunisten mit Einbußenvon bis zu 20 Prozentpunkten imOstteil stand die Koalition aufdem Spiel. Der Sparkurs vonSPD-Finanzsenator Thilo Sarra-zin hatte die ultralinke Klientelschwer vergrätzt. Und es könntenoch schlimmer kommen: DasKarlsruher Urteil, nach dem Ber-lin auf seinen Schulden sitzenbleiben soll, könnte zu weiterenSparbeschlüssen zwingen, diedann auch die SED-Erben erneutmitzutragen hätten.

Nach wochenlangen Verhand-lungen legte der Linke-Vorstandden Delegierten einen mit derSPD ausgehandelten Koalitions-vertrag vor. Die Basis zeigte sichskeptisch.

Über fünf Stunden waren fürdie Aussprache vorgesehen. DieMehrzahl der Diskussionsteilneh-mer entpuppte sich als Bedenken-träger und warb für eine Ableh-nung des Vertrags. Eine der erstenRednerinnen lobte zwar seinenInhalt, fügte aber hinzu, sie glau-be, daß die SPD weiterhin mit derLinkspartei Schlitten fahren wür-de. Die Delegierte faßte es mit Jo-hann Wolfgang von Goethe zu-sammen: „Die Botschaft hör ichwohl, allein mir fehlt der Glaube.“

Andere Delegierte kritisierteninsbesondere die „überhasteteFreigabe“ des Ladenschlusses.„Das ist doch unsozial, daß dieVerkäuferinnen bei Dussmannjetzt nachts arbeiten müssen“,meckerte ein Linkssozialist. Einanderer Delegierter gab sich offen

als Anhänger der Stasi-Offizierezu erkennen, die gegen die Aufar-beitung des SED-Unrechts pole-misieren. Im Koalitionsvertrag –behauptete der aufgeregte Genos-se – stehe nicht drin, „wie wir be-rechtigte Kritik an der Gedenk-stätte leisten können“. Gemeintwar die Gedenkstätte für SED-Opfer in Berlin-Hohenschönhau-sen, ein Dorn im Auge der Kom-munisten.

So plätscherte der realexistie-rende Parteitag vor sich hin. AlsEx-Parteichef Lothar Bisky ansMikrofon trat, war der Tiefpunkterreicht. Er fragte: „Bleibt Rot-Rotals soziale Alternative – und nichtals machtpolitische Option – imGeschäft?“ Als ob es bei einer Re-gierungsbeteiligung um etwas an-deres ginge als vorrangig umMacht! Der Beifall hielt sich da-her in Grenzen.

Erst Oskar Lafontaine wecktedie Delegierten auf. Auch er hieltes mit Goethe und trug nach demMotto „Das Gleiche läßt uns in

Ruhe, aber der Widerspruch istes, der uns produktiv macht“ eineSowohl-als-auch-Rede vor.

Lafontaine sprach sich für dra-stischere Steuer- und Abgabener-höhungen aus. Gleichzeitig aberkritisierte der frühere SPD-Chefdie Koalitionsvereinbarung, weilsie eine Grund- statt einer Gewer-besteueranhebung vorsehe. Auchdie Ladenschluß-Freigabe findeter nicht richtig: „Wenn in derPresse steht, daß Berlin jetzt dieliberalste Regelung hat, dannschmerzt das die Linke.“

Statt sich klar für den Koali-tionsvertrag auszusprechen, for-derte der Saarländer seine Berli-ner Genossen auf: „Wir dürfen dasnur machen, wenn wir auch be-reit sind, jederzeit wieder ausdem Senat rauszugehen.“ Zum er-sten Mal erhielt ein Redner tosen-den Beifall.

Soviel vorsorgliche Ausstiegs-begeisterung rief Gregor Gysi aufden Plan. Der Oskar habe sich –das müsse allen klar sein, so Gysi

– natürlich für und nicht gegenden Vertrag ausgesprochen. La-fontaine und Gysi sind ein einge-spieltes Team – einer für die Ge-fühle, der andere für den Macht-instinkt.

Mit ihrer Sowohl-als-auch-Stra-tegie ist es den beiden gelungen,die Kritiker, unter ihnen auch dergerade geschaßte KultursenatorThomas Flierl, im Zaum zu hal-ten. Am Ende stimmte der Partei-tag der nächsten rot-roten Koali-tion mit großer Mehrheit zu, sodaß der Wahl des RegierendenBürgermeisters nichts mehr imWege stand.

Ab jetzt ernennt der RegierendeBürgermeister übrigens auch dieSenatoren, die früher das Landes-parlament wählen durfte. Wowe-reit ist durch die Neuregelung, dievon SPD und PDS in der vergan-genen Legislaturperiode be-schlossen worden war, nochmächtiger als zuvor. Egal, was dieBasis der Linkspartei darüberdenken mag.

»Rot-Rot wirdbald zerbrechen«

Rot-Rot sei eine morscheSchönwetterkoalition, die an

den ersten Herausforderungenzerbrechen werde, prognostiziertBerlins FDP-Landtagsfraktions-chef Martin Lindner in der Lokal-ausgabe der Zeitung „Die Welt“.Sobald sich etwa herausstelle, daßnicht soviel Steuern eingenom-men würden wie veranschlagt,weiter Privatisierungen oder Ver-waltungsreformen anstünden, seies mit der Ehe aus SPD undLinskpartei schnell vorbei.

Lindner äußert die Vermutung,daß SPD-Bürgermeister KlausWowereit die erneute rot-rote Ko-alition nur eingegangen sei, „umdie PDS ein für alle Mal kaputtzu-machen“. Das sei an sich keinschlechtes Ziel, nur dürfe dabeidas Land Berlin nicht mit ruiniertwerden. Die Koalition mit derLinkspartei blockiere notwendigeReformen und die Möglichkeit,die Krise der bankrotten Stadt alsChance zum Umbau zu nutzen,indem man Berlin von der „Stadtdes Staatsmonopols zur Stadt desWettbewerbs“ mache. H.H.

Lafontaine: Jederzeit zum Ausstieg bereitBerliner Linkspartei beschließt unter Bauchschmerzen die Fortsetzung der rot-roten Rathauskoalition

Von MARKUS SCHLEUSENER

Von PATRICK O’BRIAN

HI N T E RG R U N D4 Nr. 47 – 25. November 2006

Ab sofort gilt: GeduldeteAusländer, die sich seitacht Jahren in Deutsch-

land aufhalten – Familien schon absechs Jahren – können eine Auf-enthaltsgenehmigung beantragen,wenn sie bis zum 30. September2007 Arbeit haben – so daß derLebensunterhalt „auch in Zukunftgesichert ist“ –, ausreichend diedeutsche Sprache beherrschenund nicht im größeren Stil straffäl-lig geworden sind oder extremisti-schen Gruppen angehören. So lau-tet der zwischenden Innenmini-stern der Bundes-länder geschlos-sene Kompromißzum sogenanntenBleiberecht. DieRegelung bleibtbis zu einer bundesgesetzlichenRegelung gültig. Davon betroffensind 2,8 Prozent der 6,8 MillionenAusländer in Deutschland, also ei-ne verschwindendgeringe Zahl.

Die Regelungenzum Aufenthalts-recht: Wenn manden Grad der Er-laubnis zum Auf-enthalt einteilte,so stünden dieGeduldeten aufder untersten Stu-fe: Sie werden da-für, daß sie sichunerlaubt inDeutschland auf-halten, nicht be-straft. Das Aufent-haltsgesetz kennt45 Gründe für ei-ne wenigstenssechsmonat igeAufentha l t ser -laubnis, darunterbeispielsweise dasAsylrecht, dasStudium an einerdeutschen Hoch-schule, den Ehe-gattenstatus oderdie Anstellung ei-nes Hochqualifi-zierten – wir erin-nern uns an dieDebatte um die„Greencard“-In-der. Asylberech-tigte haben nach 36 Monaten ei-nen Anspruch auf eine unbefriste-te Niederlassungserlaubnis. Mehrals diese berechtigt nur noch dieEinbürgerung zum Aufenthalt inDeutschland. Allerdings erlebtdies nur ein verschwindend gerin-ger Teil der Asyl begehrendenAusländer.

So verlautete vor zwei Wochendas Bundesamt für Migration undFlüchtlinge (BAMF), im Oktobersei über 2118 Asylanträge ent-

schieden worden. Nur acht An-tragstellern wurde Asyl gemäß Ar-tikel 16a des Grundgesetzes wegenpolitischer Verfolgung und in Folgedessen eine Aufenthaltserlaubnisgewährt.

1254 Anträge seien abgelehntworden, 767 Anträge seien zurück-gezogen worden oder hätten sichauf sonstigem Wege erledigt undfür 89 Personen gelte der soge-nannte Abschiebeschutz nach Pa-ragraph 60 des Aufenthaltsgeset-zes.

Abschiebeschutz ist dem Asyl-recht ähnlich und führt gleichfalls

zur Aufenthalts-erlaubnis. Davonsind Personen be-troffen, denenaufgrund ihrerReligion, Rasseoder ihres Ge-schlechts Gefahr

für Leib und Leben droht. Eskommt in diesem Zusammenhangnicht darauf an, ob eine staatlicheVerfolgung vorliegt, denn auch die

Verfolgung durch eine Partei, eineOrganisation oder Gruppe, die dasHeimatland in „wesentlichen Tei-len“ beherrscht, genügt. Das giltaber auch für Ausländer, die in ih-rer Heimat durch Strafverfolgungmit dem Tod rechnen müssen, wasbeispielsweise auf Muslime ausLändern, in denen der muslimi-sche Rechtskodex Scharia gilt, zu-trifft, die zum Christentum konver-tieren. Den Glaubenswechselkönnte auch ein bereits unmittel-

bar vor der Abschiebung stehen-der Muslim vollziehen (wenn er esdenn glaubhaft machen kann).

Dieses „kleine Asylrecht“ resul-tiert aus den völkerrechtlichenNormen der Gen-fer Flüchtlings-konvention.

Bei den Her-kunfts ländern ,aber auch bei densonstigen „huma-nitären Gründen“im Sinne des kleinen Asyls wirdam meisten gelogen. Ein LeipzigerJustizbeamter schildert gegenüberder Preußische Allgemeinen Zei-tung die Verhältnisse sehr deut-lich: „Als Verwaltungsrichter hatteich viel nach dem Aufenthaltsge-setz zu entscheiden. In keinemeinzigen Fall konnte ich ein Ab-schiebehindernis feststellen.“

In vielen Fällen liegt das Pro-blem darin, daß Ausländer zwareinen „humanitären Grund“ fürein kleines Asylrecht vorweisenkönnten, aber die Behörden im

Asylverfahren über ihre Herkunftoder über andere wesentliche De-tails zu täuschen versucht und da-durch ihren Anspruch auf daskleine Asyl verwirkt haben. Auchdiesen Ausländern droht, solltensie nicht freiwillig ausreisen, dieAbschiebung.

Eine Abschiebung kann oderdarf manchmal aber nicht durch-geführt werden, weil der Abzu-schiebende – wie bei vielen Palä-stinensern der Fall – staatenlos ist

oder mit dem Herkunftsland – wieim Falle einzelner afrikanischerStaaten – kein Rückführungsab-kommen besteht und diese Länderschlicht ihren Landsmann ableh-

nen. Nicht abge-schoben werdendarf in Kriegsge-biete. Die Ausset-zung der Ab-schiebung erfolgtaber auch ausGründen der me-

dizinischen Versorgung, wenn derAusländer so schwer erkrankt ist,daß seine Abschiebung durch eineUnterversorgung im Herkunfts-land zum Tode führen kann. DieseNicht-EU-Ausländer, die sich nichtin Deutschland aufhalten dürfenund nicht ausreisewillig sind, de-ren Abschiebung aber nach Para-graph 60a des Aufenthaltsgesetzesausgesetzt wird, werden „Gedul-dete“ genannt.

Die Aussetzung erfolgt dabei im-mer nur kurzfristig und kann ver-längert werden. Geduldete dürfen

sich nur an ihremMeldeort aufhal-ten und sind nureingeschränkt ar-beitsberechtigt.Nach 18 MonatenDuldung kann –eine Neuregelungdes am 1. Januar2005 in Kraft ge-tretenen Zuwan-derungsgesetzes –eine gleichfallsbefristete Aufent-ha l t se r l aubn i szwar erteilt wer-den. Dies gilt abernicht, wenn derAusländer dieVersagung derAufentha l t ser -laubnis selbstdurch Täuschungverursacht hat. Eskommt hier alsozur Kettendul-dung, bis zurmöglichen Ab-schiebung. Aufdiesem oder ähn-lichem Wege ha-ben sich jene200000 Gedulde-ten in Deutsch-land angesam-melt, über deren

Möglichkeit zur Erlangung einerAufenthaltserlaubnis jetzt unterdem Schlagwort „Bleiberecht“kontrovers diskutiert und durchden Kompromiß befunden wordenist.

Zwar kritisieren Gegner dieserLösung, es gebe zu viele Flüchtlin-ge, die jetzt durch das Raster fie-len. Übersehen wird dabei jedoch:Das deutsche Aufenthaltsrecht fürAusländer ist trotz leerer Kassenkaum zu überbieten.

Die Einigung der Innenmi-nister von Bund und Län-dern zum Bleiberecht von

nur geduldeten Ausländern mün-det in eine harte Formulierung:Der Aufenthalt von Ausländernmit Duldung, die bis zum 30. Sep-tember 2007 keine Arbeitsstellegefunden haben und daherweiterhin auf Unterstützung ausSteuergeldern angewiesen blei-ben, solle „konsequent beendetwerden“. Derzeit leben etwa200 000 Ausländer mit Duldungin Deutschland.

Mit der Regelung wollen dieInnenminister zweierlei errei-chen: Erstens soll die Zahl von ge-

duldeten Ausländern, die sich aufKosten der deutschen Sozialsyste-me ohne triftigen Grund im Lan-de aufhalten, drastisch reduziertwerden. Andererseits soll solchenbloß Geduldeten, die arbeitswilligsind, eine dauerhafte Perspektivegegeben werden. Das Leben voneiner Duldungsverlängerung zurnächsten gilt als Hindernis fürden Aufbau einer stabilen Exi-stenz.

Laut dem Sprecher des Ham-burger Einwohnerzentralamts,Norbert Smekal, werden solcheDuldungen im Regelfall um je-weils ein halbes Jahr verlängert.Auch wenn es sich in den meistender in Hamburg rund 10 500 Fälleum Routineverlängerungen han-dele, wie Smekal betont, bleibt für

die Betroffenen eine Restunsi-cherheit. Zudem entsteht bei je-der Verlängerung Verwaltungsauf-wand, auch wenn dieser bei un-problematischen Fällen geringsei.

Bloß geduldete Ausländer dür-fen bislang nur dann eine Arbeitaufnehmen, wenn kein Deutscheroder in Deutschland arbeitsbe-rechtigter Ausländer für die Stellezu finden ist. Einem Geduldeten,der bislang noch keine Arbeitsstel-le hat, aber bis zum 30. September2007 eine erlangt, dem winkt nachdem Willen der Innenminister abdann ein Bleiberecht, sofern ersich bereits acht Jahre ununterbro-chen in Deutschland aufhält. BeiFamilien mit minderjährigen Kin-dern in Schule oder Kindergarten

reichen sechs Jahre. Das Bleibe-recht soll zunächst für zwei Jahregelten und nach zwei- bis dreima-liger Verlängerung dauerhaft er-teilt werden können.

Was aber geschieht mit jenen,die bis zum Stichtag 30. Septem-ber keine Arbeitsstelle nachwei-sen können? Droht ihnen tatsäch-lich danach die sofortige Rück-führung in ihre Heimat?

In der Praxis sieht NorbertSmekal einige Hürden. Ein Groß-teil der Geduldeten in Hamburgstamme aus dem ehemaligen Ju-goslawien: „Bei vielen von ihnenist nicht geklärt, welchem Nach-folgestaat des alten Jugoslawiensie eigentlich angehören. Wir wis-sen nicht, wohin wir sie abschie-ben können.“ Gleiches gelte für

etliche Bürger aus der ehemaligenSowjetunion. Auch hier sei die„neue“ Staatsangehörigkeit oftnicht zu klären.

Für geduldete Roma aus demKosovo sei die Lage in ihrer Hei-mat nach wie vor „nicht hundert-prozentig sicher“, so Smekal.Gleich ausgenommen von derdrohenden Abschiebung habendie Innenminister ohnedies alleErwerbsunfähigen, Auszubilden-den, Alleinerziehenden und Altenüber 65 Jahren. So könnte die tat-sächliche Zahl der Auszuweisen-den auch nach Inkrafttreten desscheinbar drakonischen Länder-kompromisses überschaubar blei-ben. Für Arbeitswillige indeskönnte sich die Situation inDeutschland deutlich verbessern.

Bleiberecht mit FolgenDer Kompromiß der Innenminister und was er für die verschiedenen Geduldeten bedeutet

Von BERNHARD KNAPSTEIN

Herkunftsländer Leistungenan

AsylbewerberAsylbewerber sind in aller Re-

gel mittellos, wenn sie in derBundesrepublik Deutschland an-kommen. Vorhandenes Vermö-gen ist zuerst aufzubrauchen.Den weiteren Unterhalt durchden Staat regelt das Asylbewer-berleistungsgesetz.

Das Gesetz sieht Grundleistun-gen in Höhe von 360 Mark mo-natlich vor – das Gesetz kenntnoch die alte Währung. In diesenGrundleistungen enthalten sindUnterkunft und Nebenkosten,Ernährung, Kleidung, Hygiene-bedarf und Hausrat, also aucheinmalige Anschaffungen wieElektrogeräte und ähnliches. DerBedarf soll durch Sachleistungenund Wertgutscheine gedecktwerden, soweit das möglich ist.Darunter fallen etwa die Unter-

bringung im Asylbewerberheim,der Bezug von Textilien durchKleiderkammern und bei BedarfMöbeln von Sozialeinrichtungen.

Hinzu kommt ein Taschengeldin Höhe von 80 Mark bezie-hungsweise 20,45 Mark für Kin-der bis zum 13. Lebensjahr. AuchPersonen in Abschiebehaft ha-ben Anspruch auf ein kleinesHandgeld in Höhe von 28,63Mark.

Die Unterbringung erfolgt nachMöglichkeit in kommunalen Auf-nahmeunterkünften. Die medizi-nische und etwaig erforderlichepsychologische Versorgung trägtgleichfalls der Fiskus.

Die Asylbewerber sollen zu Ar-beiten für 1,05 Euro je Stunde inden Unterkünften oder bei öf-fentlichen Einrichtungen heran-gezogen werden, wenn die Arbeitsonst liegenbleibt. Ablehnungkann zu Kürzung der Leistungenführen. Sonstige Leistungen imEinzelfall sind Eingliederungshil-fen für Behinderte, Brillen undPflegeleistungen.

Um einen Vergleich bei aktuel-ler Währung zu ziehen: Eine Fa-milie mit zwei Kindern im Altervon sechs und 14 Jahren würdein Westdeutschland 1104 EuroSozialhilfe nach SGB XII bezie-hen oder 756,70 Euro nach demAsylbewerberleistungsgesetz, je-weils zuzüglich Miet- und Heiz-kosten.

Hält sich ein Asylbewerber un-erlaubt nicht am zugewiesenenAufenthaltsort auf, so erhält ernur die „unabweisbar geboteneHilfe“, womit in erster Linie diemedizinische Notfallversorgunggemeint ist.

B. Knapstein

Nach Möglichkeitnur Sachleistungen

und Gutscheine

Ex-Jugoslawien – Serbien undMontenegro sind mit zirka 1800Asylantragstellern (Januar bis Juni2006) Hauptherkunftsgebiet beimAsyl. Die hier lebenden Jugosla-wen machen insgesamt 7,3 Prozentaller hier lebenden Ausländer aus.Zirka 40 Prozent der Zuzügler vondort sind derzeit Albaner. Als Asy-lanten anerkannt werden Angehö-rige dieser Herkunftsgruppe der-zeit fast nie. Die Verfolgung imRahmen des kriegerischen ZerfallsJugoslawiens in den 90er Jahrengilt als beendet.

Libanon – Mit den Flüchtlingeninfolge des Bürgerkrieges (Mitteder 70er bis 1990) begann der Zu-zug von Libanesen. Im Jahr 2000lebten 54 000 Libanesen inDeutschland (280 000 Araber). Siesind die nach den Marokkanern(zirka 80 000) größte arabischeZuwanderergruppe hier. Diedurchschnittliche Aufenthalts-dauer ist mit zwölf Jahren gerin-ger als die der Türken (19).

Afghanistan – 2004 hielten sichzirka 65000 Afghanen in Deutsch-land auf. Bis 1978 waren vor allemwirtschaftliche Beziehungen oderein Studium Zuzugsgründe. Seitdem sowjetischen Einmarsch 1979und erst recht seit der Talibanherr-schaft ab 1995 kamen vorrangig ge-ringqualifizierte Flüchtlinge nachDeutschland. Sie sind kaum in Ver-einen organisiert. Durchschnittlichbleiben die Zuwanderer von dortneun Jahre in der Bundesrepublik.

Türkei – Türken bilden diegrößte Zuwanderergruppe inDeutschland. Sie kamen ab 1961vor allem aus ökonomischenGründen in die Bundesrepublik.Seit den 80er Jahren dominierenkurdische Flüchtlinge sowie Tür-ken, die im Rahmen der Familien-zusammenführung zuziehen.Über 40 Prozent der türkischenStaatsangehörigen leben seitmehr als 20 Jahren hier. Ver-gleichsweise wenige kehren in ih-re Heimat zurück. Aufgrund desgeänderten Staatsangehörigkeits-rechts wurden zirka 600 000 ein-gebürgert. Zusätzlich leben zirka1,8 Millionen Türken mit türki-schem Paß hier.

Irak – Ende 2005 hatten zirka7200 Iraker in Deutschland denStatus „geduldet“. Von Januar bisJuni 2006 stellten knapp 1000 Ira-ker einen Asylantrag. Vor demSturz des Saddam-Regimes 2003war die Zahl (Erstantrag Asyl)noch höher: zirka 11600 im Jahr2000. Nach jüngsten richterlichenEntscheidungen sind Abschie-bungen möglich.

Nicht verfolgt, aber geduldetAusländer in Deutschland – Erläuterungen zum Asyl- und Aufenthaltsrecht

Von HANS HECKEL

Zwischen Bleiben und Gehen: Ayse, Bilal und Sunay sind in Deutschland nur geduldet. Foto: epd

Acht von 2118Antragstellern

genießen Asylrecht

In keinem Fall einAbschiebehindernis

festgestellt

PO L I T I K Nr. 47 – 25. November 2006 5

Zu einem „Allerweltswort“sei der Begriff „SozialeMarktwirtschaft“ geworden,

stellte der frühere Ministerpräsi-dent von Rheinland-Pfalz undThüringen sowie heutige Vorsit-zende der Konrad-Adenauer-Stif-tung Dr. Bernhard Vogel fest, alsdie in der Frankfurter Paulskircheihren diesjährigen „Preis SozialeMarktwirtschaft“ an die Unterneh-merin Dr. Sybill Storz aus den ba-den-württembergischen Tuttlingenals erste Frau verlieh. Sie leitet seitzehn Jahren erfolgreich das Unter-nehmen „Karl-Storz GmbH & CoKG“ für technische Geräte der En-doskopie, das sie zu einem Welt-marktführer gemacht hat.

Vogel sagte, der Begriff „SozialeMarktwirtschaft“ sei zwar jeder-mann bekannt, aber es sei mittler-weile vergessen worden, welcheInhalte diese Soziale Marktwirt-schaft eigentlich habe, mit denenLudwig Erhard den „dritten Wegzwischen Kapitalismus und Sozia-lismus“ gewiesen habe.

Als Festrednerin erklärteBundesforschungsministerin An-nette Schavan, Soziale Marktwirt-schaft gründe auf Initiative, demGespür für Leistung, auf Eigenver-antwortung und Wettbewerb. Siesei vor allem verbunden damit,„gewinnen zu wollen“, und nicht,sich „einzurichten“, was bedeutenwürde, den status quo zu erhalten.In der Konsequenz der Wohl-standsentwicklung einer Gesell-schaft dürfe nicht durch Schaffungvon immer mehr Rechtsansprü-chen persönliche Leistung durchHandeln des Staates auf derGrundlage solcher Rechtsansprü-che ersetzt werden. Der Bürger

müsse dabei die Partnerschaft undVerläßlichkeit des Staates spüren,daß dieser ihm etwas zutraue.

Der von Bernhard Vogel ange-sprochene „dritte Weg zwischenKapitalismus und Sozialismus“könnte zu der Interpretation ver-führen, daß die Soziale Marktwirt-schaft so etwas wie die „goldeneMitte“ zwischen zwei sich be-kämpfenden Ideologien sei. Annet-te Schavans Aussage wiederumunterstellt, es gebe einen grund-sätzlichen Gegensatz von Staat undBürgern auch im demokratischenStaat. Vogel und Schavan habenmit ihren Aussagen gewiß wichtige

Teilaspekte der Sozialen Markt-wirtschaft angesprochen, abernicht den grundsätzlichen Aus-gangspunkt des Erhardschen Den-kens und daraus wachsenden Han-delns nach dem Zweiten Weltkrieg.Dieser aber liegt in den geschicht-lich gewachsenen Unterschiedendeutscher und anglo-amerikani-scher Wirtschaftsentwicklung so-wie dem daraus erwachsendenDenkansätzen. Erhards SozialeMarktwirtschaft hat ihre Wurzelnin der Jahrhunderte zurückrei-chenden konkreten Entwicklungdes „deutschen Weges“ im wirt-schaftlichen Geschehen und derdaraus resultierenden Volkswirt-schaftslehre des 19. Jahrhunderts.Für diese waren soziale Verantwor-tung und Gerechtigkeit die leiten-den theoretischen Grundlagen.Das Erfolgsrezept dieses „deut-

schen Weges“ in der Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik nach demZweiten Weltkrieg gründete wegendieser historischen Erfahrungen inerster Linie auf Gemeinsamkeitund nicht auf individualistischerSelbstverwirklichung. Damit stehtder „deutsche Weg“ im Gegensatzzu der von Rationalismus und Ma-terialismus, Angebots- und Nach-fragekurven geprägten reinenMarkt- und Tauschlehre anglo-amerikanischer Provenienz, vonder die Munition für Klassenkämp-fe aller Art geliefert wurde und bisheute wird. Die Überwindung die-ses Klassenkampfes aber war fürLudwig Erhard ein moralisch-poli-tisches Anliegen, weil es langfristigerfolgreiches Wirtschaftshandelnüberhaupt erst möglich macht.

Erhards Soziale Marktwirtschaftgibt Antwort nicht nur auf die Pro-bleme des Marktes und der Wirt-schaftslenkung, sondern auch aufdie Frage der sozialen Gerechtig-keit in einer freien Gesellschaft. Er-hard hat dazu festgestellt, seine So-ziale Marktwirtschaft sei keineModifikation der Marktwirtschaft,sondern Ausfluß einer spezifi-schen, nicht nur ökonomischenDenkweise „… für den deutschenWiederaufbau nach all dem schau-rigen Erleben von Sterben undMorden und dazu auch noch destotalen materiellen und morali-schen Zusammenbruchs von gera-dezu schicksalhafter Bedeutung“,hat Erhard einmal bemerkt. Sozia-le Marktwirtschaft ist, so gesehen,nicht nur ein wirtschaftspolitischerWegweiser, sondern hat eine ge-samtpolitische Dimension, die imPatriotismus gründet und nichtübersehen werden darf.

I n regelmäßigen Abständenwird der Bürokratie der Kampfangesagt. In der EU soll die

Wirtschaft bis 2012 um etwa 150Milliarden Euro entlastet werden.Doch der Bürokratieabbau ist kom-plizierter, als es sich Otto Normal-verbraucher denkt. Die jüngstenFleischskandale haben bewiesen,daß staatliche Kontrollen nicht im-mer schlecht sind. Viele derjeni-gen, die am liebsten alle Beamtenabschaffen würden, beharren den-noch auf Umwelt- und Daten-schutz sowie Lebensmittelsicher-heit. Bürokratieabbau heißt in letz-ter Konsequenz, daß auch Ämterund Behörden schließen müssen,also Arbeitsplätze verlorengehen.Gesetze und Vorschriften sind jazunächst auch das Gegenteil vonWillkür. Sie sollen Rechtssicherheitschaffen und die Gleichheit allerBürger garantieren.

Auf der anderen Seite vernichtetder ganze „Formalkram“ Arbeits-plätze oder schreckt Menschen da-von ab, ein eigenes Unternehmenzu gründen. Insbesondere für dieMittelständler ist es ein Problem,wenn sie in den Papierkrieg mitverschiedenen Behörden ziehenmüssen. Für junge Existenzgrün-der und kleinere Betriebe wäre esein Gewinn, wenn sie es nicht mitdiversen Ansprechpartnern in derVerwaltung zu tun hätten. Außer-dem arbeiten in den Ministerien,aber auch in den Verwaltungenviele Juristen, die die ökonomi-schen Auswirkungen von Gesetzenund Verordnungen oft nicht genü-gend in den Blick nehmen.

Wenn in einer Legislaturperiodeauf Bundesebene 2197 Gesetze mit46779 Einzelvorschriften und 3131

Rechtsverordnungen mit 39197Einzelvorschriften in Kraft treten,dann ist etwas faul im Staate. Büro-kratieabbau ist eine der wenigenkostengünstigen Maßnahmen fürden Staat, Unternehmen nachhal-tig zu entlasten. Verwaltungsvor-schriften beispielsweise sollten ei-gentlich das Verwaltungshandelnerleichtern. Mittlerweile gibt esaber eine Vielzahl von Vorschrif-ten, die für die meisten Menschennicht mehr zu überblicken sind. Esist deshalb sinnvoll, in Zukunft beiallen Rechts- und Verwaltungsvor-schriften eine Befristung von fünfJahren vorzusehen und zu prüfen,ob diese Vorschriften in ZukunftBestand haben sollen. Außerdem

könnten bestehende Satzungen ge-bündelt werden, grundsätzlichmehr mit Generalklauseln als mitvielen Detail- und Einzelfallrege-lungen gearbeitet werden.

Eins der aberwitzigen Problemebeim Bürokratieabbau ist, daß die-ser selbst bürokratisch abläuft undsomit zwangsläufig zusätzliche Bü-rokratie schafft. Deregulierung be-deutet meist nur Umregulierung.In gewisser Weise versucht man al-so, den Teufel mit dem Beelzebubauszutreiben. Und Bürokratieab-bau läuft keineswegs durch denAustausch von Bürokraten durchUnternehmer besser. Das hat be-reits 1944 der VolkswirtschaftlerLudwig von Mises in seinem Klas-siker „Die Bürokratie“ gezeigt: „DieUnternehmer-Eigenschaft haftetder Persönlichkeit des Unterneh-

mers nicht an; sie ist ihm eigen inder Stellung, die er in der Marktge-sellschaft einnimmt. Ein frühererUnternehmer, der jetzt ein Staats-amt bekleidet, ist in dieser Eigen-schaft kein Unternehmer mehr,sondern ein Bürokrat.“

Der Mittelstand ist der Motorunserer Wirtschaft. Es sollte daherzu denken geben, daß gegenüber1994 der Anteil der Unternehmen,die die Belastung durch Bürokratieals hoch beziehungsweise sehrhoch bezeichnen, von 47 Prozentauf 79 Prozent (2003) zugenom-men hat. Das „Bonner Institut fürMittelstandsforschung“ (IfM) haterrechnet, daß der finanzielle Auf-wand als Folge bürokratischer Be-lastungen für Kleinunternehmermit ein bis neun Beschäftigten4361 Euro je Beschäftigtem beträgt.1994 lag der Betrag noch bei 3496Euro. In einem Betrieb solcherGrößenordnung arbeitet jede Per-son durchschnittlich jährlich fast64 Stunden für die Erledigung bü-rokratiebedingter Aufgaben, beiUnternehmen mit 500 und mehrBeschäftigten 5,6 Stunden. 46Milliarden Euro kostet die Büro-kratie pro Jahr – davon haben dieMittelständler 84 Prozent zu ver-kraften. Entgegen allen hehrenVorsätzen: Nominal sind die Büro-kratiekosten der Wirtschaft in denJahren zwischen 1994 und 2003um rund 50 Prozent angestiegen.

Interessant ist auch, daß die mei-sten Unternehmen laut IfM garnicht so sehr über die Belastungs-zunahme bei Steuern, Statistik-pflichten oder im Umweltschutz-bereich klagen. Der Löwenanteilentfällt auf die Sozialversicherun-gen, gefolgt von den Bereichen Ar-beitsrecht und -schutz. Kein Wun-der, daß wir weiterhin ein Riesen-heer von Arbeitslosen haben!

Sozialversicherungenbelasten

mehr als Steuern

Von ANSGAR LANGE

Wie in Ketten gelegtMittelstand durch zu viele bürokratische Vorgaben gelähmt

Gedanken zur Zeit:

Ein Stück PatriotismusVon WILFRIED BÖHM

Erhards SozialeMarktwirtschaft

MELDUNGEN

Unter 40 Prozent

Über die Medienfreiheit imNahen Osten hat man imWesten wenig Illusionen –

und das nicht zu Unrecht, ist dochlaufend von Zensur, Verhaftungenund Morden zu hören. Aber dievon „Freunden des Westens“ aus-geübten Repressionen werden da-bei meist gnädig übergangen – unddas beweist, daß auch die Bericht-erstattung über den Nahen Ostenzensiert oder manipuliert ist. Be-sonders in Medien des deutschenSprachraums wirken Themen, Bil-der und Worte oft wie gefiltert –„aus besonderer Verantwortung“.

Im Zeitalter des Satelliten-Fern-sehens kann man das Manko aller-dings mit Hilfe fremdsprachigerMedien ausgleichen. Sprachkennt-nisse sind dabei nützlich, dochnicht unerläßlich, denn schon al-lein aus dem, was gezeigt wird, las-sen sich manche Schlüsse ziehen.Eine Informationsquelle erstenRanges ist jedenfalls „BBC World“:Man muß immer wieder staunen,wie fair das britische Staatsfernse-hen berichtet – wo doch Fairneßnicht gerade eine Maxime der bri-tischen Außenpolitik ist. Selbst dieSparmaßnahmen und Umbeset-zungen, mit denen Tony Blair die„unbotmäßige“ BBC voriges Jahrbestrafte, scheinen keine Auswir-kungen auf die Qualität zu haben.

Nun erhält die BBC ernsthafteKonkurrenz. Nicht von CNN oderanderen, die nachweislich der US-Regierung „gefällig“ sind, sondernvom arabischen Sender „El-Dscha-sira“: Seit 15. November wirddurchgehend ein Programm inenglischer Sprache ausgestrahlt,

das wie die arabischen über Satel-lit oder Kabel in den meisten Län-dern zu empfangen ist. Einzig inden USA hat sich kein lokaler Ver-teiler finden lassen – welch Zufall.

„El-Dschasira“ – „die Insel“, inenglischer Transskription „Al-Ja-zeera“ – ist indirekt eine Folge des„CNN-Golfkriegs“ von 1991: CNNkonnte durch die Berichte aus demKriegsgebiet schlagartig enormeMarktanteile erobern und auch imNahen Osten höchste Einschalt-quoten erzielen. UN-Generalsekre-tär Boutros Ghali nannte CNN da-mals „das 16. Mitglied des Sicher-heitsrats“. Kein Wunder, daß einarabisches Gegenstück gefragt war– und auf die Beine gestellt hat es1996 der Emir von Katar.

„El-Dschasira“, das sich am Ni-veau der BBC orientiert, ist heuteein wohltuender Kontrast zu staat-lichen und islamischen Propagan-dasendern zwischen Marokko undZentralasien. Für Saddam Hus-seins Informationsminister war„El-Dschasira“ „amerikanischePropaganda“ – während die USA,deren Hauptquartier sich in Doha,der Hauptstadt Katars befand, dasBagdader Büro des Senders bom-bardierten. Vom Westen kommt derVorwurf eines „Naheverhältnisseszu Terroristen“ und von arabischerSeite, daß man auch Israelis zuWort kommen läßt. Und arabischePotentaten, empört über Berichtevon Zensur und Dissidenten, sor-gen dafür, daß Unternehmen ihrerLänder keine Werbeeinschaltun-gen an „El-Dschasira“ vergeben.

Mit dem neuen englischen Pro-gramm könnte „El-Dschasira“ jetzteinen wesentlichen Beitrag zurMeinungsbildung in Europa lei-sten.

Von R. G. KERSCHHOFER

Hamad bin Chalifa, Emir von Katar, erinnerteher an aufgeklärte mitteleuropäische Auto-

kraten des 18. Jahrhunderts als ans Klischee vom„Ölscheich“ – er wäre ohnehin mehr ein „Gas-

scheich“, denn Katar besitztnach Rußland die zweitgrößtenErdgas-Reserven. Beim Aufbauvon „El-Dschasira“ 1996 kamihm zugute, daß damals ein vonBBC und einer saudischenGruppe für den arabischenRaum betriebener Senderwegen saudischer Zensur den

Betrieb einstellte und so zahlreiche Spitzenkräfteverfügbar waren. Das arabische Programm hat heu-te allein im Nahen Osten 40 Millionen Zuschauer.

Das englische Programm ist redaktionell unabhän-gig vom arabischen. Auch dafür ließ der Emir groß„einkaufen“: Geschäftsführer Nigel Parsons blickt aufeine Karriere bei „Associated Press“ und BBC zurück,und zu den prominenten Moderatoren zählen Sir Da-vid Frost sowie der von CNN her bekannte Riz Khan.„El-Dschasira“ hat weltweit 60 Standorte mit Haupt-büros in Doha, Washington, London und Kuala Lum-pur. In Mitteleuropa sind die Programme über Astra19,2 Ost und Eutelsat 13 Ost zu empfangen.

Emir mit ungewöhnlichem Hobby

Per Satellit: Bisher konnte »El-Dschasira« nur in der arabischen Welt verstanden werden. Foto: R / Cor

Besser als sein Ruf»El-Dschasira« sendet nun auch in englischer Sprache und zeigt, daß er mehr kann als Propaganda

Köln – Das „Institut der deut-schen Wirtschaft Köln“ vermeldet,daß im Jahr 2007 die Summe dergemeinsam von Arbeitnehmernund Arbeitgebern finanziertenBeitragssätze zur Sozialversiche-rung voraussichtlich von 41 auf39,7 Prozent sinke. Somit sei seit1995 erstmals wieder die 40-Pro-zent-Marke unterschritten. Diesliege daran, daß trotz Erhöhungder Rentenversicherungsbeitragesvon 19,5 Prozent auf 19,9 Prozentund zu erwartender Anhebungenbei den Krankenversicherungen,die Senkung des Beitrages zur Ar-beitslosenversicherung von 6,5Prozent auf voraussichtlich 4,2Prozent überwiege. Doch nurkurzfristig, denn 2008 drohenwieder Erhöhungen von Kranken-und Pflegeversicherung.

Weniger Verkehrstote

Wiesbaden – Die Zahl der imStraßenverkehr tödlich Verun-glückten ist seit Jahresbeginn deut-lich zurückgegangen. Im Vergleichzum Vorjahreszeitraum sank derenZahl in den ersten neun Monatenin der Bundesrepublik Deutsch-land mit 3754 Getöteten um mehrals sieben Prozent, wie das Statisti-sche Bundesamt mitteilte. Auchdie Zahl der Verletzten sank um et-wa fünf Prozent auf rund 311300.Insgesamt registrierte die Polizeiim Zeitraum von Januar bis Sep-tember bundesweit 1,63 MillionenStraßenverkehrsunfälle, rund einProzent weniger im Vergleich zumVorjahr. ddp

AU S A L L E R WE LT6 Nr. 47 – 25. November 2006

Der November war keinguter Monat für die rumä-nische Politik. Es wird

immer klarer, daß die Freigabeder persönlichen „Securitate“-Akten, dem rumänischen Pendantzur DDR-Staatssicherheit, durchden 1999 gegründeten „National-rat für das Studium der Securita-te-Akten“ (CNSAS) politischenSprengstoff birgt. 60 Mandatsträ-ger sollen Mitarbeiter der „Secu-ritate“ gewesen sein, die vorläufigletzte in der langen Reihe ist dieSenatorin Rodica Stanoiu, die sichmit Händen und Füßen gegen dieAnschuldigungen wehrt undbeanstandet, daß der CNSAS kei-ner parlamentari-schen Kontroll-instanz unter-stellt sei. Vor kur-zem gab es dannden Pauken-schlag: Der ehe-maligen „Securi-tate“-Offizier Liviu Turcu veröf-fentlichte in der Tageszeitung„Jurnal national“ eine Liste mitden Namen hochrangiger Politi-ker, die für die „Securitate“ tätiggewesen sein sollen. VielenLesern muß wohl der Kinnladen

heruntergeklappt sein, als sieerfuhren, daß die Ex-PremiersAdrian Nastase und Radu Vasile,Spitzenpolitiker wie TeodorMelescanu, Viorel Hrebenciucund Vasile Voican Voiculescu fürdie „Securitate“ gearbeitet hätten.Liviu Turcu war es auch, der dieGerüchte um eine mögliche„Securitate“-Tätigkeit des fürRumänien als EU-Kommissar vor-gesehenen Varujan Vosganianausgelöst hatte, der danach seineKandidatur zurückzog. Zwar liegtder CNSAS keine Akte über Varu-jan Vosganian vor, aber eine feh-lende Akte ist noch kein Persil-schein.

Keinen Persilschein gab es auchfür die populäre KulturministerinMona Musca, eine der ersten Top-

Politiker, die eserwischte. Sieverkündete sofortihren Rücktritt.

Die Gauck-Behörde und derCNSAS verfolgenzwar das gleiche

Ziel, aber sie unterscheiden sichin Art und Tempo ihrer Arbeit.Die Gauck-Behörde zählt bisherrund zwei Millionen Akten-Ein-sichten, zum Zeitpunkt der Veröf-fentlichung haben in Rumänienrund 6000 Personen Einsicht in

ihre Akte angefordert, und nurein Bruchteil davon hat sie aucherhalten.

Die Meinungen der Leser inRumänien sind gespalten, wennes um die Akten geht. Sie sindaufgerufen, unterDecknamen Stel-lung in denPublikationen zunehmen. „Michwundert, daß kei-ner der vonHerrn TurcuBeschuldigten gerichtliche Schrit-te unternommen hat“, heißt es dabeispielsweise. Seltsamerweiserichten sich die meisten Angriffeaber gegen den Nationalrat: „Ver-laß dich nicht auf die umgekehrteLogik dieser Parasiten vomCNSAS! Dort haben nur Zuträgerund Verräter von gewissemNiveau Zugang.“ Auch die USAwerden ins Spiel einbezogen.

Nun kommen auch auf Bulga-rien ähnliche Zeiten zu, und zwargleich mit einem Hammer: Kurzbevor Bulgarien seine diesbezüg-lichen Geheimakten öffentlichzugänglich machen will, ist derLeiter der Geheimarchive Bozdi-har Doychen tot in seinem Amts-büro aufgefunden worden.

Es war vermutlich Selbstmord.Schon wird der Tod des Beamten

mit der umstrittenen Veröffentli-chung in Zusammenhanggebracht. Bis 2001 existierte inBulgarien die sogenannte Kom-mission „Andreev“, die mit derÖffnung der Archive beauftragt

war. Sie wurdeaufgelöst unddurch die „Staat-liche Kommis-sion für dieSicherheit derI n f o r m a t i o n “ersetzt. Doch

auch diese vollzog nicht die voll-ständige und uneingeschränkteÖffnung der Archive. Grund dafürist, daß sich die Politiker nichteinig waren und es immer wiederaufschoben.

Seit einigen Monaten ist dieDiskussion wieder entfacht. DiePolitiker sind sich nun einig, einGesetz zu verabschieden, das dievöllige Öffnung gewährleistet.Die treibende Kraft sind Medien-vertreter und Oppositionspoliti-ker.

Die ganze Diskussion läßt diebulgarische Gesellschaft aller-dings ziemlich ungerührt. 16Jahre nach der Wende drängendie Bulgaren die Sorgen des All-tags und der Zukunft mehr als dievollständige Öffnung der Archiveaus kommunistischer Zeit.

Anstandslos befaßt sichPolens „Institut für Natio-nales Gedenken“ (IPN),

das polnische Pendant zur deut-schen Birthler-Behörde, jedochmit eigenen Staatsanwälten, auchmit an Deutschen von Polenbegangenen Verbrechen und stelltden Verfolgten entsprechendeBescheinigungen aus. Wobei zuerwähnen ist, daß etwa 80 Prozentder Geheimdienstakten „verloren-gingen“, sprich von den Kommu-nisten und Postkommunisten ver-nichtet wurden. Betroffene wer-den von Polens Innenministeriumoder Generalstaatsanwaltschaftdarauf hingewiesen, sich bei denzuständigen Woiwodschafts- oderRegionalgerichten um Rehabilitie-rung oder gar um Haftentschädi-gung zu bemühen.

Doch leider sind das für Deut-sche meist leere Worte, denn beiden zuständigen Woiwodschafts-oder Regionalgerichten werdensie aufgefordert, möglichst vielBeweismaterial vorzulegen. DieIPN-Bescheinigung allein nütztnichts. Manchen gelang es zwar,bei Aussiedlung oder Flucht stetsunter großer Gefahr Gerichts-urteile oder gar Urteilsbegrün-

dungen hinauszuschmuggeln,doch auch dann kommt stets diestereotype Antwort, ohne Anredeund grußlos, was in Polen völligunüblich ist: Die Akten seien ver-schwunden beziehungsweise daseingeschickte Material nichtbrauchbar. Und wo es keineBeweise gibt, da kann es auchkeine gerichtliche Rehabilitierunggeben. Solches wird vor allem inden Woiwodschaften Oppeln undKattowitz praktiziert.

So geschah es zum Beispieleinem bekannten ehemaligen Prä-siden eines „Revolutionskomitees“des „Polnischen Oktobers 1956“,der dafür zuerst mit seiner polni-schen Frau sofort aus dem Staats-dienst entlassen wurde. SeineFrau wurde in einer öffentlichenGerichtsverhandlung gegen ihnEnde 1958 der „Rassenschande“bezichtigt und sollte (vergeblich)zur Scheidung mit „dem Sau-schwaben“ gezwungen werden.

Einem polnischen Musikprofes-sor, der sich mit seiner deutschenFrau nach Deutschland absetzteund hier deutscher Staatsbürgerwurde, wurde von einer Kattowit-zer Richterin unter vier Augen amRande des Gerichtssaales beschie-den, daß er für seine langjährigeHaft nicht entschädigt werde, daer nun ja Deutscher sei.

Schatten aus der VorwendezeitImmer mehr rumänische Politiker im Zwielicht – Bulgarien in Aufarbeitung zurück

Große Hetzjagd und

Denunziationen

Todesfall läßt die Gerüchteküche

brodeln

Von ERNST KULCSAR Von JOACHIM GÖRLICH

RehabilitiertPolen spricht deutschen Opfern Recht zu

Furcht vor dem wilden BärenDie Albträume der Europäer und russische Interessen zwischen der Nato, China und dem Islam

Politisch inkorrekt

Der hochdekorierte JagdfliegerMajor Walter Nowotny, der am

8. November 1944 abgeschossenwurde, erhielt damals ein Ehren-grab auf dem Wiener Zentralfried-hof. Vor drei Jahren aber wurdeihm dieses durch einen Beschlußder rot-grünen Mehrheit im Wie-ner Gemeinderat aberkannt. Zurstrafweisen Exhumierung des„Nazi-Piloten“ (so die gutmenschli-che Bezeichnung) kam es letztlichnicht, doch bedeutete es immerhin,daß die nur für Ehrengräber undGräber der israelitischen Abteilunggeltende Gebührenbefreiung absofort entfiel. Und es bedeuteteauch, daß das Grab seither Vanda-lenakten ausgesetzt ist.

Zu Erhalt und Pflege des Grabeskonstituierte sich ein FPÖ-naherTrägerverein, der an einem Sonn-tag im November eine Gedenkver-anstaltung am Grab abhält. Schonnach der Feier im Vorjahr war eszum Eklat gekommen: BrigadierSeledec, Chefredakteur des ORF,der die Gedenkrede hielt, wurde

dafür prompt vom Dienst suspen-diert – die FPÖ war da nicht mehrKoalitionspartner der ÖVP. Nachgerichtlicher Anfechtung mußtedie Suspendierung allerdings wie-der zurückgenommen werden.

Auch die diesjährige Gedenk-feier hatte Folgen: Redner war deremeritierte UniversitätsprofessorPendl, ein renommierter Medizi-ner, der auch Mitglied des Auf-sichtsrats der Medizinischen Uni-versität Wien ist. Er bezeichnete esangesichts der „Gutmenschen, dieauch die Toten nicht in Ruhe las-sen“, als Pflicht aufzuzeigen, „daßes in diesen deutschen Landendoch noch ein Fähnlein gibt, dasunsere unschuldigen Soldaten undihren furchtbaren Tod nicht verges-sen oder herabwürdigen will“.(Noch-)Bildungsministerin Gehrer(ÖVP) zeigte sich über die Redeempört, da die Äußerungen dazuangetan seien, „den Ruf der medi-zinischen Universität zu schädi-gen“, und kündigte die AbberufungPendls an. Ob es tatsächlich dazukommt, ist noch offen. RGK

Der mächtige Drang desrussischen Staatskonzerns„Gasprom“ auf den euro-

päischen Energiemarkt bereitetden Verantwortlichen immer wie-der Kopfzerbrechen. Denn „Gas-prom“ beschränkt sich nicht aufdie für den Westen so wichtigeBelieferung mit dem Rohstoff Gas,sondern versucht gezielt, seinMonopol an den Pipelinesdurch Zukäufe auszuweiten.

„Die Europäer lieben zwardie russische Kultur, aber siehaben von dem Land als Gan-zes die Vorstellung von einemwilden Bären, der am Gas-hahn dreht“, sagte ein serbi-scher Diplomat gegenüberder Journalistin Julia Nestero-wa (Nachrichtenagentur„Rosbalt“ in London), dieSpezialisten befragt und Arti-kel über „Gasprom“ in ver-schiedenen europäischenPresseorganen ausgewertethat.

Nach ihren Erkenntnissenfürchten die Europäer vorallem eine zu große Abhän-gigkeit von russischer Ener-gie aufgrund des Vorgehensgegen die Ukraine am Neu-jahrstag. Seitdem gebe esBestrebungen, „Gasprom“das Monopol über die Lei-tungen streitig zu machen,dem Konzern den Zugangzum europäischen Markt zuversagen sowie die Abhän-gigkeit von russischem Gaszu mindern.

Rußland habe zwar 1994mit der EU einer Energiech-arta zugestimmt, sie jedochbis heute nicht ratifiziert. Präsi-dent Putin sprach zuletzt in Sot-schi davon, eine „für beide Seitenvorteilhafte Zusammenarbeit“anzustreben. Immer wieder versi-cherte er, Rußland werde Energie-lieferungsverträge mit dem Westenals zuverlässiger Partner einhal-ten. Putins Politik, die immermehr autokratische Zügeannimmt, hat im Westen anGlaubwürdigkeit eingebüßt. Man

befürchtet, sich mit der Öffnungdes europäischen Marktes mitdem Kapital eine Politik in dieGemeinschaft zu holen, die vomKreml gesteuert wird.

Diese Haltung stößt bei Russenauf Unverständnis. „Gasprom“ lie-fert 67 Prozent seines Exports ineuropäische Staaten. Daß dergrößte Energiekonzern dem Staatunterstellt ist und dessen ChefAlexej Miller dem Präsidentennahesteht, sei nichts Außerge-

wöhnliches, so Julia Nesterowa.Auch im Westen gebe es staatlicheEnergieversorger. Staatliche Kon-zerne kontrollierten sogar welt-weit 90 Prozent der bekanntenRessourcen. Rußland mache nurdas, was alle machen.

Für ein Land wie Deutschlandgebe es in naher Zukunft keineernstzunehmenden Alternativenzum russischen Gas. Im Gegensatzzu Frankreich, wo Gas aus Alge-

rien importiert und stark in dieAtomenergie investiert wird.

Julia Nesterowa zufolge leidevor allem Deutschland nicht aneiner Abhängigkeit von russi-schem Gas, sondern profitieresogar gemeinsam mit „Gasprom“von dem Bau der geplanten Ost-see-Pipeline.

Eine einheitliche europäischePosition läßt sich nach Meinungder befragten Experten nichterkennen. Zudem seien die Mög-

lichkeiten der EU, Druck auf Ruß-land auszuüben, äußerst begrenzt.Gegenwärtig werde die EU sicheher nach den Regeln Moskausrichten. Vielleicht werde jedesLand eigene bilaterale Beziehun-gen zu Rußland aufbauen. Einesjedoch stehe außer Zweifel: Esgebe keinen Weg an Rußland vor-bei. Es ist ein Land mit kolossalenReserven an Öl, Gas und Boden-schätzen. Kein anderes Land hat

solch ein Potential zu bieten.Abhängigkeit besteht bereits aufbeiden Seiten: Europa benötigtEnergie, Rußland braucht Absatz-garantien. Wenn die Europäerzuviel Druck auf Rußland ausüben,könnte der Kreml Gas tatsächlichals politische Waffe mißbrauchen.

Zu ähnlichen Betrachtungenkommt Peter Scholl-Latour in sei-nem neuen Buch „Rußland imZangengriff“ (Propyläen Verlag,425 Seiten, geb., 24,90 Euro).

Scholl-Latour verteidigt Putin alsStaatsmann, der im Westen alsAutokrat verurteilt wird, jedochnur russische Interessen gegendas Vordringen der Nato und denDruck islamistischer Separatistenvertritt. Es sei nicht verwunder-lich, daß sich die russischenBeziehungen zu Nato und EUnach deren Osterweiterung abge-kühlt haben, hatte doch nach derdeutschen Wiedervereinigung die

atlantische Allinanz sowohl Gor-batschow als auch Jelzin verspro-chen, ihren Bündnisbereich nichtbis zu den Grenzen der ehemali-gen Sowjetunion voranzutreiben.

Die brutale Unterdrückung derTschetschenen erklärt der Autormit Putins Befürchtung, der ethni-sche und islamistische Aufstandkönne auf sämtliche autonomeRepubliken des Nordkaukasusübergreifen. In Rußland leben 20Millionen turkstämmige Muslime

bei gleichzeitigem Bevölke-rungsrückgang des russi-schen Staatsvolkes um800000 Menschen jährlich.Im Westen drängen Nato undEU an die Grenzen Rußlands,in Fernost sind die dünnbe-siedelten sibirischen Weitendem Bevölkerungsdruck undWirtschaftsboom Chinas aus-gesetzt. Hier vermutet Scholl-Latour einen kommendenKrisenherd, der unvermeid-lich extrem nationalistischeReaktionen hervorrufen wird.Dabei geht das Schicksal dereinstigen Supermacht Rußland Deutschland undEuropa unmittelbar etwas an.

Für Deutschland siehtScholl-Latour nur zwei Mög-lichkeiten: Entweder manentscheidet sich für eine viel-versprechende ökonomischePartnerschaft oder für einenneuen Kalten Krieg. Aufjeden Fall müsse Deutsch-land, entweder mit oder ohneeuropäische Unterstützungeine souveräne Außenpolitikund Strategie gegenüber Ruß-land entwickeln.

Zieht man allerdings inBetracht, daß der Kreml Geg-ner durch seinen Staatssi-

cherheitsdienstes FSB mittels kri-mineller Methoden ausschaltenläßt, ist die Sorge der Europäerbegründet. Der Giftanschlag aufden im Londoner Exil lebendenEx-KGB-Agenten Alexander Litwi-nenko, beweist, daß der FSB seineTätigkeit bereits auf Europa aus-geweitet hat. Litwinenko wollteden Mord an der russischen Jour-nalistin Anna Politkowskaja, mitder er befreundet war, aufklären.

Professor gedenktgefallenen Piloten

Von M. ROSENTHAL-KAPPI

Trauma: „Gasprom“ könnte europäischen Partnern den Gashahn zudrehen. Foto: eastway

PO L I T I K Nr. 47 – 25. November 2006 7

Wird der nächste französi-sche Staatspräsidentnach Jacques Chirac eine

Frau sein? Die von der Sozialisti-schen Partei (PS) als Präsident-schaftskandidatin gekürte Sé-golène Royal könnte in denzwei Urnengängen am 22.April und am 6. Mai 2007gegenüber ihrem neogaulli-stisch-liberalen Gegner Nico-las Sarkozy durch einen Dop-peleffekt begünstigt werden:der „Merkel-Effekt“, weil siedie erste Frau ist, die dashöchste Staatsamt bean-sprucht, und der „Blair-Ef-fekt“, weil sie als Linke dieKarten ihrer konservativenGegner ausspielen wird.

Nach der Kandidatenkürinnerhalb der PS am 16. No-vember sah es aus, als wäredas Endziel vom 6. Mai 2007bereits erreicht worden. Miteinem breiten Lächeln undsichtlich vor Glück strahlendnahm die Kandidatin dasAbstimmungsergebnis derVorwahlen in den Reihen ih-rer eigenen Partei entgegen,das sie nach der internen De-batte zur Siegerin über ihrebeiden innerparteilichenKontrahenten und zur Re-präsentantin der Linken imKampf um die Präsident-schaft machte.

Die politische Inszenierungwar perfekt. Freilich, ihreinternen Kontrahenten Strauss-Kahn und Fabius haben ihre Vor-stellung von Sozialismus aus inne-rer Überzeugung verteidigt. Den-noch haben sie, wissend, daß siegegen die Frau nicht gewinnenwürden, den Drahtziehern in dieHände gespielt. Jedenfalls entstanddamit der Eindruck, daß es in derPS echte Debatten gibt, obwohl diedrei Rivalen öfter aneinander vor-bei als miteinander diskutierten.Darüber hinaus denken jetzt diePS-Mitglieder, daß sie stellvertre-tend für alle Franzosen MadameRoyal gewählt hatten. Es sprichtschon einiges dafür, weil „die Roy-al“ bei den Franzosen laut letzterUmfrage mit 51 Prozent vor Sarko-zy führt, der ihr mit 49 Prozentfolgt. Aber es spricht auch einiges

dagegen, weil der rechte Gegen-kandidat trotz des Medienrummelszugunsten von Ségolène ihr aufden Fersen ist, und weil 51 ProzentWahlabsichten für die linke Damevon ihrem deutlich über 60 Pro-zent liegenden innerparteilichenErgebnis noch weit entfernt sind.

Doch die Medien sind auf ihrerSeite. Mit Notizblöcken und Ka-meras ausgerüstet erfuhren dieinternationalen Frankreich-Korres-pondenten Royals bombastischesErgebnis, sahen ihr engelhaftesLächeln, hörten ihre warme, müt-terliche Stimme. Das Drehbuchwar vom PS-Vorsitzenden, Ségolè-nes Lebengefährten François Hol-lande, und von einigen PS-Funk-tionären aus dessen Umkreis, ge-schrieben worden. Über mehrereWochen und immer wieder als ein„Event“ angekündigt, hatte die miteindrucksvollem Aufwand organi-sierte und übertragene innerpar-teiliche Debatte der drei PS-Mata-dore das ganze Land in Atem ge-halten. Der Vorsitzende der neo-gaullistischen Partei (UMP), Sar-

kozy, geriet total in Vergessenheit.Die PS besetzte die ganze politi-sche Bühne und die erste Seite derZeitungen. „Ségolène“ erschienminutenlang in den Nachrichten-sendungen. Ein Mitglied der heu-tigen Regierung hat sie in Anspie-lung auf Dumas Roman „Die Ka-

meliendame“ die „Kameradame“genannt.

Frau Royal hat es geschafft, einenicht nur charismatische, sondernauch messianische Figur abzuge-ben. Teile ihrer Sprache gehören indas Register der Offenbarung.Mehrmals hat sie gesagt: „je suishabitée …“ (in mir wohnt …), siespricht von einer „starken Erre-gung“, von einem „großen Glück“.Sie will mit den Wählern „den Bergerklimmen“. Ihre Ankündigung der„gerechten Ordnung“, die nach ih-rer Wahl in Frankreich herrschenwird, stammt vom heiligen Augu-stinus. Anders als die Linken, de-ren Sprache bisher auf Konfliktausgerichtet war, schmückt sie sichwie die Konservativen, und wie dieKirchen, mit Harmonie. Es heißt,

sie habe die PS bereits weitgehendgeeint, die seit der Niederlage ihresChefs Lionel Jospin im erstenWahlgang der Präsidentenwahl am21. April 2002 tief zerstritten war.Sie werde Frieden ins Land, insbe-sondere in die meuternden Ghetto-vorstädte, bringen, indem sie „den

Bürgern zuhört“ und der „kollekti-ven Klugheit der Menschen Rech-nung trägt“. Sie sei die Retterin, derFriedensengel.

Hinzu kommt, daß sie sich miteinem Opfergewand umhüllt hat.Mitgefühl für schwache, gedemü-tigte Frauen ist derzeit (schon zurecht) im Trend. Die beiden „bö-sen“ Männer ihrer Partei, die ihrdie Rolle der Präsidentschaftskan-didatin streitig gemacht hatten, hät-ten sie „verletzt“, „gekränkt“, ließsie wissen. Sie hat sie beide öffent-lich des „Machismos“ beziehungs-weise „Sexismus“ bezichtigt. Damitwird sie Frauen um sich scharen,die sonst, anders als manche Män-ner, gegen ihren Charme und ihreforsche Jugendhaftigkeit immungewesen wären. Ist sie die Johanna

von Orléans oder Marianne, dieFrauengestalt, die die Republik ver-körpert, wenn ihre schlanke Ge-stalt vorzugsweise in weißem Kleiddaher schreitet?

Das Symbol hat eine Doppel-funktion. Die Marianne ist die hol-de, junge Heldin der Fahnen

schwingenden Revolution,aber auch die Mutterfigur, diebesänftigt und schützt. Ihr Al-ter, 53 Jahre, und ihr Aussehenerlauben Frau Royal beides zusein. Die Mutter von vier Kin-dern hatte ihre Aufenthalte inder Entbindungsklinik media-lisiert, insbesondere von derIllustrierten „Paris-Match“ fo-tografieren lassen. Sie spieltjetzt die verdiente Mutter desVolkes, die ihren Kindern zu-hört, sie vor Gefahren schützt,Menschenwärme und Suppeverteilt. Einige beaufsichtigtund bestraft sie wenn nötig.

So schlug sie vor, jugendli-che Delinquenten in ge-schlossene Anstalten mit mi-litärischer Führung einzu-sperren und die Sitzungendes Ministerrates von Gre-mien aus Bürgern und Bürge-rinnen beaufsichtigen zu las-sen. Beides hat, das eine linksund das andere rechts, Kritikhervorgerufen. Sie wirft abund zu mit solchen „neuen“Ideen um sich herum. Sie be-zeichnet die Sorgen der Bür-ger, die in Umfragen dominie-ren, als ihre künftigen Ar-beitsfelder. Sie hat es bishergeschafft, sich um ein Pro-

gramm zu drücken. Sie ist fürs Zu-hören, aber ihre Entscheidungenhat sie immer allein getroffen undin ihrer unmittelbaren Umgebunggilt sie als autoritär, diese Tochtereines Obersten der französischenArmee und Schwester eines Ge-heimdienstoffiziers, der an einemAnschlag gegen Umweltschützerbeteiligt war. Sie zieht die Fäden.Eines ist ihr sicher: Jacques Chiracund Dominique de Villepin wer-den alles tun, damit Nicolas Sar-kozy, den sie loswerden wollen,den zweiten Wahlgang nicht er-reicht. Da hätte er nämlich einedünne Chance, die Royal zu besie-gen, denn der erste Urnengang be-zieht sich auf das Image, der zwei-te auf Ideen und Programme derKandidaten.

Frankreichs neue MarianneDie linke Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal erobert die Herzen

Von JEAN-PAUL PICAPER

MELDUNGEN

Mord an Islam-PredigernIslamabad – Fanatische Islami-

sten rechnen derzeit in Pakistanmit muslimischen Geistlichen ab.Erst vergangenes Wochenendewurde ein muslimischer Predigermit zwei Kopfschüssen und einemZettel an seiner Leiche entdeckt,auf dem stand, daß man ihn wegenangeblicher Spionage für die US-Truppen in Afghanistan getötet ha-be. Seit September sind insgesamtnahe der Grenze zu Afghanistanvier islamische Geistliche wegenSpionagevorwürfen exekutiertworden.

Nimmt Verlierer Bembaseine Niederlage nichthin, droht in der Mitte

Afrikas ein neuer Krieg. Dochselbst wenn es zunächst friedlichbleiben sollte: Ohne den Beistandder Europäer, Amerikaner undder UN scheitert der Aufbau desLandes – und der Kongo fällt zu-rück in Chaos und Gewalt.

Ungeachtet zahlreicher interna-tionaler Appelle akzeptiert derWahlverlierer Jean-Pierre Bembadas Ergebnis der Präsidentschafts-wahl im Kongo nicht. „Ich kanndas Ergebnis nicht anerkennen, daes die Wahrheit ... nicht widerspie-gelt“, hieß es in der in Kinshasaverbreiteten Erklärung. Bembanannte als Grund, daß die unab-hängige Wahlkommission nur aufzwei seiner sechs Beschwerdenwegen angeblichen Wahlbetrugsgeantwortet habe. Außerdem kriti-sierte er, daß er das Ergebnis nichtwie geplant zuvor mitgeteilt be-kommen, sondern wie alle ande-ren aus dem Fernsehen erfahrenhabe.

Jean-Pierre Bemba hat immerbeteuert, er sei ein guter Demo-krat. Nun muß der frühere Kriegs-fürst im Kongo beweisen, daß erauch ein guter Verlierer ist. Dennnach Angaben der unabhängigenWahlkommission wurde PräsidentJoseph Kabila mit 58 Prozent derStimmen im Amt bestätigt. DerPräsident der Wahlkommissionhatte bei der Bekanntgabe des Er-gebnisses betont, daß alle Ein-sprüche geklärt seien.

Das vorläufige amtliche End-ergebnis muß noch vom OberstenGericht bestätigt werden. DieAmtseinführung des neuen Präsi-

denten ist für den 10. Dezembergeplant.

Trotz erster Schußwechsel zwi-schen Polizisten und Bemba-An-hängern hat das deutsche Vertei-digungsministerium bereits ange-kündigt, die deutschen Soldaten

ab Ende November wieder auszu-fliegen.

Doch viele Beobachter fragensich, ob Kabila überhaupt dieAutorität hat, das Land zu einen.Im Osten sind noch immer Rebel-lengruppen aktiv, einige Kriegs-herren befehligen größere Privat-armeen. Milizen und Regierungs-einheiten liefern sich immer wie-der neue Gefechte. Die Infrastruk-tur in dem riesigen Land von derdreifachen Größe Frankreichswurde seit Jahren vernachlässigt,und die Bevölkerung gehört zahl-reichen verschiedenen Volksgrup-pen an, die unterschiedliche Spra-chen sprechen. Eine der größtenHerausforderungen für den neuenPräsidenten wird es daher sein,die Autorität der Zentralmachtauch in entlegenen Provinzendurchzusetzen.

Es steht sehr viel auf dem Spielim Kongo. Wenn sich Bemba abervon seinen Anhängern zum Wahl-sieger erklären läßt, so kann diesnur bedeuten, daß er Unruhe stif-ten will. Seine Anhänger schreien,daß sie betrogen worden seien.Und daß sie sich nun nicht mehrgebunden fühlten an die Spielre-

geln, die sie vor der Wahl hinge-nommen hatten. Erwägt Bemba, indie alte Rolle des Kriegers zuschlüpfen, um auf anderem WegeMacht, Einfluß und Geld zu errin-gen? Im schlimmsten Fall kann erseinen Rivalen Kabila so sehr rei-zen, daß der seine Präsidentengar-de losjagt. Dann müssen die Blau-helme und die Eufor-Truppe ein-greifen. Niemand kann darauf ver-trauen, daß sie auch die Kraft be-sitzen, die Flammen wieder aus-zutreten.

EU-Chefdiplomat Javier Solanaappellierte dementsprechend anKabila und Bemba, „sich zu-sammenzutun und ohne Zeitver-zögerung dazu beizutragen, dieDemokratische Republik Kongound ihr Volk wieder auf einen Wegzum Wohlstand zu bringen“. DieEU sei zur Hilfe bei der „ungeheu-ren Aufgabe“ des Wiederaufbausbereit. Bemba sei auf Grund seinesguten Abschneidens „einer derunumgänglichen politischen Ak-teure für die Zukunft des Kongos“.

Und Präsident Kabila? Der hattekurz am 21. und 22. August seinwahres Gesicht gezeigt: 14 Bot-schafter, darunter der deutsche

Missionsleiter Reinhard Buchholz,hatten sich in der Villa des Gegen-kandidaten Jean-Pierre Bembaeingefunden, der im ersten Wahl-

gang landesweit gut abgeschnittenhatte. Plötzlich fing es draußen anzu krachen. Die Diplomaten muß-ten sich zu Boden werfen und inden Keller flüchten, währendschwere Geschosse die Residenztrafen. Stundenlang schoß KabilasPräsidentengarde mit Schützen-panzern, leichter Artillerie undMaschinengewehren auf dasHaus. Die Absicht war klar: Bem-ba sollte ermordet werden.

Zur Rede gestellt, stritt Kabilaalle Vorwürfe ab. Bembas Leutehätten den Kampf begonnen, umdie Wahl zu torpedieren, seineGarde habe lediglich ihre Pflichterfüllt und das Feuer erwidert. DieDiplomaten wußten es besser: Oh-ne ihre Präsenz, von der die An-

greifer offenbar zunächst nichtsgeahnt hatten, wäre der Kontra-hent an jenem Tag gestorben. AlsBotschafter Buchholz später undi-plomatisch verdeutlichte, daßman solche Aktionen keinesfallsdulden würde, ließ die Antwortdes Präsidenten Kabila nicht langeauf sich warten: Erst weigerte ersich, den zum Truppenbesuchnach Kinshasa gereisten Bundes-verteidigungsminister Jung in sei-nem Palast zu empfangen, dannmußte, Anfang November, derdeutsche Botschafter abrupt seineZelte in Kinshasa abbrechen.

Auch ist bekannt, daß KabilasMann fürs Grobe, der langjährigeKölner Geschäftsmann und „Ge-neral“ François Olenga, unmittel-bar vor dem ersten Wahlgang eineLieferung Panzer für die Präsiden-tengarde besorgt hatte. Doch beider Eufor-Truppe zuckte man nurmit den Schultern.

Kabila selber scheint sich auchnach der Wahl nicht allzu sicherzu fühlen. Immer wieder gibt erdumpfe Warnungen von sich wiekürzlich im staatlichen Fernsehen:„Das Schlimmste steht uns nochbevor.“

Bemba hörte das Ergebnis angeblicherst im Fernsehen

Beide Konkurrentenschrecken nicht

vor Gewalt zurück

Von JÖRG SCHMITZ

»Das Schlimmste steht uns noch bevor«Bundeswehr im November aus dem Kongo zurück? Während Kabila sich als Wahlsieger feiert, rumort es um den Verlierer Bemba

Wien – Das SPÖ-Ultimatum andie ÖVP, wieder an den Verhand-lungstisch zurückzukehren, kamaus einer vermeintlichen Positionder Stärke: Einerseits schien sichdie Öffentlichkeit fast schon mitder Aussicht auf eine SPÖ-Minder-heitsregierung abgefunden zu ha-ben. Andererseits hatte die KPÖ ei-ne Wahlanfechtung angedeutet, dieEntscheidung aber erst für einenTag vor Ablauf der Einspruchsfristangekündigt. Und von dieser Wahl-anfechtung konnte sich die SPÖ ei-ne Neuverteilung der sieben BZÖ-Mandate erhoffen, womit sich auchohne Neuwahlen eine rot-grüneParlamentsmehrheit ergeben hätte.Ob es Kontakte mit der KPÖ gege-ben hat? Plausibel wäre es, bewie-sen ist es nicht.

Die ÖVP mußte befürchten, daßihr die Felle davonschwimmen,und wurde wieder verhandlungs-bereit. Aber auch die SPÖ zeigtsich zahmer: Denn die KPÖ fichtdie Wahlen zwar an – allerdingsnicht wegen der BZÖ-Mandate,was erfolgversprechend gewesenwäre, sondern wegen der Vier-Pro-zent-Klausel, die Kleinparteien be-nachteiligt. Diese Begründung wirdder Verfassungsgerichtshof aberziemlich sicher zurückweisen. Undso läuft wieder alles Richtung Gro-ße Koalition. Die SPÖ schaltet beiden Untersuchungsausschüssenüber den „Eurofighter“-Kauf unddie Bankenaufsicht auf Kuschel-kurs und zeigt sich sogar bereit,der ÖVP das begehrte Finanzmini-sterium zu überlassen. RGK

Doch eine Große Koalition?

Ihre warmherzige Ausstrahlung paßt perfekt: Die Mutter von vier Kindern scheint voller Mitgefühl. Foto: pa

FO R U M8 Nr. 47 – 25. November 2006

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Teil II Teil III

Ich habe einen Freund, derständig meckert. Wenn er mitdem Auto unterwegs ist, hat er

sein Beschwerdebüchlein stetsrechts neben sich, um die Num-mern der Überholsünder zu notie-ren. Wenigstens für sich. Da mur-melt er die Verwünschungen nurvor sich hin. Wenn einer dabei ist,meckert er laut: „Der fährt dochviel zu schnell. Immer auf derÜberholspur. Hier ist 100 vorge-schrieben. 100 und nicht 140.Peng! Jetzt überholt er dochrechts. Nun reicht’s mir aber. Denmüßte man mal.“

Mein Freund schreibt ununter-brochen Leserbriefe an die Lokal-zeitung. Wie sollen die Pendler dieBenzinpreiserhöhung verkraften,wenn es im ganzen Ort keinenBusanschluß gibt? Und die neuenStraßenschilder an der AusfahrtErkelenz-Süd sind doch die reineVerarschung. Was heißt hier Süd?Es gibt doch gar keine AusfahrtErkelenz-Nord.

Wenn meine Freundin imSupermarkt einkaufen geht, kon-trolliert sie als erstes die Verfalls-daten auf den Packungen. Absicht-lich ganz klein gedruckt. Oder nurkaum sichtbar, eingepreßt auf derRückseite. Na, was sag ich? Mor-gen abgelaufen, das wird aberZeit. Und die Angaben über dieZusatzstoffe. Meine Güte, da ist ja’ne ganze Chemiefabrik drin in ei-nem einzigen Kartoffelsalat. OhneKonservierungsmittel? Das kanngar nicht sein, da wäre der Salat jalängst verschimmelt. Das schrei-ben sie nur so drauf. Wie „Öko!“

Wenn mein Freund die Stadtbi-bliothek, das Schwimmbad, dasKrankenhaus betritt, hat er die Be-nutzerordnung fest im Blick: „Dasgeht nicht, mein Lieber. Das kannich Ihnen nachweisen, das dürfenSie überhaupt nicht, so geht dasnun nicht! Interessiert Sie wohlnicht, klar, Sie sind ja unkündbar!“

Eine Freundin schreibt Briefe andie zuständigen Minister der Län-der, die sie bereist. Wenn sie inGriechenland war, schreibt sie andas Tourismus-Ministerium, daßdas Denkmal für die bayrischenSoldaten in Navplion von 1847ganz mit Unkraut überwachsen istund was das für einen Eindruckauf die deutschen Touristen ma-chen soll, besonders auf die Bay-ern. Wenn sie in Südafrika war,bekommt die Gesundheitsministe-rin Post von meiner Freundin, wassie dagegen zu tun gedenkt, daß invielen Schulen schon die zehnjäh-rigen Mädchen aidskrank sindund viele Dörfer bereits nur nochaus alten Leuten bestehen. In Kor-sika macht sie den Behörden Vor-

würfe, daß der Nacktba-destrand allmählich vonAlgen überwuchert wird,an der Adria-Küste, be-kommt die italienischeRegierung zu lesen, brei-ten sich blutrote Feldervon gefährlichen Feuer-quallen aus, die jedes Ba-den zur Qual machen,immer Ende August,wenn die italienische Ur-laubssaison zu Ende ist.Dann werden die Flüsseungefiltert in die Adriaeingeleitet, mutmaßt mei-ne Freundin.

Und dann die Bundes-bahn. Immer unpünkt-lich. Mein Freundschreibt das genau auf.Und alle Durchsagen aufEnglisch. Natürlich mitfalscher Aussprache. Wohat die Dame wohl Eng-lisch gelernt? Möchte ichgerne wissen. Auf demBahnhof auch am lieb-sten alles Englisch. Unddann noch in so einemdümmlichen, verpoptenEnglisch, daß die Englän-der nur lachen könnten.

Servicepoint statt Kar-tenverkauf. MisterMcClean statt Bahnhofs-klo. Und der Mann beider Auskunft heißt Ope-rator! Täglich kommenneue Blödheiten dazu.Kein Wunder, wenn dieEnkelkinder zum Ge-burtstag kommen, singensie auch nur dieses plär-rende, unmelodische„Happy birthday to you.“Statt „hoch soll er leben!“Armes Deutschland.

Meine Freunde gehö-ren zu den Konservati-ven, zur Mehrheit der Be-völkerung also, die auchin der SPD reichlich vertreten ist.Deren Meinung aber, trotz großerKoalition, weder von der Regie-rung noch von den Zeitungen,Rundfunk- und Fernsehsendernbeachtet wird. Darum meckernsie.

Doch das Meckern ist keines-wegs ein Privileg der Konservati-ven. Eine Freundin hat ein Hausauf Sylt, sie lebt also in der bestenaller Welten. Jedenfalls der teuer-sten. Trotzdem zählt sie sich zu je-ner Minderheit, die sieben Jahre

lang die Politik der Bundesregie-rung bestimmt hat und die auchheute noch überproportional inallen Medien präsent ist, den Grü-nen. Auch sie meckert. Nur, aufSylt meckert man anders. Manmeckert über die Kurgäste, überdie Dauergäste, die vielen Zugezo-genen, über den Bauboom, überdie Konkurse, über die vielenAutos auf der Insel. Über die Ab-gase, über die Umweltverschmut-zung. Nicht nur im Watt, im Meer,auch in der Luft. Der saure Regen,

der Elektrosmog durch die vielenHandys. Oben ist die Ozonschicht,die immer dünner wird, eine töd-liche Bedrohung, unten direkt aufder Erde kriecht das unsichtbareOzon heran, eine tödliche Bedro-hung. Oben zu wenig Ozon, untenzu viel Ozon. Wo soll man hin?Die meisten Sylter meinen, manmüsse eigentlich nach Amrum.Oder auf die Halligen. Aber nie-mand geht nach Amrum. So blei-ben sie auf Sylt und meckern.

Wenn meine Freundin mit mir

auf den alternativen Bau-ernhof geht, um echte un-behandelte Milch zu ho-len, fürchtet sie, daß auchdie unbehandelte Milchgefährlich ist, weil dasViehfutter durch die Luft„belastet“ ist. So oder sokaputt. Gehen wir amDeich spazieren, suchtsie das Watt nach Ölspu-ren und nach verölten,verendeten Seevögeln ab,und natürlich nach Op-fern der Vogelgrippe. Sieund alle ihre Bekanntenund Mitkämpfer fühlensich ständig bedrohtdurch alles. Durch dieüberall, in der Nahrungebenso wie in der Luft,im Holz und der Lackie-rung steckenden Giftstof-fe, Zusatzstoffe, Krank-heitserreger und vor allem den durch alle Ver-bote nicht kaputtzukrie-genden Geschäftssinn:den Kapitalismus.

Nun haben die seit 35Jahren im ganzen Landtätigen grünalternativenMeckerer 1998 eine Re-gierung gehabt und sie-ben Jahre lang Zeit. Aberwas ist passiert? Nichts.

Zum Glück. Denn wasin den sieben Jahren rot-grüner Regierung nur an-gepeilt, aber gottlob nieverwirklicht wurde, wardie „gerechte Gesell-schaft“, eine uralteSchreibtisch- undSchnapsidee. Jedem einStück vom Kuchen. Alsoder Verteiler-Staat. MitUmverteilung und Zutei-lung, Verboten und Kon-trollen. Also viel Büro-kratie, Steuern und Um-steuern.

Das alles hatten die Menschenin der sogenannten „DeutschenDemokratischen Republik“, diesich aus gutem Grund lieber mitihrer Abkürzung DDR schrieb,schon ausprobiert. Der Kuchen,der da zu verteilen war, also dieProduktion von Maschinen, Ge-brauchsgegenständen und Nah-rungsmitteln, war dabei immerkleiner geworden und die Anzahlder Kontrolleure immer größer.Wenn man mit Ach und Krach einpaar Salatköpfe oder Kirschen,

Autos oder Kühlschränke produ-ziert hatte, wurde ihre Verteilungso lange verwaltet, bis am Endegar nichts mehr übrig blieb. Nichteinmal Zwiebeln oder Kartoffeln.Warum gibt es keine Kartoffeln inausreichender Qualität? Antwort:Weil die Amerikaner mit Flugzeu-gen ganze Ladungen voll Kartof-felkäfern über der DDR abgewor-fen haben. Warum gibt es keineZwiebeln zu kaufen? Antwort: DieVersorgung mit Zwiebeln ist zurZeit Schwerpunkt. Da arbeiten wirdran. Zwiebeln sind Schwerpunkt,das hieß: Es gibt keine Zwiebeln.Alles vergessen?

Die „Bonzen“, die Kontrolleureund Verteiler, waren die meistge-haßten Mitbürger. Da war nichtsmehr zu machen. Alle kucktenganz genau hin und alle schriebenmit und alle merkten sich die Lü-gen und die Unfähigkeit der Ver-

teiler. Gegen den Kommunismusin Deutschland erhob sich im gan-zen Land ein Heer von Meckerern.Am Ende füllten sie jeden Montagdie ganze Stadt Leipzig, schließ-lich die ganze Deutsche Demokra-tische Republik. Sie waren dasVolk. Ändern die Meckerer dieWelt? Offenbar ja. Bekanntlich wares Josef Goebbels, der einstzum unerbittlichen Kampf gegenMeckerer und Miesmacher aufge-rufen hatte, der größten Gefahr fürjede Diktatur. Flüsternd wurdendie Meckereien und unbequemenWahrheiten über die Lage verbrei-tet. „Wer flüstert, der lügt“, hießGoebbels’ griffige Parole. Gegendie vielen tausend kleinen Mecke-rer und Miesmacher und ihre Un-lust, sich von der Propaganda ver-einnahmen zu lassen. Gegen ihrekleinliche Kritik an den großarti-gen Vorhaben der Partei, ihre re-spektlosen Witze übe die Bonzenund ihre Führer, gegen ihre egoi-stischen Überlebenskünste und li-stigen Ausreden war die Gestapomachtlos. Sie waren der meckern-de, flüsternde, nie nachlassende,der eigentliche Widerstand.

Deshalb meckert weiter, meineFreunde, Meckerer und Miesma-cher dieser Republik. Gegen nach-wachsenden Hanf und nachwach-senden Unsinn. Gegen politischeKorrektheit und unkorrekte Steu-ern, gegen Kürzung der Rentenund Erhöhung der Krankenkas-senbeiträge. Ohne euch, der ewignörgelnden, meckernden Bürger-initiative in unserem Land bekä-men wir eines Tages doch noch ei-ne rot-rote Volksfront-Regierung.Benzin auf Marken, Wohnungenauf Bezugsschein, Arbeitsplätzeauf Zuteilung. Eine andere Repu-blik.

»Moment mal!«

Meine Freundedie Meckerer

Von KLAUS RAINER RÖHL

Querulant oder Weltverbesserer? Ein aufgebrachter älterer Mann Foto: photothek

»Das dürfen Sie überhaupt

nicht!«

Wer flüstert, der

lügt

KU LT U R Nr. 47 – 25. November 2006 9

Es hat mir nichts geholfen,daß ich fast ein halbes Jahr-hundert mein Herz erzo-

gen, weltbürgerlich als das einescitoyen du monde zu schlagen.Nein, am Tage, da ich meinen Paßverlor, entdeckte ich mit 58 Jah-ren, daß man mit seiner Heimatmehr verliert als einen Fleck um-grenzter Erde.“ Das vermerkt Ste-fan Zweig in seinem zumDokument gewordenen Lebens-rückblick, den er in Brasilien zuPapier gebracht hat und in dessenEinleitung die Worte stehen: „Ichschreibe meine Erinnerungen mit-ten im Kriege, ich schreibe sie inder Fremde und ohne den minde-sten Gedächtnisbehelf. In meinemHotelzimmer sind mir keinerleiAufzeichnungen zur Hand. Von allmeiner Vergangenheit habe ich al-so nichts mit mir als das, was ichhinter der Stirn trage.“ Damit be-ginnt Stefan Zweig seine berühm-te Autobiographie „Die Welt vongestern – Erinnerungen eines Eu-ropäers“, 1944 erstmals bei Ber-mann-Fischer, Stockholm,erschienen und noch heute einSpiegelbild der Befindlichkeit, dasvor allem für die Deutschen weitüber die Lebenszeit des Autorshinaus Gültigkeit besitzt.

Zweig selbst schied zwei Jahrenachdem seine Aufzeichnungenenden, im Februar 1942, mit sei-ner zweiten Frau in den Bergenvon Petropolis nahe Rio de Janeirofreiwillig aus dem Leben. Mit sei-nen Erinnerungen formuliert derdeutschsprachige, jüdischeSchriftsteller österreichischerHerkunft vor dem Hintergrunddes eigenen Erlebens Sätze, wel-che die Misere der Deutschen ein-dringlicher zum Ausdruckbringen als viele andere bedeu-tende Federn dieses Jahrhunderts.Seine Schilderungen lassen einvergangenes Zeitalter zu lebens-naher Gegenwart werden.

Wir gehen mit ihm nicht nurdurch die Straßen Wiens im 19. Jahrhundert und erleben dieersten Gedichte, Zweifel und Er-folge des jugendlichen Schrift-stellers. Wir folgen ihm vor allemin die Zeit des Ersten Weltkriegs,der 20er Jahre und der Hitler-Dik-tatur.

Vergebens hatte Zweig versucht,angeregt durch seinen Freund Ro-main Rolland, die ihm persönlichverbundenen großen deutschenSchriftsteller jener Zeit zu einer

Konferenz in der Schweiz und zueinem gemeinsamen Appell andas moralische Gewissen gegenden aufflammenden Haß aufzuru-fen. Rainer Maria Rilke und Walt-her Rathenau, der GerhartHauptmann ansprechen sollte,lehnten ab. Thomas Mann, Ri-chard Dehmel, Hugo von Hof-mannsthal betrachtete er als dem„anderen Lager angehörend“. Sei-ne Bemühungenscheiterten. DieWel tgesch ich tenahm ihren Lauf.

Nach dem Endedes Krieges undseinem unheil-trächtigen Frie-densvertrag vonVersailles kam dieebenso berüchtig-te wie heute nahe-zu vergesseneInflation. Zweigschreibt: „Nie ha-ben wir in Öster-reich die Kunstmehr geliebt als injenen Jahren desChaos. Man paßtesich dem Chaos andamals, wo inÖsterreich ein Eiso viel kostete wiefrüher ein Luxus-automobil und inDeutschland spä-ter mit vier Milli-arden Mark so vielwie etwa derGrundwert allerHäuser Großber-lins bezahlt wur-de. Nie habe ichbei einem Volkwie in mir selbstden Willen zumLeben so starkempfunden wiedamals als es umdas Letzte ging:um die Existenz,um das Überdau-ern.“

Aber das neue,aufziehende Un-wetter zeigte sichbereits am Hori-zont: „Als Hitleran jenem Januar-tag 1933 Kanzlergeworden war, be-trachtete ihn diegroße Menge undsogar diejenigen,die ihn auf diesenPosten geschoben,nur als provisori-schen Platzhalter

und die nationalsozialistischeHerrschaft als Episode … Auch ichmuß bekennen, daß wir alle 1933und noch 1934 in Deutschlandund Österreich jedes Mal nichtein Hundertstel, nicht ein Tau-sendstel dessen für möglich gehal-ten haben, was dann immerwenige Wochen später hereinbre-chen sollte.“ Immerhin wurdenStefan Zweigs Bücher in den er-

sten Jahren der NS-Herrschaftnoch verkauft. Richard Strauss ge-lang es, dem Diktator persönlichdie Genehmigung abzuringen, daßseine „Schweigsame Frau“ in derheutigen Semper-Oper in Dres-den, die fast alle seine Werke zurUraufführung brachte, mit dem Li-bretto des Juden Stefan Zweigüber die Bühne ging. Zweig ließsich davon nicht blenden. Er ge-

hörte „dann später“ schon zu je-nen, die in der Ferne deutlichersahen als in der Nähe. Er emi-grierte nach London. Damals be-gegnete er auch Siegmund Freudwieder. Ihm und Maxim Gorkiwidmet der große Ästhet die in-nigsten biographischen Erinne-rungen. Gorki war für ihn nicht das Aushängeschild sowjet-ischer Literaturpflege, son-

dern der Mensch,in dem er die gro-ße dunkle russi-sche Seele amunmittelbarstenempfunden hat,während er inFreud „einen He-ros des Geistes“verehrte. Der Au-tor großer Biogra-phien beobachtetescharf, auch sichselbst: „Ich binheute, wie unserGrillparzer einmalsagte, einer, der le-bend hinter seinereigenen Leichegeht.“ Er hält fest,daß er seinen be-rühmten „Fouché“zu seinem eigenenVergnügen schriebund den Verlegerdavon abhaltenwollte, eine zu ho-he Auflage zu ris-kieren, weil erniemals geglaubthätte, daß dieschon kurzfristig-über 50 000 lag,daß die „Stern-stunden derMenschheit“ alsSchulbuch eineViertelmillion Auf-lage erreichtenund seine nur als Entwurf aufge-schriebene „Volpo-ne“-Bearbeitungihm nicht zuletztvom HoftheaterDresden aus denHänden gerissenwurde und inter-national Furoremachte. Schließ-lich galt Zweig zuseiner Zeit als ei-ner der am häufig-sten übersetztendeutschen Schrift-steller. Seine zu-sammenfassendenWorte des jüdi-schen Schicksals

jener Tage, das er auch in erschüt-ternden Einzelheiten erlebt undfestgehalten hat, lasten in ihrerKonzentration besonders schwer.Unter Hinwendung auf SiegmundFreud formuliert er: „Je länger ei-ner auf Deutschland vertraut hat-te, je schwerer er sich von dergeliebten Heimat losgerissen, umso härter war er gezüchtigt wor-den. Erst hatte man den Juden ih-re Berufe genommen, ihnen denBesuch der Theater, der Kinos, derMuseen verboten und den For-schern die Benutzung der Biblio-theken. Dann hatte man ihnen dieDienstboten genommen und dieRadios und Telefone aus den Woh-nungen, dann die Wohnungenselbst, dann ihnen zwangsweiseden David-Stern angeheftet ... Wernicht ging, den warf man in einKonzentrationslager, wo deutscheZucht auch den Stolzesten mürbemachte.“

Eine seismographische Betrof-fenheit ließ den Dichter der„Schachnovelle“ seine Erinne-rungen an die Tage vor Ausbruchdes Zweiten Weltkrieges in Lon-don in Worte fassen, die auch im21. Jahrhundert ihre drohendeBedeutung nicht verloren haben:

„Da waren irgendwo im Un-sichtbaren ein Dutzend andererMenschen, die man nicht kann-te, die man nie gesehen, ein paarLeute in der Wilhelmstraße inBerlin, am Quai d’Orsay in Paris,im Palazzo Venzia in Rom und inder Downing Street in London,und diese zehn oder 20 Men-schen, von denen die wenigstenbisher besondere Klugheit oderGeschicklichkeit bewiesen, spra-chen und schrieben und telefo-nierten und paktierten überDinge, die man nicht wußte. Siefaßten Entschlüsse, an denenman nicht teilhatte und die manim einzelnen nicht erfuhr undbestimmten doch damit übermein eigenes Leben und das je-des anderen in Europa. In ihrenHänden und nicht mehr in mei-nen eigenen lag jetzt mein Ge-schick. Sie bestimmten fürMillionen Krieg oder Frieden.Und da saß ich wie all die ande-ren in meinem Zimmer wehrloswie eine Fliege, machtlos wie ei-ne Schnecke, indes es um Todund Leben ging.“

Trotzdem resümiert Zweig amEnde: „Jeder Schatten ist imLetzten doch auch Kind desLichts, und nur wer Hell undDunkel, Krieg und Frieden, Auf-stieg und Niederlage erfahren,nur der hat wahrhaft gelebt.“

Stefan Zweig bei der Arbeit: Der Dichter, der erst nach London und dann nach Brasilien ins Exilging, diktiert seiner Frau Elisabeth ein Manuskript. Foto: corbis

Stefan Zweig wurde vor 125 Jahren am 28. No-vember 1881 in Wien geboren. In der Donaustadtbesuchte er Gymnasium und Universität und ver-öffentlichte dort auch erste Texte in der Presse.Zweig wurde einer der am häufigsten übersetztenSchriftsteller seiner Zeit, reiste viel und kannteviele der führenden Schriftsteller Europas persön-lich. Von 1919 bis 1934 lebte er in seinem Salz-burger Haus, nahe der deutschen Grenze. Mitte

der 30er Jahre emigrierte er nach England. 1940ging er von dort aus mit seiner zweiten Frau Eli-sabeth nach Brasilien, wo er am 22. Februar 1942aus Verzweiflung über den in seiner Heimat Euro-pa um sich greifenden Nationalsozialismus ge-meinsam mit ihr in Petropolis bei Rio de Janeiroaus dem Leben schied. Zu seinen bekanntestenWerken zählen „Die Schachnovelle“, „Fouché“ unddie „Sternstunden der Menschheit“.

Von ROSEMARIE

FIEDLER-WINTER

»Man paßte sich dem Chaos an«Stefan Zweig sieht »Die Welt von gestern« – Anmerkungen zum 125. Geburtstag des Schriftstellers

Rund 700 Arbeiten von 100 Fotografen beleuchtenin der Ausstellung „Auslöser Potsdam – Photogra-

phen und ihre Bilder von 1850 bis heute“, die derzeitvom Potsdam-Museum im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte gezeigt wird, das breite Spek-trum der Fotografie von der Porträtkunst über dieLandschafts-, Stadt- und Architekturaufnahme bis hinzum Ereignisbild. Die umfangreichste Darstellung zurGeschichte der Potsdamer Fotografie, die je gezeigtwurde. Ein chronologischer Rundgang führt den Besu-cher auf etwa 700 Quadratmetern Ausstellungsflächeim Kutschstall durch 150 Jahre Potsdamer Fotoge-schichte. Dabei wird der technische Wandel ebensodeutlich wie die Spannbreite von Themen und Moti-ven in der Arbeit der „Lichtbildner“. Als Ort der In-spiration, als Heimat- oder Geburtsstadt wurdePotsdam für viele bekannte und unbekannte Fotogra-fen oft selbst zum „Auslöser“, zum Dreh- und Angel-punkt ihrer Arbeit und ihres Lebens. Mitausgewählten Arbeiten oder Werkgruppen der betref-fenden Fotografen sowie fotografischen Ateliers undEinrichtungen werden die Bildthemen in chronologi-scher Reihenfolge vorgestellt und mit Angaben überdie Fotografen und ihr Schaffens ergänzt.

Die Ausstellung „Auslöser Potsdam – Photogra-phen und ihre Bilder von 1850 bis heute“ ist imHaus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte,Im Kutschstall, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam,dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, am Wo-chenende bis 18 Uhr geöffnet, bis 11. Februar 2007.Montags geschlossen.

Öffnungszeiten an den Feiertagen: Heiligabend ge-schlossen, Weihnachten und Neujahr von 10 bis 18 Uhr, Silvester bis 16 Uhr.

Eintritt 5 / 4 Euro, freitags gilt der ermäßigte Ein-trittspreis. Für Kinder bis sechs Jahre freier Eintritt.Sonderkonditionen für Familien und Gruppen sowieKombikarten. Informationen über Telefon (03 31) 6 20 85 50. Führungsanmeldung über Telefon (03 31) 2 89 68 03 oder E-Mail [email protected].

Das Haus, das rollstuhlgerecht ausgestattet ist, er-reicht man mit der Regionalbahn / S-Bahn bis Pots-dam Hauptbahnhof, von dort 5 Minuten Fußwegoder mit jeder Straßenbahnlinie bis Haltestelle AlterMarkt über die Schloßstraße hinter dem Filmmu-seum. Parkplätze stehen in der Tiefgarage zur Ver-fügung, Zufahrt über Werner-Seelenbinder-Straße.

Die Stadt als Ort der Inspiration Das Potsdam-Museum zeigt im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Fotografien aus 150 Jahren

Potsdam in den 1930er Jahren: Der Schwabe Max Baur fotografierte diese Ansicht des Stadt-schlosses mit Lustgarten 1934 / 35. Foto: Potsdam-Museum

LE B E N S ST I L10 Nr. 47– 25. November 2006

In die Seele hineinhörenBegegnung mit dem Schauspieler Horst Naumann, der nicht nur auf dem »Traumschiff« zu sehen ist

München, Bayerischer Hof.Flotten Schrittes kommter mir entgegen, ganz

der junggebliebene, seit Mitte No-vember 81jährige. Wer sich einbißchen mit seinem Lebenslaufauskennt beziehungsweise seineAutobiographie gelesen hat, wirdsicher nicht in die Lage kommen,in Horst Naumann nur den char-manten Doktor Schröder vom„Traumschiff“ zu sehen. Denn sodankbar er für diese Rolle ist, al-lein darauf festgelegt sein möchteer nicht.

Das gilt für ihn auch als Theater-schauspieler. „Ich bin oft für Dinge,die ich gern gespielt hätte, nicht ge-nommen worden, weil nach demÄußeren beurteilt wurde. DiesesUrteil ist in unserer Branche soschnell vergeben. Und das ist da,wo ich, ich will nicht sagen Trauerempfinde, aber irgendwie eine ar-beitsmäßige Lücke in mir selberspüre, die ich von mir aus alleinnicht ausfüllen kann, denn wirsind immer nur Menschen, die ge-nommen oder angefragt werden.“

Bis zum 7. Oktober stand HorstNaumann in 53 VorstellungenAbend für Abend in der MünchnerKomödie im Bayerischen Hof aufder Bühne. „Das hab’ ich mir alsSpaß geleistet.“ Seine Partner inder kurzweiligen Komödie „EinSeestern im Garten“ waren Hans-Jürgen Bäumler, Christiane Rückerund die junge Tessa Höchtl. Diesesei zu Beginn der gemeinsamenArbeit in seine Garderobe ge-huscht, nur um zu sagen, wie frohsie sei, daß er bei ihnen sei. Einesolche Geste rührt den erfahrenenSchauspieler, hat er sich doch sel-ber als junger Bursche („Ich hab’Komparserie gemacht“) bei älterenKollegen wie Paul Hoffmann, ErichPonto und Heinz Klingenberg vielabgeguckt. Das war in seinerDresdner Zeit. Horst Naumann istKind dieser Stadt, aufgewachsen inder Lüttichaustraße 17.

Seine Jugend endete abrupt wiefür viele seiner Altersgenossen.Noch als 17jähriger mußte er 1943an die Ostfront. In seiner ausführ-lichen Autobiographie „ZwischenLeuchtfeuer und Traumschiff“ (Mi-litzke Verlag, Leipzig, 368 Seiten,

zahlreiche Fotos, 19,90 Euro) er-innert er sich auch an schrecklicheKriegserlebnisse in Ostpreußen. InKönigsberg erlebte und überlebteHorst Naumann den letzten großenBombenangriff Ende August 1944.Er konnte, vom Inferno gezeichnet,auf dem Wasserweg entkommen.In einem Lazarett in Allensteinwurde ihm der Blinddarm entfernt.Nach einer Zeit fern der Gefahren-zone geriet er doch noch in Ruß-land in Gefangenschaft. Wieder in

Freiheit, wurde der Dresdner mitder Zerstörung seiner Heimatstadtkonfrontiert. Hinzu kam, daß seineEltern, die in Meißen Zuflucht ge-funden hatten, vor der Scheidungstanden.

Die Mutter starb mit 52, der Va-ter mit 63 Jahren. Beide hattenKrebs. Er könne daran nicht immerdenken. „Man kann über den Kopf’ne Menge steuern, glaube ich. Ichbin dem lieben Gott sehr dankbar,daß ich sowohl von der emotiona-len Seite als auch vom Denkvermö-gen her so gut ausgestattet bin, daßich es auch zu kombinieren weiß“,meint Horst Naumann. „Ich emp-finde mich wirklich als einen mitGlück versehenen Menschen, trotzallem.“ Und er strahlt ihn aus, die-sen inneren Reichtum, der mit je-

der Aufgabe, beruflich wie privat,wächst und wächst. Schon seit derSchulzeit mit dem Virus Schau-spiel infiziert, erlebte Horst Nau-mann den Anfang seiner beruf-lichen Laufbahn am StadttheaterDöbeln. Im August 1946 erhielt ersein erstes Engagement in denSparten Schauspiel, Gesang undTanz. Die zweite Station war Burg-städt bei Chemnitz, wo sich ihmdas „Fach der guten Rollen“ eröff-nete. Hungrig nach neuen Aufga-

ben, führte ihn die Spielzeit 1948 /49 an das Salzlandtheater in Staß-furt. Der Orest in Goethes „Iphige-nie“ fällt in diese Zeit und das fürHorst Naumann wohl wichtigsteprivate Ereignis. Er lernte seinegroße Liebe kennen, die KolleginChrista von Arvedi. Am 5. Juni1954 wurde geheiratet. Im Oktober2003 verlor der Schauspieler seineEhefrau nach langer Krankheit. Siestarb an seiner Seite, auf einerAutofahrt von Spanien, wo ihr Fe-rienhaus steht, zurück ins bayeri-sche Ottobrunn bei München.

1985, als seine Frau erstmals er-krankte, begann Horst NaumannTagebuch zu schreiben. Inzwischenhat er in Talkshows sehr offen überseine Trauer und die letzten Jahremit seiner Frau gesprochen. „Ich

glaube einfach daran, daß das eige-ne Verhalten vielleicht dem einenoder anderen Zuschauer eineUnterstützung sein kann oder eineBestätigung. Daß ich darüber spre-chen kann, macht mich froh. Weilich weiß, ich habe mein Wort hal-ten können, bis zum letzten Mo-ment, was auch ein Glücksfall ist,eigentlich.“

Das Ehepaar war sich einig, auch1958 bei seinem Entschluß, in denWesten zu flüchten. Horst Nau-

mann hatte fünf Jahre zuvor seinenersten Film bei der DEFA gedreht(„Das geheimnisvolle Wrack“), wei-tere wie „Leuchtfeuer“, der Zirkus-film „Carola Lamberti“ mit HennyPorten und „Alter Kahn und jungeLiebe“ folgten. Dem wachsendenDruck, in Propagandafilmen zuspielen, entzog er sich durch dieFlucht nach West-Berlin. Die nam-hafte Agentin Elli Silman gab dienötige Starthilfe. So konnte er baldin Film und Fernsehen Fuß fassen.

Auch die Zeit, daß Angebote vor-übergehend ausbleiben, ist ihmnicht fremd. Inzwischen in Mün-chen lebend, verdiente er seinGeld mit Synchronisieren. Das warnicht so sein „Parkett“. Er kam insSchlittern. „Ich hab’s natürlich ge-macht. Wenn die mich nicht haben

wollen, dann geh’ ich in die Dun-kelkammer und mache wenigstensGeld.“ Lex Barker und sogar SeanConnery hat er seine Stimme gelie-hen, was ihm damals gar nicht be-wußt war, weil Connery damalsnoch nicht so berühmt war wieheute.

Horst Naumann entkam denSynchronstudios und der damitverbundenen Krise. Eine herausra-gende Fernsehrolle dürfte ohneZweifel 1968 die des Hitler-Atten-täters Claus Graf Schenk von Stauf-fenberg gewesen sein. Von seinergroßen Kollegin Paula Wessely ha-be er gelernt, „in die Seele einesMenschen hineinzuhören“. Regis-seur Imo Moszkowicz zeigte sichmehr als zufrieden.

In den 80er Jahren kamen gleichzwei Arztrollen auf ihn zu. Als Dr. Römer gehörte er zum Team in der „Schwarzwaldklinik“, als Dr. Schröder vom „Traumschiff“kennt ihn ein Millionenpublikumseit 24 Jahren. Jede Reise sei im-mer wieder ein Geschenk. DiesesJahr waren Botswana und Shang-hai die Zielorte. Am 5. Januar 2007fliegt Horst Naumann für neueDreharbeiten nach Havanna. Daliegt die „MS Deutschland“ undwartet auf die Protagonisten. „Wirsind alle miteinander weiter ge-wachsen. Das ist wie ein Familien-treffen jedes Jahr. Man respektiertsich. Auch unser Dampfer ist wun-derbar, allein diese ganze Kunstga-lerie, die sich auf dem Schiff befin-det“, gerät Naumann ins Schwär-men.

In seinem Beruf muß der Liebha-ber klassischer Musik, der perfekteHausmann und gut organisiertePrivatmensch Horst Naumannwenn möglich immer wieder andie Wurzeln zurück. Die Planunggeht schon ins Jahr 2008. Da darfsich das Hamburger Publikum aufein mehrwöchiges Gastspiel mitHorst Naumann in der „KomödieWinterhuder Fährhaus“ freuen. Ander Seite von Brigitte Grothum undAchim Wolff wird er in „Eine Bankin der Sonne“ als kauziger Alter ei-ner Seniorenresidenz zu sehensein. „Die Rückkehr auf die Bühneist für einen Schauspieler, der vomTheater kommt, eigentlich ein ei-sernes Gebot“, schreibt er in seinenErinnerungen, die von einem gutenGedächtnis zeugen.

Von SUSANNE DEUTER

Begegnung in München: PAZ-Mitarbeiterin Susanne Deuter sprach mit Horst Naumann.Foto: privat

Viele bekannte Melodien

Der „Deutschen Kinemathek –Museum für Film und Fernse-

hen“ in Berlin wurde der Nachlaßvon Michael Jary, einem der erfolg-reichsten deutschen Schlager- undTonfilmkomponisten des 20. Jahr-hunderts, übergeben. Jary hat un-zählige Hits der 1930er bis 1950erJahre geschrieben, darunter „Daskann doch einen Seemann nichterschüttern“ und „Das machen nurdie Beine von Dolores“.

Seine Melodien sind heute nochbekannt, der Mann dahinter kaummehr: Michael Jary wurde 1906 alsMax Michael Jarczyk in Ober-schlesien geboren, 1930 ging ernach Berlin zur klassischen Aus-bildung an die Staatliche Hoch-schule für Musik. Er besuchte dieKlassen von Paul Hindemith undArnold Schönberg und begannZwölftonmusik zu komponieren.Auf einem Hochschulkonzert 1933wurde seine Komposition vom„Kampfbund für deutsche Kultur“als „undeutsches Gestammel“ dif-famiert. Daraufhin nannte er sichMichael Jary, sattelte von der klas-sischen in die Unterhaltungsmusikum und arbeitete ab 1937 regelmä-ßig für den Film.

Michael Jary bildete mit demTexter Bruno Balz ein Erfolgsduo,das für Zarah Leander Titel wie„Ich weiß, es wird einmal ein Wun-der geschehen“ aus dem Film „Diegroße Liebe“ (Regie Rolf Hansen,1942) produzierte.

In der Nachkriegszeit wurde sei-ne Karriere nicht unterbrochen, eretablierte unter anderem EvelynKünneke als Schlagersängerin undwurde mit seiner Musik für Revue-filme wie „Die Dritte von rechts“(Regie Geza von Cziffra, 1950) unddem für Heidi Brühl komponiertenOhrwurm „Wir wollen niemalsauseinander gehn“ zum Schlager-könig. 1988 starb Jary in München.

Seine Tochter Micaela Jary hatnun der „Deutschen Kinemathek –Museum für Film und Fernsehen“den Nachlaß ihres Vaters ge-schenkt. Es handelt sich vorwie-gend um Fotos, persönliche Doku-mente, Notenblätter und dreidi-mensionale Objekte. pm

„Michael Jary. 1906–1988. DerNachlaß“, ist dienstags bis sonn-tags von 10 bis 18 Uhr, donners-tags bis 20 Uhr im Filmhaus amPotsdamer Platz, Potsdamer Stra-ße 2, 10785 Berlin, zu sehen, Ein-tritt frei, bis 14. Januar.

Halali dem HolzwurmEin kleines Ungeheuer bedrohte einzigartige mittelalterliche Kostbarkeiten in der Creglinger Herrgottskirche

Herbstzeit ist Jagdzeit. Dochnicht immer sind es großeTiere, auf die zum Angriff

geblasen wird. Und nicht immerfindet die Jagd im Freien statt. ImSüden der Republik wurde geradeeinem ganz kleinen Wurm der Gar-aus gemacht – hinter fest ver-schlossenen Türen.

Creglingens Herrgottskirche imTaubertal zählt zu DeutschlandsSchatzkästchen mittelalterlicherKunst und rangiert damit ganzoben unter den Perlen an der Ro-mantischen Straße. Stifter der Ka-pelle waren die Herren von Ho-henlohe-Brauneck, welche die Ka-pelle von 1384 bis 1389 genau ander Stelle erbauen ließen, wo einBauer beim Pflügen eine unver-sehrte Hostie auf seinem Ackerentdeckt hatte.

Die Wunderwirkung des kleinen,hauchdünnen Weizengebäcks ließPapst Bonifaz IX. fünf Jahre spätereinen Ablaßbrief ausstellen, derdas Kirchlein derart ins Rampen-licht rückte, daß – wenn die Anga-ben in alten Kirchenbüchern stim-men – oftmals bis zu 14 Geistliche

gleichzeitig die Kommunion aus-teilen mußten. Waren es einstScharen von Wallfahrern, die es indie Nachbargemeinde von Rothen-burg ob der Tauber zog, sind esheute Touristen aus der ganzenWelt. Heilsame Wunder erwartetniemand mehr. Wohl aber Wundermenschlicher Kunst, wie sie dievollständig erhaltene alte Ausstat-tung präsentiert. Dabei fällt derBlick nicht zuerst auf den Hochal-tar, den man der Schule des VeitStoß oder neuerlich auch ErasmusGrasser zuschreibt, sondern aufein Schnitzwunder mitten im Kir-chenschiff, geschaffen von demgrandiosen spätgotischen Bildhau-er Tilman Riemenschneider. Esgibt sicherlich kein vergleichbaresWerk, das die Himmelfahrt derGottesmutter so nachfühlsam dar-stellt wie sein um 1510 entstande-ner 9,20 Meter hoher und 3,70 Me-ter breiter Marienaltar. Damit dasso bleibt, hat die Gemeinde sich zueiner spektakulären Rettungsak-tion entschlossen. Denn an denbeiden Seitenaltären mit den groß-artigen Flügelmalereien von JakobMülholzer aus Bad Windsheim so-wie dem Chorgestühl und der Kan-zel hatte der Holzwurm begonnen,

genüßlich zu nagen. Das Riemen-schneider-Werk zeigte zwar nochkeine neueren Holzwurmspuren.Aber da das wurmbefallene Kir-chengestühl nicht weit entferntsteht, war dessen Appetit auf denMarienaltar absehbar. Welch Jam-mer wäre es doch, wenn diesesHauptwerk deutscher Kunst letzt-endlich einem ge-fräßigen Wurmzum Opfer fiele,nachdem es aufw u n d e r s a m eWeise 300 Jahrelang allen Zerstö-rungen getrotzthatte. Als 1530 die Reformation inCreglingen einzog, hatte man denAltar kur-zerhand zugeklappt undhinter einem Bretterverschlag ver-borgen. So entging er dem Wütender Bilderstürmer, die es be-sonders auf alles abgesehen hatten,was zu katholisch schien. Seitdemhing die Gemeinde ihre Totenkrän-ze daran auf und irgendwann er-innerte sich niemand mehr an denAltaraufsatz.

Erst 1832 kam der damalige Kir-chenpfleger Michael Dreher aufdie Idee, wieder hinter die Bretterzu schauen. Vielleicht war es ge-

nauso ein Zufall wie die Entdek-kung der Grabplatte Tilmann Rie-menschneiders bei Straßenbauar-beiten in Würzburg zehn Jahre zu-vor. Auch der 1531 verstorbeneKünstler war längst in Vergessen-heit geraten gewesen. Der wieder-gefundene Grabstein brachte – imVergleich – noch eine weitere Ent-

hüllung: Im Sok-kel des Marienal-tars wurde dasSelbstporträt desmain-fränkischenMeisters offenbar.

Nun ist die Jagdauf die Holzfres-

ser durch Begasung hinter festverschlossenen Türen zu Ende ge-gangen. Allerdings ohne Tro-phäen, da die Tiere zur letzten Ru-he in den Kunstwerken verblei-ben. Somit sind Riemenschnei-ders einzigartigen Apostelporträtszu Füßen der auf ewig jugend-lichen Maria wieder ungefährdetzu bewundern.

Öffnungszeiten der Herrgottskir-che: 2. November bis 31. Märzdienstags bis sonntags von 10 bis12 und von 13 bis 16 Uhr, sonsttäglich von 9.15 Uhr bis 17.30 Uhr.

Von HELGA SCHNEHAGEN

Kostbar: Der Riemenschneider-Altar in CreglingenFoto: Evangelische Kirchengemeinde Creglingen

Die einzigartigenApostelporträts blieben erhalten

BÜ C H E R Nr. 47 – 25. November 2006 11

Schiller im GulagEhemaliger Sowjetgefangener erinnert an Kultur in Kriegslagern

E i nBuch überAmüsan-tes aus so-wjetischenKriegsge-fangenen-

lagern? Sind Amüsement und Gu-lag nicht ein Widerspruch in sich?

85 Jahre ist er alt, bei seinen Ka-meraden in der Kriegsgefangen-schaft weithin bekannt als HeinMayer, im bürgerlichen LebenKarl-Hans Mayer. Nach drei wis-senschaftlichen Werken über dieKriegsgefangenen in der Sowjetu-nion hat er nun ein Buch mit demTitel „Die Muse im Gulag – Über-lebensstrategien gegen Hungerund Hoffnungslosigkeit“ geschrie-ben, das man in einem Zug durch-liest.

Über zehn Jahre lang war Mayerin der Gefangenschaft der Sowjets.Er gehörte zu jenen 37500, dieentgegen den Absprachen der Sie-germächte (und natürlich auch ge-gen jedes Völkerrecht) Ende 1948nicht entlassen wurden. Die So-wjetunion brauchte Arbeitskräfte.Daher hatte man vorausschauendvon 1945 an Listen von Kriegsge-fangenen angelegt, die den Siegernaufgefallen waren: Angehörige derDivision Brandenburg, der Waffen-SS, der Feldgendarmerie, der Fall-schirmjäger, aber auch HJ-Führer,Ia- und 1c-Offiziere und aller mög-lichen sonstigen, die von antifa-schistischen Spitzeln denunziertworden waren. Sie sollten nicht re-patriiert werden. Man stellte sie

kurzer Hand vor Gerichte und ver-urteilte sie zum Tode, um sie an-schließend zu 25 Jahren Zwangsar-beit zu „begnadigen“, So konntendie Sowjets behaupten, keineKriegsgefangenen, sondern nurnoch „Kriegsverbrecher“ in Ge-wahrsam zu haben. Beispielsweisewar der Fahrer des Obersten Luit-pold Steidle zu 25 Jahren verur-teilt, weil er einen „faschistischenGeneral“ ohne Visum und bewaff-net durch die Sowjetunion gefah-ren habe. Ironie der Geschichte:Eben dieser Oberst hatte sichgleich nach der Gefangennahmeauf die Seite der Sowjets geschla-gen und betätigte sich im National-komitee Freies Deutschland gegenseine ehemaligen Kameraden.Nach Gründung der DDR wurde erdort sogar General. Sein Fahreraber blieb im Lager.

Die ersten vier Jahre der Gefan-genschaft blendet Mayer aus – siewaren zu grausam, die Opfer jenerZeit zu groß. Danach begannensich die Verhältnisse für die Über-lebenden allmählich zu bessern,schon weil man ihre Arbeitskraftausnutzen wollte. Inzwischen hat-ten die Gefangenen Nachrichten anihre Angehörigen schicken kön-nen, die zunehmend mit der Besse-rung der Lebensbedingungen imWesten ihren Söhnen, Vätern, Ehe-männern Pakete schickten. Mayerbefand sich in einem Lager in Sta-lingrad, um mit seinen Kameradenden Wolga-Don-Kanal zu bauen.Langsam erwachte wieder der Le-benswille; ein Zeichen dafür waren

die Aktivitäten auf allen Gebietender Kulturarbeit.

Man liest es mit Staunen, wasdie Gefangenen auf die Beinestellten, obwohl eigentlich alleMittel dazu fehlten. Es begann mitErzählrunden, die sich zu Vor-tragsabenden ausweiteten. Thea-tergruppen bildeten sich, Chörefanden sich zusammen, Orchesterwurden gegründet, die von denSowjets sogar mit erbeuteten Mu-sikinstrumenten ausgestattet wur-den. Mit primitiven Mitteln wurdeeine Bühne errichtet, deren Aus-

stattung im Laufe der Jahre immerraffinierter wurde. Man trug zu-sammen, was man einmal – in derSchule, der Universität, im Beruf –auswendig gelernt hatte: Gedichte,Szenen aus Schauspielen, Arienaus Opern und Operetten. Schau-spieler schrieben die Texte, die sienoch im Kopf hatten, auf Zements-ackpapier. „Kabale und Liebe“ vonSchiller stand auf dem Spielplan,die „Feuerzangenbowle“ wurde inSzenen gefaßt. Alle weiblichenRollen wurden von Männern dar-gestellt. Und das alles mußte ne-ben der schweren Arbeit bewältigtwerden, die die Zwangsarbeiter zuleisten hatten.

Die Kriegsgefangenen waren kul-turell ausgehungert. Mit um so grö-ßerer Begeisterung gestatteten sie

ihre aus eigener Initiative gebore-nen kulturellen Tätigkeiten. Ausnichts wurden Kostüme geschnei-dert, aus den seltsamsten Provis-orien Perücken angefertigt. Reichs-bühnenbildner Benno von Arentsorgte für Kulissen. Alles wurdeunternommen, um die Hoffnungaufrecht zu erhalten.

Erst nach harten VerhandlungenKanzler Adenauers mit der sowje-tischen Führung fanden die letztendeutschen Kriegsgefangenen An-fang 1956 die Freiheit, in derBundesrepublik begeistert gefeiert.Zwar behaupteten die Sowjets, derletzte Gefangenentransport habeaus „Verbrechern“ bestanden, de-ren Akten an die deutschen Behör-den ausgeliefert werden sollten,doch wartete man darauf vergeb-lich. Inzwischen sind fast alle, diedie Wende noch erlebt haben, vonrussischen Behörden rehabilitiert.

Auch dieses auf den erstenBlick amüsante Buch gehört zurGeschichte unserer Zeit. Es zeugtvon dem Lebenswillen und auchder Qualifikation der damaligenDeutschen, die sich nach Rück-kehr in die Heimat daran mach-ten, Deutschland wieder aufzu-bauen. Ein verdienstvolles unddurchaus höchst lesenswertesBuch! Hans-Joachim von Leesen

Hein Mayer: „Die Muse im Gulag– Überlebensstrategie gegen Hun-ger und Hoffnungslosigkeit“, bod,Norderstedt 2006, geb., zahlr.Abb., 240 Seiten, 16,80 Euro,Best.-Nr. 5949

„Ausge-laugt, mitzitterndenGedanken,durchfah-re ich alldie Dörfer,

die ich, solange Mutter herrischmeine Besuche einklagte, so gut esging gemieden habe … In diesenhellen Märztagen verwandelt sichdas Land in einen lichten Garten,der, wenigstens auf den zweitenBlick, dem Auge eine milde Schön-heit gewährt. Doch die Ortschaftenscheinen wie immer unbewohnbar.Einem langen Leben in der teigi-gen Trägheit dieser Winkel undWeiler wäre, denke ich jedesmal,der kurze Schmerz des Selbst-mords vorzuziehen.“

Der Verlag Hoffmann und Cam-pe hat sich des Debüt-Romans dessüddeutschen Autors Karl-HeinzOtt erinnert, für den dieser 1998,damals noch absolut unbekannt,den Hölderlin-Preis erhielt. Inzwi-schen wurde der Autor auch fürseinen 2005 erschienenen Roman„Endlich Stille“ ausgezeichnet. Bei„Ins Offene“ erfährt der Ich-Erzäh-ler von dem baldigen Tod seinerkranken Mutter. Der unehelicheSohn fährt stets ungern zu seinerMutter, die ihn an seine tristeKindheit erinnert, die vor allemvon Friedhofs-Besuchen an denGräbern verstorbener Verwandtergeprägt zu sein schien. Ott verwebtdie Kindheitserinnerungen desIch-Erzählers mit dessen Wider-streben, den baldigen Tod seiner

sonst als so erdrückend empfunde-nen Mutter zu akzeptieren.

Der Sohn wird beim Zwangs-Be-such bei seiner Mutter gezwungen,sich mit seiner Vergangenheit aus-einanderzusetzen. „Heimat war:die Erstkommunion und die Fir-mung, war jene Zeit, als der Pfarrervon der Kanzel herab wie ein Dä-mon gestikulierte und mit demRücken zu den Gläubigen die Mes-se lateinisch zelebrierte … Heimatwar: das holprige Gedichteaufsa-gen an Omas Namenstag, das Al-leinsein zu dritt nach den häus-lichen Feiern und Festen … Heimatwar: der Hof und Heustadel undKuhstall von Onkel Dolf, seineknarrende, rostige Gerätewelt …Bei ihm durften wir im Fernsehendie Beerdigung von Adenauer unddie erste Mondlandung anschauen…“

„Ins Offene“ beginnt als eine Rei-se in die Enge der Heimat des Ich-Erzählers, doch obwohl die Mutterim Sterben liegt, schwebt über denletzten gemeinsamen Tagen vonMutter und Sohn die Versöhnung.Vor allem der Sohn lernt, seineMutter zu verstehen. Und auchwenn „Ins Offene“ mit einem Ab-schied für immer endet, soherrscht am Ende nach einem le-benslangen, zermürbenden,zwischenmenschlichen Gerangelso etwas wie Harmonie. Bel

Karl-Heinz Ott: „Ins Offene“, Hoff-mann und Campe, Hamburg 2006,geb., 142 Seiten, 17,95 Euro, Best.-Nr. 5950

FriedenAbschied von der Mutter

Schauspieler schrieben Texte …

TodesfalleBildschirmWie zu viel Fernsehen tötet

Alle Bücher sind über den PMD, Parkallee 84/86, 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 41 40 08 27,

www.preussischer-mediendienst.de, zu beziehen.

Jährlichs t e r b e nm i n d e -

stens 40000 Menschen an einemerhöhten Bildschirm-Konsum, sodie doch ziemlich bizarr klingendeThese des Mediziners ProfessorDr. Dr. Manfred Spitzer in seinemBuch „Vorsicht Bildschirm –elektronische Medien, Gehirnent-wicklung, Gesundheit und Gesell-schaft“. Doch was erst so bizarrklingt, erläutert der ehemalige Do-zent der US-Elite-Universität Har-vard in seinen Ausführungennachvollziehbar. Noch eins vor-weg: Spitzer ist in seinen Ansich-ten sehr extrem. Schon früh hat erin seiner Familie den Fernseherabgeschafft, da er die ständigenStreitereien mit seinen vier Kin-dern, was man denn sehen wolle,nicht mehr ertragen konnte. An-geblich seien seine Kinder deshalbin der Schule keineswegs ausge-grenzt worden.

Trotz dieser extremen Ansich-ten, liefert der Autor einige sehrinteressante Ansätze, die durchausnachdenklich stimmen. Wenn esum die Gefahr durch zu viel Bild-schirmkonsum geht – egal ob nunFernseher, Computer oder Game-boy – denkt man zuerst an dieDarstellung von Gewalt, die Kin-der auf die schiefe Bahn führenkann. Desweiteren fallen einemnoch die Überstrapazierung derAugen und der Bewegungsmangelein, der aufgrund von zu hohemBildschirmkonsum entstehenkann. Spitzer liefert allerdingsnoch einige andere Aspekte.

So ernähre sich der Menschganz anders. Dies läge erstens

daran, daß ihm die Werbung eherungesunde Nahrungsmittel nahe-lege und zweitens der Mensch da-zu neige, vor dem Bildschirmeher Fettes oder Süßes in sichreinzustopfen als sich auf ein ge-sundes Menü zu konzentrieren.

Wer zuviel Zeit vor dem Fernse-her oder Computer verbringe ver-löre auch seine sozialen Kontakte.Während die Menschen früherviel gemeinsam unternommenhätten, sehe jetzt jeder für sichsein Programm.

Vor allem für die Gehirnent-wicklung von Kleinstkindern seiein zu früh einsetzender Bild-schirmkonsum schädlich. Kinderwürden durch Reize von außenihre Gehirnkapazität erhöhen,Reize aus dem Fernseher hättenjedoch nicht die Tiefenwirkungdie nötig sei, um das Kind dauer-haft lernen zu lassen.

Alle seine Behauptungen belegtder Autor anhand zahlreichermedizinischer Untersuchungen,die es zu dem Themenbereichgibt.

Am Ende der Lektüre erscheintseine Zahl von Toten aufgrund zuviel Bildschirmskonsums garnicht mehr so albern, auch wennder Bildschirmkonsum auf die er-wähnten Herztoten, Zuckerkran-ken, Lungenkrebspatienten undSchlaganfallopfer nur indirekt ge-wirkt hat. Rebecca Bellano

Manfred Spitzer: „Vorsicht Bild-schirm – elektronische Medien,Gehirnentwicklung, Gesundheitund Gesellschaft“, dtv, München2006, broschiert, 301 Seiten, 9,50Euro, Best.-Nr. 5947

In demE r z ä h l -band „Esgibt so’neund solcheund Pill-

kaller“ erinnert sich Heinz Ado-mat an seine beschauliche Kind-heit in den 20er Jahren in seinemHeimatdorf, dem ostpreußischenPillkallen.

„Pillkallen war ein kleinesStädtchen in Nordostpreußen, das20 Kilometer von der litauischenLandesgrenze entfernt verträumtin einer von fruchtbaren Äckernumgebenen Landschaft denMittelpunkt des gleichnamigenKreises bildete ... Pillkallen, das inden 20er Jahren zu ,Schloßberg /Ostpreußen‘ umgetauft wurde ...hat den Zweiten Weltkrieg nichtüberstanden. Die kleine Stadt gibtes nicht mehr! Heute heißen dort

einige russische Hütten und Neu-bauten ,Dobrowolsk‘, aber dieserOrt hat mit der alten liebenswertenStadt Pillkallen nichts mehr ge-mein.“

Mit sehr viel Wärme und Humorberichtet Heinz Adomat über seineKinderstreiche und Erlebnisse,und doch kann man zwischen denZeilen herauslesen, wie sehr demAutor seine Heimat und die damitverbundenen Kleinigkeiten fehlenund wie er die ostpreußische Spra-che beziehungsweise die ihr eige-nen Dialekte vermißt.

„Sie kam mit den Trecks und denFlüchtlingskarren / Und brachtedie verlassene Heimat mit: / Ost-preußens schön klingende Lauten-sprache / Tröstete die Heimatlosenbei jedem Schritt. / Doch schonhörte man die warmen Laute / Inneuer Umgebung langsam verrin-nen, / Mit uns Alten, die einst im

Osten bauten, / Wird ihr singenderKlang in Bälde verschwinden.“

Doch will Heinz Adomat mit sei-ner Autobiographie nicht nur andie langsam verschwindende ost-preußische Sprache erinnern, son-dern läßt auch seine Kindheit an-hand lustiger Anekdoten Revuepassieren.

„Ach, da war ich noch im zarte-sten Säuglingsalter, als der Alko-hol in meinem bis dato noch sehrkurzen Erdenleben doch schon ei-ne Rolle spielen sollte – was mirnatürlich meine Eltern erzählten.Bei irgendeiner familiären Ein-heitsfeier, saß ich auf dem Schoßmeiner Mutter und beäugte dievor mir aufgebaute Kaffeetafel mitmeinen wachen Säuglingsaugen.Die ,Alten‘ hatten es sich bequemgemacht und zur Erhöhung der Fi-delitas wurden, was in Ostpreu-ßen üblich war, ein, manchmal

zwei ‚Körnchen’ getrunken ... Beimeinem säuglingshaften Rund-blick sah ich plötzlich vor meinerMutter auf dem Tisch ein Glä-schen stehen ... setzte es an mei-nen trinkfreudigen Mund – unddas ‚Körnchen‘ war in mir ver-schwunden! Entsetzt starrten dieErwachsenen ob ihrer mangeln-den Aufsichtspflicht auf den trink-lustigen ‚Säufling‘.“

Eine sehr fröhliche Autobiogra-phie, in der jedoch auch etwasWehmut mitschwingt, welcheHeinz Adomat auch nicht durchseine mittelprächtigen selbster-dichteten ostpreußischen Bütten-reden am Ende des Buches zuüberdecken gelingt. A. Ney

Heinz Adomat: „Es gibt so’ne undsolche und Pillkaller“, Biografie-werkstatt Otto, Mainz 2006, 102Seiten, 12,00 Euro, Best.-Nr. 5948

Kinderstreiche und HeimatPillkaller erzählt von seiner Jugendzeit in Ostpreußen

RebeccaL u t t e rs ch i l d e r teisige Käl-te, docht r o t z d e mist dem Le-

ser warm ums Herz, sie berichtetvon bitterer Armut und trotzdemspürt man unermeßlichen Reich-tum: „Von hellen und dunklen Ta-gen – Abschied von Pommern“ er-zählt die Geschichte einer Flücht-lingsfamilie in der direkten Nach-kriegszeit. In Mecklenburg habenAnna, ihre vier Geschwister, Mut-ter, Tante und fünf Nichten undNeffen Unterschlupf gefunden,doch als sie die Nachricht erhal-ten, daß der Vater und Onkel nachkurzer Gefangenschaft in Ostfries-land gelandet sind, hält die Familie

nichts mehr, und nach einigemHin und Her geht es mit dem Zugnach Kiel und dank des Durchset-zungsvermögens der Mutter weiternach Ostfriesland. Dort nimmt derVater sein Familie in Empfang, undin einer kleinen Holzkate mit zweiZimmern findet die siebenköpfigeFamilie sogar ein Dach über demKopf. Während der arbeitslose Va-ter, der in Stolp Anwalt war, voneiner besseren Zukunft träumt,kümmern sich die Mutter undKinder um das Nötigste. „Wir hat-ten gleich geahnt, daß Vaters Zu-versicht auf wackligen Füßenstand. Wir wußten ja, wie leicht al-le Pläne durcheinander geworfenwerden und wie man sich alsFlüchtling, als Fremder, auf garnichts verlassen kann. Im Ver-gleich zu uns, fanden wir, hatte un-

ser optimistischer Vater, der gera-de aus einem Kriegsgefangenenla-ger in Dänemark entlassen wordenwar, ein viel ,normaleres‘ Kriegs-ende erlebt. Aber das ließ sichschwer besprechen.“

Trotzdem hält die Familie zu-sammen und selbst den kaltenWinter 1946/47 in der schwer zubeheizenden, mit Eisblumendurchzogenen Holzhütte erlebtdie Familie so als kraftspendend.Auch wenn die Fremde mit ihrensehr eigenwilligen Bewohnern ge-wöhnungsbedürftig ist. „In Caroli-nensiel war das Leben wie schonseit hundert Jahren zuvor weiter-gegangen; auch hier hatten sie denKrieg gespürt, aber es hatte keinenso radikalen Bruch gegeben. Im-mer noch fuhren die Fischer mitder Flut zum Fang aufs Meer und

kehrten zurück, wenn Ebbe ein-setzte. Für uns … gab es keineRückkehr zum vertrauten Lebenmehr. Fort und kein Zurück, dasschmeckte bitter und war wieSterben.“ Doch hier stirbt keiner.Die Großfamilie aus Stolp hat denKrieg überstanden und findet sichauch in ihr neues Leben. NeueSchule, Tanzstunde, kaputte Schu-he, Schweineschlachten, Baum-klau, Tee und Kandiszucker be-stimmen das neue Leben, in dasStück für Stück auch wieder dieFreude einkehrt. Wunderschön le-bensbejahend! R. B.

Rebecca Lutter: „Von hellen unddunklen Tagen – Abschied vonPommern“, Langen Müller, Mün-chen 2006, geb., 258 Seiten, 16,90Euro, Best.-Nr. 5946

Fort und kein ZurückFlüchtlingsfamilie findet in Ostfriesland ein neues Zuhause

NE U E BÜ C H E R12 Nr. 47 – 25. November 2006

A u c hwenn wirkeine Kri-minel lensind, be-g l e i t e nuns Poli-

zeifahrzeuge durch unser Leben.Sie sind ein integraler Bestandteildes öffentlichen Raumes. Unddurch ihr signifikantes Farbdesign,ihre heulenden Sirenen und ihrblinkendes Blaulicht erheischensie unsere Aufmerksamkeit. Da esauch auf dem Gebiete des Automo-bilbaus Fortschritte und auch Mo-den gibt, gibt es Modellwechsel,und da Autos nicht für die Ewig-keit gebaut werden, werden dieseModellwechsel von den Fahrzeug-parks der Polizeien nachvollzogen,so daß jemand, sofern er sich dennetwas für Polizeifahrzeuge interes-siert, einzelnen Phasen der Ge-schichte der BundesrepublikDeutschland oder seiner eigenenBiographie bestimmte Fahrzeugezuordnen kann. Aus allen diesenGründen ist es gut, daß AchimSchmidt und Kai Schwarz sich ineiner leicht verdaulichen, stark be-bilderten und nicht zu teurenMonographie der Geschichte der(bundes)deutschen Polizeifahrzeu-ge angenommen haben.

Nach der Einleitung, in der diebeiden Autoren zur Klärung derBegrifflichkeiten eine Differenzie-rung zwischen den unterschied-lichen Polizeifahrzeugarten vor-nehmen, folgt ein Kapitel über die„Farbgebung der deutschen Poli-zeifahrzeuge seit 1945“. Hier er-fährt der Leser, wie es den Innen-ministern der Bundesländer in den70er Jahren gelungen ist – analog

zu den Uniformen – auch beimFarbdesign der Autos der Landes-polizeien eine fast ausnahmsloseVereinheitlichung über Bundeslän-dergrenzen hinweg zu erreichen,und weshalb diese Einheitlichkeit– anlog zu jener der Uniformen –inzwischen wieder dabei ist verlo-renzugehen.

Interessant ist es auch in einemanderen Abschnitt dieses Kapitelsnachzulesen, wie die Demilitarisie-rung des Bundesgrenzschutzes,seine Entwicklung zur Bundespoli-zei sich – analog zu den Uniformen– auch in einer Angleichung desFarbdesigns der Autos an jene derLandespolizeien widerspiegelt.

Der Schluß des Kapitels istschließlich der Farbgebung derDDR-Volkspolizei gewidmet.

Es folgt der Hauptteil des Bu-ches, der aus rund 700 meist far-bigen, großformatigen Fotos vonbundesdeutschen Polizeiwagen,aber auch -motorrädern besteht,die mit Erläuterungen versehensind. Diese Landfahrzeuge sinderst einmal nach ihren über 40Marken geordnet, deren Ge-schichte zu Beginn kurz vorge-stellt wird. Innerhalb der Markenerfolgt eine Gliederung nach Ty-pen und innerhalb der Typengrößtenteils nach Chronologie.Die besseren Bilderläuterungenerhalten Informationen über dasabgebildete Polizeifahrzeug oderdie Verwendung des Modells beider Polizei. Leider hatten Achim

Schmidt und Kai Schwarz augen-scheinlich nicht zu allen Fotos ge-nügend Informationen dieser Art,so daß sie ab und an darauf aus-weichen, zu beschreiben, was manohnehin sieht, oder allgemeine,nicht polizeispezifische Informa-tionen zu den abgebildeten Mo-dellen zu geben. Letzteres ist zwarnicht unbedingt uninteressant, istin einem Buch über Polizeifahr-zeuge jedoch nur die zweitbesteLösung. Zu einigen Modellen wer-den darüber hinaus Tabellen mitInformationen über die Bauzeit,die Zylinder-, Kubikzentimeter-und PS-Zahl, die Beschleunigungvon 0 auf 100 Stundenkilometer,die Höchstgeschwindigkeit sowieden Kraftstoffverbrauch geboten.

Dem 326 Seiten starken Haupt-teil folgen analog aufbereitete Fotosvon Landfahrzeugen der DDR-Volkspolizei sowie Booten, Schif-fen und Hubschraubern der Lan-despolizeien und der Bundespoli-zei beziehungsweise des Bundes-grenzschutzes.

Wer schon als Kind beim Later-nenumzug am faszinierendstendas zur Sicherung mitfahrendeBegleitfahrzeug der Polizei fand,kann mit diesem Buch ein paarschöne Tage verleben und beimAnblick des einen oder anderenPolizeiwagens selbstvergessen inErinnerungen schwelgen: „Ach ja,an den kannst du dich auch nocherinnern.“ Manuel Ruoff

Achim Schmidt und Kai Schwarz:„Die Fahrzeuge der Polizei“, Edi-tion XXL, Fränkisch-Crumbach2006, geb. 404 Seiten, durchgängigfarbige Abbildungen. 14,95 Euro,Best.-Nr. 5945

Auch ein Stück eigeneGeschichte

Zylinder und FarbenPolizeiautos im Wechsel der Zeiten

„ E i nBuch? Hatder Chefvon Por-sche nichtetwas Bes-seres zu

tun?“ Mit dieser durchaus berech-tigten Frage beginnt das Buch vonWendelin Wiedeking. Was der Le-ser sodann auf 236 Seiten erfährt,könnte man am besten als Erbau-ungs-Lektüre bezeichnen. Hier hatsich einer von altem Schrot undKorn den Frust von der lauterenSeele geschrieben – könnte manmeinen. Einer, der sein Manager-Herz noch an der rechten Stelleträgt. Wiedeking prangert an.Schreibt von „getunten Quartalsbe-richten“, „windschnittigen Mana-gementzöglingen“, „Jüngern desShareholder-Value“ und sogar von„Sozialrambos“!

Wann hat man dagegen letztmalsden Begriff „Vertrauen“ im Zu-sammenhang mit Managern gele-sen? Wann „Verantwortungsbe-wußtsein“? Dazwischen lesen wirvon „Vorbildern“, „Integrität“, „so-zialer Kompetenz“, „Fairneß“,„Fleiß“, „Zielstrebigkeit“, „Gemein-wohl“ schließlich sogar von„Glaubwürdigkeit“. Das Ganze gip-felt in dem alten – natürlich west-fälischen – Motto: „Ehr is Dwanggnog“. Was soviel bedeutet wie:„Ehre ist Zwang genug“. Ein tollerSpruch! Er steht noch heute in gro-ßen Lettern auf goldgelben Grundin Münster – natürlich in Westfa-len. Und zwar an der Wand desKrameramtshauses der traditions-reichen Kaufmannschaft, wie wirim Kapitel „Zocker und Zyniker“erfahren. Das waren noch Zeiten!

Zwischenzeitlich kommt freilichder Eindruck auf, der Autor badegleichsam in einem See von Ehrbe-griffen. Wiedeking genießt jedenWellenschlag. Ganz zwanglos er-fährt man, daß er sogar die Ehrehatte, den „Peter-Stihl-Preis“ ver-liehen zu bekommen. Den erhaltenPersonen, die sich „um die Ent-wicklung der Stadt Stuttgart undihres Umlandes verdient gemachthaben“. Der gute Westfale Wiede-king. Er hat ja sooo recht. Man istversucht, an jeden seiner Sätze ei-nen Haken zu machen. Das ganzeGeschreibsel hat indes einen wei-teren Haken. Ehrendoktor Wiede-king praktiziert exakt das, was erwortreich anprangert.

Die horrenden Gewinne machter nämlich nicht „im Herzen von

Baden-Württemberg, dem Hoch-lohnland im HochlohnlandDeutschland“. Die stammen ausdem Ausland. Mehr als 20000Boxter und Cayman laufen beiValmet in Finnland vom Band. DieFinnen arbeiten – Porsche kas-siert. Noch mehr Profit macht Por-sche durch Billig-Arbeiter imOsten. Wiedeking verbreitet dieMär, der Cayenne entstehe inLeipzig. Der Wagen läuft indes imOsten vom Band. In der VW-Fa-brik in Preßburg. Dort erhalten dieArbeiter 1/6 der deutschen Löh-ne. Dafür arbeiten sie 42 Stundenpro Woche – mit vier Schichtbe-satzungen. Um den Grad der Fer-tigstellung zu vertuschen, läßt

man Räder und Motor weg. AufPaletten gelangt der Porsche nachLeipzig. So entsteht der Eindruck,der Cayenne werde erst dort zum„Porsche“. Bei VW macht daherder kecke Spruch die Runde: „VierSchrauben und der Porsche ist fer-tig.“ Made in Germany – á la Wie-deking! So viel zum Thema„Glaubwürdigkeit“ des ehrbarenWestfalen. Ob das nun „Basar-Ökonomie“ ist, im Sinne Sinns,oder doch eher „Parasit-Ökono-mie“, muß sicher noch präzise ge-prüft werden. Möglich wurde dasinnovative Porsche-Profit-Modellnämlich erst durch die Hilfe vonPorsche-Eigner und VW-Auf-sichtsratchef Ferdinand Piech.

Nun wird auch dem Dümmstenklar, was der Westfale mit seinemEinstieg bei VW bezweckte. „Wirwollten einfach nur unser in denvergangenen Jahren so erfolgrei-ches Geschäftsmodell absichern“,erfahren wir dazu in seinem Buch.Das ist ehrlich! Welcher Parasitläßt sich schon gerne das Wirtstiernehmen? Ob das allerdings „dieOrientierung ist, die die Eliten inWirtschaft und Politik in diesenUmbruchzeiten vermitteln sollten“,ist mehr als fraglich. VW-Aufsichts-rat Wiedeking sollte seinem Kolle-gen Wulff lieber beim „Ausmisten“von VW helfen. Statt dessen sollenBordell-Besuche vormaliger VW-Kollegen von der Versicherung be-zahlt werden. Untreue finanziell„legalisiert“! H.-J. Selenz

Wendelin Wiedeking: „Anders istbesser – Ein Versuch über neueWege in Wirtschaft und Politik“,Piper, München 2006, 240 Seiten,geb., 19,90 Euro, Best.-Nr. 5930

See von EhrbegriffenPorsche-Chef geißelt gewinnmaximierende Manager

… und läßt selbst imAusland produzieren

Wir sind alles LateinerWarum die deutsche Sprache gar nicht so deutsch ist

Ungeliebtund zäh

Analyse der Uno

„Habendie Ver-

einten Nationen eine Zukunft – Ei-ne Vision in Gefahr?“, so der viel-versprechende Titel des Buchesder Australierin Alison Bronowskiund des US-Amerikaners JamesWilkinson, der leider mehr Span-nung verspricht, als die beiden Au-toren einlösen können. Ein Grunddafür, daß das Buch zu wissen-schaftlich, behördlich anmutetdürfte die Tatsache sein, daß sie zusehr im Thema drin sind. Als Di-plomaten, Wilkinson arbeitete so-gar im UN-Sicherheitsrat, fehlt ih-nen die nötige Distanz, Problemedirekt auf den Punkt zu bringen,und so schildern sie manche De-tails weitschweifig, wo markigeWorte mehr gebracht hätten. Trotz-dem ist ihre Analyse der VereintenNation durchaus interessant, da sieauch auf die Verhältnisse der Mit-glieder untereinander und das Ur-teil ihrer jeweiligen Bevölkerungüber die UN eingehen. So hättenzahlreiche US-Regierungen des öf-teren die Uno zum Teufel ge-wünscht und auf die mahnendenWorte der jeweiligen Generalsekre-täre gern verzichtet, doch einGroßteil der US-Bevölkerungschätzte das internationale Gewis-sen, daß leider häufig genug ver-sagt habe.

UN-Charta, die Erklärung derMenschenrechte, die Konventionüber den Völkermord, Verträgezum Verbot rassischer Diskriminie-rung, von Apartheid und Folter,Verträge zum Schutz der Rechtevon Frauen, Kindern und Minder-heiten – die Vereinten Nationenhaben Maßstäbe gesetzt. Auchwenn sich nicht alle Staaten daranhalten, so hat man doch eine Di-

skussionsgrundlage. „Aber die UN-Debatten sind dornenreiche Veran-staltungen. Die größeren Zu-sammenkünfte, vor allem die all-jährlich im September in New Yorkstattfindende Generalversamm-lung, leben eher von politischer Po-lemik als von substanziellen Aus-einandersetzungen. Viele Regie-rungschefs nutzen das Forum, umihrer einheimischen WählerschaftBotschaften zukommen zu lassen.“

Das Autorenduo schildert an-hand zahlreicher Beispiele das Kri-senmanagement der Uno. Von Debatten, über Sanktionen zu Frie-denseinsätzen der Blauhelmtrup-pen reicht die Palette. Hierbei ver-weisen Bronowski und Willkinsonauf das größte Problem der UN:Überschneidungen von Interessenwichtiger Mitgliedsstaaten. Diesführe dazu, daß viele Krisen er-kannt würden, aber aufgrund be-sagter Interessenüberschneidun-gen nichts geschehe.

Auch den Erfolg der Entwick-lungshilfe bilanzieren die Austra-lierin und der US-Amerikaner, wo-bei sie hier aus nachvollziehbarenGründen zu keinem eindeutigenErgebnis kommen.

Letztendlich ist „Haben die Ver-einten Nationen eine Zukunft –Eine Vision in Gefahr?“ nur Le-sern zu empfehlen, die sich inten-siv mit dem Thema beschäftigenmöchten. Schnelle und griffige Informationen sind hier nicht zuerhalten. Rebecca Bellano

Alison Bronowski, James Wilkin-son: „Haben die Vereinten Natio-nen eine Zukunft – Eine Vision inGefahr?“, Parthas, Berlin 2006,geb., 301 Seiten, 34 Euro, Best.-Nr.5944

„Der För-ster ist er-picht dar-auf, sichzur Feier

des Tages ein Dutzend feiner Pfif-ferlinge auf dem Markt zu kaufen.“Wer glaubt, es handle sich hier umeinen Satz in urdeutscher Sprache,der irrt. In „Romdeutsch – Warumwir alle lateinisch reden, ohne eszu wissen“, erklärt Karl-WilhelmWeeber, daß fast alle Wörter in die-sem Satz Lehnwörter aus dem La-teinischen sind.

Anhand zahlreicher Beispieleaus allen Lebensbereichen führtder Leiter des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums in Wuppertal, Profes-sor für Alte Geschichte und Lehr-beauftragte für Didaktik der AltenSprachen, an, wie sehr unseredeutsche Sprache auf dem Lateini-schen basiert. So erfahren wir, daßBegriffe wie „Winzer“, „Becher“,„Kelch“ und „Trichter“ römischeWurzeln haben, Worte wie „Mau-er“, „Kamin“ und „Mörtel“ auf deneinstigen wirtschaftlichen Einflußder Römer zurückzuführen sind.

Selbst manche der Ausdrücke, diewir als Anglizismen verdammen,sind in Wahrheit lateinischen Ur-sprungs.

Munter erzählt der Autor Bege-benheiten, bei denen nur die regel-mäßig hinter einzelnen Worten ste-hende Klammer mit einem in roterFarbe geschriebenen lateinischenWort die Herkunft des vermeint-lich deutschen Wortes aufzeigt.

Am Ende seiner interessanten,aber anstrengenden Ausführun-gen greift der Autor in dieSprachwelt der jugendlichen La-

teinmuffel ein: „Wen ich so im Le-xikon rumcruise (englisch to crui-se von lateinisch crux, also kreu-zen), stoße ich auf eine Menge Ju-gendsprachen-Latein. Das solltensich auch die klarmachen, die beiLateinarbeiten voll abzukackendrohen (caccare braucht keineÜbersetzung).“ Bel

Karl-Wilhelm Weeber: „Rom-deutsch – Warum wir alle latei-nisch reden, ohne es zu wissen“,Eichborn, Frankfurt M. 2006, 344Euro, 26 Euro, Best.-Nr. 5943

An Grass abarbeitenAutobiographie des Literaturnobelpreisträgers bietet wenig Spektakuläres

Der Mannneigt zumExhibit io-n i s m u s ,stellt sich

frivol zur Schau, nicht im tatsäch-lichen Sinne, sondern literarisch,dies aber so, daß im Kopf ein Bildentsteht, welches Ekel hervorruft.Die Wollust ist bei ihm zwar nurein Randthema, denn es geht ihmmeistens um einen politisch mora-lischen Anspruch, aber immerhin.

Richtig, es geht um den Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass. Inseinem jüngsten Buch „Beim Häu-ten der Zwiebel“ hat er seinenKriegsdienst bei der Waffen-SS, Di-vision Frundsberg, bekannt – Auf-ruhr allerorten. Grass provoziertund vermarktet sich selbst. Das hater schon bei der Mutter gelernt, fürderen Kolonialwaren-Geschäft er

die Außenstände mal mit guten,mal mit drohenden Worten ein-trieb und dabei selbst gut verdien-te. Seine Mutter überließ ihm ei-nen beträchtlichen Prozentsatz deseingetriebenen Geldes. Aneckenund Verkaufen, das kann Grass bisheute.

Über das Buch ist wenig ge-schrieben worden, der Wider-spruch zwischen real-verlaufenerVergangenheit einerseits und mo-ralischem Anspruch andererseitshatte alles andere überlagert. Wid-men wir uns dem Buch. Kindheitund Jugend des Danzigers sind al-lemal interessant. Grass erinnertsich und das Erlebte entlockt erseinem Gedächtnis Zug um Zug,oder besser: Schale um Schale ei-ner Zwiebel. Dies ist nicht immerglaubwürdig, zumal Günter Grasssich ohne Zweifel seiner ehemali-

gen Zugehörigkeit zur Waffen-SSimmer bewußt war, er also die Öf-fentlichkeit, die er als Moralapostelvon hoch oben überwachte, belo-gen hatte. Der Dienst in der Waf-fen-SS ist Grass nicht vorzuwerfen,wohl aber das Verschweigen beizeitgleichem öffentlichen Predigengegen frühere Kameraden.

Günter Grass ist der lebendeWiderspruch. Er geißelt zum Bei-spiel den kritischen Umgang mitalten SED-Kadern in der Nach-Wendezeit. „So erging es vielen,denen man eine falsche Biographienachsagte; die mit der richtigenwußten schon immer, was falsch zusein hatte.“ Dabei meint er ernst-haft nicht sich selbst. Grass be-schreibt sich, als normalen Danzi-ger Jungen, der Helden mag, Strei-che spielt, ein unterdurchschnitt-licher Schüler ist und in der HJ

mitmarschiert. Er distanziert sichaber von seiner Kindheit, indem erimmer wieder von sich in dritterPerson spricht, sonst aber als Ich-Erzähler im Vordergrund verweilt.

Grass ist vielseitig. Seine beruf-lichen, künstlerischen und literari-schen Ausflüge, die er bis in die60er Jahre hinein beschreibt, unddas Gesamtbild seiner Jugendjahreoffenbaren einen Günter Grass,dem man alles zutraut: vom Nobel-preis bis zur Leiche im Keller.

Das Buch dürfte nicht nur alte„Frundsberger“ interessieren. Wersich an Grass abarbeiten möchte,und da gibt es viel zu tun, der mußihn lesen. B. Knapstein

Günter Grass: „Beim Häuten derZwiebel“, Steidl Verlag, Göttingen2006, geb., 480 Seiten, 24 Euro,Best.-Nr. 5682

Alle Bücher sind über den PMD, Parkallee 84/86, 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 41 40 08 27, zu beziehen.

PREUSSISCHER MEDIENDIENST Nr. 47 – 25. November 2006 13

PR E U S S E N14 Nr. 47 – 25. November 2006

Der Krieg ist der Vater allerDinge“, lautet eine WeisheitHeraklits. Es gibt allerdings

Ausnahmen. So zeichnen sich eini-ge große Feldherren der Kriegsge-schichte dadurch aus, daß sie Erfin-dungen der Friedenszeit für friedli-che, zivile Zwecke im Kriege militä-risch genutzt haben. Einer der be-kanntesten von ihnen ist der preu-ßische Generalstabschef HelmuthGraf von Moltke. Ohne die Nut-zung des Telegraphen für die Be-fehlsübermittlung und der Eisen-bahn für den Truppentransporthätte er seine Strategie des verein-ten Schlagens bei getrenntem Mar-schieren kaum zu solcher Blütetreiben können wie in den Eini-gungskriegen.

In der heimatlichen Etappe wares etwas anderes, aber nahe derFront und im Feindesland wollteman sich beim Truppentransportnicht auf zivile Bahnbediensteteverlassen. So wurde eine Eisen-bahntruppe aufgebaut. Ihre Aufga-be lag – um es mit den Worten ei-ner Denkschrift aus dem Jahre1866 zu sagen – „a) in der Wieder-herstellung zerstörter Eisenbahn-strecken resp. Neuanlage kurzerVerbindungsstrecken, auch Umge-hung eingeschlossener Festungen,b) in Inbetriebsetzung dieser Strek-ken derart, daß sie den Linienkom-missionen zur Benutzung für Mili-tärtransporte übergeben werdenkönnten“. Nach den im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 ge-machten guten Erfahrungen mitden maßgeblich aus eingezogenenEisenbahnern bestehenden Feld-

Eisenbahn-Abteilungen befahl derpreußische König „die Formierungeines Eisenbahn-Bataillons aus ge-eigneten Mannschaften des aktivenDienststandes der Infanterie undder Pioniere unter entsprechenderVerwendung des in den Feld-Eisen-bahn-Abteilungen vorhandenenPersonals und Materials“. Statio-niert wurde dieses nun auch inFriedenszeiten stehende Bataillonin Berlin-Schöneberg.

Um ihre Aufgabe im Kriege,sprich den Bau und die Inbetrieb-nahme von Eisenbahnstrecken, zuüben, sollte die Truppe eine Bahn-linie bauen und befahren, die „Kö-nigliche Militär-Eisenbahn“(K.M.E.). Die Wahl fiel auf eineStreckenführung,für die eine so-wohl militärischeals auch zivileNachfrage be-stand. Die Streckebegann beimQuartier der Mili-täreisenbahner in Schöneberg undführte dann über Marienfelde,Mahlow, Rangsdorf, Zossen, Mel-lensee-Saalow, Rehagen / Klaus-dorf und Sperenberg zum Schieß-platz Kummersdorf, wo der ersteBauabschnitt endete. Der zweiteführte dann weiter über Schöne-feld, Jänickendorf, Kolzenburg,Werder / Kloster Zinna zum Trup-penübungsplatz Jüterbog. DieseStreckenführung erschien insofernsinnvoll, als hier einerseits Solda-ten zwischen ihrem Quartier inBerlin und ihrem Übungsplatz vorden Toren der Stadt transportiertund andererseits die Produkte derGipsfabriken und Ziegeleien imRaum Sperenberg und Klausdorf in

die prosperierende und wachsendeHauptstadt gebracht werden konn-ten. Um eine zusätzliche Einnah-mequelle zu gewinnen, stand dieNutzung der Bahn nämlich auchZivilisten offen.

1874 wurde in Schöneberg mitdem Bau begonnen. Aus Gründender Kostenersparnis verliefen dieGleise bis zum rund 30 Kilometerentfernten Zossen auf einem ge-meinsamen Planum mit der Berlin-Dresdener Eisenbahn. Dort bogdann die Militärbahn RichtungSüdosten ab. 1875 wurde die insge-samt 45,6 Kilometer lange Teil-strecke Schöneberg–Kummersdorferöffnet. 1894 wurden die Arbeitenam 24,9 Kilometer langen zweiten

Bauabschnitt zwi-schen Kummers-dorf und Jüterbogbegonnen, aufdem 1897 der Be-trieb aufgenom-men wurde.

Zu den Aufga-ben der Eisenbahntruppe gehörtebis zu einem gewissen Grade auchdie Erprobung. Dieses schloß Ver-suche mit strombetriebenen Schie-nenfahrzeugen ein, welche die Mi-litäreisenbahn über den Kreis derMilitärs bekannt machten. Die Testserfolgten in Zusammenarbeit mit„Siemens & Halske“ sowie der „All-gemeinen Elektricitäts-Gesell-schaft“ (AEG), die je einen Schnell-triebwagen zur Verfügung stellten.Darüber hinaus sorgte AEG für dieEnergie, indem es die Einspeisungdreiphasigen Wechselstroms von10000 Volt bei 45 bis 50 Periodenpro Sekunde von ihrem Elektrizi-tätswerk in Oberschöneweidedurchführte, während „Siemens“

für die dreipolige Fahrleitung aufder 23 Kilometer langen Teststrek-ke zwischen Marienfelde und Zos-sen verantwortlich zeichnete. DieEisenbahntruppe trug zum Gelin-gen der Versuche dadurch bei, daßder Oberbau auf der Versuchs-strecke derart optimiert wurde, daßdie sogenannte „Gummibahn“ alseine der weltweit bestgepflegten ih-rer Zeit galt. Derart gut vorbereitet,wurden Großversuche mit denSchnellbahnwagen durchgeführt,die am 28. Oktober 1903 mit demErreichen einer Rekordgeschwin-digkeit von 210,3 Stundenkilome-tern ihren Höhepunkt fanden.

Der Erste Weltkrieg brachte dasEnde der Militäreisenbahn in Ra-ten. Ab 1915 hatte das Militär nichtmehr genügend Kapazitäten zumBetrieb der Eisenbahn und die zivi-le Eisenbahndirektion Halle über-nahm diese Aufgabe. Das VersaillerDiktat verlangte von den Deut-schen den Verzicht auf Eisenbahn-truppen einschließlich Ausbil-dungseinrichtungen. Die zivile Ei-senbahndirektion Berlin übernahmdeshalb die Bahn. Dadurch verlie-fen zwischen Berlin und Zossennun zwei zivile Eisenbahnliniennebeneinander. Dieser Streckenab-schnitt der ehemaligen Militärei-senbahn wurde demontiert. 1996wurde die Strecke Sperenberg–Jü-terbog stillgelegt und 1998 schließ-lich auch noch das verbliebeneStück zwischen Sperenberg undZossen. Seit 2000 stehen die Bahn-anlagen unter Denkmalschutz, seit2003 bietet ein Privatunternehmenauf dem verbliebenen StreckenrestFahrten mit der Draisine an. Das istalles, was von der „Königlichen Mi-litär-Eisenbahn“ geblieben ist.

Brandenburg-Preußen MuseumWustrauEichenallee 7A, 16818 WustrauTelefon (03 39 25) 7 07 98, Telefax (03 39 25) 7 07 99www.brandenburg-preussen-museum.deÖffnungszeiten:April bis Oktober, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr,November bis März, Dienstag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr

Sparen fing in Preußen bei denstaatlichen Ausgaben an. Nichtbeim Mittelstand und nicht beiden „kleinen“ Leuten.

Alle preußischen Könige habenihre Untertanen nur mitgeringen Steuern belastet.Preußen hatte von 1871–1914unter den europäischen Groß-mächten den geringstenSteuersatz und die geringsteArbeitslosigkeit. Sie betrug imKaiserreich über 43 Jahre langdurchschnittlich nur 2%.

Preußen-Deutschland war dasführende Land in Wissenschaftund Bildung und stand an der

„Macht keine Schulden undgebt nicht mehr aus als ihr einnehmt“

(König Friedrich Wilhelm I. in Preußen, 1713–1740)

Spitze unter allen Industrie-staaten.

Das Brandenburg-PreußenMuseum in Wustrau (Branden-burg) informiert über 500 JahreGeschichte dieses erstaun-lichen Staates. Viele Schau-tafeln mit verständlichen undgut lesbaren Texten führen dieBesucher durch die deutscheGeschichte. InteressanteExponate ergänzen die Texte.

Der Inhaber des Museums,Ehrhardt Bödecker, führtsonntags um 11 Uhr und aufAnfrage Besuchergruppenpersönlich.

Friedrich WilhelmDer Große Kurfürst (1640 –1688)

Friedrich Wilhelm I.Der Soldatenkönig (1713–1740)

Friedrich der Große(1740–1786)

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Mit Strom 210,3 Stundenkilometer schnellDie Königliche Militär-Eisenbahn (K.M.E.) zwischen Berlin-Schöneberg und Jüterbog schrieb Technikgeschichte

Auf dem K.M.E.-Bahnhof Marienfelde: Schnelltriebwagen derFirma „Siemens“ Foto: Archiv

Der verbliebeneRest steht heute unter

Denkmalschutz

Von MANUEL RUOFF

In Danzig wurde im Gebäudedes früheren Stockturms amKohlmarkt ein Bernsteinmu-

seum Danzig feierlich eröffnet. Das erste Bernsteinmuseum –

das westpreußische Provinzmu-seum – entstand in Danzig vor300 Jahren. Es befand sich imGrünen Tor und verfügte nach je-ner in Königsberg über die zweit-größte Bernsteinsammlung derWelt. Die Sammlung dieses Mu-seums ging im Krieg verloren, ei-nige wenige Stücke, die diese Zeitüberdauerten, kann man heute im„Muzeum Ziemi“ (Museum derBodenschätze) in Warschau be-sichtigen.

Seit Anfang der 90er Jahre be-mühen sich die Danziger Juwelie-re um ein neues Bernsteinmu-seum. In der Stadt gibt es 3000Werkstätten und Bernsteingale-rien, in denen einige tausendMenschen arbeiten. Die bern-steinverarbeitende Industrieblickt hier auf eine lange Traditionzurück. Es gibt wohl keinen ande-ren Ort auf der Welt, an dem einso reichhaltiges Wissen über dieVerarbeitung dieses Naturpro-dukts besteht.

Der ehemalige Folterturm wur-de als Sitz für das Museum ausge-wählt, da er als gut geschütztesBauwerk einen idealen großen Sa-fe abgibt. Dieses Jahr begannendie Umbauarbeiten am Gebäude.Um es für die neue Funktion um-zustrukturieren, waren kompli-zierte technische Probleme zu lö-sen. So mußten beispielsweise dieVentilation, die Brandschutzein-richtungen sowie die Sanitär- undSicherheitsanlagen nach den Vor-gaben des Denkmalschutzes er-stellt werden.

Die Ausstellung besteht aus dreiTeilen. Die Besichtigung beginntim zweiten Stock, wo in multime-dialer Form ein Bernsteinwald,

wie er möglicherweise vor 40Millionen Jahren ausgesehen hat,präsentiert wird. Dort kann manauch Inklusen besichtigen, dasheißt in Bernstein eingeschlosse-ne Pflanzen oder Tiere, bewun-dern.

Eine Etage höher wird der Besu-cher mit der Geschichte des Bern-steins im Gebrauch des Menschenvertraut gemacht. Dieser reichtüber die Magie und andere Glau-bensrituale bis hin zur Heilkunst.In diesem Bereich findet manzahlreiche Leihgaben andererMuseen. Hier ist auch ein bedeu-tender Teil der durch die StadtDanzig käuflich erworbenenSammlung des Münchner Bern-steinantiquars Georg Laue ausge-stellt.

Darüber ist eine Sammlung vonDanziger Bernsteinkunst zu be-wundern, unter anderem das so-genannte „Ewige Kabinett“, da-tiert „Danzig 28 Julius AD 1724“,das von dem berühmten Danzi-ger Bernsteinkünstler Johann Ge-org Zarenbach stammt. In dervierten Etage ist die Sammlungvon Dorota und Lucjan Myrta ausZoppot untergebracht. Es handeltsich hierbei um eine der weltweitgrößten Sammlungen von Bern-steinkunst, darunter eine 500 Ki-logramm schwere, aus Bernsteinangefertigte Schatzkiste. In derobersten Etage des Turmsschließlich sind zeitgenössischeBernsteinarbeiten ausgestellt,darunter auch Gebrauchsgegen-stände.

Während der Vernissage warenausgesprochen wertvolle Leihga-ben anderer Museen zu sehen, diespeziell zu diesem Anlaß vom Va-tikanmuseum, der Eremitage, derBernsteinkammer in Carski Siolund dem Bernsteinmuseum in Kö-nigsberg zur Verfügung gestelltworden waren. Das Vatikanmu-seum zeigte Schätze aus den Zei-ten der Etrusker und des Römi-schen Reiches.

Im Danziger EinkaufszentrumManhattan in Langfuhr nimmt dasBernsteinzentrum eine ganze Eta-ge ein. Dort hält die HöhereBernsteinschule seit Oktober Kur-se zur Bernsteingewinnung sowiezum Entwurf und der Herstellungvon Schmuck und Gebrauchs-gegenständen ab. (KK)

Nr. 47 – 25. November 2006

Der redliche Ostpreuße 2007Die Fortsetzung desillustrierten Fami-lienkalenders “Derredliche Preuße undDeutsche”, nun “Derredliche Ostpreuße”genannt, begleitetauch im 171. Jahrgangnoch zuverlässigdurch das Jahr. CarlLudwig Rautenberggab 1830 das ersteKalender-Jahrbuchheraus, das – nurdurch die Jahre desKrieges unterbro-chen – bis heute er-scheint. Mit ausführ-lichem Kalendarium,zahlreichen Abbil-dungen, Geschichten,Anekdoten und Ge-dichten auf über 120Seiten erinnert er an die Heimat.

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Überquert man bei Reisen inAfrika, Amerika oder Asien

den Äquator, so wird man zu-mindest an gängigen Routen we-nigstens durch ein Schild daraufaufmerksam gemacht. Ebensomarkiert wurde an manchen Or-ten der Verlauf des Wendekreisesdes Krebses (auf der nördlichenHalbkugel) beziehungsweise desWendekreises des Steinbocks (inder südlichen Hemisphäre).Auch der 0. Meridian im Londo-ner Stadtteil Greenwich ist inauffälliger Weise gekennzeichnet.

Ostpreußen liegt zwar weit ab-seits von den erwähnten Koordi-naten, aber trotzdem kann manauch dort etwas ähnliches fin-den: Ortelsburg wird nämlich

vom 21. Grad östlicher Längedurchschnitten, worauf in derStadt an der entsprechendenStelle durch eine in den Bodeneingelassene Metalleiste hinge-wiesen wird. An deren einemEnde steht ein Stein, der dieRichtung nach Süden (Poludnik)zeigt und in den überdies einestilisierte Erdkugel mit dem Git-ternetz von Längen- und Breiten-graden sowie die Bezeichnung21° E (East) eingraviert ist. KeinTouristenführer weist auf dieseBesonderheit hin, und selbst vie-len alten Ortelsburgern ist derStandort unbekannt, der bei Ost-preußen-Reisen durchaus einenFoto-Abstecher wert wäre.

Wolfgang Reith

Hinweis auf 21. Längengrad Neues BernsteinmuseumDanzig hat mit der Präsentation des »Goldes der Ostsee« eine neue Attraktion

Bernstein: Dem „Gold der Ostsee“ ist in Danzig ein neues Museum gewidmet. Foto: privat

Um Elbing einen ungehinder-ten Zugang zur Ostsee zu er-

möglichen, hat Polens Minister-präsident Jaroslaw Kaczynski inder Hafenstadt den Bau einesSchiffahrtskanals durch die Fri-sche Nehrung versprochen. DieFinanzierung ist bereits geklärt.So hat Kaczynskis Minister fürMeereswirtschaft, Rafal Wiech-ecki, wissen lassen, daß die Regie-rung hierfür umgerechnet 80Millionen Euro bewilligen werde.Dem Projekt werde im Programm„Infrastruktur und Umwelt“ Prio-rität eingeräumt. Offen scheintjetzt nur noch der Baubeginn.

Das Frische Haff ist mit der Ost-see nur durch das Pillauer Tiefverbunden. Diese Verbindungliegt im russisch verwalteten Teildes Haffes und ist für den polni-schen Schiffsverkehr praktisch ge-schlossen.

Im Jahre 1945 wurde zwar einpolnisch-sowjetischer Vertragunterzeichnet, der Schiffen unterpolnischer Flagge nach vorherge-

hender Genehmigung im Einzel-falle die Fahrt durch das PillauerTief grundsätzlich erlaubt. Dierussische Seite hat jedoch dasRecht, Durchfahrten zu verwei-gern und die Prozedur zur Erlan-gung einer Durchfahrtsgenehmi-gung ist sehr lang. Außerdem ver-langen die Russen eine hohe Ge-bühr für das Führen des Schiffesdurch einen Lotsen. Die Notwen-digkeit eines Lotsen wird mit tech-nischen Schwierigkeiten begrün-det. Die Russen argumentieren,daß im Schiffahrtsweg auf der un-ter russischer Souveränität ste-henden Seite des Haffes viele ge-fährliche Wracks lägen und dieFührung durch einen Lotsen des-halb aus Sicherheitsgründen nötigsei. In der Praxis führt der Lotsen-zwang dazu, daß eine Fahrt durchdas Pillauer Tief für polnischeSchiffe praktisch unmöglich ist.Andere als polnische und russi-sche haben sowieso keine Chance.Das Ergebnis ist, daß Elbing alsMeereshafen praktisch aufgehört

hat zu existieren. Daß hiervonauch polnische Segelschiffe be-troffen sind, trifft zusätzlich denpolnischen Tourismus auf demund um das Haff.

Polnische Bemühungen, dasProblem zu lösen und das PillauerTief für die internationale Schiff-fahrt zu öffnen, scheiterten bisheran der russischen Seite. Zusätzlicherschwert werden Lösungsversu-che dadurch, daß in Pillau Ruß-lands Baltische Flotte liegt unddeshalb die Russen an möglichstwenig internationalem Schiffsver-kehr in diesem Raum interessiertsind.

Ökologisch ist der Stichkanal impolnisch verwalteten Süden derNehrung nicht unproblematisch,da die Ostsee Salzwasser und dersüdliche Teil des Frischen Haffesreines Süßwasser mit entspre-chend vielen Süßwasserfischenhat. Gespräche mit den Gegnerndes Kanalbaus stellte Meereswirt-schaftsminister Wiechecki bereitsin Aussicht. E. B.

Stichkanal durch NehrungKaczynski verspricht in Elbing eigenen Zugang zur Ostsee

MELDUNGEN

PO gewann diemeisten Sitze

Allenstein – Bei den Wahlenzum Parlament der Ermländisch-Masurischen Woiwodschaft hatdie „Bürger-Plattform“ (PO) mitzehn die meisten Sitze. SiebenMandate fielen an die „PolnischeVolkspartei“ (PSL), sechs an diePartei „Recht und Gerechtigkeit“(PiS), vier an „Samoobrona“ unddrei an die Linken. Um die 30 Par-lamentssitze hatten sich 421 Kan-didaten beworben.

Mord in Mafiamanier

Königsberg – Oleg Pogrebnjak,ein vorbestrafter Schwerkriminel-ler, ist mit seinem Leibwächter ei-nem Mordanschlag zum Opfer ge-fallen. Der Täter erschoß die bei-den von einem Motorrad aus.

Von GERHARD OLTER

OST P R E U S S E N H E U T E16 Nr. 47 – 25. November 2006 Das Ostpreußenblatt

Besucher des nördlichenOstpreußens werden sichmit Freude und Dankbar-

keit an das gastfreie Haus vonHeinz Wolf inGroßromin tenerinnern. HeinzWolf war ein Pio-nier und zugleichein Mann derKonsequenz. Er zählte zu denganz wenigen, die es wagten, indie Heimat zurückzukehren, undzwar nicht als Tourist, sondernals „Einheimischer“, der sich wie-der im Ort seiner Herkunftniederläßt. Nach seiner Pensio-nierung als Verlagsbuchhändlerin Köln zog der 1931 in Groß-rominten Geborene mit Sackund Pack in seinen Geburtsortzurück. Das war natürlich erstnach Überwindung der größtenSchwierigkeiten sowohl persön-licher als auch politischer Naturmöglich. Aber mit seiner Ent-schlußkraft setzte er sich überalle Hindernisse hinweg. InGroßrominten wählte er das ab-seits des Dorfes am Waldrandgelegene Haus des ehemaligenBahnhofvorstehers als Wohnsitzund ließ es grundlegend reno-vieren. Es wurde ihm zu einembehaglichen Heim und zahlrei-chen Besuchern, darunter auchwiederholt Jugendgruppen, zueinem gastfreundlichen Haus.

Dem Buch bereits beruflichverbunden, legte er großen Wertdarauf, seine umfangreiche undeindrucksvolle Bibliothek, die erbis zuletzt erweiterte, mit nachGroßrominten zu nehmen. Hinzukamen die Abonnements mehrerZeitschriften sowie des Ostpreu-ßenblattes beziehungsweise derPAZ. So wurde sein Wohnzimmerzu einem geisti-gen Forum, indem man, ver-mittelt durch dieImpulse der um-gebenden Bü-cher, Gedanken austauschenkonnte. Mit seinem wachen Geistverfolgte Heinz Wolf die Ge-schehnisse in der Bundesrepu-blik Deutschland. Er zeichnetesich gleichzeitig durch seine vor-züglichen Einblicke in die Ten-

denzen der russischen Politikaus. Auf ausgedehnten Waldspa-ziergängen konnte man dann, be-gleitet von drei geliebten Hun-den, die in der Bibliothek erörter-ten Gedanken fortsetzen, nichtohne daß Heinz Wolf bestimmte

Tendenzen in der Bundesrepu-blik kritisch und ironisch kom-mentierte. Überhaupt fand er eszunehmend schwieriger, sich mitder Bundesrepublik zu identifi-zieren.

Das Verhältnis zu den russi-schen Behörden war einvernehm-lich, und die Dorfbewohner re-spektierten ihn als aufrechtenund standhaften Deutschen. Starkgelitten hat er unter zwei brutalenÜberfällen, durch die er auch er-

heblich verletzt wurde. Die Täterhatten sich ausgerechnet, daß seineinsam gelegenes Haus besondersleicht zu überfallen und bei ihmbesonders viel zu holen sei.Glücklicherweise wurden die Ver-brechen von den russischen Be-

hörden schnell aufgeklärt. Es nag-te besonders am Herzen vonHeinz Wolf, daß die Täter ausge-rechnet Rußlanddeutsche waren,die er vorher unterstützt hatte.Bei einem Überfall wurden ihmsämtliche Papiere entwendet.

Nicht ohne Bit-terkeit erzählteHeinz Wolf indiesem Zu-s a m m e n h a n g ,daß ihm die rus-

sischen Behörden weitaus bessergeholfen hätten als das deutscheKonsulat in Danzig.

Ein verhängnisvoller Schick-salsschlag war für ihn der schwe-re Verkehrsunfall, den ein polni-

sches Auto in der Nähe vonPrenzlau verursachte. Die Kunstder Charité vermochte zwar, ihntrotz des Schädelbruchs und deszweimal gebrochenen Beineswiederherzustellen, aber infolgeder hochgradigen Zuckerkrank-heit vollzog sich die Heilung nursehr zögerlich. Zweifellos hatder anhaltende Krankheitszu-stand in Zusammenhang mit sei-ner Enttäuschung über den Wegder Bundesrepublik seine men-tale Verfassung äußert negativbeeinflußt. Seit dem 6. Novem-ber 2006 ist Heinz Wolf endgül-tig heimgekehrt. Am 11. Novem-ber wurde er in Anwesenheitvon 50 Trauergästen, darunterleider keiner aus der Bundesre-publik Deutschland, zu Grabegetragen.

Besucher in jüngster Zeit be-richteten von zunehmender Ein-samkeit und schwermütigen Ge-

danken. Heinz Wolf erwähnte so-gar, daß er sich bereits einen Platzauf dem alten Dorffriedhof vonGroßrominten ausgesucht habe.Nun hat ihn die ostpreußische Er-de für immer wieder. Auch das istals ein Vermächtnis von Heinz

Wolf zu verste-hen. Aber diesesVermächtnis er-füllt uns jetzt mitTrauer undSchmerz. Die

große Bibliothek, in der sich soviele Gedanken entwickelt haben,ist jetzt verwaist. In den vielenBesuchern hingegen leben dieGedanken weiter und verbindensich mit dem Bild der Persönlich-keit von Heinz Wolf.

Endgültig heimgekehrtHeinz Wolfs Lebenskreis hat sich in Ostpreußen geschlossen Liebe ostpreußische Landsleute, verehrte Leser

der Preußischen Allgemeinen Zeitung und des Ostpreußenblattes,

was wir für unsere dreigeteilte Heimat Ostpreußen tunkönnen, verwirklichen wir mit Hilfe Ihrer hochherzigenSpenden und aus eigenen Mitteln. Auch im vergange-nen Jahr folgten Sie zahlreich dem Spendenaufruf undermöglichten uns damit die Fortsetzung unserer segens-reichen Arbeit zum Besten Ostpreußens und seinerMenschen. Es sind die vielen kleinen Zuwendungen, dieentscheidend zum Gesamtaufkommen beitragen, einigeunserer Weggefährten konnten sogar namhafte Beträgeerübrigen oder haben uns im Rahmen von Vermächtnis-sen bedacht. Allen Spendern sage ich ein herzlichesDankeschön. Für den sinnvollen Einsatz der eingehen-den Spenden verbürgt sich der Bundesvorstand in sei-ner Gesamtheit.

Der satzungsgemäße Auftrag zum Erhalt kulturhistori-scher Bausubstanz, zur Förderung der Völkerverständi-gung, der Heimatpflege und Kultur, der Wissenschaftund Forschung wird erfüllt durch eine Vielzahl von Pro-jekten, welche die Landsmannschaft mit Hilfe der Treuespende im Ostheim in Bad Pyrmont, im Haus Ko-pernikus in Allenstein oder an anderen Orten in Ostpreußen durchführt. So fand am 23. Juli auf dem Ge-lände der Feste Boyen in Lötzen ein „Ostpreußisches Sommerfest“ statt, an dem neben den Deutschen Ver-einen aus dem südlichen Ostpreußen auch Abordnungen der Deutschen aus Memel und Heydekrug vertre-ten waren. Mit dem schrittweisen Ableben der Erlebnisgeneration schwindet auch das Wissen um Ostpreu-ßen. Die junge und mittlere Generation ist über den herausragenden Beitrag, den das Land zwischen Weich-sel und Memel für die deutsche und europäische Geistes- und Kulturgeschichte geleistet hat, nur unzurei-chend oder gar nicht informiert. Aus diesem Grund unterstützt die Treuespende Einrichtungen wie das Ost-preußische Landesmuseum in Lüneburg oder das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, die mit Ausstel-lungsprojekten und Veranstaltungen auch gezielt Menschen außerhalb des Vertriebenenbereiches anspre-chen. So konnten aus Mitteln der Treuespende aus dem privaten Nachlaß des letzten Direktors der Königs-berger Bernsteinmanufaktur bedeutende Exponate angekauft und für die Öffentlichkeit gesichert werden,darunter Gemälde von Eduard Bischoff und Plastiken von Hermann Brachert. An der Erweiterung des Ost-preußischen Landesmuseums hat sich die Treuespende mit einem namhaften Betrag beteiligt. Es gilt zu ver-hindern, daß Ostpreußen in wenigen Jahren zu einer „Terra incognita“ wird. Schon heute ist bei unwissen-den oder bisweilen böswilligen Zeitgenossen die Meinung zu hören, als haben die Gebiete östlich von Oderund Neiße nur wenige Jahre während des Zweiten Weltkrieges zu Deutschland gehört. Dieser Geschichts-klitterung gilt es entschlossen entgegenzutreten.

Neben vielen privaten Besuchern Ostpreußens sind es die in der großen Organisation der LandsmannschaftOstpreußen ehrenamtlich Tätigen, denen ich an dieser Stelle meinen Respekt und Dank ausdrücke, denn siehalten den Kontakt zu den Deutschen Vereinen, Institutionen und den Familien aufrecht und teilen uns mit,wo geholfen werden muß.

Unsere Landsleute in der Heimat haben nur uns als Fürsprecher und Helfer. Der Verein LandsmannschaftOstpreußen – TREUESPENDE e.V. erhält keine Zuschüsse oder Fördermittel durch die Bundesregierung.Bitte helfen Sie mit einer Spende, deutsche Sprache und Kultur in Ostpreußen zu erhalten. Unterstützen Sieunsere Bemühungen, nachwachsenden Generationen Ostpreußen als wichtigen Teil der deutschen Ge-schichte nahezubringen. Ostpreußen stehen fest, geschlossen und optimistisch zu ihrer angestammten Hei-mat.

Wir geben Ostpreußen eine Zukunft.

Wilhelm v. GottbergSprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

Vorsitzender des Vereins Landsmannschaft Ostpreußen – Treuespende e.V.

Bitte benutzen Sie für die Überweisung Ihrer Spende den beiliegenden Zahlungsvordruckoder geben Sie ihn an Freunde und Bekannte weiter.Das Spendenkonto bei der HSH Nordbank lautet:Landsmannschaft Ostpreußen – TREUESPENDE e.V.Konto-Nr.: 113 647 000 – BLZ 210 500 00

Königsberg

OstpreußenhelfenOstpreußen

Treuespende für Ostpreußen

Lewe Landslied und Familienfreunde,

wie schwierig es manchmal ist –und immer schwieriger wird, jeweiter die Zeit fortschreitet –, ei-ne Suchfrage zu formulieren, be-weist die nächste. Bitte, was wür-den Sie tun, wenn Sie folgende E-Mail erhalten: „Ich suche einenNamen in Pruisen und nähmlichGaserinp-Pruugen Pruisen. Viel-leicht können Sie mich weiter hel-fen?“ Gut, der Absender ist Hol-länder, aber er ist „genealogischan seiner Familie interessiert!“Das hat mein „Mitstreiter“ Dr. Det-lef Arntzen herausgefunden, demich diesen rätselhaften Fall vor-trug und der sofort beschloß, dieTelefonnummer des Absenders inHoorn herauszufinden und ihnanzurufen. Das Ergebnis ist aller-dings auch nicht viel ergiebiger,aber immerhin wissen wir nun,daß sich die Frage nicht nur aufden rätselhaften Ortsnamen be-zieht, sondern auch – sehr vielkonkreter – auf einen Carl August(von?) Tritten, der am 19. Juni1895 im Alter von 65 Jahren inder in Preußen gelegenen Ort-schaft verstarb. Also haben wirwenigstens einen Familiennamen,der uns weiterhelfen könnte. Un-lösbar bleibt nach wie vor derOrtsname „Gaserinp-Pruugen“ –aber vielleicht lautet der ja auchganz anders, denn alte Urkunden

sind oft nur schwer entzifferbar,und erst recht für einen, der diedeutsche Sprache nicht gut be-herrscht. Die einzige, aber sehrvage Vermutung, die ich habe, istdie, daß es sich bei „Pruugen“vielleicht um das Gut und die Ort-schaft Progen im Kreis Wehlauhandeln könnte, früher auch Pro-gin, Prugin geschrieben. Abervielleicht geht es gar nicht um ei-nen ostpreußischen Ort, „Prui-sen“ – wenn damit „Preußen“ ge-meint wird – war Ende des 19.Jahrhunderts schließlich sehrgroß. Ich bin neugierig, ob undwie unsere Leserinnen und Leseran dieser Nuß mitknacken wer-den. Ach ja, hier auch noch dieAnschrift des Fragestellers: HansMartius, Hoeker 22 in 1625CBHoorn, Holl., Telefon (02 29) 23 3865, E-Mail: [email protected].

Eine kleine Begebenheit amRande: Dr. Detlef Arntzen, gebore-ner und bekennender Königsber-ger, konnte eine Überraschungverbuchen. Er erhielt einen Brief,dessen Absendernamen er nichteinordnen konnte und der dannauch so begann: „Sie werden viel-leicht erstaunt sein, meinen Na-men zu lesen. So erstaunt war ichIhren Namen zu lesen in derPreußischen Allgemeinen Zei-tung. In meinem Besitz befindetsich ein Zeugnis für mich vonFrau Emmi Arntzen über meine

Beschäftigung bei der StaatlichenLotterie, Königsberg, von 15. Fe-bruar 1940 bis 28. September1943. Ich würde gerne wissen, obes sich eventuell um Ihre Elternhandelt, denn da gab es auch ei-nen kleinen Sohn mit VornamenDetlef.“ Der kleine Detlef ist janun ein gereifter Mann, aber er

hat sich nicht minder gefreut, daßsich da auf einmal eine unverhoff-te Spur zeigte, die in die Vergan-genheit zurückführte und seinerverstorbenen Mutter galt. Umge-hend übersandte er der Schreibe-rin sein kleines Buch „Der Briefmeiner Mutter“ mit deren ergrei-fenden Schilderungen über ihren

Abschied von Königsberg. So ge-winnt die Vergangenheit Kontu-ren – wie so oft in unserer Ost-preußischen Familie, wo vielesabseits der großen Suchwünschegeschieht, was kaum an die Öf-fentlichkeit gelangt. Auch Erinne-rungen können Schätze sein, dieunerwartet gehoben werden.

Um so schmerzlicher ist es,wenn ihnen der Boden entzogenwird, nämlich dann, wenn altetreue Leserinnen und Leser glau-ben, ihr Abonnement abbestellenzu müssen – aus Kostengründen,wie sie schreiben. Das ist auchein Argument von Neulesern, diean unserer Zeitung interessiertsind, sie aber nicht beziehen wol-len oder können – es ist schon so,daß in vielen Familien und beiAlleinlebenden auch das kleinsteGeldstück dreimal umgedrehtwerden muß, ehe es ausgegebenwird. (Wer spricht heute nochvom Groschen, geschweige dennvom Dittchen?) Wiederum gibt esviele Mitleser, die unsere PAZ /Das Ostpreußenblatt aus dritteroder fünfter Hand bekommen –das merke ich an den verspätetenZuschriften auf manche aktuellenFragen –, für die es finanziell keinProblem wäre, die Zeitung zuabonnieren. Ich glaube, jetzt ist esdie richtige Zeit, um auch an die-ser Stelle darüber zu sprechen,denn Weihnachten steht vor derTüre und in die Überlegungen,

womit man Freude bereitenkönnte, dürfte auch ein Paten-schaftsabonnement in Erwägunggezogen werden. Man kann damitein Stück Heimat verschenken,bewahrt, lebendig geblieben undweiter getragen in unserem Ost-preußenblatt. Kann damit verhin-dern, daß die Einsamkeit älterer,alleinlebender Menschen nochdrückender wird, denn unsereOstpreußische Familie gewährt jaeinen engen Zusammenhalt.Kann Jüngeren aufzeigen, wie un-sere Heimat war, authentisch er-zählt von den dort Geborenen,welches Kulturgut wir weitertra-gen, kann viele Interessiertewunschgemäß an ihre Wurzelnzurückführen. Deshalb, Lands-lied, Familienfreunde, bitte ichEuch: Überlegt, ob Ihr nicht einPatenschafts-Abonnement über-nehmen könnt. Ihr würdet nichtnur Weihnachtsfreude bereiten,denn viele an unsere Ostpreußi-sche Familie gerichteten Briefebeginnen mit den Worten: Ichfreue mich in jeder Woche, wennunsere geliebte Zeitung im Ka-sten liegt … (Information und Be-stellung: Telefon 0 40 / 41 40 0842.)

Eure

Ruth Geede

Ruth Geede Foto: privat

Von WALTER T. RIX

MELDUNGEN

Innenstadt sollbelebter werdenSensburg – Die Stadtverwaltung

erarbeitet derzeit ein Programmzur Belebung der Innenstadt. Sei-ne Realisierung würde das erschei-nungsbild des Stadtzentrumsmerklich verändern. Neue Stra-ßenkreuzungen gehören ebensodazu wie der Ausbau von Dachge-schossen zu Wohnungen. Auf demMarktplatz sollen Überdachungenaufgestellt beziehungsweise einegroße Halle gebaut werden. Ent-lang der Königsberger Straße undhinter dem Rathaus sollen neueParkplätze entstehen. Bereits in ei-nem Jahr soll man sich am KleinenMagistrats-see ausruhen können –dank des Geldes der EuropäischenUnion entsteht dort ein Netz vonSpazierwegen, die an beleuchtetenBrunnen vorbeiführen.

400 Ehen mehrals im Vorjahr

Königsberg – In den ersten dreiQuartalen dieses Jahres sind imkönigsberger Gebiet 400 Ehenmehr geschlossen worden als indenen des Vorjahres.

Er zählte zu den ganz wenigen, die nicht nur als Tourist in die Heimat zurückkehrten

Heinz Wolf: Kurz vor seinem TodFoto: privat

Zunehmende Einsamkeit und schwermütigeGedanken scheinen ihn geplagt zu haben

GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 47 – 25. November 2006 17Das Ostpreußenblatt

ZUM 104. GEBURTSTAGSchulze, Gertrud, aus Lyck, York-

straße 23, jetzt Mozartstraße27, Chrischona-Heim, Zi. 203,79539 Lörrach, am 30. Novem-ber

ZUM 102. GEBURTSTAGKobuß, Frieda, aus Puppen, Kreis

Ortelsburg, jetzt am Lüsebrink20, 49078 Osnabrück, am 3.Dezember

ZUM 97. GEBURTSTAGBrandtner, Reinhold, aus Wik-

kenfeld, Kreis Ebenrode, jetztAuf der Harf 2, 36304 Alsfeld,am 30. November

Degenhardt, Erich, aus Dreimüh-len, Kreis Lyck, jetzt Am Blei-denbach 33, 35789 Weilmün-ster, am 3. Dezember

Dembski, Wilhelm, aus KleinLensk, Kreis Neidenburg, jetztAm Daumoor 1, 23970 Wismar,am 27. November

ZUM 94. GEBURTSTAGJanson, Annemarie, geb. Gruber,

aus Goldbach, Kreis Wehlau,jetzt Hagedornstraße 18, 20149Hamburg, am 28. November

Lasarz, Friedrich, aus Theer-wisch, Kreis Ortelsburg, jetztSudhoffstraße 10, 40822 Mett-mann, am 30. November

Legal, Helene, geb. Schiemanski,aus Salleschen, Kreis Neiden-burg, jetzt Rheingoldstraße 26,38112 Braunschweig, am 29.November

Seller, Paul, aus Mulden, KreisLyck, jetzt Conradsdorfer Weg6, 09599 Freiberg, am 28. No-vember

Zielasko-Dubies, Liesbeth, ausLyck, Kaiser-Wilhelm-Straße102, jetzt Mittelstraße 11,33602 Bielefeld, am 27. Novem-ber

ZUM 93. GEBURTSTAGOberhoff, Charlotte, geb. Erd-

mann, aus Lyck, Kaiser-Wil-helm-Straße 88, jetzt Hum-boldstraße 5, 72760 Reutlingen,am 1. Dezember

Rudnik, Hilda, geb. Rowlin, ausLyck, jetzt Parkstraße 14, 23568Lübeck, am 2. Dezember

ZUM 92. GEBURTSTAGEnnulat, Erna, geb. Gurklies, aus

Berkeln, Kreis Elchniederung,jetzt Hannoversche Straße 63,31547 Rehburg-Loccum, am29. November

Hoffmann, Elfriede, geb. Zim-mermann, aus Königsberg undDanzig, Milchkannengasse,jetzt wohnhaft Bergstraße 35 c,Diakonie-Wohnstift, 49076 Os-nabrück, am 28. November

Jegelka, Helene, geb. Petrick, ausWolfsdorf, Kreis Elchniederung,jetzt Heinrich-Forke-Straße 3,33609 Bielefeld, am 28. Novem-ber

Scheffler, Erna, geb. Ehrenhardt,aus Alexbrück, Kreis Ebenrode,jetzt Johanniterstraße 5, 10961Berlin, am 22. November

Schnabel, Ilse, geb. Nickel, aus In-se, Kreis Elchniederung, jetztDiepenheimstraße 6, 48683Ahaus, am 29. November

Spei, Luise, geb. Pyko, aus Witten-walde, Kreis Lyck, jetzt Skaer-baekvej 27, 25832 Tönning, am3. Dezember

Woll, Anni, geb. Nowotzin, ausFriedrichshof, Kreis Ortelsburg,jetzt Berthold-Brecht-Straße 19,06502 Thale / Harz, am 1. De-zember

ZUM 91. GEBURTSTAGFrohl, Alfred, aus Wachteldorf,

Kreis Lyck, jetzt Asberger Straße4, 47802 Krefeld, am 27. Novem-ber

Nebjonat, Herbert, aus Karkeln,Kreis Elchniederung und Pro-sken, jetzt Brahmsstraße 14,74369 Löchgau, am 29. Novem-ber

Nickel, Gerhard, aus Ortelsburg,jetzt Lazarusstraße 8, 04347Leipzig, am 26. November

Warnast, Siegfried, aus Preußen-wall, Kreis Ebenrode, jetzt Ora-niensteinerstraße 84, 65589Diez, am 29. November

ZUM 90. GEBURTSTAGEhresmann, Hermine, geb. Wol-

lenberg, aus Zeysen, Kreis Lyck,jetzt Schubertstraße 5, 14772Brandenburg, am 3. Dezember

Hasenpusch, Gerhard, aus Pörsch-ken, Kreis Heiligenbeil, jetztBahnhofstraße 2, 38464 GroßTwülpstedt, am 26. November

Hennemann-Ho, Dr. Friedrich, ausHohenfried, Kreis Ebenrode,jetzt Haydnweg 3, 42579 Heili-genhaus, am 28. November

Lehmann, Bruno, aus Königsberg,jetzt Lingwitzer Straße 98,09356 St. Egidien. am 25. No-vember

Siegmund, Erna, geb. Schwermer,aus Neuendorf, Kreis Wehlau,jetzt Römerstraße 12, 97475Zeil, am 28. November

ZUM 85. GEBURTSTAGAhlen, Gerda, geb. Otto, aus Kö-

nigsberg, jetzt Vahldiekstraße 2,23701 Eutin, am 27. November

Dittrich Charlotte geb. Soboll, ausEichensee, Kreis Lyck, jetzt Ro-bert-Schumann-Straße 22 / I.,08380 Aue, am 3. Dezember

Fock, Christel, aus Kuckerneese,Kreis Elchniederung, jetzt Frie-denstraße 47, 45964 Gladbeck,am 30. November

Gantz, Irmgard geb. Drummer, ausProstken, Kreis Lyck, jetzt Grö-

nauer Baum 13, 23562 Lübeck,am 2. Dezember

Goetzie, Alfred, aus SeckenburgKreis Elchniederung, jetzt Klin-gengarten 3, 29378 Wittingen,am 27. November

Jährling, Helma, geb. Grinsel, ausGoldbach, Kreis Wehlau, jetztSchulstraße 20, 23774 Heiligen-hafen, am 30. November

Klekottka, Helene-Martha, geb.Zacharias-Hagemann, aus Wald-werder, Kreis Lyck, Jetzt Hosten-ring 6, 25355 Barmstedt, am 29.November

Koch, Käte, geb. Schoeneck, ausLissau, Kreis Lyck, jetzt Mittel-berg 32, 37085 Göttingen, am 2.Dezember

Konopka, Irmgard, geb. Priebe,aus Osterode, jetzt Forsthaus-weg 3, 37154 Northeim, am 29.November

Martin, Grete, geb. Zimelka, ausNeidenburg-Schloßgut, KreisNeidenburg, jetzt Gahlingspfad62, 47803 Krefeld, am 28. No-vember

Nischik, Hedwig, geb. Nowak,aus Willenberg, Kreis Ortels-burg, jetzt Hauptstraße 127,44651 Herne, am 27. November

Rzadkowski, Margarete, geb.Podscharly, aus Neuhof, KreisNeidenburg, jetzt Goethestraße12, 27322 Sulingen, am 29. No-vember

Schassranski, Reinhard, ausWolfshagen, Kreis Rastenburg,jetzt Eltringstraße 4, 46485 We-sel, am 21. November

Scharf, Helene, geb. Bettsteller,aus Montwitz, Kreis Ortels-burg, jetzt Asberger Straße 2,47114 Moers, am 28. November

Schitteck, Anna, geb. Jahnert, ausGutenborn, Kreis Lyck, jetztMechtenbergstraße 168, 45884

Gelsenkirchen, am 1. Dezem-ber

Schulz, Ruth, geb. Wiesenberg,aus Schönwiese, Kreis Elchnie-derun, jetzt Aloysiusstraße 84,48429 Rheine, am 28. Novem-ber

Tietz, Lisbeth, geb. Reinthal, ausTaplacken, Kreis Wehlau, jetztTalstraße 36, 97318 Kitzingen,am 2. Dezember

Zebrowski, Erich, aus Altkirchen,Kreis Ortelsburg, jetzt Richard-Wagner-Straße 19 b, 38820Halberstadt, am 28. November

ZUM 80. GEBURTSTAGBertz, Helena, aus Heimfelde,

Kreis Ebenrode, jetzt Rosa-Lu-xemburg-Allee 17, 14772 Bran-denburg, am 30. November

Buchholz, Margarete, geb. Gott-heit, aus Pettkuhnen, KreisWehlau, jetzt Gumbinner Keh-re 9 d, 22175 Hamburg, am 1.Dezember

Führer, Elli, aus Ludwigsort,Kreis Heiligenbeil, jetzt Rhein-straße 40, 38259 Salzgitter, am3. Dezember

Götzenberger, Hedwig, geb.Schäfer, aus Rippen, Kreis Hei-ligenbeil, jetzt Taunusstraße 67,63067 Offenbach, am 6. De-zember

Haedge, Just, aus Kownatken,Kreis Neidenburg, jetzt Dorf-straße 45, 29331 Lachendorf,am 27. November

Hellwig, Christa, aus Kühnbruch,Kreis Wehlau, jetzt Gründer-weg 2 E, 41468 Neuss, am 3.Dezember

Krämer, Hildegard, geb. Gleich,aus Rautenburg, Kreis Elchnie-derung, jetzt Bahnstraße 31,

55276 Dienheim, am 29. No-vember

Küster, Annaliese, geb. Grabows-ki, aus Kölmersdorf, KreisLyck, jetzt Tannenweg 7, 37586Dassel, am 29. November

Littkus, Manfred, aus Rauters-kirch, Kreis Elchniederung,jetzt Bahnhofstraße 34, 24878Lottorf, am 29. November

Priwall, Margarete, geb. Jaax, ausFrischenau, Stanillien, KreisWehlau, jetzt Akazienstraße 14,53947 Nettersheim, am 3. De-zember

Reinhold, Ellengard, geb. Jend-schek, aus Dippelsee, KreisLyck, jetzt Leharstraße 5,33647 Bielefeld, am 2. Dezem-ber

Ruppel, Ruth, geb. Schulz, ausKuckerneese, Kreis Elchniede-rung, jetzt Bückeburger Straße18 e, 32469 Petershagen, am28. November

Voedisch, Helene, geb. Mallusch,aus Ebenfelde, Kreis Lyck, jetztEschenweg 10, 09603 Groß-schirma, am 27. November

Wilkop, Gerhard, aus Jägersdorf,Kreis Neidenburg, jetzt Amsel-weg 4, 31855 Aerzen, am 30.November

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wünsche ich ein frohes Weihnachtsfestund ein gutes neues Jahr

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Berlin – Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lange Schatten – Fol-gen der Erlebnisse bei Flucht und Vertreibung bis heute“ des Frauen-verbandes im BdV findet am Montag, 27. November, 10.30 Uhr, eine„literarische Aufarbeitung von Flucht und Vertreibung“ im Martin-Gropius-Bau, Kinosaal, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, statt.Referent ist unter anderem Arno Surminski. Anschließend gibt es ei-nen kleinen Empfang mit Imbiß.

Vortragsveranstaltung

Hannover – Bei der Mitgliederversammlung der Gemeinschaftevangelischer Ostpreußen wurden der geschäftsführende Vorstandund die sieben Beisitzer für weitere vier Jahre in ihren Ämtern be-stätigt und zwei neue Beisitzer hinzugewählt. Den geschäftsführen-den Vorstand bilden wie bisher: Propst i. R. Erhard Wolfram (Vorsit-zender), Hudeplan 42 c, 30453 Hannover; Pfarrer i. R. Klaus Plorin(Stellvertreter und Schriftführer), Waldstraße 15, 90607 Rückersdorf;Hubertus Hilgendorff (Schatzmeister), Dorfstraße 22, 24317 Flehm;Hartmut Gassner (beratender Beisitzer des Vorstandes), Kantstraße16, 53332 Bornheim. Beisitzer und damit Mitglieder des Gesamtvor-standes: Pfarrer i. R. Werner Ambrosy, Bussardstraße 26, 82008Unterhaching; Pastor i. R. Klaus Bathke, Röse 18 A, 31832 Springe;Pastor i. R. Adolf Grau, Alter Postweg 55, 32549 Bad Oeynhausen; In-grid Labuhn, Zwickauer Straße 288, 09116 Chemnitz; Pastor i. R. Mar-tin Schenk, Fahreschweg 30, 32257 Bünde-Dünne; Pastor i. R. Fry-deryk Tegler, Hauptstraße 18, 21379 Scharnbeck. Als Beisitzer hinzu-gewählt wurden: Heinz Hohmeister, Dr.-Jasper-Straße 69, 31073 Del-ligsen; Elfriede Rick, Senftenberger Straße 32, 01239 Dresden. Dienächste Sitzung des Gesamtvorstandes ist am Dienstag, 13. März2007, Hannover.

Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen

Braunschweig – Zu einer „Märchenstunde“ lädt der Ernst WiechertFreundeskreis am Mittwoch, 6. Dezember, 16 Uhr, ins Stadtparkre-staurant, Jasperallee 42, ein. Heide Rose liest „Das gefrorene Glück“.Anschließend wird ein Jahresrückblick sowie eine Ausschau auf dieArbeit des Freundeskreises gehalten.

Märchenstunde

Hamburg – Sonntag, 10. Dezember, 10 Uhr, ostpreußischer Heimat-gottesdienst in der St. Johanniskirche, Bremer Straße 9, Hamburg-Harburg. Es spielt der Posaunenchor unter der Leitung von Heinz Ko-rupp, die Solistin Frau Gassevitz und an der Orgel Frau Schmitz. DiePredigt hält Propst Jürgen F. Bollmann. Anschließend gemütlichesBeisammensein im Gemeindesaal bei Kaffee, Tee und Gebäck. Nähe-re Informationen bei Kurt Wendland, Telefon (0 40) 60 28 31.

Heimatgottesdienst

Hamburg – Ein Weihnachtskonzert gibt am Sonntag, 3. Dezember,15 Uhr, der Ostpreußenchor Hamburg in der St. Gabriel Kirche, Hartz-loh 17. Der Eintritt ist frei. Die Kirche kann mit dem HVV von Barm-bek mit der Linie 172 oder 7 bis zur Station Hartzloh erreicht werden.

Konzert

Nachruf auf Lothar Opitz – Am5. November entschlief LotharOpitz friedlich nach acht beweg-ten Lebensjahrzehnten. Er gehörtezu den Landsleuten, die sich nachKrieg, Vertreibung und Gefangen-schaft hinsichtlich Ausbildungund Berufswahl neu orientierenmußten. Geboren wurde LotharOpitz am 9. September 1926 inLindenau als Sohn des Landwirtsund Amtsvorstehers Gustav Opitzund seiner Frau Elise, geb. Werner.In der Heimat verbrachte er eineglückliche Kinder- und Jugend-zeit. Nach dem Besuch der Ober-schule in Gerdauen meldete Lo-thar Opitz sich im Januar 1944freiwillig als Offiziersanwärter beider Wehrmacht. 1945 wurde er inder Frontbewährung verwundet.Als Fahnenjunkerunteroffizier ge-riet er in englische Gefangenschaftund wurde als „Landarbeiter“ ent-lassen. Er trat in die Reihen derHamburger Schutzpolizei ein,machte 1962 in der Polizeischulesein Fachabitur und gehörte zuden ersten Verkehrslehrern anden Schulen der Hansestadt.Zwischenzeitlich absolvierte er ei-ne Ausbildung im PolizeiinstitutHiltrup zum Dipl.-Verwaltungs-wirt und erklomm die Karrierelei-ter bei der Kripo bis zum 1. Krimi-nalhauptkommissar. Als Dienstel-lenleiter verschiedener Kommis-

sariate – von der Brandermitt-lungskommission bis hin zuStaatsschutzdienststellen – wurdeLothar Opitz nach über 40 JahrenPolizeidienst (die letzten fünf Jah-re baute er ein neues Einbruchde-zernat für Hamburg auf) 1986 inden verdienten Ruhestand ver-setzt. 1952 heiratete er ElisabethChristine Cohrs. Er und seine Frauhaben vier Kinder. Neben der Fa-milie und pflichttreuer Dienster-füllung mit preußischer Disziplinließ es sich Lothar Opitz nichtnehmen, seiner Heimat Ostpreu-ßen zu dienen. Der Kreisgemein-schaft Gerdauen gehörte er seitderen Gründung an, von 1968 bis2000 war er Kirchspielvertretervon Momehnen, Gr. Schönau /Lindenau und Friedenberg. 18Jahre lang fungierte er im Vor-stand als Zweiter Vorsitzenderund führte in schwierigen Zeitenein halbes Jahr unsere Kreisge-meinschaft als stellvertretenderVorsitzender. Ab 1990 setzte ersich aktiv für das humanitäre En-gagement der Kreisgemeinschaftin der ostpreußischen Heimat ein.Zahlreiche Besuchsfahrten für un-sere Landsleute wurden unter sei-ner Mitwirkung durchgeführt. Fürseine herausragenden Verdiensteerhielt Lothar Opitz die SilberneBismarck-Gedenkmedaille sowieim Jahr 2000 von der LO das Gol-dene Ehrenzeichen. Die Kreisge-meinschaft Gerdauen verlieh ihm2001 für seine besonderen Lei-stungen als Ältestenratsmitglieddie Silberne Ehrennadel. Sein eh-renamtlicher Einsatz galt auch derCDU. 20 Jahre lang war er 2. Vor-sitzender der CDU im HamburgerStadtteil Jenfeld und fünf Jahre de-putierter der Hamburgischen Bür-gerschaft. Der Vorstand und derKreistag der Kreisgemeinschaftsowie die Redaktion des Heimat-

briefes trauern um Lothar Opitz.Seine Leistungen, Beständigkeitund ruhige Gelassenheit bei dergemeinsamen Arbeit werden unsunvergessen bleiben.

Gesamtdeutsche Heimattreffen2007 – Wie auch bisher finden imkommenden Jahr zwei gesamt-deutsche Heimattreffen des Regie-rungsbezirkes Gumbinnen in deman der B 191 gelegenen Landhotelin Spornitz statt. Zu dem im Früh-jahr vorgesehenen 29. Heimattref-fen am Sonnabend, dem 5. Mai2007, in der Zeit von 10 Uhr bis 17Uhr laden wir alle Teilnehmerrecht herzlich ein. Den Lands-mann erwartet ein auf die Jahres-zeit entsprechend ausgerichteteskulturelles Programm. Das vor-weihnachtliche 30. Heimattreffenwird am Sonnabend, 1. Dezember2007, in der Zeit von 10 bis 15 Uhrim gleichen Hotel Spornitz, naheParchim, stattfinden. Auch hierzusind alle Landsleute herzlich ein-geladen. Wissenswertes über dasweihnachtliche Ostpreußen vor-getragen und ein darauf abge-stimmtes musikalisches Pro-gramm sowie ein Film über dieHeimat werden die Vergangenheitzur Gegenwart werden lassen, sodaß der Landsmann und auch derNichtostpreuße hiervon beein-druckt, sicherlich gerne zu Nach-folgetreffen kommen wird. DasHotel kann entweder mit demPkw über die Bundesautobahn 24und nach deren Verlassen am Ab-zweig Neustadt-Glewe oder auchmit der Eisenbahn über den Ei-senbahnknotenpunkt Ludwigslusterreicht werden. Kaffee und Mitta-

gessen können im Hotel einge-nommen werden. Das Hotel ver-fügt über ausreichend Parkplätzeund bietet auch für den Weitgerei-sten zu Sonderkonditionen eineUnterkunft an. Eine Übernach-tung sollte aber rechtzeitig mitFrau Ruck unter Telefon (03 87 26)8 80 vereinbart werden. Auskunfterteilt Dr. Friedrich-EberhardHahn, John-Brinckman-Straße 14b, 19370 Parchim, Telefon und Fax(0 38 71) 22 62 38, E-Mail: [email protected] .

Gruppe Süd – Auch in diesemJahr gedenken wir unserer Totenin der Heimat und in der Heimat-stadt Königsberg am Pregel. Sieliegen in heimatlicher Erde in Ost-preußen und warten. Wir geden-ken ebenso unsrer Toten Ostpreu-ßen und Freunde die auf derFlucht, Vertreibung, Verschlep-pung zu Lande und zu Wasser oh-ne Abschied ihr Leben jung undalt – unterwegs oder in Feindes-land – lassen mußten. Wir verges-sen auch nicht unsere tapferenSoldaten, die für uns Kinder, Müt-ter, Großeltern bis zuletzt kämpf-ten. Wir denken auch an unsereEltern und Verwandten, Du unsereLandsleute, die hier im einstigenReich, fern der geliebten HeimatOstpreußen zu Grabe getragenwurden. Sie lehrten uns Glauben.Und unser Glaube ist: Wir sindunseres Gottes Hand in JesusChristus aus Gnaden geborgen.Wir erwarten ein Wiedersehen mitallen, die uns lieb und nah waren,im Ewigen Vaterhaus! Mein Be-wahrer und du Hüter aller Men-schen – es geschieht so vieles was

ich nicht verstehe. Darum bitte ichdich: Bewahre mich davor zu sa-gen: Es hat alles keinen Sinn. Undin diesem gläubigen Sinne steheich weiter im Dienste für alle treu-en Königsberger Preußen, für un-sere Heimat Ostpreußen. Haltenwir in Treue zusammen. NähereInformationen bei Gerhard Thal,Stifterweg 38, 89075 Ulm, Telefon(07 31) 9 50 83 30.

Ostpreußen-Kalender 2007 –Liebe Landsleute, für unsere Hei-matkreisgemeinschaft hat unserLandsmann Herbert Laubsteinfür das Jahr 2007 wieder einenOstpreußen-Kalender mit anspre-chenden Bild-Motiven aus unse-rer Heimat-Provinz erstellt. DieserKalender, den man ab sofort er-werben kann, ist auch ein schönesGeschenk und kann zum Sonder-preis von 11 EUR einschließlichPorto und Verpackung bei HerbertLaubstein, Amselstraße 29, 58285Gevelsberg, Telefon und Fax (0 2332) 8 05 77 bestellt werden. Ob-wohl die Arbeit der Kreisaus-schußmitglieder ehrenhalber er-folgt, sind wir dennoch für dieweitere Ausstattung und Erhal-tung unseres Samlandmuseumsauf Spenden unserer Freunde undGönner angewiesen. Da der finan-zielle Erlös aus dem Verkauf derKalender ausschließlich für unserMuseum, das sich im Preußen-Museum in Minden befindet, ver-wendet wird, leisten auch Sie, lie-be Landsleute, durch den Kauf ei-nes Kalenders einen kleinen fi-nanziellen Beitrag dazu.

Hinweis – Aus Anlaß der über60jährigen Wiederkehr von Fluchtund Vertreibung aus unserer Hei-mat empfehlen wir als Lektüreoder Geschenk für die nahendenFesttage: Die Kämpfe um Ostpreu-ßen und das Samland, von HelmutBorkowski, 175 Seiten, DIN A 4Format, zum Preis von 15 Euroeinschließlich Versandkosten. Dietextlichen Abhandlungen er-strecken sich inhaltlich über denZeitraum vom Sommer 1944 biszu den Endkämpfen im Frühjahr1945. Die teilweise bis in die De-tails gehenden Darstellungen fes-seln auch die nicht aus Ostpreu-ßen stammenden Leser. In diesemWerk sind, in begrenztem Umfangauch Texte aus russischen Quellenwiedergegeben. Zu beziehendurch: HeimatkreisgemeinschaftLandkreis Königsberg, im Preu-ßen-Museum, Simeonsplatz 12,32427 Minden, Telefon (05 71) 462 97, täglich 19 bis 21 Uhr.

Reise nach Lötzen – Vom 6. bis15. Juli fährt das Ehepaar Kawlathwieder in die Heimat. Die Fahrtverspricht interessant zu werden,da wir vom Flughafen Lübeck bisDanzig in 50 Minuten da sind. Vondort aus geht die Fahrt per Busweiter ins Hotel Wodnik nach Löt-zen. Geplant sind Ausflüge perSchiff nach Angerburg, Helden-friedhof Jägerhöhe, eine Masuren-rundfahrt Treuburg-Goldap, einBesuch im Bauernmuseum inZondern und in der Begegnungs-stätte des Deutschen Vereins. Aufder Rückreise fahren wir vonBuchwalde bis Elbing mit demSchiff auf dem Kanal und über-

nachten in Danzig. Wer die Reisemitmachen möchte, melde sichbitte telefonisch oder schriftlichbei der Kreisgemeinschaft Lötzenin der Patenstadt Neumünster,Dorfstraße 48, 24536 Neumünster,Telefon (0 43 21) 52 90 27. – Der„Lötzender Heimatbrief“ Nr. 100ist soeben erschienen. Wer ihnnoch nicht erhalten hat, meldesich bitte bei der Geschäftsstelle.

Heimatreise 2007 – Auch imkommenden Jahr fährt die Kreis-gemeinschaft Wehlau wieder nachOstpreußen (10 Tage / 9 Über-nachtungen, Freitag 15. bis Sonn-tag 24. Juni 2007). Auf vielfachenWunsch haben wir in Zusammen-arbeit mit Greif Reisen wieder ei-ne Reise in das nördliche Ostpreu-ßen organisiert. Die Busreise bein-haltet auf der Hinreise eineZwischenübernachtung in Schnei-demühl und auf der Rückreise jeeine Zwischenübernachtung inDanzig und Stettin sowie 6 Über-nachtungen in Königsberg.

Folgendes Reiseprogramm istgeplant: Freitag, 15. Juni. – Abfahrtab ZOB Bochum – ZOB Hannover– ZOB Hamburg – Bernau zumdeutsch/polnischen Grenzüber-gang und weiter nach Schneide-mühl. Abendessen und Übernach-tung im Hotel „Gromada/Rodlo“.Sonnabend, 16. Juni – Weiterfahrtnach dem Frühstück über Schlo-chau, Preußisch Stargard, Marien-burg, Elbing, Frauenburg zum pol-nisch / russischen Grenzübergangund weiter nach Königsberg. Ein-quartierung, Abendessen undÜbernachtung im Hotel „Kalinin-grad“. Sonntag, 17. Juni – Tagesaus-flug nach Wehlau mit der Mög-lichkeit der Teilnahme am großenWehlauer Stadtfest, oder dem Be-such der Heimatorte der Mitrei-senden. Bitte haben Sie Verständ-nis, wenn wir auf Grund derschlechten Straßenverhältnissenicht jeden Heimatort mit demBus anfahren können. Montag, 18.Juni, – Nach dem Frühstück Aus-flug über Friedland, Gerdauen,Nordenburg zum Gestüt der Fami-lie von Zitzewitz in Weedern beiAngerapp, über Insterburg, Geor-genburg und Wehlau zurück nachKönigsberg. Dienstag, 19. Juni, –Tagesausflug über Zinten ans Fri-sche Haff bei Balga. Über Tharaufahren wir zurück nach Königs-berg. Mittwoch, 20. Juni, – Tag zurfreien Verfügung. Der Busfahrerhat seinen gesetzlich vorgeschrie-benen freien Tag. Donnerstag, 21.Juni, – Ausflug über Rauschen ent-lang der Samlandküste nachPalmnicken und Germau mit ei-nem Besuch des deutschen Solda-tenfriedhofs. Über Fischhausenund Großheidekrug fahren wir zu-rück nach Königsberg. Freitag, 22.Juni, – Nach dem Frühstück Abrei-se zur russisch / polnischen Gren-ze und weiter nach Frauenburg.Nach der Besichtigung der BurgWeiterreise über Tolkemit, Elbingund am Oberlandkanal vorbeinach Marienburg zur Burgbesich-tigung. Weiterreise nach Danzig.Abendessen und Übernachtungim Hotel. Sonnabend, 23. Juni, –Nach dem Frühstück und dem Be-such der Kirche in Oliva Weiter-reise durch das LauenburgerLand, Stolp und Köslin nach Stet-tin. Abendessen und Übernach-tung im Hotel „Radisson“. Sonn-tag, 24. Juni, – Rückreise zum pol-nisch / deutschen Grenzübergang.Heimreise auf der Strecke derHinreise. Programmänderungensind möglich. Nach Absprache mit

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Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben.

Kreisvertreter: Dirk Bannick, Te-lefon (01 71) 5 27 27 14. Gst.:Wiebke Hoffmann, Peiner Weg23, 25421 Pinneberg, Telefon (041 01) 2 23 53, [email protected]

GERDAUENKreisvertreter: Eckard Steiner,Schöne Aussicht 35, 65510 Id-stein / Taunus, Telefon (0 61 26)41 73, E-Mail: [email protected], Internet: www.kreis-gumbinnen.de

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Stadtvorsitzender: Klaus Weigelt.Geschäftsstelle: Annelies Kelch,Luise-Hensel-Straße 50, 52066Aachen. Patenschaftsbüro: Kar-melplatz 5, 47049 Duisburg, Tele-fon (02 03) 2 83-21 51

KÖNIGSBERG–STADT Kreisvertreterin: Gisela Broschei,

Bleichgrabenstraße 91, 41063Mönchengladbach, Telefon (0 2161) 89 56 77, Fax (0 21 61) 8 77 24.Geschäftsstelle: Im Preußen-Mu-seum, Simeonsplatz 12, 32427Minden, Telefon (05 71) 4 62 97,Mi. Sa. u. So. 18-20 Uhr.

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Kreisvertreter: Erhard Kawlath,Dorfstraße 48, 24536 Neumün-ster, Telefon (0 43 21) 52 90 27

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Kreisvertreter (kom.): HansSchlender, Telefon (0 4 0) 20 9767 35, Fax (040) 20 97 30 80,Schellingstraße 100, 22089 Ham-burg, E-Mail: [email protected]

WEHLAU

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 19

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Buchen – Freitag, 1. Dezember,10 Uhr, „Ostdeutsche Weih-nachtsstube“ in der Mehrzwek-khalle, Buchen-Hainstadt. –Sonnabend, 9. Dezember, Fahrtmit dem Bus zum Weihnachts-markt im Hof des KlostersSchöntal mit Klosterführung.Abfahrtzeiten bitte erfragen un-ter Telefon (0 62 81) 81 37.

Heidelberg – Sonntag, 3. De-zember, 15 Uhr, Treffen derGruppe im Rega-Hotel. Unterder Leitung von Elisabeth Kal-lien heißt es: „Wir feiern Ad-vent“.

Ludwigsburg – Montag, 4. De-zember, 14.30 Uhr, Vorweihn-achtsfeier im „Krauthof“, Beihin-ger Straße 27.

Mannheim – Freitag, 1. Dezem-ber, 15 Uhr, Advent- und Winter-feier im „Bürgerhaus“, Heddes-heim. Mitwirkende sind derevangelische Posaunenchor unddie Folkloregruppe „Gervele“ ausMemel.

Ulm / Neu-Ulm – Sonnabend,9. Dezember, 14.30 Uhr, Treffender Gruppe zum Schabbernach-mittag in den „Ulmer Stuben“.

Schwenningen – Donnerstag, 7.Dezember, 14.30 Uhr, Treffen derSenioren im Restaurant Thessa-loniki. Es werden weihnachtlicheGeschichten vorgetragen und an-schließend ein Diafilm gezeigt.

Augsburg – Sonnabend, 25. No-vember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe in den „Zierbelstuben“.Frau Priebe hält einen „Literari-schen Blick auf die ost- und west-preußische Seenlandschaft“. An-schließend Grützwurstessen.

Erlangen – Sonnabend, 9. De-zember, 15 Uhr, Weihnachtsfeierder Gruppe im JugendzentrumFrankenhof, Raum 20.

Fürstenfeldbruck – Freitag, 8.Dezember, 14 Uhr, Treffen derGruppe zur Weihnachtsfeier imWirtshaus auf der Lände.

Kitzingen – Freitag, 8. Dezem-ber, 14.30 Uhr, vorweihnachtlicheFeier der Gruppe im „DeutschenKaiser“, mit Gedichten, Geschich-ten und weihnachtlichen Weisen.

Landshut – Dienstag, 5. Dezem-ber, Besuch des Christkindl Markt.Näheres wird noch bekannt gege-ben.

Starnberg – Sonntag, 3. Dezem-ber, Vorweihnachtsfeier der Grup-pe.

Weiden – Sonntag, 3. Dezember,14.30 Uhr, Vorweihnachtsfeier derGruppe im „Heimgarten“. – ZumHeimatnachmittag begrüßte zu-nächst der 1. Vorsitzende Hans Po-weleit die Anwesenden. Danachgab die Kassiererin Ingrid Uschalddas „Geburtstagskind“ des MonatsNovember bekannt. Anschließendberichtete der 2. Vorsitzende Nor-

bert Uschald über die Schriftstel-lerin und Dichterin Agnes Miegel,die 1879 in Königsberg geborenwurde und sich mit ihrer schrift-stellerischen Leistung vor allemim Bereich Ballade einen Be-kanntheitsgrad erarbeitete, derweit über ihre Heimat hinausreichte. Sie war geprägt durch ihreweltoffene Heimatstadt, durch dieGeschichte ihrer Salzburger Vor-fahren und durch ihre Eltern, diesie frühzeitig auch an anspruchs-volle Literatur heranführten. DieBegegnung mit Dichter und Verle-ger Börris v. Münchhausen, einemNachfahren des Lügenbarons,1898 war für ihre Karriere vonentscheidender Bedeutung. DieHeimatliebe der Dichterin ist fastin jedem ihrer Werke erkennbar.Die Vertreibung, die Miegel nachden Erfahrungen des Ersten Welt-krieges bereits voraussah, wurdefür sie persönlich im Februar 1945Wirklichkeit und war ein trauma-tisches Geschehen, das sie nachdem Krieg immer wieder in Wer-ken zu verarbeiten versuchte.Uschald brachte einige Stücke derHöraufnahme von Miegels letzteröffentlichen Lesung (1958) zu Ge-hör. Sie starb 1964 in Bad Nenn-dorf, wo das Agnes-Miegel-Hausan ihr Leben und Werk erinnert.

HEIMATKREISGURPPENSensburg – Sonntag, 3. Dezem-

ber, 15 Uhr, Haus des Sports, Ar-costraße 11-19, 10687 Berlin, Ad-ventsfeier. Anfragen: Andreas Ma-ziul, Telefon 5 42 99 17.

Heilsberg / Rößel – Sonntag, 3.

Dezember, 15 Uhr, ClubhausLankwitz, Gallwitzallee 53, Ge-meindepark, Nikolausfeier. Anfra-gen Heilsberg: Benno Boese, Tele-fon 7 21 55 70; Anfragen Rößel:Ernst Michutta, Telefon (0 56 24)66 00.

Angerburg / Darkehmen / Gol-dap – Donnerstag, 7. Dezember, 14Uhr, Oase Amera, Borussiastraße62, 12103 Berlin, Weihnachtsfeier.Anfragen: Marianne Becker, Tele-fon 7 71 23 54.

Johannisburg – Sonnabend, 9.Dezember, 13 Uhr, RatsstubenJFK, am Rathaus 9, Berlin-Schöne-berg, Weihnachtsfeier. Anfragen:Christel Koslowski, Telefon 8 6138 87.

Bartenstein – Sonnabend, 9. De-zember, 14.30 Uhr, Rathaus Zeh-lendorf, Kirchstraße 1-3, Raum C22 / 23, Weihnachtsfeier. Anfra-gen: Elfi Fortange, Telefon 4 94 4404

Landesgruppe – Sonnabend, 9.Dezember, 14 Uhr, Weihnachts-feier in der Gaststätte Niegisch inSchmachtenhagen. Dazu sind alleMitglieder, verwandte und Freun-de herzlich eingeladen. Es werdenKaffee und Kuchen sowie einAbendessen (Gänsebraten oderGulasch) gereicht. Für die musika-lische Umrahmung sorgt der „Di-skomann). Ferner tritt wie immerder gemischte Chor von Oranien-burg auf. Frau Stache hat wiederdie schönsten Weihnachtsliedereingeübt. Eine Anmeldung ist un-

bedingt erforderlich. Diese richtenSie bitte an Frau Haut, Telefon (033 01) 80 35 27, oder an Frau Ep-ler, Telefon (0 33 01) 70 17 25,möglichst nach 19 Uhr.

Oberhavel – Sonnabend, 15 Uhr,veranstaltet die Kreisgruppe Heili-genbeil ihre Adventsfeier im Re-staurant Sternstunde. Beim Singenvon Weihnachtsliedern und beiKaffee und Kuchen soll Weih-nachtsstimmung aufkommen. Ko-stenbeitrag: 3,50 Euro.

Bremen – Sonnabend, 9. De-zember, 10 Uhr, OstdeutscherWeihnachtsmarkt im Domgemein-desaal, Sandstraße. – Sonntag, 10.Dezember, 15 Uhr, OstpreußischeAdventsfeier im Atlantic-HotelAirport beim Flughafen. Die An-dacht hält Pfarrer i. R. WolfgangKrzizanowski. Die Gestaltung dermusikalischen Umrahmung er-folgt durch Werner Urban. Die Ko-sten der Kaffeetafel betragen 10Euro, für Mitglieder 9 Euro. EineTeilnahme ist aus organisatori-schen Gründen nur nach vorheri-ger Anmeldung möglich. Die Ge-schäftsstelle finden Sie in derParkstraße 4, 28209 Bremen, Tele-fon (04 21) 3 46 97 18.

Bremerhaven – Über 60 Mitglie-der waren gekommen, um dieGründung der Gruppe in Bremer-haven 1926 intern zu feiern. DieVorsitzende Marita Jachens-Paulkonnte auch das EhrenmitgliedPaul Bamgardt begrüßen, der ge-nau im gleichen Monat wie derursprüngliche „Verein heimattreu-er Ostpreußen“, also im Oktober1926, geboren wurde. Es war aucheine Delegation der PommerschenLandsmannschaft gekommen so-wie ein weiteres Ehrenmitglied,„Don“ Alfred Kruse, der es sichmit seinen 95 Jahren nicht neh-men ließ, unter Ukulele-Beglei-tung Ringelnatz zu zitieren unddafür großen Beifall erhielt. Für30 Jahre Mitgliedschaft erhieltEdith Rydlewska ein Buch über-reicht. Jachens-Paul selbst gingauch nicht leer aus, sie bekam fürihre unermüdliche, aufopferndeArbeit Rosen überreicht. Höhe-punkt des Nachmittags war natür-lich der eigentlich viel zu kurzeVortrag von Herbert Tennigkeit,der mit vielen nachdenklichen,aber auch zum Schmunzeln ver-leitenden Gedichten das alte Ost-preußen wieder erstehen ließ. Un-ter dem Motto: „Typisch Ostpreu-ßen“ hörte man vom bewegenden„Wer seine Heimat hat verloren“über die lustige Geschichte vom

Landstreicher mit den „LausigenZeiten“, diverse Witze bis hin zumalt bekannten „Flohchen“, demauch Schauspielerisch exzellentvorgetragenen Höhepunkt seinerDarbietung, war alles vertreten,was Ostpreußen an Poesie hervor-gebracht hat. Allen Anwesendenwird dieser Nachmittag mit Her-bert Tennigkeit unvergeßlich blei-ben. Auf ein erneutes Wiederse-hen mit dem Künstler freuen sichdie Mitglieder schon heute.

HEIMATKREISGRUPPENElchniederung – Mittwoch, 6.

Dezember, 15 Uhr, vorweihnacht-licher Nachmittag in den E. T. V.Stuben, Bundesstraße 96, EckeHohe Weide (U-Bahnstation Chri-stuskirche). Mit Musik, Liedernzur Jahreszeit und Vorträgen sollder Advent gefeiert werden. DerEintritt ist frei, aber bitte ein Päck-chen für den Julklapp mitbringen.Freunde und Gäste sind willkom-men.

Gumbinnen – Sonnabend, 9.Dezember, 14 Uhr, Treffen derGruppe im Haus der Heimat, Teil-feld 1. Zu erreichen mit der S-Bahn 1 bis Station Stadthaus-brücke oder mit der U-Bahn bisStation Rödingsmarkt und einemFußweg von rund acht Minuten.Man geht in Blickrichtung Mi-chaeliskirche. Im Haus kann jetztein Fahrtsuhl benutzt werden. Eserwartet Sie ein vorweihnachtli-ches Programm bei Kaffee undKuchen.

Heiligenbeil – Sonntag, 3. De-zember, 14 Uhr, Weihnachtsfestder Gruppe im Seniorentreff, AmGojenboom, gegenüber Hausnum-mer 35. Gemeinsam sollen einpaar besinnliche Stunden mit Ge-schichten und Liedern zur Weihn-achtszeit verbracht werden. Ko-stenbeitrag für Kaffee und Kuchen3 Euro. Anmeldungen bis zum 1.Dezember beim Lm. Wien, Telefon(0 41 08) 49 08 60. Gäste sindherzlich willkommen.

Insterburg – Mittwoch, 6. De-zember, 14.30 Uhr, am Nikolaus-tag stimmt sich die Gruppe auf dieVorweihnachtszeit, mit Gedichtenund Weihnachtsliedern, im HotelZeppelin, Frohmestraße 123-125,Hamburg ein.

Osterode – Sonnabend, 2. De-zember, 15 Uhr, Weihnachtsfeierim Restaurant Krohn, Fuhlsbüttler

HE I M ATA R B E I T Nr. 47 – 25. November 2006 19Das Ostpreußenblatt

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HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung

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LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (07 11) 85 40 93, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (07 11) 6 33 69 80

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Friedrich-Wilhelm Böld, Te-lefon (08 21) 51 78 26, Fax (08 21)3 45 14 25, Heilig-Grab-Gasse 3,86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de

BAYERN

Vors.: Hans-Joachim Wolf, Tele-fon (03 37 01) 5 76 56, Habicht-weg 8, 14979 Großbeeren. Ge-schäftsführung: Telefon (0 30) 216 43 38, Großgörschenstraße 38,10827 Berlin

BERLIN

Landesvorsitzender: Horst Haut,Oranienburger Chaussee 7, 16515Schmachtenhagen, Telefon undFax (0 33 01) 80 35 27. Ehrenvor-sitzender: Georg Vögerl, Bugge-straße 6, 12163 Berlin, Telefon (030) 8 21 20 96, Fax (0 30) 8 21 2099

BRANDENBURG

Vors.: Helmut Gutzeit, Tel. (04 21)25 09 29, Fax (04 21) 25 01 88,Hodenberger Straße 39 b, 28355Bremen. Geschäftsführer: Bern-hard Heitger, Telefon (04 21) 5106 03, Heilbronner Straße 19,28816 Stuhr

BREMEN

Vors.: Hartmut Klingbeutel, Kip-pingstraße 13, 20144 Hamburg,Telefon (0 40) 44 49 93, Mobilte-lefon (01 70) 3 10 28 15. Stellver-treter: Walter Bridszuhn, Frie-drich-Ebert-Damm 10, 22049Hamburg, Telefon / Fax (0 40) 693 35 20.

HAMBURG

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 20

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Straße 757, direkt Bahnhof Ohls-dorf. Es beginnt mit einer ge-meinsamen Kaffeetafel, die Feierwird musikalisch umrahmt. DasKaffeegedeck kostet 6 Euro. Jul-klapp-Päckchen können mitge-bracht werden. Anmeldungen anGünter Stanke, Dorfstraße 40,22889 Tangstedt, Telefon (0 4109) 90 14.

Sensburg – Sonnabend, 9. De-zember, 15 Uhr, Adventsfeier imPolizeisportheim, Sternschanze4. Anmeldung bis zum 2. Dezem-ber erbeten an Kurt Budszuhn,Friedenstraße 70, 25421 Pinne-berg, Telefon (0 41 01) 7 27 67.

BEZIRKSGRUPPENBillstedt – Dienstag, 5. Dezem-

ber, 15 Uhr, Treffen im Restaurant„Für’n Appel und ’n Ei“, MöllnerLandstr. 27, Billstedt (im Ärzte-haus am Marktplatz). Die Treffensind kultureller Natur (Heimatge-schichte, Literatur, Erlebniser-zählungen, Plachandern, Ausflü-ge und anderes mehr). Gäste sindherzlich willkommen. Kontakt:Annelie Papiz, Telefon (0 40) 7392 60 17.

Hamm / Horn – Sonntag, 17.Dezember, 14 Uhr, Weihnachts-feier im Seniorentreff Horn, AmGojenboom, gegenüber Haus-nummer 35. Sie erreichen denSeniorentreff mit der U-Bahnli-nie 3, Richtung Mümmelmanns-berg bis Horner Rennbahn, Aus-gang Gojenboom, dann über denParkplatz. Am Ende ist der Se-niorentreff. Nach der Kaffeetafelmit selbstgebackenem Kuchenwird die Mundharmonika-Grup-pe Gojenboom für weihnachtli-che Stimmung sorgen. Tischre-servierung auf Wunsch bei Sieg-fried und Gisela, Telefon 6 93 2724.

Harburg / Wilhelmsburg –Montag, 27. November, 15 Uhr,Heimatnachmittag im GasthausWaldquelle, Höpenstraße 88,Meckelfeld. Diavortrag von Her-ibert Strauch über seine Wande-rungen in deutschen Mittelgebir-gen. – Montag, 11. Dezember, 15Uhr, vorweihnachtliche Feiernach ostpreußischer Art im Gast-haus Waldquelle, Höpenstraße88, Meckelfeld.

SALZBURGER VEREINSonnabend, 2. Dezember, 13

Uhr, Treffen im Hotel St. Raphael,Adenauer Allee 41, zwischenHauptbahnhof und Bahnhof Ber-liner Tor. Es gibt eine Advents-feier und Informationen für Ber-lin 2007.

WESTPREUSSENFreitag, 8. Dezember, 15 Uhr,

kultureller Adventsnachmittagim Restaurant Krohn, Fuhlsbütt-ler Straße 755 (direkt am U- undS-Bahnhof Ohlsdorf). Im Pro-gramm: Wilhelm Wieben. DerEintritt ist frei.

Darmstadt – Sonnabend, 9.Dezember, 15 Uhr, Kaffeetafelund vorweihnachtliche Feier derGruppe im „Luise-Büchner-Haus“ (Bürgerhaus am See). Zu-sammen sollen ein paar froheund besinnliche Stunden verlebtwerden. – Viel Applaus bekamErwin Balduhn mit seinem hu-moristischen Gedicht „DatSchwineschlachten“. Die Vorsit-zenden Gerhard Schröder undDieter Leitner konnten zahlrei-che Besucher zum Erntedankfestbegrüßen, zu dem die Frauen-gruppe die Tische festlich ge-schmückt hatte. Schröder be-richtete dann von der Ostpreu-ßischen Kulturtagung, auf derder Film von einer Ostpreußen-reise im Jahre 1937 gezeigt wur-de. Propst i. R. Erhard Wolframberichtete von seiner Arbeit inKönigsberg und vom Bau undEinweihung der Auferstehungs-kirche. Weitere Vorträge hieltenOttmar Schmitz, Hans-JürgenSchuch und die Landesfrauen-leiterin Karla Weyland. AnniOest begrüßte alle Geburtstags-kinder mit dem Gedicht „Lang-sam kommst du in die Jahre ...“.Man gedachte besonders desschwer erkrankten Hans Ney-dorff, der kürzlich seinen 85.Geburtstag begehen konnte. Ge-bannt lauschten die Zuhörerdem Vortrag von HerbertSchneider über das Leben derHonigbiene und seiner Arbeitals Imker. Zur Demonstrationhatte er etliche Exponate wieWaben und einen Stock mitge-bracht. Die Biene ist ein geselliglebender Hautflügler. Ein Volkbesteht aus bis zu 70000 Ar-beitsbienen mit meist nur einerKönigin, die bis zur 2000 Eierpro Tag legen kann. Im Sommerkommen noch rund 500 bis2000 Drohnen (Männchen) hin-zu, die nach dem Begattungsflugaus dem Staat vertrieben wer-den. Ein Bienenvolk kann imJahr 60 bis 100 Kilogramm Ho-nig produzieren. Anschließendverschenkte Schneider, zur Freu-de aller, kleine Gläser mit Honig.Brigitte Klemm revanchierte sichmit einer Flasche „Bärenfang“.Mit einem Gedicht von GerhardSchröder endete das Erntedank-fest.

Kassel – Wieder begann dasmonatliche Treffen im Novem-ber mit dem beliebten Grütz-wurstessen. Der 2. Vorsitzendegedachte mit guten Wünschender Geburtstagskinder des ver-gangenen Monats und trug einNovember-Gedicht von Erich

Kästner vor. Bei dem Vortrag vonRuth Barthel „So schön kann derNovember sein“ mit gemeinsamgesungenen Liedern, Gedichten,lustigen und „nahrhaften“ Be-richten aus Ostpreußen, unteranderem von Alfred Lau undMargarete Kudnig, hob sich dieallgemeine Stimmung, GerhardLandau gab einen abschließen-den Bericht über die Landeskul-turtagung in Wiesbaden, an derer mit sechs anderen Mitglie-dern der Gruppe teilgenommenund vielseitige interessante Vor-träge erlebt hatte.

Anklam – Der Kreisverbandveranstaltet seine diesjährigeAdventsfeier am Sonntag, dem 3.Dezember 2006, von 13 bis 17Uhr in der Mehrzweckhalle„Volkshaus“, Baustraße / NäheMarkt, Anklam. Eingeladen sindalle Landsleute aus Pommern,Ost- und Westpreußen, der Neu-mark, dem Sudetenland undSchlesien. Heimatfreunde undGäste sind ebenfalls herzlichwillkommen. Auf dem Pro-gramm stehen die Jahreshaupt-versammlung 2005 mit einemJahresrückblick und den Vorha-ben für 2007. Ein Ohrenschmauswird das Weihnachtskonzert mitdem Anklamer Gesangvereinund dem Pommerschen Bläser-quartett. Vorbereitet ist eine ge-mütliche Kaffeetafel und einbreites Angebot an KönigsbergerMarzipan, Bärenfang und Hei-matbüchern.

Buxtehude – Freitag, 15. bisSonntag, 17. Dezember, steht die„Ostpreußenhütte“ auf dem

Buxtehuder Weihnachtsmarktam Westfleth. Außer Ostpreußi-schen Spezialitäten wird auchein Interessantes Angebot an Ka-lendern und Büchern geboten.

Celle – Sonnabend, 2. Dezem-ber 14.45 Uhr, Adventsfeier derGruppe in den Räumen des St.Annen-Schulze-Stiftes, Blumla-ge 65, 29221 Celle. Die Wortezum Advent spricht Pfarrer Mar-tin Schenk aus dem Kreis Gum-binnen. Elisabeth Krahn wird ei-ne selbst verfaßte weihnachtli-che Geschichte vorlesen“.

Göttingen – Sonntag, 3. De-zember, 15 Uhr, Adventsfeier derGruppe mit Kaffee und Kuchenim Schützenhaus Göttingen amSchützenanger. – Vom 10. bis 21.Juni 2007 führt die Gruppe einezwölftägige Reise durch Südost-preußen, Litauen, Memelland,Danzig und Pommern mit ver-schiedenen Programmen undStadtführungen durch. Anmel-dungen (bis zum 30. Januar2007) und Informationen bei:Werner Erdmann, HoltenserLandstraße 75, 37079 Göttingen,Telefon (05 51) 6 36 75, Fax (0551) 6 33 71 33.

Osnabrück – Donnerstag, 30.November, 15 Uhr, Treffen desLiteraturkreises in der GaststätteBürgerbräu. – Dienstag, 5. De-zember, 16.45 Uhr, Kegeln imHotel Ibis, Blumenhaller Weg152. – Sonnabend, 9. Dezember,15.30 Uhr, Adventsfeier in derStadthalle Osnabrück. Anmel-dung bis zum 25. November beiXenia Sensfuß, Telefon 43 07 51,oder Gertrud Franke, Telefon 674 79.

Bielefeld – Sonntag, 3. Dezem-ber, 15 Uhr, Adventsfeier imWohnstift Salzburg, MemelerStraße 35. – Montag, 4. Dezem-ber, 15 Uhr, Treffen der Frauen-gruppe in der Wilhelmstraße 13,6. Stock. – Donnerstag, 7. De-zember, 15 Uhr, Gesprächskreisder Königsberger und Freundeder ostpreußischen Hauptstadtin der Wilhelmstraße 13, 6.Stock.

Detmold – Mittwoch, 6. De-zember, 15 Uhr, Adventsveran-staltung der Gruppe im „KleinenFestsaal“ der Stadthalle in Det-mold. Pfarrer i. R. Mörchel hältdie Ansprache und Kurt Grindeleinen Vortrag: „Im Herbst desLebens.“

Düren – Freitag, 8. Dezember,17 Uhr, vorweihnachtliche Feier.Bitte bringen Sie Ihre Kinder

und Enkel mit.Düsseldorf – Montag, 4. De-

zember, 19 Uhr, Literaturkreis:„Ein kleines Haus im Sturm derZeit – Gerhart Pohl und GerhartHauptmann“. Ein Vortrag vonGünter Gerstmann im Konfe-renzraum (parterre), GHH. –Mittwoch, 6. Dezember, 14 Uhr,Königsberger Marzipanbackenmit dem Ehepaar Jürgen Pietschim Zwischengeschoß, GHH. An-meldung bis zum 24. Novemberim GHH, Zimmer 411a. Kosten-beitrag 7 Euro. – Donnerstag, 7.Dezember, 14 Uhr, KönigsbergerMarzipanbacken mit dem Ehe-paar Jürgen Pietsch imZwischengeschoß, GHH. Anmel-dung bis zum 24. November imGHH, Zimmer 411a. Kostenbei-trag 7 Euro. – Donnerstag, 7. De-zember, 19 Uhr, Offenes Singenmit Barbara Schoch, Raum 412oder 413, GHH. – Freitag, 8. De-zember, 18 Uhr, Stammtisch imRestaurant Pils, SchlesischeStraße 92. Erreichbar mit denBuslinien 721, 722, 724 bis Hal-testelle Richardstraße.

Essen – Freitag, 8. Dezember,15 Uhr, Advents- und Weih-nachtsfeier in der „Stern Quel-le“, Schäferstraße 7, 45128 Essen,Nähe des RWE Turmes. Informa-tionen unter Telefon (02 01) 6262 71.

Köln – Dienstag, 5. Dezember,Treffen der Gruppe im Kolping-haus International St.-Apern /Helenenstraße 32, Köln. Brauch-tum zum Advent und Nikolaus.Es sind auch Überraschungenangedacht. Im Anschluß trifftsich der Vorstand. Anmeldungerbeten bei D. Taruttis, Telefon(02 21) 79 16 16. – Der letzteHeimatnachmittag stand unterdem Motto: „Heimat heute“. Indiesem Rahmen gab es einen Be-richt über Urlaube, Nidden sowieGerdauen. Die Berichte wurdesehr schön anrangiert vorgetra-gen und viel Applaus belohnt.Rezitiert wurde auch über dieFeiertage: „Reformationsfest,Allerheiligen und Allerseelen“.Die Geburtstagskinder wurdenmit einem Ständchen geehrt.

Leverkusen – Sonnabend, 9.Dezember, 14.30 Uhr, Vorweih-nachtsfest im großen Saal derHerz-Jesu Kirche, Marktplatz 1,Wiesdorf. Das heimatbezogeneProgramm gestalten: der ChorHeimatmelodie (Leitung MaxMurawski), die Tanzgruppe (Lei-tung Christa Mehlmann), dieLaiengruppe mit dem Krippen-spiel, Hedwig Zentek und ElseHuget mit einer Kindergruppe,der Weihnachtsmann (bringt fürdie Kinder und anderen Gästeeine Überraschung mit). Daskulturelle Programm beginnt um15 Uhr. Eine Anmeldung ist ausorganisatorischen Gründen un-bedingt notwendig: Frau Pelka,Telefon (02 14) 9 57 63.

Mönchengladbach – Montag, 4.Dezember, 15 Uhr, Treffen der Frau-engruppe in der „Bügerklause“.

Witten – Sonnabend, 9. De-zember, 15 Uhr, Adventsfeier.

Landau i. d. P. – Sonnabend, 9.Dezember, 15 Uhr, Adventsfeierim Gewölbekeller der Stiftskirche„Kreuz und Quer“, Kronstraße 38.Es gibt Vorträge mit musikalischerBegleitung von Helmut Naab (Gei-ge) und Ferdi Eichenlaub (Kla-vier).

Chemnitz – Sonnabend, 2. De-zember, 13 Uhr, lädt die Gruppezum Jahreshöhepunkt ein. Ab 11Uhr besteht die Möglichkeit, einMittagessen einzunehmen. Einkleiner Weihnachtsmarkt wirdvon der Frauengruppe, mit ihrerneuen Leiterin Liesbet Krüßel,gestaltet. Weiterhin werden Bü-cher angeboten. Bevor um 13Uhr das bunte Weihnachtspro-gramm mit dem sächsischenHornquartett beginnt, werden

HE I M ATA R B E I T20 Nr. 47 – 25. November 2006Das Ostpreußenblatt

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Zum Gedenken an meine Eltern

Otto Stanschusgeb. 29. 11. 1913 in Schillgallen,

gefallen 26. 8. 1941 in Reval/Estland

Ida Stanschusgeb. Westphal

geb. 1. 11. 1913 in Stollbeck,gest. 1. 8. 2005 in Waldkirch/Breisgau

Alfred Stanschus

Simonswälder Straße 83A, 79261 Gutach-Bleibach

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung

Vors.: Margot Noll, geb. Schi-manski, Am Storksberg 2, 63589Linsengericht, Telefon (0 60 51) 736 69

HESSEN

Sonnabend, 25. November, 20.05Uhr, N 24: Fahrt in den Tod –Das Ende der Hindenburg.

Sonntag, 26. November, 9.20Uhr, WDR 5: Alte und NeueHeimat.

Dienstag, 28. November, 20.15Uhr, ZDF: Die Kinder derFlucht

Dienstag, 28. November, 22.05Uhr, N 24: Operation „Zitadel-le“ – Die größte Panzerschlachtaller Zeiten.

Mittwoch, 29. November, 20.40Uhr, Arte: Benutzt und gesteu-ert – Künstler im Netz der CIA.

Mittwoch, 29. November, 23.15Uhr, ARD: KGB in Deutschland(1).

Donnerstag, 30. November, 23.30Uhr, ARD: Kampf um die Kin-der – Taliban auf dem Vor-marsch.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Vors.: Manfred F. Schukat, Hirten-straße 7 a, 17389 Anklam, Telefon(0 39 71) 24 56 88

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vors.: Dr. Barbara Loeffke, AlterHessenweg 13, 21335 Lüneburg,Tel. (0 41 31) 4 26 84. Schriftfüh-rer und Schatzmeister: GerhardSchulz, Bahnhofstr. 30 b, 31275Lehrte, Tel. (0 51 32) 49 20. Be-zirksgruppe Lüneburg: ManfredKirrinnis, Wittinger Str. 122,29223 Celle, Tel. (0 51 41) 93 1770. Bezirksgruppe Braunschweig:Fritz Folger, Sommerlust 26,38118 Braunschweig, Tel. (05 31)2 50 93 77. Bezirksgruppe Weser-Ems: Otto v. Below, Neuen Kamp22, 49584 Fürstenau, Tel. (0 5901) 29 68. Bezirksgruppe Hanno-ver: Christine Gawronski, Zille-weg 104, 31303 Burgdorf, Tel. (051 36) 43 84

NIEDERSACHSEN

Vors.: Jürgen Zauner, Geschäfts-stelle: Werstener Dorfstr. 187,40591 Düsseldorf, Tel. (02 11) 3957 63. Postanschrift: Buchenring21, 59929 Brilon, Tel. (0 29 64) 1037, Fax (0 29 64) 94 54 59

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Erwin Kühnappel, Haupt-straße 147 c, 09569 Gahlenz, Te-lefon (03 72 92) 2 20 35, Fax (0372 92) 2 18 26. (Geschäftsstelle:Telefon und Fax (03 71) 5 21 2483, Trützschlerstraße 8, 09117Chemnitz. Sprechstunden Diens-tag und Donnerstag, 9 bis 16 Uhr

SACHSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 22

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HE I M ATA R B E I T Nr. 47 – 25. November 2006 21Das Ostpreußenblatt

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Das deutsch-polnische Ver-hältnis ist seit Beginn derKaczynski-Regierungsära

durch Warschauer Kraftmeiereibelastet. Ohne Skrupel bedientsich die polnische Regierung anti-deutscher und antieuropäischerStereotype. Antideutsch und anti-europäisch ausgerichtet ist auchdie Programmatik der beiden klei-nen Koalitionsparteien der derzei-tigen Warschauer Regierungskoa-lition. Polen, Europa und Deutsch-land bekommen mehr und mehrProbleme mit dieser nationalisti-schen Regierung.

Die Berliner Regierung müßtemit Klugheit, Geschlossenheit undFestigkeit auf die Sticheleien ausWarschau reagieren. Doch dies istein unrealistischer Wunsch. Derdeutsche Innenminister rät, fürdas polnische Gezeter Verständniszu haben, die Polenlobby in derSPD ist groß und die Kanzlerin hatim Frühjahr 200 Millionen Euroaus Brüssel den Polen zusätzlichzugestanden. Das Geld war für diemitteldeutschen Bundesländervorgesehen. Auch hat sie ihrenAntrittsbesuch in Warschau langevor dem ersten Besuch in Moskauabsolviert und den Polen signali-siert, daß es mit den besonderendeutsch-russischen Beziehungen– Putin-Schröder – vorbei sei.

Die Warschauer Regierungskoa-lition sieht sich bestätigt. Sie hatallerdings nun auch die Franzosenverprellt, Polens über Jahrhunder-te treueste Verbündete in Europa.Ein glücklicher Umstand für dieBerliner Republik. Die Kraftmeie-rei aus Warschau muß vor demHintergrund der großen innenpo-litischen Probleme Polens bewer-tet werden.

Das Gesundheitswesen und dasRentensystem sind chronischunterfinanziert. Es fehlt an bezahl-barem Wohnraum und an sichtba-ren Fortschritten beim Aufbau ei-ner modernen Infrastruktur, wennman vom Ausbau der Fernstraßen– EU-Mittel – absieht. An einemgroßen Teil der ländlichen Bevöl-kerung ist der wirtschaftliche Auf-schwung in den Städten vorbeige-gangen. Hunderttausende Polenverdingen sich zu Dumpinglöhnenauf dem europäischen Arbeits-markt und die eigentliche Bela-stungsprobe für das ländliche Po-len ist erst noch zu bewältigen. Esist der Strukturwandel in derLandwirtschaft, der Anpassungs-prozeß der polnischen Bauern andas EU-Niveau. Zehntausendekleine Bauernhöfe werden auf derStrecke bleiben und zu einem so-zialen Sprengsatz kollabieren,wenn das Land diesen Prozeßnicht sozialverträglich abfedert.

Eine sachliche Auseinanderset-zung mit dem Unrecht der Vertrei-bung, ja eine staatlich geförderteForschung ist zumindest in Polenzum Erliegen gekommen. Sie paß-te auch nicht ins politische Bildeiner Koalition aus Nationalkon-servativen, erzkatholischen Natio-nalisten und Populisten, zu derenVokabular immer noch antideut-sche Vorbehalte und Töne zählen.

Man hat den Eindruck, daß dieWarschauer Koalitionäre für zu-künftige polnische Krisen schonmal vorsorglich Sündenböcke aus-machen.

Das polnische Störfeuer gegendas geplante Europäische Zen-trum gegen Vertreibungen war er-folgreich und zeigt Wirkung. DerSprecher hat wiederholt vor derOLV seine Befürchtung vorgetra-gen, daß die ostdeutsche Vertrei-bung – von der Dimension her,bisher einmalig – beim Zentrumzu einer Fußnote verniedlichtwerde. Die erste Ausstellung derStiftung „Zentrum gegen Vertrei-bungen“, am 10. August im Kron-prinzenpalais in Berlin eröffnet,bestätigte diese Vermutung nichtganz. Ich hoffe, Sie haben zu die-sem Thema den Kommentar unse-res Chefredakteurs vom 19. Au-gust gelesen.

Ich war recht frustriert als ichbei der Besichtigung der Ausstel-lung feststellen mußte, daß überdie Tragödie Königsberg zwischen1945 und 1947 mit 80000 Verhun-gerten kein Hinweis zu finden war.Es hätte sich angeboten, Auszügeaus dem Buch „Frauen in Königs-berg“ oder dem Tagebuch der Em-ma Kirchstein zu dokumentieren.

Gottfried Hufenbach hat für denBundesvorstand am letzten April-wochenende eine Zusammen-kunft mit den Vorsitzenden/Vor-ständen der Deutschen Vereine imsüdlichen Ostpreußen geleitet. Esging dabei vorrangig um die Zu-kunft der deutschen Volksgruppeim südlichen Ostpreußen. Dazu,aber auch zu den Überlegungendes Bundesvorstandes zur Fortset-zung des kommunalen Dialogeswird Sie Hufenbach zu einem spä-teren Zeitpunkt informieren.

Das Sommerfest der LO für dieDeutschen Vereine fand am 22. /23. Juli statt. Teilnehmerzahl undAtmosphäre der Veranstaltungentsprachen unserer Erwartung.Es ist wichtig, daß die LO immerwieder als Obhutorganisation fürunsere heimatverbliebenenLandsleute auftritt. Die Bürger-meisterin von Lötzen und derLandrat des Kreises Lötzen warenEhrengäste bei der Veranstaltung.

Die Zerstrittenheit der Deut-schen Vereine, wie sie unter Eck-

hard Werner Gang und Gebe war,gehört der Vergangenheit an.Heinrich Hoch hat zweifellos inseinem Amt als Dachverbandsvor-sitzender Statur gewonnen. Erwird von den Vereinsvorsitzendenanerkannt

Er rief mich am Mittwochabend

an und berichtete über eine sehrerfolgreiche Zusammenkunft allerVereinsvorsitzenden am letztenWochenende. Ziel der Zusammen-kunft war, alle Kräfte zu bündeln,damit bei der Kommunalwahl dieDeutsche Volksgruppe einen Ach-tungserfolg erzielen kann. Hochkandidiert für den Stadtrat vonOsterode. Dies läßt leider seineTeilnahme an unserer heutigenSitzung nicht zu. Er läßt Sie alleherzlich grüßen.

In Königsberg haben die StadtKönigsberg und die Städte im Ge-biet in den letzten Jahren einenbemerkenswerten Aufschwung ge-nommen. Leider beschränkt sichdieser Aufschwung auf die großenStädte, auf dem Land herrschtweiter Tristesse und Stagnation.Der flüchtige Beobachter darf sichbei seiner ersten Begegnung mitKönigsberg und anderen Städtenim nördlichen Ostpreußen nichtdavon täuschen lassen, daß sichihm ein relativ buntes und leben-

diges Bild bietet. Nur eine Minder-heit der Menschen hat an diesemLeben Anteil und bestimmt ent-sprechend ihrer Möglichkeitendas Erscheinungsbild.

Die Probleme der Region sindnach wie vor riesig: die Wohnver-hältnisse breiter Bevölkerungs-

schichten, insbesondere auf demLande sind katastrophal.

Es gibt keine funktionierendeGesundheitsfürsorge; die Aidsin-fektion breitet sich aus.

Eine funktionierende Landwirt-schaft mit angeschlossener Ver-edelungswirtschaft ist nicht vor-handen.

Ein Umweltbewußtsein ist al-lenfalls in Ansätzen, aber nur beieinem kleinen Teil der Menschenvorhanden.

Die Mehrheit der Menschen istarm, viele Tausend vegetieren un-ter der Armutsgrenze freudlosund perspektivlos dahin.

Wie in anderen Teilen Rußlandsist auch im Königsberger Gebietdie Kriminalität sehr hoch.

Die Schwäche der Staatsorganeleistet der Kriminalität großenVorschub. Organisiertes Verbre-chen, Menschenhandel, Handelmit Drogen und gestohlenen Fahr-zeugen und illegale Einwanderunggehören dazu. Auch der Schmug-

gel – vor allem von Bernstein, Al-kohol und Zigaretten – ist weitverbreitet. Das organisierte Ver-brechen hat wie auch anderenOrts in Rußland eine äußerst ne-gative Auswirkung auf Wirtschaftund das Investitionsklima. DieKriminalität, die mit Korruptioneinhergeht, stellt eine ernsthafteBedrohung der wirtschaftlichenEntwicklung und des Aufbaus ei-nes von rechtsstaatlichen Grund-sätzen bestimmten demokrati-schen Systems dar.

Rußland ist kein Rechtsstaat inunserem Sinne, wohl alle, die hu-manitär in der Region tätig warenoder noch sind, haben dies einmaloder mehrmals schmerzlich er-fahren müssen. Die Verhältnisseauf dem Land in der Region sindhäufig ähnlich den Verhältnisseneines Entwicklungslandes inSchwarzafrika.

Der Unterschied zwischen Stadtund Land im Königsberger Gebietist in den letzten Jahren noch er-heblich größer geworden. Was inder Stadt als Hoffnung erkennbarist, wird auf dem Lande weitervernachlässigt. Vieles ist verwahr-lost, unendliche Flächen liegenbrach, eine große Armut herrschtunter den Menschen, ihre Not istunübersehbar. Es fehlen Arbeits-plätze vor Ort. Es fehlen Investi-tionen in die Landwirtschaft, anGebäuden und vor allem in dieStraßen.

Es ist in höchstem Grade verant-wortungslos, wie das Problem derUmweltverschmutzung ignoriertwird, mit der Konsequenz, daßden nachwachsenden Generatio-nen drückende Altlasten aufge-bürdet werden. Ein Umweltskan-dal erschütterte im August dasSeebad Neukuren. UngeklärtesAbwasser – menschliche Fäkalien– verschmutzen den Strand desSeebades. Einer russischen Pres-senotiz war zu entnehmen, daß eseine Störung in der NeukurenerKläranlage gegeben habe. Ichschlußfolgere daraus, daß geklär-tes Abwasser in die Ostsee beiNeukuren eingeleitet wird unddaß die örtliche Kläranlage – fürwie lange auch immer – ausgefal-len war. Da hat man dann unge-klärt in die Ostsee entsorgt.

Im Königsberger Gebiet geht esmit der Russifizierung weiter vor-an. In Pillau steht jetzt an der Mo-le Zar Peter der Große anstelle desGroßen Kurfürsten, und auch Za-rin Elisabeth, die Gegnerin Frie-drich des Großen, wurde neu auf-gestellt. In Königsberg wird dasStadtbild in nicht geringer Weisevon der neu erbauten riesigen Or-thodoxen Erlöserkathedrale be-stimmt.

Gelegentlich wird in unserenReihen angeregt, zum 200. Jahres-tag des Tilsiter Friedens im näch-sten Jahr eine gemeinsame Veran-staltung mit Russen durchzufüh-ren. Ich lehne dies ab. Wir würdengroßrussischer Geschichtsklitte-rung Vorschub leisten. Schon vorfünf Jahren plakatierten die Rus-sen in Königsberg großflächig: Un-ser Land, hier waren wir, hiersind, hier bleiben wir. – Ja, sie wa-ren in Königsberg drei Jahre alsBesatzer während des siebenjähri-gen Krieges und dann noch ein-mal einige Monate als Verbündetewährend des Befreiungskriegesvon 1813 und 1814.

Im übrigen war der Tilsiter Frie-den ein Schanddiktat, von Napo-leon oktroyiert, und nur dem rus-sischen Zaren Alexander I. war eszu verdanken, daß Preußen beste-hen blieb, wenn auch nur alsZwergstaat und seiner gesamtenGebiete westlich der Elbe beraubt.

Königsberg ist heute in den Au-gen der Russen sowie nach Auffas-sung der ganzen Welt ein Teil derrussischen Föderation. Das müs-sen wir, auch wenn es unsschmerzt, zur Kenntnis nehmen.Die innerstaatliche EntwicklungRußlands verläuft in Königsbergnicht anders als im gesamten riesi-gen Land, innerstaatliche Ent-wicklungen gelten von Pillau bisWladiwostok und von Murmanskbis zur chinesischen Grenze.

Nach anfänglichen Demokrati-sierungstendenzen unter Präsi-dent Jelzin entwickelt sich dasLand nun wieder in Richtung ei-nes totalitären Regimes. Zwar gibtes noch ein gewähltes Parlament,aber die Wahlen sind nicht frei imSinne des westlichen Demokratie-verständnisses. Die russische Ju-stiz ist nicht unabhängig, die Ei-gentumsgarantie ist im Zweifelnichts wert, kritische Journalistenwerden beseitigt und eine freiePresse ist nicht vorhanden. Resü-mee: es gibt keine Anzeichen, daßsich Rußland im nächsten Jahr-zehnt zu einer Zivilgesellschaft imwestlichen Sinne mit gesichertenGrundrechten entwickeln wird.

Damit diese Zustandsbeschrei-bung nicht nur ganz negativ bleibtwill ich von einem kleinen Hoff-nungslicht berichten. Horst Merti-neit, der Stadtkreisvertreter derStadtgemeinschaft Tilsit rief michvorgestern an. Er meldete sich fürdie heutige Sitzung wegen einernoch nicht überstandenen Grippeab. Mertineit berichtete, wie sehrer sich freue, daß nunmehr der

»Auch wenn es uns schmerzt ...«Leicht gekürzter Lagebericht des Sprechers für die Ostpreußische Landesvertretung in Bad Pyrmont / Ostheim

Wilhelm v. Gottberg, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreu-ßen. Foto: Archiv

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Tilsiter Waldfriedhof durch denVolksbund wieder fertiggestelltund eingeweiht sei. Die Anlage seirundherum wunderschön und diePresse habe von der Einweihungdurchweg sehr positiv berichtet.

Ferner berichtete Mertineit vonseiner großen Freude, die unbe-grenzt bei allen Mitgliedern derTilsiter Stadtgemeinschaft vorhan-den sei, daß der Elch der Stadt Til-sit wieder zurückgekommen sei.Dieser war 1945 nach Königsbergverbracht worden. Er habe wegendes Tilsiter Elches den Oberbür-germeister jahrelang in den Ohrengelegen und ihn gebeten, diesesZiel zu verfolgen. Nun sei es reali-siert. Der Oberbürgermeister er-warte allerdings, daß die Stadtge-meinschaft einen Teil der Umzugs-kosten für den Elch aufbringenwird. Da hat Mertineit noch eini-ges zu erledigen.

Das Memelland gerät nicht ausdem Blick. Über meine Reise nachMemel und Heydekrug und die er-neute Zuwendung an die Wolfs-kinder habe ich Sie im April in ei-nem PAZ-Artikel ausführlich in-formiert. Auch habe ich über mei-nen Besuch bei der sogenanntendeutschen Schule in Memel be-richtet, die in Wahrheit eine litaui-sche Schule für die deutsche Min-derheit ist.

Zum gesamten Komplex der Ver-treibung der Deutschen aus denOstprovinzen des früheren Deut-schen Reiches und aus den süd-osteuropäischen Siedlungsgebie-ten hat die politische Klasse in un-serer Republik eine sehr einseitigeund eigenwillige Sichtweise ent-wickelt, und diese zur Staatsräsonerhoben. Es ist die Sichtweise derPolen, daß nämlich aufgrund desmutwilligen Beginns des Kriegesdurch Deutschland und der uner-meßlichen Verbrechen der Deut-schen die Vertreibung gerechtfer-tigt sei. Die Deutschen haben alsogewissermaßen eine gerechte Stra-fe bekommen. Insoweit müssen siesich das Unrecht der Vertreibungselbst zurechnen. Die wirklichenOpfer sind die Menschen in denöstlichen Nachbarstaaten, die zuMillionen zu Tode gebracht wur-den, bzw. unter dem Naziterrorleiden müssen. Liebe Landsleute,leider hat sich so undifferenziertder Bundespräsident beim Tag derHeimat am 2. September in Berlingeäußert. So oder ähnlich hörtman es immer wieder von denVertretern der Großen Koalition.

Zur LO und ihren nachgeordne-ten Organisationen: Dem Bundes-vorstand ist es gelungen, nun end-

lich wieder einen engagierten undausgewiesenen Fachmann für dieLeitung der Redaktion zu gewin-nen. Herr Klaus Voss ist der jüng-ste Chefredakteur, den unsere Wo-chenzeitung je hatte, gleichwohl ister erfahren. Er wird über seinenWerdegang, aber auch über die zu-künftige Entwicklung bei der PAZIhnen gleich berichten. DerBundesvorstand hat mit ihm ge-meinsam Schritte eingeleitet, dieder Zukunftssicherung der PAZdienen sollen. Wir müssen die be-zahlte Auflage der PAZ stabilisie-ren. Liebe Landsleute, dazu istauch Ihre Mithilfe erforderlich. Istes unzumutbar, zu fordern, daß je-des Mitglied der OLV im nächstenJahr drei neue Abonnenten wirbt?Herr Voss hat über seine Frau ei-nen Bezug zu Ostpreußen. Für ihnist klar – was außerhalb der Ost-preußenfamilie heute fast verges-

sen ist – das Dienen steht vor demVerdienen -

Über die Situation hier im Hau-se, über das Ostheim habe ich Siemit dürren Worten in meinemBrief vom 19. Oktober informiert.Noch hat das Ostheim mit seinemSeminar- und Freizeitangebot fürden gesamten Verband eine enor-me Bedeutung. Eine Aufgabe desOstheims würde den Verband innicht mehr zu korrigierenderWeise schwächen. Aber ein verant-wortungsbewußter Vorstand mußreagieren, wenn erkennbar wird,daß die Wirtschaftlichkeit des Ost-heims nur mehr kurzfristig gege-ben ist. Das Ostheim ist immerschon von der LO gesponsert wor-den, mit Ausnahme der Jahre 1996– 2004. Ich habe darüber bei denSitzungen der OLV in den vergan-genen Jahren immer wieder be-richtet. Aufgrund der guten Fi-nanzausstattung der LO in frühe-ren Jahrzehnten war das finanziel-le Zuschießen kein großes Pro-blem. Mit dem Wegbrechen derLeserschaft der PAZ ist die Fi-nanzkraft der LO geschwunden.Am 19. September hat die Mitglie-derversammlung von Ostheim ge-tagt und die Übertragung des Ost-heimanteils am Eigentum dieserHausimmobilie auf die LO be-schlossen. Im Gegenzug verzichtetdie LO auf ihre bisher aufgelaufe-nen Forderungen an den Verein

Ostheim. Die dazu erforderlichennotariellen Maßnahmen sind inArbeit.

Der Verein Ostheim e.V. bleibtwie bisher Betreiber der Jugend-Freizeit- und Bildungsstätte Ost-heim in Pyrmont. Die Mitglieder-versammlung hat Dr. Thüne, Gri-gat und mich für die nächsten 2Jahre zu Vorstandsmitgliedern beiOstheim e.V. gewählt.

Der Bundesvorstand appelliertan dieser Stelle nochmals ein-dringlich an Sie alle: Liebe Lands-leute, prüfen Sie ernstlich wie weitSie im nächsten Jahr persönlichoder mit Ihren Vereinigungen zurbesseren Auslastung des Ostheimsbeitragen können. Gemeinsamkönnen wir es schaffen, dem Ost-heim die Funktion zu erhalten, diedas Haus seit 1958 für die LOwahrgenommen hat.

Das Ostpreußische Landesmu-seum in Lüneburg ist keine Ein-richtung der LO. Aber der Verein„Ostpreußisches Jagd- und Lan-desmuseum e.V. Lüneburg“ – diemaßgeblichen Personen dort sindOstpreußen – und die LO sindStifter der OKS. Daraus ergibt sichdie moralische Verpflichtung füralle Ostpreußen, darüber zu wa-chen, daß im Museum ein unver-fälschtes Bild des historischenOstpreußens dargeboten wird. DieOstpreußen haben im Laufe von50 Jahren – 1957 begann das Vor-läufermuseum des heutigen OLmit seiner Arbeit – viele hundert-tausend DM gespendet.

Die OKS hat seit ihrer Gründung1994 bis 2003 gut gearbeitet. Le-diglich der ehemalige Museumsdi-rektor hat immer wieder versucht,einzelne ehrenamtlich Tätige ausdem Vorstand und Stiftungsrat ge-zielt zu diffamieren. Besonderswar er auf den Sprecher in seinerEigenschaft als Stiftungsratsvorsit-zender der OKS fokussiert. Da esuns um die Sache ging, haben wirdas ertragen.

Das Land Niedersachsen, auchZuwendungsgeber bei der OKS,will im Ostpreußischen Landes-museum ein baltisches Landesmu-seum einrichten und insoweit denEinfluß Ostpreußens bei der OKSauf ein Minimum reduzieren. DieBalten wären nicht dagegen. DieOstpreußen haben immer gesagt,und sagen das auch heute noch:die Balten sind uns mit einer balti-schen Abteilung im Ostpreußi-schen Landesmuseum willkom-men. Sie sollen auch einen Sitz imStiftungsrat haben, aber an der Fe-derführung der Ostpreußen in denGremien lassen wir nicht rütteln.

Es haben in den letzten eineinhalbJahren unzählige Gespräche mitNiedersachsen, mit den Balten,auch zwei Gespräche mit Prof.Schäfer im Bundeskanzleramtstattgefunden. Es wurden Briefegeschrieben und Telefonate ge-führt. Alles wegen der Erweiterungder OKS und der Einrichtung derbaltischen Abteilung. Die ganzeSache ist noch eine Hängepartieund es ist noch ungewiß, wie esletztlich ausgeht. Hilgendorff wirddazu morgen auch noch vortragen.Aber meine Damen und Herren,die Belastungen, die zeitliche undkörperliche Belastung, die dieserKomplex mit sich mitbringt, ist eh-renamtlich nicht mehr zu leisten.Das ist unzumutbar geworden.Dies gilt für Hilgendorff in seinerEigenschaft als Vorsitzender desTrägervereins OstpreußischesJagd- und Landesmuseum e.V. so-wie als stellvertretender Stiftungs-ratsvorsitzender der OKS nochmehr als für mich.

Hilgendorff hat in einem sehrmutigen Schritt die an das Mu-seum angrenzende Immobilien,Brauereimuseum, Kronendieleund angrenzende Grundstücke fürknapp 2 Mio. Euro für den VereinOstpreußisches Jagd- und Landes-museum erwerben können. Damitist es gelungen, das Hinterhofda-sein des Ostpr. Landesmuseums zubeenden und den Zugang des Mu-seums von der Hauptfußgängerzo-ne zu ermöglichen. Das wird demZulauf des Museums guttun. DerBundesvorstand hat die Unterstüt-zung der LO für den Zukauf signa-lisiert und 50000 Euro aus derTreuespende sowie 20000 Euroaus dem LO-Plafond der StiftungOstpreußen für den Ankauf zur

Verfügung gestellt. Inzwischen ha-ben auch einige Kreisgemein-schaften Unterstützung signali-siert. Dafür danke ich im Namendes Bundesvorstandes.

Meine Damen und Herren, derBundesvorstand hat insbesonderedurch die Kontakte des Sprechersauch im vergangenen Jahr Verbin-dung zu maßgeblichen Vertreternder politischen Klasse gehalten.Diese Lobbyarbeit war erfolgreich.Sie soll auch auf Repräsentantender Grünen Partei ausgeweitetwerden.

Liebe Landsleute, die Mitgliederder OLV müssen jederzeit überden Gesamtzustand des Verbandesund seine innere Verfaßtheit Ge-wißheit haben. Dazu zählt auchdie Frage, inwieweit wir nach au-ßen ein Bild der Geschlossenheitabgeben und inwieweit die korpo-rativen Mitglieder sowie die weni-gen Einzelmitglieder zu den Zie-len der LO und des Dachverban-des BdV stehen. Tendenzen zur

Entsolidarisierung sind in der LOnicht zu übersehen, aber nur ge-schlossen und einig werden wir inder Zukunft als Gesprächspartnerernst genommen.

Der Sprecher arbeitet für Ost-preußen und die Ostpreußen, heu-te noch eben so hart wie 1990 oder1998. Da hat es kein Nachlassengegeben. Zahlreich sind die Bittenan den Sprecher, bei den Unter-gliederungen zu sprechen. Meinletztes freies Wochenende hatteich am 20. / 21. August dieses Jah-res, und das nächste freie Woche-nende wird hoffentlich das 1. Ad-ventwochenende sein. Zuneh-mend mehr bitten mich Kreiseaußerhalb der LO um Vorträge,bzw. um Ansprachen. Über mei-nen kürzlichen Einsatz in Buda-pest konnten Sie in der PAZ lesen.Meine Damen und Herren, ich for-dere nie ein Honorar und ich be-komme auch keins. Es geht immerum Ostpreußen und ich duckemich nie weg. Ich schreibe meineReden und Artikel stets selbst.Nicht von ungefähr hat derBundesvorstand entschieden, daßder Sprecher die Ansprache beimSommerfest der LO in Lötzen hal-ten soll.

In der nächsten Woche findetein Gespräch auf europäischerEbene statt, in dem ausgelotet wer-den soll, ob die Gründung eineseuropäischen Vertriebenenverban-des möglich ist.

Beim BdV-Präsidium waren imMärz Neuwahlen. Ich wurde dabeimit einem hervorragenden Ergeb-nis als Vizepräsident bestätigt. Miteinem guten Ergebnis wurde auchDr. Wolfgang Thüne in das Präsi-dium gewählt.

Doch nun geht der Blick nachvorne. Der Bundesvorstand bittetSie, einer Satzungsänderung zuzu-stimmen, die eine nochmalige Ver-kleinerung des Bundesvorstandeszum Ziel hat. Es hat sich im letztenJahr auch bei der LO gezeigt, wasschon immer gesicherte Erkennt-nis war. Kleinere Gremien arbeiteneffektiver und zügiger als große.Mit insgesamt acht Vorstandsmit-gliedern ist der Bundesvorstandvöllig ausreichend besetzt. Es wur-de auch die Zahl sieben in Erwä-gung gezogen. Es ist aber wün-schenswert, daß im Bundesvor-stand jüngere und auch berufstäti-ge Persönlichkeiten mitwirken.Von denen kann immer mal einerverhindert sein. Deswegen schlägtder Bundesvorstand für die Zu-kunft einen achtköpfigen Vorstandvor.

Es hat mir Freude gemacht, denreduzierten, aber zuverlässig ar-beitenden Bundesvorstand an derSeite zu haben. Ich danke unserenbeiden Damen im Vorstand für ihrgewissenhaftes Mitwirken. FrauLüttich und Frau Stramm sind einsehr positives Element im Vor-stand. Beide sind erfahrene Füh-rungspersönlichkeiten, das gilt fürdie Berufsphase wie für die ehren-amtliche Tätigkeit als Kreisvertre-terin bzw. Landesgruppenvorsit-

zende. Frau Lüttich möchte ich andieser Stelle noch einmal be-sonders danken. Trotz ihrer Bela-stung als Bundesvorsitzende derostpreußischen Frauenkreise hatsie sich auch als Landesgruppen-vorsitzende für Baden-Württem-berg in die Pflicht nehmen lassen.Herr Böld ist immer ansprechbarund, wenn erforderlich, jederzeitzu einer Reise nach Hamburg be-reit. Sein Rat im Vorstand war im-mer hilfreich. Mit Wolfgang Thüneverbindet mich viel, er steht mirvon Beginn meiner Sprecherzeitan als Stellvertreter zur Seite. Gott-fried Hufenbach hat sich seit sei-

ner Wahl vor zwei Jahren starkund engagiert in die Vorstandsar-beit eingebracht. Er betreut dasGebiet südliches Ostpreußen undist da genau an der richtigen Stel-le. Außerdem arbeitet er mit Stolleund Grigat an dem Konzept Re-strukturierung, um die LO zu-kunftsfähig zu machen. Er wirddarüber noch berichten. RüdigerStolle danke ich für sein Mitwir-ken.

Ein besonderer Dank gilt Ste-phan Grigat, er hat sofort zuge-stimmt, als ich ihn bat, als koop-tiertes Mitglied im Bundesvor-stand mitzuwirken.

Zu meiner Person: Ich bin nunvon allen Sprechern am längstenim Amt. Ich habe schon vor mei-ner Zeit als Sprecher gewußt, daßder Mensch des Menschen Wolfist. Aber ich hätte nicht für mög-lich gehalten, im Sprecheramtzahlreichen Diffamierungskam-pagnen ausgesetzt zu sein. Ich ha-be nicht mit großem Dank gerech-net, wohl aber, daß man mich mitGerechtigkeit beurteilt. Dies hatdankenswerterweise die großeMehrheit der OstpreußischenLandesvertretung bisher auch im-mer getan.

Durch Gebet und den morali-schen Zuspruch meiner Familieund wirklichen Freunden hier inder OLV, habe ich das leisten kön-nen, was ich für Ostpreußen unddie Ostpreußen geleistet habe. DenBenediktiner-Wahlspruch „Arbeitmit Gebet verbunden, hat GottesSegen stets gefunden“, habe ich er-fahren. Und Luthers großartigesWort ist mir Leitlinie geworden:„Ein Christ ist ein freier Herr allerDinge und niemand untertan. EinChrist ist ein dienstbarer Knechtaller Dinge und jedermann unter-tan.“ Der erste Satz gilt nur, wennman den zweiten Satz persönlichpraktiziert. Daraus erwächst Sou-veränität und Unabhängigkeit.

Mit einem Dank an die Mitarbei-ter in der Bundesgeschäftsstelleund bei der Redaktion, will ichdiesen Lagebericht beenden. Dan-ke für Ihr geduldiges Zuhören.

HE I M ATA R B E I T22 Nr. 47 – 25. November 2006Das Ostpreußenblatt

Vertreter von Stadt und Land, sowieEhrengäste Grußworte entrichten.Verdiente Mitarbeiter werden mitder Silbernen Ehrennadel geehrt.Anmeldungen bei Gertrud Alter-mann, Rosa-Luxemburg-Straße 1 a,09126 Chemnitz.

Limbach-Oberfrohna – Sonn-abend, 9. Dezember, 14 Uhr, Weihn-achtsfeier der Gruppe im Industrie-museum der Stadt. Mit einem klei-nen weihnachtlichen Programmsoll an frohe und besinnlicheWeihnachten in der Heimat er-innert werden. Es wird selbstge-machtes Weihnachtsgebäck undhausgemachte Wurst angeboten.Dazu sind alle Landsleute herzlicheingeladen.

Aschersleben – Mittwoch, 29.

November, 14 Uhr, Handarbeits-Frauennachmittag im „Bestehorn-haus“, Zimmer 6. – Mittwoch, 7. De-zember, 14 Uhr, Handarbeits-Frau-ennachmittag im „Bestehornhaus“,Zimmer 6.

Dessau – Montag, 4. Dezember,14.30 Uhr, Treffen der Singgruppein der Begegnungsstätte „H. Rüh-mann“.

Magdeburg – Freitag, 8. Dezem-ber, 16 Uhr, Singproben im „TuSNeustadt“.

Schönebeck – Sonnabend, 2. De-zember, 14 Uhr, Adventsfeier derGruppe im „Maxim“, Maxim-Gor-ki-Straße.

Bad Oldesloe – Für die Treffender Gruppe steht immer ein be-stimmtes Thema auf dem Pro-gramm – bei der letzten Zu-sammenkunft war es der HeiligeMartin. Nach einer kurzen Darstel-

lung über Leben und Legende desMartin von Tours, der 316 n. Chr. imGebiet des heutigen Ungarn gebo-ren wurde, sprach Boris Makarows-ki über Sitten und Bräuche zumMartinstag in Ostpreußen. Zinsenund Abgaben wurden zu Martinifällig, wenn die Ernte eingebrachtwar, Dienstleute wechselten ihrenArbeitsplatz. Katharina Makarows-ki las eine humorvolle Geschichtevom Schlachten, welches auch indiese Jahreszeit gelegt wurde. Mar-tin starb am 8. November 397 inCandes bei Tours in Frankreich.Dort war er von 372 bis zu seinemTode der dritte Bischof. Er wurdeeiner der bekanntesten Heiligender katholischen Kirche. Die Le-gende erzählt, daß er mit demSchwert seinen Mantel mit einemBettler teilte. In der folgendenNacht soll ihm Christus erschienensein, bekleidet mit dem Teil desMantels, den er dem Bettler gege-ben hatte. Nach einer weiteren Le-gende soll er sich im Jahr 371 in ei-nem Gänsestall versteckt haben, alser in Tours zum Bischof ernanntwerden sollte. Die schnatterndenGänse verrieten ihn in seinem Ver-steck. So mußte er das Bischofsamtannehmen, und das soll am 11. No-vember gewesen sein.

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung

»Auch wenn es uns schmerzt ...«Leicht gekürzter Lagebericht des Sprechers für die Ostpreußische Landesvertretung in Bad Pyrmont / Ostheim

Bad Pyrmont – Vom 19. Dezem-ber 2006 bis 2. Januar 2007 bietetdas Ostheim wieder eine Weihn-achtsfreizeit für Senioren an. Beiabwechslungsreichen Programm-angeboten, vom morgendlichenSingen oder der Gymnastik nachdem Frühstück, über kleine Wan-derungen, Diavorträgen, Bastelnoder Lesungen, bis hin zur „Haus-weihnacht“ am Heiligen Abendund dem gemeinsam begangenenJahreswechsel, sowie natürlichecht ostpreußischer Küche undFestessen zu den Feiertagen, findetwohl jeder Gast etwas passendes

zu seiner Unterhaltung und wennes auch nur das Plachandern mitLandsleuten aus der alten Heimatist. In der Hufeland-Therme kön-nen Sie die Meersalzgrotte genie-ßen, in verschiedenen Saunenschwitzen oder das Wasser in ver-schiedenen Formen auf den Kör-per wirken lassen. Bad Pyrmontselbst lädt mit seinen Sehenswür-digkeiten, Einkaufsmöglichkeiten,Cafés und Kulturangeboten zumBummeln und Genießen ein.

Für diese 14tägige Weihnachts-freizeit stehen noch einige Einzel-zimmer zum Preis von 651 Euro

und Doppelzimmer zum Preis von560 Euro pro Person zur Verfü-gung. Die Inklusivpreise beinhal-ten Vollpension mit allen Festme-nüs, die Gästebetreuung, eineHalbtagesfahrt und die Reise-Rücktrittskosten-Versicherung.Die Kurtaxe wird vom StaatsbadBad Pyrmont separat erhoben.Anfragen und Anmeldungen, die-se bitte nur schriftlich, richten Siean: Ostheim – Jugendbildungs-und Tagungsstätte, Parkstraße 14,31812 Bad Pyrmont, Telefon (0 5281) 9 36 10, Fax: (0 52 81) 93 61 11,E-Mail: [email protected]

Vors.: Bruno Trimkowski, Hans-Löscher-Straße 28, 39108 Magde-burg, Telefon (03 91) 7 33 11 29

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Tel. (04 31) 55 38 11, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Alle Jahre wieder ...Weihnachtsfreizeit für Senioren im Ostheim

»Dienensteht vor dem

Verdienen«

Unterstützungfür

die Zukunft

Gemeinsamfür die

eigene Sache

GE S C H I C H T E Nr. 47 – 25. November 2006 I

Unsere Stellung zum Mili-tärwesen ist gegebendurch unsere Auffassung

des Nationalitätenprinzips. Wirfordern die Unabhängigkeit jederNation. Aber das bedingt, daß wirauch darauf Wert legen, daß dieUnabhängigkeit des deutschenVolkes gewahrt wird. Wir sindselbstverständlich der Meinung,daß es unsere verdammte Pflichtund Schuldigkeit ist, dafür zu sor-gen, daß das deutsche Volk nichtvon irgend einem anderen Volk andie Wand gedrückt wird.“

Das waren 1907 im DeutschenReichstag Äußerungen, die in derÖffentlichkeit Aufsehen erregten,denn sie stammten aus dem Mun-de des Sprechers der Sozialdemo-kratischen Fraktion für Militärfra-gen, des damals 39 Jahre alten Ab-geordneten Gustav Noske. Das„Berliner Tageblatt“ meinte, ausder Reichstagsrede müsse manden Eindruck gewinnen, „daßNoske eine ganz andere Auffas-sung von Welt und Menschen hat,als sie sonst in der Sozialdemokra-tie herkömmlich war“. Es sei einneuer Geist, der aus ihm spricht.Weder könne man ihn zu den Re-visionisten zählen, noch zu denVertretern der Gewerkschaftspoli-tik. „Vielleicht ist er nichts als einePersönlichkeit.“

Wer sich hier, zwei Jahre nach-dem er zum ersten Male in denReichstag gewählt worden war, zuWort meldete, war in der Tat eineherausragende Persönlichkeit, dienoch eine entscheidende Rolle inder Geschichte spielen sollte. Ge-boren wurde Gustav Noske am9. Juli 1868 in Brandenburg an derHavel in ärmlichen Verhältnissen.Dennoch besuchte er die Bürger-schule (heute etwa Realschule)und lernte in Abendkursen Eng-lisch und Französisch. Während erdas Korbmacherhandwerk erlern-te, eignete er sich durch intensiveLektüre umfangreiche Kenntnisseder Geschichte an. Ferdinand Las-salles Schriften beeinflußten ihn.Neben der Berufsausübungschrieb er Artikel für sozialdemo-kratische Zeitungen, bis er Redak-teur, später Chefredakteur vonSPD-Zeitungen in Königsberg undChemnitz wurde. Als er wegen Be-leidigung des Hofpredigers AdolfStöcker drei Monate lang im Ge-fängnis saß, studierte er Marx’„Kapital“. Später rühmte er sich,niemals Marx zitiert zu haben.

1906 stellte ihn die ChemnitzerParteibasis gegen den Willen derPartei- und Gewerkschaftsführungals Kandidaten für den Reichstagauf. Er wurde gewählt und spezia-lisierte sich in Fragen des Haus-haltsrechts, des Militärwesens undder Kolonien. Hier entwickelte ersich zu einem Fachmann mit ei-genständigem Urteil, der sich,wenn in seinen Augen notwendig,nicht an die Parteilinie hielt. Wur-de er dann von der Parteilinkenangegriffen, konnte er sicher sein,daß ihn der Parteivorsitzende Au-gust Bebel deckte. Der Erste Welt-krieg war in seinen Augen ein Ver-teidigungskrieg. Daher war es fürihn selbstver-ständlich, für dendeutschen Siegeinzutreten.

Als im Herbst1918 die deutscheFront wie auch die Heimat er-schöpft zusammenbrachen undlinksextreme Gruppierungen ausder Meuterei von Matrosen derseit zwei Jahren tatenlos in denHäfen liegenden Großkampfschiffeeine Revolution zu machen sichbemühten, um nach dem Vorbildder Sowjetunion aus Deutschlandeine Räterepublik zu machen, be-rief der kurz vorher zum Reichs-

kanzler berufene SozialdemokratFriedrich Ebert Noske als Militär-fachmann in den Rat der Volksbe-auftragten. „Verlaßt Euch drauf, ichbringe Euch Berlin in Ordnung“,war dessen berühmt gewordeneAntwort. Wohl noch bekannterdürfte seine Reaktion auf die kurzdanach erfolgte Ernennung zumReichswehrminister sein: „Meinet-wegen. Einer muß der Bluthundwerden.“

Angesichts des Machtvakuums –der neuen Regierung standenkaum bewaffnete Kräfte zur Verfü-gung, da das aus dem Felde zu-rückkehrende Heer zerfiel – ver-bündete sich Reichskanzler Ebertmit der Obersten Heeresleitung.Man war sich einig in dem Ziel,Deutschland als Staat zu rettenund seine Bolschewisierung zuverhindern. Es blieb kein andererAusweg, als aus Freiwilligen Ein-heiten aufzustellen, die unter Füh-rung fronterfahrener Offiziere be-reit waren, die Ordnung im Lande

wieder herzustellen. So entstan-den die Freikorps, die zunächst inBerlin die Aufstände nach Verhän-gung des Standrechts niederschlu-gen und eine Stadt nach der ande-ren den Linksextremen entrissen.Unter ihrem Schutz konnte im Fe-bruar 1919 in Weimar die gewählteNationalversammlung zusammen-treten und im Juli die neue Reichs-verfassung beschließen, womit der

Grund für die Demokratie gelegtwar.

Aber nicht nur linksextremeKräfte im Reich versuchten mitWaffengewalt die Macht zu errin-gen. An der Ostgrenze bedrohtensowjetische Truppen Ostpreußen.Die bisher zum Reich gehörendenProvinzen Westpreußen und Posenwaren bereits in polnische Handgeraten, nachdem die dort statio-nierten deutschenTruppen, zersetztdurch kommuni-stische Propagan-da, kampflos dieGebiete geräumthatten. Jetzt drängte Polen nachSchlesien, um noch vor den imVersailler Friedensvertrag festge-setzten Volksabstimmungen voll-endete Tatsachen zu schaffen. Ih-nen warfen sich Freikorps entge-gen, da die Siegermächte den inAufstellung befindlichen regulärenVerbänden der Reichswehr das Be-treten dieser Gebiete verboten hat-

ten. Es gelang, dieAngriffe aus demOsten zu stoppen.

Während Polensich bemühten,weitere Teile des

Reiches zu okkupieren, riefenLinksextreme in Bayern die Räte-republik aus, zunächst geleitet vonlinken Literaten und anarchisti-schen Schwärmern. Nach derenScheitern rissen Kommunisten, ei-nige von ihnen aus der Sowjet-union entsandt, die Macht an sich.Damit, so eigene Verlautbarungen,sollte die „bairische Republik demBeispiel der russischen und unga-

rischen Völker folgen“. (In Ungarnhatten kurz vorher Kommunistendie Macht übernommen und eineRäterepublik proklamiert.) Eine„Rote Armee“ schlug bei Dachaueine sozialdemokratische Truppe,die von der regulären nach Bam-berg geflohenen Regierung ent-sandt worden war, in die Flucht.Endlich setzte ReichswehrministerNoske Freikorps in Marsch, die mit

Unterstützung von Kampfflugzeu-gen und Panzerzügen Münchenzunächst kriegsmäßig einschlos-sen und, als die Kommunisten be-gannen, bürgerliche und adeligeGeiseln zu erschießen, zum Sturmantraten. Bezeichnend für die Här-te der Kämpfe, die auf beiden Sei-ten eine große Anzahl von Opfernforderten, ist, daß eine Pionier-kompanie unter Einsatz von Flam-menwerfern das „Mathäserbräu“räumen mußte. München wurdenach Verhängung des Standrechtsgenommen, die Führer des kom-munistischen Aufstandes, soweitaufgegriffen, erschossen oder er-schlagen, andere vor Standgerich-te gestellt und zum Tode oder spä-ter zu Festungshaft verurteilt; an-dere flohen in die UdSSR. Die bay-erische Räterepublik kostete 719Menschen das Leben, unter ihnen121 Soldaten der Regierungstrup-pen.

Nachdem im Reich einigerma-ßen Ruhe eingekehrt war, schritt

die Aufstellung der regulärenReichswehr fort. Nach und nachwurden die Freikorps aufgelöst.

Im März 1920 verlangten Frei-korps umgehend Reichstagsneu-wahlen, da die bisherige Beset-zung des Reichstages nicht mehrden Gegebenheiten entspreche,die Bildung eines Kabinetts ausFachleuten sowie die Direktwahldes Reichspräsidenten. SowohlReichspräsident Ebert als auchReichswehrminister Noske lehn-ten ab, sich von den Soldaten po-litische Forderungen stellen zulassen, und setzten General Wal-ther Freiherr von Lüttwitz, denSprecher der Freikorps, als Kom-mandeur des Gruppenkomman-dos I Berlin ab. Daraufhin ver-suchten einige Freikorps, darun-ter die Brigade Ehrhardt, die kurzvor der Auflösung stand, die Re-gierung zu stürzen. Ihr politischerKopf war der ehemalige General-landschaftsdirektor WolfgangKapp. Der Putsch brach zusam-men, weil die große Mehrheit derReichswehrführung und der Trup-pen sich ebenso verweigerte wiedie Reichsbehörden. Kapp flohins Ausland.

Die Gewerkschaften riefen zumGeneralstreik auf, dem sich sofortdie Kommunistische Partei an-schloß, die sich seit ihrer Grün-dung am 1. Januar 1919 auf denbewaffneten Umsturz vorbereitethatte und glaubte, jetzt sei die re-volutionäre Situation gekommen.Schnell entstand im Ruhrgebieteine etwa 80 000 Mann starke„Rote Armee“, die auch überschwere Waffen verfügte. Inschweren Kämpfen, in denen aufSeiten der Reichsregierung auchFreikorps eingesetzt wurden, dieeben noch gegen sie geputschthatten, wurde der Aufstand zer-schlagen.

Minister Noske war schwerenAngriffen der Kommunisten wieauch seiner Partei ausgesetzt, dieihm vorwarf, durch das Vertrauen,das er in das Offizierskorps ge-setzt hatte, den Putsch von Kappund Lüttwitz mit verursacht zuhaben. Er mußte als Minister zu-rücktreten und wurde Oberpräsi-dent der größten preußischenProvinz Hannover, ein Amt, das erbis Anfang 1933 nach allgemeinerMeinung vorzüglich ausfüllte.

Der nationalsozialistische neuepreußische MinisterpräsidentHermann Göring versuchte, Nos-ke zu gewinnen. Der lehnte abund ging in den einstweiligen Ru-hestand. Bis zum Ende des Zwei-ten Weltkrieges erhielt er ein Drit-tel der Bezüge eines im Amt be-findlichen Oberpräsidenten und

litt daher keineNot.

Nach dem20. Juli 1944 wur-de er in Berlin in-haftiert, weil man

ihn verdächtigte, von dem Putsch-versuch gewußt zu haben, wasnicht der Fall war. Als die Rote Ar-mee Berlin einzuschließen droh-te, wurde er mit anderen politi-schen Häftlingen entlassen. Eswäre sein sicherer Tod gewesen,hätte die Sowjetarmee ihn gefaßt.Noske konnte, obwohl erkrankt,nach Hannover fliehen. Es er-schienen – zunächst in derSchweiz – seine Erinnerungen„Erlebtes aus Aufstieg undNiedergang einer Demokratie“, inder er herbe Kritik an seiner eige-nen Partei übte.

Am 30. November 1946 starb ernach einem Schlaganfall. Er liegtauf dem Engesohdener Friedhofin Hannover begraben. Seine Par-tei verschweigt ihn, die Kommu-nisten verfluchen ihn, jenen sozi-aldemokratischen Reichswehrmi-nister, durch dessen entschlosse-ne Politik überhaupt erst dieGründung der Weimarer Demo-kratie möglich wurde.

»Einer muß der Bluthund werden«Vor 60 Jahren starb der einzige Reichswehrminister der SPD, Gustav Noske

Von HANS-JOACHIM

VON LEESEN

Hermann Göring versuchte als preußischerMinisterpräsident, Gustav Noske zu gewinnen

»Vielleicht ist er nichts als eine Persönlichkeit«(»Berliner Tageblatt« 1907 über Gustav Noske)

Gustav Noske: Nach seinem Ausscheiden aus der Reichsregierung wurde der gebürtige Branden-burger Oberpräsident der preußischen Provinz Hannover. Foto: DHM

Vor 70 Jahrenwurde die HJStaatsjugend

Das Gesetz über die Hitlerju-gend vom 1. Dezember 1936

verstaatlichte im Deutschen Reichdas Jugendleben. Paragraph 1 lau-tete: „Die gesamte deutsche Jugendinnerhalb des Reichsgebietes ist inder Hitlerjugend zusammenge-faßt.“ Abweichler wurden so in dieIllegalität gedrängt.

Reichsjugendführer Baldur vonSchirach hatte schon 1933 zu er-kennen gegeben, daß die National-sozialisten nichts anderes wolltenals eine Einheitsorganisation derdeutschen Jugend. Ein Dachver-band der deutschen Jugend mit ei-genen Säulen (HJ, evangelische Ju-gend, katholische Jugend, bündi-sche Jugend, Sportjugend) oderbeispielsweise eine korporativeÜberführung der katholischen Ju-gendverbände in die HJ (mit relativeigenständigem Weiterleben) wa-ren für die Nationalsozialisten ab-wegige Vorstellungen, überhauptnicht mehr zeitgemäß. In der natio-nalen Euphorie des Jahres 1933gliederten sich die evangelischenJugendverbände in die HJ ein, auchgroße Teile der bündischen Jugendtraten zur HJ über. Die marxistischorientierte Arbeiterjugend war ver-boten und aufgelöst worden. Diekatholischen Jugendverbändeglaubten sich durch das Reichkon-kordat des Sommers 1933 ge-schützt, mußten aber erleben, wieNSDAP und HJ systematisch aufdie Zerstörung der organisiertenkatholischen Jugend hinarbeiteten.

Den Niedergang der katholi-schen Jugendverbände leitete einepreußische Polizeiverordnung vom23. Juli 1935 ein, welche die bishe-rigen Repressivmaßnahmen undVerbote noch einmal verschärfteund schnell auf das ganze Reichausgedehnt wurde. Das dann Ende

1936 folgende Gesetz über die Hit-lerjugend war als Abrundung ge-dacht. Legal war katholische Ju-gendarbeit nach NS-Auffassungnun nur noch als Versammlungjunger Betschwestern und fröm-melnder Jungen und Jungmänner,aus der Öffentlichkeit verdrängtund beschränkt auf Kirche und Sa-kristei.

Am 25. März 1939 kam eineDurchführungsverordnung zumHJ-Gesetz heraus, wonach diejeni-gen, die ihren HJ-Dienstpflichtennicht nachkamen, von der Polizeizu diesem gesetzlichen Dienst ge-zwungen werden konnten. Dieganz Unentwegten, die nochaußerhalb der HJ ein freies Jugend-leben – sei es nach konfessionellenoder nichtkonfessionellen bündi-schen Traditionen – gestalten woll-ten, mußten dies nun heimlich tunund nahmen die Gefahr der Krimi-nalisierung auf sich, denn: „Jugendwill sich frei gestalten, / Steht inEhren für das Reich.“ (Georg Thur-mair)

Dieser Minderheit standen dieMillionen Altersgenossen gegen-über, die das Staatsmonopol aufGestaltung des Jugendlebens hin-nahmen oder sogar begrüßten,denn sie erlebten in der Hitlerju-gend ja keineswegs nur Drill undideologische Verführung. Sie konn-ten der Hitlerjugend positive Sei-ten abgewinnen, da diese zahlrei-che beliebte Elemente der damali-gen Jugendkultur – wenn auch ge-filtert und oft abgewandelt – über-nahm. So lautete etwa der Titel ei-nes belieben HJ-Liederbuches:„Uns geht die Sonne nicht unter“(Refrain des aus der Wandervogel-Bewegung stammenden Liedes„Wilde Gesellen, vom Sturmwinddurchweht“); besser ließe sich ju-gendlicher Optimismus kaum aus-drücken. Manfred Müller

Ab 1939 von derPolizei zum

Dienst gewungen

GE S E L LS C H A F TII Nr. 47 – 25. November 2006

Der Wind trieb die Graupel-körner geradezu waage-recht durch die Luft. Selt-

samerweise war es gar nicht rich-tig kalt, vorausgesetzt man hatte anDeck eine geschützte Ecke er-wischt. Das Wetter war nicht gera-de das, was man unter einem ide-alen Urlaubswetter versteht. Dengrandiosen Anblick aber konnteman sich doch nicht entgehen las-sen. Unendlich hoch ragten dieFelswände in den nächtlichenHimmel. Schneeflecken gaben ih-nen seltsame Konturen. Langsamzog das hellerleuchtete Schiff sei-ne Bahn entlang der nordnorwegi-schen Küste, die durch den Golf-strom auch zu dieser Jahreszeiteisfrei war. Ebenso schnell wie derGraupelschauer gekommen war,verschwand er auch wieder. DieWolken hatten sich verzogen, undder Mond schien dem Schiff denWeg zu weisen. Auf dem nun wie-der spiegelglatten Wasser wurdesein Licht reflektiert. Edelsteinehätten nicht verheißungsvollerglitzern können.

Ab und zu öffnete sich die Türvom Zugang zum Deck und ein

Passagier steckte neugierig denKopf heraus. Schnell aber zogensich die meisten wieder zurück, siebevorzugten die behagliche Wär-me in den Salons und Kabinen.Bald würde man wieder einen derkleinen Häfen anlaufen, wo dieMenschen schon ungeduldig aufdie Ankunft des Hurtigruten-Schif-fes und auf Auslieferung ihrer Wa-re und Pakete warteten. Schließlichwar es gerade in der Winterzeit ei-ne wichtige Verbindung zurAußenwelt. Mit der Ruhe würde esdann wieder für kurze Zeit vorbeisein, neue Passagiere würden anBord kommen. Norweger meist,die diese Linienverbindung gernnutzen. Aber auch Touristen, meistDeutsche, fahren seit Jahren mitden Schiffen der Hurtigruten-Li-nie, um die nordische Landschaftund den zuvorkommenden Servicean Bord zu genießen.

Wer dem Trubel an den Festta-gen entgehen will und Weihnach-ten und / oder Silvester fernabvom hektischen Alltag verbringenmöchte, der läßt sich von der ent-spannenden Atmosphäre einerPostschiff-Reise durch den norwe-

gischen Winter verzaubern.Hurtigruten präsentiert im Dezem-ber 2006 drei festliche Reisearran-gements rund um Weihnachtenund Silvester, welche die Passagie-re entlang der zauberhaft winter-lichen Fjordküste Norwegens zwi-schen Bergen und Kirkenes füh-ren. Drei verschiedene Reisenrund um die Feiertage stehen zurAuswahl.

Auf der zehntägigen Weih-nachtsreise mit dem traditionellenHurtigruten-Schiff MS „Lofoten“genießen die Passagiere das ur-sprüngliche Hurtigruten-Oldti-mer-Flair und die gemütlicheAtmosphäre an Bord. Die Reise be-ginnt in Kiel mit der Fährüberfahrtauf der „Color Fantasy“ nach Oslound führt von dort per Bergen-Bahn durch das winterliche Süd-norwegen nach Bergen. Ein einma-liges Erlebnis! Von Bergen, der al-ten Hansestadt, geht es nach derEinschiffung auf MS „Lofoten“nordwärts entlang der Fjordküsteum das Nordkap bis nach Kirke-nes, das am Morgen des 24. De-zembers erreicht wird. Dort wartetein weihnachtlich-winterliches

Landprogramm unter anderem mitSchlittenfahrten, Übernachtung imneuen Schneehotel, Weihnachts-gottesdienst und dem Genuß re-gionaler Weihnachtsspezialitäten.Die Weihnachtsreise vom 17. bis26. Dezember 2006 ist ab 2730 Eu-ro pro Person buchbar.

„Godt nyttår“, den norwegischenNeujahrsgruß, jubeln in der Silve-sternacht diejenigen Reisenden,die sich mit MS „Midnatsol“ aufdie 13tägige Reise „Silvester im ho-hen Norden“ begeben. Per Linien-flug geht es am 26. Dezember abDeutschland ins norwegische Ber-gen, wo das neueste Schiff derHurtigruten-Flotte für die Reiseentlang der winterlichen Fjordkü-ste bis Kirkenes und wieder zu-rück bereitsteht. Hoch oben imNorden in der Nähe des Nordkapsheißen die Passagiere das neueJahr bei einem festlichen Abendes-sen willkommen. Mit etwas Glückpräsentiert sich ein Feuerwerk derExtraklasse – Aurora Borealis, dasfaszinierende Nordlicht. Die Reisevom 26. Dezember 2006 bis 7. Ja-nuar 2007 ist ab 2480 Euro proPerson buchbar. Wer die Feiertage

auf Hurtigruten kombinierenmöchte, bucht die 16tägige Weih-nachts- und Silvesterreise auf MS„Finnmarken“, die mit festlichemFeiertagsprogramm an Bord vonBergen bis Kirkenes und zurückführt. Die An- und Abreise erfolgtab / bis Kiel per „Color Line“-Fäh-re. Diese Reise ist ab 2630 Europro Person buchbar.

Alle Reisearrangements beinhal-ten je nach Programm die Anreiseper „Color Line“ beziehungsweiseLinienflug sowie Flughafensteuernund Sicherheitsgebühren, dieSchiffspassage inklusive Vollpen-sion, eine Reiserücktritts- und Rei-seabbruch-Versicherung sowie denDuMont-Reiseführer „Hurtigru-ten“. os / pm

Informationen und Reservierung:Reisen mit Hurtigruten können injedem guten Reisebüro und beiHurtigruten GmbH, Kleine Johan-nisstraße 10, 20457 Hamburg, Te-lefon (040) 37 69 30 gebucht wer-den. Weitere Informationen unterFax (040) 36 41 77, [email protected] oder im Inter-net unter www.hurtigruten.de.

Es ist eine der Geschichten,die man nicht erfindenkann. Ein Liebespaar, eine

Deutsche und ein Pole, wird in denWirren der Nachkriegszeit ge-trennt und findet erst nach einerjahrzehntelangen Odyssee wiederzusammen – nachdem die Mauergefallen ist.

Ein Kapitel von Flucht und Ver-treibung, das glücklich endet.Nach fast 60 Jahren gaben sichFortek und Elvira 2005 das Jawort.

Als die Rote Armee am 12. Janu-ar 1945 ihre Großoffensive begann,war es für eine sichere Rettung derdeutschen Zivilbevölkerung ausden grenznahen Gebieten zu spät.Viel wäre den Menschen erspartgeblieben, hätte man sie rechtzeitigevakuiert. Doch sie durften ihreDörfer und Städte nicht verlassen –wie die 20jährige Elvira Profé ausder ostbrandenburgischen Klein-stadt Bärwalde an der Oder. DenSturm der Sowjets auf die Stadtüberlebte sie in einem sicherenVersteck. Wie an anderen Ortenkam es auch hier zu Übergriffen

der Rotarmisten auf deutsche Zivi-listen.

Elvira Profé wurde von ihren El-tern getrennt und zur Zwangsar-beit nach Sibirien verschleppt.Doch sie überlebte die neunmona-tige Lagerzeit und kehrte Anfang1946 in ihre Heimatstadt zurück,die inzwischen unter polnischerVerwaltung war und Mieszkowicegenannt wurde. Nur wenige Deut-sche mit wichtigen Funktionen wieElviras Vater, ein Zollstockfabri-kant, hatten in Bärwalde / Miesz-kowice bleiben dürfen. Das Dorfwurde mit Polen besiedelt, die ih-rerseits von den Sowjets aus demOsten ihres Landes vertriebenworden waren.

Die neuen Nachbarn der FamilieProfé waren Fortek Mackiewiczund seine Mutter. Der junge Poleund Elvira Profé, die nun Haus anHaus wohnten, lernten einanderkennen und lieben. Das jungeGlück war allerdings nur von kur-zer Dauer. Die Ausweisung der Fa-milie Profé im Juni 1946 bereiteteder Beziehung ein jähes Ende.

„Das hat furchtbar weh getan“, be-schreibt Fortek seine damaligenGefühle, „aber das war unserSchicksal.“

Die Liebenden konnten einan-der nicht vergessen. Nach demFall der Mauer im November 1989machte sich Elvira, die nie gehei-ratet hatte, auf die Suche nachFortek – und fand ihn in Ostpreu-ßen.

Mit großer Spannung, fastängstlich ersehnten beide das er-ste Treffen. „Und dann sind wiruns um den Hals gefallen“, schil-dert Elvira Profé den Moment ih-res Wiedersehens, „dann waren 50Jahre weg. Als wenn alles nicht ge-wesen wäre. Das war ein Phäno-men.“

Auch Fortek hatte das Gefühl,die Zeit sei stehengeblieben. „Wirhaben uns umarmt, und bis heutesind wir zusammen. So halten wiruns gegenseitig fest.“

Im Herbst 2005, fast sechs Jahr-zehnte nach dem erzwungenenAbschied, gaben sich die beidenschließlich doch das Jawort; das

Happy End einer außergewöhn-lichen Liebesbeziehung und zu-gleich ein ganz persönlicher Aus-druck deutsch-polnischer Versöh-nung.

Die dramatische Geschichte vonElvira und Fortek, gespielt vondeutschen und polnischen Schau-spielern (unter anderem Maja Ma-ranow), bildet den Auftakt derdreiteiligen Doku-Drama-Reihe„Die Kinder der Flucht“.

Es sind wahre Begebenheiten,die zum ersten Mal verfilmt wur-den – mit Spielszenen an Original-schauplätzen, ergänzt durch au-thentische Archivaufnahmen undAussagen der Zeitzeugen.

Es ist der Rückblick auf eineZeit, die über das Schicksal vonMillionen von Menschen in Euro-pa entschied, die durch Flucht undVertreibung entwurzelt wurdenund ein neues Leben beginnenmußten. ZDF

Das ZDF zeigt „Eine Liebe an derOder“am Dienstag, 28. November,20.15 Uhr.

Wahre Geschichte: Eine Deutsche verliebte sich nach dem Zwei-ten Weltkrieg in ihren polnischen Nachbarn, doch dann wurdesie aus ihrer ostdeutschen Heimat vertrieben. Foto: ZDF

Über alle Grenzen und Mauern hinwegDas ZDF zeigt neue Reihe zu Flucht und Vertreibung – Liebespaar findet nach fünf Jahrzehnten in Ostpreußen wieder zueinander

Unvergleichliche Landschaft: Die Gäste können von ihrer behaglichen Schiffskabine auf die eisige Schönheit Norwegens blicken. Foto: Hurtigruten

Weihnachten am NordkapDie Hurtigruten bietet verzauberte Fjorde, schneebedeckte Berge und glitzernde Städte

Was Meier undMüller dürfen

Seinen Namen darf man inDeutschland nicht ohne Wei-

teres ändern. „Er steht grundsätz-lich nicht zur freien Verfügungdes Namensträgers“, erläutert Ga-briele Hermani, stellvertretendePressesprecherin des Bundesmi-nisteriums des Inneren. Für eineÄnderung reiche es nicht aus, sei-nen Namen nicht mehr zu mögenoder sich einen anderen zu wün-schen. Um seinen Vor- oder Fami-liennamen ändern zu dürfen, mußman zum Beispiel nachweisen, daßman stark unter ihm leidet. „JederFall wird dabei einzeln geprüft“,sagt Karin Helms, zuständig fürNamensänderungen beim Bürger-und Ordnungsamt der Stadt Kiel.Als Nachweis bedarf es beispiels-weise einer psychologischen Stel-lungnahme. „Eine Namensände-rung kann etwa in Fällen von Miß-brauch Teil der Therapie sein“, be-richtet Helms.

Ein Name kann ebenfalls geän-dert werden, wenn er anstößig

oder lächerlich ist oder Anlaß zuWortspielen gibt. Auch extremkomplizierte oder im Deutschenschwer auszusprechende Namenkönnen gewechselt werden. „Eini-ge Menschen ändern nach ihrerEinbürgerung ihren Namen“, sagtHelms. Auch typisch deutscheSammelnamen – also etwa Meier,Müller oder Schulz – können abge-legt werden. Wer seinen Namenwechseln möchte, muß sich an diezuständige Namensänderungsbe-hörde wenden. Je nach Wohnortsind dies unterschiedliche Stellenbei der Stadt- oder Kreisverwal-tung, beispielsweise das Ord-nungsamt oder Standesamt. An-tragsteller brauchen zum BeispielPersonenstandsurkunden oder einpsychologisches Gutachten. Auchein polizeiliches Führungszeugnisund eine Schuldnerauskunft kön-nen nötig werden. „In der Regel isteine Namensänderung, bei der einVor- oder Familienname stark oderkomplett verändert wird, nur fürPersonen möglich, die keinen Ein-trag im Führungszeugnis oder inder Schuldnerkartei aufweisen“,erläutert Helms.

Die Verwaltungskosten sind vonFall zu Fall verschieden. Sie kön-nen bei der Änderung des Vorna-mens bis zu 255 Euro betragen, derWechsel des Familiennamens kannbis zu 1022 Euro kosten. ddp

Wie man seinen Namen ändern kann

GE S E L LS C H A F T Nr. 47 – 25. November 2006 III

Junge Liberale – www.julis.de –10 000 Mitglieder

„Wir sind die liberale Jugend-organisation in Deutschland.Wir wollen Politik und Zeit-geschehen mitgestalten. Da-bei sind Freiheit, Eigenverant-wortung, Individualität undToleranz Richtschnur für un-ser Handeln. Unser Leitbildist der freie, selbst bestimmthandelnde Mensch, der fürsich und andere Verantwor-

tung übernimmt. Er vertraut in erster Linie auf seineeigene Kraft und nicht auf den Staat. Er lebt nachseinem eigenen Lebensentwurf und nicht nach denVorgaben anderer.

Mit 10 000 Mitgliedern sind wir fast überall prä-sent. Jeder, der zwischen 14 und 35 Jahre alt ist,kann bei uns mitmachen. Auf geht’s! Du bist gefragt.“

Johannes Vogel, Bundesvorsitzender

Junge Union – www.junge-union.de – 130 000 Mitglieder

„In der ,Jungen Union‘ aktivsein heißt: die eigene Zukunft indie Hand zu nehmen, weil wirlieber handeln als behandeltwerden, weil es Spaß macht, mitFreundinnen und Freunden zu-sammenzuarbeiten, politischeIdeen zu entwickeln und für ih-re Durchsetzung zu streiten. Dasist Arbeit. Klar. Politische Bil-dung gehört dazu … Wir haben

Grundsätze, gehen von einem christlich geprägtenMenschenbild aus, treten für den freiheitlichenRechtsstaat ein, wollen die soziale und ökologischeMarktwirtschaft. Und wir sind offen für Zukunftsfra-gen, suchen das Gespräch auch mit AndersdenkendenDie Politik der ,Jungen Union‘ beruht auf der Achtungdes Menschen als … Persönlichkeit mit unantastbarerWürde.“ Philipp Mißfelder, Bundesvorsitzender

Jusos – www.jusos.de – 70 000

„Wir Jusos sind die Jugend-organisation der SPD. Damithaben wir nach dem Regie-rungswechsel im Jahr 1998auch eine besondere Verant-wortung. Für viele sind wirAnsprechpartnerInnen, wennes darum geht, die Anliegender jungen Generation an dieRegierungspartei SPD heran-zutragen … Wir glauben nicht

an die Allmacht der Parlamente und Regierungen.Wichtig sind der gesellschaftliche Druck und das ge-sellschaftliche Engagement in den Schulen, Hoch-schulen, den Betrieben und auf der Straße. Demo-kratie muß lebendig sein. Deshalb engagieren wiruns bei den Jusos … Es gilt, unser Jahrhundert neu zugestalten. Hierzu wollen wir als Jusos einen Beitragleisten.“ Björn Böhning, Bundesvorsitzender

Grüne Jugend – www.gruene-jugend.de – 6500 Mitglieder

„Verantwortung zuübernehmen und Spaßzu haben schließt sichbei uns nicht aus …Neue Ideen bringenSchwung in verkrusteteStrukturen. Gerade wirals junge Menschensind gefragt, uns in po-

litische Prozesse einzubringen … Politische Verhält-nisse sind kein Betonklotz, an dem mensch nichts än-dern kann! Rummeckern bringt nix, wir müssen sel-ber was starten, wenn wir etwas verändern wollen!Politisches Engagement hat kein Mindestalter. Es liegtan uns, ob wir die Gestaltung unserer Zukunft grauenEminenzen überlassen … Wir sind ökologisch, sozial,globalisierungskritisch, basisdemokratisch, emanzi-piert, antirassistisch, international und gewaltfrei.“

Paula Riester und Jan Philipp Albrecht, Sprecher

(alle SPD-Mitglieder unter 35 Jahren gelten auch als Jusos)

Sie wollen in der Politik mitmischenDie Jugendorganisationen der vier großen bundesdeutschen Parteien stellen sich vor

Vier „junge“ Leute und einModerator diskutieren imHamburger Regionalsender

„Hamburg 1“ in der Sendung„Schalthoff“ über die Politik unddie Ziele der vier etablierten west-deutschen Parteien in der Hanse-stadt. Die Befragten sind die jewei-ligen Landesvorsitzenden der Ju-gendorganisationen „Junge Union“,„Jusos“, „Junge Liberale“ und „Grü-ne Jugend“.

Sollte sich ein jugendlicher Fern-sehzuschauer beim Zappen aufdiesen Sender verirrt haben, sodürfte der Anblick – zu Hören gibt

es nur vereinzelt Verwertbares –der vier politischen Vertreter ihrerAltersgruppe kaum einen für einpolitisches Engagement begeistern.Typisches „Establishment“ wird davon Seiten der CDU und SPD ge-boten. Nicht unbegründet weistder Moderator den „Juso“-Vorsit-zenden darauf hin, daß die Ham-burger SPD als noch konservativergilt als die CDU. Die Jugendvertre-ter dieser beiden Parteien tragen

altbackene Jackets und wirken allesandere als „cool“. Der „jungeMann“ von der CDU sieht zudemziemlich alt aus, das 30. Lebens-jahr hat er mindestens überschrit-ten, Sport scheint ihm ein Fremd-wort zu sein, und auch sonst ent-spricht er dem im Trend liegendenVorurteil, daß sich nur junge Leutefür Politik interessieren, die nie-manden anderen zum Spielen ha-ben.

Das Mädel von der „Grü-nen Jugend“ dürfte daschon eher auf Jugendlichewirken, in ihrem pflau-menfarbenen Shirt mit V-Ausschnitt, ihren glattenbraunen Haaren und ih-rem scheuen Rehblick fälltdie Identifikation mit ihrleichter. Bedauerlicher-weise offenbart sie schnell,daß sie nur in einem kom-petent ist: Fragen auszu-weichen.

Am jugendlichsten istder „junge Liberale“. Weite,grüne Hose, schwarzes

Hemd, gegelte Haareund ein flotter Spruchauf den Lippen.

Nur wenig später: Werin Hamburg ein Treffender „Jungen Liberalen“(Julis) besucht, wirdnicht gerade wegenMassenandrangs keinenSitzplatz finden. Es istMontag, die Versamm-lung wurde erst fünf Ta-ge vorher im Internet an-gekündigt, was einGrund dafür sein dürfte,daß nur der Landesvor-sitzende und sein Stell-vertreter anwesend sind.

Die beiden lässig mo-dern gekleideten jungenMänner, Jahrgang 1979und 1982, machen sichtrotzdem gleich an ihrTagwerk, obwohl vonvornherein klar ist, daßman Mangels Teilneh-mern beschlußunfähigsein wird. Doch die Mo-tivation ist ungebrochen.

„Ostdeutsche Ampel-männchen kostenneutralin Hamburg einführen“,fordert Robert Bläsing.Der Blick seines älterenPartei-Kollegen verrätAblehnung, doch derJüngere ist voll in sei-nem Element, streichtdie Vorteile von ostdeut-schen Ampelmännchenhervor wie bessereKenntlichkeit für Far-benblinde und Hilfe zur„Integration von Zuwan-derern mit mitteldeut-schem Migrationshinter-grund“ und meint damitauch sich selber. Er isterst vor einigen Jahrenaus den neuen Bundes-ländern nach Hamburggezogen, bei den „Julis“ist er erst seitdem dieMutterpartei, der erebenfalls angehört, in

der Hamburger Bürger-schaft nach dem Skandalum den bundesweit be-kannten Ronald Schill2004 nichts mehr zu sa-gen hat. Trotzdem ist derjunge Beamte sehr enga-giert dabei, auch wennsein Tun – selbst wennan diesem Tag mehr Teil-nehmer da wären – imNichts verraucht.

Alles, was die Ham-burger Julis beschließen,wird an die FDP weiter-gereicht, die darüber be-rät, ob sie es sich zu ei-gen macht oder nicht.Selbst wenn das der Fallist, ändert sich nichts, dadie FDP sich in Ham-burg in der Opposition,sogar außerhalb derBürgerschaft, befindet.Sie kann es sich nur vor-nehmen, durchzusetzenfür den Fall, daß sie beiden nächsten Wahlenwieder mit dabei ist.

Vielleicht erlaubt sichRobert Bläsing geradedeswegen die Ampel-männchen, da es eh allesfür die Tonne ist undman die bescheideneLage ja irgendwie verar-beiten muß.

Während der einenoch über die Tatsachesinniert, daß wenn ersich jetzt nicht solchepostpubertären An-wandlungen leiste, dannnie, blättert sein Landes-vorsitzender in seinenAnträgen. „FDP Ham-burg erneut zur Ab-schaffung des Kammer-zwangs auffordern“,heißt es da oder „Apo-thekermarkt liberalisie-ren“. Tobias Nesemannspricht seiner Tätigkeitkeineswegs den Spaß-faktor ab, doch er ten-

diert dazu, daß auch ernste DingeSpaß machen können. Der ehema-lige Polizist, der jetzt mit einem Sti-pendium Steuerrecht studiert,hängt lässig über zwei Stühle ge-lümmelt und erläutert den Hinter-grund seiner Anliegen. Er ist in sei-nem Thema drin, von seinem An-

liegen absolut überzeugt und auf-geschoben ist für ihn nicht aufge-hoben. Politik ist ein zähes undlangwieriges Geschäft, und dasSpiel ist er bereit, für seine Über-zeugungen zu spielen.

Beim Entwurf für einen ham-burgweit ausgeschriebenen Plakat-wettbewerb unter dem Motto „Mirdoch nicht egal – eine Initiative füruns“ ist Robert Bläsing wieder mitvollem Elan dabei. Schon die For-mulierung läßt ahnen, daß dieHansestadt wieder so ein linkes„gegen alles böse“-Motiv wünscht.Das regt den 24jährigen auf. Er hates satt, daß immer wenn es „gegen“etwas geht, die Leute dabei sind,Lichterketten gegen rechte Gewaltoder Menschenketten „gegen“Castor, doch wann gehen die Leutemal „für“ etwas auf die Straße? DieAntwort ist Schweigen.

Abgesehen von ihrem Engage-ment, der Tatsache, daß sie Visio-nen haben, und ihrer liberalen po-litischen Orientierung scheint diebeiden jungen Männer jedochnicht viel zu einen. Tobias ist be-kennender Europäer, glaubt daran,daß es eines Tages eine Weltspra-

che geben wird, Nationengrenzenverschwinden, Robert sieht sich alsPreuße, war mit seiner Großmutterschon in deren masurischen Hei-

mat. Eigentlich bieten zu-

mindest diese beiden Ju-lis verschiedenen Jugend-lichen Identifikations-möglichkeiten, doch werweiß überhaupt, daß essie gibt, und wer hat Lust,seine Zeit statt mit Com-puterspielen, Fernsehen,Sport, Shoppen, Freundetreffen und Musik hörenmit anstrengenden, auf-reibenden Diskussionenzu verbringen, die in denhäufigsten Fällen zunichts führen?

Eigentlich meiden Politiker Veränderungen, da siedie Wählergunst verlieren könnten, jetzt haben sie

sie allerdings verloren, gerade weil sie nichts grundle-gend geändert haben. Zahlreiche Meinungsfor-schungsinstitute verweisen darauf, daß die beideneinstigen Volksparteien CDU und SPD gerade einmalje 30 Prozent Zustimmung erhalten. Und auch dieZahl der Parteimitglieder wird immer übersichtlicher.Von einst gut einer Million Mitglieder gibt die SPD an,nur noch 567925 zu haben; der CDU gehören 561070Personen an. Dies liegt allerdings nicht nur daran, daß

sich immer mehr Menschen von den Parteien abwen-den und austreten, sondern auch an der Tatsache, daßvor allem den großen Parteien die Mitglieder wegster-ben und keine neuen nachkommen.

Die SPD sei „unterjüngt“, wie es GeneralsekretärHubertus Heil positiv auszudrücken versuchte. DasDurchschnittsalter bei den Unions- und SPD-Mitglie-dern soll bei knapp 60 Jahren liegen, da ist es nur na-türlich, daß von den älteren und vor allem über Jahr-zehnte treuen Anhängern einige altersbedingt sterben.Alle Parteien haben zwar Nachwuchsorganisationen,

doch keine kann die Jugend von heute übergreifendfür sich einnehmen. Das Image von einem Parteienga-gement schreckt selbst die wenigen politisch Interes-sierten ab, der Rest kümmert sich sowieso um ganzandere Dinge als um Demokratie und Politik. Zwarsind im Bundestag auch einige Abgeordnete unter 30Jahren vertreten, doch meistens handelt es sich hierum „altgediente“ Mitglieder der Jugendorganisatio-nen, die in dem eben wenig frequentierten Parteiensy-stem aufgrund eines Mangels an Konkurrenz schnellnach oben gerutscht sind. Bel

Die Parteien sind »unterjüngt«

Von REBECCA BELLANO

„Die Zukunft der Jugend hängt am seidenen Faden“: Eine Aktion der Julis Foto: pa

Mal für was sein und nicht immer nur dagegenKeiner Partei gelingt es, junge Leute in Massen für Politik zu begeistern, doch einzelne Unentwegte gibt es immer

Typisches »Establishment«

Kompetent geht anders

Politik kann auchSpaß machen

Voller Leidenschaftund Visionen

LE S E R F O R U MIV Nr. 47 – 25. November 2006

Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

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Volkstrauertag: Viele Städte und Gemeinden veranstalten offizielle Feierstunden. Foto: Gemeinde Körle

Choral zum Moscheenneubau anstimmenSchlag ins Gesicht gottgläubiger ChristenBetr.: „Christen am meisten ver-folgt“ (Nr. 42)

Ich liege doch nicht falsch,wenn ich meine, daß Christen vorallem oder nur in islamischenLändern verfolgt und nicht seltenauch umgebracht werden. Wäh-renddessen wachsen in Europa

die Moscheen in den Himmel, inDeutschland haben wir schonüber 2500.

Es stellt sich die Frage, ob wirzu unserem eigenen Untergangnoch einen Choral anstimmen,für den Neubau von Moscheendie Steine heranschaffen oder wieRüttgers (CDU) in NRW den Bau

von Moscheen finanzieren helfensollen.

Das kann doch so alles nichtstimmen und einfach nicht wahrsein. Aber es ist wahr. Ein Ende istnicht in Sicht. Und deutsche Poli-tiker wollen die Türkei in die EUholen. Der Irrsinn breitet sich aus.

Anton Volpini, Kolbermoor

Betr.: „Gott Mutter im Himmel“(Nr. 45)

Nun zieht politische Korrekt-heit auch in die Bibel ein undhebt weitere Grundfesten unsereschristlichen Glaubens aus denAngeln. Wer sich in dieser scham-losen Weise dem Zeitgeist unter-

wirft, handelt in meinen Augenblasphemisch.

Das Wort Gottes ist unantastbar,und Gott ist unteilbar. „Ich bin derHerr, Dein Gott ...“, wie uns daserste Gebot lehrt. Diese weitereWerte zerstörende, von selbstge-fälligen Ignoranten verfaßte Neu-übersetzung der Bibel ist ein

Schlag voller Hohn ins Gesichtgottgläubiger Christen.

Sie wird dazu führen, daß sichweitere Gläubige von dieser evan-gelischen Kirche abwenden wer-den, weil sie nicht mehr das HausGottes, unseres Vaters, ist.

Margrit Ruppenstein, Norderstedt

Betr.: Politisch korrekte Toteneh-rung

In einer PAZ-Ausgabe berichteteein Leserbriefschreiber, daß er je-des Jahr einige Monate in Argenti-nien verbringe, wobei er dann amVolkstrauertag im November auchimmer auf den deutschen Friedhofin Buenos Aires gehe, um dort ander Ehrung der Kriegstoten teilzu-nehmen. Der deutsche Botschaftersowie ein Attaché legten an denGräbern stets einen Kranz nieder,hätten allerdings schon vor Jahrendas Grab des ebenfalls dort bestat-teten einstigen Kommandanten desPanzerkreuzers „Admiral GrafSpee“, Kapitän zur See HansLangsdorf, gemieden, weil dessenGrabstein noch ein Hakenkreuzaufwies. Tatsächlich hat man dannvor einigen Jahren wohl der demZeitgeist entsprechenden politi-schen Korrektheit nachgegebenund das Hakenkreuz entfernt, sodaß nun der Grabstein auch wie-

der in die jährliche Zeremonie ein-bezogen werden darf. Viele auslän-dische Gäste, die regelmäßig an derEhrenbezeugung für die Kriegs-toten teilnahmen, hätten, so derAutor weiter, den Schritt seinerzeitnicht nachvollziehen können undsich einfach nur über solche deut-schen Befindlichkeiten gewundert.

Doch was der Berichterstatter daüber seine Erlebnisse aus BuenosAires schrieb, das „widerfuhr“hierzulande wie auf ein Signal invielen Kommunen schon vor rund20 Jahren etlichen Grabeigentü-mern: Sofern auf Grabsteinen dieNamen Gefallener mit einem Ei-sernen Kreuz versehen waren, indem noch das Hakenkreuz prangte,wurden die Angehörigen aufgefor-dert, dieses binnen einer bestimm-ten Frist entfernen zu lassen, an-dernfalls man amtlicherseits tätigwerde. Ich weiß von vielen mir be-kannten Grabsteinen, die darauf-hin schleunigst „entnazifiziert“wurden, was auf Soldatenfriedhö-

fen sehr bald nach dem ZweitenWeltkrieg geschehen war. Insbe-sondere in größeren Städten wirdman deshalb inzwischen kaumnoch Grabsteine finden, die einverirrtes Hakenkreuz aufweisen.

Anders stellt sich die Situationgelegentlich auf dem Lande dar,wo man entweder nicht so genauhinschaute, es vielleicht auch nichtso genau damit nahm und wo sol-che Grabsteine, weil zu sehr ab-seits gelegen, auch noch nicht vonselbsternannten Nazijägern ausge-macht wurden. So entdeckte icherst vor kurzem mehr oder weni-ger zufällig in einer kleinen Ort-schaft irgendwo in Deutschlandein gut gepflegtes Grab, auf demnach wie vor für den dort bestatte-ten gefallenen Familienangehöri-gen das Eiserne Kreuz mit demdarin enthaltenen Hakenkreuz zusehen ist.

Interessant ist in diesem Zu-sammenhang sicherlich auch einErlebnis, das ich als junger Offi-

ziersanwärter 1967 im Rahmen ei-nes gesellschaftlichen Ereignissesim Nato-Hauptquartier hatte: Offi-ziere unseres Nato-Partners Italien,die während des Zweiten Weltkrie-ges an der Seite ihres damaligenVerbündeten, des GroßdeutschenReiches, gekämpft und von diesemOrden verliehen bekommen hat-ten, trugen diese selbstverständlichim Original, also mit Hakenkreuz,während unsere Bundeswehr-Offi-ziere ihre Weltkriegsorden ja nurin Neuanfertigung anlegen durften,wobei das Hakenkreuz durch dasEichenlaubblatt von 1813 ersetztworden war. Auf die Frage der ita-lienischen Kameraden, warumdenn die Deutschen nicht ihre Ori-ginal-Orden trügen, wurden sie da-hingehend aufgeklärt, daß dies imneuen Deutschland verboten sei,weil das Hakenkreuz als verfas-sungsfeindliches Kennzeichen inder Öffentlichkeit nicht gezeigtwerden dürfe. Da nutzte auch derEinwand der Italiener nichts, zur

Zeit der Ordensverleihung sei dasHakenkreuz doch nun mal einstaatliches Symbol gewesen,gleichgültig wie es zu beurteilensei. So sehr die offizielle deutscheHaltung dazu den italienischenNato-Verbündeten unverständlichblieb, so sehr stieß deshalb ande-rerseits die Einstellung mancherunserer kriegsgedienten vorgesetz-ten Offiziere auf Verständnis, diesich weigerten, die neuen Fassun-gen ihrer Orden anzulegen undsich statt dessen auf den Stand-punkt stellten: Entweder ich tragediejenigen Orden, die ich tatsäch-lich verliehen bekommen habe,oder aber gar keine. Diese konse-quente Vorgehensweise wurdeübrigens von vielen Offizieren an-derer Nato-Staaten, insbesonderevon Briten und Amerikanern,durchaus respektvoll gewürdigt,wie ich in Gesprächen immer wie-der feststellen durfte.

Wolfgang Reith, Neuss

Gerechte StrafeBetr.: „Wider die Fremdherr-schaft“ (Nr. 43)

Vielleicht ist es für mancheninteressant zu erfahren, daß ImreNagy während der russischen Re-volution dem Mordkommando an-gehörte, das am 18. Juli 1918 in Je-katharinenburg die Zarenfamilieermordete, siehe Elisabeth Her-esch: „Nikolaus II“. Wenn er nachdem Ungarn-Aufstand 1956 vonseinen ehemaligen Freunden, denSowjets, hingerichtet wurde, so er-hielt er seine verdiente Strafe.

Theodor Preuss, Immenstaad

Und die Leipziger?Betr.: „Deutschland verdankt Po-len, was es ist“ (Nr. 43)

„Die deutsche Wiedervereini-gung (exakt formuliert: Die deut-sche „Teilvereinigung“) hat in Po-len begonnen.“ Mit diesen Wortendankte der bundesdeutscheInnenminister Wolfgang Schäu-ble, ein gebürtiger Baden-Würt-temberger, in Allenstein den Polen für die Verleihung der Eh-rendoktorwürde.

Am 22. Oktober 2006, fast zeit-gleich mit Schäubles Dank an Po-len, dankte der selbsternannteGeschichtslehrer der Nation, Gui-do Knopp, in seinem Magazin –bezeichnenderweise „History“ ge-nannt – den Ungarn für ihrenAufstand als Wegweisung zurdeutschen Wiedervereinigung.

Nicht die tapferen Leipziger,nein die Polen und die Ungarnsetzen sich für unsere Teilvereini-gung ein.

Welch ein Blödsinn in höchsterPotenz!

Friedrich Kurreck, Offenbach / M.

UnrechtBetr.: „Zentrum gegen Vertrei-bungen“

Wie lange müssen die deut-schen Vertriebenen noch auf eineWiedergutmachung für das erlit-tene Unrecht warten?

Heimat, Hab und Gut mußtensie auf grausamste Weise verlas-sen. Für viele war es der Tod.

Die von Polen verwalteten Ost-gebiete sind nicht rechtmäßigübergeben, wurden aber seit über60 Jahren ausgebeutet. Schließ-lich gibt es noch keinen Friedens-vertrag mit Deutschland.

Man sollte auch nicht verges-sen, daß gemäß Potsdamer Ab-kommen von 1945 dem deut-schen Volk eine Wiedergutma-chung auferlegt wurde, die vonden Siegermächten sofort einkas-siert wurde. Polen hatte seinenTeil damals aus dem russischenAnteil bekommen.

Man denke daran, was Papst Jo-hannes-Paul II. einmal sagte:„Kein Friede ohne Gerechtigkeit!“

Hans Kewitsch, Winnipeg, Kanada

Ärger mit alten Grabsteinen – Wie ein Symbol die Trauer um die Gefallenen verdrängt

LE S E R F O R U M Nr. 47 – 25. November 2006 V

Chefredakteur:Klaus D. Voss

(V. i. S. d. P.)

Chef vom Dienst, Leserbriefe, Bü-cher: Rebecca Bellano; Politik, Pa-norama, Preußen/Berlin: HansHeckel; Kultur, Unterhaltung, Lebenheute: Silke Osman; Geschichte,Landeskunde, Ostpreußen heute:Dr. Manuel Ruoff; Heimatarbeit,Aktuelles: Florian Möbius; Ostpreu-ßische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Wilfried Böhm, Dr.Richard G. Kerschhofer (Wien),Hans-Joachim von Leesen, JürgenLiminski.Verantwortlich für den Anzeigen-teil: Knut Bantow.Anschrift für alle: Parkallee 84/86,20144 Hamburg. Verlag: Lands-mannschaft Ostpreußen e.V., Parkal-lee 86, 20144 Hamburg. PreußischeAllgemeine Zeitung /Das Ostpreu-ßenblatt ist das Organ der Lands-mannschaft Ostpreußen und er-scheint wöchentlich zur Informationder Mitglieder des Förderkreises derLandsmannschaft Ostpreußen. – Ab1. 1. 2006 Bezugspreis Inland 8,30 ¤monatlich einschließlich 7 ProzentMehrwertsteuer, Ausland 10,50 ¤monatlich, Luftpost 14,50 ¤ monat-lich. Abbestellungen sind mit einerFrist von einem Monat zum Quartals-ende schriftlich an den Verlag zurichten. Konten: HSH Nordbank, BLZ210 500 00, Konto-Nr. 192 344 000.Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20,Konto-Nr. 84 26-204 (für Vertrieb);Konto-Nr. 907 00-207 (für Anzeigen). Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet. Rücksendung erfolgtnur, wenn Porto beiliegt. Für Anzei-gen gilt Preisliste Nr. 28,. Druck:Schleswig-Holsteinischer Zeitungs-verlag GmbH, Fehmarn Str. 1, 24782Büdelsdorf . – ISSN 0947-9597. DieBezieher der Preußischen Allgemei-nen Zeitung / Das Ostpreußenblattwerden mit dem Beginn des Abonne-

ments Mitglieder der Landsmann-schaft Ostpreußen e. V. und ihrerUntergliederungen. Die Aufnahmeder Bezieher in die Heimatkreise oderLandesgruppen erfolgt durch schrift-liche Beitrittserklärung. Diese kannzusammen mit dem Antrag auf Liefe-rung der Preußischen AllgemeinenZeitung / Das Ostpreußenblatt erklärtwerden. Der Mitgliedsbeitrag in Höhevon einem Drittel des Brutto-Inlands-bezugspreises der Preußischen All-gemeinen Zeitung / Das Ostpreußen-blatt wird zusammen mit dem jeweilsgültigen Abonnementspreis in einerSumme erhoben und dient der Unter-stützung der Arbeit der Landsmann-schaft Ostpreußen e. V.

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Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

Schulbesuch auch zur Selbstdarstellung: Der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann(CDU) besucht eine 4. Integrationsklasse in einer Oldenburger Grundschule. Foto: pa

Nach oben gespültBetr.: „Schröder hatte Angst“ (Nr.44)

Dieser Bericht gibt uns ein Be-spiel dafür, wie nationale Interes-sen von Politikern bedenkenlosvergessen oder geopfert werden,wenn es um das Wohl der eigenenPerson geht. Schröder ist da sicherkeine Ausnahme, von Frau Merkelwürde ich nichts anderes erwarten.

Die Demokratie hat eben nichtnur gute Seiten. In ihr wird malnach oben gespült, wer zwarDurchsetzungsvermögen im eige-nen Interesse besitzt, es versteht,Konkurrenten aus dem Feld zuschlagen, auch über Intelligenzverfügt, aber das macht ihn nochlange nicht zu einem Bundeskanz-ler. Wir hatten mit Schröder Pech,nun nicht auch mit Merkel.

Aber denken wir auch daran,daß Schröder unseren Soldatenden Irak erspart hat. Auch schwa-che Bundeskanzler bekommen unsweitaus besser als Stalin, Hitleroder Mao. Hans-Gert Rühlmann,

Soltau

Betr.: Leserbrief „Mit Zuge-ständnissen erlangt man keinenRespekt“ (Nr. 42)

Erfahrungen, wie sie Frau Küm-pel gemacht hat, können wir jetztauch aus Spanien berichten.

Wir leben seit 2001 in Spanien.Davon fast fünf Jahre in dem rund25 000 Einwohner zählenden Ortin Andalusien, 20 Kilometer vonder portugiesischen Grenze ent-fernt.

Wir haben den Entschluß ge-faßt, uns jetzt hier mit einem eige-nen Geschäft selbständig zu ma-chen. Deshalb waren wir am 16.Oktober bei dem für uns zustän-digen Steueramt, um eine dafürbenötigte Urkunde ausstellen zulassen.

Dort wurde ich schikaniert undbelogen, nur um mir dieses Doku-ment nicht ausstellen zu müssen.

Dabei gibt es seit März 2003 einGesetz, daß Bürger eines Landesder Europäischen Union keineAufenthaltsgenehmigung mehrbenötigen, wenn sie in ein ande-res EU-Mitgliedsland überwech-seln.

Und anders als wir Deutschen,die es gewagt haben, Geld nachDeutschland zu überweisen, umunsere Käufe zu bezahlen, über-weisen viele Afrikaner, Rumänenund so weiter Geldbeträge vontausenden Euro pro Monat in ihreLänder. Geldbeträge, die mandurch Arbeit in den Obstplanta-

gen nicht verdienen kann (der Ta-geslohn beträgt hier 31 Euro).

Die Situation in Spanien hatsich drastisch verändert. Dadurch,daß die spanische Regierung imvorigen Jahr 800 000 Illegalehauptsächlich aus Afrika, aberauch aus Osteuropa mit spani-schen Papieren versorgt hat,herrscht jetzt Enge auf dem Ar-beitsmarkt. Denn jetzt gibt es aufeinen Schlag 800 000 mehr Mit-wettbewerber auf dem Arbeits-markt (und HunderttausendeMoslems mehr in Europa).

Von diesen werden diejenigen,die hier keine Arbeit finden, sichüber die restlichen Länder Euro-pas ergießen.

Die andere Ursache für zuneh-mende Deutschfeindlichkeit seheich in der von Amerikanern undEngländern, mit teilweiser deut-scher Unterstützung, durchge-führten antideutschen Propagan-da im Fernsehen.

Deshalb werden durch täglicheSendungen im Fernsehen überdie Zeit des Dritten Reiches, überKonzentrationslager und so wei-ter und so fort die Greuelmärchenvom bösen Deutschen wachgehal-ten.

Manche antideutschen Beiträgelaufen seit Jahren im hiesigen Ka-belfernsehen direkt als Dauersen-dungen.

Und das ist dann das Bild, dasman sich im Ausland über dieDeutschen macht.

Und wie soll sich ein Durch-schnittsspanier ein besseres Bildvon Deutschland machen? Erkennt Deutschland persönlichnicht. Und eine Urlaubsreise nachDeutschland ist kaum drin.

Auch wenn zum Beispiel dieArbeiter hier auf dem Bau Verträ-ge bekommen, in denen steht, daßsie nur 40 Stunden die Woche zuarbeiten brauchen, daß ihnen 30Tage Urlaub im Jahr zustehen undUrlaubs- und / oder Weihnachts-geld, so steht das nur auf dem Pa-pier.

Hier im Ort wird auf dem Bauin der Regel von montags bis frei-tags von 8 bis 19 Uhr gearbeitet.Die mehr geleisteten Stundenwerden nicht bezahlt.

Urlaub wird, wenn überhaupt,nur eine Woche im Jahr gewährt.Urlaubs- und Weihnachtsgeldnicht gezahlt, Arbeitsschutzklei-dung nicht oder nur sehr spärlichgewährt.

Niemand wehrt sich dagegen,weil Arbeit immer knapper wird.Weil Politiker in ganz Europa, diegut abgeschirmt von allem undgut versorgt sind, die nicht um ih-re tägliche Arbeit, ihre Existenzkämpfen müssen, immer mehrAusländer, sprich hauptsächlichaus Afrika und in der MehrheitMoslems, nach Europa hereinho-len. Und so die bestehenden Pro-bleme immer mehr vergrößern.

Daniela Behrendt, Lepe, Spanien

Schüler nach ihren Möglichkeiten fördern – Geld hat schon vor Jahren gefehltBetr.: „Tanzen in der Terrorschu-le“ (Nr 45)

Die Rütli-Schule ist nicht „die“Berliner Schule, auch in Berlin gibtes viele reizende, fleißige und liebeKinder / Schüler, aber es gibt da-neben auch andere, die uns entwe-der jetzt viel Geld oder später alsmöglicherweise Langzeitarbeitslo-se oder auch Kriminelle noch vielmehr Geld kosten werden.

Ich habe als Rektor einer Berli-ner Grundschule immer die Mei-nung vertreten, daß wir den ausdem Ausland zu uns kommendenKindern sozusagen mit offenenArmen gegenübertreten und ih-nen die notwendige Zuneigungund Hilfe zukommen lassen soll-ten, die sie brauchen. Wie sonstsollen sie ihrer neuen HeimatSympathie entgegenbringen kön-nen.

Das hat häufig nicht funktio-niert, weil zu viele Ausländer inunsere Stadt geströmt sind, sichnicht integriert haben und auchihre Kinder nicht im Schulbesuchin notwendiger Weise unterstützthaben. Auch hatte die BerlinerSchule nie das benötigte Geld, umSprachförderung in ausreichen-dem Maße zu betreiben.

Und natürlich gibt es neben un-erzogenen oder sozial geschädig-

ten Kindern aus dem Auslandauch deutsche, die uns Sorgenund Kummer bereiten. Auch fürsie haben wir keine ausreichen-den Mittel. Und natürlich habenwir auch schwach Begabte.

Sie alle in einer Klasse zu-sammenzufassen, halte ich fürfalsch. Als auch ehemaliger Leitereiner Beobachtungsklasse für er-ziehungsschwierige Schüler habeich immer wieder erlebt, daß mir

Schüler zugewiesen wurden, diein eine Klasse gekommen waren,deren Leidensfähigkeit im Ertra-gen aggressiver Schüler mit ihremZugang überschwappte. Die Kolle-gen kapitulierten und mußten sichvon den Schülern befreien, dieden anderen den Unterricht zer-störten und sie auch öfter terrori-sierten.

Wir müssen darum auch in Zu-kunft differenzieren und den

Schülern, die einer besonderenFörderung bedürfen, in Klein-gruppen und mit zusätzlichen Hil-fen die Chance geben, sich sozialeinzufügen und zu einem Schul-abschluß zu bekommen.

Alle Schüler haben das Recht, inihren Möglichkeiten gefördert zuwerden, und können erwarten, daßihnen in den Schulen des Staateskein Schaden zugefügt wird.

Dieter Pfeiffer, Berlin

BeleidigungBetr.: Alfred Biolek

In einem Interview, abgedrucktin der Zeitschrift „Funkuhr“,macht der durch seine „Kochkün-ste“ bekannte Journalist AlfredBiolek die ungeheuerliche Aussa-ge, daß ein „Großteil der Vertrie-benen nie ein so gutes Leben ge-habt hätte, wenn sie in der altenHeimat geblieben wären“. Ja, wa-rum sind sie denn nicht?

Es ist nicht nur eine furchtbareBeleidigung der noch lebendenVertriebenen und ihrer Nachkom-men, sondern auch eine Verhöh-nung der zwei Millionen Kinder,Frauen und alten Menschen, diedamals geschändet, erschossen,erschlagen wurden, ertrunkenoder verhungert sind.

Herr Biolek stellt sich mit ei-nem solchen Zitat selbst ins poli-tische Abseits.

Werner Tetzlaff, Lauenburg

Schweinestall auf Friedhof gebautBetr.: „Mein Leben im Lager141“ (Nr. 40)

Auch ich war als elfjähriger Jun-ge zusammen mit meiner Mutterund einer älteren Cousine von En-de Mai 1945 bis Ende März 1946Insasse des Lagers Nr. 141 in Bra-kupönen, Kr. Gumbinnen. Deshalbhabe ich den Artikel mit besonde-rem Interesse gelesen. Mein Vaterbefand sich zu der Zeit als Volks-sturmmann in dem berüchtigtenLager Nr. 533 in Preußisch Eylau.Nach dem Artikel hatte es Lands-mann Helmut Spies im Lager Nr.141, zumindest streckenweise,nicht schlecht gehabt. Ich habe denAufenthalt in Brakupönen in viel-fach schlechterer Erinnerung. Wirerhielten überhaupt keine Verpfle-gung. Im Sommer 1945 lebten wirdavon, was wir in den Gärten undauf den Feldern vorfanden; undwenn es nur Melde oder Brennnes-seln waren, aus denen wir „Spinat“

kochten. Das Leben im Winter1945/46 war grausam. Wir ernähr-ten uns von den Küchenabfällender russischen Soldaten oder vomStehlen eingemieteter Kartoffeln,was oft mit Lebensgefahr verbun-den war. Von etwa 1500 Personensind etwa die Hälfte an Hunger-krankheiten verstorben. Darunteram 2. Dezember 1945 auch meineCousine Hedwig Brejora geb. Ban-dilla. Die Verstorbenen wurden oh-ne Sarg auf dem Friedhof beerdigt.Im Jahre 1996 war ich nach 50 Jah-ren wieder in Brakupönen. Ichsuchte auch den Friedhof undmußte feststellen, daß die Russenauf dem Friedhofsgelände einegroße Schweinestall-Anlage gebauthaben, obwohl rundherum an an-derer Stelle genügend Platz dafürgewesen wäre. Bis heute frage ichmich, weshalb die Russen ausge-rechnet auf dem Friedhof denSchweinestall errichtet haben.

Gerd Bandilla, Erftstadt

Man muß nur Sieger sein Eine Frage der LeitungBetr.: Flüchtlinge in Dänemark

Den Leserbrief über die GenferKonvention habe ich geschrieben,weil während unserer dreimona-tigen Zeit im Stadion von Kopen-hagen nicht danach gehandeltwurde.

Alle noch geretteten Wertsa-chen wurden uns abgenommen.Das sind Fakten, die auch von an-deren Flüchtlingen belegbar sind.

Während dieser Zeit wurdenwir zum Beispiel nach der Kapitu-lation in das Außenstadion getrie-ben, „die Freiheitskämpfer“ er-schienen mit Gewehren undmachten vor uns Übungen soweitbis „Gewehr angelegt“. Wir rech-neten mit der Erschießung!

Es ist sicher, daß jedes Lagervon seiner Leitung abhängig war,nur so kann ich die positiven Be-richterstattungen werten.

Das letzte Buch von Herrn Gam-melgaard „Auf Führerbefehl in Dä-nemark“ ist aus der Sicht eines Dä-nen geschrieben. Der Hinweis seierlaubt, daß Heinz Schön ein Buch„Flucht aus Ostpreußen 1945“(Menschenjagd der Roten Armee)veröffentlicht hat mit vielen Beiträ-gen von Flüchtlingen, die in Däne-mark interniert waren. Das sind hi-storische Fakten. Es ist schon er-staunlich, daß wir uns für das, waswir erlitten haben, rechtfertigenmüssen. Danken müssen wir derMarine, die uns gerettet hat.

Margot Spitzeder, Oberursel

Betr.: „Sanktionen ohne Biß“(Nr. 42)

Das Gerangel um die Weiterver-breitung von Kernwaffen hat einlanges Vorspiel, man muß es ken-nen, will man auch Nordkorea Ge-rechtigkeit widerfahren lassen. Vorwenigen Tagen gedachten die Mas-senmedien des Nürnberger Kriegs-verbrecherprozesses vor 60 Jahren.Die USA haben aus diesem Prozeßden unheilvollen Schluß gezogen,daß jedes Kriegsverbrechen – egalmit welchen Waffen und Mittelnausgeführt – erlaubt ist und be-lohnt wird – man muß nur der Sie-ger sein. Sieger bleiben wollten dieUSA nun auch im Kalten Krieg. Da-zu mußte die UdSSR totgerüstet.,

der „Technologische Krieg“ gewon-nen werden. Man ließ sich dasAbenteuer vier Trillionen Dollarkosten. In diesen Jahren scheffeltedie US-Monopolbourgeoisie in derRüstungsindustrie märchenhafteProfite. Wer Waffen verkaufen will,der muß einen Feind vorzeigenkönnen – bis dahin war es diehochgerüstete Sowjetunion ein-schließlich ihrer Satellitenstaatenim Warschauer Pakt. Mit dem Zu-sammenbruch der UdSSR 1990war der Gegner plötzlich ver-schwunden. Doch die gigantischeamerikanische Rüstungsindustrieblieb und brauchte dringend Ab-satz. Es mußte schnell ein neuerFeind her. So erfand G. W. Bushden „internationalen Terrorismus“.

Das war seine Gegenleistung alsDank für die Rüstungslobby, denndie hatte seine Wahl mit beträcht-lichen finanziellen Mitteln erstmöglich gemacht. Terroristen sindjetzt alle, die sich den imperialisti-schen Weltmachtansprüchen derUSA nicht unterordnen wollen. DieIrak-Aggression konnte im Ver-brauch an Rüstungsgütern aller Artnur ein Tropfen auf den heißenStein der Absatzsorgen der Rü-stungsbosse sein. Bush mußtenachsetzen. Skrupellos erklärte erden Iran, Syrien und Nordkorea zuSchurkenstaaten, mit denen ernoch abrechnen wolle.

Die von Bush und seiner Cliquederart in die Barbarei geführteAußenpolitik ist der Grund, warum

die in höchster Gefahr befind-lichen Staaten atomar aufrüsten.

Die Uno hat das Vertrauen derVölker längst verloren. DiesesSteuern fressende Monstrum derTatenlosigkeit hat noch nie einenim amerikanischen Interesse lie-genden Krieg verhindert, sondernwar den USA stets wohlgefällig,wenn es um die Durchsetzung vonmassenmordenden Wirtschafts-und Hungerblockaden ging. DerIrak und Kuba sind dafür dieschrecklichsten Beispiele. Die imFadenkreuz der USA liegendenVölker haben um den Preis ihresÜberlebens endlich begriffen: Hilfdir selbst, so hilft der Gott.

Dieter Bock, Burgstall

Stimmung in Spanien wird schlechter

PA N O R A M AVI Nr. 47 – 25. November 2006

MELDUNGEN ZITATE

Zeichnung: Mohr

Bloß keine Bilanz!Warum wir »ein Jahr Merkel« nicht resümieren, warum den Angelsachsen die Preußen sofehlen, und was Motassadeq zum Lachen bringt / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Endlich Herbst, mit allemDrum und Dran! Der woll-te ja erst nicht so richtig.

Als wenn es gewußt hätte, wiestrahlend schön es einst war mitseiner WM, klammerte sich dasJahr 2006 an seine Sommerlich-keit wie eine alternde Diva an ih-re längst verwelkte Jugend.Schluß damit – die naßkalteWahrheit ließ sich nicht längerhinauszögern.

Wie jeden Herbst sind wir ge-neigt, besinnliche Rückschau zuhalten. Da trifft es sich im Grundegut, daß sich nicht bloß 2006neigt, sondern diese Woche auchdas erste Jahr Merkel. Zeit, „Bi-lanz zu ziehen“. Aber haben wireigentlich Lust dazu? Lohnt sichdas Bilanzziehen überhaupt? Wasgäbe es denn zu betrachten überdas Merkeljahr? Wahllügen, Stoi-bers „ja, äääh, nein, ääh vielleicht,ääh, doch nicht“ zu seinem Ein-tritt-Nichteintritt ins KabinettMerkel, Steuern, Gesundheit, Li-banon – wollen wir wirklich denganzen Krempel nochmal hoch-würgen und das Gekröse nach„Historischem“ durchstöbern?Lieber nicht, sonst geht es uns amEnde wie manchen Journalisten,die die Merkelzeit andächtig zur„Ära“ aufbliesen und sich damitder Lächerkeit auslieferten.

Blicken wir lieber in die weiteWelt, auf die großen Strömungen,die das Leben im Innersten be-wegen. Da hat sich nämlich aller-hand getan. Es ist nicht lange her,daß Experten die „Virtualisie-rung“ aller Bereiche unseres Da-seins diagnostizierten. Wo Men-schen sich oft nur noch per Inter-net kennten, an „Telearbeitsplät-zen“ vereinsamten und in derFreizeit in digitale Scheinweltenflüchteten, da gehe alles Wirkli-che nach und nach verloren. Alserste würden die fanatischenComputerkinder von der „Virtua-lisierung“ aus der natürlichen Re-alität gerissen. Bald würden wiruns aber alle elektronische Hüteaufsetzen, die in unseren Hirnendie gewünschten Gefühle auslö-sten und damit alle Erfahrungensimulieren könnten.

In dem Film „Matrix“ wurde dieZukunftsvision einer vollends vir-tuellen Welt auf die Spitze getrie-ben: Dort ist die Erde eine Trüm-merwüste, aber die Menschen ha-ben einen Knopf im Kopf, der sie

glauben macht, alles sei in wun-derbarer Ordnung.

Gruselig, nicht wahr? Aber wiees mit Zukunftsvisionen nunmalist, sie sind – bestenfalls intelli-gente – Spinnereien. Das richtigeLeben bricht sich seine Bahnschon selber. So erkannten wirdieser Tage, daß das Leben derTeenager gar nicht in die „virtuel-le Welt“ entschwunden ist, son-dern daß manche von ihnen dortnur mal vorbeischauen, um sichneue Vorbilder und Handlungsan-weisungen zu holen, die sie dannin der Wirklichkeit ihrer Schuleausleben: Einer lief nun Amokund schockte uns ziemlich. Sohatten wir uns das nicht gedacht.Alle waren sicheinig: Es muß et-was geschehen!

Gut, daß kurzvor Jahresendedie Steuermittelfür Projekte ge-gen Rechtsradi-kalismus nocheinmal aufge-stockt wordensind und ihr weiterer Abfluß dau-erhaft gesichert wurde. Das hatzwar mit der Gewaltwelle, die ausdem Rechner schwappt, rein garnichts zu tun. Aber immerhin: „Eswird etwas getan!“

Die Behauptung, solch Compu-termüll verderbe die Jugend, istohnehin problematisch. Wäre dasso, träfe dies ja auch auf gewalt-und kriminalitätsverherrlichendeMusik zu wie den „Gangsta-Rap“.Das ist diese Stammelmusik, inder tätowierte Muskelmänner mitUnterschicht-Aura ihre ganz eige-ne Meinung vom staatlichen Ge-waltmonopol kundtun. Für Linkesind sie die Stimme der „sozialBenachteiligten“ und daher vonjedem Verdacht frei, die Jugend zuverwerflichen Taten zu animieren.Wer sie zensieren will, „der ver-drängt die soziale Wirklichkeit“,in der „Gewalt nunmal zum Alltaggehört“. Und daran ist die Gesell-schaft schuld und nicht das bruta-le Computerspiel oder der gewalt-besingende Rapper. Also muß dieGesellschaft das auch ausbaden,so das scharfe Urteil der „sozialSensibilisierten“.

Allerdings haben die Sensibili-sierten keine Lust aufs Mitbaden,ein ärgerlicher Widerspruch, andem sich gemeine Kritiker von

rechts immer wieder gern hoch-ziehen. Nichts ist schmerzhafterals die Erfahrung, daß einem dieeigenen Widersprüche auf die Fü-ße fallen.

Briten und Amerikaner müssenda gerade durch. Nach dem Zwei-ten Weltkrieg haben sie den Deut-schen mit aller pädagogischenMacht des Befreiers jedwede Nei-gung zum Kriegführen propagan-distisch aus dem Hirn gewaschen.Quell des deutschen Militärgei-stes war Preußen, das deshalb ge-rechterweise weg mußte mit al-lem, was geistig dranhängt, so Bri-ten und Amis damals. Heute be-klagen sie sich jeden Tag lauterüber die entsetzlich lang anhal-

tende Wirkungdieser pazifisti-schen Läute-rung. Bis zumHals im südaf-g h a n i s c h e nDesaster rufenBriten, Amerika-ner und Kana-dier verzweifeltnach den Preu-

ßen und bekommen statt dessenFranz Josef Jung, der ihnen mitschleimweichen Erklärungen je-desmal durch die blutigen Fingerglitscht.

Die deutsche Linke weist solcheHilferufe mit dem Hinweis zu-rück, daß wir aus der Geschichtegelernt hätten (was man uns ge-lehrt hat), deshalb keine Militari-sten mehr seien und unsere Mis-sion daher darin sähen, die Mäd-chenschule von Masar-i-Scharifzu renovieren.

Geschichtsbewußte Deutschebreiten derweil genüßlich diejahrzehntelange Preußenhatz derAngelsachsen aus – erst Preußen,das Rückgrat und das SchwertDeutschlands, austilgen und sichdann wundern, daß den Deut-schen beides fehlt! Und dannwird unter teuflischem Grinsenaufgezählt: Daß das heutige, an-gelsächsisch dominierte Kanadavon den Preußen in Schlesien er-kämpft wurde, daß die US-Armeevon einem Preußen und nachpreußischen Vorbild aufgebautwurde und daß der große Wel-lington ins belgische Gras gebis-sen hätte ohne die Preußen. Alsobeklagt euch nicht, daß ihr inKandahar jetzt so allein seid. Sowäre es schon viel früher gekom-

men, wenn eure Vor-Vorfahren ge-nauso bescheuert gewesen wärenwie eure Vorfahren. Ein billigerTriumph, zugegeben. Aber gehalt-voller waren die anglo-amerikani-schen Argumente gegen den„preußisch-deutschen Milita-rismus“ auch nicht.

Kenner der Materie erwartenallerdings, daß Berlin seine Wei-gerung nicht lange durchhaltenwird. Also dürften deutsche Trup-pen irgendwann doch noch inden Krieg mit den Taliban Südaf-ghanistans ziehen müssen. Bis da-hin sollten sie die Erfahrungenfrüherer deutscher Generale mitdem Zweifrontenkrieg büffeln, diewerden sie nötig haben: Auf dereinen Seite die Taliban, die fana-tisch und mit allen Tricks auf dieDeutschen losgehen werden.

Auf der anderen die noch grau-samere, perfidere Macht, die beierster Gelegenheit mit tatarischerHärte über die Soldaten kommenwird: Wir, die deutschen Medienund unsere Bundestagsschwätzer.Während der Schädelaffäre habenwir bereits alle unsere Machetengeschärft und wollen Blut sehen.

Sobald das erste Kind, die ersteFrau oder sonstwer, der nicht mitVornamen „Talib“ heißt, insSchußfeld der Bundeswehr gera-ten ist, schlagen wir los: „Deut-sche Soldaten töten unschuldigeZivilisten!“, johlen wir dann vonVerzückung geschüttelt, und imBundestag werden sich alle, de-nen ihre Karriere am Herzen liegt,von den „unerträglichen Bildern“distanzieren und „schonungsloseAufklärung“ verlangen. Danachist Nacht der langen Messer inden Offiziersstäben in Afghani-stan. Die Köpfe werden plumpsenwie im Paris der 1790er Jahre. Eswird ein Fest! Vielleicht lassensich auch noch ein paar Begleit-skandale auftreiben in der Preis-klasse „Rommel-Palme an KSK-Autotür“. Reicht ja schon ein Re-krut, der im Zelt heimlichMarschmusik hört oder das Bildeines preußischen Generals ver-steckt (Kriegsverherrlichung!).Wir sind mit allem zufrieden.

Daß wir Erfolg haben werden,scheint nach den jüngsten Erfah-rungen sicher. Vielleicht ist esdas, was dem braven Mounir al-Motassadeq immer so ein mildesLächeln aufs Gesicht zaubert: Erkennt seine Deutschen.

Die »virtuelle Welt«verändert unser

Leben – nurirgendwie anders,

als gedacht

Von Gipfeln und Höhepunkten

Voll Hoffnung reisten, toi-toi-toi,die Staatenlenker nach Hanoi –pazifisch nennt man diesen Raum,denn pazifistisch ist er kaum.

Es sollte um die Wirtschaft gehn,doch schien es dann sich mehr zudrehnum Kim-Il-Schurk und sein Atom,schon fast ein zweitesGolf-Syndrom.

Na immerhin gab Schorsch dabeiden Weg für Freund Wladimir frei:Der darf jetzt in die We-Te-Ohund ist darüber herzlich froh.

Zum Abschluß traten zwecksApplausnoch alle auf den Laufsteg raus –im Viet-Einheits-Nachthemd gar,was ungemein verbindend war.

Die Damen trugen Viet-Hut,seit alter Zeit bewährt und gutzur Unterscheidung desGeschlechtsselbst in der Hitze des Gefechts.

Und Onkel Ho – vor Publikumim Mausoleum steif und stumm –hat insgeheim sich krumm gelacht,denn sowas hätt’ er nie gedacht!

Pannonicus

ZUR PERSON

Fritz WaltersGegenspieler

Dank desgroßen Ju-

biläumstrubelsvor zwei Jahrendürf te inzwi-schen se lbs tDeutschlandsNachgeborenen

das „Wunder von Bern“ ein Begriffsein. Doch wo viel Licht ist, da istauch viel Schatten, und so wunder-bar der Ausgang des Finales derFußballweltmeisterschaft 1954 fürdie Deutschen war, so enttäu-schend war er für die Ungarn. DieFavoritenrolle der sogenannten„Goldenen Elf“ war eindeutig, unddas nicht zuletzt wegen deren Ka-pitän, Ferenc Puskás.

Der Budapester kam 1927 alsSohn eines Fußballspielers und-Trainers zur Welt. Sein Vater er-kannte sein Talent und förderte es.Bereits wenige Monate nach Endedes Zweiten Weltkrieges begann erfür die ungarische Nationalmann-schaft zu spielen. Ab dem 14. Mai1950 blieben die von ihm geführ-ten Nationalkicker in 32 Pflicht-spielen ungeschlagen. Sie gewan-nen 1952 olympisches Gold undbei der WM 1954 in der ersten Be-gegnung mit den Deutschen 8:3.Auch das Finale ließ sich mit einer2:0-Führung – das erste Tor schoßPuskás – gut an. Dann kam die Du-sche aus drei Gegentoren, welchedie Niederlage brachte.

So gefeiert die Deutschen von ih-rem Staat wurden, so verdammt dieUngarn. Insofern wundert es nicht,daß Puskás wie andere Spieler der1954er Elf nach dem Ungarnauf-stand 1956 im Ausland ihr Glücksuchten. Er fand es in Spanien, des-sen Bürger er 1961 wurde. Mit RealMadrid feierte er viele sportlicheErfolge, bis er 1963 als aktiver Spie-ler aufhörte. Es folgte eine kaumweniger erfolgreiche Trainerkarrie-re. Nach dem Ende des Sowjetkom-munismus erfuhr er auch seitensdes offiziellen Ungarn die Achtungund Anerkennung, die er interna-tional schon längst genoß. DiesenMonat erlag der Sportler in seinerungarischen Heimat einer schwerenLungenentzündung. Manuel Ruoff

Ralf Dahrendorf, deutsch-bri-tischer Sozialforscher und Mit-glied des Britischen Oberhau-ses, wundert sich in der „NeuenZürcher Zeitung“ vom 16. No-vember über den Umgang derDeutschen mit ihrer Geschichte:

„Manchmal könnte es schei-nen, als würde das Naziregimedoch noch zum Tausendjähri-gen Reich. Mittlerweile sind seitdem katastrophalen Ende des,Dritten Reiches‘ im Mai 1945mehr als fünfmal soviele Jahrevergangen, wie Hitlers Herr-schaft gedauert hat, doch istkein Ende des öffentlichenInteresses an jener Zeit abzuse-hen … Was bei alledem zu kurzkommt, ist der Reichtum derdeutschen Geschichte. Darf mandavon in Deutschland nicht re-den?“

Berlins Ex-Kultursenator Tho-mas Flierl resümiert seine Ent-lassung durch den RegierendenBürgermeister Klaus Wowereitin der „Berliner Zeitung“ vom15. November:

„Ich habe das Amt auch alsExperiment am eigenen Leib er-lebt. Leute wie mich hält das po-litische System offenbar nur ei-ne Legislaturperiode lang aus.Mir war schon irgendwie klar,was passiert, aber ich wollte mirauch ansehen: Wie machen siees denn? Wie läuft der Prozeßab, in dessen Folge ich gehenmuß? Das ist doch interessant,so als Experiment.“

Die „Süddeutsche Zeitung“vom 21. November sieht hinterden Klagen über die angeblichmangelnde Solidarität der Deut-schen in Afghanistan eine ge-fährliche Propagandafinte derAlliierten:

„Die Stimmungsmache gegendie Deutschen hat wenig mit de-ren Bündnistreue, aber umsomehr mit der wachsenden Angstder Nato zu tun, sich in Afgha-nistan übernommen zu haben.So sehen die gereizten Angriffeauf Berlin verdächtig nach derVorbereitung einer Dolchstoßle-gende aus.“

Hamburg-Hymnestrafbar?

Hamburg – Wegen Singens desHamburgliedes, der offiziellenLandeshymne der Hansestadt, hatder Staatsschutz ein Strafermitt-lungsverfahren gegen die Bur-schenschaft „Germania Ham-burg“ eingeleitet. Wegen linkerStörer vor dem Haus der Verbin-dung aufgezogene Polizisten deu-teten den Refrain der Hymne,„Heil über dir, Hammonia!“, alsverfassungsfeindliche Äußerung.

Briten wollenkonsequenterabschieben

London – Um illegale Einwan-derer konsequent abschieben zukönnen, hat die britische Regie-rung das dafür vorgesehene Bud-get auf umgerechnet 450 Millio-nen Euro verdoppelt sowie einBürgertelefon freigegeben – dieBriten sollen anonym verdächtigeAusländer melden. In Großbritan-nien leben zirka 500 000 illegaleEinwanderer, allein 400 000 Zu-wanderer sind 2005 auf die Inselgekommen. Die neue Politik be-deutet einen radikalen Kurswech-sel der Labour-Regierung.


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